Test Bavaria 35 Match · 72 YACHT 14/2004 FOTO: ED HOLT Test Bavaria 35 Match Die Bavaria 35 Match...

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Test Bavaria 35 Match

Die Bavaria 35 Match im Race-Modus mitKevlar-Segeln und Spinnaker. Regatta-Ergebnisse liegen noch nicht vor,als Cruiser konnte das kleinste Boot derMatch-Serie aber bereits überzeugen

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Günstig & schnellBavaria komplettiert mit der 35 Match die neue Linie der Performance-Cruiser nach unten und setzt preislich Maßstäbe in der Mittelklasse

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Besonders auffallendsind der flache, schmale

Kajütaufbau und die lange Wasserlinie

uMESSWERTE (INNEN)

Doppelkoje Vorschiff . . . . . . . . . 1,95 x 1,35/0,42 m Salonkojen (2) . . . . . . . . . . . . . . . 2,10/1,90 x 0,59 m Doppelkoje achtern . . . . . . 2,08/1,94 x 1,64/1,28 m Stauraum Vorschiff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ca. 1500 l Stauraum Salon . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ca. 1200 l Stauraum Pantry/Navi/WC . . . . ca. 400/200/260 l Stauraum Achterkammer . . . . . . . . . . . . . . ca. 480 l Stauraum Backskiste . . . . . . . . . . . . . . . . . ca. 2000 l Höhe Vorschiffskammer . . . . . . . . . . . . . . . . . 1,71 m Höhe Salon . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1,80 mHöhe WC . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1,85 mHöhe Achterkammer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1,87 m

uAUSSTATTUNG UND PREISE

Grundpreis ab Werft . . . . . . . . . . . . . . . 84 300 EuroMotor, Reling, Kompass, Polster, Lenzpumpe, WC, Ko-cher, Feuerlöscher, Positionsl., Fäkaltank . . inklusiveGroßsegel (Dacron) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3770 EuroGenua (145 %, Dacron) . . . . . . . . . . . . . . . 2513 EuroSegelkleid . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 485 EuroAnker/Festmacher/Fender . . . . . . . . . . . . 350 EuroE-Kühlfach . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1120 EuroFäkalientank-Absaugung . . . . . . . . . . . . . . 280 EuroAntifouling-Anstrich . . . . . . . . . . . . . . . . . . 928 EuroZuwasserlassen/Übergabe . . . . . . . . . . . 2320 EuroPreis segelfertig(nach YACHT-Definition) . . . . . . . . . . . . . 96 066 Euro Darüber hinaus im Grundpreis enthalten (Auszug)Radsteuerung, Teak auf Sitzduchten, Cockpitdusche,Badeleiter, Rollanlage, Landstromanschluss (ohne La-degerät, Aufpreis 800 Euro), Raymarine St 60 TridataOsmose-/generelle Garantie . . . . . . . . . . 5/2 Jahre

Werft Bavaria Yachtbau, 97232 Giebelstadt, Telefon09334/794 20, www.bavaria-match.deVertrieb Händlernetz, Testschiff: Yates Alemanes

uSCHALLDRUCK

Gemessen in Marschfahrt (80 % der Höchstdrehzahl): 6,4 kn, 2400 min -1

Der Volvo Penta MD 2020 mit Saildrive ist gut isoliertund läuft mit dem 3-Blatt-Faltpropeller sehr ruhig imnormalen Umdrehungsbereich

Plicht

Kajüte

Achterkajüte

Vorschiff

LEISE 70 dB(A) NORMAL 80 dB(A) LAUT

72 dB(A)

73 dB(A)

76 dB(A)

60 dB(A)

uTECHNISCHE DATEN (WERFTANGABEN)

Konstrukteur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . J&J DesignCE-Entwurfskategorie . . . . . . . . . . . . . . A (Hochsee)Lüa (Rumpflänge) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10,79 mGesamtlänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10,79 mLWL (Wasserlinienlänge) . . . . . . . . . . . . . . . . 9,90 mBreite . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3,28 mTiefgang/Testschiff . . . . . . . . . . . . . . . . 2,00/2,25 mTheoretische Rumpfgeschwindigkeit . . . . . 7,65 knGewicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5,9 tBallast/-anteil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2,0 t/33,9 %Masthöhe über Wasserlinie . . . . . . . . . . . . . 16,78 mGroßsegel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40,0 m2

