Projektdokumentation „Suchtinformationsveranstaltung ...

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Projektdokumentation „Suchtinformationsveranstaltung – Keinen Bock auf Drogen!“ Projektwerkstatt: Soziale Arbeit an der Schnittstelle von Jugendhilfe und Schule Dozentin: Prof. Dr. Marlene Jansen-Schulze Hochschule Koblenz, Fachbereich Sozialwissenschaften Studiengang: Soziale Arbeit, SoSe 2017 Durchführende Studierende: Anna-Lena Plaza Mateos und Eileen Fischer

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Projektdokumentation

„Suchtinformationsveranstaltung –

Keinen Bock auf Drogen!“

Projektwerkstatt: Soziale Arbeit an der Schnittstelle von Jugendhilfe und Schule

Dozentin: Prof. Dr. Marlene Jansen-Schulze

Hochschule Koblenz, Fachbereich Sozialwissenschaften

Studiengang: Soziale Arbeit, SoSe 2017

Durchführende Studierende: Anna-Lena Plaza Mateos und Eileen Fischer

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Projektbeschreibung:

Das Projekt “Suchtinformationsveranstaltung – Keinen Bock auf Drogen“ war eine

Suchtpräventionsveranstaltung mit einer Berufsvorbereitungsklasse der Berufsbildenden

Schule Westerburg, Hofwiesenstraße 1, 56457 Westerburg, in Kooperation mit der

Projektwerkstatt der Hochschule Koblenz, begleitet von Prof. Dr. Marlene Jansen-Schulze.

„Durch die Projektwerkstatt, welche an der Hochschule Koblenz für das fünfte, sechste

und siebte Semester angesetzt ist, wird den Studierenden ermöglicht, theoretisch

gelernte Inhalte praktisch in selbständiger Arbeit umzusetzen.“ (Jansen-Schulze 2016:

S.1 ff)

Der Zeitraum des Projektes erstreckte sich von Oktober 2016 bis März 2017, betrug vier

Schulstunden in der Woche und endete mit einem Expertenvortrag von Herrn Ralf

Steinhauer, Leiter der Selbsthilfegruppe Kreuzbund e.V. Kirchen, über seine Erfahrungen

bezüglich Alkoholsucht.

Zudem wurde mit dem Diakonischen Werk Westerburg in Form einer kleinen

Präventionsveranstaltung zu den Themen Suchtarten und Suchtentstehung kooperiert.

Fachliche Grundlagen:

Als Arbeitsprinzip wurde Lebensweltorientierung gewählt.

„Eine lebensweltorientierte Soziale Arbeit orientiert sich einerseits an den AdressatInnen

Sozialer Arbeit, an ihren Deutungen ihrer Lebensverhältnisse, Lebensschwierigkeiten

sowie ihren Ressourcen. Andererseits bezieht sie sich auf subjektbezogene wie auch auf

gesellschaftliche Bedingungen und Möglichkeiten. Im Mittelpunkt steht dabei die

Stärkung der Lebensräume und der sozialen Bezüge der AdressatInnen und ihrer

Ressourcen und (Selbst-)Hilfemöglichkeiten, um ihnen so einen gelingenderen Alltag zu

ermöglichen“ (Füssenhäuser 2006: 127)

Durch dieses Arbeitsprinzip konnte auf die Komplexität des Alltags der SchülerInnen

eingegangen werden. Gemeinsam in der Gruppe oder in

Einzelgesprächen wurden in den Lebenswelten der Jugendlichen

aufgetretene Probleme und Unsicherheiten bezüglich

verschiedener Formen von Genuss und Sucht besprochen. So

konnte individuell auf jeden Einzelnen in seiner Lebenslage

eingegangen werden. Besonderer Wert wurde auf die Förderung

der Selbsthilfemöglichkeiten und das Erkennen von Ressourcen

gelegt.

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Um die Durchführung des Projekts zu ermöglichen, wurde zunächst eine Vertrauensbasis

geschaffen.

Gerade der Vertrauensaufbau war bei diesem Projekt mit dem sensiblen Thema Sucht

sehr wichtig und zeitintensiv. Bei dem Aufbau einer Vertrauensbasis wurden Aspekte der

klientenzentrierten Gesprächsführung eingesetzt.

