Generika in Deutschland - Marktdaten 2015

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Marktdaten Pro Generika 2015 GENERIKA IN DEUTSCHLAND 2015

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Marktdaten Pro Generika 2015

GENERIKA IN DEUTSCHLAND

2015

Page 2: Generika in Deutschland - Marktdaten 2015

Kapitel 1

DAS JAHR 2015 IM ÜBERBLICK

Generikaunternehmen haben im letzten Jahr noch mehr Verant­

wortung für die Arzneimittelversorgung der Versicherten der

Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) übernommen: 77 % aller

zugunsten der Krankenkassen abgegebenen Arzneimittel waren

Generika. Die GKV profitiert davon doppelt, denn Generika ermög­

lichen eine Versorgung mit modernen Arzneimitteln zu sehr

niedrigen Kosten.

Insgesamt hat die GKV im Jahr 2015 allerdings erneut mehr für

Arzneimittel ausgegeben. Daher stellt sich die Frage, ob das „Mehr

an Generikaversorgung“ auch zu höheren Ausgaben führt. Im

Gegenteil: Trotz wachsendem Versorgungsanteil sinken die

Ausgaben der GKV für Generika stetig. Auf Basis der Listenpreise

betrugen sie 5,2 Mrd. Euro. Diese reduzieren sich allerdings um die

Rabatte. Diese zusätzlichen Preisnachlässe aus Rabattverträgen

haben mit 3,6 Mrd. Euro in 2015 ein neues Hoch erreicht. Den

Großteil der Rabatte – Schätzungen liegen bei ca. 85 % – mussten

dabei Generikaunternehmen leisten. Daraus folgen Netto­Ausga­

ben der GKV für Generika in Höhe von ca. 2 Mrd. Euro. Das sind

gerade einmal 10 % der Netto­Ausgaben der GKV – bemessen nach

Werkspreisen, also abzüglich der Rabatte aus Rabattverträgen und

ohne Berücksichtigung der Vergütung des Großhandels, der

Apotheker und der Mehrwertsteuer, die am Ende allesamt in den

sogenannten Apothekenverkaufspreis eingehen.

Der Trend aus den vergangenen Jahren, wonach sich die Schere

zwischen Versorgungsanteil und Generikaausgaben der GKV immer

weiter öffnet, setzt sich also auch in 2015 fort. Betrug der Anteil

der Generika an den Tagestherapiedosen im Jahr 2009 noch 67 %

bei einem Ausgabenanteil von 19 %, so lag der Anteil der Generika

in der Versorgung in 2015 bei 77 % bei anteiligen Kosten von 10 %

der Netto­GKV­Ausgaben für Arzneimittel. Die durchschnittlichen

Tagestherapiekosten für ein Generikum liegen nach Abzug aller

Rabatte bei gerade einmal 7 Cent – wohingegen der Durch­

schnittspreis für eine Tagestherapiedosis eines patentgeschützten

Arzneimittels seit Jahren steigt und zuletzt 4,31 Euro nach

Listenpreis betrug.

32 Marktdaten Pro Generika 2015 Das Jahr 2015 im Überblick

Generika

übrige Arzneimittel

77 %

23 %

10,4 %

89,6 %

AUSGABENANTEILVERSORGUNGSANTEIL

Quelle: Pro Generika e. V., IGES­Berechnungen nach NVI (INSIGHT Health), eigene Berechnungen

Page 3: Generika in Deutschland - Marktdaten 2015

Wirkstoffe des BfArM sein, auf deren Basis konkrete Maßnahmen

zur Stärkung der Liefersicherheit bei diesen Wirkstoffen diskutiert

werden müssen.

Entwicklungen bei der SubstitutionsausschlusslisteDer Gesetzgeber hat dem G­BA den Auftrag erteilt, Wirkstoffe

festzulegen, die nicht in der Apotheke substituiert werden dürfen,

nachdem lange Verhandlungen des GKV­Spitzenverbands mit dem

Deutschen Apothekerverband hierzu erfolglos geblieben waren.

