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    FRANZ VFRANZ VFRANZ VFRANZ VFRANZ VON SON SON SON SON SALES ABHANDLALES ABHANDLALES ABHANDLALES ABHANDLALES ABHANDLUNG BER DIE GOTTESLIEBE /IUNG BER DIE GOTTESLIEBE /IUNG BER DIE GOTTESLIEBE /IUNG BER DIE GOTTESLIEBE /IUNG BER DIE GOTTESLIEBE /I

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    Deutsche Ausgabe derDeutsche Ausgabe derDeutsche Ausgabe derDeutsche Ausgabe derDeutsche Ausgabe der

    WERKE DES HL. FRANZ VON SALES

    Band 3Band 3Band 3Band 3Band 3

    Nach der vollstndigen Ausgabe derNach der vollstndigen Ausgabe derNach der vollstndigen Ausgabe derNach der vollstndigen Ausgabe derNach der vollstndigen Ausgabe der

    OEUVRES DE SOEUVRES DE SOEUVRES DE SOEUVRES DE SOEUVRES DE S AINT FRANOIS DE S AINT FRANOIS DE S AINT FRANOIS DE S AINT FRANOIS DE S AINT FRANOIS DE SALESALESALESALESALESder Heimsuchung Mari in Annecy (1892-1931)der Heimsuchung Mari in Annecy (1892-1931)der Heimsuchung Mari in Annecy (1892-1931)der Heimsuchung Mari in Annecy (1892-1931)der Heimsuchung Mari in Annecy (1892-1931)

    herausgegeben von den Oblaten des hl. Franz von Salesherausgegeben von den Oblaten des hl. Franz von Salesherausgegeben von den Oblaten des hl. Franz von Salesherausgegeben von den Oblaten des hl. Franz von Salesherausgegeben von den Oblaten des hl. Franz von Sales

    unter Leitung von Punter Leitung von Punter Leitung von Punter Leitung von Punter Leitung von P. Dr. Dr. Dr. Dr. Dr. F. F. F. F. Franz Reisinger OSFS.ranz Reisinger OSFS.ranz Reisinger OSFS.ranz Reisinger OSFS.ranz Reisinger OSFS.

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    Franz von SalesFranz von SalesFranz von SalesFranz von SalesFranz von Sales

    ABHANDLABHANDLABHANDLABHANDLABHANDLUNG BER DIE GOTTESLIEBEUNG BER DIE GOTTESLIEBEUNG BER DIE GOTTESLIEBEUNG BER DIE GOTTESLIEBEUNG BER DIE GOTTESLIEBETheotimusTheotimusTheotimusTheotimusTheotimus

    Erster TErster TErster TErster TErster Teil (I. - VI. Buch)eil (I. - VI. Buch)eil (I. - VI. Buch)eil (I. - VI. Buch)eil (I. - VI. Buch)

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    Das Original hat den Titel TRAITT DE LDas Original hat den Titel TRAITT DE LDas Original hat den Titel TRAITT DE LDas Original hat den Titel TRAITT DE LDas Original hat den Titel TRAITT DE LAMOUR DE DIEU.AMOUR DE DIEU.AMOUR DE DIEU.AMOUR DE DIEU.AMOUR DE DIEU.AAAAAus dem Fus dem Fus dem Fus dem Fus dem Franzsischen berranzsischen berranzsischen berranzsischen berranzsischen bertragen hat es Ptragen hat es Ptragen hat es Ptragen hat es Ptragen hat es P. Dr. Dr. Dr. Dr. Dr. F. F. F. F. Franz Reisinger OSFS.ranz Reisinger OSFS.ranz Reisinger OSFS.ranz Reisinger OSFS.ranz Reisinger OSFS.

    Mit Erlaubnis des Ordensoberen.Mit Erlaubnis des Ordensoberen.Mit Erlaubnis des Ordensoberen.Mit Erlaubnis des Ordensoberen.Mit Erlaubnis des Ordensoberen.Die Kirchliche DrDie Kirchliche DrDie Kirchliche DrDie Kirchliche DrDie Kirchliche Druckuckuckuckuckerlaubnis ererlaubnis ererlaubnis ererlaubnis ererlaubnis erteilte das Bischflicheteilte das Bischflicheteilte das Bischflicheteilte das Bischflicheteilte das Bischfliche

    Generalvikariat Eichsttt am 6. MrGeneralvikariat Eichsttt am 6. MrGeneralvikariat Eichsttt am 6. MrGeneralvikariat Eichsttt am 6. MrGeneralvikariat Eichsttt am 6. Mrz 1956.z 1956.z 1956.z 1956.z 1956.

    ISBN 3-7721-0128-3 Franz-Sales-Verlag, Eichsttt

    3. Auflage 2002Alle Rechte vorbehalten

    Herstellung: Brnner & Daentler, Eichsttt

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    Ein kurEin kurEin kurEin kurEin kurzes Wzes Wzes Wzes Wzes Wororororort zur Einfhrt zur Einfhrt zur Einfhrt zur Einfhrt zur Einfhrungungungungung

    Die deutsche Ausgabe der Werke des hl. Franz von Sales bereichertsich, nach langer Unterbrechung, mit dem ersten Band des Hauptwerkesdes groen Kirchenlehrers, der Abhandlung ber die Gottesliebe, auchTheotimus genannt. Der zweite Band wird eine Gesamtwrdigungdieses klassischen Buches bringen, sowie ausfhrliche Sach- und Perso-nenregister (mit den notwendigen Angaben ber die von Franz von Sa-les angefhrten Schriftsteller) und Erklrungen einzelner Stellen im erstenund zweiten Band, soweit sie fr das Verstndnis des Buches ntzlich

    erscheinen.Hier nur eine kurze Bemerkung ber den bei Franz von Sales oft

    zitierten D i o n y s i u s, den das ganze Altertum, Mittelalter und dieNeuzeit bis 1895 fr den vom hl. Paulus bekehrten Areopagiten hielt,dessen Werke daher hchstes Ansehen genossen. Heute wissen wir, dader Verfasser dieser Werke, ein Neuplatoniker, im 5. Jahrhundert gelebthat, also den Namen des Areopagiten Dionysius nur als Deckmantelmibrauchte, um seinen Schriften greres Ansehen zu verschaffen, wasihm auch gelungen ist.

    Wie in der Philothea fhrt Franz von Sales auch im Theotimus vielenaturwissenschaftliche Beispiele an, die er der Naturgeschichte des la-teinischen Schriftstellers P l i n i u s entnommen hat, einer Sammlungunwahrscheinlichster Dinge, die zur Zeit des hl. Franz von Sales in

    hohem Ansehen stand. Man darf sich an diesen Geschichten nicht stoen,mgen sie uns auch reichlich naiv erscheinen. Wir haben sie nur alsVergleiche und Bilder zu werten; als solche sind sie sehr anschaulichund machen manche schwierige theologische Frage leichter verstndlich(z. B. die Geschichte von den Apoden).

    Derlei durch die Zeit bedingte kleine Schnheitsfehler dieses Werkeswie auch die barocke Lnge und berflle von Bildern, und von Bildern,die wir heute nicht mehr gebrauchen wrden, ferner die uns oft seltsamdnkenden Anwendungen des Hoheliedes und hnliches das allesdarf uns nicht den beraus kostbaren Inhalt dieses Werkes bersehen las-

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    sen, das von den Ppsten mit den hchsten Lobsprchen bedacht wurdeund jedenfalls eines der groen Meisterwerke katholischer Mystik ist.

    In dieser bersetzung war ich bestrebt, den Sinn der Worte des

    groen Kirchenlehrers so genau als mglich wiederzugeben, ohne Kr-zungen, die ja in einer Gesamtausgabe der Werke des hl. Franz von Salesnicht statthaftwren. Mein Bestreben ging besonders dahin, die langenPerioden zu zerlegen und so verstndlich zu machen, ohne auch nur imgeringsten die Gedankenfolge zu ndern.

    Es obliegt mir nur noch die Pflicht, den ehrwrdigen Schwestern derHeimsuchung Mari in Wien fr ihre wertvollen Vorarbeiten Dank zusagen, die mir diese schwierige Arbeit wesentlich erleichtert haben.

    Wien, am 29. Januar 1957P. Dr. Franz Reisinger OSFS.

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    INHALINHALINHALINHALINHALTSBERSICHTTSBERSICHTTSBERSICHTTSBERSICHTTSBERSICHTEin kurzes Wort zur Einfhrung 5Widmungsgebet des Verfassers 33Vorwort 351. Wenn auch die heilige Liebe Kern und Inhalt jeder christlichenVerkndigung ist, so 2. beschftigt sich doch die theologische Ab-handlung von der Liebe im besonderen mit dem Ursprung, den Ei-genschaften und Wirkungen der Liebe. Paulus, Kirchenvter, Theo-logen und auch heilige Frauen haben darber viel Schnes geschrie-ben 3. Ebenso Schriftsteller zur Zeit des hl. Franz von Sales, 4. der sich aber hier besondere Aufgaben gestellt hat, nmlichEntstehung, Fortschritt und Verfall der Liebe, ihre Werke, Vor-zge und Erhabenhei t darzus te l len 5 . Er kommt mgl ichen

    Kr i t ike n z uvo r . 6 . Er wi l l wohl e in iges sagen, das n icht soleicht verstndlich ist, aber Streitfragen und Spitzfindigkeiten mei-den. 7 . Er erklrt , was er bisher verffent l icht hat 8. und was er fr dieses Buch den Schwestern der Heimsuchung, und vor allem ihrer Mutter verdankt. 9. Schlielich sagt er, warumer dieses Buch Maria und St. Josef gewidmet hat.

    I.I.I.I.I. Buch: VBuch: VBuch: VBuch: VBuch: Vorbereitung auf die ganze Abhandlungorbereitung auf die ganze Abhandlungorbereitung auf die ganze Abhandlungorbereitung auf die ganze Abhandlungorbereitung auf die ganze Abhandlung

    1. Kapitel: Gott hat um der Schnheit der menschlichen Natur wil-

    len die Herrschaft ber alle Fhigkeiten der Seele dem Willengegeben. 50Franz von Sales zergliedert zuerst den Begriff Schnheit. 1. Dazugehrt Ordnung in der Mannigfaltigkeit, 2. Glanz und Klarheit, 3. bei beseelten Wesen auch Anmut. 4. Gott ist Urbild der Schn-heit, in ihm ist Einheit in der Dreifaltigkeit. 5. Diese Einheit inder Mannigfaltigkeit ist in menschlichen Reichen gegeben; im Men-schen selbst aber durch die Herrschaft des Willens ber die Vielheit von Handlungen, Krften und Fhigkeiten.

    2. Kapitel: Der Wille herrscht ber die Krfte der Seele auf ver-schiedene Weise. 52

    1. Er herrscht ber die Fhigkeiten, uns zu bewegen, wie der Herrber den Sklaven; 2. ber die Sinne und die Fhigkeit , uns zunhren, zu wachsen, uns fortzupflanzen durch verschiedene Mittelund Kunstgriffe; 3. auch ber Verstand und Gedchtnis, aber nurin beschrnktem Mae.

    3. Kapitel: Die Herrschaft des Willens ber das sinnenhafte Begehren. 541. Wir knnen das sinnenhafte Begehren berwinden, was aber nicht

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    immer geschieht. 2. Es verfgt ber die Leidenschaften, die dieSeele oft aufwhlen, 3. und mit denen alle Menschen zu kmpfenhaben, was zwar von den Stoikern verneint, aber durch die Tatsa-chen erhrtet wird. 4 . Jesus se lbst war von ihnen nicht fre i ,

    allerdings beherrschte er sie vollkommen.4. Kapitel: Die Liebe beherrscht alle Affekte und Leidenschaften.

    Sie lenkt sogar den Willen, obwohl der Wille auch Gewalt bersie hat. 57

    1. Die Liebe geht den anderen Affekten und Leidenschaften voraus;diese sind gut oder schlecht, je nachdem die Liebe gut oder schlechtist. 2. Die Hauptaffekte sind Begierde, Freude, Furcht und Trau-rigkeit; sie sind alle von der Liebe beherrscht, 3. selbst der Wille,der die Eigenschaften der Liebe annimmt; 4. doch herrscht auchwieder der Wille ber die Liebe, da er in der Wahl der Liebe freiist. 5. Soll die Gottesliebe in uns herrschen, mssen wir die Ei-genliebe bekmpfen.

    5. Kapitel: Die Willensregungen. 591. Wie es im sinnlichen Begehren Regungen gibt, so auch im geistigenBegehren, im Willen. Man nennt sie Affekte; 2. sie sind oft denLeidenschaften entgegengesetzt, 3. deren Existenz die Stoiker leug-neten, whrend sie Affekte anzunehmen scheinen. 4. Diese Affektesind mehr oder minder edel, je nach ihrem Gegenstand und Ursprung, je nachdem sie von der sinnenhaften Natur, von der vernunftbegabten

    Natur, vom Glauben oder von Gott selbst stammen.6. Kapitel: Vorherrschaft der Gottesliebe ber jede andere Liebe. 62

    1. Unter allen Arten der Liebe fhrt die Liebe zu Gott das Zep-ter. 2. Obwohl Zweitgeborene kann sie nur Knigin sein odernichts. 3. Als bernatrliche Liebe mu sie die Herrschaft berjede Liebe, ja sogar ber Verstand und Willen haben. 4. Sie hatihren Herrschersitz in der hchsten Zon e des Geistes, von wo sieber alle Fhigkeiten mit unvergleichlicher Milde herrscht.

