RUNDBRIEF · 2019. 11. 28. · rundbrief 4/19 3 Schwerpunkt GUTES WOHNEN Was heisst gutes Wohnen...

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> SCHWERPUNKTTHEMA: WOHNEN 3 > ABSTIMMUNGEN: WOHNINITIATIVE UND DISKRIMINIERUNGSSCHUTZ 8 > ORTSGRUPPEN 13 DEZEMBER ’19 / NR. 4 RUNDBRIEF INFORMATIONSBULLETIN DER GRÜNEN LUZERN

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> SCHWERPUNKTTHEMA: WOHNEN 3

> ABSTIMMUNGEN: WOHNINITIATIVE UND DISKRIMINIERUNGSSCHUTZ 8

> ORTSGRUPPEN 13

DEZEMBER ’19 / NR. 4

RUNDBRIEFINFORMATIONSBULLETIN DER GRÜNEN LUZERN

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rundbrief 4/19

INHALT

Editorial und Impressum 2

Schwerpunktthema

Wohnen 3

Bund

Abstimmungen 8

Kanton

Aus dem Kantonsrat 10

Spielend ins neue Jahr 11

Ortsgruppen 13

Internes

Portrait Wendy Peter 18

Junge Grüne 19

Agenda und Parolen 20

IMPRESSUMRundbrief Nr. 4 /2019

Informationsbulletin der Grünen Luzern

Redaktion: Geschäftsleitung Grüne Luzern

Druck: SWS Medien AG Print Sursee

Papier: reyclingweiss, blauer Engel,

FSC, ecolabel

Gestaltung: Thomas Küng Luzern

www.kuenggrafik.ch

Erscheinen: 4 x jährlich,

nächste Ausgabe: Februar 2020

Inserate: [email protected]

Kontakt: Sekretariat Grüne Luzern

Postfach 7359, 6000 Luzern 7

Tel. 041 360 79 66

Email: [email protected]

Web: www.gruene-luzern.ch

Bürozeiten: Mo. – Do. von 9 bis 12 Uhr

oder nach Vereinbarung

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Gewöhnlich ist die ausgiebige Homestory den Erfolgreichen vergönnt. Diese Ausgabe des Rundbriefes beschäftigt sich mit den erfolgreichen SiegerIn-nen der nationalen Wahlen, mit uns Grünen.

Die Definition von Wohnqualität ist individuell geprägt. Was ist für dich Qualität? Eine repräsentative Wohnung in der Stadt, eine einfache Hütte auf der Waldlichtung oder kooperatives, selbst-verwaltetes Wohnen in der WoGeno? Was uns sicher gemeinsam wichtig ist, ist dass unser Heim in einem intakten Umfeld eingebettet ist. Zum Beispiel etwa in einem Quartier, in welchem die sozialen Strukturen und der Zusammenhalt stimmen oder in einer Landschaft, die trotz intensiver Wohnnutzung auch Lebens- und Erholungsraum für Tier und Mensch sein kann. Oder überhaupt ein Dach über dem Kopf zu haben, kann genauso wichtig sein. All diese Wohnqualitäten zu schützen und weiter zu entwickeln, hierfür engagieren wir Grünen uns intensiv.

Die Hälfte des schweizerischen Primärenergieverbrauchs wird aktuell für das Wohnen aufgewendet. Das muss sich mit Blick auf die Ziele des Pariser Klimaabkommens dringend ändern. Mehr Wohnfläche mit weniger Energie-verbrauch, gedeckt durch erneuerbare Energien. Wir Grünen müssen helfen sicherzustellen, dass diese Energiewende im Wohnbereich nicht zu Lasten der Mietenden geht. Auch dafür haben wir die richtigen Vorschläge und engagierten PolitkerInnen.

Setze dich an deinen liebsten Ort in deinem Zuhause und geniesse diese Homestory.

Maurus Frey Präsident Grüne Kanton Luzern

EDITORIAL

SCHÖNER WOHNEN IM GRÜNEN

Titelbild: Sujet Palaverkarte, Thomas Küng

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Schwerpunkt

GUTES WOHNENWas heisst gutes Wohnen und welche Rahmenbedingungen aus Gesellschaft und Politik sind dafür notwendig? Die individuellen Antworten darauf könnten nicht unterschiedlicher sein, wie drei Portraits mit Menschen in ganz verschiedenen Wohnformen exemplarisch zeigen. Drei Gespräche mit vielen Denkanstössen.

DIE WELT ZU GAST

Gabi Kopp, 61, Illustratorin, Kochbuchautorin, Reiseveranstalterin

«Ich schätze die Nachbarschaft, die kreative Umgebung und die gemeinschaftlichen Räume sehr», sagt Gabi Kopp über ihr Zuhause in der Teiggi Kriens. Seit Som-mer 2018 lebt sie in der Genossenschaftssiedlung direkt beim erneuerten Stadtzentrum in einer Eigentumswoh-nung. Die 61-jährige Illustratorin und Kochbuchautorin lebt zwar in den eigenen vier Wänden – aber teilt ihren Wohnraum gerne mit anderen Menschen. «Ich beher-berge ab und zu StudentInnen, Kunstschaffende oder andere Gäste aus dem Ausland bei mir. Wenn man ein paar Wochen oder Monate zusammenlebt, lernt man unterschiedlichste Menschen besser kennen.»

Das Ein- und Aus hat bei Gabi zu Hause eine lange Tradition: Erst wohnte sie in der Stadt Luzern. Spä-ter 20 Jahre in Ebikon nahe dem Rotsee. Partner, Freund Innen und Bekannte lebten in wechselnden Konstellationen mit ihr zusammen – sie blieb die Konstante dort, bis sie aufgrund einer Totalrenovati-on ausziehen musste. Dass sie sich anschliessend für Kriens entschied, ist eher Zufall. «Kriens ist eher eine Schlafstadt – und der häufige Stau stört mich. Doch die

Veloroute von der Schachenstrasse bis zur Bruchstras-se in die Stadt finde ich toll. Und der Heimweg leicht bergauf ist gleich ein kleines Fitnessprogramm» Sie schätzt urbanes Flair – beinahe wäre sie zurück nach Luzern gezogen. Der Wunsch nach einer lebendigen Umgebung und progressivem Wohnen hat sie bewogen in die Teiggi zu ziehen.

Zur autoarmen Siedlung gehören 88 Wohnungen, Wohn-Ateliers, Loft, Gemeinschaftsräume, Werkraum, Gastro-nomiebetriebe, kreatives Kleingewerbe, eine Brauerei, aber beispielsweise auch ein Fitnesscenter und eine Buchhandlung. Es leben viele junge Familien mit Kindern in der Teiggi – aber auch Singles, WG-BewohnerInnen, ältere Menschen und kinderlose. Besonders bei schönem Wetter lebt der Innenhof – dort wird gespielt, diskutiert, gelesen oder gebrätelt. «Ich finde es einfach toll, dass ich mich dazusetzen kann und mich willkommen fühle», sagt Gabi. Angetan hat es ihr auch der Gemeinschafts-raum mit Küche, wo sie kulturelle und kulinarische Veranstaltungen organisieren kann.

Zu dieser lebendigen Vielfalt gesellt sich auch eine selbstbestimmte Siedlung – in Siedlungsversammlungen und IGs entscheiden die BewohnerInnen selbst, wie sie ihre Umgebung gestalten und nutzen wollen. Damit knüpft die Bauherrin, das Wohnwerk Teiggi, an ähnliche Projekte wie beispielsweise die Genossenschaft Kalk-breite in Zürich an. Für den Grossraum Luzern ist die Teiggi ein Pionierprojekt.

In ihrer grossen Wohnküche hat Gabi viel Platz für ihre Kochkunst. Auf dem Tisch liegt Gabis neuste Publika-tion «Meze ohne Grenzen». Rezepte, Biographien und Illustrationen rund um die Vielfalt des östlichen Mittel-meers hat sie in diesem Werk verarbeitet. Gerade diesen Spätherbst war sie erneut in der türkischen Hauptstadt für den Verein Istanbuluzern, wo sie als Vorstandsmit-glied den kulturellen Austausch zwischen Künstler Innen aus den beiden Städten unterstützt. Diesen interkultu-rellen Austausch lebt sie auch in ihren vier Wänden: «Mir war es wichtig, dass ich gerade mit zunehmendem Alter flexibel und offen bleibe. Ich schätze es, Menschen aus verschiedenen Regionen der Welt bei mir willkommen zu heissen», sagt Gabi, und beim Gedanken an all die BesucherInnen huscht ein Lachen über ihr Gesicht. «Das ist jedes Mal ein kleines Abenteuer.»

