Land und Leute Mai 2010

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Leben in Vorpommern Ihr Journal für Wirtschaft, Politik, Kultur und Unterhaltung Ausgabe 5-2010 sos Retter üben retten Das benzinpreis-Rätsel neue ausstellung im pommerschen landesmuseum GRATIS

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Seenotrettungskreuzer, Benzinpreis, Ausstellung

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Leben in VorpommernIhr Journal für Wirtschaft, Politik, Kultur und Unterhaltung

Ausgabe 5-2010

sos – Retter üben retten

Das benzinpreis-Rätselneue ausstellung im

pommerschen landesmuseum

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Liebe Leserinnen & Leser,

wer in diesen Tagen als griechischer Staatsbürger in Deutschland lebt, muss wahrlich ein dickes Fell ha-ben. Befeuert von populistischer Stimmungsmache diverser Medien reichen die Vorschläge zur „Wieder-gutmachung“ von zehn Jahre lang kostenlosem Ouzo für alle bis hin zum forcierten Staatsbankrott und Rausschmiss aus der Eurozone. Das sorgt für mediale Aufmerksamkeit, aber lenkt von den eigentlichen Ur-sachen des Debakels ab.

Da sind zum Beispiel die Inkongru-enzen der Europäischen Union. So lange unterschiedliche Steuersätze und uneinheitliche Regeln dazu ver-leiten, den Sitz einer Firma von Mai-land nach Dublin zu verlegen, weil das Zins- und Steuervorteile schafft, kann von „einem“ Europa nicht ge-sprochen werden. Ebenso war schon beim Beitritt Griechenlands zum Euro klar, dass dies eine politische Entscheidung war, bei der die mo-netären Voraussetzungen eine un-tergeordnete Rolle spielten. Schon deswegen kann niemand über die jetzige Lage wirklich überrascht sein.

Weitaus gravierender ist aber die Tat-sache, dass – nicht nur durch die eu-ropäische Politik – versäumt wurde, die internationalen Finanzmärkte einheitlichen, strengen Regeln zu unterwerfen. Das etwas geschehen muss, und das möglichst rasch, ist inzwischen allgemein akzeptiert. Für die internationalen Finanzakteure, deren Strategie mittlerweile darin besteht, die Politik vor sich her zu treiben, dürfte der Streit um Art und Umfang der Kontrolle eher erhei-ternd sein.

Deutlich wird eins: die Mär vom end-losen Wachstum, das für unser Wohl-ergehen sorgt, ist am Ende. Endloses Wachstum in einer Welt, in der prak-tisch alles endlich ist, stellt sich als Fiktion heraus. Eine Erkenntnis, die

irgendwann auch einmal bei den Fi-nanzjongleuren ankommen wird. Von Interesse scheint in diesem Zu-sammenhang eine Untersuchung der Forscher Daniel Kahnemann und Amos Tversky, die als Begründer der „Neuroökonomie“ gelten, einer Mischung aus Psychologie, Hirnfor-schung und Ökonomie. Bei ihren Experimenten konnten sie nachwei-sen, dass beim Umgang mit Geld die gleichen Zonen des Gehirns an-gesprochen werden, die auch beim Sex oder beim Genuss von Rausch-mitteln wie Kokain aktiviert werden.

In allen Fällen, also auch beim Geld, spielt der Verstand dabei keine Rolle und bleibt auf der Strecke. „Die Su-che nach sicheren Anlagen ist zum Scheitern verurteilt: Geld ist eine Illusion!“ stellt inzwischen sogar die Frankfurter Allgemeine Zeitung fest.

Was aber bedeutet das alles für un-sere Region? Schon während der ers-ten Krise hat sich gezeigt, dass auch wir Teil des Ganzen sind, also nicht ungeschoren davon kommen. Die Krise der Werften ist da nur ein Bei-

spiel. Verschärft sich die Lage, wird das Geld in der Börse unserer Gäste knapper, wird sich das auch in Tou-rismusstatistiken niederschlagen. Schon deshalb ist es geboten, dass Politik und Wirtschaft in gemeinsa-mem Schulterschluss dafür Sorge tragen, das Hemmnisse für Investo-ren und Investitionen so rasch wie möglich abgebaut werden. Was für den privaten Anlieger gilt, nämlich sein Risiko zu streuen, gilt auch für das Land: nur wenn unsere Wirt-schaft und damit unsere Einkommen auf möglichst vielen und möglichst

VORWEG!starken Pfeilern ruhen, ist das Risiko breit gestreut und die Chance, eini-germaßen sicher durch künftige Kri-sen navigieren zu können, gewahrt. Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, wünschen wir gutes Gespür und Er-folg bei Ihren Geschäften. Und vor allem Zeit, das Leben zu genießen, die Schönheiten unserer Region auf-nehmen zu können.

Claus E. Schwarz, Herausgeber,und das Team von Land&Leute

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inhalt: 3 Vorweg 6 Lubmin: Pipeline-Info-Point

8 Greifswalder Bachwoche 10 Ansturm in der Teddyklinik

14 Das Benzinpreis-Rätsel

18 Kogge mit Leck

19 Pink Floyd in Eldena

22 Hinter den Kulissen:

Pommersches Landesmuseum

26 Wirtschaftsentwicklung in

Vorpommern aktiv gestalten 28 SOS – Retter üben retten

30 Startschuß für die integrierte

Regionalleitstelle

31 Musikschüler kooperierten

grenzenlos

32 Kleine Meeresforscher in Aktion

35 Einkaufsmeile mit Geschichte

36 Ein Hauch von British Empire in Heringsdorf

37 Der Philosoph von Bunker 302

40 Kleine Schmökerei

41 Im Spiegel der Musik

42 Supersudoku

44 Terminkalender

46 Kommentar, Impressum

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Damit Bürger, die sich für das Bauge-schehen um die Nordstream-Pipe-line interessieren, nicht im wahrsten Sinne des Wortes in die Röhre guk-ken, wurde am 29. April in Lubmin in Anwesenheit von Prominenz aus Politik, Wirtschaft und Tourismus ein kleines Informationszentrum eröff-net. Der Pipeline-Info-Point liegt di-rekt an der Lubminer Marina und ist bequem zu erreichen.

Aufmerksamkeit dürfte dem Info-point gewiss sein. Schließlich sind die überall sichtbaren Rohrlager deutli-ches Zeichen dafür, dass derzeit eini-ges in der Region passiert. Auch auf See wird es Bewegung geben.

In Kürze wird die „Castoro 10“ ein-treffen. Dieses Schiff wird für die Verlegung der Pipeline im relativ fla-chen Bodden bis hin zur Grenze ver-

antwortlich sein. Zusätzlich werden rund 50 andere Schiffe und Schuten in den Gewässern zwischen der Nord-spitze Usedoms und Rügen unter-wegs sein. Auch von Land aus wird man also durchaus einige der Aktivi-täten beobachten können.

Neu in Lubmin: PIP – der Pipeline-Info-Point

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Gemeinsam informieren Nordstream und die Wingas GmbH, die für die beiden deutschen Anschlussleitun-gen OPAl und NEL verantwortlich zeichnet, auf Schautafeln und mit Multimediabildschirmen über das Gesamtprojekt. „Immerhin sind wir derzeit für die längste Baustelle Deutschlands verantwortlich!“, so Bernd Vogel, Geschäftsführer der Opal Net Transport GmbH. „Etwa 1.600 Arbeiter sind im Moment im Osten Deutschlands für dieses Groß-projekt tätig!“

Wer sich die am Infopoint in Lub-min ausgestellten Rohrabschnitte

der Pipelines anschaut, wird schnell begreifen, welche Dimension das gesamte Vorhaben hat. Immerhin fließen jährlich rund 55 Milliarden Kubikmeter Erdgas aus Russland nach Lubmin und werden von dort aus in weite Teile Europas verteilt. Jens Lange, Projektmanager der Nordstream AG verwies darauf, dass es sich bei den Aktivitäten um das größte Energieprojekt Europas han-dele. Damit wird Lubmin in Meck-lenburg-Vorpommern zu einem der wichtigsten Energieknotenpunkte Europas.

Text & Fotos: ces

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Bach meets Russland Die Greifswalder BachwocheÜber den Komponisten Johann Se-bastian Bach ist vieles bekannt: Er lebte von 1685 bis 1750, war ein besonders tüchtiger Ehemann und zeugte mit seinen beiden Ehefrau-en insgesamt 20 Kinder, spielte als begnadeter Virtuose Orgel und Kla-vier und ist u. a. für seine Matthäus-Passion berühmt. Doch was hat es mit der ungewöhnlich anmutenden Kombination „Bach und Russland“ auf sich? Genau diesem Thema wid-met sich die 64. Greifswalder Bach-woche zwischen dem 31. Mai und dem 6. Juni. In 22 Konzerten und 15 weiteren Veranstaltungen können die Besucher erleben, wie der barocke

Komponist in Russland aufgenom-men wurde und welche Wurzeln er geschlagen hat.Los geht’s am 31. Mai mit dem in-ternational anerkannten Altisten Jochen Kowalski, der Romanzen russischer Komponisten nach Tex-ten von Alexander Puschkin singt. Nicht fehlen darf natürlich Bachs Matthäus-Passion, die am Folgetag im Dom St. Nikolai ertönt. Als einer der Höhepunkte gilt der Auftritt des Blechbläser- und Schlagwerkeen-sembles BRUSSCUSSION am 5. Juni. Am gleichen Abend spielt es Mus-sorgskys „Bilder einer Ausstellung“ und Tschaikowskis „Nussknacker“.

Spannend klingt das Konzert zur Geisterstunde am gleichen Tag, eben-falls im Wahrzeichen der Hansestadt. Da Orgeln im Russland des 18. Jahr-hunderts nicht verbreitet waren, wurden Bachs Orgelwerke auf dem Klavier gespielt. Ab Mitternacht stellt das Konzert originale Orgelwerke und deren Klavierfassungen gegen-über. Eigens nach Greifswald reist die be-kannte russische Komponistin Sofia Gubaidulina, die am 6. Juni die „Pas-sion und Auferstehung Jesu Christi nach Johannes“ in einem kolossalen Rahmen vorführt. Über achtzig Or-chestermusiker unterstützen meh-rere Solisten und zwei Chöre. Zudem wird in den täglichen geistlichen Morgenmusiken, hier ist der Eintritt frei, jeweils eine österliche Bachkan-tate dargeboten.Auch der Nachwuchs kommt nicht zu kurz: Prokofjews „Peter und der Wolf“ wird in einem Kinderkonzert am 2. Juni gleich zweimal aufgeführt. Au-ßerdem tanzen Greifswalder Jugend-liche am 5. Juni unter der Leitung der Schweizer Ballettmeisterin Sabrina Sadowska vom Ballett Vorpommern zu Bach und Co. im Dom St. Nikolai – und zwar nicht Hip-Hop oder Street Dance, sondern Ballett. Mit Hoch-spannung wird ganz besonders die Umsetzung von Khatchaturians „Sä-beltanz“ erwartet. Ergänzt werden die Konzerte von verschiedenen Vorträgen. Sie wid-men sich vor allem der Rezeption und den Nachwirkungen von Bach in Russland. Zur Bachwoche rechnen die Veranstalter mit rund 10.000 Gäs-ten aus Nah und Fern. Karten können im Vorverkauf in der Buchhandlung Scharfe und der Evangelischen Dom-buchhandlung erworben werden.

Mehr Informationen unter: www.greifswalder-bachwoche.de.

Text: mo

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Zum Zahnarzt ...oder lieber erst zu Krafczyk?

Sie kennen die Antwort!

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Aufgeregt stehen die Kinder an der Aufnahme im Krankenhaus Schlange. Allerdings ist das ein besonderes Krankenhaus: die Teddybärklinik. Zum sechsten Mal findet sie in Greifswald statt. Prof. Dr. Wolfgang Hoffmann, Geschäftsführer des Institutes für Community Medicine und gleich-zeitig Schirmherr der Veranstaltung, betont denn auch, dass sich hinter dem Spaß für alle Beteiligten, Kinder wie Teddydocs gemeinsam, ernsthafte Ziele verbergen.

Mit der Aktion soll vor allem für Prävention gesorgt werden. So ist man auch in diesem Jahr wieder bemüht vor allem Besucher aus sozial eher schwachen Bereichen zu einem Besuch zu ermuntern. Hier sind besonders integrative Kinder-gärten und Sonderschulen angesprochen. Mit dem Besuch in der Teddyklinik soll den Kindern, aber auch ihren Eltern die Schwel-lenangst vor medizinischen Ein-richtungen genommen werden. Einer der Gründe, warum auch die

Kinderzahnklinik unter Leitung von Prof. Dr. Splieth eingebunden ist. Er-wartet werden in diesem Jahr über tausend Kinder mit ihren „Plüschpa-tienten“. Eine beachtliche Zahl, die nicht zuletzt durch die erstmalige Einbindung des Wolgaster Klinikums erreicht wird.

Aber nicht nur für die Kinder, son-dern auch für die ehrenamtlichen Teddydocs sind es aufregende Tage. Fünfzehn Medizinstudenten bilden das Organisationskomitee, über 120 Medizinstudenten teilen sich die Arbeit. Zuvor sind sie in einem speziellen Seminar eigens als „Fachärzte für Plüschtier-Heilkunde“ geschult worden. Sie sollen nicht nur die Krankheiten der Plüschtiere heilen, sondern in dem einen oder anderen Fall auch behutsam auf die Kinder einwirken. Zum Beispiel was

Ansturm in der

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das Thema Zähneputzen betrifft. Und immer wieder geht es darum, Ängste abzubauen. „Einem Kind, das geimpft werden soll, zu erzählen, „das tut gar nicht weh“ ist Blödsinn. Schließlich spürt das Kind ja kurz darauf die Spritze. Da ist es schon besser, zu sagen „pass auf, das piekst jetzt ein bisschen...“ und den kleinen Patienten vorzubereiten“, erklärt eine der Teddyärztinnen.

