Systematisches Modell individualisierter Berufsorientierung

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qfc.de qfc-news.com aufbereitet und kommentiert von Helmut Krodel un TRAININGS- UND BERATUNGS- MODUL BESCHREIBUNG SYSTEMATISCHES MODELL INDIVIDUALISIERTER BERUFSORIENTIERUNG FREIWILLIGE VERTIEFUNGS- PRAKTIKA INDIVIDUELLE BIOGRAFISCHE BEGLEITUNG KOOPERATIONEN AKTIONSPLÄNE Das Projekt wurde aus Mitteln des Landes Sachsen-Anhalt und des Europäischen Sozialfonds gefördert Qualifizierungs- förderwerk Chemie GmbH Fit für die Industrie. Unternehmen und Schule orientieren auf Zukunft.

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Dieses Handbuch enthält Empfehlungen für eine systematische Berufsorientierung. Die beschriebenen Praxisbeispiele und Ansätze sind im Projekt "Fit für die Industrie" über 3 Jahre an Schulen Sachsen-Anhalts erprobt worden. Das Projekt wurde gefördert aus Mitteln des Landes Sachsen-Anhalt und des Europäischen Sozialfonds.

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Page 1: Systematisches Modell individualisierter Berufsorientierung

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aufbereitet und kommentiert von Helmut Krodel und Peter Schmitt

TRAININGS- UND BERATUNGS-

MODUL

BESCHREIBUNG SYSTEMATISCHES MODELL INDIVIDUALISIERTER

BERUFSORIENTIERUNG

FREIWILLIGE VERTIEFUNGS-

PRAKTIKA

INDIVIDUELLE BIOGRAFISCHE BEGLEITUNG

KOOPERATIONEN AKTIONSPLÄNE

Das Projekt wurde aus Mitteln des Landes Sachsen-Anhalt und des Europäischen Sozialfonds gefördert

Qualifi zierungs-förderwerkChemie GmbH

Fit für die Industrie. Unternehmen und Schule orientieren auf Zukunft.

Page 2: Systematisches Modell individualisierter Berufsorientierung

Die frühzeitige Orientierung Jugendlicher auf die Anforderungen, die Vielfalt und die Entwicklungschancen in den Beru-fen der Industrie und den angrenzenden Dienstleistern ist zwingende Voraussetzung zur Sicherung des künftigen Fachkräftebedarfes der Industriestandorte.

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Schülerinnen und Schüler lernen bei der BAL in Leuna kennen, welche Fertigkeiten und Leistungen in einem Chemielabor gefragt sind.Foto: BAL

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Für die Unternehmen Sachsen-Anhalts wird es zunehmend schwieriger geeignete Bewerbe-

rinnen und Bewerber für ihre Ausbildungsplätze zu finden. So konnten in den Verbandsunterneh-men der chemischen Industrie im Ausbildungsjahr 2008/2009 etwa 6% der betrieblichen Ausbil-dungsplätze aus Mangel an geeigneten Bewerber-/innen nicht besetzt werden. Zum einen hat sich die Zahl der Schulabgänger-/innen und folglich die Anzahl der Bewerbungen auf Ausbildungs-plätze in den letzten 5 Jahren etwa halbiert. Zum anderen liegt in Sachsen-Anhalt der Anteil der Beschäftigten für qualifizierte Tätigkeiten mit 85% vergleichsweise hoch.

Die Industrie in Sachsen-Anhalt und insbesonde-re die chemische Industrie als eine der modernsten Branchen und die Kunststoffindustrie stellen hohe Anforderungen an die Qualifikation der Beschäf-tigten.

Darauf muss die Berufswahlvorbereitung verstärkt abstellen.

Noch immer orientieren sich Schülerinnen und Schüler der Abgangs- und Vorab-

gangsklassen auf die so genannte „Hitliste der Klassiker“, selbst dann, wenn sie als leistungsstär-ker und leistungsbereiter einzuschätzen sind. Dies liegt an fehlenden Kenntnissen über die Entwick-lungen der regionalen Wirtschaftsstruktur und die sich hieraus ergebenden beruflichen Perspektiven insbesondere in naturwissenschaftlich-technischen sowie technologieorientierten Berufen.

