Post on 08-Apr-2016
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Werte stiftenMagazin für Stifter, Stiftungenund engagierte Menschen
www.werte-stiften.de03.2012 . 4. Jahrgang
5,80 Euro
Bundesweite Schulkampagne mit Aktionsmaterial der Stiftung Lesen
Welttag des BuchesWelttag des Buches
WegweisendesEngagementErlanger Forschungsstiftungsoll Zukunft sichern
Auch Helfer brauchenmanchmal HilfeBayerische Polizei-Stiftungunterstützt geschädigtePolizeibeamte
Wenn die Beine nichtmehr gehorchen wollenTom-Wahlig-Stiftung unterstütztdie Erforschung der HereditärenSpastischen Spinalparese
Werte stiften � 3
Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser,
das alles beherrschendes Thema war und ist Griechen-
land. Zwar zeigt sich die deutsche Wirtschaft bisher
noch wenig beeindruckt von den Turbulenzen, auch die
Stimmung der Verbraucher hat sich in letzter Zeit kaum
eingetrübt und das Verhalten der Sparer hat sich eben-
falls nicht verändert.
Ganz im Gegenteil. Zu Jahresbeginn hat der Optimis-
mus unter den deutschen Verbrauchern noch zugenom-
men. Die Konjunkturerwartungen sowie die Anschaf-
fungsneigung konnten spürbar zulegen, während sich
die Einkommenserwartungen auf hohem Niveau stabil
zeigen. Wie die Nürnberger Gesellschaft für Konsumfor-
schung GfK feststellt, stemmen sich die Konsumenten
weiter gegen zunehmende Konjunkturrisiken sowie die
anhaltende Schuldenkrise in Europa. Die Konjunkturer-
wartung legte weiter zu. Die Verbraucher wehren sich
gegen die in Europa stärker gewordenen Rezessionsten-
denzen, von denen auch die deutsche Wirtschaft nicht
unbeeinflusst bleiben dürfte. Denn schwächelnde euro-
päische Staaten erschweren es den deutschen Unterneh-
men zunehmend ihre gute Exportbilanz gegenüber ihren
Nachbarn aufrecht zu erhalten. Bisher läuft der Konjunk-
turmotor in Deutschland noch recht rund.
Nachdem die Anschaffungsneigung im letzten Monat des
vergangenen Jahres spürbare Einbußen hinnehmen
musste, konnte sie zum Jahresbeginn deutlich zulegen.
Die ausgesprochen starke Kauflust der Deutschen hat
mehrere Gründe. Zum einen sorgt die gute Beschäfti-
gungsentwicklung unter den Arbeitnehmern für eine
sinkende Angst vor einer Arbeitslosigkeit und stärkt
damit die Planungssicherheit. Wer einen sicheren Arbeits-
platz hat, tätigt auch eher größere Anschaffungen, resü-
miert die GfK. Zum Zweiten stützt die rückläufige Infla-
tion die Konsumneigung. Schließlich wirkt sich auch die
aktuelle Banken- und Schuldenkrise indirekt auf den
Handel aus. Vor dem Hintergrund des fehlenden Vertrau-
ens in den Finanzmarkt sowie die historisch niedrigen
Zinsen tendieren die Verbraucher eher dazu, ihre finan-
ziellen Mittel in werthaltige Anschaffungen zu stecken,
anstatt sie auf die hohe Kante zu legen oder andere Anla-
geformen zu suchen.
Im Gegensatz dazu stand das letzte Jahr beim Sparver-
halten, bei der Spendenfreudigkeit und bei der Grün-
dung von Stiftungen. Dabei zeigte sich gerade der Stif-
tungssektor stabil auf Wachstumskurs. So sind im letzten
Jahr 817 rechtsfähige Stiftungen bürgerlichen Rechts neu
errichtet worden. Damit erreicht der Bestand an Stiftun-
gen mit 18.946 Stiftungen ein historisches Hoch. Der
Bundesverband Deutscher Stiftungen hofft, bis zum Jahr
2050 die Zahl der Stiftungen zu verdreifachen. Ob sich
aber der Trend des letzten Jahres angesichts der wirt-
schaftlichen Entwicklung fortsetzt, wird sich zeigen.
Aber – die Hoffnung stirbt zuletzt.
In diesem Sinne
Dr.Wolf-R. Scharff
Chefredakteur
dr.wolf-r.scharff@werte-stiften.de
4 � Werte stiften
Welttag des Buches
Lesefreude wecken, um Lese-
kompetenz zu vermitteln ist
das Ziel der Stiftung Lesen.
