Nordische Zeitung 4 2008

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Magazine from the largest german pagan organization, Artgemeinschaft.

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ImpressumDie NORDISCHE ZEITUNG istdie Stimme des Artglaubens. Sie wirdvon der Artgemeinschaft – Germani-sche Glaubens-Gemeinschaft we-sensgemäßer Lebensgestaltung e.V.,Postfach 55709, 22567 Hamburg, herausgegeben und verlegt und er-scheint vierteljährlich.Menschen unserer Art, die Beiträgezur Entwicklung nordischer An-schauungen auf religiösem, weltan-schaulichem, kulturellem, erzieheri-schem, gemeinschaftsbildendem,künstlerischem und wissenschaftli-chem Gebiet geben wollen, steht siezur Verfügung.Dabei müssen namentlich gekenn-zeichnete Beiträge nicht in jedemFalle mit der Auffassung der Schrift-leitung oder der Leitung der Artge-meinschaft übereinstimmen.Schriftleiter und verantwortlich fürden Inhalt, soweit Beiträge nament-lich nicht gekennzeichnet sind: Jür-gen Rieger, Auguste-Baur-Str. 22,22587 Hamburg. Namentlich ge-kennzeichnete Artikel verantwortendie Verfasser.Zahlungen auf das Konto: Die Artge-meinschaft, Postbankkonto 5 28 51-104 Berlin (BLZ 100 100 10). Ausdem postalischen Ausland: unter Angabe des €-Betrages mit Aus -lands postüberweisung DE59 10010010 0052 8511 04, BIC PBNKDEFFoder Scheck, spesenfrei für den Emp-fänger.Die von der Artgemeinschaft – Ger-manische Glaubensgemeinschaft we-sensgemäßer Lebensgestaltung e.V.verwendete Form der Irminsul ist re-gisterrechtlich geschützt und darf nurvon Mitgliedern der Artgemein-schaft verwendet werden.Wir setzen an den Beginn unsererJahreszählung nicht die Geburt einesChristus, von dem niemand weiß, obund ggf. wann er geboren wurde, son-dern die Hochblüte des Gestirnhei-ligtums Stonehenge.Bezugsgebühr 18,– € jährlich, fürMitglieder und Förderer im Jahres-beitrag enthalten. Bestellungen fürnur ein Jahr gelten als automatischum ein weiteres Jahr verlängert,wenn nicht bis zum 31. 12. gekündigtwird. Wenn innerhalb eines Jahresbestellt wird, werden die bereits er-schienenen Hefte nachgeliefert; dieBestellungen gelten immer für einKalenderjahr.

Beilagenhinweis: Einer Teilauflage liegen Mitteilungen der Leitung und die Einladung zum Gemeinschaftstag bei.Umschlagbild: Die Rhumequelle – ein altes germanisches Heiligtum – ist eine der größten Quellen Europas bei Rhumspringe am Südwestrand des Harzes.

InhaltsverzeichnisVersuch über Snorri Sturluson Prof. Dr. Hans Naumann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73Die germanischen WaffenHarry Radegeis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79Nordische WeihnachtAlwin Bauer. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82Weihnacht einer MutterThor Goote . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83Lebendige Wandlungen deutscher KunstDr. Werner Freytag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84Unseren jungen Gefährten –Aus Deutschlands Vor- und Frühzeit: Volk ohne Raum – Teil 5 . . . . 89Unseren jüngsten Gefährten – Es geht eine Zipfelmütz – Die Dorfkinder fragen . . . . . . . . . . . . 94

Heidenspaß . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94

Neues vom alten Feind . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95

Buchbesprechungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96

Nachrichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96

Die Stimme des ArtglaubensIm Einsatz für

� Lebensschutz, insbesondere Überleben unserer Art

� Erhaltung des nordischen Kulturerbes und Förderung einer wesens-gemäßen Kultur

� Verwirklichung einer sinnerfüllten Lebensgestaltung

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erfüllter Aufgabe – die Kolonie ihrer in-zwischen schon vielfach latinisiertenHeimat wieder zuzuführen bemüht war,war doch zugleich der Hauptvertreterjenes alten Schrifttums: Snorri Sturlu-son. Zu diesem Widerspruch müssenwir Stellung nehmen. Gerade solche Polarität ist ja oft das Geheimnis desSchöpferischen im Leben; auch des Geistes.

Snorri war ein gelehrter Laie jenerabendländischen Art, die wir aus derungetauften Antike kennen und dieebenso ungetauft in den germanischenfrödimenn, den Überlieferungs- undRechtskundigen, weiter geblüht hatte.Zu karolingischer Zeit war diese Art imTaufkleide wieder erwacht in Laien wieEinhard, Angilbert, Nithard, zu staufi-scher dann in Hartmann, Walther,Wolfram, aber selbst wenn diese Leuteden Priestertitel getragen hätten (wieSaemund etwa und Ari auf Island, wiebeinahe Hartmann), so hätte das bei ih-rer unklösterlichen, unklüniazensischenArt an ihrer ganzen Haltung weniggeändert. Geistliche und weltlicheOberschicht waren ja sowieso bei unseins; der Priestertitel hätte nicht andersals einst der Godentitel nur angezeigt,daß ein Dualismus zunächst auf gar kei-nem Gebiete hier herrschte, so vor wienach der Bekehrung.

Snorri war ein großer Grundherr im Be-sitz von zeitweilig 16 Gütern, warStaatsmann, Krieger, Dichter, Dicht-lehrer, Gelehrter, der uns verdeutlichenkann, über welche zukunftverheißen-den hochkultivierten Kräfte Germanienganz aus sich selber verfügte wie nureinst die Antike; er war ein Freund vonKönigen und von schönen Frauen, nor-wegischer Hofskalde und dennochFreund alles Isländisch-Eddischen, erwar ein Mann, der fast allsommerlichseine Thinghändel und bewaffnetenFehden führte von 800 Gefolgsleutenbegleitet, ein Mann, der uns zeigenkann, wie wenig dazu gehört, um, wieeinst in der Antike auch, aus diesemBecken von Macht und Geist sowohl diegroße geschichtliche Tat wie die großeGeschichtsschreibung fließen zu lassen,die verschiedensten Wissenschaften,die große Hofdichtung, ja womöglichdie Liebeslyrik. Sippen- und Königs -über lieferung, d. h. Geschichtswissen-schaft, ferner Rechtskunde, Geogra-phie, in all dem war Snorri Meister aufseit Urzeit gepflegtem Boden, und nunwurde er es auch in Mythologie, skaldi-scher Metrik, Stilistik und Stoffkunde,wir können gradezu sagen: in Philolo-gie. Erwachte nicht auch bei den Grie-chen diese Wissenschaft erst sehr spät,gleichfalls am äußersten Rande ihrerWelt und aus der Beschäftigung mit dereigenen großen Dichtung, nämlich un-ter den Alexandrinern aus dem Studiumdes Homer?Snorri stammte aus der reichen west -isländischen Adelsfamilie der Stur-lunge, über deren Geschichte jüngereSippenangehörige selbst eine Saga ver-faßten, aus der wir auch Snorris Lebensehr genau kennen. Es spielte sich aufalten, überlieferungsreichen Gehöftenab, Herren- und Godensitzen, die, wieoft in Germanien, zugleich Sitze der Bil-dung, der Gelehrsamkeit und des Gei-stes waren. Auf Hvamm 1179 n. übl. Ztr.geboren, ward der Knabe auf Oddi er-zogen, dem Sitze einst Saemunds, demman in alten Zeiten die Liederedda zu-schrieb, und vermutlich stammt ja derName Edda etymologisch vom Namendieses Gehöftes Oddi. Jetzt lebte da alsHofherr und war sein Erzieher JonLoptssohn, Saemunds Enkel, der mäch-tigste und gebildetste Isländer seinerZeit. Hier war der Knabe tatsächlich ander Quelle der besten alten Überliefe-rungen in Geschichte, Glauben undRecht. Nach Jons Tod, 18jährig, verließer Oddi 1197 n. übl. Ztr. und lebte eine

Versuc über

Snorri SturlusonD

as Jahr 1720 war ein Schicksalsjahrder Germanistik und jenes Segel-boot war weißgott ein glückhaft

Schiff, das damals 50 Kisten vieler tau-sender isländischer Handschriften ausder Arnemagnäanischen Sammlungnach Kopenhagen brachte, nachdemschon andere Segelschiffe mit anderenHandschriften früher eingetroffen wa-ren. Eine Welt, die schon fast ausgerot-tet schien, konnte wieder erwachen.Ach, der Latinität in allen Couleurswäre wohler gewesen, der deutscheGeist wäre billiger einzuordnen für sie,der Puls nordischen Bluts in Europaschlüge zaghafter, hätte jenes BootSchiffbruch erlitten. Wenn die Antikeden einen Teil des abendländischenGeistes darstellt, nun so kehrte der ge-schwisterlich andere, schier schon ver-lorene jetzt wieder zurück. Jenes Segel-boot landete glücklich und die altenGötter kehrten heim aus dem Exil.Auch Feuersbrünste der nordischen Bi-bliotheken haben sie nicht mehr ver-nichten können; aus dem scheinbarkryptogamen Zustand war Germanienmit einemmal glücklich erlöst.

Denn es handelt sich um nichts Gerin-geres als um das geistige Gut einer Ger-manenkolonie ohne Urbevölkerung,daher ohne Substratmöglichkeit; damitum jenen Beweis eigenständiger Höhe,der sonst immer verhindert wurdedurch den Verdacht von Substratmög-lichkeit oder durch den allzu frühenEinbruch der Fremde. Aber so wieGriechenland zu früh erblühte für die-sen Einbruch, so lag ihm Island zu fern.Und wie daher das griechische Schrift-tum den Stolz des klassischen Philolo-gen begründet, so das isländische die ab-gründige Sicherheit des Germanisten;wir bemerken mit Genugtuung, daßman in beiden Fällen sogar vonHochmut sprach. –

Eine staatliche Gemeinschaft unter derTonangabe einiger großer Sippenherrn,einiger principes, wie Tacitus sagenwürde, war den neuen duces oderGroßreges der norwegischen Heimatentwichen, um auf Island in geradezualtgermanischer Weise den stadtlosen,unbekehrten und noch ein Jahrhundertungetauften, südlich kaum behauchtenZustand in Glaube, Sitte, Dichtung, Le-bensführung fortzusetzen, ja zu retten,indem sie ihn schließlich der einzigenund dankenswertesten südlichen Gabeüberlieferte, die sie sich gleichwohl rei-chen ließ, der Schrift. Es war damals et-was so geographisch wie geistig gradezuAußereuropäisches, weil nicht der al-leinherrschenden Latinität Unterwor-fenes, was dennoch aufgeschrieben wer-den konnte, gleichsam in einem frem-den Mittel damit eingefangen und be-wahrt wie die Fliege im Bernstein. Undgerade der Mann, der später – wie nach

Snorri Sturluson. Illustration des norwegischemMalers Christian Krohg für die Heimskringla-

Ausgabe von 1899.

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Zeitlang jungverheiratet auf demGehöfte Borg, wo 300 Jahre zuvor dergroße Skalde Egil das Licht der Welt er-blickt hatte, mit dessen Sippe Snorri vonMutters Seite verwandt war. Dann aberwurde Reykjaholt am Borgfjord seinSitz, ein befestigtes, mit Bädern ausge-stattetes Herrengehöft. Damals lagendie Sippen der principes auf Island inheftigsten Fehden miteinander, jetzthätte die Gemeinschaft, die fast keinemehr war, eines dux oder rex bedurft,von innen oder von außen. Gab es ir-gendwo eine solche Figur, die dafür inBetracht kam? Vielleicht doch! 1218 bis1220 n. übl. Ztr. erfolgte Snorris ersteNorwegenfahrt, da war er schon dreiJahre Gesetzessprecher in der Heimatgewesen, also ein Mann von politischerBedeutung und ein bekannter Skalde.König Hakon von Norwegen und seinallmächtiger Jarl Skuli – aus Ibens,Kronprätendenten‘ kennt man dieseFiguren – überhäuften ihn mit Ehren,mit Geschenken und Freundschaft,nachdem er sie in einer Preisliedgruppeaus 100 Strophen immer wechselndenMetrums gefeiert hatte. Es wird dieschönste Zeit seines Lebens gewesensein, auch die verheißungsvollste. Jezersplitterter die Kolonie damals war,desto gespannter die Aufmerksamkeitdes königlichen Mutterlandes, endlichhier eingreifen und auf der Insel Fußfassen zu können. Snorri schaltete sichein, bog eine gewaltsame Unterwerfungab und versprach eine friedliche Über-führung ins norwegische Reich. Aberdie Heimat empfing 1220 n. übl. Ztr. denköniglichen Lehnsmann, Kämmerer,Gefolgsmann und wohl präsumtivenKönigsjarl bei seiner Heimkehr mitMißtrauen und Hohnversen als Verrä-ter. Dennoch gelang es ihm, die Gemü-ter umzustimmen, ja auf zehn Jahre wie-der Gesetzessprecher zu werden. Emp-fanden seine Landsleute vielleicht un-bewußt mit Aristoteles, daß für den ge-schichtsbildenden Genius das Gesetznicht eigentlich gelte, sondern daß erselbst das Gesetz sei? Es liegt nahe ge-nug, so zu deuten. Jedenfalls, diese Zeitdes wiedergewonnenen Vertrauens warwohl die friedlichste seines Lebens, die

Zeit auch seiner beiden großen Meister-werke. Dann aber spitzten sich die Ver-hältnisse wieder zu, die Spaltungen grif-fen nun tief in die Sturlungensippeselbst, Snorri mußte vor den eigenenGesippen aus Reykjaholt weichen. DasVerhältnis zu König Hakon, durch dielange Pause unsicher geworden, wurdedurch eine zweite Norwegenreise 1237n. übl. Ztr. nicht besser. Jedenfallsführte sie unseren Mann nur zum JarlSkuli, der seinerseits längst in gespann-tem Verhältnis zum König lebte. Hakonhielt daraufhin den Wiederabgereistenfür staatsgefährlich. Die Wogen derMacht waren nun stärker geworden alsSnorris scheinbar zweideutige Staats-kunst; sie verschlangen ihn! Des KönigsGünstlinge überfielen ihn nach des JarlsTode in seinem Gehöft und erschlugenihn in der Nacht zum 28. September1241 n. übl. Ztr..Island stand, wie schon angedeutet, zudieser Zeit vor der nicht ungewöhnli-chen Schicksalsfrage: Fortführung desengen eigenen Partikularismus oder Teilnahme an der größeren Bedeutungdes wiedergefundenen heimatlichenReichs. Wo dann in solcher Lage immerdie schöpferischen Geister Germaniensstehen, ersehn wir aus den großen Dich-tern und Gelehrten der Schweiz oderFlanderns, auch des neuem Nordensselbst. Die isländischen Skalden fühltensich schon längst hingezogen zum nor-wegischen König. Wir brauchen anSnorris ehrlicher Überzeugung, ohneVerrat und Gewalt den Anschluß be-werkstelligen zu sollen, nicht zu zwei-feln; aber offenbar zögerte er zu langeund griff nicht zu, oder – da doch nunerst die zehn Jahre seines großenSchriftstellertumes begannen – er ver-griff sich im Mittel und glaubte irrtüm-lich, mit Büchern statt mit Taten denSchritt vollziehen zu können. Islandhatte ja nun, wie sich einem pragmati-schen Verstande leicht ergibt, seine erste geschichtliche Aufgabe erfüllt,nämlich sozusagen ein Germanien so-weit fortzuleben, bis es in Buch undSchrift unverlierbar festgehalten wer-den konnte. Islands zweite geschichtli-che Aufgabe mußte nun darin bestehen,durch den Anschluß ans Mutterreichsich selbst und seiner einzigartigen Be-deutung so etwas wie Nachruhm undGeltung und ewige Dauer im Geiste zusichern fürs ganze Abendland. Es ist, alsob Snorri diese beiden Aufgaben Is-lands mit wunderbarster Klarheit be-griffen hätte und ihnen Ausdruck hättegeben wollen in seinen beiden Prosa-werken: in seiner Prosaedda der einen,der Bewahrung des germanischen Gei-stes, in seinem Buch der norwegischenKönige, Heimskringla oder Konungs-bok genannt, der andern, der Einmün-dung ins norwegische Reich. Und alshätte er eben darüber die geschichtliche

Tat versäumt. So ists, als umhaucheauch ihn etwas von der Tragik Wallen-steins, der sich zuviel und zulange mitseinen Sternen befaßte und darüberebenfalls statt der geschichtlichen Krö-nung den Mord einernten mußte. Sokommt es, daß wir nun auch bei Snorrinichts von seiner Würde als eines erstenköniglichen Jarls auf Island berichtenkönnen, sondern nur von seinen beidenWerken, denen er diente und denen al-lerdings nur die Resonanz eines ganzgroßen Reiches fehlte, wie es doch z. B.den Griechen mit der Resonanz des Rö-mischen Reiches vergönnt war, um alsSterne erster Ordnung am Himmel desmenschlichen Geistes zu stehen. Überdem Schriftsteller war in Snorri derStaatsmann gradezu eingeschlummertund so ward es zu spät für ihn, nun nichtwie Archimedes gleichsam über seinenZirkeln erschlagen zu werden. Uns hater freilich damit den weitaus größerenDienst geleistet. Zwar war Snorri kei-nen Augenblick weltfremd; trotzdemnahm er fast die typische Haltung derGelehrten unsers Geblüts vorweg mitseinem Verhalten.Snorris Prosaedda gilt mit Recht als eines der merkwürdigsten Bücher derWeltliteratur. Als „Buch von Oddi“ istes also das Denkmal für die dort ver-brachte Jugend, Dank für die dort ge-sammelte Belehrung. Sein nächsterZweck ist, ein Lehrbuch der Gold-schmiedekunst des Skaldenstils zu sein,ein Stück eigenständigster germani-scher Philologie eines allerersten Ger-manisten, ein Handbuch der Mytholo-gie, der Poetik und Metrik, kurz all des-sen, was der germanische Dichterbraucht. Demnach gliedert sich dasWerk in drei Teile: 1. die Gylfaginning,einen Abriß germanischer Mythologie,der, aus den alten Eddaliedern schöp-fend, deren Kenntnis nicht im gering-sten verheimlicht; 2. die Bragaroeduroder Skaldskaparmal, ein Lehrbuch derKenninge, jener berühmten oderberüchtigten poetischen Umschreibun-gen, die das eigenartigste Schmuckmit-tel des Skaldenstils bilden; mit diesemTeil ist die Prosaedda der unmittelbareVorläufer von Rudolf Meissners Ken-ningabok; 3. das Hattatal, Verslehre undKommentar zu seiner vorhin erwähntenPreisliedgruppe auf Hakon und Skuli,die ja aus 100 verschiedenen Strophenbestand, eine Musterstrophensamm-lung also mit metrischer Interpretation,einheimischen Fachausdrücken und al-lem, was zu feinster Philologie gehört.Das ganze eine ,germanische Poeterey‘also, ungleich reicher als Opitzens,deutsche‘, aber einflußloser, weil keinepolitische Macht ersten Ranges jemalsden dazu nötigen Resonanzboden bil-dete. Einige Parerga, ein grammatischerTraktat über Ton und Laut, ein Skal-denverzeichnis, ein isländisches Gesetz-

Snorri ließ in Reykjaholt ein Bad bauen, dasvon einer heißen Quelle gespeist wurde. Das

kreisrunde Becken gehört zu den wenigen nocherhaltenen Bauwerken aus der Sagazeit.

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sprecherverzeichnis, ein Stammbaumder Sturlunge scheinen Zutaten vonSnorris Neffen zu sein.