Der G­BA beschloss daraufhin zügig eine erste Tranche von

Wirkstoffen, für die die Substitution ausgeschlossen ist. Weitere

Tranchen kündigte der G­BA als unmittelbar folgend an. Zwar

stellte der G­BA dann auch eine zweite Tranche zur Anhörung,

beschloss sie allerdings nicht mehr. Die Entscheidung über eine

dritte Tranche, in der auch Antiasthmatika diskutiert werden

sollten, vertagte der G­BA sogar auf unbestimmte Zeit. Der

Handlungswille zur Weiterentwicklung der Substitutionsaus­

schlussliste seitens des G­BA scheint hier sehr begrenzt zu sein.

Trotz dieser offensichtlich ungesunden Entwicklung ignorieren

viele Krankenkassen nach wie vor weitgehend den Zusammenhang

zwischen dem maßgeblich durch Rabattverträge verursachten

Kostendruck und den zunehmenden Lieferengpässen. Selbst

einfache und für die GKV ausgabenneutrale Maßnahmen, die die

Versorgungssicherheit gewährleisten können, wie eine grundsätz­

liche Mehrfachvergabe und ausreichende Vorlaufzeiten zwischen

Rabattvertragszuschlag und Lieferbeginn, die den Unternehmen

Zeit für die Produktion und den Aufbau von Lagerbeständen ließen,

ziehen die meisten Krankenkassen nicht in Betracht.

Diskussion über Lieferengpässe bei versorgungskritischen ArzneimittelnDie Diskussion um Lieferengpässe und mögliche Lösungsansätze

hat in 2015 wieder deutlich an Fahrt aufgenommen. Die steigende

Anzahl von Lieferengpässen zeigt, dass die Einkaufsoptimierung

durch Krankenkassen und Krankenhäuser ihre Grenzen erreicht

hat. Der Pharmadialog bietet die Chance, Leitplanken in das

Rabattvertragssystem einzuziehen, damit sich die immer deutlich

werdenden negativen Nebenwirkungen nicht noch mehr verstär­

ken. Vorschläge zur Weiterentwicklung sind Ausschreibungen im

Mehrpartnermodell, ausreichende Vorlaufzeiten bei Rabattver­

trägen und die Entschärfung von Wechselwirkungen zwischen

Festbetrags­ und Rabattvertragssystem. Im Krankenhausbereich

sollte die Verantwortung beider Seiten für eine nachhaltige

Versorgung stärker in den Fokus gerückt werden. Ein erster Schritt

wird die Veröffentlichung der Liste der versorgungskritischen

54 Marktdaten Pro Generika 2015 Das Jahr 2015 im Überblick

Page 4: Generika in Deutschland - Marktdaten 2015

Quelle: Pro Generika; IGES­Berechnungen nach NVI (INSIGHT Health)

Generika übernehmen mit einem Anteil von 77 % den Großteil der Arzneimittelversorgung in Deutschland

patentgeschützte Arzneimittel

patentfreie Erstanbieterprodukte (ohne Generikakonkurrenz)

patentfreie Erstanbieterprodukte (mit Generikakonkurrenz)

Generika / Biosimilars

patentgeschützte Arzneimittel

patentfreie Erstanbieterprodukte (ohne Generikakonkurrenz)

patentfreie Erstanbieterprodukte (mit Generikakonkurrenz)

Generika / Biosimilars

Rabatte nach § 130a Abs. 8 SGB V (BMG nach KV45)

Durch die Rabattverträge sinkt trotz steigendem Versorgungsanteil der Netto-Umsatz der Generika- unternehmen seit Jahren stark

Preisbasis: HAP (ohne Berücksichtigung des Hersteller­Zwangsrabattes und Zusatzabschläge in Folge

des Preismoratoriums)

Quelle: Pro Generika; IGES­Berechnungen nach NVI (INSIGHT Health)

