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ZU GLEICH Zeitschrift der Artillerietruppe 2/2011 „JOINT & COMBINED IMPACT“ Multinationale JFST-Ausbildung an der Artillerieschule Support German Troops Präzisionsmunition 155 mm Blick in die Zukunft

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ZU GLEICHZeitschrift der Artillerietruppe 2/2011

„JOINT & COmbINEd ImpACT“multinationale JFST-Ausbildung

an der ArtillerieschuleSupport

German Troops

präzisionsmunition 155 mmblick in die Zukunft

AnzGMLRS_2011 08.06.2011 9:02 Uhr Seite 1 C M Y CM MY CY CMY K

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Defence

ZU GLEICH 2 / 2011

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Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Vorwort des Kommandeurs der Artillerieschule und Generals der Artillerietruppe

Ein Einsatz, zwei Welten – „Drinnies“ und „Draußies“ in AFGHANISTAN

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Streitkräftegemeinsame Taktische Feuerunterstützung

295 zwischen allen Stühlen – Ein erster Erfahrungsbericht aus den laufenden Einsätzen11„JOINT & COMBINED IMPACT“ – Multinationale JFST- Ausbildung15

Präzisionsmunition 155 mm – Blick in die Zukunft18

Aus dem Mutterhaus

Die Produktverbesserung (PV) ADLER

Viertes Bürgerfest in IDAR-OBERSTEIN

Die Entwicklung von Selbstfahrlafetten und Panzerhaubitzen, Teil 2

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Allgemeine Berichte

Support German Troops – Net(t)worker gesucht43

Die 50. Reichenhaller Stallweihnacht

Ethik für den Ernstfall

3. Hessisch Lichtenauer Soldatentreffen

Anekdoten – Menschenführung damals

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Von der Artillerie zur zivilmilitärischen ZusammenarbeitFreundeskreis der Artillerietruppe

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Aus der Redaktion

In eigener Sache61Impressum61

Redaktionsbeiträge von Institutionen und Firmen, die der Bundeswehr verbunden sind62

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Aus der Truppe

Die Allgemeine Grundausbildung im Wandel

Die 4./Panzerartilleriebataillon 215 als ISAF- Schutzkompanie

Informations- und Lehrübung (ILÜ) 2011

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Vorwort des Kommandeurs der Artillerieschule und Generals der Artillerietruppe

Nach der Reform ist vor der Reform. Ich will hoffen, dass diese dem Fußball entlehnte „Weisheit“ nicht tatsächlich zum Tragen kommt. Unsere Bundeswehr und ihre Ange-hörigen haben es verdient, endlich einen längeren Zeitraum in sicheren Strukturen verbringen zu können.

Nach Monaten spannungsreichen Zuwartens sind die Würfel nun gefallen. Die Fragen nach den Strukturen der Streitkräfte und der Stärke auch unserer Artillerietruppe sind nun ebenso beantwortet wie die Standortfragen.

Die zentrale Ausbildung der Truppengattung an einer Artillerieschule endet nach der-zeitiger Planung 2015 nach 148 traditionsreichen Jahren (1867/ BERLIN-TEGEL). Sie wird künftig mit einem Ausbildungsbereich Indirektes Feuer/ Streitkräftegemeinsame Taktische Feuerunterstützung (STF) in IDAR-OBERSTEIN dem Ausbildungszentrum MUNSTER zugeordnet.

Vier Artilleriebataillone werden nach Einnahme der neuen Struktur für Grundbetrieb und Einsätze zur Verfügung stehen.

An seinem Standort verbleibt das Panzerartillerielehrbataillon 325 in MUNSTER. Das Artilleriebataillon 295 verlässt IMMENDINGEN und wird in STETTEN am Kalten Markt Quartier beziehen. Das Artillerielehrregiment 345 aus KUSEL verlegt als Bataillon nach IDAR-OBERSTEIN in die Rilchenbergkaserne. Unser Beobachtungspanzerartilleriebataillon 131 aus MÜHLHAUSEN bildet den Kern für das vierte Artilleriebataillon in WEIDEN (Oberpfalz). Jedes dieser Batail-lone wird künftig über Panzerhaubitzen, Raketenwerfer sowie über Aufklärungs- und Zielortungsmittel einschließlich STF- Organe verfügen. Ein Bataillon wird als Zweitausstattung acht Systeme des leichten Mörserkampfsystems haben.

Von den beiden Verbänden in AUGUSTDORF und SONDERSHAUSEN heißt es Abschied nehmen. Sie werden den vielen traditionsreichen Verbänden folgen, an die heute schon an den Traditionswänden am Platz der Deutschen Artil-lerie hier in IDAR-OBERSTEIN erinnert wird.

Einzelheiten zur Binnenstruktur von Ausbildungsbereich und Verbänden sind derzeit im Entwurfsstadium.

Die in den nächsten Jahren bevorstehenden Außerdienststellungen, Umgliederungen und Verlegungen sowie unver-meidliche Standortschließungen bringen teils erhebliche Veränderungen für Soldatinnen und Soldaten, zivile Mitar-beiterinnen und Mitarbeiter sowie deren Familien mit sich. Insbesondere Kommandeure und Einheitsführer der Ar-tillerietruppe fordere ich auf, umfassend zu informieren und den erforderlichen Personalmaßnahmen ihr besonderes Augenmerk zu schenken, auch und gerade, weil ich um die unverminderten Parallelbelastungen durch Ausbildung, Übung und Einsatz bei knappen Ressourcen weiß. Wir müssen uns in dieser Situation ganz besonders um die Men-schen kümmern. Die frühzeitige Abstimmung mit den Personal führenden Dienststellen der Streitkräfte sowie die aktive Unterstützung der Betroffenen ist ein Gebot der Kameradschaft und der Fürsorge und muss oberste Priorität erhalten.

Bei allem Engagement wird es auch Zeit brauchen, bis Großverbände und Verbände „sich finden“ und zur Ruhe kom-men. Ausbildungsbereich und Truppe müssen ihren Beitrag dazu leisten. Dabei kommt es mir besonders darauf an, dass Verbände und „Schule“ noch intensiver als bisher zusammenarbeiten, dass wir in enger und regelmäßiger Abstim-mung Unterstützungserfordernisse und –möglichkeiten frühzeitig abgleichen und so unsere knappen Ressourcen bei Personal und Material möglichst gewinnbringend nutzen.

Mit Blick nach vorn wird es für Artillerietruppe und Mörser gleichermaßen darauf ankommen, Ausbildung und Ausrü-stung, aufeinander abgestimmt, im Rahmen der Streitkräftegemeinsamen Taktischen Feuerunterstützung (STF) kon-sequent fähigkeits- und einsatzorientiert weiterzuentwickeln. Der Bedarfsträger, die Kameraden der Kampftruppe, soll sich auch weiterhin auf „seine“ Artillerie/ Mörser verlassen können, ob im Gefecht oder beim Lagerschutz. Dabei ist es in ausgedünnten Strukturen, mehr denn je erforderlich, dass sich Artillerieoffiziere und –unteroffiziere, jeder an seinem Platz, aktiv anbieten, ihre Beteiligung einfordern und die Fähigkeiten der Artillerie im Rahmen der STF bei Planübungen, Geländebesprechungen, Erkundungen und Gefechtsübungen, auf Truppenübungsplätzen und in Übungszentren enga-giert einbringen. Leitgedanke für die Truppe muss sein: „No excercise, no action, no mission without joint fire support.”

Unseren Kameraden im Einsatz wünsche ich eine gesunde Heimkehr, ihnen frohe sowie erholsame Festtage und einen guten Start ins neue Jahr.

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Ein Einsatz, zwei Welten„Drinnies“ und „Draußies“ in AFGHANISTAN

Hauptmann Diplom-Pädagoge Marcel Bohnert (Kompaniechef der 2./ Panzergrenadierlehrbataillon 92, MUNSTER) ist Kompaniechef in der 2./ Infanteriekompanie Task Force KUNDUZ (II/2011),

Oberleutnant Friedrich Schröder (Kompanieeinsatzoffizier der 2./ Panzergrenadierbataillon 401, HAGE-NOW) ist Kompanieeinsatzoffizier in der 2./ Infanteriekompanie Task Force KUNDUZ (II/2011).

Betroffenheit – kommt Dir bekannt vor?Anfang August 2011. Es ist früher Morgen im Feldlager KUNDUZ. Plötzlich schrillt das Tetrapol (Funksystem). Der Zugführer des Bravo-Zuges der 2. Infanteriekompanie Task Force KUNDUZ (2./Inf TF KDZ) springt aus dem Bett. „Alarm“, sagt die Stimme am anderen Ende, „die Reserve muss raus.“ Der Zugführer weckt seine Männer und sprintet in das Tactical Operations Center (TOC), um Informationen über die aktuelle Lage abzugreifen. Unterdessen schmei-ßen die Soldaten des Bravo-Zuges ihre Schutzwesten über, greifen ihre Waffen und rennen zu den Fahrzeugen. Die Motoren der DINGOS heulen auf, die Soldaten rasen zum Ehrenhain, dem Platz am Eingang des Provincial Re-construction Teams (PRT) KUNDUZ, an dem regelmäßig Patrouillen auffahren, bevor sie das Lager ins »Indianer-land« verlassen. Auf dem Weg dorthin stellt sich ein Ober-stabsfeldwebel mitten auf die Straße und verschränkt die Arme. Der erste DINGO weicht aus und kann vorbei zie-hen, der zweite legt eine Vollbremsung hin und kommt vor dem Oberstabsfeldwebel zum Stehen. Die Beifahrertür fliegt auf: „Was soll das denn?“, brüllt der Kommandant, „Sehen Sie zu, dass Sie da wegkommen!“. „Hier gilt Schritt-geschwindigkeit!“, entgegnet der Oberstabsfeldwebel.

Für die Truppe draußen hält sich das Verständnis für sol-cherlei Aktionen von »Innendienstkriegern« mit offensicht-lichem Lagerkoller in überschaubaren Grenzen. Vor eini-gen Monaten entflammte hierüber eine kurze öffentliche Debatte: In der ZEIT war ein Artikel von Hauke Friederichs mit dem Titel „Die Kämpfer schimpfen auf die Lagerbüro-kraten“ erschienen. Beschrieben wird darin eine tiefe Kluft zwischen den innerhalb und den außerhalb des Feldla-gers eingesetzten Soldatinnen und Soldaten in KUNDUZ. Aufhänger für den Artikel war ein Disput zwischen einem Küchensoldaten und einem offenbar gerade aus einer län-geren Operation zurückgekehrten Kameraden, dem der Journalist beiwohnte.

In unserem fast siebenmonatigen Einsatz haben wir zahl-reiche Beispiele für eine völlig unterschiedliche Bewer-tung der Einsatzrealität durch Innen- und Außendienstler erlebt. Sie sind teilweise absurd, teilweise kurios, teilweise traurig. Einige wenige dieser Beispiele möchten wir in die-sem Artikel aufgreifen, um damit zum einen zu unterhal-ten, zum anderen aber auch unsere ernst gemeinte For-derung nach einer differenzierten Besoldung in Einsätzen zu unterstreichen.

Hygiene ist relativ – „auch wenn’s sauber sein soll“Ein uns in Erinnerung gebliebener Vorfall ereignete sich im September 2011 im District Headquarter (DHQ) KUN-DUZ. Das DHQ ist ein ummauerter Bereich, in dem sich –baulich voneinander getrennt – ein Außenposten der Bundeswehr sowie einer der ANP (Afghan National Po-lice) befinden. Obwohl sich vor Ort hinsichtlich der Le-bensqualität während der zurückliegenden Kontingente mit Sicherheit schon einiges getan hat, entspricht dieser Außenposten auch heute noch nicht dem deutschen Stan-dard – wirklich nicht.

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Das DHQ KUNDUZ - für afghanische Verhältnisse ein schöner Ort

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Gerade in den Waschcontainern oder der Küche kommt es selbstverständlich zu Einschränkungen hygienischer Art. Nicht anders zu realisieren, wenn permanent 160 ISAF-Angehörige auf engstem Raum leben und von hier

Kampf gegen Staub und Hitze

Operation bei 50 Grad - der Chef erfrischt persönlich

Verpflegung im DHQ - kein deutscher Standard

Patrouille bei sengender Hitze im CHAHAR DARREH

aus operieren. Trotzdem, so sehen es die meisten, ein schöner Ort. Auch wenn von Privatsphäre absolut keine Rede sein kann und es fast ausschließlich Ein- Mann- Pa-ckungen (EPA) zu essen gibt.

Die persönliche Belastung jedes einzelnen Soldaten im Hinblick auf die zeitliche und physische Beanspruchung ist zudem weitaus höher als im Feldlager, es gibt weder Radio noch Fernsehen und auch auf das kühle Bier zum »Feierabend« muss verzichtet werden. Denn erstens gibt es hier maximal Ruhephasen zwischen den Patrouillentä-tigkeiten und zweitens auch keinen Alkohol.

Außerdem müssen wir hier sparsam mit Wasser um-gehen, um ein wenig für die persönliche Hygiene übrig zu behalten. Über den Füllstand des Pools müssen wir uns nicht den Kopf zerbrechen. Wir haben keinen. Wa-rum auch?! Trotzdem, wir wiederholen uns, ein schöner Ort. Weil man seine Ruhe hat und sich im Schwerpunkt auf seinen taktischen Auftrag konzentrieren kann. Jeder achtet auf seinen Bereich und gemeinsam hält man einen gewissen Maßstab an Ordnung und Sauberkeit. Einen, der den Ansprüchen an einen Außenposten in AFGHA-NISTAN genügen sollte.

Doch zwangsläufig kommt der Zeitpunkt, an dem auch »hier draußen« – scheinbar fernab nervender Bürokratie – die verzerrte Einsatzrealität Einzug hält. In diesem Fall präsentierte sich uns die »andere Sichtweise der Dinge« in Gestalt der Veterinärin. Diese verlegte im Rahmen ei-ner Versorgungsfahrt, mit der die Bestände an Wasser, Verpflegung und Munition wieder aufgefrischt werden, aus dem PRT ins DHQ. Vermutlich hatte sie den Auftrag, einen Blick auf die hygienischen Verhältnisse zu werfen. Der Anblick der Küche und des Waschbereichs sowie die Lagerung unseres Trinkwassers führten bei ihr dazu, dass sie, vereinfacht ausgedrückt, den ganzen Laden schlie-ßen wollte.

Nur durch intensivsten Einsatz des verantwortlichen Kom-paniechefs vor Ort, welcher mit Engelszungen versuchte, die Ärztin für die Lebensverhältnisse »draußen« zu

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sensibilisieren, gelang es, eine Meldung zu verhindern und eine Folgebegutachtung durch den Veterinär zu er-möglichen.

Wir können verstehen, dass dieser Besuch der Ärztin im Rahmen einer regelmäßigen Kontrolle vorgesehen war und durchgeführt werden musste. Wir glauben auch noch, dass sie keine grundlegend bösen Absichten hat-te. Wofür wir aber kein Verständnis aufbringen können, ist das strikte Anlegen deutscher Hygienestandards an einen Außenposten in AFGHANISTAN und der fehlende Blick für die Gesamtsituation im Einsatzland. Wir können uns oftmals des Eindrucks nicht erwehren, dass fast je-der Antagonist im Einsatz gerne die Möglichkeit ergreift, um auf sich aufmerksam zu machen und seinen eige-nen Stellenwert zu unterstreichen. So kommt es eben vor, dass eine Veterinärin einen der größten deutschen Außenposten in AFGHANISTAN schließen möchte, weil u. a. die Trinkwasserflaschen nicht in unterschiedlichen Boxen mit den Aufdrucken »alt«, »mittel« und »neu« la-gern.

Die „Ring-Mail“Ein weiteres Beispiel für den ausgeprägten Willen zur Selbstdarstellung vor dem Hintergrund eines überschau-baren Verständnisses für die Gesamtlage ist auch der Stabsfeldwebel, der nach einem scheinbar unterhalt-samen Abend im „Lummerland“ (Betreuungseinrichtung im PRT) am nächsten Morgen sinngemäß folgende E-Mail versendete: „Habe gestern Abend meinen Ring im „Lum-merland“ verloren. Auf ihm steht »Liebe« und er sieht so und so aus. Sollte ihn jemand finden, bitte melden unter … .“ Erstens hoffen wir natürlich, dass seine eigentliche Liebe fester ist als der Ring an seinem Finger, das soll hier aber nicht der Stein des Anstoßes sein.

Das eigentlich Überraschende ist der Verteiler, an den die o. a. E-Mail gerichtet war. Nämlich an alle. Lassen Sie uns das bitte wiederholen: AN ALLE! Nur um dies ins rech-te Licht zu rücken: Jeder Rechner im PRT KUNDUZ, der Anschluss an das interne E-Mail System hat – bei 1.800

Deutschen im Feldlager sind das sehr viele Rechner – wird mit dem „Problem“ des verlo-renen Rings genervt.

Aus Sicht des Stabsfeldwebels nachvollzieh-barer Weise wahrscheinlich der Weg mit den besten Erfolgsaussichten, um langfristigen Peinlichkeiten aus dem Weg zu gehen. Aus der Sicht eines Chefs, der nach einer zwei-wöchigen Raumverantwortung im CHAHAR DARREH mit seiner Kompanie abgekämpft zurück ins Feldlager kommt, sich an seinen Computer setzt und von dutzenden Mails ähn-licher Dringlichkeit erschlagen wird, vorsichtig ausgedrückt jedoch einfach nur unverständ-lich.Wir möchten an dieser Stelle deutlich unter-streichen, dass solch geartete E-Mails kein Ergebnis wochenlanger Recherche sind, son-dern Tag für Tag jedes einzelne Postfach im Feldlager belasten. Und so gliedern sich die Meldungen liegen gelassener T-Shirts, ver-lorengegangener Basecaps, vertauschter Wäschebeutel, gefundener Kugelschreiber, zu verkaufender Kühlschränke und mit hoher

Dringlichkeit versehene Nachrichten über ausbleibende Brötchenlieferungen fröhlich zwischen Meldungen über angesprengte Fahrzeuge und den Beschuss eigener Truppe ein.

Dies zeigt nicht nur die mangelnde Reflexionsfähigkeit Vieler in Bezug auf ihre eigene Person, sondern auch den völlig fehlenden Überblick über das, was einen Aus-landseinsatz im Kern ausmacht und wohin alle gemein-samen Anstrengungen zielen sollten. Hier läuft die Truppe tatsächlich Gefahr, zu entzweien.

Etappe?In MAZAR-E-SHARIF (MES) verläuft der Schnitt durch die Truppe offenbar noch etwas tiefer: Während die ver-stärkten Kampfkompanien der Task Force MES über Monate unter widrigen Umständen und fast ununterbro-chen aus dem Außenposten OP NORTH in der nordaf-ghanischen Provinz BAGHLAN operieren, genießen sehr viele andere die hervorragende Infrastruktur und die Viel-zahl der Betreuungseinrichtungen und abendlichen Enter-tainment-Angebote innerhalb des Feldlagers. Sogar einen Massage-Salon gibt es hier mittlerweile. Regelmäßig keh-ren Lehrgangsteilnehmer oder anderweitig Dienstreisen-de kopfschüttelnd nach KUNDUZ zurück. Der Spott über »MALLORCA-E-SHARIF« hat im »Kessel« KUNDUZ mittlerweile einen festen Platz.

Was tun?Die bis hierher geschilderten Beispiele führen neben all-gemeinem Amüsement in nachvollziehbarer Weise auch zu gelegentlicher, teils deutlicher Verärgerung der kämp-fenden Truppe. Der einheitliche Auslandsverwendungszu-schlag (AVZ) aller bei ISAF eingesetzten Soldatinnen und Soldaten wird angesichts dieser Umstände und der objek-tiven Tatsachen schon seit längerem nicht mehr verstan-den. Noch immer gibt es in AFGHANISTAN keine finan-ziellen Unterscheidungskriterien zwischen den innerhalb und außerhalb des Feldlagers agierenden Soldatinnen und Soldaten.

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Ruhephase während einer Operation in KUNDUZ

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Der AVZ berechnet sich lediglich nach der generellen Be-drohungssituation im jeweiligen Einsatzgebiet. In AFGHA-NISTAN gilt derzeit die Bedrohungsstufe 5, was 110 Euro je Tag zusätzlich zum Grundgehalt bedeutet. Ein ordent-licher Batzen Geld!

Aber ist die überwiegende Mehrheit der Deutschen im Feldlager KUNDUZ tatsächlich so gefährdet wie dieje-nigen, die tagtäglich durch den Unruhedistrikt CHAHAR DARREH patrouillieren, über verminte Straßen fahren und sich dabei Gefechten mit Aufständischen stellen? Für die der »Base Day« nur in der Theorie existiert und für die »draußen« ein striktes Alkoholverbot statt Amü-sement bei »Schlagernacht«, »Skatturnier« und »Bingo« gilt? Die sich in Außenposten mit 0,5 Liter Wasserfla-schen duschen und das provisorische Urinal ausspülen, während sich im Feldlager darüber beschwert wird, dass der Erholungsstrand »KUNDUZ BEACH« auf Grund von Wasserknappheit vorübergehend nicht betrieben werden kann? Die sich Beschwerden über wackelnde Bildschirme aus dem Fachmedienzentrum gefallen lassen müssen, weil die Panzerhaubitze 2000 zur Unterstützung der eige-nen Truppe Geschosssalven aus dem PRT feuert?! Wohl kaum!

Es geht nicht darum, pauschal die innerhalb des PRT eingesetzten Soldatinnen und Soldaten in Misskredit zu bringen. Viele erkennen mittlerweile die Last der »Drau-ßies« an und tun alles dafür, deren Leben erträglicher zu machen. Ohne die Infrastruktur und die Unterstützung der »Drinnies« würde es außerhalb nicht funktionieren, auch das ist klar.

Wird jedoch laut über unterschiedliche AVZ-Sätze dis-kutiert, um der Tatsache der deutlichen Belastungs- und Bedrohungsdifferenz auf diesem Wege Rechnung zu tra-gen, hat man schnell drei Viertel des Feldlagers gegen sich. Natürlich nachvollziehbar – es lässt sich ja erahnen, wer bei einer möglichen Umverteilung des AVZ den Gür-tel finanziell enger schnallen müsste. Und warum riskie-ren, von heute auf morgen weniger in der Lohntüte zu haben?

Wer außerordentliche Härten und Entbehrungen in Kauf nimmt und täglich unmittelbar sein Leben riskiert, hat eine Zulage oder einen höheren Auslandsverwendungszu-schlag verdient. Diese Grenze ist in heutigen Einsätzen nicht mehr an der Truppengattungszugehörigkeit festzu-machen, da nicht nur Panzergrenadiere und Infanteristen,

sondern u. a. auch Sanitäter, Artilleristen, Fernmelder, Pi-oniere und Aufklärungskräfte ihren Dienst weit außerhalb des Lagerzaunes versehen. Argumente, die eine »Zwei-klassengesellschaft« oder die praktische Unmöglichkeit der Umsetzung einer solchen Maßnahme prophezeien, halten einer objektiven Betrachtung nicht stand. Armeen anderer Nationen – im Afghanistaneinsatz z. B. die Bel-gier – zeigen, dass eine unterschiedliche Vergütung funk-tioniert! Wer uns generellen Lobbyismus vorwirft, ist herz-lich eingeladen, seine Gefechtsausrüstung anzulegen und mit unserer Kompanie eine abgesessene Tagespatrouille im nördlichen CHAHAR DARREH durchzuführen. Mit 50 kg Ausrüstung und bei 50 Grad Außentemperaturen stellt dies unter Feindbedrohung mit Sicherheit ein heilsames Erlebnis dar!

Ärgerlich ist, dass die Debatte um eine differenzierte Ver-gütung vor einigen Monaten bereits deutlich weiter voran geschritten war und dann ohne zu einem konkreten Er-gebnis gelangt zu sein, abgeebbt und schließlich im San-de verlaufen ist. Es liegt auch an der Truppe selbst, diese Dinge zu ändern. Sie klar zu machen und immer wieder zur Sprache zu bringen. Sie einzufordern! Bei Truppenbe-suchen, bei Politischen Bildungen, auf Lehrgängen, vor Politikern und Journalisten, auf Symposien und in Artikeln.

Das eingangs geschilderte Beispiel hatte natürlich noch ein kleineres, inoffizielles Nachspiel. Ein nach dem Vorfall geführtes Gespräch zwischen dem Feldlagerkomman-danten und dem Bravo-Zugführer fand allerdings auf die Nachfrage des Zugführers, ob der Feldlagerkommandant noch immer seine Ansicht vertreten würde, wenn er „drau-ßen in seiner eigenen Suppe läge und die Reserve be-nötigen würde“, ein abruptes Ende. Hierauf konnte auch dieser nicht mehr antworten.

Letzter EindruckAls der Rückflug von einer Erkundung in AFGHANISTAN anstand, saßen wir am Airfield in TERMEZ, USBEKI-STAN, dicht gedrängt mit anderen Soldaten in einem Bus, der uns zum Flieger Richtung Heimat brachte. Die Eupho-rie des anstehenden Fluges nach Hause war spürbar und alle unterhielten sich wild durcheinander. „Das ist ja die Hölle hier drin“, beschwerte sich einer der Mitfahrer, „das ist hier so warm, das ist das Schlimmste vom ganzen Ein-satz“. „Ach ja?“, entgegneten wir, „schon mal MARDER in AFGHANISTAN gefahren?“. Im Bus herrschte bis zur Ankunft am Flugzeug betretenes Schweigen.

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Es war ein luftverladbarer und kosovoweit einsetzbarer Quick Reaction Force (QRF) -Zug mit einer „Notice to Move“-Zeit von einer Stunde zu stellen. Es mussten Be-obachtungspunkte in MITROVICA eingerichtet und rund um die Uhr, 24 Stunden am Tag und 7 Tage die Woche (24/7) betrieben werden. Der letzte verbleibende Einsatz-zug wurde immer wieder für Patrouillen und Checkpoints an unterschiedlichsten Orten im Norden des KOSOVO eingesetzt. Neben diesen ständigen Aufträgen wurde der Alltag durch Übungen mit anderen Nationen und Sonder-aufträge, wie beispielsweise Absicherungen von Lande-plätzen oder Joint Patrouillen im Grenzbereich zusammen mit Soldaten der serbischen Armee, unterbrochen. Bis auf einige Waffenfunde und die Aufklärung von Schmugglern blieb die Lage zunächst ruhig und stabil.

Als in den Abendstunden des 27. Juli die gesamte Kompanie in Alarmbereitschaft versetzt wurde, änderte sich die Lage schlagartig. Es galt, rasch die beiden Hauptbrücken in MITROVICA abzurie-geln. Kaum an der Brücke angekommen, standen die Artilleristen schon eine Stunde später im CRC Einsatz (Crowd and Riot Control). Wieder einmal eskalierte die Gewalt zwischen den Kosovaren und der serbischen Minderheit. Ab diesem Tag blieb die Lage weiter so angespannt und eskalierte mehrfach. Die Artilleristen standen in erster Reihe und schützen die Grenzstation vor den Übergriffen gewaltbereiter Demonstranten, bis hin zur Andro-hung des Schusswaffengebrauchs. Zur Verstär-kung wurde die Operational Reserve Force (ORF) eingeflogen, die Artilleristen des Raketenartillerie-bataillons 132.

Seit Anfang des Jahres leisten die Immendinger Artille-risten einen sichtbaren Beitrag in den Einsätzen innerhalb der Deutsch-Französischen Brigade. Die Soldatinnen und Soldaten des Bataillons hat es dabei in zwei unterschied-liche Einsatzgebiete geführt, nach AFGHANISTAN und in das KOSOVO. Während große Teile des Bataillons nun im Einsatz sind, ist eine Batterie nach erfolgreichem Einsatz bereits wieder ins Heimatland zurückgekehrt. Unterdes-sen bereiten sich weitere Teile des Bataillons nach wie vor auf ihren Einsatz vor. Seit dem letzten Artikel über die Einsatzvorbereitung des Artilleriebataillons 295 in der „ZU GLEICH“ I/2011 ist einige Zeit ins Land gezogen, zahl-reiche Lageänderungen und vielfältige Erfahrungen gehö-ren seitdem zum Alltag der Soldaten und Soldatinnen. Zeit für ein erstes Resümee.

KOSOVONach sechs Monaten kurzfristiger und intensiver Einsatz-vorbereitung war es am 14. Februar 2011 endlich soweit. Mit dem Vorauskommando der „Dritten“ nach PRIZREN begann die Verlegung von 120 Soldatinnen und Solda-ten als Einsatzkompanie KFOR in den neuen Einsatzort CAMP NOVO SELO im Norden des KOSOVO. Als die „deutsche Kompanie“ in der neun Kompanien umfas-senden US-Battlegroup, übernahm die Batterie ihren Auftrag zur Überwachung, Kontrolle und Sicherung von Schlüsselgelände im Großraum um MITROVICA, der Stadt im Norden des KOSOVO, welche immer wieder wegen Konflikten der unterschiedlichen Ethnien in die Schlagzeilen geraten war.Die folgenden Monate waren von viel Aufbauarbeit und zunächst drei wesentlichen Aufträgen geprägt, welche jeweils durch einen der drei Einsatzzüge der Kompanie übernommen wurden.

295 zwischen allen Stühlen – Ein erster Erfahrungsbericht aus

den laufenden EinsätzenOberstleutnant Jörg Hoogeveen,

Kommandeur Artilleriebataillon 295 in IMMENDINGEN

Die Einsatzgebiete Artilleriebataillon 295

MITROVICA, die Stadt im Norden des KOSOVO ist immer wieder Schauplatz der Auseinandersetzungen der serbischen und albanischen Bevölkerungsgruppen.

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In dieser Lage fand die Ablösung der dritten Batterie durch unsere „Vierte“, sozusagen in der Stellung, statt. Nur für kurze Zeit konnte ins Lager zur Übergabe verlegt werden. Nach dem offiziellen Change of Command am 6. September 2011 verlegte die „Vierte“ nach kurzer Vor-bereitungs- und Zertifizierungszeit im Einsatzland an die Hot Spots am Grenzübergang JARINJE, besser bekannt als „Gate 1“.

Seinen bisherigen negativen Höhepunkt fand der Einsatz der „Vierten“ am 27. September 2011, als es während ei-ner Protestaktion von ca. 500 Kosovo-Serben zu Schüs-sen und Sprengstoffanschlägen auf die Kompanie kam. Doch diesmal wurde auch scharf zurückgeschossen und nicht nur gedroht. Zum Glück wurde kein Soldat über die

üblichen CRC- Verletzungen hinaus verletzt und der Auf-trag, den Grenzübergang zu halten, konnte erfolgreich fortgesetzt werden.

