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Sensibles Gut Trinkwasser: Ist seine Qualität in Gefahr? Seite 4 »Vorsicht, empfindlich!« Aus Branche und Unternehmen. Juni 2013 nahdran. Auf Herz und Nieren Trinkwassergewinnung und -aufbereitung in Deutschland Seite 8 Vorsorge ist besser als Nachsorge 'End-of-pipe'-Umweltschutz ist aufwändig – was nicht ins Wasser gerät, muss auch nicht herausgefiltert werden Seite 12 Echter Jungbrunnen Berliner Forscher kommen der Brunnenalterung auf die Spur Seite 16

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Vorsicht, empfindlich! Wer in Deutschland den Wasserhahn aufdreht, erwartet kühles Nass in Topqualität. Zu Recht, denn Deutschlands Trinkwasser ist eines der qualitativ hochwertigsten und am strengsten kontrollierten weltweit. Dennoch wäre es falsch, sich auf dem Erreichten auszuruhen. Denn die Rahmenbedingungen verändern sich und sorgen für neue Herausforderungen.

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9. – 11. September 2013, GarchingDWA Energietage Biogas Die diesjährigen Energietage beschäftigen sich mit der Rolle der Wasserwirtschaft für die Energiegewinnung und deren Einbindung in energiepolitische Konzepte.

http://de.dwa.de/veranstaltungskalender.html

10. – 11. September 2013, DresdenVKU-Stadtwerkekongress 2013Gedankenaustausch für Vorstände und Geschäftsführer von Stadtwerkensowie Experten aus der Energiewirtschaft

www.stadtwerkekongress.de

19. – 21. September 2013, StralsundBWK Bundeskongress 2013 Bundesvorstandssitzung, Bundesversammlung, Bundeskongress sowieFachforen und Fachexkursionen

www.bwk-bund.de

23. – 24. September, Berlin DWA-BundestagungBundestagung und 66. DWA-Mitgliederversammlungsowie begleitende Fachausstellung

http://de.dwa.de/bundestagung.html

30. September – 1. Oktober 2013, Nürnberg67. Wasserfachliche und 52. Gasfachliche Aussprachetagungvon BDEW und DVGWTagungen und Fachausstellungen des Wasser- und Gasfaches zu technischen und ordnunspolitischen Fragestellungen in Deutschland

www.wat-dvgw.de www.gat-dvgw.de

Termine

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15. – 21. Juni 2013, bundesweitDeutsche Aktionswoche »Nachhaltigkeit des Rates für Nachhaltige Entwicklung«Alle Bürger werden deutschlandweit aufgerufen, ihre Gedanken zumThema Nachhaltigkeit in Form von Veranstaltungen jeder Größe sichtbar zu machen

www.aktionswoche-nachhaltigkeit.de/

20. Juni 2013, Dortmund e.day2013 – Energie im DialogEntscheider aus Energiewirtschaft, Kommunen und Industrie treffen sich zum Meinungsaustausch

http://evu-it.de/eday-2013/233459,1031,233462,-1.aspx

27. – 28. Juni, Weimar DWA-Gemeinschaftstagung »Demografischer Wandel –Chancen für die Wasserwirtschaft?«Die Tagung zeigt Effekte und Anforderungen für die Fachwelt und Öffentlichkeit auf und diskutiert Möglichkeiten im Umgang mit demdemografischen Wandel

http://de.dwa.de/demografischer-wandel-2013.html

27. – 28. Juni, Berlin DER TAGESSPIEGEL eMobility Summit 2013Spitzenvertreter aus Politik und Wirtschaft treffen sich zum Gedankenaustausch rund um das Thema E-Mobilität

www.emobility-summit.de

26. – 28. August 2013, Berlin4. Handelsblatt Jahrestagung »Erneuerbare Energien 2013«Fachkongress zu erneuerbaren Energien und Energiewende

www.erneuerbare-energien-tagung.de

Impressum: nahdran. Aus Branche und Unternehmen | Herausgeber: Veolia Wasser GmbH, Unter den Linden 21, 10117 Berlin, www.veoliawasser.de |Redaktion: Matthias Kolbeck (verantwortlich für den Inhalt), Sabine Kraus, Telefon: 030-2062956-72, [email protected] | Druck: AlsterWerkMedienService | Konzept, Realisation, Illustrationen: Johanssen + Kretschmer Strategische Kommunikation | Illustrationen: Jörg Block | Bildnachweise:Veolia Wasser, Shutterstock (S. 17), Joachim Donath (S. 18, 19) | Alle Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Nachdruck nur mit Genehmigung derRedaktion. Gedruckt auf 100 % Recyclingpapier. Sensibles Gut Trinkwasser: Ist seine Qualität in Gefahr? Seite 4

»Vorsicht, empfindlich!«

Aus Branche und Unternehmen. Juni 2013

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Vorsorge ist besser als Nachsorge'End-of-pipe'-Umweltschutz ist aufwändig –was nicht ins Wasser gerät, muss auch nicht herausgefiltert werden Seite 12

Echter JungbrunnenBerliner Forscher kommen der Brunnenalterung auf die Spur Seite 16

Veolia Environnement in Deutschland

www.veolia.de

www.veolia-verkehr.dewww.veoliawasser.de www.veolia-umweltservice.de www.dalkia.de

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Was kostet die Anpassung an den Klimawandel?Neue Homepage zu BMBF-Forschungsprojekt Der Klimawandel trifft die verschiedenen Regionen undWirtschaftssektoren in Deutschland in verschiedener Weiseund unterschiedlichem Ausmaß. Die privaten und institutio-nellen Akteure stehen damit vor individuellen Herausforde-rungen, sich auf den Klimawandel einzustellen. Über dieKosten dieser Anpassung liegen bislang nur wenige Erkennt-nisse vor. Hier setzt das vom Bundesministerium für Bildungund Forschung geförderte Projekt »Ökonomie der Anpassungan den Klimawandel« an. Auf der neuen Projektwebsite wer-den wirtschaftliche Auswirkungen des Klimawandels unddamit einhergehende Anpassungsstrategien in Deutschlandvorgestellt, Kosten und Nutzen des Anpassungsprozesses ana-lysiert sowie Rahmenbedingungen untersucht.

www.oekonomie-klimawandel.de

Weltwasserwoche 2013 –Zusammenarbeit im Wasserbereich Vom 1. bis zum 6. September trifft sich in Stockholm die internationale Fachwelt zum Gedankenaustausch rund um das Thema Wasser. Wie das Internationale UN-Jahr wird auchdie diesjährige Weltwasserwoche unter dem Titel »Zusam-menarbeit im Wasserbereich« laufen. Thematische Eckpunktebilden die Zusammenarbeit der Sektoren Energie, Nahrungs-mittel und Wasser, die Versorgung der Menschen mit siche-rem Trinkwasser, das Management zur Vermeidung vonKatastrophen, grenzüberschreitende Kooperationen auf allenadministrativen Ebenen sowie eine stärkere Einbindung vonwissenschaftlichen Erkenntnissen in politische Entschei-dungsprozesse.

www.worldwaterweek.org

VKU entwickelt Marktmodell für mehr WettbewerbDer Verband kommunaler Unternehmen (VKU) hat im Märzein Gutachten zur zukünftigen Ausgestaltung des Energie-marktes vorgestellt. Das Gutachten wurde von enervis und BETim Auftrag des VKU erarbeitet.

