Jahresbericht 2009

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2009 Jahresbericht

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Der Jahresbericht 2009 der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi

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2009Jahresbericht

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Vorwort 3

R e p o R ta g e

achtung Sendung! 4

p R o g R a m m e

Südosteuropa 12

Südostasien 14

Zentralamerika 16

ostafrika 18

Integration und Bildung 22

Internationale ausbildung 24

J a h R e S R e c h n u n g

Bilanz 28

Betriebsrechnung 30

Revisionsbericht 32

aufwand programme und administration 34

Zahlen in Kürze 35

S t I f t u n g

organe der Stiftung 36

S c h w e R p u n K t

neuer auftritt stärkt Strategie 41

Impressum 43

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«Kinder sind unsere Zukunft.» Dies ist ein oft gehörter Satz. Damit Kinder aber wirklich unsere Zukunft sind, müssen sie auch eine Zukunft er-warten dürfen, eine Zukunft mit aufbauenden Möglichkeiten und Perspektiven. Keine solche wie der erst vierzehnjährige Selbstmordattentä-ter im Gaza-Streifen, nicht der ständige Kampf ums Überleben, wie es in vielen Ländern dieser Welt der Fall ist, sondern ein erfülltes und le-benswertes Dasein – und zwar nicht nur in den reichen Ländern des Nordens, sondern überall auf dieser Welt.

Aber das Leben ist auch bei uns nicht für alle Kinder immer nur rosig. Bis in die 1970er-Jahre wurden Kinder aus schwierigen Verhältnissen als billige Arbeitskräfte auf Bauernhöfe verdingt – heute scheint es unglaublich, dass dies in der Schweiz überhaupt möglich war. Und auch

heute gibt es leider immer noch viele Kinder, die in schwierigen Situationen leben und dadurch ausgegrenzt werden: Kinder aus armen Fami-lien, die ins soziale Abseits gedrängt werden, oder Kinder aus ausländischen Familien, die wegen ihrer Herkunft oder Religion Diskriminie-rungen erfahren. Vielfach mangelt es an Ver-ständnis, an Toleranz, an Respekt gegenüber dem «Anderen». Oft steckt aber wohl auch ein-fach Unkenntnis dahinter und eine Unsicherheit oder gar Angst von uns, wie mit diesem «Ande-ren» umzugehen ist.

Die Arbeit unserer Stiftung setzt in beiden Be-reichen ein: Einerseits mit Projekten in verschie-denen Ländern dieser Welt, um den Kindern und Jugendlichen, die dort leben, eine Zukunft zu eröffnen. Andererseits in unserem Kinder-dorf Pestalozzi selber, wo jeden Tag ausländi-sche und Schweizer Kinder sowie Jugendliche in einem interkulturellen Umfeld Fremdes ken-nenlernen und Verständnis füreinander lernen. Wir vermitteln ihnen eine Bildung des Geistes und des Herzens, eine wesentliche Voraus-setzung für eine glückliche Kindheit und Chan-cengleichheit in den Folgejahren.

Das gibt doch Hoffnung für die Zukunft!

Brigitta m. gadient präsidentin des Stiftungsrates

Hoffnung für die Zukunft

V o R w o R t

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Achtung Sendung! Ein Radio- und Schulprojekt in Müllheim

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Schule anders. Um neun Uhr sitzt das zwölf-köpfige Radioteam zusammen, nimmt die Sen-dungen des vergangenen Tages unter die Lupe, bespricht die heutigen Aufgaben und verteilt die Jobs. Anna und Anna wollen nochmals Aufnah-men im Kurs «Ich – Du – Wir» machen. Schnap-pen sich Notizblock, einen Stift und das Aufnah-megerät, das nicht viel grösser ist als ein Handy.

Ihre Schulkolleginnen und -kollegen erwarten sie schon. Einen grossen Kreis bildend, setzen sie sich reihum mit der Frage auseinander, was sie geprägt habe. Die beiden Anna zeichnen die Antworten auf. Gesessen wird nicht lange in diesem Kurs, denn Erfahren und Erleben am eigenen Körper fördern das Lernen und Verste-hen. Eine Vertrauensübung ist denn auch die nächste Aufgabe. Einer spielt die Marionette, eine die Marionettenspielerin. Anna und Anna sind mit ihrem Mikrofon dazwischen und fra-gen, wie sich ihre KollegInnen fühlen. «Ein komisches Gefühl», sagt einer ins Mikrofon. «Wieso komisch?» Die beiden Reporterinnen wollen es ganz genau wissen. «Na, gestresst, weil ich nichts beeinflussen kann.»

Am Nachmittag wird’s hektisch. Anna und Anna werten aus, was sie aufgenommen haben. Hören die Beiträge wiederholt an, schneiden, fügen zusammen, schreiben Moderationen, suchen Musik aus. Und setzen das Gehörte für die Radiohörerinnen und -hörer um. «Hier sind Anna und…» «… Anna. Wir haben wieder span-nende Geschichten für euch. Wenn ihr hören wollt, welche Spiele wir im Kurs Ich – Du – Wir gemacht haben…» «… und wie es sich anfühlt, eine Marionette zu sein, dann bleibt dran. Auf 90.1 Megahertz!», sprechen die beiden bereits wie professionelle Moderatorinnen ins Mikrofon. Und Musik!

Jugendliche machen Radio. Live in einem Bus, einem mobilen Radiostudio, auf dem Pausen-platz der Oberstufe Müllheim im Kanton Thur-gau. Eine Woche lang. Die Idee dazu hatten die Lerncoachs, die das Selbstbewusstsein und den Zusammenhalt der SchülerInnen, die aus drei verschiedenen Gemeinden zehn Wochen zuvor neu zur Sekundarschule Müllheim gestos-sen waren, mit einem gemeinsamen Erlebnis stärken wollten. «Wir wollten Spielraum für Kreativität schaffen. Und der Individualität und verborgenen Talenten auf eine andere Art und Weise Platz geben, als dies im Schulalltag mög-lich ist», sagt Lerncoach Simon Egger.

Wecken von Neugierdeauf das Fremde Das Angebot dazu hat die Stiftung Kinderdorf Pestalozzi mit ihren Bildungsprogrammen für Schulklassen. Das Vermitteln von Kommunika-tionsfähigkeiten und die Stärkung der sozialen Kompetenz sind wichtige Anliegen der Stiftung. Wie gehen wir miteinander um, damit wir es

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schaffen, friedlich zusammenzuleben? Den in der Schweiz lebenden Kindern und Jugendli-chen das miteinander Reden beizubringen, statt gegeneinander zu kämpfen, und sie zu lehren, mit Unterschieden konstruktiv umgehen zu kön-nen, sind die primären Ziele der Schul- und Radioprojekte. Vor zwei Jahren hat Müllheim ein neues Schulsystem gewählt. Das Modell Lern-landschaft will die Jugendlichen fördern, diffe-renziert und selbstständig zu lernen. Doch neue Modelle benötigen auch die Bereitschaft umzu-denken und sich auf Neues, Ungewohntes ein-zustellen. Nicht nur bei den SchülerInnen, son-dern auch in der Öffentlichkeit. «Immer wieder lesen wir negative Schlagzeilen über Jugendli-che. Wir wollten einen Gegenpol dazu setzen und mit der Schule an die Öffentlichkeit gehen», sagt Lerncoach Egger. So geht die erste Ober-stufe im November 2009 mit dem Radiobus in ganz Müllheim «on air».

