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1 1 Das Rahmencurriculum Lesen Dr. Carola Rieckmann Vortrag im Rahmen der Fachkonferenz „Lesen macht Leben leichter“ 27. November 2015, Neumünster 2 Gliederung 1.) Grundlage des Rahmencurriculums: Ein didaktisches Modell der Lesekompetenz 2.) Aufbau und Struktur des Rahmencurriculum Lesen 3.) Aufgaben des Rahmencurriculums: Beispiele Rahmencurricula – warum? Einführung Personen mit Kenntnissen auf Alpha-Level 3 und 4 werden mit dem derzeitigen Angebot kaum erreicht. Neue Kursformate mit klarer Zielorientierung Es gibt keinen strukturierten Lehrplan. Beschreibung und Gliederung des Lernstoffs für Lesen, Schreiben und Rechnen Es gibt kein systematisch aufbereitetes Unterrichtsmaterial. Gestaltung professionellen Unterrichts erleichtern durch Materialien für den direkten Einsatz im Unterricht Zielgruppen: Erwachsene (mit guten mündlichen Deutschkenntnissen), die ihre Schreib- und Lesekenntnisse verbessern wollen. Rahmencurricula – für wen? Einführung Ziele des Projektes „RC und Kurskonzept für die abschlussorientierte Grundbildung“ Rahmencurricula für die Bereiche Schreiben und Lesen (jeweils Alpha-Level 1 bis 4) sowie Rechnen (Stufe 1-3) im Grundbildungskurs Aufgabensets für jeden Alpha-Level zwei branchenspezifische Varianten der Unterrichtsleitfäden „Schreiben“ und „Lesen“ für die Niveaustufen Alpha-Level 3 und 4 (Altenpflegehilfe und Metallverarbeitung) Buchstaben-Laut- Beziehung Zusammenziehen der Wörter Einzelne Passagen verstehen Herstellen einfacher Verknüpfungen Synthetisierung von Textelementen und Schlussfolgerungen detailliertes Textverstehen Flexible Nutzung unvertrauter komplexer Texte 6

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Das Rahmencurriculum Lesen

Dr. Carola Rieckmann

Vortrag im Rahmen der Fachkonferenz „Lesen macht Leben leichter“27. November 2015, Neumünster

2

Gliederung1.) Grundlage des Rahmencurriculums:

Ein didaktisches Modell der Lesekompetenz2.) Aufbau und Struktur des Rahmencurriculum Lesen3.) Aufgaben des Rahmencurriculums: Beispiele

Rahmencurricula – warum?Einführung

• Personen mit Kenntnissen auf Alpha-Level 3 und 4 werden mit dem derzeitigen Angebot kaum erreicht. Neue Kursformate mit klarer Zielorientierung

• Es gibt keinen strukturierten Lehrplan. Beschreibung und Gliederung des Lernstoffs für Lesen, Schreiben und Rechnen

• Es gibt kein systematisch aufbereitetes Unterrichtsmaterial. Gestaltung professionellen Unterrichts erleichtern durch Materialien für den direkten Einsatz im Unterricht

• Zielgruppen:Erwachsene (mit guten mündlichen Deutschkenntnissen), die ihre Schreib- und Lesekenntnisse verbessern wollen.

Rahmencurricula – für wen?Einführung

Ziele des Projektes„RC und Kurskonzept für die abschlussorientierte Grundbildung“

• Rahmencurricula für die Bereiche Schreiben und Lesen (jeweils Alpha-Level 1 bis 4) sowie Rechnen (Stufe 1-3) im Grundbildungskurs

• Aufgabensets für jeden Alpha-Level• zwei branchenspezifische Varianten der Unterrichtsleitfäden

„Schreiben“ und „Lesen“ für die Niveaustufen Alpha-Level 3 und 4 (Altenpflegehilfe und Metallverarbeitung)

Buchstaben-Laut-Beziehung

Zusammenziehen der Wörter

Einzelne Passagen verstehen

Herstellen einfacher Verknüpfungen

Synthetisierung von Textelementen und Schlussfolgerungen

detailliertes Textverstehen

Flexible Nutzung unvertrauter komplexer

Texte

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Kompetenz-Modell des Lesens in didaktischer Perspektive

Wo steht das Wort xy?Was macht Figur xy?Was meint hier „trotzdem“?Wovon handelt der Text insgesamt?

