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1 RGD Bulletin 20 / 2014 Wir freuen uns, Ihnen das 20. Bulletin mit nachfolgenden Themen zustellen zu können: Falls Sie das Bulletin abbestellen wollen: bitte E-Mail retour an den Absender mit dem Betreff "RGD Bulletin OFF". - Der RGD stellt sich neu auf - Intensive Kälberaufzucht: die Essentials für den Tierarzt I. Ante- und peripartale Faktoren - Mortellaro – Erdbeerkrankheit – Digital Dermatitis im Bestand Der RGD stellt sich neu auf Der Rindergesundheitsdienst der Schweiz blickt bereits auf eine lange Tradition zurück: Vor nahezu 20 Jahren stand bei der Gründung der damals noch visionäre Gedanke im Vordergrund, dass die Herdenmedizin und Präventionskonzepte in der Arbeit des Rinderpraktikers zunehmende Bedeutung haben werden. Das damalige Bundesamt für Veterinärwesen und die Schweizerische Vereinigung für Wiederkäuergesundheit (SVW) schufen die Voraussetzungen, um Weiterbildungen für Tierärzte anzubieten, Merkblätter und Konzepte zu erarbeiten und Bestandesdiagnostik auf Betrieben in Zusammenarbeit mit dem Hoftierarzt durchzuführen. Ungeachtet der herausragenden ökonomischen Bedeutung des Rindes in der Veredlungswirtschaft der Schweiz konnte der RGD allerdings die Bestandesmedizin nicht so in der Praxis etablieren und vorantreiben, wie die Gründer das seinerzeit beabsichtigten. Der vielleicht wichtigste Grund war die stets knappe personelle Ausstattung. Dies soll sich ändern. Auf Initiative der Kerngruppe „Tiergesundheitsdienste Schweiz“ und abgestimmt mit BLV und SVW wurden durch die Professoren A. Steiner (Vetsuisse Bern) und H. Bollwein (Vetsuisse Zürich) die Voraussetzungen geschaffen, dass der RGD ab dem 01.01.2015 wieder an die Vetsuisse- Fakultäten zurückkehren wird. Es sollen so die Zusammenarbeit mit den Abteilungen für Bestandesmedizin und interessierten Instituten gefördert und Synergien genutzt werden. Auch weiterhin bleibt es das grundsätzliche Anliegen des RGD, die Kompetenz des in der Praxis tätigen Tierarztes zu stärken und Konzepte zur Verbesserung der Herdengesundheit unter den spezifischen Rahmenbedingungen in der Schweiz zu entwickeln und zu vermitteln. Dabei versteht sich der RGD als Bindeglied zwischen Tiermedizin und Landwirtschaft. Das bedeutet auch, dass die bisherige vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der AGRIDEA fortgesetzt werden soll. Ebenso wird der RGD weiterhin die Bestandestierärzte bei der Abklärung von Bestandesproblemen unterstützen und begleiten. Eine stärkere Fokussierung der Arbeit soll allerdings die Effizienz der Arbeit maximieren. So werden in Zusammenarbeit mit speziellen Arbeitskreisen, in denen interessierte Praktiker mitwirken, praxisgerechte Konzepte für ein systematisches Fruchtbarkeitsmanagement, die Kälberaufzucht und -mast (Vetsuisse Zürich) sowie zum Vorgehen bei gehäuften Lahmheiten und Problemen mit der Eutergesundheit (Vetsuisse Bern) erarbeitet. Diese Konzepte werden an die Tierärzteschaft kommuniziert und sollen dann die Arbeit der Bestandestierärzte unterstützen. Die Fort- und Weiterbildungsmassnahmen des RGD und der Vetsuisse-Fakultäten sollen koordiniert und mit gegenseitiger Unterstützung durchgeführt werden. Die finanzielle Basis des RGD soll künftig konsolidiert werden, indem dieser so bald wie möglich mit dem Schweinegesundheitsdienst und dem Beratungs- und Gesundheitsdienst für Kleinwiederkäuer gleichgestellt wird; dies soll durch eine Bundesverordnung über die Tiergesundheitsdienste Schweiz erreicht werden.

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RGD Bulletin 20 / 2014

Wir freuen uns, Ihnen das 20. Bulletin mit nachfolgenden Themen zustellen zu können: Falls Sie das Bulletin abbestellen wollen: bitte E-Mail retour an den Absender mit dem Betreff "RGD Bulletin OFF". - Der RGD stellt sich neu auf - Intensive Kälberaufzucht: die Essentials für den Tierarzt

I. Ante- und peripartale Faktoren - Mortellaro – Erdbeerkrankheit – Digital Dermatitis im Bestand Der RGD stellt sich neu auf Der Rindergesundheitsdienst der Schweiz blickt bereits auf eine lange Tradition zurück: Vor nahezu 20 Jahren stand bei der Gründung der damals noch visionäre Gedanke im Vordergrund, dass die Herdenmedizin und Präventionskonzepte in der Arbeit des Rinderpraktikers zunehmende Bedeutung haben werden. Das damalige Bundesamt für Veterinärwesen und die Schweizerische Vereinigung für Wiederkäuergesundheit (SVW) schufen die Voraussetzungen, um Weiterbildungen für Tierärzte anzubieten, Merkblätter und Konzepte zu erarbeiten und Bestandesdiagnostik auf Betrieben in Zusammenarbeit mit dem Hoftierarzt durchzuführen. Ungeachtet der herausragenden ökonomischen Bedeutung des Rindes in der Veredlungswirtschaft der Schweiz konnte der RGD allerdings die Bestandesmedizin nicht so in der Praxis etablieren und vorantreiben, wie die Gründer das seinerzeit beabsichtigten. Der vielleicht wichtigste Grund war die stets knappe personelle Ausstattung.