Die frühzeitige Orientierung Jugendlicher auf die Anforderungen, die Vielfalt und die Entwick-lungschancen in den Berufen der Industrie und den angrenzenden Dienstleistern ist zwingende Voraussetzung zur Sicherung des künftigen Fach-kräftebedarfes der Industriestandorte.

Das Land Sachsen-Anhalt förderte mit dem Projekt „Fit für die Industrie“ die Entwicklung und Erprobung eines „Systematischen Modells individualisierter Berufsorientierung“. Dieses Modell umfasst und bündelt verschiedene Instrumente des Projektes, die im Projekt-verlauf an drei Schulen exemplarisch erprobt und dokumentiert sind.

Diese Dokumentation berichtet darüber und stellt das Modell vor.

EINLEITUNG

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„J.G. Borlach“ Sekundarschule Bad DürrenbergDie Sekundarschule liegt im Saalekreis am Rande des Chemiestandortes Leuna und hat Kooperationsverträge mit der Bildungsakademie Leuna (BAL) und der InfraLeuna. Die Sekundarschule liegt zirka 8 km vom Chemiestandort entfernt. Die Sekundarschule ist mit dem „Berufswahl- SIEGEL Sachsen Anhalt – Schule mit vorbildlicher Berufs-wahlorientierung“ zertifiziert.

Sekundarschule ElsteraueDie Sekundarschule mit Ganztagsschulangebot liegt im Burgenlandkreis in der Nähe des Mitteldeutschen Braun-kohlengebietes. Neben anderen Unternehmen hat sie mit der Mitteldeutschen Braunkohlengesellschaft mbH (MIBRAG) einen Kooperationsvertag.

Sekundarschule Bad BibraDie Sekundarschule Bad Bibra liegt im Burgenlandkreis und in eher ländlich geprägter Region. Die Schule hat keinen vergleichbaren großen Industriestandort in der Nähe. Mit Lafarge Zement Werk Karsdorf hat die Schule einen Koo-perationsvertrag. Die Sekundarschule ist mit dem „Berufs-wahl-SIEGEL Sachsen Anhalt – Schule mit vorbildlicher Berufswahlorientierung“ zertifiziert.

Für die Entwicklung und Erprobung eines „Systematischen Modells individualisierter Be-rufsorientierung“ wurde mit drei Schulen und mehreren Unternehmen besonders intensiv kooperiert.

BETEILIGTE

Unternehmen:

• Mitteldeutsche Braunkohlenge-sellschaft mbH (MIBRAG) Theißen

• InfraLeuna GmbH, Leuna

• Bildungsakademie Leuna (BAL), Leuna

• Mansfeld Kupfer Messing GmbH (MKM), Hettstedt

• Bildungszentrum Energie GmbH (bze), Halle

• Ausbildungsver-bung Olefinpartner (AVO), Schkopau

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Schülerinnen und Schüler machen sich auf zur Befahrung des Tagebaus. Hier sehen sie, wo ihre Arbeit einmal gebraucht wird.Foto: MIBRAG

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Das Programm BRAFO setzt im Sekun-darschulbereich wichtige Impulse, dass

Jugendliche in der Orientierungsphase ihre Neigungen, Fähigkeiten und Fertigkeiten grundsätzlich besser kennen. Es schafft eine gute Basis für eine weitere vertiefende Berufso-rientierung, die für wichtige betriebspraktische Erfahrungen und eine angemessene Individua-lisierung genutzt werden sollte.

Bei der Wahl der verpflichtenden Schülerbe-triebspraktika in den Klassenstufen 8 und 9 zeigt sich oftmals eine einseitige Orientierung vieler Jugendlicher. Daher sollten Möglich-keiten, die Arbeitswelt zu erleben und dadurch Berufsziele zu entwickeln, verstärkt angebo-ten und durch die Schüler-/innen intensiver genutzt werden. Nicht zu unterschätzende Hürden sind dabei das Alter der Jugendlichen

und die objektiv fehlende Mobilität. Mit dem Blick auf die sich anbahnende angespannte Fachkräftesituation steigt in den Unternehmen die Bereitschaft für ein stärkeres Engagement in der Berufswahlorientierung. Hier setzt „Fit für die Industrie“ an und unterstützte Unter-nehmen in ihren Aktivitäten zielorientierter Berufsorientierung zur Fachkräftegewinnung. Ziel ist, frühzeitig das Interesse an Industriebe-rufen und die Motivation für einen bestmög-lichen Schulabschluss zu wecken.

