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Facharbeit Sicherheitseinrichtungen in Kraftfahrzeugen der Feuerwehren Autor: Georg Heyne Landesfeuerwehr- und Katastrophenschutzschule Sachsen, Elsterheide Datum: 18. Dezember 2018

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FacharbeitSicherheitseinrichtungen inKraftfahrzeugen der Feuerwehren

Autor: Georg Heyne

Landesfeuerwehr- und Katastrophenschutzschule Sachsen, Elsterheide

Datum: 18. Dezember 2018

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Thema der Facharbeit

Thema der Facharbeit

Sicherheitseinrichtungen in Kraftfahrzeugen derFeuerwehren

Seit dem 01.11.2015 ist der Spurhalteassistent und zum 01.11.2018 wird derNotbremsassistent bei Fahrzeugen der EG-Fahrzeugklassen N2 und N3 ver-pflichtend. Welche Auswirkungen wird diese gesetzliche Forderung bei der Fahr-zeugbeschaffung und im Einsatzbetrieb bei den Feuerwehren haben? Sind Aus-nahmeregelungen für die Feuerwehrfahrzeuge sinnvoll?

Die Inhalte der vorliegenden Facharbeit beziehen sich in gleichem Maße aufFrauen und Männer. Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird jedoch diemännliche Form für alle Personenbezeichnungen gewählt. Die weibliche Formwird dabei stets mitgedacht.

Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Com-mons “Namensnennung – Keine Bearbeitungen 4.0International” Lizenz.

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Erklärung

Erklärung

Ich, Georg Heyne, versichere hiermit, dass ich meine Facharbeit mit dem The-ma

Sicherheitseinrichtungen in Kraftfahrzeugen der Feuerwehren

selbständig, ohne fremde Hilfe und ohne Benutzung anderer als in der Quellen-angabe angeführten Unterlagen gefertigt habe.

Frankfurt a. M., den 18. Dezember 2018

GEORG HEYNE

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Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis

Thema der Facharbeit i

Erklärung ii

1 Motivation – Einleitung 1

2 Grundlagen 22.1 Fahrerassistenzsysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2

2.1.1 Notbremsassistent . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32.1.2 Spurhaltewarnsystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4

2.2 Rechtliche Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52.2.1 Fahrzeugklassen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52.2.2 Pflicht zur Ausrüstung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6

3 Situation auf dem LKW-Markt 93.1 Notbremsassistent . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103.2 Spurhaltewarnsystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11

4 Situation bei den Feuerwehren 12

5 Auswirkungen und Ausnahmeregelungen 14

6 Fazit und Zusammenfassung 17

Abkürzungsverzeichnis I

Abbildungsverzeichnis II

Quellenverzeichnis III

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1 Motivation – Einleitung

1 Motivation – Einleitung

Die Sicherheit im Straßenverkehr rückt stetig weiter in den Blick der Öffent-lichkeit. So werden Normen geschaffen, die zum Ziel haben, die Anzahl derVerkehrstoten und -verletzten zu reduzieren. Auch die Fahrzeughersteller ent-wickeln immer mehr und ausgefeiltere Fahrerassistenzsysteme. Sie sollen denFahrer bei monotonen Aufgaben entlasten, ihn bei fehlerhaftem Verhalten odergefährlichen Situationen warnen und sogar in die Fahrdynamik eingreifen, wennes der Fahrer nicht tut. Dabei steht neben den angesprochenen Sicherheitsa-spekten der Fahrkomfort im Vordergrund. Diese technischen Möglichkeiten nut-zen die europäischen Gesetzgeber, um ihre Sicherheitsziele und -versprechenzu erreichen. Mehr und mehr Fahrerassistenzsysteme müssen Bestandteil vonKraftfahrzeugen sein, um in Europa zugelassen zu werden. Von diesen wer-den in der vorliegenden Arbeit das Spurhaltewarnsystem und Notbremsassis-tenzsystem betrachtet. Es soll herausgestellt werden, welche Auswirkungen dieVerpflichtung zur Ausrüstung dieser Systeme in Kraftfahrzeugen der Klasse N2und N3 für Fahrzeuge der Feuerwehren haben. Dabei werden in den Grund-lagen der Notbrems- und Spurhalteassistent vorgestellt und die einschlägigenNormen betrachtet. Des Weiteren wird auf den Status Quo von Fahrzeugher-stellern und von Feuerwehren eingegangen. Abschließend wird beleuchtet obAusnahmeregelungen nötig und sinnvoll sind.

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2 Grundlagen

2 Grundlagen

Die Diskussion über das Für und Wider von Fahrerassistenzsystemen wird,gerade bei den Notbremsassistenten, kontrovers diskutiert. Dabei werden inden öffentlich geführten Diskussionen und im Internet vertretenen Meinungendie unterschiedlichen Assistenten verwechselt und miteinander verwoben. Indiesem Kapitel werden der Notbremsassistent und das Spurhaltesystem vor-gestellt. Dabei wird eine Abgrenzung zu ähnlichen Systemen vorgenommen.Zuletzt werden die rechtlichen Grundlagen zur Pflicht für die Kfz-Hersteller be-schrieben. Dabei wird nur insofern genauer auf die gesetzlichen Normen ein-gegangen, wie es für die Betrachtung, ob Ausnahmen zur Ausrüstung möglichsind, notwendig ist.

2.1 Fahrerassistenzsysteme

Im Jahr 2016 ereigneten sich auf Deutschlands Straßen etwas mehr als 2,5 Mil-lionen polizeilich erfasste Unfälle. Circa 12 Prozent davon (308.145) gingen mitPersonenschaden einher [2, S. 5]. An 32.352 der Unfälle mit Personenschadenwaren Fahrer von Güterkraftfahrzeugen beteiligt [1, S. 13]. Um diese Zahlen zusenken, ist es wichtig die Ursachen für diese Unfälle zu betrachten. Das Abkom-men von der Fahrbahn nach links oder rechts war für 2.613 (8 %) Unfälle die Ur-sache. Weitaus häufiger waren Zusammenstöße mit einem anderen Fahrzeug,wie Auffahrunfälle und Unfälle mit einbiegenden oder kreuzenden Fahrzeugen.Diese Gruppe umfasst 19.458 (60 %) Unfälle [1, S. 43]. Die in dieser Arbeitvorgestellten Fahrerassistenzsysteme sollen helfen, die Anzahl der Unfälle mitdiesen Ursachen zu reduzieren.

Es gibt eine Vielzahl von Definitionen zu Assistenzsystemen in der Fahrzeug-technik. So sind nach dem Verband der Automobilindustrie Fahrerassistenzsys-teme „Elektronische Zusatzeinrichtungen in Kraftfahrzeugen zur Unterstützungdes Fahrers in bestimmten Fahrsituationen. Hierbei stehen Sicherheitsaspekte,aber auch die Steigerung des Fahrkomforts im Vordergrund“ [20]. Damit wer-den Systeme bezeichnet, die durch Sensoren den dynamischen Zustand desFahrzeuges erfassen und situationsbedingt warnen oder durch Aktoren direkteingreifen. Der Fahrer besitzt dabei immer die Möglichkeit, die Aktionen des As-sistenten zu überstimmen. Diese Systeme sind mit ihrer Vielzahl von verschnie-denen Sensoren, Aktoren und verknüpfte Software sehr komplex. In Universi-täten und bei den Herstellern werden sie fortwährend weiterentwickelt. Dabei

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Abbildung 2.1: Notbremsassistent – Schemadarstellung

stellt jedes Element in der Systemkette einen eigenen Schwerpunkt dar. Die-se Beschreibung der Elemente und deren Aufgabe, Funktionsweise und Wei-terentwicklung, würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen. Aus diesem Grundwerden im Folgenden Notbremsassistentz- und Spurhaltewarnsysteme insoweitbeschrieben, wie es für das Verständnis und zur Abschätzung der Auswirkun-gen notwendig ist.