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GUTES WOHNEN

FREIHEIT AUF 18 QUADRATMETERN

Antonia, 30, Masterstudentin Kunstvermitt-lung, Zeichnerin, Performance-Artistin, Mut-ter, Marktverkäuferin, Bauwagen-Bewohnerin

«Ich lebe im Grünen und spüre die Jahreszeiten stetig, sobald ich meine Füsse vor die Türe setze – etwa für den Gang auf die Toilette oder fürs Holz hacken.» Antonia gehört zu den ganz wenigen Menschen in der Schweiz, die in einem Bauwagen leben. Das heisst Schwedenofen statt Bodenheizung, kuschelige Nähe statt Grossraum-Büro und ganz viel Freiraum drumherum. Die Kunstschaffen-de, ihre zwei Kinder und ihr Partner teilen sich im Ibach zusammen einen Wohnraum von der Grösse eines durch-schnittlichen helvetischen Schlafzimmers. Nicht aus Armut oder Not – sondern mit voller Überzeugung und viel Lebensfreude. «Ich führe ein selbstbestimmtes Leben und geniesse es beispielsweise sehr, am Abend einfach mal ein Feuer im Freien zu entzünden.» Wohnen in einem gewöhnlichen Appartement wäre wohl nix für sie: «Ich wäre eine schlechte Mieterin – ich mag die Freiheit, an meinen eigenen vier Wänden herumbasteln zu können und den Aussenraum zu gestalten.» Die 30jährige hat seit ihrem Auszug aus dem Elternhaus im zugerischen Menzin-gen stets in einer Wagenburg gelebt. Früher beim Südpol,

später während sechs Jahren in Griechenland und Ebikon, heute eben im Ibach.

Ihr Zuhause zimmerte sich Antonia während dem Ba-chelor-Studium an der Hochschule Luzern grösstenteils selbst zusammen. Ein ganzes Jahr hat sie an ihrem mobi-len Eigenheim gearbeitet. Das Motto «weniger ist mehr» kommt bei diesem engen Raum automatisch zum Tragen. Vieles, das sonst jeder für sich alleine beansprucht, wird in der kleinen Wagenburg-Siedlung am Stadtrand der Leuchtenstadt geteilt: Küchen-, WC-, Bade- oder Stu-benwagen werden von den Wagenplatz-BewohnerInnen gemeinschaftlich genutzt. Im Zentrum der kleinen Wagensiedlung steht ein grosses baumhausartiges Kon-strukt mit Bar, Konzertbühne im Erdgeschoss und einer Bibliothek im Obergeschoss, das durch einen schmalen Treppenzugang erreicht wird. Überall auf dem Gelände stehen Bäume und Pflanzen, die Wagen sind draussen bunt verziert und drinnen gemütlich eingerichtet. Doch das Idyll ist erst mit viel Durchhaltewillen wirklich ein Zuhause mit langfristiger Perspektive geworden.

«Wagenburgen beginnen meist mit einer Besetzung des öffentlich oder privat ungenutzten Raumes», erzählt Antonia. Denn in der Schweiz ist diese Form des Wohnens ein juristischer Graubereich. Antonia und ihre MitbewohnerInnen haben sich ihren Wohnraum zwar selbst erkämpft – damit sie im Ibach bleiben können, sind sie jedoch auf eine alljährliche Vertragsverlän-gerung der Stadt Luzern mitangewiesen. Denn seit mehr als einem Jahrzehnt wohnen sie auf vertraglicher Basis in Vereinbarung mit der Stadt Luzern. Bis mit der Grundbesitzerin Stadt Luzern jedoch eine solche Ver-einbarung zustande kam, dauerte es Jahre. In Luzern kam es jüngst nicht mehr zu polizeilichen Räumungen – in deutschen, österreichischen, aber auch Schweizer Städten sei das jedoch in den vergangenen Jahren wie-derholt geschehen. «In Freiburg (DE) wurden Bauwagen konfisziert und erst gegen eine hohe Gebühr wieder an ihre BesitzerInnen zurückgegeben.» Schikane erfährt Antonia aber auch in Luzern: Beispielsweise schaue ein selbsternannter Aufpasser aus der Nachbarschaft regelmässig, dass ja alles mit rechten Dingen zugeht.

Antonia ist sich bewusst, dass ihre Art des Wohnens bei gewissen Menschen als Provokation aufgefasst wird: «Einige denken, wir seien zu faul, um richtig Miete zu bezahlen, oder handelten mit dem Besetzen von öffentlichem oder privatem Raum egoistisch». Trotz Mahnfingern, Vorurteilen und neugierigen Blicken: Die Künstlerin und Masterstudentin liebt ihr zuhause. «Wenn es hier mal keinen Platz mehr haben sollte für uns, kann ich meine Wohnung an einen Traktor span-nen und einen anderen Ort zum Leben suchen.»

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Schwerpunkt

GUTES WOHNEN

ÜBER DEN DÄCHERN DER STADT

Marco Müller, 39, Leiter Pflegeheim Kirchfeld, Grossstadtrat, Präsident ABSEITS Luzern, LGBTQI-Aktivist

«Nachhaltigkeit ist mir wichtig, so wohnen wir in einem Minergie-Haus», erzählt Marco Müller während unseres Besuchs in seiner Eigentumswohnung an der Rodteg-gstrasse, in der er seit über sechs Jahren zusammen mit seinem Mann wohnt. Er hat sich persönlich dafür eingesetzt, dass auf dem Dach eine grosse Photovol-taik-Anlage realisiert wird. Einstimmig unterstützten seine 35 NachbarInnen das Anliegen – darunter auch Stadtpräsident Beat Züsli, der gleich nebenan wohnt. Das Rüstzeug für überzeugende Argumente verdankt Marco auch seiner politischen Arbeit für die Grünen Stadt Luzern. Wer so engagiert ist, braucht einen Rück-zugsort, um Energie zu tanken.

Betritt man die Attikawohnung des Grossstadtrates wird schnell klar: Dem Leiter des Horwer Pflegeheims ist gute Wohnqualität sehr wichtig. «Sie ist hell mit vielen Fenstern und Tageslicht; auf der Terrasse halte ich mich viel auf, dort gefallen mir die Abendsonne, die Aussicht auf den Pilatus und die vielen Pflanzen.» Tat-sächlich ist die grosse Terrasse mit direktem Blick auf den Pilatus voll mit Pflanzen. An diesem Nachmittag erntet er Zwiebeln, Zucchetti und Tomaten aus seinem Garten über den Dächern der Stadt. «Selber gepflanz-tes Gemüse schmeckt herrlich, und ist ein wunderbarer Ausgleich, der mich erdet und entschleunigt.» Grün ist also nicht nur Marcos Gesinnung, sondern auch sein

Daumen. Zwar liebt er sein Zuhause und dekoriert seine Wohnung stilvoll und saisongerecht. Doch zu gutem Wohnen gehört für ihn noch mehr dazu: «Ein gutes Einvernehmen, gegenseitige Hilfe oder ein spontaner Apéro zusammen, das ist toll. Dass die Bushaltestelle, der Wald und ein Quartierladen direkt vor der Haustüre sind, macht meine Wohnumgebung perfekt.» Ausser-dem schätzt er eine Durchmischung – von alt bis jung.

Zwar ist er heute ganz Stadtmensch. Aufgewachsen ist Marco aber im sehr ländlichen Entlebuch auf einem Bauernhof – zusammen mit vier Geschwistern. «Mit 19 bin ich ausgezogen, weil mir die Decke auf den Kopf fiel». Anschliessend wohnte er in verschiedenen WGs mit Kollegen – bis er dann vor 18 Jahren mit seinem Mann zusammenzog. Ihm ist deshalb bewusst: Nicht alle LuzernerInnen können sich grosszügigen Wohn-raum leisten. Dafür ist Marco als Pflegeheimleiter ganz besonders sensibilisiert. Er sieht grossen Bedarf an bezahlbaren, altersgerechten Wohnungen. «In Luzern leben, auch im schweizerischen Vergleich, überdurch-schnittlich viele ältere Menschen, dies wird weiter zunehmen.» Vor allem für Menschen mit einem kleinen Budget sei es sehr schwierig, bezahlbare und altersge-rechte Wohnungen zu finden. «Mit dem von mir und Korintha Bärtsch geforderten «Entwicklungsbericht bezahlbarer Wohnraum für ältere Menschen» ist der Stadtrat nun in der Verantwortung, hier zügig vorwärts zu machen.»