Kernaussage: Die Energiewende könne nur durch einen grund-legenden Systemumbau in Richtung Markt und Wettbewerbgelingen. Dieser Umbau brauche einen integrierten Ansatz, dererneuerbare Energien, konventionelle Erzeugung und Netzesowie deren Wechselwirkungen gleichermaßen berücksichtigt.Das vom VKU entwickelte Marktmodell solle ein Höchstmaßan volkswirtschaftlicher Effizienz generieren, Versorgungs -sicherheit bieten und dabei nachhaltig sein. Zentrale Elementesind ein Leistungsmarkt, ein neues und wettbewerbliches För-dersystem für die erneuerbaren Energien mit Hilfe eines Auk-tionsverfahrens sowie eine Neugestaltung der Regulierungs-bedingungen für die Stromnetze.

www.vku.de

Stillstand wäre Rückschritt.

Kaum ein anderes Heftthema könnte derart »mitten ins Herz« unserer Tätigkeitgehen: Die Versorgung mit sicherem und sauberem Trinkwasser steht seit 160 Jahren im Mittelpunkt der Arbeit von Veolia. Die Grundlage dieser

Versorgung, die natürlichen Ressourcen, zu schützen und zu bewahren – das war dabeivon Beginn an zentraler Bestandteil unserer Arbeit.

Die Wasserversorger als Dienstleister in der Daseinsvorsorge können stolz auf die hoch-wertige Trinkwasserqualität sein, die sie heute flächendeckend anbieten können; undauch der vorbeugende Ressourcenschutz in Deutschland genügt hohen Standards. Aber:Stillstand wäre Rückschritt, denn es gibt noch große Verbesserungsmöglichkeiten undauch neue Herausforderungen, die zu bewältigen sind – ein Schwerpunkt in diesem Heft.

Die Aufgabe, die Trinkwasserversorgung der Zukunft zu sichern, ist letztlich eine Auf-gabe des Umwelt- und Naturschutzes. Die möglichst gute Klärung von Abwasser oderauch die Verringerung des Gebrauchs schädlicher Dünge- und Pflanzenschutzmittelsind wichtige Maßnahmen, damit unsere Gewässer einer möglichst großen ArtenvielfaltHeimat geben können. Diese Vielfalt verbessert ihrerseits die Wassergüte und damit

auch die Trinkwasserqualität – dort, wo Ober-flächenwasser genutzt wird, sogar ganz unmit-telbar. Bodenschutz wiederum ist immer auchSchutz des Grundwassers – denn die natürli-chen Filterleistungen des Bodens sind diewichtigste »Aufbereitungsanlage« überhaupt.

Deutschland, obwohl oft Vorbild in Sachen Umweltschutz, kann beim Schutz der Ge-wässer noch besser werden. Der ,gute ökologische Zustand‘ der gemäß der EU-Wasser-rahmenrichtlinie 2015 überall erreicht sein müsste, ist noch längst nicht flächendeckendgegeben. Wir als Wasserversorger ziehen mit Umweltverbänden an einem Strang, wennes darum geht die Gewässerqualität nachhaltig zu verbessern. So beteiligt sich Veolia anverschiedenen Orten in Europa an der Renaturierung von Flüssen, hier in Deutschlandunterstützen wir den Naturschutzbund NABU bei einem der europaweit größten Projektezur Fluss-Renaturierung im Bereich Untere Havel. Ebenfalls mit dem NABU aber auchmit anderen Partnern wie der Stiftung Naturschutz und dem Ökowerk in Berlin arbeitenwir zu Themen des Artenschutzes und der biologischen Vielfalt. International unterstütztVeolia den Gewässerschutz auch mit einer Vielzahl von Forschungsprojekten. So er-forscht das gemeinnützige Kompetenzzentrum Wasser Berlin beispielsweise Wege zurReduktion der Gewässerbelastung durch Stickstoff, Nitrat oder Pestizide.

Nicht nur Staat und Kommunen, auch Industriebetriebe tragen große Verantwortungfür den Schutz des Wassers. Als führendes Fachunternehmen unterstützt Veolia sie aufder ganzen Welt dabei, ihren 'Water Footprint' zu verringern, Wasser konsequent wie-derzuverwenden und die Abgabe von Schadstoffen in den Wasserkreislauf zu minimie-ren. Auch darin liegt ein wichtiger Schlüssel für den nachhaltigen Schutz unseresTrinkwassers. Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre!

Ihr Michel Cunnac,Vorsitzender der Geschäftsführung Veolia Wasser

Aus der Branche Auf ein Wort

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Zahlen und Fakten 2013: Erneuerbare Ressourcen und das EEG Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft BDEWstellt aktualisierte interaktive Karten zu den ErneuerbarenEnergien für 2013 online zur Verfügung. Die Stromer-zeugung durch Wasserkraft, Windkraft, Biomasse sowie Klär- und Deponiegas ist nach regionaler Verteilung der Anlagen und nach EEG-Zahlungsströmen der Bundesländereinsehbar.

www.bdew.de > Daten/Grafiken > Energie allgemein > Erneuerbare Energien

Energieverbrauch und Energieerzeugung in Thüringer Kläranlagen Betreiber kommunaler Kläranlagen in Thüringen könnendeutlich an Energie und Kosten sparen: Wenn alle Kläranla-gen in Thüringen Energie effizient nutzen würden, ließen sichpro Jahr rund 14.500 Megawattstunden Strom einsparen. Zudiesem Ergebnis kommt die Studie »Energieverbrauch undEnergieerzeugung in Thüringer Kläranlagen«, die ThüringensUmweltminister Jürgen Reinholz (CDU) im April in Erfurtvorstellte.

www.thueringen.de > Publikationen > »Energieverbrauch undEnergieerzeugung in Thüringer Kläranlagen – Bestandserhebungund Abschätzung von Einsparpotenzialen«

»Die Trinkwasserversorgung der Zukunft ist eine Aufgabe des Umwelt- und Naturschutzes.«

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Was unser Trinkwasser so gut machtund was wir tun müssen, damit es so bleibt.

Wer in Deutschland den Wasserhahn aufdreht, erwartet kühles Nass in Topqualität. Zu Recht,denn Deutschlands Trinkwasser ist eines der qualitativ hochwertigsten und am strengsten kontrollierten weltweit. Dennoch wäre es falsch, sich auf dem Erreichten auszuruhen. Denn

die Rahmenbedingungen verändern sich und sorgen für neue Herausforderungen.

Die hohe Wasserqualität in Deutschland muss gehalten werden, darüber besteht Einigkeit. Komplizierter wird es,wenn es konkret wird: Wenn Wasserversorger, Gesetzgeber,Wissenschaftler und eine aufmerksame Öffentlichkeit sich da-rüber verständigen müssen, welche Kriterien die gewünschteReinheit definieren. Und darüber, welcher Aufwand dafür ge-rechtfertigt ist, bei einer sorgfältigen Abwägung der gesund-heitlichen, ökologischen und ökonomischen Aspekte. EineDiskussion, die es mit Umsicht, Voraussicht und Augenmaßzu führen gilt.

Trinkwasser ist das am meisten kontrollierte Lebensmittel in Deutschland: Als Nahrungsmittel Nummer eins musses höchsten Anforderungen genügen. Dies stellen diedeutsche Trinkwasserverordnung (TWVO) undentsprechende EU-Vorschriften mit verbindli-chen Grenzwerten sicher. In den vergangenenJahrzehnten hat sich die Qualität durch einekontinuierliche Verschärfung der Grenz-werte und Prüfungsvorgaben konsequentgesteigert. Ende 2011 wurde das Gesetznovelliert, bereits Ende 2012 wurde die2. Änderung zur neuen TWVO be-schlossen. Mit der Überarbeitung wur-den erstmals Grenzwerte für Uran undColi-Bakterien festgelegt, ein Legio-nellen-Richtwert und die Pflicht zurLegionellenprüfung eingeführt sowiedie Betreiber von Wasserversorgungs-anlagen zur jährlichen Information überdie Wasserqualität gegenüber den Ver-brauchern verpflichtet. Die Entwicklungzeigt, welche Sensibilität auch auf Seiten derGesetzgebung in Sachen Ressourcenschutz undZukunft der Wasserversorgung besteht. Diese oftmals belächelte »deutsche Gründlichkeit«

ist in diesem Zusammenhang vorbildlich. Denn die hohe Güteund flächendeckende Verfügbarkeit des Trinkwassers hier-zulande ist nicht selbstverständlich – andere Länder haben wesentlich mehr Probleme: Rund 800 Millionen Menschenweltweit haben überhaupt keinen Zugang zu sauberem Trink-wasser.