2.1.1 Notbremsassistent

Der Notbremsassistent wird auch Advanced Emergency Braking System (AEBS)oder Notbremsassistenzsystem bezeichnet. Er soll als Notfallsystem Kollisionenaufgrund zu späten Bremsens verhindern oder bei stehenden Hindernissen dieGeschwindigkeit reduzieren. Durch verschiedene Sensorik im Fahrzeug, wieRadar und Kamera, wird die Situation vor dem Fahrzeug registriert. Ziel dieserErkennung ist, herauszufiltern, ob bei derzeitiger Bewegung mit einer Kollisi-on in ausreichender Wahrscheinlichkeit zu rechnen ist. Des Weiteren werdenAktivitäten des Fahrers erfasst. Anhand seiner Lenkbewegungen, sowie sei-ner Bedienungen der Pedale, kann gemessen werden, wie aktiv er am Ver-kehrsgeschehen teilnimmt und aufmerksam ist. Wird eine ausreichend hoheWahrscheinlichkeit einer Kollision, bei fehlender Aufmerksamkeit des Fahrerserkannt, tritt der Notbremsassistent in Aktion.

Nach der EU-Verordnung Nr. 347/2012 ist das Verhalten des AEBS in zweiPhasen definiert, der Kollisionswarnphase und der Notbremsphase (s. Abbil-dung 2.1). In der Kollisionswarnphase muss mindestens eine haptische oderakustische Warnung einsetzen, um den Fahrer auf die Gefahr und eine gege-benenfalls folgende Notbremsung hinzuweisen. Reagiert der Fahrer nicht ent-sprechend auf die Situation wird die Notbremsphase eingeleitet. Dies muss da-zu führen, dass eine Kollision mit einem beweglichen Hindernis vermieden wird.Bei stehenden Hindernissen muss eine Geschwindigkeitsreduktion von mindes-tens 20 km/h erreicht werden. Bemerkt das System in der Warnphase ein Ein-greifen des Fahrers, kommt es nicht zur Notbremsung. Dies ist etwa der Fallbei Ausweichmanövern und beim Durchtreten des Gaspedals, das sogenannteKick-Down. Die für den Notbremsassistenten notwendige Sensorik eignet sich

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2 Grundlagen

für weitergehende Automation durch andere Fahrerassistenzsysteme. Herstel-ler wie Volvo, Mercedes und MAN nutzen die ausgefeilte Situationserkennungbeispielsweise, um Funktionen wie Abstandregelung und weitgehend autono-mes Kolonnenfahren zu ermöglichen. Dies führt in den Berichten um den Not-bremsassistenten im Internet oft zu Verwechslungen. So sind oft Berichte zulesen, bei denen Fahrer dieses System deaktivieren, weil sie dies fälschlicher-weise als Ursache für die Geschwindigkeitsreduktion bei Autobahnfahrten iden-tifizieren.

2.1.2 Spurhaltewarnsystem

Aufgrund der Unschärfe in der Bezeichnung in der Aufgabenstellung und denfolgenden gesetzlichen Vorschriften soll hier zunächst die Begrifflichkeit der„Querführungsassistenz“ eingeführt werden, um gezielt auf die korrekte Be-zeichnung der Systeme eingehen zu können.

Beim Fahren führt der Fahrer zum großen Teil der Zeit Aktionen aus, um dasFahrzeug im aktuellen Fahrstreifen zu halten. Hierbei können ihm aufgrundvon Unaufmerksamkeiten und Ablenkungen Fehler unterlaufen, die dazu füh-ren, dass der Fahrstreifen ungewollt verlassen wird. Die signifikante Anzahl vonUnfällen, die auf diese Ursache zurückzuführen sind (s. Abschnitt 2), legt einetechnische Maßnahme nahe, die den Fahrer bei der Vermeidung dieses Fehlersunterstützt. Diese Querführungsassistenzsysteme sollen den Fahrer rechtzeitigüber das Abkommen informieren, bevor das Fahrzeug den Fahrstreifen verlässtund gegebenenfalls das Fahrzeug selbstständig zurücklenken, beziehungswei-se den Fahrer hierbei unterstützen. Dazu muss es erkennen, wie das Fahrzeugin Bezug auf die Fahrbahn positioniert ist. Dies geschieht zumeist durch dieKamera im Frontbereich, welche die Begrenzungslinie zur Fahrbahn erkennt.Dadurch kann sowohl der Abstand, als auch der Winkel zum Fahrspurrand er-kannt werden. Weitere Sensoren, die die Bewegungsrichtung des Fahrzeugesund den Verlauf der Straße erkennen, können ebenso verbaut sein. Wird dasAbkommen von der Fahrbahn registriert, wird durch weitere Sensoren geprüft,ob der Fahrer diesen Spurwechsel gewollt durchführt. So kann bei Setzen desBlinkers oder bei geringer Geschwindigkeit von einem gewollten Spurwechselausgegangen werden. Je nachdem wie das System auf ein ungewolltes Ver-lassen der Spur reagiert, lassen sich Querführungsassistenzsysteme in zweiGruppen unterteilen [22, S. 938 - 940]:

• Spurhaltewarnsysteme – Lane Departure Warning System (LDWS)

• Spurhalteassistenten – Lane Keeping Assistance (LKA)

Selbst bei den Herstellern werden diese beiden Bezeichnungen als Synonymeverwendet. Die Unterscheidung ist jedoch gerade in der rechtlichen Betrachtung(s. Abschnitt 2.2.2) wichtig. Das Spurhaltewarnsystem gibt ein optisches und

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haptisches beziehungsweise akustisches Warnsignal aus. Um die Richtung desVerlassens dem Fahrer anzuzeigen, werden die Warntöne links beziehungswei-se rechts eingespielt. Die haptische Warnung erfolgt meist über Vibration ander rechten beziehungsweise linken Seite der Sitzfläche des Fahrers (bei Bus-Fahrgestellen). Der Fahrer kann auf diese Warnung hin wieder zurücklenken.Ein Spurhalteassistent unterstützt den Fahrer zudem aktiv. Bei Fahrzeugen mitservounterstützter Lenkung lenkt das Fahrzeug leicht durch den Servomotor. ImGegensatz dazu wird die Lenkbewegung bei Fahrzeugen ohne Servounterstü-zung dadurch erzeugt, dass ähnlich wie beim elektrischen Stabilitätsprogramm(ESP) ein Vorderrad abgebremst wird. Dadurch wendet sich das Fahrzeug inRichtung des bremsenden Rades. In beiden Systemen kann der Fahrer den As-sistenten durch eigene Lenkbewegung übersteuern. Die später erörterte Pflichtzur Ausrüstung der Systeme in Fahrzeugen (s. Abschnitt 2.2.2) bezieht sich aus-schließlich auf Spurhaltewarnsysteme. Aus diesem Grund beziehen sich auchalle Ausführungen zu Querführungsassistenzen auf diese Systeme, sofern esnicht explizit anders dargestellt wird.