    7. Kapitel: Allgemeine Beschreibung der Liebe. 64

    1. Das Gute zieht den Willen an, 2. der Wohlgefallen daran findet,den es daher drngt, sich mit dem Guten zu vereinigen. 3. Wohlgefal-len ist Beginn der Liebe, eigentliche Liebe ist aber das Hinstrmen desHerzens, zu dem, was man liebt. 4. Manche Theologen haben zwardas Wissen der Liebe im Wohlgefallen gesehen, 5. aber sie irren. DasWesen der Liebe ist die Bewegung zu dem hin, was man liebt. 6. DieLiebe ist eine unvollkommene, wenn man nur mchte, weil der Ge-genstand der Liebe unerreichbar ist, 7. oder weil eine entgegenge-setzte Liebe strker ist.

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    8. Kapitel: Welcher Art ist die innere Beziehung, die Liebe weckt? 681. Die Wurzel der Liebe l iegt in einer inneren Beziehung zu dem,was man liebt. 2. Dies ist aber nicht nur hnli chkeit , sondern 3. eine gewisse Zuordnung zueinander, ein gegenseitiges Sicher-

    gnzen. 4. Tritt hnlichkeit hinzu, dann ist der Liebesdrang nochmchtiger.

    9. Kapitel: Liebe strebt nach Vereinigung. 701. Ihre Sehnsucht nach Vereinigung mit dem Brutigam mchte dieBraut im Hohelied durch Kssen stil len. 2. Der Ku war von jeher das Zeichen inniger Liebe, d. h. der Herzensvereinigung, 3. wohin ja die Liebe strebt.

    10. Kapitel: Die Vereinigung, nach der Liebe strebt, ist geistigerNatur. 73

    1. Liebe strebt nach Vereinigung, ob sie auf natrlichen Banden be-ruht oder frei eingegangen wird. 2. Die menschliche Liebe munach geistiger Vereinigung streben. 3. Vermischung mit sinnlicherLiebe schwcht die eigentliche menschliche Liebe. 4. Daher mudiese in der Seele herrschen. Ekstase, die uns ber uns selbsterhebt, mu unser Ziel sein. 5. Wenn die Seele sich sinnlicherLiebe hingibt, verfllt die himmlische Liebe. 6. Dagegen wchstdie himmlische Liebe, je mehr man sich der sinnlichen Liebe ent-hlt .

    11. Kapitel: Die beiden Bereiche der Seele. 79

    1. In unserer Seele gibt es drei Stufen, sie ist lebend, empfindend und v e r s t e h e n d . J e d e r S t u f e e n t s p r e c h e n d s t r e b t d i e S e e l e n a c hgewissen Dingen oder f l ieht s ie . 2 . In der hchsten Stufe derSeele gibt es noch zwei weitere Stufen, die niederer und hhererSeelentei l genannt werden. 3 . Beispiele dafr aus der Bibelund 4. aus dem Leben. 5. Das Beispiel Christi.

    12. Kapitel: Die vier Stufen der Vernunft. 821. Wie es im Tempel Salomos drei Vorhfe und darber das Allerhei-ligs t e ga b , s o g ib t e s a u c h in de r Se e l e drei S t u fe n u nd da r -ber die hchste Seelenspitze. 2. Diese wird mit fnf Vergleichs-punkten treffend durch das Allerheiligste des Tempels versinn-bildet. 3. Die Seele gibt s ich dort einfach l iebend Gott hin, 4. was aber nicht hindert, da der Verstand weitere Errterungenaus dem Glauben heraus anstellen kann.

    13. Kapitel: Die verschiedenen Arten der Liebe. 851. Liebe des Wohlwollens und des Begehrens; 2. Liebe des Wohl-gefallens und der Sehnsucht; 3. Liebe einfachen Wohlwollens undder Freundschaft; 4. Freundschaft schlechthin und erlesene Freund-schaft; 5. erlesene und einzig groe Freundschaft. 6. Ganz groeLiebe und unvergleichliche Liebe, Caritas.

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    14. Kapitel: Liebe zu Gott (Caritas) soll mit Liebe bezeichnet wer-den. 86

    1. Trotz Origines ist nach Augustinus das Wort Amor = Liebe frdie Caritas, die Gottesliebe geeignet. 2. Es wurde sogar im Alter-tum vorgezogen, um ihm den blen Geruch sndhafter Leidenschaftzu entziehen.

    15. Kapitel: Die innere Beziehung zwischen Gott und Mensch. 871. Freude an Gott und Vertrauen zu Gott beweisen, da eine innigeBeziehung zwischen Gott und Mensch besteht. 2. Der Mensch,Ebenbild Gottes 3. Gegenseitige Ergnzung des berflusses undMangels. 4. Gott drngt die Liebe, s ich zu schenken, uns dieArmu t, uns beschenken zu lassen. 5. Wir sind fr Gott geschaffen.

    16. Kapitel: Wir neigen natrlicherweise dazu, Gott ber alles zu

    lieben. 901. Gbe es Menschen, in Heiligkeit geschaffen wie Adam, so wrdeder allgemeine Beistand, den Gott allen Geschpfen gibt, gengen,da s ie Gott ber a l les l ieben. 2 . Diese Lieb e wre e ine natr-liche, wenngleich ihre Natur in den Gnadenzustand erhoben wre. 3. Obwohl wir den Gnadenzustand verloren haben, verbleibt uns einNaturtr ieb, Gott zu l ieben . 4 . Dieser Trieb erwacht , sobald erGot tes gewahr wird.

    17. Kapitel: Natrlicherweise sind wir ohnmchtig, Gott ber alles

    zu lieben. 921. Wegen seiner Schwche folgt der Wille so oft nicht der Erkenntnisund dem Antrieb zu Gott hin. 2. Die alten Philosophen hatten wohl richtige Erkenntnis von Gott, aber nicht den Mut, sich zu demeinen Gott zu bekennen. 3. Daher bringt unsere durch die Sndegeschwchte Natur aus sich heraus nur Anstze der Gottesliebe her-vor, nicht aber die eigentliche Reife der Liebe.

    18. Kapitel: Die natrliche Neigung, Gott zu lieben, ist nichtzwecklos in uns. 94

    1. Warum also diese Neigung, Gott zu l ieben, wenn wir ihr nichtfo lgen knnen? 2 . Got t hat s ie uns in se iner L iebe gegeben,damit s ie uns Ansporn sei , nach Liebe zu s treben. 3 . Fal ls wirihr treu sind, zieht sie Gottes Gnade auf uns herab und fhrt unszu den hchsten Stufen der Liebe. 4. Zugleich erinnert s ie unsdaran, da wir Gott angehren, der uns wieder an s ich ziehenwill.

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    II. Buch: Geschichte des Ursprungs und der h immlischenII. Buch: Geschichte des Ursprungs und der himmlischenII. Buch: Geschichte des Ursprungs und der h immlischenII. Buch: Geschichte des Ursprungs und der himmlischenII. Buch: Geschichte des Ursprungs und der himmlischenGeburGeburGeburGeburGeburt der gttlichen Liebe.t der gttlichen Liebe.t der gttlichen Liebe.t der gttlichen Liebe.t der gttlichen Liebe.

    1. Kapitel: Die gttlichen Vollkommenheiten sind nur eine einzige,

    aber unendliche Vollkommenheit. 981. Die Sonne erscheint zuweilen rot oder fahl, obwohl sie das stets sichgleichbleibende Licht ist. 2. So reden wir auch von Gott, als ob er verschiedene Eigenschaften htte, in Wirklichkeit gibt es in Gott kei-ne Mannigfaltigkeit, sondern er ist einfach seine Vollkommenheit. 3. Kein Geschpf kann Gott den ihm gebhrenden Namen geben.

    4. Wir brauchen daher eine Vielzahl von Worten, wenn wir von Gottreden. 5. Vergleich mit dem Manna und der Pflanze Dodecatheos. 6. Der erhabenste Name, den wir Gott geben knnen, ist die Beteue-rung, da sein Name ber alle Namen erhaben ist.

    2. Kapitel: In Gott gibt es nur einen einzigen Akt und dieser istseine eigene Gottheit. 101

    1. Bei uns gibt es aber eine groe Mannigfaltigkeit von Handlungen, 2. in Gott gibt es aber nur eine hchst einfache Vollkommenheitund in d ieser e ine e inz ige und lautere Wirk l ichke i t . 3 . Wirfreilich reden von verschiedenen Handlungen Gottes, weil wir nichtanders knnen. 4. Gott sprach nur ein Wort und kraft diesesWortes war alles da, 5. gleich dem Kupferstichdrucker, der durcheinen einzigen Akt eine Menge von Bildern erzeugt. 6. Dieser ein-z i g e A k t G o t t e s v e r h i n d e r t n i c h t d i e M a n n i g f a l t i g k e i t d e rDinge, 7. im Gegenteil, die gttliche Einheit bewirkt die Ver-

    schiedenheit.3. Kapitel: Allgemeines ber die gttliche Vorsehung. 1041. Gott bedarf keines vielfachen Wirkens, wir aber mssen ent-sprechend unserer Verfassungskraft von Gottes Wirken sprechen. 2. Wir sehen an Salomo ein Bild der gttlichen Vorsehung. Erplante zunchst alles, 3. dann schritt er ans Werk und fhrte seinePlanung durch. 4 . So sagen wir auch, da Gott zuerst plante ,welche Wesen er erschaffen sollte, ihnen feste Ziele gab, sie erschufund ihnen a l les g ibt , was s ie brauchen; das i s t gt t l iche Vor-sehung. 5. Man unterscheidet eine natrliche und bernatrliche, ei-ne allgemeine und eine persnliche Vorsehung. 6. In der Natur die-

    nen die Geschpfe einander. 7. Alles untersteht der gttlichenVorsehung, auch alles Unerwartete, ja auch Migeburten, sie sindgleich Schatten auf Gemlden.

    4. Kapitel: Die bernatrliche Vorsehung gegenber den vernunft-begabten Geschpfen. 108

    1. Von Ewigkeit her beschlo Gott, die innigste Vereinigung miteinem Geschpf einzugehen, 2. und zwar erwhlte er dazu diemenschl iche Natur . 3 . Diese Mitte i lung seiner Gte woll te erauf viele Geschpfe um seines vielgeliebten Sohnes wegen ausstr-

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    men lassen, weswegen er die Menschen und die Engel erschuf. 4. Ausden verschiedenen Mglichkeiten, die Menschheit mit der Gottheitzu vereinigen, whlte Gott die Zeugung durch eine Frau ohne Mann;er erkor dafr Unsere Liebe Frau. 5. Gott beschlo, alle Dingeunseres Herrn wegen ins Dasein zu rufen, und so erschuf er dieEngel und Menschen in ursprnglicher Gerechtigkeit , 6. abermit Freiheit begabt, so da sie die Gerechtigkeit verlieren konnten.Tatschl ich ver lor s ie e in Te i l der Enge l und wurde auf ewig verstoen. 7. Gott sah auch voraus, da der erste Mensch seineFreiheit mibrauchen wrde, wollte aber infolge vieler mildernderUmstnde nicht mit gleicher Strenge gegen ihn vorgehen und be-schlo, ihm Verzeihung zu gewhren. 8. Damit aber das Erbar-men nicht der Gerechtigkeit entbehrte, beschlo er die Rettungder Menschen auf dem Weg eines gestrengen Loskaufes durch eineErlsung, die berreichlich alle Mittel erwerben sollte, damit wir zurHerrlichkeit gelangten.

    5. Kapitel: Die himmlische Vorsehung hat den Menschen eine ber-reiche Erlsung geschenkt. 111

    1. Wenn wir von mehreren Beschlssen Gottes sprechen, so reden wir nach unserer Art; in Gott gibt es ja nur einen Akt, der allesumfat . 2 . Wir zerg l iedern diesen Akt in verschiedene , we i lwir nicht anders knnen, und sagen also, da die gttliche Vorsehungim Schpfungsplan als das Liebenswerteste zuerst den Erlser woll-te und alles auf ihn hinordnete. 3. Die Snde der ersten Menschenbesiegte nicht die Barmherzigkeit Gottes, diese wurde dadurch nurnoch mehr herausgefordert. O glckliche Schuld! 4. Es bleiben

    wohl Leid und Drangsal, aber auch dieses gereicht jenen, die Gottl i e b e n , zu m Be s t e n . Be s pr e ngt du r c h J e s u B lu t , w e r de n w i rleuchtender wei als durch den Schnee der Unschuld.