Dies soll sich ändern. Auf Initiative der Kerngruppe „Tiergesundheitsdienste Schweiz“ und abgestimmt mit BLV und SVW wurden durch die Professoren A. Steiner (Vetsuisse Bern) und H. Bollwein (Vetsuisse Zürich) die Voraussetzungen geschaffen, dass der RGD ab dem 01.01.2015 wieder an die Vetsuisse-Fakultäten zurückkehren wird. Es sollen so die Zusammenarbeit mit den Abteilungen für Bestandesmedizin und interessierten Instituten gefördert und Synergien genutzt werden. Auch weiterhin bleibt es das grundsätzliche Anliegen des RGD, die Kompetenz des in der Praxis tätigen Tierarztes zu stärken und Konzepte zur Verbesserung der Herdengesundheit unter den spezifischen Rahmenbedingungen in der Schweiz zu entwickeln und zu vermitteln. Dabei versteht sich der RGD als Bindeglied zwischen Tiermedizin und Landwirtschaft. Das bedeutet auch, dass die bisherige vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der AGRIDEA fortgesetzt werden soll. Ebenso wird der RGD weiterhin die Bestandestierärzte bei der Abklärung von Bestandesproblemen unterstützen und begleiten. Eine stärkere Fokussierung der Arbeit soll allerdings die Effizienz der Arbeit maximieren. So werden in Zusammenarbeit mit speziellen Arbeitskreisen, in denen interessierte Praktiker mitwirken, praxisgerechte Konzepte für ein systematisches Fruchtbarkeitsmanagement, die Kälberaufzucht und -mast (Vetsuisse Zürich) sowie zum Vorgehen bei gehäuften Lahmheiten und Problemen mit der Eutergesundheit (Vetsuisse Bern) erarbeitet. Diese Konzepte werden an die Tierärzteschaft kommuniziert und sollen dann die Arbeit der Bestandestierärzte unterstützen. Die Fort- und Weiterbildungsmassnahmen des RGD und der Vetsuisse-Fakultäten sollen koordiniert und mit gegenseitiger Unterstützung durchgeführt werden. Die finanzielle Basis des RGD soll künftig konsolidiert werden, indem dieser so bald wie möglich mit dem Schweinegesundheitsdienst und dem Beratungs- und Gesundheitsdienst für Kleinwiederkäuer gleichgestellt wird; dies soll durch eine Bundesverordnung über die Tiergesundheitsdienste Schweiz erreicht werden.

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Es bleibt zu hoffen, dass die neue Organisationsstruktur schnell Erfolge verzeichnen kann – in Form einer intensiveren Zusammenarbeit mit den Praktikern und den Produzenten vor Ort. Informationen zur neuen personellen Besetzung des RGD finden Sie auf der Homepage unter http://www.rgd.ch.

Intensive Kälberaufzucht: die Essentials für den Tierarzt I. Ante- und peripartale Faktoren Autor: Martin Kaske, Rindergesundheitsdienst, AGRIDEA E-Mail: [email protected] Auf vielen Milchviehbetrieben wird der Kälberaufzucht keine besondere Bedeutung beigemessen. Es gilt die Überzeugung, dass das Betriebseinkommen primär durch die Milchproduktion generiert wird, so dass der Fütterung, Gesundheit und Fertilität der Kühe besondere Aufmerksamkeit zukommt. Die Kälberaufzucht wird zwar als notwendig angesehen, doch wird die Versorgung der Neugeborenen gern Lehrlingen oder Ungelernten übertragen. Die Ergebnisse sind sehr häufig unbefriedigend. Aufzuchtverluste ergeben sich durch Totgeburten sowie Jungtiererkrankungen (insbesondere neonatale Diarrhoe und enzootische Bronchopneumonie). Die Kälberverluste liegen im Mittel aller Betriebe seit Jahren unverändert zwischen erschreckenden 10 und 20 %. Zu den finanziellen Einbussen durch verendete Kälber addieren sich zudem wirtschaftliche Verluste durch verminderte Tageszunahmen erkrankter Tiere, die schlechte Entwicklung von chronisch kranken Kälbern („Kümmerer“), Aufwendungen für Tierarzt und Medikamente sowie den erhöhten zeitlichen Aufwand für die Betreuung kranker Kälber.

Zahlreiche Studien vor allem aus den letzten zehn Jahren zeigen jedoch, dass die erfolgreiche Kälberaufzucht eine entscheidende Grundlage für die Remontierung von hochleistenden, langlebigen Milchkühen darstellt und wesentlich die Wirtschaftlichkeit der Milchproduktion beeinflusst. So wissen wir heute, dass eine schlechte Entwicklung der Kälber in den ersten Lebenswochen ebenso wie Jungtiererkrankungen drastische Konsequenzen im Hinblick auf die langfristige Performance des Tieres bei der späteren Nutzung als Mastbulle oder Milchkuh haben. Dahinter verbirgt sich das Prinzip der sog. „metabolischen Programmierung“, das in den letzten zwei Dekaden vor allem im Hinblick auf das metabolische Syndrom des Menschen von Diabetologen und Stoffwechselphysiologen aus der Humanmedizin erforscht wurde. Entsprechend beeinflusst das Ernährungsniveau eines Organismus sowohl während der Entwicklung des Fötus im Uterus als auch in den ersten Lebenswochen lebenslang die endokrinologische und metabolische Konstellation des Organismus. Diese Programmierung erfolgt offenbar bei allen Säugetieren und wurde in mehreren Studien auch für das Rind nachgewiesen („Das Kalb von heute – die Kuh von morgen!“) (Kaske et al. 2010). Tatsächlich zeigten mehrere Studien, dass eine höhere Fütterungsintensität in den ersten Lebenswochen – bei identischen Fütterungsbedingungen nach der Tränkeperiode – zu einer höheren Milchleistung bei diesen Tieren in der ersten Laktation führt – verglichen mit anfangs restriktiv gefütterten Kälbern (Bar-Peled et al. 1997; Moallem et al. 2010). Eine mögliche Erklärung ist ein positiver Einfluss der Fütterungsintensität auf die Entwicklung des Euterparenchyms; dieser war jedoch lediglich in den ersten Lebenswochen und schon nicht mehr zwischen der 8. und 14. Lebenswoche nachweisbar (Brown et al. 2005).

