Die gefäßchirurgischen Notfälle

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Zeit ist Prognose!Gefäßchirurgische Notfälle

Ahmad Al Halabi, MRCSAssistenzarzt, Klinik für Gefäßchirurgie

Celle, den 12.05.2015

1. "Code Red"► Rupturiertes Bauchaortenaneurysma► Mesenterische Ischämie► Akute Bein-/Armischämie► Septische Gangrän

2. Andere gefäßchirurgischen Notfälle► Varizenblutungen► Kompartmentsyndrom► Gefäßtrauma

Die gefäßchirurgischen Notfälle

Die gefäßchirurgischen Notfälle Seite 3

Rupturiertes Bauchaortenaneurysma

Die gefäßchirurgischen Notfälle Seite 4

Definition: Eine lebenbedröhliche Blutung aus der perforierten Wand eines Bauchanortenaneurysma.

Symptome:• Plötzlich-einegetretene starke Bauchschmerzen, evtl. mit

Ausstrahlung in den Rücken oder Flanken.• Plötzlicher Zusammenbruch/ Bewusstlosigkeit.• Häufig ein Zufallbefund.

Rupturiertes Bauchaortenaneurysma

Die gefäßchirurgischen Notfälle Seite 5

Quelle: http://alf3.urz.unibas.ch/pathopic/getpic-img.cfm?id=8837

Diagnostik:• Klinisch und Anamnestisch (Geschichte, Shock, Abwehrspannung).• Duplexsonographie (Sensitivität und Spezifität von über 90% - aber nicht immer!)• Notfall-CT mit KM

Rupturiertes Bauchaortenaneurysma

Die gefäßchirurgischen Notfälle Seite 6

1. Diensthabenden Chirurgen informieren (8445 oder 6076)2. Anlage von mind. 2 großlumigen i.v. Zugängen mit Blutentnahme

(+ Kreuzblut für 6 EKs).3. Permissive Hypotonie - KEIN Stabilisierungsversuch durch Gabe

von i.v. Flußigkeiten!

„Der Versuch der Stabilisierung des Patienten mit Infusionslösungen oder kreislauffördernden Mitteln hin zur Normotension muss als Fehler in der Behandlung gewertet werden.“

Keine zeitverzögernden Maßnahmen - Ab in den OP!

Die GCH “Chain of survival”

Die gefäßchirurgischen Notfälle Seite 7

Die endgültige Therapie

Die gefäßchirurgischen Notfälle Seite 8

OAR: Open Aneurysma Repair, EVAR: Endovascular Aneurysmarepair.

EVAR vs. OAR

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Akuter Intestinalarterienverschluss

Die gefäßchirurgischen Notfälle Seite 10

Definition: Ein vollständiger Verschluss eines Mesenterialgefäßes mit anschließender Infarzierung und Nekrosedes versorgten Darmabschnitts.

Symptome und Verlauf:

Akuter Intestinalarterienverschluss

Die gefäßchirurgischen Notfälle Seite 11

Diagnostik:• Klinisch und Anamnestisch (VHF?, Shock, Abwehrspannung, fehlende

Darmgeräusche).• Laborchemisch: P-Laktat und BGA (Metabolische Azidose).• Notfall-CT mit KM• Die Diagnostik der Wahl ist die intraarterielle DSA

Akuter Intestinalarterienverschluss

Die gefäßchirurgischen Notfälle Seite 12

1.Diensthabenden Chirurgen informieren (8445 oder 6076)

2.Anlage von einem i.v. Zugäng mit Blutentnahme (+ P-Laktat + Kreuzblut für 6 EKs).

3.Empfohlene sofortige Therapie:

Antikoagulation (5000 IE Heparin als Bolus, 20000 IE/Tag im Perfusor) Zentralvenöser Katheter (Flüssigkeitsbilanz) Kreislaufstabilisierung (Zielblutdruck 120-140 mmHg) Antibiose (gramnegative und grampositive Keime) Analgesie

Keine zeitverzögernden Maßnahmen - Ab in den OP!

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Die gefäßchirurgischen Notfälle Seite 13

Die endgültige Therapie

Die gefäßchirurgischen Notfälle Seite 14

Akute Bein-/Armischämie

Die gefäßchirurgischen Notfälle Seite 15

Definition: eine plötzlich einsetzende Minderdurchblutung (Ischämie) mit potentieller Gefährdung der Lebensfähigkeit einer Extremität.

Symptome (Die 6 Ps):1. Pain (Schmerz), 2. Pallor (Blässe), 3. Pulselessness (Pulsverlust), 4. Paresthesia (Sensibilitätsstörung), 5. Paralysis (Bewegungsunfähigkeit), 6. Prostration (Schock).