Am Montagmorgen treffen die 85 SchülerInnen und ihre Lerncoachs zum ersten Mal auf das Team des Kinderdorfes. Am Abend gehen sie bereits mit ersten Interviews und Berichten auf Sendung. Dazwischen Werbeblöcke und Jin-gles. Alle selber produziert. Und viel Musik! Mit Werbespots für das lokale Gewerbe, in Gedicht-form und professionell mit Musik unterlegt, machen die SchülerInnen einen Teil der finan-ziel len Aufwendungen wett. Handgemalte Pla-kate weisen überall auf das Kinderdorf-Radio «power_up» hin: Frequenz 90.1. Die zwölf köpfige Radiokerngruppe ging aus einem Wett bewerb hervor, für den sich die SchülerInnen bewerben mussten. Mit allem, was dazugehört: Werbung in eigener Sache, Marketinggeschick, Überre-dungsstrategien.

Viele Schulklassen reisen für die Schulprojekte nach Trogen ins Kinderdorf Pestalozzi. In Müll-

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heim kommt das Kinderdorf-Team samt Radio-bus in die Schule. Die übrigen SchülerInnen der Oberstufe und die Bevölkerung werden auf die-se Weise ins Projekt einbezogen. Sie hören mit. Wer in dieser Woche 90.1 Megahertz einstellt, erfährt, wie die Schülerinnen und Schüler ihre Kurse erleben, welche Nachrichten die Jugend-lichen interessieren, lernt ihre Lieblingsmusik kennen und schmunzelt, wenn der Lerncoach am Abend im «Special» von seinen Reisen wäh-rend seines Bildungsurlaubs erzählt.

Wer nicht zur Radiokerngruppe gehört, besucht einen der drei vom Kinderdorf-Team angebote-nen Kurse. Für diese ist der Themenschwer-punkt vorgegeben: Friedenserziehung. Wissen über die Kinder- und Menschenrechte, Anti-Rassismus-Training und die Auseinanderset-zung mit der eigenen Identität stehen auf dem Programm. Mit dem Ziel, die Kinder und Ju-gendlichen in ihrer eigenen Identität zu stärken. «Identität bin ich.» Kurz und bündig bringt Tamara Lenherr die Komplexität des Themas auf den Punkt. Sie ist bei der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi verantwortlich für die Schulprojekte. Und so fangen alle Kurse an: Wo stehe ich?

Was macht die Situation mit mir? Was fühle ich, bevor ich auf jemanden oder auf Neues zu-gehe? Und kann ich meinem Gegenüber den nötigen Freiraum lassen?

Stärkung der eigenenIdentität «Das Kennen der eigenen Identität ist wichtig, wenn man auf andere zugeht», erklärt Tamara Lenherr. «Sie ist die Basis für eine offene und angstfreie Kommunikation.» Mithilfe von Bewe-gungs- und Rollenspielen entwickeln die Schü-lerInnen in den Kursen diese Selbstsicherheit, und das Selbstvertrauen wird gestärkt. Mit lo-ckeren Fragen führt sie das Team an die The-men heran, und plötzlich stehen sie mittendrin. Die Frage, was Rassismus oder Diskriminierung bedeutet, ist schwer zu beantworten. Wie es

sich anfühlt, in eine Gemeinschaft zu treten, de-ren Sprache und Regeln man nicht versteht, gestaltet sich als lustiges Spiel, das zum Nach-denken anregt. In der Abendsendung bündeln Anna und Anna diese Gedanken. «Wenn etwas für uns ungewohnt ist, heisst das noch lange nicht, dass es auch für die andern ungewohnt ist», sagt eine Schülerin. «Es gibt schnell Miss-

Tamara Lenherr ist verantwortlich für die Schulprojekte. Für sie ist klar: «Unser Ziel ist es, Kinder in ihrer eigenen Identität zu stärken.»

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verständnisse, wenn man nicht die gleichen Regeln und Normen hat», stellt ein anderer fest. Und: «Das eine ist nicht besser als das andere.» Wieder Musik!

Überwinden rassistischerVorurteile «Es ist unangenehm, nicht zur Gruppe zu gehö-ren», spricht eine Schülerin ins Mikrofon, «aber es war ja nur ein Spiel und ich war froh, als ich wieder dazugehörte». Anders sein ist ein alltäg-liches Thema. Nicht dazuzugehören kann über-all passieren, und nicht immer geht es um Rassismus. «Es sind die kleinen versteckten Erlebnisse, die wehtun», sagt Damian Egli, Kursleiter und der ruhige Pol inmitten der Schar. Wenn einer nicht zum Fussballspiel zugelassen wird. Wenn eine beim Mannschaftsspiel immer zuletzt in die Gruppe gewählt wird. Wenn die

andern verstummen, kaum ist man in der Nähe. Ein Kurs kann Vorurteile nicht abbauen, aber er kann sie offenlegen. Er kann den Blickwinkel erweitern und den SchülerInnen zeigen, was es heisst, anders zu sein.

Die intensive Arbeit mit Friedensthemen hat bei den Müllheimer SchülerInnen Spuren hinterlas-sen. «Ich kann lernen, mit den anderen respekt-voll umzugehen.» «Ich kann mit anderen zusam-menarbeiten, auch wenn wir es nicht so gut miteinander haben.» «Es ist gut zu wissen, dass wir Rechte haben, dies gibt mir Selbstvertrauen. Dann kann ich hinstehen und Stopp sagen.» Beispiele von Feedbacks am letzten Sendetag, Freitag. Die Kinderrechte haben den SchülerIn-nen Eindruck gemacht. Engagiert suchen sie im Internet Artikel und Beispiele rund ums Thema. Und finden Schicksale von Kindersoldaten, von Kindern, die aus ihren Familien gerissen wur-den. Setzen sich mit Drogengebrauch in der Schule auseinander. Und weisen auf das Sor-gentelefon hin, «wenn euch Gewalt angetan wird oder ihr so etwas beobachtet».

Die Kinder lernen. Man kann Stopp sagen, wenn man eine Ungerechtigkeit beobachtet. Beob-achten, dass es Kulturunterschiede nicht nur zwischen verschiedenen Nationalitäten gibt. Dass es darum geht, offen auf Neues zuzuge-hen. Gelebte Erfahrungen aus den Kursen kom-men durch die Radiobeiträge nochmals zur Sprache. Hier wird das Erlebte umgesetzt. Ver-tieft beim Recherchieren, reflektiert beim Schrei-

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Damian Egli betreut SchülerIn-nen in den Kursen. Er stellt fest: «Anders sein ist ein alltägliches Thema. Und es sind die kleinen Erlebnisse, die extrem wehtun können.»

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ben und für andere hörbar und somit multi-pliziert beim Ausstrahlen. «Die Stimme der Kinder und Jugendlichen muss vermehrt hör- und sichtbar gemacht werden», ist Florian Karrer überzeugt, der Radiomann im Kinderdorf Pestalozzi. Die Kombination von Schulprojekt und Radio macht ganzheitliches Lernen möglich.

Doch diese Radiowoche hat nicht nur ernste Themen. Wie bei jedem Radio können die Hö-rerInnen bei Quiz CDs gewinnen, die lokalen Nachrichten sind sehr bewusst ausgewählt, Wunschkonzert und Charts haben jeden Tag einen festen Platz. Die SchülerInnen entdecken,

Information zu Schul- und Radioprojekten

Thematische Projektwochen und -tage bieten Schülerinnen und Schülern aus der Schweiz die Möglichkeit, die drei Kernthemen Inter - kulturalität, Anti-Rassismus, Kinder- und Menschenrechte auf viel- fältige Art und Weise zu erleben, Erfahrungen zu sammeln und sich Wissen dazu anzueignen. Teil dieser Woche ist immer auch die Radio- arbeit im Kinderdorf oder extern mit dem power_up-Radiomobil. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Begegnung mit Jugendlichen aus dem Ausland, die im Rahmen der Interkulturellen Austauschprojekte im Kinderdorf Pestalozzi weilen.

dass der Hauswart und der Heilpädagoge ein Kochteam sind, bei dem jeden Tag geschlemmt werden darf. Die beiden Anna fassen zusam-men: «Durch die Zusammenarbeit haben wir beide uns gut kennengelernt. Es war voll stres-sig, aber mega Fun», meint Anna. Und Anna: «Hier in der Schule hat es so viele Kollegen und Kolleginnen. Ich habe diese Woche viele neue Freunde gefunden. Und Kompliment ans Radio!»