Welche Konsequenzen ergeben sich aus diesen neuen Erkenntnissen? Während es in vergangenen Jahren häufig in den Betrieben nur darum ging, Tierverluste zu vermeiden und selbst bei einer schlechten Entwicklung der Kälber in den ersten Lebenswochen auf das spätere kompensatorische Wachstum zu hoffen, gilt heute die Überzeugung, dass nur ein intensives Wachstum in den ersten Lebenswochen hohe Leistungen im späteren Leben des Tieres ermöglicht. Entsprechend müssen in den ersten Lebenswochen die Weichen für hohe Tageszunahmen gestellt werden. Der Vermeidung von

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massiven Jungtiererkrankungen kommt dabei eine besondere Bedeutung zu, da diese nicht kurzfristig die Entwicklung des Tieres negativ beeinflussen, sondern offenbar auch langfristig negative Konsequenzen haben. Gehäuft auftretende Kälberkrankheiten auf einem Betrieb sind dabei ein Indikator für systematische Mängel im Fütterungs- und/oder Haltungsmanagement, denn die Mehrzahl der wichtigsten Infektionserreger ist auf praktisch allen Betrieben nachweisbar.

Hier ist nun der Hoftierarzt besonders gefordert – nicht nur im Hinblick auf die adäquate Therapie erkrankter Tiere, sondern mehr noch für die gezielte Beratung des Tierhalters zur Abstellung der wichtigsten Risikofaktoren. Die aus Sicht des Autors wichtigsten Aspekte (Maccari et al. 2012) werden im Folgenden durch einige Kernaussagen vorgestellt, wobei sich die Zitation von Studien aus Platzgründen auf wenige Beispiele beschränken muss.

1. Die Grundlagen der Kälbergesundheit werden antepartal geschaffen

Die Fütterung der trächtigen Kuh hat Konsequenzen für die Entwicklung des Föten, den Geburtsverlauf und die Vitalität des neugeborenen Kalbes:

Eine Überkonditionierung der Muttertiere ist ein zentraler Risikofaktor für Schwergeburten. Um diese auf Herdenebene zu vermeiden, ist eine systematische Erfassung der Körperkondition bei den hochträchtigen bzw. frisch abgekalbten Tieren hilfreich. Meist erfolgt die Beurteilung über einen Body condition score (BCS) mit einer Skala von 1-5 (Edmonson et al. 1989; Ferguson et al. 1994) oder durch die sonographische Erfassung der Rückenfettdicke (Schröder und Staufenbiel 2006). Ist z. B. der Anteil von Kühen mit einem BCS > 4 höher als 10 %, so ist von einem überdurchschnittlichen Risiko für Schwergeburten und Stoffwechselstörungen der Kühe in der Frühlaktation auszugehen. Entgegen der Vorstellung vieler Landwirte ist weniger die Fütterung während der Trockenstehperiode entscheidend für die Körperkondition der Muttertiere bei der Kalbung, sondern vielmehr eine angepasste Fütterung im letzten Drittel der Laktation. Zudem gilt es hervorzuheben, dass eine Verfettung in besonderem Masse für Erstkalbinnen problematisch ist – insofern sollten tägliche Zunahmen im zweiten Lebensjahr von mehr als 750 g/Tag unbedingt vermieden werden!

Eine ausreichende Versorgung mit Spurenelementen (Selen u. a.) und Vitaminen ist bei den Tieren vor der Kalbung unbedingt sicherzustellen. Hier treten insbesondere bei den Färsen häufig Defizite auf, die das Mineralfutter der laktierenden Kühe während der letzten Wochen ante partum nicht erhalten (z. B. Weidehaltung bis kurz vor Abkalbung). Auch bei extensiv gehaltenen Mutterkühen wird häufig eine massive Unterversorgung mit Selen nachgewiesen, die bei den Kälbern zu Apathie und Trinkschwäche führen kann (Enjalbert et al. 2006); bei den Muttertieren sollten gehäuft auftretende Nachgeburtsverhaltungen und Bursitiden (Eicken et al. 1992, Beagley et al. 2010) die Aufmerksamkeit in Richtung Selenmangel lenken. Grundsätzlich gilt, dass jeder Betrieb, der nichts gegen einen Selenmangel unternimmt, einen Selenmangel hat!

Bei mehrkalbigen Muttertieren können fehlende Präventionsmassnahmen im Hinblick auf die hypocalcämische Gebärparese eine erhöhte Inzidenz von stagnierenden Geburten bzw. Schwergeburten und damit vermehrt Frühasphyxien bei den Kälbern verursachen. Bei hochleistenden Milchkühen sollte eine systematische Prävention subklinischer Hypocalcämien deshalb bei jeder mehrkalbigen Kuh bereits vor der Abkalbung zur Routine gehören (Staufenbiel 2010). Als adäquate Massnahmen gilt noch immer die einmalige Verabreichung von 10 Mio. IE Vitamin D (Merck Veterinary Manual 2010) am 276. Tag nach der erfolgreichen Besamung; erfolgt die Kalbung nicht innerhalb der folgenden fünf Tage, so sollte zusätzlich peroral Calcium-Boli verabreicht werden. Die Eingabe der stark reizenden Gele auf Basis von Calciumchlorid sollte heute nicht mehr vorgenommen werden. Die Verfütterung von Grassilagen mit niedrigem Kaliumgehalt (< 15 g/kg TS) in den letzten zwei bis drei Wochen ante partum begünstigt

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darüber hinaus eine leicht acidotische Stoffwechsellage, die die Mobilisierung von Calcium erleichtert und damit die Wahrscheinlichkeit für Hypocalcämien reduziert. Die Untersuchung von Harnproben der Kühe in den letzten drei Wochen vor der Kalbung ist hilfreich, um das Risiko für Hypocalcämien abzuschätzen: liegt der pH-Wert zwischen 6,5 und 7,5 sowie die Calciumkonzentration im Harn bei > 5 mmol/L, ist das Ziel erreicht. Man sollte jedoch berücksichtigen, dass bei acidotischer Stoffwechsellage die renale Calciumausscheidung ansteigt – die Calciumversorgung über das Futter ist dann entsprechend zu erhöhen (Staufenbiel 2010).