Akuter Arterienverschluss

Die gefäßchirurgischen Notfälle Seite 16

Die gefäßchirurgischen Notfälle Seite 17

Akuter Arterienverschluss

Klassifikation der Ischämie

Diagnostik:• Klinisch und Anamnestisch (VHF?, Parasthesie, fehlende Motorik, Dauer).• Duplexsonographie/ Dopplersonographie• Laborchemisch: Myoglobin, CK, Urea• Notfall-CT mit KM• Die Diagnostik der Wahl ist die intraarterielle DSA

Akuter Arterienverschluss

Die gefäßchirurgischen Notfälle Seite 18

1.Diensthabenden Chirurgen informieren (8445 oder 6076)

2.Anlage von einem i.v. Zugäng mit Blutentnahme (+ Kreuzblut für 2 EKs).

3.Empfohlene sofortige Therapie: sofortige Heparinisierung (Prophylaxe im Hinblick auf weitere Embolie bzw.

Thrombusbildung), Tieflagerung und Polsterung (Watteverband) der betroffenen Extremität, adäquate Schmerzlinderung (cave: keine i.m. Injektion um evtl. Lysetherapie

nicht zu gefährden).

Keine zeitverzögernden Maßnahmen - Ab in den OP!

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Die endgültige Therapie

Die gefäßchirurgischen Notfälle Seite 20

• Operative Embolektomie• Interventionelle Rekanalisation• Lyse• Palliative -Therapie

Septische Gangrän

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Definition: Eine Komplikation einer Gangrän durch eine systemische Sepsis

Symptome:Eine Extremitäten-Gangrän + 1. Ausgeprägter Rötung und Schwellung2. Blasenbildung3. Schock4. Fieber5. (Beginnendes-) Nierenversagen6. Somolenz/ AZ Verschlechterung7. BZ-Entgleisung

Septische Gangrän

Die gefäßchirurgischen Notfälle Seite 22

1.Diensthabenden Chirurgen informieren (8445 oder 6076)

2.Anlage von einem i.v. Zugäng mit Blutentnahme (+ Kreuzblut für 2 EKs).

3.Empfohlene sofortige Therapie:Kreislaufstabilisierung (Zielblutdruck 120-140 mmHg) – Gabe von Flußigkeiten. Abstrichentnahme + BlutkulturenSofortige Gabe von i.v. Antibiose (gramnegative und grampositive Keime) Analgesie

Keine zeitverzögernden Maßnahmen - Ab in den OP!

Die GCH “Chain of survival”

Die gefäßchirurgischen Notfälle Seite 23

Die endgültige Therapie

Die gefäßchirurgischen Notfälle Seite 24

• Notfall-Amputation• Geplante Amputation nach

Demarkierung• Palliative -Therapie

Andere gefäßchirurgischen Notfälle

Die gefäßchirurgischen Notfälle Seite 25

• Häufig bei bekannter Varikosis• Meistens nach dem Duschen• Therapie:

Druckverband, Sklerosierung, Übernähung, Normalisierung der Gerinnung. Zeitnahe Vorstellung in der GCH Sprechstunde

Varizenblutung:

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• Nach Trauma, Ischämie, aber auch spontan (Blutung unter Antikoagulation)!

• Definition: erhöhter Gewebedruck mit Verminderung der Gewebedurchblutung sowie neuromuskulärre Störungen oder Gewebe- und Organschädigungen.

• Diagnose: Klinisch (StarkeSchmerzen, Pulslosigkeit ist zu spät!), Manometrie.

• Therapie: Die GCH “Chain of survival”

1.Diensthabenden Chirurgen informieren (8445 oder 6076)

2.Anlage von einem i.v. Zugäng mit Blutentnahme (+ Kreuzblut für 2 EKs).

3.Analgesie

4.Keine zeitverzögernden Maßnahmen - Ab in den OP!

Kompartmentsyndrom:

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Der Iscämie-Ödeme-Kreis

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• Bei Polytrauma wie auch Gelenkdislokationen, aktiver Drogenabusus.• Stumpfes oder penetrierendes Trauma, Iatrogenisch• Formen: Dissektion, Perforation, Transektion• Therapie: Stents, Übernähung, oder Interponatanlage, evtl. Amputation.

Gefäßtrauma

Die gefäßchirurgischen Notfälle Seite 29

Der gefäßchirurgische Patient

Die gefäßchirurgischen Notfälle Seite 30

• Entweder eine lebensbedröhlicher Notfall oder ein bekannter Fall• Jedem gefäßchirurgischen Patient gehört immer:

1. Kreuzblut2. Verschlussdruckmessung (bei Ischämie/ pAVK)3. Wundenabstrich + ORSA Screening4. EKG5. Ein Bett6. Viele Geduld!

Der gefäßchirurgischer Patient

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Gute Zusammenarbeit ist wichtig

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1. Die entsprechenden Leitlinie der deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie (http://www.gefaesschirurgie.de/de/gesellschaft/kommissionen/leitlinienkommission.html)

2. Operative und interventionelle Gefäßmedizin, Debus, Eike Sebastian, Gross-Fengels, Walter; ISBN 978-3-642-01709-4.

Referenzen

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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Ahmad Al Halabi, MRCS

Alhalabi.ahmad@akh-celle.de

Assistenzarzt, Klinik für Gefäßchirurgie