DUHwelt 2/2007

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DUH welt DAS MAGAZIN DER DEUTSCHEN UMWELTHILFE 2 2007 Wale und Delfine im Mittelmeer 14. bis 16. September: Fokus Natur am Bodensee „Marshallplan“ für deutsche Autoindustrie 10 Jahre Lebendige Elbe

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Aus dem Inhalt: •10 Jahre Lebendige Elbe •Wale und Delfine im Mittelmeer •14. bis 16. September: Fokus Natur am Bodensee •"Marshallplan" für deutsche Autoindustrie

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1welt 2/2007DUH

DUHweltDAS MAGAZIN DER DEUTSCHEN UMWELTHILFE

22007Wale und Delfine im Mittelmeer

14. bis 16. September: Fokus Natur am Bodensee„Marshallplan“ für deutsche Autoindustrie

10 Jahre Lebendige Elbe

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DUH AKTUELLSeennetzwerk „Living Lakes Italia“ gegründetIllegale Exporte von ElektroschrottWoche der Umwelt beim Bundespräsidenten

IM BLICKPUNKTDas Prinzip Energieintelligenz

LEBENDIGE ELBEZehn Jahre Lebendige ElbeZehrengraben wird wieder frei fließen

LEBENDIGE FLÜSSEKlimawandel verändert FlusslandschaftenNeu im Fluss-Netzwerk: Lebendige NaheNeue Chance für den Oberrhein?

„UNBEKANNTE“ TIERARTENTaubenschwänzchen: Flug erinnert an Kolibris

HAND IN HAND-FONDSDas wahre Gold der Inkas

DUH MARKT

GLOBAL NATURE FUNDWale und Delfine im MittelmeerMangrovenwald schützt Küstenbewohner

UMWELT ERLEBENFokus Natur – Erlebnismesse am Bodensee

NATURSCHUTZFeuchtwälder in DeutschlandIm Aufwind: der Seeadler

ENERGIE UND KLIMASCHUTZGeheimnisvolles AKW BrunsbüttelGrüne Energie in Städten und Gemeinden

VERKEHR„Marshallplan“ für Autobauer

KREISLAUFWIRTSCHAFTKurzfilmpreis pro Mehrweg

DUH INTERNDer Regionalverband Nord der DUH

Zeitschrift für Mitglieder und Fördererder Deutschen Umwelthilfe e.V.Herausgeber: Deutsche Umwelthilfe e.V.,Fritz-Reichle-Ring 4, 78315 Radolfzell,Tel.: 07732/99 95-0, Fax: 07732/99 95-77http://www.duh.de, E-Mail: [email protected].: Rainer Baake, Jürgen ReschRedaktion: Melanie Reimer, Jutta Kochendörfer,Prof. Dr. Gerhard Thielcke, Michael HadamczikGestaltung: Claudia KunitzschDruck: Wachter GmbH, BönnigheimAnzeigen: Michael Hadamczik; es gilt die Anzeigenpreisliste 2007Verlag und Vertrieb: DUH Umweltschutz-Service GmbH,Fritz-Reichle-Ring 4, 78315 RadolfzellSpendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft Köln(BLZ 370 205 00) 8 190 002Gedruckt auf 100 % Recycling-PapierFotos: Titelseite: Taubenschwänzchen, A. Rößler; S. 3: BUND Berlin; S. 4: GNF; S. 5:DBU-Bildarchiv, Fotograf Peter Himsel (o, m), S. Holzmann; S. 6: pixelio.de; S. 7: StadtMünster; S. 8/9: K. Knuffmann/Gruner + Jahr, pixelio.de; S. 10: E. Krüger, O. Hahn (u);S. 11: E. Krüger; S. 12, 14: pixelio.de; S. 15: R. Michalski, NABU Bad Kreuznach; S. 16:G. Fiedler; S. 17: F. Neuschulz; S. 18/19: pixelio.de; S. 20: HAND IN HAND-Fonds;S. 22/23: G. Hau/GOB; S. 24/25: GNF; S. 26: Bodensee-Stiftung(o), pixelio.de (u); S.28:Bodensee-Stiftung, F. Neuschulz; S. 29: F. Neuschulz; S. 30: DUH (außen), The KobeShimbun (Mitte); S. 32: Dr. P. Wernicke; S. 33: Vattenfall; S. 34: pixelio.de, BioEnergieSteinfurt GmbH &Co.KG; S. 36: Emilie-Heyermann-Realschule Bonn (l), J. Resch (r);S. 38: Kisorsy Fotografie; S. 39: DUH Nord; S. 40: pixelio.de

InhaltAuf ein Wort...

IMPRESSUM

Prof. Dr. Harald KächeleBundesvorsitzender Deutsche Umwelthilfe e.V.

Liebe Leserinnen und Leser,

die Welt schaut auf Dresden und die Elbe. Ein anderer Anlass wäreuns lieber, aber immer noch stellt sich die Frage: Behalten die Dresd-ner Elbauen nun den Titel Weltkulturerbe oder macht die Wald-schlösschenbrücke einen Strich durch diese Rechnung? DieUNESCO hat die Entscheidung erst einmal vertagt. Wiedervorlageim Herbst.

Es gibt auch Erfreulicheres zu berichten. Im April feierten wir –einige hundert Kilometer elbabwärts - gemeinsam mit Gruner +Jahr in Hamburg das zehnjährige Jubiläum der „Lebendigen Elbe“.Wir danken dem Verlagshaus für die kontinuierliche Förderung undausgezeichnete Zusammenarbeit.

Zurück nach Dresden und weiter zum Klima: Im Frühjahr führte dieElbe bei Dresden – untypisch für die Jahreszeit - extrem wenigWasser. Zu wenig für die traditionelle Dampferparade. Hätten nichttschechische Stauseen mit Wasser ausgeholfen, wäre die Paradeauf Grund gelaufen. Der Klimawandel verändert unsere Flussland-schaften – eines der Themen dieser DUHwelt.

Die Deutsche Umwelthilfe belässt es nicht bei der Klage über denKlimawandel. Wir machen Vorschläge, wie Deutschland konkretetwas unternehmen kann: Fünf Maßnahmen, die die Lücke zwi-schen Absichtsbekundungen der großen Koalition und tatsächlichemHandeln schließen können.

In der Mitte des Heftes finden Sie diesmal den Bericht über dieDUH-Naturschutzprojekte 2005/2006. Ich danke allen Spendern undPaten, die uns diese vielfältige Arbeit möglich machen!

Zum Schluss ein Veranstaltungstipp: Lassen Sie sich die „FokusNatur“ nicht entgehen! Einmalig in Deutschland ist diese Naturer-lebnismesse, die Mitte September erstmalig ihre Pforten in Radolf-zell am Bodensee öffnet.

Wir hoffen, Sie im Spätsommer dort begrüßen zu können.

Ihr

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Heftpreis: € 1,50 Juli 2007

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DUH AKTUELL

Ausschreibung:12. DUH-Umwelt-Medienpreis

■ 2007 vergibt die Deutsche Umwelt-hilfe zum zwölften Mal den DUH-Umwelt-Medienpreis für herausra-gende journalistische und schriftstel-lerische Leistungen im Themenfeld„Erhaltung der natürlichen Lebens-grundlagen“.

Der Preis geht an Journalisten, Fil-mer, Redakteure, Umweltgruppen,Autoren und Verleger, die in beispiel-hafter Weise das Bewusstsein für Um-weltgefahren schärfen, umweltbezo-gene Fragen lösungsorientiert dar-stellen oder Umwelt- und Naturthe-men publikumsgerecht vermittelnund Handlungsanreize schaffen.

Preisvorschläge nehmen wir bis zum31. August 2007 in der Bundesge-schäftsstelle der Deutschen Umwelt-hilfe e.V., Fritz-Reichle-Ring 4, 78315Radolfzell, formlos entgegen.Mehr Informationen: wwwwwwwwwwwwwww.duh.de.duh.de.duh.de.duh.de.duh.de

■ Die Living Lakes-Familie ist in vielenLändern und auf allen Kontinenten derErde zuhause. Jetzt wurde das nationaleSeennetzwerk Italia aus der Taufe ge-hoben.

Das Erfolgskonzept von Living Lakesmacht Schule. Koordiniert von den Part-nern am Lago Trasimeno haben sichInstitutionen an den Seen Bolsena, Gar-da, Piediluco und Maggiore und natür-lich Trasimeno am 15. Juni im Rahmender Sport-Umwelt-Konferenz zum Netz-werk „Living Lakes Italia“ zusammen-geschlossen. Die Einrichtung des Netz-werkes soll die Zusammenarbeit zwi-

■ Offenbar wird über den HamburgerHafen Elektroschrott – offiziell deklariertals Handelsware – illegal aus Deutsch-land in Entwicklungs- und Schwellen-länder exportiert. Die DUH hatte ent-sprechende Hinweise erhalten unddaraufhin die Wasserschutzpolizei umUnterstützung gebeten. Bei Recherchenvor Ort im Hamburger Hafen hattenDUH-Mitarbeiter sodann per Film undFoto für den Export vorgesehene Schiffs-container dokumentiert, die mit ge-brauchten, zum Teil bereits offensicht-lich nicht mehr funktionstüchtigen Elek-trogeräten gefüllt waren.

Der Export von Elektroschrott in armeLänder ist – anders als die gesetzlich vor-geschriebene umweltgerechte Entsor-gung – ein lukratives Geschäft für die

DUH ist illegalen Exporten von Elektroschrott auf der Spur

Exporteure und oftmals mit erheblichennegativen Folgen für die Gesundheit derMenschen und die Umwelt in Afrikaund Asien verbunden.

Die DUH war an den zuständigen Ham-burger Umweltsenator Axel Gedaschkoherangetreten und hatte ihn von den fest-gestellten Zuständen im HamburgerHafen unterrichtet. Der Umweltsenatorwiegelte ab, es habe sich um Handels-ware gehandelt. Auf die Ausführungender DUH, in Anbetracht der Beschädi-gungen, der fehlenden Verpackung etc.könne es sich schwerlich um Handels-ware handeln, zumindest wären weiter-gehende Erkundungen der Umweltbe-hörde erforderlich, ging Gedaschkonicht näher ein. Er verwies stattdessenauf die Zuständigkeit der Empfängerlän-

Nationales Seennetzwerk„Living Lakes Italia“ gegründet

schen den Mitgliedern erleichtern undorganisatorische Aufgaben auf verschie-dene Schultern verteilen.

Als weiterer Höhepunkt der Veranstal-tung durchschwamm der berühmte spa-nische Schwimmer Carlos Peña dengesamten Trasimeno See in sieben Stun-den. Global Nature Fund und Boden-see-Stiftung wollen den engagiertenUmweltschützer dafür gewinnen, auchden Bodensee zum Auftakt für die Na-turbeobachtungsmesse „Fokus Natur“zu durchschwimmen.

der. Anscheinend wird die Verantwor-tung der Versandstaaten zur Verhinde-rung illegaler Abfallexporte nach deminternationalen Baseler Übereinkom-men und der EU-Abfallverbringungsver-ordnung in Hamburg grundlegend miss-verstanden.

Als „rücksichtsloses FehlverhaltenDeutschlands“ kritisierte DUH-Bundes-geschäftsführer Jürgen Resch die an-scheinend weit verbreitete Praxis desWegsehens und Nicht-Handelns. DieRechercheergebnisse der DUH stießenim Juni dann auch auf reges Medienin-teresse. Das Hamburger Abendblatt, DerSpiegel, der Deutschlandfunk und vieleweitere Medien berichteten ausführlichüber die Kritik der DUH-Experten.

Lago Trasimeno.

Carlos Peña und Marion Hammerl,Präsidentin des Global Nature Fund.

Unterstützt von:

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DUH AKTUELL

Etappensieg beiFeinstaub-Klage

■ Die DUH unterstützt seit mehrerenJahren die Klage eines Münchener Bür-gers gegen zu hohe Feinstaubbelastun-gen in München. Am 29. März 2007hat das Bundesverwaltungsgericht inLeipzig nunmehr in dem Verfahren ge-gen den Freistaat Bayern (Az. 7 C 9.06)in dritter Instanz deutlich gemacht, dassBürgerinnen und Bürger, die an starkbefahrenen Straßen leben, bei Untätig-keit von Ländern und Kommunen nichtlänger rechtlos bleiben dürfen. Die Tat-sache, dass es möglicherweise erhebli-cher Anstrengungen bedarf, um die Ein-haltung der Feinstaubgrenzwerte si-cherzustellen, rechtfertige – so dashöchste deutsche Verwaltungsgericht -keine Untätigkeit. Das Gericht erteilteder Argumentation Bayerns, die Fein-staubgrenzwerte seien bloße „Vorsor-gewerte“ und würden keine Schutz-ansprüche begründen, eine klare Ab-sage.

Hauptverursacher einer Feinstaubbe-lastung in Städten werde in der Regelder Straßenverkehr sein. In Fällen die-ser Art könne die zuständige Straßen-verkehrsbehörde die Benutzung be-stimmter Straßen beschränken oderverbieten und den Verkehr umleiten.Dieses Ermessen werde im Falle mögli-cher Gesundheitsbeeinträchtigungen,wie sie von hohen Feinstaubbelastun-gen ausgehen können, zu einer Pflichtder zuständigen Behörde zum Han-deln, heißt es in dem Beschluss vom29. März. Außerdem seien von denStädten und Kommunen zwingendbereits bei drohender Überschreitungder maßgeblichen Grenzwerte Akti-onspläne zur Minderung der Fein-staubbelastung aufzustellen.

Die Frage, ob der einzelne Bürger dieAufstellung eines solchen Planesgegebenenfalls vor Gericht durchsetzenkann, hat das Bundesverwaltungsge-richt jetzt dem Europäischen Gerichts-hof vorgelegt. Mit diesem Vorlagebe-schluss hat das Gericht die grundsätz-liche Bedeutung des Schutzes der Bür-gerinnen und Bürger in Europa vorFeinstaubimmissionen deutlich ge-macht.

Woche der Umweltbeim Bundespräsidenten■ Der Bundespräsident lud Anfang Junizur „Woche der Umwelt“ in den Parkseines Amtssitzes „Schloss Bellevue“ inBerlin. Fast 12.000 Besucher sahen, was187 Aussteller in der weißen Zeltstadtan Neuheiten präsentierten und 300Experten in 75 Gesprächs- und Diskus-sionsforen zur Lösung der drängendenFragen im Umwelt- und Naturschutz anVorschlägen zu bieten hatten.

Die DUH war mit zwei Ständen vertre-ten. Im zentralen Umweltcafé, das wirgemeinsam mit unseren Partnern Saecound Rapunzel Naturkost AG betrieben,sammelten wir Spenden für unsereRegenwaldprojekte.

An einem weiteren Stand präsentiertedie DUH ihre Projekte zu Verkehr undKreislaufwirtschaft. Außerdem stelltenwir drei neue Initiativen für Luftrein-haltung und Klimaschutz im Straßenver-kehr vor.

