Monatszeitung der Gesellschaft zum Schutz von Bürgerrecht und … · 2019. 5. 10. · 01/2009 134....

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Monatszeitung der Gesellschaft zum Schutz von Bürgerrecht und Menschenwürde e.V. I n seiner Begrüßungsansprache ver- wies GBM-Vorstandsmitglied Prof. Dr. Gerhard Fischer auf die 60. Wiederkehr des Tages, an dem die UNO-Vollversammlung die Allge- meine Erklärung der Menschenrechte verabschiedete. „Damit wurden grund- legende Lehren aus dem Völkerkampf gegen den Faschismus gezogen und Fundamente für eine Menschheitszu- kunft in Frieden und sozialer Gerechtig- keit gelegt“, stellte er fest. Des weiteren schilderte er die bewährte Zusammen- arbeit der Alternativen Enquetekom- mission „Deutsche Zeitgeschichte“, der Vorläuferin des von ihm geleiteten Ber- liner Alternativen Geschichtsforums, mit Prof. Vilmar. Dann ging Gerhard Fischer darauf ein, dass am gleichen Tage im Bendler- block nahe dem Berliner Tiergarten der Grundstein für ein „Ehrenmal der Bun- deswehr“ gelegt worden war. „Im Bend- lerblock, wo zur Nazizeit das OKW, das OKH und zeitweise das OKM ih- ren Sitz hatten, wurden Aggressions- pläne für den Zweiten Weltkrieg aus- gearbeitet. Im Hof des Bendlerblocks mussten Oberst Stauffenberg und drei seiner Mitverschworenen ihr Le- ben geben, weil sie – aus welchen Mo- tiven auch immer mit Hitlers Raubkrieg Schluss machen wollten. Im Bendlerblock erinnert die Gedenkstät- te Deutscher Widerstand unter anderem an Kriegsdienstverweigerer und Deser- teure, die einer Beteiligung an Aggressi- onshandlungen der faschistischen Wehr- macht entgehen wollten. An solchen Aggressionsakten sind deut- sche Soldaten seit 1999 wieder beteiligt. Dass dabei Bundeswehrangehörige wie Zivilisten ihr Leben verloren, ist Anlass zur Trauer, gereicht aber der Bundes- wehr und ihren Auftraggebern nicht zur Ehre. So verstehen wir unsere Zusam- menkunft auch als Bekundung von Pro- test und Gegenwehr – eingedenk des Artikels 3 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, der das Recht auf Leben proklamiert.“ Prof. Dr. Wolfgang Richter stellte sei- ne Laudatio unter das Leitwort „Zu- kunft in der Vergangenheit entdecken – den Sozialismus neu denken“. Da- mit seien die Themen bezeichnet, die Fritz Vilmars Leben begleiteten, ihn als Wissenschaftler herausforderten und als Friedensforscher bewegten. „Was er sich auch zum Gegenstand nahm, sei es in seinen sozialphiloso- phischen Arbeiten, sei es als einer der Väter der kritischen Friedensforschung in der Bundesrepublik, sei es als Re- formsozialist, der seine wissenschaft- liche Tätigkeit in den großen Bezugs- rahmen positiven Friedens und demo- kratischen Sozialismus stellte, seien es seine Arbeiten über Wirtschaftsdemo- kratie, über soziale Selbsthilfe, Selbst- organisation in Basisbewegungen und Vor der Europäischen Seite 2 Friedenskonferenz Wendejahre in Seiten 5-7 Deutschland Ehrung für Seite 8 Jürgen Kuczynski Katja Ebstein kommt Seite 10 01/2009 134. Ausgabe F 48734 Unkostenbeitrag 0,75 Euro (Für Mitglieder kostenlos) Kommunen, sei es sein ökologisches Engagement – es war alles immer auch auf dem Weg zu einer humanen, ge- rechten Gesellschaft und in menschen- rechtlicher Absicht gedacht und getan“, hob Wolfgang Richter hervor. Fritz Vil- GBM - Menschenrechtspreis 2008 für Prof. Fritz Vilmar Ihren Menschenrechtspreis für das Jahr 2008 verlieh die Gesellschaft zum Schutz von Bürgerrecht und Menschen- würde e.V. in einer Feierstunde am 27. November in Ber- lin dem Sozial- und Politikwissenschaftler Prof. Dr. Fritz Vil- mar, der seit Anfang der neunziger Jahre der GBM eng ver- bunden ist. Deren Vorsitzender, Prof. Dr. Wolfgang Rich- ter, würdigte in seiner Laudatio die sozialphilosophischen und gesellschaftlichen Verdienste des Geehrten. Z u Beginn der GBM-Vorstands- sitzung vom 18. November 2008 hob der Vorsitzende, Prof. Dr. Wolfgang Richter, die Bedeu- tung hervor, die der für den 13. und 14. März in Berlin vorgesehenen Eu- ropäischen Friedenskonferenz ge- rade im Blick auf die gegenwär- tige politisch und wirtschaftlich kri- tische Weltsituation zukommt. Umso wichtiger sind Beiträge der GBM- Mitglieder und Förderer zur finan- ziellen Sicherstellung der Tagung (siehe Seite 2). Karl-Heinz Witzke und Dr. Jürgen Zen- ker berichteten dem Vorstand über den Anteil der GBM an dem Gegenbericht, den das „Forum Menschenrechte“ na- mens der über 40 in ihm zusammen- wirkenden deutschen Nichtregierungs- organisationen als Stellungnahme zu dem jüngsten Bericht der Bundesre- gierung an den UNO-Menschenrechts- rat ausgearbeitet hat. Dieser Staaten- bericht – eingereicht im Rahmen des regulären Verfahrens, in dem dieses UN-Gremium die Menschenrechts- lage in den einzelnen Ländern über- prüft – hätte nach Ansicht des Forums Menschenrechte stärker problembezo- gen ausfallen und die Verwirklichung der Menschenrechte auch in der BRD als Prozess darstellen müssen. Die re- gierungsoffizielle Einschätzung der Menschenrechts-Probleme, die mit der Herstellung der staatlichen Einheit in Deutschland zusammenhängen, lasse Realitätsbezug vermissen; die Art, wie die Bundesregierung die wiederholt dabei von UNO-Gremien an ihr geübte Kritik bewerte, zeuge von Arroganz. Dr. Peter Michel informierte den Vor- stand über die Tätigkeit der Arbeits- gruppe Kultur zur Verwirklichung der politischen Ziele der GBM, insbeson- dere über die Pläne für Ausstellungen und Veranstaltungen im Jahr 2009. Im zweiten Halbjahr ist, wie Dr. Sieg- fried Wege mitteilte, mit dem Erschei- nen des Lexikons „Kunst in der DDR“ zu rechnen. Ferner behandelte der Vor- stand eine Erklärung zu Gedenkta- gen 2009/2010 (s. S. 5ff.). Die Schatz- meisterin, Dr. Gisela Hering, gab eine Vorschau auf die Erfüllung des Finanz- plans 2008. Red. Der Vorstand tagte Beste Wünsche für 2 0 0 9 allen Mitgliedern und Freunden der GBM! Vorstand & Redaktion Während der Verleihung des Menschenrechtspreises in den Berliner Räumen der GBM (v.l.n.r.) Prof. Dr. Siegfried Mechler, Prof. Dr. Fritz Vilmar, Prof. Dr. Wolfgang Richter und Frau, Prof. Dr. Gerhard Fischer; 2. Reihe: Prof. Dr. Her- mann Klenner und die stellvertretende GBM-Vorsitzende Dr. Ursula Schön- felder Foto: Jörg Pauly (Fortzetzung auf Seite 3)

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  • Monatszeitung der Gesellschaft zum Schutz von Bürgerrecht und Menschenwürde e.V.

    In seiner Begrüßungsansprache ver-wies GBM-Vorstandsmitglied Prof. Dr. Gerhard Fischer auf die 60. Wiederkehr des Tages, an dem die UNO-Vollversammlung die Allge-meine Erklärung der Menschenrechte verabschiedete. „Damit wurden grund-legende Lehren aus dem Völkerkampf gegen den Faschismus gezogen und Fundamente für eine Menschheitszu-kunft in Frieden und sozialer Gerechtig-keit gelegt“, stellte er fest. Des weiteren schilderte er die bewährte Zusammen-arbeit der Alternativen Enquetekom-mission „Deutsche Zeitgeschichte“, der Vorläuferin des von ihm geleiteten Ber-liner Alternativen Geschichtsforums, mit Prof. Vilmar.Dann ging Gerhard Fischer darauf ein, dass am gleichen Tage im Bendler-block nahe dem Berliner Tiergarten der Grundstein für ein „Ehrenmal der Bun-deswehr“ gelegt worden war. „Im Bend-lerblock, wo zur Nazizeit das OKW, das OKH und zeitweise das OKM ih-ren Sitz hatten, wurden Aggressions-pläne für den Zweiten Weltkrieg aus-gearbeitet. Im Hof des Bendlerblocks mussten Oberst Stauffenberg und drei seiner Mitverschworenen ihr Le-ben geben, weil sie – aus welchen Mo- tiven auch immer – mit Hitlers Raubkrieg Schluss machen wollten. Im Bendlerblock erinnert die Gedenkstät-te Deutscher Widerstand unter anderem an Kriegsdienstverweigerer und Deser-teure, die einer Beteiligung an Aggressi-onshandlungen der faschistischen Wehr-macht entgehen wollten.An solchen Aggressionsakten sind deut-sche Soldaten seit 1999 wieder beteiligt.

    Dass dabei Bundeswehrangehörige wie Zivilisten ihr Leben verloren, ist Anlass zur Trauer, gereicht aber der Bundes-wehr und ihren Auftraggebern nicht zur Ehre. So verstehen wir unsere Zusam-menkunft auch als Bekundung von Pro-test und Gegenwehr – eingedenk des Artikels 3 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, der das Recht auf Leben proklamiert.“Prof. Dr. Wolfgang Richter stellte sei-ne Laudatio unter das Leitwort „Zu-kunft in der Vergangenheit entdecken

    – den Sozialismus neu denken“. Da-mit seien die Themen bezeichnet, die Fritz Vilmars Leben begleiteten, ihn als Wissenschaftler herausforderten und als Friedensforscher bewegten.

    „Was er sich auch zum Gegenstand nahm, sei es in seinen sozialphiloso-phischen Arbeiten, sei es als einer der Väter der kritischen Friedensforschung in der Bundesrepublik, sei es als Re-

    formsozialist, der seine wissenschaft-liche Tätigkeit in den großen Bezugs-rahmen positiven Friedens und demo-kratischen Sozialismus stellte, seien es seine Arbeiten über Wirtschaftsdemo-kratie, über soziale Selbsthilfe, Selbst- organisation in Basisbewegungen und

    Vor der Europäischen Seite 2FriedenskonferenzWendejahre in Seiten 5-7DeutschlandEhrung für Seite 8Jürgen KuczynskiKatja Ebstein kommt Seite 10

    01/2009 134. Ausgabe F 48734 Unkostenbeitrag 0,75 Euro (Für Mitglieder kostenlos)

    Kommunen, sei es sein ökologisches Engagement – es war alles immer auch auf dem Weg zu einer humanen, ge-rechten Gesellschaft und in menschen-rechtlicher Absicht gedacht und getan“, hob Wolfgang Richter hervor. Fritz Vil-

    GBM - Menschenrechtspreis 2008für Prof. Fritz Vilmar

    Ihren Menschenrechtspreis für das Jahr 2008 verlieh die Gesellschaft zum Schutz von Bürgerrecht und Menschen- würde e.V. in einer Feierstunde am 27. November in Ber-lin dem Sozial- und Politikwissenschaftler Prof. Dr. Fritz Vil-mar, der seit Anfang der neunziger Jahre der GBM eng ver-bunden ist. Deren Vorsitzender, Prof. Dr. Wolfgang Rich-ter, würdigte in seiner Laudatio die sozialphilosophischen und gesellschaftlichen Verdienste des Geehrten.

    Zu Beginn der GBM-Vorstands-sitzung vom 18. November 2008 hob der Vorsitzende, Prof. Dr. Wolfgang Richter, die Bedeu-tung hervor, die der für den 13. und 14. März in Berlin vorgesehenen Eu-ropäischen Friedenskonferenz ge-rade im Blick auf die gegenwär-tige politisch und wirtschaftlich kri-tische Weltsituation zukommt. Umso wichtiger sind Beiträge der GBM- Mitglieder und Förderer zur finan- ziellen Sicherstellung der Tagung (siehe Seite 2).Karl-Heinz Witzke und Dr. Jürgen Zen-ker berichteten dem Vorstand über den Anteil der GBM an dem Gegenbericht, den das „Forum Menschenrechte“ na-mens der über 40 in ihm zusammen-wirkenden deutschen Nichtregierungs-organisationen als Stellungnahme zu dem jüngsten Bericht der Bundesre-

    gierung an den UNO-Menschenrechts-rat ausgearbeitet hat. Dieser Staaten-bericht – eingereicht im Rahmen des regulären Verfahrens, in dem dieses UN-Gremium die Menschenrechts-lage in den einzelnen Ländern über-prüft – hätte nach Ansicht des Forums Menschenrechte stärker problembezo-gen ausfallen und die Verwirklichung der Menschenrechte auch in der BRD als Prozess darstellen müssen. Die re-gierungsoffizielle Einschätzung der Menschenrechts-Probleme, die mit der Herstellung der staatlichen Einheit in Deutschland zusammenhängen, lasse Realitätsbezug vermissen; die Art, wie die Bundesregierung die wiederholt dabei von UNO-Gremien an ihr geübte Kritik bewerte, zeuge von Arroganz.Dr. Peter Michel informierte den Vor-stand über die Tätigkeit der Arbeits-gruppe Kultur zur Verwirklichung der

    politischen Ziele der GBM, insbeson-dere über die Pläne für Ausstellungen und Veranstaltungen im Jahr 2009. Im zweiten Halbjahr ist, wie Dr. Sieg-fried Wege mitteilte, mit dem Erschei-nen des Lexikons „Kunst in der DDR“ zu rechnen. Ferner behandelte der Vor-stand eine Erklärung zu Gedenkta-gen 2009/2010 (s. S. 5ff.). Die Schatz- meisterin, Dr. Gisela Hering, gab eine Vorschau auf die Erfüllung des Finanz-plans 2008. Red.