Neue Formen vertiefender Berufswahlorientie-rung wurden entwickelt und erprobt sowie gute Ansätze weiterentwickelt. In den drei Jahren des Projektverlaufes haben wir unterschiedliche Instrumente, die systematisch aufeinander aufbauen zu einem Modell entwickelt, dass im Folgenden kurz dargestellt werden soll.

FAZIT:

Vielfältige Instrumente für eine gute Berufswahlorientierung stehen sowohl Schulen als auch Unternehmen zur Verfügung.

Das von „Fit für die Industrie“ in der Praxis erprobte Modell zeigt, dass dort wo Schu-len diese Instrumente systematisch nutzen, sich an individuellen Neigungen und Fäh-gigkeiten der Schüler-/innen orientieren und zielgerichtet mit Unternehmen konkret kooperieren Berufsorientierung erfolgreich ist.

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EIN WORT VORWEG

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TRAININGS- UND BERATUNGS-

MODUL

BESCHREIBUNG SYSTEMATISCHES MODELL INDIVIDUALISIERTER

BERUFSORIENTIERUNG

FREIWILLIGE VERTIEFUNGS-

PRAKTIKA

INDIVIDUELLE BIOGRAFISCHE BEGLEITUNG

KOOPERATIONEN AKTIONSPLÄNE

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Die erste Informationsveranstaltung war ent- weder nach Ablauf des BRAFO-Projektes

oder nach dem ersten Schülerbetriebspraktikum, zeitlich Ende des 8. oder zu Beginn des 9. Schul-jahres. Dabei standen folgende Fragen:

• In welchem Betrieb hast du dein erstes Schü-lerbetriebspraktikum absolviert?

• Welches ist dein Berufsziel?

• Stehen Berufsziel und Schülerbetriebsprakti-kum in einem Zusammenhang?

• Ist das Berufsziel in der Industrie?

Als Methode wurde meist die Metaplanmethode angewendet. Diese war vielen Schüler-/innen nicht bekannt und machte diese Informations-veranstaltung lebendig, da alle aktiv eingebunden waren. Die Schüler-/innen gingen an die Meta-planwand, nannten ihr Berufsziel und berichteten kurz, wo das Schülerbetriebspraktikum absolviert wurde und gaben eine ganz kurze Einschätzung. Danach wurden die Berufsziele den Bereichen

• Handwerk

• Industrie und

• Dienstleistungen

zugeordnet. Schüler-/innen, die sich bereits in dieser Phase für einen Industrieberuf interessier-ten bzw. noch schwankten wurden bereits auf die Möglichkeit eines freiwilligen Vertiefungsprak-tikums in den Sommerferien nach der 8. oder 9. Klasse hingewiesen. (Vergleiche Freiwillige Vertiefungspraktika)

In einer weiteren Informationsveranstaltung wurden Hinweise zur Bewerbung gegeben. In Kleingruppen mit gleichen oder beinahe glei-chen Berufszielen wurden individuell Hinweise zu Standorten, Entwicklungsmöglichkeiten u.ä. erörtert und im Besonderen auf konkrete Fra-gen eingegangen. Schüler-/innen, bei denen ein Industrieberuf als Berufsziel erkennbar war und die schulischen Leistungen dafür Voraussetzungen boten, wurden auf eine individuelle biografische Begleitung angesprochen.

AUSGANGSPUNKTE:

Wichtige Ansätze für eine individualisierte Berufswahlorientierung lieferten die dokumentierten Erfahrungen aus dem Programm BRAFO und den Schüler - betriebspraktika.

Voraussetzungen sind: akribische Dokumentation und Zielvereinbarungen.