10,0

20,0

30,0

40,0

50,0

5,0

15,0

25,0

35,0

45,0

55,0

Verbrauch in Mrd. DDD (defined daily dose)

76 Marktdaten Pro Generika 2015 Das Jahr 2015 im Überblick

Umsatz in Mrd. Euro (Herstellerabgabepreis)

77 %

2015

42,72,3

4,4

3,1

32,9

2014

42,2

3,1

4,5

2,5

32,1

2013

40,7

3,2

4,5

2,5

30,5

2012

39,9

29,3

3,8

4,5

2,3

2011

39,2

27,7

3,6

4,8

3,1

2010

38,3

26,3

3,7

3,6

4,7

2009

37,2

25,0

3,5

4,5

4,2

2008

35,7

23,3

3,6

4,9

3,9

2007

35,1

22,5

4,6

4,1

3,9

2006

33,1

19,8

4,6

4,7

4,0

2005

31,4

17,6

5,7

4,2

3,9

4,0

8,0

12,0

16,0

20,0

2,0

­2,0

0,0

6,0

10,0

14,0

18,0

22,0

24,0

26,0

2005

3,6

2,3

4,5

5,5

15,9

2006

3,9

1,6

4,8

6,0

16,3

2007

3,8

2,0

4,8

6,4

17,0

2008

4,1

2,2

4,9

6,8

18,0

2010

4,3

2,4

5,7

7,5

19,9

1,3

2012

2,4

4,6

2,8

5,7

7,3

20,4

2009

4,4

2,1

5,2

7,4

19,1

0,8

2013

4,8

6,0

8,3

2,2

21,3

2,8

2014

9,4

22,7

4,9

2,7

5,7

2015

10,1

24,1

5,2

2,8

6,0

3,6

2011

4,4

2,7

5,9

7,2

20,2

1,7 3,2

Page 5: Generika in Deutschland - Marktdaten 2015

98 Marktdaten Pro Generika 2015 Das Jahr 2015 im Überblick

Für immer mehr Generikaversorgung wenden die Krankenkassen seit Jahren immer weniger auf

2011 2012 2013 2014 2015

Umsatz in Mrd. Euro (Herstellerabgabepreis)

5

10

15

20

25

Arzneimittelausgaben abzgl. Rabatte aus Rabattverträgen

Generika­Nettoausgaben*

Anteil Generika Tagestherapiedosen (DDD)

Anteil Generika­Nettoausgaben*

2011 2012 2013 2014 2015

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

15,9 %14,2 % 13,1 %

10,9 % 10,4 %

70,7 %73,4 % 74,9 % 76,0 % 77,0 %

18,518,0

18,519,5

2,95 2,56 2,42 2,16

Für 77 % der Arzneimittelversorgung wendet die GKV nur 10 % ihrer realen Arzneimittelkosten auf