Als Kommandeur verfolgte ich diese Bilder in der CJOC (Combined Joint Operations Center) des Regional Com-mand North (RC N) in MAZAR E SHARIF, wo ich mich gerade wegen der Bearbeitung eines Insurgent Angriffs gegen eine Patrouille befand. Im Fernsehkanal Al Jazeera wurden Bilder mit meinen Soldaten im CRC Einsatz ge-zeigt und im Ticker lief der Text: „Ausschreitungen im KO-SOVO, drei deutsche Soldaten durch Brandsatz verletzt.“ Man kann sich vorstellen, dass man sofort dort anrufen will, um mehr zu erfahren. Aber es verbietet sich in solch einer Lage. Nach kurzer Zeit wurde über das Lagezen-trum des Bataillons in IMMENDINGEN Entwarnung ge-geben, keiner unserer Soldaten war betroffen. Auch das „Team Hotel“ funktionierte und leistete seinen Beitrag.

AFGHANISTANIn AFGHANISTAN (AFG) verstreuen sich die Artilleristen vom CAMP MIKE SPANN bis nach FAYZABAD. Dabei kommen sie in der ISAF Mission in „Erst- und Zweitrol-le“ zum Einsatz. Die COBRA Gruppe ist als Sicherungs-gruppe innerhalb der vom Panzerartillerielehrbataillon 325 gestellten Schutzkompanie des PRT FAYZABAD (Provincial Reconstruction Team) eingesetzt. Die Wetter-gruppe teilt sich flächendeckend auf die beiden Ausbil-dungsschutzbataillone (AusbSchtzBtl) in KUNDUZ und am OP NORTH auf. Zusammen mit den STF Elementen des Jägerbataillons 292 stellen die Feuerunterstützer der zwoten Batterie das JFSCT (Joint Fire Support Coor-dination Team) und je die Hälfte der beiden JFST (Joint Fire Support Team) auf EAGLE IV und DINGO. In MA-ZAR-E-SHARIF befindet sich die JFSCG (Joint Fire Sup-port Coordination Group) des HQ RC NORTH, dort auch nur kurz „Joint Fires“ genannt. Weitere Soldaten leisten im OMLT (Operational Mentoring and Liaison Team) der Brigade ihren Dienst.

Insgesamt können die Soldaten des Bataillons in diesem Einsatz auch artilleristische und vor allem „Joint Fire Sup-port“ Erfahrungen sammeln. Das Implementieren und Verwenden von Wetter- Modelldaten für den Feuerkampf, das Zusammenführen von Fire Support Officer (FSO), Air Liaison Officer (ALO) und Air Space Manager (ASM) im Das Gate 1 nach den gewalttätigen Ausschreitungen.

Gemeinsam nehmen die Immendinger Soldaten der Deutsch-Französischen Brigade Aufstellung in Vorbereitung eines Einsatzes.

Das Combined Joint Operations Center des RC NORTH(verminderte Darstellung aus Datenschutzgründen)

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JFSCT, die Zusammenarbeit der Tactical Air Control Par-ty (TACP) und Beobachtungstrupps in den JFST mit den Kampftruppen; dabei das Einsetzen von Luftnahunterstüt-zung, Kampfhubschraubern sowie Mörsern und Artillerie, sind Einsatzerfahrungen, die in Übungen nur schwer zu erreichen sind. Dabei werden die einzelnen Artillerie- und JF- Elemente nicht unmittelbar durch die JFSCG geführt, sondern grundsätzlich disloziert durch die AusbSchtzBtl direkt geführt und eingesetzt.

Die gewonnenen Erkenntnisse führen aber auch zu ei-ner Anpassung der Einsatz- und Führungsverfahren. So koordiniert die JFSCG die Zusammenarbeit der Zellen Artillerie, Regional Air Operations Coordination Center (RAOCC) und Aviation in Planung und Operationsfüh-rung in der CJOC, vertritt die Belange aller Elemente in JOPGs (Joint Operations Planning Group) und Konfe-renzen, hat aber nur weniger Koordinierungsautorität in den Funktionsbereichen, als es aufgrund der konzeptio-nellen Grundlagen zu erwarten war. Die wesentlichen Führungsmittel sind das Afghan Mission Network (AMN) ISAF Secret mit Joint Chat und JOCWatch sowie iGEOSit und für den Sprechfunkverkehr Satellitenfunk sowie eine Unzahl von Telefonnetzen. Wenngleich die Verbindung über analoge Telefonleitung hergestellt ist, spielt das FüWES ADLER dabei nur im Feuerstellungskreis seine Fähigkeiten aus. Bei großen Entfernungen der Feuerleit-stelle zu den Geschützen, wie sie im Teilmobilen Einsatz zur Erhöhung der Wirkungsreichweite geplant ist, erfolgt die Feuerleitung im Sprechfunkbetrieb, da mit den der-zeitigen Fernmeldemitteln keine Datenverbindung mit ADLER möglich ist.

Während die Möglichkeit zu beleuchten und zu blenden in diesem Einsatz, gerade im Hinblick auf Combined Ope-rations mit den afghanischen Sicherheitskräften und die „CIVCAS avoidance“ (Vermeidung ziviler Opfer) ein we-sentlicher und viel genutzter Vorteil von Mörsern und Ar-tillerie ist, schränkt die noch fehlende Präzisionsfähigkeit die Einsatzmöglichkeiten deutlich ein.

Dabei steht der Artillerieführer des deutschen Einsatzkon-tingentes ISAF in regelmäßigem Kontakt mit dem General der Artillerietruppe und dem Bereich Weiterentwicklung sowie den Spezialstabsoffizieren in Heeresführungskom-mando und Einsatzführungskommando, um Erkenntnisse

für den Einsatz und Impulse für die Weiterentwicklung auszutauschen.

Das Team HeimatDie weitreichenden Aufträge in den Einsätzen der Solda-tinnen und Soldaten des Artilleriebataillons 295 lassen natürlich auch das „Team Heimat“ nicht unberührt. Hierfür steht im Schwerpunkt natürlich die „Erste“ ein. Im Rahmen der Einsatzvorbereitung sind zahlreiche Ausbildungsvor-haben und Zertifizierungen zu planen und durchzuführen. Allgemeine Grundausbildung für die gesamte Brigade mit „Fünfter“ und Rekrutenkompanie 8, Erhalt der Qualifizie-rungen und Ausbildung des Führernachwuchses gehören mit zu den unveränderten Aufträgen. Dabei scheinen wir mittlerweile mehr qualifizierte Ausbilder für CRC Aufgaben und neues Schießausbildungskonzept verfügbar zu ha-ben, als für artilleristische Themen. Der Betrieb in Stand-ort und Kaserne muss durch die verbleibenden Soldaten aufrecht erhalten werden, was oft deutlich mehr Personal bindet, als man es sich zu Beginn vorstellen mag. Gerade das Anfang des Jahres eingeführte SASPF (Standard-.Anwendungs- Software- Produkt- Familien) macht die Er-füllung der funktionalen Aufgaben mit dem „Vertreter des Vertreters“ nicht einfacher.

Die Betreuung der Angehörigen der Soldaten im Einsatz ist eine weitere Aufgabe, welche die Kameraden in der Heimat gerne und regelmäßig erfüllen. Von der täglichen Steuerungsarbeit im Lagezentrum, dem Halten der Ver-bindung in alle Einsatzgebiete und -orte, um jederzeit über die nötigen Information zu verfügen und helfen zu können, bis hin zur Veranstaltung regelmäßiger Familien-betreuungstage reichen die Herausforderungen. Ohne die nicht nachlassende Arbeit des „Team Heimat“ wäre die Einsatzgestellung in dem Umfang nicht möglich.

Ausblick/ Way AheadNach Rückkehr aller Einsatzteile wollten wir uns als Ba-taillon ab April 2012 wieder „reartillerisieren“, anders kann man das gar nicht nennen.

JFSCT am OP North mit Blick auf die verschiedenen Rechner und Führungsmittel

Mittelaltermarkt auf dem Immendinger Standortübungsplatz mit Unterstützung der Reservistenkameradschaft

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Aber erstens kommt es anders, und zweitens als man plant. Zu-nächst wurde die Verlegung des OMLT CS von Juni auf Dezember 2011 verschoben, so dass nach einer Umplanung des Personals die Rückkehr erst im Sommer 2012 vorgesehen ist. Als weiteres sind die jeweils aus dem Einsatz zurückkehrenden Einsatzkompa-nien, also die „Dritte“ und „Vierte“ nach einer viermonatigen Pause und erneuten Vorausbildung für je sechs Monate als ORF-Kom-panien eingeplant. Des Weiteren ist nun auch die zwote Batterie zusätzlich im KFOR Auftrag und stellt von März bis September 2012 die Einsatzkompanie. Dies schafft das Bataillon jedoch nur noch zu 25%, alle weiteren Solda-ten müssen durch andere Verbän-de gestellt und integriert werden. Damit aber ist das Bataillon dann durchgehend von September 2010 bis Dezember 2012 in Einsatzvor-ausbildung, Einsatzgestellung und einsatzgleicher Verpflichtung gebunden. Ein erster Bataillons-truppenübungsplatzaufenthalt aller Teile im artilleristi-schen Auftrag wird nach der Einsatzvorbereitung NRF 15 auf dem TrÜbPl GRAFENWÖHR im März 2011 nicht vor dem Frühjahr 2013 zu realisieren sein.

Dass dies die artilleristischen Fähigkeiten nicht fördert, kann man sich leicht vorstellen, gerade wenn die Masse der Soldatinnen und Soldaten in artilleriefremden Aufga-ben eingesetzt war und ist.

Das komplexe System Artillerie muss stufenweise wieder beherrscht und zusammengeführt werden, diese Heraus-

Die Immendinger Soldaten des OMLT Combat Support Kandak bei der Ausbildung am D30 Geschütz während der Vorausbildung in HOHENFELS

forderung gilt es dann nach den Einsätzen und Verpflich-tungen auch noch zu meistern.

Gekrönt wird das Ganze von der Auflösung des Stand-ortes IMMENDINGEN, die zu allem Überfluss auch noch auf aktives Betreiben des Bürgermeisters und der Ge-meinde hin erfolgt. So werden die Soldaten nach ihrem Einsatz nicht gerade in einen Standort zurückkommen, in dem sie sich wirklich willkommen fühlen. So heißt es nun nach vorne schauen, vielleicht wird dies in STETTEN ja besser.

Die Joint Fire Support Coordination Group des 26./27. EinsKtgt ISAF in MAZAR-E-SHARIF

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States Army Europe (USAREUR) bereitgestellt werden konnte. Erkundungen durch das 2-159 ARB und detail-lierte Absprachen vor Ort stellten die organisatorischen Rahmenbedingungen für die Einbindung der APACHE in das komplexe Vorhaben JOINT IMPACT sicher.

Es galt, einen Forward Arming and Refueling Point (FARP) auf dem Truppenübungsplatz BAUMHOLDER aufzubau-en, die Versorgung der amerikanischen Soldaten sicher-zustellen und die erforderlichen Maßnahmen zur Schieß-sicherheit zu koordinieren. Anlässlich eines Besuchs beim 2-159 ARB in ILLESHEIM, bei dem eine intensive Einweisung in das Waffensystem AH-64D durchgeführt wurde, konnten alle Fragen der amerikanischen Verbün-deten geklärt werden. Der Kommandeur des US-Batail-lons, Lieutenant Colonel (LTC) Bradley Barker, betonte, dass die geplante Übung für seine Piloten und Waffenbe-diener erhebliche Bedeutung in der Einsatzvorbereitung (pre deployment training) habe.

JOINT ….Am 7. September 2011 begann JOINT IMPACT zunächst mit dem Prüfen der Schusswerte für den unterstützenden Geschützzug Panzerhaubitze 2000 (PzH) des Beobach-tungspanzerartilleriebataillons 131 aus MÜHLHAUSEN. Bereits diese ersten Kommandos wurden genutzt, um die Lehrgangsteilnehmer im Absetzen der Zielmeldungen und Beobachten des Feuers zu schulen. Weitere Kommandos für die PzH 2000 folgten.

Dieser Phase schloss sich bei gleichzeitiger Fortsetzung des Artilleriefeuers der Einsatz der Luftwaffe an, die mit einem TORNADO des Jagdbombergeschwaders 32 aus LAGERLECHFELD an der Übung teilnahm.

Am 7. und 8. September 2011 führte die Artillerieschule im Rahmen des Einsatz vorbereitenden Lehrgangs „Joint Fire Support Team (JFST)“ die Abschlussübung JOINT IMPACT erstmalig mit Unterstützung durch Kampfhub-schrauber der US-amerikanischen Streitkräfte durch. Der JFST- Lehrgang dient der Ausbildung des Personals für die Einsatzkontingente ISAF (International Security Assi-stance Force).

Drei AH-64D „APACHE Longbow“ des 2-159 Attack Re-connaisance Battalion (2-159 ARB) aus ILLESHEIM tru-gen durch ihre Anwesenheit wesentlich zum Erfolg der Abschlussübung bei. Auch für den Truppenübungsplatz BAUMHOLDER beinhaltete der Einsatz der APACHE im scharfen Schuss eine Premiere: Erstmalig schoss dieses fliegende, kriegserprobte Waffensystem auf Ziele des Truppenübungsplatzes.

VorbereitungenDie Vorbereitungen zur Teilnahme der US-Kampfhub-schrauber begannen bereits im Frühjahr 2011. Ausgangs-punkt der Überlegungen war, dass die APACHE derzeit die wahrscheinlichste hubschraubergestützte Unterstüt-zungswaffe für die Truppe im Einsatzland darstellt. In MAZAR-E-SHARIF und KUNDUZ werden durch die ame-rikanischen Verbündeten Kampfhubschrauber zur Unter-stützung von Operationen im Regional Command North bereitgehalten.

Eine Anfrage beim 2-159 ARB ergab, dass grundsätz-liches Interesse seitens der Verbündeten an dieser Übung, die als wesentlichen Schwerpunkt die Koordinie-rung boden- und luftgestützten Feuers beinhaltet, vorlag. Als problematisch erwies sich zunächst die Verfügbar-keit der erforderlichen und geeigneten Munition, die je-doch nach Zuweisung durch die Kommandoebene United

„JOINT & COMBINED IMPACT“– Multinational unterstützte

JFST-Ausbildung an der ArtillerieschuleOberstleutnant Joachim Schwarz,

Leiter Zentrale Ausbildungseinrichtung Artillerie und Leiter SIRA DAADEN

Hotwall

Apache im FARP

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Es galt, die Luftraumkoordinierung auf Ebene des JFST so sicherzustellen, dass zu keiner Zeit eine Gefährdung luft-gestützter Einsatzmittel auftrat. Diese komplexe Aufgabe oblag den Lehrgangsteilnehmern, beaufsichtigt durch das Leitungspersonal, wobei die jeweils anzuwendende Maß-nahme vorzuschlagen war.

Für die PzH 2000 wurde eine Restricted Operation Zone (ROZ) als sogenannte „Hotwall“ eingerichtet. Die Hotwall berechnet sich dabei aus der Linie von der Feuerstellung zum Ziel (Gun Target Line/ GTL), einer Zone von einer nautischen Meile (1852,216 Meter) beiderseits der GTL sowie der Gipfelhöhe des Geschosses einschließlich eines Sicherheitszuschlages von 1000 Fuß (304,8 Meter).Der TORNADO konnte die ihm zugewiesenen Ziele er-folgreich bekämpfen.

Im weiteren Verlauf der Übung kamen noch weitere Ver-fahren der Luftraumordnung (Airspace Coordination Measures/ ASM) zur Anwendung. Möglich war neben der beschriebenen ROZ die Koordinierung über Gitterlinien, nach Höhe oder nach Zeit (deconfliction lateral, by altitude or time).

Der Einsatz eines Panzerabwehrhubschraubers (PAH) des Kampfhubschrauberregiments 26 mit Lenkflugkör-per HOT bestimmte die anschließende Phase der Übung. Auch hier galt es, die Koordinierung des Luftraumes bei gleichzeitig feuernder Artillerie im Blick zu behalten. Dem PAH wurde eine Stellung mit der Maßgabe zugewiesen, stets westlich einer Gitterlinie zu bleiben und somit aus-reichenden Abstand zur Hotwall zu halten. Mit dem Lenk-flugkörper HOT wurden Ziele erfolgreich bekämpft. Die Luftwaffe blieb mit dem TORNADO zu diesem Zeitpunkt oberhalb der ihr zugewiesenen Mindestflughöhe, so dass in allen Flughöhen eine sichere Nutzung des Luftraumes gewährleistet war.

….. & COMBINEDNach Eintreffen der APACHE galt das besondere Augen-merk in der Übungsdurchführung der Anwendung stan-dardisierter Verfahren in der Zielzuweisung für die Kampf-hubschrauber. Die Verfahren Close Combat Attack (CCA) und Rotary Wing Close Air Support (RW CAS) kamen wechselweise zur Anwendung. Während CCA durch den Boden-Boden-Trupp des JFST geleistet wurde, übernahm der Luft-Boden-Trupp mit dem Fliegerleitoffizier (Forward Air Controller/ FAC) die Zielzuweisung als RW CAS. Beide Verfahren wurden erfolgreich durchgeführt und es zeigte sich, dass die APACHE mit dem Einsatz ihrer Maschinen-kanone 30 mm einen wesentlichen Beitrag zur Wirkung am Boden leistet. Auch in dieser Phase wurde die Zielbe-kämpfung mit Rohrartillerie fortgeführt, eine Tatsache, die insbesondere die Besatzungen der APACHE beeindruck-te, da sie nach eigener Auskunft einen gleichzeitigen Ein-satz von Artillerie und Kampfhubschraubern auf einem Truppenübungsplatz noch nicht erlebt hatten.

Am zweiten Tag wurde die Übung mit ständig steigenden Anforderungen an die Lehrgangsteilnehmer fortgesetzt. Die Verfahren kamen drillmäßig zur Anwendung, die Zusammenarbeit mit den Verbündeten wurde mit jedem Übungsabschnitt sicherer.APACHE im Feuerkampf

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PROTECTS YOUR MISSION

FENNEK JFSTPZH 2000

Wirkung ist die Summe aus

Präzision, Zeit und Energie

Streitkräftegemeinsame

taktische Feuerunterstützung | www.kmweg.de |

ZU GLEICH 2 / 2011

BewertungAbschließend ist festzustellen, dass der „Joint & Combined“- Ansatz richtungwei-send für weitere Übungsdurchführungen ist. Auch für die amerikanischen Piloten und Waffenbediener beinhaltete JOINT IMPACT erhebliche Herausforderungen, so die Kompaniechefin, Captain Laura Pangallo. Erstmals konnten die Besat-zungen der APACHEs in DEUTSCH-LAND außerhalb des Truppenübungs-platzes GRAFENWÖHR schießen und ihre Fähigkeiten in fremdem Gelände unter Zusammenarbeit mit anderen Nati-onen im scharfen Schuss verbessern.

JFST FENNEK

Joint & Combined Fires

Es zeigte sich weiterhin, dass die Beherrschung standar-disierter Verfahren im multinationalen Umfeld der Schlüs-sel zum Erfolg beim koordinierten Einsatz boden- und luftgestützter Waffensysteme ist. Grundlage hierfür ist die ebenso sichere Beherrschung der englischen Spra-che durch alle Funktionsträger im JFST, da im Einsatzland jeder ausgebildete Soldat in die Lage geraten kann, die beschriebenen Verfahren mit Luftfahrzeugbesatzungen unterschiedlichster Nationen anwenden zu müssen.

Insgesamt wurde damit die Übung JOINT IMPACT zum JOINT & COMBINED IMPACT und stellte für Ausbilder und Lehrgangsteilnehmer den absoluten Höhepunkt der fordernden Ausbildung im JFST-Lehrgang dar. Die wei-tere Zusammenarbeit mit APACHE des 2-159 ARB und A10 WARTHOG der 82nd Fighter Squadron aus SPANG-DAHLEM ist in Vorbereitung.

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Präzisionsmunition 155 mm – Blick in die Zukunft

Oberstleutnant Udo Habicht ist Stabsoffizier Wirkungim Dezernat 1, Bereich Weiterentwicklung

Theorie und PraxisDas Zentrum für ethische Bildung in den Streitkräften (zebis) führt regelmäßig mit Soldatinnen und Soldaten Fortbildungsveranstaltungen durch, in denen oft aktuelle Einsatzthemen behandelt werden, so auch in diesem Jahr. Am 11. Mai 2011 hatte die zebis in das Bonner Mün-sterCarré eingeladen. Auf Initiative von Herrn General a. D. Karl-Heinz Lather, ehemaliger Stabschef im NATO-Hauptquartier Europa, dem Supreme Headquarters Allied Powers Europe (SHAPE) und Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK), wurde die Tagesordnung um den Punkt “Macht Töten im Krieg immer schuldig?“ erweitert. Im Laufe der Diskussion dieser Thematik äu-ßerte sich einer der Teilnehmer mit der nachfolgend zi-tierten Differenzierung: “Entweder jemand ist Kombattant, dann darf er als militärisches Ziel bekämpft werden, oder, er ist Nichtkombattant, dann ist es nicht erlaubt, ihn zu bekämpfen. Sofern Zivilisten gleichsam als Kombattanten wirken, sind auch diese militärische Ziele, die als solche, und unter Vermeidung vorsätzlicher oder fahrlässiger Ver-ursachung exzessiver Kollateralschäden, bekämpft wer-den dürfen.“

Soweit die Theorie. Aktuelle Einsätze unserer Streitkräfte zeigen, dass sich diese Eindeutigkeit in der Unterschei-dung dieser Fälle häufig schwerlich vornehmen lässt. Aufständische, um auf die Situation in AFGHANISTAN zu reflektieren, bevorzugen bei ihren Hinterhalten, in Kennt-nis der Einsatzregeln der ISAF-Kräfte, geradezu die Ver-mischung mit Nichtkombattanten. Sie erzeugen durch dieses Verhalten eine mögliche Schädigung Unbeteiligter (Civil Casualties (CivCas)). Unmittelbare Selbstverteidi-gung durch den Einsatz von Handwaffen oder Bordwaffen (Fernbedienbare leichte Waffenstation (FLW), Bordma-schinenkanone (BMK), Bordkanone (BK)) ist in solchen Fällen sicherlich die unproblematische und auch rechtlich abgesicherte Reaktionsform der angegriffenen Kräfte, wenn die Verhältnismäßigkeit der Mittel gewahrt bleibt. Anders sieht die Situation jedoch aus, wenn eigene Kräf-te durch Einsatzmittel der Streitkräftegemeinsamen Tak-tischen Feuerunterstützung (STF) verstärkt werden. Der geplante Einsatz von Bombern, Jagdbombern, Kampf-hubschraubern, Schiffsartillerie (Naval Gun Fire - nicht bei ISAF) und Wirkmitteln des indirekten Feuers (z.B. Mörser, Panzerhaubitzen) bewirken einen Führungsprozess bis hin zu den Operativen Führern (z.B. Commander Regional Command North (COM RC NORTH) oder gar Comman-der International Security Assistance Force (COM ISAF)). Die Abwägung zwischen militärischem Nutzen von Waf-feneinsätzen und der Vermeidung von Gefährdungen der eigenen Truppe und verbündeter Kräfte, der Vermeidung von CivCas sowie der Vermeidung ungewollter Zerstö-rung ziviler Infrastruktur als Kollateralschaden erfordert am Ende dieses Führungsprozesses einen an definierte Führungsebenen gebundenen Entschluss für den Ein-

satz. In diesen Ablauf ist auch der Rechtsberater im Ein-satz (Legal Advisor) intensiv eingebunden. Bei diesem Prozess handelt es sich nicht um eine Kann-Bestimmung, sondern um geltendes, bindendes Recht (z.B. Einsatzre-geln (Rules of Engagement (RoE), die vor Beginn der je-weiligen Einsätze erarbeitet und festgeschrieben werden.

Was bedeutet das für die einzusetzenden artilleristischen Waffensysteme? – Wo stehen wir? – Wo geht es hin?Die folgende Betrachtung fokussiert auf die Wirkmittel der Artillerietruppe sowie auf einen kleinen Exkurs über Ge-nauigkeit und Präzision.

Es hat sich viel getan, seit die Artillerietruppe zur Bekämp-fung von Flächenzielen mit Ausdehnungen auch über 300 x 300 m herangezogen wurde. Kollateralschäden und Kampfmittelrückstände auf dem Gefechtsfeld standen nicht im Zentrum der bei Waffeneinsätzen zu berücksich-tigen Faktoren. Damals war der Umfang des im Solda-tenjargon: “Stahl auf die Heide“ genannten Feuers der Artillerietruppe konzeptionell großflächig gefordert. Der Feind, den das westliche Bündnis erwartete, wäre mas-siv, mechanisiert und großflächig aufgetreten. Dement-sprechend orientierte sich auch die Neuentwicklung und Weiterentwicklung von Munition zu dieser Zeit an dieser Erwartung. Munitionssorten wie z.B. Streumunition (Bom-blet) erlebten ihre Hochkonjunktur.

Das Bild aktueller und zukünftiger bewaffneter Konflikte hat sich inzwischen jedoch entscheidend verändert. Es gilt, oft quasistationäre – (nach kurzer Vorbereitung zum Stellungswechsel befähigt), stationäre –, häufig auch bewegliche Einzelziele (einzelne Zielelemente, z. B. ein Fahrzeug) oder Punktziele (Zielausdehnung 30m x 30m) an und in Infrastruktur, möglichst unter “Vermeidung von Kollateralschäden“, reaktionsschnell bekämpfen zu kön-nen. Der Ruf nach dem “Chirurgischen Schnitt“ wird im-mer lauter. Konzeptpapiere zur Ausgestaltung der Streit-kräfte und Weisungen zu deren Weiterentwicklung sind von Begriffen, wie “Verbesserung der Präzisions- und Abstandsfähigkeit“, “Missionsabbruchfähigkeit“ und “Ver-meidung von Kollateralschäden“, um nur einige zu nen-nen, geprägt, und das ist weltweit, nahezu wetterunab-hängig und durchhaltefähig (d.h. 24 Stunden an 7 Tagen in der Woche – kurz 24/7) zu gewährleisten.

Will die Artillerietruppe hierbei erfolgreich mit gestalten und damit letztlich auch bestehen, hängt ihr zukünftiger Erfolg bei der Bekämpfung eines Ziels, neben der Reak-tionsschnelligkeit von zwei weiteren, entscheidenden Fak-toren ab. Erstens der Zielortungsgenauigkeit und zweitens der Präzision der Wirkmittel (schießende Plattformen, Ge-schosse, Raketen oder Flugkörper). Zusammen ergeben diese Faktoren die Treffgenauigkeit. Je genauer ein Ziel

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nach Lage und Höhe bestimmt ist, d. h. geortet ist, umso treffgenauer kann es bekämpft werden (je nach Präzi-sions fähigkeit der Wirkmittel).

Abhängigkeit von Zielortungsgenauigkeit und Präzision zur Erlangung der Treffgenauigkeit(Grafik: ArtS)

Exkurs: Genauigkeit und PräzisionDie Zielortungsgenauigkeit wird in Meter (m) – 2 distance root mean square – [2DRMS] bestimmt. Bei [2DRMS] han-delt es sich um eine radiale Genauigkeitsangabe mit Be-zug zur wahren Zielposition. Die Definition hierzu lautet: “Der 2 DRMS gibt die zweidimensionale geographische Genauigkeit für Positionsbestimmungen an. Als Maß für die Genauigkeit gilt hier die radiale Entfernung von der wahren Position auf der Grundlage einer großen Anzahl von Messungen, wobei 95 % der Messungen innerhalb dieses Bereichs liegen.“

Die Präzision der Wirkmittel wird in m – Circular Error Probable (CEP) – angegeben. CEP ist definiert als: “Der Streukreis CEP ist der Radius eines Kreises um die tat-sächliche Position eines Punktes, in dem eine gemessene oder berechnete Position mit 50-prozentiger Wahrschein-lichkeit liegt.“ Angaben in CEP haben demzufolge keinen Bezug zur wahren Position eines Ziels.

Darstellung der Abhängigkeit zwischen CEP und [2DRMS] (Grafik: ArtS)

Gelingt es nun, ein Ziel exakt zu orten, damit den mittleren Treffpunkt (MTP) auf die wahre Zielposition zu verschie-ben und den Streukreis der Munition (ungelenkter, kurs-

korrigierter oder GPS-gelenkter Munition) sehr klein zu halten, sprechen wir von Treffgenauigkeit.

In der bereits 2005 durch den Generalinspekteur in Kraft gesetzten Systemfähigkeitsforderung (SFF) “Bodenge-stützte Wirkung gegen Ziele am Boden mit indirektem Feuer“ sind zukunftsgerichtet zu fordernde Treffgenauig-keiten wie folgt definiert:• weiche/halbharte/harte Punktziele, auch zwischen In-

frastruktur oder in Infrastruktur mit 7 m [2DRMS],• halbharte/harte Punktziele in Bewegung (> 5 km/h) mit

7 m [2DRMS],• weiche/halbharte Flächenziele mit 10 – 50 m [2DRMS],• halbharte/harte/gehärtete Infrastrukturziele mit 10 – 15

m [2DRMS] und• politisch bedeutsame Einzelziele stationär oder be-

weglich mit 3 m [2DRMS].

Eingeführte Zielortungssysteme erreichen nicht mehr die Genauigkeiten, die für eine Bekämpfung von Punkt- und Einzelzielen unter den heutigen Bedingungen erforderlich und auch möglich sind. Hier sind seitens des Bereichs Weiterentwicklung der Artillerietruppe bereits Maßnah-men zur Verbesserung der Zielortungsgenauigkeit einge-leitet.

Entwicklung der 155 mm PräzisionsgeschosseBei der 155 mm Artilleriemunition ist bereits jetzt ab-sehbar, dass sich die Entwicklung hin zu einem echten “Präzisionsgeschoss“ über mehrere Stationen erstrecken wird. Die beschriebene Verbesserung der Zielortungs-genauigkeit wird auch bei ungelenkten Geschossen, wie sie derzeit in der Truppe verwendet werden, eine höhere Treffgenauigkeit erzielen. Höhere Treffgenauigkeit bedeu-tet zugleich einen reduzierten logistischen Aufwand, da nur noch eine geringere Munitionsmenge zur Erfüllung der Wirkungsforderung gegen ein Ziel benötigt wird. Das bedeutet aber auch eine geringere Gefahr unbeabsich-tigter Kollateralschäden. Eine weitere Möglichkeit zur Steigerung der Präzision der Geschosse besteht durch Verschuss der Munition mit Kurskorrekturzündern, die mittels GPS–basierter Eigenpositionsbestimmung auf der Flugbahn entweder, wie im Falle der eindimensionalen Korrektur an einem vorher ermittelten Punkt auf der Flug-bahn einen Bremsvorgang auslösen und hinsichtlich der wirksamen Entfernung in das Ziel “hineingebremst“ wer-den oder, wie im Falle der zweidimensionalen Korrektur, zu begrenzten Lenkbewegungen befähigt sind. Ein Präzi-sionsgeschoss im worteigentlichen Sinn entsteht in bei-den Fällen jedoch nicht.