    6. Kapitel: Einige besondere Gnadenerweise der Vorsehung in derErlsung der Menschen. 113

    1. Got t lt noch herr l icher a l s d ie Natur d ie Schtze se inerGnadengaben in der Mannigfaltigkeit der Gnadengaben aufscheinen. 2. Vor allem sollte Maria der Strom der Snde nicht erreichen,auer dem sollte sie mit allen Blten der Vollkommenheit beschenkt werden und von jeder Gefahr der Verdammnis und der Snde er-

    lst sein. 3. Auch andere Menschen sollten von der Gefahr derVerdammnis bewahrt werden (der Tufer, Jeremia). 4. Ande-ren sicherte Gott nicht die Liebe fr das ganze Leben, sondernnur fr das Ende und eine Zeit zuvor.

    7. Kapitel: Die Mannigfaltigkeit der Gnadengaben. Wunder-bare Offenbarung der gttlichen Vorsehung. 115

    1. Auer diesen besonderen Gnaden ergo die gttliche Gte eineF l l e v o n S e g n u n g e n b e r d i e M e n s c h e n u n d E n g e l 2 . u .zw . i n g r ter Mannigfaltigkeit, so da es nicht zwei Menschen gibt,die sich an bernatrlichen Gaben vollkommen gleichen. 3. Die

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    Engel sind in ihren Gnadengaben sehr verschieden, entsprechend ihrer verschiedenen Natur. 4. Jeder Mensch empfngt auch seine eigeneGnade, verschieden von der der anderen. 5. Wir mssen uns hten zufragen, warum das so ist. Die Kirche gleicht einem Garten, dessenSchnheit gerade in der Mannigfaltigkeit der Blumen besteht.

    8. Kapitel: Wie sehr Gott danach verlangt, da wir ihn lieben. 1181. Die Liebe ist das Universalmittel unseres Heiles. Jesus verlangtmit unendlicher Sehnsucht danach, da wir ihn lieben und so ewigs e l i g w e r de n . 2 . N ic ht nu r e r la u b t e r e s u ns , s onde r n e r ve r -kndet seine leidenschaftl iche Liebe zu uns und befiehlt uns, ihnzu lieben. 3. Seine Liebe ermutigt die Herzen zur Liebe. 4. Ja,er klopft an der Tr, d. h. er bietet die Reichtmer seiner Gte dazuauf, uns zu bekehren. 5. Er verweilt an der Tr, um dort zu klop-fen, dauernd ruft er zur Bekehrung auf, so unendlich ist seine Liebe.

    9. Kapitel: Wie Gottes ewige Liebe unserem Herzen mit ihrer Ein-gebung zuvorkommt, damit wir ihn lieben. 1201 . A u s E r b a r m e n h a t u n s G o t t g e l i e b t u n d a n s i c h g e z o g e n . 2 . D i e Apoden knnen von der Erde nicht wegfliegen, wenn sie nichtdurch einen Wind gehoben werden. 3. Die Engel, die gesndigthatten, wurden sofort in der Hlle begraben. Die Menschen aberfallen wohl durch die Snde gleichsam auf die Erde hinab, s indaber nicht ganz tot, s ie haben noch ein wenig Bewegungsfhigkeit . 5. Gottes Gnade kann sie ergreifen. 6. Dies geschieht in uns,aber nicht durch uns, wie es dem hl. Petrus nach seiner Snde ge-geben wurde und auch als er in Ketten lag. 7. Gottes Eingrei-

    fen weckt uns ohne unser Dazutun.10. Kapitel: Wir weisen oft die Einsprechungen zurck und verwei-

    gern Gott unsere Liebe. 1231. Wehe dir, Chorazin... Die Juden widerstanden der angebotenenGnade. Die weniger Antriebe Gottes erfahren hatten, taten Bue, jene die grere Gnaden erhielten, blieben verstockt. 3. Warumbleiben Engel treu, whrend andere gefallen sind? Weil die einendurch Gottes Gnade in der Liebe verharrten, d ie anderen aber durchihren eigenen Willen bse wurden. 4. Warum fielen Engel derhchsten Ordnung, whrend Engel niedriger Ordnung fest blieben?Die einen haben alles Lob Gott zu geben, die anderen alle Schuldsich zuzuschreiben. 5. Gott verlt nur diejenigen, die ihn verlassen.

    11. Kapitel: Es liegt nicht an Gottes Gte, wenn wir nicht einenhohen Grad der Liebe besitzen. 126

    1. Gottes Gnaden ergieen sich berreichlich auf uns, Gott will aber,da sie in uns nur mit der freiwilligen Zustimmung unseres Willenseinstrmen. 2. Wir empfangen Gottes Gnaden vergeblich, wenn w i r s i e n i c h t i n s H e r z h i n e i n l a s s e n . 3 . W i l l i g e n w i r n i c h tvol lstndig ein, so wird der Nutzen d er Gnade dem Mae der Einwil-ligung entsprechen, so wie 4. die Witwe im Leben des Propheten

    Inhaltsbersicht II. Buch

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    Elija nur so viel l empfing, als sie leere Gefe hatte. 5. Warumsind wir nicht Heilige? Weil wir unsere Freiheit mibrauchen. 6. Der hl. Franziskus hielt sich fr den grten Snder, er glaubte, wenn andere dieselben Gnaden empfangen htten, htten sie Gottviel besser gedient als er. 7. Wenn manche nicht ber den Zustandder Ruhe hinausgelangen, sagt die hl. Theresia, liegt es nicht an Gott,sondern an uns, die der Gnade Hindernisse in den Weg legen.

    12. Kapitel: Die gttlichen Lockungen lassen uns volle Freiheitihnen zu folgen oder sie abzulehnen. 128

    1. Franz von Sales spricht hier nicht von den Wundern der Gnade,die fast in einem Augenblick Wlfe in Hirten verwandelt, 2. wenndie gttliche Gte aus ihren Schranken tritt und frmlich die Seelemit Gnaden berschttet. 3. Fr gewhnlich zieht aber Gott dieMenschen mit den Banden der Liebe an, er lockt sie an sich mitGefhlen der Freude und Lust. 4. So wird auch unsere Freiheit nicht

    vergewaltigt. Die Gnade wirkt kraftvoll, aber milde. 5. Der Willekann dem Zug der Gnade fo lgen o der ihm Widers tand le i s ten. 6. So sagt Jesus der Samariterin: Du wrdest ihn vielleicht ge-beten haben. Es bleibt die Freiheit, zu bitten oder nicht zu bitten. 7. Wir knnen aber nicht verhindern, da Gott auch weiterhin zuunseren Herzen spricht. Gottes Gnade kommt uns zuvor, es stehtaber bei uns, ihr beizustimmen und zu folgen.

    13. Kapitel: Erste Empfindungen der Liebe, die Gottes Lockun-gen in der Seele wecken, bevor sie den Glauben hat. 132

    1. Wie der Wind ins Gefieder der Apoden fhrt und sie hebt, so

    rttelt auch die Eingebung den Willen wach. Die gttliche Gtekommt uns zuvor. Es geschieht in uns, aber ohne uns. 2. Gebenwir eine noch so geringe Zustimmung, wird die Gnade ihre Ttigkeitmit unserer Einwilligung vereinen und uns von S tufe zu Stufe der Lie-be hinaufhelfen. 3. Die ersten Liebesregungen sind ers t eine be-ginnende Liebe, noch nicht Frucht, aber fruchtverheiende Blten. 4. So weckte die Gnade im spteren hl. Pachomius, als er die liebe-volle Hilfe von Christen gewahrt, die ersten Regungen des Glaubensund der Liebe, 5. denen er entsprach, so da er zu Gott um tie-feres Wissen betete. 6. So strkt Gott sach te seine Gnade in denMenschen, wenn sie ihr beistimmen. Mchtig sind Gottes Lockungen,

    sie zwingen aber nicht.14. Kapitel: Empfindungen gttlicher Liebe, die mit dem Glaubenempfangen werden. 135

    1. Wenn Gott uns den Glauben schenkt, so geschieht dies nicht aufdem Weg von Darlegungen, sondern durch gttliche Eingebungen.Gott zeigt, wie l iebenswert das ist , was wir glauben sollen. 2.Dabei legt Gott der Seele die Geheimnisse des Glaubens in Dunkelgehllt vor; wir sehen nicht, sondern ahnen nur diese Wahrheiten.Trotzdem verschafft dieses Hell-Dunkel des Glaubens sich Glau-ben und Gehorsam, 3. so da der Glaube mit der Braut im Hohe-

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    l ied sagen kann: Schwarz bin ich, aber schn. 4. Beweise ma-chen die Religion glaubwrdig, aber nur die Gnade des Glaubensbewirkt ta t schl ichen Glauben. 5 . So wie be i Konzi l ien d ieDisk ussionen vorausgehen, die Entscheidung aber der Heilige Geistfllt, 6. so beginnt der Glaube durch die gttliche Einwirkung,die seine Schnheit der Seele vorstellt, dadurch in ihr Wohlgefal-len daran auslst und damit einen Beginn der Liebe einschliet.

    15. Kapitel: Das groe Liebesempfinden, das wir durch die heiligeHoffnung empfangen. 138

    1. Da wir eine natrliche Neigung fr das hchste Gut haben, emp-finden wir Liebe zu ihm, sobald der Glaube es uns zeigt. 2. Dasmenschliche Herz strebt auf Gott hin, ohne recht zu wissen, wie erist. Findet es ihn im Born des Glaubens, welch heiliges Verlangennach Vereinigung mit ihm! 3. So wie es auch sonst Vorgefhlevon Freuden gibt, die man noch nicht kennt und die d ie Freude um sogrer machen, wenn sie eintreten, so empfindet auch die Seelefrohes Glck, wenn sie Gott findet, nach dem sie unbewut strebt. 4. Welche Freude, wenn ihr Durst nach Glck jetzt gelscht wird,da sie das hchste Gut gefunden hat.

    16. Kapitel: Wie die Liebe in der Hoffnung ttig ist. 1401. Der Glaube weckt Wohlgefallen an Gott, und dieses weckt Sehn-sucht nach seiner Gegenwart. 2. Diese Sehnsucht aber wrde zurQual, wren wir nicht sicher, s ie st i l len zu knnen. 3. Gott hatuns aber diese Sicherheit gegeben; dadurch wird unsere Sehnsuchtauch gestrkt, ihr aber das Qulende genommen und dem Herzen

    Friede geschenkt. Das ist die Wurzel der Hoffnung. 4. Dieses Hof-fen ist in uns vom Streben begleitet, weil Gott unser Mitwirken verlangt; 5. das Streben ist ein Sprling der Hoffnung. Beideaber gehren unzertrennlich zusammen und beide haben ihre Wurzelin der sehnschtigen Liebe nach dem hchsten Gut. 6. Alles darinist aber Liebe: Glaube weckt Liebe, diese die Sehnsucht, diese dieHoffnung und das Streben; so zielt die Hoffnung in jeder Hinsichtauf Gott hin und ist folgli ch eine gttliche und th eologische Tugend.

    17. Kapitel: Die Liebe der Hoffnung ist wohl sehr wertvoll, aberdoch noch unvollkommen. 143

    1. In der Hoffnung lieben wir Gott, nicht weil er in sich selbergut ist , sondern weil er gut gegen uns ist . 2. Wohl wird in derHoffnung Gott nicht nur um unserer selbst willen geliebt sonstwre ja die Selbstl iebe das Ziel der Gottesliebe; 3. aber sie istdoch eine Liebe des Begehrens, wohl eines heiligen Begehrens; unserInteresse spielt auch mi t, aber Gott hat den Vorrang, er ist unserZiel, in dessen Besitz die ganze Seligkeit besteht. 4. Wir l ie-ben Eltern, Vorgesetzte, nicht weil sie Eltern usw. sind, sondern weil sie unsere Eltern sind. 5. So lieben wir Gott auch in derTugend der Hoffnung, weil er unser hchstes Gut ist , 6. und wir lieben ihn auf hchste, weil er eben unser hchstes Gut ist.

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    Trotzdem is t d ie L iebe hier noch unvol lkommen, denn in derHoffnung l ieben wir Gott nicht , wei l er die unendliche Gte ansich is t , sondern weil er es fr uns is t .

    18. Kapitel: Die Liebe in der Bue. Verschiedene Arten der Bue. 146

    1. Bue ist Reue und Vorsatz, das Unrecht wieder gutzumachen. 2. Es gibt eine rein natrliche Reue, wie sie auch Heiden hatten. 3. Es gibt auch eine natrliche Reue aus dem Bewutsein, Gottbeleidigt zu haben. Auch diese findet sich bei den Heiden. 4. Sie ge-h r t i n d a s G e b i e t d e r b l o n a t r l i c h e n R e l i g i o n . 5 . U n ddoch ist die Bue eine durchaus christliche Tugend; die Heidenkannten sie kaum, den Christen aber ist sie wesentlich. 6. Sie ent-steht durch die Erkenntnis, Gott durch die Snde beleidigt zu ha-ben woraus dann mehrere Beweggrnde entspringen, z. B. Furcht v o r d e r H l l e , 7 . H l i c h k e i t d e r S n d e , 8 . S c h n h e i tder Tugend, Beispiel der Heiligen.

