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Aus Branche und Unternehmen. Februar 2015 nahdran. www.veolia.de/nahdran Nicht nur ein Mehrwert für das Klima: Wirtschaftsfaktor Energieeffizienz

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Nicht nur ein Mehrwert für das Klima. Wirtschaftsfaktor Energieeffizienz.

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Aus Branche und Unternehmen. Februar 2015

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Nicht nur ein Mehrwert für das Klima: Wirtschaftsfaktor Energieeffizienz

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Aus der Branche

Noch zum Jahresende hat die Bundesregierung den lang erwarteten Entwurf derneuen Düngeverordnung auf den Weg gebracht. Er sieht für alle Düngemittel ein-schließlich pflanzlicher Gärrückstände eine Stickstoff-Obergrenze von 170 Kilo-gramm je Hektar und Jahr vor. Gegenüber der bisherigen Verordnung werden dieSperrfristen ausgeweitet und alle Düngemittel mit einem wesentlichen Gehalt anStickstoff einbezogen. Auch die Abstandsregeln zu Gewässern wurden leicht er-höht, darüber hinausgehende wasserrechtliche Abstands- und Bewirtschaftungs-regelungen bleiben bestehen. Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidtnannte den Entwurf »einen guten Ausgleich zwischen Umweltinteressen einerseitsund praktikablen Lösungen für die Landwirtschaft andererseits.« Der Sachver-ständigenrat für Umweltfragen hingegen kritisiert, dass die Stickstoffproblematikentschiedener angegangen werden müsse.

www.bmel.de

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Düngemittelverordnung als Kompromiss zwischen Umwelt und Landwirtschaft

Deutschland beteiligt sich über das Umweltministerium an einem Weltbank-Fonds, der Klimaschutzprojekte in der Abfallwirtschaft von Entwicklungsländernfördert. Der neue Fonds »Pilot Auctioning Facility« soll nicht nur die inzwischeneingebrochene Finanzierung der Klimaprojekte durch CO2-Zertifikate fort-schreiben, sondern auch den Entwicklungsländern helfen, die Emissionsmin-derung durch eigene Politiken und gesetzliche Regelungen sicherzustellen. DerFonds widmet sich besonders Projekten zur Methanminderung in den BereichenDeponieentgasung, organische Abfälle und Abwasserentsorgung.

www.bmub.bund.de

Klimaschutz in der Abfallwirtschaft von Entwicklungsländern

Die Gemeinsame Forschungsstelle der Europäischen Kommission, das Joint Research Centre (JRC), hat eine Studie zu Leitlinien für die Wiederverwendungvon Wasser in Europa veröffentlicht. Da bislang offizielle Richtlinien fehlen, ver-gleicht die Studie nationale und internationale Maßnahmen. Als Ergebnis solltenkünftige rechtliche Regeln Gesundheits- und Umweltaspekte berücksichtigen undAufbereitungsziele sowie Instrumente zum Monitoring der Wasserqualität bein-halten. Der Wirtschaftlichkeit von Projekten soll mit angemessenen Wasser-management-Strategien und einem ganzheitlichen Ansatz Rechnung getragen werden. Auch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) willkünftig im Rahmen seines neuen Projekts WavE verstärkt Forschungsvorhabenzur Wasserwiederverwendung und Entsalzung im In- und Ausland fördern.

www.ec.europa.eu/jrc/en/publications

Forschung und Richtlinien zur Wasserwiederverwendung

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Etienne Petit,Generaldirektor Veolia Deutschland

Auf ein Wort

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Energiewende: Mehr als Ökostrom

Die Energiewende in Deutschland hat die Branche kräftig durcheinander-gewirbelt: Das Geschäftsmodell der klassischen Energieversorger steht inFrage, allen voran die »großen Vier« befinden sich in spektakulären Anpas-

sungsprozessen. Der Fokus darauf und die oft kleinteilige Diskussion über Reformenbei der Förderung der Erneuerbaren und dem Energiemarktdesign verstellen zuweilenden Blick darauf: Die Idee der Energiewende ist ein großer Erfolg, nicht nur in Deutsch-land, sondern weit darüber hinaus. Natürlich wird der spezifisch deutsche Weg dabeiim Ausland nicht einfach übernommen, aber der Grundansatz des geplanten, schritt-weisen Ausstiegs aus der fossilen Energie entfaltet zusehends globale Wirkungsmacht.

Nährboden dafür ist die zunehmende Einigkeit, dass die Wirtschaft der Zukunft an-gesichts endlicher Ressourcen und wachsender Weltbevölkerung eine weitgehendeKreislaufwirtschaft sein muss. Die Transformation zu diesem Modell eines nachhaltigenRessourcenmanagements hat längst begonnen. Für den Energiebedarf der Städte undIndustrien bedeutet sie zwangsläufig, dass er früher oder später ganz aus alternativenund erneuerbaren Quellen gedeckt werden muss. Dabei geht es nicht nur um Sonneund Wind, dabei geht es auch um in der öffentlichen Diskussion oft unterschätzte Ener-giequellen wie Abwasser, Bioabfälle und abfallbasierte Ersatzbrennstoffe. Und vor allemum die nachhaltigste Quelle überhaupt – die Energieeffizienz.

Ob sich ein Land, eine Stadt oder ein Industrieunternehmen derAufgabe der Energiewende stellt: Praktisch immer reift dabeifrüher oder später die Erkenntnis, dass nicht nur die Erzeugungvon Energie verändert werden muss, sondern auch ihre Nutzungoptimiert. Und dass darin oft einer der mächtigsten und ambesten bedienbaren Hebel für konkrete Fortschritte liegt; einHebel, ohne den nationale und internationale Emissionszielenicht erreicht werden können. Deshalb steht die Energieeffizienzzu Recht auch auf der Agenda der Klimakonferenz COP21 indiesem Jahr in Paris, die Veolia unterstützt.

Auch in Deutschland kommt bei diesem Schlüsselthema in letzter Zeit einiges in Be-wegung: Mit dem Nationalen Aktionsplan Energieeffizienz setzt die Bundesregierungdie europäische Richtlinie zum Thema um und will damit einen großen Schritt nachvorn gehen.

Der dramatische Verfall des Ölpreises sollte dabei nicht zu voreiligen Schlüssen ver-leiten, auch wenn er die Wirtschaftlichkeitsberechnung geplanter Investitionen in dieEffizienz zunächst negativ beeinflusst. Der aktuell niedrige Preis ändert nichts daran,dass der optimierte Umgang mit Energie gerade für Industriebetriebe ein absolutentscheidender Faktor dafür ist, wer sich in Zukunft am Markt behaupten kann. Niemand sollte sich durch das billige Öl vom Handeln abbringen lassen – im Gegenteil:Die dadurch freiwerdenden Mittel und wachsenden Spielräume sollten gezielt genutztwerden, um jetzt die Weichen für mehr Effizienz zu stellen.

»Die Wirtschaft der Zukunft muss angesichts endlicher Ressourcen

und wachsender Weltbevölkerung eine weitgehende

Kreislaufwirtschaft sein.«

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Energieeffizienz schafft langfristig Mehrwert für Klimaschutz und Wirtschaftlichkeit.

Auch der aktuell gesunkene Ölpreis ändert nichts daran: Der effiziente Umgang mit Energie steht an erster Stelle, wenn es darum geht, unsere Wirtschaft fit für die Zukunft zu machen. Die günstigsteund klimafreundlichste Energie ist diejenige, die gar nicht erst verbraucht wird. In Politik und

Wirtschaft rückt deshalb die Frage in den Fokus, wie die Energieeffizienz in Deutschland weiter erhöht werden kann. Auf Bundesebene soll der Nationale Aktionsplan Energieeffizienz den Weg weisen.

Nach dem blauen Brief aus Brüssel im Juni 2014, der Deutsch-land eine unzureichende Umsetzung der EU-Effizienzrichtlinieattestierte (siehe Standpunkt S. 8-9), hat die Bundesregierungihre Hausaufgaben gemacht und im Dezember 2014 den Na-tionalen Aktionsplan Energieeffizienz (NAPE) vorgelegt. Ersoll den viel beschworenen »schlafenden Riesen Energieeffi-zienz« wecken und die Vorgabe der EU-Richtlinie umsetzen:eine Steigerung der Energieeffizienz um 20 Prozent bis 2020.Unter dem Leitmotiv »Informieren, fördern, fordern« enthältder NAPE ein Bündel an Maßnahmen – auch für die Industrie.Ihr Anteil am Endenergieverbrauch in Deutschland lag 2012bei 30 Prozent, damit liegt sie noch vor Verkehr, Haushalten unddem Sektor Gewerbe, Handel und Dienstleistungen (GHD).