    Der Vorstand tagte

    Beste Wünsche für

    2 0 0 9allen Mitgliedern

    und Freunden der GBM!Vorstand & Redaktion

    Während der Verleihung des Menschenrechtspreises in den Berliner Räumen der GBM (v.l.n.r.) Prof. Dr. Siegfried Mechler, Prof. Dr. Fritz Vilmar, Prof. Dr. Wolfgang Richter und Frau, Prof. Dr. Gerhard Fischer; 2. Reihe: Prof. Dr. Her-mann Klenner und die stellvertretende GBM-Vorsitzende Dr. Ursula Schön-felder Foto: Jörg Pauly

    (Fortzetzung auf Seite 3)

  • 2 Europäische Friedenskonferenz

    Frieden der WeltGibt es ein höheres Menschen-recht? Denn Frieden der Welt heißt Menschenleben. Dazu braucht man keine NATO, ihre Geschichte ist die Verkörperung des Gegenteils und die Zukunft ist nur ohne sie gesichert.Den Frieden in der Welt zu er-zwingen – das braucht starke und gut organisierte Kräfte. Das haben wir erlebt und sind daher froh, dass die GBM als Friedens-initiator das Wort erhebt. Die für März gerade in Deutschland ge-plante internationale Friedens-konferenz ist für sie eine große Verpflichtung. Das braucht unser aller Solidarität und auch finan-zielle Unterstützung.

    Prof. Dr. Gudrun Langendorf,Prof. Dr. Kurt Langendorf,

    OV Hohenschönhausen-Weißensee

    Das Europäische Friedens-forum, in dem unsere Gesell-schaft zum Schutz von Bür-gerrecht und Menschenwürde eine bedeutende Rolle spielt, hat aufge-rufen, eine gesamteuropäische Frie-denskonferenz im März 2009 in Ber-lin durchzuführen.Der unmittelbare Anlaß ist der 10. Jahrestag des Überfalls der USA und ihrer NATO-Verbündeten auf die ju-goslawischen Völker. Wir alle wis-sen, welches unermessliche Leid die-ser imperialistische Krieg den Men-schen, vor allem Frauen und Kindern, in Jugoslawien zugefügt, welchen immensen materiellen Schaden er verursacht hat.Das geschah vor zehn Jahren. Auch heute führen die USA und ihre NA-TO-Partner einschließlich der Bun-desrepublik Deutschland völker-rechtswidrige Kriege und Kampf-handlungen in vielen Ländern.

    „Für den Frieden der Welt steht die Menschheit auf Wacht“ – so sangen wir im Weltjugendlied, und „Dass nie eine Mutter mehr ihren Sohn beweint“ in der Nationalhymne der DDR. So klang es auch bei Angela Merkel wäh-rend ihrer aktiven Zeit als FDJ-Funk-tionärin. Wir schworen uns, nie wie-der zuzulassen, dass von deutschem Boden noch einmal ein Krieg aus-geht. Diesen Schwur hielten wir, bis die Konterrevolution ihren Marsch begann.Seither fliegen deutsche Kugeln, Handgranaten, Geschosse und Flug-zeuge auf Bürger fremder Länder und töten Menschen. Die Blutspur, die vor zehn Jahren in Jugoslawien begann, zieht sich bereits von Europa über

    „Die Erhaltung und Siche-rung des Friedens ist und bleibt das Allerwichtigste. Das hat unser Leben in und mit der DDR…begleitet“, heisst es u.a. in dem Aufruf unseres Bundesvorstandes. Wie wahr, diese Feststel-lung. Ja, 60 Jahre NATO sind mehr als genug!40 Jahre lang haben NA-TO-Truppen in der Syste-mauseinandersetzung bei Manövern wie „Autumn Forge“, „Reforger“ oder

    „Crusader“ immer wieder ihre aggressive „Vorwärts-strategie“ des „roll back“ durchgespielt. In den Plan-spielen „Wintex“ wur-de Atomkrieg geprobt. Schon 1955 war beim Luftwaffenmanöver „Carte Blanche“ der Abwurf von Atombom-ben auf die DDR simuliert worden!Dank der Existenz des Warschauer Paktes und einer weltweiten Friedens-bewegung wurde es dem sogenannten Verteidigungsbündnis, als das sich die NATO ausgab, verwehrt, die Welt mit

    „Neuordnungs“- und Ressourcenkrie-gen an den Rand des Abgrunds zu füh-ren.Die Erhaltung und Sicherung des Frie-dens hat in hohem Maße auch mein Leben geprägt – als Mitglied eines Be-triebsfriedenskomitees, als Mitglied des DDR-Friedensrates, als Vizeprä-sident der DDR-Komitees für Euro-päische Sicherheit und Zusammenar-beit, als Mitglied des Wissenschaft-lichen Rates für Friedensforschung bei der AdW.Die Durchführung von und die Teil-nahme an internationalen Friedens-konferenzen und Beratungen wurde in der nicht gerade reichen, aber dem Frieden verpflichteten sozialistischen DDR von Staats wegen finanziell un-terstützt.Grundlegend anders die Situation heu-te in der BRD, einem der reichsten ka-

    Unterstützt die Europäische Friedenskonferenz!

    Erinnert sei an den Irak, Afgha-nistan, Georgien und Südossetien.Diese imperialistische Kriegspo-litik verbunden mit geopolitischen Wirtschaftszielen - Sicherung stra-tegischer Rohstoffreserven! - zu entlarven, ist eine dringende Auf- gabe aller friedliebenden Menschen. Deshalb ist die Durchführung einer gesamteuropäischen Friedenskonfe-renz so wichtig.Kann man erwarten, dass eine der NATO verpflichtete BRD dazu fi-nanzielle Mittel bereitstellen wird? Natürlich nicht ! Es ist deshalb rich-tig und notwendig, dass wir als Mit-glieder der GBM die Durchführung der Konferenz finanziell unterstüt-zen. Mein Beitrag: 20 Euro zur er-folgreichen Durchführung der Kon-ferenz. Dr. Klaus Elste

    Mitglied des Sprecherrats des OV Köpenick

    Unser Engagement zählt

    pitalistischen Länder der Welt. Da flie-ßen einerseits seit Jahr und Tag Mil-liarden und Abermilliarden für die Umrüstung der Bundeswehr zur In-terventionsstreitmacht und für immer neue Kriegs-Auslandseinsätze. Und da ist andererseits die GBM, die eine gewichtige Rolle im Europä-ischen Friedensforum spielt, ein Fall für den Verfassungsschutz und Ziel verleumderischer Angriffe. Die Mittel, über die unsere Organisa-tion für die Durchführung einer Euro-päischen Friedenskonferenz verfügt, sind gering, ja unzureichend. Trotz al-ledem! Wir handeln - angesichts des aggressiven NATO-Kurses - gemäß der einmal gewonnenen Erkenntnis, dass Frieden das Allerwichtigste für unseren Kontinent und die Welt ist. Weshalb die Bitte unseres Bundesvor-sitzenden, das Gelingen der Konfe-renz durch Spenden zu ermöglichen, mit der von uns Mitgliedern immer wieder bewiesenen Bereitschaft zur Solidarität und Hilfe beantwortet wer-den sollte. Prof. Dr. Georg Grasnick

    60 Jahre NATO sind genugden „schwarzen Kontinent“ bis nach Afghanistan. Und wo sie nicht selbst schießen, da stehen die deutschen Im-perialisten den Aggressoren mit Rat und Tat zur Seite wie im Irak oder den georgischen Aggressoren beim Über-fall auf Russland oder beim Bau ame-rikanischer Raketensysteme in Polen und in Tschechien. Und wo Bundes-wehr und Diplomatie nicht mitmi-schen, da tauchen die schmutzigen Finger des BND auf.Mehr als 10 000 Bundeswehrsoldaten waren bereits in ausländischen Gefil-den im Einsatz – mit Waffen natürlich. Über 2 600 kehrten bisher in Särgen zurück, beweint von ihren Müttern, Frauen und Bräuten.

    „Schwerter zu Pflugscharen“ predigte

    einst ein Pfarrer Eppelmann und wi-ckelte später als „Abrüstungsmini-ster“ die Nationale Volksarmee ab. Wann, Herr Eppelmann, kommt Ih-nen heute eine solche „Erleuchtung“?60 Jahre NATO sind reichlich genug. Angesichts der angehäuften Massen-vernichtungswaffen wäre ein neu-er Völkermord fürchterlich. Ihn zu verhindern ist das Gebot der Stunde. Aber da helfen uns weder Barack Ob-ama noch Angela Merkel. Auch „kein höheres Wesen, kein Gott, kein Kai-ser noch Tribun. Uns aus dem Elend zu erlösen können wir nur selber tun.“ Und dazu wird das Europäische Frie-densforum im März 2009 seinen Bei-trag leisten. Ernst-Otto Christalle

    In den Jahren 1944 und 1945 bin ich als ganz junger Mensch unmittelbar in die Wirren, Gefahren und Verbrechen des Zweiten Weltkrieges verstrickt worden. Das hat dazu geführt, dass ich mir in meiner Kriegsgefangenschaft selbst versprochen habe, nie wieder ei-ne Waffe in die Hand zu nehmen, um damit auf Menschen zu schießen. In den nachfolgenden Jahren und Jahr-zehnten ist mir bewusst geworden, dass Kriege nie dazu beitragen, Pro-bleme der Menschheit zu lösen. Im Gegenteil: Ein Krieg birgt in sich be-reits die Ursachen für den nächsten. Schlimmer noch: Angesichts des Ver-nichtungspotenzials von Atomwaffen ist heute und in Zukunft jeder Krieg ein Schritt hin zur Vernichtung der Menschheit und daher von vornherein ein Verbrechen gegen die Menschlich-keit.Jeder Einzelne von uns, wir alle ge-

    meinsam müssen daher lernen, zur Lösung unserer Probleme – der per-sönlichen, gesellschaftlichen und po-litischen – aufeinander mit dem Ziel zuzugehen, Wege zu finden und be-gehbar zu machen, die das Leben als lebenswert erhalten und – wenn mög-lich – schöner machen. Das schließt selbstverständlich auch ein, jene an den Pranger zu stellen, die Kriege vor-bereiten, betreiben und schönreden. Deshalb freue ich mich, dass im kom-menden März in Berlin die Europä-ische Friedenskonferenz stattfindet. Denn: Das Europäische Friedensfo-rum (epf) hat sich vor allem auch die Aufgabe gestellt, die Friedenskräfte in Ost und West zum gemeinsamen Han-deln zusammenzuführen. Und: Die GBM hat bei der Vorbereitung und Durchführung der Tagung meine volle Unterstützung. Wolfgang Göpelt

    Wir müssen aufeinander zugehen

  • 3akzente aktuell

    (Fortsetzung auf Seite 4)

    mar habe mitten im Geschehen mu-tig Positionen bezogen und diesen Mut mit dem stetigen Bemühen verbunden, all die umstrittenen Fragen auf eine so- zialwissenschaftliche Ebene zu he-ben. „Fritz Vilmar ist wohl zum Dialog geboren“, meinte der Redner. „Dialog nimmt den Menschen nicht hinter dem Wissenschaftler zurück. Fritz Vilmar kann mit Engagement umgehen, doch er ist dadurch nicht interesselos an der Meinung des anderen, er erachtet sie als erfahrens- und erwägenswert.“ Er ha-be gerade auch durch seine objektivie-rende Art in den letzten nun schon fast zwanzig Jahren viel zur Annäherung von Ost und West beigetragen. „Er war Gründungsmitglied und Vizepräsident des Kuratoriums der GBM seit 1991. In einer Zeit, in der die öffentliche Mei-nung von Vorurteilen, Schmähungen, Demütigungen und Lügen durchtränkt ist, schafft die Suche nach Wahrheit nicht nur gute Freunde. Sie macht oft auch einsam in der wissenschaftlichen Kommunität. Wer ein Buch über die ‚Kolonialisierung der DDR‘ geschrie-ben hat, wird auch das gewiss erfah-ren haben.“ Vilmars Buch „Rüstung und Abrüstung im Spätkapitalismus“ (1965) sei ein Standardwerk der Frie-densbewegung geworden, ebenso sein Buch „Sozialistische Friedenspolitik für Europa“ (1972).

    Vilmars Lebensmaxime sei es, die kritische Wissenschaft immer in den Dienst sozialer Bewegungen zu stel-len. „Seine wissenschaftliche und po-litische Sozialisation in der so be-rühmten ‚Frankfurter Schule‘ sowie den Gewerkschaften und Basisbewe-gungen haben ihn geprägt. Mit dieser seiner Analyse hat er sich auch als Frie-densforscher, als Kämpfer für Men-schenrechte, auch für das Recht des Menschen auf Leben, einen Namen ge-macht.“ Wenn die GBM, der auch die Deutsche Sektion des Europäischen Friedensforums angegliedert ist, heu-te den Menschenrechtspreis 2008 ver-leihe, dann wäre das Friedensengage-ment von Fritz Vilmar allein schon ein guter Grund, ihm den Preis zu verleihen.

    Die Erinnerung an das Buch über Rü-stung und Abrüstung sei gerade heute auf eine bestimmte Art besonders ak-tuell. Das hänge mit seinem system-kritischen, antineoliberalen und anti-kapitalistischen Charakter zusammen.

