LÄRM INFO · 2019. 6. 27. · Im Winter vergangenen Jahres haben wir Ihnen ein sechsseitiges...

2
L Ä R M – I n f o Winter 2005 Stille Nacht..., stille Nacht..., stille Nacht... LÄRM INFO Mit unserem Info-Blatt möchten wir unsere Kunden in unregelmäßigen Abständen über aktuelle Fragen des Lärmschutzes aus der Rechtsprechung, der Presse, der Literatur und aus unserer Erfahrung informieren. Inhalt: In eigener Sache Stadtlärm in Spanien & Frankreich Ruhestörung: Gericht verbietet Formel 1 in Monza Straßenverkehrslärm, Möglichkeiten zur Min- derung der Emissionen In eigener Sache: Im Winter vergangenen Jahres haben wir Ihnen ein sechsseitiges „Lärm-Info Winter 2004“ zukommen las- sen. Nun liegt Ihnen die Ausgabe „Lärm-Info Winter 2005“ vor. Leider fand sich dieses Jahr nicht die Zeit ein entsprechendes „Lärm-Info“ im Frühjahr oder im Sommer 2005 zu verfassen. Bitte haben Sie dafür Ver- ständnis, dass wir auch zukünftig nur in unregelmäßi- gen Abständen über Fragen des Lärmschutzes, aus der Rechtsprechung, der Presse, der Literatur und aus unserer Erfahrung informieren können. Wir hoffen den- noch Ihnen wie gewohnt einige interessante Meldun- gen und Neuigkeiten zum Jahresabschluss bieten zu können. Für alle diejenigen, die die Infobriefe nicht per Post er- halten oder sich die bisherigen Ausgaben noch einmal in Erinnerung rufen möchten, besteht die Möglichkeit zum Download auf unserer Internetseite. Besuchen Sie doch einfach unsere Homepage (www.ibk-schall.de). Dort haben wir für Sie eine Rubrik eingerichtet. Unter Download“ finden Sie die bisherigen Ausgaben unse- res Lärm-Infos als PDF-Dokumente zum herunterla- den auf Ihren Rechner. Unser Wunsch für 2006: Helfen Sie der Automobilindustrie auf die Sprünge. Statt der PS-starken Schlachtschliffe brauchen wir vor allem leisere Autos. Schon einmal etwas von Hybridan- trieb gehört? Autofahren fast ohne Motorgeräusche und ohne Abgase. Und das ohne Reichweitenbe- schränkungen und ohne dass man zum Aufladen an die Steckdose muss! Noch gibt es dieses Fahrzeug mit all diesen Vorzügen nicht. Aber es gibt schon jetzt gute Schritte auf diesem Weg. Im Toyota Prius schlagen serienmäßig zwei Herzen in einer Brust. Überland braucht man den Verbrennungsmotor. Im Stadtverkehr und auf Kurzstrecken fährt er mit einem Elektromotor, dort wo die Belastung mit Schadstoffen und Lärm am größten ist. Hier leisten Hybridfahrzeuge einen echten Beitrag zum Umweltschutz. Fragen Sie bei Ihrem Au- tohändler nach einem solchen fortschrittlichen Fahr- zeug. Vielleicht helfen Sie auch der Automobilindustrie auf die Sprünge, den Umwelt- und den Lärmschutz nicht nur in der Karosse endlich ernst zu nehmen. Stadtlärm in Spanien & Frankreich: „Smarte“ Lärmüberwachung in Madrid Quelle: „Lärm-Report“ Deutscher Arbeitsring für Lärm- bekämpfung e.V. 2/2004 Mit 3 Millionen Einwohnern und einem Straßennetz von 2.500 km zeigt Madrid auf vorbildliche Weise, was man tun kann, um mehr Komfort in Bezug auf Stadtlärm zu erreichen. Das Madrider Umweltamt betreibt ein Lärmüberwa- chungssystem mit beaufsichtigten und unbeaufsichtig- ten Messstationen (mehr als 30 stationäre und 16 trag- bare Stationen) und eine grüne Brigade ist für die Ein- führung der EU-Umgebungslärmrichtlinie verantwort- lich. Dynamische Lärmkarten in Echtzeit werden damit ermöglicht und eine Spezialausrüstung des „Smart“, ausgerüstet mit einem Messsystem von Bruel & Kjaer, hilft dabei, um zukünftige Anforderungen entsprechend der EU-Umgebungslärmrichtlinie 2002/49/EG zu erfül- len. Angers contre le bruit Quelle: „Lärm-Report“ Deutscher Arbeitsring für Lärm- bekämpfung e.V. 2/2004 Angers ist nicht nur eine schöne Stadt an der Loire, sondern dürfte auch die leiseste in Frankreich über- haupt sein. Der Bürgermeister Jean-Claude Antonini hat die Lärm- bekämpfung in seiner Stadt zur Chefsache erklärt und seinen Bürgern zeitlich und akustisch enge Grenzen auferlegt. Die Stadt geht selbst mit gutem Beispiel vor- an. Lärmarme Müllfahrzeuge sind selbstverständlich, Straßen wurden mit Flüsterasphalt versehen, die Alt- glascontainer verschwinden unter dem Boden, das Glas erreicht nahezu lautlos den Container über eine 1,80 Meter lange Röhre und natürlich hat man ein städ- tisches Lärmtelefon eingerichtet. In Frankreich ist inzwischen der Kampf gegen den Lärm sehr populär, denn unter Lärm leiden mehr Fran- zosen als unter Smog und unter Müll. Inzwischen hat die Umweltministerin Roselyne Bachelot ein Programm gegen den Lärm vorgelegt. Ruhestörung: Gericht verbietet Formel 1 in Monza Quelle: WEB.DE, Magazin Verkehr, Motorsport Monza – Im Autodrom von Monza dürfen wegen Ruhe- störung keine Formel-1-Rennwagen mehr fahren. Ein Gericht in Mailand verbot Rennen mit Fahrzeugen oh- ne für den Straßenverkehr zugelassene Schalldämpfer. „Damit können wir derzeit keine Formel 1 mehr austra- gen“, sagte der Direktor des Autodroms, Enrico Ferrari. Das Urteil des Mailänder Richters Marco Manunta wird die Austragung des Grand-Prix von Italien im kommen-