Wettbewerbsfaktor Energiekosten Nicht nur vor dem Hintergrund der nationalen und EU-weitenEffizienzziele besteht in der Industrie Handlungsbedarf inSachen Energieverbrauch. Ein sparsamer Umgang mit Ener-gieträgern und die damit verbundene Senkung der Energie-kosten ist auch ein entscheidender Wettbewerbs- und Wirt-schaftlichkeitsfaktor. Im Hinblick auf politische Krisen wie inder Ukraine geht es auch darum, unabhängiger von Rohstoff-importen zu werden. Eine Studie von Agora Energiewendekommt anhand von vier Stromverbrauchsszenarien zu demSchluss, dass Deutschland durch Energieeffizienz im Jahr 2050Kohle- und Gas-Importe von bis zu 1,8 Milliarden Euro sparenkann.

Das Potenzial zur Verbesserung ist durchaus vorhanden: Lautder Deutschen Energieagentur (dena) kann die Industrie bis2020 rund 11 Prozent der verbrauchten Endenergie einsparen.Und die Metastudie »Energieeffizienz in Deutschland« kommtzu dem Ergebnis, dass sich die Potenziale auch fast vollständigwirtschaftlich realisieren lassen.

Der Treibstoff der Zukunft

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Energieeffizienz-IndexDas Institut für Energieeffizienz in der Produktion (EEP) derUniversität Stuttgart erhebt zusammen mit dem Fraunhofer IPA,dem Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), derDeutschen Energie-Agentur (dena) und dem TÜV Rheinlandhalbjährlich den Energieeffizienz-Index der deutschen Industrie.

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Konkrete Anreize dafür will die Bundesregierung im Rahmendes NAPE schaffen. Finanzierungsangebote der Kreditanstaltfür Wiederaufbau (KfW) etwa werden künftig an die Größe derEnergieeinsparung gekoppelt. Das heißt: Je mehr Energie einUnternehmen durch energieeffiziente Produktionsanlagen oder-prozesse einspart, umso günstigere Kredite kann es bei derKfW beantragen. Außerdem hat die Regierung ein wettbe-werbliches Ausschreibungsmodell angestoßen.

Grundprinzip: Gefördert wird nicht wie in herkömmlichenFörderprogrammen nach einer festen Quote, entscheidend istvielmehr, welche Maßnahme die meisten Einsparungen erreicht.In der Schweiz zieht ein vergleichbares Ausschreibungsmodellbereits seit 2010 unter dem Namen „Pro Kilowatt“ jedes Jahrmehr Bewerber an. Rund 290 Projekte und Programme wur-den dort bisher unterstützt, die über ihre Nutzungsdauer einEnergieeinsparpotenzial von drei Terrawattstunden erreichen.

Alles kommt auf den PrüfstandDamit Unternehmen an diesen Ausschreibungen teilnehmenkönnen, brauchen sie zunächst einen genauen Einblick in ihrenEnergieverbrauch. Bereits im November 2014 hatte das Kabi-nett beschlossen, dass Großunternehmen künftig alle vier Jahresogenannte Energieaudits durchführen müssen. Eine zeitnaheUmsetzung von Effizienzmaßnahmen ist an diese Prüfungen

jedoch nicht gekoppelt. »Energieaudits sind ein erster Schritt,auf dem weitere aufbauen müssen. Im Fokus des Energiema-nagements sollte eine ganzheitliche Betrachtung sämtlicherAbläufe stehen, technisch und betriebswirtschaftlich, angefan-gen bei der flächendeckenden Verbrauchsmessung und -analyseüber die Entwicklung von indi-viduellen Optimierungs konzep -ten bis hin zu deren Um set -zung«, sagt Julien Mounier,Direktor des Geschäfts-bereichs Energie bei Veolia Deutschland.

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Über 80% der mittleren und großen Unternehmen verwenden von ihrem Investitionsbudget 5% oder mehr für Energieeffizienz, etwa ein Drittelder kleinen und Kleinstunternehmen investieren zwischen 0% und 5% in Energieeffizienz.

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Energieeffizienz-Index Winter 2014: Investitionen in Energieeffizienz

KleinstunternehmenKleine UnternehmenMittlere UnternehmenGroßunternehmenGesamt

Alle Weblinks und die wichtigsten Materialienzu unserem Titelthema finden Sie unter:

www.veolia.de/nahdran

Anteil Investition in Energieeffizienz in %

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Vom Abfallprodukt zur VersorgungsenergieNimmt man den Energieverbrauch der Industrie genauerunter die Lupe, so zeigt sich: Mehr als zwei Drittel gehen aufdas Konto der Prozesswärme, sei es zum Schmelzen,Schmieden oder Härten. Vor allem in der Nutzung derdabei entstehenden Abwärme schlummert noch viel Ef-fizienzpotenzial. Denn was des einen Abfallprodukt, ist desanderen Ressource: Industrie- und Müllverbrennungsan-lagen, Kraftwerke, Datenzentren oder auch Wasseraufberei -tungsanlagen »produzieren« Abwärme. Sie kann zurückge-wonnen und zum Heizen sowie zur Warmwasseraufbereitungeingesetzt werden. Das geschieht im Großen durch die Ein-speisung in Fernwärmenetze, im Kleinen durch die betriebs -interne Nutzung. Veolia in Rostock verwendet beispielsweisedie Abwärme der Kompressoren zur Versorgung der Sozial-räume mit Wärme und Warmwasser, wodurch rund 65 Pro-zent des ursprünglichen Erdgasverbrauches eingespart wer-den. Und im Wasserwerk Grimma sorgt eine Trinkwasser-Wärmepumpe für die Beheizung der Betriebsräume.

Auch wo die Abwärmetemperatur relativ niedrig ist, lässt sichmit geeigneter Technik die Energie zurückgewinnen. Mittelsdes Verdampfungsprozesses Organic Rankine Cycle-Technik(ORC) lässt sich Abwärme in Strom umwandeln. Denn beiORC-Anlagen kommen statt Wasser andere organische Flüs-sigkeiten zum Einsatz. Nach Expertenansicht zahlt sich die In-vestition in diese ORC-Technik aus: Je nach Größe liegt derPreis für eine Anlage zwischen einer halben und zwei Millio-nen Euro, die sich in sechs bis sieben Jahren amortisieren,während die Anlage weitere 15 bis 20 Jahre betrieben werdenkann.

Engmaschige Verbindungen knüpfen Prozesse zu verknüpfen und Kreisläufe in der Produktion zuschließen – dieses Ziel verfolgt auch das öffentlich geförderteProjekt »Energieeffiziente Fabrik für interdisziplinäre Tech-nologie- und Anwendungsforschung« der Technischen Univer-sität Darmstadt. Gemeinsam mit Partnern aus der Industrieentwickeln Wissenschaftler auf dem TU-Gelände eine Mo-dell- und Forschungsfabrik, in der alle Systeme – Gebäude,technische Infrastruktur, Maschinen und Anlagen – energe-tisch verbessert und vernetzt werden sollen. Die Beteiligtenam Projekt »eta-Fabrik« schätzen, dass sich auf diese Weiserund 40 Prozent Energie einsparen lassen.

Noch einen Schritt weiter gehen drei Fraunhofer Institute inihrem Forschungsprojekt »Ultraeffizienzfabrik«. Die Wissen-schaftler arbeiten an Technologieinnovationen, um ihre VisionWirklichkeit werden zu lassen: eine urbane, weitgehend ab-fallfreie, emissionsneutrale Fabrik, die den Ressourcenver-brauch vollständig von der Wertschöpfung entkoppelt. ImIdealfall sollen demnach 100 Prozent des eingesetzten Mate-rials und der aufgewendeten Energie im Produkt landen, dasdann wiederum komplett wiederverwertbar ist.

Eine solche Fabrik ist nochZukunftsmusik, aber in vielen Berei-chen der Industrie gibt es bereits Möglichkeiten,Energiefresser zu identifizieren und ihren Energiehungerzu reduzieren: angefangen bei effizienteren Maschinen überdie Abwärmenutzung bis zum intelligenten Lastmanagement.