Abschied von Dr. Justus OertnerMit Dr. Justus Oertner, dem Mitbegründer, Vorstandsmitglied und Geschäftsfüh-rer des NABU Sachsen verliert die Deutsche Umwelthilfe einen langjährigenPartner, mit dem sie vertrauensvoll und erfolgreich zusammen gearbeitet hat.Er ist nach langer schwerer Krankheit vor einigen Wochen verstorben.

Gemeinsame Projekte wie die Trossiner Teiche oder die Lebendige Flöha wärenohne das Engagement und die Einsatzbereitschaft von Dr. Oertner niemalsumzusetzen gewesen. Wir werden ihn als freundlichen und zuverlässigen Men-schen mit außergewöhnlicher Persönlichkeit und Charakterstärke sehr positivin Erinnerung behalten.

v.l.: Jürgen Resch, Eva Lauer (beide DUH), Frank Wolf (Obrist Engineering)und Dr. Wolfgang Plehn (Umweltbundesamt) beim Fachforum „Luftreinhaltungund Klimaschutz im Verkehr“.

Bundespräsident Horst Köhler undKathrin Jung (Saeco).

Michael Hadamczik und Agnes Sauter(beide DUH) überreichen CorneliaSzyszkowitz (T-Mobile, Mitte) positiveStimmen zum Handy-Recycling.

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IM BLICKPUNKT

■ Die Zeit drängt. Der globale Klima-wandel schreitet schneller voran als vonden Wissenschaftlern angenommen.Die Bundesregierung formuliert ambiti-onierte Ziele im Klimaschutz, ergreift je-doch nur zögerlich Maßnahmen zu ih-rer Umsetzung. Deshalb unterbreitet dieDeutsche Umwelthilfe für fünf Schlüs-selbereiche eigene, kurzfristig umsetz-bare Vorschläge für mehr Energieeffizi-enz in Deutschland.

Die Große Koalition hat bereits in ihremKoalitionsvertrag aus dem Herbst 2005das ehrgeizige Ziel formuliert, die Ener-gieproduktivität in Deutschland – alsodas Verhältnis von Bruttoinlandsprodukt(BIP) zum Primärenergieverbrauch – bis2020 (gegenüber 1990) zu verdoppeln.Allerdings fehlen zur Stunde noch kon-krete Maßnahmen, wie das selbst ge-setzte Ziel erreicht werden kann.

Bis 2006 hat sich die Energieprodukti-vität gegenüber 1990 nicht einmal umein Drittel erhöht. Konsequent umgesetztund um weitere Maßnahmen, insbe-sondere im Bereich der Industrie, er-gänzt, wäre das von der DUH vorge-schlagene Maßnahmenbündel geeig-net, diese Lücke zu schließen.

1. EnergetischeGebäudesanierung

Befund: Mit einem Anteil von über 30Prozent am gesamten Verbrauch stelltder Energiebedarf für die Gebäudehei-zung und Warmwasserbereitung sogarden der Industrie und des Verkehrs inden Schatten! Deshalb bietet die ener-getische Gebäudesanierung – im we-sentlichen Wärmedämmung und effizi-ente Heizungs- und Warmwasseranla-gen – enorme Einsparpotenziale. DerAnreiz für die energetische Sanierungvon Mietwohnungen ist chronisch un-terentwickelt, weil nicht der Eigentümer(=Vermieter) die Heiz- und Warmwas-serkosten trägt, sondern der Mieter.

DUH-Vorschlag: Für Mietgebäudewerden Stichtage festgesetzt, zu denenden Mietern nur noch die Heiz- undWarmwasserkosten eines gleicharti-gen, sanierten Gebäudes als Nebenkos-ten in Rechnung gestellt werden dür-fen. Darüber hinaus anfallende Kostenträgt von diesem Zeitpunkt an der Ver-mieter. Nach Investitionen darf derVermieter im Gegenzug die Kaltmieteangemessen erhöhen.

2. Kennzeichnung inEnergieeffizienzklassen

Befund: Die 1992 von der Europäi-schen Union durchgesetzte Kennzeich-nungspflicht für Elektrogroßgeräte(Waschmaschinen, Kühlschränke...),Raumkühlgeräte und Lampen in Effizi-enzklassen kommt über das relativ engeProduktsegment nicht hinaus. Außer-dem fehlt eine Dynamisierungsklausel,

Das Prinzip EnergieintelligenzFünf Vorschläge für mehr Energieeffizienz in Deutschland

Energieintelligenz hilft Flüssen...

...und der Landwirtschaft.

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IM BLICKPUNKT

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die sicherstellt, dass der energetischeModernisierungsprozess weitergeht,wenn ein Großteil der Geräte die besteEffizienzklasse erreicht hat.

DUH-Vorschlag: Die Kennzeichnungin Energieeffizienzklassen muss künf-tig für alle energieverbrauchendenGeräte bis hin zu Pkw nach dem bishe-rigen Muster – der farbigen Effizienz-klassen-Balkendarstellung – verbindlichwerden. Gleichzeitig müssen sich dieEffizienzklassen in regelmäßigen Ab-ständen am jeweils besten verfügbarenProdukt automatisch ausrichten. Zu-dem soll, wie bei Kühlschränken bereitsheute eingeführt, ein automatischesVerkaufsverbot für Produkte erfolgen,die um mehr als drei Effizienzklassennach unten abweichen. Solch eine Kenn-zeichnung ermöglicht energetisch be-wusste Kaufentscheidungen.

entieren. Die Orientierung an der Fahr-zeugfläche soll sowohl für die Energie-kennzeichnung in Effizienzklassen gel-ten als auch für die Festlegung von ver-bindlich einzuhaltenden Höchstver-bräuchen. Die Mindeststandards die-nen gleichzeitig als Grundlage für steu-erliche Förderungen oder Strafsteuern,die sich an der Höhe des CO2-Aussto-ßes orientieren.

4. Überwachung vonEffizienzregelungen

Befund: Die EU-weit vorgeschriebenenRegelungen zur Darstellung der Energie-effizienz sind in Deutschland – sieheoben – nur in wenigen Segmenten an-spruchsvoll in nationales Recht umge-setzt worden. Sie werden zudem mise-rabel überwacht – wenn überhaupt.Vielerorts verzichten die für den Geset-zesvollzug zuständigen Länder sogardarauf, zuständige Behörden überhauptzu benennen. Deshalb hat die DUH imFall offen fehlerhafter Kennzeichnungvon Elektrogroßgeräten oder von Pkwdie entsprechenden Unternehmen ab-gemahnt und notfalls auch vor Gerichtgegen die Nichteinhaltung oder man-gelnde Umsetzung der Kennzeich-nungspflichten geklagt.

DUH-Vorschlag: Bundes- und Landes-regierungen sollen endlich flächen-deckend Behörden benennen, die fürdie Überwachung der Energiekenn-

3. Effizienzeinstufungvon Pkw

Befund: Pkw mit besonders hohen CO2-Emissionen werden als Firmen- bzw.Dienstwagen einzigartig nur in Deutsch-land mit bis zu 49 Prozent Steuerrück-zahlung massiv subventioniert. In ab-soluten Werten ist die Subvention umsohöher, je größer der CO2-Ausstoß desjeweiligen Fahrzeugs – damit schafftDeutschland gezielt Kaufanreize für Kli-makiller-Pkw.

DUH-Vorschlag: Die Effizienzkenn-zeichnung von Pkw muss sich künftigan der Grundfläche der Fahrzeuge ori-

zeichnung zuständig sind. Es kann aufDauer nicht sein, dass der Staat die Ein-haltung von ihm selbst geschaffenerGesetze nicht durchsetzt und auf eineÜberwachung verzichtet.

5. Kraft-WärmekopplungBefund: Die Kraft-Wärme-Kopplungführt in Deutschland ein Schattendasein.Dabei ist die kombinierte Erzeugung vonStrom und Wärme in Kraftwerken in derLage, den CO2-Ausstoß gegenüber kon-ventionellen Kondensationskraftwerkenenorm zu senken und die Brennstoffedeutlich besser auszunutzen.

Der größte Heizwärmebedarf konzen-triert sich in den Ballungszentren. Er wirdoft jedoch nicht mit Kraft-Wärme-Kopp-lung erschlossen, weil bestehende Ge-bäude bereits über Heizungsanlagenund Warmwasserversorgung auf Basisvon Erdgas, Öl, Kohle oder Strom verfü-gen.

DUH-Vorschlag: Ab 2010 werden Ei-gentümer von Gebäuden, deren Hei-zungs- und Warmwasseranlagen ausAlters- oder anderen Gründen erneu-ert werden müssen, zum Anschluss anWärmenetze verpflichtet. Bei den üb-rigen Gebäuden greift die Anschluss-pflicht nach Ablauf der Amortisations-zeit der bestehenden Anlagen. Städteund Gemeinden werden verpflichtet,Gebiete auszuweisen, die an Wärme-netze angeschlossen werden sollen.

Vorbildliche Klimaschutzmaßnahme: Gas- und Dampf-Heizkraftwerk in Münster.

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LEBENDIGE ELBE

■ Ein unterhaltsames Potpourri vergan-gener Etappen und Höhepunkte eröff-nete sich dem voll besetzten Haus. Weg-gefährten der ersten Stunde, wie Prof.Gerhard Thielcke, der das Projekt ausder Taufe hob, oder Dr. Werner Hent-schel, Leiter der Landschaftsschutz-gebietsverwaltung Elbsandsteingebirge,der Journalisten durch die wilde Berg-landschaft der Klamm führte, kamen zu

Wort. Über 345.000 Euro wurden in denletzten zehn Jahren in Naturschutz- undUmweltbildungsprojekte an der Elbe in-vestiert. Besonders zu erwähnen sinddie bundesweit größte Deichrückverle-gung bei Lenzen in Brandenburg, dieBeweidung zum Schutz von Auenwie-sen bei Köthen und Initiativen zumSchutz des Elbe-Aals. Das DUH-Projekt-büro in Köthen unter der Leitung von

Ines Wittig baute das Netzwerk „Schu-len für eine Lebendige Elbe“ mit etwa200 deutschen und tschechischenSchulen auf.

Der erste Internationale Elbebadetag2002 führte die Menschen an der Elbewieder an „ihren“ Fluss zurück. Er lock-te rund 100.000 Menschen an dieElbufer, nahezu alle bundesdeutschenMedien berichteten. Er war Vorbild fürden europaweiten Flussbadetag BIGJUMP im Jahr 2005, der an der Elbebesonders ausgiebig gefeiert wurde.

Ein Jahrzehnt voller Ereignisse bietet Grund zum Feiern

Zehn Jahre Lebendige Elbe

Gemeinsam mit dem Projekt- und Medienpartner Gruner + Jahr feierte die

Deutsche Umwelthilfe am 26. April 2007 ein großes Jubiläum: Seit zehn Jahren ziehen wir

für die „Lebendige Elbe“ am selben Strang. Grund genug für eine festliche Zusammenkunft

im Auditorium des Verlagshauses Gruner + Jahr in Hamburg.

Partner für dieLebendige Elbe

Umweltverantwortung hat bei Gru-ner + Jahr Tradition. Bereits seit 1990gehört umweltbewusstes Wirtschaf-ten zu den Grundsätzen des Unter-

nehmens.

Die Kooperation des HamburgerDruck- und Verlagshauses mit derDeutschen Umwelthilfe begann1997. Gruner + Jahr ist seitdemder wichtigste Förderer der Aktion„Lebendige Elbe“.

Neben kontinuierlicher finanziellerFörderung bringt unser Medien-

partner auch immer wieder seinKnow How ein. So bei Journalisten-reisen zur Elbe, bei der Gestaltungeiner Wanderausstellung wie auchbei der Kommunikation der Inter-nationalen Elbe-Badetage.

v.l.: Axel Gedaschko (Umweltsenator Hamburg), Roberto Epple (Projektleiter„Lebendige Elbe“), Angelika Jahr-Stilcken (Gruner + Jahr), Prof. Dr. HaraldKächele (Deutsche Umwelthilfe), Dr. Lutz Vogel (Erster Bürgermeister Dresden)und Dr. Maria Hoffacker (Gruner + Jahr).

Elbebadetag 2005 in Dresden.

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LEBENDIGE ELBE

■ Technische Meisterleistungenkönnen nicht darüber hinwegtäu-schen, dass der Ausbau der ost-deutschen Wasserstraßen eine gi-

gantische Fehlinvestition ist. Na-tur und Steuerzahler habendarunter zu leiden. Die am Baubeteiligten Unternehmen profitie-ren. Für die überdimensionierteBinnenwasserstraßenverwaltung

geht es ums Überleben.

Bei Magdeburg wurde 2003 ein architektonisches Meisterwerk eingeweiht.Über die Elbe führt hier die größte Schiffsbrücke Europas. In einem Stahltrogvon knapp einem Kilometer Länge, der den Mittellandkanal mit dem Elbe-Havel-Kanal verbindet, kreuzen Schiffe den Strom.

Doch nicht einmal ein Schiff pro Stunde nutzt die über 500 Millionen Euroteure Brücke. Die Verkehrsprognosen von damals haben sich nicht erfüllt. Dasstört die Planer allerdings nicht. Thomas Menzel von der Wasser- und Schiff-fahrtdirektion Ost, der den Kanalbrückenbau an der Elbe plante, würde heutegenauso handeln wie damals.

In einer „Panorama“- Sendung des Norddeutschen Rundfunks (NDR) erklärte

Professor Udo Becker, Verkehrswissenschaftler an der Technischen UniversitätDresden: „Die ostdeutschen Flüsse brauchen wir als Transportwege überhauptnicht. Die Tonnen, die darauf transportiert werden, sind vernachlässigbar ge-ring.“ Trotzdem wurden mehrere Milliarden Euro in den Ausbau ostdeutscherWasserstraßen investiert.

Teure Traditionspflege

Professor Becker: „Es gibt eine große Binnenwasserstraßenverwaltung. Es sind17.000 bis 18.000 Menschen, die nur von der Verwaltung leben... In jedemBundesverkehrswegeplan ist ein Projekt der Binnenwasserstraßen dabei. Dasist Tradition. Da wird nicht gefragt, ob sich das lohnt oder nicht.“

Das Bundesverkehrsministerium teilte Panorama schriftlich mit, die Prognosen

würden alle Investitionen rechtfertigen. Dazu Professor Becker: „Alle Progno-sen, die sagen, der Massengüterverkehr wird zunehmen, halte ich mit Verlaubfür sehr blauäugig.“ Laut Ministerium sei die Binnenschifffahrt zudem „derökologisch günstigste Verkehrsträger.“ Aber auch das ist falsch. Dazu AxelFriedrich vom Bundesumweltamt: „Wir haben die Energiebilanz und die Schad-stoffbilanz von Verkehrsträgern verglichen. Binnenschiffe haben gegenüber

der Bahn meist keine Vorteile, bei Luftschadstoffen sogar einen erheblichenNachteil aufgrund des hohen Alters und der mangelnden Abgasreinigung.“

Zudem wird der Lebensraum von Tieren und Pflanzen durch den Ausbau derFlüsse in Ostdeutschland gefährdet. Völlig unnötig. Denn auch in Zukunftwerden im Osten nur wenige Güterschiffe unterwegs sein. Die Bundesregie-

rung investiert unverdrossen weiter. In den kommenden Jahren sind für ost-deutsche Wasserstraßen weitere 4,6 Milliarden Euro eingeplant.