* Annahme: Rabatterlöse nach § 130 a Abs. 8 SGB V entfallen zu 85 % auf Generika

Quelle: Pro Generika; IGES nach INSIGHT Health (NVI); eigene Berechnung

* Annahme: Rabatterlöse nach § 130 a Abs. 8 SGB V entfallen zu 85 % auf Generika

Quelle: Pro Generika; IGES nach INSIGHT Health (NVI); eigene Berechnung

2,14 10,4 %

20,5

Page 6: Generika in Deutschland - Marktdaten 2015

10

Der GKV-Arzneimittelumsatz beträgt 37,6 Mrd. Euro

patentgeschützter Markt

generikafähiger Markt

patentfreie Erstanbieterprodukte

Generika

Rabatte aus Rabattverträgen

nach § 130a Abs. 8 SGB V Anteil der Rabatte aus

Generika­Rabattverträgen*

10,1 Mrd. Euro

14,0 Mrd. Euro

24,1 Mrd. Euro

3,6 Mrd. Euro 3,06 Mrd. Euro

8,8 Mrd. Euro

GKV­Umsatz (Herstellerabgabepreis) gesamt

11

3,6 Mrd. Euro Einsparungen durch Rabattverträge sind ein neuer Höchststand

patentgeschützter Markt patentfreie Erstanbieterprodukte

generikafähiger Markt Generika

Rabatte aus Rabattverträgen

nach § 130a Abs. 8 SGB V

13,0 Mrd. Euro

24,6 Mrd. Euro

11,8 Mrd. Euro

GKV­Umsatz (Apothekenverkaufspreis) gesamt37,6 Mrd. Euro

12,8 Mrd. Euro

3,6 Mrd. Euro

Marktdaten Pro Generika 2015 Das Jahr 2015 im Überblick

* Annahme: Rabatterlöse nach § 130 a Abs. 8 SGB V entfallen zu 85 % auf Generika

Quelle: Pro Generika, IGES­Berechnungen nach NVI (INSIGHT Health) Quelle: Pro Generika, IGES­Berechnungen nach NVI (INSIGHT Health)

5,2 Mrd. Euro

Page 7: Generika in Deutschland - Marktdaten 2015

patentgeschützter Markt patentfreie Erstanbieterprodukte

generikafähiger Markt Generika

Im Jahr 2015 wurden gesetzlich Krankenversicherten insgesamt 42,7 Mrd. Tagestherapiedosen verordnet

2,3 Mrd. DDD

40,4 Mrd. DDD

7,5 Mrd. DDD

32,9 Mrd. DDD

GKV­Absatz DDD* gesamt42,7 Mrd. DDD

1312 Marktdaten Pro Generika 2015 Das Jahr 2015 im Überblick

* defined daily dose, definierte Tagestherapiedosis

Quelle: Pro Generika, IGES­Berechnungen nach NVI (INSIGHT Health)

Während die Tagestherapiekosten der Generika seit Jahren im Centbereich stagnieren, steigen sie für patentgeschützte Arzneimittel stark an

* defined daily dose /definierte Tagestherapiedosis

Quelle: Pro Generika; IGES­Berechnungen nach NVI (INSIGHT Health)

patentgeschützte Arzneimittel

Generika ohne Biosimilars (ohne Berücksichtigung der Rabattverträge)

2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015

Durchschnittspreise in DDD* in Euro (Herstellerabgabepreis)

0,5

1,0

1,5

2,0

2,5

3,0

3,5

4,0

4,5

5,0

0,18 0,17 0,17 0,160,21 0,15 0,15 0,15 0,15 0,160,22

1,43 1,511,60

1,751,77

2,07 2,33

3,173,28

3,85

4,31

Page 8: Generika in Deutschland - Marktdaten 2015

12,25

0,73

1,00

Großhandelsspanne*

19 % Mehrwertsteuer

Apothekenvergütung**Apotheken­ verkaufs­preis

Herstellerabgabepreis Apothekeneinkaufspreis1,73

1,96

8,56

Euro Euro

Euro

Aus einem Euro, den der Hersteller für ein Arzneimittel erhält, wird durch die Vergütung des Großhandels, der Apotheken und der Mehrwertsteuer ein Apothekenver- kaufspreis von 12,25 Euro

* 0,70 Euro + 3,15 % HAP; max. 37,80 Euro

** 8,51 Euro + 3 % Apothekeneinkaufspreis

Quelle: Pro Generika; eigene Darstellung

1514 Marktdaten Pro Generika 2015 Das Jahr 2015 im Überblick

Rabattverträge haben dazu geführt, dass sich die tatsächlichen Tagestherapiekosten der Generika auf nur noch 7 Cent belaufen

* defined daily dose /definierte Tagestherapiedosis

** Annahme: Rabatterlöse nach § 130 a Abs. 8 SGB V entfallen zu 85 % auf Generika

Quelle: Pro Generika; IGES­Berechnungen nach NVI (INSIGHT Health), eigene Darstellung

Durchschnittspreise Generika­DDD

(ohne Berücksichtigung der Rabattverträge)