    19. Kapitel: Bue ohne Liebe ist noch unvollkommen. 1491. Diese Reue ist wertvoll (die Heilige Schrift und die Kirche for-dern dazu auf), aber unvollkommen, weil ihr Motiv der Gottes-liebe noch fehlt, das sie allerdings nicht verwirft, 2. denn dann wresie schlecht. Strebt der Wille das Gute an, verwirft aber das Bes-sere, so ist er ungeordnet. Furcht und die anderen Motive der un- vollkommenen Reue sind gut fr den Anfang, wren aber schlecht,wenn man nicht bis zur Liebe vorstoen wollte. 3. Die Reue, diedie Liebe ausschliet, ist hllisch; die Reue, die die Liebe nichtausschliet, aber auch nicht einschliet, ist gut, aber unvollkommen.Sie gengt zum Heil erst, wenn sie mit der Gottesliebe verbunden

    ist.20. Kapitel: Wie Liebe und Schmerz bei der Reue ineinander ver-

    schmelzen. 1511. Die Natur verwandelt nie Feuer in Wasser, Gott aber legt zu- weilen in die Seele inmitten des Leids inniger Reue das heil igeFeuer der Liebe, das sich umwandelt in die Wasser der Reuetrnen,die sich dann wieder umwandeln in noch greren Liebesbrand. 2. Die vollkommene Reue trennt die Seele kraft des Reueschmerzes von dem Geschpf, das sie gefesselt hatte und vereinigt sie mitGott kraft der Liebesmotive . 3. Weder der Reueschmerz noch die

    Liebe geht immer voraus, oft taucht beides zugleich auf. 4. Gewhn-lich erscheint die Reue vor der Liebe, diese folgt ihr aber auf denFu. Die unvollkommene Liebe sehnt sich nach Gott, die Bue suchtund findet ihn, die vollkommene Liebe hlt ihn fest . 5. Es kommtauch vor, da eine vollkommene Reue nur Kraft und Eigenschaften derLiebe enthlt , nicht aber ihre eigentliche Ttigkeit , 6. insofernnicht das Wohlgefal len an Gott zur Vereinigung antreibt , son-dern das Mifallen an der Snde; aber sie treibt zur Vereinigungmit Gott an, hat also die Eigenheit der Liebe 7. und deren Kraft, weil die Erkenntnis der Snde mit der Sehnsucht nach Gott dieSeele zur Liebe entflammt, womit allerdings die Liebe selbst schon

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    da ist. Das Ende der Reue bringt damit den Beginn der Liebe. 8. Diese liebende Reue uert sich dann gewhnlich in Herzenser-hebungen zu Gott, in Stogebeten.

    21. Kapitel: Die liebevollen Lockungen des Herrn helfen und be-

    gleiten uns bis zum Glauben und zur Liebe. 1551. Zwischen dem ersten Erwachen von der Snde bis zum festenEntschlu, zu glauben, l iegt oft eine lange Zeit , whrend der esgut ist zu beten, 2. wie es Augustinus getan, dessen Bekehrungsich so viele Schwierigkeiten entgegensetzten. 3. Der Herr locktuns, aber auch die Versuchungen locken und der Mensch bleibt frei,dem einen oder den anderen zu folgen. 4. Weisen wir die Gnadenicht zurck, so erweitert sich die Seele, bis sie ganz umgewandeltist. So erging es dem Apostel Petrus. 5. All dies ist Gnade: erstesWecken der Seele, das Beten, das Laufen zu Gott, die Liebe.

    6. Lassen wir nicht von der Gnade, dann lt sie nicht von uns,bis sie uns in den Hafen der gttlichen Liebe gebracht hat.

    22. Kapitel: Kurze Beschreibung der Gottesliebe. 1581. So geleitet Gott die Seele von Liebe zu Liebe, 2. die echteFreundschaft mit Gott ist , 3. weil s ie gegenseitige Liebe ist , 4. aber eine Freundschaft auserlesener Art, 5. daher kann nurGott s ie ver le ihen, 6 . und s ie thront auf der hchsten Spitzeunseres Geistes als Knigin, Krone und Sonne unserer Seele.

    III. Buch: ForIII. Buch: ForIII. Buch: ForIII. Buch: ForIII. Buch: Fortschritt und Vtschritt und Vtschritt und Vtschritt und Vtschritt und Vollendung der Liebeollendung der Liebeollendung der Liebeollendung der Liebeollendung der Liebe

    1. Kapitel: Die heilige Liebe kann in jedem stets vermehrt werden. 1621. Die Heilige Schrift und das Konzil von Trient versichern uns, dawir stets in der Gerechtigkeit wachsen knnen und sollen. 2. Esist unmglich, im gleichen Zustand zu bleiben. Wer nicht hinauf-steigt, steigt hinab. 3. Wer Jesus nachfolgt, schreitet bestndig vorwrts. 4. Stets vorwrts zu schreiten, ist Gottes Gebot. Sitzenbleiben ist des Teufels. 5. Wahre Tugend kenn t keine Gren zen. 6. Die heil ige Liebe kann also immer wachsen, ohne je unendlichzu werden; Unendlichkeit ist ja nur Gottes.

    2. Kapitel: Wie leicht der Herr das Wachsen der Liebe gemacht hat.1641. Auch das Kleinste (ein Glas Wasser) belohnt der Herr mit demWachsen der Liebe, 2 . denn der Herr is t es , der in der Seeledie Liebe vermehrt; 3. u. zw. je nach dem Gebrauch, den wir vonseiner Gnade machen. Auch die geringsten und lssig vollzogenenWerke haben Wert vor ihm. 4. Freilich soll das Herz mit groemEifer kostbare Werke vollbringen, damit die Liebe dadurch krftig vermehrt werde. 5. Gute Werke vermehren also die Liebe, auch wenn sie gering sind, wenn sie aus Liebe getan werden. (Bei densittlichen Tugenden ist es anders.)

    Inhaltsbersicht II./III. Buch

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    3. Kapitel: Fortschritte in der Liebe. 1671. Das Gleichnis von der ohnmchtig gewordenen Prinzessin, 2. der der Frst vier Liebesdienste erweist. 3. So handelt auchGott gegen die Seele, die seine Braut ist , s ie kann ohnmchtig

    werden, d. h. in die Snde fallen. 4. Gott hilft ihr, indem er siezunchs t zum Leben wieder erweckt . Er tu t d ies in uns , aberohne uns. Wenn sie nun gehen kann, sttzt er sie, so da sie nurmit se iner Hi l fe gehen kann. 5 . Kann s ie auch schon a l le ingehen, dann zeigt er immer noch seine Liebe, spornt sie an, unter-sttzt sie und festigt sie gegen Versuchungen. 6. In schwierigenSituationen und zu besonders erhabenen Taten strkt sie Gott,r ichtet s ie auf und hi l f t ihr vorwrts . 7 . Daher is t das Gebetimmer notwe ndig, wie es 8. die Beispiele des hl . Antonius undder hl. Katharina von Siena zeigen.

    4. Kapitel: Die heilige Beharrlichkeit in der gttlichen Liebe. 1721. G o t t s o r g t f r u n s w i e e i n e M u t t e r f r i h r K i n d , h l t u n san der Hand, lt uns gehen oder trgt uns, bewirkt in uns dasWollen und Vollbringen (Konzil von Trient). 2. In dieser Fh-rung durch Gott von der ersten Einfhrung in der Liebe bis zuderen Vollendung in der Todesstunde besteht die groe Gabe derBeharrlichkeit. 3. Diese Folge von gttlichen Hilfen ist sehr kurzbei jenen, die sich knapp vor dem Tod bekehren, 4. bei anderenumfat s ie e ine groe Zeitspanne. Gott a l le in kann s ie geben,wir mgen sie aber erbitten und die Mittel gebrauchen. 5. So liegt

    s ie auch in unserer Macht , wenn s ie auch von Gott geschenkt w i r d , d e s s e n G n a d e a b e r n i e f e h l t . 6 . D a h e r m s s e n w i runsere ganze Hoffnung auf Gott setzen, der das Werk, das erbegonnen, auch vollenden wird, wenn wir nicht versagen.

    5. Kapitel: Das Glck, in der gttlichen Liebe zu sterben, ist einebesondere Gabe Gottes. 175

    1. Hat Gott die Seele bis zum Ende des Lebens gefhrt, dann stehter ihr auch noch im seligen Sterben bei, dann bekennt die Seele,da Gott alles fr sie getan. 2. Denn Gottes Wille war ja, daalle Menschen selig werden u. zw. durch Mittel, die ihrer Natur ent-

    sprechen. Er wollte sie berufen, ihnen Reueregungen mitteilen, dieLiebe schenken, die ntigen Hilfen und die Gnade der Beharrlichkeitgeben. 3. Gott schenkte die Seligkeit auf die Verdienste hin, dieseauf die Liebe hin, die Liebe auf die Reue hin, diese auf den Gehor-sam hin, den wir der Berufung leisten, und diese auf die Erlsungdurch Christus hin. 4. Von der Erlsung hngen also alle dieseWirkungen ab. Wenn wir, auf Christus gepfropft, in ihm bleiben, so werden wir durch seine Hilfe zur Glorie gelangen. 5. So sollen wir alle ihm angehren und er wird unser sein. Es liegt also anuns, ob wir sein sind, wonach Gott so innig verlangt.

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    6. Kapitel: Wir knnen in diesem Leben nicht zur voll-kommenen Liebesvereinigung mit Gott gelangen. 178

    1. Wir sind fr Gott geschaffen, die Vereinigung mit Gott, nach derunser Herz sich sehnt, kann aber in diesem irdischen Leben nicht

    zur Vollkommenheit gelangen. 2. Die Braut im Hohelied beteu-ert, da sie ihren Vielgeliebten nie mehr lassen will, 3. sie matsich diese Rechte ber ihren Brutigam an, den sie an sich gefesselthat. 4. Diese vollkommene Vereinigung der Seele mit Gott wirdaber erst im Himmel stattfinden. 5. Freilich gibt auch jetzt schond e r B r u t i g a m d e n L i e b e s k u d u r c h t a u s e n d f a c h e E m p f i n -dungen seiner liebreichen Gegenwart, aber es bleibt die Sehnsuchtnach dem erhabenen Ku der Vermhlung, der ewig dauert.

    7. Kapitel: Die Liebe der Heiligen auf Erden kann ebenso gro, janoch grer sein als jene der Seligen im Himmel. 180

    1. Die Liebe im Himmel ist immer viel grer als jene, die manauf Erden hatte. 2. Im Himmel l iebt man unablssig, die Liebeis t dor t s tark , unver le tz l ich , re in und lauter . 3 . Und doch hates Menschen gegeben, deren Liebe auf Erden die so mancher Heili-gen im Himmel bertraf, u. zw. in der Liebeshingabe und Liebes-haltung, wenngleich sie den Heiligen in der bung der Liebe nach-standen.

    8. Kapitel: Die unvergleichliche Liebe der Mutter Gottes, UnsererLieben Frau. 182

    1. Ihre Liebe bertraf wenigstens gegen Ende ihres Lebens die

    der hchsten Serafim; sie hat sie sogar schon auf Erden auch inder Ausbung der Liebe bertroffen 2. Auch ihr Schlaf war einSchlaf der Liebe. Wenn es die Pflicht aller ist, ihren Leib zu lieben,mit welcher Ehrfurcht mute Maria ihren Leib als Quelle des LeibesChristi lieben, und ihm daher liebevoll die Ruhe geben, der er be-darf . 3 . Trume s ind Nachwirkungen der Tagesgedanken. Wieheilig mssen die Trume Mariens gewesen sein. 4. So bewahrteMaria stets die gttliche Liebe, ja sie steigerte sie unaufhrlich inunerhrtem Ausma als die Mutter der schnen Liebe.

    9. Kapitel: Vorrede zur Abhandlung ber die Vereinigung der Se-ligen des Himmels mit Gott. 185

    1. Je schner der Gegenstand unserer Sinne ist, desto grer ist derGenu, den der Sinn darin findet. 2. Der Gegenstand unseres Er-kenntnisvermgens ist nun die Wahrheit; seine Freude ist es, die Wahr-heit zu entdecken und zu erkennen, und je erhabener die Wahrheit ist,desto grer seine Freude und Hingabe. 3. Daher die beraus groeFreude, wenn wir die Wahrheiten des Glaubens zu schauen beginnen,in den Spuren seiner Fe und in den geoffenbarten Wahrheiten, die wie ein Aufgehen des Morgenlichtes sind. 4. Aber wie beglckend wird es erst sein, wenn wir die gttlichen Wahrheiten im Mittagslichtder Glorie schauen werden.

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    10. Kapitel: Vorausgehende Sehnsucht wird die Vereinigung mitGott gewaltig verstrken. 188

    1. Die Sehnsucht, die dem frohen Besitz vorausgeht, schrft und verfeinert die Empfindung, die damit verbunden ist. Je dringen-

    der das Verlangen, desto grer die Freude des Besitzes. Wel-che Freude a l so , Got tes Ant l i t z schauen zu drfen. 2 . DerSchmerz Alexanders des Groen ber Welten, die er nicht erobernkonnte, zeigt, da die Welt nicht gengt, das Herz zu befriedigen. 3. Selige Unruhe des Herzens, welche Freude, wenn sie nach langerSehnsucht im Himmel gestillt ist.