Je genauer die Zielkoordinaten, desto treffgenauer fliegt GPS-gelenkte Munition ins Ziel. Diese Munition ist marktverfügbar und wird durch die US-Streitkräfte ein-gesetzt. Sie verschießen das GPS-gelenkte Geschoss – M 982 EXCALIBUR Increment 1 a-2 der Fa. RAYTHE-ON, kurz EXCALIBUR 1 a-2, das in Kürze, nach erfolg-reichem Abschluss der Qualifikation durch die amerika-nische Amtsseite (vergleichbar BWB) in einer deutlich verbesserten Version 1 b zunächst bei den US Marines eingeführt wird.

Auch die deutschen Streitkräfte zeigen Interesse an dieser verbesserten Geschossversion. Darüber hinaus

Präzision

Genauigkeit

hoch

gering

hoch

gering

Treffgenauigkeit

[2DRMS] (95%)

CEP (50%)

CEP (95%)

Mittlerer Treffpunkt (MTP)

wahre Zielposition

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befinden sich erste Dokumente zur Präzisionssteige-rung der Rohrmunition in einem weit fortgeschrittenen Stadium.

Excalibur 1 a – 2 links Excalibur 1 b rechts(Foto: Raytheon)

Für den Verschuss des Geschosses EXCALIBUR 1 b durch die deutsche Artillerietruppe ist eine Integrationsun-tersuchung für die Panzerhaubitze 2000 (PzH 2000) er-forderlich und bereits zeitnah eingeplant. Entsprechende Haushaltsmittel hierfür sind in den Verteidigungshaushalt eingestellt. So könnte, einen erfolgreichen Verlauf der In-tegrationsuntersuchungen vorausgesetzt, EXCALIBUR als marktverfügbare Lösung der deutschen Einsatztruppe bei Bedarf in 3 – 4 Jahren als gelenktes Geschoss zur Verfügung gestellt werden.

EXCALIBUR 1 b hat, so die amerikanischen Streitkräf-te, im Zuge der Qualifikation bei Verschuss aus einem 39 Kaliberlängen Rohr (die Länge des Rohres entspricht dem 39-fachen des Kalibers) eine maximale Schusswei-te von mehr als 45 km erzielt. Auf ein vermessenes Ziel und bei Bereitstellung von Differential GPS (D-GPS) hat das Geschoss ohne Probleme eine hohe Treffgenauig-keit erreicht. Darüber hinaus hat sich EXCALIBUR 1 b als technisch zuverlässig erwiesen. Für ein 52 Kaliberlängen Rohr, wie bei der PzH 2000, werden durch die amerika-nische Amtsseite Schussweiten jenseits der 60 km erwar-tet.

In einem dann folgenden Schritt sind Möglichkeiten zur Entwicklung oder zum Kauf von Geschossen, die über die Möglichkeit einer Endphasenlenkung verfügen, zu unter-

suchen. Hier werden Geschosse gefordert, die über eine Sensorik verfügen, die ein optisches Signal (z.B. Laser-zielbeleuchtung), IR-Bilder, Millimeterwellenbilder auffas-sen können, oder sogar über Video Up- and Downlink – Funktionen verfügen, so dass ein Steuerer das Geschoss ins Ziel lenken kann. Allein die Ausstattung mit einer La-sersensorik eröffnet eine Fülle neuer Möglichkeiten für den Einsatz, wie in den “Abschließenden Funktionalen Forderungen“ für die Weiterentwicklung von Geschossen beschrieben.

Geschosse können durch eine Verlegung des Laser – Spots neben das Ziel gelenkt werden. Auf den Laser-strahl aufmodulierte Informationen können entweder eine Selbstzerstörung des Geschosses in größerer Höhe ein-leiten oder die Zündkette auch zeitkritisch kurz vor Auf-schlag unterbrechen.

Geschosse mit z. B. unterbrochener Zündkette schlagen lediglich mit ihrer eigenen kinetischen Energie auf. Die-se kinetische Energie ist deutlich geringer als bei rein ballistisch fliegenden Geschossen, denn Agilität bei der Endphasenlenkung bedeutet geringere Geschwindigkeit. Kinetische Energie ist jedoch das Produkt aus Masse und Geschwindigkeit.

Der Begriff “Missionsabbruch“ ist für deutsche Vorschrif-ten bisher noch nicht definiert. Die Joint Chiefs of Staff des US Departement of Defense haben in der Publica-tion 1 – 02 “Department of Defense Dictionary of Military and Associated Terms” Ausgabe 08.11.2010 – verbes-serte Ausg. 15.07.2011 – Missionsabbruch wie folgt de-finiert: “Failure to accomplish a mission for any reason other than enemy action. It may occure at any point after beginning of the mission and prior to its completition.” Bei entsprechender Auslegung sind die oben beschrie-benen Möglichkeiten bereits bedienergesteuerte Missi-onsabbrüche.

Derzeit auf dem Markt verfügbare Geschosse mit einer Laserablagesensorik werden durch die Firmen nicht wei-terentwickelt und weiter angeboten (z. B. das amerika-nische COPPERHEAD) oder stellten sich nicht als so lei-stungsfähig heraus, wie es durch die Entwickler postuliert wurde, z. B. das russische KRASNOPOL, das eigens von einer 152 mm-Version auf eine 155 mm-Version aufge-stockt wurde.

Es gibt allerdings auch in diesem Bereich bereits erste neue Prototypen. Sie fliegen mittels einer GPS/inertialen (GPS/INS) – Lenkung zum Ziel (GPS – Lenkung ermögli-cht eine ständige Eigenpositionsbestimmung und die Kor-rektur auf die vor berechnete ideale Flugbahn). Bei Aus-fall des GPS – Signals setzt das Geschoss Informationen der inertialen (INS) Trägheitsnavigation in entsprechende Korrekturen auf die vormals errechnete Flugbahn um. Mit Auffassen der Laserbeleuchtung durch die integrierte La-sersensorik werden die Geschosse dann endphasenge-lenkt. Der italienische Konzern OTO MELARA hat ein un-terkalibriges Geschoss mit der Bezeichnung VULCANO entwickelt, das vorrangig für den Verschuss aus Schiffs-geschützen vorgesehen war. Versuche aus dem letzten Jahr haben gezeigt, dass dieses zunächst GPS/INS – ge-lenkte Geschoss erfolgreich aus der italienischen Version der PzH 2000 im automatischen Munitionsfluss verschos-sen werden konnte.

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Unterkalibriges Geschoss VULCANO(Foto: OTO MELARA)

Die italienische Amtsseite und auch die Fa. OTO MELARA teilten mit, dass bei diesen Versuchen auch mit einer Feldhaubitze 155 mm auf SARDINIEN geschossen wurde und dabei Schussweiten von über 50 km erreicht wurden. Alle Geschosse schlugen GPS–gelenkt mit ho-her Treffgenauigkeit im Ziel auf. Auch diese unterkalib-rigen Geschosse stellten sich als technisch zuverlässig heraus, bedingen jedoch aufgrund ihrer Bauform einen Treibkäfig. Durch die Versuche mit der PzH 2000 (ITA) konnte nachgewiesen werden, dass die Geschosse im Geschossmagazin transportiert und wie bisherige Artil-leriegeschosse aus diesem heraus automatisch zuge-führt werden können. Die Programmierung des Zünders erfolgt kurz vor dem Ansetzen des Geschosses und verlängert den Zeitbedarf für den automatischen Muniti-onsfluss um lediglich max. 3 Sekunden. Zurzeit wird der durch die Fa. DIEHL BGT Defence für die gelenkten Mör-serpatronen entwickelte semi-active-laser (SAL) minia-turisiert. Hierbei handelt es sich um eine Lasersensorik, deren Funktionsnachweis bereits erbracht wurde. Wenn das gelingt, kann diese Sensorik zusätzlich in das GPS/INS–gelenkte Geschoss integriert werden und stellt dann mit der Endphasenlenkung bereits den Schritt zu einem echten Präzisionsgeschoss dar. Zu diesem frühen Zeitpunkt der Entwicklung können auch noch Möglich-keiten zum Missionsabbruch in der oben beschriebenen Weise untersucht und ggf. realisiert werden.

Beide Geschosse, wie im Fall EXCALIBUR GPS/INS gelenkt und im Fall des VULCANO mittels Laserziel-beleuchtung endphasengelenkt, beinhalten infolge der unterzubringenden Technik (Sensorik, Lenk- und Steu-ermodule, Rechner und weitere Elektronikbaugruppen) und der unterkalibrigen Bauweise des VULCANO Ge-schosses (von 155 mm auf 90 mm) eine deutlich klei-nere Wirkladung. Hohe Treffgenauigkeit und geringere Sprengkraft entfalten die Wirkung im jeweiligen Ziel, nicht im Umfeld (kleinerer letaler Radius). Geringere Geschossmassen führen zu höheren Anfangsbeschleu-nigungen. Zusammen mit den Gleiteigenschaften dieser Geschosse bedeutet das eine höhere Schussweite.

Im II. Quartal 2011 haben sowohl GPS/INS-gelenkte Ra-keten GMLRS (Guided Multiple Launch Rocket System) als auch der zu ihrem Verschuss benötigte Mittlere Ra-ketenwerfer MARS, jetzt MARS II, ihre Genehmigung zur Nutzung erhalten. Dieser Flugkörper zeigt mit seinen Fä-higkeiten (vielfach publiziert) die richtige Richtung in der

notwendigen Entwicklung auf. Angesichts des Themas dieses Artikels wird dieser Ausflug in die Raketenartillerie nicht weiter betrachtet.

Fazit und AusblickDie Weiterentwicklung der deutschen Artillerie führt weg von der ausschließlichen Fähigkeit zur Bekämpfung von Flächenzielen und nähert sich unaufhaltsam dem Ge-winn der Fähigkeit zur präzisen Bekämpfung von Punkt- und Einzelzielen, auch in Bewegung. Dabei wird auch für Geschosse eine Möglichkeit zu bedienergesteuerten Missionsabbrüchen geschaffen und das Kollateralscha-denrisiko deutlich verringert werden. Die Verbesserung der Zielortungsgenauigkeit im Gleichschritt mit deut-licher Steigerung der Präzision von Geschossen lassen die Rohrartillerie in wenigen Jahren zur abstandsfähigen Punktwaffe werden. Hierzu bedarf es ggf. nur weniger Schritte, die aber, will man mit diesem Waffensystem auch weiterhin einsatzbereit bleiben, gegangen werden müs-sen. Erfolgversprechende Ansätze sind, wie im Fall EX-CALIBUR oder VULCANO, bereits gestartet worden und befinden sich auf einem guten Weg. Vielleicht können Ge-schosse in absehbarer Zukunft auch mit skalierbaren, an die Wirkungsforderung, das Ziel und die Umgebung des Ziels angepassten Wirkladungen ausgestattet werden. Der Startschuss ist erfolgt, die Ziellinie ist in erreichbare Nähe gerückt. Sie zu überlaufen erfordert von allen Be-teiligten den Willen dazu und die erforderliche Kondition.

Der Bereich Weiterentwicklung der Artillerietruppe blickt gespannt in die Zukunft und sieht den jeweiligen Ergeb-nissen der Entwicklungen und Untersuchungen mit Zuver-sicht entgegen.

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Die Produktverbesserung (PV) ADLERDer Fähigkeitsgewinn zur Feuerunterstützung im Einsatz durch vernetzte Operationsführung

Major Dipl.-Ing. Timo Schmieden ist IT-Offizier für Software- Pflege- und Änderungsmaßnahmen ADLER im Dezernat 4, Bereich Weiterentwicklung

EinleitungIn der Teilkonzeption Vernetzte Operationsführung (TK NetOpFü) ist NetOpFü definiert als Führung und Einsatz von Streitkräften auf der Grundlage eines streitkräftege-meinsamen, führungsebenenübergreifenden und intero-perablen Kommunikations- und Informationsverbundes, der alle relevanten Personen, Stellen, Truppenteile und Einrichtungen sowie Sensoren und Effektoren miteinan-der verbindet. NetOpFü bewirkt somit Informationsüber-legenheit – Führungsüberlegenheit – Wirkungsüberlegen-heit.

Die Implementierung von NetOpFü im Einsatz stellt für eigene Kräfte eine besondere Herausforderung dar. Dies ist vor allem darin begründet, dass Organisationsbereiche und Truppengattungen in der Vergangenheit, IT-technisch betrachtet, unterschiedlichste „Insellösungen“ geschaf-fen haben. Diese erfüllen, jede für sich genommen ihren Zweck, sind jedoch im gesamten Einsatzspektrum zu-meist nicht interoperabel. Die Folge ist die zurzeit noch unverzichtbare “Drehstuhlschnittstelle“ für die benötigten Systemübergänge. Beispiele dafür sind die Führungs- und Informationssysteme (FüInfoSys) der Teilstreitkräfte (TSK) sowie die Führungs- und Waffeneinsatzsysteme (FüWES), deren Vernetzung erst am Anfang steht. Eine große Zahl in Nutzung befind-licher verschiedener Funkge-rätevarianten in den Streitkräf-ten, die zwar oftmals in ihrem jeweiligen Frequenzband über eine Festfrequenz, unver-schlüsselt im Sprachbetrieb miteinander genutzt werden können, aber hinsichtlich der Wellenform für eine Datenü-bertragung nicht kompatibel sind, erschweren die beab-sichtigte Vernetzung zusätz-lich. Abhilfe soll hier das Pro-jekt Streitkräftegemeinsame Verbundfähige Funkgeräte Ausstattung (SVFuA) schaffen, welches aber noch nicht die Serienreife erlangt hat.

Ein entscheidender Schritt in Richtung NetOpFü ist die Um-setzung der PV ADLER (Artil-lerie-, Daten-, Lage-, Einsatz-, Rechnerverbund). Mit ihr wird nicht nur die Interoperabilität des FüWES für das bodenge-stützte indirekte Feuer zum

Führungs- Informationssystem Heer, 1. Los (FüInfoSys H) hergestellt, sondern über den in der Projektierung befind-lichen Schnittstellentrupp Taktische Datenlinks Joint Fire Support (SstTrp TDL JFS) auch die medienbruchfreie Zu-sammenarbeit mit Luftwaffe und Marine, sowohl national als auch im internationalen Verbund, realisiert.

Das FüWES ADLERMit dem FüWES ADLER verfügt die Artillerie seit 1995 über ein in Übung und Einsatz bewährtes Führungs-, In-formations-, Kommunikations- und Waffeneinsatzsystem, das Verbände, Einheiten, Teileinheiten sowie alle rele-vanten Aufklärungs- und Wirkmittel der Artillerie miteinan-der verbindet und einen echtzeitnahen Informationsaus-tausch ermöglicht. Mit anderen Worten: Die Befähigung zu NetOpFü ist innerhalb der Artillerietruppe bereits vor-handen.

Im komplexen System Artillerie übernimmt ADLER die Funktion des bestimmenden Vorhabens für alle Einzelsy-steme der Artillerie. Dazu verfügt ADLER über eine Viel-zahl von Schnittstellen, mit der die Verbundfunktionen z. B. zu Wirk- und Aufklärungssystemen realisiert sind. ADLER ermöglicht dabei die Führung des artilleristischen Feuer-

Screenshot der Oberfläche ADLER I mit KartendarstellungFoto/Grafik: Screenshot)

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kampfes, die Bereitstellung und Nutzung von Aufklärungs-ergebnissen sowie die Flexibilität und Reaktionsschnellig-keit im Einsatz über alle artilleristischen Führungsebenen. Dies wird erreicht durch eine schnelle, meldungsbasierte sowie graphische Informationsbereitstellung für die Füh-rung. Insgesamt werden so die Reaktionszeiten von der Zielmeldung bis zur Wirkung im Ziel deutlich verkürzt, dabei erfolgt u. a. eine genaue Berechnung des koordi-nierten Waffen- und Munitionseinsatzes.

Im Gegensatz zu FüInfoSys H ist der Aufbau eines AD-LER-Verbundes hierarchisch organisiert, d. h. jeder Teil-nehmer im Verbund hat genau einen übergeordneten Teilnehmer, bei dem die Anmeldung im ADLER-Verbund erfolgt. Dies ermöglicht die für die Durchführung des ar-tilleristischen Feuerkampfes notwendige Echtzeitnähe so-wie eine verzugslose Veränderung der Konfiguration des Systems, beispielsweise durch Aufnahme weiterer Teil-nehmer. Dadurch kann der ADLER-Verbund sehr schnell und einfach konfiguriert werden und erfordert nur ein Mi-nimum an Administration. Die Kommunikation im ADLER-Verbund erfolgt grundsätzlich ebenfalls hierarchisch, den-noch kann jeder Teilnehmer über seine ADLER-Adresse erreicht werden.

Mit Einführung des ADLER I (1. Los) 1995 auf Basis Win-dows 3.11 wurde ein erster wesentlicher Meilenstein in Richtung Vernetzung erreicht (Bild 1). Die Panzerhaubit-ze (PzH) M109, die Feldhaubitze FH 70, später auch die PzH 2000, wurden direkt an ADLER I angebunden; die Raketenwerfersysteme Leich-tes Artillerie Raketen System (LARS) und Mittleres Artillerie Raketen System (MARS) über das Waffeneinsatzsystem Ar-tillerie Raketen Einsatz Sys-tem (ARES). Alle Aufklärungs-systeme der Artillerietruppe wurden über sogenannte Ver-bundrechner ADLER mit ei-ner Datenschnittstelle zum Aufklärungssystem in den so entstandenen Verbund Auf-klärung – Führung – Wirkung (A-F-W) integriert.

Mit Erklärung der Einsatzfä-higkeit der multinationalen Schnittstelle ASCA (Artillery Systems Cooperation Activi-ties) wurde 2004 die Fähigkeit zum medienbruchfreien Ein-satz von Wirkmitteln des indi-rekten Feuers zwischen den Nationen DEUTSCHLAND, FRANKREICH, ITALIEN, GROßBRITANNIEN und den USA geschaffen. 2009 wurde die Schnittstelle um die Mög-lichkeit des Einsatzes von UAS (Unmanned Aerial System), Radar-Systemen sowie weiterer Munitionsarten und -sorten, wie z. B. der Suchmu-nition Artillerie (SMArt) und dem Guided Multiple Launch Rocket System (GMLRS) erweitert. 2009 trat die TÜRKEI dem ASCA- Programm als sechstes Mitgliedsland bei. Die

Funktionalitäten der Schnittstelle ASCA wurden so in die ADLER II Software integriert, dass für die Bediener kei-ne merklichen Unterschiede in der Bedienung bestehen. Abweichungen sind lediglich den verschiedenen Einsatz-grundsätzen der ASCA-Nationen geschuldet. So ist z. B. bei den USA grundsätzlich die Feuereinheit das Einzelsy-stem.

2006 erfolgte die Einführung des ADLER II (2. Los) mit verbesserter Bediener-Oberfläche, angepasst an das „Look and Feel“ des Windows Explorer, auf Basis von Windows 2000 (Bild 2), und unter Nutzung von gehärteten Notebooks. Damit wurde eine deutliche Verbesserung der Bedienung erreicht. Zusätzlich wurde ein umfangreiches Backup- und Datensicherungskonzept für alle Arbeitsplät-ze und Server entwickelt, so dass selbst bei Ausfall eines Servers in einem Gefechtstand, dieser bereits nach weni-gen Minuten wieder arbeitsbereit ist. Da nicht alle ADLER I Systeme umgerüstet werden konnten, war die Interope-rabilität zwischen ADLER I und ADLER II zwingende Vor-gabe. ARES II (2. Los) wurde auf der Basis von ADLER II entwickelt und ist seit Einführung in 2007 vollständig mit ADLER II interoperabel.

Während ADLER II ständig weiterentwickelt wurde, muss-te die Softwarepflege ADLER I eingestellt werden, mit der Folge, dass ein Informationsaustausch zwischen den Ver-sionen nur noch eingeschränkt möglich ist. Damit entsteht ein immer größer werdender Informationsverlust beim Austausch von Daten zwischen ADLER I und ADLER II.

Mit Beginn der Einnahme der Struktur „Neues Heer“ wurde das Aufklärungssystem UAS LUNA (Luftgestützte Unbemannte Nahaufklärungs Ausstattung) sowie Teile der UAS KZO (Kleinfluggerät Zielortung) von der Artil-lerietruppe zur Heeresaufklärungstruppe umgegliedert.

Screenshot der Oberfläche ADLER II mit KartendarstellungFoto/Grafik: Screenshot)

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Gleichzeitig wurden Kabinen mit Einbausatz ADLER II als Operationszentralen abgegeben und so die Mög-lichkeit geschaffen, Aufklärungsergebnisse der UAS als Lage- und Zielinformationen digitalisiert über ADLER zum Verdichten des Lagebildes oder zum Führen des Feuerkampfes zur Verfügung zu stellen. Im Rahmen der Entwicklung des Mörserkampsystems (MrsKpfSys) entstand ebenfalls auf Basis ADLER II die Datenverar-beitungsausstattung 2. Los (DVA II) für die Mörserteile der Infanterie. Damit ist ein medienbruchfreier Daten-austausch zwischen Artillerie, Heeresaufklärungstruppe und Infanterie (Mörser) gegeben. Das FüWES ADLER II/DVA II verbindet als zentrale Komponente die Aufklä-rungs- und Wirkmittel des Systemverbunds „Indirektes Feuer“ als ersten Schritt zu einem FüWES für das Indi-rekte Feuer.

ADLER im Einsatz in AFGHANISTANBereits 2003 wurde das Aufklärungssystem UAS LUNA nach AFGHANISTAN (AFG) verlegt. 2009 folgten dann die UAS KZO sowie im April 2010 die ersten Joint Fire Support Teams (JFST), alle ausgestattet mit ADLER. Bis Mitte 2010 erfolgte aufgrund fehlender Gegenstellen der Datenaustausch weitestgehend ohne ADLER. Seit Juni 2010 befindet sich ein verminderter Artilleriezug mit PzH 2000, Feuerleitstellen und Wettergruppe im ISAF Einsatz. Gleichzeitig wurden erstmals auch die Koordinierungse-lemente Joint Fire Support Coordination Team (JFSCT) und Joint Fire Support Coordination Group (JFSCG) der Streitkräftegemeinsamen Taktischen Feuerunterstüt-zung (STF) etabliert. Ab Eintreffen des verminderten Ar-tilleriezuges wurde der ADLER-Verbund komplettiert; er wird seitdem vorrangig zum Führen des artilleristischen Feuerkampfes genutzt. Allgemeine Lage informationen werden aufgrund fehlender Schnittstellen zu den an-deren Nationen multinational über das Kommunikationsnetz ISAF-Secret, bzw. das Afghan Mission Net (AMN) ausge-tauscht.Aufgrund der räumlichen Nähe von deutschen und US Artille-riekräften im Raum KUNDUZ wird beidseitig die Nutzung der ASCA-Schnittstelle angestrebt. Die notwendigen Tests werden derzeit durchgeführt und mit Vorliegen positiver Bewertung und Schaffung der notwen-digen Rahmenbedingungen wird eine zeitnahe Nutzung im Einsatz angestrebt. Mit Inbe-triebnahme der Schnittstelle wird zum Einen ein digitaler Austausch von Lageinforma-tion als Beitrag zum gemein-samen Lagebild möglich, zum Anderen kann verzugslos eine beidseitige digitale Feuerunter-stützung erfolgen.

Die begrenzten Reichweiten des Truppenfunks im VHF Fre-quenzbereich schränken auf-

grund der Dislozierung der ADLER-Teilnehmer die Mög-lichkeit zur Nutzung ADLER erheblich ein. Die Nutzung von ADLER über HF und UHF befindet sich momentan in der Testphase.

Derzeit werden erste Transportpanzer (TPz) FUCHS 1A8/A9 FüFu für die Artillerietruppe umgerüstet, Diese verfü-gen über alle erforderlichen Kommunikationsmittel und können in verschiedenen Funktionen (JFSCT, OpZ, Füh-rungs-Feuerleitstelle) eingesetzt werden. Zeitgleich wer-den weitere TPz FUCHS 1A5/A6 mit nahezu identischem Einbausatz ADLER ausgestattet. Diese stehen dann für Ausbildung und Übung im Inland zur Verfügung.

Die Produktverbesserung ADLERMit dem Aufbau der Befähigung zur STF erwuchsen neue Forderungen an die Weiterentwicklung des FüWES AD-LER. Die bestehenden Verfahren sowie das umfangreiche ADLER- Meldewesen wurden an die Vorgaben STF an-gepasst. Die Feuerkampfverfahren Artillerie und Mörser wurden harmonisiert und so die Führungsfähigkeit im Sys-temverbund Artillerie und im MrsKpfSys deutlich verbes-sert. Darüber hinaus wurde eine einheitliche Schnittstelle zur Anbindung von Sensoren an ADLER realisiert. Das so entstehende FüWES, dessen Oberfläche auf eine Touch-bedienbarkeit optimiert ist, wird unter dem neuen Namen ADLER DVA STF geführt.

Ein wesentliches Ziel der PV ADLER ist die Interopera-bilität des FüWES ADLER mit dem FüInfoSys H und den auf der Kernsoftware FüInfoSys H basierenden FüWES anderer Truppengattungen des Heeres und der Streitkräf-tebasis (z. B. Integriertes Führungs- und Informationssy-stem der Kampftruppen – IFIS, Sanitätsdienstliches Füh-rungs- und Einsatzsystem – SAFES) sowie mit FüInfoSys anderer Nationen über das Multilaterale Interoperabilitäts-

Screenshot der Kartendarstellung FüInfoSys H mit der Oberfläche ADLER DVA STF Foto/Grafik: Screenshot)

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programm (MIP). Zu diesem Zweck wurde der Kommu-nikationsserver Bundeswehr (KommServer Bw) um die Kommunikationsprotokolle des KommServer ADLER er-weitert.

ADLER DVA STF ist mit Ausnahme des Betriebssystems vollständig lizenzfrei und wird als eigenständiges System bei der Artillerie und im MrsKpfSys aber auch auf einem harmonisierten Arbeitsplatz mit FüInfoSys H lauffähig sein. Auf diesen harmonisierten Arbeitsplätzen erfolgt zur besseren Übersicht die gemeinsame Lagedarstellung in dem Karten-Lage-Tool des FüInfoSys H (Bild 3). Für reine ADLER DVA STF Arbeitsplätze wurde die Lagedarstel-lung ebenfalls touchbedienbar realisiert (Bild 4).

Für die Heeresaufklärungstruppe wird so die Möglichkeit geschaffen, die mit FüInfoSys H (z. B. Spähwagen FEN-NEK) als auch die mit ADLER ausgestatteten Aufklä-rungssysteme (UAS LUNA und KZO) einheitlich im digi-talen Datenaustausch führen zu können.

Im Rahmen der 3-stufigen Entwicklung der PV AD-LER wurde im April 2010 mit der Stufe 1 (Entwicklung eines ADLER Moduls für FüInfoSys H) durch den Stab Feldversuch mit Unterstützung des Softwarepflege und -änderungszentrums des Bereichs Weiterentwicklung der Artillerietruppe ein erster operationeller Test unter Nutzung der Schnittstelle ADLER - FüInfoSys H unter Einbindung von Teilnehmern der Kampftruppe durch-geführt. Aufgrund der dabei gewonnenen Erkenntnisse konnte bereits ein signifikanter Fähigkeitsgewinn in der digitalen Datennutzung für den Verbund A-F-W der deutschen Kräfte in AFGHANISTAN identifiziert wer-den. Dementsprechend werden über den Einsatzbe-

dingten Sofortbedarf (ESB) die operationelle Nutzbar-keit der beiden Systeme und der Schnittstelle auf einem harmonisierten Arbeitsplatz in ausgewählten Einzelfahr-zeugen und in Gefechtständen der Kampftruppe ab Mit-te 2012 bereitgestellt. Dadurch wird nun frühzeitig die Einbindung der Kampftruppe in den Verbund A-F-W und STF ermöglicht.

Führern von Patrouillen oder Konvois, die nicht durch JFST begleitet werden können, die aber mit harmonisier-ten Arbeitsplätzen in den Verbund STF integriert sind, werden dadurch in die Lage versetzt, entsprechend ihrer Qualifikation und unter Beachtung der Rules of Enga-gement, Zieldaten unter Nutzung entsprechender Ziel-ortungsmittel einzugeben. Weiterhin können sie über ADLER streitkräftegemeinsame Feuerunterstützung echt-zeitnah im automatisierten Datenaustausch anfordern und den Feuerkampf mit indirektem Feuer führen. Der Bereich der Ausbildung des Bedienpersonals wird hier eine sehr

große Herausforderung sein.

Ein weiterer Anwendungsbe-reich ist die Schaffung eines gemeinsamen Lagebildes, das die Informationen der im Einsatz befindlichen Hee-resaufklärungskräfte (Späh-kräfte, Human Intelligence – HUMINT, Radar), der Ar-tillerietruppe (einschließlich der aufklärenden Teile und der JFST), der Kampftruppe (einschließlich Blue- Force- Tracking Daten) und die Lage informationen der Stä-be elektronisch zeitnah und entscheidungsverwertbar zu-sammenführt.