Durchschnittspreise Generika­DDD

(bei Berücksichtigung der Rabatte aus Rabattverträgen)**

2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015

Durchschnittspreise in DDD* in Euro (Herstellerabgabepreis)

0,02

0,04

0,06

0,08

0,10

0,12

0,14

0,16

0,18

0,20

0,22

0,26

0,24

0,180,17

0,15

0,07

0,16

0,21

0,15 0,15 0,150,15

0,16

0,22

0,17

0,09

0,120,11

0,080,07

Page 9: Generika in Deutschland - Marktdaten 2015

Die Anzahl der zuzahlungsbefreiten Arzneimittel nimmt kontinuierlich ab; im Gegenzug müssen Patienten immer mehr aus eigener Tasche zuzahlen

Quelle: Pro Generika; INSIGHT Health /IMS HEALTH; ABDA, eigene Darstellung

Anzahl zuzahlungsbefreite ArzneimittelPatientenzuzahlung in Mio. Euro

Patientenzuzahlung in Mio. Euro

Anzahl zuzahlungsbefreite Arzneimittel

1.000

1.250

500

750

250

2.000

2.250

1.500

1.750 7.000

8.000

9.000

6.000

5.000

4.000

3.000

2.000

1.000

2011 2015

7.116

1.791

2.085

3.889

1716 Marktdaten Pro Generika 2015 Die Entwicklungen im Rabattvertragsmarkt im Jahr 2015

Kapitel 2

DIE ENTWICKLUNGEN IM RABATTVERTRAGS- MARKT IM JAHR 2015

Trend 1 – Die Anzahl der Wettbewerber geht spürbar zurückDie Anzahl der Generikaunternehmen, die in Deutschland an der Versorgung teilnehmen, reduziert sich stetig. Diesen klaren Trend zeigt eine Aktualisierung der 2011 vom IGES Institut im Auftrag von Pro Generika erstellten Studie „Generika in Deutschland: Wettbewerb fördern – Wirtschaftlichkeit stärken“.

Standen im Analysezeitraum 2006–2009 in großen Wirkstoffgrup­pen mit entsprechend intensivem Wettbewerb noch 26 Generika­ unternehmen miteinander in Konkurrenz, waren es 2012–2013 bereits knapp 40 % weniger – nämlich nur noch 16. Dadurch wird eines deutlich: Die häufige Behauptung der Krankenkassen, dass Rabattverträge den Wettbewerb fördern, ist damit widerlegt.

Um einen gesunden Wettbewerb zu fördern und die Versorgungs­sicherheit zu stärken, sind Änderungen am Rabattvertragssystem notwendig. Ein erster Ansatz wäre eine grundsätzliche Mehrfach­vergabe von Rabattverträgen, denn nur dann können Lieferausfälle eines Unternehmens durch andere aufgefangen werden.

Trend 2 – Open-House-Verträge nehmen weiter zu Auch in 2015 haben Krankenkassen das Modell der Open­House­Rabattverträge weiter genutzt – bei rund 24 % aller Rabattver­tragslose. Es gibt kaum noch einen Patentablauf, bei dem es nicht bereits vor oder kurz nach dem Markteintritt von Generika Open­House­Verträge gibt.

Page 10: Generika in Deutschland - Marktdaten 2015

1918 Marktdaten Pro Generika 2015 Die Entwicklungen im Rabattvertragsmarkt im Jahr 2015

Trend 3 – Trotz starker Marktverengung schreiben Krankenkassen weiter versorgungskritische Wirkstoffe aus

„Antibiotika“ standen im Pharmadialog, aber auch beim G7­Gipfel

auf der Agenda. Diskutiert wurde über Resistenzen, denkbare

Forschungsanreize und Möglichkeiten, die Produktion wieder

verstärkt in Deutschland bzw. der EU anzusiedeln, um u. a. Versor­

gungsengpässe zu vermeiden. In der Rabattvertragspolitik der

Krankenkassen spiegelt sich diese politische Diskussion allerdings

nicht wider. Denn nach wie vor werden generische Antibiotika

exklusiv ausgeschrieben, obwohl die Marktverengung bereits

extrem hoch ist und daher im Falle der Lieferunfähigkeit eines

Unternehmens die Gefahr von Engpässen steigt. Letztlich bleibt die

Frage, warum versorgungskritische Wirkstoffe wie Antibiotika

überhaupt ausgeschrieben werden, denn ihre Listenpreise sind

ohnehin bereits durch Festbeträge auf wenige Cent oder im

niedrigen Eurobereich gedeckelt.