2. Je unkomplizierter die Geburt, desto besser der Start des Kalbes!

Der Geburtsverlauf sowie die ersten Stunden des Kalbes nach der Geburt haben für die spätere Kälbergesundheit eine zentrale Bedeutung:

Schwergeburten sind durch ein systematisches, überlegtes und abgestuftes Vorgehen bei Geburten unbedingt zu vermeiden. Verzögerte Geburten und schwere Auszüge führen zu einer massiven, gemischten respiratorischen und metabolischen Acidose des Neugeborenen. Die Hypoxämie kann zudem zu einer Schädigung von Hirnnerven und einer konsekutiven Trinkschwäche führen. Stets gilt ebenso wie in der Humanmedizin das Prinzip von W. Pschyrembel „Man muss in der Geburtshilfe viel wissen, um wenig zu tun.“ Entscheidend ist zunächst, dass die Tierärzte den Landwirten die Prinzipien einer sachgerechten Geburtshilfe vermitteln (Mee 2004, Steinhöfel 2012).

Das Ablecken des Kalbes durch das Muttertier führt zu der zumindest teilweisen Entfernung des Geburtsschleims und regt den Kreislauf des Kalbes an. Trotzdem wird das Kalb dadurch nicht trocken. Andererseits aber ist es ein zentraler Vorteil für das Neugeborene, wenn das Haarkleid möglichst schnell vollständig trocken ist. Eine Wärmelampe, ein geheizter Raum oder ein spezielles Iglu („Hot box“) können dafür hilfreich sein. Ist das Kalb trocken, kann es auch bei niedrigen Umgebungstemperaturen aufgestallt werden – andererseits ist es fatal, völlig nasse Neugeborene bei Minusgraden sich selbst zu überlassen. Diese Tiere müssen massiv Energie für die Verdunstung des Wassers einsetzen und trinken weniger Kolostrum (Kaske, unveröffentl.).

Die Infektion des Kalbes mit pathogenen Erregern erfolgt häufig bereits kurz nach der Geburt. Das Hygienemanagement im Abkalbestall ist somit wichtig. Ein niedriger Keimdruck erfordert regelmäßig gereinigte und üppig eingestreute Abkalbeboxen. Kann dies nicht gewährleistet werden, so sollte das Kalb direkt nach dem Trockenlecken aus dem Abkalbebereich in eine gereinigte Kälberbox bzw. ein Kälberiglu gebracht werden.

3. Die Erstversorgung entscheidet: Kolostrum & Co.

Die adäquate Kolostrumversorgung ist die mit Abstand wichtigste Massnahme zur Immunprophylaxe (Godden 2008, Kaske et al. 2009a). Kälber sind ohne maternale Antikörper im Kolostrum den Mikroorganismen in der Umwelt nahezu schutzlos ausgeliefert. Auffallend sind die lang anhaltenden Effekte des Kolostrums. So werden das Durchfallgeschehen, die Inzidenz von Atemwegserkrankungen und sogar die erste Laktationsleistung durch die Kolostrumversorgung signifikant beeinflusst (DeNise et al. 1989). Es ist somit davon auszugehen, dass das Kolostrum eine Prägung des Immunsystems induziert, die lebenslang Konsequenzen hat.

Heute gilt die Empfehlung, dass Kälber nach der Geburt warmes Erstgemelk des Muttertieres ad libitum über eine Nuckelflasche oder einen Nuckeleimer angeboten bekommen. Der Saugreflex ist bei spontan geborenen Kälbern meist unmittelbar nach der Geburt am stärksten – viele Kälber trinken dann mehr als 4 Liter freiwillig. Dies gilt es zu nutzen. Wenn das Kalb beim nächsten Anbieten von Tränke nicht trinken will, ist das kein Problem. Kälber, die aus welchen Gründen auch immer nicht freiwillig zumindest einen Liter Kolostrum aufnehmen, sollten

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gedrencht werden (Kaske et al. 2005). Das Drenchen ist bei sachgerechter Durchführung, d. h. entsprechender Einweisung des Landwirtes durch den Tierarzt, ohne Risiko.

Als Parameter zur Überprüfung des Kolostrum-Managements hat sich vor allem die Konzentration des Gesamtproteins im Serum bewährt, die in einem Untersuchungslabor oder direkt mittels Refraktometer bestimmt werden kann. Bei guter Versorgung der Kälber mit Kolostrum sollten > 55 g/L Gesamtprotein nachgewiesen werden (Godden 2008). Es sind mindestens sechs, besser 12 gesunde Kälber (> 24 Stunden alt, < 10 Tage) zu beproben, um einen Eindruck von der Streuung der Ergebnisse im Betrieb zu gewinnen. Sind mehr als 25 % der Kälber nicht ausreichend mit Kolostrum versorgt (< 55 g/L), so besteht Handlungsbedarf (Kaske et al. 2009). Die routinemässige Kontrolle des Kolostrum-Managements sollte auf Betrieben stets zweimal jährlich durchgeführt werden – und nicht erst dann, wenn sich Probleme häufen!