    11. Kapitel: Die Vereinigung der seligen Geister mit Gott in derSchau der Gottheit. 189

    1. Die Sinne nehmen Abbilder der Dinge, die sie erfassen, auf, sie werden dann durch die Ttigkeit der geistigen Krfte zu verstan-

    desgemen Abbi ldern. 2 . So sehen wir auch die Dinge desGlaubens wie in einem Spiegel. 3. Im Himmel sehen wir aberGott selbst ohne das Mittel eines Abbildes. 4. Seine Wesenheitselbst vereinigt sich mit uns, so da wir die Gottheit in sich selbstund durch sie selbst sehen. 5. Hier haben wir als Unterpfand dasheiligste Altarssakrament, in dem Christus selbst uns zugeeignet wird, wenn auch verschleiert. Im Himmel gibt sich uns Gott ent-schleiert. Wir werden ihn von Angesicht zu Angesicht schauen, sowie er ist.

    12. Kapitel: Die ewige Vereinigung der seligen Geister mit Gottin der Schau der ewigen Geburt des gttlichen Sohnes.191

    1. Unser Geist wird also Gott schauen und damit auch das unend-liche Erkennen Gottes eigener Schnheit, zu dessen Ausdruck derVater von Ewigkeit her das Wort aussprach, das auch der ganzeinzige Gott ist, vom Vater verschieden, nicht in der Natur, sondernnur durch das Personsein, 2. in allem ganz einziger Gott mitseinem Vater, zwei Personen in einer alleinigen Wesenheit undGottheit. 3. So ist Gott der Alleinige, doch nicht Einsame. WelcheFreude, diese ewige Geburt des Sohnes zu schauen, 4. wennschon die Vision der zeitlichen Geburt Christi einen hl. Bernhardmit sov ie l Freude er f l l te . 5 . Wie es ers t se in wird , wenn wirdie ewige Geburt des Sohnes vom Vater sehen als Gott von Gott,Licht vom Licht?

    13. Kapitel: Die Vereinigung der Seligen mit Gott in der Schaudes Heiligen Geistes. 193

    1. Der ewige Vater sieht die unendliche Schnheit seines gttlichenWesens im gttlichen Sohn; dieser sieht diese Schnheit ursprng-lich im Vater. Ist es da denkbar, da Vater und Sohn einander nichtin einer unendlichen Liebe lieben, 2. welche Liebe ein einzigerHauch ist, gehaucht vom Vater und Sohn, ausgehend daher vomVater und Sohn, 3. unendlich wie der Vater und der Sohn, deren

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    Hauch eben auch nur unendlich sein kann, daher wahrer Gott mitdem Vater und Sohn und 4. eine dritte Person neben Vater undSohn, ein einziger Gott mit ihm? 5. Wenn schon menschlicheFreu nd schaft so schn ist, wie schn mu erst die ewige Freundschaftzwischen Vater und Sohn sein, die der gle iche Gott mit ihnenis t .

    14. Kapitel: Das Licht der Glorie dient bei den seligen Geistern imHimmel zur Vereinigung mit Gott. 196

    1. Wir werden im Himmel Gott schauen ohne Bild, aber nicht ohneein wunderbares Licht, das unsere Erkenntniskraft zur erhabenenSchau Gottes bereitet, erhht und steigert. Der Verstand aus sichheraus kann es nicht. 2. Daher schenkt uns Gott das Glorienlicht,das uns fhig macht, die gttliche Lichtflle geraden Blickes zu be-trachten 3. und nicht nur aus der Ferne. Wir werden, in dieseQuelle hineingetaucht und versenkt, sie kraft des Lichtes der Glo-rie schauen.15. Kapitel: Die Vereinigung der Seligen mit Gott wird verschie-

    dene Grade haben. 1971. Dieses Glorienlicht wird den Seligen das Ma ihrer Schau geben. 2. Alle schauen im Himmel Gottes ganze Wesenheit, aber keinerschaut sie in ihrer ganzen Unermelichkeit. 3. So ist es ja auchmit unseren Sinnen, wir hren, sehen und schmecken dasselbe ver-schiedentlich gut, je nach der Beschaffenheit unserer Sinne. 4. Nunumfat Gottes Unendlichkeit unendlich mehr Vollkommenheiten als wir Aufnahmefhigkeit besitzen, und auch das zu wissen, wird zu

    unserer Seligkeit gehren. 5. Wie die Fische die Ozeane nicht aus-schwimmen und die Vgel nicht die ganze Luft durchfliegen, so be- wegen sich die Seelen der Seligen im unendlichen Ozean Gottes;es ist aber ihre ewige Freude, zu wissen, da dieser noch unendlichgrer ist als s ie ihn genieen knnen. 6. Die zwei Wirklichkei-ten reien die seligen Geister zur Bewunderung hin: die unendlicheSchnheit Gottes, die sie schauen, und der Abgrund der Unendlich-keit , den es noch in dieser Schnheit zu sehen gibt . So is t ihnendie hchste Freude, zu sehen, da die von ihnen geliebte Schnheitso gro ist, da sie nur durch sich selbst erkannt werden kann.

    IVIVIVIVIV. Buch: V. Buch: V. Buch: V. Buch: V. Buch: Verererererfall und Untergang der Liebe.fall und Untergang der Liebe.fall und Untergang der Liebe.fall und Untergang der Liebe.fall und Untergang der Liebe.1. Kapitel: Wir knnen die Gottesliebe verlieren, solange wir in

    diesem sterblichen Leben sind. 2021. Das gilt fr die groe Mehrzahl der Glubigen, 2. die auchnicht bes tndiger s ind a l s Luzi fer , Adam, David , Petrus . . . 3. Aber wie ist so etwas Furchtbares mglich? 4. Unsere Seeleist in diesem Leben nicht so von Liebe erfllt , da sie sie nichtdurch eine Versuchung verlieren knnte. 5. So leicht erliegen wir Einflssen, so leicht werden wir von Scheingtern getuschtund berrumpelt.

    Inhaltsbersicht III./IV. Buch

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    2. Kapitel: Das Erkalten der heiligen Liebe. 2051. Die Liebe kann so geschwcht sein, da sie sich zu keiner Ttigkeitmehr aufrafft. 2. Die llichen Snden, besonders wenn sie zahlreichsind und aus Anhnglichkeit geschehen, lhmen die Liebe, aber l-

    schen sie nicht aus. 3. Wenn Gott den Bischof von Ephesus tadelt,da er von der ersten Liebe abgewichen ist, und wenn der Heilandvoraussagt, da die Liebe vieler erkalten wird, so heit es noch nicht,da sie tot ist, wohl aber unttig und unfruchtbar. 4. Aber Snde istauch die lliche Snde, 5. und die Anhnglichkeiten an llicheSnden halten die Liebe wie eine Sklavin gefangen; sie kann aber nichtlange unttig sein, ohne zugrunde zu gehen. 6. Durch die llicheSnde macht man sich fr die Todsnde bereit und steht in groerGefahr, die Liebe ganz zu verlieren.

    3. Kapitel: Wie man die Liebe zu Gott aus Liebe zu den Geschp-fen aufgibt. 207

    1. Wenn man von der Liebe keinen Gebrauch macht, d. h. keineWerke der Liebe tut, verkmmert sie und wird dann von den Versuchun-gen berrumpelt. 2. Das Schlechte kann dann seine Reize tief ins Herzhineinwerfen, und wenn man dann Gefallen daran findet, kann es dieLiebe ersticken. 3. So war es bei Eva. 4. Wer sich eitlen Ver-gngungen hingibt und sich in seiner Eigenliebe gefllt, fllt leichtdem Feind zum Opfer. 5. Scheingter verfhren uns, 6. wennder Glaube nicht a ls Schi ldwache aufmerksam bleibt . 7 . WieAbschalom durch schmeichelhafte Reden das Volk verfhrte, so zeigtauch uns die Eigenliebe Scheingter und berzeugt uns, wenn derGlaube nicht wacht, und dann weicht die Liebe aus der Seele.

    Jammervoller Anblick!4. Kapitel: Die heilige Liebe geht in einem Augenblick verloren. 2101. Die Eigenliebe fhrt zur Verachtung Gottes; ist es so weit, so gehtdie gttliche Liebe in einem Augenblick zugrunde. 2. In der Ver-achtung Gottes liegt das Wesen der Todsnde. 3. Die Liebe ist sogro, da sie nicht aufhren kann zu herrschen, ohne da sie nichtzugleich aufhrt zu sein. 4. So wird die Liebe, die in einem Au-genblick in unsere Herzen durch den Heiligen Geist eingegossen wird,auch nicht in einem Augenblick von uns genommen. 5. Man verliert vonihr nicht das Geringste, ohne sie ganz zu verlieren. 6. Der Ent-schlu, Gottes Willen allem vorzuziehen, ist das Wesensstck derLiebe; man kann davon nicht das Geringste wegnehmen, ohne die Lie-be zugrundezurichten.

    5. Kapitel: Der freie geschpfliche Wille ist einzige Ursache desVersagens und Erkaltens der Liebe. 213

    1. Wir allein sind Ursache unseres Verderbens. Die gttliche Gnadefehlt niemals denen, die ihr Bestes tun und um die gttliche Hilfebeten. 2. Wenn die Sonne dem schlafenden Wanderer ins Gesichtscheint , lt er s ich wecken oder er dreht s ich um und schlftweiter. 3. Die geweckt werden, v erdanken es der So nne. 4. Die

    Inhaltsbersicht IV. Buch

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    sich nicht wecken lieen, haben nur sich selbst anzuklagen. 5. Sohaben auch alle, die den Eingebungen folgen, allen Grund sich zufreuen, aber keinen, s ich zu rhmen; 6. whrend jene, die imSchlaf der Snde verharren, wohl Grund haben zu jammern; dieSchuld mssen sie sich aber selbst zuschreiben.

    6. Kapitel: Wir mssen anerkennen, da Gott uns alle Liebe gege-ben, die wir fr ihn hegen. 215

    1. Die Liebe zu Gott verdankt Ursprung, Entfaltung und Vollendungder ewigen Liebe Gottes zu den Menschen. 2. Alles haben wir vonGott empfangen, besonders die bernatrlichen Gter der heiligenLiebe, die Einwilligung nicht ausgenommen. 3. Nie htten wir dasKnnen und Wollen zur Mitwirkung aufgebracht, wre die Gnadenicht zuvorgekommen. Wir knnen die Wirkung der Eingebung ver-hindern, wir knnen sie aber nicht geben. 4. Gegeben wird sie vonGott. 5. Beispiel von der Perlmutter. 6. Gott allein wirkt alles inuns und ohne ihn ist nichts geschehen.

    7. Kapitel: Wir mssen jegliche Neugierde berwinden und uns de-mutsvoll der allweisen gttlichen Vorsehung berlassen. 219

    1. Wenn wir aus eitler Neugierde unsere berlegungen zu Gttli-chem erheben wollen, werden wir in unserem Denken nicht ig . 2. Niemals drfen wir unseren Verstand in solch nrrischen Wirbel- wind hineinziehen lassen; unsere Pflicht ist es, Gottes Ratschlsseanzubeten. 3. Wir wissen aus vielen Stellen der Heiligen Schrift,warum Gott das Volk der Juden verwarf, und doch mahnt Paulus, daes nicht gut ist, ber die unergrndlichen Ratschlsse Gottes nach-zugrbeln. 4 . So sagt auch August inus , dem Christen gengezu wissen, da Gott niemand rettet, es sei denn aus Barmherzigkeit,und niemand verdammt, es se i denn aus Gerecht igkeit . 5 . Esgengt zu wissen, da es von Gott abhngt, da man steht, abernicht von ihm kommt, da man fllt . 6. Man kann fr GottesRatschlsse nur Billigkeitsgrnde anfhren und in Wirklichkeit sindes vielleicht andere; jedenfalls bersteigen sie unser Erkennen undBegreifen, was uns in demtiger Unterwerfung unter Gottes heiligenWillen halten soll.

    8. Kapitel: Mahnung zur liebenden Unterwerfung, die wir den Be-

    stimmungen der gttlichen Vorsehung schulden. 2231. Lat uns die Tiefe der Gerichte Gottes l ieben und anbeten. 2. Erst im Himmel werden wir die Beweggrnde des gttlichenWillens verstehen. 3. Wir verstehen nicht, warum es in einerU h r d i e v i e l e n R d e r g i b t , d e r U h r m a c h e r w e i e s . 4 . S o wei auch nur der gttl iche Urheber der Welt den Sinn all des-sen, was dort vorgeht. 5. Wie Menschen, die an Schwindel lei-den, sehen wir die Dinge oft nicht richtig. Die Beweggrnde dergttl ichen Vorsehung wren armselig, wrden wir sie verstehen.Glauben wir an die Liebe und Weisheit Gottes!

    Inhaltsbersicht IV. Buch

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    9. Kapitel: Zuweilen bleibt ein berrest von Liebe in der Seele,obgleich sie die heilige Gottesliebe verlor. 226

    1. Wie traurig das Schauspiel einer in die Todsnde herabsinkendenSeele. 2. Zustand der unvollkommenen Liebe. 3. Es bleibteine gewisse Scheinliebe zurck, 4. gleichsam ein Echo der erstenLiebe, 5. ein Nachklang derselben, 6. von der echten Liebeaber sehr verschieden, 7. wenn auch aus ihr geboren.