Vorsicht, empfindlich!

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Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind rund 80 Pro-zent der globalen Infektionskrankheiten auf verunreinigtesWasser zurückzuführen. Und, so prognostizieren Experten,der Mangel an sauberem Trinkwasser wird sich in weiten

Teilen der Erde in den nächsten Jahrzehnten drastischverschärfen, weil die vorhandenen Ressourcen

vielerorts nicht nachhaltig bewirtschaftetwerden. Dabei steht global betrachtet

vor allem die landwirtschaftliche Nut-zung in einer problematischen Kon-

kurrenz zur öffentlichen Trink-wasserversorgung.

Deutschland ist, gemeinsam mitinsbesondere Österreich und den

USA, weltweit prägend für die Stan-dards der Trinkwasserqualität, andere

Länder übernehmen die strengen Vor-schriften häufig. So ist Deutschland oft Vor-

reiter bei Richtlinien und Grenzwerten: Währenddie USA beispielweise für Uran einen Grenzwert

von 30 Mikrogramm (μg) pro Liter festlegen, empfiehlt dieWHO einen Wert von nicht mehr als 15 μg, das deutscheUmweltbundesamt sogar nur 10 μg.

Ein vorsichtiger, aber vorausschauender Weg, um die emp-findliche Ressource Trinkwasser auf Dauer auf höchstemNiveau zu schützen. Dafür müssen Wasserwirtschaft, For-schung und Gesetzgebung die sich verändernden Rahmen-bedingungen immer wieder aufs Neue prüfen und sich überdie notwendigen Anpassungen verständigen.

Flasche oder Leitung? Auch eine Frage des Klimaschutzes Trinkwasser aus dem Hahn und Mineralwasser in der Flasche unter-liegen zwar nicht denselben Qualitätsanforderungen, doch strengeKontrollen unterlaufen beide Lebensmittel. Unterschiede sind trotz-dem spürbar – sowohl im Trinkverhalten als auch in den Umwelt-auswirkungen. Obwohl sie in den meisten Fällen Zugang zu be-denkenlos trinkbarem Leitungswasser haben, bevorzugen Europäeroft das Wasser aus der Flasche: 105 Liter Mineralwasser konsumiertder durchschnittliche Europäer im Jahr. Spitzenreiter sind die Süd-europäer, wie etwa die Italiener mit rund 200 Litern pro Person proJahr, während der Finne mit 16 Litern jährlich am wenigsten Mine-ralwasser trinkt.

Abgefülltes Wasser unterscheidet sich erheblich in seiner Umwelt-wirkung: Produktion, Transport, Reinigung und Entsorgung derFlaschen verbrauchen Ressourcen und Energie, und auch der Trans-port des abgefüllten Produktes bis in den Haushalt verursacht Lärm-und Schadstoffemissionen.

Die Berliner Wasserbetriebe ließen 2009 in einer Studie den CO2-Fußabdruck von Flaschen- und Leitungswasser untersuchen: UnterAnnahme des durchschnittlichen deutschen Konsums von 138 Li-tern Mineralwasser pro Jahr ergibt sich eine CO2-Belastung von ca.99.000 Tonnen allein durch den Flaschenwasserkonsum der BerlinerBevölkerung. Würden alle Berliner stattdessen Leitungswasser trin-ken, läge die CO2-Belastung bei nur 164 Tonnen im Jahr – eine Ent-lastung für das Klima von über 99 Prozent.

> www.gut-cert.com > »CO2-Fußabdruck, Verifizierung der vor-handenen Zahlen zum Vergleich von Leitungs- und Mineralwasser«(November 2009)

Polen 102 l 87 %Portugal 107 l 92 %Bulgarien 139 l 99 %Deutschland 155 l 99 %Niederlande 184 l 100 %Dänemark 191 l 97 %Frankreich 196 l 99 %Österreich 214 l 90 %Griechenland 239 l 94 %UK 241 l 99 %Italien 267 l 98 %Schweden 302 l 85 %

Wasserverbrauch Anschlussgradinkl. Industrie und an öfftl. Wasser-Landwirtschaft pro Jahr versorgung

Dänemark

Niederlande

Deutschland

Bulgarien

Polen

Portugal

Frankreich

Italien

Schweden

Österreich

UK

Griechenland

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kalien, die produziert werden – diese können nicht alle un-tersucht werden. Der Weg muss ein anderer sein: Wir müssenvon vornherein die Trinkwasserquellen vor Kontaminationenschützen und ganz individuell einschätzen, was jeweils vorOrt zum Problem werden könnte. Genau in diese Richtunggehen auch die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisa-tion: Nicht in erster Linie das Ende der Wasserleitung, son-dern das ganze System muss in den Blick genommen werden.Wir müssen die jeweils vor Ort relevanten Gefährdungen in-dividuell betrachten, Überwachungssysteme und die Maß-nahmen zur Verhinderung von Wasserverschmutzung gezieltdarauf zuschneiden.

Bei aller Diskussion um Spurenstoffe: Was ist mit Krankheits-erregern und Keimen – welche Gesundheitsrisiken stellen sie imTrinkwasser dar?Dr. Ingrid Chorus: Hier kann man schon viel eher von einemunterschätzten Risiko sprechen. Ein Beispiel sind die Legio-

nellen: Seit Ende 2011 verpflichtet die Trinkwasserverord-nung die Betreiber größerer Anlagen in gewerblich genutztenGebäuden und Mietshäusern, ihre Trinkwasseranlagen aufLegionellen untersuchen zu lassen und Überschreitungen zumelden. Leider zeigen sich diverse Mängel. Das Warmwas-sersystem wird beispielsweise nicht warm genug betrieben.Erst oberhalb von 55 – 60 °C können sich Legionellen nichtmehr vermehren. Außerdem werden die Leitungen nichtgenug durchspült, oder es sind falsche Materialien verbautworden, die nicht zur Wasserqualität passen. Stoffe darauskönnen so ins Wasser übergehen. Aber mit der neuen Ver-pflichtung haben wir jetzt ein Instrument, genauer zu über-prüfen, inwieweit Installationen in größeren Gebäuden demtechnischen Regelwerk entsprechen, und Gegenmaßnahmeneinzuleiten.

Wie sieht es mit anderen Erregern aus?Dr. Ingrid Chorus: In Bezug auf Bakterien haben wir hoheSicherheit im Trinkwasser. Punktuell kann es natürlich Pro-bleme geben, z. B. bei Hochwasser. Das sind aber Einzelfälle.Viren und Parasiten können länger überleben und sind durchvorhandene Prüfindikatoren auch nicht immer ausreichenderfassbar. Insgesamt vermuten wir aber, auch hier auf der si-cheren Seite zu sein. Um das zu prüfen, laufen aktuell vieleForschungsvorhaben.

Eine Ausnahme bilden hier private Hausbrunnen sowie ganzkleine öffentliche Wasserversorgungen. Die kleinsten »Öf-fentlichen« werden nur einmal im Jahr überwacht. Auchwenn in vielen Fällen die Qualität dennoch wahrscheinlichsichergestellt ist, ist uns das zu wenig. Wir müssen auch diekleinen Einheiten in die Untersuchung einbeziehen.