Gian WaldvogelSekretär Grüne Luzern

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Schwerpunkt

ENERGETISCH SANIEREN

FOSSILFREI UND BEZAHLBAR

Bei jeder Abstimmung zu Energievorlagen sagen SVP und Co.: Mit einer forcierten Sa-nierung der Gebäude würden die Mieten und Wohnkosten exorbitant steigen. Misstrauen ist angesagt, wenn urplötzlich diese Seite für die MieterInnen einzustehen vorgibt. Man darf aber auch nachrechnen und die realis-tischen Kosten zur Basis der Diskussionen machen.

Bereit für ein paar Zahlen? Der Mieterinnen- und Mie-terverband hat mit exemplarischen Sanierungskosten einen Umbau eines Wohnblocks aus den 60er Jahren auf Minergiestandard berechnet. Eine Isolierung der Wände und Decke, eine neue Heizung und Lüftung erhöhen den Mietzins monatlich um rund 250 Franken. Netto ist die Erhöhung aber kleiner: Nach Abzug der Fördergelder und nach Berücksichtigung der Einspa-rung bei den Heizkosten beträgt die Erhöhung noch rund 140 Franken. Verzichtet die Vermieterin auf das Minergielabel, und damit auf die recht teure Lüftung, so beträgt die Mietzinserhöhung unter dem Strich noch rund 100 Franken. Meistens werden bei einer solchen Sanierung gleichzeitig Küche und Bad saniert oder andere Arbeiten geleistet. Dafür hat der Mieterverband eine Mietzinserhöhung von 85 Franken eingerechnet. Unter dem Schlussstrich beträgt die Mietzinserhöhung zwischen 185 und 225 Franken. Um fossilfrei zu wer-den, reicht aber auch schon der Austausch der Heizung. Wird etwa von einer Ölheizung auf Holz umgestiegen, resultiert für die Mieterschaft ein kaum spürbarer Mietzinsaufschlag.

Also: Gratis ist das nicht. Die berechtigten Aufschläge sind aber moderat. Leider sind sie aber allzu oft ein the-oretischer Wert. Der Grundriss wird zusätzlich verän-dert, teure Innenausbauten gemacht oder ganz einfach die Marktsituation ausgenützt: Nach der Sanierung wird die Wohnung mehrere Hundert Franken teurer – vor allem, wenn den Mietenden gekündigt wurde und

die Wohnung auf Marktniveau neu ausgeschrieben wird. Eine Studie des Bundes zeigte auf, dass bei fast allen untersuchten Sanierungen der Mietzinsaufschlag höher war als mietrechtlich erlaubt. Marktkräfte, Ren-ditedruck und die verzweifelte Suche nach Investitions-möglichkeiten bestimmen den Zeitpunkt, und auch die Höhe der Mieten, viel stärker als eine reale Notwendig-keit für energetische Sanierungen. So kommt es denn auch, dass an lukrativen Lagen Gebäude aus den 80er Jahren bereits wieder total saniert werden, dagegen an unattraktiven Lagen Energieschleudern aus den 60er Jahren unsaniert bleiben.

Ein kleines Fazit:

Energetische Sanierungen kosten etwas. Wird die Wohnung aber ansonsten nur moderat erneuert, sind die Kosten überschaubar.

Damit auch die Mietzinserhöhungen überschaubar bleiben, braucht es ein stärkeres Mietrecht und eine Kontrolle bei der Vergabe von Fördergeldern.

In den letzten zehn Jahren hat sich die Zinslast für Eigentümer von Liegenschaften mehr als halbiert. Dieser Spielraum muss für energetische Sanierungen angezapft werden.

Die Sanierung unseres Wohnparks und der Ausstieg aus den fossilen Heizungen können nicht dem Markt überlassen werden – es braucht dazu Vorgaben, wie ein Verbot von neuen fossilen Heizungen oder eine Sanierungspflicht für die schlechtesten Gebäude.

Nicht umsonst hat die Klimajugend in ihrer Klima-charta als zweiten Punkt die Klimagerechtigkeit aufge-nommen. Ungleichheit soll nicht vergrössert, sondern verkleinert werden. Daran müssen wir Massnahmen messen. Auch und gerade im Gebäudebereich.

Michael TöngiNationalrat Grüne Luzern

Fotos des von Paula Giger sanierten Hauses (siehe nächste Seite).

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Schwerpunkt

Unsere ehemalige Kantonsrätin Paula Giger macht als Architektin und Bauherrin Nägel mit Köpfen und zeigt, dass auch bei einem fast 100-jährigen Haus eine hochwertige Plus-energie-Bauarchitektur möglich ist.

Die Solaragentur Schweiz (SAS) vergibt seit 1990 jähr-lich den Schweizer Solarpreis. Ziel ist es jeweils Objekte auszuzeichnen, die der Solararchitektur und der Ästhetik sowie der steten Optimierung der erneuerba-ren Energien – vor allem im Gebäudebereich – Rechnung tragen. Die am Walensee aufgewachsene Bauherrin und Architektin Paula Giger hat in Murg ein ehemali-ges Arbeiterhaus mit dem Hintergedanken gekauft, es energetisch zu sanieren. Sie ist überzeugt, dass eine nachhaltige Sanierung nicht zwingend immens teuer sein muss und sich im laufenden Betrieb sehr schnell rechnet: «Die Mehrkosten gegenüber Standardlösun-

gen liegen vielleicht bei ungefähr zehn Prozent, aber die Nebenkosten sind tiefer.» Mit der Sanierung konnte der Gesamtenergiebedarf des Vierparteienhauses um 75 Prozent auf 18 000 kWh/a reduziert werden.

Entscheidend für diese Verbrauchsreduktion waren vor allem der Wechsel von den stromfressenden Elek-troheizungen auf eine energieeffiziente Wärmepumpe, die konsequente Dämmung der Gebäudehülle, ener-gieeffiziente Haushaltsgeräte und LED-Beleuchtung.Durch die Auslagerung des Treppenhauses und den Anbau der Wintergärten konnte nordseitig eine Puffer-schicht gegen Lärm und Wind erstellt und die Dachflä-che vergrössert werden, auf der nun ganzflächig eine 29 Kilowatt starke Photovoltaik-Anlage installiert wurde. Geplant waren diese Massnahmen zu Beginn noch nicht, aber, so Paula: «Die Brandschutzvorschrif-ten haben mich eingeholt, weshalb das Treppenhaus ausgelagert werden musste. Später merkte ich, dass die Hochwassergefährdung weitere Rahmenbedingungen setzt. Zusammen mit dem innovativen Solaringenieur Lukas Zimmermann und befreundeten Handwerkern fand ich aber schliesslich die Lösung, die jetzt sogar prämiert wurde». Wir gratulieren Paula zur ehrenvollen Auszeichnung! Sie hat uns gezeigt, dass auch in der Baubranche die Energieeffizienz noch entscheidend gesteigert werden kann.

Kuno Kälin, Mitglied Grüne

Website Paula Giger: paulagiger.ch

ENERGETISCH SANIEREN

GRÜNE LUZERNERIN GEWINNT SCHWEIZER SOLARPREIS!

Paula Giger (Mitte) bei der Preisübergabe.

ab 9. Januar 2020

LA CORDILLERA DE LOS SUEÑOS von Patricio Guzmán

ab 19. Dezember

INVISIBLE LIFE OF EUREDICE GUSMAO von Karim Aïnouz

ab 19. Dezember

MIDNIGHT TRAVELER von Hassan Fazili ab 26. Dezember

ECHO / BERGMÁL von Rúnar Rúnarsson

Detaill ierte Angaben entnehmen Sie bitte der Tagespresseoder dem Monatsprogramm _ www.stattkino . ch

ab 14. Januar

IM SPIEGEL von Matthias Affolter

ab 16. Januar

MY LIFE IS A GUNSHOT von Marcel Derek Ramsay

ab 23. Januar

ADAM von Maryam Touzani

ab 6. Februar

THE TALE OF THE THREE SISTERSvon Emin Alper

21. / 22. / 25. Dezember

MARY CHRISTMASvon Georg Preusse

ab 13. Februar

LE MILIEU DU MONDEvon Delphine Lehericy

ab Sonntag, 23. Februar

DEGAS: Leidenschaft für Perfektionvon David Bickerstaff

stattkino im Bourbaki Panorama Luzern _ Reservationen 041 410 30 60

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In den letzten Jahren kümmerte sich der Bund kaum noch um die Wohnpolitik. Das sei allein Sache der Städte, befand der Bundesrat. Mit der Annahme der Wohninitiative können wir das ändern.