    „Heute, in einer Zeit, wo der ‚Spätkapi-talismus‘ in eine umfassende System-krise geraten ist und selbst die herr-schende Elite die Systemfrage stellt, gewinnt das Interesse an dem Buch von Vilmar noch eine andere Facette. So-ziale, politische und gesellschaftliche Krise, die gegenwärtige Weltkrise, die sich nicht auf eine Wirtschaftskrise oder gar eine bloße Krise des Moneta-

    rismus reduzieren lässt, sind nicht zu-letzt durch die starke Hinwendung des von Vilmar kritisch untersuchten Spät-kapitalismus zu Neoliberalismus und Chicagoer Schule noch beschleunigt worden“, fuhr der Laudator fort. Vil-mar lasse sein Buch in die Frage mün-den: „Können wir verhindern, dass Westeuropa den Weg der USA geht: dass der ‚militärisch-industrielle Kom-plex‘ zum Krebsgeschwür des gesam-ten politischen Lebens wird?“ Das sei im Zusammenhang mit der Enttabuisie-rung des Militärischen in der Politik und wachsenden Gefahren neuer Kriege ei-ne immer noch sehr aktuelle Frage. Vil-mars Hinweis auf die Identität von Ka-pitalismus und Rüstung sei nicht das damals modische Zugeständnis an den Zeitgeist der „Stamokap-Theorie“ ge-wesen, sondern sei eine These, die sich über die Jahrzehnte immer aus Neue be-stätigt hat.

    „Prof. Vilmar, den ich aus der Friedens-forschung kannte, wurde von mir 1990 gebeten, an der Humboldt-Universi-tät zusammen mit anderen Politikwis-senschaftlern zu helfen, mit den Gesell-schaftswissenschaftlern einschließlich der Sektion Marxismus-Leninismus eine Sektion Politikwissenschaft auf-zubauen. Fritz Vilmar war von dem Auftrag sehr angetan und lobte Auf-merksamkeit und Bereitschaft der Vor-lesungsteilnehmer“, erinnerte sich Prof. Richter. „Er bat mich damals um Mitar-beit im Arbeitskreis Atomwaffenfreies Europa, dessen Vorsitzender er war und in dessen Vorstand ich dann auch ge-wählt wurde. Der Kreis wurde für ei-nige Zeit ein echtes Ost-West-Diskus-sionsforum. Von Beginn unserer Zu-sammenarbeit an interessierte sich Fritz Vilmar für die Art und Weise des Eini-gungsprozesses, unterstützte unser Vor-haben, Weißbücher darüber herauszu-geben, und half bei der Titelsuche, wo-bei das Wort ‚Unfrieden in Deutschland‘ auf seinen Vorschlag zurückging. Er schrieb auch eine Nachbetrachtung zu

    diesem Weißbuch.“„Nach einer solchen Niederlage der bis dato einflussreichsten Weltanschauung der letzten 150 Jahre“, sagte Wolfgang Richter weiter, „ist es legitim und not-wendig, um es mit einem Hegel-Wort zu sagen, sich – um die Not zu wenden

    – allen Fragen der Kritik und Selbstkri-tik radikal zu stellen; doch niemand wird verhindern können, es eben mit seinen Augen zu tun. Fritz Vilmar hat uns immer dann kritisiert, wenn er un-sere Sicht einseitig fand. Er kritisier-te manchmal hart, aber in sympathi-sierender Solidarität. Er kam zu den Veranstaltungen und Jahreshauptver-sammlungen der GBM. Als 1992 un-ser erstes Weißbuch erschien, war er den Mitgliedern der GBM schon sehr vertraut, und die GBM hatte ihm auch viele ihrer Mitglieder zu verdanken.“Auch nach seiner Emeritierung habe Fritz Vilmar als Hochschullehrer gear-beitet. 2002 erschien – gegen den Main-stream – das von Stefan Bollinger und Fritz Vilmar herausgegebene Buch

    „Die DDR war anders“. „Fritz Vilmar ging es nie um Wissenschaft ohne je-den sozialen Bezug“, stellte W. Richter fest. „Er suchte stets nach Alternativen.“ Er fordere ein neues Konzept einer de-mokratischen Gesellschaft. „Über die Konzepte kann und muss man streiten. Er wirft den linken Parteien SPD, PDS und Grüne ‚kleinkariertes Denken‘ vor. Wie vermeintlich linke Konzepte schei-tern müssen, deuten auch die Gründe seines Austritts aus der SPD an, die er 2003 nach 52-jähriger Mitgliedschaft verließ, weil sie zunehmend ‚kapital-hörig‘ sei und einen hochgradigen sozi-alen Substanzverlust zeige.“ Die Bundesregierung sei an Ignoranz gegenüber der Geschichte der DDR und ihren zweifellos vorhandenen po-sitiven Seiten und Errungenschaften nicht zu überbieten und habe seit 1999 nichts dazugelernt, „Unbelehrt betreibt sie das Geschäft, ein DDR-Bild aus der Zeit des Kalten Krieges zu kolportie-

    ren, und stellt die DDR in eine Reihe mit dem faschistischen Deutschland.“ Im Blick auf den jüngsten Menschen-rechts-Bericht der Bundesregierung an die UNO kritisierte der Redner eine Rei-he von Menschenrechtsverletzungen im Prozess der deutschen Einheit. „In all unseren menschenrechtlichen Bemü-hungen gegenüber nationalen und in-ternationalen Adressaten haben wir die Forschungen von Fritz Vilmar stets als eine wichtige Hilfe und Quelle empfun-den und uns nicht selten auf ihn beru-fen. Die Einschätzungen von Fritz Vil-mar münden in die Forderung und das Konzept eines neuen Reformprojekts, an dem auch wir auf ausgewählten Feld-ern arbeiten; ich denke an die Renten-regelungen ebenso wie an menschen-rechtliche Standards, an eine europä-ische Friedens- und Sicherheitsordnung ebenso wie an Linien der neueren Ge-schichtsschreibung.“Fritz Vilmar habe sich auch engagiert für die Erkenntnis eingesetzt, dass die bildende Kunst aus der DDR nichts für die Müllhalde der Geschichte ist. Da-durch fühle sich die GBM in ihrer Gale-riearbeit ermutigt. Sie habe seit 10 Jah-ren über 50 Ausstellungen veranstal-tet. „Die zeitweise enge, zeitweise auch eher lose Form der Zusammenarbeit mit Fritz Vilmar in vielen Phasen der GBM-Geschichte lässt uns mit Hochachtung und Dankbarkeit von ihm und seinem Schaffen sprechen“, schloss Prof. Rich-ter und überreichte Prof. Fritz Vilmar die Urkunde sowie die dazugehörige Skulptur, geschaffen von dem kürzlich verstorbenen Bildhauer Martin Wetzel.

    In seiner Dankesrede äußerte Prof. Dr. Fritz Vilmar seine Freude über die Ver-leihung des Menschenrechtspreises der GBM und dankte ihr „für diese ehren-volle Auszeichnung, die meine bald zwanzigjährige Kooperation mit der Gesellschaft besiegelt“. Seine Anspra-che widmete er dem Thema „Histo-rische Kritik und Würdigung - die bei-den notwendigen Seiten eines ideolo-giefreien DDR-Bildes“.

    „Meine Gedanken über die DDR ent-springen einem langjährigen – bei die-sem Anlaß sehr dringend gewordenen

    – existentiellen Bedürfnis, öffentlich Rechenschaft abzulegen über mein Ver-hältnis zur DDR und über die vorherr-schende westdeutsche DDR-Politik“, hob er hervor. „Ich bin seit der Wende eingetreten für die zahllosen aktiven Menschen und besonders die Funk- tionsträger guten Willens, die vier-zig Jahre lang am Aufbau einer nicht- kapitalistischen Ordnung mitgearbei-tet hatten und jetzt als Mitläufer und als politisch und wirtschaftlich Unfähige diffamiert werden. Der ja zumindest teilweise erfolgreiche Kampf der GBM gegen das jener Diffamierungspolitik entsprechende Rentenstrafrecht, des-sen Unrecht schließlich sogar das ober-ste Gericht bloßlegte und zur Revision zwang, zeigte, dass wir mit unserem Widerstand gegen diese westdeutsche Anti-DDR-Politik im Recht waren und die Kolonisatoren im Unrecht.

    Blick in den Saal während des Auszeichnungsakts Foto: Jörg Pauly

    (Fortsetzung von Seite 1)

    GBM-Menschenrechtspreis 2008für Prof. Fritz Vilmar

  • 4 akzente aktuell

    Aber der Kolonialisierungsprozeß ging ja weiter: Mit dem Kampfbegriff der ‚Delegitimierung‘ der DDR wurde ver-sucht, deren gesamtes gesellschaft-liches System als ‚Unrechtsstaat‘ in den Mülleimer der Geschichte zu werfen und seine Einrichtungen zur Zerschla-gung oder Ausweidung freizugeben. Ich brauche nur an die Verramschung der ostdeutschen Industrie durch die sogenannte Treuhandanstalt zu erin-nern oder an die Entlassung der Mehr-heit der ostdeutschen Professoren. Hier nun stellt sich dem kritischen Soziolo-gen die schwierige Aufgabe, die ich mit ‚Historischer Kritik und Würdigung der DDR‘ bezeichnet habe: Wir müssen versuchen, in der öffentlichen Darstel-lung der DDR endlich über das vorherr-schende ideologische Schwarz-Weiß-Bild hinauszukommen.“Als anzuerkennende sozial-kulturelle Leistungen nannte der Redner das di-daktisch vorbildliche „polytechnische Prinzip im Schulwesen der DDR“, die

    „zukunftweisenden Gehalte in der ost-deutschen Kunst“, die jahrelange, schließlich erfolgreiche Arbeit am Zi-vilgesetzbuch der DDR, die Möglich-keiten der Mitbestimmung in DDR-Betrieben, „durch die die ostdeutsche Arbeitswelt als Lebenszentrum in Er-scheinung trat“, die Neuorganisati-on der Landwirtschaft in den Agrarge-nossenschaften sowie die Polikliniken als „ein vorbildliches Modell“ medizi-nischer Versorgung.Des weiteren verwies Prof. Vilmar auf die Entwicklung der – teilweise durch-aus kritischen – ostdeutschen Rock-musik und der Singebewegung, auf die Leistungsfähigkeit des Vorschul- und Schulwesens und die Entwicklung der beruflichen Erwachsenenbildung, auf

    „die größere Selbständigkeit der Frauen in der DDR im Verhältnis zur BRD“, auf Sozialpolitik und Arbeitsschutz. Er zitierte sein und Stefan Bollingers Ur-teil aus der von ihnen herausgegebenen zweibändigen Aufsatzsammlung „Die DDR war anders“ über „das Wichtigste, das Zukunftsweisende“: „Es hat sich ge-zeigt, dass nicht wenige sozialkulturelle Einrichtungen der DDR Anregung und Vorbild auch für gesellschaftliche Alter-nativen zum westdeutschen Status quo sind. Alle Einrichtungen sind Belege für die These, dass in der DDR auch beachtenswerte, zukunftsweisende ge-sellschaftliche Strukturen geschaffen wurden und dass dieses Gesellschafts-system nicht zu negativen Pauschalur-teilen taugt.“Seit Jahren kritisiere er – leider ohne Erfolg! – den fehlenden Mut der PDS und jetzt der Partei Die Linke vor der eigenen Courage, was die öffentliche Anerkennung der gesellschaftlichen Leistungen in der DDR – „trotz all ihrer Fehlleistungen!“ – betrifft. Im ND habe er geschrieben: „Ein... Defizit ihrer Pro-grammatik ist der mangelnde Respekt der LINKEN gegenüber dem zuneh-menden Selbstbewußtsein einer gros-

    sen Mehrheit der Ostdeutschen. Es wird mehr und mehr klar, dass es in der DDR nicht nur schwerwiegende staatliche Repressionen und ökonomische Defi-zite gegeben hat, sondern auch sehr be-achtenswerte sozial-kulturelle Einrich-tungen.“ Andererseits lasteten in der DDR auf den gesellschaftlichen Leistungen

    „schwere Schatten, ja entstellende Ein-wirkungen“, meinte Fritz Vilmar: „die undemokratische, diktatorische Herr-schaft vieler staatlicher Funktionäre und Gesetze“. Das Leben sehr vieler Menschen in der DDR sei „trotz der wesentlich verbesserten Bildungs- und Berufschancen, frei von Arbeitslosig-keit, durch den hochgradigen Mangel an Meinungs- und Pressefreiheit, po-litischer und Reisefreiheit verdüstert“ worden. „Dieser Mangel an zivilge-sellschaftlichen Grundfreiheiten bleibt auch dann eine Beeinträchtigung des Lebens in der DDR, wenn wir die von konservativen Politikern und Juristen seit der westdeutschen Machtübernah-me in der DDR systematisch betrie-benen Versuche, die Ostdeutschen als Opfer einer permanenten Stasispitzel-Verfolgung darzustellen, als Ergebnis einer antikommunistischen Hexenjagd, zurückweisen.“An dieser Stelle verglich der Referent die „Verfolgung von nationalsozialis-tischen und kommunistischen Straf-tätern“. „Die Verfolgung der letzte-ren durch ein Heer von Ermittlern der Gauck- und Birthlerbehörde führte zu circa 100 000 Beschuldigten und zu 62 000 Ermittlungsverfahren, schließ-lich aber zu nur knapp 300 Verurtei-lungen. Die Verfolgung krimineller

    Nazi-Täter in Westdeutschland endete, nachdem man bis 1958 die meisten der verurteilungsfähigen NS-Verbrecher geräuschlos in der Versenkung hatte verschwinden lassen, mit der Gründung einer ‚Zentralen Stelle zur Aufklärung nationalsozialistischer Gewaltverbre-chen‘. Diese aber gelangte mit einer mi-nimalen personellen Austattung und ge-gen den Widerstand des Bundesjustiz-ministers, begleitet durch immer neue Ausklammerung schwer belasteter Gruppen – zum Beispiel der Wehr-macht! -, in 50 Jahren nur mit groß-er Mühe und gegen breiten, wenn auch verhohlenen öffentlichen Widerstand schließlich zu etwa 400 Verfahren ge-gen nur 900 Angeklagte“.Die repressiven Elemente des DDR-Sy-stems leitete Prof. Vilmar aus der histo-rischen Abhängigkeit ab, „die Staat und Gesellschaft Ostdeutschlands seit 1945 an die Sowjetunion und deren stalini-stische Diktaturformen gebunden hat“. Als solche Elemente, „die der Recht-fertigung des antidemokratischen rus-sischen Führungsprinzips dienten“, kennzeichnete Prof. Vilmar die Dogma-tisierung des Marxismus-Leninismus in der Stalinschen Fassung, das Kader-prinzip der alleinherrschenden Partei, die Führungsrolle der Sowjetunion, die Verwerfung der Demokratie zugunsten des sogenannten Demokratischen Zen-tralismus, die zentralistische Planwirt-schaft und die Instrumentalisierung der Kunst als alleingültiger Staatskunst in Form des sozialistischen Realismus.Doch seien „die positiven Konzepte und Modelle der DDR eigenständig auf der Grundlage humanistischer und sozia-listischer Traditionen formuliert und in