Welche Herausforderungen sehen Sie in Bezug auf das Trink-wasser in der Zukunft? Dr. Ingrid Chorus: Im Fokus steht, dass wir die Installationenin den großen Gebäuden besser in den Griff bekommen unddass wir uns stärker um die ganz kleinen Versorgungsgebietekümmern.

Frau Dr. Chorus, warum ist es um die Qualitätdes deutschen Trinkwassers so gut bestellt?

Dr. Ingrid Chorus: Ausschlaggebend ist,dass es in Deutschland trotz der hohen

Siedlungsdichte vielfach gelingt, die Rohwasserressourcen zu schützen.

Insbesondere, wo Grundwasser alsQuelle dient, ist das Trinkwasser in

der Regel von sehr guter Qualitätund bedarf nicht viel Aufbe-

reitung. Denn der Boden dientals hervorragender Filter, derKrankheitserreger zurückhältund viele Stoffe eigenständigabbaut. In Regionen, in denennur Oberflächenwasser zurNutzung zur Verfügung steht –dies betrifft etwa 20 Prozent des

Trinkwassers in Deutschland –sind zusätzliche technische Auf-bereitungsmethoden notwendig.

In den letzten Jahren sind Spurenstoffe, zum Beispiel Rück-stände von Medikamenten, stark in die Diskussion geraten.Welche Gefahr besteht für die Trinkwasserqualität?

Dr. Ingrid Chorus: Bei diesem Thema wird leider eher skan-dalisiert. Der Eindruck täuscht, dass die Situation schlimmergeworden ist – wir »sehen« nur mehr: Die Analysemethodensind wesentlich sensibler geworden, man kann inzwischenauch sehr geringe Stoff-Konzentrationen nachweisen. Außer-dem muss dringend differenziert werden zwischen Spuren-stoffen, die wir im Gewässer finden, und denjenigen, die bisins Trinkwasser gelangen – das ist keineswegs deckungsgleich.Häufig wird Trinkwasser in speziell ausgewiesenen Wasser-schutzgebieten gewonnen, in denen Spurenstoffe maximal inverschwindend geringen Konzentrationen auftauchen. Trotz-dem ist die Aufmerksamkeit für das Thema richtig, zumal wir ständig neue Stoffe »erfinden«, die gegebenenfalls in die Umwelt gelangen.

Die Trinkwasserverordnung in Deutschland gilt als sehr streng.So wurde sie zum Beispiel 2011 um einen Grenzwert für dasSchwermetall Uran erweitert – als erste innerhalb der EU.Müsste nicht eigentlich auch nach Spurenstoffen gesucht wer-den, also nach Rückständen von Medikamenten?

Dr. Ingrid Chorus: Gerade die großen Wasserversorger füh-ren bereits wesentlich mehr Analytik durch, als sie laut Trink-wasserverordnung müssen und das ist auch gut so. Man löstdas Problem aber nicht, indem man die Liste der zu prüfen-den Parameter noch weiter ausdehnt. Es gibt 50.000 Chemi-

Deutschland gilt als Trinkwasser-Vorbild – also alles bestens? Interview mit Dr. Ingrid Chorus, Abteilungsleiterin Trinkwasser und

Badebeckenwasser-Hygiene am Umweltbundesamt.

»Wir müssen das gesamte System in den Blick nehmen.«

» Bei Spurenstoffen wird eher skandalisiert. Es ist nicht

schlimmer geworden, wir sehen nur mehr.«

„Wir müssen die Verschmutzung an der Quelle verhindern, statt erst am Ende der Leitung zu suchen.“

Dr. Ingrid Chorus, Abteilungsleiterin Trinkwasser und

Badebeckenwasser-Hygiene am Umweltbundesamt

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Trinkwassergewinnung und -aufbereitung in Deutschland: Strenge Maßstäbe und analytische Kontrolle

Vor einem Krieg um die Ressource Süßwasser, der in trockenen Gebieten der Erde langfristignicht ausgeschlossen ist, muss sich Deutschland nicht fürchten: Klimatisch und geografischherrschen beste Voraussetzungen für genügend Wasser. Etwa 70 Prozent unseres Trink-

wassers stammt direkt aus qualitativ hochwertigem Grundwasser und ist damit bereits vorgefiltert:Der Boden, durch den das Wasser sickert, befreit es von Bakterien, Viren, organischen Feststoffenaber auch chemischen Verbindungen und selbst Arzneimittelrückständen.

Eine andere Form, diese Filterung zu nutzen, ist das Prinzipder Uferfiltration: Dabei werden Brunnen eingesetzt, die sichin unmittelbarer Nähe von See- oder Flussufern befinden.Auch das so gewonnene Wasser ist durch die Bodenpassagegründlich gereinigt. Ähnlich funktioniert das Verfahren derGrundwasseranreicherung: Dabei wird Wasser aus einem Ge-wässer entnommen und andernorts versickert, um es späterin gefiltertem Zustand zu fördern. Gemeinsamer Vorteil diesernaturnahen Wege der Wassergewinnung ist, dass technischaufwändigere Verfahren entfallen können. Denn nicht fil-triertes Oberflächenwasser bedarf einer umfangreicheren, oftenergieintensiven Aufbereitung, wie etwa mittels Aktivkohle,Chlor, Ozon, Membranfiltersystemen oder UV-Strahlung zur Abtötung von Keimen (> vergleiche auch S. 12/13).

Deutschland geht vorsichtig mit den empfindlichen Trink-wasserressourcen um: ausgewiesene Trinkwasserschutzgebieteschirmen die Ressourcen vor Verschmutzungen ab und sorgengemeinsam mit der sorgfältigen Aufbereitung des Rohwassersim Wasserwerk für größtmöglichen Schutz. Das Aufberei-tungsverfahren richtet sich dabei immer nach der Herkunftund Qualität des sogenannten Rohwassers. Dass sich dies überdie Jahre verändern kann, zeigt das Beispiel des GörlitzerTrinkwassers: Bis in die 80er Jahre hinein kam dort Grund-wasser ohne spezielle Aufbereitung ins Netz. Doch nur derWandel ist beständig, weiß Uwe Deike, Leiter Trinkwasserver-sorgung der Stadtwerke Görlitz AG: »Aufgrund der wachsen-den Bevölkerung wurde immer mehr Grundwasser ent-nommen. Daher musste man in tiefere Schichten vorstoßen,in denen andere Stoffe enthalten sein konnten, zum BeispielEisen und Mangan.« Das erforderte eine zusätzliche Reini-gung. Heute wird in Görlitz das Grundwasser mit Oberflä-chenwasser angereichert und anschließend in drei Stufenaufbereitet: Zuerst wird Sauerstoff hinzugefügt, der mit denim Wasser gelösten Eisen- und Manganverbindungen reagiert

und Flocken bildet. Diese werden zusammen mit weiterenTrübstoffen in der zweiten Stufe, der Filtration, abgetrennt.Im dritten Schritt erfolgt eine chemische Restentsäuerung –fertig ist das »Reinwasser«. Um tageszeitliche Bedarfsschwan-kungen auszugleichen, wird das aufbereitete Wasser in Hoch-behältern oder Wassertürmen zwischengespeichert, bevor esüber Rohrnetze zu Haushalten und Industrieanlagen gelangt.

Die Qualitätssicherung hat an jeder Stelle dieses Trinkwasser-kreislaufs oberste Priorität: Permanent prüfen die Versorgerin Zusammenarbeit mit den Gesundheitsämtern die Qualitätdes Wassers – im Boden, im Brunnen, im Wasserwerk und inden Transportleitungen. Die Proben wandern direkt ins Laborund werden auf mikrobiologische, chemische und physikali-sche Parameter analysiert. Schwermetalle, Keime und Bakte-rien, Uran, aber auch pH-Wert, Trübung, Sauerstoffgehalt undTemperatur – das Wasser wird auf Herz und Nieren durch-leuchtet.