Ostdeutsche Wasserstraßen –ein Milliardengrab

Quelle: Panorama, 26.4.2007

Ein Blick in die Zukunft

Einen Blick in die Zukunft wagten Ro-berto Epple, Projektleiter „LebendigeElbe“ und Direktor des European RiversNetwork sowie Dr. Slavomir Vosika, Ge-schäftsführer der Internationalen Kom-mission zum Schutz der Elbe (IKSE). Wiewird es in zehn Jahren um die Elbe ste-hen – fragten sie sich. Vosika sah einenRunden Tisch deutscher und tschechi-scher Elbe-Minister, die einstimmig eingemeinsames Konzept zum Schutz derElbe verabschiedeten. Roberto Epple sahzunächst nur ein schwarzes Loch – unddann den sächsischen Umweltminister,der das Rote Band für den soeben fertiggestellten Tunnel unter der Elbe in Dres-den durchtrennte.

Im Anschluss an die Festveranstaltungwurden die erwachsenen Gäste in dasPressehaus zum Imbiss geladen, die klei-nen Gäste erfreuten sich am Konzert vonRolf Zuckowski.

Wir danken an dieser Stelle auch Unile-ver Deutschland, Kyocera Mita undGarpa Parkeinrichten für die langjähri-ge Förderung des Projektes „LebendigeElbe“.

Die Trogbrücke bei Magdeburg.

Rolf Zuckowski begeisterte Jung und Alt.

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LEBENDIGE ELBE

■ Die anfängliche Skepsis der Bewoh-ner in den nahen Dörfern der Altmarkschlug in Begeisterung um, als der Bachwieder in seinem Bett frei fließen konn-te. Statt schlammiger Kuhlen nun wiederein sauberes Fließgewässer im Wald –dieser Anblick zog nicht nur die Anwoh-ner, sondern auch manchen schaulusti-gen Gast an. Dabei wurden Erinnerun-gen an den „alten Bach“ wieder leben-dig und untereinander ausgetauscht.

Die DUH hat einen wichtigen Bausteinim Rahmen des Renaturierungsvorha-bens Zehrengraben mit 10 000 Eurowesentlich unterstützt. Unseren vielenSpendern, die sich für das Projekt be-geistern konnten, danken wir heute ganzherzlich. Weitere Finanzierungshilfenleisteten der Förderverband Elbtalaueund der BUND Lüchow-Dannenberg.

Der Zehrengraben wird wieder frei fließenNach vielen Jahren der Vorbereitung konnte damit begonnen werden, das Projekt „Neues

Leben für den Zehrengraben“ umzusetzen. Kürzlich wurde der erste Altarm wieder an den

Graben angeschlossen, sechs weitere alte Bachschlingen sollen in den nächsten Jahren folgen.

Der Zehrengraben liegt in der Altmarkin Sachsen-Anhalt. Er fließt über dasFlüsschen Seege zur Elbe nach Nieder-sachsen. Er hat ein relativ großes, starklandwirtschaftlich genutztes Einzugsge-biet. Trotzdem schrumpft er im Sommermeistens zu einem kleinen Rinnsal, kannsich aber im Winterhalbjahr bei Starkre-gen zu einem reißenden Gewässer ent-wickeln. Die Folgen des Klimawandelsmit extremen Abflussmengen sind hierschon anschaulich erlebbar. Anfang der1970er Jahre wurde der Zehrengrabenmassiv ausgebaut und begradigt. SeinLauf wurde verkürzt.

vorher

nachher

Kostenloses Poster:Die phantastischeElbauelandschaft

Unser Poster zeigt herrliche Bildervon den UNESCO-Welterbestättenund eine Karte mit allen Welterbe-stätten und Biosphärenreservaten

im Elbe-Einzugsgebiet.Format: 60 x 80 cm

Kostenlos gegen Verpackungs-und Versandkosten :

bis 5 St.: 7,- Euro pro Sendungab 6 St.: 10,- Euro pro Sendung

zu beziehen über die DUH Umwelt-schutz-Service GmbH (siehe S. 21)

Der zum Kanal verbaute Zehrengraben wird wieder zugeschüttet.

Im Altarm fließt nun reichlich Wasser.

An den erneut von Wasserdurchströmten Bachschlingen wurdenSpuren von Fischottern entdeckt.

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LEBENDIGE ELBE

Zeit der großen Wasserbauwerkein Tschechien vorbei?

■ Der tschechische Umweltminister Martin Bursik hat kürzlich ein Projekt zumAusbau der Elbe in Tschechien verhindert. Mit dem Bau eines drei Kilometerlangen Kanals wollten Wasserbauer die Elbe bis Pardubice schiffbar machen.Bursik, Mitglied der Grünen, erteilte dem Projekt eine Absage. Es sei unbe-gründet und könne das Leben stark bedrohter Pflanzen und Tiere negativ

beeinflussen. Er erklärte, die Ära der großen Wasserbauwerke sei vorbei. Stattteure Staustufen zu bauen, die noch dazu die Natur schädigen, müsstenSchiffe an die Flüsse angepasst werden und nicht umgekehrt.

Tatsächlich besteht wie an der deutschen Elbe auch am tschechischen Flussab-schnitt kein Bedarf für den Ausbau der Binnenschifffahrt auf der Elbe. Nach

Informationen der tschechischen Bahn kann auf der Schiene bis zum Jahr2020 das Zehnfache der geplanten Gütermenge der Binnenschifffahrt trans-portiert werden.

Ein starker Partner vor Ort:die Karl Kaus Stiftung

Glücklicherweise hat die dünige undbewaldete Landschaft in einem Teilab-schnitt verhindert, dass die ehemaligenGewässerschleifen des Zehrenbachsvollständig verfüllt wurden. Sie brauch-ten also nur wieder angeschlossen zuwerden. Die Planungen hierfür wurdengemeinsam von der DUH und dem Pro-jektbüro Dummeniederung der KarlKaus Stiftung vorangetrieben.

Eigenleistungen seitens des Projektbü-ros der Karl Kaus Stiftung hieltenletztendlich die Gesamtkosten in Gren-zen. Sie reichten von den notwendigenKartierungsarbeiten und ökologischenBewertungen als Grundlage der Planungbis zum Einsatz von Motorsäge, Schau-fel und Schubkarre bei den Landschafts-bauarbeiten. Bisher haben die Maßnah-men ca. 35.000 Euro gekostet. Weitere10.000 werden für die Anschlüsse dernächsten Altarme gebraucht.

Am Zehrengraben hat der Abstim-mungsprozess zugunsten der Renatu-rierung etwa fünf Jahre gedauert. Dabeimussten starke Widerstände des Unter-haltungsverbandes überwunden wer-den. Die EU-Wasserrahmenrichtlinie halfbei den notwendigen Umdenkungspro-zessen – auch lang gediente Wasserbau-er konnten sich an diesen Zielstellun-gen nicht vorbeimogeln.

■ Der Einsatz von DUH und lokalen Umweltverbänden für den Erhalt vonAuwaldstreifen entlang des niedersächsischen Elbufers ist vorerst von Erfolggekrönt! Ende März hat die EU-Kommission ein offizielles Beschwerdever-fahren gegen Deutschland eröffnet. Damit geriet der niedersächsische Um-

weltminister Hans-Heinrich Sander (FDP) wegen seiner „Kettensägenaktio-nen“ weiter unter Druck. Das Umweltministerium hat daraufhin einen vor-läufigen Stopp der Baumfällungen angeordnet.

Vorausgegangen war ein so genannter Botschafterbrief, in dem die EU-Kom-mission aufgrund einer Beschwerde der DUH (DUHwelt 1/2007) die Bundesre-publik Deutschland um präzise Antworten bat. Die Auskünfte der Behörden

reichten der EU-Kommission offenkundig jedoch nicht aus. Ganz im Gegen-teil: Sie leitete Ende März ein förmliches Beschwerdeverfahren ein und rügte,wohl erstmalig gegenüber Deutschland, dass im Rahmen der von der EUdurchgeführten Untersuchung gegen die „Verpflichtung zur loyalen Zusam-menarbeit mit der Kommission gemäß Artikel 10 EG“ verstoßen worden sei.

Nun sollen vom niedersächsischen Umweltministerium die längst überfälli-gen FFH-Verträglichkeitsprüfungen ganz rasch in Auftrag gegeben werden.Die Zeit drängt, denn bis zum nächsten Winterhalbjahr möchte man sich mitder EU-Kommission geeinigt haben. Dann nämlich seien aus „Gründen desHochwasserschutzes“ weitere Abholzungen notwendig – war es bereits ausdem Umweltministerium in Hannover zu hören.

Derweil fand das Thema auch in der Internationalen Kommission für denSchutz der Elbe (IKSE) seinen Niederschlag. Dr. Frank Neuschulz, der als Mit-glied mit „Beobachterstatus“ die DUH in der AG Hochwasserschutz vertritt,trug dort die Thematik ausführlich vor. Die Hochwasserschutzexperten ausDeutschland und Tschechien waren sich einig, dass in dieser Frage dringendländerübergreifende Regelungen notwendig sind. Das Thema wird das Gre-

mium nun auf seiner nächsten Sitzung erneut beschäftigen.

Auwaldfällungen an der Elbein Niedersachsen vorerst gestoppt!

Endlich ist der Zehrengraben wiederein munter sprudelnder Bach!

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12 DUHwelt 2/2007

LEBENDIGE ELBE

Nun geht das Wetter los. – Der Sturmbringt als Ouvertüre eine Staubwolkevon der Landstraße dahergetrieben, so-dass sich jeder schützend über sein Bierlegt. – Dann kommt ein Platzregenmit Blitz und Donner vermischt. Inder Luft erblickt man eine wilde Jagdvon Herren- und Damenhüten, Son-nen- und Regenschirmen, denen dieGebeine umgeknickt sind. Verzweifel-te Kalkulatoren klammern sich anihre Regenschirme, denen der Sturmdas Innerste zu äußerst gekehrt hat.Der Hut ist lange fort auf Nimmer-wiedersehen. Aber der Schirm, das teu-re Familienkleinod, wird festgehalten,und sollte der Kalkulator mit nachdem Mond fliegen, er würde noch alsSkelett am Griff hängen, falls die Reiselangsamer als der Flug einer Kanonen-

kugel ging. Die größte Masse wälztsich Schutz suchend in die Bretterbu-den, denn die sonst so beliebten Zeltehaben jetzt alle Eigenschaften eines gutkonstruierten Regenbades. Außerdemwerden sie auch vom Sturm gern auf-gehoben und umgeworfen, worauf dieGäste bestmöglich darunter hervor-kriechen und ein anderes Obdach su-chen.

Das große Vogelwiesen-GewitterDie Sommermonate laden dazu ein, Freizeit in der Flussaue zu verbringen.

Am 15. Juli 2007 findet unter dem modernen Titel BIG JUMP (großer Sprung) wieder einElbebadetag statt. Ein historischer Rückblick zeigt uns, dass die Elbe mit ihrer Aue

schon immer ein beliebtes Ziel für Ausflüge war.

Dresden und Preußen

„Warum fließt die Elbe

bei Dresden so gelbe?

Sie schämt sich der Schande,

sie muss aus dem Lande.

Denn gleich hinter Meißen,

pfui Teufel, liegt Preißen.“

Unbekannter Dichter

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Die Straßen, welche durch die Budenführen, haben sich indessen in Kanäleverwandelt, sodass nur die Gondolie-re fehlen, um ein venezianisches Bildzu bieten. Dagegen durchkreuzen an-dere Fahrzeuge die Gewässer. Herren-lose Angströhren segeln umher, wäh-rend gestrandete Stiefel von ihrerMannschaft verlassen am Ufer festsit-zen. Familien, die nirgends einenHafen finden konnten und nun einmaldurchnässt sind, segeln im Sturm wei-ter. – Der Vater hat die eine Tochteran Bord genommen. – Die ergrimm-te Mutter dampft voraus, während derVetter aus Leipzig mit dem Kleinstenseitwärts treibt und der kleine Emilmit seiner Schwester mühsam den Kurshält, kurz, es geht wie im Lied:

Quelle: Erich Haenel & Eugen Kalkschmidt: Das alte Dresden. Verlagshaus Würzburg.

■ Die Vogelwiese ist das traditions-reichste Volksfest der Stadt Dresden.Im Mittelalter ging es aus dem Vogel-schießen zu Pfingsten hervor. Der Ver-anstaltungsort wechselte über die Jahr-hunderte und lag dabei mehrfach in denElbwiesen. In einer kleinen Erinnerungs-schrift, die Carl Reinhardt der Vogelwiesein den 1860er Jahren gewidmet hat, le-sen wir den folgenden heiteren Wetter-bericht:

„Mütter ringen mit den Händen,Kinder krawweln an den Wänden;Auf dem Dache sitzt ein Greis,Der sich nicht zu helfen weiß.“

DUHwelt 2/2007

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14 DUHwelt 2/2007

LEBENDIGE FLÜSSE

■ In Deutschland werden die Auswir-kungen besonders in Brandenburg undMecklenburg-Vorpommern gravierendsein. In den östlichen Landesteilen lie-gen die Niederschläge bereits heuteunter 500 mm im Jahr. Das „Horrorsze-nario“ einer Versteppung der Kulturland-schaft könnte – sofern keine Kehrtwen-de im bisherigen Wassermanagementvollzogen wird – in solchen RegionenRealität werden.

Wenngleich die meisten Auenökosys-teme an eine periodische Trockenheitangepasst sind, besteht die Gefahr ab-gesenkter Grundwasserstände mit Fol-gen für die Vegetation der Auen. Auf-grund der sommerlichen Niedrigwasser-zeiten könnten für bisher nicht staure-gulierte Flüsse, wie zum Beispiel dasdeutsche Einzugsgebiet der Elbe, Forde-rungen zum Bau von Staustufen zuguns-ten der Schifffahrt laut werden.

Trotz der grundsätzlich verbessertenWassergüte der meisten deutschen Flüs-se bestehen immer noch erheblicheSchad- und Nährstofffrachten. Vielfachhandelt es sich hierbei um diffuse Stoff-

einträge etwa aus der Landwirtschaft. BeiWassermangel in den Sommermonatenkann sich deren Konzentration erhöhenund die Lebenswelt der Gewässer nach-haltig schädigen. Naturnahe, ungenutzteUferrandstreifen und flussbegleitendeAuenwälder wären hier wichtige Puffer-zonen.

Flusskonferenz:neue Leitbilder gefordert

Die DUH nahm diese Entwicklungenzum Anlass, im März zu einer Fluss-konferenz in Berlin zum Thema „Unse-re Fließgewässer im Zeichen des Klima-wandels“ einzuladen. Rainer Baake,Bundesgeschäftsführer der DUH, forder-te in seiner Eröffnungsrede neue Leitbil-der für die Ökologisierung der Gewäs-ser. Die Fachleute aus Wissenschaft,Naturschutzverbänden und Behördensind sich einig, dass der Klimawandelunsere Flüsse in erheblichem Ausmaßverändern wird.