Schule anders.

» Dagmar wurzbacher

Florian Karrer ist der Radiomann im Kinderdorf Pestalozzi. Er ist überzeugt: «Die Stimme der Kinder und Jugendlichen muss vermehrt hör- und sicht-bar gemacht werden.»

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Laos | Dun (5)

Dun kehrt die Seiten in seinem Bilderbuch. Das macht er am liebsten im Kindergar-ten. Bereits kann er ein paar Wörter in der laotischen Sprache buchstabieren.

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Mazedonien | Dragana (17)

«Time Out» – eine Bezeichnung, die in der Schweiz nach Ausschluss aus dem Schulbetrieb tönt, steht für ein verbin-dendes Projekt über ethnische Grenzen. In einem Workshop produzierte die junge Mazedonierin zusammen mit Albanern und Mazedoniern eine Zeitung. Diese wird noch heute monatlich neu herausgegeben.

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Programm Südosteuropa

«Der Zusammenbruch eines politischen Sys-tems, wie er in meinem Land geschehen ist, zerschlägt die Gesellschaft! Er hinterlässt ein Vakuum!», meint Milan im Jugendclub in Niš, Serbien. Langsam füllt sich der enge Raum mit seinen Kollegen und Kolleginnen. An den Wän-den hängen Fotos von Kampagnen und Weiter-bildungen zu Themen des friedlichen Zusam-menlebens. In der Mitte des Raumes steht ein

Kreis aus Stühlen. Es herrscht Heiterkeit unter den jungen Menschen, die sich gut kennen. Im Workshop heute Nachmittag geht es um die Vernetzung der Jugendgruppen in Serbien. «Wie können wir unsere Erfahrungen an die Jüngeren weitergeben? Wie können wir andere Jugend-gruppen von unseren Erfahrungen profitieren lassen?»

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Serbienk Interkulturelle Bildungk Zugang zu Bildung

Rumänienk Interkulturelle Bildungk Zugang zu Bildung

Moldawienk Interkulturelle Bildungk Kinderrechte

Mazedonienk Interkulturelle Bildungk Zugang zu Bildungk Begleitender Bericht zur umsetzung der

un-Konvention über die Rechte der Kinder

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Hier fühlt sich auch Jovanna wohl. «Alle haben die gleichen Rechte beim Sprechen. Alle Mei-nungen sind gültig. Es gibt soziale Regeln, die unser Zusammenleben erleichtern. Und diese Regeln bestimmen nicht die Stärkeren, die stellen wir gemeinsam auf.» Die Gymnasiastin schätzt die Ernsthaftigkeit und die Verlässlich-keit im Klub.

Lernen, miteinander zu sprechenVor zehn Jahren endete der Krieg im Balkan. Arbeitslosigkeit, Armut, ungenügender Zugang zu Bildung für Randgruppen wie die Roma oder arme Bevölkerungsschichten, Diskriminierung ethnischer Minderheiten. So sieht der Alltag in den Ländern Südosteuropas aus, in denen wir Jugendarbeit und Bildungsprojekte unter-stützen: Mazedonien, Rumänien, Moldawien, Serbien. Ernsthaftigkeit und Verlässlichkeit – Jovannas Erfahrungen im Workshop kontras-tieren die Politik der letzten Jahre.

«Die Workshops hier helfen uns, mehr an uns zu glauben. Wir lernen, mitei nander zu sprechen», sagt Milan. Gespräche verändern Beziehungen und auch Verhalten, Gespräche sind die Grund-lage für eine jede Demokratie. In den Workshops erwerben die Jugendlichen verschiedener Eth-nien und Kulturen demokratisches Verhalten, ziviles Engagement, Toleranz und Weltoffenheit. Sie werden gestärkt, interkulturelle Barrieren zu überwinden und aus eigener Kraft etwas zu bewegen und zu verändern. «Ein solcher totaler Umbruch bricht Strukturen. Wir brauchen daher die kleinen Schritte.» Einer der nächsten Schrit-te ist für Milan, den jüngeren Kindern seine Er-fahrungen weiterzugeben und somit zu multipli-zieren.

Verantwortliche Südosteuropa: argine nahapetyan Teilnehmende: 51 611 Kosten: fr. 1 230 056

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Programm Südostasien

Chompol ist gerade mit dem Abwasch beschäf-tigt. Teller um Teller taucht er ins Becken und wischt sie mit einem Lappen sauber. Seine zwei Cousins im Kindergartenalter spielen mit runden Plastikchips Memory. Der 10-Jährige passt auf die beiden auf. Seine Eltern sind mit seiner jün-geren Schwester unterwegs. Der Vater besitzt

ein Motorrad und bietet damit Taxi-Dienste von Dorf zu Dorf an.

Chompol lebt in Wangka, nordwestlich von Bangkok, nahe der burmesischen Grenze, und gehört dem Volk der Mon an. Die Mon sind die Urbevölkerung im heutigen Thailand sowie im

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Myanmar/Burmak alternative Schulbildung in gemeindeschulenk unterstützung in der öffentlichen Schule und

in gemeindeschulenk ausbildung von Lehrkräften

Laosk Vorschulbildungk unterstützung in der öffentlichen Schulek förderung von traditionellem wissenk entwicklung lokaler Lehrpläne

Thailandk alternative Schulbildung in gemeindeschulenk unterstützung in der öffentlichen Schulek entwicklung lokaler Lehrplänek unterricht in der muttersprache

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benachbarten Bergland und im Kerngebiet von Myanmar/Burma. Die Mon waren einst Träger einer frühen, hoch entwickelten buddhistischen Kultur; sie pflegen auch heute noch eine leben-dige buddhistische Tradition. Wangka liegt an einem Stausee. Als dieser angelegt wurde, mussten jene Leute, die hier wohnten, umzie-hen. Während die ethnischen Thai ihr Land vom Staat ersetzt bekamen, verloren die Mon ihres. Der Abt des nahegelegenen Klosters stellte ihnen ein Grundstück zur Verfügung, auf dem sie ihr Dorf wieder aufbauen durften. Die Mon wurden in den vergangenen Jahrhunderten von anderen, aus Norden eindringenden Völkern immer mehr verdrängt und stellen heute sowohl in Thailand wie in Myanmar/Burma eine stark benachteiligte ethnische Minderheit dar.

Unterricht in der MutterspracheEin wichtiger Erwerbszweig der Dorfbevölke-rung ist der Fischfang aus dem Stausee. Zum Teil leben die DorfbewohnerInnen von Wangka auch vom Tourismus. Die Schule von Wangka wird vom Kloster unterstützt. Chompol besucht die 4. Klasse. Im Rahmen des von der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi unterstützten Projektes wird an seiner Schule der zweisprachige Unter-

richt in seiner Muttersprache Mon und in der offiziellen Landessprache Thai schon im Kin-dergarten eingeführt. So lernen die Kinder spielerisch beide Sprachen, was ihre Chancen erhöht, wie die Thai-Kinder weiterführende Schulen zu besuchen. Es wird auch einfacher für sie, neue Sprachen zu lernen, zum Beispiel Englisch. Englisch gehört neben Kunst und Zeichnen zu Chompols Lieblingsfächern.