Neben der Teilnahme des Klinikums Wolgast hat die Teddyklinik auch in diesem Jahr einiges an Neuerungen aufzuweisen. So nehmen in diesem Jahr zum ersten Mal auch behin-derte Kinder teil. Bereits im Vorfeld wurde ein großer Malwettbewerb initiiert. Hier sollten die Kinder malen, wie sie sich einen Kranken-wagen für Teddybären vorstellen. Natürlich gab es Preise zu gewinnen

und die Bilder werden in der Kinder-klinik ausgestellt. Als besonders erfolgreich hat sich die Teddyschule herausgestellt, die dieses Jahr zum ersten Mal im Vorfeld der Aktion durchgeführt wurde. Dabei treffen Teams von Teddydocs die Kinder vor dem Besuch in der Teddyklinik und erklären anhand von Modellen und Spielen, wie der menschliche Organismus funktioniert.

Auch in diesem Jahr konnte sich das Organisationsteam der Teddyklinik wieder über breite Unterstützung und zahlreiche Spenden freuen. „Durch die Präventionsmaßnahmen wollen wir letzten Endes erreichen, dass wir für die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen vorsor-gen“, so Prof. Dr. Hoffmann beim Pressegespräch.

Text: ces; Fotos: ces/jhe/pixelio

Teddyklinik

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Die Berufsfortbildungswerk GmbH ist seit 1990 in den neuen Bundeslän-dern tätig. Wir sind davon überzeugt, dass nachhaltige Erfolge bei der Be-kämpfung von Arbeitslosigkeit und zur Deckung des Fachkräftemangels nur gemeinsam erzielt werden kön-nen. Mit unserem Angebot wenden wir uns an alle Akteure des Arbeits-marktes: an Unternehmen ebenso wie Förderer wie z. B. die Agenturen, die Arbeitsgemeinschaften und op-tierende Kommunen ebenso wie an Einzelpersonen, die mehr Sicherheit für ihre berufliche Zukunft erlangen möchten.

Mit bundesweit über 60.000 Teilneh-mern pro Jahr sieht das bfw seine Verantwortung vor allem darin, in zukunftssicheren Berufen zu qualifi-zieren. Als Partner von Unternehmen in der Region beraten wir bei der sys-tematischen Personalplanung und beraten bei der Erarbeitung und Ein-führung von Personalentwicklungs-konzepten.

Dauerhafte und zukunftssichere Ar-beitsplätze entstehen dann, wenn die Interessen und Potentiale aller am Arbeitsmarktgeschehen Beteilig-ter zusammen erbracht werden. Hierzu fühlen wir uns verpflichtet.

Geschäftstellenleiter Dr. Ing. Karsten Schulz

Berufsfortbildungswerk GmbH (bfw)Berufsbildungsstätte Prora

Proraer ChausseePostfach 300 • 18609 Prora

Telefon: 03 83 93/4 26 10Telefax: 03 83 93/4 26 13

Berufsfortbildungswerk GmbH (bfw)Berufsbildungsstätte Rostock

Warnowstraße 918055 Rostock

Telefon: 03 81/4 96 69 10Telefax: 03 81/ 4 96 69 40

Berufsfortbildungswerk GmbH (bfw)Berufsbildungsstätte Neuenkirchen

Wampener Straße17489 Neuenkirchen

Telefon: 0 38 34/77 84 20Telefax: 0 38 34/89 23 99

Das bfw: ein starker undzuverlässiger Partner!

Die Berufsfortbildungswerk GmbH begann bereits im Jahr 1990 mit den ersten qualifizierten Bildungsmaßnahmen in Mecklenburg-Vorpommern. Hauptziel war damals wie heute die Umschulung und Fortbildung von Arbeitnehmern. Die Geschäftsstelle Vorpommern bietet als leistungsstarker und erfahrener Bildungsträger einen Full Service rund um Qualifikation, Umschulung, Förderung und Weiterbildung.

Wer für die Zukunft qualifizieren will,muss seinen Markt genau kennen

Dank des bundesweit eingesetzten bfw-Arbeitsmarktmonitorings qualifizie-ren wir zielgerichtet. Gemeinsam mit Unternehmen aus der Region analy-sieren wir den Bedarf und bieten optimale Weiterbildungslösungen an. Die Inhalte der Maßnahmen werden konsequent an die Bedürfnisse unserer Kooperationspartner in der Wirtschaft angepasst. Dadurch leisten wir un-seren Beitrag zur Deckung des Fachkräftemangels und sichern die Arbeit unserer Teilnehmer.

Das bfw – ganz in Ihrer Nähe!

Die Bandbreite unserer Qualifizierungen, Aus-, Fort- und Weiterbildungen reicht dabei vom gewerblich-technischen Bereich über den kaufmännischen bis zum Gesundheitsbereich. Dank unserer dezentralen Struktur ist eine Bildungsstätte des Berufsfortbildungswerkes immer ganz in Ihrer Nähe – ein weiterer Pluspunkt neben unserem umfangreichen Bildungsangebot.

bfw – das Unternehmen für Bildung

Dezentral arbeiten zu können, auf die Bedürfnisse unserer Region eingehen zu können, dem Bedarf präzise angepasste Angebote: das macht das bfw zu einem der führenden Unternehmen in seiner Branche. Dabei verlieren wir nie aus den Augen, was von Anfang an im Mittelpunkt unserer Bemühungen steht: der Mensch und seine berufliche Kompetenz. Wir freuen uns auf das Gespräch mit Ihnen!

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Die Zahl der Golfplätze wächst nicht nur in Mecklenburg-Vorpommern ständig. Damit wächst auch der Be-darf an qualifiziertem Personal zur Pflege der Anlagen. Deswegen ent-sprach die in Prora auf Rügen ansäs-sige Berufsfortbildungswerk GmbH (bfw) dem Wunsch der Betreiber von Golfanlagen, eine qualifizierte Aus-bildung im Bereich Greenkeeping anzubieten.

Nach erfolgreichem Abschluss ste-hen den Teilnehmern zahlreiche Arbeitsplätze auf den Golfanlagen nicht nur in Mecklenburg Vorpom-mern, sondern auch überregional zur Verfügung.

Inhalt und Umfang der Ausbildung sind so angelegt, dass die Möglich-keit einer ganzjährigen Beschäfti-gung, zum Beispiel auch im öffent-lichen oder kommunalen Bereich, besteht. Neben der speziellen Aus-bildung im Greenkeeping werden den Teilnehmern auch Kenntnisse im Garten- und Landschaftsbau, dem

Tief- und Hochbau sowie dem Holz-bau vermittelt. Im Rahmen der Aus-bildung werden weiterhin der „ge-werbliche Motorkettensägeschein“ sowie der „Sachkundenachweis im Pflanzenschutz“ erworben, der vom Landespflanzenschutzamt Mecklen-burg-Vorpommern in der Außen-stelle Greifswald abgenommen wird. Zum Abschluss absolvieren die Kurs-teilnehmer ein betriebliches Prakti-kum auf Golfplätzen.

Im Juni 2010 beginnt eine neue Maß-nahme im Bereich „Greenkeeping“ beim bfw. Es wird die Ausbildung zum „Fachagrarwirt/in für Golfplatz-pflege – Greenkeeper/in“ angeboten. Sie hat eine Laufzeit von 24 Monaten und endet mit dem staatlich aner-kannten Abschluss.

Nähere Auskünfte bezüglich einer möglichen Teilnahme an dieser Maß-nahme erteilen die Agenturen für Arbeit, die ARGEN Rügen, Stralsund, Nordvorpommern und Greifswald sowie das bfw Prora.

Ausbildung zum Greenkeeper – eine Erfolgsstory!

Gepflegtes Green – der Stoff, aus dem Golferträume sind.

Berufsfortbildungswerk GmbH (bfw)Berufsbildungsstätte Wolgast

Karriner Straße 317438 Wolgast

Telefon: 0 38 36/23 65 10Telefax: 0 38 36/60 21 19

Berufsfortbildungswerk GmbH (bfw)Berufsbildungsstätte Stralsund

Boddenweg 3018439 Stralsund

Telefon: 0 38 31/27 63 70Telefax: 0 38 31/27 09 48

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Bewegungen beim Benzinpreis an der Rotterdamer Börse. Der Benzin-preis ist insbesondere deshalb auch schwankungsanfällig, da es nicht ausreichende Raffineriekapazitäten gibt und diese in Zeiten hoher Nach-frage zu steigenden Preisen führen. An den Tankstellen schwanken da-her die Preise deutlich.

L&L: Kann man also von einem „funktionie-renden Markt“ sprechen?

Man hat vor einiger Zeit in einer Stu-die festgestellt, dass ein Zeichen für funktionierenden Wettbewerb in der Tat das häufige Schwanken des Prei-ses ist. Ob es heute noch so ist oder einzelne Anbieter den Markt domi-nieren und somit die Preise bestim-men, wird im Rahmen einer neuen Studie untersucht

L&L: Woraus resultieren die räumlichen Preisschwankungen?

Auch das hängt am Wettbewerb und wo genau die Preise schwanken. In Grenznähe werden Tankstellenbe-treiber versuchen, niedrigere Preise anzubieten, da der Benzinpreis im Ausland niedriger ist. Je nach Tank-stellendichte können die Preise so-mit auch regional stark schwanken.

L&L: Die Mineralölkonzerne erklären die Höhe des Preises zumeist mit dem von Ih-nen bereits zitierten hohen Steueranteil von 60 Prozent. Wie glaubwürdig sind diese gängigen Preisargumentationen der Mine-ralölkonzerne?

Der Staatsanteil am Benzinpreis ist tatsächlich und auch im europä-ischen Vergleich hoch. Richtig ist auch, dass der Börsenpreis für Benzin insbesondere im Frühjahr sehr hoch ist, da es zu Reisebeginn eine hohe

Nachfrage gibt. Die Mineralölkon-zerne haben insbesondere in den USA nicht in ausreichende Raffine-riekapazitäten investiert, dadurch kaufen die Amerikaner im Frühjahr auf dem europäischen Markt Ben-zin; auch das treibt bei uns den Preis hoch.

L&L: Welchen Anteil haben Spekulanten am Zustandekommen des Benzinpreises?

Ob Spekulanten den Preis und vor al-lem in welcher Höhe beeinflussen, ist sehr schwer zu beziffern, da sich vie-le Konzerne gegen die Preisschwan-kungen absichern und auch solche Geschäfte als Spekulation gesehen werden können. Sicherlich ist Öl genau wie viele an-dere knappe Rohstoffe ein begehr-tes Gut. Die Nachfrage steigt und das Angebot ist begrenzt, das führt automatisch zu steigenden Preisen.

L&L: Was kann man gegen diese steigende Preisspirale machen?

Die Antwort darauf kann nur heißen, dass wir uns unabhängig von Öl ma-chen: im Bereich Mobilität müssen wir andere Kraftstoffe nutzen, wie beispielsweise Erdgas, Biokraftstoffe oder künftig auch Wasserstoff. Die Elektrowagen werden in der Zukunft sicherlich in Ballungsräumen in Er-gänzung zum öffentlichen Nahver-kehr interessant. Der Strom für die Elektrowagen muss allerdings aus erneuerbaren Energien stammen, sonst bedeutet es keinen Klima-schutz.

Frau Prof. Dr. Kemfert, vielen Dank für das Gespräch!

Interview: can; Foto: © Braun (Fotograf siehe Webseite Kemfert)

L&L: Frau Prof. Dr. Kemfert, Sie leiten seit 2004 die Abteilung Energie, Verkehr, Um-welt am Deutschen Institut für Wirtschafts-forschung (DIW Berlin) und sind ausgewie-sene Mineralölmarkt-Expertin. Wie kommt der Benzinpreis zustande?

Der Benzinpreis setzt sich aus folgen-den Komponenten zusammen: Mi-neralölsteuer, Ökosteuer, Mehrwert-steuer, welche zusammen ungefähr 60 Prozent des Preises ausmachen, der Rest ist der Anteil des Mineral-ölkonzerns. Bei einem Preis von 1,40 bleiben somit knapp 85 Cent für den Staat, der Rest für die Konzerne. Die Gewinnmargen für Mineralölkonzer-ne sind dabei recht unterschiedlich, je nachdem wie hoch der Anteil des selbst geförderten Öls und der Raffi-nerien ist.

L&L: 60 Prozent des Benzinpreises variieren auf kürzere Sicht nicht. Woraus resultie-ren dann aber die zum Teil sehr deutlichen Preisschwankungen im zeitlichen Verlauf?

Der Ölpreis war in der Vergangen-heit starken Schwankungen ausge-setzt. Zudem gibt es auch deutliche

Der Staatsanteil amBezinpreis ist hochProf. Dr. Claudia Kemfert über das Zustandekommen des

Benzinpreises und mögliche Alternativen

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Das Benzinpreis-RätselTanken ist teuer. Angesichts der ho-hen Spritpreise wundert es nicht, dass sich am „billigen Montag“ an Greifswalds Tankstellen Schlangen bilden, die an alte Zeiten erinnern. Wer allerdings seinen Tankstopp in Stralsund macht, vielleicht weil er dort gerade geschäftlich zu tun hat, freut sich darüber, dass er deutlich weniger Geld für seine Tankfüllung zahlen muss. Land&Leute hat das Phänomen über Monate hinweg ver-folgt. Durchschnittlich liegt der Preis für den Liter Super in Stralsund fünf bis sieben Cent unter den Preisen an Greifswalder Tankstellen.

Eine Differenz, die in letzter Zeit noch zuzunehmen scheint. Am 5. Mai lag die größte feststellbare Preisdiffe-renz bei sage und schreibe 17 Cent pro Liter, wie aus den aufgenomme-nen Preistafeln ersichtlich ist. Bei ei-ner durchschnittlichen Tankfüllung von 70 Litern sind das immerhin satte 11,90 Euro und rechtfertigen schon fast einen „Tankausflug“ nach Stralsund. Zumal wenn noch der er-laubte Reservekanister an Bord ist.