Aus Sicht von Pro Generika ist die Verfügbarkeit versorgungskri­

tischer Arzneimittel höher zu gewichten als das betriebswirtschaft­

liche Interesse einer Krankenkasse an möglichst hohen Rabatten.

Bei Open­House­Verträgen geben die Krankenkassen für einen Wirkstoff eine Art Mustervertrag mit fest definierten Konditionen – also zumeist einem seitens der Kasse fixierten Rabatt – vor. Alle Anbieter können sich an diesem Vertrag beteiligen, solange sie den

Vorgaben zustimmen. Die Rabattvertragsarzneimittel sind dann in

der Software der Ärzte und Apotheker als rabattiert gekennzeich­

net und werden so bevorzugt abgegeben. Krankenkassen zielen

mit diesen Verträgen auf schnelle Rabatte. Für die Generikaunter­

nehmen bedeuten sie allerdings weitere Rabattzahlungen an die

Krankenkassen, ohne dass sie dadurch einen Wettbewerbsvorteil

hätten. Einen Vorteil bieten Open­House­Verträge allerdings: Sie

erhöhen die Versorgungssicherheit, da so mehrere Unternehmen

die Versicherten einer Krankenkasse versorgen.

Im Laufe des Jahres 2016 wird sich der EuGH mit der vergabe­

rechtlichen Zulässigkeit von Open­House­Rabattverträgen befas­

sen. Es bleibt daher zunächst abzuwarten, wie sich die Entwicklung

dieses Vertragsmodells fortsetzt.

Page 11: Generika in Deutschland - Marktdaten 2015

2120 Marktdaten Pro Generika 2015 Die Entwicklungen im Rabattvertragsmarkt im Jahr 2015

Wie funktioniert ein Rabattvertrag für Arzneimittel?

FESTLEGUNG ARZNEIMITTEL Krankenkasse legt Arzneimittel fest, für die sie Rabatt­verträge abschlie­ßen möchte.

EINGANG ANGEBOTE Krankenkasse prüft, ob alle Formalien erfüllt sind.

ZUSCHLAG FÜR UNTERNEHMENZuschlag durch Krankenkasse für exklusiv 1 oder mehrere Unter­nehmen; einziges Zuschlagskrite­rium: niedrigster Preis.

VERTRAGSSTART Ab Vertragsstart darf ausschließ­lich das Unter­nehmen mit Rabattvertrag das Arzneimittel liefern.

NEU- AUSSCHREIBUNG Wiederholung des Ausschreibungs­prozesses nach 2 Jahren.

MARKTMACHT KRANKENKASSE Aufteilung Deutsch­lands in Regionen (Lose) durch Kran­kenkasse.

BEGRENZUNG UNTERNEHMENS- ANZAHLEntscheidung der Krankenkasse, ob Arznei mittel exklusiv nur bei 1 oder mehreren Unternehmen eingekauft wird.

AUSSCHREIBUNG Europaweite Ausschreibung durch die Krankenkasse.

Kriterien:• Relevanz des

Arzneimittels für die Ausgaben der Krankenkasse

• Versorgungsanteil

Folge:Zumeist erhält 1 Unternehmen den Zuschlag für alle Regionen.

Lieferstopp... für alle Unter­nehmen, die keinen Rabattvertrag be­kommen haben.

