Neurol Notfälle Auf See 2014

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Neurologische und psychiatrische Notfälle auf See V. Steinhagen Neurologische ITS und Stroke Unit Klinik für Neurologie Universitätsmedizin Rostock Medizinische Ausbildung Nautiker und SBT 2014 Dienstag, 27. Mai 2014

Transcript of Neurol Notfälle Auf See 2014

  • Neurologische und psychiatrische Notflle auf

    SeeV. Steinhagen

    Neurologische ITS und Stroke Unit

    Klinik fr Neurologie

    Universittsmedizin Rostock

    Medizinische Ausbildung Nautiker und SBT 2014

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Krankenfrsorge auf KauffahrteischiffenB. 3.8. Nervenkrankheiten

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • ... der neurologe=nervenarzt kmmert sich sozusagen um die hardware=nervenbahnen,

    der psychiater um die software=verhaltensweise...

    (rovercraft; http://www.gutefrage.net/frage/unterschied-neurologe-psychiater; 2012)

    Neurologen und Psychiater in den Augen der Anderen

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Lernziel: Die Teilnehmer sollen die Ursachen, die (Differential-) Diagnostik und Therapie Neurologischer Notflle im Notarztdienst mit den dort gegebenen Mglichkeiten sowie eine zielgerichtete Versorgung inkl. Transport in geeignete Weiterbehandlung erlernen.

    1. Schlaganfall: Ursachen (Ischmie, SAB, zerebrale Massenblutung), Umfang der prklinischen Therapie, einsatztaktische Besonderheiten

    2. Zerebrale Krampfanflle

    3. Spinale Notfallsituationen (nicht-traumatische Schdigungen, Hinweise auf Trauma)

    4. Weitere akute neurologische Erkrankungen (Entzndungen, raumfordernde Prozesse)

    Kursbuch Notfallmedizin fr NotrzteNeurologische Notflle

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • an Bord meist keine oder erst spte (not)rztliche Versorgung

    Rettungsdienste auf See nur mit langen Anfahrten / Abtransportwegen verfgbar

    Primrdiagnostik und -versorgung durch Besatzung (ggf. unter Zuhilfenahme qualifizierter Passagiere, sofern an Bord)

    Grundkenntnisse der neurologischen Untersuchung ntzlich

    Funkrztliche Konsultation (Telemedizin) meist sinnvoll

    Neurologische NotflleBesonderheiten auf See

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Neurologische ErkrankungenBeteiligte Organe / Strukturen

    Gehirn mit versorgenden Gefen und umgebenden Strukturen (Meningen = Hirnhute, Liquor(=Nervenwasser-)rume, Schdel ...)

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Hirnnerven I Riechnerv, II Sehnerv, III Augenbewegungsnerv, IV Augenrollnerv, V Drillingsnerv, VI Augenabziehnerv, VII Gesichtsnerv, VIII Hr- und Gleichgewichtsnerv, IX Zungen-Rachen-Nerv, X umherschweifender Nerv, XI Beinerv, XII Unterzungennerv)

    Neurologische NotflleBeteiligte Organe / Strukturen

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Neurologische NotflleBeteiligte Organe / Strukturen

    Rckenmark mit versorgenden Gefen und umgebenden Strukturen (Meningen = Rckenmarkshute, Liquorrume, Wirbelkrper, Bandscheiben ...)

    peripheres und vegetatives Nervensystem

    MuskulaturDienstag, 27. Mai 2014

  • Neurologische NotflleMotorische Bahnsysteme

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Neurologische NotflleSensible Bahnsysteme

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Neurologische NotflleBeteiligte Organe / StrukturenRckenmark und Wirbelkanal

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Neurologische ErkrankungenBeteiligte Organe / StrukturenVegetativum

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Bewutsein, Gedchtnis

    Psyche, Emotionen

    Sprache, Handlungen

    Motorik, Sensorik

    Vegetativum

    Neurologische NotflleNervensystem

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Neurologische Anamnese:

    Erfassen von Leitsymptomen (Lhmungen, Sensibilittsstrungen, Schmerzen, Bewutseinsstrungen, Anflle ...)

    Symptomzeitpunkt

    Akuitt (pltzlich, schleichend, zunehmend, rcklufig, schubfrmig ...)

    prdisponierende Erkrankungen

    Neurologische Untersuchung:

    qualitative und ggf. quantitative (z.B. Kraftgrade ...) Erfassung der Symptome

    Neurologische Anamnese und UntersuchungAllgemeine Grundstze

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Zuordnung der Leitsymptome zu mglichen neurologischen Syndromen, topische Zuordnung ---- Verdachtsdiagnose

    Beschrnkung der allgemeinen Notfalltherapie auf symptom- bzw. syndromorientierte Manahmen sowie vitale Stabilisierung

    Wesentlich bei der eingeleiteten Therapie ist, die Symptome nicht zu verschleiern. Daher sollten bei der Intubation oder Sedierung lediglich kurz wirksame Sedativa oder Relaxantien eingesetzt werden. W. Bonertz, Neurologische Notflle und Erkrankungen im Rettungsdienst

    Neurologische NotflleAllgemeine Grundstze

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Neurologische NotflleNotarzt- /Rettungsdienstprotokoll (DOKUFORM)

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Neurologische NotflleNeurologischer Basischeck I Inspektion / Reaktion auf

    Ansprache

    Bewusstseinslage (Wachheit, Somnolenz, Sopor, Koma)

    Orientierung (Name, Geburtsdatum, Ort, Datum)

    Sinnvolle Kommunikation? (Aphasie?, Verwirrtheit?)

    Glasgow-Coma-Scale (GCS)

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Hirnnerven

    Augen- und Pupillomotorik (Doppelbilder, Lichtreaktion, Anisokorie, Nystagmus, oculocephaler Reflex=Puppenkopf-Phnomen, Cornealreflex)

    Sehstrungen (Gesichtsfeldausflle, Blindheit)

    Facialisparese (Gesichtsnervenlhmung)

    Sprache / Stimme (Dysarthrie, Hypophonie, Aphasie), Schlucken

    Neurologische NotflleNeurologischer Basischeck II

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Neurologische NotflleNeurologischer Basischeck III

    Motorik auf Aufforderung (seitengleich?)