2.2 Rechtliche Grundlagen

Im Folgenden werden die Grundlagen zu den Fahrzeugklassen erörtert. DesWeiteren werden die einschlägigen Normen zur Pflicht der Ausrüstung der LKWüber 3,5 t betrachtet.

2.2.1 Fahrzeugklassen

Durch die Europäische Gemeinschaft wurden erstmals 1970 durch die Richtlinie70/156/EWG Fahrzeugklassen definiert, um einheitliche Grundlagen zur ein-heitlichen Zulassung und Prüfung von Kraftfahrzeugen (Kfz) zu gewährleisten.Diese wurde 2007 durch die Richtlinie 2007/46/EG [11] abgelöst. Die Umset-zung der EG-Richtlinie in deutsches Recht erfolgt durch die Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO). Kraftfahrzeuge werden anhand ihrer Nutzung,der Anzahl der Räder und deren Gewicht eingeteilt. Die Fahrzeugklasse N sub-summiert somit Kraftfahrzeuge zur Güterbeförderung mit mindestens vier Rä-dern. Diese Klasse wird weiter nach der Gesamtmasse des Kfz unterteilt [5,Anlage XXIX Abschnitt 1 Punkt 2].

• N1 – zulässige Gesamtmasse bis zu 3,5 t.

• N2 – zulässige Gesamtmasse mehr als 3,5 t bis 12 t.

• N3 – zulässige Gesamtmasse mehr als 12 t.

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2 Grundlagen

Die in dieser Arbeit betrachteten Fahrzeuge sind somit Kraftfahrzeuge zur Gü-terbeförderung mit vier Rädern mit einer zulässigen Gesamtmasse von mehrals 3,5 t.

2.2.2 Pflicht zur Ausrüstung

Um betrachten zu können, für welche Fahrzeuge die Ausrüstungspflicht mit Not-bremsasstistenz- und Spurhaltewarnsystemen besteht, ist es notwendig zu ver-stehen, aus welchen Normen sich rechtlich vorgeschriebene Fahrzeugspezi-fikationen herleiten. Folgende Ausführungen geben einen Überblick über dieRechtslage und widmen sich der Frage, ob auch für Fahrzeuge der Feuerwehreine solche Ausrüstungspflicht besteht. Abbildung 2.2 stellt den Zusammen-hang zwischen der Fahrzeugzulassung und den Normen dar.

Fahrzeuge, und somit auch alle Feuerwehrfahrzeuge, dürfen in Deutschlandnur in Betrieb genommen werden, wenn sie zugelassen sind. Das sieht § 3Abs. 1 der Fahrzeug-Zulassungsverordnung vor [6]. Die Voraussetzung für dieZulassung sind entweder

• die EG-Typgenehmigung oder

• ein Gutachten eines amtlich anerkannten Sachverständigen für den Kraft-fahrzeugverkehr zur Erlangung einer Einzelbetriebserlaubnis.

Dass ein Fahrzeug der jeweiligen EG-Typgenehmigungsrichtline entspricht, mussder Herrsteller durch die Übereinstimmungsbescheinigung nachweisen. Die hier-zu einschlägige EG-Richtlinie 2007/46 ist durch die StVZO und die Fahrzeug-Zulassungsverordnung (FZV) in Deutschland umgesetzt. Um diesen Normenzu genügen, müssen die Fahrzeuge im Einklang weiterer EU-Verordnungenstehen. Dieses recht komplizierte Zusammenspiel ist notwendig, um politischeZiele umsetzen zu können, ohne bestehende Verordnungen und Richtlinien än-dern zu müssen. Ein solches politisches Ziel ist die Reduzierung der Anzahl derVerkehrstoten innerhalb von 10 Jahren auf 50 Prozent [7], welches bereits 2001formuliert wurde. Dieses Ziel wurde nicht erreicht. So wird auch in den „Leitlini-en für die Politik im Bereich der Straßenverkehrssicherheit 2011–20“ weiterhinauf die Reduzierung der Verkehrstotenzahl auf 50 Prozent in einem Zehnjahres-zeitraum zugearbeitet [8]. In Folge dieser Leitlinien wurden mit der Verordnung661/2009/EC unter anderem Maßnahmen getroffen, um die Ausstattung mitNotbremsassistenz- und Spurhaltewarnsystemen in LKW vorzuschreiben [12].Diese Verordnung, als Einzelverordnung für die Zwecke des gemeinschaftli-chen Typgenehmigungsverfahrens, gemäß der Richtlinie 2007/46/EG, sieht un-ter anderem vor, fortschrittliche Notbremssysteme AEBS (Notbremsassistenz-systeme) (Art. 10 I 661/2009/EC) und Spurhaltewarnsysteme LDWS (Art. 10II 661/2009/EC) in Fahrzeugen der Fahrzeugklassen N2 und N3 auszurüsten.Fristen, bis wann diese auszurüsten und welche Ausnahmen dabei zugelassen

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2 Grundlagen

sind, sollen in zugehörigen Verordnungen für Durchführungsmaßnahmen gere-gelt werden. Diese Verordnungen sind für

• die Spurhaltewarnsysteme die Verordnung (EG) Nr. 351/2012[10] und

• die Notbremsassistenzsysteme die Verordnung (EG) Nr. 347/2012 [9].

In beiden werden Ausnahmen zur Pflicht der Ausstattung definiert. In den hierbetrachteten Fahrzeugklassen N2 und N3 sind es unter anderem:

• Fahrzeuge mit mehr als drei Achsen,

• Geländefahrzeuge gemäß Anhang II Teil A Nummern 4.2 und 4.3 derRichtlinie 2007/46/EG und

• Fahrzeuge mit besonderer Zweckbestimmung gemäß Anhang II Teil ANummer 5 der Richtlinie 2007/46/EG.