    Angriff genommen worden“.Es sei möglich, „viele der soziokultu-rellen Einrichtungen der DDR von ih-ren repressiven Rahmenbedingungen zu lösen und sie positiv-kritisch ‚auf-zuheben‘. Und dafür sollten sich al-le sozialistisch orientierten Menschen in Deutschland selbstbewusst engagie-ren. Hier wurde in 40 Jahren Wesent-liches in Gang gebracht, das nicht für den Mülleimer der Geschichte ist, so-sehr die reaktionären westdeutschen Kolonisatoren sich auch darum bemü-hen“, schloss der Redner.Dann wandte sich Prof. Siegfried Mech-ler, Präsident des Ostdeutschen Kurato-riums von Verbänden, mit einem Gruss-wort an Fritz Vilmar. „Durch vielfältige und langjährige wissenschaftliche und politische Publikationen im Interesse des größten Teils des Volkes, der Werk-tätigen, hast du dich wahrhaft verdient gemacht“, führte er aus. Besonders im Osten Deutschlands habe der Geehrte

    „vielen Enttäuschten, Entwurzelten und Deprimierten Mut gemacht für das Wei-terdenken, ihnen bewusst gemacht, dass sie in der DDR ein anzuerkennendes Le-ben geführt haben, was ihnen heute noch von der herrschenden politischen Klas-se und ihren Paladinen streitig gemacht wird“.Unter Hinweis auf den Vilmar-Band „Die Kolonialisierung der DDR“ stellte Prof. Mechler fest: Der 13 Jahre alte Sam-melband sei auch heute noch lesenswert

    „und das nicht nur aus historischer Sicht, sondern auch für das weitere Suchen nach fortschrittlichen Gesellschaftsent-wicklungen“.

    (Die Reden sind im Internet auf derSeite der GBM abrufbar)

    Bild links: Prof. Vilmar während seiner Dankesrede; rechts: Prof. Richter übergibt Willi van Ooyen ein Heft der GBM-Zeitschrift ICARUS. Nach dem Auszeichnungsakt vereinte ein kleiner Empfang Veranstalter und Gäste mit dem Ge-ehrten Fotos (2): Jörg Pauly

    (Fortsetzung von S. 3 und Schluss))

    GBM-Menschenrechtspreis 2008 für Prof. Fritz Vilmar

  • 5akzente dokumentiert

    Der Vorstand der Gesellschaft zum Schutz von Bürgerrecht und Men-schenwürde e.V. (GBM) verabschie-dete folgende vom Berliner Alterna-tiven Geschichtsforum entworfene Erklärung:

    In den Jahren 2009 und 2010 er-warten uns zahlreiche Gedenk-tage mit entsprechenden Veran-staltungen. Im Mittelpunkt werden dabei die „Wende“ 1989 in der DDR und deren Beitritt zur Bundesrepu-blik im folgenden Jahr stehen. Auf-fällig ist, dass offizielle und offiziöse Verlautbarungen vorrangig den Zeit-raum von 1961 bis 1990 betrachten. Das ist eine verkürzte Sichtweise, weil sie Ursachen für Entwicklungen der jüngsten Jahrzehnte im Unklaren lässt. So sollen die Ursachen der Nachkriegsspaltung Deutschlands und die dafür Verantwortlichen im öffentlichen Bewusstsein ausgeblen-det werden.Alle Wendepunkte in der deutschen Geschichte lassen sich nur dann rich-tig einordnen, wenn sie in ihrem grö-ßeren Zusammenhang analysiert werden. In jüngerer Zeit begann die Reihe wichtiger Zäsuren mit der bür-gerlich-demokratischen Revolution von 1848/49 und deren weitgehen-dem Scheitern. Das war der Beginn vieler verpasster gesellschaftlicher Gelegenheiten für wirklich demo-kratische Veränderungen zugunsten der arbeitenden Mehrheit des Volkes. Erinnern wir uns:

    1919 entstand mit dem Inkrafttre-ten der Weimarer Verfassung die erste demokratischen Staatsform in Deutschland; aber am Ende die-ser Republik stand der Beginn der Nazidiktatur.Das deutsche Kaiserreich verlor 1918 den von ihm mit angezettelten Weltkrieg. Die aufständischen Volks-massen zwangen den Kaiser, abzu-danken; aber die Generale blieben. Um die Aufrechterhaltung der alten Ordnung und deren historische Nie-derlage zu verschleiern, wurde die

    „Dolchstoßlegende“ geboren: Den „im Felde unbesiegten“ deutschen Truppen sei die „Heimat“ durch Auf-ruhr in den Rücken gefallen. Bereits während der revolutionären Kämpfe verbündete sich die Füh-rung der Mehrheits-SPD – den Weg fortsetzend, den sie im August 1914 mit dem Ja ihrer Reichstagsfraktion zu den Kriegskrediten betreten hatte - unter dem späteren ersten Reichsprä-sidenten Friedrich Ebert mit der blut-befleckten Militärführung. Anfang

    1919 endete die November-Revo-lution in konterrevolutionärem Ter-ror. Die Ermordung von Karl Lieb-knecht und Rosa Luxemburg sowie zahlreichen weiteren Revolutionären in den Januarkämpfen ist unvergess-liche Mahnung, die Konterrevolution niemals zu unterschätzen. Der Friedensvertrag von Versailles erlegte Deutschland hohe Lasten auf, damit es als Konkurrent im Kampf der imperialistischen Haupt-mächte um die Weltherrschaft mög-lichst dauerhaft ausgeschaltet wür-de, ließ aber den deutschen Imperia-lismus als Bollwerk gegen das junge Sowjetland bestehen. Die Reichsre-gierungen unter Führung von Sozi-aldemokraten wie auch später von bürgerlichen Beauftragten der herr-schenden Klasse missachteten mit der Bildung von Freikorps die vorge-schriebene Begrenzung der Reichs-wehr auf 100.000 Mann. Während des Kapp-Putsches und bei Terror- aktionen gegen die Arbeiterbewe-gung sorgten die Freikorps für den Erhalt der alten Ordnung. Sie nah-men auch an den Interventionskrie-gen gegen Sowjetrussland teil.Das alles sollte vom Mäntelchen ei-ner formalen bürgerlichen Demokra-tie der Weimarer Republik verhüllt werden. Im Schoße dieser Republik wuchs eine immer mächtiger wer-dende faschistische Bewegung, die sich irreführend „nationalsozialis-tisch“ nannte.Ungeachtet massiver Unterdrückung der Werktätigen gehören zur Ge-schichte der Weimarer Republik je-doch auch zahlreiche revolutionäre Aktionen großer Bevölkerungsteile, vor allem der Arbeiter, bis hin zum politischen Generalstreik.

    Das Jahr 1929 bescherte der Welt den „Schwarzen Freitag“, den großen Kurseinbruch an der New-Yorker Börse.Deutschland geriet in den Strudel der sich daraus entwickelnden Weltwirt-schaftskrise; die Zahl der Arbeitslosen wuchs auf mehr als 6 Millionen. An-gesichts wachsender Unzufriedenheit in allen Schichten suchten die Herr-schenden nach einem Ausweg, um ih-re Macht zu stabilisieren.Im Januar 1933 wurde Adolf Hitler, der Führer der NSDAP, auf Betrei-ben großindustrieller und junkerlicher Kreise „ganz legal und verfassungs-treu“ von Hindenburg, dem Gene-ralfeldmarschall Wilhelms II., zum Reichskanzler ernannt. Damit vollzog sich der Übergang von der Weimarer Republik zur faschistischen Diktatur.

    Im Jahr 1939 begannen die deut-schen Faschisten den bisher schrecklichsten aller Kriege, den Zweiten Weltkrieg.Das Großkapital, die Junker und die Militaristen nutzten ihre wiederge-wonnene unbeschränkte Macht zu dem blutigen Versuch, für die Nie-derlage während des Ersten Welt-kriegs Revanche zu nehmen und Eu-ropa sowie große Teile der übrigen Welt zu unterjochen. Weil die West-mächte – auch im Sinne ihrer antiso-wjetischen Politik - den Einmarsch der deutschen Wehrmacht in das 1919 entmilitarisierte Rheinland, die völkerrechtswidrige Teilnah-me der Legion Condor an der Nie-derwerfung der republikanischen Kräfte Spaniens, den Anschluss Ös-terreichs sowie die schrittweise Li-quidierung der Tschechoslowakei duldeten, glaubten der Führer und Reichskanzler sowie seine Paladine, sie könnten ungestraft ihre viel wei-ter reichenden Herrschaftspläne re-alisieren. Sie lösten planmäßig mit dem Überfall auf Polen am 1. Sep-tember 1939 den Zweiten Weltkrieg aus.

    Bis auf einige Ausnahmen un-terwarfen sich die deutsche Wehrmacht und deren Ver-bündete fast alle Staaten Europas und überzogen deren Bevölkerung mit Mord und Vernichtung. Millio-nen Menschen wurden in Konzen-trationslagern ermordet, darunter die Mehrzahl europäischer Juden sowie Sinti und Roma, aber auch Widerstandskämpfer und Patrioten vieler Länder, nicht zuletzt Kommu-nisten und Sozialdemokraten, so-wie unzählige Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter. Viele Menschen starben auf den Schlachtfeldern oder im Bombenhagel. Über die Ge-samtzahl der menschlichen Opfer gibt es auch heute nur Schätzungen. Die materiellen Verluste lassen sich kaum beziffern.Im Jahr 1944 zeichnete sich die mi-litärische Niederlage Deutschlands ab: vor allem nach den Siegen der Sowjetarmee vor Moskau, in Stalin-grad, im Kursker Bogen und bei der Befreiung Leningrads von der Blo-ckade, ebenso nach der Invasion der Engländer und Amerikaner in Frank- reich und nach deren Erfolgen im Mittelmeerraum. Jetzt versuchten Offiziere und bürgerliche Opposi-tionelle, sich Hitlers zu entledigen. Als das Attentat vom 20. Juli 1944 misslang, wurden faschistischer Terror und Krieg buchstäblich bis zur letzten Patrone fortgesetzt. Am 8. Mai 1945 kapitulierte das Deutsche Reich bedingungslos.

    Zu diesem Zeitpunkt hatte sich Hitler schon durch Selbstmord seiner Ver-antwortung entzogen. Die Mehrzahl seiner führenden Parteigänger und Generäle sowie die Reste der Wehr-macht gingen in Gefangenschaft. Deutschland war faktisch vollstän-dig in der Hand der alliierten Trup-pen. Damit war unser Volk vom Fa-schismus befreit.Am 5. Juni 1945 übernahm der sich im Hauptquartier des Sowjetmar-schalls Georgij Shukow in Ber-lin-Wendenschloss konstituieren-de Alliierte Kontrollrat die Regie-rungsgewalt in Deutschland. Das Deutsche Reich des Kaisers und der Faschisten, der Monopolherren, Großagrarier und ihrer Getreuen existierte nicht mehr. Vor dem deut-schen Volk lag ein offener Weg zum Eintritt in die demokratische und friedliebende Völkergemeinschaft, die von ihm allerdings Schuldein-sicht und die Wiedergutmachung an-gerichteter unermesslicher Schäden erwartete.Wegen der bald nach Kriegsende of-fen aufgebrochenen Widersprüche zwischen den Besatzungsmächten blieb die Hoffnung der großen Mehr-heit der Deutschen auf ein erneuertes Gesamtdeutschland jedoch unerfüllt. Der Weg zur Veränderung der gesell-schaftlichen und politischen Verhält-nisse wurde - wie schon einmal nach 1918 - in den Westzonen und später in der BRD durch die wieder erstark-ten reaktionären Kreise mit Hilfe der westlichen Besatzungsmächte blo-ckiert. Alle Siegermächte etablierten auf dem von ihnen besetzten Territo-rium eine ihrer eigenen Gesellschaft wesensgleiche Ordnung. Sie stützten sich dabei auf die entsprechenden deutschen Kräfte.

    In den drei Westzonen gewannen Nutznießer, Träger und Förde-rer des Faschismus schnell wie-der wirtschaftliche Stärke und po-litischen Einfluss. Im Verein mit den Westmächten nahmen sie unter Bruch des Potsdamer Abkommens und unter Missachtung der Forde-rungen der Volkskongressbewegung für Einheit und gerechten Frieden erfolgreich Kurs auf einen separa-ten Weststaat. Dem Volkswillen, wie er sich beispielsweise 1946 in dem Verlangen der hessischen Wähler nach Überführung der Schlüsselin-dustrien in Gemeineigentum aus-drückte, wurde zuwidergehandelt. Bereits 1948 wurde mit der Einfüh-rung einer separaten Währung für die Westzonen und die Westsektoren Berlins die Spaltung unseres Vater-landes vorgezeichnet.