    Armhalteversuch, Beinhalteversuch, Hndedruck, Kraftprfung (BMRC)

    Kopf, Rumpf Tetra-, Hemi-, Para-, Monoparese

    Reaktion auf Schmerzreize (seitengleich? gezielte Abwehr, Beugesynergismen, Strecksynergismen)

    Muskeltonus

    Spastik Rigor / Zahnradphnomen Tremor

    Trophik

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Sensibilitt (seitengleich vs. halbseitig)

    Berhrung (ggf. Schmerz, Temperatur)

    Koordination (seitengleich?)

    Zeigeversuche (Finger- Nase bzw. Knie-Hacke-Versuch)

    Gangbild, Gangproben (Seiltnzergang, Spitzengang...)

    Neurologische NotflleNeurologischer Basischeck IV

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Meningismus Nackensteifigkeit Lasegue-Zeichen Brudzinski-Zeichen)

    Reflexe Muskeleigenreflexe (PSR...) Pyramidenbahnzeichen

    (Babinski-Zeichen...)

    Neurologische NotflleNeurologischer Basischeck III

    Babinski-ZeichenPatellarsehnen-Reflex

    Lasegue-Zeichen

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Bewutseinsstrung anhaltend (Somnolenz, Koma, Abwesenheitszustnde) kurz, aber mit Funktionsausfllen oder heftigen

    Kopfschmerzen

    Erstmaliger Krampfanfall oder Anfallshufung

    Kopf- oder Rckenschmerz (wie noch nie)

    Neurologische NotflleLeitsymptome I

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Akute neurologische Funktionsstrungen

    Lhmungen (z.B. Halbseitenlhmung) Sensibilittsstrungen Sehstrungen (Gesichtsfeldausflle, Doppelbilder) Sprach- oder Sprechstrungen (Wortfindungsstrung,

    verwaschene Sprache)

    Koordinationsstrungen Tonusstrungen (Spastik, Rigor, schlaffe Muskulatur) belkeit, Erbrechen, Singultus Reflexausfall, Reflexsteigerung, Pyramidenbahnzeichen

    Neurologische NotflleLeitsymptome II

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Neurologische NotflleLeitsymptome III

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Synkopen

    kurz (Sekunden), schnelle Reorientierung Notfall nur bei Hufung unklarer Ursache Verhalten bei Synkopen

    Beine hochlagern

    Sauerstoffzufuhr (Fenster ffnen)

    Puls und Blutdruck messennach Erkrankungen fragen

    bei schneller Erholung i.d.R. keine weiteren Manahmen erforderlich

    bei anhaltenden Beschwerden Arzt/Notarzt konsultierenEKGBlutzuckermessung

    Neurologische NotflleBewutseinsstrung I

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Somnolenz/Sopor/Koma

    Stunden bis Tage Immer Notfall ! Verhalten bei Somnolenz/Sopor/Koma

    Vitalfunktionen prfen

    Atmung, Puls, Blutdruck, Krpertemperatur Sauerstoffsttigung, EKG, Blutzucker

    ggf. Vitalfunktionen wiederherstellen

    Sauerstoffinsufflation bei Hypoxie, Atemwege freimachen, Aspirationsschutz

    ggf. Beatmung (Mund-zu-Mund, AmbuBeutel) bei Atemstillstand externe Herzdruckmassage bei Herz-Kreislauf-Stillstand, ggf.

    zustzlich Defibrillation (AED)

    Beine hochlagern bei niedrigem Blutdruck Glucose oral oder intravens bei niedrigem Blutzucker

    immer Notarzt rufen, ggf. Indikation zur Intubation

    Neurologische NotflleBewutseinsstrung II

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Neurologische NotflleBewutseinsstrung II - Verhalten bei Auffinden einer nicht ansprechbaren Person

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Neurologische NotflleBewutseinsstrung II - Vitalfunktionen wiederherstellenBeatmung / Herzdruckmassage

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Krankenfrsorge auf KauffahrteischiffenB. 3.8. Nervenkrankheiten

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Krampfanflle Sekunden bis Minuten, anschlieende Umdmmerung/

    Mdigkeit, langsame Reorientierung

    Notfall bei Erstereignis oder Dauer > 3min !

    Neurologische NotflleBewutseinsstrung III

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Neurologische NotflleEpileptische Anflle

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Neurologische NotflleEpileptische Anflle

    A.Partielle (fokale) Anflle

    motorische (einseitig, z.B. Jackson-Anfall), somatosensorische, aphasische, visuelle oder autonome Symptome

    keine BewutseinsstrungB.Komplex-partielle (fokale) Anflle

    hufig einfach fokaler Beginn mit Bewutseinsstrung

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Neurologische NotflleEpileptische Anflle

    C.Generalisierte Anflle

    Grand mal, Absencen, myoklonisch-astatische Anflle

    Bewutseinsverlust, hufig Zungenbi, Einnssen

    Amnesie fr Anfall, postiktale Umdmmerung, Toddsche Parese

    D. Status epilepticus

    andauernde epileptische Zustnde aller Formen

    Grand-mal-Status: Patient erlangt zwischen Anfllen Bewutsein nicht

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Neurologische NotflleEpileptische Anflle - Verhalten bei epileptischen Anfllen I

    Verletzungssichere Lagerung Platz freimachen, beengende Kleidungsstcke lockern. Kopf des Patienten auf weicher Unterlage betten.