Fraglich ist, ob Feuerwehrfahrzeuge nach den einschlägigen Normen eines Not-brems- und Spurhaltewarnsystems bedürfen. Gemäß Anhang II Teil A Nummer4 der Richtlinie sind Geländefahrzeuge nicht verpflichtet mit diesen Systemenausgerüstet zu sein. Fahrzeuge der Klassen N2 und N3 gelten als Geländefahr-zeuge, ‘’wenn alle Räder gleichzeitig angetrieben werden können, wobei derAntrieb einer Achse abschaltbar sein kann [. . . ]“ [11, Anhang II Teil A Num-mer 4.2]. Somit müssen Feuerwehrfahrzeuge, welche die Kriterien von Gelän-defahrzeugen erfüllen, nicht mit den genannten Assistenten ausgerüstet sein.Des Weiteren gelten als Geländefahrzeuge dieser Klassen alle Fahrzeuge, denVoraussetzungen bezüglich der Differentialsperre, Abmaße und Überbindungs-fähigkeiten definierter Bedingungen, gemäß Anhang II Teil A Nummer 4.2 be-ziehungsweise 4.3 dieser Richtlinie genügen. Es sind gemäß Anhang II TeilA Nummer 5 der Richtlinie weiterhin Fahrzeuge mit besonderer Zweckbestim-mung nicht dazu verpflichtet, mit einem solchen System ausgerüstet zu sein.Zunächst ist also zu fragen, ob ein Feuerwehrfahrzeug ein Fahrzeug mit beson-derer Zweckbestimmung darstellt und somit unter diese Norm fällt. Hiernach istein Fahrzeug mit besonderer Zweckbestimmung „ein Fahrzeug, dass eine Funk-tion erfüllen soll, für die der Aufbau bzw. die Ausrüstung entsprechend ange-passt werden muss“ [11, Anhang II Teil A Nummer 5]. In den Unterpunkten derNummer 5 werden dann bestimmte Fahrzeuggruppen benannt. Man könnte dieFahrzeuge der Feuerwehr unter 5.8 subsumieren. Hiernach sind sonstige Fahr-zeuge mit besonderer Zweckbestimmung solche, welche Fahrzeuge im Sinnedes Abschnitts 5 darstellen mit Ausnahme von den in den 5.1 - 5.6 genann-ten Fahrzeuggruppen. Fahrzeuge der Feuerwehr sollen bestimmte Funktionenerfüllen, beispielsweise Wassertransport in Verbindung mit Brandbekämpfungoder Retten aus Höhen und Tiefen, sodass deren Aufbau und Ausrüstung die-sen angepasst werden muss. Folglich sind Feuerwehrfahrzeuge Fahrzeuge mitbesonderer Zweckbestimmung im Sinne der Verordnung. Mithin müssen sie ge-mäß den Verordnungen nicht mit den genannten Systemen ausgerüstet sein.

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2 Grundlagen

Abbildung 2.2: Zusammenhang zwischen Fz-Zulassung, den betracheten Sys-temen und den zugehörigen Normen

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3 Situation auf dem LKW-Markt

3 Situation auf dem LKW-Markt

Um die Situation zu den betrachteten Systemen auf dem LKW-Markt insgesamteinschätzen zu können, wurden die in der Feuerwehr meist genutzten Herstel-ler Daimler, MAN und Iveco betrachtet. Zusätzlich wurde Volvo Trucks mit indie Betrachtung einbezogen. Zwar ist der Marktanteil noch nicht bedeutend inDeutschland, jedoch ist der schwedische Hersteller für seine sicheren Fahr-zeuge bekannt, bietet interessante Aspekte zu den Fahrerassistenzsystemenund ist damit unter anderem Fahrgestellhersteller der drei neuen Hilfeleistungs-löschfahrzeuge der Stadt Augsburg (s. Abschnitt 4). Da die Feuerwehren für dieFahrzeughersteller nur einen geringen Teil der Umsätze ausmachen, war dieBereitschaft der Hersteller, umfangreich über ihre Fahrzeuge, Assistenzsyste-me und zukünftigen Möglichkeiten zu informieren, stark beschränkt. Lediglichmit einem Vertreter von Volvo Trucks war ein längeres Telefongespräch mög-lich. Aufbauhersteller konnten themenbedingt keine Aussagen zu den Fahrge-stellen machen. Die folgenden Informationen sind zum Großteil aus öffentlichzugänglichen Quellen und sofern möglich aus persönlichen Gesprächen undE-Mailanfragen mit Vertretern der Hersteller.

Alle Hersteller erfüllen die gesetzlichen Vorgaben der betrachteten Fahreras-sistenzsysteme. Im Bereich des Notbremsassistenten gehen einige Herstellersogar über die Forderungen hinaus (s. Abschnitt 3.1). Im Einklang mit den EU-Normen bietet kein Hersteller geländegängige Fahrzeuge mit Notbremsassistenz-oder Spurhaltewarnsystemen an. Über die zukünftige Ausstattung dieser Fahr-zeuge konnten keine Erkenntnisse durch die Hersteller gewonnen werden. Durchdie Ausnahmeregelungen der EU-Normen werden die Hersteller auch in Zu-kunft Fahrgestelle ohne Assistenzsysteme anbieten. Ob diese sich dann nichtim Fahrzeug befinden, oder wie bei Volvo Trucks und Iveco zwar verbaut, aberdauerhaft deaktiviert sind [13], ließ sich bei den anderen Herstellern nicht inErfahrung bringen. Volvo Trucks hat, wie später beschrieben, eine Möglichkeitgefunden, den Bedürfnissen der Feuerwehren zu entsprechen, aber gleichzeitigein Maximum an Sicherheit in sonstigen Fahrten zu realisieren.

Zurzeit sind die betrachteten Systeme über das Menü oder Taster im Instru-mentenboard abschaltbar. Eine automatische Abschaltung, beispielsweise inVerbindung mit eingeschaltetem Sondersignal, wurde bis jetzt nur von VolvoTrucks bei den HLFs von Augsburg durchgeführt (s. Abschnitt 4). Daimler gabauf Nachfrage an, dass eine solche Lösung nicht zulassungsfähig sei und somitnicht angeboten werden könne [17]. Von den anderen Herstellern liegen hierzukeine Aussagen vor. Jedoch schaltet Iveco das Notbremsassistenzsystem bei

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3 Situation auf dem LKW-Markt

einer Geschwindigkeit über 125 km/h automatisch ab [3, ab 04:16]. Ob eine au-tomatische Deaktivierung unzulässig ist, kann in dieser Arbeit nicht betrachtetwerden. Hierzu ist ein rechtliches Gutachten zu führen, ob die Ausnahme zurAusstattung der Fahrerassistenzsysteme eine automatische Abschaltung der-selben ebenfalls zulässt.

3.1 Notbremsassistent

Wie bereits erwähnt, erfüllen die LKW-Hersteller die gesetzlichen Vorgaben be-züglich der Notbremsassistenten. Systeme einiger Hersteller leisten sogar mehrals gefordert. So bremsen die Notbremsassistenten von Volvo Trucks, Daimlerund MAN bei stehenden Hindernissen über die geforderten 20 km/h hinausbis zum Stillstand. Voraussetzung hierfür sind entsprechende Bedingungen. Somuss die Straße entsprechend „griffig“ sein und das Fahrzeug sich im ordnungs-gemäßen Zustand befinden. Alle Systeme warnen gleichermaßen bei einer Not-bremssituation automatisch die nachfolgenden Verkehrsteilnehmer. Bereits beider Warnphase leuchten die Bremsleuchten auf. Die Notbremsphase wird zu-sätzlich durch schnelles Blinken der Warnblinkanlage angezeigt. Gerade fürEinsatzfahrten ist die Art und Weise der Warnung des Fahrers in der Warn-phase von großer Bedeutung. Allen Herstellern gemein ist ein deutlich wahr-nehmbarer Warnton. Daimler wirbt damit, den Ton durch Stummschalten derFreisprecheinrichtung und des Radios deutlicher zu machen. Das ist jedoch beiEinsatzfahrten nicht von Belang. Die optische Warnung reduziert sich bei MAN,Daimler [4] und Iveco nur auf die Anzeige des Bordcomputers. Volvo Truckshingegen zeigt dem Fahrer einen deutlichen Hinweis im Head-Up-Display [21].Dieser ist, bei aktivem Notbremsassistenten, auch bei der Anspannung einerEinsatzfahrt wahrnehmbar. Der Maschinist kann somit besser durch entspre-chende Handlungen einer Vollbremsung entgehen.