Eines ist sicher: durch Währungs-schwankungen, steigende Rohöl-preise am Rotterdamer Spotmarkt oder durch eine verunglückte Bohr-insel lassen sich solche Preisdifferen-zen nicht erklären. Sie müssen also andere Ursachen haben.

Einer der Faktoren, den die Mineral-ölgesellschaften zur Preisfindung heranziehen, ist die Kaufkraft der je-weiligen Region. Verschiedene For-schungsinstitute ermitteln diesen Wert auf der Basis von regionalen Kennziffern wie etwa Durchschnitts-einkommen, Anzahl und Qualifikati-on der in festen Beschäftigungsver-hältnissen stehenden Arbeitnehmer und andere Faktoren. Wer dazu im Internet recherchiert, stellt schnell fest, dass Greifswald hier vor Stral-sund liegt. Universität, Uniklinikum sowie andere Forschungseinrich-tungen und Firmen sorgen für eine relativ hohe Kaufkraft, die Stralsund nicht erreicht. Hier schlagen statt-dessen die Werften und deren Krise sowie die Tatsache zu Buche, dass die Wirtschaft in Stralsund eher tech-nisch-gewerblich aufgestellt ist.

Aber auch das allein reicht nicht aus, um solche Preisdifferenzen zu erklären. Es muss also noch andere Ursachen geben. Land & Leute re-cherchierte bei den Gewerbeämtern der beiden Städte. Hier zeigt sich, dass Stralsund mit 16 Tankstellen im Stadtbereich deutlich vor Greifswald liegt. Dort sind laut Gewerbeamt nur zehn Tankstellen auf dem Gebiet der Stadt gemeldet. Während in Stral-

sund nach Recherchen von L&L acht oder zehn Mineralölgesellschaften im Wettbewerb stehen, sind dies in Greifswald deutlich weniger, näm-lich nur vier oder fünf. Zumindest für Außenstehende lässt sich das Bild nicht genau fokussieren, da auch un-ter den Mineralölgesellschaften Ver-flechtungen bestehen, die eine Zu-ordnung gelegentlich erschweren.

Ein für den Wettbewerb unter den Tankstellen in Stralsund besonderer Faktor ist, dass dort seit einiger Zeit auch ein polnisches Unternehmen massiv um Marktanteile kämpft, was ebenfalls einen mehr als deut-lichen Einfluss auf die lokale Preis-gestaltung hat. Es zeigt sich also, dass in Stralsund deutlich schärferer Wettbewerb unter den Anbietern herrscht, was dem Verbraucher zu-gute kommt. Den Greifswalder Au-tofahrern hingegen bleibt nur, dem Rat von Jürgen Albrecht vom ADAC zu folgen und nach eingehender In-formation beim jeweils preiswertes-ten Anbieter zu tanken. Nur so lässt sich zumindest ein kleiner Beitrag dazu leisten, dem Wettbewerb in Greifswald ein wenig auf die Sprün-ge zu helfen!

Text / Fotos: ces / jhe

oben Stralsund, unten Greifswald am 5.5.2010 um 14.30 Uhr

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L&L: Gleichwohl erklärt der Steueranteil ja nicht die Schwankungen des Preises. Wie Sie bereits sagten ist ein erheblicher Teil des Steueranteils an den Benzinkosten fix. Ein-zig die Mehrwertsteuer schwankt marginal mit dem Benzinpreis.

Das ist richtig. Am hohen Benzinpreis sind vor allem die Steuern schuld, an den Preisschwankungen jedoch eher die schwankenden Produktkosten und zu manchen Zeiten die Preispo-litik der Mineralölkonzerne. Aktuell haben wir eine Situation, in der der Ölpreis im Jahresvergleich deut-lich angestiegen ist. Gleichzeitig hat der Euro – gerade auch in Folge der Griechenlandkrise – stark an Wert verloren. Diese ganzen Entwicklun-gen bezahlen die Autofahrer an der Tankstelle.

L&L: Vorsichtig ausgedrückt deutet also wenig darauf, dass sich die Preissituation an den Tankstellen in näherer oder mittel-fristiger Sicht verbessern wird?

Wir haben seit Dezember einen über fünfzehnprozentigen Wertverlust des Euro. Allein dies verteuert das Öl für uns. Gleichzeitig ist dieses je-doch ohnehin auch in Dollar teurer geworden. In den letzten Tagen hat sich dies ein wenig entspannt – aller-dings auf sehr hohem Niveau.

Bei einer 50-Liter-Tankfüllung ist der

Steueranteil ca. 44 Euro

L&L: Sie deuteten an, dass der Steueranteil am Benzinpreis sich bei uns auch im euro-päischen Vergleich auf einem sehr hohen Niveau befindet. Warum ist das so?

Die Steuersysteme in den einzelnen Ländern sind sehr unterschiedlich. Wenn man sich aber nur auf die Mi-

neralölsteuer konzentriert muss man schlicht feststellen, dass diese seit 1991 immer wieder und aus den un-terschiedlichsten Gründen erhöht wurde. Das begann mit der Finan-zierung der Deutschen Einheit und jener des damaligen Golfkrieges, später der Bahnreform oder der Ökosteuer, die letzten Endes der Fi-nanzierung der Rentenversicherung diente. Diese Erhöhungen und ihre Rechtfertigungen waren recht unab-hängig davon, wer gerade regierte. Im Ergebnis dieser ganzen Steuerer-höhungen sind wir heute auf einem sehr hohen Stand angekommen. Ich verdeutliche es am konkreten Bei-spiel: Bei Benzin liegt die fiskalische Belastung nicht mehr weit von der 90-Cent-Marke entfernt. Bei einer 50-Liter-Tankfüllung zahlt man um die 44 Euro an Steuern.

L&L: Der Autofahrer – die eierlegende Woll-milchsau der deutschen Nation?

Das könnte man fast sagen. Die Be-gründungen für eine weitere fiska-lische Verteuerung für Benzin ha-ben gewechselt. So unterschiedlich sie auch anmuten mögen – in der Summe stehen wir beim jetzigen Niveau. Das führte zu Höchstpreisen im laufenden Jahr von 1,47 Euro pro Liter Benzin und 1,27 für einen Liter Diesel. Von diesen Höchstständen sind wir derzeit übrigens nicht sehr weit entfernt.

L&L: Kann man denn in Bezug auf das Zustandekommen des Kraftstoffpreises wenigstens von einem funktionierenden Markt sprechen?

Der Kraftstoffmarkt ist regelmäßig in Bewegung. Wir haben viele Markt-faktoren, die sichtbar werden – auch wenn das Zustandekommen täg-

L&L: Herr Albrecht, Sie sind Referent für Ver-kehrswirtschaft und Verkehrspolitik beim ADAC in München. Wie bewerten Sie den 60-prozentigen Steueranteil am aktuellen Benzinpreis?

Zunächst muss man zwei Dinge auseinanderhalten. Wir haben zum einen erhebliche Preisschwankun-gen und, wenn man das jetzige Jahr mit dem vergangenen vergleicht, auch einen erheblichen Preisanstieg bei Benzin und Diesel. Das liegt vor allem an den Produktkosten, d. h. dem gestiegenen Ölpreis sowie dem schwachen Euro. Insgesamt betrach-tet wird das hohe Gesamtniveau des Preises aber vor allem von seinem immensen Steuersockel verursacht. Denn die Energiesteuer mit 65,4 Cent pro Liter Benzin ist fix. Dazu kommt noch die Mehrwertsteuer, die mit dem Gesamtpreis schwankt. Der höchste Teil des Benzinpreises ent-fällt also tatsächlich auf die Steuer. Der ADAC ist der Auffassung, dass damit die Belastung der Autofahrer auf die Spitze getrieben ist. Auch im europäischen Vergleich nimmt Deutschland hier übrigens einen Spitzenplatz ein.

Benzinpreis kritisch hinterfragt

Interview mit Jürgen Albrecht vom ADAC

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Freie Tankstellenbeeinflussen den Preis

häufig positiv

L&L: In bestimmten Regionen der Bundes-republik gibt es keinen ausreichenden Wett-bewerb am Kraftstoffmarkt?

Man kann nicht von einem Kraft-stoffmarkt sprechen. In Deutschland existieren viele verschiedene Kraft-stoffmärkte. Diese regionalen und lokalen Märkte sind zwar nicht völ-lig unabhängig voneinander. Aber zunächst bildet sich der Preis vor Ort. Die unterschiedlichen Preise in Deutschland resultieren daraus, dass unterschiedliche Märkte mit unter-schiedlichen Besonderheiten exis-tieren. Es sind häufig die freien Tank-stellen, die den Preis vor Ort positiv beeinflussen. Das beeinflusst dann auch die größeren Mineralölkonzer-ne und deren Tankstellen vor Ort.

Wir sehen in manchen Regionen und in manchen Zeiträumen erheb-liche Defizite. Der ADAC hat für das ge samte Jahr 2009 sämtliche Tages-durchschnittspreise ausgewertet und dabei festgestellt, dass der Kraft-stoffpreis freitags durchschnittlich 3,5 Cent teurer ist als am Montag. Wir reden hier von sehr belastbaren

Zahlen. Diese signifikanten Diffe-renzen lassen sich nicht durch Pro-duktkostenunterschiede erklären. Es ist schlicht nicht so, dass der Ölpreis montags immer günstiger ist als am Freitag. Es werden kurzum zeitweise ungerechtfertigte Preise verlangt.

L&L: Und der einzelne Tankstellenpächter hat darauf keinen Einfluss?

Er hat zumindest auch kein Interesse an hohen Preisen. Der Tankstellen-pächter braucht wettbewerbsfähige Preise, weil er dann mehr absetzt und verdient. Pächter- und Kon-zerninteressen gehen also in diesem Punkt etwas auseinander.

L&L: Ein abschließendes Beispiel. Am 5. Mai lag der Benzinpreis in Stralsund dokumen-tiert 17 Cent unter jenem in Greifswald. Beide Städte liegen knappe 30 km vonein-ander entfernt.

Ein Extrembeispiel, das man relativ selten erlebt. In Stralsund und Greifs-wald haben Öl und Dollar natürlich den gleichen Preis. Auch die Energie-steuer, die den größten Teil des Prei-ses ausmacht, ist in beiden Städten identisch. Wir reden also von einem Marktergebnis, das sich kurzfristig aus einem Zusammenspiel verschie-dener lokaler Faktoren gebildet hat. Sicherlich sind solche hohen Preis-differenzen nur von kurzer Dauer.

Man kann nur an die Autofahrer ap-pellieren, sich vor dem Tanken immer zu informieren und sich konsequent preisbewusst zu verhalten.

Auf www.adac.de/tanken gibt es ta-gesaktuelle Informationen dazu.Durch preisorientiertes Tanken kann man aber nicht nur Geld sparen, son-dern auch den Wettbewerb positiv beeinflussen.

Herr Albrecht, vielen Dank für das Gespräch!

Interview: can

lich neuer Preise auf den Autofahrer vielleicht etwas merkwürdig wirken mag. Andererseits muss man ganz nüchtern betrachten, dass jede Preis-anhebung aus der Sicht der Mineral-ölkonzerne einen Versuch darstellt, die eigene Gewinnsituation zu ver-bessern. Jeder Preisrückgang wiede-rum lässt aber auch darauf schließen, dass Wettbewerbskräfte wirken, die ungerechtfertigte Preiserhöhungen zumindest nicht dauerhaft zulassen.Sicherlich ist dann für Situationen, in denen die Kraftstoffpreise höher wa-ren als es die Produktkosten eigent-lich erforderten, davon auszugehen, dass erhebliche Zusatzgewinne ein-gefahren wurden.

L&L: Da dies nicht von Dauer möglich ist, deutet einiges auf einen manchmal funk-tionierenden Wettbewerb?

Ja, aber er funktioniert eben nicht immer und nicht überall und manch-mal zumindest nicht gut genug. Derzeit untersucht das Bundeskar-tellamt den Kraftstoffmarkt in einer sehr breit angelegten Sektorunter-suchung. Im Sommer ist ein Ergeb-nis da – man darf gespannt sein! Der ADAC ist an einem möglichst intensi-ven Wettbewerb auf dem Kraftstoff-markt interessiert.

Prof. Dr. Claudia Kemfert leitet seit April 2004 die Abteilung Energie, Verkehr, Umwelt am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) und ist Professorin für Energie-ökonomie und Nachhaltigkeit an der Hertie School of Governance in Berlin. Sie ist Wirtschaftsexpertin auf den Gebieten Energie-forschung und Klimaschutz. Claudia Kemfert ist Beraterin von EU-Präsident José Manuel Barroso und Gutachterin des Intergo-vernmental Panel of Climate Change (IPCC). Sie ist eine mehrfach ausgezeichnete Spitzenforscherin und gefragte Expertin für Politik und Medien.

Jürgen Albrecht ist Referent für Verkehrswirtschaft und Verkehrspolitik beim ADAC. Der Diplom-Volkswirt beschäftigt sich in der ADAC-Zentraleim Ressort Verkehr schwerpunktmäßig u. a. mit Steuern undAbgaben im Verkehrswesen sowie mit dem Kraftstoff- undRohölmarkt.

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Page 18: Land und Leute Mai 2010

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Tränen kullern über die geröteten Wangen, ungläu-biges Kopfschütteln und betretene Blicke gen Rasen: Verheult, bedröpelt, frustriert und fassungslos stehen die Rostocker Kicker nach dem Schlusspfiff der entscheidenden Partie gegen den FC Ingolstadt auf dem Spielfeld. Das 0:2-Ergebnis besiegelt den Abstieg in die 3. Liga.

