K RNT NER FUS SB ALL |43 Geht dem Fu§ball...

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Hier wird sehr gut gearbeitet VORZEIGEBEISPIELE „Unser Haupt- sponsor sind unse- re gesunden Hän- de. Wir sind sehr engagiert, haben sehr viele Veran- staltungen. Wir gehen auch in der Regionalliga überhaupt kein finanzielles Ri- siko ein. Wir haben knapp 200 gemeldete Kinder, pflegen den Spitzen- und den Breitensport.“ Otto Wegscheider, ATSV Wolfsberg „Unser Fokus ist auf den Nach- wuchs gerichtet. Wir haben eine durchgehende Nachwuchskette ab der U6. In der Liga-Mannschaft haben wir ei- nen sehr hohen Anteil an Eige- nen. Spieler, die es bei uns nicht in die Erste schaffen, werden weitergegeben. Das macht auch wirtschaftlich gedacht Sinn.“ Gerhard Schreilechner, SV Feldkirchen „Wir führen den Klub wie eine Fir- ma, geben nicht mehr aus, als wir haben. Wir sind seit 26 Jahren in der Liga. Von 18 Trainern haben 16 in Treibach gekickt. 30 von 40 Spielern der beiden Kampfmannschaften kommen aus den eigenen Rei- hen. Wir haben eine gesunde Struktur, halten zusammen.“ Julius Grimschitz, SK Treibach „Seit 15 Jahren be- fassen wir uns mit der Entwicklung der Jugend, geben ihr eine vernünfti- ge Betätigung. Wir verbessern perma- nent die Qualität in der Ausbil- dung. So können wir nachhaltig unser Niveau halten. Heuer spielen wir auch erstmals mit einer 1b in der 2. Klasse.“ Herbert Brugger, SV Seeboden DREI FRAGEN AN . . . Richard Watzke, Geschäftsfüh- rer des KFV (Kärntner Fuß- ballverbandes) 1. Das Transfertheater des ASV, die Rückziehungen von VSV, Alpe Adria, Drautal und auch Keutschach – welches Bild gibt der Kärntner Fußball aktuell ab? RICHARD WATZKE: Zurückziehun- gen kommen immer wieder vor. Dies hängt aber immer von der individuellen Situation des ein- zelnen Vereins ab. 2. Trägt der Kärntner Fußball- verband bei diesen Rückzie- hungen auch eine Mitschuld? WATZKE: Nein. Der Kärntner Fußballverband hat kein Recht in die finanziellen und sportli- chen Angelegenheiten eines Vereins einzugreifen. Der KFV gibt die Rahmenbedingungen vor, um die Meisterschaft in ge- ordneten Bahnen abwickeln zu können. Den Nachwuchs der Vereine fördern wir unter ande- rem zusätzlich durch Unter- stützung mittels Subventionen. 3. Was kann der KFV als Ver- band machen, damit so et- was nicht mehr passiert? WATZKE: Wir werden weiterhin versuchen, die Vereine mit Auf- klärung und Schulungen best- möglich bei ihrer Arbeit zu un- terstützen. „Verband trägt keine Schuld“ Spiele bestritt der VSV 2015/ 16, dann war Schluss. Im Jän- ner 2016 wurde ein Sanie- rungsverfahren eingeleitet. Die Spieler verabschiedeten sich. Traurig: Heuer gelang es nicht einmal, mit einem Team in der 2. Klasse einzusteigen. 16 Euro Strafe soll Keut- schach bezahlen, weil man sein Team aus der 1B zurückgezogen hat. Ob- mann Emil Skriner: „Ich bin nicht bereit, bei Fir- men um Gelder zu bet- teln, nur damit Auswärti- ge spielen können.“ Der Klub startet nun in der 2. Klasse D neu durch. 1500 Jeder im Um- feld kannte die Si- tuation in St. Veit. Der KFV hätte im Sinne der Vereine früher aktiv wer- den müssen. Gerald Mallner, Poggersdorf Penk und Poggersdorf: 1. Klasse statt Unterliga-Verbleib sein können: Zieht ein Team zu- rück (Alpe Adria, Drautal), wird der freie Platz aufgefüllt (Pog- gersdorf, Penk). „Nicht in Kärn- ten. Da spielen wir lieber mit 15 Klubs, weil die Statuten das so wollen – und nehmen finanzielle Einbußen von mehreren Tau- send Euro in Kauf.