Bundesministerium für Wirtschaft und Energie www.bmwi.deBundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit

www.bmub.bund.de > Themen > Klima|Energie > EnergieeffizienzInformationsplattform der Deutschen Energie-Agentur (dena)

www.energieeffizienz-online.info stromeffizienz.deeta-Fabrik www.eta-fabrik.deFraunhofer IPA www.ipa.fraunhofer.de/Forschungsprojekte.14.0.htmlInstitut für Energieeffizienz in der Produktion (EEP)

www.eep.uni-stuttgart.deStudie »Positive Effekte von Energieeffizienz auf den deutschen Stromsektor«

www.agora-energiewende.de/fileadmin/downloads/

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STEP up! – das wettbewerbliche Ausschreibungsmodell im Bereich StromeffizienzOb Umstellung auf stromsparendere Produktionsanlagen oder komplett neue Entwicklungen: Im Rahmen des wettbewerblichen Ausschrei-bungsmodells STEP up! fördert die Bundesregierung Effizienzmaßnahmen von Unternehmen, Energiedienstleistern, Stadtwerken, Ener-giegenossenschaften und anderen Akteuren. Den Zuschlag erhält die Maßnahme mit der höchsten Stromeinsparung pro »Förder-Euro«.Gefördert werden sowohl Einzel- als auch Sammelprojekte. Für die Pilotphase 2015 stehen 15 Millionen Euro bereit. Bewährt sich das Fördermodell, wird es nach 2018 fortgeführt und eventuell um Wärmeprojekte erweitert.

www.bmwi.de

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Energie sparen: unsere wichtigste Energiequelle. Solautete ein Slogan nach der ersten Ölkrise 1973. An-gesichts des seitdem weiter gestiegenen Energiever-

brauchs scheint dieser Ruf verhallt zu sein. Tatsächlich aber,das zeigt eine neue Studie der Internationalen Energieagentur,läge der Verbrauch ohne die erreichten Energieeffizienz-fortschritte um zwei Drittel höher. Nicht auszumalen, wasdies ökologisch, sozial und wirtschaftlich bedeutet hätte.Dennoch liegen weiterhin enorme wirtschaftliche Effizienz-potenziale brach. Sie sind die Grundbedingung dafür, dassdie Energiewende und die globalen Anstrengungen zum Kli-maschutz erfolgreich sein können. Dabei gibt es keinenWiderspruch zwischen wirtschaftlichen und umweltpoli-ti schen Interessen. Im Gegenteil: Bereits heute sind in der Energieeffizienzbranche allein in Deutschland über 800.000Beschäftigte tätig und erwirtschaften einen Umsatz von über160 Mrd. Euro im Jahr. Umso enttäuschender sind die Ergeb-nisse des Energie- und Klimagipfels des EU-Rats Ende Ok-tober in Brüssel. Die 28 Staats- und Regierungschefs hattensich nach zähen Verhandlungen geeinigt, bis 2030 die Treib-hausgase um 40 Prozent zu senken, die Erneuerbaren Ener-gien auf 27 Prozent auszubauen und die Energieeffizienz um27 Prozent zu steigern, wobei dieses Ziel unverbindlich

bleiben soll. Die Energieeffizienz lässt sich jedoch von derEU-Politik nicht aufhalten. Jedem neu errichteten Gebäude,jeder neuen Anlage wohnt ein geringerer Verbrauch inne.Nur die möglichen wirtschaftlichen Potenziale bleiben weiterunausgeschöpft und eben das verspielt massive Chancen fürUnternehmen und Verbraucher. Es bedeutet auch: Europawird weiter im Würgegriff der Abhängigkeit von Energie-importen gefangen bleiben und bisherige Erfolge werden ge-fährdet. Tony Robson, CEO des Dämmstoffkonzerns KnaufInsulation, schrieb in einem offenen Brief an den britischenPremierminister Cameron: »Ein Effizienzziel unter 30 Pro-zent ist für uns ein klares politisches Signal, eher Investitionenaus Europa abzuziehen anstatt neue zu tätigen«. Eine solche»low carbon leakage« wäre fatal.

Natürlich steht es den Mitgliedsstaaten frei, mehr zu tun. InDeutschland wird es jetzt darauf ankommen, den NationalenAktionsplan Energieeffizienz zügig umzusetzen. Deutschlandist zwar Effizienzweltmeister, doch global ist das unzurei-chend. Noch besser wäre deshalb, dass aus den alten Erkennt-nissen über die Möglichkeiten der Energieeffizienz endlich einegemeinsame Maxime für eine zukunftsfähige Industriepolitikin allen EU-Staaten und darüber hinaus erwächst.

»Es liegen weiterhin enorme wirtschaftliche Effizienzpotenziale brach. Sie sind Grundbedingungdafür, dass die Energiewende und globale Anstren-gungen zum Klimaschutz erfolgreich sein können.«

Carsten Müller, Mitglied des Bundestags und Vorstandsvorsitzender derDeutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz e.V.

(DENEFF)

Die Chancen der Energieeffizienz: Genutzt oder verspielt?

Die EU-Energieeffizienz-Richtlinie aus dem Dezember 2012 sieht zahlreiche Aktivitätenzur Steigerung der Energieeffizienz vor, die von den Mitgliedsstaaten umgesetzt

werden sollen. Was aber hat sich seit ihrem Inkrafttreten tatsächlich getan? Zwei Standpunkte zur aktuellen Entwicklung.

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W as haben Schweden und Dänemark, Italien,Malta und Zypern den Deutschen in SachenEnergiewende voraus? Bei den beiden ersten

Staaten würde man unmittelbar auf höhere Anteile Erneuer-barer Energien tippen, bei Dänemark zudem auf mehr Ener-gie aus Kraft-Wärme-Kopplung. Aber die letztgenanntendrei Länder? Nun, sie haben bis zum 5. Juni 2014 die von derEU geforderte vollständige Umsetzung der Energieeffizienz-Richtlinie in nationales Recht mitgeteilt. Deutschland dage-gen hängt in Sachen Energieeffizienz seit Jahren den eigenenAnsprüchen hinterher und hat bis dato nur eine teilweiseUmsetzung zu vermelden.

Dabei ist die Energieeffizienz nicht nur »die zweite Säule«der Energiewende. Sie ist für die Transformation eines aufWindkraft, Solarenergie & Co basierenden Energiesystemsunabdingbar. Denn diese Technologien müssten – nachheutigem Stand der Technik und beim heutigen Niveau desEnergieverbrauchs – in so großer Zahl errichtet werden, dassdies schlichtweg an die Grenzen der Akzeptanz stoßenwürde. Das erleben wir ja bereits heute. Energieeffizienz und-einsparung erfolgen aber oftmals leider nicht von allein.Denn erstens sind die Energiepreise hierfür noch zu niedrig,so dass der Energieverbrauch für viele Unternehmen undprivate Akteure noch keinen signifikanten Kostenfaktordarstellt. Zweitens widmen sie sich diesem Thema nicht hin-reichend, was an mangelnder Information bzw. teils wenigpassförmigen Beratungsangeboten und zu wenigen Energie-dienstleistern liegt. Und drittens fehlen die geeigneten Rah-menbedingungen, um den vielen wirtschaftlichen Poten-zialen mit durchaus hohen Renditen zum ökonomischenDurchbruch zu verhelfen.

Der Wandel von Energieversorgern zu Energiedienstleisternvollzieht sich nicht von allein. Hier braucht es beispielsweisewirksame finanzielle Anreizhebel, wie die steuerliche Ab-schreibung oder einen Effizienzfonds, aber auch gezielte undqualitativ hochwertige Beratung sowie Erfolgskontrollen vongeförderten Effizienzmaßnahmen. Den öffentlichen Haus-hältern, die mit finanziellen Anreizen bisher noch zögerlichsind, sei von Seiten der Wissenschaft zugerufen: Anschub-investitionen lösen volkswirtschaftlich und lokal ökono-misch positive Effekte aus. Damit Energiesparen endlichzum akzeptierten Volkssport bei den Bürgern und Un-ternehmen wird, müssen die Maßnahmen und Förderungensozial ausgewogen und mit einem klaren ökologischenMehrwert erfolgen. Dann könnte Deutschland demnächstwieder zu den Vorreitern bei der Energiewende gehören.