    Wendejahre in Deutschland -eine Chronik versäumter Gelegenheiten

    Erklärung zu Gedenktagen im Jahr 2009

    (Fortsetzung nächste Seite)

  • 6 akzente dokumentiert

    Demgegenüber entwickelte sich in der sowjetischen Be-satzungszone als greifbare Alternative zu der Ordnung, die seit Kaisers Zeiten das deutsche Volk ins Unglück gestürzt hatte, schrittweise eine neue, antifaschistisch-demokra-tische Ordnung. Endlich einmal wur-den die Interessen der Besitzlosen und Unterdrückten zum Maßstab ge-sellschaftlichen Handelns. Kommu-nisten, Sozialdemokraten, bürgerli-che Demokraten und viele Menschen, die einfach aus dem bisherigen Elend herauswollten, schlossen sich zusammen, brachten das wirtschaft-liche Leben in Gang und engagierten sich in Selbstverwaltungsorganen. Nazipartei, SA und SS, Wehrmacht, bürgerliche Verwaltung, Polizei und Justiz, vom Elterneinkommen ab-hängige Volksbildung wurden besei-tigt. Demokratische Verwaltungen neuer Art entstanden, die in Lan-desregierungen und – ursprünglich für ganz Deutschland vorgesehenen – deutschen Zentralverwaltungen ih-ren Überbau erhielten.Mit der demokratischen Bodenre-form wurde die Macht der Junker und Großagrarier gebrochen, er-hielten Landarbeiter, landarme Bau-ern und Umsiedler eine Existenz-grundlage. Ein Volksentscheid über die Enteignung der Nazi- und Kriegs-verbrecher und die Überführung ih-rer Unternehmen in Volkseigentum war Grundlage, die Konzernherren, Naziaktivisten und Kriegsgewinnler zu entmachten. Jetzt wurden die ein- fachen Leute endlich Nutznießer ih-rer Arbeit.

    Im Jahr 1949 entstanden zwei deut-sche Staaten. Mit der Gründung von BRD und später DDR fand die Nachkriegsteilung Deutsch-lands ihren Abschluss.

    Die führenden Politiker der Westzo-nen arbeiteten auf Geheiß der drei Besatzungsmächte das Grundgesetz eines westdeutschen Separatstaates aus, das die westlichen Militärgou-verneure genehmigten und am 23. Mai 1949 in Kraft setzten. Die Be-völkerung der Westzonen blieb von der Verfassungsarbeit ausgeschlos-sen. Die Bürger der fünf ostdeut-schen Länder wurden nicht gefragt und sollten später „heimgeholt“ wer-den. Alle Vorschläge, die Einheit Deutschlands zu bewahren, wurden im Westen kategorisch abgelehnt. Am 6. und 7. September 1949 kon-stituierten sich Bundestag und Bun-desrat.Als Reaktion darauf erfolgte am 7. Oktober 1949 die Gründung der Deutschen Demokratischen Repu-blik. Der Deutsche Volksrat, aus all-gemeinen und geheimen Wahlen her-

    vorgegangen, konstituierte sich als Provisorische Volkskammer – damit andeutend, dass der Weg zur staatli-chen Einheit Deutschlands offenge-halten werden sollte – und setzte als Verfassung den Entwurf des Deut-schen Volkskongresses in Kraft, des-sen Text zuvor öffentlich und umfas-send beraten worden war.Heute die Gründung der DDR als Akt der Spaltung Deutschlands dar-zustellen, ist glatte Geschichtsfäl-schung und eine reine Propaganda- lüge.Schon Anfang der fünfziger Jahre begann in Westdeutschland die Re-militarisierung. Am 5. Mai 1955 trat die BRD der NATO bei. Daraufhin wurde als Antwort auf die Ostaus-dehnung der NATO der Warschauer Vertrag abgeschlossen, dessen Mit-glied auch die DDR wurde.

    Das Jahr 1989 wird allgemein mit der Wende in der DDR verbunden.

    Die SED-Führung betrieb bereits seit Ende der siebziger Jahre eine der realen Lage zunehmend weni-ger Rechnung tragende Wirtschafts-politik. Sie zeigte sich außerstan-de, innenpolitisch sachgerechte und demokratisch erarbeitete Problem-lösungen zu suchen. Ab Mitte 1989 verfiel die Führung in Sprachlosig-keit und Agonie. Außenpolitisch wirkte sich die jahr-zehntelange Nichtanerkennung der DDR aus, die durch Hallstein-Dok-trin und Embargopolitik untermau-ert worden war. Auch die weitaus un-günstigere ökonomische Ausgangs-position der DDR gegenüber der BRD wirkte nach, auch dadurch be-dingt, dass allein der Osten Deutsch-lands die Reparationsleistungen nach 1945 zu tragen gehabt hat-te. Kalter Krieg und Wettrüsten hat-ten den sozialistischen Staaten Bela-stungen auferlegt, denen sie auf Dau-er nicht gewachsen waren.

    Unzufriedenheit der Mehrheit der Bürger mit staatlichen Maßnahmen, zunehmender Verzicht der Führung auf die offene Einschätzung der Lage und auf die Beteiligung der Bevölkerung an Ent-scheidungen sowie die steigende Verunsicherung der Mitarbeiter von SED- und Staatsapparat destabili-sierten den Staat. Folge und zugleich Beschleuniger dieser Entwicklung war, dass immer mehr meist jüngere DDR-Bürger die DDR verließen. Im Inneren artikulierten sich Bewe-gungen für mehr Bürgerfreiheiten und politische Menschenrechte, für umfassende Demokratie. Die Aktivisten der Bürgerbewegung in der DDR äußerten in ihrer Mehr-heit, sie strebten eine bessere DDR an. Selbst als an die Stelle der Lo-sung „Wir sind das Volk“ die mit

    BRD-Unterstützung verbreitete Lo-sung „Wir sind ein Volk“ trat, hatten weder die Mehrheit der DDR-Bevöl-kerung noch die Regierung Modrow das Ziel, der BRD gemäß Artikel 23 Grundgesetz beizutreten. Verbrei-tet wurden Wege diskutiert, wie die Vorzüge der BRD und der DDR fruchtbar für einen künftigen ein-heitlichen deutschen Staat gemacht werden könnten. Der vom Runden Tisch aller Parteien und Bewegungen in der DDR erarbeitete Entwurf einer neuen Verfassung der DDR sollte zu-sammen mit dem Grundgesetz den Inhalt einer gesamtdeutschen Verfas-sung bestimmen

    Die Politiker der Bundes-tagsparteien und vor allem der Kohl-Regierung torpe-dierten im Bunde mit ihren Junior-partnern in der DDR, namentlich in der „Allianz für Deutschland“ (Ost-CDU und Anhängsel), dieses Bestre-ben der DDR-Bürger. So wurde die von den 1989 politisch aktiven Teilen der DDR-Bevölkerung wesentlich mit erkämpfte demokratische Erneu-erung der DDR zugunsten einer wür-delosen Vereinnahmung durch die an Oder und Neiße vorrückende BRD abgewürgt. Der Osten Deutschlands erhielt die Ordnung der alten BRD ungefragt übergestülpt und wurde von der Regierung unter Lothar de Maizière der alten BRD ausgeliefert.

    In geschichtlicher Rückschau auf 41 Jahre DDR

    wird als wesentlich bleiben, was in ihr erfolgreich erprobt wurde, um für ein europäisches Industrieland ei-nen Entwicklungsweg zu finden, der gekennzeichnet ist durch demokra-tische Verfügungsgewalt des Volkes über die Quellen des Reichtums an-statt der Konzentration aller Wirt-schaftsmacht in Privathand mit dem daraus folgenden Diktat von Egois-mus und Profitstreben.

    Im Jahr 2009 ist es an der Zeit, nach fast zwei Jahrzehnten staat- licher Einheit Bilanz zu ziehen.

    Mit der Wahl zum Bundestag 2009 wird dazu Gelegenheit sein. Welche Posten stehen zu Buche?Die sozialen Errungenschaften, die Westdeutschland über Jahrzehnte hinweg prägten, sind ab Mitte der achtziger Jahre schrittweise und nach 1990 beschleunigt abgebaut worden.Das Land beteiligt sich wieder an Kriegen gegen andere Völker: Der NATO-Überfall auf Jugoslawien und der Krieg am Hindukusch in Af-ghanistan sind die extremsten Fälle. Deutschland ist drittgrößter Waffen-exporteur in der Welt. Die steigenden Militärausgaben belasten den Staats-haushalt, die Verschuldung wächst, die Bürger verarmen. Das internatio-

    nale Finanzkapital ist politisch nicht mehr zu steuern, Inflation droht, ebenso eine tiefe Wirtschaftskrise des globalen Kapitalismus.In Deutschland sind zwei Teilgesell-schaften entstanden; die Spaltung zwischen Arm und Reich, oben und unten, West und Ost hat sich trotz staatlicher Einheit vertieft.Die „Umerziehung“ der „beigetre-tenen“ Bürger misslingt fast aller-orts: Die in der DDR erlebte sozi-ale Gerechtigkeit, die Sicherheit des Ausbildungs- und Arbeitsplatzes, unentgeltliche Gesundheitsfürsor-ge und Bildung, sichere Lebensper-spektive werden mit den jetzigen Verhältnissen verglichen. Die gegen-wärtig in Staat und Wirtschaft herr-schende Elite wittert die latente Ge-fahr, dass tieferes Nachdenken über Alternativen zu den bestehenden Ge-sellschaftsverhältnissen einsetzt und daraus Aktionen zu deren Verände-rung erwachsen könnten. Damit er-klärt sich im Kern die Verteufelung aller Werte, von denen das Leben in der DDR wesentlich geprägt wurde. Geradezu hysterisch werden die lei-der noch uneinigen antiimperialis-tischen und demokratischen Kräfte als „Kommunisten“ beschimpft und verfolgt. Ein gigantischer Überwa-chungsapparat soll die derzeitigen Machtstrukturen sichern. Die faschi-stische Ideologie, deren Theorien und Vorstellungen noch in vielen Köpfen weiterlebten, wird dem Zeit-geist angepasst und besonders un-ter jungen Menschen verbreitet. Par- allelen zur Zeit der Weimarer Repu-blik begründen große Besorgnis.Das politische System der BRD be-stimmten jahrzehntelang drei Par-teien: CDU/CSU, SPD und FDP. Dieses System ist zerbröckelt. Die später etablierten Grünen haben sich mittlerweile den anderen Parteien angeglichen; sie spielen nur noch partiell die Rolle eines Mehrheitsbe-schaffers für die SPD und wohl dem-nächst auch für die CDU/CSU. Für die Altparteien unerwartet hat im Bundestag und in zahlreichen Land-tagen die Partei DIE LINKE Man-date und Einfluss gewonnen. In den ostdeutschen Ländern ging die Mei-nungsführerschaft weitgehend auf DIE LINKE über. Es deuten sich völ-lig neue Mehrheitsverhältnisse auf allen Ebenen an.Wenn es gelingt, soziale Errungen-schaften der alten BRD zurückzuge-winnen, die nicht zuletzt unter dem Eindruck der bloßen Existenz der DDR erreicht werden konnten, wird die Wirkung von DDR-Erfahrungen erheblich wachsen. Sicher aber ist, dass nur breiter und energischer Wi-derstand weiteren Sozial- und De-mokratieabbau verhindern kann.Weltweite Einsätze der Bundes-wehr verursachen zunehmende wirt-schaftliche und soziale Belastungen im Lande selbst. Außenpolitisch besteht die reale Gefahr, dass sich

    Wendejahre in Deutschland(Fortsetzung von Seite 5)

    (Fortsetzung nächste Seite)

  • 7 akzente zeitgeschichtlich

    Deutschland als Juniorpartner der USA durch eine Mitwirkung an der NATO-Erweiterung zwecks Einkrei-sung Russlands - und in der nahen Zukunft auch der VR China - weiter zu einem Vorreiter militärischer Lö-sung politischer Differenzen entwi-ckelt. Provokationen, auch kleiner Randländer mit gemeinsamen Gren-zen zu Russland oder China, könnten dann rasch den „Bündnisfall“ auslö-sen und unser Land in massive krie-gerische Auseinandersetzungen hi-neinziehen. Um so dringlicher ist es, dass sich die Friedenskräfte zu kraft-vollen Aktionen zusammenfinden.Ein souveräner, demokratischer deutscher Staat, der dem Mehrheits-willen unseres Volkes entspricht, muss seinen Weg in die Zukunft selbst bestimmen. Von deutschem Boden darf nie wieder Krieg, son-dern nur noch Frieden ausgehen.

    In der Weltlage bahnen sich grundle-gende Veränderungen an. Der Neoli-beralismus erweist sich als untaug-lich, die ökonomischen und sozialen Probleme zu lösen, vor denen in un-seren Tagen die gesamte Menschheit steht. Eine neue Politik ist notwendig und möglich, die

    Abrüstung und Frieden, soziale Sicherheit und Gerechtigkeit,Demokratie in Staat und Wirtschaft,einen ökologischen Umbauder Gesellschaft, globale Solidarität von Nord und Süd

    zum Inhalt und Ziel hat. In einer solchen Welt im Wandel muss und kann Deutschland seinen Platz fin-den und seiner verantwortlichen Rol-le gerecht werden. In dieser Rich-tung sollte das Jahr 2009 ein Jahr der Wende werden.