“ ALBIN TILLI „Wir sind 2015/16 sportlich abge- stiegen. Da brauchen wir nichts beschönigen“, halten die Obleu- te Gerald Mallner (Poggersdorf, 14. der UL Ost) und Michael Frohnwieser (Penk, 14. der UL West) fest. „Dennoch sollte sich der KFV bei seinen Statuten et- was einfallen lassen.“ So hätte es Geht dem Fußball in Kärnten die Luft aus? F rage: Was hat Sörg, was St. Veit nicht hat? Antwort: eine Kampfmannschaft in einer Fußballliga. Die Sörger spielen in der 2. Klasse, natürlich nicht nur mit Kickern aus dem rund 70 Ein- wohner zählenden Ort in der Ge- meinde Liebenfels. In der 12.600- Einwohner-Stadt St. Veit schaut’s trotz perfekter Infrastruktur fins- ter aus. Den FC Alpe Adria (einst FC St. Veit), in der Vorsaison 9. in der Unterliga Ost, hat es zerlegt. Schulden bei Spielern und Trainern (insgesamt rund 15.000 Euro), bei einer Bank und ande- ren Institutionen über 10.000 Euro sowie eine schlechte Stim- mung sind Ergebnisse jahrelan- ger Fehlentwicklungen und der Selbstüberschätzung einiger Funktionäre und selbst ernannter Experten. Die träumten vor Kur- zem noch von der Bundesliga. Wie oft, wenn ein Verein kein Geld mehr hat, sollte die öffentli- che Hand – die Stadt St. Veit – helfen. Nachdem sie bereits 2015 den FC-Nachwuchs ins eigens ge- gründete Ballsportzentrum St. Veit (BSZ) übernommen hatte, wollte sie das auch mit Kampf- und Reservemannschaft machen. „Zu unseren Bedingungen“, sagte St. Veits Bürgermeister Gerhard Mock. Dafür war die Stadt bereit, deutlich mehr als 10.000 Euro an den FC zu bezahlen. Jener FC, für den die Stadt bereits die Betriebs- kosten bezahlte und der gratis in der Jacques-Lemans-Arena spie- len durfte. Im Gegenzug sollte der FC seine Spieler dem BSZ überlassen. Mit diesen wollte man in der 2. Klasse neu starten. Einigung schien fix Laut Mock habe man sich mit FC- Obmann Ernst Taumberger be- reits mündlich geeinigt. Doch dann begann der Poker: Taum- berger, er war für die Kleine Zei- tung nicht erreichbar, wollte die Spieler nur befristet freigeben. Die Stadt lehnte ab. Gerüchte um einen Doch-Noch-Start des FC Alpe Adria in der Unterliga, den angeblichen Sponsor, den Taum- berger kurz vor Ende der Trans- ferzeit ins Spiel brachte, Fehlin- formationen und leere Verspre- chungen besiegelten das Ende ei- ner St. Veiter Kampfmannschaft. An die 20 Spieler wechselten zu umliegenden Vereinen oder mel- deten sich vom Fußball ab. Das BSZ tritt mit einem Team in der 18 + 4-Meisterschaft an. „Nicht das, was wir wollten“, sagt Mock. „Mir ist ein ehrlicher Neu- start lieber, als ein fau- ler Kom- promiss mit dem Herr, der uns erpressbar macht.“ Der FC Alpe Adria darf übrigens auf keiner Sportanlage der Stadt mehr trainieren und spielen. JOCHEN HABICH Erstmals gibt es in der Stadt St. Veit keine Kampfmannschaft in einer Fußballliga. Ergebnis jahrelanger Fehlentwicklung. Nach dem Aus von Alpe Adria und Drautal spie- len die Unterli- gen nur mit je 15 Mannschaften FOTOLIA/SIMPLEMAN/KK In der Jacques- Lemans-Arena wird heuer kein Kampfmann- schaftsfußball gespielt RAUNIG 42 |KÄRNTNER FUSSBALL KLEINE ZEITUNG MONTAG, 1. AUGUST 2016 KÄRNTNER FUSSBALL | 43 KLEINE ZEITUNG MONTAG, 1. AUGUST 2016 Es wäre so einfach ... Das Problem: Die Vereine geben zu viel Geld für Spieler aus. Die Lösung: Vereine zahlen nur so viel, wie sie tatsächlich haben. Die Spieler hören auf, unange- messene Summen zu fordern. Wenn diese Selbstbeschrän- kung nicht funktioniert, muss der KFV mit unpopulären Maß- nahmen regulierend eingreifen. Der VSV ist gefallen und hat es noch nicht geschafft aufzustehen SOBE