Die Schnittstellen des ADLERÜber das anpassungsfähige ADLER- Schnittstellenkon-zept (Bild 5) wird der Verbund der verschiedenen Teilsy-steme sichergestellt, sowie die Anbindung an übergeord-nete Informationssysteme und die Verbindung von ADLER mit den Artilleriesystemen

verbündeter Streitkräfte realisiert. Damit die wachsen-de Anzahl an unterschiedlichen Schnittstellen handhab-bar bleibt, wird derzeit im Rahmen der PV ADLER das Schnittstellenmodul System Joint Fire Support (Smod Sys JFS) entwickelt. Vorrangiges Ziel ist es, dass nur tech-nisch relevante Informationen, die von z. B. einem Auf-klärungssystem auch automatisiert ausgewertet werden können, übertragen werden. Der Verbindungsaufbau, das Kommunikationsprotokoll und der Meldungsaustausch zwischen dem zukünftigen FüWES ADLER DVA STF und einem Teilsystem wird durch die Funktionen des Smod Sys JFS sichergestellt. Es umfasst dazu auch Ein-/Ausga-beformulare (Dialoge) sowie die entsprechende Prüfung auf Plausibilität und Vollständigkeit. Das Smod Sys JFS

Screenshot der touchbedienbaren Kartendarstellung von ADLER DAV STF Foto/Grafik: Screenshot)

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ist in das ADLER Softwarepflege- und Änderungsverfah-ren (SWPÄ) eingebunden, um so immer die Kompatibili-tät zum aktuellen FüWES Softwarestand sicherzustellen. Die Kommunikation mit einem Teilsystem erfolgt dabei mit standardisierten Übertragungsformaten.

Diese Art der Schnittstellenanbindung bietet nun die Mög-lichkeit, ohne großen finanziellen Aufwand verschiedene weitere Sensoren an ADLER DVA STF und damit an den Verbund A-F-W anzubinden, (z. B. Rundum- Beobach-tungsausstattung (RBA) oder das System zur Abbildenden Aufklärung in der Tiefe des Einsatzgebietes (SAATEG)). Sind diese Systeme in der Lage, Aufklärungsergebnisse mit ausreichender Genauigkeit für eine Zielbekämpfung zu liefern, können diese Aufklärungsergebnisse echtzeit-nah zur Entscheidungsebene übertragen und nach Frei-gabe zur Bekämpfung mit automatisierten Verfahren in einen Bekämpfungsauftrag an ein Wirkmittel umgesetzt werden.

AusblickDurch die geplante Entwicklung des Schnittstellentrupps Taktische Datenlinks Joint Fire Support (SstTrp TDL JFS) werden zusätzliche Kommunikationswege und Schnitt-

Systemverbund ADLER DAV STF mit SchnittstellenFoto/Grafik: ESG

stellen für das FüWES ADLER DVA STF bereitgestellt. Der SstTrp TDL JFS verfügt über Kommunikationsmittel im Bereich UHF, VHF, HF und Satellitenkommunikation. Die Einbindung in die TDL erfolgt über das Smod Sys JFS an LINK-16 und an das Variable Message Format (VMF). Über den SstTrp TDL JFS wird der Datenaustausch der STF- Koordinierungselemente teilstreitkräfteübergreifend mit Marine und Luftwaffe sowie mit anderen verbündeten Nationen ermöglicht sowie ein gemeinsames Lagebild erzielt. Die Feuerunterstützung wird unter Zuhilfenahme automatisierter Verfahren beschleunigt.

Durch die Maßnahmen der PV ADLER wird das bestehen-de FüWES ADLER weiterentwickelt zu einem FüWES, mit dem indirektes Feuer sowohl teilstreitkräfteübergreifend als auch zwischen verbündeten Nationen, also „joint“ und „combined“, angefordert und gelenkt werden kann. Zu-sätzlich wird es technisch möglich sein, eine wesentlich größere Anzahl von Sensoren, die Aufklärungsergebnisse in Zieldatenqualität liefern können, zu führen und in den Prozess STF einzubinden. Durch die PV ADLER wird ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zu NetOpFü und dem Dreiklang Informationsüberlegenheit – Führungsüberle-genheit – Wirkungsüberlegenheit in den Teilstreitkräften erreicht.

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Über 4000 Zuschauer konnten sich bei der ILÜ vom 24. bis zum 30. September ein Bild von der Leistungsfähigkeit des deutschen Heeres machen. Dank der ausgezeich-neten Zusammenarbeit mehrerer Artillerieverbände wur-de die Schlagkraft der deutschen Artillerie im scharfen Schuss eindrucksvoll vorgeführt.

Die Informations- und Lehrübung wurde in diesem Jahr von der Panzergrenadierbrigade 37 „Freistaat Sachsen“ durchgeführt und dabei von einer Vielzahl von Verbänden unterstützt. Dazu gliederte sich die Übung in mehrere Sta-tionen, um so dem Besucher die gesamte Bandbreite des Heeres darzustellen. Nach einer statischen Waffenschau konnten die Zuschauer an der Station „Heer im Einsatz“ einen Eindruck über die Waffensysteme und deren Ein-satzgrundsätze gewinnen. Bereits an dieser Station konn-ten Artilleristen neben den Aufklärungssystemen COBRA und ABRA auch mit unseren Wirkmitteln MARS und PzH 2000, letzteres erstmalig an dieser Station im scharfen Schuss, überzeugen. Da die Station „Heer im Einsatz“ vor der Tribüne MUNSTER-SÜD vorgeführt wurde, musste der Halbzug PzH 2000 in unmittelbarer Nähe zur Tribü-ne Stellung beziehen, um dann in ein Zielgebiet auf dem Truppenübungsplatz BERGEN zu feuern.

Die Stationen „Logistik im Einsatz“ sowie „Rettungsstati-on“ erfolgten ohne artilleristische Beteiligung.

Auf dem Truppenübungsplatz BERGEN wurde die Ge-fechtsstandarbeit auf Bataillons und Brigadeebene darge-stellt. Ein Joint Fire Support Coordination Team (JFSCT) vom Artillerielehrregiment 345 konnte im Bataillonsge-fechtsstand die gesamte Bandbreite der Streitkräftege-meinsamen Taktischen Feuerunterstützung (STF) einbrin-gen.

Eine weitere Station der ILÜ, an der das Regiment aktiv beteiligt war, war die Station „Führungseinrichtungen Lan-doperationen- Ebene Brigade“. Dort wurde der Brigade-gefechtstand einer Stabilisierungsbrigade vorgestellt.

Die Besonderheit dieser Station war, dass sie nur am Montag, den 26. und Dienstag den 27. 09. 2011 gezeigt wurde. Zielgruppe dieser Vorstellung waren am Montag der Lehrgang „Generalstabs-/ Admiralstabsdienst mit in-ternationaler Beteiligung“ (LGAI) und am Dienstag der Heeresanteil des „Generalstabs-/Admiralstabsdienst nati-onal“ (LGAN) sowie zusätzlich der Generalstabslehrgang des österreichischen Bundesheeres.

Ziel der Station war es, den Lehrgangsteilnehmern ein Bild über Dimensionen, Arbeitsweise und Absicherung eines Brigadegefechtstandes zu vermitteln. Zu diesem Zweck wurde ein Stationskreislauf, bestehend aus acht Stationen, aufgebaut.

Station 1: Teilgefechtstand Führung, hier Operationszen-trale (OpZ)

Informations- und Lehrübung (ILÜ) 2011

Oberstleutnant Andreas Orth ist S3- Stabsoffizier,Hauptmann Mathias Kirscher ist Feuerleitoffizier im Artillerielehrregiment 345 in KUSEL

Station 2: Teilgefechtstand Führung, hier Joint Fire Sup-port Coordination Group (JFSCG)

Station 3: Teilgefechtstand EinsatzunterstützungStation 4: Teilgefechtstand Militärisches Nachrichtenwe-

sen, FührungsunterstützungStation 5: FernmeldezentraleStation 6: Vorgeschobener Gefechtstand u. bewegliche

BefehlstelleStation 7: Sicherung des GefechtstandesStation 8: Vorstellung Führungs- Informations- System

Heer (FüInfoSys H)

Soldaten des Artillerielehrregimentes 345 waren dabei an den Stationen 1 und 2 eingesetzt. An Station 1 wurden zunächst kurz die Zusammensetzung und die Kommuni-kationsmittel der OpZ erläutert, danach wurden anhand einer Lageeinspielung Abläufe und das Zusammenspiel der einzelnen Arbeitsplätze untereinander dargestellt. Der Vertreter der JFSCG spielte innerhalb des dargestellten Angriffszenarios eine entscheidende Rolle und konnte dies den zuschauenden Lehrgangsteilnehmern eindrucks-voll demonstrieren.

An Station 2 stellte der Leiter der JFSCG den Lehrgangs-teilnehmern zunächst in aller Kürze das Konzept (STF) bei Landoperationen vor. Danach erläuterte er die Zu-sammensetzung der JFSCG und ging auf die Tätigkeiten und Fähigkeiten jeder Zelle innerhalb dieser Group ein. Im Anschluss wurden die in dem zu Grunde gelegten Sze-nario verfügbaren Wirkmittel vorgestellt und die Verfah-ren für deren jeweiligen Einsatz erläutert. Die Menge der anschließend durch die Lehrgangsteilnehmer gestellten Fragen zeigte deutlich das große Interesse am Thema Joint Fires. Im Schwerpunkt tauchte die Frage auf, wer denn nach Wegfall der Heeresflugabwehtruppe die Zelle Luftraumordnung/ Luftraumkoordination führt, eine inte-ressante Frage.

Nachdem am Dienstagabend jede Station insgesamt 16 Mal vorgestellt worden war, konnte man bei allen Akteuren Ermüdungserscheinungen feststellen, die allerdings beim gemeinsamen Abschlussabend schnell wieder verflogen. Es gab nämlich Idar- Obersteiner Spießbraten, den die Artilleristen aus der Heimatstadt der Deutschen Artillerie mitgebracht hatten.

Das Filetstück der ILÜ 2011 bildete die letzte und gleich-zeitig größte Station „Gefechtsschießen Operation ver-bundener Kräfte“ unter Führung des Panzergrenadierba-taillons 391. Dabei operierte die „Task Force“ bestehend aus zwei Panzergrenadierkompanien und einer Panzer-kompanie zunächst in einer Stabilisierungslage niedriger Intensität, die sich dann aber zunehmend zu hoher Inten-sität sowie von asymmetrisch zu symmetrischer Bedro-hung steigerte. Artilleristisch erfolgte die Unterstützung

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dieser Station im scharfen Schuss mit einem Werferhalb-zug, einem „Tribünenzug PzH 2000“ sowie drei weiteren Haubitzenzügen im Hintergrund, um so lagegerecht einen realen Eindruck von Artilleriefeuer im Zielgebiet darzustel-len. Hierbei konnten wir das gesamte Spektrum artilleristi-scher Aufträge vorführen. Beispielsweise wurde auch die Wirkungsweise einer GMLRS (Guided Multiple- Launch Rocket System) Unitary Rakete durch ein 155mm Spreng-geschoss mit Verzögerung sowie SMART (Suchzünder- Munition Artillerie) mit Luftsprengpunkt simuliert. Im wei-teren Verlauf der gut einstündigen Vorführung erfolgten zahlreiche Feueraufträge. Von niederhalten, blenden bis zerschlagen blieben keine artilleristischen Wünsche un-erfüllt. Zum Ende des Bildes feuerten die Artilleristen aus SONDERSHAUSEN eine Wurfminensperre vor den an-greifenden Feind, der dann durch einen gemeinsamen Feuerauftrag aus allen Stellungen von den Augustdorfer und Kuseler Artilleristen eindrucksvoll in der Tiefe zer-schlagen wurde.

Insgesamt wurden aus sechs Feuerstellungen in zwölf verschiedene Zielgebiete rund 3000 Schuss, einschließ-lich Raketen, abgegeben. Während der Vorführung sowie beim Vorüben, kam es auch bei der ILÜ besonders darauf an, das Feuer nach Zeit und Raum exakt zu koordinieren, ohne dabei die Kampftruppe oder andere Luftraumnutzer

zu gefährden. Die besonders enge Abstimmung mit der Kampftruppe, mit Kampfhubschraubern sowie bemannten und unbemannten Luftfahrzeugen, ist für uns Artilleristen nicht nur Friedenssicherheitsaspekt, sondern ein Vorge-schmack auf den Einsatz.

Die Koordinierung so zahlreicher und unterschiedlicher Elemente sowie die sekunden- und zielgenaue Wirkung erzielte beim Zuschauer und bei der übenden Truppe Staunen.

Eine ganz besondere Leistung war es, all die verschie-denen artilleristischen Elemente neben der Wettermel-dung mit Verpflegung, Betriebsstoff und natürlich vor allem Munition zu versorgen.

Den gesamten artilleristischen Anteil plante und führte das Artillerielehrregiment 345 aus KUSEL und wurde in der Durchführung vom Raketenartilleriebataillon 132 aus SONDERSHAUSEN, Panzerartillerielehrbataillon 325 aus MUNSTER sowie dem Panzerartilleriebataillon 215 aus AUGUSTDORF unterstützt. Nur durch die gemeinsame Kraftanstrengung dieser Verbände konnten wir vor dem Hintergrund der aktuellen und bevorstehenden Einsatz-gestellung eine so umfangreiche Unterstützungsleistung wie für die ILÜ, erfolgreich meistern. Eben getreu unseres Schlachtrufes „ZU GLEICH“!

TIGER und PzH 2000(Bundeswehr/PIZHeer; Fotografen: Dana Kazda & Katrin Selsemeier)

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Auch im Jahr 2011 haben Bürgerinnen und Bürger so-wie Soldatinnen und Soldaten der Rilchenberg- und der Klotzbergbergkaserne ihr schon traditionelles Bürgerfest auf dem „Platz auf der Idar“ im Herzen von IDAR-OBER-STEIN gefeiert. Ursprünglich nur die Folge von Platzman-gel für das öffentliche Gelöbnis der Rekruten der 2008 ins Leben gerufenen Rekrutenkompanie 3, hat sich sehr schnell eine beiderseits beliebte Begegnungsmöglichkeit zwischen den Bürgern und den Soldaten unserer Garni-sons- und Edelsteinstadt entwickelt.

Aber der Reihe nach.Der Tag begann mit einem Appell in der Rilchenbergka-serne, den sich mehrere hundert Angehörige nicht entge-hen ließen. Für viele war es der erste direkte Kontakt mit Militär und der erste Besuch in einer Kaserne. Angetreten waren Offizieranwärterinnen und –anwärter des Offizier-anwärterbataillons IDAR-OBERSTEIN, Feldwebelanwär-terinnen und –anwärter der II. Inspektion sowie Solda-tinnen und Soldaten der III. Inspektion/ Grundausbildung. Bei bestem Wetter konnte der Kommandeur der Artillerie-schule, Brigadegeneral Heribert Hupka, die Anwesenden begrüßen, bevor er in seiner Ansprache u. a. auf die neue Situation der „Freiwilligenarmee“ einging.

Viertes Bürgerfest in IDAR-OBERSTEINEigentlich schon Tradition – im Jahr 2011 unter neuen Vorzeichen

Oberstleutnant Diplom-Betriebswirt Roland Sumser ist Leiter des Bereichs Unterstützung

Appell

Anschließend konnten sich die Angehörigen beim Fami-lientag an vielen Stationen ein Bild vom militärischen All-tag machen und neben Handwaffen auch Großgerät der Artillerietruppe bestaunen. Ein Imbiss sollte die Durchhal-tefähigkeit für diesen Tag steigern und eröffnete weitere Möglichkeiten zum Gespräch. In der benachbarten Klotz-bergkaserne gab es u. a. militärhistorische Exponate zu sehen.

Das Bürgerfest selbst war wie jedes Jahr als Möglichkeit der Begegnung und für einen entspannten Ausklang ge-dacht und rundete die Veranstaltung in gelungener Weise ab.

Für die Unterhaltung auf dem „Platz auf der Idar“ sorgten die Big Band des Heeresmusikkorps 300 aus KOBLENZ und die Big Band IGS STROMBERG. Die allseits beliebte

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Familientag

Erbsensuppe aus der Gulaschkanone durfte natürlich nicht fehlen. Der Erlös des Bürgerfestes kommt je zur Hälfte dem Soldatenhilfswerk und dem Mehrgeneratio-nenhaus in IDAR-OBERSTEIN zugute.

Bürgerfest

Durch die Aussetzung der Wehrpflicht in diesem Jahr hatten sich die Grundlagen für das Bürgerfest geän-dert. Wehrpflichtige gibt es nicht mehr, auch die aus den Wehrpflichtigen gewonnenen freiwillig länger Wehrdienst leistenden sind damit Geschichte. Die ehemalige Rekru-tenkompanie 3 wechselte daher aus dem Bereich Unter-stützung in den Bereich Lehre und führt jetzt als III. Inspek-tion, Allgemeine Grundausbildung (AGA), die Allgemeine Grundausbildung für den Unteroffiziernachwuchs durch, bevor dieser anschließend in der AMT Inspektion den All-gemein Militärischen Teil absolviert.

Damit war nun aber auch der Charakter des Bürgerfestes, bestehend aus einem öffentlich zugänglichen Gelöbnis der Rekruten in der Klotzbergkaserne, einem Familientag der Offizieranwärter in der Rilchenbergkaserne sowie ein „Biwak“ in der Stadt, ein anderer. Erstmals in ihrer Ge-schichte ist die Bundeswehr ausschließlich darauf ange-wiesen, aktiv und werbend auf junge Menschen zuzuge-

hen, die jetzt nicht mehr automatisch mit den Streitkräften in engen Kontakt kommen, wie dies zu Zeiten der Wehr-pflicht noch selbstverständlich war. Die Herausforderung, junge Frauen und Männer anzusprechen und für einen freiwilligen Dienst in den Streitkräften zu interessieren, hat bei den Verantwortlichen sehr schnell die Erkenntnis reifen lassen, dass in der Tradition des Bürgerfestes ein neuer Ansatz gewagt werden sollte.

Dieser neue Ansatz sah eine konzertierte Aktion aller „Bedarfsträger“ des Bundesfreiwilligendienstes zusam-men mit der Bundeswehr im Rahmen eines gemeinsam durchgeführten Bürgerfestes vor. Namentlich der Arbeiter Samariter Bund, die CARITAS, die Freiwillige Feuerwehr IDAR-OBERSTEIN, das Bundesamt für Familie und zivil-gesellschaftliche Aufgaben, der Internationale Bund und die Wehrdienstberatung schlossen sich gerne dieser Mög-lichkeit, potentielle Freiwillige anzusprechen und über den Bundesfreiwilligendienst und den Freiwilligen Wehrdienst zu informieren, an. Die unterschiedlichen Möglichkeiten, sein Land im Rahmen dieses Dienstes zu unterstützen, wird man so schnell nicht wieder in dieser kompakten Art und Weise präsentiert bekommen.

Für die nächsten Jahre hoffen die Veranstalter, dass wei-tere soziale Einrichtungen diese Möglichkeit, sich zu prä-sentieren und Freiwillige als qualifizierten Nachwuchs zu gewinnen, nutzen werden.

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Die Erkenntnis, dass sich in bewaffneten Auseinanderset-zungen Erfolge nur im engen Zusammenwirken von Teil-streitkräften und Truppengattungen erzielen lassen, die den aktuellen Anforderungen des Gefechts entsprechen, konnte sich zwischen den Weltkriegen nicht im erforder-lichen Maß durchsetzen können.

Der Panzertruppe wurde in Bezug auf Weiterentwicklung zunächst deutlich mehr Augenmerk geschenkt. Das war nicht unlogisch, denn an sie wurden für einen künftigen Krieg die kühnsten Erwartungen gestellt. Diese Erwar-tungen wurden im 2. Weltkrieg zum größten Teil erfüllt und teilweise noch übertroffen. In den Gefechten wurde aber auch deutlich, dass die schnellen Vorstöße der Pan-zertruppe nichts wert waren, weil, durch das Fehlen von Infanterie und Artillerie, der Raumgewinn nicht gesichert werden konnte.

Es gab bereits vor Beginn des 2. Weltkrieges Ansichten und Auseinandersetzungen darüber, dass für Panzer-verbände und besonders für die Infanterie eine artille-ristische Begleitwaffe mit ständiger Feuerbereitschaft und einem angemessenen Panzerschutz von Bedeu-tung ist.

Damit wurde zumindest angemahnt, dass eine Artillerie, sowohl bespannt, als auch mit motorisierten Zugmitteln, nicht in der Lage war, den schnellen Panzerverbänden zu folgen.

Dieser Forderung wurde aber wenig Aufmerksamkeit ge-schenkt. Man war der Meinung, dass die Panzerfahrge-stelle nicht für Artillerie-Selbstfahrlafetten geeignet waren. Damit war zu Beginn des 2. Weltkrieges der Stand der Artillerie fast auf dem Ausgangsniveau am Ende des 1. Weltkrieges. Die Artillerieverbände behielten ihre Pferde-bespannung, lediglich die der Panzerdivisionen erhielten Halbkettenfahrzeuge als Zugmittel.

10,5-cm-Feldhaubitze 18 L/28 mit Pferdebespannung

In DEUTSCHLAND ließ man sich hinsichtlich der Weiter-entwicklung der Artillerie sehr viel Zeit. Es gab aber Artil-leristen, die ihr Schicksal selbst in die Hand nahmen und dem Fortschritt einen Weg ebneten.

Ein Pionier deutscher Artillerie-Selbstfahrlafetten ist der Hauptmann Alfred Becker, ein gelernter Maschinenbau-Ingenieur, der als Batteriechef nach dem Einmarsch in

Die Entwicklung von Artillerie-Selbstfahrlafetten und

Panzerhaubitzen, Teil 2Oberstleutnant a. D. Werner Wenzel ist Mitglied der Gesellschaft für Artilleriekunde

HOLLAND seine pferdebespannte Batterie auf hollän-dische und belgische Beute-Kraftfahrzeuge umrüstete.

15-cm-Kanone 16 mit Halbkettenfahrzeug als Zugmittel

Nach dem Waffenstillstand in FRANKREICH 1940 be-gann er in Eigeninitiative, auf der Grundlage seiner bisher gesammelten Erfahrungen, mit seinen Beziehungen zu Firmen und durch die Mitarbeit seiner Soldaten mit dem Bau von Artillerie-Selbstfahrlafetten. Auf eine Unterstüt-zung aus dem heeresamtlichen Bereich konnte er nicht zählen, denn die Entwicklung und Fertigung von Kampf-panzern hatte absolute Priorität.

In DEUTSCHLAND begann also die Ära der Selbstfahr-lafetten auf den Fahrgestellen veralteter Panzer wie z. B. des britischen Vickers MKVI, der den deutschen Truppen 1940 in die Hände fiel.

10,5-cm-leichte Feldhaubitze 16Geschützwagen MK VI(Basis ist der Kampfpanzer Vickers MKVI der britischen Pan-zerkräfte 1940 in FRANKREICH)

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ZU GLEICH 2 / 2011

Es entstanden eine Reihe von selbstfahrenden Artillerie-geschützen mit 10,5-cm- und 15-cm- Bewaffnung auf der Grundlage der Fahrgestelle von britischen KPz Vickers MKVI, von französischen Gefechtsfeld-Versorgungsfahr-zeugen LORRAINE-S, den Panzerkampfwagen FCM, den Hotchkiss Kampfpanzern H 38 und den Kampfpanzern B 2.

10,5-cm-leichte Feldhaubitze 18/4Geschützwagen LORRAINE-S (Basis ist das französische gepanzerte Versorgungsfahrzeug für Munition und Tankfahr-zeug- Lorraineschlepper)

10,5-cm-leichte Feldhaubitze 18/40Geschützwagen HOTCHKISS H 38

10,5-cm-leichte Feldhaubitze 18/3Geschützwagen B 2 (Basis ist der französische Kampfpanzer B 2)

Deutlich erkennbar sind hier schon die relativ geschützten Kampfräume. In der Regel waren diese nach oben offen und boten Schutz gegen Infanteriewaffen.

Die Entwicklung selbstfahrender Artilleriesysteme begann sehr verhalten. Meistens handelte es sich um Prototypen, die sich nicht in jeder Hinsicht vorteilhaft in Szene setzen konnten. Die Ursachen dafür waren sehr unterschiedlich. Die meisten Artillerie-Selbstfahrlafetten waren die Kom-bination von vorhandenen Feldgeschützen und verschie-denen Fahrgestellen. Beides passte oft nicht in der gege-benen Konfiguration zusammen und erwies sich als sehr störanfällig.

Die Erfahrungen auf diesem Gebiet waren sehr gering. Deshalb kam es häufiger aus technischen Gründen, als durch Gefechtseinflüsse, zu Ausfällen.

Fahrgestell, Antriebsaggregat und Schussbelastung waren nicht aufeinander abgestimmt. Hinzu kamen Ein-schränkungen besonders im Höhenrichtbereich der Waf-fenanlagen. Das Schießen über 45 Grad Rohrerhöhung war nicht möglich. Damit waren die Höchstschussweiten der Geschütze deutlich reduziert.

Es wurden aber auch die entscheidenden Vorteile erkannt, die der selbstfahrenden Artillerie zunehmende Bedeutung einbrachte. Die schnelle Verfügbarkeit, verbunden mit ho-her Wirksamkeit drängte die Aufmerksamkeit auf die wei-tere Vervollkommnung dieser Waffensysteme.

Der manöverreiche Charakter der Kampfhandlungen und die unabdingbare Notwendigkeit einer ununterbrochenen Feuerunterstützung der Infanterie- und Panzertruppe er-zwang förmlich eine hochbewegliche Artillerie.

Ein wesentlicher Schwerpunkt wurde dabei auf die Ent-wicklung von Sturmgeschützen gelegt.

In DEUTSCHLAND hatte von Mannstein bereits 1935 ge-fordert, der Infanterie gepanzerte Geschütze auf Selbst-fahrlafetten zur unmittelbaren Unterstützung an die Seite zu stellen.

Es war die Geburtsstunde der Sturmartillerie als Nach-folger der bespannten Infanterie-Begleitbatterien. Erste Entwicklungen wurden ab 1940 präsentiert und kamen in FRANKREICH zum Einsatz.

In der Folge wurden der Panzerkampfwagen III, als Sturmgeschütz III-Basisfahrzeug, mit 7,5-cm-Kanonen unterschiedlicher Kaliberlängen ausgestattet und später der Sturmgeschütz III-Aufbau auf das Panzerkampfwa-gen IV-Fahrgestell umgesetzt.

StuG III mit 7,5-cm Kanone L48

33

ZU GLEICH 2 / 2011

StuG III mit 7,5-cm Kanone L48

Die Sturmgeschütze waren nicht für einen massierten Einsatz auf Flächenziele vorgesehen. Sie erfüllten ihren Auftrag in der Regel in offenen Feuerstellungen im di-rekten Richten bei der Bekämpfung von Einzelzielen. In einer Schrift der Sturmgeschützschule BURG bei MAG-DEBURG aus dem Jahr 1943 heißt es: „ Es ist ihre einzige Bestimmung, der schwer ringenden Infanterie zur Seit zu stehen. Sie sind Einzelkämpfer, nichts anderes als in die vorderste Linie gebrachte Geschütze.“ Besonders wirk-sam waren Sturmgeschütze bei der Panzerabwehr.

10,5-cm-leichte Feldhaubitze 18/1Geschützwagen IV b

Sie hatten keinen schwenkbaren Turm, was eine stärkere Frontpanzerung und eine sehr flache Bauweise (unter 2 m) ermöglichte, aber den Richtbereich der Waffenanlage in Höhe und Seite auf etwa 200 einschränkte.

Ab 1940 wurde in DEUTSCHLAND ernsthaft die Absicht nach Entwicklung einer Artillerie-Selbstfahrlafette ver-folgt, die als Nachfolge zumindest aber als Ergänzung der gezogenen Artillerie vorgesehen war. Die im Ergebnis vorgestellte Lösung der 10,5-cm-leichten Feldhaubitze 18/1 mit dem Geschützwagen IV b entsprach nicht den gestellten Forderungen.

Die deutsche Artillerie-Selbstfahrlafette mit der 10,5-cm-leFH18/2 auf dem Fahrgestell des Panzerkampfwagens II (Sf) (Sd.Kfz.124) wurde 1942 in größerer Stückzahl an die Truppe übergeben. Später erhielt sie die Bezeichnung „WESPE“. Außerdem wurden auf dieser Basis noch Ar-tillerie – Beobachtungswagen, sowie Munitionsträger ge-schaffen. Eigentlich handelte es sich hierbei um eine Zwi-schenlösung. Die Forderungen bezogen sich besonders auf eine höhere Mobilität, als sie auf der Basis der Panzer-kampfwagen möglich war, auf schnelleres Herstellen der Feuerbereitschaft, auf der Möglichkeit des Rundumfeu-ers, auf der Absetzbarkeit des Geschützes vom Fahrge-stell und auf einen angemessenen Schutz der Besatzung vor MG-Feuer und Splittern. Aufgrund der Übernahme bereits vorhandener Baugruppen, wurde z. B. das Rund-umfeuer (schwenkbarer Turm), das Schießen in unterer (< 450) und oberer (> 450) Winkelgruppe, sowie die da-mals gewünschte Absetzbarkeit des Geschützes von der Lafette nicht realisiert. Die von der militärischen Führung als „gute Lösung“ empfundene Artillerie-Selbstfahrlafette erwies sich dann doch technisch als sehr anfällig.

10,5-cm-leichte Feldhaubitze 18/2 „WESPE“Geschützwagen II

Die 15-cm-schwere Feldhaubitze 18/1-(Sd.Kfz.165) Ge-schützwagen IV „HUMMEL“ kam 1943 erstmals zum Ein-satz. Ihr erging es nicht viel anders, als der leichten „WES-PE“. Sie war ebenfalls keine ausgereifte Entwicklung.

Die Entwicklung der 10,5-cm-leichten Feldhaubitze 43, mit der alle bis dahin aufgestellten Forderungen umge-setzt werden sollten, blieb bis Kriegsende im Anfangssta-dium stecken.

So wurden schließlich die Ersatzlösungen zur endgültigen Ausstattung der Panzerartillerieverbände.

Nicht unerwähnt bleiben soll die Tatsache, dass parallel zu Geschützen auch Artillerie-Beobachtungswagen und Artillerie-Befehlswagen auf den gleichen Fahrgestellen hergestellt wurden. Sie hatten in der Regel Kanonenat-trappen und waren entsprechend ihrer Zweckbestimmung mit zusätzlichen Ausstattungen (Kartentische, Beobach-tungsmittel, zusätzliche Funkgeräte usw.) ausgerüstet.

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ZU GLEICH 2 / 2011

15-cm-schwere Feldhaubitze 18/1(Prototyp„Hummel“)Geschützwagen IV

Im internationalen Bereich wurde zur wirkungsvolleren Feuerunterstützung der Schützen- und Panzereinheiten besonders in der SOWJETUNION die Entwicklung von selbstfahrenden Artilleriegeschützen betrieben. Auch hier ist sichtbar, dass es sich um die Kombination vorhandener Artilleriegeschütze und Panzerfahrgestelle handelte.

1943 entstand das Versuchsmodell einer 76-mm-Selbst-fahrlafette auf dem Fahrgestell eines T-70 Panzers. Artil-leristisch war sie nicht feuerstark und beweglich genug. Dieses Geschütz fand seine Verwendung ebenfalls mehr als Sturmgeschütz im direkten Richten.