    10. Kapitel: Wie gefhrlich die unvollkommene Liebe ist. 2281. Wenn die Liebe aus der Seele gewichen ist, lt sie Spuren zurck, 2. die nicht immer leicht von der echten Liebe zu unterscheidensind. 3. Auch diese unvollkommene Liebe ist als Geschpf derh e i l i g e n L i e b e a n u n d f r s i c h g u t . 4 . S i e i s t g e f h r l i c h , w e i l m a n s i c h m i t i h r l e i c h t b e g n g t u n d s i e f r d i e w a h r eLiebe hlt , 5. weil s ie uns so tuscht, 6. und dazu fhrt, daman sich einbildet, heilig zu sein, und darber ruhig bleibt.

    11. Kapitel: Wie man die unvollkommene Liebe erkennen kann. 2301. Findest du in dir Absichten, schwere Snden zu begehen, so istdie heil ige Liebe nicht in deinem Herzen. 2. Es handelt s ichallerdings um die gegenwrtigen Absichten, nicht um etwas, waseinmal eintreffen knnte, 3. wie ja auch eingebildete Tapferkeitin eingebildeten Kpfen nicht wirkliche Tapferkeit ist. 4. Fr dieZukunft mssen wir einfach auf Gott vertrauen 5. und das auf-richtige Verlangen haben, mutig kmpfen zu wollen.

    VVVVV..... Buch: Die zwei HauptttigkBuch: Die zwei HauptttigkBuch: Die zwei HauptttigkBuch: Die zwei HauptttigkBuch: Die zwei Hauptttigkeiten der Liebe:eiten der Liebe:eiten der Liebe:eiten der Liebe:eiten der Liebe:WWWWWohlgefallen und Wohlgefallen und Wohlgefallen und Wohlgefallen und Wohlgefallen und Wohlwollen.ohlwollen.ohlwollen.ohlwollen.ohlwollen.

    Mit dem 5. Buch beginnt die Schilderung der Ttigkeiten, der Aus- wirkungen der Gottesliebe. Die ersten zwei, von denen dieses Buchhandelt, sind 1.) das SichFreuen an Gott, das Wohlgefallen, dasman an Gott findet, 2.) das Wohlwollen, das heit, da man GottGutes will, es ihm wnscht oder wnschen will.

    1. Kapitel: Das heilige Wohlgefallen der Liebe und worin es be-

    steht. 2341. Das heilige Wohlgefallen ist der starke Beweggrund der Liebe,w ie d iese d ie s tarke Bewegung i s t , d ie durch das Wohlgefa l lenausgelst wird. 2. Dieses Wohlgefallen an Gott hat seinen Ur-sprung in der Betrachtung der Vollkommenheiten Gottes. 3. Es w i r d du r c h Akt e de r Z u s t im m u ng u nd de r F r e u de ge fr de r t , 4. die dann eben Akte der Freude und des Wohlgefallens sind, 5. durch die wir frmlich die Vollkommenheiten Gottes in uns hin-einziehen. 6. Dies wird im Himmel in vollendeter Weise gesche-

    Inhaltsbersicht IV./V. Buch

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    hen, 7. aber es bewirkt jetzt schon, da wir Gott hnlich wer-den, 8. wie es bei St. Paulus der Fall war, der seinen Ruhm, d.h. sein Wohlgefallen nur im Kreuz Christi fand.

    2. Kapitel: Durch das heilige Wohlgefallen werden wir gleich klei-

    nen Kindern an der Brust des Herrn. 2361. Im heiligen Wohlgefallen der Liebe hlt der h immlische BrutigamGastmahl mit uns und wir mit ihm. 2. Wir gefallen uns an ihmund er gefl l t s ich an unser em Wohlgefal len. 3 . So ziehen wirdas Herz Gottes in das unsere hinein und machen uns alle Gterund Freuden des Brutigams zu eigen. 4. Wir empfangen von sei-nen reichen Schtzen, 5. die vergleichbar sind mit der Milch, demHerzblut der Mutter, mit dem sie ihr Kind stillt, 6. und gleichdieser der Seele Freude ohne bermut, heiligen Rausch ohne Ver-wirrung und Belebung schenken.

    3. Kapitel: Herzenshingabe an Gott und dauernde Sehnsucht nachseinem Besitz als Wirkung heiligen Wohlgefallens. 2401. Durch das Wohlgefallen ist Gott unser und wir sind sein, 2. wir werden Besitzer Gottes und Gottes Besitz. 3. Wir sttigen da-durch unsere Seele mit Freude, wnschen aber immer noch mehr,uns an Gott zu sttigen. 4. Weil Gott ein unbegrenztes Gut ist,herrscht das Verlangen im Besitz un d der Besitz im Verlangen. 5. Die Seele ruht in Gott, trotzdem bleibt die Sehnsucht, Gott nochmehr zu l ieben; so i s t Ruhe in der Bewegung der Affekte undBewegung in der Ruhe in Gott, 6. nicht Bewegung, um Gott zusuchen, sondern um sich in Gottes Liebe zu ergehen.

    4. Kapitel: Das liebevolle Mitleid, ein noch deutlicher Aus-druck der Liebe des Wohlgefallens. 244

    1. Mitleiden ist Teilnahme am Leiden. 2. Die Gre des Mit-leidens hngt von der Liebe, ihrem Ursprung ab, 3. auch von derGre der Leiden. 4. Es wird erhht durch die Gegenwart desLeidenden. 5. Mitleiden und Freude am Beispiel des PatriarchenJakob. 6. Freude, die selbst den Tod berwindet.

    5. Kapitel: Leid und Freude der Liebe im Leiden des Herrn. 2471. Mitleiden aus Liebe beim Anblick des Leidens Christi. 2. Liebe

    heiligen Wohlgefallens, da Jesus aus Liebe leidet. 3. Leiden undLiebe in Jesus und in der Seele, die Jesus l iebt. 4. Daher dieWundmale des hl. Franziskus und der hl. Katharina. 5. Durch seinliebevolles Leiden will Jesus in unserer Seele einkehren.

    6. Kapitel: Die Liebe des Wohlwollens, die sich Gott gegenber inWnschen uert. 250

    1. Gott kommt uns mit seinem Wohlwollen zuvor, bei uns folgt esdem Wohlgefallen. 2. Die Liebe des Wohlwollens kann sich beiuns nur in bedingten Wnschen uern 3. und im begeistertenGebet, wie auch im Wunsch nach grerer Liebe zu Gott.

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    7. Kapitel: Der Wunsch, Gott zu lobpreisen, trennt uns von denminderwertigen Freuden und lenkt die Aufmerksamkeiten auf dieVollkommenheiten Gottes. 252

    1. Der Wunsch nach grerem Wohlgefallen an der Gte Gottestreibt die Seele an, sich aller anderen Vergngungen zu berauben,um Gott allein anzugehren. 2. Daher hlt sich die Seele bei Ge-schpfen nicht mehr als notwendig auf, 3. wie Maria Magdalena,die nur ihren Meister sucht, wie die heiligen drei Knige, wie Mariaund Josef, als s ie Jesus verloren hatten. 4. Die Seele versenktsich deshalb auch in alles, was ihre Liebe strken kann.

    8. Kapitel: Das heilige Wohlgefallen fhrt zum Lobpreis des gtt-lichen Vielgeliebten. 254

    1. Der Gelobte und Geehrte hat keinen Vorteil von Lob und Ehre, 2. auch Gott nicht. Aber es entspricht dem menschlichen We-

    sen und ist geeignet, unsere Liebe auszudrcken. 3. So wnschtdie Seele wenigstens, da Gottes Name mehr gepriesen werde undsie fngt damit bei sich selber an. 4. Sie ereifert sich zu immer vermehrtem Lobpreis Gottes. Dies vertieft wieder das Wohlgefallenan Gott , was die Seele wieder zu neuem Lobpreis Gottes auf-muntert . 5 . Wie die Nachtigal l s ingt , bis s ie tot hins inkt , so ve r ge ht a u c h d ie Se e le im L e id , G ot t n i c ht ge nu g lob e n zuknnen. 6. Gleich einer Zikade mchte sie Gott mit vielen Keh-len, mit allen Seelenkrften lobsingen.

    9. Kapitel: Das heilige Wohlwollen treibt uns an, alle Geschpfezum Gotteslob aufzurufen. 258

    1. So die Jngl inge im Feuerofen und der Psalmist , 2 . so St .Franziskus im Sonnengesang und die Braut im Hohelied. 3. Soruft auch die liebende Seele alle Geschpfe auf, am Lobpr eis Got-tes te i lzunehmen, 4. und es tre ibt s ie zur Verkndigung desWortes Gottes unter den Heiden und so vielen Werken im Dien-ste Gottes .

    10. Kapitel: Das Verlangen, Gott zu loben, weckt unsere Sehnsuchtnach dem Himmel. 260

    1. Die Seele sieht, da sie ihr Verlangen, Gott wrdig zu loben, aufErden nicht stillen kann, whrend sie von den wunderbaren Lob-gesngen Gott zu Ehren im Himmel wei, wo 2. das WohlgefallenGottes vom Thron Gottes in die Herzen strmt und diese mit demHalleluja heil igen Wohlwollens antworten. 3. Daher das Ver-langen gottliebender Seelen nach dem Himmel, das bei St. Franzis-kus so mchtig war, ihn der Erde zu entreien.

    11. Kapitel: Unsere Liebe des Wohlwollens im Gotteslob des Er-lsers und seiner Mutter. 262

    1. Wir steigen von Stufe zu Stufe, wenn wir zum Lobgesang Gotteseinladen, und erheben uns schlielich zur heiligsten Jungfrau, die

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    unter den Geschpfen den unvergnglichsten Lobpreis Gottes singt. 2. ber ihr aber steht noch Jesus, der Gottmensch. Der Sohn singtdem Vater herrlichen Lobgesang, 3. gttl ichen Lobgesang, daJesus wahrer Gott ist, herrlicheren Lobpreis als alle menschlichen

    Loblieder 4. Erneute Quelle unserer Sehnsucht nach dem Himmel.12. Kapitel: Das Lob ber alles Lob, das Gott sich darbringt.

    Wie unser Wohlwollen dabei ttig ist. 2661. Wenn das Gotteslob Jesu auch unendlich ist auf Grund der Person,die es darbringt, so doch nicht ihrer Natur und Wesenheit nach. 2. Daher wird Gott noch unendlich lobenswerter sein, als er selbst von Jesus gelobt werden kann. 3. Nur er selbst kann sich das Lobgeben, das ihm gebhrt. Daher beten wir auch: Ehre sei . . . wieim Anfang so auch jetzt und in Ewigkeit. 4. Welche Freude frdie Seele, ihre Sehnsucht nach einem Gottes wrdigen Lob durch ihn

    selbst gestillt zu sehen. 5. Die Seele findet die Ruhe in der stetenBewegung des Wohlgefallens und des Wohlwollens.

    VI. Buch: Die TtigkVI. Buch: Die TtigkVI. Buch: Die TtigkVI. Buch: Die TtigkVI. Buch: Die Ttigkeiten der heiligen Liebe im Gebeteiten der heiligen Liebe im Gebeteiten der heiligen Liebe im Gebeteiten der heiligen Liebe im Gebeteiten der heiligen Liebe im Gebet

    1. Kapitel: Beschreibung der mystischen Theologie, die nichts an-deres ist als das Gebet. 270

    1. Wir unterscheiden zwei Hauptbungen der Liebe zu Gott: die Af-fektliebe und die Tatliebe. 2. Die Affektliebe besteht hauptschlichaus dem Gebet, dessen Beschreibung nicht leicht ist. 3. Wir verste-hen unter Gebet nicht nur Bit ten, sondern jedes Sprechen mitGott und zwar ber Gott. 4. Daher sind Gebet und mystischeTheologie ein und dasselb e (aber von der spekulati ven Theol ogie verschieden). 5. Sie heit mystisch, weil das Gesprch ganz imGeheimen vor sich geht. 6. Gebet ist also ein liebevolles Gesprchmit Gott ber seine Gte, um mit ihm eins zu werden. 7. DasGebet ist ein verborgenes Manna, 8. denn Liebe verlangt nachHeimlichkeit; 9. s ie spricht auch mit den Augen, durch Sehn-sucht und Gebrden, ja auch durch Stille und Schweigen.

    2. Kapitel: Die Betrachtung, die erste Stufe des innerlichen Gebetesoder der mystischen Theologie. 274

    1. Betrachten ist aufmerksames, wiederholtes Nachdenken, das ge-eignet is t , gute und bse Affekte zu wecken. 2 . Nicht jedesNachdenken ist Betrachten, 3. sondern nur solches, das daraufgerichtet ist, den Willen zu heiligen und zu heilsamen Affekten undEntschlssen anzuregen. 4. Unterschied zwischen mndlichemBeten und Betrachten, 5. das ein Nachsinnen, wiederholtes Vor-kosten, sozusagen Wiederkauen ist, ein Gehen von Geheimnis zuGeheimnis mit der Absicht , Beweggrnde zur Liebe zu f indenund heilige Affekte in uns zu wecken.