Vordringliche Aufgabe wird es deshalbnach Überzeugung der Experten sein,

Klimawandel verändert Flusslandschaften

Regelmäßige Jahrhundertfluten, intensive sommerliche Trockenperioden und Versteppung

ganzer Regionen – weltweit reagieren Flüsse und Auenlebensräume in besonderer Weise auf

den Klimawandel.

das Oberflächenwasser in der Land-schaft zu halten, anstatt es wie bishermöglichst rasch ablaufen zu lassen.

Zeitgemäße Flusspolitik

Frank Neuschulz, Leiter Naturschutz beider DUH, betonte die Rolle der Feucht-wälder bei der Wasserrückhaltung. Er rätzu einer Anhebung der Grundwasser-stände und auf ausgewählten, zumeistwirtschaftlich unrentablen Standortenzur Wiederbewaldung. Wie das geht,zeigt die DUH aktuell mit dem Projekt„Lebendige Feuchtwälder“.

14

Das halb ausgetrocknete Bettder Elbe in Dresden im Maidieses Jahres.

Zur zeitgemäßen Flusspolitik zählt auchdie enge Zusammenarbeit von Bürgern,Kommunen und Interessenverbänden.In diesem Punkt ist die DUH optimis-tisch, weil sie auf die erfolgreiche Arbeitim Netzwerk „Lebendige Flüsse“ zurück-blicken kann. Hier arbeiten mit Unter-stützung der DUH seit Jahren regionaleAkteure zusammen und initiieren eineVielzahl von Projekten zum Schutz derFlüsse sowie ihrer Tiere und Pflanzen.

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15welt 2/2007DUH

LEBENDIGE FLÜSSE

■ Dr. Rainer Lauf, Vorsitzender desRegionalbündnisses Soonwald-Nahe,kennt die DUH bereits vom Projekt „Le-bendiger Soonwald“ und weiß, welcheVorteile die Netzwerkarbeit bietet. ZumTreffen mit anderen Verbänden von Na-turschutz, Forst, Fischerei und Touris-mus lud er deswegen Johannes Reissvom Büro am Fluss in Plochingen ein.Dort kann man auf acht Jahre erfolgrei-che Arbeit für einen „Lebendigen Neck-ar“ zurückblicken. Lauf erhofft sich vonReiss besonders Rat und Tat beim Auf-bau eines Flussbüros. In Bad Münstersoll ein neues „Flussbüro“ als Koordi-nations- und Anlaufstelle für die Natur-

schutzarbeit eingerichtet werden. Dasgeplante Flusszentrum ist ein wichtigerBaustein der „Lebendigen Nahe“. Hierwerden Ausstellungen, Seminare undVorträge stattfinden. Schulklassen, ge-führte Wandergruppen und andere Na-turinteressierte werden die Naturstationbesuchen.

Im Flussbüro kann von diesem Sommeran ein Freiwilliges Ökologisches Jahr(FÖJ) abgeleistet werden. Die FÖJ-Kraftwird unter anderem bei der Betreuungdes Würfelnatter-Projekts mitarbeiten.

Die Würfelnatterist an der Nahe heimisch

Schon seit mehr als drei Jahrzehnten ar-beitet man in der Naheregion für denSchutz und Erhalt der einzigen aus-schließlich im Wasser jagenden Schlan-genart Europas. Einzigartig in Deutsch-land leben zwischen Bad Kreuznachund Bad Sobernheim ca. 500 Tiere ineinem stabilen Bestand.

An der Nahe ist man sich dieser Einzig-artigkeit bewusst und setzt auf Öffent-

Lebendige NaheDie Nahe ist elfter Fluss im bundesweiten Netzwerk

„Lebendige Flüsse“ der Deutschen Umwelthilfe.

Neu im Fluss-Netzwerk: lichkeitsarbeit, um die Menschen vonder Harmlosigkeit der Schlangen zuüberzeugen. Mit viel Mühe und An-strengung wurde noch im alten Bahn-hof Oberhausen eine Amphibien- undReptilienausstellung eingerichtet, in derfast alle einheimischen Echsen- undSchlangenarten gezeigt werden. Schul-klassen und Naturschutzgruppen warengenauso begeistert, wie Winzer undGasthausbesitzer, die ihre Gäste zurAusstellung schickten.

Dieses Potenzial soll ausgebaut werden.Zukünftig wird es entlang der Nahe auchWanderungen und Exkursionen geben,die zu ausgewählten Plätzen führen, wodie Würfelnattern sonnenbaden. Mit et-was Glück können die Tiere auch beiihrer Fischjagd beobachtet werden – Er-lebnisse, die selbst Experten selten ver-gönnt sind.

Die Förderer der Lebendigen Nahe ha-ben viele Projektideen entwickelt. Wei-tere Schwerpunkte der Arbeit liegen lautRainer Lauf auf dem Hochwasserschutzund der Auenrenaturierung. Auch übereine Verbindung von Naturschutz mitnachhaltigem Tourismus und Weinbaudenkt man nach. Das RegionalbündnisSoonwald-Nahe wird den Aufbau der„Lebendigen Nahe“ federführend koor-dinieren. Erfahrungen im Vernetzen undWissenstransfer konnten bereits beimAufbau der Regionalmarke SooNahegesammelt werden. Heute ist die Markeüber die Region hinaus bekannt – die„Lebendige Nahe“ soll es in Zukunftebenso werden.

Die Nahe bei Oberhausen.

Kostbar und harmlos: die Würfelnatter.

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16 DUHwelt 2/2007

LEBENDIGE FLÜSSE

■ Der Stand der RegionalgeschäftsstelleNord lockte zahlreiche große und klei-ne Besucher an. Die an der Umweltral-lye beteiligten Kinder und Jugendlichenkonnten sich hier in Gewässerforschungüben. Auf dem Programm standen dieErmittlung des pH-Wertes, das Fühlen,Erraten und Messen der Wassertempe-ratur und die Bestimmung der biologi-schen Güte als wichtige Kriterien für dasökologische Gleichgewicht des Masch-teiches.

Beim Keschern stellte sich schnell heraus,dass abgesehen von einigen Stockenten,Wasserflöhen und Kriebelmückenlarvenkaum Lebewesen im Maschteich zu fin-den sind. Ursachen dafür sind unter an-derem die künstlich befestigten Ufer, diemangelnde Ufervegetation sowie derhohe Fischbesatz.

Fasziniert waren die Jungen und Mäd-chen dagegen von den Rückenschwim-mern, Libellenlarven und Molchen, dieaus einem naturnahen Stillgewässerstammten und die stark vergrößert untereinem Binokular beobachtet und be-stimmt werden konnten. Eine besondersbeliebte Aufgabe für den Erwerb des be-gehrten Stempels auf dem Rallyebogenwar das Basteln einer Papier-Seerose, die

Wasserforscher auf dem KinderfestDas niedersächsische Umweltministerium hatte anlässlich

des landesweiten Sonntags für den Naturschutz zum Kinderfest

mit Umweltrallye nach Hannover geladen. Auch der

Regionalverband Nord der DUH war am Maschteich dabei.

sich anschließend im Wasserbeckenlangsam entfaltete und kreative Wasser-tierbilder oder Wünsche für den kran-ken Maschteich enthüllte.

Der DUH-Regionalverband Nord prä-sentierte auf dem Kinderfest außerdemdas von Bingo! – Die Umweltlotterie ge-förderte Projekt „Schulen für eine Le-bendige Weser“ sowie die von der Veo-lia Stiftung unterstützte Wanderausstel-lung „Gemeinsam aktiv für eine Leben-dige Weser“. Drei nachhaltige Schüler-firmen aus dem Kooperationsprojekt derDUH mit der Landeshauptstadt Hanno-ver stellten das ausgezeichnete päda-gogische Konzept der Schülerfirmen darund präsentierten eine Fahrradwerkstatt,eine Imkerei und einen Mc Möhre-Kiosk.

Nicht nur die Kinder zeigten am DUH-Stand großes Interesse für die vielfältigenAktionen, Projekte und Informationen.

Über 100 gute Wünschefür den Maschteich.

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LEBENDIGE FLÜSSE

■ Für das älteste Wasserkraftwerk amOberrhein bei Kembs südlich von Straß-burg beantragt der französischen Staats-konzern EdF (Electricité de France) eineneue Betriebsgenehmigung bei den fran-zösischen und schweizerischen Behör-den. Im Zuge dieser Neukonzessionie-rung werden die Einleitungsmengen vonRestwasser in den Rhein, der in diesemAbschnitt „Restrhein“ genannt wird, neugeregelt. Bisher hat die EdF fast die ge-samte Menge des verfügbaren Wassersfür ihre Wasserkraftwerke abgezweigtund damit dem Rhein entzogen.

Vom Rhein zum „Restrhein“

Ein Blick zurück ins 19. Jahrhundert istnotwendig, um die aktuelle Diskussionzu verstehen. Noch bis 1840 floss der

Rhein zwischen Basel und Breisach weitverzweigt zwischen zahlreichen Kiesin-seln durch eine oft kilometerbreite Strom-aue. Jedes Hochwasser gestaltete dieseAuenlandschaft neu. Mit der „Tulla-Re-gulierung“ des Wasserbau-IngenieursJohann Gottfried Tulla wurde der wil-den Dynamik des Rheins ein Ende ge-setzt. Durchstochene Mäander, Flussbe-gradigungen und der Deichbau engtenden Strom stark ein. Nun grub sich derFluss selbst ein tieferes Bett. Die breiteTalaue zu beiden Seiten des Flusses warrasch trockengelegt und zunehmendland- und forstwirtschaftlich genutzt.Heute fließt der einstige Wildstrom aufmanchen Abschnitten durch trockeneKiefernwälder!

Mit dem Versailler Vertrag wurde Frank-reich das alleinige Recht zur Wasser-kraftnutzung am südlichen Oberrheinzugesprochen. Frankreich baute darauf-hin einen vollständig betonierten Kanalparallel zum „Tulla-Rhein“, den Rhein-seitenkanal. Nach dem Ersten Weltkriegwurde die Schweiz Mitglied in der Zen-tralkommission für die Rheinschifffahrtund machte sich für einen Ausbau desRheinseitenkanals stark. Nach dessenFertigstellung mit vier Wehranlagen undLaufwasser-Kraftwerken wurde der „Tul-

la-Rhein“ in den 1950er Jahren zwi-schen Märkt (südlich von Basel) undBreisach zum „Restrhein“ degradiert.Ihm wurde buchstäblich das Wasserabgegraben. In den Kanal werden derzeitmehr als 1.400 Kubikmeter Wasser proSekunde zur Stromgewinnung und zurSicherung der Schifffahrt abgeleitet,durch den Restrhein fließen nur nochbei Hochwasser mehr als 20 bis 30 Ku-bikmeter Wasser pro Sekunde.

Mehr Wasserbraucht der Rhein

Anrainerkommunen, Fischereiverbändesowie Natur- und Umweltschutzverbän-de weisen jetzt auf die mit der Neukon-zessionierung verbundene Chance aufWiederherstellung einer abwechslungs-reichen Auenlandschaft hin. Die Um-weltschützer fordern eine deutliche Er-höhung der von EdF vorgeschlagenenEinleitungsmenge: Ab 2008 sollen demRestrhein wieder mindestens 100 Ku-bikmeter pro Sekunde zugeführt werden.Nur so wird es möglich sein, Auwälderzu revitalisieren und Laichplätze für Fi-sche entstehen zu lassen.

Weiterhin sind dringend Fisch schonen-de Turbinen in das Kraftwerk einzubau-en. „Lachs, Aal, Biber und Fischottermüssen am Oberrhein wieder Chancenbekommen. Das kann jedoch nur unterEinsatz moderner umweltverträglicherTechnologien und ausreichender Was-serstände gelingen“, bekräftigt FrankNeuschulz, Leiter Naturschutz der DUH,das Vorhaben. Eine Begleitkommissionmit Vertretern aus Deutschland, Frank-reich und der Schweiz soll nachWunsch der Verbände die Einhaltungder neuen Betriebsvorgaben kontinuier-lich überprüfen.

Neue Chance für Auen-Renaturierung am Oberrhein

Jetzt besteht die Möglichkeit, dem Oberrhein sein Wasser zurückzugeben. Damit könnten Fluss

und Aue wiederbelebt werden. Staatenübergreifendes Vorgehen ist notwendig.

Restrhein ausnahmsweise mit viel Wasser.

Wasserkraftwerk Kembs am Oberrhein.

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Die Initiative „Lebendige Flüsse“wird unterstützt durch:

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18 DUHwelt 2/2007

■ Ein Taubenschwänzchen besucht täg-lich ungefähr 1.500 Blüten, um imSchwirrflug mit seinem körperlangenRüssel Nektar zu saugen. Davon brauchtes große Mengen, denn mit seiner Artzu fliegen, verbraucht es viel Energie.Dieser Falter gehört zu der Familie derSchwärmer. Biologen zählen ihn zu denNachtfaltern, doch als einzige Schwär-

Taubenschwänzchen: Sein Flug erinnert an Kolibris

Oft sagen Leute, sie hätten bei uns einen Kolibri gesehen.Tatsächlich haben sie einen Schmetterling beobachtet: das Taubenschwänzchen.

merart fliegt das Taubenschwänzchenbei uns tagsüber.

Vielfältige Lebensräume

Taubenschwänzchen kann man über-all antreffen, wo es viele Pflanzen mitNektar gibt, zum Beispiel in Gärten, städ-tischen Anlagen, auf Friedhöfen, selbstauf Balkonen. Auch auf Kleeäckern, an

blütenreichen Hochwasserdämmen, inDistelfluren, auf Schuttplätzen, an Stra-ßenrändern und Halbtrockenrasen sindsie zu beobachten. Gerne suchen Tau-benschwänzchen Flächen mit beson-ders nektarreichen Pflanzen auf wie Rot-klee und Luzerne auf Äckern, Sommer-flieder und Phlox in Gärten sowie Fuch-sie und Petunie in Balkonkästen.

Aufgrund der großen Breite der Nah-rungsnutzung finden Taubenschwänz-

„UNBEKANNTE“ TIERARTEN

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19welt 2/2007DUH

chen zu jeder Jahreszeit genügend Nek-tar, im Herbst an Blüten des Efeus undim Winter an Blüten des Winterjasmins,der in Gärten gerne angepflanzt wird.Ein Schmetterlingskundler beobachteteein Taubenschwänzchen, das sich anleeren Limonadenflaschen zu schaffenmachte. „Es griff zur Flasche“.

Mit Rückwärtsgang

Beim Nahrungsflug halten sich Tauben-schwänzchen nur ganz kurz an einerBlüte auf und fliegen dann, fast sprung-artig, zur nächsten. Selbst bei Tempera-turen unter plus 10 Grad kann man dieFalter noch fliegen sehen. Schließlich:Taubenschwänzchen gehören zu denwenigen Insekten, die rückwärts fliegenkönnen.