Die Muttertiervakzination repräsentiert eine weitere Option, den Immunschutz des Kalbes zu verbessern (Kaske et al. 2013). Entscheidend ist dabei, dass die im Impfstoff enthaltenen Antigene tatsächlich für die gehäuften Erkrankungen auf dem Betrieb verantwortlich sind; dies sollte durch die Untersuchung von Durchfallkot bei frisch erkrankten Kälbern nachgewiesen werden. Bewährt haben sich immunchromatographische Schnelltests („Dip-Sticks“, Fassisi). Wird das Bestandsproblem vor allem durch Cryptosporidien verursacht, ist eine Muttertiervakzination zwecklos.

Bei etwa 25 % der neugeborenen Kälber ist eine latente Eisenmangelanämie nachweisbar (Hämoglobin < 9 g/dL). Die Eisenkonzentration in Kuhmilch (ca. 0,5 mg/L) ist zudem extrem niedrig im Vergleich zu dem Bedarf (50-100 mg/Tag). Eine orale oder parenterale Eisensupplementation ist insofern indiziert, um negative Effekte auf das Wachstum und die Tiergesundheit zu vermeiden. Bei parenteraler Verabreichung gilt 1 g Eisen (als Eisen-III-dextran) als effektive Dosis (Bostedt et al. 2000).

Auch die Versorgungslage insbesondere mit Vit. A und E ist bei vielen neugeborenen Kälbern schlecht – wiederum ist die Verabreichung eines Bolus am ersten Lebenstag sinnvoll. Bei längerer Fütterung von Vollmilch sollte ein Vollmilchaufwerter eingesetzt werden, der die Defizite der Vollmilch im Hinblick auf niedrige Spurenelement- und Vitaminkonzentrationen auszugleichen vermag.

Literatur

Bar-Peled, U., Robinzon, B., Maltz, E., Tagari, H., Folman, Y., Bruckental, I., Voet, H., Gacitua, H., Lehrer, A. R. (1997): Increased weight gain and effects on production parameters of Holstein heifer calves that were allowed to suckle from birth to six weeks of age. J. Dairy Sci. 80, 2523–2528.

Beagley, J. C., Whitman, K. J., Baptiste, K. E., Scherzer, J. (2010): Physiology and treatment of retained fetal membranes in cattle. J. Vet. Intern. Med. 24, 261–268.

Bostedt H., Hospes R., Wehrend A., Schramel P. (2000): Auswirkungen einer parenteralen Eisenzufuhr auf den Eisenversorgungsstatus in der frühen postnatalen Entwicklungsperiode beim Kalb. Tierärztl. Umschau 55, 305-315,

Brown, E. G., Vandehaar, M. J., Daniels, K. M., Liesman, J. S., Chapin, L. T., Forrest, J. W., Akers, R. M., Pearson, R. E., Weber-Nielsen, M. S. (2005): Effect of increasing energy and protein intake on mammary development in heifer calves. J. Dairy Sci. 88, 595-603

Edmonson, A. J., Lean, I. J., Weaver, L. D., Farver, T., Webster, G. (1989): A body condition scoring chart for Holstein cows. J. Dairy Sci. 72, 68–78.

Eicken, K., Scholz, H., Stockhofe-Zurwieden, N. (1992): Mangelhafte Selen- und Vitamin E-Versorgung als Ursache für bestandsweise auftretende Peritarsitiden beim Rind. Tierärztl. Umschau 47, 843–847.

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Enjalbert, F., Lebreton, P., Salat, O. (2006): Effects of copper, zinc and selenium status on performance and health in commercial dairy and beef herds: Retrospective study. J. Anim. Physiol. Anim. Nutr. 90, 459-466.

Ferguson, J. D., Galligan, D. T., Thomsen, N. (1994): Principal descriptors of body condition score in Holstein cows. J. Dairy Sci. 77, 2695–2703.

Godden, S. (2008): Colostrum management for dairy calves. Vet. Clin. North Am. (Food Anim. Pract.) 2008;24:19-40.

Kaske, M., Werner, A., Schuberth, H. J., Rehage, J., Kehler, W. (2005): Colostrum management in calves: effects of drenching vs. bottle feeding. J. Anim. Physiol. Anim. Nutr. 89, 151–157.

Kaske, M., Leister, T., Smolka, K., Andresen, U., Kunz, H. J., Kehler, W., Schuberth, H. J., Koch, A. (2009): Die neonatale Diarrhoe des Kalbes. IV. Mitteilung: Kälberdurchfall als Bestandsproblem – die Bedeutung der Kolostrumversorgung. Prakt. Tierarzt 90, 756-767.

Kaske, M., Wiedemann, S., Kunz, H. J. (2010): “Metabolic programming“: background and potential impact for dairy cattle practise.Vlaams Diergeneeskundig Tijdschrift 79, 445–451.

Kaske, M., Schuberth, H. J., Selbitz, H. J. (2013): Impfungen bei Rindern. Praktischer Tierarzt 94 (Suppl. 2), 18-31.

Maccari, P., Kunz, H. J., Andresen, U., Koch, A., Kaske, M. (2012): Eckpfeiler einer optimierten Kälberaufzucht. Praktischer Tierarzt 93, 818-829.

Mee, J. F. (2004): Managing the dairy cow at calving time. Vet. Clin. Food Anim. 20, 521-546. Merck Veterinary Manual (2010): Eds: Kahn, C. M., Line, C., Merck & Co Inc., 10. Aufl. Moallem, U., Werner, D., Lehrer, H., Zachut, M., Livshitz, L., Yakoby, S., Shamay, A. (2010): Long-term

effects of ad libitum whole milk prior to weaning and prepubertal protein supplementation on skeletal growth rate and first-lactation milk production. J. Dairy Sci. 93, 2639–2650.