Darüber hinaus greifen die Wasserexperten auch zu kreativenMethoden, um die Trinkwasserqualität in 'Echtzeit' zu über-wachen. Mit Saiblingen und Bachforellen in München oderModerlieschen in Berlin übernehmen sensible Fische die Rollevon 'Vorkostern'. In speziellen Aquarien werden sie mit fri-schem Trinkwasser versorgt. Auf Veränderungen der Wasser-qualität reagieren sie sehr empfindlich und ergänzen so dieStandarduntersuchungen, quasi als doppelter Boden. »Einenormale Analyse im Labor kann 24 bis 48 Stunden dauern.

Auf Herz und Nieren Mit den Fischen haben wir ein zusätzliches Sicherungssystem,das uns umgehend Veränderungen im Trinkwasser signali-siert«, begründet Stephan Natz, Pressesprecher der BerlinerWasserbetriebe, die ungewöhnliche Methode. Und die Ber-liner Moderlieschen arbeiten schnell: Verändern sich be-stimmte Parameter des Wassers, verändert sich sofort auch ihrVerhalten. »Computerverbundene Kameras beobachten dieFische und schlagen Alarm, wenn sie verhaltensauffällig werden«, erläutert Natz. »Dann müssen wir reagieren.«Werden Grenzwerte überschritten, muss der Versorger das Gesundheitsamt informieren, daskurzfristig ein Abkochgebot oder sogar die Unter-brechung der Trinkwasserversorgung verfügenkann. Dabei gilt grundsätzlich das Prinzip: An derUrsache ansetzen statt nur Symptome zu beseitigen.So wird schnellstmöglich die Verschmutzungsquelleaufgespürt und abgestellt, statt nur deren Auswirkun-gen einzudämmen, etwa durch zusätzliche technischeAufbereitungsschritte.

Die Berliner Moderlieschen indes schwimmen nichtmehr lang im Dienst des sauberen Trinkwassers. Das System wird bald abgelöst, da aus Tierschutzgründen derEinsatz der Fische nur für begrenzte Zeit erlaubt wurde.»Wir entwickeln derzeit ein neues biologisches Siche-rungsverfahren, das mit Bakterien bzw. Zellen arbeitet:Aquabiotox«, so Natz. Die Methode funktioniere, nungehe es darum, die notwendigen Geräte zu verkleinern,damit die praktische Anwendung im Trinkwassernetzmöglichst praktikabel und kostengünstig wird.

8% Quellwasser

62% Grundwasser

9%angereichertes Grundwasser

8% Uferfiltration

1% Flusswasser

12%See- und Tal-sperrenwasser

Woher kommt

das Trinkwasser

in Deutschland?

Statistisches Bundesamt (2007)

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Die technische Aufrüstung von Kläranlagen als Möglichkeit, unerwünschte Stoffspuren aus dem Wasser zu entfernen

von Univ.-Prof. Dr.-Ing. Johannes Pinnekamp, Institut für Siedlungswasserwirtschaft RWTH Aachen

werden, die auch die CO2-Emissionen, die z.B. bei der Her-stellung von Aktivkohlen auftreten, einbezieht. Selbstver-ständlich müssen auch hier alle Einsparpotenziale genutztwerden, dennoch gilt, dass der Einfluss unserer Maßnahmenauf den Gewässerschutz groß, ihr Einfluss auf den Klima-schutz aber marginal ist.

Bleibt die Frage, ob trotz der zusätzlichen Kosten und des erhöhten Energiebedarfes die Einführung einer »4. Reinigungsstufe« in Angriff genommen werden sollte.

Ich meine ja, weil

das Vorsorgeprinzip uns zum Handeln auffordert, auchbevor alle Fakten restlos geklärt sind,

das Wirksamwerden der Quellenvermeidungsstrategie länger dauert als die Nutzungsdauern jetzt realisierter tech-nischer Anlagen und weil

Zusatzkosten und Energiemehrverbrauch gegenüber demZusatznutzen für den Gewässer- und Trinkwasserschutz ver-tretbar erscheinen.

Sinnvolle Vorsorge oder Aktionismus?

Seite 11

Der Gewässerschutz in Deutschland befindet sich auf einemsehr hohen Niveau. Viele Seen und Flüsse laden zum Badenein, unser Trinkwasser erfüllt höchste Qualitätsansprüche.Renaturierungsmaßnahmen und die Wiederherstellung derDurchgängigkeit für Fische befinden sich in der Umsetzung.Trotz dieser Erfolge tauchen aber neue Herausforderungenauf. Es handelt sich dabei um die von vielen Seiten erhobenenForderungen nach einer Reduktion der Mikroverunreinigun-gen und nach einer Entkeimung des Abwassers an den Ge-wässern, die tatsächlich zum Baden genutzt werden.

Das Problem ist auch deswegen in der Diskussion, weil wirdurch die rasante Verbesserung der Analysetechnik heute inder Lage sind oder in wenigen Jahren in der Lage sein werden,praktisch jeden jemals produzierten Stoff im Wasser nach-zuweisen. Alle Stoffe, die der Mensch erzeugt und verwendetund die damit in die Umwelt gelangen, werden über denKreislauf des Wassers und über die Luft global verteilt. DieseStoffe unterliegen in der Natur zwar Transformations- undAbbauprozessen, sie verlaufen jedoch nie vollständig.

Die Bewertung der gemessenen Stoffkonzentrationen undihrer Wirkung auf lebendigen Organismen ist aber schwierig.Es existieren Modelle für die humantoxikologische (z.B. dasGOW-Konzept) oder die ökotoxikologische Bewertung (z.B.das PEC/PNEC-Konzept). Schlussendlich verbleibt ein ge-wisses Restrisiko, das nicht mehr mit vertretbarem Aufwandreduziert werden kann.

Neben diesen grundsätzlichen Fragen besteht Uneinigkeit überdie richtige Strategie. Kann die Menge der in die Umwelt ge-langenden Stoffe schon an der Quelle reduziert werden? Odersind technische Anlagen zur Reduzierung der Mikroverunrei-nigungen über eine »4. Reinigungsstufe« der bessere Weg?

Natürlich haben diese »4. Reinigungsstufen« einen zusätzli-chen Energieverbrauch. Es muss eine Gesamtbilanz gezogen

Alle Stoffe, die der Mensch erzeugt und verwendet und die damit in die Umwelt gelangen, werden über den Kreislauf des

Wassers und über die Luft global verteilt.

Univ.-Prof. Dr.-Ing. Johannes Pinnekamp, Institut für Siedlungswasserwirtschaft RWTH Aachen

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Seite 12 Seite 13

Bei den zahlreichen Forschungs-projekten, die sich in Deutsch-land der Schadstoffreduktionwidmen, werden vor allem Ak-tivkohlefilter und Ozonung ge-testet. Aktivkohle wird aus koh-lenstoffreichen Rohstoffen wieHolz, Steinkohle, Braunkohleoder auch Kokosnussschalen ge-wonnen und bindet Spuren-

stoffe über seine poröse Ober-fläche. Bei der Ozonung wird das

hoch reaktive Gas ins Abwasser einge-leitet und oxidiert vorhandene Schadstoff-

moleküle. Ozon kann allerdings auchunerwünschte Reaktionsprodukte bilden, die

möglicherweise schädlich sein könnten.