Wanderflüge

Viele Taubenschwänzchen fliegen imFrühjahr von Italien über die schneebe-deckten Alpen nach Deutschland. DieWeibchen legen ihre Eier einzeln imSchwirrflug an Labkräuter. Dazwischenmachen sie Pausen, um Nektar zu tan-ken. Die Raupen verzehren die Blätterdes Labkrautes. Schließlich verpuppensich die Raupen. Dann dauert es etwa20 Tage, bis die Falter schlüpfen.

Ein Teil der geschlüpften Falter fliegtweiter nach Norden. Manche fliegensogar über die Ostsee nach Schwedenbis zum Polarkreis. In Schweden legendie eingewanderten Taubenschwänz-chen Eier. Danach sterben sie, währenddie neue Generation von Schweden bisnach Italien zieht. Das ist eine unglaub-liche Leistung für einen Schmetterling.

Steckbrief TaubenschwänzchenVerwandtschaft: Familie der Schwärmer

Aussehen: Stromlinienförmiger Körper, schmale Flügel.

Körper oben und Vorderteil unten grau.

Hinterseite der Flügel gelb, orange und rot.Weiße Tupfen am schwarzen Hinterkörper.

Saugrüssel so lang wie der Körper.

Verbreitung: Nordwestafrika, Südeuropa, Mitteleuropa,Nordeuropa bis zum Polarkreis. Kleinasien bis

Japan.

Lebensraum: Offenland mit viel Blütennahrung:Städtische Anlagen, Friedhöfe, Gärten, Balkone,Kleeäcker, Distelfluren und Halbtrockenrasen.

Wanderung: Fliegt weit, zum Beispiel von Italien nachDeutschland.

Gefährdung: Keine.

Perfekt getarntes Taubenschwänzchen.

„UNBEKANNTE“ TIERARTEN

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20 DUHwelt 2/2007

HAND IN HAND-FONDS

Das wahre Gold der Inkas wächst biologischund wird fair gehandelt

Auf einem Teil der Reise war Justina mitJoachim Milz, einem unabhängigenHAND IN HAND-Inspektor unterwegs.Als erfahrener Agrar-Ingenieur, der seit1999 Inspektionen für Rapunzel durch-führt, versteht er seine Arbeit mehr alsKommunikation denn als Kontrolle. Sokommt er mit den Bauern leicht ins Ge-spräch, um neue Wege beim Anbau, derLagerung oder der Verarbeitung vor Ortzu diskutieren.

Fairer Handel steigert dieNachfrage im Anbauland

Die Hochebene, in der auch der Titica-casee liegt, diente schon in Urzeiten alsWeideland für Lamas, Alpakas und Vi-kunjas. Angebaut werden hier Kartof-feln, etwas Mais und natürlich Quinoa– auf traditionelle Art, meist in Handar-beit. Billige Weizenimporte hatten daseinstige Grundnahrungsmittel weitge-hend verdrängt. Durch die steigendeNachfrage im fairen Handel bekam derQuinoa-Anbau jedoch wieder einenhöheren Stellenwert.

In der Kooperative Anapqui, von derRapunzel pro Jahr fast 100 Tonnen Qui-noa bezieht, arbeiten rund 1.500 Klein-bauern, die meisten von ihnen sind In-dios. Ein Drittel der Menschen kann we-der lesen noch schreiben. Gesprochenwird Aymara oder Quechua, wenigeMänner sprechen auch Spanisch.

Nur knapp 30 Prozent des Landes, dasden Bauern gehört, ist für den Anbaugeeignet. Fast jede Familie besitzt Scha-fe oder Lamas für Wolle und Fleisch, dasin allen nur vorstellbaren Variationenzubereitet und gegessen wird.

Quinoa ist in Südamerika eine Kulturpflanze wie hierzulande Weizen oderRoggen. Durch fairen Handel bekommt der Anbau neuen Auftrieb.

Der HAND IN HAND-Fonds fördert soziale und ökologische Pro-jekte überwiegend in den Herkunftsländern, aus denen die Ra-punzel Naturkost AG ihre Rohprodukte bezieht. Die Schwerpunkte

liegen in Mittel- und Südamerika, aber auch Projekte in Asien undAfrika werden gefördert. Der Fonds wird von der Deutschen Umwelt-

hilfe verwaltet. Ein Gremium von Fachleuten der Rapunzel Naturkost AG undder Deutschen Umwelthilfe trifft die Auswahl der zu fördernden Projekte.

HAND IN HAND-Partner garantieren die Einhaltung internationaler Bio-Richt-linien und gemäß Fair Trade-Kriterien die soziale Absicherung und menschen-würdige Arbeitsbedingungen ihrer Mitarbeiter. Darin wurde die Anbaukoo-perative Anapqui (Bolivien) mehrfach, zuletzt im Jahr 2006, aus Mitteln des

HAND IN HAND-Fonds unterstützt.

Trennen von Spreu und Korn – eine Bäuerin bei der Quinoa-Ernte.

■ Um die Bauern des HAND IN HAND-Partners Anapqui in Bolivien zu besu-chen, musste Justina Wilhelm, Tochterdes Rapunzel-Firmengründers JosephWilhelm, hoch hinauf: Auf dem Hoch-plateau rund um den Salzsee von Uyunizwischen den beiden Gebirgsketten derKordilleren wächst in 3.500 bis 4.000Meter Höhe das begehrte „Korn“.

Mit dem HAND IN HAND-Inspektor unterwegs

„Die Luft dort oben ist besonders dünnund sehr kalt. Es dauert ein paar Tage bisman sich daran gewöhnt, ich habe sel-ten so gefroren wie auf den Höhen Boli-viens. Allein beim Anblick der Menschenhier, die oft nur Gummischlappen ausalten Autoreifen an den bloßen Füßentragen, wird mir kalt. Die Frauen in ihrentraditionellen Röcken sehen zwar wun-derbar aus, aber warm kann das nichtsein. Bolivien ist das ärmste Land Süd-amerikas. Es ist schon beeindruckendund faszinierend, wie die Leute in dieserkargen Gegend leben und überlebenkönnen: ohne Holz und Öl, nur wenigekönnen sich Strom leisten. Dennoch sinddie Menschen in dieser unwirtlichenUmgebung sehr offen und freundlich.“

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21welt 2/2007DUH

LEBENDIGE FLÜSSE

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Datum/UnterschriftAn dieDUH Umweltschutz-Service GmbHFritz-Reichle-Ring 4, 78315 Radolfzell, Fax 07732/99 95 77

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2/2007

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22 DUHwelt 2/2007

■ Das Mittelmeer ist ein wichtiger Le-bensraum für Wale und Delfine –insgesamt sieben Wal- und vier Delfin-arten kommen hier vor. Es gibt ständigePopulationen von Pottwalen vor derKüste Kretas und Finnwale im Liguri-schen Meer zwischen Italien, Frankreichund Korsika. Delfine wie der GroßeTümmler und der Streifendelfin haltensich fast ganzjährig in griechischen Ge-wässern auf. Auf Bootsausflügen kannman die freundlichen Meeressäugermanchmal beobachten.

Seltenere Arten sind der Zwergwal, derGewöhnliche Grindwal, der Rundkopf-delfin, der Cuvier-Schnabelwal und derSchweinswal. Schwertwale und andereDelfinarten folgen im Frühjahr den Thun-fischschwärmen vom Atlantik ins Mit-telmeer.

Zahlreiche Gefahren

Durch Überfischung der Weltmeere ent-steht Nahrungsmangel für Wale undDelfine. Der Blaue und der Rote Thun-fisch, die vor allem von japanischenFangschiffen gnadenlos und illegal ge-

jagt werden, stehen kurz vor dem Aus-sterben. Wale und Delfine ertrinken häu-fig als „Beifang“ in den Netzen der Fi-schereiflotten. Sie verheddern sich inalten Netzen, die gekappt wurden unddurch das Meer treiben. Die Haken-Fischerei bedroht zudem auch dieMeeresschildkröten, wie die Unechte

Karettschildkröte. Die Tiere verbeißensich an den langen Fangleinen mit Ha-ken und ertrinken oder leiden nach demLosreißen große Qualen.

Außerdem werden Meeressäuger, wieDelfine oder die seltene Mönchsrobbevon Fischern abgewehrt und getötet,wenn sie sich auf der Jagd den traditio-nellen Stellnetzen nähern.

Die fortschreitende Verschmutzung desMittelmeers, beispielsweise mit Abwäs-sern, Mineralölen oder Plastikmüll för-dert Krankheiten bei den Meerestierenoder tötet sie direkt. Der zunehmendeSchiffsverkehr gefährdet vor allem in derengen Straße von Gibraltar Wale undDelfine, immer wieder kommt es zuKollisionen. Eine starke Bedrohung sindauch die Schallexperimente der NATOim Mittelmeer. Diese Experimente wer-den für die zunehmende Anzahl vonMassenstrandungen der Meeressäugerverantwortlich gemacht infolge von Ge-hörschäden. Hinzu kommen die Zerstö-rung der Küstenlebensräume und Lagu-nen und der unbegrenzte Ausbau neu-

GLOBAL NATURE FUND

Wale und Delfineim Mittelmeer brauchen Schutz

GNF und Partnerorganisationen starten im „UN-Jahr des Delfins“ ein Projekt vorder Küste Spaniens. Freizeitsegler sollen mithelfen.

Der Große Tümmler ist eine von vier Delfinarten, die im Mittelmeer leben.

Die Mittelmeer-Mönchsrobbe ist eine stark gefährdete Art.

22 DUHwelt 2/2007

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GLOBAL NATURE FUND

er Sporthäfen, die mit den wachsendenFreizeitaktivitäten an den Küsten entste-hen. Dadurch wird der Lebensraum derMeeressäuger immer weiter eingegrenzt.

Was zu tun ist

Seit 1. Juni 2001 gilt das internationaleÜbereinkommen zur Erhaltung vonWalen und Delfinen im Mittelmeer undim Schwarzen Meer (ACCOBAMS). DiePartnerorganisation des GNF auf Mal-lorca, die Umweltorganisation GOB(Grup Balear d´Ornitologia i Defensa dela Naturalesa), arbeitet intensiv an derUmsetzung des Abkommens mit, oft mitzäher politischer Lobbyarbeit. Vor zehnJahren erreichte GOB die Ausweisungdes ersten Meeresnationalparks Spani-ens in Cabrera, der heute für das ganzeMittelmeer vorbildlich ist. Erst vor kur-zem entstand auf Druck von GOB einneues Meeresschutzgebiet nördlich vonMallorca. Ein weiterer großer Erfolg istdas Tempolimit in der Straße von Gib-raltar, eine der meistbefahrenen Wasser-straßen der Welt. Das Risiko von Kolli-sionen zwischen Schiffen und Meeres-säugern wurde dadurch um ein Vielfa-ches verringert.

Der GNF, die DUH und GOB starten2007 im „UN-Jahr des Delfins“ ein Pro-jekt zum Schutz von Walen und Delfi-nen in den Gewässern der BalearischenInseln. Die Universität von Barcelonaund der Meeresnationalpark Cabrerawerden sich daran beteiligen. Das Pro-jekt soll langfristig auf das östliche Mit-

telmeer und die Kanarischen Inseln aus-geweitet werden.

Freizeitsegler werdenzu Naturschützern

In den großen Segelrevieren rings umdie Balearen sollen neue Schutzgebietevorgeschlagen werden. Dabei setzen dieNaturschützer auf die Hilfe von Seglernund Yachtbesitzern. Sie werden darinausgebildet, ihre Beobachtungen vonWalen und Delfinen wissenschaftlich zudokumentieren und dabei die Tieremöglichst wenig zu stören. Aus dieserErhebung können die wichtigsten Del-finlebensräume identifiziert und in Vor-schläge für Schutzgebiete eingearbeitetwerden.

Die Entwicklung alternativer, umweltver-träglicher Fischereimethoden und dieErhaltung der Posidonia-Unterwasser-wiesen, die Mittelmeer-Fischen als Kin-derstube dienen, sind weitere Ziele desProjekts.

Auch Sie können zum Schutz der Mee-ressäuger beitragen: Machen Sie es wieder bekannte Rockmusiker Peter Maf-fay, der diese Projektidee unterstützt.Spenden Sie beim Global Nature Fund(GNF) auf das Spendenkonto: 8040416000, BLZ 430 609 67 bei der GLS-Gemeinschaftsbank, Stichwort: Delfin-schutz im Mittelmeer. Weitere Informa-tionen erhalten Sie auf den Webseiten:www.globalnature.orgwww.gobmallorca.com

Unechte Karettschildkröten sind durchdie Fischerei bedroht.

Junge Unechte Karettschildkröten aufdem Weg zum Wasser.

Auf Bootstouren kann man manchenDelfin beobachten (hier Streifendelfin).

Auch die Küstenfischerei bringtProbleme mit sich.

Fluke eines abtauchenden Pottwals im Mittelmeer.

23welt 2/2007DUH

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■ Mehr als 100 Experten aus zehn Län-dern konnten sich im Rahmen der „PostTsunami Living Lakes-Konferenz“ vom23. bis 26. April 2007 in Sri Lanka überFortschritte und Erfolge der Renaturie-rung von Mangrovenwäldern in Sri Lan-ka informieren. Ziel der Konferenz wares, die internationale Zusammenarbeitzu fördern und positive Erfahrungen ausdem Projekt an andere vom Tsunamibetroffene Länder wie Indonesien, Thai-land und Indien weiterzugeben.

Sri Lankas Umweltminister PataleeChampica Ranawaka unterstrich in sei-ner Rede die dringende Notwendigkeitzum Schutz der Mangrovenwälder, dieauch Heimat für eine große Zahl vonTier- und Pflanzenarten bieten.

Lebensversicherung gegenFlutwellen

Unmittelbar nach der Tsunami-Katastro-phe im Dezember 2004 hat der GlobalNature Fund das Mangrovenprojekt inSri Lanka gestartet. Der Hintergrund: InGebieten, in denen die Mangrovenwäl-

der durch menschliche Aktivitätenbereits geschädigt waren, war das Aus-maß der Zerstörung durch die Flutwel-len besonders groß. Intakte Mangroven-wälder mit ihren weitläufigen Wurzelsys-temen bilden dagegen eine wirksameBarriere gegen Flutwellen, sie sind auchin der Lage, Schlick und Sediment zu-rückzuhalten. Mangrovenforste bildendeshalb im Falle eines Tsunamis eineArt Lebensversicherung für die Küsten-

GLOBAL NATURE FUND

Mangrovenwald schützt Küstenbewohner

Konferenz in Sri Lanka: positiveZwischenbilanz des GNF-Projekts zurRenaturierung von Mangrovenwäldern.

Living Lakes-Förderer:

Teilnehmer der Konferenzaus 10 Ländern.

Der Umweltminister Sri Lankas PataleeChampica Ranawaka beim traditionellenAnzünden der Öllampe.

24

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Neues vomSt. Lucia Seein Südafrika■ 2006 wurden am St. Lucia See 46Schreiseeadler gezählt sowie 700 Rei-her, 670 Möwenvögel, 1.180 Flamin-gos und 4.200 Watvögel.