Teil 1 und 2 sind in mythologische Rah-men gekleidet. Der mythische Schwe-denkönig Gylfi – so beginnt Teil 1 –bricht auf, das Volk der Asen kennen zulernen; in Asgard trifft der Wanderereine asische Dreifaltigkeit an, die ihm inFrage und Antwort alles Wissen aus dermythischen Welt vermittelt, der Weltalso, aus der die poetischen Umschrei-bungen zum größten Teil stammen unddie auch dem längst getauften Skaldengeläufig bleiben muß. „Jungen Skal-den“, sagt Snorri, „die es verlangt, dieDichtersprache zu verwenden oderdunkle Dichterwerke zu verstehen, de-nen ist zu raten, dies Buch zu studieren.Die hier erzählten Mythen dürfen nichtvergessen oder verleugnet werden, in-dem man aus der Dichtkunst die altenKenninge verbannt, an denen unsre al-ten Hauptskalden Gefallen fanden.“

Das Motiv, daß ein König oder sonst einMensch sich Kunde bei den Götternholt, begegnet auch sonst im Germani-schen. Verschwindet zuletzt die Götter-burg mit der heidnischen Trinität über-raschend vor Gylfi, der allein auf wei-tem Felde zurückbleibt, so erinnert diesan das Erlebnis und die Rolle Thorsbeim Riesenkönig Utgardaloki, also aneine der Mythen, die Snorri hier selbererzählt. Aus den alten eddischen Lie-dern wird reichlich geschöpft, der heid-nischen Trinität selbst werden nur Edda strophen in den Mund gelegt,keine Skaldenlieder bemerkenswerter-weise; auch der Dialog aus Frage undAntwort als Form der Wissensvermitt-lung ist schon eddisch. Es handelt sichum die altererbte Form der Hergabe al-ler Weltgeheimnisse durch seherhaft-göttliche Wissende. Ein formal ähnli-cher Strom fließt freilich auch aus derAntike ins Mittelalter; es mag sich damitim tiefsten Grunde um gemeinsamesnordisches Stammgut handeln. AuchHeinrich der Löwe, annähernd SnorrisZeitgenosse, ließ daher für seinen deut-schen Lucidarius, ein Volksbuch allesGlaubens und Wissens, die Gesprächs-form wählen, zwischen Meister und Jün-ger. So wird denn die Summe alles Wis-sens, hier des getauften, dort des unge-tauften, hier dem Schüler, dort dem Kö-nig wie einem Schüler dargereicht.Natürlich lauten manche Fragen fastgleich: Wovon kommen die Winde(G. L.)? Wie stand es, ehe diese Weltwurde (L.)? Was trieb der Gott da, eheHimmel und Erde gemacht wurden(G.)? Was war der Anfang, wie fing esan und was gab es vorher (G.)? Wasschuf Gott zu allererst (L.)? Und unge-mein ähnlich klingt die bange Bewegt-heit aus den Fragen: Was geschieht da-nach, wenn diese ganze Welt verbrannt

ist (G.)? Was geschieht dann aus derWelt, zergeht sie ganz (L.)? Leben dannnoch irgendwelche Götter und gibt esnoch etwas von Himmel und Erde (G.)?Wie kommt es um des Menschen Ende;wie steht es um das Gottesreich nachdem jüngsten Tag (L.)? Ähnlicher Be-wegung voll sind bei der gleichen Frageauch die Jünger des altsächsischen Heli-and. Nur an den Namen und an Fragenwie diesen: „Gab es für diese Niederlagekeine Rache? Hat denn der Gott sichdafür nicht gerächt?“ äußert sich inmanchen Partien der Unterschied zwi-schen dem getauften und dem ungetauf-ten Wissens-Traktat.

Die wahrhafte Bildung Snorris bewährtsich darin, daß die Volkssprache nichtzu gering vor ihm ist, – wie übrigensauch vor Heinrich dem Löwen nicht,aber daß selbst die einfachste eddischeMythe ihm nicht zu belanglos erscheint,daß der Götterkundige, der godmalugr,Mythen weiß, die wir ohne ihn nicht be-säßen, und daß er sie mit tiefstem Beha-gen und reifster Kunst erzählt. So wurdeder weitere Sinn des Buches erfüllt, Ur-väterhort zu bewahren, etwas das älterund also adliger in Nordeuropa ist als al-les, was nachher noch kam. So erfährtdenn Gylfi (und wir mit ihm) durch All-vater, den ältesten aller Götter, von denneun Weltheimen, vom Urriesen undder Erschaffung Midgards aus ihm, vomersten Menschenpaar Ask und Embla,vom Bau der Götterburg, wie Sonneund Mond ihre Aufgabe zugemessen er-hielten, von der Regenbogenbrückezwischen Himmel und Erde, von derWeltesche und dem Nornenbrunnen,von den Göttern allen und ihren Gehöf-ten, von Loki und seiner dämonischenBrut, vom Verhängnis über der Weltund wie es die vertrauensseligen, allzuleichtsinnigen Götter selbst her-beiführen helfen, von der Götterdäm-merung, ihren Vorzeichen und ihremVerlauf, aber auch vom Evangelium ei-ner neuen Welt: „Die Sonne hat eineTochter geboren, schöner als sie selbst,und diese wird die Straße ihrer Mutterwandeln.“ Wir erfahren inmitten derWeltallbeschreibung und der göttlichenCharakterbilder den ganzen Baldermy-thos mit der vorläufigen Rache an Loki,sowie eine Reihe der schönsten Thors-mythen, darunter die verspeisten Böckeund die verfrühte Begegnung mit derMidgardschlange, dazu den nur hierüberlieferten tiefsinnigen Bericht vonThors Besuch bei Utgardaloki, eine Gyl fa ginning im Kleinen, wie die Perlein der Muschel, ihr gleichgeformt, ihrdie Form vielmehr schenkend. Der ge-waltige Mythos von der Lospflügungder Insel Seeland aus der uppländischenEbene am Maelarsee eröffnet vorhal-lenartig das Ganze und zog den mythi-schen Schwedenkönig herbei.

Auch der zweite Teil, kurz die Skaldagenannt, spielt unter Göttern. Kamdoch der Dichtermet (und auch der Metder Dichterlinge) von den Göttern zuden Menschen tiefsinnigerweise. DerMythos seiner Gewinnung wird nunhier erzählt. Dieser Dichtermet hat alleWelten durchlaufen: Er war vorher vonden Zwergen zu den Riesen gelangt;Odin selbst gewann ihn dann von derRiesentochter. Bragi, der vergöttlichteSkalde, führt hier das Wort und belehrtseinen Bankgenossen in der Götter-halle, den Gott Aegir, der die Fragenstellt. Hier ist es, wo das Ganze in un-mittelbare Dichterbelehrung übergeht.Zwei Dinge müsse der junge Skaldeauseinander halten, den Stil und dasMetrum. Solche Unterweisung vomDichter an den Dichter, denn durchBragi spricht hier Snorri ja selbst, hattees vorher natürlich mündlich gegebenseit je. Wir erinnern uns aus dem literar-historisch so besonders wichtigen Kapi-tel 78 der Egilssaga, wie mitten auf demsommerlichen Allthing der jungeSkalde Einar bei dem großen Egil selberDichtunterricht nimmt; madr er mansgaman, heißt es in diesem Sinn in derEdda, „der Mann ist des MannesFreude“. Und nun werden die Kenningealle gesichtet, die die großen Skaldenverwendet haben, ihre Gedichte liefernjetzt reichlich die philologischen Belegefür den Traktat, Eddaverse begegnenhier kaum, – die Kenninge also für dasGold, für die Dichtkunst, für Odin, füralle andern Götter, für die UrdingeHimmel, Erde, Meer, Sonne, Wind,Feuer, Winter, Sommer, Mann, Frau,Schlacht, Waffen, Schiff usw. werdenbehandelt, eine Synonymen-, eine Ho-monymenlehre und ähnliches folgt. DieTore dieser Skaldik sind stofflich weitgeöffnet in abendländischer Toleranz.Plötzlich heißt es: Wie umschreibt manChrist? Und die Antwort bringt Ken-ninge wie König der Himmel, der Engel,Jerusalems, Griechenlands, Fürst derApostel und der Heiligen, aber sie rügtauch zugleich, diese Kenninge seiennicht immer eindeutig, und nur durchden Zusammenhang zu erkennen; rich-tiger würde man ja den Kaiser von Byzanz Griechenkönig nennen usw.Auch die Kenning König der Menschengälte ja für jeden König, nicht nur fürChrist.Mitten darin erzählt Snorri auch hier einige Göttermythen, nun aber auchHeldensage, aus dein Nibelungenkreis,den Hildemythos, die WundermühleKönig Frodis usw., alles in Prosa klar,knapp, gepflegt und genau, fesselnd,übrigens ganz um ihrer selbst willenzum Glück, weit über die philologischenBelegzwecke hinaus, voller Stolz überdie deutlich gefühlte Besonderheit inder Welt, gleichsam für Größeres seinErzählertalent beweisend.

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Es ist sehr möglich, daß diese wahrhafteAcerra philologica, diese Mythen- undSagensammlung in Prosa, – in einemDichterlehrbuch enthalten –, Anlaßwurde, jene Götter- und Heldenlieder,die hier so vielfach benötigt wurden,nunmehr gleichfalls in einem Buche zusammeln, eben in jenem, das wir die äl-tere oder Liederedda nennen; viele ih-rer Lieder sind ja nachweislich SnorrisQuelle gewesen. Alles in Allem. so hatdies Buch wirklich kaum seinesgleichenin der weiten Weltliteratur; es steht inkeiner literarhistorischen Kette, diesichtbar aus der Antike kommt.

Indem Snorri so besonders mächtig mitdem einen Werk zur Erfüllung der er-sten geschichtlichen Aufgabe Islandsbeitrug, der Sicherstellung des Altenwie in einem Museum, und die Latinitätzwang, ihr wichtigstes Mittel – dieSchrift – selber in diesen Dienst zu stel-len, konnte er sich mit dem zweiten zumTräger des anderen großen Anliegensmachen, gleichsam ein Laboratoriumaufzubauen für die Wiederzusammen-fügung der Kolonie mit dem Mutter-land, – Ältestes mit Treue bewahrendim Kult der Vergangenheit, freundlichdas Neue auffassend im Dienste der Zu-kunft. Nur daß solch Goethesche Har-monie des eigenen Wesens sehr oft vonden Zeitgenossen beider Richtungenverkannt wird und man dann leicht, wieer, zwischen 2 Stühlen sitzt.

Hatte er in seiner Edda dem Geiste desSkaldentums gedient, so folgen nun-mehr in der Heimskringla die Taten derKönige. Mit diesen Worten Skalde undKönig ist ein tiefer Urgrund seines We-sens berührt. In Königen und Dichtern,diesen seit Urzeit verbundenen adlig-sten Ämtern der abendländischenMenschheit, erfüllte sich ja dieserMenschheit Dasein, in den Tätern derTaten und in ihren Sängern, gleich naheden Göttern sie alle beide. „Im Armeder Götter ruhen sie gern.“ Der isländi-sche Freistaat hatte die Könige niemalsaus seinem Geist und Geblüte verloren,die Skalden wußten davon. Snorri selbststand wieder so in der norwegischenKönigsgefolgschaft wie die früheren is-ländischen Skalden 200 Jahre zuvor.Wie König und Jarl im Guten und Bö-sen zusammengehören, so König undKönigsskalde. Die Skalden als solchewuchsen schon früher gelegentlich inpolitische Rollen, Sighvat zum Beispiel,so ja auch Snorri jetzt selbst. Auf jedenFall hielten sie die Ereignisse und Tatenim Liede fest. Snorri läßt es den KönigOlaf Helgi selber, vor der Schlacht beiStiklastad, zu seinen Dichtern sagen:„Kämpft hier mit in meiner Schildburg,denn ihr werdet ja die Künder dieserVorgänge sein und später darüber be-richten“. Das Heil und die Geschichteder Könige, der Geist und die Macht des

Skaldentums bilden den Inhalt seineszweiten Lebenswerkes, er selbst trägtden Geist von beidem in sich, er will da-mit der verworrenen Heimat den Wegbereiten zum Zusammenschluß mitdem Reich.

Um rund 300 Jahre pragmatisch gesehe-ner Geschichte, um die Reihe der nor-wegischen Großkönige von 860 bis 1177n. übl. Ztr., handelt es sich. Das ist einGeschenk für die norwegischen Königeund für die isländischen Skalden zu-gleich, deren sozusagen letztes PaarSnorri selbst und König Hakon bilden.Diese gewiß vorhandene innerlicheVoraussetzung fällt natürlich längstnicht mehr unter die Darstellung selbst.Der erste Teil steigt aus der rein mythi-schen Reihe der götterentstammtenschwedischen Ynglinge unter Haralddem Schwarzen ins dämmernde Mor-genrot der Geschichte, unter dessenSohn Harald Schönhaar dann ins vollegeschichtliche Licht und reicht alsdannbis zum Tode Olaf Tryggvasons in derSeeschlacht bei Svold im Jahre 1000 n.übl. Ztr. Der zweite Teil gilt der Haupt-gestalt des ganzen Werks, König OlafHelgi. Und von Magnus dem Guten biszum Sieg des letzten HaraldsprößlingsMagnus Erlingsohn in der Schlacht beiRe 1177 n. übl. Ztr. handelt dann derdritte Teil. Schon taucht am Schluß mitseinen Birkebeinern König Sverrir auf,der die neue Dynastie und Epoche ein-leiten wird; sein Enkel wird dann KönigHakon sein, der Herr und Freund unse-res Snorri.

Also auch diesmal hebt sich der Ein-gang aus dem Raum des schwedischenKönigsmythos empor, aus dem Bereichder norwegisch-ynglischen Königsah-nen zu Upsala, die von den Götternstammen. Snorris kritische Haltung ver-trägt doch diesen mythischen Eingang,denn er trifft Weltanschauliches, weildie edlen, besonders die königlichenSippen nun einmal von den Götternstammen, diese Götter hier aber auch zuchristlicher Zeit keine leeren Schemenoder gar Teufel sind, sondern wie histo-rische Personen durch den Eingangwandeln. Selbst der Heilige Olaf ver-trägt dann einen Gott in seinem Stamm-baum. Solcher Urzeit zeitgenössischeQuellen lagen unserm Autor natürlichnicht vor, so stützt er sich hier im we-sentlichen auf das Ynglingatal des Skal-den Thjodolf von Hvin, mit einem ge-wissen Vorbehalt allerdings.

In einer Vorrede nämlich legt Snorriselbst die Grundsätze seiner Quellenbe-nutzung dar und nennt seine Quellen.Es sind die mündliche Überlieferungder frödimenn, ferner die jeweils denEreignissen zeitgenössischen Skalden-verse sowie drittens sein Vorgänger inder isländischen Geschichtsschreibung,Ari (1067-1148 n. übl. Ztr.), der aber sei-

nerseits auf lebendiger Tradition derfrödimenn beruht. „Seinen Bericht“,sagt Snorri, „halte ich alles in allem fürzuverlässig, weil Ari klug war, stark vonGedächtnis und seinerseits sehr zuver-lässige Gewährsmänner besaß“, – überdie sich dann Snorri verbreitet. Er be-gründet sodann ausführlich den histori-schen Wert von solchen Skaldenversen,deren Dichter wohlgemerkt Zeitgenos-sen der Handlungsträger und Teilneh-mer der Geschehnisse waren. Er sprichtaus eigener Praxis, wenn er sagt: „Ichhalte alles für wahr, was diese Verseüber Kriegszüge und Schlachten berich-ten. Preisen sie auch die Männer, vor de-nen die Dichter standen, wenn sie ihreGedichte vortrugen, so hätten sie dochnicht wagen können, Dinge zu erzählen,die alle Zuhörer und die Gefeiertenselbst als unwahr erkennen mußten.Das wäre ja dann kein Preis, sondernleerer Hohn gewesen“. Die Kenner die-ser Verhältnisse werden ihm beipflich-ten. So sagt er später einmal vom Skal-den Hallfred: „Aus seinen Gedichtenkönnen wir die wahrsten und zuverläs-sigsten Berichte entnehmen, die überOlaf Tryggvason auf uns gekommensind.“ Solch hohe geschichtliche Bewer-tung der Dichter durch einen Historikerist sehr einzigartig, nicht nur in diesemFall sehr berechtigt, sondern wäre auchsonst manchmal am Platze, z. B. beiWalthers Spruchdichtung, und der sei-ner Schüler. Staat und Kirche, – dasmacht Norwegen aus und würde viel-leicht Diplomata und Urkunden liefern;aber Skaldenverse und Frödimennbe-richte, das ist isländisches Erbe! In derInterpretation der Skaldenverse, auf diealso seine Darstellung in weitem Um-fang hinausläuft, legt Snorri eine Mei-sterschaft an den Tag, die er so genialnur leisten konnte, weil er selber dieSkaldenkunst vollständig beherrschte.Fielen etwa die grade bei einem großenhistorischen Ereignis anwesenden Skal-den sämtlich, wie dies bei Stiklastad derFall war, so mußte unser Mann sich nachandern Berichten umtun, in diesem Fallnach dem Nachrufslied des Skalden Sighvat, um die Vorgänge zu rekonstru-ieren; Sighvat war in der Tat zufällignicht dabeigewesen, aber als genauerKenner der Persönlichkeiten doch sogut wie Augenzeuge.Norwegen entwickelt sich zum Ein-heitsstaat seit Harald Schönhaar. Alteund neue Kräfte ringen miteinander bisin die einzelne Person hinein. Dasmußte also in Snorris Darstellung sicht-bar werden! Eben wegen dieses erstenGroßkönigtums hatte sich ja Islandeinst abgezweigt, Widerstand und Aus-wanderung „vieler vornehmer Männer“hatten ja die Kolonie gegründet. DieZeitlage wird also zur Vorbedingung fürdie Entfaltung des Königscharaktersund aus der Entfaltung der Persönlich-

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keit erklärt sich die Entwicklung ihresStaats. Auf Zeitlagen- und Charakter-bilder kommt also für Snorri alles an.Aus seinem Charakter schafft Haraldden festgefügten Lehnsstaat, und dasich seine Leidenschaft – ähnlich wie beiKarl – auch auf Frauen je aus allenGauen seines Reichs erstreckt, so zer-stören die Folgen seiner Leidenschaftden Einheitsstaat wieder mit der ganzarchaischen Teilung unter die zahlrei-chen Söhne aus allen Gauen. Schon un-ter den nächsten Nachfolgern, Hakondem Guten und Harald Grafeld, drohtdem glücklich wiederhergestellten Staatder zweite neue Schritt, die Kirche. Diezwanzigjährige Zwischenherrschaft deszielbewußten Hakon Jarl, eines germa-nischen Julian Apostata, sammelt nocheinmal alle Energien der alten Kräfte, –vergebens schließlich, es erscheint dererste Bekehrerkönig, Olaf Tryggvason.Bauern und Dichter leisten den Wider-stand im Glauben. Aber mit einer ganzunköniglichen, ja ungermanischenGrausamkeit, so zelotisch wie brutal, er-reicht der Bekehrerkönig sein Ziel;doch auch ihm wird grade diese Unbe-herrschtheit zur Ursache von Sturz undUntergang.

Dies kurz der Gang des ersten Teils.Norwegische Königsdramen in Prosa?Eines norwegischen Shakespeare?Aber dazu ist Snorri viel zu unpartei-isch, ganz ohne Schwarzweißmalerei,um hierin ein Dramatiker zu sein. Viel-mehr handelt es sich gattungsmäßig umeine Familiensaga im Großen, eines ho-hen Geschlechts, seiner Gaben, Ziele,Geschicke. Das Mutterland stellte dieKönige, das Tochterland deren Skal-den, und nun hatte es auch ihren Saga-mann großen Stiles gestellt, der jetztschrieb oder diktierte, und der so dieKrone der isländischen Geschicht-schreibung schuf.

Germanien, sich selbst überlassen, warganz allein zu den Wissenschaften ge-langt, in seiner Weise, besonders zurGeschichtswissenschaft. Es besaß dazuseine frödimenn, sein historisches Be-wußtsein in Merkversgruppen von Na-men und in Sippenberichten. Wir dür-fen zwischen Sippensaga und Königs-saga keinen grundsätzichen Unter-schied machen, er liegt nur im ge-schichtlichen Ausmaß. König Rotharibezeugt langobardische frödimenn,wenn er die Namen seiner Vorgängerverzeichnet, „soweit wir sie von altenMännern erfahren haben“. Eben daswar auch Aris Prinzip gewesen. Diesefrödimenn bildeten natürlich keinezünftige Druidenschaft, aber ihr Ge-dächtnis sammelte, sichtete kritisch undfügte zusammen.