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Hier wird sehrgut gearbeitet

VORZEIGEBEISPIELE

„Unser Haupt-sponsor sind unse-re gesunden Hän-de. Wir sind sehrengagiert, habensehr viele Veran-staltungen. Wir

gehen auch in der Regionalligaüberhaupt kein finanzielles Ri-siko ein. Wir haben knapp 200gemeldete Kinder, pflegen denSpitzen- und den Breitensport.“Otto Wegscheider, ATSV Wolfsberg

„Unser Fokus istauf den Nach-wuchs gerichtet.Wir haben einedurchgehendeNachwuchsketteab der U6. In der

Liga-Mannschaft haben wir ei-nen sehr hohen Anteil an Eige-nen. Spieler, die es bei uns nichtin die Erste schaffen, werdenweitergegeben. Das macht auchwirtschaftlich gedacht Sinn.“Gerhard Schreilechner, SV Feldkirchen

„Wir führen denKlub wie eine Fir-ma, geben nichtmehr aus, als wirhaben. Wir sindseit 26 Jahren inder Liga. Von 18

Trainern haben 16 in Treibachgekickt. 30 von 40 Spielern derbeiden Kampfmannschaftenkommen aus den eigenen Rei-hen. Wir haben eine gesundeStruktur, halten zusammen.“Julius Grimschitz, SK Treibach

„Seit 15 Jahren be-fassen wir uns mitder Entwicklungder Jugend, gebenihr eine vernünfti-ge Betätigung. Wirverbessern perma-

nent die Qualität in der Ausbil-dung. So können wir nachhaltigunser Niveau halten. Heuerspielen wir auch erstmals miteiner 1b in der 2. Klasse.“Herbert Brugger, SV Seeboden

DREI FRAGEN AN . . .

Richard Watzke,Geschäftsfüh-rer des KFV(Kärntner Fuß-ballverbandes)

1.Das Transfertheater des ASV,die Rückziehungen von VSV,

Alpe Adria, Drautal und auchKeutschach – welches Bild gibtder Kärntner Fußball aktuell ab?RICHARD WATZKE: Zurückziehun-gen kommen immer wieder vor.Dies hängt aber immer von derindividuellen Situation des ein-zelnen Vereins ab.

2.Trägt der Kärntner Fußball-verband bei diesen Rückzie-

hungen auch eine Mitschuld?WATZKE: Nein. Der KärntnerFußballverband hat kein Rechtin die finanziellen und sportli-chen Angelegenheiten einesVereins einzugreifen. Der KFVgibt die Rahmenbedingungenvor, um die Meisterschaft in ge-ordneten Bahnen abwickeln zukönnen. Den Nachwuchs derVereine fördern wir unter ande-rem zusätzlich durch Unter-stützung mittels Subventionen.

3.Was kann der KFV als Ver-band machen, damit so et-

was nicht mehr passiert?WATZKE: Wir werden weiterhinversuchen, die Vereine mit Auf-klärung und Schulungen best-möglich bei ihrer Arbeit zu un-terstützen.

„Verband trägtkeine Schuld“

Spiele bestritt der VSV 2015/16, dann war Schluss. Im Jän-ner 2016 wurde ein Sanie-rungsverfahren eingeleitet.Die Spieler verabschiedetensich. Traurig: Heuer gelang esnicht einmal, mit einem Teamin der 2. Klasse einzusteigen.

16 Euro Strafe soll Keut-schach bezahlen, weilman sein Team aus der 1Bzurückgezogen hat. Ob-mann Emil Skriner: „Ichbin nicht bereit, bei Fir-men um Gelder zu bet-teln, nur damit Auswärti-ge spielen können.“ DerKlub startet nun in der2. Klasse D neu durch.

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„Jeder im Um-feld kannte die Si-tuation in St. Veit.Der KFV hätte imSinne der Vereinefrüher aktiv wer-den müssen.“Gerald Mallner, Poggersdorf

Penk und Poggersdorf: 1. Klasse statt Unterliga-Verbleibsein können: Zieht ein Team zu-rück (Alpe Adria, Drautal), wirdder freie Platz aufgefüllt (Pog-gersdorf, Penk). „Nicht in Kärn-ten. Da spielen wir lieber mit 15Klubs, weil die Statuten das sowollen – und nehmen finanzielleEinbußen von mehreren Tau-send Euro in Kauf.“ ALBIN TILLI

„Wir sind 2015/16 sportlich abge-stiegen. Da brauchen wir nichtsbeschönigen“, halten die Obleu-te Gerald Mallner (Poggersdorf,14. der UL Ost) und MichaelFrohnwieser (Penk, 14. der ULWest) fest. „Dennoch sollte sichder KFV bei seinen Statuten et-was einfallen lassen.“ So hätte es

Geht dem Fußball inKärnten die Luft aus?