    Wendejahre in Deutschland (Fortsetzung von 6 Seite )

    Unser Miglied Helga Bornstädt brachte jetzt im Verlag am Park (edi-tion ost in der Eulenspiegel-Ver-lagsgruppe) ihr Büchlein „Zeitsplit-ter – Erlebte Momente“ (126 Seiten, Preis 12,90 Euro einschl. Porto) mit nachdenkenswerten Betrachtungen heraus (Bestellungen im Buchhandel unter ISBN-Nr. 978-3-89793-177-0 oder bei der Autorin, Hans-Grade-Ring 44, 14480 Potsdam)

    März 1999 Aktive Teilnahme der Mitglieder der GBM an Protesten und Aktionen gegen den völker-rechtswidrigen NATO-Angriff auf Jugoslawien3.7.1999 Aktivisten der Friedensbe-wegung und der GBM konstituieren eine Arbeitsgruppe zur Vorbereitung eines Europäischen Tribunals gegen den NATO-Krieg. Aufnahme von Kontakten zu Gruppen in 15 europä-ischen Ländern und in den USA30.10.1999 1. Hearing zum Tribunal über den NATO-Krieg gegen Jugo-slawien in der Heilig-Kreuz-Kirche, Berlin; organisiert von der GBM und Friedensgruppen16.4.2000 2. Hearing zum Tribunal über den NATO-Krieg gegen Jugo-slawien in Hamburg2.-3.6.2000 Europäisches Tribunal über den NATO-Krieg gegen Jugo-slawien in der Heilig-Kreuz-Kirche, BerlinEs folgen Besuche von GBM-Mit-gliedern in Jugoslawien, Teilnahme an Protestaktionen, Solidarität mit den Opfern von Varvarin und mit dem Kinderheim „Mladost“ in Kra-gujevac, die zu einer ständigen Ein-richtung wird24.3.2001 1. Europäischer Friedens-konvent anlässlich des 2. Jahrestages des NATO-Überfalls auf Jugosla-wien, zu dem sich Teilnehmer aus 19 europäischen Staaten in Berlin ver-sammeln. Der Konvent beginnt mit einer wissenschaftlichen Konferenz über „Menschenrechte und Interven-tion“.8.12.2001 Das Präsidium des Euro-

    päischen Friedensforums tagt in Ber-lin – Erklärung: „Nicht durch Bush-Brände zum Weltenbrand“17.5.-19.5.2002 2. Europäischer Friedenskonvent und Gründung des Europäischen Friedensforums in Athen unter Beteiligung von Vertre-tern aus 17 europäischen Ländern24.-25.8.2002 „Keine Kriege! Frie-den jetzt!“ – Ostdeutsche Friedens-konferenz des Ostdeutschen Ku-ratoriums von Verbänden und der Bundestagsfraktion der PDS in Neu-ruppin19.1.2003 Frankfurt/Main: Interna-tionale Konferenz „Alternativen zu Krieg und Gewalt“21.3.2003 Friedenskonferenz des Europäischen Friedensforums in Prag, organisiert von der Tsche-chischen Friedensgesellschaft; Pra-ger Resolution des Europäischen Friedensforums gegen die Aggressi-on gegen den Irak11.12.2003 Beratung des Präsidiums des Europäischen Friedensforums in Berlin – Erklärung: „Für ein Europa des Friedens, der Sicherheit, der Völ-kerverständigung und der sozialen Gerechtigkeit“6.-9.5.2004 Tagung des Weltfrie-densrates in Athen Aufnahme des Europäischen Friedensforums als Mitglied19.6.2004 Hearing in Berlin zur Vor-bereitung eines Tribunals über den Irak-Krieg der USA und ihrer Ver-bündeten20.6.2004 Beratung des Euro-päischen Friedensforums in Ber- lin – Berliner Erklärung: „Die

    EU-Erweiterung und ihre Bedeu-tung für Europa“7.5.2005 Internationale Gedenkver-anstaltung der GBM/epf zum „Tag der Befreiung vom Hitlerfaschis-mus“, Erklärung zum 60. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus26.-29.10.2005 Teilnahme am A.R.A.C. Kongress in Tremblai bei Paris. Vereinbarung über zukünftige Zusammenarbeit mit dem epf2005/2007 Aktive Teilnahme von Mitgliedern der GBM an der Aus- einandersetzung um den Vertrag über eine Verfassung für Europa1.6.2006 Internationales wissen-schaftliches Kolloquium in Berlin zum Thema „Globale Kriege, Sozial-raub, Repression – ein neuer Faschis-mus?“24.-26.6.2006 Istanbul: Gesell-schaftliches Welttribunal zur Verur-teilung des Krieges der USA und ih-rer Verbündeten gegen den Irak17.3.2007 Protestaktion vor der US-Botschaft in Berlin anlässlich der in-ternationalen Aktionswoche gegen den Irak-Krieg 6.6.2007 Großdemonstration in Ro-stock als Protest gegen den G8-Gip-fel in Heiligendamm15.9.2007 Demonstration in Berlin gegen die Fortsetzung der Beteili-gung an dem NATO-Krieg in Afgha-nistan28.-29.9.2007 Europäisches Treffen des Weltfriedensrates in Lissabon23.-24.2.2008 Gemeinsame Ver-sammlung des Präsidiums des Euro- päischen Friedensforums und des Antifaschistischen Komitees der Ukraine.Kiewer Erklärung: Gegen die Sta-

    tionierung des sogenannten Raketen-abwehrschirms der USA! Für eine europäische Friedenskonferenz! Erklärung zur völkerrechtswidrigen Sezession des Kosovo7.-9.3.2008 „Alternativen zu Krieg und Besatzung“ – Internationale Irak- konferenz in Berlin zum 5. Jahrestag des Krieges7.-8.6.2008 Afghanistan-Kongress der Friedensbewegung in Hanno- ver unter der Losung „Dem Frie-den eine Chance – Truppen raus aus Afghanistan!“20.9.2008 Demonstration in Ber-lin und Stuttgart „Dem Frieden eine Chance, Truppen raus aus Afghanistan“ – Nein zur Verlänge-rung der Mandate für den Bundes-wehreinsatz in Afghanistan

    Die GBM als Mitbegründer und aktives Mitglieddes Europäischen Friedensforums

    – Eine Chronologie in Auswahl –

    Die Mitglieder des Sprecherrates ha-ben in ihrer Sitzung am 2. Dezem-ber 2008 einen persönlichen Brief zum Jahreswechsel an alle Mit-glieder unseres Ortsverbandes Bar-nim verabschiedet und darüber bera-ten, wie es uns gelingt, mit unseren Möglichkeiten die Anstrengungen der GBM für die Erhaltung und Si-cherung des Friedens zu unterstüt-zen. Ja, unsere Stimmen gegen So-zialabbau und gegen Kriege dürfen nicht leiser werden, dies gebietet

    „Gebot solidarischer Verbundenheit“unsere solidarische Verbundenheit. Die Mitglieder des Sprecherrates unterstützen daher voll den Aufruf des GBM-Vorstandes: „Spendet für eine Europäische Friedenskonfe-renz!“. So haben alle fünf Mitglieder des Sprecherrates sofort gespendet, zusammen 90 Euro. Wir hoffen, dass sich viele GBM-Mitglieder diesem Aufruf anschließen. Ernst Jager, Vorsitzender des OV Barnim

  • 8 akzente Spezial

    JK steht für Prof. Dr. Dr. h. c. Jür-gen Kuczynski (1904 bis 1997). Er war ein überragender Hoch-schullehrer und Wissenschaftler der DDR, Weltbürger, aktiver Kämpfer gegen Faschismus und Kritiker des Kapitalismus. Seine Arbeiten fanden weltweit Resonanz und Anerkennung. In der Online-Enzyklopädie „Wikipe-dia“ sind heute 350 seiner wichtigsten Schriften aufgeführt, die in 18 Spra-chen von Verlagen in Ost und West herausgegeben worden sind.Die Themen von JK sind heute - ange-sichts der großen Krise - wieder von brennender Aktualität. Das betrifft sein Hauptthema „Geschichte der Lage der Arbeiter im Kapitalismus“. Das betrifft aber auch seine erste grö-ßere Arbeit 1926 „Zurück zu Marx“ und seine Tätigkeit in der American Federation of Labor (AFL), wo er - erstmalig für die USA – Arbeitslosen-statistiken und Relativlöhne errech-nete und damit gewerkschaftlichen Lohnkämpfen eine wissenschaftliche Orientierung gab.Brennend aktuell bleibt auch sein Gutachten für die Auschwitz-Pro-zesse vor dem Schwurgericht in Frankfurt am Main 1963 bis 1968. „Die Verflechtung von sicherheitspo-lizeilichen und wirtschaftlichen Inte-ressen bei der Errichtung und im Be-trieb des KZ Auschwitz und seiner Nebenlager“ war seine Veröffentli-chung dazu 1964 überschrieben.Jürgen Kuczynski war ein schöpfe-rischer und unangepasster Denker. In der DDR hatte er seine Schwierig-keiten mit den Obrigkeiten und die-se mit ihm. Und nach dem Ende der DDR ließ er sich nicht in den Main-stream der DDR-Verteufelung ein-ordnen.Diesem Jürgen Kuczynski gebührt eine nachhaltige öffentliche Ehrung. Das jedenfalls meinte eine Gruppe von Bürgern aus dem Bezirk Pankow von Berlin.Sie schlug ihrer Bezirksverwaltung vor, einen gärtnerisch gestalteten Platz in unmittelbarer Nähe des Ortes, an dem Jürgen Kuczynski diese 50 Jahre gelebt hat, nach diesem zu be-nennen. Dieser Platz wurde in Zu-sammenarbeit mit dem Verein Wei-ßenseer Heimatfreunde e. V. ausge-wählt.Die Annahme, dass die Würdigung Jürgen Kuczynskis und diese Platz-benennung reibungslos über die Büh-ne gehen würden, hat sich als Irrtum erwiesen. Zwar wurden in Pankow ähnliche Benennungen vorgenom-men. Eine neu gestaltete Grünfläche wurde nach einem Pankower Künstler benannt. Ein von dem Bezirksamt ge-nutzter Gebäudekomplex hat den Na-men Sebastian Haffner erhalten. Aber mit solcher Art öffentlicher Ehrung für JK tat man sich deutlich schwerer.Erst müsse ein „Verfahren für die Be-

    nennung von Anlagen, Orten und öf-fentlichen Einrichtungen im Bezirk Pankow“ durch das Bezirksparlament beschlossen werden, befand der Aus-schuss für Kultur und Bildung im Ju-ni 2007. 13 Monate später reichte er dann einen entsprechenden Antrag bei der Bezirksverordnetenversamm-lung ein, der im September 2008 be-schlossen wurde. Im November 2008 erklärte das Bezirksamt, nach diesem Beschluss zu verfahren.Im gleichen Monat stand dann die Benennung eines Platzes nach Jür-gen Kuczynski erneut auf der Tages-ordnung des Ausschusses für Kultur und Bildung. Wie vom beschlossenen Verfahren vorgeschrieben, lag eine Stellungnahme von der „sachverstän-digen Stelle im Bezirksamt“ vor. Die-se befürwortete den Antrag.Frau Prof. Dr. Binus, Wirtschaftshi-storikerin, Schülerin und Kollegin von JK, unterstützte erneut den An-tragsteller für die Platzbenennung. Sie verwies darauf, dass etwa ein-tausend Bürgerinnen und Bürger mit ihrer Unterschrift dafür votiert ha-ben, einen Stadtplatz nach JK zu be-nennen. Ein Viertel der Unterstützer kommt aus dem Wohnumfeld von JK. Unterstützer sind vor allem ehema-lige Studenten und Mitarbeiter des Hochschullehrers und Wissenschaft-lers, aber auch Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens wie Dr. Hans Coppi, Prof. Dr. Norman Paech, Prof. Dr. Erich Buchholz oder die Künst-ler Walter Womacka und Ronald Paris und nicht zuletzt Prof. Dr. Gerhard Fi-scher und viele andere Mitglieder und Sympathisanten der GBM.Darüber hinaus befürworten Dr. Irene Runge und der Jüdische Kulturver-ein Berlin e.V. diese öffentliche Eh-

    rung. Der heutige Präsident der Hum-boldt-Universität zu Berlin steht dem Vorhaben „wohlwollend gegenüber“, weil Jürgen Kuczynski „zweifels-frei eine herausragende Persönlich-keit gewesen“ ist. Wolfgang Thierse zählt in der „Berliner Zeitung“ vom 6.6.2007 Jürgen Kuczynski zu den wichtigen Persönlichkeiten der intel-lektuellen Geschichte der DDR.Prof. Dr. Ritschel, bis 2007 Leiter des von Jürgen Kuczynski gegründeten Instituts für Wirtschaftsgeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin, begrüßt in einem Brief dieses Vorha-ben und möchte „auf geeignete Wei-se zum Gelingen beitragen“. Er hatte, konnte man in diesem Brief weiter le-sen, bei seinen eigenen Literaturstu-dien als junger Doktorand „zur akade-mischen Elitenkontinuität zwischen dem Dritten Reich und der Bundesre-publik“ ganz ähnliche Entdeckungen

    Ehrung für JKgemacht, wie sie bei JK zu finden seien. Jedoch ist er damals dem „kar-rieretechnisch objektiv guten Rat sei-ner akademischen Lehrherren“ ge-folgt und hat seine Ergebnisse nie ver-öffentlicht.Dr. Lengsfeld sprach in der Aus-schusssitzung für die Fraktion der CDU und für die Fraktion Bünd-nis 90/Die Grünen gegen den Antrag. Prof. Kuczynski sei zwar „eine he-rausragende und bedeutende Persön-lichkeit“, sei „aber auch durch eine ausgeprägte Nähe zur SED-Führung charakterisiaert“. Als Beleg dafür zi-tiert er einen Projektleiter aus dem Apparat der Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheits-dienstes.Im Ergebnis der Debatte wurde mit den Stimmen der SPD und der LIN-KEN mehrheitlich beschlossen, einen „Platz im Ortsteil Weißensee nach Jür-gen Kuczynski“ zu benennen. Gleich-zeitig ist das Bezirksamt beauftragt, einen geeigneten Platz zu finden und

    „dem Ausschuss vor der endgültigen Entscheidung über den Platz Bericht zu erstatten“.Fazit: Der primitive Antikommunis-mus in der verordneten Geschichts-darstellung zur DDR wurde abgewie-sen. Die „endgültige Entscheidung“ zur verdienten Würdigung von Jürgen Kuczynski ist verschoben. Die Erfah-rung lehrt, dass eine baldige Entschei-dung weitere öffentliche Fürsprache erfordert. Dr. Herbert Hanke

    *Ergänzend sei bemerkt, dass sich die GBM dem Erbe Prof. Kuczyn- skis auch deshalb verpflichtet weiß, weil er seit 1926 in der Deut-schen Liga für Menschenrechte mit-arbeitete und deren Monatszeit-schrift „Die Menschenrechte“ redi-gierte. 1930 wurde er Mitglied der KPD. D. Red.