Dabei kam die Niederlage auch wirklich außer-ordentlich überraschend. Da präsentiert sich die Mannschaft schon so beweglich wie ein Seniorenwanderverein und verliert trotzdem. Sämtliche ausgefuchsten Tricks des Fußball-Einmal-eins wie Trägheit, Unkonzentriertheit und Unkoor-diniertheit schlugen aus unbekanntem Grund fehl. Zum Glück ist die Abstiegstruppe nicht gegen eine Frauenmannschaft angetreten – das wäre peinlich geworden.

Und was sagen die Fans dazu? Die sind zum Glück wenig betroffen. Weil sie schon vorher eine überaus seltene Gattung bei Hansa darstellten. Viel verbrei-teter sind dagegen jene Personen, die das Prinzip des Fan-Daseins noch nicht ganz richtig verstanden haben: Wer randaliert, sich an Ausschreitungenbeteiligt und Gewalt anwendet, ist keine Unterstüt-zung für Hansa. Solche Problemfans gehören nicht ins Fußballstadion, sondern höchstens in die Wut-höhle der Supernanny.

Zwei weiteren großen Problemzonen sieht sich Hansa konfrontiert: Geld und Spieler. Der Schulden-berg ist mittlerweile auf etwa neun Millionen Euro angewachsen und erfordert heftige Einschnitte. Außerdem haben lediglich acht Spieler einen Vertrag für die 3. Liga – wer soll in der kommenden Saison bloß die zahlreichen Tore schießen?

Was jetzt zählt, ist der Blick nach vorn. Der Abstieg ist abgehakt, der Neuanfang steht bevor: Ein Kom-plettumbau von Vorstand und Mannschaft bietet die Chance, von null anzufangen, durchzustarten und die Wiederbelebung des ehemaligen DDR-Topver-eins anzupacken.

Text: mo

Kogge mit Leck

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Schlechtes Wetter gibt es nicht, nur unpassende Kleidung. Ein Motto, dem jede Menge Fans der Kultband Pink Floyd Tribut zollten. Trotz des nicht gerade einladenden Wetters sorgten sie in der Klosterruine Eldena für echtes Open -Air -Feeling. Grund genug auch für die Coverband, ihr Bestes zu geben und so für starke Stim-mung zu sorgen. Gelohnt hat sich das aber auch aus einem anderen Blickwinkel, denn zur Unterstützung der Arbeit des Greifswalder Hospizes sind an diesem Abend rund 2000 Euro zusammengekommen, teilte AEN Chef Guntram Steinke mit.

Text: ces; Fotos: AEN

Eldena rockt:

The Magical Mystery Band in Concert

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Die Neue Kompetenz

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Der schönste Platz ist immer an der Sonne. Wer eine eigene Terrasse hat, auf der er mit der Fami-lie, Freunden oder auch alleine schöne Stunden genießen kann, darf sich glücklich schätzen. Doch der Lieblingsplatz will sorgfältig geplant sein. So müssen zum Beispiel der Stand der Sonne und der Übergang in den Gartenbereich sorgfältig geplant werden.

Gerne helfen die freundlichen Berater von Jacob Cement bei der Planung und bei der Auswahl von Terrassen- und Mauersystemen. Die große Ausstel-lung zeigt viele Beispiele und ist nicht nur für Planer, sondern auch für Gartenfreunde eine Inspiration. Neue Technologien sorgen dafür, dass die Pflege deutlich erleichtert wird. Zum Beispiel die b.c.s. Beschichtung, die Flecken durch Laub oder andere Dinge gar nicht erst zum Problem werden lässt.

Mit dem Programm „Terra Complett“ bietet Jacob Cement ein einfach zu verarbeitendes Baukasten-system an, in das sich auch Spezialelemente wie ein Wasserspiel oder ein Sandkasten für Kinder problemlos integrieren lassen. Mediterranes Flair vermitteln die Trockenmauersteine „Siola Antik“, die es in unterschiedlichen Farbstellungen gemeinsam mit einem sorgfältig abgestimmten Programm von Terrassenplatten gibt. Hinzu kommt eine große Aus-wahl weiterer Gestaltungselemente, vom schlichten Ökopflaster bis hin zur edlen Palisade im Muschel-kalk-Look.

Besonders reizvoll: die Systeme können nach Her-zenslust kombiniert werden. Professionell geplant und harmonisch aufeinander abgestimmt lässt sich zum Beispiel auch eine Beleuchtung integrieren oder es können Akzente im fernöstlichen Stil ge-setzt werden.

Dank vieler durchdachter Highlights entsteht so auch auf kleinstem Raum kultiviertes Wohnam-biente im Freien. Selbstverständlich sind die Pro-gramme auch im Objektbereich und im öffentlichen Raum einsetzbar. Denn die qualitativ hochwertigen Werksteinprodukte von Jacob Cement halten das, was sie versprechen. Ein Leben lang.

Geöffnet ist die „Die Neue Kompetenz“ jeden Montag bis Freitag von 7:00 Uhr bis 18:00 Uhr und Samstags von 7:30 Uhr bis 12:00 Uhr.

Im Garten Lebensräume gestalten

Neue Trockenmauersysteme und Terrassenplatten

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Die Arbeiten an der Erweiterung der Ausstellung zur Geschichte Pommerns im Landesmuseum laufen dieser Tage auf Hochtouren. Das verwundert wenig, ist doch die Freigabe für die Öffentlichkeit für den 09. Juni dieses Jahres geplant. Die bereits 2005 eröffnete landes-historische Dauerausstellung vereint bisher Exponate von der Urzeit bis zum Dreißigjährigen Krieg. Das ehr-geizige Projekt ist jedoch so konzi-piert, dass es in einer Gesamtschau rund 14.000 Jahre pommerscher Geschichte dokumentieren soll. Die Planung der zweiten Etappe begann daher auch schon kurz nach der Eröffnung.Man möchte fast meinen, dass gut Ding Weile haben will. Allein so einfach liegt die Sache nicht. Es ist vielmehr einigen ganz prakti-schen Problemen geschuldet, dass inzwischen gut fünf Jahre ins Land gegangen sind. Eines davon ist die Beschaffung geeigneter Ausstel-lungsstücke. Mittels nicht selten wechselseitiger Verträge Leihgaben anderer Museen zu ergattern, ist da noch vergleichsweise einfach. Weit schwieriger ist es hingegen, über Antiquariate und private Sammler an wirklich wertvolles Material zu gelangen. Der ein oder andere, der in Einzelstücken aus der Haushalts-auflösung der Großeltern einen Fund allerhöchster Güte vermutet, muss bisweilen enttäuscht werden. Besonders problematisch ist es, wenn der Anbieter verlangt, auch den Rest, der bisweilen einen gegen Null strebenden musealen Wert hat, abzunehmen. Zwar besteht für das Museum neben der Ausstellungs- auch eine Sammlungspflicht. Doch

wollte man auf alle privaten Ange-bote eingehen, überstiege dies die Lagerkapazitäten schnell um ein Vielfaches. Juliane Radike, verant-wortlich für Presse- und Öffent-lichkeitsarbeit, verweist in diesem Zusammenhang auf das reichlich unrühmliche Schicksal der Stralsun-der Einbäume. Diese einzigartigen Funde waren mangels angemesse-ner Konservierung schlicht verrottet. Mittlerweile sind daher Internetauk-tionen zu einer ernst zu nehmenden Alternative avanciert. Die Gefahr, einem Fälscher aufzusitzen, ist hier-bei in vielen Fällen keinesfalls dra-matisch, meint Radike. Was anfangs überraschend scheint, ergibt bei genauerer Betrachtung durchaus einen Sinn. Bei online ersteiger-ten Kunstobjekten sind nämlich meist ohnehin die notwendigen Gutachten und Echtheitszertifikate beigefügt. Auch bietet sich oft, wenn nötig, die Möglichkeit einer Begutachtung vor Ort durch eigene Experten des Landesmuseums. Auf diesem Wege gelang es unter anderem, einen Säbel des in Rostock

geborenen preußischen General-feldmarschalls Blücher zu ersteigern. Dieser ist selbstverständlich auch Teil der erweiterten Ausstellung. Geleitet wird die Exponatenakquise von einem fachkundigen Gremium um Dr. Stefan Fassbinder und Dr. UweSchröder, Direktor des Pommer-schen Landesmuseums. Die Histo-riker führen eine Vielzahl wechseln-der Volontäre, die für den Großteil

von der Schwedenzeit zum Kaiserbad - Pommern von 1600 bis 1900

Hinter den Kulissen des Pommerschen Landesmuseums

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der inhaltlichen und systematischen Recherche zuständig sind.

Die „heiße” Phase der Fertigstellung begann im April und obwohl die Objekteinbringer schon jetzt um-triebig bei der Sache sind, erinnert tatsächlich noch Einiges an eine Baustelle. Allerdings setzt man bei der Planung und Gestaltung auf höchste Qualität, weshalb kein Anlass zur Sorge besteht, der Eröff-nungstermin könne nicht gehalten werden. Beispielsweise funktio-niert der Vitrinenbau reibungslos. Obgleich der Fertigungsort teils hunderte Kilometer entfernt liege, müsste in Greifswald so gut wie keine einzige Vitrine nachträglich angepasst werden, sagt Radike. Auch für die Ausstellungsgestaltung konnte eine renommierte Agentur gewonnen werden, die sich auf visuelle Kommunikation und Museografie spezialisiert hat.Überhaupt wird kaum etwas dem Zufall überlassen. Der Besucher-führung liegt gar ein richtiges „Drehbuch” zu Grunde. Schließlich soll ein Museumsbesuch für einen möglichst großen Adressatenkreis interessant sein. Da nützt es freilich wenig, die Exponate lediglich zu präsentieren und zu hoffen, dass sie auch angesehen würden. Deshalb ist schon im Voraus mehr oder min-

der genau festgelegt, welchen Weg der Besucher nimmt und auf welche Weise er die Ausstellung erleben kann. Gezielt wird dabei Wert auf Interaktivität gelegt. Die Technik dafür liefert unter anderem die Firma WHITEvoid, die Gewinner zahlreicher nationaler und inter-nationaler Designpreise ist. Jüngst sicherte sie sich den silbernen „Designpreis Deutschland 2010”. Der Besucher wird an mehreren von ihr entworfenen sogenannten Touch-screens historische Karten und Ansichten selbst steuern können. „Deshalb haben auch alle unsere Aufsichtskräfte immer ein Putztuch in der Tasche” scherzt Radicke.Bisher ist es so, dass in einem nur sehr dezent beleuchteten Raum der Croy-Teppich zusammen mit den Insignien und dem historischen Mantel des Universitätsrektors die Schau abschließen. Aus diesem Dunkel tritt der Besucher dann

in das helle Licht der verglasten Vorhalle und gelangt über eine Treppe in den ersten Stock, wo dann der zweite Teil der Ausstellung zu besichtigen sein wird. Pommern vom Dreißigjährigen bis zum Ersten Weltkrieg – so könnte der Inhalt der Erweiterung paraphrasiert werden. Auf nunmehr ca. 450 m² Ausstellungsfläche wird vor allem die schwedische Herrschaftszeit the-matisiert. Einen Schwerpunkt stellen dabei die Wechselwirkungen mit Schweden in den Bereichen Kunst und Kultur dar. Beispielsweise wer-den die Stralsunder Fayencen, eine hochwertige Porzellansammlung, zu sehen sein. Besonderes Schmuck-stück ist auch das Königskabinett. Der konzeptionelle Ausgangspunkt dafür ist ein historisches Stück Ledertapete, dass mittlerweile restauriert wurde und als gestalte-rische Grundlage für den restlichen Raum dient. Das Kabinett wird mehrere Darstellungen in Öl schwe-discher Könige und anderer Adliger enthalten und verdeutlicht ein Mal mehr die jahrhundertelange nicht nur politische Verbundenheit mit dem baltischen Nachbarn. Ohnehin kennt das Projekt keine nationalen Grenzen, denn auch mit polnischen Kollegen wurde eng zusammen-gearbeitet. Sowohl die Arbeit des wissenschaftlichen Beirates des Museums als auch Leihgaben polni-scher Museen und der gegenseitige Exponatetausch sind Zeugnis dieser Kooperation. Da ist es nur verständ-lich, dass der zweite Teil der Ausstel-lung mit einem Panoramablick auf Stettin abschließt.

Text: hed; Fotos: jhe, ces

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Die Herausforderungen, vor denen die Region Vorpommern steht, sind groß. Seien es die keineswegs beendeten Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise, der drohende Fachkräftemangel als Folge des demografischen Wandels oder der stetig zunehmende Standortwett-bewerb auf nationaler und interna-tionaler Ebene. Umso wichtiger ist es daher, eine regionale Wirtschafts-förderung als fortdauernde und ganzheitliche Aufgabe zu betrach-ten. Vorpommerns Landkreise und Städte haben dies längst erkannt und gründeten im Jahr 2002 die Wirtschaftsfördergesellschaft Vor-pommern mbH. Zu den Gründern und bestehenden Gesellschaftern zählen die Sparkasse Vorpommern, die Landkreise Nordvorpommern und Ostvorpommern sowie die Universitäts- und Hansestadt Greifs-wald. Im Juli des vergangenen Jahres konnte mit dem Landkreis Rügen ein neues Gesellschaftsmit-glied gewonnen werden. Für den Beitritt der Hansestadt Stralsund wird derzeit aktiv geworben.

Das Aufgabenspektrum ist vielfältig. Im Fokus der Tätigkeiten steht die Vermarktung der Region Vorpom-mern als Wirtschafts- und Investi-tionsstandort. Die Gesellschaft hat die Aufgabe, potenzielle Investoren anzuwerben und zu betreuen, um neue Arbeitsplätze zu schaffen. Eine große Herausforderung, gerade in Zeiten angespannter gesamtwirt-schaftlicher Bedingungen und spür-barer Investitionszurückhaltung. Eine kontinuierliche Marktbeobach-tung und eine offensive Investoren-ansprache sind hierbei unverzicht-bar. In der Akquisition konzentriert sich die Wirtschaftsfördergesell-schaft auf die Schwerpunkt- und Entwicklungsbranchen der Region: Landwirtschaft und Ernährungs-güterwirtschaft, Tourismus, mari-time Wirtschaft und Metallbau, Biotechnologie und Gesundheits-wirtschaft, Dienstleistungen, Service Center, Informations- und Kommu-nikationstechnologien sowie Ener-giewirtschaft.