Genua (140 %) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39,0 m2

Segeltragezahl (2√S/3√V) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4,92Maschine . . . . VP MD 2020 (Saildrive), 13 kW/19 PSKraftstofftank . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kunststoff, 90 lFrischwassertank . . . . . . . . . . . . . . . Kunststoff, 150 lFäkalientank . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kunststoff, 80 l

Rumpf- und Decksbauweise GFK im Handauflege-verfahren, Sandwich-Material Divinycell (PVC-Schaum),Verbindung geklebt, verschraubt, am Heck laminiert

BAVARIA 35 MATCH

Y - BEWERTUNG

Ein sehr gut segelnder und einfach zu bedienenderCruiser mit dem Potenzial zum erfolgreichen Racer– und das zum absoluten Niedrigpreis

uKonstruktion

Å Edelstahlrahmen, in Bodengruppe integriert

Å Leichtes Vorschiff, Tanks nahe am Schwerpunkt

Í Schwer zugängliche Achterpiek

uSegelleistung und Trimm

Å Leicht handhabbare, große Segelfläche

Å Große, gut positionierte Genuawinschen

Í Zu neutral auf dem Ruder (Testschiff)

Í Sitzposition auf Cockpitsüll nicht ergonomisch

uWohnen und Ausbauqualität

Å Schappdeckel öffnen nach unten

Í Lack-Oberflächen rau, fast offenporig

Í Zu weiche Kojenpolster

uAusrüstung und Technik

Å Hochwertige, gut dimensionierte Beschläge

Í Unvollständige Serienausstattung

uSEGELLEISTUNGEN O. ABDRIFT U. STROM

Am Wind (ca. 40 Grad) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6,5 kn60 Grad Windeinfall . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7,3 kn90 Grad Windeinfall . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7,5 kn130 Grad Windeinfall . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5,9 kn180 Grad Windeinfall . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5,5 kn

TestbedingungenWindgeschwindigkeit 12–16 knWindstärke 4–5 Bft., Wellenhöhe 0,5–1,0 m

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Bavaria 35 Match Test

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Die neue Match-Serie der fränki-schen Großserienwerft ist fertiggestellt. Mit den schlanken Schif-

fen hatte sich Bavaria im vergangenenJahr, beginnend mit einer 38er, in dassportliche Segment vorgewagt. Die 35erbildet jetzt den Einstieg, die 42er (s. S. 78)die Obergrenze. Damit bietet Bavaria wiealle anderen bedeutenden Werften einekomplette Linie an, die gern als Cruiser/Racer bezeichnet wird. Wobei die Fir-menleitung Wert darauf legt, die Reihen-folge dieser beiden Begriffe beizubehal-ten. Denn oft wird, wie auch bei der Kon-kurrenz, die Sportlichkeit und Regatta-tauglichkeit dieses Bootssegmentes starkbetont, was zu falscher Gewichtung undüberhöhten Erwartungen führen kann.

Auch die 35 Match ist, so wie sie dieWerkshallen verlässt, beileibe kein Regat-taboot. Was nicht negativ gemeint ist, imGegenteil. Wie bei den sportiven Model-len von Dufour, Dehler oder X-Xachtshandelt es sich in erster Linie um einschnell und gut segelndes Fahrtenschiffmit allem nötigen Komfort. Anders alsreine Cruiser haben diese Boote aber denVorteil, dass ambitionierte Skipper mitmehr oder weniger aufwändigen Modifi-zierungen aus ihnen regattataugliche Un-tersätze machen können. Die Match 35 istdeshalb auch nicht in ein spezielles Ver-gütungssystem hineinkonstruiert.