Um die Erkennung der Fahrsituation zu verbessern und Fehlauslösungen derNotbremsungen zu reduzieren, verwenden Volvo Trucks, Daimler und MAN ne-ben dem verbauten Radar zur Entfernungsmessung auch Kamerasysteme. Die-se können Hindernisse und Situationen klassifizieren und somit eine besse-re Entscheidung zum Eingreifen treffen. Daimler nimmt zudem weitere Senso-ren, wie den Lenkeinschlagsensor, hinzu, um gerade bei Kurvenfahrten keineHindernisse neben der Fahrbahn als Gefahr zu interpretieren. Bei MAN wer-den ähnliche Sensoren verwendet, um die Situation zu beurteilen. Jedoch wer-den hier systemspezifisch mehrspurige Fahrzeuge als Hindernis erkannt. Iveconutzt als Sensor für den Notbremsassistenten nur das Radarsystem. Es kanndavon ausgegangen werden, dass eine Klassifizierung der Hindernisse hiernicht, beziehungsweise nicht in der Qualität erfolgt. Inwieweit Rettungsgassensind ein Problem bei der Erkennung und somit ursächlich für Fehlnotbremsun-gen sind, konnte kein Fahrzeughersteller berichten. Tests und Untersuchungenseitens der Hersteller hierzu fehlen.

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3 Situation auf dem LKW-Markt

3.2 Spurhaltewarnsystem

Ebenso wie bei den Notbremsassistenten, werden die EU-Vorgaben von denHerstellern umgesetzt. Im Gegensatz zu diesen unterscheiden sich diese Sys-teme nicht so stark. Alle Hersteller setzen auf Kamerasysteme hinter der Front-scheibe (vgl, [16], [13], [3]), um Fahrbahnbegrenzungslinien zu erkennen. Warn-töne, die auf das Verlassen der Spur hinweisen, werden entweder durch die Au-dioanlage im Führerhaus oder aus separaten Lautsprechern in den A-Säulenwiedergegeben. Ob ein Hersteller tatsächliche Spurhalteassistenten mit akti-vem Gegenlenken verbaut, konnte im Rahmen dieser Arbeit nicht ermittelt wer-den. Allen Herstellern gemein ist, dass das Spurhaltewarnsystem erst ab einerGeschwindigkeit von 60 km/h aktiv wird und auch bei Spurwechsel mit vorheri-gem Blinken nicht anschlägt.

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4 Situation bei den Feuerwehren

4 Situation bei den Feuerwehren

Um die derzeitige Situation in den Feuerwehren abzuschätzen, wurden Ge-spräche mit Verantwortlichen für Technik verschiedener Feuerwehren geführt,welche bereits Fahrzeuge mit Spurhalte- und Notbremsassistenzsystemen be-sitzen. Es wurde nach Erfahrungen mit den Fahrzeugen gefragt. Auch, ob esmit diesen Systemen zu Situationen gekommen sei, in dem sie aktiv wurdenund zur Sicherheit beigetragen, beziehungsweise zur Verunsicherung geführthaben. Zudem wurden Fragen gestellt, welche Ziele und Richtung zukünftigeBeschaffungen haben werden.

Prinzipiell begrüßen alle Feuerwehren die Zunahme der Sicherheit bei Einsatz-fahrten und auch bei sonstigen Fahrten, welche durch Fahrerassistenzsystemegewonnen wird. Unterschiede sind bei der Beurteilung der negativen Beein-flussung der Fahrer und der Fehlauslösungen der Systeme bei Einsatzfahrtenzu finden. Die großen Unterschiede der Lösungen der Fahrzeughersteller imBereich der Notbremsassistenten und fehlende Tests für den Betrieb der Fahr-zeuge in feuerwehrspezifischen Einsatzbereichen führen bei den Feuerwehrenzu unterschiedlichen Aussagen.

Die Feuerwehr Frankfurt a. M. hat bis zu diesem Zeitpunkt Rettungswagen mitSpurhalte- und Notbremsassistenten im Einsatz. Neben der zusätzlichen Si-cherheit sind diese Systeme sinnvoll, um die Fahrer für ein sichereres Fahrenzu sensibilisieren. Beispielsweise warnt der Spurhalteassistent bei Verlassender bekannten Spur, wenn nicht geblinkt wird. Bei vorschriftsmäßiger Fahrweisebleibt dieser jedoch inaktiv. Für eine möglichst störungsfreie Fahrt wird der Fah-rer demnach verstärkt auf das Setzen der Lichtzeichen achten. Ähnliches giltbeim Notbremsassistenten. Um unnötige Notbremssituationen zu vermeiden,werden die Fahrer auf dichtes Auffahren mit hoher Geschwindigkeit verzichten.Aus diesen Erfahrungen heraus sollen in Frankfurt auch Fahrzeuge über 3,5 tauf Straßenfahrgestellen mit den genannten Assistenzsystemen beschafft wer-den. Ähnliche Aussagen kamen von anderen Feuerwehren, welche noch keineausgerüsteten Fahrzeuge dieser Gewichtsklasse im Einsatz haben.

Die Feuerwehr Augsburg konnte bei der Beschaffung ihrer neuen HLFs aufErfahrungen mit den sogenannten Bayernrettungswagen zurückgreifen. Die-se sind mit Spurhaltewarnsystemen ausgerüstet [14]. Beim Überfahren durch-gezogener Linien vibriert bei diesen Fahrzeugen das Lenkrad. Auch Rausch-geräusche sind dabei aus den Lautsprechern zu hören. Diese zusätzlichenStressfaktoren sollten bei den Maschinisten der neu beschafften HLFs erspart

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4 Situation bei den Feuerwehren