Die alsdann im Römischen Reich latei-nischer oder deutscher Nation raschaufgeblühte eigengermanische Ge-

schichtswissenschaft der Jordanes, Pau-lus Diaconus, Widukind, Beda, ist nichtvom Himmel gefallen. Auch in der la-teinischen Umhüllung erweist sich dasmeiste auf den ersten Blick als heimi-sches, nicht antikes Quellgut: Herkunftund Wanderung der Stämme, Königs-kataloge, das ist allemal Weisheit ger-manischer frödimenn, die oft die Königeselber sind wie eben z. B. Rothari.Adam von Bremen beruft sich auf dendänischen König Svend Eskidsohn als-Quelle, – ,,der alle Taten der Barbarenim Gedächtnis habe, als ob sie geschrie-ben wären“. Besonders die großen Sip-pen haben ihre Sagas; Egilssaga undVatnsdoela sind richtige Sippenchroni-ken; Snorris eigenes Geschlecht verfügtüber die Sturlungensaga. Eben aus derFamiliengeschichte entspringt die klas-sisch-isländische Saga, mögen auch ein-zelne Sagas diesen Gesichtspunkt ver-leugnen. Gewiß nicht selten fanden sichin der Sippe selbst solche frödimennoder unter ihren familiares, die sich dieSaga einprägten und erzählten, sieformten. Wie unter der Hand könnensich dann große Einzelporträts ergeben,so bei Grettir, bei Gisli; Stammbäumestellen sie dennoch heraus, das Gerippekönnte jederzeit aufgefüllt werden. Nir-gendhin ist es dann weit, weder zurückzur Merkversgruppe noch vorwärts zumEinzelporträt nach der Art von Ein-hards Karl oder der Sverrissaga odervon Snorris Olaf Helgi als zweitem Teilseines Königsbuchs, zu dem wir uns so-gleich wenden. Möglicherweise rührt jadas Einzelporträt der Eigla von Snorriselber her, es war Felix Niedners Lieb-lingsidee, die freilich nicht unwider-sprochen blieb.Geriet die Saga in die Schrift, so war dieGeschichtsschreibung fertig. Im Römi-schen Reich geschah es auf lateinisch;auf Island, das nicht dazugehörte, in derVolkssprache. Dort nahm sie literari-schen Stil dabei an, hier behielt sie denklassisch-mündlichen Stil, in dem siebisher gelebt hatte. Nichts berechtigtuns, etwa anzunehmen, nur die isländi-schen principes hätten Sippensagas be-sessen, nicht auch die principes der übri-gen germanischen Welt. Sippensagagehört zu Adel, Herrschaft, Burg undKönigtum wie Reichtum, Vornehmheitoder Stolz. Aber auf dem bewegterenFestland locken ganz andere musischeErscheinungen viel eher die Aufzeich-nung an als auf der abgelegenen Insel.Nur Spuren könnten bei uns vorhandensein. Sind wir nicht längst bereit, denArmen Heinrich als ein Stück Sippen-saga der Freiherrn von Aue zu betrach-ten? An den Königen war das lateinischschreibende Reich interessiert, sokommt es, daß die Königsgeschichtendes Paulus Diaconus und des Widukindexistieren, aber unschwer mit SnorrisKönigsbuch auf einen Nenner zu brin-

gen sind. Königssagas sind sie alle drei,langobardische, sächsische, norwegi-sche; typische Einzelmotive und Perso-nen sind ihnen in Menge gemeinsam.Den Lebensbildern Plutarchs oder denKaiserbiographien Suetons sind alledrei nicht verpflichtet, noch weniger deralten Annalistik oder den Weltchroni-ken der Kirchenväter. In den Ruod -liebroman haben anscheinend Sippen-saga wie Königssaga germanischer Artgrade noch hineinmünden können underklären einen Teil seiner Einzigartig-keit.

Zuerst Seekönig ohne Land, zuletztchristlicher Heiliger, so erscheint dieHauptfigur des ganzen Werks, OlafHelgi, im 2. Teil, der ihm allein gilt. Wie-derherstellung der staatlichen Einheitund Vollendung der Bekehrung sindseine Ziele. Die Bekehrung, zunächstfür ihn nur ein Faktor politischer Macht:– aber zuletzt ist sie ihm tiefinnerlichsteAngelegenheit; Drontheim, Nidaros,zunächst der Mittelpunkt des Wider-stands gegen ihn: – aber zuletzt ist es dieHauptstadt seines Reichs und die Kult-stadt seiner Heiligkeit. Weltlicher undkirchlicher Olaf gleichen sich aus, erstmit der Verinnerlichung erblühen dieheiligen Zeichen, Wunder, Weissagun-gen, Träume; aber lediglich die durchdie Skalden Sighvat und Einar beglau-bigten dienen dem Snorri als Quelle.Olafs unbestechliche Gerechtigkeitwird die Ursache seines Sturzes und Un-tergangs. Mag der versonnene Heiligezuletzt schon wirken wie aus der ande-ren Welt: der Krieger- und Skaldenkö-nig in der von Kriegern und Skalden umihn gebildeten Schildburg bei Stiklastad(1030 n. übl. Ztr.) überdauert bildmäßigden Untergang in der Schlacht und eswird der heilige Gottesstreiter begreif-lich, der himmlische König in Ver-schmelzung von Petrus und Thor, alsder er in seinem Volke bis heute weiter-lebt, der Thor christianissimus, um imStile von Leibniz zu sprechen.

Des dritten Teils Hauptfigur unter denKönigen ist Harald Hardradi. Einheits-staat und Kirche bilden nun keinegrundsätzliche Frage mehr. Neue Zieletauchen auf, neue Aufgaben. Aber dieKönige dieses Geschlechts werden intragischer Weise schwächer und müder,besitzen nicht mehr so ganz den starkenPersönlichkeitswert. Wikingfahrt wirdKreuzzug; Mittelmeer, Byzanz undMorgenland tun sich auf für HaraldHardradi und Sigurd Jerusalemfahrer.Der eine organisiert die berühmteWarägergarde von Byzanz, der andrehilft auf dem ersten Kreuzzug Sidon er-obern. Zu erobern vor allen Dingenwäre doch der abendländische Nordwe-sten gewesen: aber Harald Hardradifällt 1066 n. übl. Ztr. in England auf derStamfordbridge, und kurz danach wird

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England von den Vettern aus der Nor-mandie erobert; auf Irland fällt KönigMagnus Barfuß, doch hinterließ er dasschöne Königswort: „Einen König hältman sich um des Ruhmes willen, nichtdazu, daß er lang lebe“. Unausgespro-chen erhebt sich hier also die dringlicheFrage, ob nicht vielleicht das neue Königs geschlecht wenigstens an denäußersten Nordwesten, an Island denkt.– Snorris Frage, die Frage von SnorrisZeit.

Da neben den Königen immer die Skal-den einhergehen, wird das Königsbuchzugleich zum Skaldenbuch. Wie gesagtsind ihre Verse kein bloßer Schmuck,sondern Belege, Urkunden von Quel-lenwert. Höhere Gesichtspunkte wer-den oft grade aus der Interpretation ih-rer Verse gewonnen. Ganze Dichter-kreise umgeben die Könige, die oft ge-nug selber dichten; man bezeichnetHarald Hardradi gern als Skalden aufdem Thron. Mehrfach spielen die Dich-ter Erzieherrollen beim Thronfolger, jabeim Herrscher selbst, den Vogelwei-der gradezu vorwegnehmend um 200Jahre; so Sighvat bei Magnus demGuten, dessen Versöhnung mit denfreien Bauern er durch seine hochpoliti-schen Freimutsstrophen bewirkt unddessen Sinnesänderung er herbeiführt,die dem König den Beinamen „derGute“ verschafft. Hatte dieser Skaldedoch einst dem Kinde in einer Nottaufeden Namen Magnus gegeben, ausdrück-lich nach Carolus Magnus, ohne Vor-wissen des zunächst darüber betroffe-nen königlichen Vaters, Olaf Helgi. DasHeidentum ihrer Dichter mußten dieOlafe erst streng unterbinden, mit derWahl des Namens Magnus war derDichter dem König um eine Nasenlängein der Gesamtintention voraus.

Die Verklammerung des Ganzen wirdnicht nur durch Stoff und Königs-stammbaum gewährleistet. Immer inder Geschichte des einen Herrscherswird schon die Persönlichkeit des näch-sten vorbereitet, in verschiedenartigsterWeise, sodaß das Ganze einem lebendi-gen Organismus gleicht. Auf HaraldSchönhaar wies schon der Traum seinerMutter Ragnhild voraus, auf Olaf Helgibereits der Traum ihres Gatten Halfdan, Olaf Helgi wird in zwei Träu-men von Olaf Tryggvason berufen, Sigurd Jerusalemfahrers Traum wirdam Ende noch auf die neue Königssippehinweisen. Olaf Helgis Tod und seineWundertaten wirken aus dem zweitenin den dritten Teil fort. Der zehnjährige Harald Schönhaar erweist sich bereitsbei Halfdan als der, der er sein wird;Harald Hardradi wird schon unter OlafHelgi durch eine reizende Kinder -szene und durch seine Teilnahme bei Stiklastad vorbereitet.

Solches Verfahren mit solchen Mittelnmöchte uns als herodoteisch erschei-nen, und doch wurde unser Snorri weitöfter mit Thukydides verglichen. Diedazu nötige große pragmatische Per-spektive wird nirgends ausdrücklichverkündet, aber sie ergibt sich unge-sucht, weil Snorri den geschichtlichenAblauf klar begriff: unter dem Wider-stand des breiten Volkes, abgelehnt vonAdel, Dichtern und Bauern, aber ge-führt von den Königen erfolgt der Über-gang vom Altertum in die Daseinsfor-men des Mittelalters mit Staat und Kir-che, geregelter Thronfolge, neuem Hof-zeremoniell, Städtegründung, Bürger-tum, Dombauten und Gildehäusern.Solch Gesichtspunkt an sich mag thuky-dideisch sein, Kausalkette des Zusam-menhangs mit geordneter Zeitrech-nung, genauer Genealogie, wissen-schaftlichem Sammeln und Sichten, kri-tisch nüchterner Enthüllung der Bestre-bungen, unbildlich und unsymbolisch.Snorri hat das nicht von Thukydides,den er auch mittelbar nicht kannte; es istvielmehr der gleiche echt geschichtlicheSinn eigentümlich nordischen Geistesbei beiden am Werke. Daß Thukydideseinerseits aus attischem Adel, ander-seits aus viel nördlicherem barbarischenBlute stammte, ist ja bekannt. Mit Hero-dot teilt Snorri die merkwürdige Stel-lung zwischen zwei Welten: so standHerodot im Übergang der geistigenVorherrschaft von Jonien ans Mutter-land Athen, wie unser Snorri zwischender isländischen Kolonie, deren Glanzmit ihm selber erlosch, und dem norwe-gischen Mutterland stand. Mit Thukydi-des teilt unser Mann die äußere Diessei-tigkeit des Erzählstils, so fromm vomsichtbarlichen Walten der Götter

durch zogen wie die „Neun Bücher Ge-schichte“ des Halikarnassers ist dieHeimskringla nicht. Snorri ist nicht dernordische Herodot, auch nicht der nor-dische Thukydides. Viel eher vereinigter beide in sich zugleich. So ist er erzäh-lerisch, kindlich-mythisch, vorwissen-schaftlich wie der eine, pragmatisch,wissenschaftlich, gedanklich wie der an-dere. Bekanntlich ist sich Thukydidessehr bewußt seines Mangels an erzähle-rischem Gut und also des geringerenReizes im Vergleich mit Herodot, dasVerständnis der genauen Verlaufsartschien ihm wichtiger. Die genaueVer-laufsart gestaltet Snorri auch, aber jenesMangels an erzählerischen Reizenbrauchte er sich nicht anzuklagen. Erverknüpft das Ahnungsvolle mit demObjektiven, das Innerliche mit demWirklichen ruhig, kühl und abgeklärt.Den bunten Reichtum zahlloser, abervöllig beherrschter Gestalten, bezeich-nender Begebenheiten, Episoden undErscheinungen, vieler Träume, Zei-chen, Warnungen, Gespräche und Ge-bärden, kurz einer ganzen Welt, die räum lich und zeitlich unendlich weitüber das eigene Land und Leben hin-ausreicht, die wahrhafte Fülle des Le-bens, den kulturgeschichtlichen Wert:das teilt er mit Herodot. Aber die den-noch erreichte künstlerische Durch-komponiertheit, die Nichtschwarzweiß-malerei in recht eigentlich heidnischerGerechtigkeit, die Einheitlichkeit,Übersichtlichkeit, psychologische Be-gründung auch in den Reden der Perso-nen, die gut überliefert, nicht immer fin-giert zu sein brauchen: das sind Dinge,die Snorri mit Thukydides teilt.Über die eigne Darstellungskraft hatteSnorri in jenem Vorwort zurückhaltendgeschwiegen, aber wir erkennen leichtden Glanz einer bedeutenden, fesseln-den, geistvollen, wissens- und ideenrei-chen Persönlichkeit über seinem Werk.Die aufgeschlossene vorkirchlich-an-tike Weite des Blicks und das Verständ-nis eines nicht nur geographisch Weit-gereisten begleiten es treu. DieserMann verstand das Königtum in all sei-nen Formen, Heer-, See-, Volks- undStaatskönigtum, verstand das Skalden-tum auch, wo es getauft war, das Bau-erntum wie das Kriegertum, verstand soHeroismus wie List, Ehrgeiz wie See-lengröße, weil er all dies in sich selbertrug. Er kannte ja genau so Königshofwie Bauernhof, das häusliche Leben inbeiden, das alte Heidentum, die skaldi-sche Freiheitsliebe, die kulturellen undpolitischen Verhältnisse. Das kam sei-nem Werk zugute. Sein christallklarer,knapp zugespitzter, schmucklos keu-scher klassischer Sagastil ist Erbe dermündlichen schriftlosen Zeit. Eben mitdiesem Formgefühl der Saga hat er dasstrenge geschichtliche Urteil verbun-den. Er hat den geschichtlichen Sinn der

Statue von Snorri Sturluson in Reykjaholt – heute Reykholt/Island.

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großen Geschlechter ins Große gestei-gert und in die naturgemäße ererbteForm gegossen. Bodenständiger kannniemand sein.

Stellen wir rasch noch die Gretchen-frage nach Snorris persönlicher Reli-gion; beantworten läßt sie sich gut.Auch hier ergibt sich eine Parallele zuden großen Denkern der heidnischenAntike, obwohl Snorri doch schon ge-tauft war. Auch seine innerste Überzeu-gung wird jener höchste Eingottglaubegewesen sein, der die großen antikenDenker im Stillen kennzeichnet undden für Germanien so Tacitus wie dieVöluspa bezeugen. Dieser Gott, denSnorri Allvater nennt und der weder derchristliche Gottvater noch unmittelbarder alte Odin selbst ist, ist gewiß der un-ter den frödimenn fortgeerbte regnatoromnium deus des Semnonenhains und„der Starke von oben“ aus der Hauks-bokfassung der Völuspa, sa er öllo raedr, der über alles regiert, der all-mächtige Ase oder der, der die Sonnegeschaffen hat, nach andren Quellen.Allvater nennt Snorri ihn, der über alleZeitalter hinlebt, alle seine Reiche lenktund über alles waltet, Großes und Klei-nes, der Himmel und Erde zimmerteund die Luft und all ihr Zubehör, dessengrößtes Werk die Schaffung des Men-schen ist und der vor der Erschaffungvon Himmel und Erde bei den Reif -riesen war, womit er sich als nichtchrist-lich erweist. Es gibt manche Stelle in derAntike, die auch Zeus in diese großeEingottrolle rückt.

Aber es ist ebenso bester abendländi-scher, germanischer, isländischer Geistin Snorri, wenn er die alten Götter ins-gemein nicht etwa mit der Kirche, mitder er doch den Glauben an ihre Exi-stenz, wie alle Welt, teilt, als Unholdeund dämonische Teufel betrachtet, son-dern wenn er sie aus innerster Seele ver-ehrt und liebt, sie freundlich behandelt,man lese nur das reizvolle Stück überden Besuch Odins bei Olaf Tryggvason,wo das Wort Teufel geflissentlich un-terblieb. Mag auch er stellenweise – wie-derum in Übereinstimmung, wurzelhaftund parallel mit der Antike, mit demEuhemerismus – diese Götter fürfrühere Menschen halten, sie sind ihmdennoch weit mehr als nur dichterischesRequisit, mehr als für Schiller und Höl-derlin die antiken, für Klopstock diegermanischen Götter waren, sie sindihm die geheim fortlebenden tiefstenBrunnquellmächte seines Volkstums,denn auch sein Sturlungenstammbaumführt bis zu Odin hinauf nach der älte-sten Handschrift der Snorraedda (Dipl.Isl. I, 501). Ja Snorri ist sogar bereit, je-ner höchsten Gottheit trotz allem dengeliebten Namen Odins beizulegen,wenn er in seiner Prosaedda gleichsamglaubensbekenntnishaft sagt (Gylfagin-

ning c. 6): „Und darauf vertrau ich, daßdieser Odin und seine Brüder die Len-ker von Himmel und Erde sein werden.So, denken wir, daß er heißen wird.Denn so heißt ja der Mann, den wir alsGrößten und Herrlichsten kennen, undwohl mögt auch ihr ihn so heißen las-sen.“ Schillers Gedicht. „Die GötterGriechenlands“ war vielleicht nur

ästhetisch begründet; Snorris Odin je-denfalls tiefer. Gibt aber Schillers Ge-dicht doch vielleicht das Bekenntnis je-des guten Graecisten wieder, dann dür-fen wir mindestens sagen, Snorri prägtemit seinen Worten so etwas wie die guteGermanistenreligion.

Prof. Dr. Hans Naumann

Die germaniscen Waffen

Tacitus und Caesar weisen auf dieSeltenheit und schlechte Qualitätgermanischer und gallischer

Schwerter hin. Das Eisen sei weich undhabe sich bei jedem Hieb so verbogen,daß der Krieger die Waffe in den Bodenstecken mußte, um sie gerade zu biegen(und das mitten in der Schlacht!) DieseAngabe ist schon daher unrichtig, da diegallische Verhüttungstechnik das Vor-bild für die römische lieferte.Auch die Funde sprechen eine andereSprache: Kossinna beschreibt die Ent-deckung einer germanischen Eisen-hütte aus dem ersten Jahrhundert beiPotsdam. Hier waren Schmelzherd undFeuerung voneinander getrennt. Vonder Feuerkammer führte ein Kanal indie Schmelzkammer, der mit einem Ge-bläse versehen war, welches die Heiz-gase in den eigentlichen Schmelzofenleitete. Derartige „Flammöfen“ kamenerst wieder im 18. Jh. n. übl. Ztr. auf.

Die germanischen Schwertfunde sindreichlich, hinzu kommt, daß nicht alleStämme ihre Toten mit allen Waffen be-statteten. Insbesondere die Ostgerma-nen taten dies nur selten. Im erstenJahrhundert n. übl. Ztr. findet man be-reits reichlich damaszenierte Schwerter.Der Stahl war besser als der keltischeund auch als der römische.

Das Fundverhältnis ist örtlich starkschwankend und weist ein Verhältnisvon Speerspitzen zu Schwertern zwi-schen 2:1 und 8:1 auf. Die statistischeMitte dieser Zufallsfunde liegt bei 3:1,ähnlich wie auch in einem Gefolg-schaftsgrab in Nordthüringen aus dem5. Jahrhundertn. übl. Ztr..

Die Qualität der Schwerter wird in ei-nem Brief König Theoderichs aus Ra-venna an den König der Wariner (War-nen) in Mecklenburg beschrieben:„…als auch die Spathen (zweischnei-dige Schwerter), die sogar Rüstungendurchhauen, übersandt. Schwerter diean Wert durch ihr Eisen reicher sind alsdas Gold. Ein heller Schliff erstrahlt da-her aus ihnen, so daß er das Antlitz desdarauf Schauenden treu wiederspiegelt.Ihre Schneiden gehen so gleichmäßig indie Spitze (das Ort) über, daß sie augen-scheinlich nicht aus Streifen (Damasze-ner) zusammengeschweißt, sondern ausFeuerofen erflossen sein könnten. Ihreschöngebauschte mittlere Aushöhlung(Hohlkehle) kann mit einem Gekräuselvon Würmlein verglichen werden, wo-bei ein so farbiges Schattenspiel ent-steht, daß das ineinanderverwobeneMetall noch in abgestuften Farben er-scheint. Diese Reinheit schafft in Fleißeuer Schleifstein, das bringt euer Glanz-

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Schwert mit halbrunder Klinge ausdem 10. Jahrundert n. übl. Ztr.

(auch im Querschnitt, vergrößert).Das stumpfe Ende zeigt, daß das

Schwert eine Hiebwaffe war.