»Damit Energiesparen endlich zum akzeptierten Volkssport wird, müssen Maßnahmen und

Förderungen sozial ausgewogen und mit klarem ökologischen Mehrwert erfolgen.«

Prof. Dr. Bernd Hirschl, Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) Berlin und

Brandenburgische Technische Universität (BTU) Cottbus-Senftenberg

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Contracting bei BombardierUm die Wärme- und Dampfversorgung in seinem GörlitzerWerk effizienter und umweltfreundlicher zu gestalten, hat derSchienenfahrzeughersteller Bombardier Transportation einenWärmedienstleistungsvertrag mit den Stadtwerken Görlitz(SWG) geschlossen. In einem so genannten Contracting-Mo-dell übernehmen die SWG Planung, Bau und Finanzierungsowie den Betrieb der neuen Dampfkesselanlage. Bombardiererhält ohne Investitionsrisiko eine neue Dampf- und Wärme-erzeugungsanlage mit hochmoderner Kraft-Wärme-Kopp-lung (KWK). Im Frühjahr soll der Umbau der bestehendenalten Dampfkesselanlage bei Bombardier während des laufen-den Betriebs starten. Dazu werden zwei der drei vorhandenen

Dampfkessel demontiert und durch zwei moderne Dampf-kessel ersetzt. Sie gewährleisten mit einer genauen Wärme-regelung durchgängig die Temperaturen und Dampfdrücke,die bei den Fertigungsprozessen nötig sind. Bombardier pro-fitiert außerdem durch die Drei-Kessel-Konstruktion – zweigasgefeuerte und ein ölbefeuerter Dampfkessel – von einemHöchstmaß an Flexibilität beim Brennstoffeinsatz. Durch dieebenfalls von SWG installierten zwei Mikrogasturbinen kannBombardier künftig die Wärmeversorgung individuell anseine Produktionsprozesse anpassen und dabei gleichzeitigvon dem vor Ort umweltfreundlich erzeugten Strom pro-fitieren.

Energie sparen leicht gemachtKraft-Wärme-Kopplung, Einsatz von Erneuerbaren Energien, Energie sparen

bei Arbeitsprozessen – es gibt viele Ansätze, Kosten zu sparen und zugleich die Umweltbilanz zu verbessern. Drei Projekte zeigen auf, wie Veolia seinen Kunden hilft,

mit Strom, Gas und Wärme effizient umzugehen.

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»Wichtig sind dabei die Verknüpfungen aller relevantenDaten und Prozesse, denn Strommessungen alleine sagennicht genug aus«, erläutert der Projektleiter Guillaume Perduvon den Technischen Diensten bei Veolia.

Neben einer Detailanalyse der Tankvorgänge und von Ver-bräuchen bei Heizung, Kühlgeräten und Klima werden deshalbauch die Bereiche Wasser und Entsorgung einbezogen. Ineinem weiteren Schritt untersuchen die Experten, unterstütztdurch Beschäftigte vor Ort, die personellen Abläufe, Hand-lungsanweisungen und Besonderheiten der Stationen. Perduweiß: »Oft muss man gar keine größeren Investitionen tätigen,sondern nur Details ändern, um Einsparungen zu erzielen. Dashaben wir etwa auch bei Kläranlagen bewiesen.« Mit denErgebnissen wollen Veolia und BS|ENERGY schließlich einenOptimierungsplan mit Einzelmaßnahmen erstellen.

Submetering für TOTALVeolia und BS|ENERGY haben für die TOTAL DeutschlandGmbH 2013 ein Submetering-Projekt gestartet mit dem Ziel,den Energieverbrauch von Tankstellentypen unterschied-licher Größe und Bauart zu vergleichen. Im Unterschied zu

Smart Metering wird beim Submetering der Stromverbrauchnicht insgesamt, sondern abnehmergenau erfasst. Bei TOTALwurden deshalb fünf unterschiedliche Tankstellentypen aus-gewählt und im Viertelstundentakt Verbrauchsdaten für Be-leuchtung, Tank- und Kühltechnik, Heizung, Klima, Lüftungund, sofern vorhanden, für Gastronomie und Waschanlagen erfasst. Die Ergebnisse erlauben Aussagen zu Energieein spa -rungen, aber auch zu Verbrauchsmustern und Tendenzen. Umdie Analyse zu verfeinern und weitere Einsparpotenziale zuidentifizieren, hat das Mineralölunternehmen nun 20 Tank -stellen ausgewählt, die von Experten der Veolia-Gruppe anhandvon Audits genauer analysiert werden.

Smart Metering bei DouglasGemeinsam mit ihrem langjährigen Partner BS|ENERGY hatdie Parfümerie Douglas bereits im Jahr 2012 Messungen gestartet, um Stromsparpotenziale zu erkennen. In den rund220 Filialen des Unternehmens in Deutschland wurden so -genannte Smart Meter installiert, die jede Viertelstunde denStromverbrauch ermitteln. Die Werte ermöglichen einegenaue Analyse des Verbrauches.

Die Energieverbrauchsdaten kann Douglas in einem eigens eingerichteten Internetportal abrufen, selbstständig analysierenund auswerten. Mit klaren Ergebnissen und Konsequenzen: Soschalten die Mitarbeiter nun beispielsweise die Klimaanlagenüber Nacht ab oder löschen Schaufenster-Beleuchtungen ingeschlossenen Einkaufscenter-Filialen. Durchsolche Maßnahmen konnte Douglas bereitserhebliche Energieeinsparungen erreichen.

BS|ENERGY sorgte für das Vertragsmanage-ment, die An- und Abmeldung der Messstellenbei den Netzbetreibern sowie die Bereitstellungder Messdaten für die Netzbetreiber und für denKunden. „Für unsere Kunden übernehmen wir den

Messstellenbetrieb und die Messdienstleistung auch unabhän-gig von einem Stromliefervertrag“, betont Projektleiterin Christine Rudek aus der Abteilung Metering von BS|ENERGY.Die Telekom richtete im Auftrag des Energieversorgers Mess-und Kommunikationseinrichtungen einund übernahm die Datenübermittlung.

Veolia will Smart Metering ab 2015auch selbst in der Unter neh -mensgruppe nutzen: Zunächstwerden 85 Messstellen in Ge -bäuden des GeschäftsbereichsEntsorgung eingerichtet und derVerbrauch genau analysiert.

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Das Institut für Energieeffizienz (EEP) der Universität Stuttgart hat 250 Veröffentlichungenvon Forschungseinrichtungen, Ministerien sowie Fach- und Industrieverbänden in der

Metastudie »Energieeffizienz in Deutschland« analysiert. Nahdran sprach mit dem Herausgeber Dr. omas Bauernhansl über Erkenntnisse, Einschätzungen und Perspektiven.

Ungehobene Effizienzschätze

etwa Wasser. Auch die Verwendung von Recyclingmaterial ausProduktionsabfällen kann einen signifikanten Beitrag leisten.20 bis 30 Prozent der Endenergie lassen sich unserer Einschät-zung nach zusätzlich durch eine optimierte Ressourcen-effizienz sparen.

Institut für Energieeffizienz der Universität Stuttgart www.eep.uni-stuttgart.de

Institut für Industrielle Fertigung und Fabrikbetrieb der Universität Stuttgart

www.iff.uni-stuttgart.deFraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung

www.ipa.fraunhofer.dePrivater Energieeffizienzfonds Susi

www.susi-partners.ch

Dr.-Ing. Thomas Bauernhansl ist Leiter

des Instituts für Industrielle Fertigung

und Fabrikbetrieb (IFF)der Universität Stuttgart

und des Fraunhofer-Instituts für Produktions -

technik und Auto-matisierung (IPA)

in Stuttgart.

Wie steht es in der deutschen Industrie um die Energieeffizienz?

Dr. Thomas Bauernhansl: Will Deutschland die nationalenEnergieeffizienzziele erreichen, müssen die Bestrebungen mas-siv erhöht werden – und zwar in allen Bereichen. In der Indus-trie sind sowohl im Strom- als auch im Brennstoffbereich großePotenziale vorhanden, die hochrentabel sind. Sie werden aberhäufig nicht umgesetzt, weil viele Unternehmen eine Amorti-sationszeit der Investitionsmaßnahme von unter drei Jahrenerwarten. Die meisten amortisieren sich aber erst nach vier bisfünf Jahren, haben allerdings eine Rentabilität von zehn bis 20 Prozent. Technologien müssen deshalb weiterentwickelt undüber diese Amortisationszeit-Hürde gehievt werden. Zudemgeht es um die Frage unterstützender Finanzierung.

Meinen Sie damit staatliche Fördermittel?