Selbstfahrlafette SU-76M

Selbstfahrlafette SU-100

Ebenfalls 1943 wurde eine 85-mm-Selbstfahrlafette auf T-34 Fahrgestell, ab 1944 mit einer 100-mm-Kanone ausgestattet, in die Bewaffnung eingeführt. Sie wurde schwerpunktmäßig im direkten Richten eingesetzt, aber auch aus gedeckten Feuerstellungen im indirekten Rich-ten.

Während des 2. Weltkrieges wurden 1943 die Selbstfahr-lafetten ISU-152 und 1944 die ISU-122 S auf dem Fahrge-stell des IS-2-Panzers eingeführt.

122-mm-Selbstfahrlafette IS-122

152-mm-Selbstfahrlafette IS-152

Die USA setzte 1942 in der Schlacht von EL ALAMEIN die leichte 10,5-cm- Panzerhaubitze M7 ein, die damals aufgrund des kanzelartigen MG-Turms auch die Bezeich-nung „PRIEST“ erhielt. Die modifizierte Variante M7B2 fand später noch in der Bundeswehr Verwendung.

M7 PRIEST USA 1942 mit 105-mm-Haubitze

Quellennachweis:Artillerie-Selbstfahrlafetten und Panzerhaubitzen,Krauss-Maffei-Wegmann GmbH & Co KG, Kassel 2006Die deutschen Geschütze, Senger und Etterlin, 1998KanonenEgg, Jobé, Lachouque, Cleator, Reichel, Zimmermann, 1971Die Anfänge der Artillerie, Goetz, 1985Die deutsche Panzerwaffe, Forty, 1987Geschütze, Granatwerfer, GeschosswerferZygankow, Sossulin, 1980Sturmartillerie, Olt. Dr. Müller, 1943

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ZU GLEICH 2 / 2011

LageänderungMit dem Wehrrechtsänderungsgesetz wurde die Ver-pflichtung zum Grundwehrdienst zum 1. Juli 2011 aus-gesetzt und nur noch Freiwillige zum Wehrdienst in der 6. Batterie des Beobachtungspanzerartilleriebataillons 131 in BAD FRANKENHAUSEN eingezogen.

Im Zuge dieses Umdenkens meldeten sich zum Dienst-antritt nur noch diejenigen Berufsanfänger, welche sich gezielt für die Bundeswehr als zukünftigen Arbeitgeber interessierten.

Dabei stellte sich insbesondere heraus, dass sich viele Rekruten als Freiwillig Wehrdienstleistender (FWD) ver-pflichtet haben, um zunächst einen Einblick in den Dienst-alltag eines Soldaten der Bundeswehr zu erhalten.

Ergänzend zu den FWD traten auch weiterhin junge Zeit-soldaten der Mannschaftslaufbahn ihren Dienst in BAD FRANKENHAUSEN an.

Bei beiden genannten Gruppierungen verfügen nun auch die männlichen Rekruten innerhalb der ersten Dienstmo-nate über ein Rücktrittsrecht, wonach sie nach Gebrauch die Bundeswehr umgehend verlassen können und nicht wie bisher, in den Grundwehrdienst übergehen.

Hieraus ergibt sich neben dem Ausbildungs- und Erzie-hungsauftrag für junge Menschen aus Sicht der 6./ Beo-bachtungspanzerartilleriebataillon 131 auch die besonde-re Verantwortung der langfristigen Bindung der Rekruten an die Bundeswehr.

Problematisch ist insbesondere, dass sich der Dienst in der Allgemeinen Grundausbildung mit seinen hohen Anforde-rungen an Geist, Körper und Zeit, meist deutlich vom bishe-rigen zivilen Schul- oder auch Arbeitsalltag unterscheidet.

Um dies aufzufangen, muss nun innerhalb der Allge-meinen Grundausbildung ein noch größeres Augenmerk auf eine erlebnisorientierte Ausbildung, eine individuelle Betreuung und die Schaffung eines positiven Gemein-schaftsgefühls gelegt werden.

Erfordernisse an eine AGA in einer EinsatzarmeeNeben den genannten statusrechtlichen Veränderungen wandelte sich innerhalb der letzten beiden Dekaden auch das Aufgabenspektrum der Bundeswehr von der territo-rialen Landesverteidigung zu weltweiten und multinatio-nalen Einsätzen.

Im Zuge dieses Wandels divergierten die Ausbildungsin-halte der Allgemeinen Grundausbildung in der Anweisung für die Truppenausbildung Nr. 1 (AnTra Nr.1) und die ein-satzvorbereitende Ausbildung zusehends.

Folglich wurde die AnTra Nr. 1 in Zusammenarbeit der 1.Panzerdivision mit deren Grundausbildungseinheiten

Die Allgemeine Grundausbildung im Wandel

Hauptmann Jörg Wedekind, Batteriechef Oberleutnant Christian Heimann, Batterieeinsatzoffizier

6./ Beobachtungspanzerartilleriebataillon 131 in BAD FRANKENHAUSEN

angepasst und um Elemente der AnTra Nr. 2 und Nr. 3 ergänzt, so dass sowohl den Erfordernissen einer „Ein-satzarmee“ als auch den Bedürfnissen der jungen Be-rufsanfänger innerhalb der Allgemeinen Grundsaubildung Rechnung getragen wurde.

Betrachtet man die durch die 1. Panzerdivision gefor-derten Anpassungen der Ausbildungsinhalte näher, lässt sich feststellen, dass die Handwaffenausbildung zwar bis-her auf eine breites Repertoire an Handwaffen ausgelegt war, jedoch in der Tiefe das Ausbildungsziel des Beherr-schens nicht zwingend erreichen konnte.

Einhergehend mit der Konzentration auf nur zwei Hand-waffen, dem Gewehr G36 und der Pistole P8, konnte nun das Ausbildungsziel „Beherrschen dieser Handwaffen“ erreicht und somit den Erfahrungen über Probleme im Umgang mit Handwaffen aus dem Einsatz frühzeitig be-gegnet werden.

Ein weiterer Aspekt der Waffenausbildung wurde begin-nend ab dem 1. Juli 2011 in die Allgemeine Grundausbil-dung implementiert, indem einige Elemente der Grundla-genausbildung des neuen Schießausbildungskonzeptes (nSAK) ausgebildet werden sollten, um auch hier rechtzei-tig ein stabiles Fundament für die Umsetzung des neuen Schießausbildungskonzeptes zu schaffen.

Die bisherigen Fertigkeiten und Fähigkeiten im Umgang mit Handwaffen werden hierbei um die persönliche Si-cherheitskontrolle (PSK), die selbständige Überprüfung des Ladezustandes der Waffe, ergänzt.

Die PSK wird durchgeführt, wenn die Waffe aufgenom-men oder abgelegt wird, nach Ladetätigkeiten, während Gefechtspausen oder vor dem Beziehen einer Stellung und umfasst folgende, selbständig durchzuführende, Schritte:– Sichtprüfung der Sicherung,– Sitz und Füllzustand des Magazins prüfen,– Prüfung des Patronenlagers (zugleich Ladekontrolle),– Prüfung der Visiereinrichtung,– Prüfung der Mündung (fester Sitz Mündungsfeuer-

dämpfer, Verunreinigung).

Ferner wurden den auch weiterhin gültigen waffenspezi-fisch, schießstand- beziehungsweise schießbahnspezi-fisch oder auch einsatzspezifischen Sicherheitsbestim-mungen vier grundlegende Sicherheitsregeln hinzugefügt:– Jede Waffe ist immer als geladen zu betrachten,– Eine Waffe ist nie auf etwas zu richten, das man nicht

treffen will,– Der Abzugsfinger berührt den Abzug erst, wenn die Vi-

siereinrichtung auf das Ziel gerichtet ist,– Man muss sich seines Zieles sicher sein.

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ZU GLEICH 2 / 2011

Zusätzlich werden auch einige praktische Elemente des nSAK in der Ausbildung umgesetzt, wobei vor allem die

sogenannten Bereitschaftshaltungen für Gewehr G36 und Pistole P8 zu nennen sind.

Mit dem hinzufügen der neuen Operationsart „Stabilisie-rung“, welche gleichzeitig den Schwerpunkt aller bishe-rigen Einsätze der Bundeswehr darstellt, wurde auch die Rahmenlage für die Allgemeine Grundausbildung geän-dert. Aus der bisherigen Biwak – Mentalität, dem Verteidi-gen des eigenen Territoriums im nicht urbanen Gelände, entwickelte sich durch die Einsatzerfahrungen eine Art „Feldlagerkultur“, der Patrouilleneinsatz aus einer gesi-cherten Basis im urbanen Gelände.

Bereitschaftshaltungen G36

Patrouillenstellung Einsatzstellung Kontaktstellung

Bereitschaftshaltungen P8

Wartestellung Einsatzstellung Kontaktstellung

Umsetzung im DreiklangUm diese neuen und weitreichenden Anforderungen an den Rekruten umzusetzen, wurde seitens der 1. Panzer-division den Grundausbildungseinheiten eine adaptierte AnTra mit klaren Vorgaben und der Möglichkeit zur selb-ständigen Umsetzung an die Hand gegeben.

Das Ergebnis dieser selbständigen Umsetzung der 6./ Beobachtungspanzerartilleriebataillon 131 war die

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ZU GLEICH 2 / 2011

Erkenntnis, dass sich diese gestiegenen Anforderun-gen an die Allgemeine Grundausbildung bei gleich blei-bendem Zeitansatz bestmöglich durch eine Veränderung der Ablaufmethodik bewerkstelligen lassen. Die Lösung erfolgte in einem Dreiklang aufeinander folgender Ausbil-dungsabschnitte.

Infanteristische Grundfertigkeiten- Beherrschen der Handwaffen G36 und P8- Tätigkeiten des Einzelschützen im Team- Meilenstein: Übungslager II

Allgemeine Fähigkeiten des Einsatzsoldaten- Sicherung von Räumen, Anlagen, Objekten- Patrouille zu Fuß/ mit Kraftfahrzeugen im Einsatz- Checkpoint (CP)/ Temporary Checkpoint (CPT)- Ersthelfer Alpha- Fernmeldeausbildung- Wachausbildung- Meilenstein: EAKK – Grundlagen

Wach- und Sicherungssoldat im Einsatz- Feldlager- ROE - Schießen- weiterführende Waffen- und Geräteausbildung- Erlebnisorientierte Zusatzausbildung- Meilenstein: Rekrutenbesichtigung

Innerhalb des ersten Abschnitts von rund vier Ausbil-dungswochen lernt der Rekrut die infanteristischen Grundfertigkeiten im Gruppenrahmen. Der Schwerpunkt der Ausbildung liegt auf dem Beherrschen der Handwaf-fen Gewehr G36 und Pistole P8 sowie auf den Tätigkeiten des Einzelschützen in der Gruppe, welche das Fundament für den folgenden Ausbildungsabschnitt bildet.

Während des nächsten Ausbildungsabschnitts mit einer Dauer von rund vier Wochen werden dem Rekruten die weiterführenden, einsatzorientierten, meist individuellen Fähigkeiten vermittelt. Diese gipfeln in den EAKK - Grund-lagen, welche die Abholpunkte für den folgenden Ausbil-dungsabschnitt setzen.

Umsetzung der Allgemeinen Grundausbildung in Form eines Dreiklangs

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ZU GLEICH 2 / 2011

Im dritten und somit letzten Abschnitt der Allgemeinen Grundausbildung werden nun die vorhergehenden Aus-bildungsabschnitte über einen Zeitraum von drei Wochen kombiniert.

Im Rahmen eines Feldlagers werden die erlernten Fähig-keiten und Fertigkeiten im Team vertieft und in der daran anschließenden Rekrutenbesichtigung abgeprüft.

Erste Erfahrungswerte aus der einsatzorientierten Umsetzung der AGAEine klare Schwerpunktbildung und Intensivierung der Waffenausbildung für die Handwaffen Gewehr G36 und Pistole P8 führten insbesondere beim Gewehr zum gefor-derten Ausbildungsziel des Beherrschens.

Hier zeigte sich, dass das schnellst mögliche Beherr-schen der Handwaffe unabdingbar für die weiterführende Ausbildung ist, da der Umgang mit der Handwaffe mit je-der weiteren Ausbildung verknüpft wurde.

Hieraus ergaben sich zusätzliche positive Effekte sowohl für die Waffenausbildung, als auch für die weiterführen-de Ausbildung, da diese nun praxisorientierter gestaltet war.

Eine neue Herausforderung für die 6./ Beobachtungs-panzerartilleriebataillon 131 bestand in der Durchführung einer Patrouillenausbildung mit Kraftfahrzeugen, da die STAN-Ausstattung der Batterie hierfür völlig ungeeignet ist. Abhilfe konnte nur durch intensive Unterstützung in-nerhalb des Verbandes geschaffen werden. Es wurde festgestellt, dass die Ausbildung sich nur auf eine Vermitt-lung von Grundlagen beschränken konnte, aber dennoch einen wichtigen Grundstein für die zukünftige, weiterfüh-rende Einsatzausbildung legt.

Sowohl die Ausbildungsabschnitte Einsatzersthelfer – A als auch die Fernmeldeausbildung wurden in Zusammen-arbeit mit Fachkräften unterstützender Verbände so früh wie möglich in den Abschnitt „Allgemeine Fähigkeiten des Einsatzsoldaten“ ab der fünften Ausbildungswoche veran-kert.

Diese einsatzrelevanten Grundfertigkeiten wurden eben-falls mit einer erneuten praktischen Handhabung des Ge-wehrs und der Pistole vertieft und nachhaltig gefestigt.

Der neue Ausbildungshöhepunkt der Allgemeinen Grund-ausbildung wurde durch das Feldlager geschaffen. In diesem hat die 6./ Beobachtungspanzerartilleriebataillon 131 in einer Ortschaft über drei Tage ein Feldlager mit der hierfür notwendigen Sicherung und der Überwachung von Räumen durch Patrouillen aus dem Lager heraus betrie-ben.

Alle bis dahin durchlaufenen Ausbildungsabschnitte wur-den in einer einsatznahen Lage geübt, wobei gleichzei-tig ein besonderes Erlebnis für die Rekruten geschaffen wurde, das ihnen die Anforderungen an ihre zukünftige Einsatzverwendung fühlbar machte und somit den erheb-lichen Aufwand rechtfertigte.

SchlussbetrachtungInsgesamt lässt sich bereits nach dem ersten Quartal der einsatznahen AGA feststellen, dass die Änderungen auch zu dem beabsichtigten Ausbildungserfolg führten. Dies zeigte sich bereits deutlich bei der abschließenden Re-krutenbesichtigung im Quartal III/ 2011.

Alle Teilnehmer konnten ihre Handwaffen richtig bedienen und auch größere Störungen selbständig beheben. Die Gruppen konnten ohne Hilfe der Gruppenführer über Funk durch den Batteriegefechtsstand geführt werden und mel-deten auch sämtliche Ereignisse verständlich. Selbst die „Königsdisziplin“, das Bergen und Versorgen eines Ver-wundeten unter Feindfeuer, gelang ihnen unter Anleitung nahezu fehlerfrei.

Somit ist durch die Anpassung der AGA an die Einsatzer-fordernisse bereits ein erster großer Schritt in Richtung „Einsatzsoldat“ nachhaltig vollzogen worden. Zukünftig gilt es nun für die Ausbilder der 6./ Beobachtungspan-zerartilleriebataillon 131, die gewonnen Erfahrungen zur weiteren Verfeinerung der AGA zu nutzen sowie die aktu-ellen Einsatzgeschehnisse zu adaptieren ohne spezielle Einsatzszenarien zu kopieren.

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ZU GLEICH 2 / 2011

Es begann im Jahr 2009. Das Panzerartilleriebataillon 215 erhielt den Auftrag, aus den eigenen Kräften eine Schutzkompanie (25. Kontingent/ Ktgt) für das Provincial Reconstruction Team (PRT) FAYZABAD aufzustellen. Die Bataillonsführung entschied nach Auswertung des Auf-trages, die 4. Batterie mit dieser Aufgabe zu betrauen.

PRT FAYZABADDas PRT FAYZABAD wurde 2004 aufgestellt. FAYZABAD ist die Hauptstadt der Provinz BADAKSHAN und liegt im Norden von AFGHANISTAN.

Das PRT FAYZABAD verfügt, neben der Schutzkompa-nie, über Kräfte der Bereiche Sanität, Instandsetzung, Feldjäger, Polizei und Kampfmittelbeseitigung. Ein mon-golischer Sicherungszug sichert das Feldlager und un-terstützt bei Bedarf bei der Sicherung des angrenzenden Flugplatzes. Die Stabs- und Versorgungsteile werden im PRT durch zivile Verwaltungskomponenten unterstützt.

Direkt neben dem PRT FAYZABAD befindet sich ein Feld-lager der Afghan National Army (ANA). Mit dem dort stati-onierten 2. Kandak der 2. Brigade des 209. Korps werden Aufträge Seite an Seite durchgeführt. Deutsche Soldaten des Operational Mentoring and Liaison Teams (OMLT) ste-hen den afghanischen Soldaten stets beratend zur Seite.

Feldlager in Fayzabad

Schutzkompanie FayzabadDie Schutzkompanie FAYZABAD verfügt, neben der Füh-rungsgruppe und einer Scharfschützengruppe, über drei Mobile Observation Teams (MOT). Diese verminderten Jägerzüge sind mit den Fahrzeugen WOLF und EAGLE beweglich im Raum FAYZABAD und Umgebung ein-setzbar und können Short- sowie Long-Term-Patrouillen (STP/LTP) durchführen. Die MOT-Soldaten nehmen dabei Verbindung mit der Bevölkerung vor Ort auf, überwachen

Die 4./Panzerartilleriebataillon 215 als ISAF-Schutzkompanie

Oberleutnant Malte Kortland, Batterieeinsatzoffizier 4./Panzerartilleriebataillon 215 in AUGUSTDORF

Geländeabschnitte, sichern den Einsatz von Kräften au-ßerhalb des Feldlagers und setzen Sicherheitsinteressen im Raum FAYZABAD und Umgebung durch.

Die Einsatzvorbereitung Die 4./Panzerartilleriebataillon 215 wurde im zweiten Halbjahr 2010 von einer Einsatzkompanie des ORF-Ba-taillons (Operational Reserve Force) (I/2010) zur ISAF-Schutzkompanie (International Security Assistance Force) umgegliedert. Hierbei konnte die Einheit stark von der vorherigen Verwendung profitieren. Die Verfahrens-weisen, in Jägerzügen zu arbeiten, waren bekannt. Ein-satzvorbereitende Lehrgänge wurden zum Teil schon von den Soldaten absolviert. Das artilleristische Großgerät der 4./Panzerartilleriebataillon 215 wurde bereits an an-dere Einheiten des Bataillons übergeben.

Die Ausbildung wurde nun zielgerichtet auf die in AFGHA-NISTAN vorherrschende Lage ausgerichtet. Die Ausbil-dung wurde am Standort in AUGUSTDORF begonnen, auf Übungsplätzen fortgeführt und letztlich zu Beginn des Jahres 2011 im Gefechtsübungszentrum abgeschlossen. Der Ausbildungsstand konnte dabei durch externe Aus-bilder des Schießübungszentrums in MUNSTER, des Übungszentrums Infanterie in HAMMELBURG und der Zusatzausbildung für die Einsatzvorbereitende Ausbil-dung im Rahmen von Konfliktverhütung und Krisenbewäl-tigung (ZAEAKK) in AUGUSTDORF deutlich gesteigert werden. Zahlreiche Einsatzszenarien wurden in der Aus-bildung dargestellt. Das Anspruchsniveau wurde dabei laufend gesteigert. Das Verhalten in den Lageszenarien orientierte sich stets an der Taschenkarte ISAF.

Die Waffenausbildung der Soldaten wurde entsprechend der Verfügbarkeit von Einsatzwaffen erweitert. Das Schie-ßen mit den Waffen MG 4, MP 7 und der Panzerfaust so-wie das Werfen von Gefechtshandgranaten gehörten bei-spielsweise dazu.

EAGLE bei der Marschvorbereitung

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ZU GLEICH 2 / 2011

Die Ausbildung der Militärkraftfahrer (MKF) und der Richt-schützen für das Fahrzeug EAGLE erfolgte parallel zur laufenden Einsatzausbildung.

Das Verhalten bei Beschuss oder einem IED-Anschlag (Improvised Explosive Device/ Behelfsmäßig hergestell-te Sprengvorrichtungen) stand stets im Schwerpunkt der Ausbildung. Aber auch das Einrichten zur Nachtaufstel-lung, Patrouillentätigkeiten (auf- und abgesessen), Ge-sprächsaufklärung und das Beziehen von Höhen musste geübt werden.

Leider waren für die Einsatzvorausbildung nur wenige EA-GLE und IDZ-Systeme (Infanterist der Zukunft) verfügbar. Es konnte somit nur zeitweise mit der Einsatzausrüstung geübt werden. Hier ist Besserung nötig, um einen sicheren Umgang mit Waffen und Gerät im Einsatz von Anfang an gewährleisten zu können.

Die Soldaten der 4./Panzerartilleriebataillon 215 zeigten während der Einsatzvorbereitung und im Einsatz ein ho-hes Maß an Lern- und Leistungsbereitschaft. Die hohe Motivation trug maßgeblich zum Erreichen des Ausbil-dungserfolgs und zum Bestehen im Einsatz bei.

Schutzkompanie 25. Ktgt im PRT FAYZABAD

Der Einsatz als HerausforderungDen Soldaten blieb nach der Einsatzvoraus-bildung nur wenig Zeit zur Erholung. Bereits Ende Februar verlegte die 4./Panzerartillerie-bataillon 215 in das Einsatzland. Die Einheit wurde über TERMEZ und MASAR-I SHARIF nach FAYZABAD geflogen und übernahm dort innerhalb weniger Tage das Material und die Raumverantwortung. Die Lage vor Ort er-wies sich als ruhig, aber nicht stabil.

Schnell folgten zahlreiche Aufträge außerhalb des Feld-lagers, welche am Tag und in der Nacht durchgeführt wurden. Die schlechten Straßenbeschaffenheiten, das unübersichtliche Gelände und Schneefall führten zu er-schwerten Bedingungen. Die Durchführung der Aufträge erfolgte zunehmend im Schulterschluss mit den afgha-nischen Sicherheitskräften. Die Verständigung konnte über Sprachmittler sichergestellt werden.

Herausfordernd waren auch die zahlreichen VIP-Be-suche. Ein jeweils dem Anlass entsprechendes Rahmen-programm und die Schutzgestellung für die Gäste, in und außerhalb des Feldlagers, haben Kräfte und Mittel in be-sonderem Maße gebunden.

Die Soldaten der 4./Panzerartilleriebataillon 215 konnten sich durch tatkräftiges Engagement immer besser auf die Bedingungen im Einsatzland einstellen und so im Einsatz bestehen.

Im Juli 2011 wurde die 4./Panzerartilleriebataillon 215 als ISAF-Schutzkompanie des 25. Kontingents in FAYZABAD durch die Nachfolger abgelöst und konnte unbeschadet die Heimreise antreten.

AusblickZurück in der Heimat gilt es nun, neben der Einsatznachbereitung, die 4./Panzer-artilleriebataillon 215 so umzugliedern, dass der artilleristische Grundbetrieb wieder aufgenommen werden kann. Das Großgerät wird zurück übernommen, neues Personal wird in die Einheit inte-griert und artilleristische Ausbildung wird durchgeführt. Anfang des Jahres 2012 wird dann die 4./Panzerartilleriebataillon 215 wieder als Artilleriebatterie auf den Truppenübungsplatz MUNSTER verlegen und artilleristisch wirken.

Feldlager in FAYZABAD

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ZU GLEICH 2 / 2011

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Als Frank Schikorra 2009 seine Facebook Gruppe gründete, ging es ihm in erster Linie darum, auf die besondere Situation der Soldatinnen und Soldaten in den Einsatzgebieten aufmerksam zu machen und so dem „freundlichen Desinteresse“, das in der deutschen Bevölkerung vor-herrscht, entgegen zu wirken. Verglichen mit anderen Nationen, ist das Bewusstsein, dass Bundeswehrangehörige im Auftrag des Parlaments – und damit in unser aller Auftrag – tagtäglich hohe Risiken und große Entbehrungen in internationalen Einsätzen auf sich nehmen, um einen Beitrag zur Wahrung des Bestandes unserer Wertegemeinschaft zu lei-sten, in Deutschland nur sehr schwach ausgeprägt.

Schnell wurde die „Gelbe Schleife“, die sich seit dem amerikanischen Bürgerkrieg in zahlreichen Ländern als Zeichen der Solidarität mit Sol-daten etabliert hat, zum Erkennungszeichen der Gruppe. Ebenso rasch entwickelte sich das Bedürfnis, nicht nur in der virtuellen, sondern auch in der realen Welt Zeichen zu setzen; in der Facebook-Community häufte sich die Nachfrage nach Produkten mit der Gelben Schleife. Ideen gab es genug - es musste aber auch ein handhabbares Konstrukt gefunden werden, diesen Bedarf zu decken. Nach reiflicher Überlegung entschloss sich Schikorra schließlich, einen Verein zu gründen und lud am 9. Juni 2010 zur Gründungsversammlung ein.

Als gemeinnütziger Verein haben wir uns unter anderem zum Ziel ge-setzt, den Rückhalt für die Soldatinnen und Soldaten sowie ihre Ange-hörigen in der Bevölkerung zu stärken. Darüber hinaus möchten wir ein sichtbares Zeichen der Solidarität setzen. Die „Gelbe Schleife“ hat sich in vielen Ländern als derartiges Zeichen bewährt. Wir haben dieses Symbol aufgegriffen und verteilen Produkte mit der gelben Schleife ge-gen eine Spende als Spendengeschenk.

Was einst als Facebook Gruppe begann, entwickelt sich zum

nationalen Netzwerk

Verein

Support German Troops e.V.

Postanschrift: c/o Frank Schikorra – BMVg

– Fü S VI 3 Fontainengraben 150

53123 Bonn

www.support-german-troops.de

Bank BBBank eG, Karlsruhe

Konto 6 923 968 BLZ 660 908 00

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Der vollständige Erlös unserer Spenden kommt dem „Sol-datenhilfswerk der Bundeswehr“ e.V. zu Gute, das unver-schuldet in Not geratenen Bundeswehrangehörigen und ihren Familien – und damit insbesondere auch im Einsatz Verwundeten sowie Hinterbliebenen im Einsatz gefalle-ner deutscher Soldatinnen und Soldaten – schnell und unbürokratisch Hilfe leistet. Unsere Spender helfen damit gleich zweimal: Zum einen, indem sie mit ihrer Spende unverschuldet in Not geratene Bundeswehrangehörige sowie ihre Familien unterstützen und zum anderen, indem sie mit der Verwendung des Spendengeschenks sichtbar ihre Solidarität zum Ausdruck bringen.

Sorgen, Zweifel, Ängste und Unsicherheiten begleiten je-den Einsatzbefehl. Die Gewissheit, dass nicht nur die ge-wählten Volksvertreter, sondern auch das Volk selbst den schwierigen Dienst respektiert und anerkennt, kann einen wertvollen Beitrag dazu leisten, diese Last zu lindern. Set-zen Sie ein Zeichen der Solidarität! Zeigen Sie den Men-schen, die sich im Auftrag des Parlaments für unser Land einsetzen, dass Sie ihre Leistung respektieren und aner-kennen. Helfen Sie ihnen und ihren Familien, dass sie ihre schwierigen Aufgaben mit Stolz und Selbstbewusstsein meistern können.

Unterstützen Sie uns, erzielen Sie mit einem kleinen Zei-chen eine große Wirkung und helfen Sie denen, die be-reit sind, einen Beitrag zum Schutz unserer Familien vor Krieg, Terror und anderen Angriffen auf unser Wertesy-stem zu leisten.

Support German Troops e.V. hat sich in den letzten Mo-naten zu einem anerkannten Mitglied der Solidargemein-schaft für unsere Soldatinnen und Soldaten entwickelt. Wir sind Teilnehmer am Runden Tisch „Solidarität mit Sol-daten“, der durch den ehemaligen Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages, Herrn Reinhold Robbe, initiiert wurde. Damit haben wir zunächst eine solide Basis zur Erreichung unserer Ziele gelegt.

Wir möchten für unseren Verein gerne ein bundesweites Netzwerk an Unterstützern aufbauen. Dieses Netzwerk kann sowohl aus aktiven Vereinsmitgliedern als auch aus wohlgesonnenen Unterstützern ohne Mitgliedschaft be-stehen. Dieses Netzwerk soll uns helfen, bei möglichst vielen Veranstaltungen für unsere Ziele zu werben und einzustehen.

Wer als Botschafter des Vereins die Verantwortung für den Aufbau und die Leitung eines lokalen Netzwerkes an seinem Standort/Wohnort als Baustein eines flächende-ckenden bundesweiten Netzwerkes übernehmen möchte, verpflichtet sich,– unsere Idee zu unterstützen, indem sie/er dafür Sorge

trägt, dass sich ihr/sein lokales Netzwerk mit den Zie-len des Vereins identifiziert und sich für deren Errei-chung engagiert;

– unser Netzwerk zu stärken und zu festigen, indem sie/er das eigene lokales Netzwerk im Rahmen der Mög-lichkeiten vergrößert und festigt, den Kontakt zu ande-ren lokalen Netzwerken in der Region herstellt und die Kooperation auch durch gegenseitige Unterstützung fördert;

– Veranstaltungen zu begleiten,– zu informieren, indem Daten über geplante Veranstal-

tungen in den Terminkalender der Internetseite des Ver-eins eingetragen und über Neuigkeiten aus dem lokalen Netzwerk im Rahmen von Beiträgen auf der Internetsei-te oder mit E-Mails an den Vorstand berichtet wird.