Informationsveranstaltungen

TRAININGS- UND BERATUNGS-

MODUL

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TRAININGS- UND BERATUNGS-

MODUL

FREIWILLIGE VERTIEFUNGS-

PRAKTIKA

INDIVIDUELLE BIOGRAFISCHE BEGLEITUNG

KOOPERATIONEN AKTIONSPLÄNE

Klassenstufe

INFORMATION/AUSTAUSCH IN DREI PHASEN:

Reflexion der bisherigen praktischen Erfahrungen

• individuelles Ausbildungsziel als Ausgangspunkt nehmen

• Dokumentationen aus BRAFO mit den Schüler-/innen auswerten

• Selbst- und Fremdeinschätzungen aus den Schülerpraktika einschließen

• Herangehensweise an Auswahl des Schülerbetriebspraktikums hinterfragen

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Ausbildungsziel definieren

• Ausbildungsberuf genau bezeichnen

• Branchencheck in der die Ausbildung angestrebt wird

• regionale Bedingungen und persönliche Voraussetzungen zur Zielerreichung gemeinsam prüfen >> Zielvereinbarung abschließen

• Ausbildungsziel nach Orten und Branche fixieren, ggf. neu definieren

Bewerbungsgrundlagen

• Hinweise zur Akquise von Ausbildungsstellen

• Ausbildungsalternativen

• Methoden der Recherche regionaler Entwicklungsperspektiven

• methodische Nutzung von Internetportalen

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Als ein weiterer Baustein des systematischen Modells der Berufsorientierung wurde zu

Beginn der 10. Klasse ein „Bewerbertag“ durchge-führt. Am Beispiel von klassischen Assessmentcen-tern wurden an diesem Tag Bewerbungsgespräche geführt und Einstellungstests geübt.

Voraussetzungen für die Durchführung des Bewer-bertages sind:

• Erstellung eines Ablauf-, Termin- und Raum-planes für Vorstellungsgespräche und Einstel-lungstests

• Eine vollständige und realistische Bewerbung der Schüler-/innen (keine Bewerbung ist ein Ausschlusskriterium)

• Im Vorfeld wurden im Besonderen die An-schreiben der Schüler-/innen durch das Projekt „Fit für die Industrie“ angesehen, mit Hinwei-sen sowie Änderungsvorschlägen versehen und rechtzeitig vor dem Bewerbertag zur Korrektur zurückgegeben

• Bildung der Teams von Personalverantwort-lichen aus Unternehmen für unterschiedliche Berufsfelder (Industrieberufe, Verwaltung, Handwerk und Dienstleistung)

• rechtzeitige Übergabe der Bewerbungsunterla-gen an die Teams

• Jedes Bewerbungsgespräch ist als Einzelge-spräch mit 20 Minuten eingeplant und ent-hält zirka fünf Minuten sofortige individuelle Auswertung

• Parallel zu den stattfindenden Bewerbungs-gesprächen hatten die Schüler-/innen jeweils eine Stunde für das Üben von fachspezifischen und allgemeinen Einstellungstests selbständig einzuplanen

• Gemeinsame Auswertungsrunde mit den Per-sonalverantwortlichen der Bewerbungsteams mit allen Schüler-/innen.

ERFAHRUNG:Bei guter Vorbereitung und transparenter Kommunikation wird der Bewerbertag von Schülerinnen und Schülern als ernst zu nehmender Höhepunkt empfunden.

Modul „Assessment“

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TRAININGS- UND BERA-

TUNGSMODUL

FREIWILLIGE VERTIEFUNGS-

PRAKTIKA

INDIVIDUELLE BIOGRAFISCHE BEGLEITUNG

KOOPERATIONEN AKTIONSPLÄNE

Klassenstufe

MODUL „ASSESSMENT“

Eigeninitiative und Selbständigkeit fördern

• einen „Bewerbertag“ als Projekt zur Teilnahme ausschreiben

• Schüler-/innen orientieren sich am Bewerbertag an Zeit- und Raumplänen eigenverantwortlich

• Bewerber-/innen nur auf deren Anfrage führen und beraten

• Regeln klar, transparent, verbindlich festlegen und kommunizieren

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Realistische, praxisnahe Situationen simulieren

• die Planung mit mindestens 6 Monaten Vorlaufzeit beginnen

• Ziele, Aktivitäten und Zeitpläne mit Kooperationspartnern rechtzeitig und verbindlich regeln

• Regeln mit Kooperationspartnern kommunizieren

• „Bewerbertag“ mit allen Lehrkräften und Eltern kommunizieren

Reflexion und Feedback

• sofortige individuelle Reflexion des Bewerbungsgespräches nach Abschluss

• zeitnahe Mitteilung der Ergebnisse des Einstellungstests an Bewerber-/innen

• häufige Fehler öffentlich anonym im Schüler-/innenplenum ansprechen

• Nachbereitung und Reflexion mit Personalverantwortlichen und Lehrkräften

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INDIVIDUELLE BIOGRAFISCHE BEGLEITUNG

Aus zurück liegenden Aktivitäten war uns bereits klar, wie entscheidend die individuellen Fähig-

keiten und Bedürfnisse für die richtige Berufswahl sind. Schüler-/innen sollten in diesem Findungspro-zess nicht allein gelassen, sondern individuell unter-stützt werden.