bleiben. Auch ist die Befürchtung gegeben, dass der Notbremsassistent, gera-de bei dichtem Auffahren, bei Einsatzfahrten anschlägt. Gemeinsam mit demAufbauhersteller (Lentner) und dem Fahrgestellhersteller (Volvo) konnte eineLösung gefunden werden, wie beide Fahrerassistenzsysteme bei Einsatzfahr-ten nicht aktiv werden. Bei Einschalten der Sondersignale werden diese de-aktiviert. Dazu gibt Lentner ein Signal über die Bordsteuerung an das Fahr-gestell. Dieses wird genutzt, um Notbremsassistent und Spurhaltewarnsystemzu deaktivieren. Aufgrund des Sicherheitsgedankens von Volvo und zur Bestäti-gung der Zulassungsfähigkeit dieser Lösung wurde die Umsetzung zur automa-tischen Abschaltung per Ausnahmegenehmigung von der Zulassungsbehördepositiv beschieden. Nach dieser schriftlichen Genehmigung wurde die Lösungim Fahrgestell umgesetzt [14]. Die Feuerwehr München wird auf automatischeAbschaltungen generell verzichten. Nach Tests und Besprechungen mit MANkam man zu dem Schluss, dass es viele Randbedingungen bei einem MAN-Fahrzeug gäbe, die zu einem Eingreifen des Notbremsassistenten führen [18].Unter anderem muss eine Mindestgeschwindigkeit überschritten sein. Weiter-hin muss das Kamerasystem mindestens einen Fahrstreifen erkennen, um ineiner nachgeordneten Prüfung eine Silhouette eines mehrspurigen Fahrzeugesin der eigenen Fahrspur zu erkennen. Nicht zuletzt muss die Inaktivität des Fah-rers festgestellt werden. Dafür werden Gas-Brems-Wechsel, Blinkeraktivitätenund Lenkwinkel analysiert. Erst wenn alle Voraussetzungen erfüllt sind, kannder Notbremsassistent aktiv werden. Da mehrere dieser Voraussetzungen ge-rade bei Fahrten durch Rettungsgassen nicht erfüllt sind, würde es keine Pro-bleme mit unnötigen Notbremsungen bei Einsatzfahrten geben [18]. Eine ge-gensätzliche Erfahrung wird von der Berliner Feuerwehr berichtet. Bei einem2015 beschafften LHF mit MAN-Fahrgestell kam es laut Aussage bei einer Ein-satzfahrt durch die Rettungsgasse der Stadtautobahn zu einer unnötigen Not-bremsung [19]. Bis zum Abschluss dieser Arbeit konnte zu diesen entgegenge-setzten Aussagen seitens MAN kein Statement gewonnen werden. Wahrschein-lich ist jedoch, je weiter die Situationserkennung des Fahrzeugbordcomputersfortgeschritten ist, umso mehr können Fehlauslösungen des Notbremssystemsvermieden werden. Einfache Radarsysteme reichen bei Weitem nicht aus, umdies zu verhindern.

Bezüglich der Spurhaltewarnsysteme sind sich die meisten Feuerwehren einig.Durch die erhöhte Aufmerksamkeit gegenüber des Straßenverkehrs und derLautstärke der Sondersignalanlage bei Einsatzfahrten fallen akustische War-nungen nicht negativ ins Gewicht. Da bei den betrachteten LKW nach der vor-handenen Informationslage keine Vibrationen in Lenkrad oder Sitz eingesetztwerden, ist ein eingeschaltetes Spurhaltewarnsystem nicht negativ zu betrach-ten. Eine generelle oder automatisierte Abschaltung dieses Systems wird dem-nach von den meisten Feuerwehren nicht geplant, beziehungsweise gefordert.

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5 Auswirkungen und Ausnahmeregelungen

5 Auswirkungen undAusnahmeregelungen

Prinzipiell kann man feststellen, dass die betrachteten Systeme bei Fern- undStandardfahrten zu einer erhöhten Sicherheit beitragen. Gegenüber diesen sindEinsatzfahrten bei der Feuerwehr jedoch signifikant unterschiedlich. Fahreras-sistenzsysteme sollen gerade bei monotonen Autobahnfahrten zum Zuge kom-men, bei denen eine gleichmäßige Fahrt auf einer klar abgegrenzten Fahrspurvorherrscht. Einsatzfahrten hingegen sind von häufigem, raschen Spurwechsel,gepaart mit Fahrten zwischen den Spuren und durch enge, fahrzeuggesäum-te Fahrbahnen geprägt. Für diese Situationen, wie sie bei Einsatzfahrten zumüberwiegenden Teil auftreten, werden die Systeme von den Fahrzeugherstel-lern nicht entwickelt und getestet. Wie sich diese Assistenzsysteme, vor allemder Notbremsassistent, in diesen Lagen verhalten, kann zu diesem Zeitpunktnicht eindeutig geklärt werden. Die Feuerwehren haben unterschiedliche Er-fahrungen gemacht und schätzen auch die Auswirkungen unterschiedlich ein.Durch die verschiedenen Aussagen der Fahrzeughersteller auf ihren öffentli-chen Präsenzen und deren Ungenauigkeit der Angaben, lassen sich keine ge-nauen Schlüsse ziehen.

Klar hingegen sind die rechtlichen Rahmenbedingungen. Wie gezeigt wurde,sind die genannten Fahrerassistenten nicht zwingend vorgeschrieben. Ausnah-men zur Ausrüstungspflicht stellen keine Hürde bezüglich der Beschaffung undZulassung der Fahrzeuge der Feuerwehren dar. Somit sind noch die Auswirkun-gen auf den Einsatzdienst zu bewerten und gegebenenfalls Interimslösungenzwischen vorhandenem und aktiven und komplett deaktivierten Assistenzsys-tem zu diskutieren. Eine manuelle Abschaltung der Systeme, wie sie zurzeit inallen Fahrzeugen geschehen kann, ist im Einsatzfall nicht praktikabel. Die dazunotwendigen Bedienschritte über das Boardmenü beziehungsweise über kleineTaster an nicht schnell zu erreichenden Positionen ist in zeitkritischen Situatio-nen nicht sinnvoll. Zumal der Fahrer jedes Mal nach Starten des Fahrzeugesvor Fahrtantritt an die Deaktivierung denken muss.

Die Auswirkungen des Spurhaltewarners in Einsatzsituationen zeichnen sichrelativ klar ab. Alle sind in ihrer Funktions- und der Warnweise sehr ähnlich. Je-doch lassen sich qualitative Unterschiede, bezüglich der Spur- und Situationser-kennung, nicht ermitteln. Für den Einsatzbetrieb hat dieses Fahrerassistenzsys-tem, wenn überhaupt, nur marginale Auswirkungen. Die überwiegende Meinungist, dass bei Einsatzfahrten die Störung durch die Lautsprechertöne vergleich-bar gering ist und somit sich nicht störend oder ablenkend auswirkt. Sollte bei

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der Planung für eine Beschaffung die Ablenkung des Fahrers als zu stark ein-geschätzt werden, ist es möglich, Fahrgestelle ohne beziehungsweise mit de-aktiviertem Spurhaltewarnsystem zu beschaffen. Eine (teil-)automatisierte Ab-schaltung ist hingegen bis jetzt nur bei einem Fahrzeughersteller durchgeführtworden [13] [14] und wird von den anderen Herstellern nicht angestrebt [17][15].