Die deutschlandweit bedeutenden Fachmessen sind dabei wichtige Anlaufstellen. Messekontakte müs-sen durch professionelle Kommu-nikation und klare Zielsetzungen überzeugen - und sollten nicht dem Zufall überlassen bleiben. Deshalb braucht jede Messe eine gründliche Vorbereitung durch die Mitarbeiter der Wirtschaftsförderge-sellschaft. Im Vorfeld werden poten-zielle Gesprächspartner unter den

Wirtschaftsentwicklung in Vorpommern aktiv gestalten

Ausstellern identifiziert und Ge-sprächstermine vereinbart. Ausge-rüstet mit dem wichtigsten Infor-mationsmaterial zur Region beginnt mit Betreten des Messegeländes vor allem eines: die direkte Kundenakquise.

Genauso wichtig wie die Ansiedlung von neuen Unternehmen sind die Bestandspflege und die -entwick-lung, denn die lokal ansässigen Unternehmen schaffen in der Regel mehr neue Arbeitsplätze als von außen generiert werden können. Um das Serviceangebot der Gesell-schaft entsprechend dem Bedarf der regionalen Betriebe anzupassen, wird derzeit eine Unternehmens-befragung durchgeführt. In dem vierseitigen Fragebogen geht es neben einer Bewertung der Stand-ortstärken und -schwächen Vor-pommerns aus Unternehmenssicht insbesondere um die betrieblichen Entwicklungsabsichten und die konkreten Anforderungen an die Wirtschaftsförderung. Ziel ist es in erster Linie, die Arbeit der WFG Vorpommern wie auch der kommu-nalen Wirtschaftsfördereinrichtun-gen in den Städten und Landkreisen zu optimieren und noch stärker bedarfsorientiert an die Unterneh-mensanforderungen anzupassen.

Aktive Wirtschaftsförderung bedeu-tet auch ein intensives Standortmar-keting, d. h. Vorpommern mit seinen Stärken und Potenzialen bekannter

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zu machen und nicht zuletzt das Image zu verbessern. Um die Region in all ihren Facetten medienwirk-sam zu platzieren, werden unter-schiedliche Kanäle genutzt, wie beispielsweise die Schaltungen von Anzeigen in Fachmagazinen oder redaktionelle Veröffentlichungen in auflagenstarken Publikationen. Hierzu zählen zum Beispiel Sonder-veröffentlichungen in der bundes-weit erscheinenden Zeitung DIE WELT ebenso wie die Juni-Ausgabe des Unternehmermagazins Wirt-schaft & Markt, in der ein Vorpom-mern-Extra erscheinen wird.

Darüber hinaus spielt die Internetprä-senz für das Standortmarketing eine sehr wichtige Rolle. Die Homepage www.invest-in-vorpommern.de bietet potenziellen Investoren undregionalen Unternehmen alle Infor-mationen rund um den Wirtschafts-standort Vorpommern und dient als Plattform zur direkten Kontaktauf-nahme. Sie gibt zudem einen umfas-senden und aktuellen Überblick über die am Standort vorhandenen Gewerbeflächen und -immobilien.

Eine erfolgreiche Wirtschaftsförde-rung kann nie Aufgabe eines Ein-zelnen sein, sondern bedarf des engagierten Handelns vieler wirt-schaftlich verantwortlicher Akteure. Bei sämtlichen Aktivitäten pflegt die Wirtschaftsfördergesellschaft deshalb eine enge Zusammenarbeit mit der Landeswirtschaftsförderung Invest in Mecklenburg-Vorpommern GmbH und den kreislichen und städtischen Wirtschaftsförderern. Ferner hat die Gesellschaft im ver-gangenen Jahr die Arbeit in und mit den landesweiten Branchennetz-werken verstärkt. Hierzu zählen z. B. BioconValley, der Agrarmarke-ting Mecklenburg-Vorpommern e.V., das Wind Energy Network Rostock oder die Logistik Initiative Mecklen-burg-Vorpommern.

Vorpommern hat große Potenziale für Investitionen. Im Gegensatz zu anderen Regionen, beispielsweise in Süddeutschland, verfügt unser Landesteil über ausreichend große Flächen, besonders nachgefragt sind dabei Standorte in Hafennähe. Hinzu kommen die besondere Lage

im Ostseeraum, hohe Fördersätze von bis zu 50 % der Investitionskos-ten, niedrige Gewerbesteuerhebe-sätze und nicht zuletzt einmalig schöne Wohn- und Lebensbedin-gungen. Die Voraussetzungen für eine weiterhin erfolgreiche Wirt-schaftsentwicklung in Vorpommern sind somit gut und die Region braucht sich im Standortwettbe-werb keineswegs zu verstecken. Anregungen und Ideen, wie sich diese Entwicklung noch optimaler gestalten lässt, sind bei der Wirt-schaftsfördergesellschaft jederzeit willkommen.

Text & Fotos:

Wirtschaftsfördergesellschaft Vorpommern mbH

Kontakt

Wirtschaftsfördergesellschaft Vorpommern mbH – Ihr

regionaler PartnerBrandteichstraße 20

17489 GreifswaldTel.: 03834/550-605Fax.: 03834/550-551

E-Mail: [email protected]

Page 28: Land und Leute Mai 2010

Das Wetter ist nicht gerade so, wie man sich einen Tag im Mai vorstellt. Aus Nordwest weht eine steife Brise, die See ist unruhig. Wer heute an Bord der Görmitz geht, die in Pee-nemünde vor Anker liegt, braucht warme und wetterfeste Kleidung. Innerhalb einer guten Viertelstunde verwandelt sich das Schiff, das ei-gentlich als Tonnenleger im Auftrag des Wasser- und Schifffahrtsamtes unterwegs ist, in ein Lage- und Me-dienzentrum.

An Bord kommen Vertreter der un-terschiedlichsten Behörden und Ret-tungsorganisationen. Dazu gehören Vertreter der Wasserschutzpolizei, der Bundespolizei, der Feuerwehr der Hansestadt Greifswald, der DRF Luftrettung und nicht zuletzt na-türlich der DGzRS, der deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrü-chiger. An Bord finden sich auch Ulf Dembski, Senator der Hansestadt Greifswald und Vertreter aus Stral-sund, Wismar und Warnemünde ein. Fernsehteams aus ganz Nord-deutschland sind ebenso zu sehen wie Bildreporter und andere Vertre-ter der unterschiedlichsten Medien.

Auf der Brücke des Schiffes werden Laptops in Betrieb genommen, um die Ereignisse zu dokumentieren und direkt in Redaktionen und Fern-sehstudios zu übermitteln.

Auch in diesem Jahr steht wieder eine groß angelegte Übung an, die westlich der Insel Oie auf dem Greifswalder Bodden durchgeführt wird. Daran ist zum ersten Mal auch der Rettungshubschrauber der Po-lizei beteiligt. Im Gegensatz zum in Greifswald stationierten Rettungs-hubschrauber der DRF verfügt er nämlich über eine Winde, mit der Verunglückte direkt aus dem Wasser geborgen werden können.

Koordiniert wird die Übung durch Dr. Fischer von der DRF, der mit sei-nem Team von Notärzten und Pilo-ten gemeinsam mit der DGzRS den Hauptteil der Übung bestreitet. Ge-meinsam mit den anderen Rettungs-organisationen der Region wurde in einem Workshop darüber beraten, welche Verbesserungsmöglichkeitenes gibt, um Verunglückten noch schneller und effizienter zur Hilfe kommen zu können.

S.O.S Retter üben Retten !

„Im Ernstfall muss jeder Handgriff sit-zen!“, so Dr. Fischer bei der Erklärung der Übungsabläufe. „Es darf keine offenen Fragen in Sachen Zustän-digkeit geben und natürlich muss jeder wissen, was zu tun ist!“ Fischer erinnert dabei an einen Vorfall, der sich erst kürzlich am Achterwasser ereignete, wo ein Angler mit seinem Boot kenterte und im eiskalten Was-ser um sein Leben kämpfen musste. „Wir sind nicht nur für solche Fälle zuständig, sondern auch für Notfälle auf hoher See auf Handelsschiffen. Es kommt immer wieder vor, dass dort Menschen dringendst ärztliche Hilfe brauchen.“ Dr. Fischer und sei-ne Kollegen verweisen auch darauf, dass jedes Jahr eine große Anzahl von Einsätzen stattfindet, die nicht in jedem Fall den Weg in die Schlag-zeilen finde.

Besondere Bedeutung kommt im Notfall dem Rettungshubschrauber zu. Er kann in der Regel am schnells-ten am Unfallort sein und Erste Hilfeleisten. Nach wie vor verfügt der Greifswalder Helikopter aber nicht über eine Rettungswinde. Bisher hat sich kein Weg gefunden, die Kosten in Höhe von ca. 500.000 Euro für eine solche Ausrüstung zu decken. Des-wegen arbeiten die Greifswalder mit den Rettungsschwimmern der Feuer-wehr zusammen. Vom Hubschrauber wird eine Rettungsinsel abgeworfen, dann kommen die Rettungsschwim-mer zum Einsatz, die ebenfalls vom Hubschrauber abspringen. Sie sollen Verunglückte bergen und in der Ret-tungsinsel sichern, bis sie von einem Schiff der DGzRS aufgenommen werden können.

Wer diesen Vorgang einmal bei rela-tiv problemlosem Wetter beobach-tet hat, dem wird schnell klar, wie schwierig und risikoreich das Ganze

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Nach umfangreichen Verhandlun-gen konnte am 12. Mai in Kaschow der Vertrag über die Schaffung ei-ner integrierten Regionalleiststelle unterzeichnet werden. Landrätin Kassner, Landrat Drescher und De-

Startschuss für die integrierte Regionalleitstelle

zernent Dieter Hartlieb als Vertreter des erkrankten Stralsunder OB`s Dr. Badrow trafen sich mit ihren Dienst-siegeln bewaffnet, um durch ihre Unterschrift den Startschuss für das Vorhaben zu geben.

bei schwerem Wetter mit Sturm und hohen Wellen ist. Besonderen Res-pekt nötigt dem Beobachter dabei das fliegerische Können der Hub-schrauberpiloten ab. Die können mit ihrem Fluggerät auf einem Deck lan-den, das sich auf dem Rettungskreu-zer Wilhelm Kaisen befindet, der in Sassnitz stationiert ist und im Ernstfall ebenfalls zum Unfallort gerufen wird.

Dieser Landeplatz ist nur wenige Quadratmeter groß. Damit nicht ge-nug: im Regelfall bewegt er sich dazu noch mit beachtlicher Geschwindig-keit vorwärts und gleichzeitig hebt und senkt er sich je nach Wellen-höhe und Seegang. Den Fliegern wird bei der Landung auf dem win-zigen Flugdeck höchste Präzision abverlangt. Der Hubschrauber kann – bei laufendem Rotor – gerade so lange bleiben, dass der eingeflogene Notarzt aussteigen kann. Eine Lan-dung für längere Zeit ist nicht mög-lich.

Während ein Rettungsteam nach dem anderen die geforderten Übun-gen durchführt, diskutieren die auf-merksam beobachtenden Spezia-listen an Bord das Geschehen. Eine der spontanen Erkenntnisse aus der Übung ist die Tatsache, dass Ret-tungsschwimmer und Rettungsinsel besser durch eine Leine verbunden sein sollten. Bei starkem Wind und Wellengang könnte sonst die Insel abtreiben und der Retter wäre wo-möglich selbst in einer bedrohlichen Situation.

„Verunglückte sind auf ihre Situation nicht vorbereitet, meistens passiert alles ja sehr plötzlich. In den seltens-ten Fällen dürften sie Schutzkleidung tragen, so wie unsere Männer. Stel-len Sie sich einfach mal vor, dass Sie in ihren normalen Kleidern ins kalte Wasser stürzen“, so der Vertreter der Rettungsflieger aus Warnemünde. „Da bleibt auch für den Helfer keine Zeit, sich lange zu überlegen, was er

macht.“ Es wundert also nicht, dass von der DRF die Mittelknappheit beklagt wird, die eine Anschaffung einer Rettungswinde bislang verhin-dert. Allerdings bleibt es nicht nur bei den Beschaffungskosten, denn auch der Umgang mit dem Gerät will geübt sein. Das kostet zum Beispiel Flugstunden, die nicht gerade billig sind.

Insgesamt waren zum Schluss alle Beteiligten mit dem Ergebnis der Großübung zufrieden. Wer zwischen Warnemünde und der polnischen Grenze auf See unterwegs ist, darf dies in der sicheren Gewissheit sein, dass im Notfall rasche Hilfe vor Ort ist. Beruhigend auch für alle Urlaubs-gäste unserer Region. Allerdings: das Beste ist immer noch, nach Möglich-keit gar nicht erst in eine Notsituati-on zu geraten. Nach wie vor gilt: wer sich vernünftig verhält und seinen Respekt vor See und Wetter bewahrt, handelt richtig. Text & Fotos: ces

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Neben einer deutlich höheren Effi-zienz der Rettungskräfte im Ernstfall sehen die Beteiligten vor allem auch eine deutliche Reduzierung der Kos-ten voraus. Zum Einen, weil in allen drei regionalen Leitstellen ohnehin Modernisierungsbedarf bestand. Zum Anderen, weil auch Personal-kosten in deutlicher Höhe eingespart werden können. Die „IRLS“, wie das Kürzel für das neue Zentrum lautet, wird Technik nach dem modernsten Stand erhalten und in Stralsund im Gewerbegebiet angesiedelt sein. Als oberster Dienstherr nach Indienst-stellung gegen Ende 2011 fungiert der Landrat Nordvorpommerns. Un-terstützt wird das Projekt mit 1 Milli-on Euro aus Landesmitteln.