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pulver in so fachmännischerWeise zum Ausdruck, daß eseinen für Männer würdigenSpiegel aus Eisenglanzschafft; dieses Pulver ist ineurem Heimatlande von derfreigiebigen Natur in solchervortrefflichen Beschaffen-heit geschenkt, daß ihr in die-ser Hinsicht einen einzig da-stehenden Ruf gewinnt:Schwerter, die ihrer Schön-heit wegen für ErzeugnisseVulkans (römischer Gott derSchmiedekunst) mögen ge-halten werden, der ja wieman früher einmal sah, dieFeinheit der Schmiedearbeitso hoch ausgebildet hatte,daß man des Glaubens war,das Gebilde seiner Händenicht als der SterblichenWerk, sondern als ein solchesder Götter betrachten zumüssen.Und daher um seinetwillenund jenen uns so wohl anmu-tenden Eindruck pflicht-schuldiger Begrüßung, dereneure Gesandten wir hiermitals erledigt erklären, bestäti-gen wir gerne die Empfeh-lung eurer Waffen, die deneifrigen Wunsch für einenguten Frieden übermittelthaben, da wir auch in Anbe-tracht eurer Auslagen euchein Gegengeschenk übereig-nen, das an euch als ebensowillkommene Gabe gelangenmöge, wie uns eure so über-aus angenehm gewesen ist.Möge der Himmel Eintrachtverleihen, damit wir dankba-ren Sinnes unsere Völkerverbünden und beiderseitsSorge tragen können, unsdurch gegenseitigen Nutzenzu verpflichten.“Hier wird neben der Würdigung der handwerklich-künstlerisch-ästheti-schen Arbeit der hohe Repräsentations-wert guter Schwerter bezeugt. Ein„wurmbuntes Schwert“ hatte damalsden Preis und Schaueffekt eines heuti-gen Spitzensportwagens. In diesem Fallbesiegelten sie das Bündnis zweierStämme als Geschenk und Anerken-nung des Hochschätzung für den Frie-den, der über allem stand. Deutlich wirdhier der hohe Stand des Damaszenie-rens bereits im 5. Jahrhundert, dessenName aus Damaskus herrührt infolgedes Mißverständnisses der Kreuzritter,

diese Kunst sei dort ent-standen. Vielmehr wurdedas Wissen zur Norman-nenzeit „exportiert“, da in-zwischen verbesserteSchmelzverfahren höhereErträge härtbaren Eisenslieferten und damit dieseaufwendige Technik un-rentabel machten. Hierauswird ersichtlich, warum infrüher Zeit Eisen hochge-schätzter war als Gold. Ne-benher wird deutlich, daßsolche Briefe kaum von„wilden, blutrünstigen Bar-baren“ herrühren können.Zudem bekamen etlicheSchwerter auch Namenund damit Persönlichkeitwie die Sagenschwerter Mi-mung oder Balmung oderNothung.

Die besten Krieger, Ausbil-der und Veteranen fochtenin der ersten Reihe, ge-deckt von den Framenträ-gern und unterstützt vonden hinteren Reihen derGerschleuderer, die ihremit doppeltem Widerha-ken versehenen Gere sehrweit und zielsicher werfenkonnten.

Die Frame war die Haupt-waffe und war bedeutendgefährlicher als dasSchwert. „Von seinen Waf-fen weiche niemand imFeld; Du weißt nicht, wannDu des Speeres im Feldebedarfst“ mahnt die Edda.(Havamal, Sittengedicht).

Die einzige Schutzwaffewar der Schild. Einer derseltenen Grabfunde, einRundschild von einemDurchmesser von 56 cmund einer Stärke von 1,6cm im Zentrum bis 0,4 cman den Rändern, die mit Ei-sen, Bronze oder Silberoder auch gehärtetem Le-der beschlagen waren, be-

zeugt dies. Der geschmiedete Schild-buckel war oft zu einer dolchartigenSpitze ausgeschmiedet. Das Holz warVerbrauchsgut, Beschläge und Schild-fessel wurden wiederverwendet. Taci-tus’ Ansicht ist also irrig, „die Speerspit-zen hätten aus im Feuer gehärtetenHolz und die Schilde lediglich aus Korb-geflecht oder leichten Planken bestan-den“. Letztere mag es für Sonder-zwecke gegeben haben, da sie Hiebesehr gut abfederten, aber gegen Spitzenkeinerlei Schutz boten. Wir kennenganze Hortfunde von germanischenSpeerspitzen, sehr sorgfältig flach oder

mit Mittelgrat ausgeführt, der oft zudemdamaszeniert ist.

Die gallischen Langschilde waren 120cm hoch und etwa 60 cm breit, ähnlichdem zusätzlich gewölbten Scutum derrömischen Triarier. Die leichtenSchilde, das halbnackte Auftreten unddie fehlende Panzerung waren nicht nurZeichen eines weniger ausgeprägtenSchutzbedürfnisses, sondern dientenvor allem der Schnelligkeit und der Be-weglichkeit. Der Schildarm ermüdetenicht unter dem geringen Gewicht undso konnte man schnell reagieren, Hiebemit dem Buckel abfangen und blitz-schnell mit der Spitze zustoßen.

Ergänzend trugen viele für den Nah-kampf ein Dolchmesser, einem Vorläu-fer des Sax, der mitunter zwei Drittel ei-ner Schwertlänge erreichte. Für spätereEpochen ist der Schwertsax bezeugt, einzweihändiger Reitersax, der jede Rü-stung spaltete. Ein Beispiel dafür findetman in der Majakowski-Bibel.

Nach den Fundbereichten von Wege-witz waren einschneidige und zwei-schneidige Schwerter in den Grabfun-den relativ gleichmäßig verteilt.

In fränkischer Zeit – und es hatte sich ander Wirtschaft ja wenig geändert – kostete die Ausrüstung eines Kriegerszwei Solidi, entsprechend dem Wert vonzwei Kühen. Ein Schwert hingegen ko-stete fünf Solidi, also fünf Kühe. Daskonnte sich beileibe nicht jeder leisten.Heute kostet eine Milchkuh etwa 1.400Euro, ein Schwert also etwa 7.000 Eurooder mehr. Nahm man fein gemahleneHolzkohle von Hartholz, so wurde fürein Schwert ein Baum gebraucht, beiNadelhölzern deutlich mehr. Man mußallein für die Verhüttung und den Ab-brand des Stahls einige Zentner Holz-kohle für eine Klinge rechnen. Ein tra-ditionell geschmiedetes Schwert ohneHilfe moderner Werkzeuge kostetheute eher mehr. Dazu muß man wis-sen, daß bis ins Hochmittelalter in Mit-teleuropa jährlich nur wenige Tonnenhärtbaren Stahls hergestellt werdenkonnten. Und das ist der Grund für diefeuerverschweißten Schneidleisten unddie Damszenierungstechnik, die bereitsim 2. Jahrhundert in Germanien einehohe Blüte erreicht hatte. Legt man zwi-schen die gehärteten Lagen des Stahlsungehärtete Lagen, so spart man nichtnur wertvolles Material, sondern be-kommt eine besonders zähe und schnitt-haltige Qualität, die sich zudem nochbesser nachschleifen lässt. Man verglei-che damit heutigen Dreilagenstahl.

Da nach den ersten Kriegen genügendrömische Waffen, Panzer, Helme,Schilde usw. zur Verfügung standen,sollte man meinen, daß eine allgemeineUmbewaffnung erfolgte. Dies ist jedochnicht geschehnen, also hielt man die tra-

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Schwedischer Wikingerspeer aus Bronze mit Silbergriff.

Eisenaxt mit Silberdrahtverzierungaus Mammen, Jütland. Das 16,5cm lange, schmale Beil weist eineleicht verlängerte Klinge auf,was vermuten läßt, daß sie imNahkampf gegen Ketten -hemden eingesetzt wurde.Größere Äxte waren fürden Nahkampfungeeignet, da dieKrieger viel Platz zumSchwingen der Axtbenötigten.

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dierte Bewaffnung offensichtlich fürzweckmäßiger. Einzig die Einführungdes Kurzschwertes als Massenwaffe istdurch Bodenfunde bezeugt, da nachdem Jahre 9 fast nur noch römischeWaffen gefunden wurden. Bereits zurZeit des Drusus wurden fast alle germa-nischen Langschwerter zu Kurzschwer-tern umgeschmiedet, selbst für Born-holm ist dies bezeugt, wohin nie ein Rö-mer kam. (vergl. Pastanaci, Sprockhoff,Helbok). Dies brauchte kein Wider-spruch zur bereits festgestellten Zweck-mäßigkeit der germanischen Waffensein; man kann den Gladius genau wiedas einheimische Schwert zum Hiebund zum Stoß verwenden, die germani-sche Mentalität gab dem Hieb den Vor-zug. Auch ein Speer ist eben ein Speerund wird gleich verwendet. Nur das ge-wiß praktische Pilum wurde von denGermanen wohl nicht verwendet. Wennwir den Brief Theoderichs bezüglichder einheimischen Schwerter lesen, hatman den Eindruck, daß das römischeSchwert als Massenbewaffnung geführtwurde und das individuellere germani-sche einen hohen Kunst- und Repräsen-tationswert besaß. Die es sich leistenkonnten, trugen es sicher auch aus pa-triotischen Gründen und als Vorbild-funktion; auch heute geben Managereinheimischen Luxusautos unabhängigvom Gebrauchswert den Vorzug. AuchMäzenatentum für die Schmiede undsonstigen Künstler dürfte dabei eineRolle gespielt haben. Nach der Erobe-rung fester Orte wurden bis ins Spätmit-telalter niemals die Schmiede und ihreGesellen getötet, sondern entführt. Inder Wielandsage nahm man gar zweiSchmiede als Geiseln für den rugischenPrinzen Friedrich.Außerdem war die Ober-schicht beritten und benötigtewegen der Reichweite einLangschwert. Die römischeReiterei kämpfte ebensomit der langen Spatha.Hier muß auch nochmalsdarauf hingewiesen werden,daß der heldenhafte Zwei-kampf, wie ihn die Gallier undspäter die Wikinger liebten oderwie in der spätgotischenSchwertkunst, in einer antikenMassenschlacht nichts zu su-

chen hatte. Im Gedränge kann mankeine Hiebe führen, weil man in zu na-her Mensur steht. Dolch, Gladius undSax und Knüffe mit dem Gehilz warenhier gefragt.Die Römer beherrschten hingegen dieKunst, notfalls alle paar Kampfminutenihre vordere Linie gegen die zweiteReihe auszutauschen. Das ist aller-dings nur in einer Kampfpause mög-lich, denn im Zusammenprall hat je-der genug mit sich selbst zu tun. DieseTaktik ist von den Germanen nichtbekannt.Das in der Bronzezeit sehr populäreBeil tauchte jetzt kaum noch auf.Die Gründe hierfür sind nicht be-kannt. Da in fränkischer und derWikingerzeit Streit- und Wurfäxtesowie Langäxte sehr häufig waren,muß dies mit der inzwischen stär-ker gewordenen Körper pan -zerung zusammenhängen. Zu derZeit wurden die Heere wiederdeutlich kleiner und daher tratder Einzelkämpfer stärker her-vor.Die Franken entwickelten abdem 5. Jahrhundert die Fran-ziska, eine geschwungeneWurfaxt mit gekrümmtemSchaft. Die Kunst war, die rich-tige Wurf entfernung zu schätzen,da die Axt sich in der Luft über-schlug und unbedingt mit derSchneide auftreffen mußte.Die Zweihand- oder Dänenaxt isterst in spätsächsischer Zeit bezeugt.Sie war zum Sprengen des Schild-walls durch hünenhafte Krieger ge-dacht. Diese mußten dabei von ande-

ren Waffenträgern gedecktwerden, da die Hiebfolgelangsamer ausfiel als bei

leichten Waffen. Eine ver-wandte Taktik wurde vonden Landsknechten aus-geübt, wo der Rottenfüh-rer mit dem Bidenhän-der (Zweihandschwert)

von zwei Rottenknechtenmit Katzbalgern (Kurz-schwerter mit einer Scheide ausKatzenfell) gedeckt wurden.Für die Reiterei wurde ausder Frame der Ango geschaf-fen, ein Stoßspeer mit lan-gem Schaft mit Gegenbe-schlag und langer Spitzemit weit ausgezogenerTülle. Als Weiterent-wicklung tauchte dieFlügellanze ab dem 5.Jahrhundert n. übl.Ztr. auf, die zwischenOrt (Spitze) undTülle einen mitun-ter geschärften

Querriegel aufweist.

Dieser wird oft als Parierstangebezeichnet, konnte im schnellenAnritt aufgrund seiner Kürze undder ungünstigen Hebelwirkungdiese Funktion nicht erfüllen. Erwar als Sperre gegen ein zu tiefesEindringen in den Körper desGegners gedacht, damit man dieLanze schnell zurückziehenkonnte, bevor sie unter demGewicht des Feindes abbrachoder einem entrissen wurde.Zur Sicherung diente eineHandschlaufe. Äußerst wich-tig ist beim Einsatz jederSchneidwaffe der Stich mitwaagerecht gehaltenemBlatt. Ein senkrecht gehalte-nes verklemmt sich zwischenden Rippen des Gegnersund kann zum Verlust derWaffe führen. Und dannhaben sie ein Problem.Ein prominentes Beispielfür eine Flügellanze ist diesogenannte Heilige Lanzedes Deutschen Reiches,

mit welcher der LegionärLonginus dem gekreuzigten

Jesus die Seite aufgestochenhaben soll. Sie stammt aus dem

5. Jahrhundert n. übl. Ztr. undist vermutlich eine langobardi-sche Arbeit.Der Spezialist für germanischeKultur, Otto Höfler, bezeichneteauf dem Historikertag 1937 n.übl. Ztr. in Erfurt die Lanze als„heiligen Speer Wotans“.Die Brünne, also der Ketten-schutz am Helm oder als Haubefür den Schutz des Halses kamerst im 3. – 4. Jahrhundert auf.Die Römer verwendeten zumSchutz gegen Halsstiche einenverknoteten Schal.In nur wenigen Gräbern wur-den Pfeilspitzen aus einheimi-scher Herstellung gefunden.

Man war also sehr wohl in der Lage, Bö-gen herzustellen, verzichtete aber be-wußt darauf. Einerseits waren Ger-würfe weit wirksamer auf Ein bruchs -entfernung, zum anderen war die ger-manische Spezialität der schnelle An-griff. Wir haben Berichte, daß sie die rö-mischen Pfeil- und Pilensalven regel-recht unterliefen. Zur langen Entwick-lungszeit von Speeren soll hier nur aufdie berühmten Jagdspeere von Helm-stedt hingewiesen werden, die vor zehnJahren dort im Tagebau geborgen wur-den. Sie können selbst von heutigenolympischen Speeren nicht übertroffenwerden und sind 400.000 (!) Jahre alt da-tiert.

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Man denke hier auch an spätere Jahr-hunderte, wenn die Artillerie Reiter -attacken bekämpfte oder später dieFlak Flugzeuge mit Sperrfeuer belegte.Daher auch der Durchbruch der germa-nischen Reiterei bei Idistaviso durch dierömischen Bogner. Auf Einbruchsent-fernung waren Bogner nahezu wehrlos.Interessanterweise erweist sich bei kriti-scher Quellenbetrachtung, daß die Rö-mer Schlachten gegen die Germanenmeistens nur gewannen, wenn sie zah-lenmäßig deutlich überlegen waren.Infolge des Ausbildungssystems durchdie Veteranen, der Gefolgschaftsoffi-ziere und der nachbarschaftlichen Auf-sicht durch die Kameraden herrschteeine hohe Disziplin. Niemand wolltesich schließlich vor den Verwandtenblamieren. Die Edelinge dürften dieFunktion heutiger Stabsoffiziere gehabthaben. Hier herrschte anstelle von Drilldie Ausbildung. Die römische Disziplinhingegen konnte nur durch Zwang auf-recht erhalten werden.Heerschauen sind zu Frühjahrsbeginnüberliefert. Wir dürfen vermuten, daß

daher auch Manöver durchgeführt wur-den. Jungmannschaften wurden oft beilängeren Kriegen für eine Saison zu be-freundeten Stämmen zu Ausbildungs-zwecken geschickt. Damit dürfte es re-gelrechte „Schlachtenbummler“ gege-ben haben. Dieses Prinzip wurde übri-gens in ähnlicher Form im 100.000-Mann-Heer der Reichswehr übernom-men. Nach dem Beförderungsstau beiden „Zwölfendern“ stand bei Bedarfgenügend Offiziersnachwuchs zur Ver-fügung.

Für den Feldzug weniger Tage führte je-der Krieger in einem Beutel einen Vor-rat an Leinölbrot mit sich, das mehrereWochen frisch schmeckte, sowie Speckoder Pökelfleisch. Dazu kommen, wiedurch Grabfunde bezeugt, mehrereHörner für Getränke oder Fett, ein klei-ner Kochkessel, Feuerzeug und späterauch Spaten und Schanzzeug, welcheswohl den Römern abgeguckt wurde understmals in den Chattenkriegen erwähntwird.

Harry Radegeis

Vier Schwerter aus der Wikingerzeit, die alle einen großen Knauf als Gegengewicht beimermüdenden Hauen (statt stechen) haben.

Nordixe Weihnact

Weihnachten ist ein Fest der nor-dischen Völker. Weil nur sie inder Kälte und im Nebel ihrer

Heimat ein Gefühl für die Abhängigkeitihres Lebens vom Lichte der Sonne ha-ben. Weil nur aus der Angst und demGrausen heraus, mit dem unsere Vor-fahren die Sonne schwinden sahen, sichdie ursprüngliche Freude erklären läßt,

mit der sie den Wiederaufstieg am Fir-mament begrüßten.Den Völkern des Südens, denen schlu-gen wohl einmal Hagel und Schnee,Wind und Regen ins Gesicht, aber fürsie stand die Sonne immer so hoch, daßdie Angst, sie möchte versinken, nie denMenschen bedrängen konnte. Des Süd-länders Naturerlebnis ist der Pan, der im

Glast der Mittagssonne auf blumigemHügel sitzt und im ruhevollen Friedender Landschaft seine Flöte bläst. UnserNaturerlebnis ist Wodan, der in der Fin-sternis der Rauhnacht mit den wildenReitern stampfend und lärmend überdie erstarrte Erde braust.Sollen wir die anderen Völkern benei-den um den heiteren Frieden ihrerLandschaft? Gewiß: es lebt sich leichterin der Lust des Südens, und tief im In-nern des nordischen Menschen wirkteine Sehnsucht nach dieser südlichenBläue, die auch dem unerbittlichstenGesetze der Natur, dem Wechsel derJahreszeiten, Schärfe und Härte nimmt.Und immer wieder hat der nordischeMensch versucht, aus dem Kreis diesesseines Gesetzes auszubrechen, um sichden Süden zu erobern.Aber so oft er es versucht hat, ist erdaran gescheitert: nicht weil die Kräftedes Südens stärker gewesen wären alsdie seinen, sondern weil die Weichheitdes Südens seine eigenen Kräfte zer-störte, weil er im Süden die Verbindungverlor mit den natürlichen Grundlagenseines Lebens und mit der natürlichenBestimmung seines Wirkens, weil – mitanderen Worten – die Natur es niemanderlaubt, sich außerhalb des Kreises, inden sie selbst einen gesetzt hat, sein Le-ben und seine Zukunft zu suchen.Man feiert Weihnachten unter so vielenZeichen: Es scheint uns gut, es auch ein-mal unter dieses Zeichen zu stellen. Dernordische Mensch braucht, wenn er sichbehaupten und sein Leben mit natürli-chem Sinn ausfüllen will, die Härte nichtnur der Landschaft, sondern des Schick-sals, die Kälte nicht nur des Winters,sondern der Not, die Sehnsucht nichtnur nach dem Lichte der Sonne, son-dern das ewige Bangen um den Sinn undZweck seiner Bestimmung. Soll der nor-dische Mensch sich im Leben bewähren,so darf dieses Leben sich nicht leicht er-schließen. Soll er nicht seine Kräfte ver-lieren, so muß er gezwungen sein, sie im-mer einzusetzen: gegen die Natur, ge-gen das Schicksal, gegen seine Umwelt.Der nordische Mensch ist der Menschdes Kampfes. Immer wach, immer be-reit, sich zu wehren, darf er die lässigeWeichheit des Südens nur in seinenTräumen kennen. Er muß in Wahrheitimmer kämpfen um seine Sonne, sich ihrer freuen darf er sich nur in seinerSehnsucht.Das ist der tiefe, tragische, aber zugleichbelebende Zwiespalt im Wesen des nor-dischen Menschen, in den die Natur ihnselbst gestellt, damit er in seiner Lösungsich immer von neuem bewähre: zu-gleich dem Norden verhaftet sein zumüssen, wenn er leben bleiben will, undseine Sehnsucht nach dem Süden tragenzu müssen, wenn er will, daß dieser Nor-den hell und licht und wohnlich scheine.