Herausforderung: Hersteller muss im Vorfeld nach­ weisen, dass er die voraussichtlich benötigte Arznei­ mittelmenge auf Lager hat bzw. liefern kann.

Angebote: Zwischen 0 und rund 20 Hersteller geben Angebote ab.

Eckpunkte Rabattvertrag: • 2 Jahre Laufzeit• keine Mengen­

garantie durch Krankenkasse

• Vertragsstrafen und Schadens­ersatz bei Liefer­ unfähigkeit

Konsequenzen: • Ärzte sind ange­

halten, Rabatt­arzneimittel zu verschreiben

• Apotheker müssen Rabattarzneimittel abgeben

Auswirkungen: • Preisspirale, da

nur der höchste Rabatt berück­sichtigt wird

• Marktkonzentra ­ tion auf Ebene der Wirkstoffe

• Fehlende Nach­ haltigkeit des Rabattvertrags­ systems

%

Page 12: Generika in Deutschland - Marktdaten 2015

2322 Marktdaten Pro Generika 2015 Die Entwicklungen im Rabattvertragsmarkt im Jahr 2015

Durch den vermehrten Abschluss von Open-House-Verträgen ist die Anzahl der Rabattverträge deutlich angestiegen

Trotz zunehmender Lieferengpässe wird für über 45 % der ausgeschriebenen Rabattvertragslose weiterhin nur ein Unternehmen als Vertragspartner gesucht

Quelle: Pro Generika; INSIGHT Health; NVI Dez. 2015 Quelle: Pro Generika; INSIGHT Health

Dezember 2014

Dezember 2015

Open­House­Rabattvertrag

Modell mit 3 Rabattvertragspartnern

Modell mit 1 Rabattvertragspartner

Anzahl Unternehmen

mit Rabattverträgen

50

100

150

25

75

125

175

Anzahl Kranken­

kassen mit

Rabattverträgen

8.000

16.000

24.000

4.000

12.000

20.000

28.000

Anzahl

Handelsformen

unter RV

Anzahl

Rabattverträge

152

123

131137

15.94216.542

21.136

18 .821

Anteile der Ausschreibungsmodelle in %

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

2011 2013 2014 20152012

43,3 %

36,6 %35,2 %

10,6 % 14,6 % 24,2%

63,9 %

36,1 %

56,7 % 52,8 %

50,1 %

29,2 %

46,6 %

Page 13: Generika in Deutschland - Marktdaten 2015

2524 Marktdaten Pro Generika 2015 Die Entwicklungen im Rabattvertragsmarkt im Jahr 2015

Knapp 93 % aller abgegebenen Packungen unter Rabattvertrag sind Generika

Restgruppe

patentfreie Erstanbieterprodukte

patentgeschützte Produkte

Generika

Preisbasis: Umsatz HAP in Mrd. Euro; nur Rabattverträge nach § 130a SBG V

Quelle: Pro Generika; IMS Contract Monitor® National

100

200

300

400

Absatz in Mio. Packungen unter Rabattvertrag

91,9 %

2014

92,7 %

20152013

Umsatz Herstellerabgabepreis

in Mrd. Euro unter Rabattvertrag

1,0

2,0

3,0

4,0

5,0

6,0

7,0

8,0

51,2 %

38,0 %

9,8 %

5,4

2013 2015

Die Anzahl der Generikaunternehmen, die die Versorgung in Deutschland sichern, ist rückläufig

* zwei Jahre nach Markteintritt

Quelle: Pro Generika; IGES Institut „Analyse des Generikawettbewerbs (2005–2015)“