Text & Foto: ces

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Beim diesjährigen Jugendmusikcamp Landow 2010 konnten Schülerinnen und Schüler der Musikschule mit ih-ren Partnern zusammen musizieren.

Nach drei Tagen gemeinsamer mu-sikalischer Probe konnten die 20 Stralsunder Musikschüler mit ihren fast ebenso zahlreichen Partnern aus Stargard Szczecinski (Polen), von der Musikschule Rügen, aus Skurup (Schweden) und aus Neubranden-

burg ein Konzert in der Kultur- und Wegekirche Landow auf Rügen ge-stalten.

Das Publikum in der voll besetzten Kirche war begeistert von den jun-gen Musikern – im klassischen En-semble und in der Bigband.

Wolfgang Spitz, Direktor der Musik-schule Stralsund dankt „den Rotary-clubs Stralsund und Rügen für die hervorragende finanzielle und per-sönliche Unterstützung sowie der Eu-roregion Pomerania.“ Diese förderte das Jugendmusikcamp ebenfalls aus Mitteln der Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung Programm INTERREG IV A (Fonds für kleine Pro-jekte der Euroregion Pomerania).

Text & Foto (Hansestadt Stralsund/KOSLIK): Die Musiker des klassischen Ensembles mit

der Solistin Hendrike Westphal, Gitarre,genießen den Beifall nach ihrem Auftritt

Musikschüler kooperierten grenzenlos

das Publikum war begeistert

Noch etwas unbeholfen bewegt sich der jüngste Nachwuchs im Stralsun-der Zoo durch die Welt. Das Weiß-schwanzstachelschwein wurde erst vor wenigen Tagen geboren. Inzwi-schen sind die kleinen Stacheln schon ausgehärtet und können zur Verteidi-gung eingesetzt werden.

Immer wieder wird die Frage gestellt, ob Stachelschweine ihre Stacheln wie Pfeile auf einen Gegner abschießen können. Das gelingt Ihnen zwar nicht ,aber ein erregtes Stachelschwein kann sehr schnell rückwärts laufen und einem Angreifer die spitzen Sta-cheln mit einiger Gewalt in die Haut oder die Muskulatur rammen, was zu ernsthaften Verletzungen führt.Besondere Beliebtheit erfreuen sich die abgestoßenen Stacheln bei Ang-lern zum Selbstbau von Angelposen.Gerade mit der Brut begonnen haben kürzlich die beiden Singschwäne. Als Nistplatz haben sie nun bereits zum dritten Mal die Insel im Tierparkteich gewählt.Nachwuchs hat es auch bei den Stein-käuzen und den Agutis gegeben.

Text & Foto: Tierpark

Stacheliger Nachwuchsim Stralsunder Zoo

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Im MEERESMUSEUM und OZEANEUM am Kindertag kleine “Meeresforscher“ in Aktion

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Abschließend können die lebenden Schildkröten im Aquarium bei einer Schaufütterung beobachtet werden. „Haie – die außergewöhnlichen Fi-sche“ stehen bei der Führung um 11:00 Uhr im Mittelpunkt. Ohne Frage gehören Haie zu den spannendsten Meerestieren. Das Interesse an diesen Fischen ist dem-entsprechend groß. In dieser Erleb-nisführung werden nicht nur interes-sante Lebens- und Verhaltensweisen ausgewählter Haie vorgestellt, son-dern auch untersucht, was sie so „außergewöhnlich“ macht. Die Be-obachtung lebender Haie im Aqua-rium und eine Schaufütterung gehö-ren ebenfalls dazu.Um 12:00 Uhr geht es weiter mit den Bewohnern des Korallenriffs. Pfiffige Kraken, giftige Rotfeuerfische, em-sige Putzergarnelen, uralte Meeres-

schildkröten und viele andere far-benfrohe Meeresbewohner können erlebt und bei einer Fütterung beo-bachtet werden.Anschließend wird um 13:00 Uhr die Frage geklärt, ob „Die Arktis – eine leblose Wüste?“ ist. Dann wird ver-mittelt, wie ein Narwal aussieht, was Krill ist und welch vielfältiges Leben sich unter dem Eis verbirgt. Um 13:30 Uhr können Haie und ihre Mitbewohner bei einer kom-mentierten Schaufütterung am Hai-Aquarium erlebt werden mit der an-schließenden Möglichkeit, Fragen zu stellen.Abgerundet wird dieser Aktionstag mit Informations- und Kreativstän-den unterm Walskelett im Chor des Katharinenklosters. Museumspäda-gogen zeigen lebende Tiere hautnah und laden zum Experimentieren zum

Am diesjährigen Kindertag am Diens-tag, den 1. Juni, sind im Stralsunder MEERESMUSEUM und OZEANEUM die Kinder die Hauptakteure und werden selbst als „Meeresforscher“ aktiv. Ob bei spannenden Erlebnis-führungen mit vielen Dingen zum Anfassen und Mitmachen sowie bei kleinen Schaufütterungen oder an verschiedenen Experimentierstati-onen und Kreativständen – dabei kommt garantiert keine Langeweile auf. Folgende Erlebnisführungen für Kinder sind im MEERESMUSEUM ge-plant: Um 10:00 Uhr heißt es „Mit Panzer und Flossen“, die Kinder erfahren Interessantes über die Lebensweise der Meeresschildkröten und ihrer Verwandten, sowie die Gefährdung und den Schutz dieser Urreptilien.

Unser Erfolg – Ihre ChanceLand&Leute ist ein dynamischer Verlag, der erfolgreiche Printprodukte in den Markt bringt.

Unsere Stärke ist die Eigenständigkeit und eine schlanke Organisation, die schnelles Handeln fordert und fördert. Neue Projekte sind am Start. Wir werden weiter wachsen und suchen zum

nächstmöglichen Zeitpunkt engagierte

Freie Handelsvertreter als Verlagsrepräsentanten (m/w)

für die Bereiche Stralsund / Rügen und Ostvorpommern / Usedom

Zu Ihrem abwechslungsreichen Aufgabengebiet gehören unter anderem: • Aktive Neukundenakquise und Kundenbetreuung • Persönliche Verkaufsgespräche • Selbstständiges Führen von Verhandlungen und Abschluss von Aufträgen • Kundenbesuche zur Unterstützung des Telefonmarketings • Planung und Durchführung von Direktmarketing-Aktionen • Ausarbeiten von individuellen Angeboten • Pflege aller kontaktbezogenen Kundendaten und -informationen • Kooperation mit unserer Redaktion

Da Sie eine hohe Umsatzverantwortung tragen, sollten Sie über Verlags- und/oderAkquisitionserfahrung verfügen. Kommunikationsstärke ist für diese Position ebenso

Voraussetzung wie freundliches Auftreten und erfolgsorientiertes Arbeiten. Ihren Erfolghonorieren wir durch interessante Provisionen. Auf Wunsch ist eine spätere Festeinstellung

möglich. Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung!

Verlag Land&Leute, Brandteichstrasse 20 (Technologiezentrum) 17489 GreifswaldTel.: 03834 – 550610 Fax.: 03834-550222 mail: [email protected]

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Thema Krebse ein. Für die Kinder-führungen sind Anmeldungen von Schulklassen, aber auch von Einzel-besuchern bis zum 28. Mai unter [email protected] oder [email protected] bzw. unter Tel. 0 38 31 - 26 50 350 möglich. Es werden für die Führungen keine extra Kosten erhoben, sondern nur der Museumseintritt, der am Kinder-tag reduziert sein wird. Im OZEANEUM starten zwischen 10:00 Uhr und 14:00 Uhr halbstünd-lich Mini-Expeditionen für Mini-For-scher. Ausgangspunkte sind 4 ver-schiedene Stationen im Haus: Die Ausstellung „1:1 Riesen der Mee-re“, die Ostsee-Ausstellung das Wat-tenmeer und die Ausstellung „Meer für Kinder“. Dabei sind die kleinen Entdecker gemeinsam mit den Mu-seumspädagogen verschiedensten Tierkindern auf der Spur.

Um möglichst alle 4 Stationen zu finden, werden an der Kasse kleine Stempel-Pässe mit Kurzbeschrei-bungen zu den Orten ausgeteilt. Sammler unter den Mini-Forschern erhalten einen Stempel in den Pass. Darüber hinaus wird an diesem Tag das neue Kinderbuch für die Ostsee-Ausstellung vorgestellt.

Alle zusätzlichen Kinderführungen und Aktivitäten im OZEANEUM sind im Eintrittspreis enthalten.Um Anmeldungen für die Teilnahme an den Expeditionen wird unter Tel.: 03831/ 2650 690 oder museumspä[email protected] gebeten.

Text & Foto: Ozeaneum

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Heute wie schon vor Hunderten von Jahren schlenderten die Stralsunder vor allem aus einem Grund über die Ossenreyer Straße: um einzukaufen. Kleidung, Bücher, Spielwaren, Ge-brauchsgegenstände oder Parfüm: schon seit jeher ist die Straße die Einkaufsmeile der Hansestadt. Dabei geht der Name auf die wohlhabende Kaufmannsfamilie Ossenrey zurück, die in einem ansehnlichen Giebel-haus im ersten Haus von der Baden-straße aus gesehen wohnte. Bis zur Reform der Straßennamen 1869 trug allerdings nur der Abschnitt zwi-schen Badenstraße und Böttcher-straße den Namen der Familie.

Der Bereich zwischen der Badenstra-ße und dem Alten Markt hieß bis da-hin schlicht Hinterm Rathaus, der Ab-schnitt zwischen Böttcherstraße und Apollonienmarkt dagegen Schla-weden. Ursprünglich leitet sich der Name von Otto Slore, der 1291 das Amt des Oberpfarrherrn in Stralsund inne hatte, ab. Über die Jahrhun-derte wandelte sich der Name Slor-wedem langsam in Schlaweden um, bis der Weg der Ossenreyer Straße angeschlossen wurde.

Das Haus Nummer 13, ein im Kern mittelalterliches Giebelhaus, gilt als Stralsunds ältestes Steingebäude. Historiker haben den Keller des Hau-

ses auf 1285 datiert, seit dem 17. Jahrhundert halten es Sanierungsar-beiten frisch und farbig.

Zwischen Kutschen und promenie-renden Menschen bahnte sich ab 1903 eine Straßenbahn den Weg durch die Einkaufsmeile. Zu diesem Zeitpunkt entstand auch das erste große Warenhaus in Stralsund, das der jüdische Kaufmann Leonard Tietz am Grundstück Nummer 19 bauen ließ. Als die Nationalsozialisten jü-dische Geschäftsinhaber enteigne-ten, ging aus der Tietz-AG später der Kaufhof-Konzern hervor.

Eine zweite jüdische Kaufmanns-familie war ebenfalls in Stralsund tätig: Die Familie Wertheim, die an den Grundstücken 8 bis 10 ein Wa-renhaus errichten ließ und 1927/28 auch die benachbarten Grundstücke 11 und 12 erwarb. Im Dritten Reich musste die Familie ihre Warenhäuser abtreten, die nun zur Gruppe AWAG (Allgemeine Warenhaus Gesellschaft AG) gehörten. In der DDR waren sie Teil der Handelskette Konsum.

Große Zerstörungen richtete der alli-ierte Bombenangriff am 6. Oktober1944 in der Ossenreyer Straße an. Die Gebäude rings um das Ostkreuz sowie eine Häuserzeile zwischen der Badenstraße und der Heilgeiststraße

wurden schwer getroffen, fielen in sich zusammen und mussten abge-tragen werden. Auch das eindrucks-volle Löwensche Palais fiel den Bom-ben zum Opfer. Bevor das Grundstück 1972 in eine Verkaufsstelle für Obst und Gemüse umgewandelt wurde, musste es als Parkplatz herhalten. Eine Neugestaltung erfuhr einige Jahre später auch der Rathausplatz, der mit mehreren Springbrunnen eine Schönheitskur erhielt. Heute shoppen die Stralsunder also in einer ihrer geschichtsträchtigsten Straßen.

Text: mo

stralsunds ossenreyer Strasse:

einkaufsmeile mit geschichte

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Drahtige Pferde, Schläger, stilvoll sportlich gekleidete Reiter, das war die Szene des ersten Beach Polo Masters auf Usedom. Heringsdorf darf sich damit rühmen, eines der lediglich drei in Deutschland ausgetragenen Turniere an seinen Strand geholt zu haben. Trotz des eher mäßigen Wetters verfolgten zahlreiche Zuschauer das packende Spektakel. Beach Polo stammt übrigens vom traditionellen Po-losport ab, der seine Wurzeln in persischen Reiterspielen hat. Auch wenn die Spielregeln für den Laien zunächst verwirrend sind, Spaß macht das Zuschauen in jedem Fall. So wird zum Beispiel nach jedem Spielabschnitt, auch „Chukker“ genannt, die Spielrichtung der Mannschaften gewechselt. Ein Beispiel für typisch britische Fairness, denn der Wechsel soll dafür sorgen, dass Nachteile durch Gefälle im Gelände oder Gegenlicht gerecht auf beide Mannschaften verteilt werden. Gewinner war die Mannschaft der Seebrücke Heringsdorf mit zehn Toren, gefolgt vom Team des Travel Charme Hotels Strandidyll. Den dritten Platz belegte das Team vom BMW Autohaus Eggert Stralsund und Radio Ostseewelle.