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Diesem Zwiespalt kann der nordischeMensch, die eine Hälfte des Jahres un-ter die Kraft südlicher Sonne gestellt,die andere Hälfte der Unerbittlichkeitdes Winters ausgeliefert, sich nicht ent-ziehen. Er muß sich zu ihm bekennen.Zwischen Wirklichkeit und Sehnsuchtwölbt sich so der Dom der Aufgabe fürVolk und Mensch.Wirklichkeit: das heißt, das Leben neh-men, wie es ist, nicht weich werden,kämpferisch bleiben und in den Kampfgegen Schwierigkeiten und Schicksals-schläge nicht nur den Zwang, sondernauch die Lust des Kampfes tragen.Sehnsucht: das heißt, heiße Liebe zuden großen und schönen Dingen undWahrheiten des Lebens sich bewahren,– den Blick sich rein erhalten für dieWeite und Schönheit der Welt, – dasWollen nicht verlieren, hinauszudrin-gen über die Ordnung der eigenen Gemeinschaft zur Harmonie des Uni-versums …Alles das ist dem nordischen Menschenzu leisten bestimmt. Und in dem ge-heimnisvollen Wissen um diese Bestim-mung trägt er in die dunkle Kälte desWinters den Wunderbaum des wärmen-den Lichts, bricht in der Zeit, in der ihndie Wirklichkeit am stärksten zu sichzwingt, auch die Sehnsucht am groß -artigsten und wundervollsten in ihm auf,dringt in den Norden, wann er am

schwersten und düstersten lastet, diegläubige und sichere Fröhlichkeit desSüdens.

Wir neiden es dem Süden nicht, daßdiese Heiterkeit ihn das ganze Jahr be-gleitet. Sie hat ihm damit eines ver-wehrt, was sie uns gegeben hat: dieSehnsucht. Der südliche Mensch kenntkeine Sehnsucht. Er will nicht hinausaus den Breiten und aus den Räumenseiner Landschaft. Wenn er sie verläßt,dann hat das mit dem nordischen Drangzur Weite nichts – aber mit dem Drang,sich in der Fremde die Mittel zu erwer-ben, um die ruhige Schönheit seinesLandes in Sicherheit zu genießen, alleszu tun.

Uns nordische Menschen hält das Le-ben immer ein Stück von der Erfüllungentfernt. Und das ist gut so. Denn dieseErfüllung würde den Sinn unseres Le-bens und die Kraft unseres Wesens aus-löschen. So aber stellen wir in unser Le-ben, das hart ist wie der Winter derWeihnachtszeit, die Sehnsucht nach Er-füllung als lichterschimmernden Baum.Und wärmen uns an ihm. Und träumenvon ihm und werden vor ihm stark, dasLeben, das uns gestellt ist, zu meistern,und gläubig, es zu lieben. Wissend, daßauf jedes Dunkel einmal das Licht derSonne folgen wird.

Alwin Bauer

Sie geht zum runden Tisch, bleibt un-schlüssig stehen, und ihre Augen wan-dern prüfend im Zimmer umher. Ist al-les auch, wie es sein soll, wie es damalswar?

Ihre Finger ziehen in Gedanken diegehäkelte Decke gerade, rücken an deralten Kristallschale, auf der Äpfel undLebkuchen liegen.

„So ist es recht!“ spricht sie vor sich hin.„So war es immer, – und jetzt will ichden Baum schmücken.“

Sie geht mit kleinen Schritten zum al-ten Mahagonisekretär. Das Schloßschnappt auf. Dann holt sie aus einembraunen Pappkasten den alten Weih-nachtsflitter. Mit zitternden Händen,auf denen die Adern blau schimmern,hängt sie die bunten Glaskugeln an.Wieviel unausgesprochene Liebe undwieviel Seligkeit in den Augen gewesenist, die einmal sich in diesem buntenGlas gespiegelt haben!

Licht um Licht steckt sie in die verboge-nen Kerzenhalter, bunte, kleine Lich-ter. „Bunt müssen Kerzen am Weih-nachtsbaum sein, richtig bunt!“ hatte ihrJunge immer gesagt. „Bunt …“ Sie läßtdie Hand sinken. „Bunt …“ Ihr Blickruht auf einer blanken Kugel, und ir-gendwie sehen sie auf einmal aus derKugel ein paar blaue Knabenaugen an.

Ihre Hand zittert. Eine Kerze fällt zuBoden. Das Geräusch zerschlägt die le-bendig-tote Stille.

Die alte Frau zuckt leicht zusammen.Mühsam hebt sie die Kerze auf. Als sieden Baum dann fertig hat, steht sie nochkurze Zeit mit gefalteten Händen, aberihre Gedanken laufen weiter zu denDingen, die sie jetzt gleich holen will.

Ein weißes, feines Leinentuch kommtauf den alten, geschnitzten Nußbaum-tisch. Den Kasten mit der Kerbschnitze-rei, den ihr Junge ihr einmal zu Weih-nachten geschenkt hatte und in dem sieall’ die vielen, lieben Briefe von ihm undihrem Mann aufgehoben hat, holt siesich und stellt ihn vor sich hin. Und dannnimmt sie die Bilder – die beiden Bilder– aus dem Sekretär und stellt sie nebenden Kasten.

Draußen senkt sich der Tag, und dieNacht kommt geheimnisvoll und unfaß-bar tief. Die alte Frau tritt an das Fen-ster und blickt hinaus in den dunkel wer-denden Himmel. Kein Stern ist noch zusehen. Keine Schneeflocke tanzt. DerWind fegt kalt und böse durch kahleÄste.

Es ist so still in dieser abgelegenenStraße. Ein Eisentor knarrt irgendwo.Fern ist ein Hupen …

Im Zimmer tickt die alte Uhr, langsamund unaufhaltsam, als ticke die Ewig-keit. Das Feuer knistert im weißen Ka-

Weihnact einer Mu†er

„Dann wünsche ich auch einerecht gute Weihnacht, derFrau Professor!“

„Danke, Frau Gruber! Und ich Ihnenauch!“ Eine sehr schmale, welke Handumschließt für Augenblicke die derbe,breite Arbeiterhand einer Putzfrau. Diebeiden blicken sich für diese kurzeDauer in die Augen: Arbeiterfrau undGelehrtenfrau. Ihr Leben läuft in ver-schiedenen Bahnen, und doch ist da et-was Gemeinsamens, Bindendes – einWissen des einen um das Schicksal desanderen.

„Soll ich nicht doch noch hier bleiben?“kommt es zögernd. „Sie sind doch …“

„Nein, nein, lassen Sie nur, Frau Gru-ber! Sie wissen ja, – ich werde es mirschon gemütlich machen. Kohlen sind jaheraufgebracht, und der Ofen brenntgut.“

„Na, denn auf Wiedersehen, Frau Pro-fessor! Morgen komm’ ich dann …“

„Ja, ja, – schon recht! Und feiern Sierecht froh …“, sie stockt einen Atemzuglang, „mit den Kindern!“Dann klappt die Tür zu. – –Die alte Frau steht einen Augenblicklauschend. Die Schritte der anderentappen auf der Treppe.Und jetzt ist sie allein. Nun will sie ihrWeihnachten feiern, so feiern, wie sie esalle, alle viele Jahre getan hat, – seit je-nem Weihnachten, an dem ihr Jungezum letzten Mal hier gewesen.Sie dreht den Schlüssel im Schloß, undes ist, als ob sie mit dieser einen Bewe-gung die Außenwelt ganz ausgeschaltethätte … Dann geht die alte Frau mitkurzen, etwas hastigen Schritten insWohnzimmer.Wie etwas altbekanntes Liebes umfängtsie die wohnliche Wärme des Raumes.Es ist, als ob die Zeit, die Lust und allesLeben – ja, ihr Leben in diesem Raumeeingeschlossen wären.

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chelofen. Langsam wird das Dunkelschwerer, und langsam wird es Nacht.Leise ziehen die alten Hände die Gardi-nen zu. Und dann kommt Weihnachtauch zu dieser einsamen Frau …Zitternd flammt ein Streichholz auf,brennt Licht nach Licht an. Es duftetnach Äpfeln, Tannen und brennendenKerzen.Im Ecksofa mit dem bunten Gobelin -bezug sitzt die alte Frau im schwarzenSeidenkleid. In der Handhält sie das Bild einesMannes in altmodischerKleidung, aber in ihremSchoß liegt ein anderesBild, das Bild eines jun-gen Soldaten. Den Pelz-kragen aufgeschlagen,die weiche Mütze etwasschief gerückt. So sah eraus bei seinem letztenUrlaub.Es ist ein ganz gewöhnli-ches Bild. Aber ein paargroße, klare Tropfensind darauf gefallen undsind wie durchsichtigeSterne auf dem Glas zer-spritzt.Wenn eine Hand unterden Papieren im braunenKasten sucht, findet sieganz obenauf einen Briefliegen, der ein kleines ro-tes Kreuz trägt und mitungelenkten Buchstabendie Worte: „Zurück! Erstarb den Heldentod am12. 2. 18.“ –Kerzen spiegeln sich inbunten Glaskugeln. Zit-

ternd schaukelt Engelshaar* von Zweigzu Zweig. Erinnerung um Erinnerungwacht auf. Längst verklungene, verges-sene Laute – Worte, Stimmen kommenwieder.

Arme der Liebe umfassen eine schmale,alte Frau, heben sie … heben sie …

Draußen läuten die Glocken, dröhnenund schwingen, rufen … rufen …

Thor Goote

schenkten. Gerade wir, die wir gar zuleicht dem Andringen fremder Kräfteerlagen, nach langem Wachsen undmühevollem Aufstieg uns immer vorneue Hindernisse gestellt sahen. Wohlkaum ein anderes Kulturvolk hat imLaufe seiner Geschichte so viele Nie-dergänge erlebt, aber auch so viele wie-deraufbauende Kräfte entfaltet wie dasdeutsche. Es liegt in den Gegebenheitenvon Klima, Landschaft und Wesensartbeschlossen, daß wir so wurden, wie wirin die abendländische Geschichte einge-gangen sind – wir Volk ständigen Wer-dens und Ringens, faustischer Unrastund ewiger Jugend. Von Bergen einge-schlossen, urigen Wäldern umdunkelt,in Einzelsiedlungen hausend, war derGermane ganz auf sich allein gestellt.Nebelgraue, lichtarme Monde zwangenzur inneren Einkehr, begünstigten diePersönlichkeitsbildung, das Aufkom-men von Mythen und zugleich dieKlärung im Geistigen. Und ins Unendli-che schweifte sein schaffender, schau-ender Geist. Sehnsucht nach Unendli-chem ward ihm Religion, und mit derGestaltung dieser Sehnsucht betrat erdas Gefilde der reinen, erhabenenKunst.

Im Wesen deutscher Kunst lag es von jeher, sich mehr an Gemüt und Phanta-sie als an die Sinne zu wenden. Denndiese Kunst entsprang einer durchausidealistischen Haltung ihrer Schöpfer.Ob es sich nun um altgermanische Band ornamente, um den kunstvollenFaltenwurf eines gotischen Frauenge-wandes, um das Linienspiel der Dürer-schen Ritter, Tod und Teufel, um dieHolzschnitte eines Tilmann Riemen-schneider, um die künstlerische Wie-dergabe von Mensch, Tier und Pflanzeim frühen Mittelalter handelte, immerwaren es in der Hauptsache seelischeWerte, die aus der sinnlichen Wirklich-keit gewonnen und gestaltet wurden.

Was immer auch an künstlerischen Ta-ten von unseren Meistern vollbrachtwurde, war unverfälschtes Zeugnisdeutschen Volksgeistes, fand in ihm ge-setzmäßige Bindung, wie denn über-haupt alle begnadeten Künstler bei allerFreiheit ihres Schaffens der Stimme ih-res Blutes folgen und sich damit demGesetz ihres Gewissens, ihres Innerenunterwerfen. Schon Goethe bekanntein „Dichtung und Wahrheit“: „Dennder innere Gehalt des bearbeitendenGegenstandes ist Anfang und Ende derKunst. Man wird zwar nicht leugnenkönnen, daß das Genie, das ausgebil-dete Kunsttalent durch Behandlung ausallem alles machen könne. Genau bese-hen, entsteht aber alsdann immer mehrein Kunststück als ein Kunstwerk, wel-ches auf einem würdigen Gegenstandberuhen soll, damit uns zuletzt die Be-handlung durch Geschick, Mühe und

Nach der Bescherung

* Warnung vor Engelshaar (auch Feenhaar)Daß Engelshaar nicht um elektrische Kerzen oder in der Weihnachtsbeleuchtung verwendet werden soll, ist eigentlich bekannt. Das Engelshaar ist elektrisch leitend und könnte versehentlich in die Fassung derGlühlampe kommen.Neu ist allerdings, daß Engelshaar mittlerweile auch aus Glaswolle hergestellt wird. Dieses kann zu schwerenAugenverletzungen führen. Kleinkinder sollten deshalb nicht mit Engelshaar spielen.

Lebendige Wandlungen

deutxer Kuny

Wer den Weg zur Kunst geht, fühltsich feierlich gestimmt, denn erwandert zu Festen der Seele.

Nirgends offenbart sich die Seele deseinzelnen, ja, selbst ganzer Völker rei-ner und vollendeter als im Künstleri-schen. Aus dem Lebensgefühl des ein-zelnen wie der Gemeinschaft erwächstdas Kunstwerk zu seiner Zeit. Und je

größer, allgemeingültiger dieses Werkgeworden, desto nachhaltiger wirkt essich aus, erhaben über Raum und Zeit.Wir Deutschen haben allen Grund, unsder vielen Meisterwerke bildender,dichterischer und musikalischer Kunstimmer wieder zu erinnern, mit denenwir die Welt im Laufe unserer verhält-nismäßig noch jungen Geschichte be-

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Fleiß die Würde des Stoffes nur destoglücklicher und herrlicher entgegen-bringe.“

Gleich dem Forscher, der im Naturge-schehen die ewigen Gesetze des Welt-alls zu erkennen sucht, spürt auch derwahre Künstler nach verborgenen,ewig-gültigen Richtformen. Zugege-ben, daß mancher bedeutende Meisteraus seiner persönlichen Einstellung zumKünstlerischen heraus sehr subjektivüber die Werke anderer urteilt. Weraber vermöchte einen Goethe etwa des-halb zu tadeln, weil er einen Kleist ab-lehnte, einen Richard Wagner, weil erkein rechtes Verhältnis zu MeisterBrahms gewann, einen Böcklin, derseine Zeitgenossen nicht selten durchäußerst abwegige Urteile befremdete?Es hat zu allen Zeiten auch unter denKünstlern große Grübler und Denkergegeben, die um die Seele ihrer undfremder Werke rangen, sie im Allge-meingültigen zu deuten versuchten.Wie sich Polyklet als Vertreter der An-tike abmühte, einen festen Kanon fürdie plastische Darstellung des Men-schen zu finden, so strebte der DeutscheAlbrecht Dürer auf zeichnerisch-male-rischem Gebiet ähnliche Erkenntnissean, hinterließen die Italiener Leonardoda Vinci und Leon Battista Alberti um-fassende Theorien über die Kunst ihrerZeit.

In seinem Streben nach Unendlichkeitwußte sich der deutsche Geist nicht nurim Reich der Töne und der Dichtkunst,sondern auch in dem der bildendenKünste beheimatet. Man vergleiche einen griechischen Tempel mit einemgotischen oder romanischen oder ba-rocken Dom, um das Arteigene zweierVölker und Zeitalter zu erkennen! DieSonne Homers, lachender Diesseits-glaube offenbart im griechischen Tem-pel die klare, plastische Form, die festeUmgrenzung, ein einheitliches Raum-gebilde – im romanischen, gotischenoder barocken Dom aber erscheint allesin Bewegung, im dynamischen Verhält-nis von Kraft und Stoff, sehen wir dieErdenschwere durch den Willen zurUnendlichkeit oder Weltentrücktheitaufgehoben. „Wenn ihr’s nicht fühlt, ihrwerdet’s nicht erjagen!“ Die Grenzenkühler Vernunft sind hier vom Jenseits-glauben eines sich stetig wandelndenFormwillens sichtbar durchbrochen!Der Gedanke des Werdens, der Ent-wicklung wird somit fast zwangsläufigbestimmt auf allen Gebieten der bilden-den deutschen Kunst. Zusammen mitder Sehnsucht nach dem Unendlichenbeherrscht er alles Denken und Fühlen,Trachten und Gestalten unserer großenMeister. Durch alles Wirkliche und Be-dingte leuchtet immer wieder der göttli-che Funke …

Es ist verständlich, daß in Zeichen be-deutsamer Wandlungen immer wiederdie Frage nach dem eigentliche Wesen,nach den Urgründen der deutschenKunst erhoben wird. Schon die Besin-nung auf unsere unvergänglichen Mei-sterwerke weckt in uns eine ungeahnteFülle sittlich-nationaler und sozialerKräfte, überliefert uns eins der festestenBindemittel völkischer Einheit. „Zer-ging wie Dunst das heilige römischeReich, uns bliebe gleich die heilige deutsche Kunst.“ Dieses Schlußwort Richard Wagners aus den Meistersin-gern entspricht durchaus einer An-schauung, wie sie Jahrhunderte lang indeutschen Landen vorherrschend war.

Zurück zu den Quellen. Diese natür -liche Forderung, die den Menschen derRenaissance und des Humanismus be-wog, vorurteilsfrei die Werke der Dich-ter und Gelehrten des klassischen Al-tertums im Urtext zu lesen, die überlie-ferten Kunstschöpfungen der Antikeohne Brille der Scholastik selbst mitfreien Augen am Standort zu betrach-ten, gilt in besonderem Maße auch fürdas zu neuem kulturellen Eigenlebenerwachte Deutschland. Wege derSelbstbestimmung sind für jedes Volk ineiner unruhvollen Zeit vonnöten, davieles Alte stürzt und neues Leben ausRuinen blüht. In häufig gegensätzlichenAuffassungen einzelner Meister und ih-rer zeitlich bedingten Stilarten liegendie Spannungen des Schöpferischenschlechthin, und die sich daraus erge-benden Vergleichsmöglichkeiten sindvon erzieherischer Kraft und führennicht selten zu neuen bedeutsamen Ent-deckungen.

Einen gangbaren Weg in dieser Rich-tung weist uns Wilhelm Müseler mit sei-nem verdienstvollen Werk „DeutscheKunst im Wandel der Zeiten“ (auchheute noch aufgrund der sehr hohenAuflagen in großer Zahl antiquarischerhältlich), herausgegeben vom Safari-

Verlag, Berlin. Es enthält außer einerlebendig und im besten Sinne volkstüm-lich gehaltenen Texteinführung insge-samt 321 Abbildungen von Meisterwer-ken frühmittelalterlicher bis barockerKunst und bringt sie – darauf beruht dieEigenart dieses Buches – in vergleichen-den Bilderreihen, deren geschickteAuswahl und Zusammenstellung esdem Leser ermöglicht, sich an Hand die-ses ausgezeichneten Materials diegroßen Stilepochen der deutschenKunst zu veranschaulichen. Der kunst-erzieherische Wert des Werkes bestehtnicht zuletzt darin, daß es den Leser zufreudigem Betrachten deutscher Kunst-werke anregt, ihn der Mühe enthebt,sich das erforderliche Kunstverständnisausschließlich durch die Lektüre dick-leibiger, meist streng sachlich gehalte-ner Gesamtdarstellungen anzueignen.

„Durch Vergleichen, aber auch nurdurch Vergleichen kann man Zusam-menhänge und Unterschiede feststel-len, die großen Epochen der Kunstge-schichte als solche erkennen“, meint derVerfasser in seiner Vorrede. Über dieapodiktische Richtigkeit dieser Ansichtmag man geteilter Meinung sein. Überdie grundsätzliche Bedeutung verglei-chender kritischer Studien am „taugli-chen Objekt“ besteht jedenfalls nichtder geringste Zweifel. Durch Sammeln,Ordnen, Beschreiben und Erklären ein-zelner Werke und ihrer Stilepochen ent-stand allmählich die Wissenschaft derKunstgeschichte und der Kunstlehre.Aufgabe der Kunstgeschichte ist es, dasKunstwerk lediglich als äußeren Gegen-stand wie alle Erscheinungen derAußenwelt zu betrachten, es in Grup-pen zu sammeln, zu ordnen, es in seinerräumlich-zeitlichen Bedingtheit zu be-schreiben – ohne Beachtung der beson-deren Eigenart dieses oder jenes Kunst-werkes. Erst die Kunstlehre beschäftigtsich mit den besonderen Merkmalenund inneren „Gesichten“, durch die sich

KAPITÄLELinks, romanisch, Mitte

Gotisch, rechts Renaissance

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ein Kunstwerk art- und gattungsmäßigvon anderen Erscheinungen derAußenwelt unterscheidet. Und natür-lich gehört auch in Erweiterung dieserAufgabe das Vergleichen von Kunst-werken und ganzer Stilepochen unter-einander dazu.