Frank Benstöm, Wissenschaftler am Institut für Sied-lungswasserwirtschaft der Rheinisch-Westfälischen Techni-schen Hochschule Aachen (RWTH Aachen), attestiert beidenVerfahren Tauglichkeit für den großtechnischen Einsatz inder Abwasserreinigung. »Die Erfahrungswerte aus jahrzehn-telanger Anwendung in der Trinkwasseraufbereitung sindumfassend«, so Benstöm. Aktuell testet er im Forschungspro-jekt AdOx beide Verfahren im direkten Vergleich. »Prakti-kabel sind beide Methoden. Es muss nur für jede Kläranlageindividuell betrachtet werden, was Sinn macht«, so Benstöm.

Früher im Wasserkreislauf setzt das Verbundprojekt »SAU-BER+« an. Es versucht Schadstoffe dort zu eliminieren, wo sichdie Einträge häufen: im Abwasser medizinischer Einrichtun-gen. »Die Anzahl älterer Menschen in Altenheimen und Rehakliniken wächst. Dadurch stellen Einrichtungen des Gesundheitswesens sogenannte Hotspots für Medikamenten-rückstände im Abwasser dar«, berichtet Wibke Everding, Pro-jektbearbeiterin am Institut für Siedlungswirtschaft derRWTH Aachen. Die Idee: Dieses Abwasser wird vor Ort ineinem Membranbioreaktor gereinigt und anschließend durchOzonung, granulierte Aktivkohle und UV-Bestrahlung vonSchadstoffen befreit.

Unbekannte organische Spurenstoffe und multiresistenteKrankheitserreger zu finden und ihre Wirkung zu analysieren– das gehört zu den Zielen des Forschungsprojektes »Askuris«,welches die Technische Universität Berlin mit den BerlinerWasserbetrieben, dem Kompetenzzentrum Wasser Berlin unddem Umweltbundesamt koordiniert. Projektkoordinator Mar-tin Jekel erforscht seit 2011 mit seinen Mitarbeitern und Pro-jektpartnern die Möglichkeiten zur Entfernung der Stoffe ausdem Abwasser. »In zwanzig oder dreißig Jahren werden wirdurch sinkende Niederschläge weniger und dickeres Wasser inSpree und Havel haben«, erläutert Jekel bedeutsame Zukunfts-szenarien. »Zudem wird durch die Alterung der Bevölkerungder Medikamentenanteil im Abwasser zunehmen. Das zusam-mengerechnet führt dazu, dass wir bereits heute für eine höhereSchadstoffkonzentration Vorsorge tragen müssen.«

Mit Aktivkohle, Ozon und getrennter Erfassung hoch belasteter Abwässer gibt es mehrere Strategien gegen unerwünschte Stoffe

Die Wahl der Waffen

Das System von Barrieren, das das Trinkwasser vor Verunreinigungenschützt (Schutzgebiete, Filtration durch den Boden, Aufbereitung, kon-trollierte Leitungssysteme) hält den größten Teil der unerwünschten

Spurenstoffe erfolgreich zurück. Die im Trinkwasser nachgewiesenen Konzen-trationen sind so gering, dass nach dem Stand der Forschung heute kein Anlasszu gesundheitlicher Besorgnis besteht. Dennoch wird nach Wegen gesucht, un-erwünschte Stoffe möglichst gar nicht erst in den Wasserkreislauf gelangen zulassen.

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'End-of-pipe'-Umweltschutz ist aufwändig –was nicht ins Wasser gerät, muss auch nicht herausgefiltert werden

Die technische Aufrüstung von Abwasseranlagen kann nicht der einzige Ansatzpunkt sein, um denTrinkwasserkreislauf langfristig vor unerwünschten Stoffen zu schützen. Denn sind diese Stoffeerst einmal im Wasser, so erfordert ihre Entfernung hohen technischen Aufwand und verbraucht

viel Energie. Vollständig lassen sich heute selbst mit maximalem Aufwand noch nicht alle Spurenstoffe entfernen.

Vorsorge- und Verursacherprinzips«, sagt Nikolaus Geiler,Sprecher des Arbeitskreises Wasser im Bundesverband Bürger-initiativen Umweltschutz e.V. (BBU). »Prioritär müsste übereine signifikante Reduktion des Eintrags von Spurenstoffen inden Wasserkreislauf diskutiert werden – also über Stoffverboteund -substitutionen, eine weitergehende Reglementierung derIndirekteinleitungen sowie der Biozid- und Pestizidanwen-dungen, über ein anderes Arzneimitteldesign.« Erst wenn die-se vorbeugenden Maßnahmen umgesetzt seien, mache dieDiskussion über eine energieaufwändige 4. Reinigungsstufeauf kommunalen Kläranlagen Sinn, so Geiler. »Und erst ganzam Schluss lohnt es sich dann vielleicht, über eine Aufrüstungder Trinkwasseraufbereitung zu debattieren.«

Diplom-Biologin Sabine Thaler, Fachreferentin der Koordi-nierungsgruppe Anthropogene Spurenstoffe im Wasserkreis-lauf der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Ab-wasser und Abfall e.V. (DWA), differenziert: »Bislang ist dieDatenlage zur Bewertung von anthropogenen Spurenstoffenund ihren Abbauprodukten im Wasserkreislauf noch unvoll-

Vorsorge . . .

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Auch bei der Aufbereitung von Trinkwasser in den Wasser-werken stellt sich die Frage, ob alles, was machbar ist, auchsinnvoll ist: Die auf dem Vormarsch befindliche UV-Des-infektion zieht erheblich höhere Kosten und steigenden Ener-gieverbrauch nach sich. High-Tech-Nachrüstungen mit Ultra-filtrations- und Membrantechnologie können die Behand-lungskosten leicht verdoppeln. Rechtfertigt der Nutzen einensolchen Aufwand?

»Dass man überhaupt über die Aufrüstung der Wasserwerkemit einer weitergehenden Rohwasseraufbereitung diskutierenmuss, ist Folge einer lang andauernden Vernachlässigung des

ständig, es besteht erheblicher Forschungsbedarf. Die Ent-scheidung über die sinnvollste Lösung sollte in jedem Einzel-fall unter Berücksichtigung ökonomischer und ökologischerKriterien getroffen werden. Die technischen Grenzen der Ab-wasserbehandlung, Bildung von Transformationsprodukten,genau wie Reinigungserfolg und Aspekte des Ressourcen- undKlimaschutzes sind gegeneinander abzuwägen.« Priorität sollees haben, den Eintrag von Spurenstoffen in den Wasserkreis-lauf zu vermeiden. Daher müsse ein praxistaugliches Bewer-tungssystem entwickelt werden, welche Stoffe umweltgefähr-dend bzw. trinkwasserrelevant seien. »Um geeignete Maßnah-men ergreifen zu können, ist die ganzheitliche Betrachtungdes Wasserkreislaufes und des Verbleibs der Reaktionspro-dukte erforderlich. In erster Linie sind deshalb klare Regelun-gen zur Chemikalienanwendung auf europäischer Ebene an-zustreben«, so Thaler.

Ein Beitrag hierzu ist die von der EU-Kommission vorgelegte'Liste prioritärer Stoffe', deren Eintrag in die Gewässer verrin-gert werden muss. Sie führte zu einer langen und kontroversenDiskussion darüber, ob etwa bestimmte Arzneiwirkstoffe imGebrauch eingeschränkt werden sollten. Im Kompromiss, dersich zuletzt abzeichnete, werden wichtige Pharma-Wirkstoffewie das Schmerzmittel Diclofenac zunächst nicht auf dieserListe geführt, sondern auf einer sogenannten 'Überwachungs-liste' mit Substanzen, deren Konzentration im Wasser zu-nächst weiter beobachtet werden soll.