Dr. Thomas Bauernhansl: Fördermittel sind ein Aspekt. Ichdenke zusätzlich auch an privates Kapital, das man für Ener-gieeffizienzmaßnahmen in der Industrie verfügbar macht. DiePolitik sehe ich dabei in der Rolle, Anreize für Kapitalanlegerzu schaffen – etwa durch die steuerliche Begünstigung der Ren-diten. In der Schweiz gibt es bereits ein solches Modell, denSusi-Energieeffizienzfonds. Daraus erhalten Industrieunter-nehmen Kapital für Investitionen in Energieeffizienz. Die ausden Einsparungen resultierenden Kostenersparnisse fließen inden Fonds zurück. Darüber realisiert er seine Rendite für dieAnleger.

Sind Sie auf noch ungehobene Effizienzschätze gestoßen?

Dr. Thomas Bauernhansl: Zusätzlich zur Abwärmenutzungschlummert aufgrund des volatilen Strompreises in der Spei-chertechnologie noch großes Potenzial. Nicht zuletzt weisenMicro Smart Grids, also intelligente Mikro-Stromnetze, denWeg in die Zukunft. Wenn Verbraucher, Erzeuger und Ener-giespeicher vernetzt sind, kann der Energieverbrauch in Echt-zeit gesteuert und dadurch reduziert werden.

In welchem Zusammenhang stehen Energieeffizienz und dieSchonung anderer Ressourcen?

Dr. Thomas Bauernhansl:Viele Effizienzmaßnahmen bringenSynergieeffekte mit sich. Setze ich beispielsweise eine Förder-pumpe mit Servoantrieb ein, passe ich nicht nur den Energie-verbrauch dem Bedarf an, sondern auch das Fördermedium,

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Aus dem Unternehmen

Anlässlich seines 125. Geburtstages wurde der Pariser Eiffelturms renoviert. Rund 250 Tonnen Abfall fielen beim Umbauder ersten Etage an. Veolia hat diesen zweieinhalb Jahre bei laufendem Betrieb – mehr als sieben Millionen Menschen

besuchen jährlich das Wahrzeichen – mit aufwändiger Logistik gesammelt, abtransportiert und recycelt. In denAnlagen von Veolia wurde der Abfall dann sortiert und behandelt. Rund 83 Prozent der Materialien, vor allemHolz und Kunststoffe, werden wiederverwendet.

Renovierung des Wahrzeichens von Paris

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Aus dem Unternehmen

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Wenn die Profis vom 1. FC Kaiserslautern kicken, wird hin-ter den Kulissen sauber gemacht: Bis Saisonende 2016übernimmt Veolia die Stadion- und Unterhaltsreinigung –vor, während und nach den Fußballspielen – damit sichGäste und Fans bei der Veranstaltung wohlfühlen. Veoliaist in Kaiserslautern seit 2012 für die Stadionreinigungzuständig und konnte im letzten Jahr den Vertrag um zweiJahre verlängern.

Auch der SG Dynamo Dresden, für den Veolia seit 2009 dasStadion reinigt, beschäftigt den Dienstleistungsspezialistennach einer Neuausschreibung weiter bis Mitte 2017.

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel –auch bei der Stadionreinigung

KWB Finalist beim Nachhaltigkeitpreis in der Kategorie Forschung

Hohe Auszeichnung: Unter den Top-3-Platzierten des Deut-schen Nachhaltigkeitspreises in der Kategorie Forschung istdas Projekt CARISMO des Kompetenzzentrums WasserBerlin (KWB) gelandet. Ende November wurde es auf einerPreisverleihungsgala in Düsseldorf einem breiten Publikumvorgestellt. Mit CARISMO, kurz für »Carbon is money«,hat das von Veolia unterstützte KWB ein neues Filter -verfahren entwickelt. Bei diesem Verfahren werden die energiereichen organischen Stoffe schon im Zulauf derKläranlage aus dem Abwasser geholt und direkt in dieSchlammfaulung überführt. Dort wird über den Weg derBiogasgewinnung Strom erzeugt. CARISMO produziertmehr als das Dreifache der Strommenge, die das üblicheBelebtschlammverfahren verbraucht.

www.kompetenz-wasser.de www.forschungspreis.de

Preisverleihung: Forschungsministerin Prof. Dr. JohannaWanka und KWB-Vertreter Dr. Christian Remy

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Der Braunschweiger Versorger BS|ENERGY gehört zuden 17 Gründungsmitgliedern der Regionalen Energie-Agentur, kurz REA, die von der Allianz für die Regionund dem Zweckverband Großraum Braunschweig insLeben gerufen wurde. Seit Dezember koordiniert undfördert der Verein Aktivitäten in den Bereichen Energie-und Ressourceneffizienz, Energieeinsparung, erneuerbareEnergien sowie Nachhaltigkeit und Klimaschutz. DieREA will zentrales Bindeglied zwischen regionalen Ak-teuren wie Kommunen, Unternehmen, Wissenschaft undForschung, öffentlichen Trägern sowie Verbänden seinund sieht ihre Kernaufgabe in der Beratung. Dadurchsollen Fördermittel von Land, Bund und EU künftigbesser für Unternehmen in der Region genutzt werden.Endkunden werden jedoch weiterhin dezentral beraten,um Doppelstrukturen zu vermeiden.

Regionale EnergieAgentur vernetzt Akteure

15 000 Tonnen mehr Reststoffe zur Energiegewinnung

Mit der Übernahme der Hamburger EntsorgungsdiensteGmbH hat Biocycling, ein Unternehmen der Veolia-Gruppe, seine Aktivitäten im Bereich Bioabfallsammlungund -verwertung in Hamburg weiter ausgebaut. ImGroßraum Hamburg und Schleswig-Holstein setzt Biocyc -ling jetzt 20 neue LKW mit Spezialaufbau zur Sammlungvon organischen Abfällen aus Großküchen, Supermärk-ten, Krankenhäusern und der Gastronomie ein. Die rund15.000 Tonnen an organischen Reststoffen werden zur Energiegewinnung in die Biogasanlage Biowerk im Stellin-ger Moor gebracht.

Tasche statt Tüten

Eine umweltfreundliche Tasche für zehn gebrauchte Plastik-tüten – dieses Tauschangebot haben ausgewählte Veolia-Standorte den Bürgern während der ‚Europäischen Wocheder Abfallvermeidung‘ Ende November gemacht. Die Aktion»Tasche statt Tüten« hat ein Zeichen zur Vermeidung vonüberflüssigem Plastikmüll gesetzt und kam bei Bürgern,Schulklassen und Kita-Gruppen sehr gut an. Insgesamtnutzen die Deutschen rund 6,1 Milliarden Plastiktüten imJahr. Das sind pro Kopf 76 Stück oder 1,5 Kilogramm Plastik-müll. In jeder Minute gehen 10 000 Plastiktüten über deut-sche Ladentische, für deren Herstellung mehr als 200 000Tonnen Rohöl verbraucht werden. »Das Beispiel der Plastik-tüten veranschaulicht besonders gut, wie jeder Einzelnedurch verantwortungsvolles Handeln den Verbrauch vonErdöl und Energie und die Verschmutzung der Umwelt ver-ringern kann«, erläutert Sylke Freudenthal, Beauftragte fürNachhaltige Entwicklung bei Veolia Deutschland.

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Ein neues Wertstoffgesetz ist in Planung. Doch was bisher an Eckpunkten bekannt ist, stößt aus unterschiedlichen Interessenlagen heraus auf Kritik. Noch vor der offiziellen Vorstellung eines Gesetzentwurfes diskutieren Gebietskörperschaften und private Entsorgungsunternehmen

mit der Politik über Änderungen.

von Matthias Harms, Geschäftsführer des Geschäftsbereichs Entsorgung bei Veolia Deutschland

»Wertstoffe gehören in den Kreislauf zurück«

»Wir bei Veolia sind überzeugt, dass zum Zweckder Wertstofftonnen-Einführung das Gesetz

in den bisher skizzierten Eckpunkten nicht nötig ist: Wertstofftonnen gibt es bereits.«

Matthias Harms, Geschäftsführer des Geschäftsbereichs Entsorgung

bei Veolia Deutschland

Ziel der im Umweltbundesministerium erarbeiteten Gesetzes-initiative ist es, die bisher im Hausmüll enthaltenen Wertstoffezurückzugewinnen. Das ungenutzte Rohstoffpotenzial, allenvoran die als »stoffgleiche Nichtverpackungen« bezeichnetenKunststoffe und Metalle, sollen dazu künftig gemeinsam mitdem Verpackungsabfall in Wertstofftonnen gesammelt unddamit dem Rohstoffkreislauf wieder zugeführt werden: von derzerbrochenen Buddelschippe bis zur verbeulten Bratpfanne.Ein Anliegen, dem sich Veolia Deutschland verpflichtet fühlt:Wir unterstützen unsere Kunden dabei, verantwortungsvollmit den natürlichen Ressourcen umzugehen.