    Prof. Dr. Jürgen Kuczynski Foto: Archiv Dr. Hanke

    Der Zentrale Arbeitskreis Kultur- und Bildungsreisen der GBM führt gemeinsam mit dem Fremdenverkehrsamt Zürich/Schweiz

    am Mittwoch, dem 28. Januar 2009,um 15.00 Uhr im Schloss Biesdorf,Alt Biesdorf 55, 12683 Berlin

    eine Veranstaltung zum Thema „LandschaftlicheExtreme, Kontraste und Werte der Schweiz“ durch.Dazu wird ein Film gezeigt, und ein Vertreter des Fremdenverkehrsamtes Zürich spricht.Wir laden herzlich ein. Die Veranstaltung dient auch der Vorbereitung unserer Reise im Juni 2009 in den Kanton Wallis der Schweiz.

  • 9GBM in Aktion

    Am 30. Oktober konnten wir den Schriftsteller Günter Gör- lich als Gast im Bernauer Club 23 begrüßen. Der Ortsverband Barnim der GBM hatte ihn zu ei-ner gemeinsamen Veranstaltung mit ISOR und GRH eingeladen.Zu Beginn sagte der Vorsitzende des Ortsverbandes Barnim, Ernst Ja-ger, dass zwar viel darüber diskutiert wird, warum die DDR von der kapi-talistischen BRD vereinnahmt wer-den konnte, aber kaum jemand fragt, warum sie gegründet und aufgebaut wurde – als radikaler Bruch mit der faschistischen und militaristischen Vergangenheit, als Hoffnung auf ein friedliches, menschenwürdiges und sozial gerechtes Leben für die werk-tätige Bevölkerung.Günter Görlich ist mit seinem litera-rischen Schaffen ein Kronzeuge für diese Entwicklung und diese Hoff-nung, aber auch für die tiefe Enttäu-schung nach der schweren Nieder-lage. Der 1928 in Breslau geborene Autor las aus seinen 1999 erschie-nenen Erinnerungen „Keine Anzeige in der Zeitung“.Eine bemerkenswerte Episode in die-sem Buch berichtet über Erlebnisse während seiner letzten Reise als Mit-glied einer ZK-Delegation mit Erich Honecker im Juni 1989 nach Magni-togorsk. Berührend wirkten dabei die Gedanken Günter Görlichs, der sich an die gleiche Route erinnert, die ihn als 17jährigen nach der Ver-teidigung der „Festung Breslau“ im Sommer 1945 in sowjetische Kriegs-gefangenschaft und damit in eine un-gewisse Zukunft führte. Während er 1945 in einem Güterwaggon hockte und auf das ihm fremde Land blickte, saß er jetzt -–1989 – im Flugzeug mit der SED-Delegation.Erich Honecker erzählte stolz, dass er als junger Komsomolze am Auf-bau dieses gigantischen Industrie-kombinats mitgeholfen hatte. Im Ju-ni 1989 war er nach einem Gespräch

    Dieter Frielinghauswurde 80

    Der Präsident des Kurato-riums der GBM, Pfarrer Dr. Dieter Frielinghaus, beging am 14. November 2008 sei-nen 80. Geburtstag. Der Bundesvorstand der GBM gratulierte herzlich. Die Ausgabe 11-08 unserer Zei-tung hatte den Jubilar be-glückwünscht.Die Zeitschrift „Topos – In-ternationale Beiträge zur dialektischen Theorie“ gab aus gleichem Anlass einen Sonderdruck heraus, in dem Ellen Brombacher, Horsta Krum, Friedrich Wolff, Chri-stian Stappenbeck und Ka-rin Hildebrandt den Geist-lichen und Friedenskämp-fer würdigen. Unser Vorsitzender, Prof. Dr. Wolfgang Richter, steuerte einen ausführlichen Bei-trag „‘Ostdeutsche‘ – Dis-kriminierung und neues Gemeinschaftsgefühl“ bei.Auch überbrachte Prof. Richter dem Jubilar in des-sen Wohnort Brüssow (Uckermark) die Wünsche der GBM und überreichte ihm eine Grafik von Ronald Paris. Dieter Frielinghaus bedank-te sich in bewegten Worten. Brieflich wiederholte er sei-nen Dank an die GBM „ehr-erbietig und herzlich“, ver-bunden mit guten Wün- schen. –isc-

    Das Thema der Mitgliederversamm-lung des GBM-Ortsverbandes Ber-lin-Lichtenberg am 19. November 2008 lautete: Vorschläge der Partei DIE LINKE für eine sichere und so-lidarische Rente. Es referierte (an-stelle des verhinderten stellvertre-tenden Vorsitzenden Klaus Ernst) der Mitarbeiter der Linksfraktion des Bundestages Ingo Schäfer. Er erläuterte die Positionen der Par- tei zur Verteidigung des Solidar-prinzips in der Rentenfrage, zur Verhinderung von Altersarmut, zur Bindung der Renten an die Lohn- und Gehaltsentwicklung, zur An-gleichung der Renten Ost an die Renten West.

    mit Gorbatschow der festen Über-zeugung, dass die DDR von der so-wjetischen Führung noch immer als wichtigster Verbündeter der SU an der westlichen Frontlinie des sozi-alistischen Lagers angesehen wer-de und die „deutsche Frage“, wie sie sowohl von westdeutschen als auch von einigen sowjetischen Politikern aufgeworfen worden war, vom Tisch sei. Diese Episode hinterließ eine be-drückende Stimmung bei den Zuhö-rern, weil sie von der Realitätsferne der DDR-Führung in der damaligen Situation zeugte. Außer diesem Abschnitt aus dem genannten Erinnerungsband hat-te Günter Görlich noch drei Erzäh-lungen mitgebracht. Eine Geschich-te erzählt von den Gefühlen eines ehemaligen Offiziers, der für die Or-ganisation der Militärparade zum Jahrestag der DDR verantwortlich gewesen war und drei Jahre nach der Wende am 7. Oktober seine Uni-form aus dem Schrank holt, sie an-zieht, die Paradestrecke noch ein-mal abschreitet und feststellen muss, dass er gar nicht mehr wahrgenom-men wird.Sehr betroffen machte die Erzäh-lung „Spuck vor ihr aus“, in der es um die Freundschaft zweier Mäd-chen geht, die in der Wendezeit unter dem Einfluss der Eltern in eine gro-teske Feindseligkeit umschlägt.Die Erzählung „Eine Insel aus Träu-men geboren“ verdeutlicht ein Stück Zeitgeschichte: das Erleben von Un-recht bei Eigentumsverhältnissen und Verlust von Nutzungsrechten; die Selbstherrlichkeit und Igno-ranz vieler „Alteigentümer“; die be-wusste und zielgerichtete Politik der Bonner Regierung zur Delegitimie-rung der DDR unter dem Banner der

    „Wiedervereinigung“ des geteilten Deutschlands.Mit dieser Lesung weckte Günter Görlich unter den Teilnehmern in-tensive Erinnerungen und Gefühle

    Literatur und GeschichteEine Lesung des Schriftstellers Günter Görlich in Bernau

    in der Wendezeit. Man erlebte noch einmal das Unrecht und die Entwür-digung vieler DDR-Deutscher durch die neuen Herren des Siegerstaates. Diese Ohnmachtsgefühle bleiben ein Stück Geschichte unseres Volkes.In der sich anschließenden Aus-sprache mit dem Schriftsteller wur-de die Wertschätzung, die die Zuhö-rer Günter Görlich und seinem lite-rarischen Schaffen entgegenbringen, sehr deutlich. Seine Arbeiten sind authentische Zeugnisse, die gei-stigen und emotionalen Gewinn für die Leser und Zuhörer bringen. Um-so mehr war die Empörung zu ver-stehen, als bekannt wurde, dass die Bücher Günter Görlichs im Buch-handel und den Bibliotheken nicht mehr zu finden sind. Dadurch wird den ehemals Westdeutschen und der jüngeren Generation ein wichtiges Stück Literatur- und Zeitgeschichte vorenthalten.Es wurde gefragt, ob und wann ei-ne Veränderung im historischen Ver-ständnis heute schon absehbar ist. Zugehörigkeitsgefühl zu Deutsch-land wird sich wohl erst einstellen, wenn sich die Menschen der älteren Generation ihrer Wurzeln in der DDR bewusst werden und ein neues Selbstbewusstsein erlangen. Günter Görlich antwortete: „Das wird noch lange dauern.“Abschließend bedankten sich die Zu-hörer bei Günter Görlich für die en-gagierte und beeindruckende Lesung und wünschten ihm noch weitere schöpferische und gesunde Lebens-jahre. Wir hoffen, dass noch vielen Lesern die spannende Erzählweise dieses Schriftstellers zum Erkennen gesellschaftlicher Zusammenhän-ge verhelfen und sie durch die Ver-mittlung der historischen Wahrheit über das Leben in der DDR in ihrem Kampf um Menschenwürde und so-ziale Gerechtigkeit bestärken wird. Uta und Werner Henze OV Barnim

    In der engagierten und kritischen Diskussion wurden die Bemü-hungen der Partei anerkannt, zu-gleich aber mehr öffentlicher Druck gefordert (gemeinsame Aktionen mit Gewerkschaften und Sozialver-bänden, Kundgebungen, Unter-schriftensammlungen). Deutlich wurde Bereitschaft und Stimmung für effektive politische Aktionen, vor allem im bevorstehenden Wahl-kampf. In der Diskussion infor-mierte Helmut Semmelmann, Mit-glied des GBM-Bundesvorstandes, über die Vorbereitung einer Europä-ischen Friedenskonferenz im März 2009 und rief zu Spenden dafür auf. Foto: Dr. Hans Dahlke

    BILD?????

  • 10

    Irgendeines von vielen Berliner Konzerten? „akzente“ ist kein Werbeblatt. Wenn hier die Mati-nee am 15. Februar 2009 angekün-digt wird, muß es sich um ein Ereig-nis handeln, das mit dem Credo un-seres Verbandes zu tun hat. Katja Ebstein kommt mit ihrem Programm „Meine Lieder“ zum ersten Mal in das Haus am Gendarmenmarkt - 32 Jahre nach ihrem Auftritt während der Eröffnung des Palastes der Re-publik. Wir, die das damals miterlebt haben und ihr auch danach erneut be-gegnet sind. freuen uns auf das Wie-dersehen. Katja ist eine weltweit ge-schätzte Künstlerin, bescheiden wie große Charaktere und Könner, mit einer Aura, die andere per Show nicht zu erlangen vermögen.Katja Ebstein hat eine Stiftung gegen Kinderarmut in Berlin und Branden-burg gegründet, populär durch das schlichte Wort „Ene mene Muh und arm bist du“. Ihr Motto „Für eine enkeltaugliche Zukunft“ benennt nicht nur Notlagen, in die ein herr-schendes System viele stürzt. Es ent-spricht unserem Vorsatz, dem Eltern wie Erzieher, Historiker und Philo-sophen wie Ökonomen, Menschen überhaupt verpflichtet sind.Der Erlös des Konzerts im Februar soll dem „Feriensommer 2009“ zu-gute kommen, den Marzahn-Hellers-dorfer Kinder erleben werden, deren Familienbudget ansonsten höchstens dazu reicht, die großen Ferien auf der Strasse zu verbringen. Wir können leider nicht auch den Moabiter Schü-lern helfen, deren Elternrats-Vorsit-zende mitteilt, dass 80 Prozent der Eltern ihrer Klasse arbeitslos sind und nicht einmal die BVG-Preise für kleine Exkursionen oder Erholungs-ausflüge in den Tegeler Forst bezah-len können. Wir können leider nicht den Hunger der vielen Schulkinder stillen, der von Familienverhältnis-sen und von realen Zuständen unter deutscher Staats-Flagge zeugt.Doch wir wollen helfen, so weit wir können – nicht aber mit ständigen Trinkgeld-Zuschüssen, während Not wissentlich durch antisoziale Maß-nahmen und Kriegspolitik erzeugt wird. Für eine „enkeltaugliche Zu-kunft“ zu sorgen, darunter verste-hen wir mehr: Praktische Hilfe und kämpferisches Eintreten für gesell-schaftlichen Fortschritt.Das Konzert im Februar betrachten wir als einen der Höhepunkte einer Veranstaltungslinie, die wir spezi-ell auch der GBM empfehlen wollen. Wir möchten, so bescheiden auch un-sere Möglichkeiten sind, einiges da-zu beitragen, möglichst vielen Kin-dern Emotionen und Erkenntnisse zu bieten, die sie für’s Leben brauchen. Wir können an lobenswerte Initiati-ven in Schulen und Kindertagesstät-ten anknüpfen, um früh und wahrhaf-tig Wissen und Werte zu vermitteln

    – entgegen der Verdummungs- und Verrohungs-Maschinerie inklu- sive vieler Massenmedien. Wie er-frischend, die Kinder-Uni in Berlin-Lichtenberg zu erleben, zu der im-mer wieder weit über hundert auf-geweckte Mädchen und Jungen mit ihren Eltern kommen, Vorträge hö-ren und mitgestalten – ein ausbau-fähiger Ansatz. Wie erfreulich die Bewegung „Jedem Kind ein Instru-ment!“, außerhalb Berlins entstan-den und auch hier durchaus unseres Einsatzes wert. Die Künstleragentur Con Takt ist mit gesellschaftlichen Partnern und in Kooperation mit Mu-sikschulen und dem Neuen Sinfonie-orchester Berlin angetreten, dies zu fördern. Die GBM setzt sich seit ihrer Grün-dung für Bürgerrecht und Men-

    Gemeinsamfür Berliner Kinder

    Dieses Konzertwird zu Herzen gehen

    - die stimmungsvollen undnachdenklichen Lieder,

    - die Verse Heinrich Heines,Kurt Tucholskys, Georg Kreislers

    und Katjas eigene Worte,- der musikalische Gruß

    von Kinderchören.Sonntag, 15. Februar 2009,

    11 UhrKonzerthaus Berlin

    am GendarmenmarktKarten zu 34 €, 29 €, 26 €,

    22 €, 17 €, 12 €.Vorverkauf hat begonnen.