Schröder, U. J., Staufenbiel, R. (2006): Methods to determine body fat reserves in the dairy cow with special regard to ultrasonographic measurement of backfat thickness. J. Dairy Sci. 89, 1-14.

Staufenbiel, R. (2010): Prophylaxe der Hypokalzämie und Gebärparese der Milchkuh. Nutztierpraxis (Suppl. 9. Haupttagung der Agrar- und Veterinärakademie), 122-131.

Steinhöfel, I. (2012): Geburt des Kalbes. DLG-Merkblatt 374 Mortellaro – Erdbeerkrankheit – Digital Dermatitis im Bestand Text: Claudia Syring, Rindergesundheitsdienst, AGRIDEA E-Mail: [email protected] 1. Einleitung

Dermatitis digitalis (DD) ist eine infektiöse Klauenerkrankung bei Rindern, die inzwischen weltweit verbreitet ist und mit hohen Prävalenzen in Westeuropa und Nordamerika auftritt. Die Erkrankung führt zu wirtschaftlichen Verlusten, vor allem bedingt durch Behandlungskosten und die Leistungsminderung der betroffenen Kühe. Ausserdem geht die schmerzhafte Erkrankung mit einer Beeinträchtigung des Wohlbefindens der Kuh einher. Bei der Ätiopathogenese sind viele Faktoren entscheidend. Wichtig sind insbesondere die bakterielle Infektion mit Treponema spp. (eine Gattung der Spirochaeten) und Umweltfaktoren, wie mangelhafte Hygiene und feuchte Umgebung. Feuchtigkeit und reduzierte Luftzufuhr sind notwendig zur Etablierung und Übertragung von Dermatitis digitalis. Feuchtigkeit, insbesondere Kot, ist ein entscheidender Faktor für die Zerstörung der Barrierefunktion von Haut und Horn. Ein weiterer Faktor für die Ausbreitung der Erkrankung in einem Bestand ist der vorherrschende Infektionsdruck nach Einschleppung der Erreger durch ein infiziertes Tier in eine Herde. In Schweizer

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Milchviehbetrieben lag die Prävalenz 2010/2011 auf Einzeltierebene bei 29.1 % und auf Herdenebene bei 73.1 %.

2. Diagnostik

Die Erkennung von Mortellaro ist, vor allem im Frühstadium, nicht immer ganz einfach. Über 90-95 % der Läsionen durch Dermatitis digitalis sind an den Hintergliedmassen zu finden. Am häufigsten sind die Veränderungen plantar zu finden, aber auch im Zwischenklauenbereich, eher selten lateral am Übergang vom Klauenhorn zur Haut. Es kann auch zur Übertragung der Infektion auf die Euterhaut kommen.

Zur Beurteilung der Erkrankung haben sich folgende Methoden in der Praxis bewährt: Kontrolle während der Klauenpflege zweimal im Jahr. Zur erfolgreichen Detektion müssen die Klauen vor Beginn der Klauenpflege gut gesäubert werden. Eine weitere Möglichkeit besteht im Einsatz eines schwenkbaren Spiegels und einer Stirnlampe zur Beurteilung der Hintergliedmassen im Melkstand (Abb. 1). In Abhängigkeit vom Verschmutzungsgrad können jedoch M1-Läsionen übersehen werden.

Dermatitis digitalis kann nach D. Döpfer in verschiedene Stadien (M0 bis M4) eingeteilt werden. Im Stadium M0 ist die Haut intakt und es gibt makroskopisch keine Hinweise auf Mortellaro.

M1: Frühstadium; kleine runde, gerötete,

oberflächliche Hautveränderung von 0.5 bis 2 cm, nicht bis mittelgradig schmerzhaft

M1 → Entwicklung zu M2 oder M4

M2: Klassisch; grosse gerötete Ulzeration mit

typisch aufgestelltem Haar > 2 cm, stinkend, hochgradig schmerzhaft

M2 → Entwicklung zu M3

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M3: Heilungsstadium; Verschorfung der Wunde,

mässig schmerzhaft

M3 → Entwicklung zu M4

M4: Chronisches Stadium; wuchernd bis warzenförmig, hyperkeratotische Oberfläche, kaum schmerzhaft

M4 → Entwicklung zu M2

Bilder von J. Dietrich, M. Alsaaod und M. Wüthrich

3. Wege der Behandlung und Vorbeugung

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Einzeltiertherapie Vorgehen Vorteile Nachteile

Antibiotikahaltiges Spray (Chlortetracyclini hydrochloridum 5 g)

- Reinigung der Klaue inkl. Trocknung

- 2 x täglich über 4 Tage

- Effektiv

- Zeit- und Arbeitsintensiv

- Einsatz eines antibiotischen Mittels

Hoof fit ® - 50%

- Reinigung der Klaue inkl. Trocknung

- Auftragen vom Hoof fit ®

mit Einwegmaterial - Einmalig für 3 Tage

- Effektiv - Bovivet Hoof

Bandage ® einfache Anwendung

- Materialkosten - Einschnürung der

Haut durch elastische Binde möglich

Mortella Heal ®

- Reinigung der Klaue inkl. Trocknung

- Anbringen des Pflasters auf die Ulzeration mit Druck-kissen und anschliessendem Verband für 10 Tage

- Therapie für M2 Stadien

- Gute Heilungs-erfolge

- Antibiotikafrei

- Kompliziert zum Anbringen

- Materialkosten - Einschnürung

der Haut durch Coban-Binde möglich

- Durchnässung des Verbandes

Salicylsäure – 10 g Puder (in der CH zugelassen Novaderma ad us. vet. Paste®)