Kindergerechter Unterricht, Lehrpläne, welche Wissen aus der lokalen Kultur und traditionelle Fertigkeiten beinhalten, qualifizierte Lehrperso-nen: In ihren Programmländern Laos, Thailand und Myanmar/Burma stärkt die Stiftung Kinder-dorf Pestalozzi ethnische Minderheiten in bil-dungsarmen Regionen.

Verantwortliche Südostasien: Brigit Burkard Teilnehmende: 59 820 Kosten: fr. 1 179 402

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Programm Zentralamerika

Feliciano hat zwei Vornamen, einen spanischen – Feliciano – und einen in Kaqchikel, einer Maya- Sprache, die in Guatemala von einer Million Menschen gesprochen wird. Kaji Balam ist sein Kaqchikel-Name, was so viel heisst wie «vier Tiger». Feliciano musste in seinem Leben be-reits häufig so stark sein wie vier Tiger zusam-men. Der 12-Jährige ist der Älteste von vier Geschwistern und muss daheim seiner Mutter auf dem Feld helfen. Nachdem sein Vater ver-storben war, ist er in die Vaterrolle geschlüpft.

Feliciano besucht die sechste Klasse in der Schule «El Caman» in der Region Chimaltenan-go. El Caman bedeutet «Gemeinschaftlichkeit». Der Name ist Programm. Denn diese Schule wird von den Eltern geführt. Sie haben die Lehr-kräfte und den Direktor gewählt und zusammen ein Leitbild entwickelt. Unsere Partnerorganisa-tion Fundación Kaqchikel hat für diese Schule Unterrichtsmaterial in Kaqchikel erarbeitet und Lehrkräfte ausgebildet. Während bis zu fünf Stunden pro Woche haben die Schülerinnen

Guatemalak Interkulturelle und zweisprachige Bildung

El Salvadork Kultur des friedens und Berufsbildung

Hondurask Innovative Bildungsangebote

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und Schüler Unterricht in der Muttersprache. Feliciano machen die Kaqchikel-Stunden Spass. Ausserdem mag er Mathematik und Naturwis-senschaften.

Was er in der Schule El Caman lernt, wird ihm für seine Zukunft dienlich sein: Bald wird er die Aufnahmeprüfung für die Sekundarschule in Sololá absolvieren. Dort gibt es ein Institut, das speziell auf landwirtschaftliche Berufe ausge-richtet ist. Feliciano möchte alles über Tiere ler-nen. Am liebsten würde er aber Anwalt werden. «Damit wir unsere Rechte einfordern können», betont er.

Techniken für eine gewaltfreie KommunikationDie Beziehung der ethnischen Gruppen zuein-ander und die Interkulturalität sind Schwerpunk-te der Projekte in Guatemala. Die Projekte in Honduras fördern innovative Bildungsangebote in abgelegenen ländlichen Gebieten, und in El Salvador gehören Aktivitäten zum Programm, die Jugendliche bei den Herausforderungen des Erwachsenwerdens in ihrer gewaltgeprägten Umgebung unterstützen. Gewalt und Kriminali-tät stellen in Zentralamerika ein Problem dar,

dem im Alltag kaum ausgewichen werden kann. Zusammen mit Jugendlichen, Eltern und Lehr-personen arbeiten unsere Partnerorganisatio-nen in Workshops daran, Techniken für eine gewaltfreie Kommunikation zu entwickeln und Alternativen für eine friedliche Gesellschaft auf-zuzeigen.

Verantwortliche Zentralamerika: marlen Rutz cerna Teilnehmende: 120 969 Kosten: fr. 1 229 117

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Programm Ostafrika

Zu siebt sitzen sie um den Tisch, die fünf Schü-lerInnen und zwei Lehrerinnen. Die SchülerInnen tragen blaue Pullover, das Erkennungszeichen dieser Schule. Bücher liegen keine auf dem Tisch, auch keine Hefte oder Stifte. Die Wand-tafel ist unbenutzt. Aber Arme, Hände und Fin-ger flitzen hin und her. Die Augen der Kinder lassen nicht von der Frau, die sorgfältig die Fin-ger bewegt, dazu die Lippen. Die Kommunika-tion in Gebärdensprache kann für Aussen-stehende in einem hohen Tempo ablaufen, mit oder ohne Begleitung von meist stimm - lo sen Lippenbewegungen. Hier, in der Ecke eines Schulzimmers, in der Region Dodoma in Tansania, geht es jedoch noch langsam zu und

her, wenn auch nicht still. Nicht nur die gehör-losen Kinder werden in Gebärdensprache un-terrichtet, sondern auch die Unterrichtenden. In anderen Klassenzimmern schulen Fachleute die Lehrpersonen für den Unterricht mit blinden Kindern, für Kinder, die Geh- oder andere Behin-derungen haben. Unsere Partnerorganisation entwickelt ein Modell, mit dem Lehrkräfte Kinder mit Lernschwierigkeiten erkennen, welche spe-zielle Unterstützung sie im Unterricht brauchen und wie Kinder mit und ohne Lernschwierigkei-ten gemeinsam zur Schule gehen können.

Die Stiftung Kinderdorf Pestalozzi verbessert durch ihre Projekte die Qualität der Bildung in

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Eritreak unterstützung von ländlichen Schulenk Lehrerfortbildung in kinderfreundlichen

unterrichtsmethodenk Zugang zu sauberem trinkwasser und zu

Sanitäreinrichtungen

Äthiopienk alternative Schul- und Berufsbildungk Lehrerfortbildung in kinderfreundlichen

unterrichtsmethodenk Zugang zu sauberem trinkwasser und zu

Sanitäreinrichtungen

Tansaniak alternative Schulbildungk grundschulbildung für Strassenkinderk psychosoziale Betreuungk grundschulbildung für Kinder mit

Lernschwierigkeitenk gewaltprävention in der Schule und zu hause

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Tansania, Äthiopien und Eritrea. Und sie sensi-bilisiert die Familien und Behörden, dass alle Kinder ein Recht auf Bildung haben. Die Grund-schulen werden im Rahmen der staatlichen Bildungspolitik von den Dörfern und Behörden selbstständig gebaut und verwaltet. Dabei geht es nicht darum, ein paralleles Bildungssystem aufzubauen. Die Qualität des Unterrichtes ist Aufgabe der Bildungsministerien, die Stiftung Kinderdorf Pestalozzi und deren lokale Partner unterstützen sie dabei.

Bildung auch für Kinder mit speziellen BedürfnissenJunge Leute aus den Dörfern werden zum Bei-spiel zu Lehrpersonen ausgebildet. Lehrpläne werden zusammen mit den Eltern, Lehrperso-nen und Kindern überarbeitet, damit die lokale Kultur und das traditionelle Wissen darin ein-fliessen. Zudem werden Haltungen und Vorur-teile Frauen und Mädchen gegenüber in den Schulbüchern und im Unterricht thematisiert. Neben dem pädagogischen Inhalt ist die Infra-struktur wichtig, zum Beispiel separate Toiletten für Mädchen und Buben. «Girl groups» und speziell ausgebildete Ansprechpersonen unter-stützen Mädchen dabei, über ihre Probleme in

der Schule und im Alltag zu sprechen und Lösungen zu finden. Wenige Jahre sind es oft nur, welche die Kinder in die Schule gehen können. Gründe dafür sind die Armut der Eltern oder das Fehlen weiterführender Schulen in der Umgebung. In diesen Jahren wollen wir die Kin-der so weit unterstützen, dass sie ausreichend lesen, schreiben und rechnen können. Zusam-men mit einem Verständnis für die Werte des friedlichen Zusammenlebens und der Fähigkeit, selber ihr Lernen zu organisieren, soll sie dieses Grundwissen dazu befähigen, das Leben in die eigene Hand zu nehmen. Durch die Mitsprache in unseren Projekten stärken die Kinder ihr Selbstbewusstsein und können sich besser auf ihr künftiges Leben vorbereiten.