Im Gegenzug erhalten die Botschafter einen herausra-genden Status innerhalb des Gesamtnetzwerks, ihr Name wird im Zusammenhang mit Ihrem Titel auf unserer Inter-netseite veröffentlicht, sie erhalten die Möglichkeit, eigene Beiträge auf unserer Internetseite zu veröffentlichen und wir stellen ihnen kostenlos Werbematerial, Grafiken und Logos des Vereins sowie auf Kommissionsbasis Artikel aus dem Sortiment unseres Vereins zur Verfügung. Da-rüber hinaus sind die Botschafter in der Gestaltung ihres lokalen Netzwerks völlig frei. Ihr lokales Netzwerk ist ihr eigenes Projekt, bei dem wir als Verein mit unseren Mög-lichkeiten nach besten Kräften unterstützen.Helfen Sie uns, den Rückhalt für die Bundeswehrangehö-rigen, die in weit entfernten Regionen unter Entbehrungen und Gefahren ihren Dienst für unser Land leisten, in der Bevölkerung zu stärken. Wir sind der Auffassung, dass diese Leistung Respekt und Anerkennung verdient und dass dies in unserem Land auch weithin sichtbar sein soll. Werden Sie Mitglied, Unterstützer oder sogar Botschafter von Support German Troops e.V.Bei Interesse und/oder Anregungen informieren Sie Sich auf unserer Internet-Seite oder senden Sie einfach eine Mail an den Vorstand.

Verein Support German Troops e.V.

Postanschrift:

c/o Frank Schikorra – BMVg – Fü S VI 3

Fontainengraben 150 53123 Bonn

www.support-german-

troops.de

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Der Freundeskreis hat am 23.August seine Mitgliederver-sammlung, die entsprechend der Satzung alle zwei Jahre durchzuführen ist, durchgeführt.

Die Tagesordnung umfasste den Rechenschaftsbericht des Präsidiums, die Neuwahl der Mitglieder des Präsidi-ums, die Planung der Vorhaben für das Jahr 2012 und Vorschläge zur Verbesserung der Arbeit des Freundes-kreises.

Im Rechenschaftsbericht wurde vor allem herausgestellt, dass sich der Freundeskreis für die Soldatinnen und Sol-daten und ihre Familien engagiert, die im Ausland für un-ser Land eingesetzt sind und besonders für die, die dort verwundet wurden oder gefallen sind.

Ich betonte, dass auch in Zukunft die Kontingente der Ar-tillerie jeweils eine finanzielle Unterstützung für Betreu-ungsmaßnahmen erhalten, um die kameradschaftliche Verbundenheit des Freundeskreises mit den Soldatinnen und Soldaten zu zeigen, die diesen besonderen Dienst für uns alle leisten. In dieser Art wurden die ISAF Kon-tingente des Beobachtungspanzerartilleriebataillons 131, des Artilleriebataillons 295, Panzerartilleriebataillons 215 und das KFOR Kontingent des Raketenartilleriebataillons 132 unterstützt.

Eine weitere, wichtige Aktivität des Freundeskreises ist die Würdigung der Leistungen der jungen Artilleristen in den Laufbahnlehrgängen. So wurden jeweils die Lehr-gangsbesten des Feldwebellehrganges MF, und des Offizierlehrganges 3, Stabsunteroffizier Ralf-Peter Hort und Oberfähnrich Roland Putzke, mit dem Bestpreis des Freundeskreises in diesem Jahr ausgezeichnet.

Nach dem Rechenschaftsbericht wurde das Präsidium entlastet, die Mitglieder des Präsidiums in ihrem Amt be-stätigt und folgende neu gewählt:

2. Vizepräsident Oberstabsfeldwebel Gerd Augsten,

Schriftführer Oberstabsfeldwebel Frank Arnold,

3. Beisitzer Hauptmann Hekja Pokorny

Ich dankte dem Präsidium für das ehrenamtliche Enga-gement für unsere Artillerie, ein besonderer Dank wurde Herrn Oberstleutnant Joachim Schwarz für die Führung und Aktualisierung der Internetseite unseres Freundes-kreises ausgesprochen.

Durch Vorschlag einiger Mitglieder wurde das Logo des Freundeskreises überarbeitet und ein Vorschlag – siehe obige Kopfspalte -durch Oberstleutnant Lars Kleine und Oberstleutnant Joachim Schwarz eingebracht, der die Zu-stimmung der Mitgliederversammlung erhielt.

Freundeskreis der Artillerietruppe e.V.www.Freundeskreis-Artillerietruppe.de

Generalmajor a. D. Ekkehard Richter, Präsident des Freundeskreises der Artillerietruppe

Für das Jahr 2012 wurden als Veranstaltungen vorge-schlagen:

1. Besuch der Firma Diehl BGT DEFENCE GmbH & Co. KG in NONNWEILER am 26. April, der durch unser Mitglied Frau Dr. Hausschild organisiert wird und zu dem schon jetzt eingeladen wird, eine detaillierte Einladung folgt,

2. Teilnahme am Tag der Offenen Tür der Artillerieschu-le am 19.08.2012 in IDAR- OBERSTEIN,

3. Erneute Teilnahme an der Lehrübung „NORD“ des Heeres im Herbst in MUNSTER (der Besuch in diesem Jahr, an dem auch General a. D. Wolfgang Altenburg teilnahm, war ein voller Erfolg)

Der Freundeskreis begrüßt, wenn auch mit etwas Weh-mut, die Planungen für die Artillerie in der neuen Struk-tur des Heeres. Auch durch den Einsatz des Freundes-kreises, ich hatte dies wiederholt und auch mit einem Brief an den Inspekteur des Heeres gefordert, wurde erreicht, dass die Bataillonsstruktur und die zentrale Ausbildung der Artillerie und Mörser in IDAR-OBERSTEIN erhalten bleiben. Drei der zukünftig vier erhaltenen Artilleriebatail-lone werden verlegt. Die Truppengattung hat weiterhin ihre Heimat in IDAR-OBERSTEIN. Diese Konstante ist wichtig in Zeiten des Umbruchs und der Neuausrichtung.

Mit einem dreifachen, kräftigen „Zu-Gleich“ und dem An-gebot an alle Artilleristen, Freunde der Artillerie und an die regionalen Artilleriekameradschaften, sich unserem Freundeskreis anzuschließen, um eine noch stärkere und wirkungsvollere Unterstützung unserer aktiven Artillerie zu erreichen, wünscht der Freundeskreis allen, besonders unseren Soldatinnen und Soldaten im Einsatz und deren Familien, ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein erfolg-reiches Jahr 2012.

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Verband der Reservisten der Deutschen Bundeswehr e.V.Zeppelinstraße 7 A | 53177 Bonn | Tel: 0228 / 2 59 09 - 0www.reservistenverband.de

Gemeinsam sind wir stark!Reservisten der Bundeswehr leisten unverzichtbare Beiträge für die Streitkräfte undunterstützen sie bei ihren Einsätzen im Ausland. Sie sind ein verlässlicher undkompetenter Partner! Mit einem Jahresbeitrag von nur 30 Euro können Sie Mitglied im Verband werden und die attraktiven Angebote der Reservistenarbeit nutzen.Jetzt Mitglied werden:

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Wenn irgendwo wieder mal ein Truppenteil aufgelöst wird, geht auch für einen Reservisten ein Stück militärische Heimat verloren. So erging es mir, als das Artillerieregi-ment 7 in DÜLMEN aufgelöst wurde. Viele Jahre bin ich im Stab des Regimentes ein- und ausgegangen, habe Urlaubsvertretungen gemacht, bin zu Übungsplatzauf-enthalten mitgefahren und habe meine Schulklassen zu Truppenbe-suchen in die Barbara-Kaserne gebracht. Das alles war auf einmal nicht mehr möglich.

Aber ich war einfach zu sehr Reservist und mit der Truppe auf vielfältige Art und Weise verbunden, als dass dieses „andere Leben“ nun zu Ende sein sollte. Im Zuge der Um-strukturierung und der Neuausrichtung der Bundeswehr fand sich nach kurzer Zeit ein neues Aufgabenspektrum, das sich zunächst nicht annähernd so interessant anhörte, wie es sich später herausstellte.

Der Artikel 35 Abs. 2 und 3 unseres Grundgesetzes regelt, dass die Streitkräfte bei Naturkatastrophen und beson-ders schweren Unglücksfällen eingesetzt werden können. Das war für die Bundeswehr nicht unbedingt neu, denn zuletzt hatten die Verteidigungsbezirkskommandos die-se Aufgabe inne. Die damit verbundenen Pflichten hatten bis dahin aktive Kommandeure in Nebenfunktion wahrge-nommen. Das Streitkräfteunterstützungskommando nahm und nimmt auch weiterhin die ZMZ-Aufgaben auf der Bun-desebene wahr. „Die Notwendigkeit einer Neuordnung der Zivilmilitärischen Zusammenarbeit im Inland (ZMZ/I) leitete sich aus den veränderten sicherheitspolitischen Rahmenbedingungen und damit aus der geänderten Be-drohungslage ab.“ (C.Rosenbauer/M. Kreis: Neue Wege der Bundeswehr in der Zivilmilitärischen Zusammenarbeit im Inland, in: Europäische Sicherheit 12/2005, S.42). Mit ZMZ war kein „Sparmodell“ für die den Auslandseinsätzen nachgeordneten Aufgaben vorgesehen und auch nicht eine ZMZ für den „armen Mann.“ (ebenda S. 43).

Mit dem 1.Juli 2004 begann in 10 ausgewählten Land-kreisen und einem Regierungsbezirk in RHEIN-LAND-PFALZ die Erprobung im Grundbetrieb einer neuen Struk-tur, wobei man sich seitens der Bun-deswehr durchaus der Risiken dieses Neuansatzes bewusst war. Es war der Auftakt zur Schaffung von heute insgesamt 323 Verbin-dungskommandos zu den Kreisen (KVK) und kreisfreien Städten und 29 Verbindungskommandos zu den Bezirks-regierungen. Ein gedanklicher Ansatz dabei war, dass die in den KVK’s eingesetzten Reservisten auf eine fundierte militärische Laufbahn mit einer jahrelangen Erfahrung zu-rückgreifen können und zudem in ihrer Region regionale Sachkenntnisse mitbringen und über nicht wenige per-sönliche Kontakte zu den Stadt- und Kreisverwaltungen verfügen könnten.

Von der Artillerie zurzivilmilitärischen Zusammenarbeit

Als Reservist aus dem Stab des Artillerieregiments 7 in DÜLMEN zum Leiter eines Kreisverbindungskommandos

Oberstleutnant d. R. Klaus Szonnek, Leiter Kreisverbindungskommando HERNE

Im April 2007 war es dann im Regierungsbezirk ARNS-BERG so weit. Im Beisein der HVB’s (Haupt-verwaltungs-beamten) überreichte Regierungspräsident Helmut Die-gel zusammen mit Oberst Ralf Kneflowski, Kommandeur des Landeskommandos NORDRHEIN-WESTFALEN aus DÜSSELDORF, die Urkunden an die Leiter der Kreisver-bindungskommandos für die zivilmilitärische Zusammen-arbeit (ZMZ) in seinem Regierungsbezirk. Für die Stadt HERNE habe ich diese Aufgabe übernommen.

Das Landeskommando in DÜSSELDORF und der Regi-onalplanungs- und Unterstützungstrupp sind die für uns zuständigen Dienststellen. Es legt in der jeweiligen Jah-resweisung die Ausbildungsinhalte und –vorhaben für das jeweilige Kalenderjahr vor und der Regionalplanungs- und Unterstützungstrupp in ARNSBERG ist vorrangig der An-sprechpartner für die administrativen Belange.

Zunächst bestand unser KVK aus lediglich vier Reser-visten, einem Oberstleutnant, einem Hauptmann und zwei Stabsfeldwebeln. Diese vier Kameraden machten sich unverzüglich an eine Pioniertätigkeit, die eine beson-dere Herausforderung darstellte, musste doch das KVK HERNE in möglichst kurzer Zeit personell auf insgesamt zwölf Reservisten aufwachsen. Neben dem Leiter ge-hören nämlich drei Stabsoffiziere auf dem Dienstposten eines Schichtführers, drei Offiziere als Lageoffiziere, drei Feld-webeldienstgrade als Lagefeldwebel, noch ein Sa-nitätsfeldwebel und der BeaSanStOffzZMZGesWes, bei uns ein Oberfeldarzt, zu diesem KVK HERNE.

Was leistet eigentlich der Leiter eines solchen Kreisver-bindungskommandos?• Er vertritt die Belange und Forderungen der zivilen Be-

hörden gegenüber dem Landeskom-mando.• Er vertritt allgemeine militärische Belange gegenüber

zivilen Behörden und der Öffentlichkeit.• Er berät die zivilen Dienststellen in der Katastrophen-

schutzplanung mit dem Schwerpunkt der Unterstüt-zungsmöglichkeiten der Bundeswehr.

• Er repräsentiert die Bundeswehr bei Hoheitsakten und Veranstaltungen.

• Er liefert eine Lagebeurteilung im Hinblick auf Unter-stützungsleistungen der Bundeswehr.

• Er berät den Einsatzleiter bezüglich der Möglichkeiten und Grenzen der Unterstützung durch die Bundes-wehr.

• Er informiert die zivilen Behörden über beabsichtigte Maßnahmen seitens der Bundeswehr.

• Er nimmt Unterstützungsersuchen der zivilen Seite entgegen, bewertet sie und leitet sie weiter.

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• Er wirkt bei Maßnahmen zur Unterstützung durch die Bundeswehr bei Katastrophen und be-sonders schwe-ren Unglücksfällen mit.

• Er fordert Unterstützungsleistungen der Bundeswehr an.

• Er arbeitet mit den Hilfsorganisationen im Katastro-phenschutz zusammen.

Es ist leicht einzusehen, wie schwierig unsere Aufgabe war, wenn man sich vor Augen hält, dass in der Stadt HERNE die Bundeswehr mehr oder weniger unbekannt war. Der Antrittsbesuch beim Ober-bürgermeister, der schon bei der Urkundenübergabe in ARNSBERG dabei war, ließ jedoch nicht lange auf sich warten. Kein Mitglied des KVK HERNE hätte jemals nur im Traum daran ge-dacht, dass diese Stadt mitten im Ruhrgebiet diese nicht-aktive Dienststelle der Bundeswehr so herzlich aufneh-men und so nachhaltig unterstützen würde.

Die Verantwortlichen der Kommune hatten schnell er-kannt, dass die für die Aufgabe ausgewählten Reservisten die Arbeitsbeziehungen zu den Dienststellen der zivilen Organisationen herstellen und pflegen wollten. Sie haben sie von Anfang an als kompetente Berater des Krisen-stabes bezüglich der Möglichkeiten, Verfahren und Gren-zen der Unterstützung durch die Bundeswehr während eines militä-rischen Hilfeleistungseinsatzes akzeptiert.

Die Mitwirkung durch die Stadt HERNE ist als besonders beispielhaft anzusehen. Die Vertreter der Kommune hat-ten sofort ein offenes Ohr für unsere Belange und stellten dem KVK HERNE mehrere Räume zur dauerhaften und ständigen Nutzung zur Verfügung. Die derzeit dreizehn Reservisten haben zu jeder Tages- und Nachtzeit Zutritt,

können hier Aus- und Weiterbildungen durchführen und sind zudem Nachbarn einer Einrichtung namens Lebens-hilfe. Inzwischen fühlt sich auch das Landeskom-mando in HERNE zuhause, denn es haben in der Akademie Mont-Cenis schon mehrere Tagungen stattgefunden, zu der sich alle Leiter der KVK’s mit den Sanitätsstaboffizie-ren zusammengefunden haben.

Das Mitwirken bei der zivilen Katastrophenschutzpla-nung ist maßgeblich durch die Berufsfeuerwehr HERNE eingeleitet worden. Hier wurde die erste Verbindung zu den sog. Blaulichtorganisationen her-gestellt. Der initiale Kontakt fand in den Räumen des Malteser Hilfsdienstes statt. Hier haben wir das Konzept der zivilmilitärischen Zusammenarbeit vorgestellt und konnten die Führungs-kräfte zunächst theoretisch von unseren Fähigkeiten und Absichten überzeugen. Nach und nach wurden die per-sönlichen Kontakte ausgebaut und vertieft, was beson-ders durch die traditionellen Neujahrsgespräche des THW WANNE wesentlich intensiviert werden konnte.

Die Verbindung zu den politischen Verantwortlichen ist an mehreren Stellen hergestellt. Nach einem Empfang bei Frau Ingrid Fischbach (MdB, CDU) erfolgte ein Be-such des KVK HERNE bei der Bundestagsabgeordneten in BERLIN, verbunden mit einer Führung durch den Bun-destag. Auch der Bundestagsabgeordnete der SPD, Gerd Bollmann, lud uns ein, ihn auf einem Rundgang durch seinen Wahlbezirk zu begleiten und hat uns seine Insi-derkenntnisse hinsichtlich der Geschichte des Bergbaus vermittelt.

Der Durchbruch zu einer uneingeschränkten Akzeptanz in ganz HERNE gelang zweifellos im Jahr 2010. Unter

dem Titel „koordinierte Ka-tastrophe“ kann man auf der Internetpräsenz des Lande-skommandos NORDRHEIN-WESTFALEN nachlesen, wie die Herner Hilfsorganisationen THW, ASB, DRK und MHD un-ter Führung des KVK HERNE auf dem Standortübungsplatz in AHLEN ein Katastrophen-szenario durchgespielt haben, das durch die Ideen des THW WANNE entstanden war.

Etwa 100 Beteiligte ver-legten vom Kirmesplatz in CRANGE, die Cranger Kirmes ist deutschlandweit bekannt, nach AHLEN und folgten einem vom KVK HERNE aus-gearbeiteten Marschbefehl. Dabei haben unsere Marsch-kolonnenbegleitoffiziere in zwei Kleinfahrzeugen ca. 20 Fahrzeuge überwacht und die während der Kolonnenfahrt gewonnen Erkenntnisse in AHLEN in Ausbildungsvorha-ben umgesetzt.

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In der Westfalen-Kaserne liefen jedoch nicht nur die vor-gesehene Übung, sowie die Fahrerausbildung. Ein we-sentlicher Bestandteil war auch das Erproben und das Zusammenwirken der Kommunikationsstrukturen. Hier zeigten sich deutliche Schwachstellen, die es von Seiten der Bundeswehr noch unbedingt zu beseitigen gilt. Der gelieferte Dienstlaptop für den Leiter des KVK arbeitet immer noch unzulänglich, weil es nicht möglich war, mit der Einsatzleitstelle per Email zu kommunizieren. Darü-ber hinaus fehlen weitere Kommunikationsmöglichkeiten, denn das KVK ist vom Funkverkehr der Hilfsorganisati-onen abgeschnitten und darauf angewiesen, dass eine Verbindung mit den beiden uns zur Verfügung stehenden Diensthandys hergestellt werden kann.

Eine andere, auch wichtige Art der Verbindungsaufnahme zwischen dem KVK und den Hilfsorganisationen entstand

während des Kameradschaftsabends auf dem Standort-übungsplatz. Bei Grillfleisch und gekühlten Getränken wurden auch die letzten Vorbehalte und Ressentiments gegenüber der Bundeswehr abgebaut, so dass das KVK HERNE zum Katastrophenschutz in dieser Stadt dazu ge-hört. Wenn sich jetzt noch weitere Übungen mit dem Krisenstab anschließen, ist HERNE ganz bestimmt gut aufgestellt.

Für das Jahr 2011 laufen unter Leitung des KVK HERNE wieder neue Planungen für eine weitere Katastrophen-schutzübung, die dieses Mal auf dem Übungsplatz „DORBAUM“ neben der Lützow-Kaserne in MÜNSTER-HANDORF stattfinden soll. Es gibt noch viel zu tun.

Wir vom KVK HERNE fassen es an.

Bilder:Übungsteilnehmer „Koordinierte Katastrophe“

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Im Advent des Jahres 2011 führte das Einsatz- und Ausbildungszentrum für Gebirgstragtierwesen 230 zusammen mit Musikern und Sängern der Region, zum 50. Mal, die traditionelle „Reichenhaller Stall-weihnacht“ auf.Eine auf den ersten Blick vielleicht überraschende Tat-sache für eine mit klarem militärischem Auftrag fest in die Gebirgsjägerbrigade 23 integrierte Einheit der Bun-deswehr, die aber eine lange und gewachsene Tradition widerspiegelt. Ein solch bedeutendes Jubiläum bietet gleichzeitig Anlass, auf die Geschichte der vor allem auch im Alpenraum beheimateten Krippenspiele und im Beson-deren dieser eng mit den Reichenhaller Gebirgsjägern verwurzelten Aufführung einzugehen.

Die Anfänge von Krippen- und Hirtenspielen reichen bis in das 13. Jahrhundert zurück. Der Legende nach ließ der Kirchenheilige und erste Tierschützer Franz von Assisi in einem Wald bei GRECCIO in ITALIEN 1223 das erste Mal das Weihnachtsevangelium in Form einer lebenden Krippe darstellen. Diese stimmungsvolle Form der Feier der Heiligen Messe in Anwesenheit von Tieren in einer Stallhöhle unterstreicht die Friedfertigkeit des Franz von Assisi gegenüber der gesamten Schöpfung und auch sein Geschick der vereinfachten Darstellung des Evangeliums. Entsprechend dienten im Folgenden Jahrhunderte lang Krippendarstellungen den Franziskanern wie auch den Jesuiten als anschauliches Material für die Katechese. Der Brauch, an Weihnachten eine Krippe aufzustellen, hat sich inzwischen über die ganze Welt verbreitet.

Die 50. Reichenhaller Stallweihnacht

Oberfeldveterinär d.R. PD Dr. Claus Bartmann,Einsatz- und Ausbildungszentrum für Gebirgstragtierwesen

Auch die Anfänge der Reichenhaller Stallweihnacht wa-ren bescheiden und in einem beschaulichen Rahmen. An Weihnachten 1962 feierten die Reichenhaller Tragtier-führer, vielleicht ganz unbewusst im Sinne des Franz von Assisi, zum ersten Mal gemeinsam mit ihren Haflingern und Maultieren auf der Stallgasse das Weihnachtsfest. Als einfache Ausstattung diente der, mit einem Weih-nachtsbaum geschmückte, Haferkarren.

Zu diesem Zeitpunkt gab es in BAD REICHENHALL noch keine Tragtierkompanie, sondern lediglich einen abge-setzten Tragtierzug der Tragtierkompanie in MITTEN-WALD, welche selbst die 2. Kompanie des Versorgungs-bataillons 8 war.

Die besondere Stimmung und das Gefühl der Zusam-mengehörigkeit von Mensch und Tier ließen die erste Stallweihnacht nicht nur weiterleben, sondern sich in den kommenden Jahren sogar ausdehnen. Auch Soldaten anderer Kompanien und Familienangehörige nahmen in wachsendem Umfang an der Feier teil, sodass man sich von der Stallgasse in die geräumigere Reithalle in der Ar-tilleriekaserne verlagern musste. Hier konnte dann erst-malig zu Weihnachten 1965 eine schlichte Stallhöhle und Krippe aus Rindenblättern errichtet werden. Die Darstel-lung der Geburt Christi in einem Stall als Weihnachtsbild wurde gleichzeitig szenisch mit Gesang und Volksmusik untermalt.

Ab 1967 Aufführung der Stallweihnacht in der Reithalle mit der Krippe in einem Rindenkobel.

1968 wurde in BAD REICHENHALL die eigene Tragtier-kompanie als 5. Kompanie des Gebirgsversorgungsbatail-lons 236 aufgestellt. Nicht nur die Reichenhaller Tragtier-führer wuchsen auf, sondern auch ihre Stallweihnacht.

Bei den regelmäßigen militärischen Übungen der Gebirgs-tragtierkompanie im Bereich von UNTERWÖSSEN

Der Ursprung der Reichenhaller Stallweihnacht 1962:Der mit einem Weihnachtsbaum geschmückte Haferkarren in der Stallgasse.

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entstand eine bereichernde Verbindung zu Pfarrer Franz Niegel, der dort im Biwak den Feldgottesdienst hielt. Auf dessen Idee und tatkräftiger Unterstützung basierte die Weiterentwicklung der Reichenhaller Stallweihnacht von einem statischen Bild zu einem von bodenständiger Volksmusik untermalten Krippenspiel auf der Grundlage des Lukasevangeliums.

Die besondere Atmosphäre der Stallweihnacht blieb nicht hinter dem Kasernenzaun verborgen. Ab Anfang der Siebziger Jahre wurde die Stallweihnacht auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Das ausgesprochen große Interesse erforderte nun die schrittweise Ausdeh-nung der Anzahl der Aufführungen. Die ursprüngliche Aufführung wurde um eine zusätzliche Kinderaufführung ergänzt. Inzwischen finden jeweils vier Aufführungen im Dezember jeden Jahres statt. Mussten die Besucher viele Jahre das Spiel im Stehen verfolgen, so wurde nun der jeweilige Aufbau einer Tribüne in der Reithalle zur Zeit der Stallweihnacht in Erwägung gezogen.

Eine günstige Gelegenheit ergab sich durch die Auflösung der Tragtierkompanie in MITTENWALD und den Abbau von Ställen auf dem Truppenübungsplatz MÜNSINGEN. Mit Holzplanken und Flankierbäumen aus den verwaisten Stallungen, sozusagen aus „Bordmitteln“, wurde in Ei-genleistung eine solide und über Jahrzehnte hinweg be-währte Tribüne für viele Hundert Zuschauer errichtet. Das Bühnenbild selbst erfuhr durch die Verwendung des vom Lattenberg stammenden „Brunnerkasers“ eine beeindru-ckende Aufwertung, die gleichzeitig dem Krippenspiel ei-nen besonderen alpinen Charakter verlieh und es auch heute noch tut.

Eine derartige Ausweitung erforderte auch organisato-rische und technische Anpassungen. Für die Hauptauf-führungen war eine Karten- und Platzvergabe notwendig geworden. Damit alle Zuschauer die Darbietungen mit bester Qualität verfolgen können, wurde eine zeitgemäße und professionelle Licht- und Tontechnik gelungen inte-griert.

Unzählige Personen haben sich mit größtem Engagement um die Stallweihnacht verdient gemacht. Neben den be-

teiligten Soldaten aller Dienstgradgruppen waren und sind dies vor allem die Musikanten, Sänger und Darsteller aus der heimischen Region.

Unter Kompaniechef Oberstabsveterinär Dr. von Braun-mühl entwickelte sich, beeinflusst durch Ideen und Tat-kraft des Pfarrer Franz Niegel, die Stallweihnacht zu einem Krippenspiel. Über 30 Jahre danach bis ins Jahr 2004 prägte der langjährige Dienststellenleiter, Oberfeld-veterinär Dr. Wolfram Noreisch, wie kein anderer das Ant-litz der Stallweihnacht, für deren Durchführung seitdem Oberfeldveterinär Dr. Franz von Rennenkampff verant-wortlich zeichnet.

Die Soldaten des Einsatz- und Ausbildungszentrums für Gebirgstragtierwesens leisten den gesamten Auf-bau des Bühnenbildes und der Tribüne in der Reithal-le. Unterstützt von der Gebirgsjägerbrigade 23 wird an den Aufführungstagen auch die Gesamtbetreuung der Gäste und Besucher sichergestellt. Neben einer Spiel-gruppe aus dem benachbarten WEIßBACH, den Weiß-bacher Hirtenbubn, werden als Darsteller der Hirten, der Heiligen drei Könige und des Josef Soldaten eingesetzt. Musste aber in den Gründerjahren der Stallweihnacht noch ein männlicher Soldat die Maria spielen, so folgten dann in dieser Rolle die Sekretärinnen des Dienststellen-leiters. Inzwischen erlaubt der Strukturwandel innerhalb der Bundeswehr sogar den rollengetreuen Einsatz weib-licher Soldaten.

Ein weihnachtliches Krippenspiel lebt natürlich besonders von seinen tierischen Darstellern. Durch die militärisch er-forderliche Haltung von Gebirgstragtieren kann natürlich jederzeit auf ein geeignetes Maultier als „Esel-Darsteller“ zurück gegriffen werden. Schafe und Ochse genießen allerdings, von einem einheimischen Landwirt zur Ver-fügung gestellt, als Teil des Ensembles nur während der Stallweihnachtstage in der Kaserne Aufenthaltsrecht.

Die längste Tradition als noch aktiver Teilnehmer kann si-cher der bekannte Volksmusiker und Bad Reichenhaller Stadtrat Wasti Irlinger aufweisen. Die Sänger und Musi-kanten unter der bewährten Regie des Volksmusikbeauf-tragten des Berchtesgadener Landes, Hans Auer sowie von Thomas Büchele, waren und sind eine gelungene Auswahl alpenländischer Musik auf höchstem Niveau. Alphörner, Harfen, Streich- und Blasinstrumente wie auch Sänger und Chöre umrahmen stimmungsvoll die Weih-nachtsgeschichte.

Besonders beachtet werden muss dabei, dass alle Teil-nehmer auf eine Gage verzichten. Die von den beein-druckten Zuschauern gerne geleisteten, großzügigen Spenden kommen somit seit vielen Jahren bedürftigen Personen oder gemeinnützigen Einrichtungen in der Re-gion zu Gute.

Es vermag somit kaum verwundern, dass der Ruf der Reichenhaller Stallweihnacht weit über das Alpenvorland hinaus reicht. Entsprechend wurde die Veranstaltung im Lauf der Jahrzehnte von hochrangigen Gästen aus dem zivil-öffentlichen, militärischen und geistlichen Leben wahrgenommen und besucht. Dies schließt neben den ehemaligen Verteidigungsministern Dr. Georg Leber, Volker Rühe und Dr. Franz Josef Jung sowie Verkehrs-minister Dr. Ramsauer auch mehrere Mitglieder des Bun-deskabinetts und hochrangige ausländische Gäste, die

Szene aus der heutigen Reichenhaller Stallweihnacht in der vollbesetzten Reithalle in der Artilleriekaserne.

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inmitten der mit Zuschauern vollbesetzten Reithalle die adventliche Atmosphäre auf sich einwirken ließen, ein.

Es ist daher nicht erstaunlich, dass sich die Wahrneh-mung durch die regionale und überregionale Presse in unzähligen Zeitungsberichten, aber auch Übertragungen namhafter Sender wie ZDF, ORF, BR, Radio Salzburg oder RIAS Berlin widerspiegelt.

Eine weihnachtliche Phase des Innehaltens und der Be-sinnlichkeit ist ein kleiner Ausgleich für den ansonsten oft sehr fordernden Dienst der Truppe. Die Gebirgsjäger-brigade 23 ist mit ihren Soldaten gerade in den letzten Jahren einer ständigen und hohen Belastung durch inter-nationale Einsätze und Missionen ausgesetzt. Die Durch-führung der Stallweihnacht ist für die Tragtierführer des Einsatz- und Ausbildungszentrums für Gebirgstragtier-wesen eine außergewöhnliche Aufgabe, die keinesfalls ihrem militärischen Alltag entspricht. Diese, fest in den Großverband der Gebirgsjäger integrierte Brigadeeinheit, garantiert gerade unter extremen Umweltbedingungen mit ihren Gebirgstragtieren die Versorgung der Gebirgsjäger. Als einzige Dienststelle der Bundeswehr hält sie dazu Maultiere und Haflinger, die auch in den Zeiten einer fort-schreitenden Technisierung des Militärs notwendig sind.