Um das Vertrauen der Schüler zu gewinnen, wurden Aspekte der Methode der

klientenzentrierten Gesprächsführung eingesetzt. Durch die Grundsätze der Empathie, der

Wertschätzung und der Kongruenz wurde eine Ebene des Umgangs geschaffen, der den

Schülern Respekt und Vertrauen entgegen bringt und diese dazu motivierte, diese auch

den Projektleitern entgegen zu bringen. (Vgl. Färber (2016): 14)

Zielgruppe:

Durch eine Bedarfsanalyse seitens der Lehrer und des Sozialarbeiters Herrn Hans-

Joachim Freund wurde die Berufsvorbeitungsklasse im Bereich Holztechnik für das Projekt

ausgewählt. In dieser Klasse befanden sich bei Projektbeginn 13 SchülerInnen zwischen

15 und 18 Jahren. Die Gruppe bestand aus elf Jungen und zwei Mädchen. Im Januar

hatte sich die Anzahl der SchülerInnen aufgrund von Schulabbrüchen auf zehn

Jugendliche reduziert. Die Veranstaltungen des Projekts waren für alle SchülerInnen

verpflichtend, da diese in den Schulunterricht eingebunden waren.

Richtziel

Jugendliche sind in ihrem Selbstbewusstsein gestärkt und können sich kritisch mit Drogen

und Sucht auseinander setzen.

Grob – und Feinziele:

Grobziel 1: Die SchülerInnen nehmen aktiv am Projekt teil. Feinziel 1: Regelmäßige Teilnahme an der Informationsveranstaltung.Feinziel 2: SchülerInnen bringen eigene Ideen ein.Feinziel 3: SchülerInnen äußern Interesse.

Grobziel 2: Die SchülerInnen haben ein Grundwissen zum Thema 'Sucht' erworben.Feinziel 1: Mögliche Merkmale einer Sucht kennen lernen. (Definition)Feinziel 2: Verschiedene Suchtarten kennen lernen.Feinziel 3: Entwicklung einer Sucht kennen lernen.Feinziel 4: Mögliche Folgen einer Sucht kennen lernen.

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Grobziel 3: Die SchülerInnen setzen sich kritisch mit dem Begriff 'Sucht' auseinanderFeinziel 1: Positive und negative Einflüsse auf eine Sucht erarbeiten.Feinziel 2: SchülerInnen lernen sich ansatzweise mit eigener Meinung an Diskussionen mit MitschülerInnen, Lehrern, Studierenden und Referenten zu beteiligen.Feinziel 3: Bewältigungsstrategien kennen lernen und erarbeiten.

Grobziel 4: Hilfsangebote kennenlernen. Feinziel 1: SchülerInnen lernen MitarbeiterInnen aus dem Suchtberatungsbereich und den Selbsthilfegruppen kennen.Feinziel 2: SchülerInnen lernen Aufgaben und Vorgehensweise von Einrichtungen der Suchthilfe kennen, sowie den groben Ablauf einer Beratung.

Durchführung:

Zur Vorbereitung des Projektes suchten

die Projektleiterinnen im SoSe 2016 den

Kontakt zu LehrerInnen und dem

Sozialarbeiter der Berufsbildenden Schule

Westerburg und stellten ihr Projekt vor. Im

September 2016 wurde eine Klasse für

das Projekt ausgewählt.

Die ersten zwei Wochen wurde der

Vertrauensaufbau gefördert. Dabei wurde lediglich zusammen in der Holzwerkstatt unter

der Leitung von Herr Seibert im praktischen Unterricht zusammen gearbeitet. Bei diesen

Einheiten wurde sich in Gesprächen in der Gruppe oder unter 'vier Augen' kennengelernt,

das Projekt in groben Zügen vorgestellt und gegenseitig Hilfestellung geleistet.

Den offiziellen Einstieg in das Projekt machte Frau Lisa Herkersdorf vom Diakonischen

Werk Westerburg im Oktober mit einer Präventionsveranstaltung über zwei Schulstunden

zu den Themen Suchtverlauf, Suchtarten und Hilfsangebote. Anschließend wurde eine

grobe Einteilung der theoretischen und praktischen Teile des

Projektes in Zusammenarbeit mit den Schülern und dem Lehrer

vorgenommen. Die Wünsche und Vorstellungen aller Beteiligten

Akteure wurden dabei berücksichtigt. Es stellte sich heraus, dass viele

der Jugendlichen im Familien- oder Freundeskreis mit Suchtproblematiken konfrontiert

waren. Im Laufe des Projekts berichteten auch einige SchülerInnen offen von Erfahrungen

mit Alkohol und Drogen. Der Vertrauensaufbau der ersten zwei Wochen führte hier zu

einer sehr offenen und interessierten Gesprächsrunde.

Praktische und theoretische Einheiten wurden im Projekt meist im Wechsel durchgeführt.