Verantwortliche Ostafrika: Dr. med. carmen meyer Teilnehmende: 63 981 Kosten: fr. 2 305 339

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Guatemala | Feliciano (12)

Zwei Vornamen hat er, Feliciano und Kaji Balam, was «vier Tiger» heisst, in Kaqchikel, einer Maya-Sprache. Feliciano musste be reits häufig so stark sein wie vier Tiger zusammen. Er ist der Älteste von vier Ge- schwis tern und muss seiner Mutter helfen. Trotzdem wird er in der Schule alles über den landwirtschaftlichen Beruf lernen.

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Tansania | Renee (32) VSo Volunteer aus holland

Vier neue Kinder sind gekommen. Sie weinen die ganze Zeit. Sie wissen nicht, wie sie kommunizieren können, denn viele Eltern kennen die Gehörlosen-sprache nicht. Renee findet es hingegen einfach, mit den Kindern in Kontakt zu kommen. Sie brauchen viel Aufmerk-samkeit, lernen eifrig und schnell.

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Programm Integration und Bildung

Mit neun wird Sunny adoptiert. Er kann sich noch gut an seine Heimat, die Philippinen, erin-nern. Drei Jahre später wieder ein Umzug. Seine Familie reist von Italien in die Schweiz, auf der Suche nach Arbeit. Im folgenden Jahr zieht Sunny im Haus Alkuds im Kinderdorf Pestalozzi ein. Bei der Frage nach dem Warum wird der 19-Jährige mit dem schönen Lachen wortkarg, mag nicht darüber sprechen. «Schwierigkeiten in der Schule und zu Hause», beendet er das Thema kurzerhand.

Die Schulen hat Sunny in Trogen besucht, die strenge Kochlehre schliesst er im Sommer 2010 ab. Die Mitarbeitenden der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi schwärmen von seinen Testmenüs,

die er in der Küche des Kinderdorfes zaubert. Sunny ist selbstständig geworden. Ist wieder umgezogen, ins externe Lehrlingswohnen in St.Gallen. Möchte sich weiterbilden, um einmal Diätkoch zu werden und in einem Spital oder Heim für gesunde Kost zu sorgen. Ihn interes-sieren die Zusammenhänge zwischen den Spu-renelementen, Vitaminen und Nährstoffen. Wie funktionieren die Dinge untereinander?

Im Spannungsfeld verschiedener KulturenManchmal ist es ganz schön schwierig, mit ver-schiedenen Kulturen aufzuwachsen. Kinder und Jugendliche aus fremden Kulturen stehen vor

Schweizk Integrationsprogrammek Bildungsprogramme

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der Herausforderung, im Spannungsfeld zwi-schen der Herkunftskultur und den gängigen Verhaltensweisen der neuen Kultur in der Schweiz ihre Persönlichkeit zu entwickeln. Den meisten gelingt dies gut, jedoch nicht allen. Im Kinderdorf Pestalozzi in Trogen finden sie einen Wohn- und Bildungsplatz, der auf die speziellen Herausforderungen, die eine Migration in ein fremdes Land mit sich bringt, Rechnung trägt. Die Stiftung Kinderdorf Pestalozzi verfügt bei dieser Integration über eine mehr als 60-jährige Er fahrung.

Einzigartige Begegnung zwischen den KulturenDurch individuelle Förderung in den sozialpä-dagogischen Wohngruppen und der internen Schule lernen die Kinder und Jugendlichen, sich im Spannungsfeld zwischen zwei Kulturen zu bewegen, und eignen sich Kompetenzen an, damit umzugehen. Sie lernen, ihre Eigenarten und kulturellen Identitäten zu bewahren und sich dennoch beruflich und privat in die Schweizer Gesellschaft zu integrieren.

Sowohl der Bereich Integration wie auch die Bildungsprogramme – der zweite Bereich der Programme Schweiz – verfolgen das Ziel, das

friedliche Zusammenleben von Menschen aus verschiedenen Kulturen in der Schweiz zu un-terstützen und zu fördern. Bei den Bildungs-programmen werden Schulklassen und Lehr-personen darin geschult, in einer multikulturellen Gesellschaft eine Bereicherung statt einer Belastung oder gar einer Benachteiligung zu sehen. Die Möglichkeit zum Austausch mit Jugendlichen aus Südost- und Osteuropa, wel-che die Begegnung zwischen den Kulturen zum eigentlichen Thema macht, ist so in der Schweiz einzigartig.

Verantwortlicher Programme Schweiz: heinz wohnlich Teilnehmende: Integration: Durchschnittlich 28 Kinder/Jugendliche Bildung: 2097 (davon 163 Betreuungspersonen) Kosten: fr. 5 071 585

Lesen Sie auch unsere Reportage über das Schul- und Radioprojekt in müllheim am anfang dieses Jahresberichtes.

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Programm Internationale Ausbildung

Interkulturelle Kompetenz ist heute für Jugend-liche, die in einer vielschichtigen Welt aufwach-sen, eine Schlüsselqualifikation. Doch soziale und interkulturelle Kompetenzen sind keine Theorien, die aus Büchern auswendig gelernt werden können. Dafür braucht es lebendige Erfahrungen und konkrete Begegnungen. Und diese finden statt, wenn junge Erwachsene aus verschiedenen Ländern für neun Monate im Kinderdorf Pestalozzi in Trogen unter einem Dach wohnen, den Alltag miteinander ver-bringen und gemeinsam auf das gleiche Ziel hin arbeiten: Sie bilden sich im Programm emPower zur Fachperson in interkultureller Jugendarbeit aus.

«Es ist, als hätte ich mich kennengelernt. Ich gewann Vertrauen in mich und die Motivation, die Dinge, von denen ich überzeugt bin, auch anzupacken», blickt Kolaka auf seinen Lehr-gang zurück. emPower kommt vom englischen Wort empowerment und bedeutet Befähigung. «Meine Art, mit anderen Menschen umzugehen, hat sich gewandelt, und auch meine Bereit-schaft, Neues kennenzulernen.» Für den jungen Mann aus Laos war die Veränderung gross. Denn Spontaneität, Direktheit oder etwa Kon-flikte anzusprechen sind dem asiatischen Kul-turkreis fremd. «Änderst du dich auch nur ein bisschen, beklagen sich schon deine Freunde, bevor sie sich überlegen, ob Veränderung nicht

Schweizk empower – Interkulturelle ausbildung für

junge erwachsenek Interkulturelle austauschprojekte

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auch positiv sein kann», erklärt Kolaka. Er hat seine Erfahrungen mit in sein Heimatland ge-nommen und versucht nun, kleine Veränderun-gen in seinem täglichen Umfeld anzustossen.

Ein Ort der Bildung zur MenschlichkeitWalter Robert Corti, der Gründer des Kinder-dorfes Pestalozzi, wollte schon 1944, als er zum Bau eines Dorfes für Kriegswaisen aufrief, einen Ort der Bildung zur Menschlichkeit schaf-fen. Einen Ort, wo sich Kinder und Jugendliche verschiedenster Nationen begegnen und jeder vom andern lernt. «Denn es kann nicht früh genug damit begonnen werden, schon dem Kind das Bild des Friedens in der Freiheit ein -zu prägen», steht in den zahlreichen Schriften des Philosophen und Autors, der dieses Jahr 100 Jahre alt geworden wäre.