Zuständigkeit der »Zentralen Stelle« Das Ministerium geht pro Einwohner und Jahr von rundsieben Kilogramm recycelbaren Kunststoffen und Metallenaus, die in den 169 Kilogramm Restmüll enthalten sind. Bundesweit könnten daher 570.000 Tonnen zusätzlich in denKreislauf zurückgeführt werden. Für die Registrierung der so-genannten Erstinverkehrbringer von Verpackungen und stoff-gleichen Produkten aus Industrie und Handel sieht das ge-plante Gesetzt eine »Zentrale Stelle« vor. Daran üben vor allem

die Gebietskörperschaften eine gut begründete Kritik. Da diehaushaltsnahe Sammlung und Verwertung der zu meldendenWertstoffe natürlich auch finanziert werden muss, sind dafürLizenzentgelte zu entrichten. Im Bereich der Verkaufsverpa -ckungen hat sich eine privatrechtliche Organisationsform be -reits bewährt: So werden Glas und Altpapier getrennt vomRestmüll gesammelt, aber auch Kunststoffe, Metalle oderGetränkekartons über die gelben Tonnen oder Wertstoffhöfedem Kreislauf wieder zugeführt. Betrieben wird dieses DualeSystem von der privaten Entsorgungswirtschaft in Zusammen -arbeit mit einer koordinierenden Planstelle. Dorthin meldendie Produzenten ihre in Umlauf gebrachten Verpackungsmen-gen und bezahlen die dafür erhobenen Lizenzentgelte.

Wer trägt die Organisationsverantwortung? Kritiker entgegnen, diese rein privatwirtschaftlich organisiertePlanstelle des Dualen Systems habe sich nicht bewährt. Wenndie im Wertstoffgesetz angedachte »Zentrale Stelle« nur un-zulänglich mit Durchsetzungskompetenzen ausgestattet, alsonicht mit hoheitlichen Aufgaben beliehen wird, könnte dasGesetz ein zahnloser Papiertiger werden. Wir wünschen uns

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daher eine privatwirtschaftlich organisierte und dennoch öf-fentlich beliehene »Zentrale Stelle«. Die Industrie- und Han-delskammern, aber auch die Dualen Systeme haben bewiesen,dass solche Modelle funktionieren. Die vollständige Rekom-munalisierung der Wertstofferfassung lehnen wir ab.

Produktverantwortung muss erhalten bleibenTechnologische Innovationen und damit auch ökologische wieökonomische Verbesserungen werden nur durch einen fairenWettbewerb in unserer Marktwirtschaft vorangetrieben. Dieseit Erlass der Verpackungsverordnung gesetzten und inzwi-schen mit sieben Novellen angepassten Anreize für Industrieund Handel erzielen Wirkung. Wir möchten, dass auch wei-terhin die umweltpolitische Verantwortung der Produzenten fürden gesamten Lebensweg eines Produktes greift und sehen unsdaher auf einer Linie mit den hierzu veröffentlichten Positio-nen des Bundesverbandes der Deutschen Industrie. Die dabeientstehenden Kosten dürfen nicht den Bürgern über kommu-nale Gebühren auferlegt werden. Sonst fehlt künftig der Anreizfür die Produzenten, ihre Verpackungsmengen zu reduzierenund Produkte so herzustellen, dass möglichst viele Rohstoffewiederverwertet werden können.

Sieben Kilogramm. Und der Rest?Sowohl die Kommunen als auch die private Entsorgungswirt-schaft fragen sich, ob ein eigenes Gesetz zur Regulierung derStoffströme von Kunststoffen und Metallen im Hausmüll wirk-lich notwendig ist. Zur Erinnerung: Wir reden von sieben Kilo-gramm je Einwohner und Jahr bei einem Aufkommen voninsgesamt 453 Kilogramm unterschiedlicher Abfallsorten ins-gesamt. Warum werden nicht auch alle weiteren Stoffströme,wie beispielsweise Glas, Getränkekartons und Holz, in die Re-gulierung einbezogen und deren ressourceneffiziente Nutzunggleich mit geregelt? Braucht Deutschland wirklich die parallelexistierenden Vorgaben eines Kreislaufgesetzes nebst Verpa -ckungs- und Gewerbeabfallverordnung und dazu bald nochein Wertstoffgesetz, das nur 0,57 von insgesamt 36,6 MillionenTonnen Abfall pro Jahr zum Gegenstand hat?

Bewährte Praxis gesetzlich regeln? Das entscheidende Argument liefern Städte wie Berlin, Ham-burg oder Dortmund sowie viele andere Kommunen und Ge-meinden: Schon seit 2011 gibt es beispielsweise in Dortmundanstelle der Gelben Tonne eine kombinierte Wertstofftonne zurgemeinsamen Sammlung von Verpackungen und stoffgleichenAbfällen. Wir bei Veolia sind daher überzeugt, dass auch zumZweck der Wertstofftonnen-Einführung das Gesetz in denbisher skizzierten Eckpunkten nicht nötig ist: Wertstofftonnengibt es bereits.

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Vom Duschgel bis zur Peelingmaske: Viele Kosmetikartikel enthalten kleine Kunststoffteilchen. Nach Schätzungen desHürther Nova-Instituts werden in Deutschland jährlich rund500 Tonnen Mikroplastik in Kosmetikprodukten verarbeitet.Sie reiben Schuppen von der Haut und sorgen für einen rosigenTeint. Anschließend fließen sie durch den Abfluss und landenim Abwasser. Auch aus Fleece-Pullovern lösen sich beispiels -weise bei jedem Waschgang bis zu 2000 Polyester- und Poly-acrylfasern. Die Frage, wie viele Mikroplastikpartikel Klär-werke aus dem Abwasser herausfiltern können, lässt sich nichtallgemeingültig beantworten. Eine Studie des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) von 2014, in deren Rahmen zwölf Klärwerkein Niedersachsen untersucht wurden, kommt zu dem Schluss,dass Mikroplastik nicht vollständig durch Kläranlagen zurück-gehalten werden kann. Für den Bund für Umwelt- und Natur-schutz Deutschland (BUND) steht deshalb fest: Mikroplastikgehört nicht in Kosmetika. Die Umweltschützer haben eine

Liste mit Kosmetikprodukten herausgegeben, die Mikroplastikenthalten, und dadurch öffentlichen Druck aufgebaut. Ihr Zielist ein deutschland- und EU-weites Verbot der Kunststoffpar-tikel in Kosmetikprodukten. Doch die Bundesregierung willeinen anderen Weg gehen. »Dem Vorsorgeprinzip folgendwirkt sie (...) in einem Dialog mit der Kosmetikindustrie aufeinen freiwilligen Ausstieg aus der Nutzung von Mikrokunst-stoffpartikeln in Kosmetikprodukten hin« – so die Antwort aufeine Kleine Anfrage der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen vonOktober 2014. Dass Mikroplastik in Kosmetika vermeidbar ist,steht für Meeresschutz-Expertin Nadja Ziebarth vom BUNDaußer Frage. »Es gibt alternative Schleifmittel mineralischenUrsprungs, wie zum Beispiel Salze.« Versuche am FraunhoferInstitut in Oberhausen haben gezeigt, dass das Wachs des Car-naubaums, einer Palme aus Brasilien, ebenso gut in der Kos-metik eingesetzt werden könnte und relativ schnell biologischabbaubar ist. Jedoch schätzen die Wissenschaftler, dass die

Mikroplastikpartikel sind kleiner als fünf Millimeter und gelangen meist unbemerkt in die Umwelt.Forscher haben sie im Meer und in Binnengewässern, in Wattwürmern, Muscheln und Fischenentdeckt. Die Gefahr besteht vor allem darin, dass die langlebigen Partikel Schadstoffe anrei-

chern, wie etwa Pestizide. Nehmen Fische und andere Meerestiere die Teilchen auf, blockieren sie denMagen-Darm-Trakt. Zudem werden die giftigen Stoffe im Körper freigesetzt. Welche Auswirkungen Mikroplastik auf die Gesundheit des Menschen hat, ist noch weitgehend unerforscht. Doch klar ist, dass Mikroplastik über die Nahrungskette auch in den menschlichen Organismus gelangen kann.