Transcript of LÄRM INFO · 2019. 6. 27. · Im Winter vergangenen Jahres haben wir Ihnen ein sechsseitiges...

Page 1: LÄRM INFO · 2019. 6. 27. · Im Winter vergangenen Jahres haben wir Ihnen ein sechsseitiges „Lärm-Info Winter 2004“ zukommen las-sen. Nun liegt Ihnen die Ausgabe „Lärm-Info

L Ä R M – I n f o Winter 2005 Stille Nacht..., stille Nacht..., stille Nacht...

LÄRM I N F O

Mit unserem Info-Blatt möchten wir unsere Kunden in unregelmäßigen Abständen über aktuelle Fragen des Lärmschutzes aus der Rechtsprechung, der Presse, der Literatur und aus unserer Erfahrung informieren.

Inhalt:

♦ In eigener Sache

♦ Stadtlärm in Spanien & Frankreich ♦ Ruhestörung: Gericht verbietet Formel 1 in

Monza ♦ Straßenverkehrslärm, Möglichkeiten zur Min-

derung der Emissionen

In eigener Sache: Im Winter vergangenen Jahres haben wir Ihnen ein sechsseitiges „Lärm-Info Winter 2004“ zukommen las-sen. Nun liegt Ihnen die Ausgabe „Lärm-Info Winter 2005“ vor. Leider fand sich dieses Jahr nicht die Zeit ein entsprechendes „Lärm-Info“ im Frühjahr oder im Sommer 2005 zu verfassen. Bitte haben Sie dafür Ver-ständnis, dass wir auch zukünftig nur in unregelmäßi-gen Abständen über Fragen des Lärmschutzes, aus der Rechtsprechung, der Presse, der Literatur und aus unserer Erfahrung informieren können. Wir hoffen den-noch Ihnen wie gewohnt einige interessante Meldun-gen und Neuigkeiten zum Jahresabschluss bieten zu können. Für alle diejenigen, die die Infobriefe nicht per Post er-halten oder sich die bisherigen Ausgaben noch einmal in Erinnerung rufen möchten, besteht die Möglichkeit zum Download auf unserer Internetseite. Besuchen Sie doch einfach unsere Homepage (www.ibk-schall.de). Dort haben wir für Sie eine Rubrik eingerichtet. Unter „Download“ finden Sie die bisherigen Ausgaben unse-res Lärm-Infos als PDF-Dokumente zum herunterla-den auf Ihren Rechner. Unser Wunsch für 2006: Helfen Sie der Automobilindustrie auf die Sprünge. Statt der PS-starken Schlachtschliffe brauchen wir vor allem leisere Autos. Schon einmal etwas von Hybridan-trieb gehört? Autofahren fast ohne Motorgeräusche und ohne Abgase. Und das ohne Reichweitenbe-schränkungen und ohne dass man zum Aufladen an die Steckdose muss! Noch gibt es dieses Fahrzeug mit all diesen Vorzügen nicht. Aber es gibt schon jetzt gute Schritte auf diesem Weg. Im Toyota Prius schlagen serienmäßig zwei Herzen in einer Brust. Überland braucht man den Verbrennungsmotor. Im Stadtverkehr und auf Kurzstrecken fährt er mit einem Elektromotor, dort wo die Belastung mit Schadstoffen und Lärm am größten ist. Hier leisten Hybridfahrzeuge einen echten Beitrag zum Umweltschutz. Fragen Sie bei Ihrem Au-tohändler nach einem solchen fortschrittlichen Fahr-zeug. Vielleicht helfen Sie auch der Automobilindustrie auf die Sprünge, den Umwelt- und den Lärmschutz nicht nur in der Karosse endlich ernst zu nehmen.