DURCHSCHNITTLICHE ANBIETERZAHL*

2014

52,4%

37,3 %

9,4 %

5,7

38,2 %

7,10 351,0362,4

383,0

47,7 %

92,5 %

4 4 3

21 17 10

27 18 16

Wirkstoffemit sehr intensivem

Generikawettbewerb

Wirkstoffemit intensivem

Generikawettbewerb

Wirkstoffe mit wenig intensivem Generikawettbewerb

Zeitraum 01/2006 – 06/2009 07/2012 – 09/201307/2009 – 06/2012

13,4 %

Page 14: Generika in Deutschland - Marktdaten 2015

2726 Marktdaten Pro Generika 2015 Die Entwicklungen im Rabattvertragsmarkt im Jahr 2015

übrige Pharmaunternehmen

Anteil der Top 10 Hersteller im gesamten GKV­Markt

Rabattverträge führen zu einer hohen Marktverengung – allein die zehn führenden Hersteller haben einen Anteil von 70 % am Rabattvertragsmarkt

Quelle: Pro Generika; IMS Contract Monitor® National; Januar–Dezember 2015

Anteil Absatz in Packungseinheiten

20 %

40 %

60 %

80 %

100 %

50 %

50 %

GKV­Gesamt Marktsegment

ohne Rabattvertrag

30 %

70 %

Marktsegment

mit Rabattvertrag

65 %

35 %

Eine Konsequenz der Rabattvertragspolitik der Krankenkassen: Die Marktverengung bei versorgungsrelevanten Wirkstoffen ist sehr hoch

Marktanteil im Rabattvertragsmarkt

Quelle: Pro Generika; INSIGHT Health (NVI­KT)

Tacrolimus(Immunsuppressivum bei Transplantationen)

Methotrexat(Krebs, Rheuma)

Ibuprofen(Schmerz)

Fentanyl(Schmerz)

Levothyroxine Sodium (Schilddrüse)

0 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Marktanteil der jeweiligen TOP 3 Unternehmensgruppen nach PackungseinheitenWirkstoff

10

97,0 %

97,0 %

95,7 %

91,8 %

74,9 %

Page 15: Generika in Deutschland - Marktdaten 2015

2928 Marktdaten Pro Generika 2015 Glossar

AVPApothekenverkaufspreis

AVP realApothekenverkaufspreis unter Berücksichtigung aller Zwangsrabatte für Hersteller und Apo­theker, inkl. Berücksichtigung Zusatzabschläge infolge des Preismoratoriums

DDDdefined daily dose, definierte Tagestherapiedosis

EPErstanbieterpräparate

GKV­MarktMarkt, der die Verordnungen zu Lasten der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) abdeckt

HAPHerstellerabgabepreis

HAP realHerstellerabgabepreis unter Berücksichtigung des Hersteller­Zwangsrabattes, inkl. Zusatzab­schläge infolge des Preismoratoriums

MarktkonzentrationIndikator der Verteilung von Umsatzanteilen auf die Anzahl der Unternehmen

PEPackungseinheiten

GLOSSARVor allem bei Antibiotika zeigt sich eine enorme Marktverengung als Folge des extremen Kostendrucks durch Rabattverträge

Marktanteil im Rabattvertragsmarkt

Quelle: Pro Generika; INSIGHT Health (NVI­KT)

Marktanteil der jeweiligen TOP 3 Unternehmensgruppen nach PackungseinheitenWirkstoff

Amoxicillin 96,3 %

Doxycyclin 100 %

Clarithromycin 99,4 %

Clindamycin 86,8 %

Cefixim 100 %

0 20 30 40 50 60 70 80 90 10010

Page 16: Generika in Deutschland - Marktdaten 2015

Wir sind der Verband der Generika­ und Biosimilarunternehmen in Deutschland.

Pro Generika vertritt die Interessen seiner Mitglieder, die Generika und Biosimilars

entwickeln, herstellen und vermarkten. Durch den Einsatz von Generika und

Biosimilars werden im Gesundheitssystem wichtige finanzielle Ressourcen ein­

gespart – bei gleichbleibend hoher Qualität der Arzneimittelversorgung. Generika

und Biosimilars sorgen damit für nachhaltigen Zugang der Patienten zu modernen

Arzneimitteln.   

WIR SIND PRO GENERIKA:

30 Marktdaten Pro Generika 2015

Page 17: Generika in Deutschland - Marktdaten 2015

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