Junge Erwachsene aus jenen Ländern, in wel-chen die Stiftung Kinderdorf Pestalozzi mit Ent-wicklungsprojekten tätig ist, haben nun diese Möglichkeit der Ausbildung. Wenn sie in ihre Heimat zurückgehen, sind sie Multiplikatoren, die das Erlernte an Kinder und Jugendliche in unseren Projekten weitergeben. Das Vermitteln

von Kommunikationsfähigkeiten ist auch das wichtigste Anliegen der interkulturellen Aus-tauschprojekte für Kinder und Jugendliche aus dem Ausland. Sie kommen aus unseren Projek-ten in Südosteuropa oder aus der Region um Tschernobyl und setzen sich hier im Kinderdorf Pestalozzi mit den Themen Interkulturalität, Anti-Rassismus und Kinderrechte auseinander. Während ihres zwei- bis dreiwöchigen Aufent-haltes besteht auch die Möglichkeit, mit Schweizer Schulklassen in Kontakt zu kommen. Viele von ihnen werden zu Hause ihr Wissen und ihre Erfahrungen anderen Menschen weiter-geben und so die Grundbausteine für eine Kultur des Friedens multiplizieren.

Verantwortliche: Beatrice Schulter Teilnehmende: Austausch: 988 (davon 158 Betreuungspersonen) emPower: 17 Kosten: fr. 1 919 795

Page 26: Jahresbericht 2009

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Äthopien | Tiruseu (13)

Ihre Schwester (20) ist verheiratet und hat schon selber vier Kinder. Davon will sie nichts wissen. Lieber träumt sie davon, als Lehrerin anderen etwas beizubrin-gen. Und sie will die Gleich stellung von Stadt und Land, Zugang zu Wasser und Strom für alle. Dann ist ihre Welt in Ordnung. Auch ohne eigene Kinder.

Page 27: Jahresbericht 2009

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Schweiz | Jiani (21)

Jiani, ursprünglich aus Shanghai, lebt seit sieben Jahren in der Schweiz. Im Kinderdorf zu sein gibt ihr ein gutes Gefühl. Sie ist stolz, eine Lehrstelle als Hochbauzeichnerin bekommen zu haben. Sie träumt nicht nur von einer Welt ohne Krieg, sondern auch von selbst konstruierten Häusern, die nicht viereckig, sondern anders sind.

Page 28: Jahresbericht 2009

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Aktiven 2009 2008

Flüssige Mittel 6 702 097 3 734 800 Festgelder 500 930 3 574 990 Forderungen gegenüber Dritten und Projekten 61 895 129 315 Übrige Forderungen 928 767 1 415 272 Vorräte 58 466 58 955 Aktive Rechnungsabgrenzung 284 040 350 921

Umlaufvermögen 8 536 195 9 264 253

Mobilien und Fahrzeuge 582 638 588 999 Immobilien 12 631 431 9 780 718 Finanzanlagen 11 014 357 10 758 728

Anlagevermögen 24 228 426 21 128 445

Fondsvermögen (zweckgebunden) 1 435 097 3 530 373

Total Aktiven 34 199 718 33 923 071

J a h R e S R e c h n u n g

Jahresrechnung Bilanz

Page 29: Jahresbericht 2009

29

Passiven 2009 2008

Verbindlichkeiten gegenüber Dritten und Projekten 699 010 337 605 Übrige kurzfristige Verbindlichkeiten 18 527 107 031 Passive Rechnungsabgrenzung 781 579 584 100

Kurzfristiges Fremdkapital 1 499 116 1 028 736

Langfristige Finanzverbindlichkeiten 940 000 280 000

Langfristiges Fremdkapital 940 000 280 000

Total Fremdkapital 2 439 116 1 308 736

Fondskapital (zweckgebunden) 4 667 344 8 646 841

Stiftungskapital 50 000 50 000 Bewertungsreserven 2 024 000 2 080 000 Freie Reserven 25 019 258 21 837 494

Organisationskapital 27 093 258 23 967 494

Total Passiven 34 199 718 33 923 071

(Beträge in Schweizer Franken)

Page 30: Jahresbericht 2009

30 J a h R e S R e c h n u n g

Jahresrechnung Betriebsrechnung

2009 2008

Legate 2 918 690 2 367 299Spenden 7 956 118 7 952 692Beiträge 6 561 621 6 381 965 davon DEZA 2 375 000 2 351 790

davon Glückskette 74 603 372 425 Produkteverkäufe 285 349 280 152Ertrag aus Leistungen Kinderdorf 451 604 466 727Übrige Erträge 266 893 384 289Gewinn aus Veräusserung von Anlagen – 10 615

Betriebsertrag 18 440 275 17 843 739

Aufwand Kinderdorf –935 066 – 884 316Projektbeiträge –5 187 660 –5 305 544Personal –8 633 093 –8 420 259Raummiete –7 316 –3 927Unterhalt Gebäude und Mobilien –281 038 –244 493Unterhalt Fahrzeuge –14 043 –15 694Versicherungen –54 296 –52 521Energie und Entsorgung –272 162 –267 133Verwaltung und Informatik –410 281 –405 347Reise und Repräsentation –100 834 –149 599Öffentlichkeitsarbeit –236 083 –231 655Fundraising –2 169 846 –2 320 243Abschreibungen –839 084 – 632 793Übriger Betriebsaufwand –272 967 –246 247

Aufwand für die Leistungserbringung –19 413 769 –19 179 771

Betriebsergebnis –973 494 –1 336 032

Page 31: Jahresbericht 2009

31

2009 2008

Finanzertrag 1 476 929 1 066 221Finanzaufwand –193 424 –3 008 967

Finanzergebnis 1 283 505 –1 942 746

Liegenschaftenaufwand ausserbetrieblich –147 612 – Liegenschaftenertrag ausserbetrieblich 176 370 –

Übriges Ergebnis 28 758 – Jahresergebnis vor Fondsergebnis 338 769 –3 278 778

Internes Fondsergebnis – 40 443Fondsveränderung 1 933 249 1 213 656 Fondsrechnung 1 933 249 1 254 099 Ergebnis vor Veränderung Organisationskapital 2 272 018 –2 024 679 Veränderung Bewertungsreserven Wertschriften 56 000 780 000Veränderung freie Reserven –2 328 018 1 244 679 Veränderung Organisationskapital –2 272 018 2 024 679

Jahresergebnis – –

(Beträge in Schweizer Franken)

Page 32: Jahresbericht 2009

32 J a h R e S R e c h n u n g

Jahresrechnung Revisionsbericht

Page 33: Jahresbericht 2009

33

Page 34: Jahresbericht 2009

34

Integrationsprogramme (29% Bildungsprogramme (7% Interkulturelle Austauschprojekte (10% Programmentwicklung (3% Kinderdorf Trogen (5% Kinderrechte (1% emPower (4% Südosteuropa (8% Ostafrika (16% Zentralamerika (9% Südostasien (8%

Programmkosten

Integrationsprogramme 4 108 679 Bildungsprogramme 962 906 Interkulturelle Austauschprojekte 1 390 639 Programmentwicklung 483 573 Kinderdorf Trogen 756 905 Kinderrechte 134 279 emPower 529 156 Südosteuropa 1 230 056 Ostafrika 2 305 339 Zentralamerika 1 229 117 Südostasien 1 179 402

Total Programmkosten 14 310 051

Administrativkosten

Fundraising 2 926 638 Öffentlichkeitsarbeit 966 101 Zentrale Dienste 653 702 Stiftungsdienste 557 277

Total Administrativkosten 5 103 718

Kosten für die Leistungserbringung 19 413 769

Verteilung der Programmkosten

J a h R e S R e c h n u n g

Programm- und Administrativkosten

(Beträge in Schweizer Franken)

Page 35: Jahresbericht 2009

35

Zahlen in Kürze

Im K I n D e R D o R f

Integrationsprogramme: Durchschnittlich 28 Kinder/JugendlicheBildungsprogramme: 2097 Teilnehmende (davon 163 Betreuungspersonen)Interkulturelle Austauschprojekte: 988 Teilnehmende (davon 158 Betreuungs-personen) emPower: 17 TeilnehmendeBesucherzentrum: 2600 BesucherInnenVerein Rose: Durchschnittlich 8 Kinder/Jugendliche

w e Lt w e I t (teilnehmende)

Rumänien 20 051 Serbien 26 084 Mazedonien 4 942 Moldawien 534Total Südosteuropa 51 611

Äthiopien 28 476 Eritrea 18 424 Tansania 17 081Total Ostafrika 63 981

Honduras 50 597 El Salvador 12 750 Guatemala 57 622Total Zentralamerika 120 969

Myanmar/Burma 27 098 Laos 21 895 Thailand 10 827Total Südostasien 59 820

Total weltweit 296 381

Die Jahresrechnung ist von der Revisionsstelle PricewaterhouseCoopers AG geprüft und vom Stiftungsrat verabschiedet worden. Der Revisionsbericht sowie die ausführliche Jahresrechnung können bei uns bezogen oder auf www.pestalozzi.ch heruntergeladen werden.