In den zurückliegenden vier Jahrenherrschte Dürre. Dadurch sank dieWassermenge des Sees auf ein Drittel,so dass sein Ausfluss in den IndischenOzean verlandete. Am 2. März 2007brach Meereswasser in den Ästuar.Ursache waren siebeneinhalb Meterhohe Wellen, die ein Zyklon zusam-men mit einer Springflut ausgelöst hat.Mit den hohen Wellen gelangten salz-haltiges Meerwasser und Meeresfi-sche in den Ästuar und dann in denSee. Viele Krokodile nutzten das rei-che Nahrungsangebot an Fischen. InSüdafrika hofft man nun auf Nieder-schläge.

Jährliches Treffen derLiving Lakes-Freunde■ Vom 13. bis 15. September 2007sind die treuen Spender und Fördererdes Global Nature Fund wieder in dieGeschäftsstelle in Radolfzell am Bo-densee eingeladen. Die Gäste erwar-tet ein interessantes und abwechs-lungs reiches Programm.

Die Einladungen und Programmewerden voraussichtlich im Juli 2007verschickt.

Der Kostenbeitrag von rund 220 Eurowird wie immer Vollverpflegung, Ex-kursionen und Übernachtungen um-fassen. Die Gäste haben Gelegenheit,an verschiedenen Veranstaltungenbeziehungsweise Exkursionen teilzu-nehmen und erfahren in der GNF-Ge-schäftsstelle in Radolfzell viel Wissens-wertes über die Arbeit des Global Na-ture Fund und seiner Living Lakes-Partner. An zwei Abenden wird es dieMöglichkeit geben, mit Mitgliedernaus der Führungsebene des GNF überProjekte und aktuelle Aufgaben zudiskutieren. Wir freuen uns auf einenregen Meinungsaustausch.

Wenn Sie vorab Fragen haben, kön-nen Sie sich gerne an Ihre Ansprech-partnerin Manuela Uhde beim GNFwenden:

Global Nature FundManuela UhdeFritz-Reichle-Ring 4Tel.: 07732 [email protected]

Schneesturmam Issyk-Kul■ Der Issyk-Kul See gehört seit Ende2006 zum Seen-Netzwerk des GlobalNature Fund. Die folgende Beschrei-bung haben wir dem Buch „Der Richt-platz“ von Tschingis Aitmatow ent-nommen:

„Schnee gab es Massen ringsum. Überden gesamten Höhenzug um den Is-syk-Kul waren die Berge von Schnee-wehen zugedeckt; über diese Gegendwar vor ein paar Tagen ein Sturm hin-weggefegt wie Feuer, nach Laune die-ses eigenwilligen Elements plötzlichauflodernd. Unheimlich, was sich daso heftig abspielte – die Berge ver-schwanden in der undurchdringli-chen Finsternis des Schneesturms, undes verschwand der Himmel, als hättesich die eben noch sichtbare Welt inein Nichts verwandelt. Dann kam al-les zur Ruhe, und das Wetter klarterundum auf. Seit der Befriedung desSchneesturms standen die Berge ge-fesselt von riesigen Verwehungen inder erstarrten und allem auf der Weltentrückten, erkalteten Stille.“

GLOBAL NATURE FUND

bewohner. Mit Hilfe der lokalen Bevöl-kerung haben die am Projekt beteiligtenPartnerorganisationen Nagenahiru Stif-tung und EMACE bereits über 80.000Mangrovenbäume nachgezogen.

Bewusstsein für einzigartigeUmwelt stärken

Die aktive Einbeziehung der Menschenvor Ort ist eine wichtige Grundlage desProjekts. Viele betroffene Familien in derRegion haben Boote, Fischernetze undWerkzeuge erhalten, um wieder selbst-ständig Geld verdienen zu können. Inzwei neu gebauten Umweltbildungszen-tren werden für die Empfänger dieserStartbeihilfen langfristige Schulungspro-gramme angeboten, um ihr Bewusstseinfür die einzigartige Umwelt und Naturin der Region zu stärken.

Das langfristig angelegte Projekt wirdvon der Europäischen Union, der deut-schen Stiftung Serendib und demSchweizer Unternehmen SIKA gefördert.Alle Präsentationen und eine umfang-reiche Mangrovenbroschüre stehenzum Download zur Verfügung auf derProjektwebsite: www.globalnature.org/SriLanka-Konferenz/.

Tschingis Aitmatow ist ein kirgisischerSchriftsteller, der 1928 im Norden desLandes geboren wurde. In seinen Wer-ken spielen die kirgisische Traditionund die Kultur des Landes eine zen-trale Rolle. Aitmatows bekanntestesBuch ist die Erzählung Dshamilja, einein Kirgisistan spielende Liebesge-schichte aus dem Sommer des Kriegs-jahres 1943.

Die aktive Einbeziehung derMenschen vor Ort ist eine wichtigeGrundlage des Projekts. VieleFamilien haben Boote, Fischernetzeund Werkzeuge erhalten, um wiederGeld verdienen zu können.

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26 DUHwelt 2/2007

UMWELT ERLEBEN

Ein Erlebniswochenende in Radolfzell am Bodensee

Internationale Tage derVogel- und Naturbeobachtung

Die ornithologisch Begeisterten ha-

ben sich das Wochenende vom 14.-

16. September 2007 dick im Kalen-

der angestrichen. Denn die Fokus

Natur ist eine für Deutschland völ-

lig neue Veranstaltung und ein Muss

für alle, die Natur unmittelbar er-

leben wollen.

■ Zahlreiche Aussteller werden in zweiGroßzelten ihre Produkte präsentieren:Vom Fernglas über die Nisthilfe bis hinzum naturorientierten Urlaubsangebotkann sich jeder Besucher davon über-zeugen, dass Naturerleben vielfältig istund Spaß macht! Ferngläser und Spek-tive vor Ort ausprobieren und verglei-chen? Kein Problem: das Messegelän-de liegt direkt am Bodensee und bietetdiese Möglichkeit! Das umfangreiche

Rahmenprogramm wird nicht nur die„alten Hasen“ der Gemeinschaft derVogel- und Naturbeobachter begeistern.Eine Ausfahrt auf der futuristischen So-larfähre Helio, Kleintiere unter dem Mi-kroskop beobachten oder die Apfel-presse für Kinder und Erwachsene …. dieUmweltschutzorganisationen rund umden Bodensee sprechen auch gezieltFamilien und Interessierte ohne Vor-kenntnisse an.

Fokus Natur – Fakten● Wann: 14.-16. September 2007

● Wo: Herzenbad Radolfzell

● Öffnungszeiten: 10-18 Uhr

● Eintritt:

5,00 € Erwachsene2,50 € Kinder/Studenten

● Voranmeldung für Führungen:ab Ende Juli

● Kontakt und weitereInformationen:

Bodensee-StiftungFritz-Reichle-Ring 4D – 78315 RadolfzellTel: 0049 (0)7732 9995 40Fax: 0049 (0)7732 9995 [email protected]

■ Vor fünf Jahren haben die DeutscheUmwelthilfe, die Bodensee-Stiftung undsechs weitere Umwelt- oder Camping-organisationen den Verein ECOCAM-PING gegründet. Ziel des Vereins ist dieFörderung von Umwelt- und Natur-schutz, Sicherheit und Qualität auf Cam-pingplätzen. Eine Erfolgsstory, dennmittlerweile hat sich ECOCAMPING in-nerhalb Europas zum größten Netzwerkfür nachhaltigen Campingtourismus ge-mausert.

Wer gerne campen geht, sollte auf Cam-pingplätze mit der Auszeichnung ECO-CAMPING achten. Sie wird vom ECO-

26 DUHwelt 1/2007

Fünf Jahre ECOCAMPING – Erfolgsstory für Urlaub mit der Natur

CAMPING Verein an Campingplätze ver-liehen, die in ihrem Betrieb ein vorbild-liches Umweltmanagement einführen.Dabei wird besonders auf Verbesserun-gen in den Bereichen Abfall, Energie,Wasser und Naturschutz geachtet. Aberauch die umweltfreundliche Reinigungder Anlagen oder das Angebot regiona-ler Produkte gehören zu den Zielen des

Umweltmanagements. Über 150 Cam-pingplätze sind bereits dabei. Mehr In-fos zu ECOCAMPING und den Cam-pingplätzen unter www.ecocamping.netoder über die Info-Broschüre, erhältlichbei:ECOCAMPING e.V.Blarerstr. 56, 78462 [email protected]

Page 25: DUHwelt 2/2007

28 DUHwelt 2/2007

Theorie und Praxis zusammenzufüh-

ren, war das Ziel eines Experten-

Workshops, zu dem die DUH auf

die Burg Lenzen/Brandenburg ein-

geladen hat.

■ Neben Fachvorträgen bestand hier imDrei-Länder-Eck die Möglichkeit, Projek-te zur Wiedervernässung in Niedersach-sen, Sachsen-Anhalt und Brandenburgzu besichtigen.

Einhellige Meinung der Experten: Dieklimatischen Veränderungen verstärkendie Notwendigkeit schnell etwas für dieverbliebenen Reste der artenreichenFeuchtwälder in Deutschland zu tun.

Dabei geht es nicht darum, Wälder ein-fach „unter Wasser“ zu setzen. Die Wald-gesellschaften würden darauf unvermit-telt reagieren und kurzerhand absterben.Erforderlich ist eine schrittweise Heran-gehensweise. Denn abgesehen von Flä-chen, die ausschließlich dem Natur-schutz gewidmet sind, wird in Feucht-wäldern eine nachhaltige forstwirtschaft-liche Nutzung weiterhin das Ziel sein.Insbesondere für Privateigentümer – vie-le kleine Bruch- und Quellwälder befin-den sich in deren Hand – ist dieser As-pekt besonders wichtig.

Dennoch: Jede – auch noch so kleine –Anhebung des Wasserstandes in Rich-

tung einer früheren Situation wirkt sichpositiv aus und hilft, den Bestand anFeuchtwäldern zu sichern. Da in derheutigen Kulturlandschaft alle Feucht-wälder von Grabennetzen zur Entwäs-serung landwirtschaftlicher Flächenumgeben sind, ist der Einsatz geeigne-ter Stauanlagen unerlässlich. Technischbestehen hier vielfältige Möglichkeiten:Bohlenstau, Kofferdamm, Sohlgleite,Überlaufrohr-Stau, Dammbalkenwehr,Heidekrautballenstau – ein weites Feldzum Fachsimpeln im Kreis von Prakti-kern.

Zumeist unbedacht bleibt, dass auch beikleinen Stauanlagen im Wald auf einezumindest saisonale Passierbarkeit fürFische zu achten ist. Denn intakteFeuchtwälder können einigen Fischar-ten wichtige Laichhabitate bieten.

Als nächster Schritt steht für die DUHnun die Erarbeitung eines Leitfadens aufdem Plan, in dem die bisherigen Erfah-rungen und Anregungen zur Verbesse-rung der Wassersituation in deutschenFeuchtwäldern zusammengestellt wer-den. Dieser steht dann Waldeigentü-mern, Wasser- und Bodenverbändenund Umweltverbänden zur Verfügung.Das Projekt wird finanziell von der welt-weit agierenden Alcoa-Foundation un-terstützt.

Die Fachbeiträge des Expertentreffensfinden Sie im Internet: www.duh.de

NATURSCHUTZ

Feuchtwälder in DeutschlandExpertentreffen auf Burg Lenzen

Märchenhaft – die Wasserfeder blüht im wiedervernässten Erlenbruch (oben).

● Sachkundig geführte Exkur-sionen für verschiedeneZielgruppen – unter anderemins Wollmatinger Ried undzum Mindelsee, machen dieTier- und Pflanzenwelt desBodenseeraums erlebbar.

● Vorträge führen in die Technikder Naturfotografie und derNaturbeobachtung ein, ver-tiefen vorhandene Kenntnisseund bieten Gelegenheit zumErfahrungsaustausch.

Programm

■ Schicken Sie uns Ihr Bild – Zeich-nung oder Fotografie – eines Vo-gels oder frei lebenden Tieres aus

dem europäischen Raum!

Unter allen Einsendern verlosen wir

10 mal 2 Eintrittskarten fürFokus Natur!

Weitere Informationen und Teil-nahmebedingungen unter:www.fokusnatur.com

Gewinnen SieEintrittskarten für

Fokus Natur!

Page 26: DUHwelt 2/2007

30 DUHwelt 2/2007

NATURSCHUTZ

Sensationelle Wiederansiedlungdes Schwarzschnabelstorchs in Japan

■ Die GSM-Gesellschaft zum Schutzder Meeressäugetiere e.V.) lädt zum Mal-wettbewerb ein. Teilnehmen können alleKinder bis zum 12. Lebensjahr.

Der nur 1,60 m lange Wal mit der stump-fen Schnauze ist sehr wendig, zeigt sichzum Atmen nur zwei Sekunden an derWasseroberfläche und ist sehr selten ge-worden. Es gibt viele Ursachen, wie z. B.Fischernetze, die den kleinen Meeres-säugern das Überleben schwer machen

Einsendeschluss ist der 30. September2007, die Gewinner werden am 20.Oktober bekannt gegeben.

Mehr unter: www.gsm-ev.de

Kinder malen für die SchweinswaleMalwettbewerb!

1. Preis: Eine Woche Opti-Segelkursim Piratencamp bei Ralph Bennewitz inHeiligenhafen.

2. Preis: Eine Familien-Jahreskarte für dasDeutsche Meeresmuseum mit VIP-Füh-rung und Führung durch Stralsund fürdie ganze Familie.

Es gibt viele weitere Preise!

Zwanzig Jahre später initiierte Muneha-ru Nakagai, Bürgermeister der KleinstadtToyooka, ein Nachzuchtprogramm mitTieren aus Russland und China. Welt-weit suchte er Storchenschützer auf, umderen Kenntnisse zu nutzen. Auch inden Elbauen fand er Ansprechpartner.

Im Sommer 2005 wurden die ersten Stör-che von der Aufzuchtstation in die Frei-heit entlassen. Am 19. Mai 2007 schlüpf-te endlich das erste Junge! Ganz Japannimmt an diesem freudigen Ereignis teil!

■ Der weltweit im Bestand extrem ge-fährdete Schwarzschnabelstorch (Cico-nia boyciana) hat erstmals seit 40 Jahrenin Japan wieder in Freiheit gebrütet.

Von unserem einheimischen Weiß-storch unterscheidet sich er sich durcheinen tiefschwarzen Schnabel und dieleuchtend weiße Irisfärbung der Augen.In Japan setzten Verfolgung, Abschussund intensive Landwirtschaft der Art zu.1971 starb der letzte „wilde“ Storch Ja-pans in einem Gehege.

Programm

Gastronomische Spezialitäten derinternationalen Bodenseeregionrunden das Erlebniswochenende ab.

● Die Solarfähre Helio lädt –gegen ein geringes Entgelt –zum Ausspannen beim laut-losen Dahingleiten über denBodensee ein.

● Aussteller vor Ort überlassenBesuchern leihweise Ferngläser– Testen und Vergleichen direktam See.