Stadtlärm in Spanien & Frankreich:

„Smarte“ Lärmüberwachung in Madrid

Quelle: „Lärm-Report“ Deutscher Arbeitsring für Lärm-bekämpfung e.V. 2/2004 Mit 3 Millionen Einwohnern und einem Straßennetz von 2.500 km zeigt Madrid auf vorbildliche Weise, was man tun kann, um mehr Komfort in Bezug auf Stadtlärm zu erreichen. Das Madrider Umweltamt betreibt ein Lärmüberwa-chungssystem mit beaufsichtigten und unbeaufsichtig-ten Messstationen (mehr als 30 stationäre und 16 trag-bare Stationen) und eine grüne Brigade ist für die Ein-führung der EU-Umgebungslärmrichtlinie verantwort-lich. Dynamische Lärmkarten in Echtzeit werden damit ermöglicht und eine Spezialausrüstung des „Smart“, ausgerüstet mit einem Messsystem von Bruel & Kjaer, hilft dabei, um zukünftige Anforderungen entsprechend der EU-Umgebungslärmrichtlinie 2002/49/EG zu erfül-len. Angers contre le bruit

Quelle: „Lärm-Report“ Deutscher Arbeitsring für Lärm-bekämpfung e.V. 2/2004 Angers ist nicht nur eine schöne Stadt an der Loire, sondern dürfte auch die leiseste in Frankreich über-haupt sein. Der Bürgermeister Jean-Claude Antonini hat die Lärm-bekämpfung in seiner Stadt zur Chefsache erklärt und seinen Bürgern zeitlich und akustisch enge Grenzen auferlegt. Die Stadt geht selbst mit gutem Beispiel vor-an. Lärmarme Müllfahrzeuge sind selbstverständlich, Straßen wurden mit Flüsterasphalt versehen, die Alt-glascontainer verschwinden unter dem Boden, das Glas erreicht nahezu lautlos den Container über eine 1,80 Meter lange Röhre und natürlich hat man ein städ-tisches Lärmtelefon eingerichtet. In Frankreich ist inzwischen der Kampf gegen den Lärm sehr populär, denn unter Lärm leiden mehr Fran-zosen als unter Smog und unter Müll. Inzwischen hat die Umweltministerin Roselyne Bachelot ein Programm gegen den Lärm vorgelegt. Ruhestörung: Gericht verbietet Formel 1 in Monza Quelle: WEB.DE, Magazin Verkehr, Motorsport Monza – Im Autodrom von Monza dürfen wegen Ruhe-störung keine Formel-1-Rennwagen mehr fahren. Ein Gericht in Mailand verbot Rennen mit Fahrzeugen oh-ne für den Straßenverkehr zugelassene Schalldämpfer. „Damit können wir derzeit keine Formel 1 mehr austra-gen“, sagte der Direktor des Autodroms, Enrico Ferrari. Das Urteil des Mailänder Richters Marco Manunta wird die Austragung des Grand-Prix von Italien im kommen-

Page 2: LÄRM INFO · 2019. 6. 27. · Im Winter vergangenen Jahres haben wir Ihnen ein sechsseitiges „Lärm-Info Winter 2004“ zukommen las-sen. Nun liegt Ihnen die Ausgabe „Lärm-Info

L Ä R M – I n f o Winter 2005 Stille Nacht..., stille Nacht..., stille Nacht...