    Ruhe bewahren und auf Zeit/Anfallsdauer achten Neurologischer Basischeck genaue Anfallsbeobachtung und Dokumentation

    Puls, O2-Sttigung, Blutdruck, EKG

    ggf. O2-Insufflation nach Ende der Krmpfe Seitenlagerung

    Aspiration vermeiden bei Patienten bleiben bis Bewutsein wieder erlangt ist

    bei Anfallsdauer > 3 Minuten Notarzt rufen / funkrztliche Konsultation

    mglicher bergang in Status epilepticus, potentiell Lebensgefahr wenn mglich i.v.-Zugang legen

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Neurologische NotflleEpileptische Anflle - Verhalten bei epileptischen Anfllen II

    auf jeden Fall beachten:

    Lage des Patienten whrend des Anfalls nicht ndern (auer Transport aus Gefahrenzone)

    Patienten nicht aufrichtenKrmpfe nicht durch Gegenhalten unterdrcken keinen Beikeil in den Mund zwngen nicht zu essen oder zu trinken geben

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Neurologische NotflleEpileptische Anflle - Verhalten bei epileptischen Anfllen III

    Notarzt rufen / Krankenhauseinweisung, wenn:Anfallsdauer > 5 min (Status epilepticus)Hufung mehrerer Anflleerstmaliger Anfallnach Anfall anhaltende Beschwerden

    Strung der Vitalfunktionen (Atmung, Kreislauf) fortbestehende Bewutlosigkeit Lhmungen, Sprachstrungen starke Kopfschmerzen Fieber Unruhe, Schweiausbruch, Pulsbeschleunigung, Hndezittern,

    Halluzinationen (Delirium tremens)

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Neurologische NotflleEpileptische Anflle - Akuttherapie I

    bei Anfallsdauer > 5 Minuten, massiven generalisierten tonisch-klonischen Entuerungen oder Anfallswiederholung Antikonvulsiva

    rektal

    Diazepam 10 mg Rectiole (z.B. Faustan, Valium), Zpfchen weniger geeignet aber mglich

    Achtung Atemdepression (ggf. Kommandoatmung oder Beutelbeatmung)

    intravens

    Clonazepam 1-2 mg (Rivotril, max. 2 mg/min) Diazepam 5-20 mg (Faustan, Valium, max. 5 mg/

    min)

    Lorazepam und Valproat i.d.R. wg. obligater Khlung nicht verfgbar nasal per MAD (mucosal atomization device)

    Midazolam 5-10 mg (Dormicum)Dienstag, 27. Mai 2014

  • Neurologische NotflleEpileptische Anflle - Akuttherapie II

    bei Versagen Phenytoin max. 15 mg/kg KG (Phenhydan, max. 50 mg/min, cave EKG, KI: AV-Block>II, Myokardinf.< 3 Mo., EF< 35 %)

    Midazolam 5-10 mg (Dormicum, cave Atemdepression) Status epilepticus (Anfallsdauer > 30 min) = Potentielle Lebensgefahr!

    bei lngerer Zyanose / SaO2 < 90 % trotz O2-Insufflation 6 - 8 l/min Intubation und Beatmung

    Sedierung mit Midazolam (Dormicum) oder Propofol (Disoprivan, ebenfalls antikonvulsiv wirksam)

    cave Relaxierung kann persistierenden Status maskieren Thiopental (Trapanal) wg. EEG-Monitoring nur unter ITS-

    Bedingungen

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Koma nichttraumatischer Genese W. Bonertz, Neurologische Notflle und Erkrankungen im Rettungsdienst

    Neurologische NotflleBewutseinsstrung II

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Krankenfrsorge auf KauffahrteischiffenB. 3.8. Nervenkrankheiten

    Falsch!

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Synonyma stroke, Apoplex(ie), (apoplektischer) Insult - Schlaganfall - vom Schlage gerhrt, betubt, an Leib und Seele erschlafft und erstarrtinsultare - anspringen, herumspringen

    pltzlich aufgetretene (apoplektiforme) neurologische Funktionsausflle

    Neurologische NotflleSchlaganfall I

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Symptome

    pltzliche schmerzlose Lhmung (hufig halbseitig)

    Sensibilittsstrungen Sprachstrungen (Aphasie) Sprechstrungen (Dysarthrie) Sehstrungen (Amaurosis,

    Gesichtsfeldausflle, Doppelbilder, Nystagmus)

    Gleichgewichts- bzw. Koordinationsstrungen

    Bewutseinsstrungbelkeit, Erbrechen, Singultus

    Neurologische NotflleSchlaganfall II

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Inzidenz ca. 270 / 100.000 Einwohner pro Jahr

    cave! bei 95 % der Schlaganfallpatienten ist die rein klinische Differentialdiagnose zwischen

    (drohendem) Hirninfarkt (80 %) undBlutung (15 %)

    am Notfallort nicht mglich.

    Lediglich bei 5 % der Schlaganfallpatienten mit pltzlichem Vernichtungskopfschmerz mit / ohne fokalneurologisches Defizit kann an eine SAB gedacht werden.

    Neurologische NotflleSchlaganfall III

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Time is Brain!

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Vorgehen am NotfallortEin vollstndiger neurologischer Status ist bei akuter Symptomatik und klarer Indikation zur stationren Einweisung i.d.R. nicht mglich und nicht erforderlich.

    Neurologischer Basischeck Notarzt rufen (alleinige funkrztliche Konsultation

    unzureichend)

    Eigen- und Fremdanamnese Blutdruck, Puls, Pulsoximetrie, EKGBlutzuckerbestimmung (Schlaganfallsymptomatik kann

    durch akute Hypoglykmie imitiert werden)

    Neurologische NotflleSchlaganfall IV

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Beruhigung

    Oberkrperhochlagerung 30, ggf. bei Bewusstlosigkeit Seitenlage

    Ausreichende Atmung sicherstellen

    O2-Nasensonde (6-8l/min), Ziel: Sauerstoffsttigung > 95 % wenn mglich i.v.-Zugang, Infusion, Volumengabe bei

    Hypotonie < 100 mmHg systolisch, Vorsicht bei oraler Flssigkeitsgabe wegen mglicher Schluckstrung/Aspiration

    Blutzuckermessung und Regulierung (Normoglykmie anzustreben)

    Neurologische NotflleSchlaganfall V - Sofortmanahmen

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Welche Ausflle / Beschwerden hat der Patient? Wann haben die ersten Beschwerden begonnen? (Genaue Uhrzeit des

    letzten sicher symptomfreien Zeitpunktes, pltzlicher vs. langsamer Beginn, fluktuierende Symptome, Symptomprogress, Dauer der Bewutlosigkeit)

    Krampfanfall? Frhanfall i.R. Stroke mglich

    Sturz? Hmatome? Verletzungen? Operationen / Eingriffe in den letzten 3 Monaten?