Konventionelle Konstruktion Die Bezeichnung Match 35 ist ehrlich,

sogar untertrieben. Genau genommen be-trägt die Rumpflänge 35,4 Fuß, womit dieKonkurrenz der Bavaria eher im Lager

der 36-Fußer als bei den 34ern zu suchenist. Denn die Typbezeichnungen andererHersteller sind teils irreführend. Dazuvier Konkurrentinnen im Vergleich: DieDehler 36 ist genau 35,9 Fuß lang, dieElan 37 36,6, die First 36.7 misst 35,0 Fußund die X-362 auch nur 35,3 Fuß. Dabeihandelt es sich aber wohlgemerkt um dieRumpflänge, die, wenn es um die reinenSegeleigenschaften geht, jedoch kaumaussagekräftig ist. Allenfalls könnte aufmehr Volumen und Komfort durch dielängeren Rümpfe geschlossen werden,was aber auch nur bedingt stimmt. Denndie größere Länge im Vergleich zur Ba-varia, und tatsächlich ist sie ja auch ledig-lich bei zwei der vier aufgezählten Kon-kurrentinnen vorhanden, wird teils durchschrägere Steven erreicht, die sich aller-dings nur in wenig gewonnenem Raumniederschlägt.

Viel wichtiger für das Geschwindig-keitspotenzial ist die Wasserlinienlänge,und da läuft die Bavaria fast allen davon.Nur die Dehler 36 hat mit 9,95 Metern 5 Zentimeter mehr zu bieten (Elan 37 =9,77 Meter; First 36.7=9,23; X-362=9,31).Oberstes Gebot für eine schnell segelndeYacht ist viel Segelfläche. Mit insgesamt79 Quadratmetern (mit Genua) hat dieMatch 35 ähnliche Daten wie die Konkur-renzyachten. So differiert die Gesamt-segelfläche außer bei der Dehler nur umein bis zwei Quadratmeter, die Dehler istmit sechs Quadratmetern mehr besserbetucht.

Die relativ große Segelfläche bedingtviel Ballast und führt zu einem – im Ver-gleich zu Cruisern – hohen absoluten Ge-

Der Steuermann sitzt absolut entspannt, die Crew hat im großen Cockpit viel Platz

samtgewicht. Auch hier bewegt sich dieBavaria fast exakt innerhalb der Konkur-renz. Was nicht wundert. Wie fast überallüblich werden Rumpf und Deck aus GFKim Handauflegeverfahren gefertigt, überder Wasserlinie und an einigen Decks-flächen kommt PVC-Schaum (Divinycell)als Sandwich-Kern zum Einsatz. An be-sonders beanspruchten Stellen wie demKielbereich wird belastbareres und teure-res Triaxial-Gewebe verwendet.

Für zusätzliche Aussteifung sorgt einEdelstahlrahmen, der in U-Form in dieBodenverstärkungen laminiert ist und andem teilweise der Kiel hängt. An seinenEnden sind die Rüsteisen befestigt, wo-durch sich fast unbegrenzt Zug auf dieWanten bringen lässt. Was Sinn macht,denn diese sind serienmäßig aus Rod undrecken kaum. Die Rumpf-Deck-Verbin-dung ist geklebt und geschraubt, nur imHeckbereich überlaminiert, um die dortauftretenden Zugkräfte aufzufangen. Dasist normaler Serien-Standard.

Saubere SegeleigenschaftenDie Match 35 macht Spaß – und segelt

bemerkenswert unspektakulär. Was ange-sichts der hohen Segeltragezahl von 4,92(ähnlich wie die Konkurrenz) ein Lob ist.Denn: je höher diese Zahl, desto mehr Se-gelfläche im Verhältnis zum Gesamt-gewicht. Große Segelflächen implizierenjedoch automatisch viel Arbeit sowie

Segelt schnell, aber immer kontrollierbar.Die schicken Tücher sind erschwinglich

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anspruchsvolles Steuern und schreckenviele Eigner ab. Ohne Grund. Denn zumeinen bietet der schwere Kiel standard-mäßig zwei Meter Tiefgang, optional 2,25(Testschiff) oder 1,80 Meter und damitausreichend Gegenmoment, zum anderenlassen die Beschläge in Ausführung undAnordnung kaum Wünsche offen. Seri-enmäßig ist sowohl das Steuerrad, das beidieser Größe schon Sinn macht, wie auchQuattro-Winschen (Harken) auf dem Ka-jütdach, die über zwei Trommeldurch-messer verfügen und so Extra-Spinnaker-winden überflüssig machen. Die etwa mit-tig zum Cockpit platzierten Genuawin-schen sind angenehm groß dimensioniert(44er), jedoch auch recht weit außen an-gebracht.