Bei den Schüler-/innen mit klarem Berufsziel oder mit zwar unklaren Vorstellungen aber guten Noten wurde als individuelle Hilfe im gesamten Bewer-bungszeitraum die „Biografischen Begleitung“ in Form einer Vereinbarung angeboten. Die gleiche Unterstützung erhielten Schüler-/innen, die sich nach einem Vertiefungspraktikum für einen Industrieberuf entschieden haben. Wichtigstes Element der Verein-

barung war die unmittelbare Hilfe bei den Formalien der Bewerbung (besonders beim Bewerbungsan-schreiben). Am häufigsten in Anspruch genommen wurden Informationen während der Bewerbungs- phase.

Zur aktiven Einbeziehung der Eltern wurden die Vereinbarungen von ihnen mit unterzeichnet.

Vereinbart wurde zudem, dass bei Veränderungen von Noten schlechter als „3“ informiert wird.

Im Rahmen der Vereinbarung verpflichteten sich die Schüler-/innen zur Teilnahme an einem Vertiefungs-praktikum im Rahmen des Projektes. Die Verein-barung war erfüllt mit der Unterzeichnung eines Ausbildungsvertrages.

Nadine Deutschland, Azubi Laborantin:

„…ich habe doch noch eine Stelle als Chemielaborantin bekommen und es macht mir wirklich Spaß. Ich bin mir sicher, dass es die richtige Entschei-dung war.“

Sally-Max Fritsche, Azubi Maschinen- und Anlagenführer:

„… ich wollte mich auch bei der MIBRAG bewerben, aber den richtigen Ausschlag hat das Praktikum gebracht. Mir macht es viel Spaß und ich habe es überhaupt noch nicht bereut.“

Christopher Kaps, Azubi Laborant:

„.. wie Sie schon sagten, ist das erste halbe Jahr mei-ner Ausbildung bereits beendet und ich kann sagen, dass diese Lehre eindeutig die richtige Entscheidung war und dies in den Wochen, die ich bereits im Betrieb war bestätigt, denn diese bereiteten mir wie die Ausbildung sehr viel Spaß.“

Philipp König, Azubi Industriemechaniker:

„… die Lehre als Industriemechaniker bei der Linde AG macht mir sehr viel Spaß. In meinen Augen war die Berufswahl zum Industriemechaniker die richtige Entscheidung und die Noten in der Berufsschule stimmen auch.“

Biografische Begleitung

O-Töne:

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TRAININGS- UND BERA-

TUNGSMODUL

FREIWILLIGE VERTIEFUNGS-

PRAKTIKA

INDIVIDUELLE BIOGRAFISCHE BEGLEITUNG

KOOPERATIONEN AKTIONSPLÄNE

KlassenstufeZiel und Meilensteine vereinbaren

• das individuelle Ausbildungsziel nach den Fähigkeiten, Selbst- und Fremdein-schätzungen fixieren

• Zielvereinbarung mit Schüler-/in, Eltern, Partnern schriftlich niederlegen

• Aktivitäten der Vereinbarungspartner festlegen

• regelmäißige gegenseitige Information über Fortschritt und/oder Abwei-chungen sichern

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Aktivitäten am Ziel ausrichten

• die Auswahl des Schülerbetriebspraktikums am Ausbildungsziel festmachen

• verpflichtende Teilnahme an freiwilligen Vertiefungspraktika vereinbaren

• schulische Leistungen im Blick behalten, über Veränderungen berichten und ggf. Aktivitäten/Unterstützung einleiten

Unterstützung in der Bewerbungsphase

• Bewerber-/innen bei der Ausbildungsplatzakquise unterstützen

• Checklisten über den Bewerbungsverlauf abgleichen

• intensives Bewerbungstraining

• Erfahrungen aus Bewerbergesprächen/Einstellungstest austauschen

Biografische Begleitung

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FREIWILLIGE VERTIEFUNGS-

PRAKTIKA

Freiwillige Vertiefungspraktika, die eine Woche in den Sommerferien durchgeführt wurden, hatten

das Ziel, wichtige betriebspraktische Erfahrungen zu vermitteln.

