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23 st.galler bauer 21 – 2011 tierhaltung Landwirtschaftliches Zentrum SG, Fachstelle Kleinvieh Entwurmen mit Esparsette Die Entwurmung der Ziege ist nicht ganz einfach. Viele versuchen eine alternative Entwurmung, um die Resistenzbildung zu vermin- dern. Ebenfalls haben die Entwurmungsmittel Absetz- fristen, was ihren Einsatz zeitlich im Jahresablauf eines Betriebes einschränkt. Text und Bild: Sven Baumgartner, LZSG Aus diesem Grunde wurde ein Versuch gestartet, welcher durch das FiBL wissenschaftlich ausge- wertet wurde. Der Versuch wurde von der UFA, dem Verein Ziegen- freunde und dem Landwirtschaft- lichen Zentrum SG mitgetragen. Das Versuchsziel lautete: Nach- weis des Effekts der Esparsetten- fütterung gegen Magen-Darm- Würmer bei erwachsenen Ziegen kurz vor dem Lammen. Futterbereitung und -analysen Im Sommer 2010 wurde am Land- wirtschaftlichen Zentrum Flawil Es- parsette angebaut, geerntet und als Silage und Pellets konserviert. Die beiden Futtertypen wurden durch das FiBL auf ihren Gehalt an kon- densierten Tanninen (kT) unter- sucht. Es sind die kondensierten Tannine, welche nachweislich einen Effekt gegen Magen-Darm Würmer haben. Neben den kT-Konzentrationen wurde von den Esparsettenpellets und der Esparsettensilage eine Nährwertanalyse gemacht. Die Re- sultate dieser Analyse dienten dazu, die Ration der Kontrollziegen, von deren kT-freiem Futter auch eine Nährwertanalyse vorlag, jener der Esparsettengruppe anzuglei- chen (Protein und Energie). Versuchsablauf Vor dem Versuch wurden alle Zie- gen (n = 45) der Herde durch das FiBL parasitologisch untersucht (26. Oktober 2010 – Kotprobe), um Ziegen auf dem Betrieb nach der Aufteilung der Gruppen. Hier die Kontrollgruppe. Zur parasitologischen Untersuchung wurden den Ziegen Kotproben entnommen.

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Landwirtschaftliches Zentrum SG, Fachstelle Kleinvieh

Entwurmen mit Esparsette Die Entwurmung der Ziege ist nicht ganz einfach. Viele versuchen eine alternative Entwurmung, um die Resistenzbildung zu vermin­dern. Ebenfalls haben die Entwurmungsmittel Absetz­fristen, was ihren Einsatz zeitlich im Jahresablauf eines Betriebes einschränkt.

Text und Bild: Sven Baumgartner, LZSG

Aus diesem Grunde wurde ein Versuch gestartet, welcher durch das FiBL wissenschaftlich ausge-wertet wurde. Der Versuch wurde von der UFA, dem Verein Ziegen-freunde und dem Landwirtschaft-lichen Zentrum SG mitgetragen. Das Versuchsziel lautete: Nach-weis des Effekts der Esparsetten-fütterung gegen Magen-Darm-

Würmer bei erwachsenen Ziegen kurz vor dem Lammen.

Futterbereitung und ­analysenIm Sommer 2010 wurde am Land-wirtschaftlichen Zentrum Flawil Es-

parsette angebaut, geerntet und als Silage und Pellets konserviert. Die beiden Futtertypen wurden durch das FiBL auf ihren Gehalt an kon-densierten Tanninen (kT) unter-sucht. Es sind die kondensierten Tannine, welche nachweislich einen Effekt gegen Magen-Darm Würmer haben. Neben den kT-Konzentrationen wurde von den Esparsettenpellets und der Esparsettensilage eine Nährwertanalyse gemacht. Die Re-sultate dieser Analyse dienten dazu, die Ration der Kontrollziegen, von deren kT-freiem Futter auch eine Nährwertanalyse vorlag, jener der Esparsettengruppe anzuglei-chen (Protein und Energie).

VersuchsablaufVor dem Versuch wurden alle Zie-gen (n = 45) der Herde durch das FiBL parasitologisch untersucht (26. Oktober 2010 – Kotprobe), um

Ziegen auf dem Betrieb nach der Aufteilung der Gruppen. Hier die Kontrollgruppe.

Zur parasitologischen Untersuchung wurden den Ziegen Kotproben entnommen.

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jene TIere zu ermitteln, die einen ho-hen Befall von Magen-Darm-Wür-mern haben (gemessen an der An-zahl ausgeschiedener Parasiteneier pro Gramm Kot). Aufgrund der Er-gebnisse konnten zwei Ziegengrup-pen à je 16 Tiere gebildet werden, die einen genügend hohen MDW-Befall hatten (> 300 Parasiteneier pro Gramm Kot), um in den Versuch eingeschlossen zu werden.Kurz vor Beginn des Fütterungs-versuchs (29. Nov. 2010) wurde von allen 32 Versuchstieren erneut eine Kotprobe zur parasitologischen Untersuchung genommen. Die eine Gruppe erhielt während 21 Tagen Esparsettenpellets und Esparset-tensilage (Esparsettengruppe), die andere übliches Hoffutter (Kont-rollgruppe). Nach 21-tägiger Füt-terung wurden die Tiere wieder be-probt und untersucht. Über die Dif-ferenz der Eiausscheidungswerte vor und nach der Fütterung liess sich der Effekt der Esparsette be-stimmen.