Dadurch, dass die Fußreling ab etwader Schiffsmitte bis achtern abgeflacht ist(damit sie der Crew auf der Kante nicht indie Kniekehlen drückt), fehlt für eine er-gonomische Arbeitsposition eine Fußstüt-ze in Lee. Der Großschottraveller ist aufhalber Höhe der Backskisten vor der Steu-ersäule montiert. Dadurch lässt sich dieGroßschot vom Steuermann, so er hinterdem Rad steht, nicht bedienen. Steuert erjedoch in Luv, so sitzt er, mit einem Beinan der Steuersäule abgestützt, nicht nurbequem, sondern gelangt auch einfach andie Schot. Diese ist serienmäßig mit einerFeineinstellung versehen, die auch unbe-

Klassische Aufteilung. Der Salontisch ist nur an Steuerbord klappbar. Die Räume zwischenden Kojenlehnen und den Schapps sind kaum nutzbar; es fehlen Schlingerleisten

Die grauen Geräte-Kunststoffpaneele sindStandard – und gewöhnungsbedürftig

Die Pantry mit sehr gut gelöster Klapp-Abdeckung für den Herd ist funktional

Die Vorschiffskoje ist ausrei-chend groß, die Stehflächeauch (1,10 mal 0,55 Meter)

Die Liegepolster sind mitacht Zentimeter Höhe zuflach und zu weich

In der Nasszelle fehlt einegrößere Ablagefläche, eineDusche ist nicht Standard

dingt nötig ist. Denn die nur vierfacheUntersetzung würde nicht ausreichen.

Die Crew hat es im Cockpit nichtganz so komfortabel wie der Steuermann.Einerseits stört auf dem Süll die Genua-winsch, aber dieser Kompromiss kann zu-gunsten des Handlings akzeptiert werden.Darüber hinaus ist das Süll selbst aber fürangenehmes Sitzen zu schmal und derKniewinkel sehr eng, sodass bei starkerLage die Gefahr des Absturzes nach Leebesteht. Will man dem entgehen und beiKrängung auf dem Laufdeck sitzen, fälltdas Süll nach außen zu steil ab, worauszwar sicherer Halt resultiert, jedoch auch

eine stark gehockte Position, aus der dasAufstehen schwer fällt. Bei den Crewposi-tionen merkt man der 35 Match an, dassRegattasegler ein Wörtchen mitgeredethaben, denn es wurden Kompromisse fürden Race-Modus gemacht.

Hoch am Wind erreicht die 35er zirka40 Grad zum wahren Wind (mit GenuaIII) – ein guter Wert, der vor allem denweit innen angebrachten Genuaschienen(zirka 11 Grad Schotwinkel) zu verdankenist. Das Testschiff lag noch zu ausgewogenauf dem Ruder; es entwickelte keinerleiRuderdruck, wodurch ein eher schwam-miges Steuergefühl entstand. Laut Werft

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Bavaria 35 Match Test

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Zu kurz: Handläufeam Niedergang

Zu eng: Der Motorraum ist vom Salon ausnur durch eine obere Klappe zugänglich

Seegerecht: Erstmals öffnen bei Bavaria dieSchappdeckel der Oberschränke nach unten

Ungewöhnlich: Die weit nach außen verleg-te Sitz-Sektion wurde von innen fixiert

Wackelig: Der Salontisch ist auf demBodenbrett nur unzureichend befestigt

wurde nach dem Test sofort die Vorba-lance des Ruderblatts geändert und demRigg etwas mehr Mastfall gegeben, sodassdieses Manko behoben sein dürfte.