Vorsicht verschluckbare KleinstteileFür das bloße Auge unsichtbar: Mikroplastik ist eine Gefahr für die Umwelt

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Bund für Umwelt und Naturschutz www.bund.net > Mikroplastik

Umweltbundesamt www.uba.de

Abschlussbericht des Alfred-Wegener-Instituts »Mikroplastik in ausgewählten Kläranlagen des Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverbundes (OOWV) in Niedersachsen«

www.awi.de > Aktuelles und Presse

Plasticontrol e.V. www.mikroplastik.de

werden. Eben jene Teilchen, die beim Zerfallen von Kunststoff-produkten in der Umwelt entstehen, etwa durch Sonnenein-strahlung. Jede achtlos in die Natur geworfene Schokoladen-verpackung oder Plastiktüte kann so zu Mikroplastik werden.Hinzu kommen Einträge aus Produkten, die durch ihreNutzung mit der Umgebung in Kontakt stehen. Auf Deutsch-lands Straßen verlieren Autos jedes Jahr mehrere 10.000 Ton-nen Reifenabrieb, der durch den Regen in die Kanalisationgespült wird und teilweise unbehandelt in die Oberflächen-gewässer gelangt. Es gibt also viele Eintragspfade für Mikro-plastik in die Umwelt. Doch die Forschung steht auch hier nocham Anfang. »Wir müssen verschiedenste Stoffströme unter dieLupe nehmen, um herauszufinden: Welche Mengen von klei-nen Kunststoffpartikeln stammen aus welchen Quellen undhaben welche Auswirkungen?«, erklärt Dr. Claus Gerhard Bannick. Auf Basis dieser Forschungsergebnisse können dannBewertungen vorgenommen und gezielt Maßnahmen ein-geleitet werden.

Wachskörner für die Industrie teurer als Mikroplastik wären.Als synthetische Alternative hat Evonik naturidentische Spe-zialkieselsäuren entwickelt. Verschiedene Hersteller von Kos-metikartikeln, wie Beiersdorf oder Unilever, haben inzwischenangekündigt, bis Ende 2015 auf Mikroplastik verzichten zuwollen. Und Zahnpasta ist bereits jetzt frei von den Kunststoff-partikeln. Das bestätigen auch Stichproben des BUND.

Kunststoffe in der Umwelt»Doch Kosmetikprodukte, die Mikroplastik enthalten, sindnicht die einzige Quelle für die Verbreitung der Plastik-teilchen«, sagt Dr. Claus Gerhard Bannick vom Umweltbun-desamt. Neben primärem Mikroplastik sollte vor allem auchdas sekundäre Mikroplastik verstärkt in den Blick genommen

Kleiner als fünf Millimeter: Mikroplastikpartikel

Mikroplastik auf der SpurDie kostenlose Mikroplastik-App wurde von zwei niederländischen Umweltschutzorganisationen entwickelt. Siezeigt mit einem Ampel-System auf, ob ein Produkt Plastik enthält oder nicht und welche Firmen bereits zugesagthaben, Mikroplastik in Zukunft nicht mehr einzusetzen. Zudem können Verbraucher Produkte melden, in denensie Mikroplastik entdeckt haben. Die Initiative »Beat the Microbead« stellt die App zum Download bereit:www.beatthemicrobead.org

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Aufgerissen und weggeworfen: Wie viel Verpackung ist nötig – wie wenig ist möglich?

Die morgendliche Kaffeekapsel, der »Coffee to go« oder die handliche Plastiktüte für Tomaten imSupermarkt: Täglich produzieren wir riesige Abfallberge, die längst nicht immer recycelt werden.Im Jahr kommen die Deutschen auf etwa 32 Kilogramm Verpackungsmüll pro Kopf, insgesamt

rund 16 Millionen Tonnen. Am stärksten steigt der Anteil der Kunststoff- und Aluminiumverpackungen:geschätzte sechs Milliarden Coffee-to-go-Becher, rund 4 000 Tonnen Kaffeekapseln und sechs MilliardenPlastiktüten pro Jahr. Dabei werden allein für die Herstellung von 10 000 Plastiktüten mehr als 200 000 Tonnen fossiles Rohöl verbraucht.

Angesichts dieser Zahlen liegt es nahe, dass der Trend zum »Precycling« geht – Müll vermeiden, damit gar nicht erst recyceltwerden muss. Europa will den Verbrauch von Plastiktüten bis 2019um 80 Prozent senken. In Irland beispielsweise hat eine Abgabe fürPlastiktüten bereits zu einem deutlichen Rückgang geführt. Kom-plett ohne Müll hätte es gern die Zero-Waste-Bewegung, die sichweltweit als Gegenmaßnahme zur Verpackungsflut formiert. EinBeispiel sind findige Einzelhändler, die wie einst im Tante-Emma-Laden lose Waren verkaufen. Nudeln, Kaffee oder Tee werden inGroßgefäßen – den »Bulk Bins« – angeboten. Der Kunde portioniertselbst in seine mitgebrachten Gläser oder Dosen. Im italienischenCampannori bietet der wohl älteste Zero-Waste-Laden Europasüber 250 verschiedene unverpackte Produkte an, vom Keks bis zumEssig. In den USA, England, Frankreich oder den Niederlanden istdas Selbstabfüllen von Ware schon länger verbreitet, zum Teil auchin normalen Supermärkten mit ansonsten verpacktem Sortiment.Einkaufen ohne Verpackung ist mittlerweile auch in Deutschlandmöglich: Nach Kiel eröffnete nun auch in Berlin ein Supermarkt,der ausschließlich unverpackte Waren anbietet.

Komplett verpackungsfrei – Utopie oder bald Realität?Trotz großen Zuspruchs stehen die verpackungsfreien Supermärktevor Herausforderungen. Die begrenzte Anzahl der angebotenenArtikel, die zeitintensive Suche nach geeigneten Lieferanten fürGroßpackungen und nicht zuletzt Hygienefragen erschweren dieUmsetzung. Zwar gibt es für Läden ohne Verpackung keine speziel-len Regeln zusätzlich zu den gesetzlichen Hygienebestimmungen.Die Betreiber müssen nur sicherstellen, dass die Behälter der Kun-den die Ware nicht hygienisch beeinträchtigen. Doch Ware wieFisch und Fleisch oder Tiefkühlprodukte sind aufgrund spezifi-scher hygienischer Anforderungen noch nicht in verpackungsfreienSupermärkten zu finden. Der Handelsverband Deutschland be-zweifelt daher, dass verpackungsfreies Einkaufen massenmarkt-tauglich und für alle Sortimente geeignet ist. Alle Hygienevorschrif-ten einzuhalten sei ohne Verpackungen kaum umsetzbar.

Der Einkauf lässt die Hüllen fallen

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Der Trend geht zum »Precycling«: Verpackungsfrei einkaufen in Berlin

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Kein hüllenloses Vollsortiment Bei Alnatura, einem Kunden des Geschäftsbereichs Entsorgung von Veolia,gilt deshalb die Devise: so viel Verpackung wie nötig, so wenig wiemöglich. Das Unternehmen betreibt in Deutschland 90 »Super NaturMärkte«. Unter der Marke Alnatura werden außerdem Bio-Lebens-mittel produziert und in den eigenen Märkten sowie bei Handelspart-nern vertrieben. »Verpackungsvermeidung geht bei uns immer vorRecycling«, erklärt Isabell Kuhl aus dem Qualitätsmanagement. »Beiunseren Frühstückscerealien und Burger-Mischungen verzichtenwir etwa auf zusätzliche Faltschachteln. In unseren Filialen bieten wir Mehrweg-Eierboxen und Bio-Leinenbrotbeutel an,damit der Kunde frische Produkte verpackungsfrei ein-kaufen kann. Und wo organische Verpackungen möglichsind, setzen wir Papier ein.«

Doch klar ist auch bei Alnatura: Diese bieten im Vergleich zu Kunststoffverpackungen für viele Pro-dukte keinen ausreichenden Schutz. Wären biolo-gisch abbaubare Kunststoffe eine Alternative?»Das Thema sehen wir eher kritisch. Laut Exper-ten zersetzen sie sich in den Kompostwerken vielzu langsam, so dass sie in der Regel aussortiertund verbrannt werden. Zudem sind die Materi-alien nicht restlos abbaubar. Bei Bio-Kunststof-fen auf Maisbasis kommt hinzu, dass gen-technisch veränderter Mais nicht ausgeschlos-sen werden kann und Gentechnik ist für dieBio-Branche tabu«, sagt Isabell Kuhl.