Text: ces; Fotos: jhe

Ein Hauch von British Empire in Heringsdorf

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Der Philosoph von Bunker 302

Es ist ein höchst ungewöhnlicher Ort für eine Galerie. Stählerne Türflügel mit einem Gewicht von mehr als 3,5 Tonnen geben den Weg in den Hochbunker frei. Wo früher die soge-nannte Gefechtsreserve stationiert war, findet sich heute eine Ausstel-lung mit dem Titel „Liebe Grüße von Katjuscha!“

Sorgfältig positioniert, an Seilen ver-spannt sind hier Konstruktionszeich-nungen für schwere Waffen ausge-stellt. Unkommentiert und ohne jede textliche Erklärung ziehen die Expo-nate den Betrachter alleine durch die unglaublich filigrane Art der Ausführung in den Bann. Feinstens ziseliert und schraffiert und zum Teil farblich hinterlegt ähneln die Expo-nate mittelalterlichen Holzschnitten. Was mag in den Ingenieuren und Technikern vorgegangen sein, die mit geradezu liebevoller Detailver-sessenheit solche monströsen Tö-tungsmaschinen konstruierten?

Mit einer einzigen Tafel, zwischen den Tafeln platziert, versucht Götz Thomas Wenzel eine Antwort: „Er-gebnis unserer Liebe zueinander sind unsere Kinder. Ergebnis unserer Arbeit sind Waffen, um sie zu töten.

Um unser Geld zu verdienen über-all auf dieser Welt!“ Ein mahnendes Fazit, das den Exponaten ihren ganz eigenen Sinn verleiht.

Götz Thomas Wenzel ist kein Mann vieler Worte. Kantig, bisweilen schroff, geht er seinen Weg. „Ich bin als Solist geboren worden, schon als Kind war ich ein Einzelgänger!“ gibt er preis. Vermutlich braucht es gerade diese Eigenschaften, um ein Projekt wie das, dem Wenzel sich verschrieben hat, umzusetzen.

Zunächst zurück in die Jahre nach der Wende. Wenzel lebt in Berlin und verdient seine Brötchen damit, dass er im Auftrag der Behörden die unterirdischen und bis dato zuwei-len geheimen Bauwerke der Stadt erforscht und vermisst. Immer wie-der tauchen neue, unbekannte Ka-takomben auf. Nicht selten sind sie geflutet und lassen sich nur durch risikoreiche Tauchgänge erkunden. Ein spannender, aber wahrlich nicht ungefährlicher Job.

Jahre später, Wenzel lebt jetzt in Vorpommern, erfährt er, dass es direkt vor seiner Haustüre eine ge-heimnisvolle Hinterlassenschaft der

Volksarmee gibt. Geschickt im Wald versteckt verbirgt sich im tiefsten Mecklenburg-Vorpommern eines der Geheimnisse des Kalten Krieges: ein unterirdischer, atomschlag-sicherer Bunker, der als eine von insgesamt drei Troposphärenfunk-stationen dazu gedacht war, im Falle eines Atomschlages die Nachrich-tenübermittlung innerhalb des War-schauer Paktes sicher zu stellen. So-fort ist Wenzels altes „Höhlenfieber“ wieder erwacht.

Es dauert nicht lange, bis er den Standort von Objekt 302, auch als Bunker Eichenthal bekannt, ausge-macht hat. Mit der Erkundung des Geländes beginnt er zunächst heim-lich. Während der obere Bereich des Objekts weitestgehend dem Vanda-lismus zum Opfer gefallen ist, zeigen erste Tauchgänge, dass im unteren, mutwillig gefluteten Stockwerk des Bauwerks nahezu die gesamte Tech-nik vollständig erhalten ist. Wenzel beschließt, den Bunker nicht nur zu restaurieren, sondern ihn auch zu ei-nem Museum der besonderen Art zu machen.

Götz Thomas Wenzel

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Sein Leitspruch dabei ist ein Satz von George Santayana: „Geschichte nicht weiter zu geben birgt die Gefahr der Wiederholung!“ Wenzel, schon zu DDR-Zeiten unter dem Symbol der Friedenstaube unterwegs und deswegen als nicht systemkonform durchaus kritisch beobachtet, will am Beispiel von Bunker 302 versu-chen, die Sinnlosigkeit militärischer Auseinandersetzungen zu demons-trieren und an jüngere Generationen weiter zu geben.

Wenzel steht vor einer Mammutauf-gabe. Bunker 302, nach der Wende in den Besitz der Bundeswehr über-gegangen, wurde rasch still gelegt. Versorgungs- und Lüftungsschächte mit Bauschutt und Beton verfüllt, Zugänge zugemauert, Funkmasten demontiert. Nach dem Abzug des Militärs war das Areal dann Ziel Neu-gieriger aus der Region. Zu DDR-Zei-ten rankten sich um das strengstens abgeschottete Objekt jede Menge Gerüchte. Unter anderem wurde hier sogar ein unterirdischer U-Boot-Ha-fen vermutet. In dieser Phase verfie-len die Gebäude immer mehr, kaum etwas, das nicht niet- und nagelfest ist, bleibt vor Ort.

Nachdem Wenzel das Gelände im Jahr 2004 erworben hat, musste er zunächst dreißig Container mit zum Teil hochgiftigem Sondermüll ent-sorgen. In zäher Kleinarbeit werden Lüftungsschächte und Zugänge frei-gelegt und der Bunker wieder trok-ken gepumpt. Die Menschen, die in den Dörfern rund um Objekt 302 leben, halten ihn für einen Spinner. Aber mit seiner Zähigkeit und Beharr-lichkeit verschafft er sich Respekt. Er findet Mitstreiter, die begreifen, dass mit diesem Stück Zeitgeschichte auch ein Ansatz verbunden ist, ge-

schichtlich interessierte Gäste in die ansonsten wirtschaftlich wahrlich nicht verwöhnte Region zu bringen.

Neben den technischen Problemen müssen eine Vielzahl anderer Auf-gaben gelöst werden. Finanzielle Hilfe gibt es nicht. Statt dessen tau-chen immer wieder bürokratische Hindernisse auf, die das Projekt um Monate zurückwerfen. Verschwun-dene Ausrüstung muss wieder auf-gespürt und beschafft werden. Mehr als fünfzig Tonnen Stahlschränke mit Funkausrüstung und anderem Gerät finden den Weg nach Vorpommern und werden erst einmal in Wenzels Wohnhaus abgestellt, bis der ent-sprechende Raum im Bunker fertig gestellt war.

Irgendwann taucht beim Bunker auch eine junge Frau auf, Manuela Friedrichs. Sie will wissen, was dort geschieht. Wenzel ist misstrauisch. Aber es zeigt sich, dass sie aus dem gleichen Holz geschnitzt ist wie er. Sie ist zäh, gibt nicht nach, packt mit an. Heute kann Wenzel sich den Be-trieb seines Museums ohne sie nicht mehr vorstellen. Um so mehr, als sie sich rasch in die komplexe Technik einarbeitet, die zum Betrieb der im Bunker eingebauten Multimedia-technik erforderlich ist.

„Ich wollte kein herkömmliches Mu-seum gestalten!“ sagt Wenzel. „Wir

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sind Teil einer Inszenierung, die wir unseren Besuchern anbieten. Wir wollen hier nicht in Uniformen her-um laufen, sondern etwas von der Atmosphäre vermitteln, die hier ge-herrscht hat.“ Ein Hauch der Atmo-sphäre des Kalten Krieges, die unter anderem auch durch historische Film-aufnahmen und alte Wochenschau-Ausschnitte dokumentiert wird, die im kleinen, museumseigenen Kino vorgeführt werden.

Am Eingang des Museums werden aus den Besuchern Mitglieder einer ausländischen Militärdelegation. Sie werden konsequent in die Regeln eingewiesen. Eine Rolle, die Wenzel und Friedrichs schon durch die Art ihres Sprechens, ihres Tonfalls vermit-teln, der vor dem Eingang militärisch kurz und knapp wird. Ganz neben-bei hat das auch ganz pragmatische Gründe: Wer nicht acht gibt, kommt womöglich vom Weg ab, kann sich verlaufen oder sich blaue Flecken zu-ziehen. Ein Museumsbunker ist eben kein gewöhnliches Museum.

Mit Hilfe von sorgfältig geplanten und mit hohem technischen Auf-wand inszenierten Effekten vergisst der Wanderer zwischen den Zeiten schnell die Welt außerhalb des Bun-kers. Das Geschehen zieht die Besu-cher unweigerlich in den Bann. Und so gelingt es Friedrichs und Wenzel denn auch, die ihnen wichtigste Bot-schaft sehr glaubwürdig zu übermit-teln:

Diese Inszenierung versteht sich als militärhistorisches Mahnmal des Wettrüstens und des kalten Krieges. Mit nachhaltiger Eindrücklichkeit vermittelt dieser Bunker seinen Be-suchern mehr als nur eine Ahnung vom Krieg. Egal welchem!

Text: ces; Fotos: G.T. Wenzel

Manuela Friedrichs

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Kleine schmökereiKunst für EinsteigerWer hat sich nicht schon einmal bei einem Besuch einer Gemäldegalerie oder Vernissage ahnungslos gefühlt? Ausstellungskataloge oder Feuilleton-artikel helfen häufig nicht dabei, Berührungsängste abzubauen und sich lustvoll einen Überblick über Kunst zu verschaffen. Wer sich aber für Malerei interessiert und kein Experte ist, muss sich künftig weder mit Ratlosigkeitnoch Überforderung abfinden. Denn Kunst für Einsteiger von Rolf Schlen-ker führt kurzweilig in die Betrachtung von Bildern ein. 18 000 Jahre Ma-lereigeschichte, von der Höhlenmalerei bis zur Body Art, werden innovativ anhand weniger Werke erläutert. Der Leser erfährt u. a., warum ein Portrait nicht immer eine wirklichkeitsgetreue Abbildung darstellt oder warum für das Verständnis eines Stilllebens historisches Wissen hilfreich ist. Neben Epochen, Gattungen und Künstlern richtet sich das Buch ganz nach den Bedürfnissen des ungeübten Betrachters und hilft, beim nächstenMuseumsbesuch oder Kunstevent unverkrampft eine gute Figur zu machen!

Die Autoren:Rolf Schlenker ist Wissenschaftsjournalist und Adolf-Grimme-Preisträger. Der Körper-Künstler Professor Wolfgang Flatz und Professor Raimund Wünsche, leitender Sammlungsdirektor der Glyptothek und der Staatlichen Antikensammlung in München, führen den Leser als Expertenteam durch das Buch.

„Porcella“„Porcella“ erzählt die Geschichte von Antoine Tessen. Er ist Meisterim Gestalten von Porzellanfiguren und verfügt selbst über eine wertvolleKunstsammlung. Als er im New York der 80er Jahre Marguerite trifft, eine New Yorker Galeristin, schickt sich der geheimnisvolle Künstler an, noch ein-mal mit zarten Federstrichen ebenso zarte Bande zu knüpfen und beginnt, bei den Sitzungen für Marguerites Figur seine Lebensgeschichte zu erzäh-len, die untrennbar mit der Historie des Porzellans verbunden ist.

Autor:Harald Nicolas Stazol, geboren 1970, ist freier Autor und Journalist. Nach dem Studium der Psychologie an der Universität Hamburg folgte 1996 die Ausbildung an der „Henri-Nannen-Schule“. Er spezialisierte sich auf die The-menbereiche Kultur, Mode und Lifestyle sowie auf Gerichts- und Reisere-portagen. Er lebt und schreibt in Hamburg.

Leseprobe»Sie wissen doch, wie sowas läuft. Ein wohlhabender Mann, ein Deutscher mit Schweizer Papieren, kommt nach New York, hier kennt ihn keiner, aber er taucht bei Sotheby´s auf, erscheint auf den Empfängen seiner Botschaft, er ist weltgewandt, man lädt ihn ein, er spricht ohne Akzent, er handelt mit Kunst und ganz nebenbei entwirft er die schönsten Porzellane der ganzen Welt! Ein Freund von Mies van der Rohe, von Kandinsky, von Jackie Kennedy. Immer privat, immer zurückgezogen, immer ganz im Hintergrund. Die rich-tige Ahnentafel, die besten Manieren, womöglich ein Baron!«

Harald Nicolas Stazol„Porcella“Plöttner Verlag GmbH & Co.KG, 2010,Roman, 13 × 20 cm, 202 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag,19,90 Euro,ISBN: 978-3-9388442-79-1

Rolf SchlenkerKunst für EinsteigerBelser Verlag, Stuttgart 2009, 176 Seiten, Hardcover mit Illustra-tionen, 19,95 € (D) / 20,60 € (A),ISBN: 978-3-7630-2540-4

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Im Spiegel der MusikZum 17. Usedomer Musikfestival stellen Baiba Skride

und Gidon Kremer Lettland als Musiknation vor.