Ansonsten entzog sich die 35er nie derKontrolle des Steuermanns, auch nichtunter Spi auf spitzem Raumschots-Kurs.Dank des tiefen Blatts konnte der Bugbeim ersten Anzeichen eines Ausbrechenswieder nach Lee dirigiert werden. DieGeschwindigkeit kletterte dabei schonmal auf fast 9 Knoten. Unter Segeln ließBavarias jüngster Spross jedenfalls keineWünsche offen.

Ausbau mit SchwächenDer Kajütaufbau ist relativ flach und

schmal gehalten, was sich in geringenStehhöhen bemerkbar macht. Wer dieseverschmerzen kann, bekommt im Gegen-zug die bereits erwähnte enge Vorsegel-schotung sowie theoretisch einen nachunten verlagerten Gewichtsschwerpunkt.Der flache Aufbau verleiht dem Boot eineelegante, sportliche Silhouette. Gewöh-nungsbedürftig sind die leicht ovalen Sa-lonfenster, mit der die gesamte Match-Se-rie ausgestattet werden soll. Das Platzan-gebot unter Deck ist ausreichend, beson-ders erwähnenswert dabei das Vorschiff,da es keinen Tank aufnehmen muss, wasder Gewichtsverteilung zugute kommtund einen enormen Stauraum ermöglicht.Allerdings wäre noch eine Menge mehrnutzbarer Stauraum realisierbar gewesen,beispielsweise hinter den Rückenlehnender Salonkojen oder durch Deckel in denBodenbrettern.

Nicht optimal wurde auch die Stau-möglichkeit in der Nasszelle gelöst, dennder große Schrank unter dem Wasch-becken ist nach unten offen, sodass Stau-gut unter die Innenschale rutschen kann.Eine für Bavaria gravierende Änderungfindet sich an den flachen Oberschränken.Sie sind im Vor- und Achterschiff für denRegattamodus demontierbar. Im Salonöffnen die Klappen, wie sonst überall üb-lich, jetzt erstmals nach unten, sodass beistärkerer Krängung nicht sofort der Inhaltherauspurzelt.

Der Stauraum achtern ist begrenzt, dasich unter der Achterkoje der Wassertankbefindet. Wer es mit dem Gewichtstrimmnicht so genau nimmt, könnte die riesigeAchterpiek beladen, nur ist dazu lediglicheine Klappe im Achterschott vorgesehen.Deckel im achteren Cockpitboden wären

für diesen Zweck wünschenswert. Dieeinzige Backskiste an Steuerbord ist zwarebenfalls riesig, jedoch nicht unterteilt.

Der Innenausbau ist Bavaria-typischin Mahagoni gehalten. Die Polster derausreichend großen Vor- und Achter-kojen könnten etwas härter sein. Der Sa-lon ist klar geteilt, wofür das relativ hochgezogene Mittelschott sorgt. Der äuße-re Eindruck ist ansprechend, unter undhinter den Polstern finden sich dann je-doch schlecht gebrochene Sägekanten.Die Rückenpolster im Salon fallen etwasniedrig aus, dafür ist das integrierte Kis-sen vorbildlich geformt. Ebenso die Be-festigung mit Druckköpfen für die Leh-nen und Schlingerleiste für die Polster.

Günstiger geht es nichtMit knapp 100 000 Euro segelfertig

steht die Bavaria 35 Match konkurrenz-

Weitere Tests unterwww.yacht.de. Spezielle Match-Seite: www.bavaria-match.com@

los in ihrem Größensegment da. ZumGrundpreis von rund 84 000 Euro gesel-len sich allerdings einige versteckte Kos-ten. So werden Segel werftseitig nichtangeboten, ein hochwertiger Genesis-Kevlar-Satz von Elvström schlägt mitrund 12 500 Euro zu Buche (Groß, Ge-nua, G III); das WC verfügt serienmäßignicht über eine Dusche (Aufpreis 750Euro), der vorinstallierte Landanschlussenthält kein Ladegerät (800 Euro); unddie Webasto-Heizung für knapp über3000 Euro ist auch nicht gerade billig.

Dennoch: Auch alles zusammen ge-rechnet, haben die Franken mit der 35erdie Messlatte einmal mehr weit nach un-ten verlagert. Lars Bolle

Überflüssig: Hand-läufe am Aufbau

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