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    3. Kapitel: Die Beschauung Erster Unterschied zwischen ihrund der Betrachtung. 278

    Die Beschauung ist nichts anderes als ein liebevolles, einfaches,stndiges Aufmerken des Geistes auf gttliche Dinge. Es unter-

    scheidet sich darin von der Betrachtung, da 1. das innerliche Ge-bet Betrachtung heit, bis es den Honig der Hingabe an Gott hervor-gebracht hat. Danach verwandelt es sich in die Beschauung. 2. DieBetrachtung geht von Gedanken zu Gedanken, bis die Liebe gewecktist; dann wird sie zum Schauen. Die Betrachtung ist die Mutter derLiebe, die Beschauung aber ist deren Tochter. 3. So krnt die Be-schauung ihre Mutter, die Liebe, verleiht ihr Vollendung und hch-sten Wert.

    4. Kapitel: Die Liebe entspringt wohl dem Wissen von Gott, diesesbestimmt aber nicht den Grad ihrer Vollkommenheit. 280

    1. Kenntnis ist erforderlich, um Liebe zu wecken. 2. Unsere Liebekann aber grer als unser Wissen sein. 3. Ungebildete sind oftfr die Liebe empfnglicher als Gebildete. 4. Die Erkenntnis desGuten bringt die Liebe hervor , best immt aber nicht ihr Ma. 5. Erfahrung und bung der Liebe strkt mehr die Liebe als theo-retisches Wissen. 6. Wissen kann aufblhen und der Stolz ist derRuin jeder Frmmigkeit, es kann aber auch die Frmmigkeit nichtnur erleuchten, sondern auch vertiefen.

    5. Kapitel: Zweiter Unterschied zwischen der Betrachtung undBeschauung. 283

    1. Die Betrachtung erwgt die Dinge einzeln, Stck fr Stck; dieBeschauung umfat das, was sie liebt, mit einem einfachen zusam-mengerafften Blick, 2. nachdem sie die vielen Beweggrnde, Gottzu lieben erwogen hat. 3. So sprach auch Gott bei den einzelnenSchpfungsakten, da sie gut waren, umfat aber dann alles ineinem Blick, er sah alles, was er gemacht hat, und alles war sehrgut. 4. Aus dem Ineinanderstrmen aller Liebesregungen ent-steht ein Affekt, der gleichsam der Inbegriff des Affektes ist, mch-tiger als alle einzelnen Affekte. 5. So werden wir im HimmelVerschiedenes in einem Blick erfassen. Je mehr die Dinge sichvon Gott entfernen, desto mehr zerteilen sie sich; je mehr sie sich Gott

    nhern, desto mehr vereinigen sie sich.6. Kapitel: Die Beschauung geht ohne Mhe vor sich. Dritter Un-terschied zwischen ihr und der Betrachtung. 287

    Es gibt drei verschiedene Arten des Schauens im beschaulichen Ge-bet: Wir schauen auf eine der Vollkommenheiten Gottes, ohne andie anderen zu denken, 2. oder auf mehrere Vollkommenheiten,aber mit einem einfachen Blick, 3. oder auf ein gttliches Werk,um dann mit Liebe den zu umfassen, der es getan. 4. Aber stetsgeschieht dies mit Freude, ohne Mhe und berlegung. Es ist einheiliges Trinken und Sichberauschen. 5. Gebet, Hren des Wortes

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    Gottes, geistliche Gesprche und Lesungen sind Hilfen, um zumbeschaulichen Gesprch zu gelangen. Die solches pflegen, heien da-her Beschauliche.

    7. Kapitel: Die liebeerfllte Sammlung der Seele in der Beschauung. 2901. Hier ist die Rede nicht von unserer Bemhung, uns zu sammeln,sondern von der Sammlung, die Gott bewirkt, wenn es ihm gefllt . 2. So geschieht dies: Der Herr verbreitet im Grunde des Herzenseine gewisse Seligkeit, worauf sich alle Seelenkrfte und Sinne diesemInners ten der See le zuwenden und dort be i Got t verwei len. 3. Wie mag alles in der Seele Mariens um Jesus gesammelt gewesensein, als sie ihn unter ihrem Herzen trug. 4. hnliche Seligkeitkann allen zuteil werden, die die heil ige Kommunion empfangenhaben, die Liebe bewirkt diese Sammlung. 5. Sie ereignet sicha u c h , w e nn w i r , a u f w e l c he Ar t im m e r , u ns in G ot t e s he i l i geGe ge nwart versetzen.

    8. Kapitel: Die Ruhe der in ihrem Vielgeliebten gesammelten Seele. 2931. Ist die Seele in Gott gesammelt, so merkt sie so still und ruhigauf ihren Vielgeliebten hin, da ihr scheint, als wre ihr Aufmerkenfast kein Aufmerken. Das ist das Gebet der Ruhe. 2. Die Seelegibt sich damit zufrieden, zu wissen, da ihr Geliebter bei ihr ist. 3. Diese Stil le geht oft so weit , da die Seele und all ihre Krftegleichsam im Schlaf versunken sind; sie empfngt die Freude undSeligkeit der Gegenwart ihres Vielgeliebten, merkt sie aber nicht 4. und ist sich dieses Genusses nicht bewut, bekundet aber trotz-dem, wie kostbar ihr dieses Glck ist , wenn man es ihr nehmen

    wil l . 5 . Das war die Ruhe Magdalenas , a ls s ie zu den Fendes Meisters sitzend zuhrte 6. und des Evangelisten Johannesbeim Abendmahl. 7. Schenkt Gott diese Gnade, dann rhre mansich nicht, um Akte zu erwecken. Diese Liebesruhe schliet allesin sich, was man wnschen knnte.

    9. Kapitel: Wie diese heilige Ruhe vor sich geht. 2961. Wie das Kind an der Mutterbrust, so ruht die Seele in Gott; sienimmt fast unbewut die Wonne dieser Gegenwart in sich auf, ohneetwas mit irgendeiner Fhigkeit zu tun, auer mit der Spitze ihresWillens. Strt man sie aber, so zeigt s ie sich unwill ig. 2. Wassol l te s ie auch tun oder suchen? Sie hat den gefunden, den s iesuchte und ist selig, bei ihm zu sein. 3. Sie bedarf weder desGedchtnisses noch der Einbildung skraft; der Wille allein nimmtdie beglckende Gegenwart Gottes still in sich auf, whrend allesandere in Ruhe verbleibt.

    10. Kapitel: Die verschiedenen Grade dieser Ruhe. Wie man siebewahren soll. 298

    1. Die Seele, der Gott die heilige Ruhe schenkt, soll nicht sich selbstund ihre Ruhe betrachten; um sie zu bewahren, darf man sie nichtneugierig anschauen. 2. Durch Handlungen des Krpers oder des

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    Geistes verliert man sie nicht. 2. Wenn Verstand und Gedchtnismit dem Willen zusammenarbeiten, ist sie wohl grer, aber es ge-ngt, wenn sie im Willen herrscht. 3. Die Ruhe der Seele wreweit tiefer und schner, wre um sie herum kein Lrm und wrdeHerz und Leib s ich nicht regen. Da s ie d ies aber n icht ganz verhten kann, bewahrt sie die Ruhe wenigstens im Willen, ders ich auch nicht bewegt , um die anderen Fhigkeiten zurckzu-fhren. Diese werden ja von selbst durch die Freude angezogen,die der Wille empfngt.

    11. Kapitel: Verschiedene Grade der heiligen Ruhe. Selbstverleug-nung, die man zuweilen dabei bt. 300

    1. Es gibt also verschiedene Grade der heiligen Ruhe. Sie breitetsich ber alle Krfte der Seele aus oder herrscht nur im Willenund dort zuweilen fhlbar, zuweilen unwahrnehmbar. Zuweilenfhlt sie Gottes Gegenwart an einem innerlichen Feuer, zuweilen wieder brennt das Herz vor Freude, ohne es zu merken. Zuweilenhrt sie ihn reden, zuweilen hrt sie ihn und spricht auch mit ihm,zuweilen wieder vermag sie nicht mit ihm zu sprechen. Zuweilenhrt sie ihn nicht, spricht nicht mit ihm, sondern wei nur, da sie inseiner Gegenwart is t . 2 . Es bedarf grerer Sorgfalt , s ich inGottes Gegenwart zu begeben, als in ihr zu verweilen, was auchgeschieht, indem man einfach nur wartet, ob es ihm gefallen wird,uns anzuschauen. Man bleibt einfach, wo es ihm gefllt , da wirseien. 3. Das Beispiel der denkenden Statue. 4. Die Ruhe, inder der Wille nur durch einfache Zustimmung zum gttlichen Wohl-gefallen ttig ist und nichts vorhat, als unter dem Blick Gottes zu

    sein, so wie es ihm gefllt , ist eine hchst wertvolle Ruhe. DasHchste der L iebesentrckung i s t n icht d ie e igene Freude zuwollen, sondern da Gott s ich erfreue.

    12. Kapitel: Das Hinstrmen der Seele in Gott oder das Zerflieender Seele in Gott. 304

    1. Wir nennen ein Herz hart, wenn es an seinen Neigungen undan seinem Eigenwillen festhlt, 2. von einem sanften, empfnglichen,lenkbaren Herzen sagen wir, es sei weich. Die Liebe, die strker istals der Tod, macht die Herzen zart und weich und zerschmilzt sierascher a ls a l le anderen Leidenschaften. 3 . Meine Seele is t

    zerschmolzen, als mein Vielgeliebter zu mir sprach (Hohelied). DieLiebe bewirkt dies. 4. Ein starkes Wohlgefallen lt die Seelenicht mehr in sich verbleiben; gleich einem Balsam verstrmt siestil l die Gottheit , die sie l iebt. 4. Dieses Einstrmen der Seelein Gott ist eine wahre Entrckung, wodurch sie aus sich heraustritt,um sich mit Gott zu verschmelzen und in ihm aufzugehen. Sie stirbtaber nicht, sie lebt, ohne sich selbst zu leben.

    13. Kapitel: Die Liebeswunde 3071. Die Liebe ist die erste Leidenschaft; sie ist Grund und Ursprungaller Leidenschaften. 2. Darum kehrt sie zuerst in das Herz ein,

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    und weil s ie bis zum innersten Grund des Wissens vordringt, sagtman, sie verwunde das Herz; und da sie verwundet, bereitet s iefolglich Schmerz. So ist die Liebe s und herb zugleich. 3. Wieverwundet sie und bereitet sie Schmerz? Zunchst wenn der Geliebte

    abwesend ist, lt er im Herzen den Stachel der Sehnsucht zurck. 4. Noch andere Wunden schlgt die Liebe: a.) wer liebt, gibt sichhin, trennt sich also von sich selbst, b.) die Sehnsucht, c.) nochandere Wunden, die die heilige Liebe verursacht, 5. und zwar zu-nchst den Zwiespalt von Sehnsucht und Unvermgen, 6. Sehn-sucht, der kein Erfolg beschieden ist, 7. was im Himmel nicht sein wird, 8. auf Erden aber immer grer wird, denn wer sich unterden Sterblichen nicht danach sehnt, die gttliche Gte inniger zulieben, liebt sie nicht genug.

    14. Kapitel: Andere Weisen der heiligen Liebe, die Herzen zu

    verwunden. 3111. Nichts verwundet ein l iebendes Herz mehr, als wenn es wei,da ein anderes Herz aus Liebe zu ihm verwundet ist. Wie knnenwir Jesus verwu ndet sehen bis zum Tod am Kreuz , ohne sel bst auchaus Liebe verwundet zu werden. 2. Eine andere Liebeswunde ist,wenn die Seele Gott liebt, aber von ihm behandelt wird, als wteer nicht von ihrer Liebe und als brchte er ihr Mitrauen entge-gen. 3. Manche lieben Gott ber alles, aber fhlen nicht einenFunken Eifer, sondern nur Klte, und begehen viele Unvollkommen-heiten. Ihre Seelen s ind ganz wund. 4. Eine weitere Liebes-wunde ist die Erinnerung, einst Gott nicht geliebt zu haben, 5. wie

    auch der Gedanke an die Vielen, die Gottes Liebe verachten. 6. Aber bei all diesen Liebeswunden wird der Schmerz als wohltu-end empfunden. In der Liebe gibt es kein Leid, oder wenn es einLeid gibt, ist es ein geliebtes Leid (Augustinus).

    15. Kapitel: Das Liebessiechtum des von der Liebe verwundetenHerzens. 314

    1. Die Liebe hat die Kraft, auch den Leib in tdliche Krankheit zustrzen. 2. Darum das Wort Platons: Die Liebe ist arm, zerris-sen, nackt, barfu, armselig, liegt auf bloer Erde, vor den Tren

    und ist immer bedrftig. Das gilt von der menschlichen, 3. aberauch von der gt t l ichen Liebe , w ie das Be ispie l der Hei l igenzeigt. 4. Die Braut des Hoheliedes ist schn, aber schwarz, ver-sengt durch die Glut der Liebe. 5. Wenn die Liebe tiefe Wun-den schlgt, versetzen diese uns in einen Zustand des Siechtums,wie es wieder Heilige zeigen und besonders der hl. Franziskus, daer die heiligen Wundmale Jesu empfing, 6. und die Heiligen: Phil-ipp Neri, Stanislaus Kostka, Franz Xaver ...