In diesem Jahr steht das Usedomer Musikfestival, das vom 25. Septem-ber bis zum 16. Oktober stattfindet, unter dem Motto „Lettland – durch Musik zur Welt gebracht“. Mehr als 40 Veranstaltungen geben Einblickein die musikalische Tradition desbaltischen Staates, der seine Unab-hängigkeit durch die „singende Revolution“ erreichen konnte. Gemeint sind damit die Ereignisse in den Jahren 1987 bis 1992, als sich die Bürger der baltischen Staaten durch gemeinsames Singen ihrer traditionellen Lieder ihrer nationa-len Identität versicherten und unter anderem auf diesem Weg ihre Unab-hängigkeit von der Sowjetunion wieder erlangten. „Künstler des Landes wie Gidon Kremer und die Kremerata Baltica, Baiba, Lauma und Linda Skride, Bassbariton Egils Silinš, Organistin Iveta Apkalna, Pianist Vestards Šimkus sowie der Lettische Rund-funkchor prägen die internationale Musikszene und sind zum Usedo-mer Musikfestival zu erleben“, so Intendant Thomas Hummel. Bestätigt wird er durch Ilgvars Kļava, den Lettischen Botschafter in Deutschland: „Musik half den Letten zur Bewahrung der Identität und ist Ausdruck des lettischen nationalen Charakters, der Seele und des eige-nen Stils.“ Auf der deutsch-polnischen Insel Usedom beheimatet widmet sich das Festival in diesem Jahr zu-

sätzlich dem 200. Geburtstag von Fryderyk Chopin in Veranstaltungen mit den Pianisten Boris Berezovsky und Ewa Kupiec sowie dem Musik-kritiker und Schriftsteller Joachim Kaiser. Den diesjährigen Preis des Usedomer Musikfestivals erhält das Almandin Quartett, das als eines der faszinierendsten jungen Kammer-musikensembles Deutschlands gilt. Das Usedomer Musikfestival wird am 25. September in Peenemünde mit einem Konzert der im Jahr 2008 gegründeten Baltic Youth Philhar-monic eröffnet. Solistin ist die Geigerin Baiba Skride. Das zweite Peenemünder Konzert am 16. Okto-ber mit Werken von Tschaikowsky und Beethoven bildet den Ab-schluss der Musiklandsaison 2010. Teodor Currentzis leitet das NDR-Sinfonieorchester. Solist ist Lett-lands erfolgreichster junger Pianist Vestards Šimkus. Die Vielfalt der lettischen Musikszene versucht das umfangreiche Programm so weitrei-chend wie nur möglich abzubilden: von Klassik bis Moderne, von Alter Musik bis zu Lettischem Flamenco. Die letzte Woche der Festspiele wird durch Gidon Kremer und der Kremerata Baltica bereichert. Dieses Kammerorchester eroberte die Klassikszene im Sturm und beein-druckt immer wieder durch span-nende Programmgestaltung. In zahlreichen anderen Konzerten lässt sich Lettland als „Nation des Gesanges“ erleben. Der nationale Liedschatz umfasst mehr als 1,2 Millionen Texte und über 30.000 Melodien. Beispiele werden unter anderem durch den Lettischen Rundfunkchor präsentiert. Für einen weiteren Höhepunkt sorgt das lettisch-dänische Bläserensem-ble „Carion“, das seinem Publikum mit einzigartiger Performance einen neuen Zugang zum klassischen Repertoire für Bläserquintette ermöglicht. Zwei Ausstellungen,

„Konzerttradition an der Ostsee“ und „Malerisches Lettland“, sowie ein Vortrag zur Musikkultur des baltischen Staates runden den Lettland-Schwerpunkt ab.

Traditionelle Veranstaltungen der Usedomer Musikfestspiele, wie etwa das Jazz-Konzert auf der „Adler Vineta“, die Musikalische Inselrund-fahrt und die Synagogenrundfahrt lassen sich auch 2010 im Programm finden. Außerdem lädt das Usedo-mer Musikfestival traditionell den Preisträger von Young Concert Ar-tists ein. Auch die etablierten Veran-staltungen für Familien, Kinder und Jugendliche werden 2010 mit Fami-lienkonzerten, Schulprojekten und Workshops – u. a. unterstützt vom NDR und der Achterkerke Stiftung fortgesetzt. Angesichts des span-nenden, umfangreichen Angebotes, das in dieser Form sicher einzigartig ist, ist es ganz sicher empfehlens-wert, sich frühzeitig zu informieren und sich sein persönliches Festival-Programm zusammenzustellen. Alle Termine und weiterführenden Informationen finden sich unter www.usedomer-musikfestival.de im Internet.

Text: ces; Fotos: Festival

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Baiba Skride

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g 23.5.10 ab 11.00 UhrPfingst-Blues-Brunch, Groß Behnkenhagen, Landhotel Gut Groß Behnkenhagen

g 23.5.10 • 10.00 UhrAuftaktveranstaltung zu „175 Jahre Deutsche Eisenbahn“, Fahrzeugschau und Fotoshooting, Pasewalk, Lokschuppen

g 23.5.10 • 14.00 UhrBrückenfest in Grambin

g 23.5.10 bis 24.5.10 • ganztägigUeckermünder Pfingstfest mit Familienprogramm im Tierpark

g 26.5.10 bis 6.6.10International Students Festival, Greifswald, diverse Orte

g 27.5.10 • 19.30 UhrLadies Night – Komödie von S. Sinclair und A. McCarten, Theater Stralsund, Großes Haus

g 29.5.10 bis 6.6.10Fotofestival HorizonteZingst 2010 „Naturereignisse“Informationen erhalten Sie unter Tel.: 038232-81580

g bis 30.5.10„InterArt 2010“ – Künstler ausvielen Ländern stellen ihre Werke aus, Greifswald, Pommernhus

g 30.5.2010 • 19.30 UhrTANZZEIT 2010 – Choreographien von Raffaella Galdi & Ousséni Sako, Theater Greifswald, Großes Haus

g 31.5.10 bis 6.6.1064. Greifswalder Bachwoche,Bach und Russland, Infos unter: www.greifswalder-bachwoche.de

g 1.6.10 • 19.00 UhrAuftakt zum 7. Ueckermünder Musiksommer, Ueckermünde, Marktplatz

g 3.6.10 • ab 13.00 Uhr„Eggesiner Bauernmarkt“, Blaubeerscheune

g bis 4.6.10„Kunst aus St. Petersburg“ – Foto-ausstellung, Greifswald, St. Spiritus

g 4.6.10 • 20.00 UhrKonzert mit dem Gitarrenduo „Hands on Strings“, Bugewitz, Gasthaus „Zum Mühlengraben“

g 4.6.10 bis 6.6.106. Ueckermünder Haffsail, Lagunenstadt & Strand

g 5.6.10 • 14.00 Uhr„Pasewalker Museumsfest“,Geschichte zum Anfassen und Mitmachen

g 5./6.6.104. Greifswalder Töpfermarkt, Greifswald, Marktplatz

g 6.6.1015 Jahre Ostseewelle Hitradio M-V, Grevesmühlen, Piraten-Open-Air-Gelände, Infos: www.grevesmuehlen.de

g 12.6.10 • ab 19.00 UhrBlues & Jazz Abend, SundhagenOT Groß Behnkenhagen, Landhotel Gut Groß Behnkenhagen

g 18.6.10Premiere Piraten-Open-Air, Gre-vesmühlen, Piraten-Open-Air-Ge-lände, Infos: www.grevesmuehlen.de

g 18.6.10 bis 20.6.10Hafenfest mit Netz- und Zees-bootregatta, Zingst, Hafen

Mai/Juni

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g 18.6.10 bis 20.6.10Hawaiian Sports Festival – Span-nende Wettkämpfe für Outrigger, Surfski, Kajak und Paddelboard. Ostseebad Rerik, Tel.: 0175-4363403

g 19.6.10Open Air Beatkiste – Bands für Bands, Malchin, Tel.: 03994-64011

g 23.6.10 bis 23.10.10„Das Leben der Ritter“ – Ausstel-lung, Ueckermünde, Haffmuseum

g 24.6.10 • 19.30 UhrKonzert mit Angelika Milster, Ueckermünde, Marienkirche

g 25.6.10 bis 27.6.10 • ganztägig15. Ueckermünder Hafenfest – mit Stargast Olaf Henning, Feuerwerk und Badewannenrennen, Ueckerpark und Stadthafen

g 25.6.10 bis 27.6.10IX. Countryfest, Ostseebad Zinnowitz, Musik-pavillon, Tel.: 038377-4920

g 26.6.10 bis 27.6.1017. Malchiner Altstadtfest,Tel.: 03994-64011

g 2.7.10 bis 3.7.10Rügener Partyweekend „Schlagerparty-Die III.“, Bergen auf Rügen, Rugard-Freilicht-bühne, Tel.: 03838-811206

g 2.7.10 bis 4.7.10Wolgaster Hafentage – Höhe-punkte sind ein Feuerwerk und Partys am Freitag und Samstag. Wolgast, Stadthafen undMuseumshafen

g 2.7.10 bis 4.7.10Deutscher Wind Surf Cup – Deut-sche Meisterschaften im Windsurfen, Ostseebad Boltenhagen, Infos: www.boltenhagen.de

g 3.7.10 • 14.00–21.00 UhrLocal-Energie-Party, Grevesmühlen, Marktplatz

g 3.7.10 • ab 19.00 UhrBlues & Jazz-Abend, Sundhagen OT Groß Behnkenhagen, Landhotel Gut Groß Behnkenhagen

g 9.7.10 • 21.00 UhrSchumann-Nacht – Musik zum 200. Geburtstag von Robert Schu-mann, Greifswald, Dom St. Nikolai

g 9.7.10 bis 11.7.1057. Müritzfest, Waren (Müritz), Altstadt und Stadt-hafen, Tel.: 03991-666183

g 12.7.10Kreativnacht – Zahlreiche Künstler und Anbieter laden zum Mit- und Selbermachen ein. Zingst, Museumshof

g 19.7.10Zingster Wasserfest – Ein Fest für Groß und Klein mit Spielen, die jedes Jahr für Begeisterung sorgen, Zingst, Museumshof

g 7.8.10 • 11.00 UhrGroßes Country-Fest,Burg Stargard, Reiterhof Gohrs, Tel.: 039603-20895

g Bis 17.10.10Sonderausstellung: Adliges Fräulein „Haute Couture“ – Die Modenschau der feinen Küche, Barth, Vineta-Museum

g bis 31.10.10 Sonderausstellung: Hundertwasser zu St. JakobiStralsund, St. Jakobi

Vorschau

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impressumVerlag Land & LeuteInh.: Heike RadtkeBrandteichstrasse 2017489 GreifswaldTel.: 03834 - 550610Fax.: 03834 - 550222mail: [email protected] und V.i.S.d.P.:Claus E. Schwarz

Land & Leute, Büro Stralsundc/o Hansedruck Medien GmbHHeilgeiststraße 2-318439 Stralsund

Redaktion: Christian Anders (can),Manuel Opitz (mo), Claus E. Schwarz (ces),freie Mitarbeiter Schlussredaktion: Henri Dörre (hed)

Repräsentanz Greifswald:Jana Heidenreich (jhe)Tel.: 0179 - 6103560

Artwork und Layout:Manuela Storch (mst)

Mindestauflage: 17.500 ExemplareVerteilung: Lesezirkel, Hausverteilung in ausgewählten, wechselnden Gebieten, Tourist-Informationen, Kurverwaltungen, Hotels, Gastronomie, Firmen und GeschäftenErscheinungsweise: 12 mal jährlich

Anzeigenpreise: Preisliste 1, gültig ab 1.11.2009Anzeigen: Heike Radtke / [email protected]

Druck: rügendruck gmbh, circus 1318581 Putbus / Insel Rügen

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Kaum wurden die ersten Hochrechnungen verlesen, knallten auch schon die Sektkorken: Nach den Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen fühlen sich fast alle Parteien irgendwie als Gewinner. Während die Ökofraktion bereits jede Menge neue Windradparks und Krötentunnel plant, träumt der Antikapitalistenverein vom heroischen Kampf gegen das internationale Kapital. Dagegen glaubt eine dritte Partei, den Posten des Ministerpräsidenten schon sicher in der Tasche zu haben und feiert ihre triumphale Rückkehr an die Macht: mit 2,6 Prozent Stimmverlusten. Und die Partei mit den meisten Stimmen? Ist damit beschäftigt, ihren Prozess der Selbstzerfleischung fortzuführen.

Ausgangspunkt war die „Sponsoring-Affäre“, die ein durchaus interessantes Geschäftsmodell der Regierungspartei enthüllte: Als Heilmittel gegen eine leere Parteikasse Gespräche mit dem Minister-präsidenten an Sponsoren zu verhökern. Jetzt will’s keiner gewesen sein, Köpfe rollen und jeder schießt gegen jeden: Schatzmeister gegen Wahlkampfmanager, Generalsekretär gegen vermeintliche Maulwürfe und mittendrin ein scheinbar käuflicher Ministerpräsident, der die Zügel seiner Partei schon längst nicht mehr in den Händen hält. Selten ist ein Landesregent derart von seinen eigenen Leuten demontiert worden. Für solchen „alle für Einen, Einer für alle“-Zusammenhalt war bisher eher die Partei bekannt, deren backenbärtiger ehemaliger Vorsitzender jetzt in Rheinland-Pfalz schmollt. Dass es mit dem Friede, Freude, Eierkuchen- Ambiente in der nordrhein-westfälischen Regierungs-zentrale nicht so recht klappen wollte, brachte die eher farblose Gegenkandidatin, die bis dahin ungefähr so viel Leuchtkraft wie eine Energiesparlampe zeigte, jedenfalls ganz unverhofft auf die Sieger-straße.

Und wer muss sich in das fröhliche Koalitionsgerangel zwingend einschalten? Richtig, ausgerechnet die Herrschaften aus unserem Landtag. Die sind nämlich so was von kompetent und haben, weil es in MV einfach keine Probleme gibt, nichts besseres zu tun, als Koalitions-empfehlungen an ihre NRW-Kollegen zu geben. Liegt ja auch fast nebenan. Dabei sind die genialen, klugen Tipps und Ratschläge unge-fähr so wertvoll wie die aussagekräftigen Botschaften chinesischer Glückskekse. Und während die NRW-Parteien noch selbstverliebt ihren Siegesrausch auskosten, lehnen sich die wahren Gewinner der Wahl bequem im Sessel zurück: die Nichtwähler. Nicht einmal 60 Prozent der Wahlbe-rechtigten rafften sich am Wahlsonntag auf und fanden den Weg ins Wahllokal. Der Rest blieb zu Hause, machte Urlaub auf Balkonien, jäteteUnkraut im Garten oder erholte sich von anderen anstrengenden Aktivitäten.

Und was bedeutet es für eine Demokratie, wenn 40 Prozent der Wahl-berechtigten ihre Kreuze verweigern? Den Politikern scheint das egal zu sein. Hauptsache, sie gehören zu den Gewinnern.

Der Club der Dauergewinner Ein Kommentar von Manuel Opitz

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