● Besonders auf Kinder zuge-schnittene Angebote: Süßmostselbst herstellen mit der Apfel-presse, Kleintiere unter einemMikroskop beobachten, Nisthil-fen für Wildbienen bauen, Ge-winnspiel für Groß und Kleinund noch viel mehr.

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32 DUHwelt 2/2007

Unglaubliche Leistungder Schützenfische

■ Schützenfische leben in tropi-schem Flachwasser. Hier lauern sieauf Insekten, die dicht über derWasseroberfläche zum Beispiel aufeinem Blatt sitzen. Sie schießen wiemit einer Wasserpistole auf ein In-sekt, das in Reichweite sitzt. Dabeiberechnen sie trotz der Lichtbre-chung an der Wasseroberflächeden Auftreffpunkt des Insekts undschwimmen dorthin, noch wäh-rend die Beute fällt. So kann keinKonkurrent die Nahrung klauen.Das ist seit langem bekannt. Neu istdagegen: Die Schützenfische dosie-ren ihre Schüsse je nach Umfangder Beute. Denn die Kraft, mit dersich Insekten festhalten, entsprichtihrer Größe. Die Fische feuern mitdem Zehnfachen dieser Kraft. DasErgebnis: Die Beute fällt, und Ener-gie wird nicht verschwendet.

Quelle: natur + kosmos

Sonnenstürmesind Hauptursachefür das Strandenvon Walen

■ In den Jahren von 1712 bis 2003wurden 217 Walstrandungen anden Nordseeküsten dokumentiert,davon 90 Prozent in Jahren mit Son-nenstürmen. Walforscher nehmenan, dass die Wale ihre Routen mitHilfe des Erdmagnetfeldes finden.Sonnenstürme verhindern die Ori-entierung nach dem Erdmagnetfeld.Die Wale schwimmen dann zumBeispiel in die Nordsee, die für sieviel zu flach ist und in der sie keineNahrung finden. Weltweit gehen 30bis 40 Prozent des Strandens aufSonnenstürme zurück. Die übrigenUrsachen sind Umweltgifte, militä-rische Unterwasserübungen, diedas Echolot der Wale außer Gefechtsetzen, Schiffslärm und die Uner-fahrenheit junger Tiere.

Quelle: natur + kosmos

■ In Deutschland brüten immer mehrSeeadler. Nach der jüngsten Zählung imJahr 2006 leben hier 531 Paare. DieseZahl belegt enorme Anstrengungen imNaturschutz. Denn die Seeadler habentraurige Zeiten durchlebt: Um die Wen-de vom 19. zum 20. Jahrhundert warensie fast ausgerottet. Nur noch 12 Paarekonnten in Deutschland – in seinen heu-tigen Grenzen – festgestellt werden. Alsvermeintlichen Konkurrenten jagten dieMenschen den Adler und raubten sei-ne Eier. Erst 1920 verboten einzelneForstämter die Jagd. Einen wirksamerenSchutz vor Verfolgung brachte dasReichsjagdgesetz im Jahr 1934.

Es folgten zwei Jahrzehnte der Bestands-erholung. Doch in den 1960er und1970er Jahren erlitten viele GreifvögelVergiftungen durch Pestizide. Beim See-adler führte dies zu dünnschaligen Ei-ern und lebensunfähigen Embryonen.Als Ursache wurde das Insektengift DDT(Dichlordiphenyltrichlorethan) ausge-macht, welches gegen Schädlinge auflandwirtschaftlichen Kulturen eingesetztwurde. Das Pestizid hatte sich in derNahrungskette angereichert. 1972 wur-de es in Deutschland verboten. DieGreifvogelbestände erholten sich.

Der Seeadler ist ein geschickter Jäger. Ererbeutet Fische und Wasservögel sowieSäugetiere von Mäusen bis hin zumFuchs und frisst auch Aas. Seine Lebens-

Im Aufwind: der Seeadler

räume sind ungestörte Binnenseen inWaldnähe, große Flusstäler und dieMeeresküste. Heute liegen über 75 Pro-zent der Seeadler-Brutgebiete in Natur-schutzzonen, das heißt in Landschaften,in denen Forst- und Fischereiwirtschaftund Jagd stark eingeschränkt sind. Daszeigt, wie wichtig das Engagement für dieAusweisung solcher Schutzgebiete ist.

Seeadler werden kaum noch vom Men-schen verfolgt. Vielmehr sind heute zivi-lisationsbedingte Todesursachen an dieerste Stelle getreten. Immer wieder kom-men die Großvögel durch Stromschlägean Freileitungsmasten sowie Kollisionenmit Autos oder Zügen zu Tode.

NATURSCHUTZ

Anzahl der Brutpaarein Deutschland

im Jahr 1990: 185im Jahr 2004: 470im Jahr 2006: 531

Wieder besiedelte Gebiete (u.a.):

Tschechien (1984),Niedersachsen (1987)Dänemark (1995)Österreich (2001)Bayern (2006)Niederlande (2006)

Weltweit brüten ungefähr 12.000Paare.

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33welt 2/2007DUH

ENERGIE UND KLIMASCHUTZ

■ Der Betreiber des Pannenreaktors ander Unterelbe, Vattenfall Europe, möch-te die Öffentlichkeit über den Sicher-heitszustand des Reaktors offenbarmöglichst lange im Unklaren lassen undberuft sich auf angebliche Betriebs- undGeschäftsgeheimnisse.

In der Schwachstellenliste sind nachAngaben der für die Atomaufsicht zu-ständigen Kieler Sozialministerin GittaTrauernicht (SPD) „hunderte offenerPunkte“ aus der so genannten Periodi-schen Sicherheitsüberprüfung für dasAKW Brunsbüttel aus dem Jahr 2001aufgeführt. Zwar entschied die Ministe-rin im November 2006, dass die DUHnach der EU-Umweltinformationsricht-linie in vollem Umfang Anspruch aufEinsicht in die Liste habe und eine Ver-letzung von Betriebs- und Geschäftsge-heimnissen bei Übermittlung der Listean die DUH nicht erkennbar sei. EinenAntrag der DUH auf Anordnung desSofortvollzugs zur zügigen Durchset-zung des bejahten Informationsan-spruchs lehnte Ministerin Trauernichtjedoch ab. Soll nicht öffentlich werden,dass die Kieler Atomaufsicht in der Ver-gangenheit möglicherweise gegenüberVattenfall nicht nachdrücklich genug aufAbarbeitung der „offenen Punkte“ be-standen hatte?

Die DUH zog gegen die Entscheidungder Ministerin, einen Sofortvollzug nichtzu gewähren, vor Gericht. Mit nachAuffassung der DUH höchst fragwürdi-gen Begründungen haben allerdingsauch das Verwaltungsgericht sowie dasOberverwaltungsgericht Schleswig derDUH einstweiligen Rechtsschutz versagt.Nun steht zu befürchten, dass die DUHerst nach einem jahrelangen Hauptsa-cheverfahren Einsicht in die Liste wirdnehmen können. Umweltinformations-ansprüche machen aber offenkundignur dann Sinn, wenn sie auch zeitnahdurchgesetzt werden können. Außer-

Geheimnisvolles AKW BrunsbüttelSeit August letzten Jahres fordert die DUH auf der Grundlage der EU-Umweltinformationsrichtlinie von der Kieler Atomaufsicht die Herausgabeeiner so genannten „Schwachstellenliste“ für das AKW Brunsbüttel.

dem stehen hier mögliche Sicherheits-defizite bei einer Hochrisikotechnolo-gie in Frage. Die DUH hat sich daher miteiner Beschwerde an den EU-Umwelt-kommissar Stavros Dimas gewandt.

Wirtschaftliche Interessendürfen nicht über dasInformationsbedürfnisder Bürger gestellt werden

Brunsbrüttel-Betreiber Vattenfall fürch-tet um Image und Gewinn. Die Veröf-fentlichung der Mängelliste könne denKaufpreis des Kernkraftwerkes im Falleeiner Veräußerung direkt beeinflussen,so das Unternehmen während der Ge-richtsverfahren. Sei die Liste erst einmalveröffentlicht (zum Beispiel durch dieDUH), erlaube sie eine Bewertung desaktuellen Anlagenzustandes und lasseso Rückschlüsse auf Nachrüstungserfor-dernisse, fehlende Sicherheitsnachwei-se und damit den Wert der Anlage zu.

Cornelia Ziehm, Leiterin Recht und Ver-braucherschutz der DUH, bringt es aufden Punkt: „Das ist eine Haltung, diebeim Verkauf eines Gebrauchtwagensmit defekten Bremsen jeder als schlichtkriminell einstufen würde. Beim Ge-brauchtwagenkauf ist es selbstverständ-lich, dass etwaige Mängel offenbart wer-den müssen. Dass bei einer Hochrisi-kotechnologie wie dem Betrieb einesAKW anscheinend andere Maßstäbegelten sollten, ist mehr als bedenklich.“

Bundesumweltminister Sigmar Gabrielsoll zudem auf Antrag von Vattenfall denBetrieb des 30 Jahre alten Siedewasser-reaktors an der Unterelbe sogar auchnoch über die im Atomkonsens verein-barte Betriebsdauer hinaus verlängern– ohne dass zuvor Klarheit über die Si-cherheitsmängel geschaffen wird. DUH-Bundesgeschäftsführer Rainer Baakebezeichnet diese Situation als „ebensoeinmalig wie skandalös“.

Black Box in aufgeräumtem Grün: AKW Brunsbüttel.

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34 DUHwelt 2/2007

ENERGIE UND KLIMASCHUTZ

■ Der UN-Klimabericht hat es deutlichauf den Punkt gebracht: Um die Erder-wärmung und damit die Folgen des Kli-mawandels zu begrenzen, müssen wirvor allem eins tun – handeln! Die Deut-sche Umwelthilfe (DUH) will mit ihrerKampagne „Grüne Energie in Städtenund Gemeinden“ den Einsatz von Bio-masseanlagen zur Energieversorgungauf kommunaler Ebene vorantreiben.Städte und Gemeinden können mit grü-ner Energie zum Klimaschutz beitragen.Überdies ist der Betrieb von Biomasse-anlagen oft auch eine finanziell lohnen-de Alternative zur konventionellen En-ergieerzeugung auf Basis fossiler Brenn-stoffe. Außerdem können durch dieNutzung von Biomasse die lokale Land-wirtschaft und das Gewerbe gestärktwerden.

Mehr grüne Energie in Städten und Gemeinden!

Die Erzeugung von Energie aus Biomasse ist ein wichtigerBaustein für eine sichere und klimafreundliche Energieversorgung.Gute Chancen gibt es auch für Kommunen.

Aber wie kann eine Kommune ein sol-ches Projekt finanzieren und umsetzen?Um Städten und Gemeinden hierfürAnregungen zu geben, wird die Deut-sche Umwelthilfe im Sommer 2007kommunale Projekte einer nachhaltigenund wirtschaftlichen Biomassenutzungunter www.bioenergiekommune.de vor-stellen. Eine übersichtliche Auswahlgängiger Förderprogramme für den Aus-bau der Bioenergie in Gemeinden so-wie weitere interessante Informationenzum Thema sind bereits jetzt unter die-ser Internetseite abrufbar.

Wärme aus Biogas fürdas Kreishaus in Steinfurt –ein Vorzeigeprojekt

Das Kreishaus sowie weitere Gebäudein Steinfurt werden seit 2005 mit Nah-wärme aus Biogas versorgt. Das Biogaswird dafür über eine 3,6 Kilometer lan-ge Biogasleitung von der Biogasanlagezum Blockheizkraftwerk am Kreishaustransportiert und dort verstromt. Das

Neue 40-seitigeBroschüre

■ Städte und Gemeinden aktiv fürden Klimaschutz – Gute Beispieleaus dem Wettbewerb „Bundes-hauptstadt im Klimaschutz“ ko-stenlos erhältlich bei der DUH:

Tel.: 07732 – 99 95 57,Fax.: 07732 – 99 95 77 [email protected]

Die Biogasanlage in Steinfurt.

Projekt zeigt vorbildlich, wie die Abwär-me des Biogasprozesses sinnvoll genutztwerden kann, ohne dass die Anlage indirekter Nachbarschaft zum Wärmever-braucher stehen muss. Initiiert wurde dasProjekt von der ArbeitsgemeinschaftBiogas, die sich aus dem Agenda 21-Prozess im Kreis Steinfurt entwickelte.

Die Finanzierung der Biogasanlage so-wie der Rohrleitung übernahmen Land-wirte, die sich zur BioEnergie SteinfurtGmbH & Co. KG zusammengeschlos-sen haben.

Page 30: DUHwelt 2/2007

36 DUHwelt 2/2007

■ Auto-Klimaanlagen, die derzeit in etwa90 Prozent aller neu zugelassenen Pkwin Deutschland eingebaut sind, spielenfür die Klimabelastung eine immer grö-ßere Rolle. Bisher sind sie mit dem Kälte-mittel R134a (Tetrafluorethan) ausgestat-tet. R134a verfügt jedoch über ein 1.300-mal klimaschädlicheres Treibhauspo-tenzial als das klassische Klimagas Koh-lendioxid (CO2). Große Teile des Kälte-mittels entweichen in die Atmosphäreund führen zu einem deutlichen Anstiegder Treibhausgasbelastung. Zudem er-höht die Nutzung einer Pkw-Klimaanla-ge den Treibstoffverbrauch um ca. 5-8%und trägt so zu einer weiteren Belastungdes Klimas bei.

Eine neue EU-Richtlinie schreibt das Ver-bot von R134a ab dem Jahr 2011 vor.Eine bessere Umweltverträglichkeit undauch weniger Kraftstoffverbrauch ver-spricht Kohlendioxid (CO2). Als Kältemit-tel R744 genannt, bietet es schon heute

eine serienreife und – in diesem Fall ganzentgegen der Gewohnheit – eine ver-gleichsweise klimafreundliche Alterna-tive. Die Autoindustrie steht derzeit voreiner Richtungsentscheidung, welchesKältemittel bei neuen Fahrzeugtypen zu-künftig eingesetzt werden soll. Unser Zielist es, gemeinsam mit der Automobilin-dustrie die Verwendung natürlicher undklimaverträglicher Kältemittel für Pkw-Klimaanlagen europaweit durchzuset-zen.

Auto-Klimaanlagen in Pkwklimaverträglich machen

■ Die DUH hat jetzt einen bundeswei-ten Städtevergleich gestartet. In einerBriefaktion hat sie sich an 5.846 Gemein-den gewandt und sie aufgefordert, ih-ren Entscheidungsspielraum für mehrKlimaschutz auszuschöpfen. Städte undGemeinden haben zahlreiche Möglich-keiten, etwas für den Klimaschutz zu tun.Sie können zum Beispiel einen Gemein-deratsbeschluss herbeiführen, der Ver-waltungen und nachgeordnete Dienst-ellen verpflichtet, beim Kauf oder Lea-sing neuer Pkw den Klimaschutz zumMaßstab zu machen. Neue Fahrzeugesollen ab 2008 den Mittelwert von 140gCO2 pro Kilometer einhalten. Bis 2012sollte er in nachfolgenden 5-Gramm-Schritten weiter auf 120g absinken.