LÄRM I N F O

den September aber nicht gefährden. Die Rennstrecke kündigte Berufung gegen das Urteil an. Auch von den Stadtverwaltungen in Monza und Mailand bekam das Autodrom Rückendeckung. Den Richter Manunta halten die Rennstrecken-Betreiber für einen übereifrigen Formel-1-Gegner. In seiner Urteilsbegründung bezeichnete Manunta die Formel 1 nach einem Bericht der „La Gazzetta dello Sport“ als einen „gefährlichen Luxus ohne Nutzen für die Gesellschaft, der der Umwelt sehr schadet.“ Straßenverkehrslärm Möglichkeiten zur Minderung der Emissionen Dipl.-Ing. F.-J. Kals & Dipl.-Ing. S. Kadansky-Sommer IBK Schallimmissionsschutz Nach Angaben des Umweltbundesamtes (UBA) und wie nicht selten der Literatur zu entnehmen fühlt sich ungefähr jeder dritte Einwohner in der Bundesrepublik Deutschland durch Straßenverkehrslärm wesentlich belästigt. Fast jeder fünfte Einwohner fühlt sich sogar hochgradig belästigt. Obwohl in den letzten Jahren immense Anstrengungen und Fortschritte z. B. durch Reduzierung der Ge-räuschgrenzwerte der Kfz oder auch durch den Bau von Lärmschutzwällen und -wänden erreicht wurden, kann die Belastung der Bevölkerung durch Straßenver-kehrsgeräusche, vor allem in Ballungsräumen, nicht wesentlich verringert werden. Die bisherigen Maßnah-men sind also offensichtlich nicht ausreichend und bie-ten noch viele Möglichkeiten zur weiteren Reduzierung des Straßenverkehrslärms. Dies betrifft vor allem Re-duktionsmöglichkeiten an der Quelle selber (Emissi-onsreduktion). Als Beispiele seien hier stichpunktartig genannt: - Absenkung der Fahrzeug-Geräusche

o Umdenken bei Motorisierung aller Kfz, z.B. leis-tungsstarker Volkswagen in den 70er Jahren, Höchstgeschwindigkeit ca. 130-140 km/h. Heu-te leistungsstarker VW Golf, ca. 150 PS, Höchstgeschwindigkeit > 220 km/h (!)

o Kontrolle der tatsächlichen Geräusche (z.B. durch TÜV) und Vergleich mit zugelassen Ge-räuschgrenzwertes des Fahrzeuges

o Reduktion der Motor- und Getriebegeräusche durch (Teil-) Kapselung, geschlossener Motor-raum

o Verwendung geräuschärmerer Reifentypen - Geräuschreduktionspotentiale Lkw

o Reduktion der Motor- und Getriebegeräusche durch (Teil-) Kapselung

o Vorschriften und entsprechende Kontrollen für die zwingende Verwendung von leiseren Reifen

o Absorbierend ausgekleidete Radhäuser mit ggf. seitlich geschlossenen Radhauselementen

o Akustische Optimierung des Motorgeräuschpe-gels

o Vermeidung von impulshaltigen Geräuschen durch klappernde Container, Ketten oder Lade-klappen durch bessere Pflege und Wartung der Fahrzeuge

- Geräuschreduktionspotentiale Motorrad

o Teilkapselung von Getriebeteilen o Verringerung der Motordrehzahl o Seitlich und nach unten geschlossener, schall-

absorbierender Motorraum o Ansaug- und Abgasschalldämpfer o Strengere Kontrollen bei „übermotorisierten“,

u.U. lärmrelevant manipulierten Motorrädern o Ergonomisch geformte „Anbauten“ wie Koffer

und Taschen - Geräuschreduktionspotentiale (Sport-) Pkw

o Vermeidung tieffrequenter Abgassanlagen, so-genanntes „Sound Engineering“ bei Sportwa-gen

o Einbau von Abgasschalldämpfern o Strengere Kontrollen und entsprechende Ge-

setze mit Bußgeldern und Fahrverboten bei modifizierten, lärmrelevant manipulierten Fahr-zeugen

o Verbot von übermäßig dimensionierten und hochgezüchteten, leistungsstarken Musikanla-gen (Im übrigen auch ein Beitrag zur Verkehrs-sicherheit und zum Gesundheitsschutz)

- Verbesserungen im Straßenbau

o Pflege vorhandener Straßen, Beseitigung von Schlaglöchern und Rissen

o Entsprechende Überprüfung der Ausführung von „Flickschusterei“, die oft nur wenige Wo-chen hält

o Verwendung von lärmarmen Straßenbelägen o Größzügiger Umgang bei der Abwägung der

Kosten von aktiven Lärmschutzmaßnahmen (Schützgut Mensch!) verglichen mit den Ausga-ben für den Schutz von Flora, Fauna und Klein-tieren

o Vermeidung gepflasterter Innenstadtbereiche zur Geräuschreduktion bei Geschwindigkeiten > 30 km/h

Die vorgenannten Schlagwörter zur Verringerung der Emissionen bei Kfz lassen sich beliebig fortsetzen und bieten noch viel Diskussionsbedarf. Objektiv kann je-doch mit vertretbarem Aufwand, sofern diese Minde-rungsmaßnahmen auch in der „breiten Masse“ zum Einsatz kommen und dauerhaft überwacht werden, viel erreicht werden. Erforderlich dafür sind jedoch überar-beitete auf dem Stand der Technik verfasste Normen und Richtlinien, die konsequent umgesetzt und durch entsprechende Einrichtungen überwacht werden soll-ten.