    Antikoagulanzieneinnahme? (Falithrom/Marcumar, Pradaxa/Xarelto/Eliquis, Heparine, TAH)

    Risikofaktoren? (frherer Stroke oder Myokardinfarkt, KHK, paVK, Herzrhythmusstrungen, Hypertonus, Diabetes, Hyperlipoproteinmie)

    Telefonnummer der Angehrigen fr aufnehmende Klinik vermerken! (Einverstndnis bei Lyse, Anamneseergnzung)

    Neurologische NotflleSchlaganfall VIEigen- und / oder Fremdanamnese

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Ausreichende Atmung sicherstellen

    O2-Nasensonde (6-8l/min), Ziel: Sauerstoffsttigung > 95 % Intubation (GCSPenumbra)

    bei vorbest. Hypertonus RR bis 210/120 mmHg syst. tolerierbar, Urapidil (Ebrantil) i.v., kein Nitroglyzerin o.Dihydralazin (Hirndrucksteigerung)

    keine Gabe gerinnungsaktiver Substanzen (z.B. Heparin)

    Blutzuckermessung und Regulierung (Normoglykmie anzustreben)

    schnellstmglicher Transport mit Sonderrechten, obligatorische Klinikeinweisung

    Neurologische NotflleSchlaganfall VII - Akutdiagnostik/ -therapie

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Patientendaten und voraussichtliche Ankunftszeit

    Ausflle und Symptombeginn evtl. Kontraindikationen fr

    Thrombolyse (Verletzungen, OPs, Antikoagulanzien)

    Telefonnummer der Angehrigen besonders bei aphasischen / bewutseinsgestrten Patienten

    Neurologische NotflleSchlaganfall VIIStroke-Unit-Anmeldung

    Anmeldung in der nchstgelegenen Stroke Unit durch den Notarzt (oder ggf. Rettungssanitter) vor Ort bei Symptomatik < 4,5(6) h oder progressive stroke

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • berregionale Stroke Units

    Klinik fr Neurologie, Universittsklinikum Rostock, Gehlsheimer Str. 20, 18147 Rostock, Tel. 0381/ 494-0, Notfalltelefon Neurol. ITS/Stroke Unit 0381/ 494 4774

    Klinik fr Neurologie, Universittsklinikum Greifswald, Ferdinand-Sauerbruch-Str., 17489 Greifswald, Tel. 03834/86-0

    Neurologie und Stroke Unit, Krankenhaus Plau am See, Quetziner Str. 88, 19395 Plau am See, Tel. 038735/87-0

    Klinik fr Neurologie, D.-Bonhoeffer-Klinikum Neubrandenburg, S.-Allende-Str. 30, 17036 Neubrandenburg, Tel. 0395/775-0

    Regionale Stroke Units

    Klinik fr Neurologie, KMG-Klinikum Gstrow, Friedrich-Trendelenburg-Allee 1, 18273 Gstrow, Tel. 03843/34-0

    Klinik fr Neurologie, Hanseklinikum Stralsund, Groe Parower Str. 47-53, 18435 Stralsund, Tel. 03831/35-0

    Klinik fr Neurologie, AMEOS Diakonie-Klinikum ckermnde, Ravensteinstr. 23, 17373 ckermnde, Tel. 039771/41-0

    Quelle: www.dsg-info.de

    Neurologische NotflleZertifizierte Stroke Units in Mecklenburg- Vorpommern

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Basis: NINDS (1996) und DSG-Leitlinie Ischmischer Schlaganfall: Akuttherapie (2005)

    Diagnostik bei Verdacht auf einen Schlaganfall

    Anamnese und neurologische Untersuchung < 10 min nach Eintreffen

    CCT vs. cMRT < 25 min Gefultraschall EKG Echokardiographie

    Therapiebeginn (door-to-needle) < 60 min

    Neurologische NotflleSchlaganfall Diagnostik und Therapiebeginn

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Hirninfarkt

    Ablauf einer Durchblutungsstrung in den ersten Stunden

    Neurologische NotflleIschmischer Schlaganfall

    normale Blutversorgung

    bergangszone =Penumbra - dieses Gewebe kann bei Behandlung noch gerettet werden

    Infarkt!Dieses Gewebe ist zerstrt

    B

    lutf

    lu

    m

    l/min

    /100

    g

    30

    20

    10

    00 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Stunden nach Verschlu der Hirnarterie

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • PWI - perfusion weighted imaging

    DWI - diffusion weighted imaging

    DWI-PWI-mismatch

    Neurologische NotflleIschmischer Schlaganfall - Penumbra

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Neurologische NotflleIschmischer Schlaganfall - PrimrtherapieThrombolyse Systemische i.v.-Thrombolyse

    rtPA - rekombinanter Gewebeplasminogenaktivator (Actilyse 0,9 mg/kg KG) Zulassung: ischmisches Territorial-Syndrom der A. cerebri media andere Gefterritorien als Heilversuch mglich enges Zeitfenster von 4,5 h (Zulassung), max. 6 h als Heilversuch

    Lokale i.a.-Thrombolyse oder Thrombektomie (angiographisch) Zeitfenster 0 4,5 h -> Bridging-Lyse mit rtPA (0,6 mg/kg KG) > 4,5 h i.v.-Heparinisierung Basilaristhrombose (ggf. zeitfensterabhngiges Vorgehen: bis 6h lokale

    Thrombolyse mit rt-PA vs. Katheterthrombektomie )

    A.-cerebri-media-Hauptstammverschlu (rtPA, in spezialisierten Zentren, Zeitfenster bis 6h)