„Wenn sich die Kommunen konsequentfür spritsparende Fahrzeuge entschei-den“, so Bundesgeschäftsführer Jürgen

Welche Kommune hat denklimaverträglichsten Fuhrpark?

■ Erstens „Autofahren mit Sonnen-energie“, zweitens „solarbetriebeneComputer“ und drittens „öfter malhitzefrei“! So sah eine der 20.000Wunschkarten aus, die Kinder und

Jugendliche anlässlich der bundes-weiten SolarLokal-Luftballonaktionvom 28. April bis zum 06. Mai in denHimmel schickten. Als Partner der„Woche der Sonne“ hat SolarLokalbundesweit Schulen und Kindergär-

ten aufgerufen, spielerisch auf denKlimawandel aufmerksam zu ma-chen und über Ziele und Hintergrün-de des globalen und lokalen Klima-schutzes zu informieren. Kinder for-mulierten ihre Wünsche für einesonnige Zukunft und senden diese

in den Himmel. Luftballons undWunschkarten wurden kostenfreizur Verfügung gestellt.

Christiane Hohmeister, Projektleite-rin von SolarLokal, freut sich über

die große Nachfrage an der Aktion:„Kinder von heute werden die Aus-wirkungen des Klimawandels beson-ders zu spüren bekommen. Zugleichmacht die Diskussion um den Klima-wandel und seine Folgen deutlich,

dass die Zukunft den erneuerbarenEnergien gehört.“

Kinder schicken60.000 Wünschein den Himmel

Resch, „wird dies nicht nur die nationa-le Klimabilanz aufhellen, es wird auchin den Vorstandsetagen der Autohers-teller registriert werden.“ Um diesen Ef-fekt zu verstärken, sollten die Kommu-nen nach der Verabschiedung entspre-chender Ratsvorlagen die neue Be-schlusslage ihren bisherigen Autoliefe-ranten zuleiten.

Alarmierend ist die Tatsache, dass derKohlendioxidausstoß in Deutschland imJahr 2006 gegenüber dem Vorjahrerstmals wieder (um 0,6 Prozent) leichtangestiegen ist. Ausreichende Maßnah-men für den Klimaschutz sind immernoch nicht erkennbar. Die DUH wirddeshalb die jeweils fünf besten Kommu-nen pro Bundesland als Vorbild für an-dere benennen und die – bezogen aufden Pkw-Fuhrpark – klimafreundlichsteGemeinde gesondert auszeichnen.

ENERGIE UND KLIMASCHUTZ

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CO2

VERKEHR

■ Das ehrgeizige Ziel, den durchschnitt-lichen CO2-Ausstoß neu verkaufter Pkwbis Ende 2008 um 32,5 Gramm zu sen-ken, ist durchaus noch zu erreichen. Mitdem Einsatz rechtlicher Instrumente undmit Aufklärungsaktionen für Verbrau-cher will die DUH eine Trendumkehrerreichen.

● Für eine bundesweite Kennzeich-nungsaktion bietet die DUH im In-ternet unter http://www.duh.de/klimakiller.html Warnaufkleber fürbesonders klimaschädliche Fahr-zeuge mit einem CO2-Ausstoß von>210 g/km an (siehe Abb.).

● Die DUH unterstützt eine Verbrau-cherkampagne für den Kauf ener-gieeffizienter Pkw des VerkehrsclubDeutschland (VCD).

● Mit gezielten Informationen weistdie DUH Städte und Gemeindenauf ihren Entscheidungsspielraumbei der Beschaffung von Pkw hinund ruft auf zur Umstellung auf ei-nen klimaschonenden kommuna-len Fuhrpark.

● Zusätzlich wirkt die DUH auf dasBeschaffungswesen für Dienstwa-gen im öffentlichen Dienst sowiebei rund 3.000 Unternehmen ein.

● Die DUH macht sich für das Endeder CO2-unabhängigen Subventio-nierung von Dienstwagen durchden Staat stark.

● Die DUH setzt sich für ein Werbe-verbot für klimaschädliche Pkw mitmehr als 210 g CO2/km ein.

● In der öffentlichen Diskussion zeigtdie DUH auf, dass ein Tempolimitüber den unmittelbaren CO2-Effekthinaus auch zu einer verändertenModellpolitik bis hin zu Sprit spa-render Technik führt.

AussagefähigeEffizienzklassen

Auch auf den so genannten Klimapassfür Pkw, den BundesverkehrsministerWolfgang Tiefensee vorgeschlagen hat,zielt unsere Lobbyarbeit ab. Die von Tie-fensee erdachte Energieeffizienz-Kenn-zeichnung setzt die CO2-Emissionen insVerhältnis zur Nutzlast. Das würde be-deuten, dass ausgerechnet die spritdurs-tigen schweren Geländewagen das Prä-dikat „klimaschonend“ erlangen wür-den. Ein Kleinwagen wie der Ford Kaoder Smart würde schlechter abschnei-den. Die DUH fordert hingegen eine En-ergieverbrauchskennzeichnung, die ander Fahrzeuggröße und dem CO2-Aus-stoß pro Kilometer orientiert ist. Die Pkwwerden so in für den Autokäufer aussa-gekräftige Effizienzklassen eingeteilt. DasUmweltbundesamt, der VerkehrsclubDeutschland (VCD), die DUH und an-dere Umweltverbände tragen diesenVorschlag seit langem in die Fachdis-kussion.

Keine Steuersubventionfür Klimakiller

Der absurde Tiefensee-Vorstoß ist nurein Baustein im weltweit einzigartigenKlimakiller-Förderprogramm der Bun-desregierung. Der Absatzerfolg der Lu-xus-Geländewagen in Deutschland lässt

„Marshallplan“ für AutobauerIm April stellte die Deutsche Umwelthilfe der Presse

einen „Marshallplan“ vor, der es den Autobauern ermöglichen soll,ihre Klimaschutz-Zusagen einzuhalten.

sich auf enorme staatliche Finanzhilfenzurückführen: Bei der Anschaffung vonDienst- und Firmenwagen sind bis zu49 Prozent des Kaufpreises steuerlichabzugsfähig. Nur noch jeder vierte Edel-Geländewagen ist auf einen privatenHalter zugelassen. Der Finanzministersubventioniert den Erwerb eines AudiQ7 mit bis zu 34.500 Euro, den einesVW Touareg mit bis zu 37.500 Euro undden eines voll ausgestatteten PorscheCayenne mit 53.200 Euro unabhängigdavon, ob diese Modelle als Firmenwa-gen sinnvoll sind. Die steuerliche Ab-zugsfähigkeit aller Betriebskosten trös-tet dann auch noch über den hohenSpritverbrauch (um die 20 Liter pro hun-dert Kilometer im Stadtverkehr) desOffroad-Firmenwagens hinweg.

Den gesamten „Marshallplan“ könnenSie als pdf-Dokument von unserer Ho-mepage www.duh.de herunterladen.

DUH siegte überDaimler Chrysler

■ Der Autokonzern unterwarf sichim Mai vor dem Landgericht Stuttgartder Forderung der Deutschen Um-welthilfe, die Werbung mit angeblich„extrem niedrigen Emissionswerten“des neuen Diesel-Smart einzustellen.Fakt ist: Der „smart for two cdi“ istserienmäßig mit einem offenen unddamit weniger wirksamen Filtersys-tem ausgestattet. Der Kleinstwagenstößt sogar erheblich mehr Dieselrußaus als ein moderner Stadtomnibusmit geregeltem Partikelfilter. DUH undBUND forderten den Autobauer ge-meinsam auf, die Feinstaub-Schleu-der Smart nicht auszuliefern, solan-ge kein vollwirksamer Filter serien-mäßig eingebaut wird.

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KREISLAUFWIRTSCHAFT

■ Liebe und Romantik, zeitlose Werteund der Schutz der Umwelt – wenn Siewissen wollen, was das zu tun habenkönnte mit Bier und Saft, mit Ex undHopp und Glas und Plastik, dann ge-hen Sie demnächst ins Kino. Den Initia-

toren des Preises liegt esam Herzen, dass Verbrau-cher auch in Zukunft inLebensmittel- und Ge-tränkeläden bevorzugtzur Mehrwegflaschegreifen. Die Filmbeiträ-ge leisten hierzu einenkreativen Beitrag.

Der mit 2.500 Eurodotierte Hauptpreisging an die BerlinerKommunikations-agentur „georg +georg – Meisterder Kommunika-tion“. Die jungenFilmer setzen auf

witzig-charmante Weise ein zentralesThema der Menschheit für ihren Spotein: Die Liebe – und wie Einweg-Plastesie belastet und Glas-Mehrweg sie be-flügelt. Mit einem Nachwuchspreis fürihren spannenden und aufwendigenKurzfilm geehrt wurde die Video AG desElisabeth-Gymnasiums in Halle (Sach-sen-Anhalt). Den Preis für die beste in-ternationale Bewerbung erhielten dieungarischen Filmemacher András Nagyund Balazs Szügyi aus Budapest. Alleausgezeichneten Spots haben das Po-tential, Kultfilme zu werden. Sie werdenin verschiedenen Internet-Portalen ein-gestellt und der Hauptpreis darüber hi-naus bundesweit als Werbefilm in aus-gewählten Kinos gezeigt.

Der DUH-Bundesvorsitzende HaraldKächele erinnerte bei der Auszeich-nungsfeier im Berliner Kino Babylon-Mitte daran, dass die deutsche Geträn-kewirtschaft mit mehr als tausend ver-schiedenen Brauereien, rund 250 Brun-

Kurzfilmpreis:

Mit Liebe und Romantik pro Mehrweg

Der beste Film-Spot für umweltfreundlicheGlas-Mehrwegsysteme kommt ins Kino!Die Deutsche Umwelthilfe und die StiftungInitiative Mehrweg (SIM) zeichneten im Aprildie besten Kinospots aus.

nen und 440 Saftkeltereien über einenweltweit einzigartigen Reichtum verfügt,der durch die Mehrwegglasflaschen ge-stützt wird. Clemens Stroetmann, SIM-Geschäftsführer, begründete die Auslo-bung des Preises: „Mehrwegsysteme fürGlasflaschen sind mittlerweile über hun-dert Jahre jung. Ihre alten Vorteile – ge-niale Einfachheit, geschmackliche Neu-tralität und kulturelle Zeitlosigkeit – be-stehen fort, die neuen – ökologischeVernunft und Klimaschutz – werden unserst allmählich bewusst.“

Die ausgezeichneten Filme könnenSie über die Internet-Seite der DUHabspielen: www.duh.de/mehrweg_filmpreis_filme.html

Clemens Stroetmann, Geschäftsführerder Stiftung Initiative Mehrweg (SIM)

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DUH INTERN

Unsere Geschäftsstelle im Norden:

Der Regionalverband Nord der DUH

Der Regionalverband Nord der Deutschen Umwelthilfe e.V. hat seine Geschäfts-stelle in Hannover und ist für die Bundesländer Niedersachsen, Bremen,Hamburg, Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen und Hessen zuständig.

■ Unsere Arbeitsschwerpunkte liegenin der Umweltbildung, der Unterstüt-zung bei der Finanzmittelbeschaffungfür Natur- und Umweltprojekte sowie inder Projektförderung.

Im Oktober 2006 konnten wir unserePersonalsituation endlich verbessern –mit den drei Neuzugängen arbeitet derRegionalverband Nord nun mit einemsieben-köpfigen Team, freut sich die Re-gionalgeschäftsführerin Dagmar Israel.

Mit fünf Fachkräften aus den BereichenBiologie, Landschaftsplanung und Päd-agogik (Ulrike Dietz, Gabi Fiedler,Dagmar Israel, Kevin Schulz und Wieb-ke Wahl) und zwei Verwaltungsfachkräf-ten (Silke Döbbecke und Ute Retzlaff)führen wir die folgenden Projekte undKampagnen durch:

UnsereUmweltbildungsprojekte

● Mc Möhre – Die NaturKostBar anSchulen: ein Projekt zur Verbesse-rung der Versorgungssituation anSchulen und zur Förderung desökologischen Landbaus.

● Netzwerk Ernährung – Schule –Landwirtschaft: Wir haben im Auf-trag der Stadt Hannover die Koordi-nierung dieses Netzwerkes über-nommen. Schwerpunkt ist auchhier „gesundes Essen an Schulen“.

● Schulen für eine Lebendige Weser:das Fließgewässerschutzprojekt mitRenaturierungsmaßnahmen, Ge-wässeruntersuchungen als Beitragzum Naturschutz und zur Sensibili-sierung von Schülerinnen undSchülern für die Schutzwürdigkeitunserer Fließgewässer.

Unsere Naturschutzprojekte

● Lebendige Weser: Information überdie Weser und ihr Einzugsgebiet,über Handlungsmöglichkeiten zumSchutz des Flusses. In Nordrhein-Westfalen arbeiten wir mit dem Büroam Fluss in Höxter zusammen.

● Lebendige Ilmenau: Fließgewässer-schutzprojekt im Einzugsgebiet derElbe in Kooperation mit dem Büroam Fluss in Lüneburg und dem dor-tigen Schulbiologiezentrum.

Unsere Kampagnen

● SolarLokal (Projektmanagement imBereich des RV Nord).

● Beratung von Schulen in Hannoverbei dem Aufbau einer nachhaltigenSchülerfirma, ein Kooperationspro-jekt mit der Landeshauptstadt Han-nover.

● Fundraising: Haus- und Straßen-sammlungen, Alt-Handy-Sammlun-gen, Beratung/Workshops zumFundraising.

Unser Büro im Haus des BUND in derGoebenstraße in Hannover wurde sa-niert. Im Juni konnten wir die renovier-ten Büroräume beziehen.

Das Team: Dagmar Israel, Ute Retzlaff, Silke Döbbecke, Ulrike Dietz (hinten v. l.);Kevin Schulz, Gabi Fiedler und Wiebke Wahl (vorne v. l.)

Deutsche Umwelthilfe e.VDeutsche Umwelthilfe e.VDeutsche Umwelthilfe e.VDeutsche Umwelthilfe e.VDeutsche Umwelthilfe e.V.....Regionalverband NordGoebenstraße 3a, 30161 HannoverTel.: 0511 6634-80, Fax: 0511 [email protected]

39welt 2/2007DUH

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40 DUHwelt 2/2007

Deutsche Umwelthilfe e.V.Fritz-Reichle-Ring 478315 RadolfzellFax: 07732-9995-77

Mit einemLegat für die Naturin Ihrem Testament

setzen Sie Ihrem Lebenein Denkmal.

Ihr Vermächtnis hilft derDeutschen Umwelthilfefür den Schutz und die

Erhaltung natürlicherLebensgrundlagen

tätig zu sein.

LebendigeErinnerung

Informationen zum Thema Legat für die Natur undTestamentsgestaltung finden Sie in unserer 16-seitigenBroschüre, die Sie kostenlos erhalten.

Name

Straße

PLZ, Ort

Telefon Geb. DatumIhre Ansprechpartnerin:Annette BernauerTel. 07732-9995-60E-Mail: [email protected]