Der Wohnungsmarkt steht unter Druck und vor Her-ausforderungen: Anleger suchen Renditen, die Mieten steigen weiter an, es wird gebaut, und doch finden viele keine erschwingliche Wohnung. Vor allem in den Städten haben sich trotz massiv gesunkener Zinsen die Mieten in den letzten 20 Jahren um 25 Prozent verteu-ert. Wer zügeln muss, muss sogar einen Aufschlag von 50 und mehr Prozent in Kauf nehmen. Den Druck auf dem Wohnungsmarkt bekamen die MieterInnen also massiv zu spüren, aber auch die Wohnbaugenossen-schaften: Sie konnten bei horrenden Landpreisen kaum noch mithalten. Ihr Anteil am Wohnungsbestand sank, statt dass er gestiegen wäre.

Verschiedene Städte haben reagiert und fördern den preisgünstigen und gemeinnützigen Wohnungsbau. So auch die Stadt Luzern – sie hat dazu einen Auftrag der Stimmbevölkerung erhalten. Auch einige Kantone haben nachgezogen und finanzielle oder raumplanerische Inst-rumente zur Förderung von Wohnbaugenossenschaften eingeführt. Nur auf Bundesebene geschah nichts. Lange setzte der Mieterinnen- und Mieterverband Schweiz auf den Dialog. Doch nach ergebnislosen Arbeitsgrup-pen, Gesprächen und zurückgezogenen Ideen wusste er: Ohne Druck passiert gar nichts. Im September 2015 lancierte er deshalb zusammen mit Wohnbaugenossen-schaften Schweiz, den Grünen, SP und Gewerkschaften die nationale Initiative «Mehr bezahlbare Wohnungen».

Die Initiative setzt das Ziel, dass sich der Anteil der ge-meinnützigen Wohnungen bei den neu gebauten Woh-nungen verdoppelt. Als Instrumente nennt die Initia-tive namentlich ein Vorkaufsrecht für die Gemeinden und den Verkauf von Land der bundesnahen Betriebe (wie SBB) an die Gemeinden. Zusätzlich sollen Förder-gelder für energetische Sanierungen nicht mehr für Luxussanierungen ausbezahlt werden. Diese konkreten Vorschläge wurden in den letzten Jahren bereits einmal diskutiert, aber leider verworfen. Weitere raumplaneri-sche und finanzielle Hilfen sind möglich.

Wie reagierte der Bund auf die Initiative? Enttäu-schend. Er wollte einzig einen Fonds zu Gunsten der Wohnbaugenossenschaften im bisherigen Mass wei-terführen, verkaufte das aber als grosse Wohltat. Das Parlament hat dieser finanziellen Hilfe zugestimmt, sich aber sonst nicht bewegt. Der Markt werde es schon richten, war der Grundtenor von bürgerlicher Seite.

Was der Markt aber kann und was er anrichtet, sehen wir im Wohnungsbau momentan täglich. Es ist keinem Investor zu verübeln, dass er eine Rendite erzielen will – allerdings ist diese häufig mietrechtlich gesehen in einem missbräuchlichen Bereich und führt langfristig zu ständig höheren Mieten. Auch (städte)baulich führt der Renditedruck oft zu unbefriedigenden Lösungen. Hier bieten die Wohnbaugenossenschaften mit dem Verzicht auf eine Rendite langfristig tiefere Mieten. Dazu schaffen sie oft einen Mehrwert mit guter Durch-mischung, Gemeinschaftsräumen und weiteren Ange-boten, die den Mietenden wie auch der Öffentlichkeit zu Gute kommen. Ihre BewohnerInnen verbrauchen zudem weniger Wohnfläche als der Durchschnitt und leisten damit einen zusätzlichen Beitrag an das ökolo-gische Wohnen.

Es ist nicht mehr als recht und billig, wenn hier auch der Bund Unterstützung leistet.

Michael TöngiNationalrat Grüne Luzern

ABSTIMMUNG 9. FEBRUAR 2020

INITIATIVE «MEHR BEZAHLBARE WOHNUNGEN»

Bund

Volksinitiative «Mehr bezahlbare Wohnungen»

JA

WAS HEISST PREISGÜNSTIG ODER BEZAHLBAR?«Preisgünstig» und «bezahlbar» sind keine mes-serscharfen Begriffe. Als Faustregel kann gelten, dass die Mietzinsbelastung im Bereich von 20 bis 25 Prozent des Haushalteinkommens liegt. So kann bei einem Einkommen von 12‘000 Franken/Monat eine teurere Wohnung als preisgünstig gelten als bei einem Lohn von 4‘000 oder 5‘000 Franken.

Günstiger Wohnraum soll insbesondere Familien, Haushalten mit geringem Einkommen, Menschen mit Behinderung sowie bedürftigen Betagten dienen.

WAS HEISST GEMEINNÜTZIG?Genossenschaften verstehen sich in der Regel als gemeinnützig, das heisst als nicht gewinnstrebig. Ein entscheidendes Kriterium dafür ist die Kostenmiete. Der Mietertrag dient im wesentlichen dazu, die Kosten zu finanzieren, sicher werden keine Gewinne privat abgeschöpft.

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Bund

Die Abstimmung über die Ausweitung der Anti-Rassismus-Strafnorm mit dem Kriterium «se-xuelle Orientierung» hat zum Ziel, homo- und bisexuelle Menschen vor Hass und Hetze zu schützen. Eine Vorlage, zu welcher unbedingt Ja gesagt werden muss.

Nachdem der Ständerat am 14. Dezember 2018 die Änderung des Artikel 261 StGB «Diskriminierung und Aufruf zu Hass» beschlossen hatte, schien es reine Formsache, dass zukünftig auch homo- und bisexuelle Menschen besser geschützt sind. Mensch nahm an, dass Konsens in der Gesellschaft bestehe, Menschen nicht aufgrund ihrer Sexualität zu diskriminieren. Orchestriert von der EDU, der Jungen SVP und der Arbeitsgruppe Jugend und Familie fand sich aber ein Referendumskomitee, dem es erschreckenderweise gelang, das Referendum einzureichen.

SCHUTZ FÜR ALLEWir stimmen am 09. Februar darüber ab, ob in Zukunft die Verweigerung einer Leistung die allen offen steht, nicht nur aufgrund der Hautfarbe, Ethnie oder Reli-gion verboten ist, sondern auch wegen der sexuellen Orientierung. Und ob eine homophobe Schmiererei genau wie eine rassistische Schmiererei eine Straftat darstellt. Mit der Ausweitung der Anti-Rassismus-Strafnorm wird es eine Straftat, ein lesbisches Paar des Restaurants zu verweisen. Es wird strafbar, mit Schmie-rereien den Tod aller Schwulen zu wünschen.

KEINE FRAGE DER MEINUNGSFREIHEITDie GegnerInnen des neuen Gesetzes fürchten um ihre Meinungs- und Gewissensfreiheit. Sie argumentieren, dass das schweizerische Strafgesetzbuch bereits weit genug gehe. Wenn aber nach wie vor öffentlich zur Hetze gegen Homo- und Bisexuelle aufgerufen werden kann, ohne dass dies eine Straftat darstellt, so geht das Strafgesetzbuch offensichtlich nicht weit genug. Aufruf zu Hass und Herabwürdigung bestimmter Bevöl-kerungsgruppen hat nichts mit Meinungsäusserung zu tun, sondern mit Verbrechen. Dies muss in der Schweiz endlich strafrechtlich verfolgt werden können, so wie es in anderen Staaten längst normal ist. Es geht darum, eine Minderheit zu schützen. Dies kann nur über die Anti-Rassismus-Strafnorm geschehen.

Der Abstimmungskampf ist bereits in vollem Gange und die GegnerInnen führen die Meinungsfreiheit als ihr Hauptargument ins Feld. In dieser Abstimmung geht es aber nicht darum, die freie Meinungsäusserung einzuschränken, sondern der Bevölkerung aufzuzeigen, wo die Meinung aufhört und die Straftat anfängt. Daher: Ja am 9. Februar zum Diskriminierungsschutz.

Jeremias BremJunge Grüne Luzern

ABSTIMMUNG 9. FEBRUAR 2020

WO DIE MEINUNG AUFHÖRT UND DIE STRAFTAT ANFÄNGT

Änderung des Strafgesetzbuches und des Militärstrafgesetzes: Diskriminierung und Aufruf

zu Hass aufgrund der sexuellen Orientierung

JA

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rundbrief 4/1910

Ein höheres Einkommen zu erzielen ist für die meisten Personen ein Anlass zu Freude. Wer mehr verdient, dem verbleibt nach Abzug der fixen Kosten und Steuern mehr Geld im Portemonnaie. Das heisst, sein frei verfüg-bares Einkommen steigt. Dies ist jedoch bei Menschen, die eine sozialstaatliche Leistung erhalten, nicht immer der Fall. Die Bedarfsleis-tungen haben manchmal einen unerwünsch-ten Effekt: Kann ein Haushalt sein Erwerbs-einkommen erhöhen, fallen möglicherweise Sozialleistungen weg, wodurch oft jener Betrag, über den er frei verfügen kann, sinkt. Im Kanton Luzern war dies bei der Bevorschus-sung des Kindesunterhaltes der Fall. Damit ist nun Schluss. Dank der Hartnäckigkeit der Grünen wird das System, notabene 11 Jahre nach der Einreichung des ersten Vorstosses im Kantonsrat, nun korrigiert.