Total Programmkosten (74% Fundraising (15% Öffentlichkeitsarbeit (5% Zentrale Dienste (3% Stiftungsdienste (3%

Kosten für die Leistungserbringung

Page 36: Jahresbericht 2009

36

Das oberste Organ der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi ist der Stiftungsrat. Er besteht aus Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik, Bil-dung und Entwicklungszusammenarbeit und bestimmt die Grundzüge der Stiftungstätig-keit. Er wählt aus seiner Mitte den Stiftungs-

S t I f t u n g S a u S S c h u S S

Brigitta M. Gadient, lic. iur., LL.M., Chur, PräsidentinRaeto Conrad, Regensberg, VizepräsidentArthur Bolliger, Teufen, QuästorProf. Dr. oec. Christian Belz, Grub SGArne Engeli, RorschachDr. phil. Carol Franklin Engler, StallikonDr. iur. Denis G. Humbert, ThalwilBernard Thurnheer, Seuzach

S t I f t u n g S R at

Jesse Brown, Goldach SGSamuel Eugster, TrogenMarc Fahrni, TrogenDr. iur. Mario Frick, Balzers (FL)Dolkar Gyaltag, BonstettenPia Hollenstein, St.Gallen Reto Moritzi, AbtwilSonja Nef, Grub AR und Unken (A)Dr. Berhane Ras-Work, Doctorat en relations internationales, GenfDr. rer. soc. oec. Josephine Siegrist, ZürichDr. phil. Annegret Wigger, Heiden

K o n t R o L L S t e L L e

Hans Ulrich Bosshard, MörschwilClaudia Rechsteiner, Trogen

R e c h n u n g S R e V I S I o n

PricewaterhouseCoopers AG

g e S c h ä f t S L e I t u n g

Dr. oec. Urs Karl Egger, VorsitzenderJürgen Beck, Leiter Zentrale DiensteCarmelina Castellino, Leiterin Marketing & KommunikationBeatrice Schulter, Leiterin Internationale Programme Heinz Wohnlich, Leiter Programme Schweiz

L e I t e R I n p e R S o n a L

Conny Pöltinger Zwicker

S t I f t u n g S S e K R e ta R I at

Margarete Pabst

ausschuss. Dieser bereitet die Geschäfte des Stiftungsrates vor und überwacht den Vollzug der Beschlüsse. Die Geschäftsleitung bildet die oberste operative Führungsebene der Stiftung. Mitglieder der Stiftungsorgane sind (Stand 1. Mai 2010):

S t I f t u n g

Organe der Stiftung

Page 37: Jahresbericht 2009

Serbien | Jovanna (17)

Ein Studium in Wien schwebt ihr vor, dort, wo ihr Grossvater lebte. «Doch ich möchte nachher wieder zurückkommen. Hier bin ich zu Hause, hier möchte ich der Gesellschaft wieder etwas zurück-geben. Die neue Generation muss es wagen, etwas zu ändern. Ich wünsche mir ein goldenes Zeitalter für Serbien.»

Page 38: Jahresbericht 2009

Schweiz | Sunny (19)

Mit neun wird Sunny adoptiert. Erin-nerungen an die Philippinen sind noch da. Drei Jahre Italien, mit dreizehn im Kinderdorf. Seine Lehre als Jungkoch schliesst er 2010 ab. Er ist ruhig, be-scheiden, mag keine lärmigen Partys, pflegt lieber im Kinderdorf entstandene Freundschaften. Wunsch: Mehr Chancen-gleichheit für die Menschen dieser Welt.

Page 39: Jahresbericht 2009

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Page 40: Jahresbericht 2009

37

Interview

Das besondere Flair des KinderdorfesUrs Karl Egger, Sie sind Vater von drei

Kindern. Freuen sich Ihre Kinder, dass

Sie im Kinderdorf Pestalozzi arbeiten?

Meine Kinder hatten bei meinen früheren

Tätigkeiten Probleme zu verstehen, was

ich als Consultant, als Berater, eigent­

lich mache. Mein Zweitältester und ich

pflegen das Abend­Ritual, einander zu

erzählen, was wir den Tag über getan

und erlebt haben. Und irgendwann ein­

mal sagte er: «Gell, Papa, du hilfst den­

jenigen, die helfen?» Unter «Kinderdorf»

können sie sich nun etwas Konkretes

vorstellen. Sie haben die Geschichte im

Besucherzentrum verfolgt und sind auf

dem Spielplatz davor herumgetobt. Sie

springen durchs Kinderdorf, sehen die

Häuser, die Kinder, die Jugendlichen.

Sie waren ständig auf Achse, in

zahl reichen Entwicklungsländern

unterwegs. Warum sind Sie sesshaft

geworden?

Als Berater wirkt man wie eine Biene:

Man fliegt von einer Organisation zur

andern, trägt das Wissen weiter und

wendet es an. Dies ist spannend, kann

man sich doch mit vielen un ter schie d­

lichen Themen und Menschen be fas­

sen. Aber die Kontinuität fehlt, man bleibt

abseits, ausserhalb der Programme und

Organisationen. Bei der Stiftung Kin­

derdorf Pestalozzi bin ich Teil der Or­

ga ni sation und kann einen Beitrag zur

Wei terentwicklung leisten, zusammen

mit den Menschen hier Veränderungen

erleben und mich auch darüber freuen.

Zu dem habe ich an vielen Orten auf der

Welt das gleiche Bild gesehen: Kinder

ge hören zu den schwächsten Gruppen in

der Gesellschaft, leiden besonders unter

Ar mut, Umweltzerstörung und Krieg.

Der Austausch von Wissen und Er fah­

run gen zwischen Organisationen, die

in der Entwicklungszusammenarbeit

tä tig sind, war einer Ihrer Schwer­

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Interview

Das besondere Flair des KinderdorfesUrs Karl Egger, Sie sind Vater von drei

Kindern. Freuen sich Ihre Kinder, dass

Sie im Kinderdorf Pestalozzi arbeiten?

Meine Kinder hatten bei meinen früheren

Tätigkeiten Probleme zu verstehen, was

ich als Consultant, als Berater, eigent­

lich mache. Mein Zweitältester und ich

pflegen das Abend­Ritual, einander zu

erzählen, was wir den Tag über getan

und erlebt haben. Und irgendwann ein­

mal sagte er: «Gell, Papa, du hilfst den­

jenigen, die helfen?» Unter «Kinderdorf»

können sie sich nun etwas Konkretes

vorstellen. Sie haben die Geschichte im

Besucherzentrum verfolgt und sind auf

dem Spielplatz davor herumgetobt. Sie

springen durchs Kinderdorf, sehen die

Häuser, die Kinder, die Jugendlichen.