Weniger ist manchmal mehr Auch andere Einzelhändler arbeiten an Wegen, Produkte wirkungsvoll zu schützen und dabei trotzdem das Ver-packungsmaterial auf ein Minimum zureduzieren – wie etwa durch die Nutzungvon Nachfüll- und Mehrwegsystemenund den Einsatz von Mehrweg-Transport-behältern oder Europaletten. Auch beim Mate-rialaufwand industriell hergestellter Verpackun-gen hat sich einiges getan: Wogen 500-ml-PET-Flaschen vor 25 Jahren noch 19 Gramm, ist dasGewicht heute um die Hälfte reduziert. Lebensmit-teldosen aus Weißblech wiegen heute etwa halb soviel wie im Jahr 1974. Und alle diese Verpackungenlassen sich unbegrenzt wiederverwerten – ohne Min-derung der Qualität.

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Unverpackt, Kiel www.unverpackt-kiel.de

Freikost Deinet, Bonn www.freikost.de

Original Unverpackt, Berlin www.original-unverpackt.de

Kiezwagen Blank, Berlin www.kiezwagen-blank.de

Unverpackt einkaufen, Verpackungsfreie Lösungen für den Einzelhandel

www.unverpackt-einkaufen.deAlnatura Produktions- und Handels GmbH

www.alnatura.de

Verbrauchertipps zur Müllvermeidung www.utopia.de/galerie/15-wege-zu-weniger-muell

www.oekoside.de/oeko/oekotipps/muell_vermeiden.php

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In Stuttgart erzeugtein KunstprojektStrom aus einerKirchturmuhr.

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Aus Kunst wird Kilowatt: Wenn die Kunden von PerformanceElectrics das Licht einschalten, verbrauchen sie nicht einfachnur Energie. Sie fördern Kunst. Denn der erste »Kunststrom-hersteller« der Welt erzeugt elektrische Energie aus kreativenQuellen. Vor allem öffentliche Einrichtungen wie Museen wer-den mit dem Kunststrom des gemeinnützigen Unternehmensversorgt. »Begriffe wie der Wirkungsgrad waren immer reintechnische Parameter. Wir untersuchen aber die künstlerischeWirkung, also die Ästhetik, die wir mit unserer Stromproduk-tion erreichen«, erklärt Performance Electrics-Gründer undGeschäftsführer Pablo Wendel. So wurde im Projekt »Twenty-Four/Seven« eine Kirchturmuhr in Stuttgart zum Energiepro-duzenten. Ein Dynamo wandelte die Bewegungsenergie derZeiger in Kunststrom um. Dieser wurde dann ins öffentlicheNetz eingespeist. Auch die »Power Station«, über die der pro-duzierte Strom aller Kunstwerke gemeinsam ins öffentlicheNetz gelangt, ist im Sinne der Energieeffizienz gestaltet: Sie istaus recycelten Materialen gebaut.

Energie bedeutet für Dr. Sigrun Brunsiek vor allem Kreativität.In Schöppingen hat die Koordinatorin des Projekts »KraftwerkKünstlerdorf« einen kreativen Ort für die Auseinandersetzungmit der Energiewende geschaffen. Dabei arbeitet sie mit einemNetzwerk aus über 8 000 Künstlern und Wissenschaftlern zu-sammen. »Die Ausgestaltung unserer energetischen Zukunftwollen wir nicht allein Politik und Technik überlassen«, erklärtBrunsiek. Auf dem Gelände rund um zwei historische Bauern-höfe ist eine Ausstellung entstanden, die nicht nur das Interessevon Kunstfreunden auf sich zieht. Einige Kunstobjekte pro-duzieren auch Energie, sie sollen das Dorf schon 2016 ener-gieautark machen und auch das Neue Rathaus Schöppingenzum Teil mit Strom versorgen.

Performance Electrics www.performance-electrics.com

Kraftwerk Künstlerdorf, Stiftung Künstlerdorf Schöppingen www.kraftwerk-kuenstlerdorf.de

Im Strom der Kunst

Uhren als Kraftwerke, Solarpanels als Kunstobjekte: Die Energiewende ist auch in der Kunstangekommen und setzt jenseits der politischen Agenda kreative Ideen frei. Künstler gebenDenkanstöße für unseren Umgang mit Energie und entwickeln ganz nebenbei innovative

Ansätze zur Bewältigung von Ressourcenknappheit und Energieverschwendung. So wird Kreativi-tät zur regenerativen Energiequelle und Kunstwerke verwandeln sich in Stromerzeuger.

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Termine

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10. – 12. Februar 2015, EssenE-world energy & water

www.e-world-essen.com

5. – 6. März 2015, BerlinEuropean Sustainable Phosphorus Conference 2015

www.phosphorusplatform.eu

16. – 17. März 2015, BerlinBerliner Recycling- und Rohstoffkonferenz

www.vivis.de

17. – 18. März 2015, Dresden17. Dresdner AbwassertagungBranchentagung und Fachausstellung

www.dresdner-abwassertagung.de

24. – 27. März 2015, BerlinWasser Berlin InternationalFachmesse und Kongress für die Wasserwirtschaft

www.wasser-berlin.de

25. – 27. März 2015, DresdenDresden Nexus ConferenceWater, Soil and Waste

www.dresden-nexus-conference.org

25. – 27. März 2015, Berlin15. Internationaler Automobil Recycling Kongress

www.icm.ch

Impressum: nahdran. Aus Branche und Unternehmen | Herausgeber: Veolia Deutschland GmbH, Unter den Linden 21, 10117 Berlin,www.veolia.de/nahdran | Redaktion: Matthias Kolbeck (verantwortlich für den Inhalt), Sabine Kraus, Dr. Martina Bruckschen, AndreasJensvold, Telefon: 030-2062956-72, [email protected] | Druck: AlsterWerk MedienService | Konzept, Realisierung, Illustrationen: Johanssen + Kretschmer Strategische Kommunikation | Illustrationen: Anke Seeliger | Bildnachweise: Shutterstock/Huguette Roe,Budimir Jevtic, Barbol (S. 2), Laurence Chaperon (S. 8), IÖW (S. 9), Bombardier Transportation (S.10), TOTAL, Smarten GmbH(S.11), Fraunhofer IPA/Michael Steinert (S. 12), Shutterstock/S. Borisov (S.13), Frank Fendler, 1. FC Kaiserslautern (S. 14), DUH/Julia Barthel (S.15),Shutterstock/antoniomas (S. 16-17), Veolia Deutschland GmbH (S. 17), Shutterstock/Paul Michael Hughes (S. 18-19), Anselm Gaupp (S.19),Alnatura/Marc Doradzillo, Original Unverpackt/Jendrik Schroeder (S. 20), Original Unverpackt/Katharina Massmann (S. 21), Performance ElectricsgGmbH (S. 22-23) | Alle Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion. Gedruckt auf 100% Recyclingpapier.

12. – 17. April 2015, Daegu-Gyeongbuk, Südkorea7. WeltwasserforumForum zum Thema Wasser für Politiker und Entscheider

www.worldwatercouncil.org

15. – 16. April 2015, SaarbrückenInternationaler Automobilkongress des AKJ Automotive

www.akjnet.de

18. – 19. April 2015, OsnabrückDie Energiemesse

www.die-energiemesse.de

28. – 29. April 2015, OffenburgAbwasser PraxisFachmesse zum Thema Abwasser

www.abwasserpraxis.de

28. – 30. April 2015, Mülheim an der RuhrCities of the Future – Transitions to the Urban Water Services of Tomorrow »TRUST«

www.conference.trust-i.net

15. – 17. Mai 2015, Essen48. Essener Tagung für Wasser- und Abfallwirtschaft

www.essenertagung.de

20. – 22. Mai 2015, BerlinMetropolitan Solutions

www.metropolitansolutions.de

Veolia in Deutschland Wasser EnergieEntsorgung

12.000 Beschäftigte1,9 Mrd. Euro Umsatz

200 Standorte