- Reinigung und Trocknen der Klaue

- Anlegen eines Verbandes für 3 Tage

- Alternative zum Antibiotikaeinsatz

- Materialkosten - Sperrfrist

Milch/Fleisch je 1 Tag

Gruppenprävention Vorgehen Vorteile Nachteile

Klauenbad, Intra Hoof fit Bath ®

- 5%

- Vorhergehende Reinigung der Klauen

- nach 4 aufeinander folgenden Melkakten alle 2 Wochen in Problem-betrieben

- Effektiv - Mittel der Wahl

- Arbeitsintensiv - Hohe

Management-anforderungen

- Kosten für Installation des Klauenbades

Aus ethischen und Tierschutzgründen sollten alle Kühe mit Dermatitis digitalis (M1-M4) behandelt werden, auch wenn Spontanheilungen beschrieben wurden. Die systemische Gabe von Antibiotika ist aufgrund der fehlenden Effizienz keine Option. Die individuelle topische Behandlung der betroffenen Gliedmassen steht im Vordergrund. Das Klauenbad kommt in Problembetrieben in Kombination mit der Einzeltierbehandlung zur Reduzierung des Keimdrucks, aber auch zur Verhinderung der Reaktivierung zum Einsatz. Vom Klauenbad als alleiniger Therapiemassnahme ist abzuraten.

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Bei der Anwendung von Intra Hoof fit ® sollte das Material zum Auftragen des Gels zwischen jeder Kuh gewechselt werden (Einwegmaterial). Beim Anlegen von Verbänden mit Coban-Binden muss darauf geachtet werden, dass diese unter mässigem Zug angebracht werden, um Einschnürungen der Haut zu verhindern. Als Alternative können sogenannte Gummiüberziehsocken (Bovivet Hoof Bandage ®) für drei Tage den betroffenen Klauen angelegt werden.

Die chirurgische Auffrischung von DD Läsionen ist mit Schmerzen für das Tier verbunden, und es können tiefer greifende Läsionen gesetzt werden. Ausserdem kann die Verbreitung der Erkrankung durch diese Massnahme gefördert werden.

Kontrolle des Behandlungserfolgs beim Einzeltier nach 28 Tagen.

Der Einsatz vom Klauenbad wird in Kombination mit Einzeltherapien in Problembetrieben empfohlen, kann aber auch allein zur Prophylaxe in DD freien Betrieben und ebenso zur Gesunderhaltung der Klauen dienen. Die Installation eines Klauenbads bedarf neben einer adäquaten Grösse (L x B x T; 3-3.7 x 0.5-0.6 x 0.28 m) auch einer optimalen Positionierung im Stall (vor Warteraum vor dem Melken) sowie einer ausreichenden Menge (> 10 cm Tiefe) an chemischen Mitteln mit korrekter Konzentration, als auch ein angepasstes Hygienemanagement (täglicher Wechsel oder nach 150 Kühen). Eine optimale Wirkung wird erzielt, wenn die Klauen der Kühe vor dem Durchgang gereinigt sind und anschliessend trocknen können. Der Einsatz von Schwermetall- bzw. Formalinbädern ist umstritten, vor allem wegen der separaten Entsorgung bzw. der kanzerogenen Wirkung. Es wird empfohlen, Alternativprodukte anzuwenden.

Eine schnellere Heilung wird eher in kleinen Herden erreicht, aufgrund der besseren Überschaubarkeit, sowie bei Einhaltung der Hygiene vor allem durch Reduzierung des Verschmutzungsgrads an den Hintergliedmassen. Der Weidezugang, die regelmässige Kontrolle von Dermatitis Digitalis mit anschliessender Behandlung, wie auch die Abwesenheit von DD auf der kontralateralen Seite wirken sich positiv auf den Behandlungserfolg aus. Es ist jedoch zu berücksichtigen, dass eine Kuh trotz abgeheilter DD immer Trägerin bleibt, da man durch die Enzystierung der Treponemen in der Tiefe nur von einer scheinbaren Abheilung ausgehen kann. In Folge dessen kann die Erkrankung in einer Herde bei gutem Management kontrolliert, aber nicht vollständig eliminiert werden. Es muss deshalb das Ziel sein, Mortellaro erst gar nicht in einen Betrieb einzuschleppen. Eine Untersuchung von zugekauften Tieren oder frisch eingestallten Tieren kann nur empfohlen werden.

Referenzen:

J. Becker, A. Steiner, S. Kohler, A. Koller-Bähler, M. Wüthrich, M. Reist; Lameness and foot lesions in Swiss dairy cows: I. Prevalence., SAT (2014), 156, 71-78.

N. B. Cook, J. Riemann, A. Gomez, K. Burgi; Observations on the design and use of footbaths for the control of infectious hoof disease in dairy cattle. Vet J (2012) 193, 669-673.

D. Döpfer, A. Koopmans, F.A. Meijer, I. Szakἁll, Y.H. Schukken, W. Klee, R.B. Bosma, J.L. Cornelisse, A. J. A. M. van Asten, A. A. H. M. ter Huurne; Histological and bacteriological evaluation of digital dermatitis in cattle, with special reference to spirochaetes and Campylobacter faecalis. Vet Rec (1997) 140, 620-623.

A. Fiedler, J. Hass, R. Hoefler, H. Kellhuber, M. Moosbauer, H. Warmedinger, D. Doepfer, J. Maierl, Proceeding, Presentation at 17th International Symposium and 9th International Conference on Lameness in Ruminants 11th to 14th August 2013, Bristol.

M. Holzhauer, C. J. M. Bartels, D. Döpfer, G. van Schaik; Clinical course of digital dermatitis lesions in an endemically infected herd without preventive herd stratetgies. Vet J (2008) 177, 222-230.

D.N. Logue, T. Gibert, T. Parkin, S. Thomson, D. J. Taylor; A field evaluation of a footbathing solution for the control of digital dermatitis in cattle. Vet J (2012) 193, 664-668.

T. Manske, J. Hultgren, C. Bergsten; Topical treatment of digital dermatitis associated with severe heel-horn erosion in a Swedish dairy herd. Prev Vet Medicine (2002) 53, 215-231.