Zielgruppe waren Schüler-/innen der 8. und 9. Klas-sen vor allem aus Orten, die im Tagespendelbereich große Industriestandorte nicht erreichen können.

Im Gegensatz zum Schülerbetriebspraktikum er-hielten die Teilnehmer-/innen Einblicke in unter-schiedliche industrielle Berufsfelder und sammelten Erfahrungen unter praxisnahen Bedingungen. Dazu wurden Partner gewonnen, die im dualen System in eigenen Ausbildungsstätten oder im Ver-bund ausbilden.

Angeleitet wurden die Teilnehmer-/innen durch das Ausbildungspersonal und Auszubildende der Unter-nehmen. Ihnen wurde so ein realistischer Einblick in den Ausbildungsalltag vermittelt.

Für die Durchführung dieser Form Vertiefungsprak-tika waren umfangreiche organisatorische Anstren-

gungen und finanzielle Mittel erforderlich:

• Vertragliche Bindung der betrieblichen Partner zur Durchführung der Praktika

• Organisation der Unterbringung und Verpfle-gung der Teilnehmer-/innen

• Absicherung der Frühstücks- und Abendversor-gung

• Organisation der An- und Abreise der Teilneh-mer-/innen

• pädagogische Betreuung außerhalb der Prakti-kazeit, da es sich um minderjährige Jugendliche handelt

• Informationen der Eltern zu Versicherungsschutz und Ansprechpartnern während Praktikum und Freizeit

• Informationen und Erklärungen für die Betreu-er-/innen durch die Eltern (Essensvorschriften, Medikamenteneinnahme, Schwimmerlaubnis u.ä.)

Freiwillige Vertiefungspraktika

Kontinuität zahlt sich aus. Ein Beispiel bei MIBRAG GmbH:

2011 nahmen 15 Schüler-/innen am Vertiefungspraktikum teil, davon schlossen 7 einen Ausbildungsvertrag in einem Industrieberuf ab

2012 nahmen 14 Schüler-/innen am Vertiefungspraktikum teil, davon schlossen 9 einen Ausbildungsvertrag in einem Industrieberuf ab

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TRAININGS- UND BERA-

TUNGSMODUL

FREIWILLIGE VERTIEFUNGS-

PRAKTIKA

INDIVIDUELLE BIOGRAFISCHE BEGLEITUNG

KOOPERATIONEN AKTIONSPLÄNE

Klassenstufepraxisnahe Bedingungen sichern

• als Partner Unternehmen mit Ausbildungsstätte oder Verbundausbilder für betriebliche Erstausbildung vertraglich binden

• das Vertiefungspraktikum nahe an die Ausbildungssituation bringen, dabei Jugendschutz beachten

• Inhalt und Ablauf des Praktikums konkret beschreiben und vertraglich die Umsetzung sichern

• Arbeit und theoretische Einweisungen in kleinen Gruppen ermöglichen

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Mobiltät und Eigeninitiative fördern

• das Angebot an Schulen flächendeckend bekannt machen, ggf. über örtliche und regionale Presse nachbewerben

• Teilnahme am Praktikum nur nach schriftlicher Bewerbung zulassen

• nach Bewerbung Schüler-/innen und Eltern in die Vorbereitung gleicher- maßen einbeziehen

• Angebot einwöchiger externer Unterbringung unterstützt Mobilität Jugendli-cher aus ländlichen Regionen und/oder sozial schwachem Umfeld

Nachhaltigkeit sichern

• Umfrage bei den Teilnehmer-/innen durchführen und Ergebnisse in Qualitäts-management sowie Bewerberportfolio aufnehmen

• Verlauf und Einschätzung des Praktikums mit durchführenden Unternehmen auswerten und dokumentieren

FREIWILLIGE VERTIEFUNGSPRAKTIKA

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KOOPERATIONEN AKTIONSPLÄNE

Um die Entwicklung einer praxisnahen indi-vidualisierten Berufsorientierung zu sichern

haben wir Kooperationen angebahnt.