Der militärische Alltag der Reichenhaller Tragtierführer:Übung und Einsatz mit Tragtieren in schwierigem Gelände.

Durch eine ständige Weiterentwicklung mit Verbesserung der tragtierspezifischen Ausrüstung und des Leistungs-spektrums wird somit auch das Einsatz- und Ausbildungs-zentrum für Gebirgstragtierwesen neuen Anforderungen mehr als gerecht.

Die Reichenhaller Stallweihnacht ist und bleibt eine be-sonders stimmungsvolle, in alpenländischem Rahmen inszenierte Aufführung der Adventszeit. Nur die enge Zu-sammenarbeit zwischen den Angehörigen der Gebirgsjä-gerbrigade 23 und einheimischen Volksmusikanten lässt eine solche Darstellung möglich werden und unterstreicht gleichzeitig die feste Verwurzelung der Reichenhaller Sol-daten in der Bevölkerung.

Die Ausbildung und Konditionssteigerung von Tragtieren wird auch unter Winterbedingungen fortgeführt.

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Ich kämpf´mich zu dir durch, mein Schatz Briefe von der Heimatfront (2000-2010) Von Feldpost – Briefen von Soldaten aus dem Einsatz in die Heimat – war schon viel zu lesen. Doch wie sieht die andere Seite der Feldpost aus? Katrin Schwarz wollte wissen, was in den Briefen steht, die die Angehörigen den Soldaten im Auslandeinsatz schreiben. Frauen, Schwestern und Mütter von Soldaten vertrauten ihr über 200 Briefe aus den letzten 10 Jahren an, die sie nach Afghanistan, in den Kosovo oder auf die Schiffe der Marine geschickt hatten. Diese unbekannte Seite der Feldpost in Buchform zeigt erstmals ihre Sorgen und Sehnsüchte, und bietet einen seltenen Blick darauf, wie Auslandseinsatz und Krieg auch im Leben der Daheimgebliebenen Spuren hinterlässt „Auch   wenn   ich   ganz   gut   klar   komme,   man   merkt   doch,   dass   so   ein   Einsatz   eine  Extremsituation   ist.   Man   ist   angespannt   wie   eine   Feder,   es   fehlt   nicht   viel,   selbst  Kleinigkeiten  können  einen  aus  der  Bahn  werden  und  man  reagiert  irrational  …“  Ulrike,  29.  Oktober  2006 Nach den Etappen eines Auslandeinsatzes gestaltet, zeigt das Buch, wie sich die Angehörigen an der heimatlichen Frontlinie um Stabilität und business-as-usual bemühen, um ihrem Soldaten im Einsatz einen von privaten Sorgen freien Dienst zu ermöglichen. Ihre Briefe halten ihn über die kleinen Alltäglichkeiten auf dem Laufenden, damit der Anschluss an das zivile Leben nicht verloren geht. Sie zeigen den starken Pragmatismus und die leise Verzweiflung während der monatelangen Trennung, sie handeln von Abschiedsschmerz und Vorfreude und vom Auf und Ab der Gefühle zwischen “Mach’ Dir keine Sorgen” und “Denk’ nur nicht, es ginge mir gut ohne Dich”. Vor allem aber handeln sie von der Liebe. „Ich kämpf’ mich zu Dir durch, mein Schatz“ ist mehr als ein Buchtitel: Es ist die Haltung der Soldatenfrauen, die mit ihren Briefen eine Brücke der Zuneigung errichten, über die der Soldat während des Einsatzes gehen kann. Katrin Schwarz (Hrsg.) Ich kämpf mich zu Dir durch, mein Schatz Briefe von der Heimatfront (2000 – 2010) adatia Verlag 2011 als Broschur als Ebook ISBN: 9783940461162 ISBN: 9783940461193 Preis: € 14,90 (D) Preis € 4,99 (D)  

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Wer im Dienst der Bundeswehr steht, wird umfassend ausgebildet, praktisch wie theoretisch. Doch gerade Aus-landseinsätze erfordern oft zusätzliche Qualifikationen: interkulturelle Kompetenz, ethische Wertehaltungen und moralisches Urteilsvermögen. Wie begegne ich einem zi-vilen Umfeld mit anderen religiös und moralisch fundierten Prinzipien als den meinen? Was ändert sich durch den Einsatz privater Militärfirmen? Wie begegne ich Kindern mit Waffen?

Die vielfältigen Konflikt- und Entscheidungssituationen im Auslandseinsatz zeigen den Bedarf an verlässlichen Werten in den Streitkräften. Denn oft führt militärisches Handeln zu Konsequenzen, die nicht rückgängig gemacht werden können. Soldatinnen und Soldaten müssen im Voraus und manchmal sekundenschnell die Folgen ihres Handelns abschätzen können. Eine intensive Gewissens-bildung ist für Soldaten daher neben physischen und fach-lichen Ausbildungen von großer Bedeutung. Institutionen der Inneren Führung, der Militärseelsorge und militärische Führungskräfte müssen dazu in den Austausch treten – sei es über die Vermittlung handlungsleitender Werte oder ethisch angemessenes militärisches Führungsverhalten.

Vor diesem Hintergrund hat die katholische Militärseelsor-ge 2010 das Zentrum für ethische Bildung in den Streit-kräften (zebis) gegründet. Es unterstützt zum einen die Militärseelsorge konkret bei der didaktischen Umsetzung des „Lebenskundlichen Unterrichts“ gemäß der Zentralen Dienstvorschrift (ZDv) 10/4. Zum anderen fördert es die ethische Bildung von Soldatinnen und Soldaten, insbe-sondere derjenigen mit Führungsverantwortung, die als Multiplikatoren der ethischen Bildung in den Streitkräften fungieren. Dazu bietet das zebis unterschiedliche Veran-staltungen an, die sich sowohl an Soldatinnen und Sol-daten als auch Militärseelsorgerinnen und -seelsorger richten.

Direktorin zebis - Frau Dr. Veronika Bock

Ethik für den Ernstfall

Veranstaltungsangebote 2010 und 2011Im Mai 2011 setzte man sich im Münster-Carré in BONN mit der Frage auseinander: „Macht Töten im Krieg immer schuldig?“ Das zebis hatte dafür namhafte Gastreferenten aus Militär, Wissenschaft und Politik eingeladen, die sich den Fragen der Soldatinnen und Soldaten stellten, begin-nend mit Prof. Dr. Jeffrey McMahan, Professor für Philo-sophie an der RUTGERS UNIVERSITY in NEW JERSEY. An seine moralphilosophischen Gedanken zur Unter-scheidung vom Recht zum Krieg (jus ad bellum) und dem Recht im Krieg (jus in bello) schloss sich eine lebhafte De-batte an. Prof. McMahan sprach von der Unterscheidung zwischen „gerechten“ und „ungerechten“ Kombattanten, aus der sich auch eine unterschiedliche Rechtfertigung von militärischer Gewaltanwendung ergebe. Weitere Re-ferenten stellten militärische, völkerrechtliche, moralphi-losophische, und moraltheologische Aspekte vor. Alle Teilnehmer hatten anschließend die Möglichkeit, in Ar-beitsgruppen intensiv mit den Referenten zu diskutieren. Die Thesenpapiere der Referenten für diese Gespräche können auf der Internetseite des zebis www.zebis.eu he-runtergeladen werden.

Veranstaltungsteilnehmer aus allen Bereichen der Streitkräfte

Auch im Jahr 2010 standen spannende Themen mit inter-nationalen Gästen auf dem Programm. Bei der November-Veranstaltung zum Thema „Targeted Killing - Legitimes Töten?“ erschien neben weiteren Referenten Dr. Asa Kas-her, Professor Emeritus des Laura-Schwarz-Kipp-Lehr-stuhls der UNIVERSITÄT von TEL AVIV. Er hinterfragte provokant, ob im Kampf gegen den Terrorismus zur Ver-meidung sogenannter „Kollateralschäden“ der Schutz der gegnerischen Zivilbevölkerung tatsächlich Vorrang habe vor dem Schutz der eigenen Soldaten. Er veranschauli-chte seine Gedanken mit Beispielen aus dem israelischen Militär.

Das Zentrum für ethische Bildung in den Streitkräften (zebis) in HAMBURG unterstützt bei der Reflexion ethisch-moralischer Fragen im militärischen Alltag

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Oberleutnant Sandra Bialek studiert Sozialwissenschaften an der Universität der Bundeswehr in MÜNCHEN und ist Mitarbeiterin beim Zentrum für ethische Bildung in den Streitkräften

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Dr. Asa Kasher über gezieltes Töten beim israelischen Militär

Im Dezember gewährten Experten einen Einblick in die militärischen Erfahrungen im Umgang mit privaten Kriegsdienstleistern sowie Stellungsnahmen aus der Wissenschaft. Bei dem eintägigen Seminar konnten die Teilnehmer ihr Wissen darüber vertiefen, um sich eine ausgewogene Meinung über die Vor- und Nachteile des Einsatzes solcher privater Militärfirmen bilden zu können. Neben anschaulichen Schilderungen wurden ihnen dazu Perspektiven verschiedener wissenschaftlicher Diszipli-nen eröffnet: Lieutenant Colonel (US Army) David Barnes stellte aus philosophischer Perspektive die mit der Ein-beziehung von Kriegsdienstleistern verbundenen militä-rischen Nutzen und Risiken dar.

LTC Barnes (US-Army, li.) im Gespräch mit jungen Offizieren

Barnes ist Dozent für Philosophie an der United States Military Academy in WEST POINT im Bereich der Mili-tärethik und machte selbst zahlreiche Erfahrung in Aus-landseinsätzen. Prof. Dr. Christopher Daase von der UNIVERSITÄT FRANKFURT am Main beleuchtete den hi-storisch-politischen Hintergrund der Idee des staatlichen Gewaltmonopols, das auch in der Vergangenheit den

militärischen Einsatz von Zivilisten vorsah. Dr. Johannes Frühbauer, Dozent für theologische Ethik an der UNIVER-SITÄT LUZERN, diskutierte friedensethische Fragestel-lungen im Zusammenhang mit der Zurechenbarkeit von Verantwortung beim Einsatz privater Militärdienstleister.

Ausblick auf 2012Auch 2012 wird es wieder interessante, ethische Weiter-bildungsangebote für Soldatinnen und Soldaten beim ze-bis geben. Sie zielen auf die Reflexion eigener Wertorien-tierungen, indem aktuelle militärethische Problematiken aufgegriffen, aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Perspektiven beleuchtet und diskutiert werden. Beson-ders die Aktualität der gewählten Themen, die Vielfalt bei der Auswahl der Experten und das Spektrum der Teil-nehmer soll es den einzelnen Soldatinnen und Soldaten ermöglichen, den Erfahrungshorizont zu erweitern, neue Perspektiven kennen zu lernen und anhand eines aktu-ellen Themas mit Gesprächspartnern aus dem Militär und der Wissenschaft ins Gespräch zu kommen.

Für das erste, im Mai geplante Thema werden wieder Re-ferenten aus dem Ausland erwartet. Es lautet: „Responsi-bility to Protect – wofür kämpfen deutsche Soldaten?“. Im Oktober 2012 soll es dann um „Kollateralschäden durch militärisches Handeln“ gehen. Wie immer werden die The-men von Experten und Teilnehmern aus militärischer, völ-kerrechtlicher und ethischer Perspektive diskutiert.

Vom 2. bis 6. Juni 2012 findet in HAMBURG ein friedens-ethischer Fortbildungskurs statt, bei dem das Grund-satzpapier der deutschen Bischöfe zum Terrorismus im Mittelpunkt stehen wird. Ausführliche Informationen zu

allen Veranstaltungen werden frühzeitig auf der Website des zebis (www.zebis.eu) ausge-schrieben, über die auch eine online-Anmel-dung möglich ist.

Zentrum für ethische Bildung in den StreitkräftenInstitut für Theologie und FriedenHerrengraben 4D-20459 Hamburgwww.zebis.euWeitere Informationen, Anmeldungen für Veranstaltungen und den Newsletter:[email protected].: (040) 67 08 59 51

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Zuallererst ein ganz dickes Dankeschön an die Stadt HESSISCH LICHTENAU mit Bürgermeister Jürgen Her-wig an der Spitze. Soweit uns bekannt ist, gibt es keine weitere ehemalige Garnisonstadt in DEUTSCHLAND, die für ihre früheren Soldaten im Zwei-Jahres-Turnus ein Sol-datentreffen nicht nur organisiert, sondern auch einen Teil der Kosten trägt. Klar, dass ein Großteil der vorbereiten-den Arbeit von den Vertretern der Truppenteile geleistet wird, aber bei der ersten Sitzung des Arbeitskreises war der Bürgermeister bisher immer dabei und die Verwaltung hat den Arbeitskreis in hervorragender Weise unterstützt. Schließlich hat die Stadt ja auch 44 Jahre von den in der Blücher-Kaserne stationierten Truppenteilen profitiert.

Über 120 ehemalige Soldaten, Zivilangestellte der Truppen-teile und der Standortverwaltung sowie Vertreter der frühe-ren Patengemeinden waren der Einladung gefolgt und ha-ben am 26./ 27. August 2011 einige einige unvergessliche Stunden in ihrer früheren militärischen Heimat verbracht.

Gruppenbild

Erster Programmpunkt war am Nachmittag des Freitag eine Rundfahrt mit dem Bus durch HIRSCHHAGEN auf dem erst im Jahr 2011 eröffneten „Themenweg HIRSCH-HAGEN“. Gerold Kunert, Mitglied des Geschichtsvereins HESSISCH LICHTENAU, stand den rund 40 Besuchern als kompetenter Gästeführer zur Verfügung. Eingeweihte kennen den Hintergrund, für alle anderen Leser sei hier kurz erklärt, dass das heutige Industriegebiet HIRSCH-HAGEN im Dritten Reich eine Munitionsfabrik war.

3. Hessisch Lichtenauer Soldatentreffen wieder ein

voller Erfolg

Oberstleutnant a. D./d. R. Bernd Quittkat ist Mitglied des Freundeskreises der Artillerietruppe

Erinnerungstafelrechts Oberstleutnant a. D. Eberhard Brauns (2. Kommandeur Panzerartil-leriebataillon 2)

Alte Lichtenauer sprechen auch nur vom „Werk“, wenn sie HIRSCHHAGEN meinen. Neben vielen Arbeitnehmern aus der nä-heren Umgebung waren dort auch eine Großzahl, man spricht von über 1500, jüdischen Zwangsar-beiterinnen eingesetzt. Schließ-lich befand sich in HESSISCH LICHTENAU von 1944 – 1945 ein Außenlager des Konzentrations-lagers BUCHENWALD, wahrlich nichts, auf das man stolz sein könnte. Umso wichtiger erscheint es, dass dieser dunkle Teil der Ge-schichte jetzt auch aufgearbeitet ist und dem Besucher dieser The-menweg zur Verfügung steht.

Ebenfalls am Nachmittag wurde am Tor der früheren Blü-cher-Kaserne zur Erinnerung an „alle“ jemals dort statio-nierten Trupptenteile (Verbände und selbstständige Ein-heiten ) eine Tafel angebracht. Diese Tafel enthält eine Liste der Truppenteile mit den Zeiträumen der Stationie-rung.

Um 19.00 Uhr begann dann der Höhepunkt des Treffens, der traditionelle Kameradschaftsabend mit rustikalem Bü-fett. Ranghöchster Teilnehmer war in diesem Jahr Gene-ralmajor a. D. Rolf Baumgärtel, ein früherer Kommandeur des Panzerbataillons 54.

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Generalmajor a. D. Rolf Baumgärtel mit Gemahlin

Nach den Grußworten durch Bürgermeister Herwig und den letzten Standortältesten, Oberstleutnant Thomas Milster, und dem Essen, das von der schmackhaften Vor-suppe, über reichhaltige Hauptspeisen bis zum Dessert keine Wünsche offen ließ, traten die Mülmischspatzen aus QUENTEL, frühere Patengemeinde der 3./ Panzer-artilleriebataillon 2, unter Leitung des damaligen Batterie-feldwebels Bernd Diederich mit einer kabarettistischen Einlage auf. Klar, dass neben dem Tagesbezug die Bun-deswehr in ihren Texten nicht zu kurz kam. Tosender Bei-fall war der Dank des Publikums.

Am späten Abend hatte sich in einer Ecke des Saales eine größere Gruppe von ehemaligen Angehörigen des Panzerartilleriebataillons 2, sozusagen der harte Kern, zusammengefunden. Es gab viel zu erzählen, schließ-lich hatten sich einige Kameraden seit der Schließung des Standortes im Dezember 2006 nicht mehr gese-hen. Erst weit nach Mitternacht suchte man die Nacht-quartiere auf.

Immerhin noch rund 40 Teilnehmer trafen sich am Sams-tagmorgen um 10.00 Uhr zum Katerfrühstück im Bürger-haus. Zum Abschied erklärte der Vorsitzende des Ar-beitskreises „Soldatentreffen“, Oberstleutnant a. D. Bernd Quittkat den Teilnehmern, dass Bürgermeister Herwig, so er denn 2012 wieder gewählt würde, auch für das 4. Hessisch Lichtenauer Soldatentreffen am 30. / 31. August 2013 seine Unterstützung zugesagt habe.

Freuen wir uns auf das 4. Hessisch Lichtenauer Soldaten-treffen am 30. / 31. August 2013.

Begrüßung durch Bürgermeister Herwig

Gruppenfoto: Gert MerkelÜbrige Fotos: Bernd Quittkat

Weitere Fotos ehältlich über:bundeswehr.hessisch-lichtenau.de

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Anekdoten

Oberstleutnant Diplom-Pädagoge Thomas Hör ist S3- Stabsoffizier der Artillerieschule und verantwortlicher Redakteur der Truppengattungszeitschrift ZU GLEICH

Menschenführung – damals, Teil 1Der Batteriechef hatte gerade sein Dienstzimmer betre-ten, als der Spieß nachfragte, ob der Gefreite Crescen-tini gleich ein dringendes Anliegen vorbringen könne. Massimo Crescentini war damals in den achtziger Jah-ren ein Wehrpflichtiger (W15) mit Migrationshintergrund, wie es heute politisch korrekt heißt. Schlitzohrig wie viele damals, aber man konnte sich auf ihn verlassen, wenn’s d’rauf ankam.

Crescentini meldete mit unstetem Blick, er habe „dem Bretzing heit Morje enne uffs Maul g’haue“. Eine vernünf-tige Begründung für diese Handgreiflichkeit konnte oder wollte Crescentini nicht einfallen. Verwundert über die förmliche Meldung dieser mehr oder weniger „internen Angelegenheit“, Bretzing und Crescentini waren befreun-det, fragte der Batteriechef, was ihn denn jetzt zu dieser Meldung veranlasst habe; er kannte ja seine Pappenhei-mer. „De Bretzing sitzt jetzt beim Zoaarzt,“ kam die Ant-wort kleinlaut zurück.

Der Chef ließ den Gefreiten wegtreten und griff zum Te-lefon. Er fragte auf der Zahnstation nach, ob sich ein Ge-freiter Bretzing zahnkrank gemeldet habe. Der sei gera-de in Behandlung, ließ ihn das Geschäftszimmer wissen. „Richten Sie ihm aus, dass er sich nach Rückkehr sofort bei seinem Batteriechef zu melden hat“, knurrte der in den Hörer und legte auf.

Geraume Zeit später stand der Gefreite Bretzing in der Tür und meldete sich wie befohlen. Er war deutlich lä-diert. Seine weißblonden Haare, die helle Haut und die hellblauen Augen betonten eine blaurote Schwellung, die Mund und untere Gesichtshälfte verunstaltete. Na-del und Faden waren zum Einsatz gekommen. „Bretzing, wie ist das denn passiert?“, fragte der Batteriechef mit ernster Miene. „Isch bin die Drebbe nuff g’falle“, klang es undeutlich. „Na dann“, erwiderte der Hauptmann, „gute Besserung“, und befahl ihm, sich bei seinem Zugführer zu melden.

Der Batteriechef fuhr anschließend zur Dienstaufsicht auf den Standortübungsplatz in dem guten Gefühl, dass Kameradschaft und Inneres Gefüge in der Batterie offen-sichtlich in Ordnung waren.

Menschenführung – damals, Teil 2Im Studentenfachbereich Pädagogik war der zu beför-dernde Jahrgang vollzählig angetreten. Bevor die künf-tigen Oberfähnriche dran waren, musste ein ehemaliger Reserveoffizier des Jahrgangs außer der Reihe befördert werden. Nachdem der Oberfähnrich vorgetreten war, er-nannte ihn der Studentenfachbereichsleiter im Namen der Bundesrepublik Deutschland zum Leutnant. Während er ihm die Hand schüttelte und nett gratulierte, sagte er: „Sie wissen ja, Herr F., bei der Bundeswehr beginnt der Mensch erst beim Leutnant,“ sprachs und nahm dem Stu-dentenfachbereichsfeldwebel (Spieß) die Beförderungs-urkunde aus der Hand, um sie zu überreichen. Die an-getretenen Noch-Fähnriche schauten erschrocken auf die Szenerie. Dem in Ehren ergrauten Spieß waren sämtliche Gesichtszüge eingefroren.

Menschenführung – damals, Teil 3Das quartalsmäßige Abendessen der Offiziere mit Damen stand wieder einmal bevor. Der Stellvertreter nahm nach der Chefbesprechung den Chef der 3./-, Fähnrichsoffizier des Bataillons, zur Seite: „Schauen Sie doch ̀ mal, ob nicht einer unserer Fähnriche an diesem Abendessen teilneh-men will.“ Auf dem Rückweg vom Bataillonsstab wurde Hauptmann H. schnell klar, dass kein junger Kerl freiwillig an so einer Veranstaltung teilnehmen würde. Im Batterie-gebäude angekommen, ließ der Chef alle fünf Fähnriche zu sich kommen. „Nächste Woche, Freitag, 18:30 Uhr, vor dem Batteriegebäude, kleiner Dienstanzug, weißes Hemd – ich hole sie hier ab zum gemeinsamen Abendessen des Offizierkorps mit Damen, noch Fragen, ….., wegtreten.“

Gesagt, getan, an besagtem Abend erschien der Chef 3./- mit seiner Frau und den fünf Fähnrichen im Schlepp zum obligatorischen Eröffnungs-Sherry. Flüsternd zog der Stellvertreter den Hauptmann aus dem Gewimmel: „Mensch, wie haben Sie denn das hingekriegt?“ „Ich hab’s befohlen,“ erwiderte der Batteriechef grinsend. Major G. schnappte nach Luft, „nein, so war das doch nicht ge-meint.“ Als der Abend vorbei war hatten die Fähnriche ih-ren „Schnupperkurs“ verdaut und waren angenehm über-rascht. Sie hatten sich das alles steifer vorgestellt.

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Sorgenkinder*

Bundeswehr Sozialwerk

Wir sind das Sozialwerk der Bundeswehr. Deshalb en-gagieren wir uns seit mehr als 45 Jahren für die Men-schen in der Bundeswehr – und für deren Familien. Was mit Erholungsheimen begann, ist heute zu einem brei-ten Spektrum an sozialen Angeboten ausgebaut: Z. B. für Familien, die von einem Auslandseinsatz betroffen sind, Eltern mit behinderten Kindern und vielem mehr. Darüber hinaus kann man mit uns auch ganz normal in den Urlaub fahren. Mit dem kleinen Unterschied, dass wir immer etwas sozialer und freundlicher sind.

Spendenkonto: Konto-Nr. 7065001Bank für Sozialwirtschaft (BLZ: 370 205 00)

Unterstützen Sie uns durch Ihre Spende oder werden Sie – für nur Euro 2, 50 monatlich – Mitglied im Bun-deswehr Sozialwerk.

Sorgenkinder ganz sorgenfrei. Denn bei unseren Er-holungsfreizeiten gilt: individuelle Betreuung 1 : 1, rundum 24 Stunden. Darauf haben sich unserere Be-treuer/innen intensiv vorbereitet. Extra hohe Kosten brauchen Eltern aber nicht zu fürchten. Im Gegenteil: Damit auch sie mal alle Sorgen vergessen, bieten wir ih-nen zur gleichen Zeit Urlaub in einem unserer Häuser.

Kontakt:Telefon: 0228. 947 - 2400 - 401E-Mail: [email protected]

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www.bundeswehr-sozialwerk.de

ZU GLEICH 2 / 2011

Die Zeitschrift der deutschen Artillerie „ZU GLEICH“ und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts ist ohne Zustimmung des Kommandeurs der Artille-rieschule und Generals der Artillerietruppe und ohne Zustimmung von Hermes•Medien UG (haftungsbeschränkt) unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Inhalte, Meinungen und Bewertungen geben nicht zwingend die Auffassung des Federführers oder des verantwortlichen Redakteurs wieder.Seit der Ausgabe 1/2009 wird die gesamte Zeitschrift der Artillerietruppe „ZU GLEICH“ auch über die Internetseite des Freundeskreises der Artillerietruppe e.V. unter dem Link: www.freundeskreis-artillerietruppe.de und dort unter „ZU GLEICH“ veröffentlicht. Der Urheberrechtschutz für die Zeitschrift der deutschen Artillerie „ZU GLEICH“ gilt insgesamt auch auf den Interneseiten des Freundeskreises der Artillerie e. V..© Hermes•Medien UG (haftungsbeschränkt)

Oberstleutnant Dipl.-Päd. Thomas HörAm Rilchenberg 3055743 Idar-ObersteinTelefon: 06781 / 51 - 1293 / 1291FspNBw: 4710 1293 / 1291Telefax: 06781 / 51 - 1555E-Mail: [email protected]

Verantwortlich für Inhalt und Redaktion:

Impressum„ZU GLEICH“ wird unter Federführung des Kommandeurs der Artillerieschule und Generals der Artillerietruppe, Herrn Brigadegeneral Dipl.-Betrw. Heribert Hupka, für die Soldaten und zivilen Bediensteten der Dienststellen der deutschen Artillerie sowie anderer Ein-richtungen der Bundeswehr gestaltet, hergestellt und distribuiert.

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Projektmanagement: Oberstleutnant a. D. Herbert BollingerTelefon: 0171 / 99 49 902E-Mail: [email protected]

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Aus der Redaktion, in eigener Sache

Die Redaktion bedankt sich wie immer bei all denen für die gute Zusammenarbeit, die zum Gelingen dieser Ausgabe beigetragen haben. Die Verbände werden gebeten, die ZU GLEICH weiterhin durch interessante Beiträge mit Leben zu erfüllen.

Zum Heft 1/2012:Der nächste Vorlagetermin bei der Redaktion ist der 16. März 2012. Im Sinne einer vorausschauenden Planung ist es erforderlich, vorgesehene Beiträge mit Thema bis zum 17. Februar anzuzeigen. Um Be-achtung dieses Verfahrens wird dringend gebeten.Neben Text und Bildern werden Angaben zum Autor benötigt. Dabei ist Text als word-Datei, Bilder sind getrennt vom Text als jpg- oder pdf-Datei möglichst mit 300dpi Auflösung einzureichen.

Wir prüfen gerne auch Beiträge von Kameraden, die der-zeit außerhalb der Truppengattung „in der Diaspora un-terwegs“ sind.

Alle Autoren werden gebeten, frühzeitig mit der Redakti-on Verbindung aufzunehmen.

Artillerie im „Netz“www.deutschesheer.de/portal/a/ha/dienststell/artschuwww.freundeskreis-artillerietruppe.deHier finden Sie die online-Version unserer ZU GLEICH.Die Einwilligung zur Erhebung personenbezogener Da-ten gem. §§ 4, 4a BDSG als Voraussetzung für den Di-rektversand steht hier als pdf-Download zur Verfügung.www.artilleristen-vom-klotz.dewww.ohgio.dewww.uk-arts.de

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Nachdem am 13.05.2011 zwischen dem Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung (BWB) und der Krauss-Maffei Wegmann GmbH & Co. KG (KMW) der Serienvertrag über eine weitere Umrüstung von 16 Raketenwerfern un-terzeichnet wurde, nahm das Programm auch internation-al Fahrt auf.

Am 11. August 2011 wurde eine Regierungsvereinbarung zwischen den verschiedenen Beschaffungsbehörden von Deutschland (BWB), Italien (DAT) und Frankreich (DGA) über die gemeinsame Durchführung des MLRS-Upgrade Programms unterzeichnet.

Dieses Memorandum of Understanding (kurz MoU) er-möglichte eine vertragliche Ausdehnung des deutschen Umrüstungsvertrages auf die Nationen Italien und Frankreich. Für Italien sind 21 und für Frankreich 13 Raketenwerfer zur Umrüstung vorgesehen.

Auch für den ausländischen Umrüstungsanteil agiert das BWB, für das italienische „Direzione Generale Armamenti Terrestri ” (DAT) und der französischen „Direction générale de l’armement“ (DGA), als ausführende Behörde. Krauss-Maffei Wegmann ist der industrielle Generalauftragnehmer. Die Vertragsunterzeichnung fand, unter Beisein der inter-nationalen Partner, am 08.09.2011 in Koblenz statt.

Durch diesen Vertragszusammenschluss ist nun auch das schon eingespielte internationale Industrieteam ge-meinsam mit am Start. Bereits im Jahr 2003 wurden die Firmen EDAS Deutschland, Thales France, Thales Italia und Krauss-Maffei Wegmann mit der Entwicklung des neuen europäischen Feuerleitsystems (EFCS) durch das BWB als ausführende Behörde für Frankreich, Italien und Deutschland beauftragt, welches 2006 erfolgreich abge-schlossen wurde. Das elektrische Antriebssystem (ELDS)

und die neue Feuerlöschanlage (FLA) entwickelte KMW parallel zum EFCS, seinerzeit aber noch als rein deutsche Entwicklungsleistung.

Der italienische und französische Umrüstungsumfang basiert, mit kleineren Abweichungen, im Wesentlichen auf dem deutschen MARS II-Konstruktionsstand (Stand Abschluss MARS II-Vorserienphase).

Da zu dem Projekt MARS II in der Ausgabe „Zugleich 1/2011“ bereits ausführlich berichtet wurde, beschränkt sich die nachfolgende Ausführung allein auf den auslän-dischen Umrüstungsumfang:

MLRS improved (IT)Der italienische Raketenwerfer, nach der Umrüstung MLRS improved genannt, erhält wie MARS II die neuen Systemkomponenten:- EFCS - europäisches Feuerleitsystem- ELDS - elektrisches Richtantriebssystem- FLA - Feuerlöschanlage.