    Bestellen Sie bitte beiKünstleragentur

    Con Takt / SchäferHusumer Strasse 27,

    12683 BerlinTel.: 030-517 39 803,

    Fax: -804E-Mail: [email protected]

    Katja Ebstein kommt

    Willi Sitte in derGBM-Galerie

    Im Blick auf die bevorstehen-de Europäische Friedenskonfe-renz zeigt Prof. Willi Sitte in der GBM-Galerie, Weitlingstraße 89, Berlin-Lichtenberg, „Bilder gegen den Krieg“. Die Ausstel-lung wird im Beisein des Künst-lers am Freitag, dem 23. Januar, um 15.00 Uhr eröffnet und läuft bis Ende März 2009. Besucher können Druckgrafik Willi Sittes und anderer Künstler käuflich erwerben und damit zur Finan-zierung der Friedenskonferenz beitragen.

    schenwürde ein, für gerechtfertigte Interessen von Senioren und Men-schen anderer Altersgruppen. Es wird vielleicht, wenn man von der GBM spricht, viel zu wenig wahr-genommen, mit welcher Liebe und Fürsorge ihre Mitglieder ihre eige-nen Kinder, Enkel und Urenkel be-treuen. Und wenn die GBM noch so giftig angegriffen wird von Leu-ten, die – bewusst oder unbewusst

    - eine ganz andere Zukunft herauf-beschwören möchten – die Ange-hörigen der Generationen, die Fa-schismus und Krieg noch erlebt, die an der Gestaltung eines neuen, sozi-alistischen Deutschland mitgewirkt haben, dürfen und werden sich nicht hindern lassen, weiterzugeben, was junge Menschen brauchen, um sich nicht irreführen und mißbrauchen zu lassen. Bürgerrecht und Menschenwürde haben vor allem schon die Kinder, hat die Jugend zu beanspruchen, al-so zu verstehen und zu erkämpfen. Dafür sollte auch die GBM – wie auch mancher Sozialverband – mehr Ideen und Einsatz investieren. Be-reiten wir also im Einklang mit wis-senschaftlichen und praktisch-po-litischen Arbeiten auch gemeinsam kulturelle Vielfalt und einprägsame Erlebnisse vor! Kommt im Februar ins Konzerthaus, bringt Eure jungen Leute mit! Eure Gedanken, Anregungen und so-lidarischen Taten werden den Kin-dern nützlich sein! Ilona und Johannes Schäfer

    „Lesen in der Galerie“ nennt sich die Veranstaltungsreihe, in der Schriftsteller in loser Folge bei der GBM in der Berliner Weitlingstra-ße 89 aus älteren, neueren und neu-esten Werken vortragen. Am 14. November 2008 war hier Dr. Er-hard Scherner (Jahrgang 1929) zu Gast, vielen noch bekannt als stell-vertretender Chefredakteur der Zeitschrift „Neue Deutsche Litera-tur“ oder als leitender Mitarbeiter der Akademie der Künste der DDR. Ihm zuzuhören war Vergnügen und brachte Erkenntnisgewinn.Im Mittelpunkt der Lesung standen Kindheitserinnerungen des Autors, in Erzählform gekleidet. Anfang der vierziger Jahre nämlich war er, der gebürtige Berliner Arbeiterjun-ge, „kinderlandverschickt“ worden, und zwar nach Oberschlesien. Dort fand er ein familiäres Milieu vor, das eine weiterhin behütete Kind-

    „Lesen in der Galerie“

    heit zu ermöglichen schien, in dem aber doch Hitlerei und Krieg allge-genwärtig waren.Seine Erinnerungen an diese Le-bensphase im Plauderton schil-dernd, verlässt der Verfasser nie den Erfahrungshorizont des da-mals Heranwachsenden und ver-mittelt gerade dadurch einen stim-migen Eindruck von den Umstän-den jener Zeit. Die scheinbare Naivität, die lockere Darstellungs-weise erzeugen Unmittelbarkeit. „So wird Geschichte lebendiger als in so mancher Fernsehsendung“, urteilte in der Diskussion ein Zuhö-rer über die Wirkung dieser Erzäh-lerperspektive.Kurze Geschichten aus und über China – diesem Land gehört Scher-ners Liebe -, heitere kleine Erzäh-lungen und Gedichte schlossen den unterhaltsamen Abend ab. Gerhard Fischer

    akzente Kultur

    Erhard Scherner las bei der GBM

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    NACHGEDACHT

    Leserpost / akzente gratuliert

    Da erscheint vor fast 90 Jahren in der Politik ein Deutsch-Österreicher als „unbe-kannter Gefreiter des ersten Welt-krieges“. Er ist maßlos enttäuscht über die Niederlage Kaiser-Deutsch-lands und Österreich-Ungarns im er-sten Völkergemetzel des 20. Jahr-hunderts. In seiner Enttäuschung summieren sich alle reaktionären Ideologien und Auffassungen, Hass, Revanche, Nationalismus, Antise-mitismus, Aberglauben, Mystizis-mus. Er entscheidet sich nach un-talentierter und existenzloser Ma-lerei „Politiker zu werden“. Sein politisches Wirken sieht er als ein von der „Vorsehung“ bestimmtes Handeln. Seine Reden sind phrasen-haft, gepaart mit viel Gestik und pos-senhaftem Getue. Mit verschränkten Armen und Gebrülle offenbart er sich in Versammlungen. Er entwi-ckelt ein verführerisches Programm, das den kapitalistischen und revan-chistischen Kräften in Deutschland zusagt: Mehr Land für ein „Volk oh-ne Raum“. Der „Germanenzug nach dem Westen“ müsse gestoppt wer-den. Land gäbe es im Osten. Die Welt müsse zugunsten Deutschlands und der „arischen Rasse“ aufgeteilt und geformt werden. Der Jude ist an allem Elend schuld, deshalb müs-se das Judentum ausgerottet werden. Sein Programm passt den Großkapi-talisten und -agrariern wie die Faust aufs Auge. Er wird hochgepäppelt und kommt an die Macht. Ein Milita-rist als Staatspräsident krönt ihn zum Kanzler und damit zum mächtigsten Mann Deutschlands. Die Anrede „Mein Führer“ wird zur gängigen An-redeform und der wichtigste Gruß im deutschen Lande wird ab sofort mit seinem Nachnamen bestimmt. Sein Anknüpfen an niedrige Instinkte im Menschen, seine grenzenlosen Versprechungen, seine Demagogie und gezielten Lügen werden zu Waf-fen, die das Volk betören und gestrau-chelte Existenzen und dunkle Gestal-ten auf den Plan rufen. Die Millionen Arbeitslosen, die kleinbürgerlichen bankrotten Schichten durchschau-en den Pharisäer nicht. Sie heben in ihrer Mehrzahl den rechten Arm und begrüßen den „Führer“ wie ei-nen „Erlöser“. Es ist wie ein Rausch, der die Massen erfasst und ihnen die Losung eingibt: „Führer befiehl, wir folgen dir.“ Und sie folgen ihm. Sie hören nicht auf die warnenden Stim-men von politischen Kräften, die das

    „Führerprogramm“ als Programm des Krieges und der Menschenver-achtung durchschaut haben.

    Dieser sich asketisch gebende und angeblich dem Volk dienende Mann erhält das Mandat, das zu einer der größten Tragödien in der Mensch-heitsgeschichte führt. Es ist der Mann, dirigiert vom deutschen Groß-kapital, der zusammen mit seinen Gefolgsleuten und Gönnern verant-wortlich zeichnet für die Blutopfer von Millionen Menschen. Sein Sy-stem zeichnet verantwortlich für eine unermessliche Zahl von Toten in der Welt, zu sechs Millionen im eigenen Land, zu mehr als sechs Millionen Polen und jüdische Menschen, zu 1,7 Millionen Jugoslawen, 600 000 Fran-zosen, 400 000 Briten und Ameri-kanern und zu fast 22 Millionen So-wjetbürger. Hätte diesem Menschen-verachter damals die Atombombe zur Verfügung gestanden, wäre sie durch ihn skrupellos zum Einsatz ge-kommen und der Berg der Toten wä-re ins Unermessliche gewachsen.Die Mahnung dieser verheerenden Entwicklung in der Geschichte muss und kann nur sein: Sie darf sich nicht wiederholen! Es muss Schluss sein mit der Methode, die Völker zum Spielball machtbesessener Politiker zu machen, Schluss sein damit, sich von einem neuen Pharisäer miss-brauchen zu lassen, der sich wiede-rum von „Gott berufen“ sieht, gegen das „Böse“ in der Welt zu kämpfen, aber in Wirklichkeit nach ökono-mischen Ressourcen in anderen Län-dern giert und die Welt erneut be-herrschen möchte.Alle Menschen haben das Recht auf Leben. Es darf ihnen nicht durch machtgeile Politiker genommen wer-den. Das verantwortungslose Spie-len mit dem Einsatz heute ausgereif-ter Atomwaffen könnte das Ende der menschlichen Zivilisation bedeuten. Jedes Volk hat das Recht auf seine Lebensordnung. Niemand darf die Völker zwingen, ein Leben zu füh-ren, das ihnen fremd erscheint und das sie nicht haben möchten. Mit Bit-terkeit ist leider festzustellen, dass die Worte des von den Nazischer-gen ermordeten tschechischen Kul-turpolitikers und Schriftstellers Juli-us Fucik: „Menschen, ... seid wach-sam“ und von Bertolt Brecht „Der Schoss ist fruchtbar noch, aus dem das kroch“ nichts an Bedeutung ver-loren haben. Dr. Rudolf Dix

    zum 94. GeburtstagMartin Fischer, Bützow

    zum 92. GeburtstagEva-Barbara Bönicke,

    Bergholz-Rehbrücke

    zum 91. GeburtstagErna Reiche, Neuhausen/Spree

    zum 89. GeburtstagHelmut Kindler, LeipzigGerhard Körbel, ReutlingenHildegard Lenk, Chemnitz

    zum 88. GeburtstagGertrud Linke, BerlinHeinz Netzsch, Weißwasser

    zum 87. GeburtstagHellmut Brendel, BrandenburgGertrud Kunze, MagdeburgGerhard Liefländer, BerlinWerner Plassa, HalberstadtAnneliese Schulz, BerlinPipina Wittig, Kauern

    zum 86. GeburtstagAnni Dörmer, BerlinUrsula Enderle, BerlinRudi Focke, BerlinWerner Funke, NiederndorfHeinz Kempt, ChemnitzKarl Kohlschütter, Neu FahrlandRosemarie Rehahn, BerlinMR Dr. Ingeborg Straube, BerlinKurt Wendt, Berlin

    zum 85. GeburtstagAnnemarie Batram, MagdeburgGeorg Förster, BerlinMarianne Glaser-Goßens, BerlinRudi Heimbold, BerlinGertraud Kirchner, BerlinKurt Lange, BerlinHelmut Reinhardt, BerlinWerner Schlechtendahl, SchwerinGerda Schmidt, Berlin

    Heinz-Jürgen Schwab, KölledaWitta Vogel, Berlin

    zum 80. GeburtstagGünther Arnoldt, BerlinDr. Siegfried Büttner, BerlinHelmut Ebert, HalberstadtHarry Engel, DresdenWolfgang Geißler, GörlitzWerner Gutmann, GeraProf. Dr. Horst Haase, BerlinProf. Dr. Karl Hartmann, BerlinRudi Krause, Tornau v. d. HeideHeinz Langbecker, BerlinEmma Laudahn, SchwerinHeinz Prohl, BerlinAnneliese Richter, FürstenwaldeSiegfried Sadowski, BerlinHarry Stritzke, BerlinHarry Wartenberg, GreizGünter Weigel, DresdenAlexa Zach, Berlin

    zum 75. GeburtstagIngeborg Burandt, SuhlChristine Dialer, LeipzigHelmut Faust, BerlinSiegfried Gallinat, WolmirslebenDr. Siegfried Garz, VogelsdorfHildegard Held, WeimarChrista Horstmann, NeuruppinMaria Kanitz, LeipzigHelmut Kollesser,

    MönchenholzhausenProf. Dr. Gudrun Langendorf,

    BerlinIngeborg Luks, NeustrelitzRosemarie Mehler, BerlinDr. Gisela Mühlberg, BerlinHans-Joachim Neumann,

    Bad SaarowKlaus Pfüller, PotsdamHorst Rogge, MagdeburgHorst Sauermilch,

    NeubrandenburgDieter Schäfer, SchöneicheNorbert Semdner, Berlin

    Wir gratulierenWir beglückwünschen alle Geburtstagskinder des

    Monats Januar.Besonders herzlich grüßen wir

    Deutscher Michel, deutscher Michel,schläfst du noch, schläfst du noch?

    Hörst du nicht die Glocken, hörst du nicht die Glocken,

    ding, dang, dong, ding, dang, dong.

    Deutscher Michel, deutscher Michel,werde wach, werde wach!Du wirst ausgenommen, du wirst ausgenommen,

    merkst du’s nicht, merkst du’s nicht?

    Deutscher Michel, deutscher Michel,stehe auf, stehe auf,gehe auf die Strasse, gehe auf die Strasse,

    mach Protest, mach Protest!

    Deutscher Michel, deutscher Michel,bleibe ständig wachsam, bleibe ständig wachsam!

    Sonst zahlst du, sonst zahlst duAlles ganz alleine, bleib stets wach!

    Weckruf

    Text: Rainer Weigt, Melodie: „Bruder Jacob“

    9 Mitgliederüberwiesen von Mitte November bis Anfang Dezember Spenden an die GBM. Der Vorstand bedankt sich herzlich. Spenden können auf das Konto der GBM bei der Berliner Sparkasse, Konto-Nr.: 0013192736, BLZ: 100 500 00, gezahlt werden.

  • 12

    Herausgeber:Bundesvorstand derGesellschaft zum Schutz von Bürgerrecht und Menschenwürde e. V., Weitlingstraße 89, 10317 Berlin

    Tel.: 030/5 57 83 97Fax: 030/5 55 63 55e-mail: [email protected]: www.gbmev.deBankverbindung:Berliner Sparkasse,BLZ 100 500 00,Kto.-Nr. 0013 192 736

    Geschäftszeiten:Mo.–Do. 9.00–16.00 UhrFr. 9.00–12.00 Uhr

    Rentensprechstunden:Jeden 1. und 3. Mittwoch von 13.00 bis 15.00 Uhr

    V. i. S.