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • DEUTSCHESCHLAGANFALL-GESELLSCHAFTEffektivitt/Zeit

    OR/NNT kombinierter Endpunkt (mRS1, NIHSS 1, BI95)

    090 min: OR 2,8; NNT4 91-180 min: OR 1,5; NNT9

    181-270 min: OR 1,4; NNT21 271-360 min: OR 1,2; NNT45

    Brott et al., submitted

    Dauer Schlaganfall - Beginn bis Behandlung(onset to treatment time, OTT) (min)

    Adj

    ustie

    rte

    Odd

    s ra

    tio

    2,0

    2,5

    3,0

    3,5

    4,0

    1,5

    1,0

    0,5

    060 90 120 150 180 210 240 270 300 330 360

    NINDS

    ECASS I + II

    ATLANTIS

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Neurologische NotflleIschmischer Schlaganfall - Syndrome I A. carotis interna

    Infarkt!Dieses Gewebe ist zerstrt

    arterioarterielle Embolie oder Strmungsbehinderung

    Amaurosis fugax (TIA) kontralaterale Hemiparese bis

    Hemiplegie und/oder Hemihypsthesie

    Dysarthrie/Aphasie Neglect fixierte Blickwendung Bewusstseinstrbung,

    Hirndruckzeichen

    epileptische Anflle

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Hufigkeit

    2/3 aller Hirninfarkte

    Symptome

    Hemiparese (kontralateral, brachiofacial betont)

    Hemihypsthesie Dviation conjugue Aphasie und Apraxie

    (dominante Hemisphre) bzw. Dysarthrie

    Neglect

    Neurologische NotflleIschmischer Schlaganfall - Syndrome IIA. cerebri media (aus A. carotis interna)

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Leitsymptom

    Hemiparese (kontralateral, beinbetont)

    Weitere Symptome

    Armparese (kontralateral, proximal betont)

    Gangapraxie Inkontinenz Frontalhirnsyndrom

    Neurologische NotflleIschmischer Schlaganfall - Syndrome IIIA. cerebri anterior (aus A. carotis interna)

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Leitsymptome

    homonyme Hemianopsie Hemihypsthesie Kopfschmerzen

    Weitere Symptome

    Dyslexie (bei Befall der dominanten Hemisphre)

    Hemiparese (PCA-versorgter Thalamusanteil)

    Neurologische NotflleIschmischer Schlaganfall - Syndrome IVA. cerebri posterior (Vertebrobasilres System supratentoriell)

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Para-/Tetraparese Hirnnervenlhmung und

    Oculomotorikstrung

    rasche Bewusstseinstrbung Singultus/Erbrechen Ataxie Schwindel

    ein Verschlu der A. basilaris ist akut lebensbedrohlich

    Neurologische NotflleIschmischer Schlaganfall - Syndrome VAa. vertebrales und A. basilaris (Vertebrobasilres System infratentoriell)

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Krankenfrsorge auf KauffahrteischiffenB. 3.8. Nervenkrankheiten

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Neurologische NotflleKopfschmerz

    Kopfschmerzen wie noch nie

    Hirnblutung Subarachnoidalblutung Meningitis Hirnvenenthrombose Migrne attackenartige Formen, z.B.

    Clusterkopfschmerz

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Neurologische NotflleKopfschmerz

    Verhalten bei Kopfschmerzen wie noch nie

    Prfung von Bewutsein und Vitalfunktionen (Blutdruck! Puls! Krpertemperatur!)

    Meningismus prfen (Kopf beugen, Nackensteifigkeit) Ruheraum, O2-Zufuhr, beim Patienten bleiben Notarzt rufen bzw. funkrztliche Konsultation, wenn

    Vitalfunktionen gestrt sind

    Fieber oder Meningismus vorliegen

    Funktionsausflle oder Krampfanflle auftreten

    heftige Kopfschmerzen nach 1/2 Stunde nicht gebessert sind

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Krankenfrsorge auf KauffahrteischiffenB. 3.8. Nervenkrankheiten

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Einteilung nach Lokalisation

    A.epidural

    B.subdural

    C.subarachnoidal

    D. intrazerebral

    Neurologische NotflleIntrakranielle Blutung

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Epidurales Hmatom

    Klinik:

    Kopfschmerzen neurologische Herdsymptome epileptische Anflle zweigipfliger Verlauf, oft nur kurzes beschwerdefreies Intervall

    Ursache: meist traumatisch, Verletzung von sten der A. meningea media, z.B. nach temporoparietaler Kalottenfraktur

    CT: hyperdense Raumforderung, zum Schdel konvex, gegen Hirnparenchym scharf abgegrenzt (immer CT mit Knochenfenster!)

    Therapie: operative Entlastung

    Neurologische NotflleIntrakranielle Blutung

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Subdurales Hmatom

    Klinik:

    zunehmende Hirndruckzeichen neurologische Herdsymptome epileptische Anflle Psychosyndrom

    Ursache: meist traumatisch, aber auch spontan, Blutung aus Brckenvenen

    CT: sichelfrmig konkave Raumforderung (z.T.isodens), weniger scharf gegen Hirnparenchym abgegrenzt, cave: z.T. bilateral

    Therapie: meist operative Entlastung

    Neurologische NotflleIntrakranielle Blutung

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Subarachnoidale Blutung (SAB)

    Klinik:

    pltzlicher vernichtender Kopf- und Nackenschmerz

    Meningismus rasch progrediente Bewutseinstrbung Atemstrung, belkeit, Erbrechen neurologische Herdsymptome bei

    intrazerebralem Blutanteil

    Lichtscheu, Psychosyndrom Akuttherapie: RR senken, Analgesie, ggf.