Zusätzlich wird der MLRS improved mit dem neuen ital-ienischen Funkgerätesatz SINCGARS ausgestattet. Das EFCS erhält eine Adaption an das italienische Feuer-leitsystem SIF (Sistema Impiego del Fuoco), basierend auf den European Interface Control Documents (EURO ICD).

KMW wird für den italienischen Umrüstungsumfang durchdie CASSIDIAN Systems - EADS Deutschland GmbH (Lieferanteil Main Control Unit [MCU] als Feuerleitrechner und Precision Navigation Unit [PNU] als Navigationseinheit) unterstützt.Die Umrüstungstätigkeiten auf MLRS improved selbst fin-den in Italien statt. Als nationaler Integrator wurde Thales

Italia ausgesucht, die produktionstech-nisch durch die Firma ARIS (Turin) hi-erbei unterstützt wird. ARIS agiert als Unterauftragnehmer der Thales Italia. Der Knowhow-Transfer von KMW nach Thales Italia hat bereits begonnen.

Die Auslieferung der italienischen MLRS improved beginnt im Dezember 2012 und soll bis Oktober 2014 abge-schlossen sein.

LRU (FR) Das französische Kampfwerterhaltungs-programm wird unter der Projekt be-zeichnung „LRU“ (Lance-roquette uni-taire) geführt und beinhaltet zwei Inte-grationsphasen.

Die erste Integrationsphase findet in der deutschen Produktionslinie bei KMW statt. In diesem Schritt wird der französische Raketenwerfer mit den

Umrüstungsvorhaben MARS II – Ein weiteres Kapitel in der Erfolgsgeschichte des MLRS-Programms

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neuen Systemkomponenten - EFCS europäisches Feuerleitsystem- ELDS - elektrisches Richtantriebssystem

ausgestattet. Die Einbringung der Feuerlöschanlage (FLA) in den französischen Werfer ist derzeitig nicht unter Auftrag.

Nach erfolgreicher Ausgangsprüfung bei KMW wird der Werfer zur zweiten Integrationsphase in die französische Produktionsstätte zu Thales France überführt. Hier erhält der Raketenwerfer zusätzlich

- eine Einbringung von Ergonomiemaßnahmen wie Kühlanlage, Sitze, Staukästen, Staunetze etc.

- die Einrüstung des nationalen Funkgerätes „PR4G“ - die Einrüstung einer neuen internen

Kommunikationsanlage (ELNO).

Das EFCS im LRU erhält eine Adaption an das franzö-sische Feuerleitsystem, ebenfalls basierend auf den EURO ICD.

KMW wird bei der französischen Kampfwerterhaltung durch die CASSIDIAN Systems - EADS Deutschland GmbH (Lieferung von MCU und PNU), der CASSIDIAN France (Entwicklung & Lieferung der zusätzlichen Ergonomiemaßnahmen) und der Thales France (als fran-zösischer Integrator der Integrationsphase 2) unterstützt.

CASSIDIAN France agiert als Unterauftragnehmer der EADS Deutschland GmbH.

Die Auslieferungsphase der französischen RakWerfer ist für Mai 2013 bis Juni 2014 definiert.

Synergieeffekte Durch die Verknüpfung aller drei Kampfwerterhaltungs-programme konnte eine erhebliche Kostendreduzierung für jedes der drei einzelnen Projekte erreicht werden.

Auch für die Nutzungsphase gibt es noch offene Themen, die eine Fortführung der internationalen Kooperation zwischen BWB, DAT und DGA interessant erscheinen las-sen könnte:

Eine (Teil-)Nutzung der in Deutschland zurzeit in Er-stellung befindlichen „interaktiven elektronischen tech-nischen Dokumentation (IETD)“, eine spätere gemeinsame Versorgung gleichartiger Ersatzteile sowie eine Zusam-menarbeit im Rahmen der Baugruppeninstandsetzung und der Konfigurationsverwaltung könnte für alle drei Nationen positive finanzielle Auswirkungen durch Synergieeffekte hervorbringen.

Autor: Tino H. Mergard Technischer Abteilungsleiter MLRSKrauss-Maffei Wegmann GmbH & Co. KG August-Bode-Strasse 1D-34127 KasselTelefon: +49 561 105 2039Telefax: +49 561 105 2710E-Mail: [email protected]: www.kmweg.de

01.3 ASIO ZG 02-2011 - szenaris - Stand 07.12.2011 - 14.30 Uhr

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Die erste umfangreiche Kampagne zur Demonstration eines WABEP-Systemverbunds hat Rheinmetall Defence in Zusammenarbeit mit dem Partner Israel Aerospace Industries (IAI) vor kurzem erfolgreich abgeschlossen. Die Versuche dienten der grundsätzlichen technisch-en Erprobung der Funktionskette von Aufklärung und Wirkung, die ein unbemanntes, taktisches Drohnensystem bei der Bundeswehr künftig bereitstellen soll.

Das derzeit bei Rheinmetall in der Projektierung befind-liche System WABEP („Wirksystem zur abstandsfähigen Bekämpfung von Einzel- und Punktzielen“) ist als Verbund aus der in die Bundeswehr eingeführten unbemannten Aufklärungsdrohne KZO und einem Wirkmittel „Harop“ des Herstellers IAI ausgelegt. Während das mit einem ho-chwertigen Kamerasystem bestückte KZO („Kleinfluggerät Zielortung“) in dieser Kombination für die Aufklärung und Identifikation von Zielen zuständig sein wird, übernimmt das Fluggerät Harop als Waffe die präzise Bekämpfung des zugewiesenen Feindobjekts und zerstört sich dabei selbst.

Nach den erfolgreich durchgeführten Flugversuchen als Abschluss der industriellen Funktionsüberprüfungen wurde inzwischen auch die abschließende Demons tra-tionskampagne unter Beteiligung der Bundeswehr erfolg-reich durchgeführt.

Bei den industriellen Erprobungsflügen wur den die Wirk drohne Harop und die Aufklärungs- und Daten-funkkomponenten des Rheinmetall KZO Systems im Flug vernetzt betrieben, wobei die Aufklärungs- und Daten-funkkomponenten einschließlich des neu entwickelten

Relaissystems für Testzwecke in den Erprobungsträger Opale eingerüstet waren. Opale basiert auf dem zweimo-torigen Zivilflugzeug Diamond DA42.

Harop zeichnet sich durch eine hohe Loiterfähigkeit – eine lange Verweildauer im Luftraum des Einsatzgebietes – aus und kann hochpräzise, reaktionsschnell und lag-eangepasst gegen aufgeklärte Hochwertziele einge-setzt werden. Im Verbund mit KZO ist ein Abbruch der Bekämpfung bis kurz vor der Wirkung im Ziel möglich. Diese Fähigkeit und die hohe Präzision führen zu einer signifikanten Reduzierung des Risikos so genannter Kollateralschäden.

Im Rahmen der jetzt durchgeführten Flugversuche wurde erstmals – und in unterschiedlichen Einsatzszenarien – der Austausch von taktischen Daten, Zielinformationen und Sensorbildern zwischen den beiden Bodenkontrollstationen von Harop und KZO realisiert. Im Mittelpunkt der Tests stand auch der Funktionsnachweis für die Übermittlung von Harop-Daten und Livevideos, die über das in der KZO-Opale Komponente integrierte Datenfunkrelais ge-führt wurden.

Eine Vielzahl von Geländemerkmalen, Infrastruktur, statischen und bewegten Zielen wurden dabei auf-geklärt, identifiziert und als Zieldatensätze über die Verbundsystemrechner an das Wirkmittel Harop über-mittelt. Mittels dieser Daten wurde Harop dann zum Ziel geführt. Entsprechend dem zukünftigen operationellen Verbundeinsatz wurde vor Freigabe der Zielbekämpfung eine Zielverifikation in beiden Bodenstationen durchge-führt.

Unbemannte Aufklärung und Wirkung im Verbund:WABEP-Demonstratorflüge erfolgreich abgeschlossen

Kontakt: Dipl.-Wi.-Ing. Björn SymankRheinmetall Defence Electronics GmbHBereich FlugsystemeTelefon: +49 421 457 01E-Mail: [email protected]: www.rheinmetall-defence.com

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Dienstorientierte Architekturen und Kommerzialisierung sind Schlagworte, die derzeit häufig im Zusammenhang mit der Realisierung des IT-Systems der Bundeswehr (IT-SysBw) genannt werden. Was genau bedeutet die-ser Trend für den relativ jungen Anwendungsfall der Streitkräftegemeinsamen Taktischen Feuerunterstützung (STF)?

SystemlandschaftBetrachtet man beispielsweise die Systemlandschaft einer Joint Fire Support Coordination Group (JFSCG), so ist festzustellen, dass diese aus einem heterogenen, nur teilweise miteinander vernetzten Systemverbund besteht, der einzelne Dienste mehrfach abbildet. Kollaboration ist nur auf Umwegen und unter Nutzung der so genannten „Humanoiden Drehstuhlschnittstelle“ möglich. Betrachtet man als weiteres Beispiel das Combined Joint Operation Centre (CJOC) des Regional Commands (RC) North in Afghanistan, so wird einem durch die Fülle an Informations- und Kommunikationsplattformen schnell bewusst, welche besondere Rolle heute Integration und Interoperabilität spielen. Monolithische Insellösungen bieten in diesem komplexen Umfeld nur wenig Mehrwert und verlieren schnell an Akzeptanz beim Nutzer. Des Weiteren bauen die Systeme in Nutzung/Planung oftmals auf schmalbandige Kommunikationsmittel auf. Sie wurden primär für einen Einsatz im Felde in der Landes- und Bündnisverteidigung entwickelt – was teilweise konträr zum Einsatz auf einem

modernen Brigadegefechtsstand mit entsprechender Einsatzinfrastruktur im heutigen Missionsspektrum steht.

Anforderungen Betrachtet man zivile Bereiche in einem sicherheitskri-tischen Umfeld, so kann man immer mehr Parallelen in den

Feuerunterstützung als Service am Beispiel von SmartCollaboration@JointFires®

Abb 1 - Integration und Interoperabilität im Gesamtsystem

Abb 2 - Screenshot SmartCollaboration@JointFires®

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Abläufen und Arbeitsweisen von einem zivilen Operator eines Control Centres (bspw. Flugsicherung, Rettungsleitstelle) und dem militärischen Gefechtsstandpersonal (bspw. JFSCG) finden. Der Aspekt einer optimalen Mensch-Maschine-Schnittelle, und die damit eng verbundene in-tuitive Bedienbarkeit, muss bei heutigen Entwicklungen im Fokus stehen. Erst daraus resultieren eine hohe Nutzerakzeptanz, eine Beschleunigung von Abläufen und die sichere Bedienbarkeit in Stresssituationen. Moderne Führungssysteme sollten das Lagebewusstsein ver-bessern und den Nutzer in seinem Workflow nachhaltig un-terstützen - vor allem sollten sie nicht weitere Komplexität erzeugen.

FREQUENTIS LösungFrequentis hat mit SmartCollaboration@JointFires® einen innovativen, rollenbasierten Kollaborations- und Entscheidungsunterstützungsdienst entwickelt. Auf Ba-sis der weltweit im Einsatz befindlichen smartStrips®, ist die Applikation eine reine Softwarelösung und damit komplementär zu den Systemen in Nutzung und Planung angelegt – prinzipiell nutzbar auf bereits vorhandenen Plattformen (Siehe Abb. 1). Fokussierter Einsatzort ist die JFSCG, wobei Modularität und Skalierbarkeit eine Erweiterung der Systemarchitektur, horizontal (weit-ere Zellen innerhalb des Stabes) und vertikal (unter- und übergeordnete STF-Elemente), ermöglichen. Die Nutzung offener, dienstorientierter Architekturen und kommerzieller Standards erlauben einerseits die flexible Anpassung an Nutzervorgaben, andererseits die flex-ible Anpassung an die spezifischen Kriterien und die dy-namischen Anforderungen des Einsatzes (bspw. Rules of Engagement). Diese Skalierbarkeit entspricht der Forderung nach „Smart Defence“ – also Mehr (Leistung) für Weniger (Geld) – und ist deshalb in wirtschaftlicher und operationeller Hinsicht ein zukunftsfähiger Ansatz. SmartCollaboration@JointFires® ist keine Studie, sondern die Adaption eines bereits weltweit im Einsatz befindlichen Produktes auf den spezifischen Anwendungsfall der STF. Folglich verfügt die Lösung über einen hohen Reifegrad und schnelle Realisierbarkeit.

InteroperabilitätBei der Erprobung des Demonstrators mit Kunden wurde deutlich, dass eine weitere „Insellösung“ keinen

Mehrwert bietet. Deshalb kann SmartCollaboration@JointFires® zum einen als Dienst in bestehende Plattformen integriert werden, zum anderen über Schnittstellen ein au-tomatisierter Informationsaustausch mit Systemen in Nutzung/Planung si-chergestellt werden. Als Beispiel hi-erfür wurde innerhalb kürzester Zeit eine Schnittstelle zu den SitaWare Produkten der Fa. SYSTEMATIC realisiert, welche integraler Bestandteil des deutschen Anteils des Afghanistan Mission Networks (AMN) sind. Weitere Integrationen und Schnittstellen befinden sich der-zeit in der Entwicklung.

AufwuchspotenzialSmartCollaboration@JointFires® bietet ein enormes Auf wuchs-potenzial. Der Demonstrator wurde bereits auf die Erfordernisse der ak-tuellen Einsätze angepasst, indem

z.B. Luftraumkoordi nierungsmaßnahmen und die Rules of Engagement als Teil des Prozesses ergänzt wurden. Die Hinterlegung von Checklisten oder Battledrills gemäß Nutzervorgaben sind schnell und kostengünstig realisier-bar. Eine Erweiterung durch integrierte hochverfügbare Sprachkommunikation als Dienst sowie leistungs-fähige Aufzeichnungsfunktionen zur Verbesserung der Justiziabilität sind nur zwei weitere Beispiele aus den Kernkompetenzen von Frequentis, die das gewaltige Potenzial der Applikation verdeutlichen.

AusblickInsgesamt erfüllt SmartCollaboration@JointFires® alle Forderungen an das IT-SysBw, und könnte eine Fähigkeitslücke zeitnah und kostengünstig schließen. Darüber hinaus kann dieser innovative Ansatz als ein weiteres Beispiel für eine dienstorientierte Gestaltung der Systeme von Morgen dienen. Gerade im komplexen Umfeld der STF bietet die Lösung einen echten Mehrwert.

Autor: Sven Trusch Business Development ManagerFREQUENTIS Nachrichtentechnik GmbH Robert-Bosch-Str. 11bD-63225 Langen, GermanyPhone: +49 6103 30086-57Mobile: +49 1761 30086-57 Fax: +49 6103 30086-19E-Mail: [email protected]: www.frequentis.com

Abb 3 - Demonstrator SmartCollaboration@JointFires® mit Schnittstelle zu einem Führungs- und Informationssystem.

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Simulationen sind bei der Bundeswehr bereits seit langem ein wesentlicher Bestandteil der Ausbildung. Ihr Einsatz erfordert die Erstellung virtueller, also künstlich erzeugter Umgebungen. Diese müssen in mühsamer Handarbeit am Computer erstellt werden, um sie in virtuellen Szenarien verfügbar zu machen.

Der Erstellungsprozess sieht vor, dass Landschaften, Fahrzeuge, Häuser u. ä. vermessen und fotografiert wer-den. Erst mit diesen Daten ist es schließlich möglich, ein naturgetreues Abbild der Realität zu schaffen. Doch meist ist der Aufwand dafür sehr hoch, insbesondere immer dann, wenn es sich um Terrain mit vielen Details handelt.

szenaris arbeitet seit vielen Jahren erfolgreich, aber zeit- und kostenaufwändig mit dieser Methode. Die zunehmende Einsatzrelevanz und die Notwendigkeit, Umgebungsdaten sehr schnell verfügbar haben zu müssen, führten zu ei-ner Idee, die zurzeit von der Firma umgesetzt wird: der präzisen 3D-Modellierung der Realität mithilfe von inter-aktiven Fotopanoramen. Damit soll die aufwändige manu-elle Erstellung der Umgebungen entfallen und durch ei-nen weitgehend automatisierten Prozess ersetzt werden. Heutige Schätzungen sehen eine Zeitersparnis von ca. 80 % gegenüber der bisherigen Methode vor.

Wie funktioniert diese neue Methode? Ein Fahrzeug (im Einsatz im Idealfall ein ferngesteuertes) wird in die reale Umgebung gefahren, die für ein virtuelles Szenario genutzt

Überführung realer Umgebungen in virtuelle Szenarien

werden soll. Neben einem so genannten Laserscanner be-findet sich an Bord auch eine Kamera, die Rundumsichten aufnimmt. Das Ergebnis ist eine Menge von Punkten, die die Umgebung wiedergeben (man spricht von Punktwolken), und die Fotos der 360°-Kamera.

Diese Punktwolken sind aber für eine direkte Umwandlung in 3D-Modelle der Umgebung (z. B. von Häusern, Fahrzeuge, Bewuchs etc.) nicht geeignet, da die Punkte geometrische Formen nicht exakt beschreiben können.

Sie werden daher zu Dreiecken (Polygonen) zusammen-geführt und mit einer Oberfläche (Textur) versehen, die aus den Bildern der 360°-Kamera gewonnen wird.

Diese Umwandlung kann nur über eine solche Software geschehen, wie sie sich derzeit bei szenaris in der Erstellung befindet. Ihr Ersteinsatz ist für Mitte 2012 geplant. Mithilfe der Software mit dem Namen „Reality to Virtual Reality (R2VR)“ entsteht ein lückenloses 3D-Gesamtmodell, das insbesondere im Einsatz genutzt werden kann.

Zwei Beispiele verdeutlichen dies:

1. Eine militärische Patrouille erkundet ein Gebiet und möchte unmittelbar danach im Lager das Gefahren-potenzial analysieren. Nachfolgende Patrouillen kön-nen dann über eine Simulation in die Umgebung und ihre Gefahren eingewiesen werden.

szenaris „Scanning der Realität“

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2. Für die Kampfmittelbeseitigung werden ferngesteuerte Roboterfahrzeuge eingesetzt (Für die Ausbildung steht bereits eine Virtual Reality-Simulation von szenaris zur Verfügung). In einer bestimmten Landschaft häufen sich Vorfälle, so dass in dieser Umgebung gezielt virtu-elle Ausbildung durchgeführt werden muss.

Das geplante Produkt kann auch die Ausbildung in der Artillerie und in der Streitkräftegemeinsamen Taktischen Feuerunterstützung (STF) um ein nützliches und kosten-günstiges Instrument erweitern. Denn je mehr die virtuel-len Szenarien den realen Umgebungen entsprechen, de-sto besser finden sich die Nutzer im späteren Einsatz in der realen Umgebung zurecht.

Das fertige System bietet darüber hinaus eine weitere in-teressante Möglichkeit: Es erlaubt die Generierung syn-thetischer Umgebungen, die vergleichsweise frei gewählt und dann in einem virtuellen Szenario genutzt werden können. So kann der Ausbilder nahezu jedes beliebige Szenario für seine Lerner erstellen.

Autor:Dr. Uwe KatzkyGeschäftsführer szenaris GmbHszenaris GmbHOtto-Lilienthal-Str. 1D-28199 BremenTelefon: +49 421 59647-14Telefax: +49 421 59647-77Mobil: +49 171 6415035E-Mail: [email protected]: www.szenaris.com

Gratis Katalog Nr. 27Herbst / Winter 2011-2012*

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ASMCFiliale SaarbrückenAm Halberg 166121 Saarbrücken

Öffnungszeiten:Mo.-Fr. 10.00 - 19.00 hSa. 10.00 - 17.00 h

ASMCFiliale SaarbrückenKaiserstraße 266111 Saarbrücken

ASMCFiliale HeiligenwaldGewerbepark Klinkenthal 5566578 Heiligenwald

Öffnungszeiten:Mo.-Fr. 10.00 - 19.00 hSa. 10.00 - 17.00 h

Öffnungszeiten:Mo.-Fr. 10.00 - 19.00 hSa. 10.00 - 17.00 h

ASMC ist ein dynamisches und kreatives Unterneh-men, bei dem der Name Programm ist:

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Vor über 20 Jahren gegründet, bietet ASMC im Ver-sandhandel unter www.asmc.de mit über 20.000 Arti-keln und über 200 Marken eine riesige Vielfalt an Pro-dukten und Ausrüstung.

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Die Wilhelm Hoyer KG mit über 80-jähriger Tradition gehört zu den großen mittelständischen Mineralölunternehmen in der Bundesrepublik Deutschland. Der Stammsitz des familiengeführten Unternehmens befi ndet sich im Herzen der Lüneburger Heide in Visselhövede.

Seit vielen Jahren ist die Wilhelm Hoyer KG Lieferant der Bundeswehr. An zahlreichen Standorten versorgt die Wilhelm Hoyer KG Kasernen mit Heizöl, Bundeswehrdepot und Tankstellen mit Dieselkraftstoff.

Über 950 qualifi zierte und hochmotivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind ständig damit beschäftigt, die Kunden und Geschäftspartner mit Mineralölprodukten, wie z.B. Diesel, Heizöl und Schmierstoffe zu beliefern.

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Wilhelm Hoyer KG –Lieferant der Bundeswehr

Autor: Manfred Warneke Prokurist Verkaufsleiter MitteldestillateWilhelm Hoyer KGRudolf-Diesel-Straße 1D-27374 VisselhövedeTelefon: 0800 11 11 797Telefax: +49 4262 799999Internet: www.hoyer-energie.deInternet: www.hoyer-shop.de

Wilhelm Hoyer KG –Lieferant der Bundeswehr

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Als einzige der insgesamt 75 ge­testeten Werkstätten erhielt der Be trieb in der Beatusstraße die Höchstzahl von 100 Punkten. Er wie­derholte damit das Traumergebnis von 2009. In seinem aktuellen Test nahm der ADAC alle damals überprüften Betriebe erneut unter die Lupe, um zu sehen, was sie aus den Erfahrungen gelernt haben.

Jede fünfte Werkstatt patzteBei der großen Inspektion nach Herstellervorschrift mussten die Mit­arbeiter fünf Mängel entdecken, die der ADAC in den Fahrzeugen versteckt hatte: Der rechte Scheinwerfer war verstellt, die Kennzeichenleuchte de­fekt und der Auspufftopf ausgehängt. Zudem waren der Kühlmittelstand und der Luftdruck im Reserverad zu niedrig. Wenn die Werkstatt die Wartungsliste des Herstellers vollständig abarbe­itet, dürften diese Fehler laut ADAC eigentlich nicht übersehen werden. Außerdem wur de der Kundenservice beurteilt, un ter anderem anhand der telefonischen Terminvereinbarung,

BESSER GEHT’S NICHT

Erneut die volle Punktzahl:Beim ADAC Werkstatt­Test 2011 schneidet die Mercedes­Benz Niederlassung Koblenz von allen geprüften Betrieben am besten ab.

Fahr zeug abgabe, Auftragserstellung, Fahr zeugabholung und Rechnungs­stel lung.

Das Ergebnis: Zwölf Werkstätten ha­ben sich gegenüber 2009 verschlech­tert, 14 entdeckten nicht alle Fehler.

Investitionen zahlen sich ausDie Mercedes­Benz Niederlassung Koblenz hingegen überzeugte bei Technik und Service. Thomas Millies, Direktor der Niederlassung, begründet das herausragende Testergebnis ne­ben der besonderen Qualifikation der Mitarbeiter mit den kontinuierlich ho­hen Investitionen in Weiterbildungen und Material wie die Inbetriebnahme neuer Hebebühnen. Dazu zählen aber auch Maßnahmen wie der Austausch der Werkstattkleidung und die Renovierung der Kantinen. „Dies alles trägt zur positiven Arbeitsatmosphäre und Motivation der Mitarbeiter und damit zur guten Leistung bei“, so Herr Millies. „Wir arbeiten Tag für Tag da-ran, nicht nur Bester zu sein, sondern auch zu bleiben.“

3 FRAGEN AN ... Bernhard Tippmann, Serviceleiter der Niederlassung Koblenz

Herr Tippmann, warum sollte ein Kunde seinen Wagen zu Ihnen bringen? Er kann sich darauf verlassen, dass wir alle Mängel am Fahrzeug finden. Unsere Mitarbeiter sind in der aktuellen Technik geschult. Und bei Reparaturen verwenden wir nur Mercedes-Benz Original Teile. Dies alles trägt zum Werterhalt des Wagens bei.

Worin sehen Sie den Grund für den Erfolg beim ADAC Werkstatt­Test 2011? Wir tun alles für den Kunden. Diese Einstellung vermitteln wir bereits unseren Auszubildenden. Außerdem messen wir stetig, wie sich unsere Qualität entwickelt.

Wie sieht das konkret aus? Wir überprüfen regelmäßig die Werkstattergebnisse und analysieren eventuelle Mängel. Diese versuchen wir dann beispielsweise mit einer anderen technischen Ausstattung, Änderungen im Reparaturablauf oder mit Schulungen zu beheben.

Daimler AG, Mercedes-Benz Niederlassung Koblenz, Beatusstraße 20, 56073 Koblenz, Tel.: 0261.491-349, www.koblenz.mercedes-benz.de, E-Mail: [email protected]

Meine Titelhelden. Mein Service.Mit „sehr gut“ bewertet der ADAC* die fünf getesteten Mercedes-Benz Betriebe in seinem aktuellen Werkstatt-Test. Damit ist Mercedes-Benz die einzige Marke, deren Werkstätten in den Tests der letzten Jahre ausschließlich mit „sehr gut“ abgeschnitten haben. Auch unser Betrieb wurde umfassend geprüft und hervorragend bewertet. Wir freuen uns über die Anerkennung und den Ansporn, für die Zufriedenheit unserer Kunden immer das Beste zu geben. Auch in Zukunft sorgen wir für die Sicherheit und den Werterhalt Ihres Mercedes.

Quelle: ADAC Werkstatt-Test 09/2011, 75 Werkstätten im Test, ADAC Motorwelt 09/2011

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Als einzige der insgesamt 75 ge­testeten Werkstätten erhielt der Be trieb in der Beatusstraße die Höchstzahl von 100 Punkten. Er wie­derholte damit das Traumergebnis von 2009. In seinem aktuellen Test nahm der ADAC alle damals überprüften Betriebe erneut unter die Lupe, um zu sehen, was sie aus den Erfahrungen gelernt haben.

Jede fünfte Werkstatt patzteBei der großen Inspektion nach Herstellervorschrift mussten die Mit­arbeiter fünf Mängel entdecken, die der ADAC in den Fahrzeugen versteckt hatte: Der rechte Scheinwerfer war verstellt, die Kennzeichenleuchte de­fekt und der Auspufftopf ausgehängt. Zudem waren der Kühlmittelstand und der Luftdruck im Reserverad zu niedrig. Wenn die Werkstatt die Wartungsliste des Herstellers vollständig abarbe­itet, dürften diese Fehler laut ADAC eigentlich nicht übersehen werden. Außerdem wur de der Kundenservice beurteilt, un ter anderem anhand der telefonischen Terminvereinbarung,

BESSER GEHT’S NICHT

Erneut die volle Punktzahl:Beim ADAC Werkstatt­Test 2011 schneidet die Mercedes­Benz Niederlassung Koblenz von allen geprüften Betrieben am besten ab.

Fahr zeug abgabe, Auftragserstellung, Fahr zeugabholung und Rechnungs­stel lung.

Das Ergebnis: Zwölf Werkstätten ha­ben sich gegenüber 2009 verschlech­tert, 14 entdeckten nicht alle Fehler.

Investitionen zahlen sich ausDie Mercedes­Benz Niederlassung Koblenz hingegen überzeugte bei Technik und Service. Thomas Millies, Direktor der Niederlassung, begründet das herausragende Testergebnis ne­ben der besonderen Qualifikation der Mitarbeiter mit den kontinuierlich ho­hen Investitionen in Weiterbildungen und Material wie die Inbetriebnahme neuer Hebebühnen. Dazu zählen aber auch Maßnahmen wie der Austausch der Werkstattkleidung und die Renovierung der Kantinen. „Dies alles trägt zur positiven Arbeitsatmosphäre und Motivation der Mitarbeiter und damit zur guten Leistung bei“, so Herr Millies. „Wir arbeiten Tag für Tag da-ran, nicht nur Bester zu sein, sondern auch zu bleiben.“

3 FRAGEN AN ... Bernhard Tippmann, Serviceleiter der Niederlassung Koblenz

Herr Tippmann, warum sollte ein Kunde seinen Wagen zu Ihnen bringen? Er kann sich darauf verlassen, dass wir alle Mängel am Fahrzeug finden. Unsere Mitarbeiter sind in der aktuellen Technik geschult. Und bei Reparaturen verwenden wir nur Mercedes-Benz Original Teile. Dies alles trägt zum Werterhalt des Wagens bei.

Worin sehen Sie den Grund für den Erfolg beim ADAC Werkstatt­Test 2011? Wir tun alles für den Kunden. Diese Einstellung vermitteln wir bereits unseren Auszubildenden. Außerdem messen wir stetig, wie sich unsere Qualität entwickelt.

Wie sieht das konkret aus? Wir überprüfen regelmäßig die Werkstattergebnisse und analysieren eventuelle Mängel. Diese versuchen wir dann beispielsweise mit einer anderen technischen Ausstattung, Änderungen im Reparaturablauf oder mit Schulungen zu beheben.

Daimler AG, Mercedes-Benz Niederlassung Koblenz, Beatusstraße 20, 56073 Koblenz, Tel.: 0261.491-349, www.koblenz.mercedes-benz.de, E-Mail: [email protected]

Meine Titelhelden. Mein Service.Mit „sehr gut“ bewertet der ADAC* die fünf getesteten Mercedes-Benz Betriebe in seinem aktuellen Werkstatt-Test. Damit ist Mercedes-Benz die einzige Marke, deren Werkstätten in den Tests der letzten Jahre ausschließlich mit „sehr gut“ abgeschnitten haben. Auch unser Betrieb wurde umfassend geprüft und hervorragend bewertet. Wir freuen uns über die Anerkennung und den Ansporn, für die Zufriedenheit unserer Kunden immer das Beste zu geben. Auch in Zukunft sorgen wir für die Sicherheit und den Werterhalt Ihres Mercedes.

Quelle: ADAC Werkstatt-Test 09/2011, 75 Werkstätten im Test, ADAC Motorwelt 09/2011

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Artilleriebeobachter/Joint Fire Support TeamArtilleriebeobachter/Joint Fire Support Team

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