Man kann – und es ist fraglos ebenso be-lehrend wie unterhaltsam – die Chillon-Burg am Genfer See mit der Burg Eltzan der Mosel, mit dem Schloß Aschaf-fenburg am Main und mit dem SchloßWerneck in Unterfranken vergleichen(siehe Abb. 1 bis 4), um charakteristi-sche Stileigenheiten des Romanischenund Gotischen, der Renaissance unddes Barock kennen zu lernen, oder etwadas nördliche Westportal des Straßbur-ger Münsters mit der Nordseite des Fürsten portals vom Bamberger Dom,um das Unterschiedliche zweier Stile zu betonen (Abb. 5 und 6), daran an -schließend das Portal des Staatsarchivsin Breslau und das des Augustiner -klosters Johann Sebastian Pfaff zuMainz betrachten (Abb. 7 und 8). DasEntscheidende aber, nämlich das per-sön liche Nacherleben eines großenKunstwerkes, wird durch fleißiges Zu-sammentragen und Abwerten dieserund jener Stil eigentümlichkeiten im Be-schauer noch nicht herbeigeführt.

Es liegt hinter der äußeren Form im gei-stigen Wesensgehalt einer Schöpfungverborgen. Denn jedes wahre Kunst-werk verdankt seine Entstehung seeli-schen Vorgängen, die seine Gestaltungbedingen, und zwar handelt es sich hier-bei um gefühlsmäßige Abläufe in derSeele des schaffenden Künstlers. Ist also

jedes Kunstwerk die Gestaltung einesGefühles, so kann es nicht nur vonaußen her – stilistisch – erfaßt werden,sondern muß von innen her – seelisch –erlebt werden. Gewiß ist Romanik ihreräußeren Form nach Betonung desRundbogens und Gotik die des Spitzbo-gens, ohne daß damit etwas über das ei-gentliche Wesen eines mittelalterlichenKunstwerkes ausgesagt wäre.

Auf die lebendige Wandlung, die dasWerk erst in der Seele seines Schöpfers

und – vielleicht Jahrhunderte später – inder des nacherlebenden Beschauers er-fährt, kommt es letzten Endes an. Dannerst sprechen die unsterblichen Werkeder großen Meister noch zu spätestenGeschlechtern „herrlich wie am erstenTag“. In diesem Nacherleben erkennenwir die geheimsten Schönheiten einesWerkes und spüren, weshalb es so undnicht anders der Welt aus dem Geist sei-ner Zeit heraus überliefert werdenmußte. Es gibt ungeschriebene Gesetzeder Kunst, die sich dem Auserwähltenund Begnadeten in immer neuer Formoffenbaren. Das Genie des Künstlersprägt ihren Ausdruck, seine Umweltversucht ihn zu begreifen, seine Zeit ihnnachzuempfinden, wie es spätere Gene-rationen unternehmen.

Mit Recht tritt der Künstler hinter dasWerk. Die Schöpfung muß für sich spre-chen, um in ihrer Seele verstanden zuwerden. Verstanden vom Beschauer,von der Nachwelt. Ohne liebevolle Ein-fühlung in die „Kunstseele“ erscheintkeine wahre Erkenntnis des Wesentli-chen möglich, kein Maßstab richtig undgerecht. Und wenn wir heute zurück-blicken auf ein Jahrtausend deutscherKunst, so wissen wir: alle unsere großenMeisterwerke sind wohl Gnade undHimmelsgabe für den einzelnen Schöp-fer, aber darüber hinaus Ausdruck desWillens und der Selbstzucht unseresVolkes. In einem im Kern gesundenVolke ist nach Ansicht eines zeitgenös-sischen deutschen Künstlers volkstümli-che Kunst nicht das Geringste, sonderndas Höchste, was die Bildung vermag,wenn sie sich selber im höchsten Sinne –als Bildwerdung des Wesens – versteht.

Abb. 1: Romanisch – um 1100 n. übl. Ztr.Burg Chillon am Genfer See

Abb. 2: Gotisch – um 1350 n. übl. Ztr.Burg Eltz an der Mosel

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Denn alles, was vor der Menschheit gilt,gilt kraft seines Volkes!

Nach unserer landläufigen Stil-Eintei-lung, der teilweise etwas Schematischesanhaftet, spielt sich die Entwicklung derromanischen und gotischen Kunst etwaim Zeitraum von fünfhundert Jahrenab, von 1000 bis 1500 n. übl. Ztr., wobeidas Jahr 1200 den ungefähren Wende-punkt von der Romanik zur Gotik bil-det. Die italienische Renaissance ver-läuft von 1400 bis 1600 n. übl. Ztr., die andie Spätgotik angeschlossene nordischeRenaissance von 1500 bis 1600 n. übl.Ztr. Ihr folgt das Barock von 1600 bis1700 n. übl. Ztr., das Rokoko von 1700bis 1775 n. übl. Ztr., der Klassizismusvon 1775 bis 1825 n. übl. Ztr. In einemTurnus von je fünfundzwanzig Jahrenbeschließen den Reigen der Stile biszum Beginn des 20. Jahrhundert n. übl.Ztr.: die Romantik (bis 1850 n. übl.Ztr.), der Naturalismus (bis 1875 n. übl.Ztr.) und der Impressionismus (bis 1900n. übl. Ztr.). Aber welch eine Welt ge-

waltiger Geister Wandlungen liegt zwi-schen diesen hier nüchtern aufgezähltenStilepochen!

„Innerhalb eines jeden Stils wird manPerioden unterscheiden“ – sagt Wil-helm Müseler in seinem hier erwähntenWerk –, „die verschiedene Strömungenspiegeln: Aufstieg und Abstieg, Blüte-zeit und Verfall. Der Stil eines Volkesund einer Epoche zeigt sich gleichmäßigauf allen Gebieten der Kunst: Literatur,Musik, Baukunst, Plastik und Malereimüssen naturgemäß immer im Einklangstehen. Dieser Einklang zwischen denKünsten kann aber auch durch Ein-flüsse und Strömungen von außen ge-stört werden. Einzelne Schulen undSekten richten oft Verwirrung an. Sohat unter dem Einfluß der byzantini-schen Elfenbeinplastik die romanischeSkulptur in Deutschland einen demdeutschen Wesen artfremden Charak-ter angenommen, der mit der Literatur,Musik und Baukunst der gleichen Zeitnicht zusammenklingen will (vergleiche

Abb. 9). Erst gegen Ende der Epocheüberwand deutsches Formgefühl denfremden Einfluß.

Es gibt Völker, die fremden Einflüssenleichter zugänglich sind, und solche, diebewußt und herrisch ihre Eigenart wah-

Abb. 3: Renaissance – 1605-1614 n. übl. Ztr.Schloß Aschaffenburg am Main

Abb. 4: Barock – 1733/1737 n. übl. Ztr.Schloß Werneck, Unterfranken

Abb. 6: Gotisch – 1276/1300 n. übl. Ztr.Straßburg, Münster, Westportal

Abb. 5: Romanisch – um 1200 n. übl. Ztr.Bamberg, Dom, Fürstenportal

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ren. Je enger die Verbindung von einemVolk zum anderen ist, desto eher istfremde Beeinflussung möglich. Politi-sche Verbindungen und wirtschaftlicheBeziehungen können manchen Gegen-satz überbrücken, aber auf die Dauerentwickelt jedes Volk, wenn es nicht un-tergeht und sich selbst aufgibt, seine ei-gene Kunst und seinen ihm eigentümli-chen Stil. Aber nicht jedes Volk ist sich

immer gleich geblieben, weil durch Völ-kerwanderungen und Aufnahme frem-der Völkerteile Rassenmischungen ent-standen. So bildete das Reich Karls des,Großen‘ dank der herrschenden Ober-schicht trotz seiner verschiedenartigenZusammensetzung noch einen einheitli-chen Kulturkreis. Die Einheit ging aberbald nach der Spaltung des Reiches ver-loren, das westfränkische Reich ent-wickelte sich selbständig zum heutigenFrankreich, das ostfränkische Reichzum heutigen Deutschland. Der Unter-schied in Rasse und Lebensart und da-mit auch in der Kunst ist von Jahrhun-dert zu Jahrhundert stärker geworden.Solche Gegensätze hindern naturgemäßnicht, daß Völker, deren Entwicklungoder Schicksal miteinander verbundenist, unter der Wirkung der gleichen Er-eignisse und gleichen Strömungen ihreStile in gleicher Weise fortentwickeln.Je unterschiedlicher aber Rasse undVeranlagung der Völker sind, destostärker treten die Unterschiede hervor.Die Gotik kam vom westfränkischenReich – man sollte nicht sagen, vonFrankreich –, nahm auf deutschem Bo-den und in England ein eigenes Gesichtan, drang auch nach Italien, ohne aberdort je recht heimisch zu werden. DieRenaissance und auch das Barock ka-men aus Italien und entwickelten sich inDeutschland ähnlich, aber doch zu aus-gesprochen deutschen Stilen, die vonder italienischen Renaissance und dem

italienischen Barock sehr verschiedensind. Umgekehrt ist es aber selbstver-ständlich, daß die gleichen Ereignisse

Abb. 7: Renaissance – 1528 n. übl. Ztr.Breslau, Portal des Staatsarchivs

Abb. 8: Barock – 1770 n. übl. Ztr.Mainz, Augustinerkloster

Abb. 9: Romanisch –um 1250 n. übl. Ztr.

Naumburg, Dom, Westchor(Eckehard)

Abb. 10: Gotisch –um 1390 n. übl. Ztr.

Berlin, Deutsches Museum(König Artus)

Abb. 11: Renaissance –1513 n. übl. Ztr.

Innsbruck, Hofkirche(König Artus)

Abb. 12: Barock –1740 n. übl. Ztr.

Rottenbuch in Bayern(Kaiser Heinrich)

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auch fast entgegengesetzte Wirkung aufdie Völker ausüben können.“ –

Es wurde hier absichtlich den Aus-führungen Müselers ein verhältnis-mäßig breiter Raum zugestanden, umdie Tatsache zu unterstreichen, welcheWechselwirkungen jahrhundertelangzwischen dem Kunstschaffen dergroßen Kulturnationen bestanden.Mächtig strömte die Flut hinüber undherüber. Nicht nur Dürer weilte zwei-mal in Italien und hinterließ dort nach-haltige Eindrücke, wie er selbst neueschöpferische Anregungen und Gedan-

ken mit in seine deutsche Heimat nahm.Nicht nur Meister Erwin, der genialeErbauer des Straßburger Münsters,sondern auch mancher andere Künstler,der am Naumburger und BambergerDom mitschuf, war früher nachweislichin Reims und Chartes. Sie alle beein-flußten mit den Erfahrungen und Beob-achtungen, die sie in der Fremde ge-wonnen, das künstlerische Schaffen ih-rer Epoche und wurden am sausendenWebstuhl der Zeit Anreger zu den le-bendigen Wandlungen unserer Kunst.

Dr. Werner Freytag

Erfolg hin un her. Die Goten werden beiNisch, die Alemannen am Metaurusund am Ticinus (271 n. übl. Ztr.) ge-schlagen und zurückgedrängt. Auch dieFranken müssen wieder über den Rheinzurück. Noch gelingt es den Römern,die mit größerer Wucht geführten Stößegegen das Römerreich abzuwehren.Das änderte sich nun bald. Unser Bild(Abb. 27) versetzt uns in das Jahr 340 n.übl. Ztr., in dem die Franken Trier be-setzen. Eine Szene aus diesen Kämpfen,die Erstürmung der Porta Nigra (desSchwarzen Tors) hält das Bild fest. DerName Franken besteht um jene Zeit seitrund 100 Jahren. Hier haben wir es mitder südliches Gruppe des fränkischenVolkes zu tun, den Oberfranken, dievon den Tälern der Sieg, Lahn und Wiedaus den Rhein überschritten hatten undsich in der Gegend von Koblenz bisTrier und Metz ausbreiteten, wobei siegelegentlich sowohl gegen die Römerkämpften als auch, mit ihnen verbündet,gegen andere germanische Stämme.Wir sehen, daß nun auch die Rheinlinieins Wanken geraten ist und wenden denBlick wieder nach Südosten, wo wir dieGoten treffen.Damit kommen wir in den zweiten Teilder Völkerwanderung, in dem bereitsgermanische Reiche auf römischem Bo-den gegründet wurden. Der erste An-stoß dazu geschah in der zweiten Hälftedes 4. Jahrhunderts. Es waren die Hun-nen, die, von Osten kommend, die Be-wegung einleiteten.Das Ostgotenreich hatte um diese Zeiteine bedeutende Ausdehnung. Es er-streckte sich vom Schwarzen Meer biszur Ostsee, nachdem es den Goten ge-lungen war, zahlreiche sarmatischeStämme, ferner die Heruler, die Wen-den und andere in ihr Reich einzuglie-dern. Dieser große Machtbereich standaber in einem schroffen Gegensatz zurZahl der Ostgoten, die über dieses weiteGebiet verteilt waren. So kam es, daßdas große Ostgotenreich dem Ansturmder Hunnen nicht standhalten konnte.Die Ostgoten wurden geschlagen, undauch die Westgoten vermochten ihnennicht zu widerstehen, sie zogen sichnach Siebenbürgen hinter die Karpatenzurück. Ein Teil dieses Volkes, der in-zwischen zum Christentum übergetre-ten war, überschritt bei Silistria die Do-nau. Da die von den Römern gemachtenZusagen nicht eingehalten wurden,mußten sie zu den Waffen greifen. Sieschlugen das oströmische Heer bei Adrianopel und beherrschten damitden größten Teil der Balkanhalbinsel.Inzwischen war der Rest der Westgotenunter Athanarich gefolgt. Sie traten,wieder vereinigt, 382 n. übl. Ztr. in derForm in oströmische Dienste, daß siedie Sicherung der Donaugrenze gegenentspechende Landabgabe übernah-men.

Unseren jungen Gefährten

Au+ Deutxland+ Vor- und Frühzeit:Volk ohne Raum

Teil 5

Die Völkerwanderung(Fortsetzung)

Man pflegt die Völkerwanderung aufdie Zeit etwa vom 2. bis ins 6. Jahrhun-dert n. übl. Ztr. anzusetzen; wir habengesehen, daß ihre Ursprünge viel weiterzurückliegen. Im 2. Jahrhundert n. übl.Ztr. aber entwickelt sich unter demDruck der nördlichen Bewohner Euro-pas, der unvermindert all die Jahrhun-derte angehalten hat, und aus zurückge-

bliebenen Spannungen alter Landnot inzeitlich und räumlich ausgeprägtererForm und deshalb als „Völkerwande-rung“ besonders auffallend eine Neu-ordnung Europas. Nachdem die Ale-mannen den Limes durchbrochen hat-ten, stießen sie bis nach Rätien, sogar bisnach Oberitalien vor, Ostgermanen er-schienen auf dem Balkan, in Griechen-land und Kleinasien, die Franken drän-gen am Niederrhein gegen Gallien vor.Die Kämpfe gehen mit wechselndem

Abb. 27: Kampf um die Porta Nigra.

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Etwa um 400 n. übl. Ztr. herum kam esrömischer Bedrückung wegen wiederzum Streit. Unter Alarich stießen dieWestgoten bis nach Griechenland vorund schlossen mit dem oströmischenReich Frieden, weil sie von dem weströ-mischen Heermeister Stilicho, einemWandalen, der zu der Zeit der eigentli-che Herr des weströmischen Reicheswar, bedroht wurden Sie erhielten vonden Oströmern Illyrien. 408 n. übl. Ztr.,nach dem Tode Stilichos, stieß Alarichgegen Westrom vor. Dreimal wurdeRom belagert, und nachdem es sichzweimal losgekauft hatte, beim drittenMale gestürmt. Alarichs Einzug in die„Ewige Stadt“ veranschaulicht Bild 28.Der Plan Alarichs, nach Afrika überzu-setzen, scheiterte. Er starb 410 oder An-fang 411 n. übl. Ztr.

Allgemein bekannt ist, daß Alarich beiCosenza im Bett des Flusses Busentobegraben worden ist (Abb. 29). Die Go-ten leiteten den Fluß um, begruben Ala-rich im Flußbett und ließen dann dasWasser wieder seinen alten Lauf neh-men. So schläft ein germanischer Heldunter den Wassern des Busento seinenewigen Schlaf!

Unter Athaulf zogen die Westgoten imJahre 412 n. übl. Ztr. nach Gallien, spä-ter nach Spanien, und erhielten von denWeströmern schließlich Aquitanien alsWohngebiet.

Unter dem Druck der Goten und Hun-nen kamen auch die wandalischenHauptstämme der Hasingen und Silin-gen, die an der Theiß saßen, in Bewe-gung. Mit ihnen zog auch ein GroßteilAlanen, ein nichtgermanischer Volks-stamm, aber der indogermanischenSprache angehörend, und Sweben. EinVersuch, sich nach Süden zu wenden,wurde von Stilicho verhindert. Daraufzogen Wandalen und Alanen nach We-sten zum Rhein, erzwangen gegen denWiderstand der Franken (406 n. übl.

Ztr.) bei Mainz den Rheinübergang,überschritten 409 n. übl. Ztr. die Py-renäen und siedelten sich in Spanien an.429 n. übl. Ztr. führte Geiserich sie nachNordafrika (Abb. 30), wo sie auf demGebiet des unter römischer Herrschaftstehenden Karthago ein mächtigesReich schufen. Die Flotte Geiserichswar der Schrecken Roms. Mit ihr be-herrschte er das Mittelmeer. 455 n. übl.Ztr. eroberte er Rom und führte dieWitwe des Kaisers und ihre Töchter ge-fangen nach Karthago.

Das Mittelmeer war um jene Zeit sozu-sagen ein germanisches Meer, wie dieKarte zeigt: im Süden die seebeherr-schenden Wandalen, im Westen undNorden die West- und Ostgoten. Ledig-lich die griechischen Inseln und diekleinasiatische Küste waren in derHand Ostroms (Abb. 31).

Ein rundes Jahrhundert, von 429 bis 534n. übl. Ztr., währte das Reich der Wan-dalen in Nordafrika. Als Geiserich imJahre 477 n. übl. Ztr. gestorben war,

hörten die Eroberungszüge auf, es fandsich kein zweiter Führer von derselbenTatkraft und Begabung mehr. Und da-mit begann auch schon der Niedergangdes Reiches. Bürgerkriege gegen dieUreinwohner des Landes schwächtendie Kraft des Reiches nach außen, dazukam mit der Zeit die Wirkung des afri-kanischen Klimas auf die Germanen,die dadurch verweichlichten. Der letzteKönig der Wandalen, Gelimer, wurdevon Belisar, dem Feldherrn des oströ-mischen Kaisers Justinian, als Gefange-ner nach Konstantinopel gebracht. Daswar das Ende des Wandalenreiches.

Diese Vergänglichkeit, die hier in einembesonders schlagenden Beispiel vor Au-gen tritt, ist aber, wie wir sahen, einMerkmal der meisten Staatsgründun-gen in der Völkerwanderungszeit. Umsie zu verstehen, muß man bedenken,daß die wandernden Stämme, die da dieLänder rund um das Mittelmeer erober-ten, zunächst einmal keineswegs sehrzahlreich waren. Gegenüber der Urbe-völkerung waren sie überall nur eineMinderheit, im günstigsten Fall – wieman, natürlich sehr ungefähr, geschätzthat – bis zu 10 Prozent der Gesamtbe-völkerung. So standen sie den früherenBewohnern, die sie unterworfen hatten,als die zahlenmäßig bei weitem unterle-gene Kriegerkaste gegenüber, die aberalle Macht in Händen hatte. Eine Ver-schmelzung mit der Urbevölkerungfand offenbar nirgends statt; dem wider-sprach der Stolz auf die eigene Art, dasRassebewußtsein, das gerade die Ger-manen kennzeichnete. Das Verfahrender Kolonisation war also das Gegenteilvon dem, das die Römer bei der Aus-breitung ihrer Herrschaft anzuwendenpflegten, die überall die unterworfeneUrbevölkerung in den Verband desReiches einbezogen und ihm allmählichanglichen, was oft so weit ging, daß dieUnterworfenen das eigene Volkstum

Abb. 28: Alarich in Rom.