    Sedierung, sonst wie allg. Schlaganfall

    Prognose: bis zu 40 % versterben vor Erreichen des Krankenhauses

    Neurologische NotflleIntrakranielle Blutung

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Subarachnoidale Blutung (SAB)

    Ursachen:

    80 % Aneurysmablutung AVM, Dissektionen, SHT

    Procedere nach Klinikaufnahme: Frh-DSA < 72h ab Symptombeginn ggf. mit Coiling/ Embolisation vs. operatives Aneurysma-Clipping

    Vasospasmusprophylaxe (Nimodipin)

    ggf. Triple-H-Therapie bei Nachweis vasospastischer Ischmien (Hypertension, Hypervolmie, Hypertension)

    Neurologische NotflleIntrakranielle Blutung

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Intrazerebrale Blutung

    Klinik:

    neurologische Herdsymptome zunehmende Hirndruckzeichen

    (Kopfschmerzen, belkeit, Erbrechen)

    Bewutseinstrbung epileptische Anflle

    Akuttherapie: bis zur Bildgebung wie allg. Schlaganfall, da klinische Unterscheidung von Infarkt nicht sicher mglich

    Neurologische NotflleIntrakranielle Blutung

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Intrazerebrale Blutung

    Ursachen:

    Hypertensive Blutung Gerinnungsstrungen, Antikoagulanzien Gefmalformationen, Aneurysmen, Durafisteln, Kavernome Sinus- /Hirnvenenthrombose Amyloidangiopathie, Arteriitis Tumoren Trauma

    Therapie:

    konservativ: RR-Kontrolle,ggf. PPSB und Vit. K, Hirndrucktherapie operativ: Hmatomausrumung, Ventrikeldrainage, intraventrikulre

    Lyse

    Neurologische NotflleIntrakranielle Blutung

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Klinik:

    subakute progrediente Kopfschmerzen,

    Wesensnderung epileptische Anflle neurologische

    Herdsymptome

    Hirndruckzeichen Bewutseinstrbung

    Ursache: Thrombose der Hirnsinus oder tiefen Hirnvenen

    Neurologische NotflleSinusvenenthrombose

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Krankenfrsorge auf KauffahrteischiffenB. 3.8. Nervenkrankheiten

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Neurologische NotflleEntzndliche Erkrankungen des NervensystemsMeningitis / Meningoencephalitis

    Klinik: Kopfschmerzen Nackensteife / Meningismus schweres Krankheitsgefhl Licht- und

    Berhrungsempfindlichkeit

    Somnolenz bis Koma epileptische Anflle Petechien (kleine Hautblutungen)

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Neurologische NotflleEntzndliche Erkrankungen des NervensystemsMeningitis / Meningoencephalitis

    Ursachen: hufigste Erreger:

    Meningokokken, Pneumokokken

    Durchwanderung bei: Otitis media, Sinusitis, Trauma, septische Sinusvenenthrombose

    Endokarditis, Pneumonie iatrogen nach Epiduralansthesie,

    OP, LP, Quaddeln

    seltener viral (Zoster, Herpes)

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Neurologische NotflleEntzndliche Erkrankungen des NervensystemsMeningitis / Meningoencephalitis - Akutdiagnostik/ -therapie

    Selbstschutz !!! Neurologischer Basischeck Puls, SaO2, RR, EKG

    ggf. O2-Insufflation Herz- und Lungenauskultation

    Hautvernderungen?, Fieber?, LKS?

    i.v.-Zugang legen

    isotonische Infusionen (z.B. Sterofundin), bei RR-Abfall z.B. HAES ggf. Sedierung mit Diazepam 10 mg oder Midazolam 5-10 mg ( cave

    Atemdepression)

    Antibiose mglichst erst nach Erregerdiagnostik (LP, Blutkultur), nur bei langem Transportweg und instabilem septischen Patienten Therapiebeginn mit Ceftriaxon 2 g + Ampicillin 4 g nach vorheriger Gabe von 10 mg Dexamethason i.v. (wenn mglich zuvor Blutkultur)

    Seitenlagerung bei Erbrechen vs. OK- Hochlagerung bei V.a. Hirndruck

    immer Einweisungsindikation mit Voranmeldung in aufnehmender KlinikDienstag, 27. Mai 2014

  • Neurologische NotflleEntzndliche Erkrankungen des NervensystemsMeningitis / Meningoencephalitis - Umgebungsprophylaxe

    Mundschutz !!, Handschuhe, Kittel

    Isolierung des Betroffenen

    Desinfektionsmanahmen

    Bei besttigter bakterieller Meningitis mit Meningokokken sollen Kontaktpersonen nach rztlicher Empfehlung eine Antibiotika-Prophylaxe einnehmen:

    Rifampicin 2 x 600 mg fr 2 Tage oder

    Ciprofloxacin 1 x 500 mg fr 2 Tage

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Krankenfrsorge auf KauffahrteischiffenB. 3.8. Nervenkrankheiten

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Neurologische NotflleSpinale NotfallsituationenNichttraumatische Querschnittslhmung

    Klinik:

    initial oft schlaffe (spinaler Schock) Tetra- (alle 4 Extremitten) oder Para(beide Beine)parese auf Vorderhornhhe mit erloschenen Muskeleigenreflexen

    querschnittsfrmige Sensibilittsstrungen (alle Qualitten bei komplettem Querschnitt vs. dissoziiert)

    evtl. Schmerzen Atemlhmung oberhalb 4. Halswirbelkrper Blasen- / Mastdarmstrungen

    Ursachen:

    mechanische Kompression (Tumor/Metastasen, Gefmibildung, Bandscheibenvorfall, Epiduralabsze, spinale Blutung, Spondylodiszitis)

    Rckenmarksinfarkt (= Schlaganfall des RM; z.B. A.-spinalis-anterior-Syndrom bei Aortenaneurysma)

    Querschnittsmyelitis (akute Rckenmarksentzndung), Devic-Syndrom (Neuromyelitis optica=Sehnerv- und RM-Entzndung), ADEM

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Neurologische NotflleSpinale Notfallsituationen

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Neurologische NotflleSpinale Notfallsituationen - Akutdiagnostik/ -therapie

    Neurologischer Basischeck

    Bestimmung des Querschnittsniveaus (sensibel Berhrung + Schmerz, z.B. Mamille Th 5, Nabel Th 10)

    Muskeltonus

    Statik/Klopfschmerz der Wirbelsule

    Hinweise fr Ao.-Aneurysma (abd. Tast-/Auskultationsbefund) Atemexkursionen?