Worum geht es insgesamt? („Was wollte der Autor damit sagen?“)

Wie ist dieser Text organisiert? (Z.B.: Wie geht er weiter?)

In: Rosebrock, C. & Nix. D. (2008). Grundlagen der Lesedidaktik und der systematischen schulischen Leseförderung. Baltmannsweiler: Schneider., S. 16

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Kompetenz-Modell des Lesens in didaktischer Perspektive

Was bedeutet hier das Wort „Achillisferse“?Wie fühlt sich Figur xy?Warum / Woraufhin wollen Sie den Text erarbeiten?Was bedeuten die Textaussagen praktisch?Warum lesen?

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Lesen komplexer Texte ( Sachtexte, Zeitung, Belletristik…)

Leseanimationen (Büchereibesuche, Buchvorstellungen, vorlesen …)

VielleseverfahrenLautleseverfahren

Lesestrategie-trainings

Flüssigkeitstraining: Lautleseverfahren

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Schnell und genau lesen üben

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Beispiel für den WortüberlegenheitseffektAfugrnud enier Sduite an enier elingsheen Uvnirestäit ist es eagl, in wlehcer Rienhnelfoge die Bcuhtsbaen in eniem Wrot sethen. Das enizg wcihitge dbaei ist, dsas der estre und ltzete Bcuhtsbae am rcihgiten Paltz snid. Der Rset knan ttolaer Bölsdinn sein, und du knasnt es torztedm onhe Porbelme lseen. Das ghet dseahlb, weil wir nchit Bcuhtsbae für Bcuhtsbae enizlen lseen, snodren Wröetr als Gnaezs.Nach: Valtin, Renate: Lesen und Schreiben lernen. Komplexe Anfroderungen und individuelle Lernwege. In: Aufwachsen. Reihe Schüler, Friedrich Verlag 2004

Lautlese-Verfahrensind angeleitete und eng strukturierte Trainingsroutinen, die auf eine direkte

Steigerung der Leseflüssigkeit abzielen

Begleitetes Lautlesen Wiederholtes LautlesenKurze Texte werden einem Anderen (Tutor) so oft laut vorgelesen, bis eine gute Lesegeschwindigkeit und Betonung erreicht ist.

Texte werden mit einem Tutor zusammen laut gelesen. Der Tutor demonstriert als Lesemodell passende Lesegeschwindigkeiten und Betonungsmuster. Außerdem korrigiert er Lesefehler.

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Lautlesetandems

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Chorisches Lesen.Der Tutor fährt mit dem Fingermit und verbessert FehlerDer Tutand kann sich an Tempo und Betonung desTrainers orientieren.Er kann alleine weiter lesen,wenn er sich sicher fühlt.

Nach jeder Lesung kommt ein Häkchen auf die Textkopie.

Lesestrategien: DefinitionLesestrategien sind der Einsatz mentaler Werkzeuge, mit denen bei komplexen Verstehensanforderungen die verschiedenen Textebenen gezielt bearbeitet werden können.

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Beispiele für Lesestrategien

1. Mit wiederholenden Lesestrategien, z.B. „noch einmal lesen“ oder „den Absatz mit eigenen Worten wieder geben“, überwindet man lokale Verstehensprobleme.

2. Mit ordnenden Lesestrategien, z.B. „besonders Wichtiges markieren“ oder „den Textaufbau grafisch darstellen“, macht man sich die Rhetorik des Textes klar.

3. Mit elaborierenden Lesestrategien, z.B. „Fragen an den Text stellen“ oder „eigene Erfahrungen assoziieren“, entfaltet man besonders dichte Texte oder Abschnitte.

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Mit welchen Teilnehmer/-innen sollten Lesestrategien trainiert werden?

Teilnehmer/-innen, die zwar in der Lage sind flüssig zu lesen, aber deutliche Probleme damit haben Gelesenes auf hierachiehöherenProzessebenen mental zusammenzuführen, zu strukturieren und mit vorhandenem Vorwissen sinnvoll in Beziehung zu setzen.

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Lautes Denken als Lehrverfahren

Strategieeinsatz wird durch „Zeigen“ gelehrt.