Abb. 29: Alerichs Begräbnis.

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und die eigene Sprache gänzlich aufga-ben. Die Germanen legten Wert darauf,für sich zu bleiben.

Die Schlacht auf den katalaunischenFeldern, die unser Bild (Abb. 32) zeigt,spielte sich im Jahre 451 n. übl. Ztr. inder Gegend des heutigen Châlons-sur-Marne ab. Sie galt der Abwehr der Hun-nen, deren Vordringen nach West -europa sie beendete. Das Hunnenreichwar damals auf dem Höhepunkt seinerMacht; es nahm etwa das Gebiet desheutigen Ungarn ein. An seiner Spitzestand Attila, der in der Sage unter demNamen Etzel bekannt ist. Er hatte dieAlleinherrschaft über die Hunnen-stämme an sich gerissen, hatte die be-nachbarten Germanen unterworfenund hatte es sogar fertiggebracht, demoströmischen Kaiser Tribute aufzuerle-gen. Nun richtete sich sein Blick nachWesten, wo er auch bald darauf mitBurgundern, Franken und Westgotenzusammenstieß. Die Kämpfe, zu denenes hier kam, sind dann später mit ande-ren Gegenstand der großen deutschenHeldendichtung geworden; das Nibe-lungenlied, die Sage von Dietrich vonBern, das Waltharilied berichten von ih-nen.

Die Burgunden, von denen im Nibelun-genlied im besonderen die Rede ist,saßen seit dem 4. Jahrhundert n. übl.Ztr. am Main, seit dem Beginn des 5.Jahrhunderts n. übl. Ztr. am Mittel -rhein, wo nun um Mainz und Worms einburgundisches Reich erstand. UnserBild (Abb. 34) zeigt sie vor Worms, demnachherigen Wohnsitz ihres KönigsGunther. Von hier wanderten sie nun,dem Druck der Hunnen nachgebend,weiter an die Rhone, in das heutigeBurgund in Frankreich, wo sie dannendgültig blieben. Und hier kam es auchzur Entscheidungsschlacht gegen dieHunnen. Unter der Führung des weströ-mischen Feldherrn Aëtius kämpften die

Burgunden zusammen mit Franken undWestgoten gegen die Hunnen, als derenVerbündete die Ostgoten mit in denKampf gezogen waren. Auch hier, wieso oft in der Geschichte, kämpften Ger-manen gegen Germanen. Die Nieder-lage, die Attila erlitt, war der Wende-punkt im Andrang der Hunnen gegenWesteuropa. Attila zog sich mit seinemHeer zurück. Im nächsten Jahr fiel er inItalien ein; er kam aber zu keinem dau-ernden Erfolg mehr, zumal in seinemHeer die Pest ausbrach. So trat er denRückmarsch in die Heimat an, wo erdann plötzlich und unerwartet starb.Mit seinem Tode zerfiel auch sein Reichebenso schnell, wie es erstanden war.Damit war die Hunnengefahr gebannt.Nach dem Tode Attilas befreiten sichdie Ostgoten von der hunnischen Herr-schaft und eroberten bald Slawonien.Der oströmische Kaiser gebot ihremweiteren Vordringen Einhalt durchZahlung von jährlich 300 Pfund Gold.

Als Friedensbürge kam der achtjährigeSohn des Ostgotenfürsten Thiudimer,Theoderich, an den oströmischen Hofnach Byzanz, wo er zehn Jahre blieb.469 n. übl. Ztr. kehrte er zurück. Trotzdes langjährigen Aufenthaltes in By-zanz hatte er sich alle gotischen Tugen-den bewahrt. Mit einer von ihm gesam-melten Mannschaft junger, tatenfroherGoten schlug er die nichtgermanischenSarmaten und bewies damit seine Füh -rer eigen schaf ten. Nach dem Tode sei-nes Vaters ging die Führung der Ostgo-ten an ihn über.In Italien (Westrom) herrschte damalsder germanische Heerkönig Odowakaraus dem Stamme der Skiren. Es würdezu weit führen und ein Buch für sich fül-len, wollten wir den Wanderzug derOstgoten genau verfolgen. Mit Kämp-fen für und gegen Ostrom vergehen dieJahre und wir finden 489 n. übl. Ztr. dieOstgoten unter Theoderich auf demMarsche nach Italien. Odowakar ver-mochte sie nicht aufzuhalten. Er wurdeam Isonzo und an der Adda geschlagen,und nach dreijährigem Widerstand fielauch seine Hauptstadt Ravenna. Theo-derich ließ sich 493 n. übl. Ztr. zum Kö-nig ausrufen und wurde vom oströmi-schen Kaiser als sein Stellvertreter inItalien anerkannt.Diese Unterstellung unter die Oströmerwar ein Notbehelf. Zahlenmäßig warendie Goten die Schwächeren. Wenn auchals Angriffsheer von unwiderstehlicherWucht, so waren sie als Besatzungsheereines großen Gebietes zu stark ausein-andergezogen, um dem oströmischenKaiser das Gebiet auf die Dauer vorent-halten zu können, denn noch war By-zanz eine gewaltige Macht. Ravennawar die Hauptstadt des neuen Ostgo-tenreiches, in dem sie selbst nur eineverschwindende Minderheit bildeten.Daß eine solche Lage für die Goten

Abb. 30: Wandalen in Nordafrika.

Abb. 31: Die germanischen Reiche am Mittelmeer um 500 n. übl. Ztr.

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Abb. 33: Krone des westgotischenKönigs Recceswinth.

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ständige Kampfbereitschaft bedeutete,leuchtet ein. Straffste Manneszucht undGerechtigkeit den Unterlegenen ge-genüber werden von ihnen gerühmt.So war auch das Reich Theoderichsnicht von Bestand. Er starb im Jahre 526n. übl. Ztr., ohne daß es ihm gelungenwar, sein Ziel zu erreichen, nämlich dassinkende weströmische Reich und seineKultur unter germanischer Herrschaftzu erhalten. Sein Plan, die verschiede-nen germanischen Reiche der Westgo-ten, Wandalen, Burgunden und Fran-ken unter seiner Führung zu vereinigen,scheiterte an der mangelnden staats-männischen Einsicht der anderen Für-sten, die die vom oströmischen Reichedrohende Gefahr nicht sehen wolltenoder konnten. So geschah es denn, daßdas ostgotische Reich seinen Schöpfernicht lange überlebte; im Jahre 555 n.übl. Ztr. wurden die letzten Gotenkö-nige Totila und Teja nach heldenmüti-gem Widerstand von dem oströmischenFeldherrn Narses geschlagen. Damitkam Italien wieder unter oströmischeHerrschaft, die aber nicht mehr vonDauer war.Das Grabmal Theoderichs in Ravennaist erhalten geblieben. Unser Bild (Abb.37) zeigt es. Die Decke ist ein einzigerStein von 300 Tonnen Gewicht. Sie er-innert an die Decksteine der Riesen-steingräber. Theoderich lebt in der Sageunter dem Namen Dietrich von Bern(= Verona, wo er sich öfter aufhielt)weiter.Um die Zeit, als Theoderich gegen Ita-lien aufbrach, kamen auch die Lango-barden, die zuletzt an der Elbe saßen, inBewegung. Sie überrannten die Rugier(488 n. übl. Ztr.) in Mähren und Nie-derösterreich, eroberten das zwischenDonau und Theiß gelegene Herulerge-biet (505 n. übl. Ztr.), besiegten 567 n.übl. Ztr. die Gepiden und stießen 568nach Italien vor. Dort war wenige Jahre

vorher das Ostgotenreich nach helden-mütigem Kampfe zusammengebro-chen. Sie fanden wenig Widerstand; le-diglich Pavia mußte drei Jahre belagertwerden. Es wurde dann die Hauptstadtdes langobardischen Reiches in Italien.Bis 672 n. übl. Ztr. hielten sie das Landtrotz mehrfacher Angriffe des oströmi-schen Reiches. Aber auch sie warenzahlenmäßig zu schwach, um denKampf – der insbesondere auch mitden römischen Päpsten durchge-führt werden mußte – auf dieDauer zu bestehen. Von PapstHadrian I. gerufen, unterwarfKarl „der Große“ (der Sach-senschlächter) 781 n. übl.Ztr. die Langobarden undgliederte sie in das Fran-kenreich ein.

Am längsten von denaus der Völkerwande-rung auf fremdemBoden gegründetengermanischen Rei-chen hielt sich dasReich der Westgotenin Spanien. Toledowar ihre Hauptstadt.In wechselvollemSchicksal, im Kampfmit Ostrom und denPäpsten in Rom, de-ren weltliche Machtsich damals zu ent-falten begann, ver-läuft ihre Ge-schichte. Auch ihr Übertrittzum katholischen Glauben(vorher waren sie, wie alle Go-ten, Arianer) hält ihren Unter-gang nicht auf. Blutmäßig undauch sonst unterhöhlt, fallen sieden mohammedanischen Mau-ren 711 n. übl. Ztr. in derSchlacht von Xeres de la Fron-tera zum Opfer.

So endete das ostgermanische Reichnach einem heldenhaften Ringen umLebensraum.Die westgermanischen Völker, mitAusnahme der Langobarden, blieben inall der Zeit seßhafter. Sie vollführtenmehr eine schiebende Bewegung nachWesten, indem sie weniger andere Völ-ker überlagerten, als vielmehr vor sichherschoben. Auch hier zeigt sich unver-kennbar der Druck aus dem Norden. Erwirkt sich aber mehr in südwestlicher alsin südlicher Richtung aus, geht zum Teilsogar nordwestlich nach England, umerst später wieder unter den Frankenauf die Südrichtung zu kommen.Die Sachsen, wohl weniger durch Krieg,als durch freiwillige Vereinigung mitden Chauken, Angrivariern und Che-ruskern im 3. Jahrhundert n. übl. Ztr. alsStammbund auftretend, entwickeltenim 5. Jahrhundert n. übl. Ztr. einen sehrstarken Ausdehnungsdrang, weil offen-bar ihr Lebensraum zu eng gewordenwar. Sie übten so einen Druck auf die sa-lischen Franken aus, verdrängten sievom Zuidersee, setzten sich an der Loire mün dung fest, gingen von derholländischen Küste sowohl als auchzwischen Weser und Elbe mit Angelnund Jüten nach England und besetztendas Gebiet südlich und nördlich der

Themse etwa um 450 n. übl. Ztr., nach-dem die letzten römischen LegionenBritannien etwa 50 Jahre früherverlassen hatten. Davon, daß trotzdieser Abwanderung das Sach-senvolk noch oder bald wiedersehr stark war, zeugen dieKämpfe mit den Frankendurch Jahrhunderte hin-durch. Wenn sie auch spä-ter, 804 n. übl. Ztr., derÜbermacht der Frankenund der mit diesen ge-wissermaßen verbün-deten Kirche erlagen,so endete damit keines-wegs ihre Art und ihrVolkstum. HundertJahre später stehtDeutschland unter derFührung ihres HerzogsHeinrich.Den Alemannen, dieebenfalls immer wiederversuchten, durch eineAusbreitung ihren Le-bensraum zu ver-

größern, gelang es nach demTode des römischen FeldherrnAëtius (454 n. übl. Ztr.) das El-saß, die Rheinpfalz und das südli-che Rheinhessen zu besetzen,ebenso sich über die Ostschweizund über Bayrisch-Schwaben bisnach Regensburg auszudehnen.

Abb. 32: Schlacht auf den katalaunischen Feldern.

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Abb. 35: LangobardischesSchwert aus Italien.

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Durch die Erstarkung des fränkischenReiches wurde die weitere Ausdehnungverhindert. Die nördlichen Gaue ka-men unter fränkische Herrschaft, wäh -rend über die südlichen Theoderich derGroße, der Ostgotenkönig, eine ArtSchutzherrschaft ausübte. Im 8. Jahr-hundert n. übl. Ztr. werden sie dann auf-grund des Massenmordes an ihren Füh-rern in Cannstadt ins Frankenreich ein-gegliedert.Von den übrigen germanischen Völ-kern jener Zeit im Bereich des deut-schen Lebensraumes sind noch dieThüringer und die Bayern zu erwähnen.Von beiden Stämmen ist wenig be-kannt. Die Thüringer, die sich aus Her-munduren, einem Teil der Angeln undder Warnen bildeten, gründeten etwaum 400 n. übl. Ztr. ein eigenes Reich. Sieleisteten Attila Waffenhilfe. Unter Her-

manifried waren sieimmerhin so bedeu-tend, daß Theode-rich der Große mitihnen ein Bündnisschloß. Sie konntenjedoch gemeinsa-men Angriff vonFranken und Sach-sen nicht standhal-ten. Um die Mittedes 6. Jahrhundertsn. übl. Ztr. wurdensie dem Franken-reich einverleibt.

Die Bayern, wahr-scheinlich die Nachkom-men der Markomannen,wohnten bis etwa 500 n.übl. Ztr. in Böhmen, siemußten dann vor denmongolischen Awarenüber den Böhmerwald

hin ausweichen. Im 6. Jahrhundert n.übl. Ztr. besiedelten sie die Alpentäler,Nieder österreich, Ober- und Nieder-bayern und Tirol. 788 n. übl. Ztr. kamensie zum Frankenreich.

Durch den Wegzug der Goten, Gepi-den, Wandalen, Burgunden usw. ausdem Osten des heutigen deutschen Le-bensraumes war das Land, wenn auchnicht menschenleer geworden, so dochnur dünn besiedelt, und man kann demBericht, daß die wieder in ihre alte Hei-mat wandernden Heruler ein weithinleeres Land fanden, schon Glaubenschenken. Andererseits aber saßendoch noch Reste der verschiedenerStämme in diesen Gebieten, was schondadurch bezeugt ist, daß die zurückge-bliebenen Wandalen Geiserich, bevorer mit seinem Volk nach Afrika ging,darum baten, ihnen – den in der Heimatgebliebenen – das Land der Ausgezoge-nen als Eigentum zu geben. So warenGoten noch in der Krim, Wandalen inSchlesien und Ungarn, Gepiden an derWeichsel und burgundische Sippen an

Warthe, Netze undOder. Ein Teil dieserDagebliebenen bildeteeinen neuen Stamm, dieWidiwasier. Nur zö-gernd rückten die Sla-wen in die gering be-wohnten Gebiete ein,hauptsächlich im Zu-sammenhang mit denEinbrüchen der asiati-schen Awaren. –Einen ersten bekanntenStaat bildete ein Teilder Slawen, die heuti-gen Tschechen, in Böh-men und Mähren, wo-bei aber hervorgehobenwerden muß, daß derFranke Samo derSchöpfer dieses Staateswar. Weitere Einwan-derungen fanden im 7.und 8. Jahrhundert n.übl. Ztr. statt. Im 8.Jahrhundert n. übl. Ztr.scheint ein stärkererZustrom gewesen zusein, der zu einem un-mittelbaren Druck aufdie östlichen Germa-nenstämme, so insbe-sondere auf die Sach-sen, führte und demdiese sowohl als auchspäter Karl „derGroße“ und Heinrich I.entgegentraten. DieTatsache, daß viele Sla-wenfürsten germanische Namen trugen,läßt annehmen, daß die im Gebiet ver-bliebenen germanischen Sippen alsFührergeschlechter anerkannt wordensind. So unterzeichnet der erste polni-sche Reichsgründer im Jahre 922 einenVertrag mit dem Papst mit dem germa-nischen (wikingischen) Namen Dagon.

(Fortsetzung im nächsten Heft)

Abb. 34: Burgunden vor Worms.

Abb. 37: Theoderichs Grab.

Abb. 36:Schwert desfränkischenKönigsChilderich.

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Die Dorfkinder fragen:Mich mengt und knetet die Mama.Bei allen Festen bin ich da.Doch vorher steckt man mich ins Loch.Da werd’ ich heiß, als ob ich koch.Und bin ich kalt, dann bin ich schön,mit Zuckerguß fein anzusehn?

Welche Leser können im Winter nichtlesen?

Unseren jüngyen Gefährten

Spielanleitung:Die Kinder bilden einen Kreis, der nach links herumgeht. Ein Kind ist die „Zip-felmütz“ und geht in die Kreismitte, geht nach rechts herum. (Zipfelmütze wirddurch Hände über dem Kopf halten angedeutet.) Bei * bleibt es vor einem Kindstehen und stützt die Hände in die Hüften. Dann macht es die gesagten Bewe-gungen „wirft die Beine hinter sich“ usw. Dann gibt es dem andern Kind dieHände und beide tanzen im Galopp am Platz herum. Beide gehen dann in denKreis und singen: „Es gehen zwei Zipfelmütz“, usw.

Heidenspaß

Gib Obacht!Nach allen Ausgängenhalt Ausschau,eh du eintrittst,sieh dich sorgsam um.Wer weiß,wo ein Feindauf der Lauer liegt.

Havamal

New York vor dem Ersten Weltkrieg.Finkelstein macht an der Lower EastSide, dem Einfallstor für ostjüdischeImmigranten, ein koscheres Restaurantauf, doch obgleich er sehr gut kocht undbescheidene Preise fordert, kommenwenig Gäste. Man macht ihn darauf auf-merksam, daß sich das kaum ändernwird, solange er keinen Maschgiach(Aufseher für Koscherfragen) anstellt.Also stellt Finkelstein einen Masch-giach an, und es hilft tatsächlich, das Re-staurant läuft täglich besser, woraufhinder Maschgiach eine Lohnaufbesserungverlangt. Er bekommt sie, es kommenimmer mehr Gäste, der Maschgiach for-dert eine zweite Gehaltserhöhung.Als er aber zum dritten Mal mehr Geldhaben will, sagt Finkelstein ärgerlich:„Ich bessere Ihr Gehalt jetzt zum aller-letzten Mal noch weiter auf! Allmählichfängt es aber an, mir eher zu lohnen, ko-scheres Fleisch einzukaufen!“

*Schääl geht in Köln an St. Severin vor -über und bleibt erstaunt stehen. Da hatdoch sein Freund Tünnes eine Schaukelim Portal aufgehängt und schaukeltvergnügt zur Kirche hinein und wiederhinaus, immer hin und her.„Ja, wat es denn dat?“ ruft Schääl aus,und Tünnes ruft herunter: „Ich gewinnnur dä Toties-quoties-Ablaß.“ (DiesenAblaß kann man nämlich gewinnen, so-oft man eine Kirche an einem bestimm-ten Tage betritt.)

Der Kuchen

Die Ährenleser

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Meist lange Jahre unbemerkt –

Sexueller Mißbrauch bringtPriester nicht selten

vor Gericht Fälle sexuellen Mißbrauchs durch Prie-ster der katholischen Kirche werdenmeistens erst dann bekannt, wenn siebereits strafrechtliche Konsequenzenfür den Täter haben. Die DeutschePresse-Agentur hat an einige Miß -brauchs fälle aus den vergangenen Jah-ren in Deutschland erinnert. Sie habenallesamt überregional für erheblichesAufsehen gesorgt.

1993: Ein 44 Jahre alter Pfarrer aus demhessischen Kreis Bergstraße wird wegensexueller Nötigung zweier Mädchen zuzwei Jahren Haft mit Bewährung verur-teilt. Richter befinden ihn für schuldig,zwei damals 14 und 16 Jahre alte Schwe-stern in vier Fällen mißbraucht zu ha-ben. Der Priester hatte die Taten vorGericht gestanden.

1994: Ein katholischer Pfarrer aus dernordrhein-westfälischen Stadt Krefeldwird wegen sexuellen Mißbrauchs an ei-nem neunjährigen Jungen zu vier Jah-ren Haft verurteilt.

1995: Gegen einen 44 Jahre alten Pfar-rer aus Gilching in der Nähe von Mün-chen wird wegen des Besitzes von Kin-derpornos auf Videokassetten ermit-telt. Der Pfarrer wird daraufhin von sei-ner Landeskirche vom Dienst suspen-diert.

1995: Ein 67 Jahre alter Pfarrer aus demniedersächsischen Hildesheim wird inden Ruhestand versetzt. Er hatte zuvorzugegeben, sich an mehreren minder-jährigen Jungen vergangen zu haben. Esgab in diesem Fall allerdings kein kirch-liches Gerichtsverfahren, da die Tatendes Pfarrers bereits verjährt waren.

1996: Ein 47 Jahre alter Pfarrer in Wan-gen/Allgäu verzichtet nach Vorwürfensexueller Verfehlungen auf sein Pfarr -amt. Das Ordinariat hatte ihn bereitsbeurlaubt. Ein Gerichtsverfahren wirdschließlich eingestellt.