    Puls, SaO2, RR

    ggf. O2-Insufflation Ruhigstellung in Rckenlage

    i.v.-Zugang, Volumenersatz bei RRsyst.

  • Krankenfrsorge auf KauffahrteischiffenB. 3.8. Nervenkrankheiten

    -Dienstag, 27. Mai 2014

  • Neurologische NotflleEntzndliche Erkrankungen des NervensystemsGuillain-Barre-Syndrom (AIDP)

    Klinik: akuter Beginn mit Glieder- und Rckenschmerzen, Paresen des

    Beckengrtels sowie hufig strumpf- / handschuhfrmigen Miempfindungen

    progrediente, aufsteigende schlaffe Lhmungen Reflexausfall Diplegia facialis bergreifen der Paresen auf Rumpf- und Atemmuskulatur Herzrhythmusstrungen und vegetative Begleitsymptome hufig gastrointestinaler Infekt im Vorfeld 5-10 % pltzliche Todesflle durch Atemlhmung und Herzrhythmusstrungen Inzidenz 0,6-2,4 / 100.000 EW

    Ursache:

    Immunreaktion gegen periphere Nerven einschlielich Vorder- und Hinterwurzeln (Polyradikulitis, Akute inflammatorische demyelinisierende Polyneuritis)

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Neurologische NotflleEntzndliche Erkrankungen des NervensystemsGuillain-Barre-Syndrom (AIDP) Akutdiagnostik/ -therapie Neurologischer Basischeck Puls, SaO2, RR, EKG

    ggf. O2-Insufflation EKG-Monitoring

    i.v.-Zugang legen

    Einweisungsindikation in neurologische Klinik

    Therapeutische Optionen nach Diagnosesicherung (LP, ENG):

    i.v.-Immunglobuline Plasmapherese Monitoring Beatmung Pacer

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Krankenfrsorge auf KauffahrteischiffenB. 3.8. Nervenkrankheiten

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Neurologische NotflleAkinetische Krise bei Morbus Parkinson

    Parkinson-Krankheit: Schttelkrankheit durch Absterben der Dopamin-produzierenden Nervenzellen in der Substantia nigra (Stammganglienbereich im Grohirn)

    Symptome der akinetischen Krise: massiver Rigor (Muskelsteifigkeit) bis zur Bewegungsunfhigkeit (Akinese) Schluckstrungen, Hypomimie vegetative Dysregulation, Exsikkose

    Ursachen:

    Verschlechterung der Parkinson-Erkrankung bei Infekt med. Noncompliance Neuroleptika

    Manahmen:

    Neurologischer Basischeck Puls, SaO2, RR, EKG

    ggf. O2-Insufflation / Guedel-Tubus / Intubation i.v.-Zugang legen

    Flssigkeitssubstitution Einweisungsindikation

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Neurologische NotflleEncephalomyelitis disseminata (Multiple Sklerose)

    Multiple Sklerose: disseminierte entzndliche Erkrankung von Gehirn und Rckenmark Klinik:

    akuter Schub mit neuen neurologischen Symptomen (Lhmungen, Sehstrungen, Koordinationsstrungen, Sensibilittsstrungen, Schluckstrungen ...)

    Verschlechterung bestehender Defizite bei Fieber, Infekt oder Hitze (Uthoff-Phnomen)

    symptomatische Krampfanflle (s. dort) Ursache:

    Autoimmunerkrankung des ZNS mit schubfrmigem oder chronisch progredientem Verlauf

    Manahmen:

    Neurologischer Basischeck Puls, SaO2, RR, EKG

    ggf. O2-Insufflation i.v.-Zugang legen

    Flssigkeitssubstitution, KA-Behandlung bei Schub oder erstem bzw. schwerem KA Einweisung neurologische Klinik

    bei Infekt (Pneumonie, Sepsis) Einweisung internistische Klinik

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Neurologische NotflleMyasthene vs. cholinerge Krise bei Myasthenia gravis

    Myasthenie (Muskelschwche): Autoimmunerkrankung durch Autoantikrper an der motorischen Endplatte der Skelettmuskulatur

    Klinik: myasthene Krise: Mydriasis, Paresen, Schlucksstrungen, Hyporeflexie, Hypotonie,

    Tachykardie, Atemlhmung mglich

    cholinerge Krise: Miosis, Augentrnen, Bradykardie, Hypersalivation, Schwitzen, Durchfall, Erbrechen, resp. Insuffizienz durch vermehrte Bronchialsekretion

    Ursachen:

    Infekt, Medikamentennderung, beranstrengung Manahmen:

    Neurologischer Basischeck Puls, SaO2, RR, EKG

    ggf. O2-Insufflation bei Intubation Relaxans mit 1/5 bis 1/2 der blichen Dosis

    i.v.-Zugang legen Flssigkeitssubstitution nur bei eindeutig myasthener Krise Mestinon i.v. 2 - 4 mg nur bei eindeutig cholinerger Krise Atropin i.v. 0,5 - 2 mg

    Einweisungsindikation

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Krankenfrsorge auf KauffahrteischiffenB. 3.8. Nervenkrankheiten

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Neurologische NotflleHirndruck bei Hirntumor / Hirnmetastasen

    Klinik: Kopfschmerzen, belkeit, Erbrechen, Ghnen, Singultus Bewutseinsstrung neurologische Funktionsausflle symptomatische Krampfanflle (s. dort)

    Ursache: Hirndruckentwicklung durch Tumorwachstum, Perifokaldem und

    Liquorzirkulationsstrung

    Manahmen:

    Neurologischer Basischeck Eigen- und ggf. Fremdanamnese zu Tumordignitt / -histologie,

    geplanten Manahmen und Willensuerungen des Patienten

    Puls, SaO2, RR, EKG, Fieber?, Exsikkose? i.v.-Zugang legen

    Flssigkeitssubstitution, KA-Behandlung ggf.Schmerzmittel, Diazepam oder Lorazepam

    bei hochmalignem Hirntumor (Glioblastom)/multiplen Hirnmetastasen invasive Manahmen vermeiden, individuell angepate Entscheidung ber Einweisung

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Krankenfrsorge auf KauffahrteischiffenB. 3.8. Nervenkrankheiten

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Krankenfrsorge auf KauffahrteischiffenB. 3.8. Nervenkrankheiten

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Krankenfrsorge auf KauffahrteischiffenB. 3.8. Nervenkrankheiten

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Neurologische NotflleZusammenfassung

    je akuter, schwerer und unerwarteter das Ereignis, desto eher liegt ein Notfall vor

    im Zweifelsfall in Kstennhe Notarzt rufen, sonst funkrztliche Konsultation (Telemedizin)

    Vitalfunktionen immer an erster Stelle der Manahmen!

    Bei Verdacht auf Meningitis und bei Status epilepticus (> 3min) Lebensgefahr, Ruhe bewahren, aber sofortiger Handlungsbedarf!

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Krankenfrsorge auf KauffahrteischiffenB. 3.8. Nervenkrankheiten

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Krankenfrsorge auf KauffahrteischiffenB. 3.8. Nervenkrankheiten

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Krankenfrsorge auf KauffahrteischiffenB. 3.8. Nervenkrankheiten

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Krankenfrsorge auf KauffahrteischiffenB. 3.8. Nervenkrankheiten

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Krankenfrsorge auf KauffahrteischiffenB. 3.8. Nervenkrankheiten

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Krankenfrsorge auf KauffahrteischiffenB. 3.8. Nervenkrankheiten

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Krankenfrsorge auf KauffahrteischiffenB. 3.8. Nervenkrankheiten

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Krankenfrsorge auf KauffahrteischiffenB. 3.8. Nervenkrankheiten

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Psychiatrische NotflleAlkoholintoxikation, -entzugssyndrom und Delirium tremens

    Akute Alkoholwirkung (Rausch)

    BAK 0,1 - 1,5 Promille Dysarthrie, Koordinationsstrungen

    Enthemmung, gehobenes Selbstgefhl, unkritische Selbsteinschtzung

    BAK 1,5 - 2,5 Promille Ataxie, Nystagmus

    Aggressivitt, explosive Reaktionen, Euphorie

    vermehrte Suggestibilitt

    BAK > 2,5 Promille fehlerhafte Situationseinschtzung

    starke Ataxie

    Bewutseinsstrung

    vegetative Dysfunktion mit Hypothermie, Hypotonie bis hin zum Atemstillstand

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Psychiatrische NotflleAlkoholintoxikation, -entzugssyndrom und Delirium tremens

    Alkoholentzugssyndrom

    Sucht nach WHO-Definition Zustand periodischer oder chronischer Intoxikation durch wiederholten

    Substanzgebrauch, der fr Individuum und Gemeinschaft schdlich ist

    Abhngigkeit Toleranzsteigerung (Gewhnung) gg. Suchtmittel

    Entzugs- oder Abstinenzsyndrom bei Fehlen des Suchtmittels (NA-Rezeptorberexpression im Gehirn)

    Alkoholentzugssyndrom vegetative Symptome (Schwitzen, Tachykardie, Schlaflosigkeit,

    belkeit, Erbrechen, Durchfall, Fieber)

    Zittern

    Konzentrationsstrungen und Verhaltensnderungen

    epileptische Anflle

    Synonym: Prdelir

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Psychiatrische NotflleAlkoholintoxikation, -entzugssyndrom und Delirium tremens

    Delirium tremens

    Synonym: Alkoholentzugsdelir Zunahme der vegetativen Symptome (Schwitzen, Wechsel zwischen Hypertonie und

    Hypotonie, Tachykardie, Tachypnoe, Schlaflosigkeit, belkeit, Erbrechen, Durchfall, Fieber)

    Zittern, Ataxie, Sprechstrungen

    wechselnde Erregungszustnde, massive Unruhe

    Desorientiertheit (zeitlich, rtlich, situativ)

    optische Halluzinationen,Nesteln (z.B. Kfer, die abgesammelt werden mssen), vermehrte Suggestibilitt (Ablesen von leerem Blatt)

    epileptische Anflle

    lebensbedrohlicher Notfall! - immer Notarzt rufen tdliche Herzrhythmusstrungen oder Atemstillstand mglich

    Elektrolytentgleisungen

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Psychiatrische NotflleAlkoholintoxikation, -entzugssyndrom und Delirium tremens

    Delirium tremens

    lebensbedrohlicher Notfall! - immer Notarzt rufen tdliche Herzrhythmusstrungen oder Atemstillstand mglich

    Vitalfunktionen prfen

    Atmung, Puls, Blutdruck, Krpertemperatur Sauerstoffsttigung, EKG, Blutzucker

    ggf. Vitalfunktionen wiederherstellen

    Sauerstoffinsufflation bei Hypoxie, Atemwege freimachen, Aspirationsschutz

    ggf. Beatmung (Mund-zu-Mund, AmbuBeutel) bei Atemstillstand externe Herzdruckmassage bei Herz-Kreislauf-Stillstand, ggf.

    zustzlich Defibrillation (AED)

    Beine hochlagern bei niedrigem Blutdruck evtl. Diazepam Rectiole/Zpfchen, alternativ 5-10 mg Diazepam i.v. oder

    i.m., Atemdepression (ggf. Kommandoatmung oder Beutelbeatmung)

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Krankenfrsorge auf KauffahrteischiffenB. 3.8. Nervenkrankheiten

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Krankenfrsorge auf KauffahrteischiffenB. 3.8. Nervenkrankheiten

    Dienstag, 27. Mai 2014

  • Neurologische Notflle auf See 2014

    Vielen Dank fr Ihre Aufmerksamkeit

    Dienstag, 27. Mai 2014