Sie waren ständig auf Achse, in

zahl reichen Entwicklungsländern

unterwegs. Warum sind Sie sesshaft

geworden?

Als Berater wirkt man wie eine Biene:

Man fliegt von einer Organisation zur

andern, trägt das Wissen weiter und

wendet es an. Dies ist spannend, kann

man sich doch mit vielen un ter schie d­

lichen Themen und Menschen be fas­

sen. Aber die Kontinuität fehlt, man bleibt

abseits, ausserhalb der Programme und

Organisationen. Bei der Stiftung Kin­

derdorf Pestalozzi bin ich Teil der Or­

ga ni sation und kann einen Beitrag zur

Wei terentwicklung leisten, zusammen

mit den Menschen hier Veränderungen

erleben und mich auch darüber freuen.

Zu dem habe ich an vielen Orten auf der

Welt das gleiche Bild gesehen: Kinder

ge hören zu den schwächsten Gruppen in

der Gesellschaft, leiden besonders unter

Ar mut, Umweltzerstörung und Krieg.

Der Austausch von Wissen und Er fah­

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in der Entwicklungszusammenarbeit

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Page 41: Jahresbericht 2009

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«Wir fördern das friedliche Zusammenleben durch die umfassende Stärkung der Kompetenzen und Rechte von benachteiligten Kindern und Jugend-lichen.» So lautet der Kernsatz der Strategie 2012, welche die Stiftung Kinderdorf Pestalozzi seit Anfang 2008 umsetzt. Der Fokus der Stiftung wird seit Januar 2010 durch ein neues Logo un-terstützt, das Teil der neuen Marken-Kommunika-tions-Strategie ist. Ein Gespräch mit Carmelina Castellino, Leiterin Marketing & Kommunikation:

Was ist der Hintergrund für das neue Erscheinungsbild der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi? Mit der Strategie 2012 hat die Stiftung einen Schritt zu ihren Wurzeln gemacht und konzen-triert sich auf die Förderung des friedlichen Zusammenlebens mit zwei Aktivitäten: Ver-mittlung von Bildung und von interkultureller Kompetenz. Das Herz und Zentrum für die Durchführung der Programme in der Schweiz und die Koordination der internationalen Pro-gramme ist das Kinderdorf in Trogen.

Was möchte das neue Logo aussagen?Es unterstützt den oben erwähnten Fokus: Statt einer kennzeichnen künftig zwei Kinderfiguren die Stiftung Kinderdorf Pestalozzi. Die beiden Kinder halten sich gegenseitig in Schwung – ge-nau wie die beiden Kompetenzen der Stiftung: Bildung und interkulturelle Kompetenz. Das Logo illustriert auch den Multiplikatoreffekt, den die Stiftung mit ihren Programmen erreichen will: Die Kompetenzen, die Kinder und Jugend-liche sowie ihre Bezugspersonen erwerben, sollen auch auf andere ausstrahlen.

Wie wurde das neue Erscheinungsbild erarbeitet? Es wurden unter anderem Interviews mit diver-sen Geldgebern der Stiftung durchgeführt, so mit Spendern, Versorgern, Stiftungen, der DEZA und der Glückskette. Dabei ist aufgefal-len, dass die Interviewpartner über ein grosses Wissen über die Stiftung verfügen, Vertrauen haben und fasziniert sind von der Geschichte des Kinderdorfes Pestalozzi.

Wie wird das neue Erscheinungsbild umgesetzt? Anfang 2010 ist die Stiftung mit der neuen Kommunikation gestartet. Schritt für Schritt wird das neue Erscheinungsbild eingeführt. Im gleichen Jahr finden verschiedene Aktivitäten zum 100-Jahr-Jubiläum im Gedenken an den Stiftungsgründer Walter Robert Corti statt. Dies ist eine grosse Chance, um das neue Erschei-nungsbild und die Kompetenzen der Stiftung in der Schweiz bekannt zu machen. Höhepunkt ist der Tag der offenen Tür am 11. September 2010 mit dem go4peace-Wettbewerb und der erst-maligen Verleihung des Walter Robert Corti-Friedenspreises.

» Dagmar wurzbacher

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Schwerpunkt Neuer Auftritt stärkt Strategie

Page 42: Jahresbericht 2009

42 S c h w e R p u n K t

Newsletter

Broschürenflyer freundeskreisBesucherzentrumpatenschaften

«Das Herz der Stiftung ist das Kinderdorf Pestalozzi in Trogen.»

Page 43: Jahresbericht 2009

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Impressum

Jahresbericht der Stiftung Kinderdorf pestalozzi 2009 | ISSn 0256-6516

a u t o R I n n e n u n D a u t o R e n

markus Berger, carmelina castellino, claudia felder, Roland Schnetz, Dagmar wurzbacher

f o t o S

marcel giger, Regina Kühne, Roland Schnetz, Sandra D. Sutter, Silvia Voser, archiv Kinderdorf pestalozzi

R e D a K t I o n

Dagmar wurzbacher

Ü B e R S e t Z u n g e n

martine Besse, französisch; Sybille Schlegel -Bulloch, englisch

K o R R e K t o R at

pablo egger | www.lektorat-egger.ch

g e S ta Lt u n g

festland ag | festland.ch

D R u c K

hautle Druck, St.gallen

L I t h o

heusser Satz, St.gallenStiftung Kinderdorf PestalozziKinderdorfstrasse 20CH -9043 Trogen

[email protected] +41 71 343 73 23Fax +41 71 343 73 30

Dr. Urs Karl EggerVorsitzender der Geschäftsleitung

Spendenmailing

www.pestalozzi.ch

Visitenkarten

Page 44: Jahresbericht 2009

44 www.pestalozzi.ch

K o n ta K t

Stiftung Kinderdorf PestalozziKinderdorfstrasse 20CH-9043 TrogenTelefon +41 71 343 73 73Fax +41 71 343 73 00

[email protected] 90-7722-4

D I e S t I f t u n g K I n D e R D o R f p e S ta L o Z Z I I S t S e I t 1 9 5 3 Z e w o - Z e R t I f I Z I e R t.

Das Gütesiegel steht für zweckbestimmten, wirtschaft-lichen und wirksamen Einsatz Ihrer Spende, transparente Information und aussagekräftige Rechnungslegung, unabhängige und zweckmässige Kontrollstrukturen sowie aufrichtige Kommunikation und faire Mittelbeschaffung.

npo-LaBeL fÜR management exceLLence unD ISo 9001

Die Arbeit der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi ist transparent und professionell. Ihre Ressourcen und damit die Spenden werden wirkungsvoll eingesetzt. Für ihr Qualitäts- und Managementsystem hat die Stiftung im Jahr 2009 das NPO-Label für Management Excellence und das Zertifikat für die ISO-Norm 9001:2008 erlangt.

S c h w e I Z e R I S c h e S Q u a L I t ä t S Z e R t I f I K at f Ü R w e I t e R B I L D u n g S I n S t I t u t I o n e n

Das eduQua-Zertifikat • zeichneteineguteWeiterbildungsinstitutionaus• trägtdazubei,dieQualitätderWeiterbildungs-

institutionen zu sichern und zu entwickeln • schafftmehrTransparenzfürKonsumentinnenund

Konsumenten.

S w I S S n p o - c o D e

Die Stiftung Kinderdorf Pestalozzi richtet ihre Organisation und Geschäftsführung nach den von den Präsidentinnen und Präsidenten der grossen Hilfswerke herausgegebenen Corporate-Governance-Richtlinien für Nonprofit-Organisa-tionen in der Schweiz aus (Swiss NPO-Code). Eine im Auftrage dieser Organisation durchgeführte Prüfung hat ergeben, dass die Grundsätze des Swiss NPO-Codes eingehalten sind.