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Die theoretischen Stunden umfassten folgende Themen: eigene

Ressourcen, Suchtarten, -verlauf, -entstehung, -hilfe und rechtliche

Bestimmungen. Hierzu wurden Stuhlkreise mit Diskussionsrunden,

Arbeitsblätter, Filme, Infomaterial und PowerPoint-Präsentationen genutzt

und es wurde auf die Interessen der Jugendlichen eingegangen.

Im praktischen Projektteil wurden als Kunstprojekt

menschengroße Figuren aus Holz erstellt. Diese gestalteten

die SchülerInnen farbig und versahen sie mit selbst

gearbeiteten Buchstaben. Zudem erstellten die Jugendlichen

Karten mit Zitaten von Suchtbetroffenen zu den

verschiedenen Suchtarten, welche an den Figuren befestigt wurden. Die Ausstellung der

Figuren fand am 18. März 2017 im Eingangsbereich der

Holzwerkstatt am Tag der offenen Tür statt.

Im Rahmen der Projekttage war der mangelnde Klassen-

zusammenhalt zu beobachten.

Zur Stärkung der Klassengemeinschaft wurden gruppenstärkende

Kooperationsübungen durchgeführt, welche von den SchülerInnen

erst skeptisch, am Ende aber mit Begeisterung

durchgeführt wurden. Es wurden daher neben den suchtbezogenen

Einheiten wie dem Rauschbrillenparcours, auch die Spiele „Säure-See“,

„Drahtseil“ und „Rettende Insel“ mit den Jugendlichen durchgeführt.

Den Abschluss des Projektes machte Herr Ralf Steinhauer mit einem

beeindruckenden Vortrag, an welchem mehrere Klassen gespannt teilnahmen. Als Leiter

der Selbsthilfegruppe Kreuzbund Kirchen e.V. erzählte er von seiner eigenen

Suchterkrankung. Hier war das Interesse der SchülerInnen und LehrerInnen sehr groß und

es kam anschließend zu einer regen Beteiligung an der Frage- und Diskussionsrunde.

Fazit:

Allgemein war zu beobachten, dass ein großes Interesse an dem Thema Sucht, vorrangig

Drogen und Alkohol, bestand. Durch dieses Interesse war es möglich, den theoretischen

Teil mit engagierten SchülerInnen interessant zu gestalten und die Aufmerksamkeit der

Jugendlichen weitestgehend aufrecht zu erhalten. Lediglich bei den letzten drei

Blocktagen war Unruhe bis leichtes Desinteresse bei einigen der ProjektteilnehmerInnen

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wahrzunehmen. Der bewusste Wechsel zwischen theoretischen Einheiten und praktischer

Arbeit hat sich als förderlich erwiesen. Zum einen, weil keine ablaufbedingten Wartezeiten

entstanden, zum anderen, weil diese Verflechtung die Aufmerksamkeit förderte.

Günstiger für die Entwicklung des Projektes wäre es gewesen, wenn man gleich zu

Beginn Kooperationsübungen zur Gemeinschaftsförderung durchgeführt hätte um der

Gruppendynamik bezüglich des Klassenzusammenhaltes entgegenzuwirken.

Ein kurzer Rückblick auf die absolvierte Projekteinheit nach der Durchführung, teilweise in

Zusammenarbeit mit Klassenlehrer Herrn Seibert, stellte sich als unumgänglich heraus.

Nur so war eine individuelle bedarfsorientierte Planung für die nächste Einheit möglich.

Besonders die von einigen Jugendlichen selbst gesuchten privaten Einzelgespräche

zeigten, dass eine Vertrauensbasis geschaffen wurde, in welcher die SchülerInnen sich

offen äußern konnten.

Den Kontakt zu Herrn Ralf Steinhauer möchte die Schule aufrecht erhalten, um eine

Veranstaltung mit ihm jährlich zu wiederholen.

gez. Anna-Lena Plaza Mateos und Eileen Fischer

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Literatur:

Färber, H.P. (2016): Mitteilen-Zuhören-Verstehen: Die verschlungenen Wege der

Kommunikation, Norderstedt: BOD Book On Demand

Füssenhäuser, C. (2006): Lebensweltorientierung in der Sozialen Arbeit, in: Dollinger, B.;

Raithel, J. (Hrsg.), Aktivierende Sozialpädagogik, Wiesbaden: VS Verlag für

Sozialwissenschaften

Jansen-Schulze, M. (2016): Darstellung der Projektwerkstatt: Soziale Arbeit in der

Jugendhilfe mit einem Schwerpunkt: Schnittstelle von Jugendhilfe und Schule, Koblenz

Artikel aus “Lokalanzeiger - Westerwald-Post“ vom 10.Mai 2017 KW 18, Seite 7

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