Frage: Was hat Sörg, was St.Veit nicht hat? Antwort: eineKampfmannschaft in einer

Fußballliga. Die Sörger spielen inder 2. Klasse, natürlich nicht nurmit Kickern aus dem rund 70 Ein-wohner zählenden Ort in der Ge-meinde Liebenfels. In der 12.600-Einwohner-Stadt St. Veit schaut’strotz perfekter Infrastruktur fins-ter aus. Den FC Alpe Adria (einstFC St. Veit), in der Vorsaison 9. inder Unterliga Ost, hat es zerlegt.

Schulden bei Spielern undTrainern (insgesamt rund 15.000Euro), bei einer Bank und ande-ren Institutionen über 10.000Euro sowie eine schlechte Stim-mung sind Ergebnisse jahrelan-ger Fehlentwicklungen und derSelbstüberschätzung einigerFunktionäre und selbst ernannterExperten. Die träumten vor Kur-zem noch von der Bundesliga.

Wie oft, wenn ein Verein keinGeld mehr hat, sollte die öffentli-che Hand – die Stadt St. Veit –helfen. Nachdem sie bereits 2015den FC-Nachwuchs ins eigens ge-gründete Ballsportzentrum St.Veit (BSZ) übernommen hatte,wollte sie das auch mit Kampf-und Reservemannschaft machen.„Zu unseren Bedingungen“, sagteSt. Veits Bürgermeister Gerhard

Mock. Dafür war die Stadt bereit,deutlich mehr als 10.000 Euro anden FC zu bezahlen. Jener FC, fürden die Stadt bereits die Betriebs-kosten bezahlte und der gratis inder Jacques-Lemans-Arena spie-len durfte. Im Gegenzug sollteder FC seine Spieler dem BSZüberlassen. Mit diesen wollteman in der 2. Klasse neu starten.

Einigung schien fixLaut Mock habe man sich mit FC-Obmann Ernst Taumberger be-reits mündlich geeinigt. Dochdann begann der Poker: Taum-berger, er war für die Kleine Zei-tung nicht erreichbar, wollte dieSpieler nur befristet freigeben.Die Stadt lehnte ab. Gerüchte umeinen Doch-Noch-Start des FCAlpe Adria in der Unterliga, denangeblichen Sponsor, den Taum-berger kurz vor Ende der Trans-ferzeit ins Spiel brachte, Fehlin-formationen und leere Verspre-chungen besiegelten das Ende ei-ner St. Veiter Kampfmannschaft.An die 20 Spieler wechselten zuumliegenden Vereinen oder mel-deten sich vom Fußball ab.

Das BSZ tritt mit einem Teamin der 18 + 4-Meisterschaft an.„Nicht das, was wir wollten“, sagtMock. „Mir ist ein ehrlicher Neu-

startlieber,als ein fau-ler Kom-promiss mitdem Herr, deruns erpressbarmacht.“ Der FC AlpeAdria darf übrigens aufkeiner Sportanlage der Stadtmehr trainieren und spielen.

JOCHEN HABICH

Erstmals gibt es in der Stadt St. Veit keine Kampfmannschaftin einer Fußballliga. Ergebnis jahrelanger Fehlentwicklung.

Nach dem Ausvon Alpe Adriaund Drautal spie-len die Unterli-gen nur mit je 15MannschaftenFOTOLIA/SIMPLEMAN/KK

In der Jacques-Lemans-Arenawird heuer keinKampfmann-schaftsfußballgespielt RAUNIG

42 |KÄRNTNER FUSSBALL KLEINE ZEITUNGMONTAG, 1. AUGUST 2016 KÄRNTNER FUSSBALL | 43KLEINE ZEITUNG

MONTAG, 1. AUGUST 2016

Es wäre so einfach ...Das Problem: Die Vereine gebenzu viel Geld für Spieler aus.Die Lösung: Vereine zahlen nur soviel, wie sie tatsächlich haben.Die Spieler hören auf, unange-messene Summen zu fordern.Wenn diese Selbstbeschrän-kung nicht funktioniert, mussder KFV mit unpopulären Maß-nahmen regulierend eingreifen.

Der VSV ist gefallen und hat es nochnicht geschafft aufzustehen SOBE