Beim Thema Reduktion an der Quelle pflichtet die Wissen-schaftlerin dem Umweltschützer bei: »Verminderungsstrategien

müssen sowohl beim produzierenden Industriebetrieb alsauch beim Anwender der Produkte ansetzen. Die Entwicklungweniger bedenklicher Ersatzstoffe muss z.B. durch Schulungvon Forschern, Produzenten, Anwendern und Konsumentenvorangetrieben werden.« Eine weitere Möglichkeit bestündedarin, die Trinkwasserrelevanz als Zulassungskriterium fürArzneimittel aufzunehmen. »Der dabei entstehende Interes-senkonflikt zwischen Heilwirkung und Umweltverhalten kannvon der Wasserwirtschaft aber nicht allein gelöst werden«,konstatiert Thaler.

Auch Wibke Everding von der RWTH Aachen sieht da Kon-fliktpotenzial: »Eine Ampel auf Medikamenten ist ein sehrsensibles Thema.« Angesetzt werden könne deshalb eher inden privaten Haushalten, in denen oftmals bis heute Altmedi-kamente über die Toilettenspülung im Abwasser entsorgt wür-den. »Wir bräuchten ein Entsorgungssystem für Altmedika-mente. Denn leider ist es heute oft noch der Fall, dass Apo-theken aufgrund hoher Entsorgungskosten Medikamentenicht annehmen.«

Eines wird in den wissenschaftlichen Bemühungen und deröffentlichen Diskussion um Spurenstoffe im Wasser deutlich:Alle Beteiligten müssen den gesamten Wasserkreislauf imBlick haben – die Symptome nur am Ende des Kreislaufs zubekämpfen hätte keine nachhaltige Wirkung.

»Dass man überhaupt über die Aufrüstungder Wasserwerke mit einer weitergehenden

Rohwasseraufbereitung diskutieren muss, ist Folge einer lang andauernden

Vernachlässigung des Vorsorge- und Verursacherprinzips.«

Nikolaus Geiler, Sprecher des Arbeitskreises Wasserim Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V.

»Um geeignete Maßnahmen ergreifen zukönnen, ist die ganzheitliche Betrachtungdes Wasserkreislaufes und des Verbleibs der Reaktionsprodukte erforderlich…«

Diplom-Biologin Sabine Thaler, Fachreferentin der Koordinierungsgruppe AnthropogeneSpurenstoffe im Wasserkreislauf der Deutschen Vereinigungfür Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V. . . . ist besser als Nachsorge

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In Rainrod, einem Ortsteil des hessischen Schwalmtal, wer-den Schmutz- und Oberflächenwasser jetzt getrennt übereine innovative Vakuumentwässerung mit Unterdruck ab-geleitet. Das System leitet das Schmutzwasser über rund 150Spezialschächte durch ein 3.300 Meter umfassendes Netzvon Vakuumleitungen zu einer Vakuumstation. Von dortwird das Schmutzwasser über eine neue Druckleitung zurKläranlage Hopfgarten gepumpt, deren Betrieb die Mittel-hessische Wasser und Abwasser GmbH im Auftrag der Ge-meinde Rainrod managt. Deutschlandweit gibt es bishernur wenige gleichartige Systeme. Die an eine Trinkwasser-schutzzone grenzende Gemeinde entschied sich trotz eineshöheren Wartungsaufwandes für die Vakuumentwässerung,da die Methode günstiger ist als die Sanierung des beste-henden Mischwassersystems. Das Land Hessen förderte dieAnlage mit einem Zuschuss von 1,4 Millionen Euro.

www.mhwa.de

Abwassertransport per Vakuum in Mittelhessen

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Das Centre National d’Art et de Culture Georges Pompidou in Paris erhält eine energieeffizientere und umweltfreundlichereKlimaanlage. Ziele des von Dalkia umgesetzten Projekts sind die Reduktion des Energieverbrauchs des Gebäudes um 20 Prozentund verminderte Schadstoffemissionen. Das Heizsystem, die Klimaanlagen und die Ventilation im Gebäude werden dafür bis2015 ausgetauscht. 13 Luftaufbereitungsanlagen belüften und beheizen derzeit 100.000 Quadratmeter Gebäudefläche. NeueLuft-/Wärmepumpen extrahieren Luft aus dem Freien oder recyceln die Luft aus dem Inneren – so sind eine konstante Tem-peratur und Luftfeuchtigkeit garantiert, um Ausstellungsstücke wie die Matisse-Kollektion zu schützen.

Mit der Sanierung eines maroden Abwasserkollektors inBukarest hat Veolia Wasser einen nachhaltigen Beitrag zueiner besseren Wasserqualität der Donau geleistet. Der »LaCassette« genannte Hauptkollektor war größtenteils durchAblagerungen verstopft und verursachte in der Vergangen-heit immer wieder Überschwemmungen. Zudem sorgtenmangelhafte Anschlüsse und illegale Einleitungen für einestarke Verschmutzung der Flüsse Dâmbovița und Donau.Mit einem Investitionsvolumen von 39 Millionen Euro sa-nierte die rumänische Veolia Wasser-Tochter Apa NovaBucareşti (ANB) den Hauptkollektor und übernimmt imRahmen eines Konzessionsvertrags mit der Stadt Bukarestauch die Betriebsführung.

www.veoliawater.com

Immer mehr Menschen entdecken die Eu-ropastadt Görlitz-Zgorzelec an der Neißeals neuen Wunschwohnort. Die WBG Sa-nierungs- und EntwicklungsgesellschaftGörlitz mbH, die Stadtwerke Görlitz AG

und die Verkehrsgesellschaft Görlitz unterstützen diesenTrend seit Ende 2012 mit einem umfassenden Begrüßungs-paket für Wahl-Görlitzer. Wer mindestens einen 18-mona-tigen Mietvertrag bei der WBG und einen Stromlieferver-trag bei den Stadtwerken abschließt, spart u.a. die erstendrei Kaltmieten für die neue Wohnung und erhält drei Mo-nate kostenfreie Fahrt mit Bus und Bahn durch Görlitz. Umauch die Stromrechnung zu senken, begrüßen die StadtwerkeZugezogene mit einem Energiesparpaket und einer Gut-schrift in Höhe des durchschnittlichen Monatsverbrauchsnach dem ersten Jahr Strombezug. Weitere Vorteilsangebotevon städtischen Unternehmen und lokalen Dienstleisternbietet die persönliche NEUGÖRLITZER-CARD.

www.stadtwerke-goerlitz.de

Willkommen in Görlitz!

Aus dem Unternehmen

Frische Luft für die Werke von Matisse

Als Polen im Jahr 2004 der EU beitrat, wurde nur rund einDrittel des Warschauer Abwassers behandelt und gereinigt.Größtenteils floss das Abwasser der Hauptstadt ungeklärtin die Weichsel und endete schließlich in der Ostsee – einimmenses Umweltproblem. Heute, rund neun Jahre später,verfügt Warschau über eine der größten Kläranlagen Ost-europas. Über einen Zeitraum von vier Jahren baute underweiterte Veolia Eau Solutions & Technologies die neueWarschauer Kläranlage, die sich an den europäischen Nor-men der Abwasseraufbereitung orientiert. Mit 2,1 MillionenEinwohnerwerten und einer Aufnahmekapazität von täg-lich 515 000 Kubikmetern Abwasser ging sie Ende März2013 in Betrieb.

Warschau wird umweltfreundlicher

Sanierung schützt Donau vor Schmutz

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Wenn Brunnen altern …

Rund 60 Prozent aller weltweit betriebenen Trinkwasserbrun-nen sind vom Phänomen der Brunnenalterung betroffen. InDeutschland werden darüber hinaus etwa 80 Prozent der ge-alterten Brunnen von biochemischen Ablagerungen in ihrerFörderleistung beeinträchtigt. Eisenbakterien und Sauerstofflassen die Ertragsmenge der Brunnen sinken und den Energie-aufwand sowie die Betriebskosten steigen. Im Forschungspro-jekt »Betrieb und Pflege von Trinkwasserbrunnen zurOptimierung der Leistung und der Wasserqualität«, kurz»WellMa«, wurden deshalb fünf Jahre lang Ursachen und Ver-meidungsstrategien für die Brunnenalterung erforscht. An Ver-tikalfilterbrunnen in Berlin und Frankreich wurden dazu inzwei Projektphasen Betriebszustände und Instandhaltungs -methoden untersucht.