Die potenziellen Auswirkungen im Einsatzdienst sind bei den Notbremsassis-tenten weitaus größer. Die Systeme der Fahrzeughersteller variieren sehr starkin Anzahl und Umfang der eingesetzten Sensoren. Auch die Signalverarbei-tung und damit die Erkennung unterschiedlicher Situationen unterscheidet sichsehr stark. Damit ist für den Fahrer eines Feuerwehrfahrzeuges nicht zweifels-frei festzustellen, in welchen Situationen der Notbremsassistent eingreifen wür-de und wann nicht. Noch komplizierter wird es, wenn durch verschiedene Be-schaffungen Fahrzeuge unterschiedlicher Hersteller im Bestand sind, die alleunterschiedliche Systeme verbaut haben. Wie bereits erwähnt, sind die Not-bremsassistenten auch nicht auf die Fahrsituationen bei Einsatzfahrten hin ent-wickelt. Demzufolge sind die Reaktionen dieser Systeme beispielsweise beiRettungsgassen nicht abzuschätzen. Unverhoffte Notbremsungen können dieFolge sein. Dies verunsichert nicht nur den Fahrer des Feuerwehrfahrzeuges,auch die anderen Verkehrsteilnehmer können die Bewegungen des Fahrzeugesin der Rettungsgasse nicht abschätzen. Bei der Mehrheit der Feuerwehren istaus diesem Grund eine Deaktivierung des Systems bei Einsatzfahrten geplant.Eine Möglichkeit ist hierbei die komplette Deaktivierung. Sie ist jedoch aufgrunddes Sicherheitsgewinns bei Standardfahrten nicht empfehlenswert. Wie auchbeim Spurhaltewanrsystem ist eine (teil-)automatisierte Abschaltung des Sys-tems bisher nur bei einem Fahrgestellhersteller möglich. Selbst wenn durch einGutachten die Frage zur automatisierten Abschaltung dieser Systeme positivbeschieden wird und weitere Hersteller dem Beispiel von Volvo folgen, ist zu ent-scheiden, bei welchen Situationen der Notbremsassistent deaktiviert sein soll.Die Lösung der Feuerwehr Augsburg, bei aktivem Sondersignal die Fahreras-sistenten abzuschalten, ist eine praktikable Lösung mit einigen Vorteilen. Zumeinen ist dem Fahrer zu jedem Zeitpunkt klar, wann das System aktiv ist undwann nicht. Zum anderen können Notbremssituationen in Rettungsgassen nichtauftreten. Andererseits gibt es auch bei Einsatzfahrten Situationen, bei denenein Notbremsassistent zu einem immensen Zuwachs von Sicherheit führt. Bei-spielsweise bei Fahrten im Löschzug, bei denen oft mit einem verringerten Ab-stand gefahren wird, kann die schnellere Reaktion des automatischen Systemsden Unterschied zwischen Unfall und Weiterfahrt zum Einsatz bedeuten. AuchSituationen, bei denen Fußgänger ein Feuerwehrfahrzeug nicht wahrnehmenund die Straße überqueren, könnten mit dem Active Break Assist von Daimlerab der 3. Generation erkannt und ein Unfall verhindert werden. Nun könnte dieEntwicklung der Systeme durch die Fahrzeughersteller in die Erkennung vonfeuerwehrrelevanten Situationen vorangebracht werden. Jedoch ist zum einender Markt der Feuerwehrfahrzeuge für die Hersteller sehr klein und die Erken-nung der Situationen sehr aufwendig und wenn überhaupt nur mit Einsatz von

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vielen Sensoren und Computersystemen überhaupt sicher möglich. Deswegenist davon auszugehen, dass eine solche Entwicklung nicht in Angriff genom-men wird. Neben der automatischen Erkennung könnten noch teilautomatisierteoder manuelle Lösungen geschaffen werden. Teilautomatisiert würde bedeuten,dass die Aktivierung der Fahrerassistenzsysteme davon abhängt, wie andereAnlagen und Einbauten geschaltet sind. Diese Variante zieht eine sichere De-aktivierung bei definierten Zuständen nach sich, birgt aber die Gefahr, dass derFahrer des Fahrzeuges bei der Vielzahl an verschiedenen Fahrzeug- und Schal-terzuständen nicht sicher ist, in welchem Zustand sich das Fahrerassistenzsys-tem befindet. Die manuelle Variante würde eine Schaltmöglichkeit vorsehen,die auch in stressigen Situationen und Alarmfahrten einfach und sicher bedientwerden kann. Technisch ist das die einfachste Variante. Die Schaltmöglichkeitist prinzipiell vorhanden. Der Fahrer bekommt damit noch mehr Verantwortung.Er muss letztendlich entscheiden, wann das System aktiv ist. Diese Entschei-dung muss er nicht nur einmal pro Fahrt, sondern immer beim Wechsel vonFahrsituationen treffen. Neben den anderen Aufgaben, die der Fahrer währendder Fahrt wahrnimmt, scheint diese Lösung nicht geeignet, um dauerhaft in je-der Situation die maximale Sicherheit zu schaffen. Unter Berücksichtigung allerAspekte, ist dies eine einfache Lösung – vollständige Deaktivierung oder Deak-tivierung bei Sondersignal – und damit die sinnvollste. Der Fahrer weiß immer,womit er zu rechnen hat und wie er seine Fahrweise entsprechend anpassenmuss. Die Ausnahmen für diese Lösungen sind zumindest für die dauerhafteDeaktivierung rechtlich gegeben.

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6 Fazit und Zusammenfassung

6 Fazit und Zusammenfassung

In dieser Arbeit wurden die beiden Fahrerassistenzsysteme „Spurhalteassis-tent“ und „Notbremsassistent“ betrachtet. Es wurde gezeigt, dass sie bei denHerstellern für LKW-Fahrgestelle über 3,5 t (N2 und N3) außer Geländefahr-gestelle verfügbar sind. Der rechtliche Rahmen sieht die Ausrüstungspflichtfür genau diese Fahrzeuggruppe vor. Dabei können jedoch Feuerwehrfahrzeu-ge bei der Zulassung von dieser Pflicht ausgenommen werden. Nur wenigeFeuerwehren wollen von dieser Ausnahme gänzlich Gebrauch machen. Eine(teil-)automatisierte Deaktivierung der Fahrerasistenzsysteme scheint ein gu-ter Kompromiss zwischen Berechenbarkeit bei der Einsatzfahrt und Sicherheitbei sonstigen Fahrten zu sein. Jedoch hat bis jetzt lediglich Volvo Trucks einesolche Lösung umgesetzt. Andere Fahrgestellhersteller bieten diese Möglich-keit, unter Verweis auf die rechtliche Situation, nicht an. Daher ist durch weite-re Arbeiten oder Gutachten zu klären, ob eine automatische Abschaltung derSysteme bei Feuerwehrfahrzeugen zulässig ist. Begleitend sollten die Syste-me durch Weiterentwicklung durch die Hersteller befähigt werden, Situationenbei Einsatzfahrten (Rettungsgasse, unklare Spurwege) besser zu erkennen undentsprechend zu reagieren. Der Fahrer ist und bleibt der wichtigste Garant fürdie Sicherheit im Straßenverkehr. Ob und wie er durch Fahrerassistenzsystemeunterstützt werden soll, ist aufgrund des heterogenen Gesamtumfeldes von je-der Feuerwehr, auf Basis ihrer individuellen Gefährdungsbeurteilung, selbst zuentscheiden.