Weitere UntersuchungenParallel wurde zu diesem Zeitpunkt eine Kultur angesetzt, um die vor-handenen Magen-Darm-Wurmarten zu differenzieren. Die Resultate die-ser Differenzierung sind die folgen-den:– 76% Haemonchus – Blutsau-

gender Labmagenwurm, auch roter gedrehter Magenwurm, gross, richtet durch seine blut-konsumierende Lebensweise be-trächtlichen Schaden an

– 13% Teladorsagia – Labmagen-wurm, klein, weniger schädlich als Haemonchus

– 11% Trichostrongylus – Dünn-darmwurm, klein, Hauptsymp-tom für den Befall mit diesem Wurm ist Durchfall.

Interpretation der ResultateDie Gruppen wurden auf Basis der Kotbefunde vom 26. Oktober 2010 gemacht, also gut einen Monat vor dem Start der Versuchsfütterung.

Unglücklicherweise hat sich die Ei-ausscheidung während den 35 Ta-gen bis zum Versuchsstart (und dem nächsten Kotuntersuch) ver-ändert, sodass die beiden Gruppen nicht mehr den gleichen Versuchs-startpunkt hatten. Der Anstieg der Eiausscheidung war in der Gruppe mit den Esparsettentieren wesent-lich höher als bei der Kontrolle. Das deutet darauf hin, dass in dieser Gruppe tendenziell die anfälligeren Tiere eingeteilt waren – durch pu-ren Zufall. Unter diesem Blickwin-kel könnte man den Rückgang der Eiausscheidung in der Esparsetten-gruppe trotzdem als Erfolg werten.Es stellt sich grundsätzlich die Fra-ge, warum die Eiausscheidung in der Kontrollgruppe eine Reduktion erfährt. Entsprechend den meisten wissenschaftlichen Studien sollte die Eiausscheidung gegen die Ge-burt hin stetig zunehmen und erst etwa zwei bis drei Wochen nach der Geburt wieder sinken. Die Es-parsettenpellets wurden in dieser

ResultateDie Grafiken zeigen den Verlauf der ausgezählten Eier pro Gramm Kot. Eines ist die Kontrollgruppe, die ge-punktete Linie die Esparsetten Gruppe.

Alle Beprobungen, 26.10, 29.11 und 20.12.2010. Beprobungen vor und nach Esparsettenfütterung.

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Studie zu Beginn nicht gut gefres-sen. Ein Grund dafür könnte sein, dass die Tiere mit einer Futterstruk-tur konfrontiert waren, die sie zu-vor nicht kannten. Die Aufnahme der Pellets verbesserte sich nach etwa sieben Tagen drastisch. Für zukünftige Versuche sollte eine längere Angewöhnungszeit bei der Futterumstellung vorgesehen wer-den. Alternativ zur Pelletbereitung könnte für einen nachfolgenden Versuch mit Heu gearbeitet wer-den.

VerbesserungsmöglichkeitenAnbau, Ernte und FütterungDie Ernte der Esparsette sollte möglichst schonend gemacht wer-den, um den Blattverlust minimal zu halten. Dies ist vor allem dann angezeigt, wenn Dürrfutter ge-macht wird.

ParasitologieEs hat sich gezeigt, dass jene Tiere, welche Esparsette gefressen haben, wesentlich faserigeren, trockene-ren Kot hatten als die Tiere der Kont-rollgruppe. Da für die parasitologi-schen Tests nicht dasKotvolumen, sondern ein definiertes Kotgewicht untersucht wird, könnte dies zu einer Verzerrung der tatsächlichen Re-sultate geführt haben. Der Grund dafür ist, dass im Falle der Esparset-te mehr Kot eingewogen werden

muss als in der Kontrollgruppe, um das entsprechende Untersuchungs-gewicht zu erreichen. Dieses Prob-lem könnte durch die Bestimmung des Trockengewichts jeder einzel-nen Kotprobe umgangen werden. Die im Test ermittelten Parasiteneier würden dann auf das Kottrockenge-wicht bezogen.Parasiteneier sind im Kot nicht ho-mogen verteilt. Diesem Umstand wird zwar im Labor Rechnung ge-tragen, indem für die Unter suchung von verschiedenen Orten des Kots Material genommen wird; aber im Rahmen eines Versuchs könnte dies noch verbessert werden, in-dem jede Kotprobe vor der Unter-suchung gründlich gemixt wird – z.B. mit einem Stabmixer.

SonstigesEs wurde in diesem Versuch fest-gestellt, dass jene Tiere, die Espar-sette gefressen haben, im Ver-gleich zur Kontrolle ein glänzende-res, schöneres Haarkleid hatten. Es ist zurzeit unklar, ob und wie die Esparsette dazu beiträgt.

Abschliessend ist zu sagen, dass diese Studie für einige Ziegenhal-ter in Zukunft wichtige Erkennt-nisse bringen wird. Die zu verbes-sernden Punkte werden bei einer weiteren Studie sicher mit einbe-zogen.