Als problematischster Alterungsprozess gilt die Verockerung,an der bestimmte Bakterien beteiligt sind. »Wir haben festge-stellt, dass es tatsächlich biochemische Prozesse, nämlich Ei-senoxide sind, die die Alterung beschleunigen. Wir habenherausgefunden, dass vor allem die Zustrombedingungen, dieBedeckung des Grundwasserleiters und die Redoxverhältnisseim Grundwasserleiter die Verockerungsrate bestimmen«, er-klärt Projektleiterin Hella Schwarzmüller vom Kompetenz-zentrum Wasser Berlin (KWB).

Brunnenbetreiber profitieren besonders von den Forschungs-ergebnissen, denn ihnen konnte erstmals eine Systematik prä-sentiert werden, nach welcher der Aufwand für Instandhaltungund Reinigung ihrer Brunnen sinkt. »Die Alterungsrate derBrunnen kann um rund 50 Prozent reduziert werden«, so

… sorgt »WellMa« für die Verjüngungskur

ProjektpartnerKompetenzzentrum Wasser Berlin (KWB), Veolia, Tech-nische Universität Berlin, Berliner Wasserbetriebe, FreieUniversität Berlin, Pigadi GmbH

www.kompetenz-wasser.de > Forschung: WELLMA 2

Tiefbrunnen pumpen Trinkwasser an die Erdoberfläche und leiten es zur Aufbereitung in Wasserwerkeweiter. Doch nach einigen Einsatzjahren altern diese Brunnen und ihre Förderleistung sinkt. Im Projekt„WellMa“ entwickelten Wissenschaftler deshalb nun ein Anti-Aging-Programm, mit dem Brunnenbe-sitzer ihre Anlagen vor der Alterung schützen können.

Schwarzmüller. Mit Hilfe einer Tabelle aus 53 geologischen,baulichen, betrieblichen und chemischen Schlüsselparameternkönnen Betreiber selbst bewerten, welches Alterungsrisiko fürihre Brunnen vorliegt. Die neue Vorsorgesystematik wird der-zeit vor allem von Veolia an Betriebsstandorten in Deutschlandund Frankreich angewandt.

»Unseres Wissens nach wurde hier in Berlin erstmals auch di-rekt in Brunnen der Sauerstoffeintrag in Abhängigkeit von ver-schiedenen Betriebsweisen gemessen«, ergänzt Schwarzmüller.Parallel zum Projekt wurde zudem ein Start-up-Unternehmenan der TU Berlin gegründet, welches ein Testkit zum Vorkom-men von Eisenbakterien in Wasserproben entwickelte. Im An-schlussprojekt »Mikrobielle Verockerung in technischenSystemen« erfolgt in Zusammenarbeit mit 13 Projektpartnernnun bis 2014 die Kostenquantifizierung und Errechnung vonEinsparungspotenzialen. Außerdem sollen die Auswirkungender Eisenbakterien auch an anderen Brunnenarten wie bei derTagebauentwässerung und unter Einbezug von Pumpen undRohrleitungen betrachtet werden.

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9. – 11. September 2013, GarchingDWA Energietage Biogas Die diesjährigen Energietage beschäftigen sich mit der Rolle der Wasserwirtschaft für die Energiegewinnung und deren Einbindung in energiepolitische Konzepte.

http://de.dwa.de/veranstaltungskalender.html

10. – 11. September 2013, DresdenVKU-Stadtwerkekongress 2013Gedankenaustausch für Vorstände und Geschäftsführer von Stadtwerkensowie Experten aus der Energiewirtschaft

www.stadtwerkekongress.de

19. – 21. September 2013, StralsundBWK Bundeskongress 2013 Bundesvorstandssitzung, Bundesversammlung, Bundeskongress sowieFachforen und Fachexkursionen

www.bwk-bund.de

23. – 24. September, Berlin DWA-BundestagungBundestagung und 66. DWA-Mitgliederversammlungsowie begleitende Fachausstellung

http://de.dwa.de/bundestagung.html

30. September – 1. Oktober 2013, Nürnberg67. Wasserfachliche und 52. Gasfachliche Aussprachetagungvon BDEW und DVGWTagungen und Fachausstellungen des Wasser- und Gasfaches zu technischen und ordnunspolitischen Fragestellungen in Deutschland

www.wat-dvgw.de www.gat-dvgw.de

Termine

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15. – 21. Juni 2013, bundesweitDeutsche Aktionswoche »Nachhaltigkeit des Rates für Nachhaltige Entwicklung«Alle Bürger werden deutschlandweit aufgerufen, ihre Gedanken zumThema Nachhaltigkeit in Form von Veranstaltungen jeder Größe sichtbar zu machen

www.aktionswoche-nachhaltigkeit.de/

20. Juni 2013, Dortmund e.day2013 – Energie im DialogEntscheider aus Energiewirtschaft, Kommunen und Industrie treffen sich zum Meinungsaustausch

http://evu-it.de/eday-2013/233459,1031,233462,-1.aspx

27. – 28. Juni, Weimar DWA-Gemeinschaftstagung »Demografischer Wandel –Chancen für die Wasserwirtschaft?«Die Tagung zeigt Effekte und Anforderungen für die Fachwelt und Öffentlichkeit auf und diskutiert Möglichkeiten im Umgang mit demdemografischen Wandel

http://de.dwa.de/demografischer-wandel-2013.html

27. – 28. Juni, Berlin DER TAGESSPIEGEL eMobility Summit 2013Spitzenvertreter aus Politik und Wirtschaft treffen sich zum Gedankenaustausch rund um das Thema E-Mobilität

www.emobility-summit.de

26. – 28. August 2013, Berlin4. Handelsblatt Jahrestagung »Erneuerbare Energien 2013«Fachkongress zu erneuerbaren Energien und Energiewende

www.erneuerbare-energien-tagung.de

Impressum: nahdran. Aus Branche und Unternehmen | Herausgeber: Veolia Wasser GmbH, Unter den Linden 21, 10117 Berlin, www.veoliawasser.de |Redaktion: Matthias Kolbeck (verantwortlich für den Inhalt), Sabine Kraus, Telefon: 030-2062956-72, [email protected] | Druck: AlsterWerkMedienService | Konzept, Realisation, Illustrationen: Johanssen + Kretschmer Strategische Kommunikation | Illustrationen: Jörg Block | Bildnachweise:Veolia Wasser, Shutterstock (S. 17), Joachim Donath (S. 18, 19) | Alle Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Nachdruck nur mit Genehmigung derRedaktion. Gedruckt auf 100 % Recyclingpapier. Sensibles Gut Trinkwasser: Ist seine Qualität in Gefahr? Seite 4

»Vorsicht, empfindlich!«

Aus Branche und Unternehmen. Juni 2013

nahdran.Auf Herz und Nieren Trinkwassergewinnung und -aufbereitung in Deutschland Seite 8

Vorsorge ist besser als Nachsorge'End-of-pipe'-Umweltschutz ist aufwändig –was nicht ins Wasser gerät, muss auch nicht herausgefiltert werden Seite 12

Echter JungbrunnenBerliner Forscher kommen der Brunnenalterung auf die Spur Seite 16

Veolia Environnement in Deutschland

www.veolia.de

www.veolia-verkehr.dewww.veoliawasser.de www.veolia-umweltservice.de www.dalkia.de