1996: Ein 65 Jahre alter katholischerPriester aus Haren im Emsland wird zuzwei Jahren Haft auf Bewährung unddarüber hinaus zu einer Geldstrafe ver-urteilt. Der inzwischen pensionierteund in einem Kloster lebende Pfarrersoll sich acht Jahre lang in insgesamt 225Fällen an 14 Meßdienern und Erstkom-munikanten vergangen haben.

1998: Ein 67 Jahre alter Pfarrer aus demoberschwäbischen Bergatreute wirdwegen sexuellen Mißbrauchs zu neunMonaten Gefängnis auf Bewährungverurteilt und muß zudem eine Geld-strafe in Höhe von 5000 Mark zahlen. Erhatte im Religionsunterricht an einerSchule mehrfach zehn bis zwölf Jahrealte Mädchen belästigt.1999: Ein 39 Jahre alter Pfarrer aus demschwäbischen Ort Wald wird zu dreiein-halb Jahren Haft verurteilt. Ihm haltendie Ermittler sexuellen Mißbrauch in 59Fällen vor. Opfer waren zwei Jungenund ein Mädchen im Alter zwischen elfund 14 Jahren. 2000: Ein katholischer Pfarrer aus demLandkreis Coburg in Bayern wird we-gen sexuellen Mißbrauchs von Kindernzu einer Bewährungsstrafe von zweiJahren verurteilt. Der 60 Jahre alteMann soll sich an drei Jungen im Altervon neun und elf Jahren vergangen ha-ben. Ein Vater hatte ihn während desWeihnachtsgottesdienst in der Kirchedes Mißbrauchs seines Sohnes bezich-tigt. 2000: Ein 45 Jahre alter Priester ausSüdbaden wird wegen schweren sexuel-len Mißbrauchs von Kindern zu zweiJahren Haft ohne Bewährung verur-teilt. Der Pater, der einer konservativenBruderschaft angehörte, hatte sich anzwei Jungen im Alter von sechs und achtJahren sexuell vergangen und einen vonihnen zum Oralverkehr gezwungen. April 2002: Ein 40jähriger Pfarrer ausdem bayerischen Ort Sandberg erstattetbei der Polizei Selbstanzeige, daß er ei-nen Jungen sexuell mißbraucht hat. DieDiözese Würzburg entbindet daraufhinden Mann mit sofortiger Wirkung vonseinen priesterlichen Pflichten und in-formiert die römischen Behörden derkatholischen Kirche – es ist das ersteMal, daß ein solcher Rapport an denVatikan öffentlich bekannt wird ersicht-lich deswegen, weil der Mann zur Poli-zei gegangen war. Sonst erfolgen bei sol-chen Selbstanzeigen nur Versetzungen.Juli 2002: Das Bistum Mainz beurlaubteinen Priester aus Rüsselsheim im süd-hessischen Kreis Groß-Gerau. Er stehtim Verdacht des sexuellen Mißbrauchseines Jugendlichen. Der Priester sollsein Unwesen über Jahre hinweg unbe-merkt getrieben haben. Der Vorsit-zende der Deutschen Bischofskonfe-renz und Mainzer Bischof Kardinal KarlLehmann kündigte in diesem Zusam-menhang schließlich an, den Vorwürfenrasch und intensiv nachgehen zu wollen.

Polizei-Razzia imweltberühmten Kloster

Eklat im deutschen Kloster MariaLaach. Ein deutscher Benediktiner-Pa-ter aus dem Kloster Maria Laach wurdekurz vor Weihnachten beim Stehlen vonPorno-DVDs in einem WürzburgerSex-Shop erwischt. Dies berichtet die„Abendzeitung“. Der Pater verübteden Diebstahl von Schwulen-Pornos indezenter Straßenkleidung und wurdenach einer Verfolgungsjagd durch dieInnenstadt von der Polizei festgenom-men. Bei einer anschließenden Razziaim Kloster Maria Laach wurden 230 ein-schlägige Filme beschlagnahmt, darun-ter auch 40 DVDs, die dem WürzburgerSex-Shop-Besitzer schon vorher gestoh-len worden waren. Eine Stellungnahmedes Klosters gab es nicht.

Domküster dealt mit Heroinaus Kirchen-Safe

Der Domküster von Halberstadt (Sach-sen-Anhalt) ist wegen des Verdachtsauf illegalen Drogenhandel festgenom-men worden. Der 47jährige solle sich ingroßem Stil als Rauschgiftdealerbetätigt und den „Stoff“ im Dom St. Ste-phanus zwischengelagert haben, teiltedie Polizei mit. Bei einer Durchsuchungder Kirche seien in einem Wandsafe imHeizungsraum 27 Gramm Heroin si-chergestellt worden.

Bei der Festnahme des Mannes in Mag-deburg wurden zudem drei KilogrammMarihuana gefunden, die er zuvor ei-nem niederländischen Lastwagenfahrerabgekauft haben soll. Gegen den Mitar-beiter des Evangelischen Kirchspielswurde Haftbefehl wegen illegalen Han-dels mit Betäubungsmitteln in nicht ge-ringen Mengen erlassen.

Die Evangelische Kirche zeigte sich be-stürzt und suspendierte den seit 18 Jah-ren beschäftigten Domküster mit sofor-tiger Wirkung vom Dienst.

Priester wollte 1/2 Mio €mit Kokaindeal verdienen

Ein italienisches Gericht hat einen Prie-ster wegen Kokainbesitzes zu dreiein-halb Jahren Haft verurteilt. Der 44-jährige Stefano Ciacca habe die Drogenim Schätzwert von einer halben MillionEuro verkaufen wollen, meldete dieNachrichtenagentur Ansa.

Ein Spürhund habe in einem an denDecknamen „Don Ziliotti“ in Perugiaadressierten Paket aus Südamerika dieDroge erschnüffelt und die Ermittler soauf Ciaccas Spur gebracht. Der Geistli-che wolle nichts vom Inhalt desPäckchens gewußt haben. Bei einer

Neue+ vom alten Feind

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Hausdurchsuchung entdeckte die Poli-zei Ansa zufolge aber eine kleineWaage, Substanzen zum Strecken desKokains und Marihuana.

Zusammen mit Ciacca wurde auch einKomplize verurteilt. Ansa zufolge wa-ren die beiden Männer im vergangenenJahr nach Kolumbien gereist und hattendort Ciaccas Ersparnisse in Kokain in-vestiert, das sie dann per Post nach Ita-lilen schickten.

Nonne stirbt qualvollen Tod am Kreuz

Eine junge Nonne ist in Rumänien aufbrutale Weise getötet worden, weil sieangeblich vom Teufel besessen war. EinPriester und vier Mitschwestern hattendie 23jährige tagelang an ein Kreuz ge-fesselt. Der Abt des Klosters nannte dieKreuzigung „genau das Richtige“.

Von Gläubigen gerufene Sanitäter fan-den die junge Frau im Kloster zur heili-gen Dreifaltigkeit in Tanacu tot an einKreuz gefesselt, teilte die Polizei in derProvinzstadt Vaslui mit. Die Schwesterhabe seit drei Tagen geknebelt amKreuz gehangen. Zuvor sei das Opfermehrere Tage an Händen und Füßengefesselt ohne Wasser und Nahrung ineinem Anbau des Klosters gefangen ge-halten worden. Der Priester und die vierNonnen erklärten nach Polizeiangaben,die junge Frau sei vom Teufel besessengewesen.

Nach Aussage der Polizei lebte dieNonne erst seit drei Monaten in demKloster im Nordosten Rumäniens.Nach einem Besuch bei einer Freundinhabe der Priester, der sie jetzt exor-zierte, ihr geraten zu bleiben. „Sie warkrank und besessen. Wir haben mehrereMessen gelesen, um den Bann zu lösen.Deshalb haben wir vom religiösenStandpunkt her genau das Richtige ge-tan“, sagte der Abt des Klosters von Ta-canu, Bruder Daniel, der Nachrichten -agentur Mediafax.

Der orthodoxe Patriarch in Bukarest,Bogdan Teleanu, sagte der Nach -richten agentur AFP, er könne den Fallnicht beurteilen, weil er nicht wisse,„was die junge Frau getan“ habe.

Priester vergiftet 64Gläubige

In der Republik Kongo starben 64 Be-wohner eines Urwalddorfes, nachdemsie einen „Zaubertrank“ eingenommenhatten, den der katholische Dorfpfarrerzusammengemischt hatte.

Das Getränk war Teil einer „Reini-gungszeremonie“, bei der die Gläubi-gen von ihren Plagen und Sünden „er-löst“ werden sollten. Der Priester ist auf

Deutscher Jahrweiser – Geschichte.Heimat- und Volkstum 2009Germanische Welt 2009Anmut und Schönheit 2009jeweils Kalender mit 12 meist farbigenAbbildungen. Orion-Heimreiter-Ver-lag, Kiel, je 11,20 €Für volks- und artbewußte Menschensind die Kalender eine Freude. Der Ka-lender Germanische Welt zeigt Abbil-dungen von Gemälden mit Motiven ausder Vorzeit, Wikingerzeit, auch einigeFotografien. Darunter auch Motive, dieganz neu sind, beispielsweise einGemälde von Eberhart Reimann, derdas Heiligtum in Goseck mit dem Son-nenaufgang zur Wintersonnenwendedarstellt.Im deutschen Jahrweiser finden wirGemälde aus Geschichte und Gegen-wart, darunter ein eindrucksvolles Ni-belungen-Aquarell von Prof. Petersen,aber auch beispielsweise eine Farbfoto-grafie von Königsberg.In Anmut und Schönheit sind Bilder ausdem Anfang der Freikörperkultur, Na-turaufnahmen, teils farbig. Sie gehörenin die Reformbewegung, die mit demWandervogel vor über 100 Jahren be-gann und die den Menschen zurück zurNatur und zur eigenen Art, dem eigenenVolk und der eigenen Heimat führensollte.Alle Kalender sind ein Schmuck für dasdeutsche Haus. J. R.

BuchbesprechungenBucbesprecungen

Nacricten

Gegen das Vergessen:

Schlacht am Kahlenberg bei Wien

Vor 325 Jahren, am 12. 9. 1683 n. übl. Ztr.,wurde die türkisch-osmanische Belage-rungsarmee unter Großwesir KaraMustafa von einem Entsatzheer vernich-tend geschlagen. Als höchst rangigem deram Feldzug teilnehmenden Fürsten lagder nominelle Oberbefehl beim polni-schen König Johann Sobieski. Tatsächlichwurden die Operationen von einemKriegsrat geleitet, dessen herausragenderKopf ein deutscher Reichsfürst, HerzogKarl von Lothringen, war.Dem Entsatzheer gehörten 11.000 Bay-ern, 10.000 Sachsen, 8000 Männer desschwäbischen und fränkischen Reichs-kreises, 21.000 Mann aus den verschiede-nen Ländern des Kaisers und 20.000 Po-len, insgesamt 70.000 Mann an. ZahlreicheNiederländer schlossen sich dem Ersatz-heer als Freiwillige an.Die Türkengefahr war zumindest vorläu-fig vom Reich abgewendet. Dennoch bliebes bei zahllosen „Buß- und Bettagen“, mitdenen überall in deutschen Landen dazubeigetragen werden sollte, die „Türkenge-fahr“ auch künftig abzuwenden.

Freiwillige KreuzigungenIn San Pedro Cutud (Philippinen) ha-ben sich auch in diesem Jahr mehrereMänner zu Ostern ans Kreuz nageln las-sen. Das blutige Schauspiel zieht jedesJahr Tausende Touristen an. Wie derDorfchef sagte, erwarte er auch künftigweitere Freiwillige, die sich mit zehnZentimeter langen Nägeln kreuzigenlassen wollen.

Hakenkreuz-Ohrringe im Supermarkt

Leser-Reporter Michael Schil-ling (21) entdeckte beim Ein-kauf in einer Filiale der Han-delskette „Globus“ in St. Wen-del (Saarland) Hakenkreuz-

Ohrringe. Und war erstaunt: „Ich hoffe,es handelt sich um einen blöden Zufallund die Hersteller-Firma hat das nichtbeabsichtigt.“Hannelore Ponterlitschek von der Im-port-Firma „Ponti“ war bestürzt. „DieOhrringe haben wir in China einge-kauft. Wir haben überhaupt nicht dasHakenkreuz dort hinein interpretiert.Wir sind von einem griechischen Mäan-dermuster ausgegangen. Und als dieseMäander entwickelt wurden, gab es

noch keinen National-sozialismus.“Die HandelsketteGlobus nahm dieseOhrringe für 5,95Euro aus dem Sorti-ment.

der Flucht. Insgesamt hatten 100 Perso-nen an der Zeremonie teilgenommenund von dem Trank gekostet. Auch an-dere Priester aus der Gegend hatten inletzter Zeit derartige Zeremonien ange-boten und durchgeführt – allerdings mitweniger dramatischem Ausgang.

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Zentralrat der Juden erhält 5 Millionen

Der Innenausschuß hat in seiner Sit-zung am Mittwochvormittag der Er-höhung der Staatsleistung für den Zen-tralrat der Juden auf 5 Millionen Eurojährlich zugestimmt. Alle Fraktionenbilligten den Entwurf eines Gesetzeszum Vertrag vom 3. März2008 zwischen der Bundes-republik Deutschland unddem Zentralrat der Judenin Deutschland (16/10296).Damit wird die bestehendeRegelung vom 27. Januar2003 geändert. Mit dieserVereinbarung seien dieBeziehungen zum Zentral-rat der Juden in Deutsch-land auf eine vertraglicheGrundlage gestellt wor-den, heißt es im Gesetzent-wurf. „Der Vertrag hatsich seither als tragfähigeGrundlage für eine konti-

nuierliche und partnerschaftliche Zu-sammenarbeit der Vertragsparteien be-währt“, so die Bundesregierung. Vordem Hintergrund wachsender Aufga-ben und neuer Anforderungen der jüdi-schen Gemeinschaft in Deutschlandhätten sich die Vertragsparteien aufeine Erhöhung der Staatsleistung ver-ständigt.

Gemeingermanischer ergänzter Futhark:

Die Artgemeinschaft – Germanische Glaubens-Gemeinschaft we-sensgemäßer Lebensgestaltung e.V. ist die größte heidnische Ge-meinschaft Deutschlands (dazu noch Mitglieder in anderen ger-manischen Völkern) mit tiefreichenden Wurzeln. Sie wurde 1951gegründet und vereinigte sich 1965 mit der Nordischen Glaubens-gemeinschaft e.V., die 1928 gegründet worden war und sich 1954in Nordisch-religiöse Gemeinschaft umbenannt hatte. Mit den be-reits 1924 gegründeten Nordungen fand 1983 die Vereinigungstatt. In der Artgemeinschaft wird ferner das Gedankengut der1913 von Ludwig Fahrenkrog gegründeten Germanischen Glau-bens-Gemeinschaft (GGG) fortgeführt und weiterentwickelt,nachdem diese 1957 ihre Tätigkeit eingestellt hatte, im Vereinsre-gister gelöscht wurde, und die Reste ihrer aktiven Mitglieder zurArtgemeinschaft bzw. Nordisch-religiösen Gemeinschaft gekom-men waren.Wir können auf eine jahrzehntelange Erfahrung bei der Neuge-staltung eines uns gemäßen Glaubens verweisen, da wir die ältestegermanisch-heidnische Glaubensgemeinschaft mit durchgängigemWirken sind. Bei uns finden Sie nicht nur ein reges Gemeinschafts-leben auf den regelmäßig wiederkehrenden Gemeinschaftstagen,sondern über die „Nordische Zeitung“, zwei Schriftenreihen, eineBuchreihe sowie Einzelschriften auch eine geistige Auseinander-setzung mit dem Christentum, Darstellung alter Bräuche und dieDurchformung eines arteigenen Glaubens. Wegen der großenNachfrage sind von zahlreichen Veröffentlichungen, die wir her-ausgebracht haben, viele bereits vergriffen. Nur wenn Sie laufendmit uns Verbindung pflegen, können Sie mithin sicher sein, auchalle neuen Veröffentlichungen von uns zu bekommen.Sie haben neben Abrufen unserer Darstellung aus dem Internet(www.asatru.de) drei Möglichkeiten, mit uns in Verbindung zubleiben, wozu Sie bitte einen Vordruck von unserer Heimatseiteabrufen oder bei unserer Postfachanschrift anfordern.� Die am wenigsten verpflichtende ist, daß Sie die NORDISCHE

ZEITUNG für 18,– € einschließlich Versand jährlich bestellen.� Wenn Sie auch zu Tagungen eingeladen und über die gemein-

schaftsinneren Angelegenheiten im Bild sein wollen, aber nichtaus einer Bekenntnis- oder anderen Religionsgemeinschaftaustreten oder sich noch nicht neu binden möchten, können Sie

FÖRDERER werden. Als Förderer bezahlen Sie einen Bei-trag nach Selbsteinschätzung, mindestens aber 55,– € im Jahr,worin der kostenlose Bezug der Nordischen Zeitung, unseresGefährtschaftsbriefes und unserer Flugblätter, ferner der Neu-erscheinungen der „Schriftenreihe der Artgemeinschaft“ ent-halten ist.

� Wenn Sie keiner Bekenntnis- oder Religionsgemeinschaft an-gehören und sich neu binden wollen, das „Artbekenntnis“ unddas „Sittengesetz unserer Art“ voll bejahen sowie überwiegendnordisch-fälische Menschenart verkörpern, können Sie Antragauf Aufnahme als MITGLIED in die Artgemeinschaft stellen.Sie zahlen einen Monatsbeitrag (nach Selbsteinschätzung) inHöhe von mindestens 1 % des Nettoeinkommens. Mindestbei-trag ist ein Betrag von 5,– € je Monat. Im Mitgliedsbeitrag ein-geschlossen ist die kostenlose Lieferung der Nordischen Zei-tung und des Gefährtschaftsbriefes, unserer Mitteilungen undFlugblätter, von Neuerscheinungen der „Schriftenreihe derArtgemeinschaft“ und der Reihe „Werden und Wesen der Ar-t religion“. Die Mitglieder der Artgemeinschaft sind gleichzei-tig Mitglied im Familienwerk, das einen Fami lien lasten aus -gleich erstrebt, Beitrag: gestaffelt (von € 0,– bei drei Kindernbis € 95,– bei kinderlos jährlich, Ermäßigung möglich). Fernerhaben Mitglieder einen Arbeitsdienst von 31/2 Tagen im Jahr ineinem unserer Gemeinschaftsheime zu leisten, bei Nichterfül-lung für jeden nicht geleisteten Tag 50 € zu zahlen. Mit EingangIhres Antrages auf Aufnahme werden Sie zunächst im Regel-fall ein Jahr als Anwärter bis zur endgültigen Entscheidungüber Ihre Mitgliedschaft geführt und haben in dieser Zeit be-reits die Beiträge zu zahlen, erhalten andererseits die für Mit-glieder bestimmten Leistungen mit Ausnahme der Mitteilun-gen. Die Entscheidung über Ihre Aufnahme fällt im Regelfallerst, nachdem Sie einen unserer Gemeinschaftstage besuchthaben, und sowohl Sie als auch wir feststellen konnten, ob wirzueinander gehören. Wenn Sie aufgenommen wurden, habenSie eine einmalige Aufnahmegebühr in Höhe von 30,– € zuzahlen, wofür Sie die Mitgliedsnadel, nach unserer Wahl einigenoch lieferbare Schriften aus unseren Schriftenreihen und ei-nen früheren Jahrgang der Nordischen Zeitung erhalten.

Nordische Zeitung im Internet: www.nordzeit.de · www.asatru.de · www.artgemeinschaft.org · E-Post: [email protected]

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Handle so, daß Du überzeugtsein kanny, mit DeinemHandeln auc Dein Beye+und Äußerye+ dazu getan zuhaben, die Menxenart, au+der Du hervorgegangen biy,beyand+- und entwiqlung+ -fähig zu halten.

Erwin Guido Kolbenhe¥er

Die Sonne geht nict wirklic unter,e+ iy die Erde, die ihre Bahn fortsetzt.Wie die Sonne sceint die Seelede+ geliebten Menxenin einer anderen Welt weiter.

Wir nehmen Abxiedvon unserer geliebten Gefährtin

Hildegard ScererÅ 1. Hornung 3722 n. St.

ˇ 22. Gilbhart 3808 n. St.

Unfaßbar: Werbeanzeige der Polizei Niedersachsen in derBraunschweiger Zeitung vom 1.11.08

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