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Abkürzungsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

ABA . . . . . . . . . . . . . . Active Break Assist (Daimler)AEBS . . . . . . . . . . . . . Advanced Emergency Braking System / Notbremsassis-

tenzsystemEBA . . . . . . . . . . . . . . Emergency Brake Assist (MAN)ESC . . . . . . . . . . . . . . Electronic Stability ControlESP . . . . . . . . . . . . . . Elektronisches StabilitätsprogrammEU . . . . . . . . . . . . . . . . Europäische UnionEVSC . . . . . . . . . . . . Electronic Vehicle Stability ControlFAS . . . . . . . . . . . . . . FahrerassistenzsystemFz . . . . . . . . . . . . . . . . FahrzeugFZV . . . . . . . . . . . . . . Fahrzeug-ZulassungsverordnungHLF . . . . . . . . . . . . . . HilfeleistungslöschgruppenfahrzeugKfz . . . . . . . . . . . . . . . KraftfahrzeugLDWS . . . . . . . . . . . . Lane Departure Warning SystemLGS . . . . . . . . . . . . . . Lane Guard System – Spurhaltewarnsystem von MANLHF . . . . . . . . . . . . . . Lösch-Hilfeleistungs-Fahrzeug - Pendant zum HLF in Ber-

lin und SaarlandLKA . . . . . . . . . . . . . . Lane Keeping AssistanceLkw . . . . . . . . . . . . . . . LastkraftwagenMAN . . . . . . . . . . . . . . ehemals Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg – LKW-Her-

stellerStVZO . . . . . . . . . . . . Straßenverkehrs-Zulassungs-OrdnungVDA . . . . . . . . . . . . . . Verband der Automobilindustrie e.V.

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Abbildungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

2.1 Notbremsassistent – Schemadarstellung . . . . . . . . . . . . . . 32.2 Zusammenhang zwischen Fz-Zulassung, den betracheten Sys-

temen und den zugehörigen Normen . . . . . . . . . . . . . . . . 8

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Quellenverzeichnis

Quellenverzeichnis

[1] BUNDESAMT, S. : Verkehrsunfälle - Unfälle von Güterkraftfahr-zeugen im Straßenverkehr. Version: November 2017. https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/TransportVerkehr/Verkehrsunfaelle/UnfaelleGueterkraftfahrzeuge.html, Abruf:10. Dezember 2018

[2] BUNDESAMT, S. : Verkehr - Verkehrsunfälle. Version: Juli2018. https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/TransportVerkehr/Verkehrsunfaelle/VerkehrsunfaelleMonat/VerkehrsunfaelleM2080700181074.pdf?__blob=publicationFile, Abruf:10. Dezember 2018

[3] DAIMLER: Mercedes-Benz Werbevideo: Spurhalteassistent – Youtube-veröffentlicht. https://www.youtube.com/watch?v=xrrXlC8RDGY, Abruf:10. Dezember 2018

[4] DAIMLER: Webpräsenz: RoadEfficiency: höchstmögliche Sicherheit.Version: Dezember. https://mercedes-benz-trucks.com/de_DE/buy/mercedes-benz-roadefficiency.html, Abruf: 10. Dezember 2018

[5] DEUTSCHLAND, B. : Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO). Ok-tober 2017

[6] DEUTSCHLAND, B. : Verordnung über die Zulassung von Fahrzeugen zumStraßenverkehr (Fahrzeug-Zulassungsverordnung - FZV. Juli 2017

[7] EU-KOMMISSION: Weißbuch: Die europäische Verkehrspolitik bis 2010.Version: September 2001. https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?uri=LEGISSUM:l24007, Abruf: 10. Dezember 2018. online

[8] EU-KOMMISSION: Straßenverkehrssicherheit: Leitlinien für die Politik imBereich der Straßenverkehrssicherheit 2011-20. Version: 2010. https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?uri=LEGISSUM:tr0036, Ab-ruf: 10. Dezember 2018. online

[9] EU-KOMMISSION: VERORDNUNG (EU) Nr. 347/2012 DER KOMMISSIONvom 16. April 2012 zur Durchführung der Verordnung (EG) Nr. 661/2009des Europäischen Parlaments und des Rates über die Typgenehmi-gung von Notbremsassistenzsystemen für bestimmte Kraftfahrzeugklas-sen. Version: April 2012. https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?uri=CELEX:32012R0347, Abruf: 10. Dezember 2018

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Quellenverzeichnis

[10] EU-KOMMISSION: VERORDNUNG (EU) Nr. 351/2012 DER KOM-MISSION vom 23. April 2012 zur Durchführung der Verordnung(EG) Nr. 661/2009 des Europäischen Parlaments und des Rateshinsichtlich der Anforderungen an die Typgenehmigung von Spur-haltewarnsystemen in Kraftfahrzeugen. Version: April 2012. https://publications.europa.eu/en/publication-detail/-/publication/59c0adba-4994-4e24-87a9-3601d888d9f3, Abruf: 10. Dezember 2018

[11] EU-PARLAMENT: RICHTLINIE 2007/46/EG DES EUROPÄISCHEN PAR-LAMENTS UND DES RATES vom 5. September 2007 zur Schaffung einesRahmens für die Genehmigung von Kraftfahrzeugen und Kraftfahrzeugan-hängern sowie von Systemen, Bauteilen und selbstständigen technischenEinheiten für diese Fahrzeuge. In: Amtsblatt der Europäischen Union L263/1 (2007), Oktober, S. 1–160

[12] EU-PARLAMENT: VERORDNUNG (EG) Nr. 661/2009 DES EUROPÄI-SCHEN PARLAMENTS UND DES RATES vom 13. Juli 2009 über dieTypgenehmigung von Kraftfahrzeugen, Kraftfahrzeuganhängern und vonSystemen, Bauteilen und selbstständigen technischen Einheiten für die-se Fahrzeuge hinsichtlich ihrer allgemeinen Sicherheit. In: Amtsblatt derEuropäischen Union L 200/1 (2009), Juli, S. 1–24

[13] HOPP, R. : Telefoninterview vom 05. November 2018. 2018. – Verkaufsbe-rater Volvo Kommunalfahrzeuge

[14] KREUTMAYR, A. : Telefoninterview vom 31. Oktober 2018. 2018. –BF Augsburg

[15] KUCHLMAYR, M. : E-Mail – Beantwortung der E-Mailanfrage vom05. November 2018. 21. November 2018. – Daimler

[16] MAN: Webpräsenz: MAN Spurassistent (LGS). https://www.truck.man.eu/de/de/man-welt/technologie-und-kompetenz/sicherheits-und-assistenzsysteme/spurassistent/Spurassistent.html. Version: November 2018, Abruf: 10. Dezember 2018

[17] SCHERHAUFER, I. : E-Mail – Beantwortung der E-Mailanfrage vom05. November 2018. 11. November 2018. – Daimler

[18] SCHNEIDER, H. : Telefoninterview. 31. Oktober 2018. – BF München

[19] STILLER, C. : Telefoninterview. 08. November 2018. – Berliner Feuerwehr

[20] VDA: Automatisierung - Von Fahrerassistenzsystemen zum automatisier-ten Fahren. Behrenstraße 35, 10117 Berlin, September 2015

[21] VOLVO: Webpräsenz: Volvo Notbremsassistent. https://www.volvotrucks.de/de-de/trucks/innovationen/notbremsassistent.html. Version: November 2018, Abruf: 10. Dezember 2018

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Quellenverzeichnis

[22] WINNER, H. ; HAKULI, S. ; LOTZ, F. ; SINGER, C. : Handbuch Fahrerassis-tenzsysteme - Grundlagen, Komponenten und Systeme für aktive Sicher-heit und Komfort. Berlin Heidelberg New York : Springer-Verlag, 2015. –ISBN 978–3–658–05734–3

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