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K. Nuss; Footbaths: The solution to digital dermatitis? Vet J (2006) 171, 11-13. A. Relun, A. Lehebel, M. Bruggink, N. Bareille, R. Guatteo; Estimation of the relative impact of

treatment and herd management practices on prevention of digital dermatitis in French dairy herds. Prev Vet Medicine (2013) 110, 558-562.

A. Relun, A. Lehebel, N. Bareille, R. Guatteo; Effectiveness of different regimens of a collective topical treatment using a solution of copper and zinc chelates in the cure of digital dermatitis in dairy farms under field conditions. J Dairy Sci (2012) 95, 3722-3735.

N. Schultzs, N. Capion; Efficacy of salicylic acid in the treatment of digital dermatitis in dairy cattle. Vet J (2013) 198, 518-523.

Personelles Ab dem 01. September 2015 ist die Leiterin der Bestandesbetreuung an der Vetsuisse-Fakultät Universität Bern, Frau Dr. Claudia Syring (FVH, Dipl. ECBHM; [email protected]), Mitarbeiterin des RGD. Herzlich willkommen!

Veranstaltungen 14.10.2014 Vetsuisse Nutztierabend: Aktuelles aus dem BLV und zu Tierseuchen,

Information RGD, Klauenerkrankungen Veranstalter: Vetsuisse-Fakultät Bern Ort: Bern: Neues Lehrgebäude der Vetsuisse-Fakultät Bern Zürich: Teleteaching-Hörsaal Y-35-F-51 am Irchel (Übertragung via Teleteaching)

Referenten: Lukas Perler (BLV), Adrian Steiner und Mitarbeitende (Wiederkäuerklinik, Vetsuisse-Fakultät Bern)

Jede besuchte Veranstaltung entspricht 1 Bildungspunkt in Wiederkäuermedizin (8 Veranstaltungen) bzw. Schweinemedizin (1 Veranstaltung).

06.11.2014 Atelier STI: Cow signals (français) Organisateur: Clinique des ruminants, Faculté Vetsuisse Berne Lieu: Région fribourgeoise

Orateurs: Samuel Kohler, Nathalie Roth (HAFL Zollikofen)

Programme détaillé et bulletin d’inscription: www.wiederkaeuerklinik.ch

L’atelier est accrédité par l’ASSR (1 point de formation).

11.11.2014 Vetsuisse Nutztierabend: Bestandesmedizin Nutztiere Veranstalter: Vetsuisse-Fakultät Bern Ort: Bern: Neues Lehrgebäude der Vetsuisse-Fakultät Bern Zürich: Teleteaching-Hörsaal Y-35-F-51 am Irchel (Übertragung via Teleteaching)

ReferentInnen: Michèle Bodmer (Wiederkäuerklinik, Vetsuisse-Fakultät Bern), Heiko Nathues (Schweineklinik, Vetsuisse-Fakultät Bern)

Jede besuchte Veranstaltung entspricht 1 Bildungspunkt in Wiederkäuermedizin (8 Veranstaltungen) bzw. Schweinemedizin (1 Veranstaltung).

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13.11.2014 ITB-Workshop: Cow signals (deutsch) Veranstalter: Wiederkäuerklinik, Vetsuisse-Fakultät Bern Ort: Region Zürich Referent: Christian Manser (Landwirtschaftliches Zentrum SG)

Detailliertes Programm und Anmeldungstalon: www.wiederkaeuerklinik.ch

Die Veranstaltung wurde von der SVW mit 1 Bildungspunkt akkreditiert.

27.11.2014 ITB-Workshop: Cow signals (deutsch) Veranstalter: Wiederkäuerklinik, Vetsuisse-Fakultät Bern Ort: Region Bern Referentin: Michèle Bodmer (Wiederkäuerklinik, Vetsuisse-Fakultät Bern)

Detailliertes Programm und Anmeldungstalon: www.wiederkaeuerklinik.ch

Die Veranstaltung wurde von der SVW mit 1 Bildungspunkt akkreditiert.

09.12.2014 Vetsuisse Nutztierabend: Fälle aus der Bestandesmedizin Veranstalter: Vetsuisse-Fakultät Zürich Ort: Bern: Neues Lehrgebäude der Vetsuisse-Fakultät Bern Zürich: Teleteaching-Hörsaal Y-35-F-51 am Irchel (Übertragung via Teleteaching)

ReferentInnen: Martin Kaske und Mitarbeitende (Ambulanz und Bestandesmedizin, Vetsuisse-Fakultät Zürich)

Jede besuchte Veranstaltung entspricht 1 Bildungspunkt in Wiederkäuermedizin (8 Veranstaltungen) bzw. Schweinemedizin (1 Veranstaltung).

13.01.2015 Vetsuisse Nutztierabend: Resultate des Schmallenbergprojektes, Leptospirose

beim Rind Veranstalter: Vetsuisse-Fakultät Bern Ort: Bern: Neues Lehrgebäude der Vetsuisse Fakultät Bern Zürich: Teleteaching-Hörsaal Y-35-F-51 am Irchel (Übertragung via Teleteaching)

Referentinnen: Marianne Wüthrich, Claudia Syring (Wiederkäuerklinik, Vetsuisse-Fakultät Bern), Sabrina Campos Rodriguez (Institut für Veterinärbakteriologie, Vetsuisse-Fakultät Bern)

Jede besuchte Veranstaltung entspricht 1 Bildungspunkt in Wiederkäuermedizin (8 Veranstaltungen) bzw. Schweinemedizin (1 Veranstaltung).

Rückblick & Ausblick Das letzte RGD-Bulletin im Jahr 2014 erscheint gegen Ende des Jahres.

Wir wünschen Ihnen einen angenehmen und sonnigen Herbst!

Ihr Martin Kaske im Namen des RGD-Teams