Ein Schwerpunkt lag hierbei auf Kooperationen zwischen Unternehmen und Schulen. Ein anderer auf den Kooperationen, die für den Träger zur Zielerreichung des Projektes notwendig waren, etwa zur Absicherung der freiwilligen Vertiefungs-praktika. Letztere wurden auf Basis von Verträgen nach Ausschreibungen und Auftragsvergaben realisiert.

In den Kooperationen zwischen Unternehmen und Schulen sind häufig allgemeinverbindliche Zielstellungen der Zusammenarbeit formuliert. Seltener enthalten diese Kooperationsverträge schuljährlich genau terminierte und mit Verant-wortlickeiten versehene Aktionen der Vertrags-partner. Bei vielen Kooperationen erfolgen die gemeinsamen Aktivitäten auf „Zuruf“, als kurz-fristige Absprache. Diese Form ist sehr häufig auch Basis einer verlässlichen Zusammenarbeit, wird jedoch dem Anspruch einer systematischen Herangehensweise nicht gerecht.

Deshalb haben wir im Modell versucht, auch die Inhalte und zeitliche Lage einzelner zugehöriger Aktivitäten in dreiseitigen Aktionsplänen zu fixieren. Diese wurden verschriftlicht und dreisei-tig geschlossen, also von der Schule, dem betrieb-lichen Partner und dem Träger unterzeichnet.

Kooperationen zwischen Unternehmen und Schule sind umso effektiver, je klarer Ziele, einzelne Aktivitäten und Verantwortlichkeiten vereinbart sind.

Viele Kooperationspartner „begnügen“ sich damit, auf eine Kooperation verweisen zu können. Für eine zielgerichtete Berufsorientierung reicht allein die Partnerschaft nicht aus.

Kooperationen / Aktionspläne

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TRAININGS- UND BERA-

TUNGSMODUL

FREIWILLIGE VERTIEFUNGS-

PRAKTIKA

INDIVIDUELLE BIOGRAFISCHE BEGLEITUNG

KOOPERATIONEN AKTIONSPLÄNE

KlassenstufeKooperationen verbindlich regeln

• zur verstärkten individualisierten Berufsorientierung bei der Wahl der Partner die Branchen beachten

• für systematische Berufsorientierung Kooperationen schriftlich vereinbaren

• Ansprechpartner und Kommunikationswege festlegen

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Aktionspläne vereinbaren

• schuljährliche Aktivitäten in Aktionsplänen festlegen und den Kooperations-verträgen beifügen

• die zeitliche Anordnung der einzelnen Aktionen und die Zuständigkeiten bei den Partnern der Vereinbarung klar definieren

• die schulinterne Kommunikation und Transparenz geplanter Aktionen sichern

Nachhaltigkeit und Motivation

• unmittelbar nach den Aktivitäten mit allen Partnern den Verlauf einschätzen

• schuljährlich die Aktivitäten evaluieren und in der Schulkonferenz bestätigen oder nach Bedarf anpassen

• nach erfolgreichen Aktionen mit schulinterner und lokaler/regionaler Öffent-lichkeitsarbeit die Motivation fördern

Kooperationen und Aktionspläne

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Ein Unternehmen der

Qualifi zierungs-förderwerkChemie GmbH

IMPRESSUMQualifizierungsförderwerk Chemie GmbH Eisenbahnstraße 3 06132 Halle/Saale

Tel.: 0345 21768-0 Fax: 0345 21768-21 Mail: [email protected]

Web: www.qfc.de www.qfc-news.com

REDAKTION„Fit für die Industrie. Unternehmen und Schule orientieren auf Zukunft“

Marlis Erdèlyi, Text Reiner Eckel, Gestaltung

Herausgeber Qualifizierungsförderwerk Chemie GmbH, 2013

„Fit für die Industrie. Unternehmen und Schule orientieren auf Zukunft“ Laufzeit: 1.11.2010 bis 31.10.2013

Das Projekt wurde aus Mitteln des Landes Sachsen-Anhalt und des Europäischen Sozialfonds gefördert

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