EIN BLICK ZURÜCKDas bis anhin geltende System der Alimentenbevor-schussung wies einen bedeutenden Fehler auf: Kinder-alimente wurden bevorschusst, wenn der unterhaltzah-lende Elternteil seinen Zahlungen nicht nachkam und die Einnahmen des anspruchsberechtigen Elternteiles (meist Mütter) nicht mehr als 33’000 Franken betru-gen (zusätzlich 10’000 Franken pro weiteres Kind). Bei Personen, welche sich um ein höheres Erwerbseinkom-men bemühten und ihr Einkommen deshalb knapp über dieser Grenze lag, erlosch der Anspruch gänzlich. Dieser Mechanismus führte dazu, dass der Anreiz und die Motivation, sich um ein höheres Erwerbseinkommen zu bemühen, verloren ging. Zudem wurden diejenigen bestraft, die sich trotzdem um ein zusätzliches Ein-kommen bemühten. Nicht wenige dieser Betroffenen mussten in der Folge wirtschaftliche Sozialhilfe bezie-hen, weil die Alimentenbevorschussung ausblieb.

EIN BLICK NACH VORNE Neu fällt der Anspruch nicht einfach weg, sondern wird mit zunehmendem Einkommen allmählich reduziert. Das bisherige System von «alles oder nichts» wird daher durch eine abgestufte Unterstützung abgelöst. Dieser Systemwechsel ist für die betroffenen Personen eine wirksame und effiziente Hilfe. Die Vorteile liegen auf der Hand: der Anreiz zur Erhöhung des eigenen Erwerbseinkommens wird gesteigert; die Erwerbsfä-higkeit der Frauen bleibt erhalten und das System der

Teilbevorschussung dient massgeblich zur Sicherung des Lebensunterhaltes von Kindern. Nebst der Einfüh-rung der Teilbevorschussung wurden auch Anpassun-gen für die Berechnung der Unterhaltszahlungen für volljährige Kinder vorgenommen. Diese Anpassungen eliminieren ebenfalls störende bisherige Nachteile, was eine weitere massgebliche Verbesserung für die Betroffenen darstellt. Das Gesetz wird am 1. März 2020 in Kraft treten.

Die Hartnäckigkeit und Geduld der Grünen haben sich gelohnt – endlich nach elf Jahren werden Eineltern-familien und deren Kinder unterstützt, welche wegen Ausbleiben der Alimentengelder in wirtschaftliche Not geraten.

Christina ReusserAlt-Kantonsrätin Grüne Luzern

ANPASSUNG ALIMENTENBEVORSCHUSSUNG

EIN SOZIALPOLITISCHER QUANTENSPRUNG

Aus dem Kantonsrat

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rundbrief 4/19 11

Internes

JAHRESWECHSEL-BASTELBOGEN

SPIELEND INS NEUE JAHRDie Herausforderungen der grünen Erfolge wollte die Redaktion in der Zeit des Jahreswechsels mit einer kreativen, spielerischen Seite darstellen. Als dann der Entwurf für die Faltkarte da war, ent-stand eine Diskussion, die hier in fiktiver Form wieder gegeben wird:

A: Also, das ist jetzt nicht so visionär. Und Einfamilienhüsli ist ja nicht unbe-dingt ein grünes Ziel.

B: Aber es ist doch schön und lustig. Und die grünen Ziele sind sowieso bekannt.

C: Aber nur grad Solarzellen auf dem Dach. Das ist eher Klimaschutz à la CVP. Wo bleibt der Umweltschutz, die Wohn-stadt, die faire Agrarproduktion, die umweltfreundliche Mobilität ...

D: Das verlotterte Haus in Stand stellen ist doch eine klare Ansage. Wir können jetzt nicht auf einer Bastelseite eine eier-legende Wollmilchsau kreieren, die dazu noch vegan ist.

Resultat: Ihr erhaltet eine schöne Falt-karte. Schneidet sie aus, faltet, leimt – und spielt damit. Es macht Spass. Und wenn dir die Karte zu wenig visionär ist – mach selber eine! Die Vorlage hast du jetzt. Zeichne, fotografiere, beschrei-be deine eigenen ökologischen, sozialen, velofahrenden, ressourcenschonenden, die Würde von Mensch und Tier respek-tierenden, kreislaufwirtschaftenden Wünsche, Ziele, Fantasien. Und schenkt sie Euren Liebsten, zusammen mit einer Geschenk-Mitgliedschaft für die Grünen Luzern fürs 2020!

Wir wünschen Euch allen sehr schöne und besinnliche Feiertage, in denen eure grünen Energielager sich wieder füllen!

Anleitung zum Falten auf der nächsten Seite.

oben

Bastelbogen: kuenggrafik.ch

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rundbrief 4/1912

Leim

Leim

Leim

Leim

Leim

Leim

Leim

Leim

1. schneiden

2. nach innen falten

3. nach hinten falten

4. leimen

5. aufklappen und nach hinten falten

6. spielen :-)) A = ungeschmückter Weihnachtsbaum

A

C

B

D

oben

Internes

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rundbrief 4/19 13

Der Wald liefert den natürlich nachwachsenden Roh-stoff Holz. Dieser wird als Baumaterial und zum Schrei-nern verwendet, für ganze Häuser, Dachstühle oder etwa in der Möbelherstellung. Ein wachsender Anteil des in der Schweiz geernteten Holzes ersetzt fossile Brennstoffe und wird in Holzfeuerungen zu Wärme umgewandelt. Die Grünen Willisau haben ein grosses Interesse an Holz aus örtlichen Wäldern und deren viel-fältigen Einsatzmöglichkeiten in der Region. Deshalb setzen wir in unseren Aktivitäten unter anderem einen Schwerpunkt beim Thema Wald und Holz.

Neben der wirtschaftlichen Ebene im Kontext von Forstbetrieben, Schreinereien, dem Holzhandwerk und -handel sowie weiteren Unternehmungen zeigt sich der breite Nutzen von Holz auch in Fragen der ökologi-schen und energetischen Nachhaltigkeit. Nicht zuletzt hat Holz, insbesondere als Rohstoff beim Bauen, einen wichtigen kulturellen Stellenwert. Da Bäume und der Rohstoff Holz also sowohl Natur- als auch Wirtschafts- und Kulturgüter darstellen, bietet der technische Einsatz von Holz in der Holzbauarchitektur vielfältigs-te Möglichkeiten zur Verwirklichung einer zukunftsfä-higen Baukultur im ländlichen und urbanen Raum, die dem Klimaschutz, der Energieeffizienz und der Ressour-censchonung ebenso verpflichtet ist wie der Schaffung hoher Wohn- und Lebensqualität und regionalen Mög-lichkeiten eines nachhaltigen Gewerbes.

Sepp Heini ist Holzhandwerker aus Grosswangen und beschäftigt sich in seinem täglichen Handwerk mit Fra-gen der regionalen Holznutzung. Er betont im Gespräch die Wichtigkeit, einheimisches Material zu nutzen. Oft müsse man sehr darauf bestehen, lokales Holz zu erhalten, und wiederholt heisse es, Schweizer Holz sei nicht brauchbar, da es aufwändig in der Verarbeitung sei und viel Abfall produziere. Das stimme bei einer ganzheitlichen Betrachtung aber nur sehr bedingt. Bauherren und die verarbeitende Industrie müssten ein Stück weit auch bereit sein, einen gering höheren Preis zu bezahlen. Für den Endkunden fielen die Preisunter-schiede allerdings marginal aus, da der Kostenanteil der Arbeit im Vergleich zum Material sehr hoch sei. Als Beispiel schätzt Sepp Heini einen Preisunterschied von lediglich 200 Franken für einen 80m² Parkettboden. Im Möbelbau werde hingegen vorwiegend einheimi-sches Holz verarbeitet. Dort hätten Trends zudem die Nachfrage nach Edelhölzern in den letzten 30 Jahres stark beeinflusst, so dass bspw. rustikales und astiges Eichenholz mittlerweile salonfähig geworden sei. Zum Schluss betont Sepp Heini zudem das Potential regio-naler Kooperationen und gegenseitiger Unterstützung.