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    Widmungsgebet des V Widmungsgebet des V Widmungsgebet des V Widmungsgebet des V Widmungsgebet des Vererererer fassersfassersfassersfassersfassers

    Heiligste Mutter Gottes, Du Gef einzigartiger Erwhlung und Kni-

    gin der erhabensten Liebe! Kein Geschpf ist der Liebe so wrdig wie Du,keines liebt so und wird so geliebt wie Du! An Dir fand der himmlischeVater von Ewigkeit her sein Wohlgefallen, denn er bestimmte Dein ma-

    kelloses Herz zur Vollkommenheit heiliger Liebe, damit Du einst seinenEingeborenen mit derselben Liebe mtterlich lieben knntest, wie erselbst ihn von Ewigkeit her vterlich umfangen hielt.

    Jesus, mein Erlser, wem knnte ich besser die Worte Deiner Liebe widmen als dem liebenswrdigsten Herzen der Vielgeliebten DeinerSeele?

    Aber, siegreiche Mutter, wer kann Dich in Deiner Majestt anblicken,ohne zu Deiner Rechten den zu sehen, den Dein Sohn so oft aus Liebezur Dir Vater nannte; der Dir durch das himmlische Band jungfrulicherEhe angetraut war, als Beistand und Helfer bei der Leitung und Erzie-hung Deines gttlichen Kindes.

    O groer heiliger Josef, viellieber Brutigam der Mutter des Vielge-liebten. Wie oft hast Du Ihn, den Himmel und Erde lieben, auf DeinenArmen getragen, indes Deine Seele Entzcken ber die sen Zrtlich-

    keiten des gttlichen Kindes erfllte! Welche Freude, wenn es Dich seinenlieben Vater und seinen treuen Freund nannte.Die Lampen im Tempel zu Jerusalem ruhten auf goldenen Lilienkel-

    chen (1 Kn 7,49). O Maria und Josef, Ihr heiligen Lilien von unvergleich-licher Schnheit, an denen sich der Vielgeliebte mit allen freut (Hld6,2), die ihn lieben! Wenn ich die Hoffnung haben darf, da diese Schrift

    der Liebe die Kinder des Lichtes (Lk 16,8) erleuchten und entflammenwird wohin knnte ich diese meine Arbeit eher tragen als zu Euch,Ihr Lilien, an denen sich die Sonne der Gerechtigkeit, der Abglanz des

    ewigen Lichtes (Weish 7,25f) so sehr ergtzte, da sie an ihnen die Wonnenihrer unsagbaren Liebe zu uns offenbarte.

    O vielliebe Mutter des Vielgeliebten! O viellieber Brutigam der Viel-geliebten! Ich werfe mich Euch zu Fen, zu jenen Fen, die meinenHeiland trugen, und weihe diese kleine Schrift der unermelichen GreEurer Liebe!

    Durch das von Euch angebetete Herz Eures gtigsten Jesus, des Knigsaller Herzen, flehe ich Euch um Eure mchtige Frsprache an. Bewirkt,

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    da der Heilige Geist meine Seele und die Seelen der Leser dieserSchrift belebe, damit wir von nun an alle unsere Neigungen seiner

    gttlichen Gte als Brandopfer darbringen, um zu leben, zu sterben und

    auf ewig wieder aufzuleben in den Gluten jenes himmlischen Feuers, das unser Herr und Euer Sohn so sehnlichst in unseren Herzen zuentznden verlangte (Lk 12,49), ein Wunsch, fr den er wirkte und littbis zum Tod, ja bis zum Tod am Kreuz (Phil 2,8).

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    VVVVVorororororworworworworworttttt

    1. Der Heilige Geist lehrt, da die Lippen der gttlichen Braut demPurpur und der Honig trufelnden Wabe gleichen (Hld 4,3.11). So soll esjedermann wissen, da die von ihr verkndete Lehre nichts anderesalsdie heilige Liebe ist. Ihr Glanz berstrahlt ja den des Purpurs, da sie vomheiligen Blut des Erlsers entflammt ist. Sie ist auch ser als Honigdurch die Gte des Vielgeliebten, der sie mit Freuden berschttet (Hld8,5).

    Als ihr gttlicher Brutigam sich anschickte, sein Gesetz weithin zuverknden, sandte er feurige Zungen ber die Jnger herab, die er dafr

    bestimmt hatte. So wollte er kundtun, da die Predigt des Evangeliumsnichts anderes wolle, alsdie Herzen fr Gott zu entflammen.Betrachtest du schne Tauben im Sonnenschein, so wirst du sehen,

    wie die Farben ihres Gefieders verschieden schillern, je nach der Richtung,von der du sie betrachtest. Ihr Gefieder ist so empfnglich fr den Glanzder Farben, da der Sonnenschein auf ihren Federn eine Flle von Spie-gelungen hervorruft, die wieder ein mannigfaltiges Farbenspiel im Ge-folge haben. Und diese Farben sind so lieblich anzuschauen, da ihreSchnheit allen Glanz und allen Schmelz der kostbarsten Edelsteine ber-

    trifft. Wie von zartem Gold ist diese Buntheit berhaucht, so da dergoldene Schimmer die Farbenpracht noch lebendiger erscheinen lt.

    Dies wollte der knigliche Prophet wohl andeuten, als er den ShnenIsraels zurief:

    Als ihr bei den Hrden der Herde geruht,da glnzten die Flgel der Tauben von Silber,ihre Federn vom rtlichen Gold (Ps 68,14).

    Gewi schmckt eine herrliche Flle von Lehren, Predigten, frommenAbhandlungen und Bchern die Kirche. Sie sind alle sehr schn und von

    erfreulichem Anblick; es vereinigen sich ja in ihnen die Strahlen derSonne der Gerechtigkeit mit den Worten der kirchlichen Hirten, diegleichsam das glanzvolle Gefieder dieser mystischen Taube sind (s. Ps45,2). Aber mgen auch die Frbungen der Lehre, die sie verknden, nochso verschieden sein, auf allen ruht doch der Glanz des herrlichen Gol-des der heiligen Liebe. berall kann man sehen, wie es mit seinem un-vergleichlichen Schimmer alle Wissenschaft der Heiligen verklrtund sie ber jede andere Wissenschaft erhebt.

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    Alles gehrt der Liebe, alles liegt in der Liebe, alles ist fr die Liebe,alles ist aus Liebe in der heiligen Kirche.

    2. Wir wissen, da das Tageslicht nur von der Sonne kommt. Trotzdemsagen wir fr gewhnlich, die Sonne scheine nicht, wenn wir sie nichtunverhllt strahlend am Himmel sehen. So handelt wohl auch die ganzechristliche Lehre von der heiligen Liebe, wir geben aber nicht der ge-samten Theologie diesen Ehrentitel, sondern nur jenen theologischenAbhandlungen, die zum Gegenstand den Ursprung, die Natur, die Eigen-schaften und Ttigkeiten der Liebe haben.

    Verschiedene Schriftsteller haben nun tatschlich Herrliches darbergeschrieben, besonders die alten Vter, die selbst Gott mit glhenderLiebe dienten und daher auch auf gttliche Weise von seiner Liebe

    zu sprechen wuten. Wie erhebend ist es, den hl. Paulus von himmli-schen Dingen reden zu hren, die er im Himmel selbst gelernt (2 Kor12,4). Und wie wohltuend ist es, Menschen, die aus dem Scho der gtt-lichen Liebe ihre Nahrung empfangen, von deren heiliger Wonne redenzu hren. Deshalb haben auch die Theologen der Scholastik, die amschnsten und eingehendsten ber die Gottesliebe schrieben, an Frm-migkeit besonders hervorgeleuchtet. Der hl. Thomas von Aquin z. B.verfate eine Abhandlung, die dieses Heiligen wrdig ist; ebenso schrie-ben auch derhl. Bonaventura , derselige Dionysius der Kartusermehre-

    re ausgezeichnete Werke darber. VonJohann Gerson, dem Kanzlerder Pariser Universitt, sagt Sixtus von Siena: Er errterte so vorzg-lich die fnfzig Eigenschaften der gttlichen Liebe, die da und dort imHohelied angedeutet sind, da es scheint, nur ihm sei es vorbehaltengewesen, die Regungen der gttlichen Liebe so genau aufzuzhlen.Was war das doch fr ein beraus gelehrter, weiser und frommer Mann!

    Damit jedoch offenbar werde, da solche Schriften eher der Frmmig-keit Liebender, als der Wissenschaft Gelehrter entstammen, gefiel esdem Heiligen Geist, mehrere Frauen dazu anzuregen, die dann auch

    Wundervolles ber die heilige Liebe schrieben. Wer vermochte es je, diehimmlischen Gluten dieser heiligen Liebe besser zu schildern, als eine

    hl. Katharina von Genua , einehl. Angela von Foligno, eine hl. Katharinavon Siena , einehl. Mechthild?

    3. Auch in unseren Tagen haben manche darber geschrieben, dochkonnte ich ihre Schriften nicht genau durchstudieren, wiewohl ich sie soweit durchsah, um entscheiden zu knnen, ob fr meine Schrift nochRaum wre.

    Vorwort

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    Ludwig von Granada, dieser groe Lehrer der Frmmigkeit, hat inseinem Memoriale eine Abhandlung ber die Liebe Gottes verffent-licht, die durch den Namen ihres Verfassers hinreichend empfohlen ist.

    Diego Stella, aus dem Orden des hl. Franziskus, verfate darber einmit viel Liebe geschriebenes Buch, das auch fr Betrachtungen gut ver-wendet werden kann. Christoph von Fonseca, ein Mnch aus dem Ordendes hl. Augustinus, hat ein noch greres Werk darber geschrieben,das viel Schnes enthlt. AuchP. Ludwig Richeome aus der Gesell-schaft Jesu verffentlichte ein Buch mit dem Titel: Die Kunst, Gottdurch die Geschpfe zu lieben. Da dieser Autor persnlich und in seinenSchriften von so groer Liebenswrdigkeit ist, wird er es zweifellos nochmehr sein, wenn er ber die Liebe selbst schreibt.P. Johannes von Jesus

    Maria, unbeschuhter Karmelit, verfate eine Schrift: Die Kunst, Gott zulieben, die sehr geschtzt wird. Ebenso gab auch der groe, berhmteBellarmin krzlich ein kleines Bchlein heraus, das den Titel trgt: Lei-ter, auf der wir durch die Geschpfe zu Gott emporsteigen. Dieses Bch-lein kann nur ausgezeichnet sein, da es von einem so gelehrten und from-men Mann stammt, der schon so viel Wertvolles zum Nutzen der Kirchegeschrieben hat. Ich will nichts sagen vom Aufruf zur Gottesliebe,dessen Verfasser, ein groer Meister der Beredsamkeit, durch die Mengeund Mannigfaltigkeit seiner Predigten und geistvollen Schriften in ganz

    Frankreich bekannt und berhmt ist. Meine Seele ist eine innige, geisti-ge Verwandtschaft mit der seinen eingegangen, als er durch die Auflegungmeiner Hnde das heilige Mal bischflicher Wrde zum Wohl des Bis-tums Belley und zur Ehre der Kirche erhielt. Tausend Bande aufrichtigerFreundschaft verbinden uns auerdem und das alles verbietet mir, einUrteil ber seine Werke abzugeben, unter denen dieser Aufruf zurGottesliebe eine der ersten Schpfungen dieses geistsprhenden, vonallen bewunderten Schriftstellers war.

    berdies sei noch die Schrift des ehrwrdigen PatersLaurentius von

    Paris aus dem Kapuzinerorden erwhnt. Diese gleicht einem prchtigen,zur Ehre der gttlichen Liebe erbauten Palast, der, einmal vollendet, einvollstndiges Lehrgebude der Gottesliebe darstellen wird. Endlich hatdie selige Theresia von Jesus in allen ihren Schriften so Wunderbaresber die heiligen Regungen der Liebe geschrieben, da man ganz hin-gerissen ist, so hohe Beredsamkeit bei solcher Demut und so tiefschr-fendes Denken bei solcher Einfalt des Geistes zu sehen. Vor ihrer hchstweisen Unwissenheit wird die Weisheit so mancher Gelehrter hchst un-

    Vorwort

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    wissend erscheinen und nach vielen gelehrten Bemhungen mssen sie vollBeschmung gestehen, da sie von dem nichts verstehen, was diese heilige Frauauf so treffende und tiefe Weise von der bung der heiligen Liebe geschrie-ben hat. Gott schlgt auf diese Weise den Thron seiner Macht auf demSchauplatz menschlicher Schwche auf, indem er sich der Schwachenbedient, um das Starke zu beschmen (1 Kor 1,27).

    4. Diese Abhandlung, die ich dir, mein lieber Leser, vorlege, folgtall jenen ausgezeichneten Bchern nur von ferne, ohne Hoffnung, sie jeerreichen zu knnen. Dennoch vertraue ich, da die Gunst jener beiden vonLiebe entflammten Herzen, denen ich sie widme, dich einigen Nutzen darausschpfen lt. Ich hoffe, da du darin viele gute Erwgungen finden wirst,die dir sonst nicht so leicht begegnen, whr