„Lautes Denken“17

Alpha-Level 1 Alpha Level 2 Alpha Level 3 Alpha Level 4Maßgebliche sprachliche Einheit:Graphem-Phonem-Korrespondenz-Silben, Wörter

Wörter, Wortbausteine Sätze und Texte,Komplexere Wörter

komplexere und längere Texte mit ungewohnten Inhalten flüssig und verstehend lesen

Zugrundeliegende Textformen:Wortlisten, Wort-Bild-Gefüge

Wortgruppen, Kurztexte, tabellarische Textarten wie Stunden- oder Fahrpläne

alltagssprachliche Satzbaumuster, konzeptionell mündliche Textstrukturen

Perspektive: Aneignung schriftsprachlicherBegriffe und Wendungen, Satz- und Textstrukturen. (Lesen um zu lernen am Horizont)

Erwerb von Leseflüssigkeit: „ automatisiertes, genaues, angemessen schnelles und sinnvoll betontes lautes Lesen“:Buchstaben, Silben, kurze Wörter eigenständig erlesen

Wörter automatisiert erkennenSichtwortschatz: Ziel: frequente, kurze Wörter (Grundwortschatz) als Sichtwortschatz

Sätze verstehend, einfache Texte flüssig und sinnvoll betont lesen. Sichtwortschatz:Ziel: komplexere Wörter und Wortgruppen als Sichtwortschatz

komplexere Texte sinnstrukturierend betont lesen und verstehen können. Sichtwortschatz: Ziel: Wortschatzerweiterung um Fachbegriffe, bildungssprachliche Wendungen usw.

Erwerb von Lesestrategien: "Sich einem Leseproblem bewusst zuwenden und es lösen":

von der logographischen zur alphabeti-schenStrategie

orthographische Strategie:Wörter als Ganze erkennen, verbunden mit innerer Regel-bildung (Einsichten in Regeln der Wortbildung, die bei der Worterschließung genutzt werden können (Segmentierung)

erste Lesestrategien (z.B. das ‚Klären’ von schwierigen Wörtern) sollen ‚laut denkend‘ gezeigt werden.Auf Satzebene können Informationen erschlossen werden.

weitere Lesestrategien zeigen: „Fragen, Vorhersagen, Klären‚Zusammenfassen“Einüben in der Kleingruppe durch wechselseitige Anleitung mit Perspektive auf reflektierte eigenständige Anwendung. Auf Textebene können Informationen generiert werden.Perspektive: Eigenständiger, flexibler, situations-angemessener Umgang mit Lesestrategien

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* Buchstaben, Silben, Wörter und Sätze erkennen (DEKODIEREN)* Satzteile, Sätze und Satzfolgen verstehen und verknüpfen und in diesen kleinen Einheiten einen Zusammenhang herstellen (LOKALE KOHÄRENZ)* Den Text als ganzes verstehen. Einen Handlungsablauf, einen Bericht, eine Argumentation als Zusammenhang überblicken (GLOBALE KOHÄRENZ) * Textstruktur erkennen auf der Basis von Textsortenkenntnis (SUPERSTRUKTUREN)* Erkennen von (DARSTELLUNGSSTRATEGIEN) im Hinblick auf die Textabsicht.

PROZESSEBENE IM KOMPETENZ-MODELL DES LESENS UND DIE ALPHA-LEVELS

Für das Erlernen des Lesens ist es sinnvoll, die einzelnen Teilleistungen des Leseakts ein Stück weit zu isolieren und einzeln einzuüben. Erlernen der Buchstaben-Laut-Beziehung das Erreichen von Leseflüssigkeit Entwicklung von Textverstehen

DREI LEVELS DES LESEUNTERRICHTS MIT ERWACHSENEN ILLITERALEN

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BEISPIELEAufgabenblätter aus dem RC Lesen

02. Oktober 2014 Lautlesetandems zur Förderung der Leseflüssigkeit 21

Alpha Level 1, Ziel 1, Buchstabenebene

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Unterstützt Passung der Aufgaben auf spezifische Belange der Lernenden und somit auch die Differenzierung.

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TEXTSORTE TABELLE: EINEN FAHRPLAN ERSCHLIEßEN Satztreppen zeigen Satzaufbau

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TEXTE SINNVOLL BETONT LESEN – LESEVERSTEHEN – WORTSCHATZARBEIT

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

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Kontakt: [email protected]

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