Wir Grünen Willisau sind der Meinung, dass es von gros-sem Nutzen ist, bei all diesen Ebenen der menschlichen Nutzung von Holz die Komponente der «Regionalität» miteinzubeziehen. Das bedeutet, dass wir uns die Frage stellen, wie Holz regional berücksichtigt werden kann und wie eine regionale Holzwirtschaft durch Bauen mit Holz aussehen kann. Aus diesem Grund haben wir im September eine Veranstaltung in Willisau durchge-führt, bei der rund ein Dutzend – meist regionale und gewerblich tätige – Fachpersonen aus den Bereichen Holz & Wald teilgenommen und Auskünfte gegeben ha-ben. Es war genau der regionale Charakter dieser Veran-staltung, welcher wertvolle Vernetzungsmöglichkeiten geboten hat. Wir Grünen Willisau sind nun motiviert, diesem zukunftsträchtigen Thema auch in Zukunft Aufmerksamkeit zu widmen und uns weiterhin dafür zu engagieren, dass sich mehr Leute mit dem faszinieren-den Potential von Holz auseinandersetzen.

Kevin SchmidliMitglied Vorstand Grüne OG Willisau

ORTSGRUPPE WILLISAU

NACHHALTIGES WIRTSCHAFTEN UND BAUEN MIT HOLZ

Ortsgruppen

Forstingenieur Andreas Zingg, Iris del Sol, Koordinatorin der Initiativgruppe Free Svydovets aus der Ukraine und Nationalrat Michael Töngi vor einer Holzskulptur von HP Hunkeler aus Schötz im Rahmen der Veranstaltung «Grüner Wald – nachhaltiges Holz»

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rundbrief 4/1914

Ortsgruppen

Die jüngsten zwei Sitzungen des Grossen Stadtrates waren für grüne Anliegen sehr erfreulich. Die stärkste «Strahlkraft» hat hierbei sicherlich die Ausrufung des Klimanot-standes.

AUSRUFUNG DES KLIMANOTSTANDESDer entsprechende Bevölkerungsantrag wurde als Moti-on an den Stadtrat überwiesen; zugleich unterstützen Stadtrat und Parlament die von mehr als 1000 Perso-nen unterzeichnete Klimakrise-Petition der jungen Grü-nen. Beide Vorstösse fordern die Stadt auf, die Klima-krise als echte Krise zu behandeln, bei den Geschäften prioritär die klimatischen Folgen und die ökologische, ökonomische und gesellschaftliche Nachhaltigkeit zu beachten sowie konkrete Massnahmen zu ergreifen, um bis im Jahr 2030 netto Null Treibhausgasemissionen zu erzeugen. Im Rahmen eines bereits in Aussicht gestellten Planungsberichts (zu den Konsequenzen, welche die notwendige Reduktion des CO2-Ausstosses haben wird) wird der Stadtrat denn auch ausführen, ob er eine Priorisierung jener Geschäfte, welche den Klima-wandel oder dessen Folgen abschwächen, für sinnvoll und machbar erachtet. Unsere Fraktion wird natürlich bestrebt sein, dass möglichst alle dieser Geschäfte prioritär behandelt werden. Damit die Ausrufung des Klimanotstandes nicht rein symbolischer Natur ist, verpflichtet sich der Stadtrat gemäss seiner Antwort, zukünftig bei allen relevanten städtischen Geschäften die Klimawirkung grob zu quantifizieren und transpa-rent zu kommunizieren. Das ist erfreulich; aber selbst-verständlich werden wir uns dafür einsetzen, dass auf Quantifizierung und Transparenz auch konkrete Taten und Massnahmen folgen. In diesem Kontext ist auch die Überweisung des gemeinsam mit der SP eingereich-ten Postulats «Zukunftsfähige urbane Logistik entwi-ckeln» sehr erfreulich, welche die Entwicklung einer energieeffizienten und weitgehend CO2-freien Logistik fordert.

BEZAHLBARER WOHNRAUMAngesichts der unermesslichen Bedeutung des Klima-wandels und der zurückliegenden Wahlerfolge geht in der öffentlichen Wahrnehmung manchmal fast ein wenig unter, dass grüne Politik sich auch vehement für soziale Anliegen einsetzt. Hier kann beispielsweise exemplarisch erwähnt werden, dass eine von Marco Müller und Korintha Bärtsch eingereichte Motion über-wiesen wurde, welche den Stadtrat beauftragt, mittels Planungsbericht zügig eine Strategie vorzulegen, wie zukünftig genügend bezahlbarer Wohnraum für ältere

Menschen in der Stadt Luzern zur Verfügung gestellt werden kann. Aber auch sonst war der bisherige Parla-mentsherbst für viele soziale und siedlungspolitische Anliegen von uns Grünen erfreulich: Sei es die Über-weisung des Postulats «Die Zeit ist reif für den Damm-durchbruch» (gemeinsam mit SP und GLP), sei es die Bereitschaft der Stadt, die Kosten für Schulveranstal-tungen und Ferienlager zu übernehmen (da diese nicht mehr an Eltern überwälzt werden dürfen), sei es das ambitionierte Ziel, den Anteil des MIV auf der Seebrü-cke (im Rahmen der Bauarbeiten zum Durchgangsbahn-hof) zu halbieren.

WIR BLEIBEN DRANUnsere Fraktion bleibt dran. Seit dem letzten Rund-brief haben wir diverse Vorstösse eingereicht. Nach wie vor gehen wir dabei zuweilen Allianzen ein; so fordern wir gemeinsam mit der SP mittels einer Motion mehr Spielraum im Finanzhaushalt durch weniger Vorgaben oder setzen uns zusammen mit SP und GLP dafür ein, dass nachts in der Stadt Tempo 30 gelten soll. Die meis-ten unserer Vorstösse kommen allerdings aus unserer ureigenen Küche:

In Form von Interpellationen verlangen wir Hintergründe und Antworten, etwa zur Unabhängigkeit der Stadion Luzern AG vom FCL, zu den neuen Veloparkplätzen am Bahnhof oder zum neu geplanten Fluhmühlepark, der so nicht akzeptabel ist. Im gleichen Zusammenhang haben wir zusätzlich ein Postulat eingereicht. Weitere aktuelle Postulate fordern Massnahmen zur Minimie-rung von Kunststoff in den offenen Gewässern, die Rettung des Dammgärtli vor dem Bypass, die aktive Bewirtschaftung der städtischen Alterssiedlungen oder das Anstreben des Grünstadt-Labels «Gold» als erster Stadt.

Christov RollaGrossstadrat Grüne Luzern

GRÜNE STADT LUZERN

AKTUELLES AUS DEM GROSSEN STADTRAT

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rundbrief 4/19 15

Am 9. Februar kommt in der Stadt Luzern die so genannte Metro-Initiative zur Abstimmung. Sie fordert, dass die konkrete Planung für eine Metro von Ibach an den Schwanenplatz aufgenommen wird. Die Grünen sind klar gegen dieses teure Projekt, das völlig quer zur Gesamt-Verkehrsplanung steht.

Die Metro-Idee ist kein Vorschlag für ein neues Ver-kehrsmittel zur Lösung der Verkehrsprobleme in der Stadt. Sie wurde lanciert als Lösungsbeitrag für das Carparkplatzproblem und für die Anreise zum Kan-tonsspital. Die Initianten fordern vom Stadtrat eine Kosten-Nutzen-Nachhaltigkeitsinitiative für ihr Pro-jekt. Auf Beschluss des Parlaments ist der Stadtrat jedoch derzeit daran, das Car- und Verkehrsproblem in einem ergebnisoffenen Prozess umfassend anzugehen. Da kommt es nicht in Frage, einen Projektvorschlag isoliert vorzuziehen. Ganz abgesehen davon macht die Metro verkehrstechnisch keinen Sinn. Die Planung einer Metro kommt den schon sehr konkreten Plänen für den Durchgangsbahnhof Luzern in die Quere. Dieser

bringt im Gegensatz zur Metro einen Quantensprung für die Verbesserung der ÖV-Anbindung in der Zent-ralschweiz. Die kurze unterirdische Verbindung vom Stadtrand ins Zentrum wäre völlig isoliert vom übrigen Verkehrsnetz. Als Angebot primär für die CartouristIn-nen sind die dafür notwendigen Planungs- und Reali-sierungskosten unverhältnismässig hoch. Die Aussicht, Private würden vollständig für die Kosten aufkommen, ist mit Vorsicht zu geniessen und aus Grüner Sicht auch nicht erwünscht.

Alle Parteien ausser SVP und GLP lehnen die Metro-Ini-tiative ab. Die Grünen sind klar dagegen und empfehlen ein Nein.

Martin AbelePräsident Grüne Stadt Luzern

Die Stadt soll Massnahmen zum Schutz und zur Ver-netzung von unversiegeltem Land ergreifen, um dessen positive Wirkung auf das Stadtklima, dessen Qualität für die Nah- und Nächsterholung sowie dessen ökolo-gische Funktion langfristig zu gewährleisten. Dies ist die Hauptforderung der Stadtklima-Initiative, die die Grünen Stadt Luzern an ihrer Mitgliederversammlung im November beschlossen haben. Mit der Sicherung von Grünraum und dem aktiven Kampf gegen die Ver-siegelung soll ein wirksamer Beitrag für ein gesundes Mikroklima geleistet werden. Offizieller Sammelstart für die Initiative ist Anfang Februar.

Martin AbelePräsident Grüne Stadt Luzern

GRÜNE STADT LUZERN

NEIN ZUR METRO-INITIATIVE

GRÜNE STADT LUZERN

GRÜNE LANCIEREN STADTKLIMA-INITIATIVE

Ortsgruppen

Initiative Die Metro-Luzern verdient eine Chance.

Alles auf den Tisch – Ende Stillstand –

In die Zukunft schauen!

NEIN

Aus dem Beton ausbrechen!

Stadtklima-Initiative

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rundbrief 4/1916

Die Grüne Welle fegt über das nationale Parlament. Die Schweizer Bevölkerung hat ein klares Statement gesetzt. Sie möchte eine grünere und somit griffigere Klimapolitik. Doch Umweltschutz fängt bei jedem Ein-zelnen, im Quartier und in der Gemeinde an.

Wir freuen uns, dass VAH/Grüne für die nächsten Gemeinderatswahlen einen bereits gut vernetzten Kandidaten stellen können. Gallus Bühlmann will die Herausforderungen annehmen und sich für mehr Nachhaltigkeit in der Gemeinde einsetzen.

VAH/ Grüne Hochdorf

VAH/GRÜNE HOCHDORF

GRÜNE IN DEN GEMEINDERAT

Gallus Bühlmann

Ortsgruppen

GRÜNE KRIENS

KOSTENÜBERSCHREITUNG: STADTRAT STEHT IN DER VERANTWORTUNG

Die Stadt Kriens baut und überzieht das Budget um Millionen. Und sie zahlt Rechnun-gen, ohne diese korrekt zu verbuchen. Der Einwohnerrat reagiert einstimmig auf diese Missstände mit einer parlamentarischen Untersuchungskommission (PUK). Der Grüne Einwohnerrat Erich Tschümperlin präsidiert die wichtige Kommission.

Erich, in den vergangenen Monaten haben die Medien über gewaltige Mehrkosten für Bauprojekte der Stadt Kriens berichtet. Wie gross sind diese und welche Projekte sind betroffen?

Es handelt sich um mehrere Millionen für das Zentrum Pilatus, Schappe Süd und Kleinfeld. Wie gross die Mehr-kosten genau sind, soll nun eine Untersuchung zeigen. Und auch wie diese Kosten begründet werden.

Als Reaktion darauf hat der Einwohnerrat diesen Herbst beschlossen, eine parlamentarische Unter-suchungskommission (PUK) einzusetzen und Du wurdest einstimmig als Präsident gewählt. Was ist ihre Aufgabe?

Die PUK soll untersuchen weshalb das Budget um mehrere Millionen überzogen wurde und wie es dazu kam. Wir wollen auch wissen, weshalb es möglich war, dass Rechnungen bezahlt wurden, ohne dass dies in der Bauabrechnung verbucht wurde.

Solche Fehler dürfen nicht mehr passieren, wir können uns dies schlicht und einfach nicht leisten. Und wir wol-len auch das Vertrauen in die Politik wiederherstellen. Die Stadt Kriens hat bei der Abstimmung zum neuen Zentrum ein Versprechen bezüglich Kosten gemacht. Dieses hat sie grob verfehlt. Das darf so nicht mehr passieren.

Stand heute: Wer ist aus deiner Sicht für dieses Debakel verantwortlich?

Es ist zu früh Namen zu nennen – wenn wir es wüssten, könnten wir uns die PUK sparen. Aber eines ist klar, der Stadtrat als oberstes Führungsgremium steht in der Verantwortung. Für solche Kostenüberschreitungen kann man nicht untere Führungsebenen verantwortlich machen.

Das Interview führte Gian Waldvogel, Sekretär Grüne Luzern

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rundbrief 4/19 17

Internes

WECHSEL IN KANTONSRATSFRATKION

VIELEN DANK CHRISTINA

WILLKOMMEN MAURUS

CHRISTINA WAR UNSER GEWISSEN IN DER SOZIALPOLITIK. Bei den Wahlen 2007 hat sich die Kantonsratsfraktion erneuert. Viele noch nicht bekannte Gesichter sind zur Fraktion gestossen. Auch Christina Reusser aus Ebikon war dabei und hat der Fraktion einen Schub und eine Vertiefung in der Sozialpolitik ermöglicht. Wenn sie gesprochen hat, wurde es ruhiger im Saal. Die Stan-dardfloskeln der Bürgerlichen reichten nicht aus, ihre Argumente zu entkräften. Die Regierung musste sich die Blösse geben und konnte nur noch mit den fehlen-den Finanzen argumentieren – kaputt sparen war leider über Jahre das Credo in der Sozialpolitik. An ihrer letz-ten Session wurde dann dank ihrem jahrelangen Druck mit Vorstössen eine gerechtere Alimentenbevorschus-sung beraten. Ein Lichtblick und das wohl wertvollste Abschiedsgeschenk für Christina.

Doch Christina wirkte nicht nur in der Sozialpolitik. Sie vertrat die Grünen während acht Jahre in der Staats-politischen Kommission (SPK). In diese Zeit fiel die Botschaft zur Neueinteilung der Wahl- und Gerichts-kreise. Unter anderem resultierte daraus der Wahlver-bund Entlebuch-Willisau. Damit war die Einteilung der Wahlkreise bundesrechtskonform, und wir als kleine Partei sind weniger benachteiligt. Christina hat

entscheidende Inputs zu dieser Neueinteilung einge-bracht. Vielleicht ist es ihr auch zu Gute gekommen, dass sie keine Luzerner Wurzeln hat, sondern vom eben-so schönen Thunersee-Gebiet kommt. Damit konnte sie als Politikerin statt mit Emotionen auf der Grundlage von Fakten und nächtelang durchgerechneten Wahl-kreiskombinationen entscheiden. In diese Zeit fielen auch ihre Vorstösse zum Jugendparlament, welches dann 2014 eingeführt wurde. Die letzten vier Jahre ver-trat uns Christina in der Kommission Gesundheit, Arbeit und soziale Sicherheit (GASK), wo sie massgebliche Vorstösse für eine faire Familienpolitik eingebracht hat.

Christina war aber nicht nur im Kantonsrat, sondern auch in ihrer Wohngemeinde Ebikon aktiv. So vertrat sie die Grünen während vielen Jahren in der Bürger-rechtskommission und zuletzt in der Bildungskommis-sion. Sie und ihr Partner Andreas Ändu Feller waren tragende Pfeiler der Grünen Ebikon.

Ihr Engagement ist geprägt von Gerechtigkeit und sozi-aler Anteilnahme für Familien, Jugendliche und Kinder. Sie hat den Satz wirklich gelebt, dass eine Gesellschaft am Umgang mit den sozialen Schwächeren zu messen ist. Auch in ihrem Beruf als Leiterin der Kinder-, Jugend- und Familienberatung der Stadt Luzern steht sie für eine optimale Unterstützung für Alle ein.

Christina zog leider aus dem Kanton weg. Sie und Ändu haben sich entschlossen den Lebensmittelpunkt nach Aarau zu verlegen. Die Grüne Fraktion bedauert ihren Rücktritt sehr. Wir sind überzeugt, dass sie sich auch in Aarau bald so engagiert wie in Luzern.

Eine erfolgreiche Klimapolitik ist nur machbar, wenn wir auch eine faire Sozialpolitik umsetzen. Und diese müssen wir Grüne mitverantworten und nicht einfach der SP überlassen. Die Grüne Fraktion wird dranblei-ben und nicht nachlassen, das versprechen wir Dir, Christina.Herzlichen Dank für Dein hartnäckiges Engagement im Kantonsrat und im speziellen in der Sozialpolitik und für das Mitgestalten und immer auch wieder Anmahnen in unserer Fraktion.

Maurus Frey wird die Grüne Fraktion als Nachfolger von Christina verstärken. Unserem Parteipräsiden-ten war es etwas langweilig nach dem Wahljahr 2019 und so stürzt er sich wie immer voll engagiert in neue Aufgaben. Du hast ja bereits ein erstes Mandat in der Stabsgruppe der Geschäftsleitung des Kantonsrates übernommen. Da können wir auf dein Wissen als Informatik-Ingenieur und Software-Entwickler zählen:

Der Kantonsrat ist papierlos und auf eine digitale Ar-beitsoberfläche umgestiegen. Bis das wirklich so läuft wie angedacht und einwandfrei funktioniert, braucht es noch ein paar Stunden von Cracks wie dir. Wir wün-schen dir eine erfolgreiche, vielfältige Politarbeit im und rund um den Kantonsrat.

Monique Frey Fraktionspräsidentin Kantonsrat Grüne Luzern

Christina Reusser Maurus Frey

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rundbrief 4/1918

6. April 2019. Klimademo in der Stadt Luzern. Ganz vorne mit dem Megaphon? Ich. Auf dem Nationalquai haben wir Jungen gemeinsam die Demo angeheizt und zogen los Richtung Reuss. Als wir über den Ratshaussteg laufen, schaue ich zurück. Das Ende der Demo sehe ich nicht, es sind zu viele.

UNSER STADTRATSKANDIDATJONA STUDHALTER

Internes

Wendy Peter ist Bäuerin in der Gemeinde Willisau und seit etwa Mitte 2018 aktives Mitglied der grünen Orts-gruppe Willisau. Geboren wurde sie 1949 als Tochter eines Schweizers und einer Engländerin und stammt ursprünglich aus der Stadt Luzern. Als erstes machte sie in den 1960er Jahren eine Fachausbildung als Kauf-frau und anschliessend noch eine Zusatzausbildung zur Betriebsökonomin. Später studierte sie Englisch und Deutsch und unterrichtete anschliessend 11 Jahre an der kaufmännischen Berufsschule in Stans.

1985 lernte sie ihren Mann kennen und zog zu ihm nach Willisau, wo sie begann, ihn auf dem Hof zu unterstüt-zen. Sie sei die letzte Praktikantin/Angestellte gewe-sen. Seit ihrer Heirat haben sie keine fremden Arbeits-kräfte mehr beschäftigt. 1986 – 1990 kamen ihre fünf Kinder zur Welt und in dieser Zeit (86 – 88) besuchte sie die Bäuerinnenschule in Sursee. Dies alles, so Wendy, wäre ohne die Mithilfe ihrer Schwiegermutter nicht möglich gewesen.

Vor ihrem Beitritt zu den Grünen war sie viele Jahre als Parteilose aktiv, vor allem auf agrarpolitischer Ebene in landwirtschaftlichen Gremien. So unter anderem auch mehrere Jahre für die FAO, die UNO Organisation für Ernährung und Landwirtschaft in Rom. Bis heute ist Wendy Mitarbeiterin der Redaktion der Zeitschrift «Kultur und Politik», eine Zeitschrift im Bereich biologi-

sche Landwirtschaft, die schon seit 1945 besteht.

Im Laufe der Jahre reifte bei Wendy folgende Erkennt-nis: «Wer aktiv etwas verändern möchte, muss politisch aktiv sein und sich engagieren». So trat sie der Grü-nen Ortsgruppe Willisau bei. Zusammen mit Cristina Gäumann war Wendy eine der Hauptverantwortlichen in der Organisation des Events «Grüner Wald – nachhal-tiges Holz», der am 12. September 2019 im Willisauer Ratssaal stattfand. Motiviert hat sie zu dieser Veran-staltung die Tatsache, dass Wald und Holz wesentliche Faktoren für die Ökologie und Regionalwirtschaft sind und deshalb breit diskutiert werden sollten. Der Austausch zu diesem Thema wurde denn auch rege genutzt.

Als ich sie fragte, was etwas vom Interessantesten sei, das sie bis jetzt erlebt habe, erzählte Wendy: «Ich war lange im Vorstand der Bio Suisse. In dieser Funktion konnte ich anfangs 2000 Prinz Charles als Dolmet-scherin beim Besuch eines Biohofes in der Schweiz begleiten. Er revanchierte sich dann, indem er mich auf seinen eigenen Biohof nach England einlud».

Das Interview führte Fabio Banz, Aktivmitglied OG Willisau

Wendy Peter mit Autor Fabio Banz

PORTRAIT

WENDY PETER – AKTIV IN WILLISAU

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rundbrief 4/19 19

Kt. Luzern

Frisches von den Jungen Grünen

6. April 2019. Klimademo in der Stadt Luzern. Ganz vorne mit dem Megaphon? Ich. Auf dem Nationalquai haben wir Jungen gemeinsam die Demo angeheizt und zogen los Richtung Reuss. Als wir über den Ratshaussteg laufen, schaue ich zurück. Das Ende der Demo sehe ich nicht, es sind zu viele.

Um die 2000 Personen sind unserem Aufruf gefolgt und

fordern eine sozialere und nachhaltigere Klimapolitik.

Ich bin immer noch überwältigt, was wir mit ein bisschen

Demo Know-how, motivierten Jungen, denen die Zukunft

am Herzen liegt und keinem einzigen Franken Budget

innert drei Monaten erreichen konnten. Das Verschicken

von Medieneinladungen, Musikboxen organisieren und

Parolen schreien hat sich auch politisch gelohnt. Das

Kantonsparlament und der Nationalrat wurden grüner und

jünger. Aber wir Jungen wollen nicht nur Stimmenfänger

für die Grünen sein, sondern auch selber mitbestimmen.

Deshalb kandidiere ich für die Jungen Grünen als Stadtrat.

Das Ziel ist: endlich eine linke Stadtregierung. Wir wollen

als drittstärkste linke Kraft in der Stadt Luzern die Mehr-

heiten im Stadtrat ändern. Es soll voran gehen mit linker

Politik in der Stadt: Die Bahnhofstrasse muss endlich

autofrei werden. Die Bodumvillen an der Obergrundstrasse

müssen enteignet werden und jedes Auto, das über die

Seebrücke will, muss 15 Franken zahlen. So kriegen

wir alle, die das Auto nicht brauchen, auf ökologischere

Verkehrsmittel und die, die ein Auto brauchen, stehen

nicht mehr im Stau. So geht linke Stadtpolitik – mit mir.

Der Akku meines Mega phones ist geladen: Ich muss jetzt

raus an die nächste Klimademo.

Meine Stimme werde ich erfahrungsgemäss nach der

Demo nicht mehr haben, deshalb brauch ich deine:

Am 27. März Jona Studhalter in den Stadtrat.

LÖVE – mehr Liebe zum ÖV

LÖVE ist erstens eine richtig gute Wortkombination,

die als Schnapsidee gedacht war. Und es ist zudem der

Name der neusten Kampagne der Jungen Grünen Kanton

Luzern. Anfang 2020 werden wir auf junggrüne Art eine

provokative, kreative und vielseitige Kampagne für den ÖV

fahren. Geplant ist Vieles: Wir haben 20 Forderungen im

ÖV-Bereich, die wir unter anderem über unsere Parlamen-

tarier*innen im Kantons- und Stadtparlament einbringen

und wir verlosen drei Passepartout-Monatsabos. Was wir

fordern? Viel darf ich noch nicht verraten. Aber zu lösende

Probleme gibt es genügend. Der Durchgangsbahnhof ist

noch nicht unter Dach und Fach, trotz ÖV-Abo zahlt man

sieben bis zehn Franken für den Nachtbus und durchge-

hende Busspuren sind in erster Linie durchgehend nicht

vorhanden.

Halt deshalb die Augen und Ohren offen, auch du

bekommst LÖVE von uns.

Text: Jona Studhalter

UNSER STADTRATSKANDIDATJONA STUDHALTER

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EIDGENÖSSISCHE ABSTIMMUNGENVolksinitiative «Mehr bezahlbare Wohnungen» JAÄnderung des Strafgesetzbuches und des Militärstrafgesetzes: Diskriminierung und Aufruf zu Hass aufgrund der sexuellen Orientierung JA

PAROLEN

Hier eine Auswahl der Grünen Termine. Alle Termine und nähere Informationen zu den einzelnen Terminen finden sich auf www.gruene-luzern.ch

JANUAR 15.1. Luzern, Nominationsversammlung Wahlen Grosser Stadtrat Luzern

(Zeit und Ort folgen auf Website)

16.1. Kriens, Nominationsversammlung Einwohnerrat Kriens (Zeit und Ort folgen auf Website)

27.1. 18.00 Uhr: Palaver: Leben in der Dichte. Siedlungsentwicklung im bebauten Gebiet. Input-Referat von Ulrike Sturm und anschliessende Diskussion. NF49, im Kreisel Seetalplatz, Emmenbrücke

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P.P.

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AGENDA

Leben in der DichteSiedlungsentwicklung im bebauten Gebiet

Palaver 15. Reihe | Winter 2020