Seite 28
Werte stiften � 5
Portraits8 Auch Helfer brauchen manchmal Hilfe
Die Bayerische Polizei-Stiftung unterstützt geschä-
digte Polizeibeamte mit finanziellen Zuwendungen
12 Wenn die Beine nicht mehr gehorchen wollen
Tom-Wahlig-Stiftung bringt Bewegung in die
Erforschung des Krankheitsbildes der Hereditären
Spastischen Spinalparese (HSP)
15 Horizonte erweitern, Neugier wecken
Kulturelle Bildung, die ankommt
18 Die Siemens Stiftung auf einen Blick
Projektarbeit für eine nachhaltige Entwicklung
Meldungen20 HIV und TBC in Myanmar auf dem Vormarsch
20 Verliebte Vögel auf Wohnungssuche
20 Erweiterung von Kinderprojekten in Namibia
21 30.000 Euro für neue Bürgerstiftung
21 Hilfe für kranke Kinder
22 Wissen rettet Leben
22 Innovatives Schulförderprogramm
23 Rechtsform der Europäischen Stiftung in Sicht
Aktuelles24 Initiative für mehr Tierschutz an Schulen
24 Willkommen in Entenhausen – in Schwarzenbach
an der Saale
Erika Fuchs Museum soll die langjährige Übersetzerin
der Micky Maus ehren
26 Weihnachtliche Freude für begünstigte Einrichtungen
Die Stiftergemeinschaft der Sparkasse Bamberg
schüttet zum fünften Mal ihre Erträge aus.
28 Welttag des Buches
Bundesweite Schulkampagne mit Aktionsmaterial
der Stiftung Lesen
29 Familienentlastung wird groß geschrieben
Die Bärenherz Stiftung fördert zwei Kinderhospize
und ein Kinderhaus
30 Sparkasse Erding-Dorfen errichtet Stiftergemeinschaft
32 Stiftungssektor stabil auf Wachstumskurs
Zahl der Stiftungsgründungen bleibt auf hohem Niveau
Inhalt
6 � Werte stiften
Herausgeber (V. i. S. d. P.):Dieter Weisner (dieter.weisner@werte-stiften.de)Stephan Bühring (stephan.buehring@werte-stiften.de)
Verlag:Bühring und Weisner Verlagsgesellschaft GbRBayreuther Straße 1, 91054 ErlangenTelefon 0 91 31.5 30 20-83, Fax 0 91 31.5 30 20-89www.werte-stiften.de, info@werte-stiften.de
Chefredakteur:Dr. Wolf-R. Scharff (dr.wolf-r.scharff@werte-stiften.de)
Redaktion:Dieter Weisner, Stephan Bühring, Michael Kniess,Sabine Weißenborn, Andrea Löb, Holger Carstens,Johannes Eichhammer, Karola Weisner, Silke Bobbert,Sonja Slowek
Autoren:Andrea Rupprecht, Anette Rehm, Alfred Herrmann
Anzeigen: Telefon 0 91 31.5 30 20-83Petra Lutter (petra.lutter@werte-stiften.de)Ellenor Kuhnke (ellenor.kuhnke@werte-stiften.de)
Produktion:bühring design und werbeagentur, Erlangenwww.buehring-media.de
Abonnement:Jahresabonnement Deutschland 22 Euro frei Haus
Auflage 10.000 Stück. Werte stiften erscheint vier Malim Jahr. Es gelten die AGB der Bühring und WeisnerVerlagsgesellschaft GbR und die Anzeigenpreislistevom 01.01.2011
Impressum
34 Bürger gehen stiften
Stiftergemeinschaft der Sparkasse Fürth ist Heimat
des Miteinanders – und Heimat von sieben Bürger-
stiftungen im Landkreis Fürth
36 Die Europäische Lärche
Dr. Silvius Wodarz Stiftung ruft Baum des Jahres aus
37 Bürgerstiftung Großbottwar gegründet
Weitere Bürgerstiftung in der Stiftergemeinschaft
der Kreissparkasse Ludwigsburg
38 Förderstiftung der Sparkasse Amberg-Sulzbach
ermöglicht Archiv-Ankauf
Stiftergemeinschaft der Sparkasse hilft,
bürgerschaftliches Engagement zu fördern
Berichte und Kampagnen40 Hilfe, Schutz und Geborgenheit
Kinderrechte Afrika e.V. unterstützt Kinderschutz-
zentren und Waisenhäuser in Westafrika
41 Langfristig und nachhaltig helfen
Bonifatiuswerk gründet Stiftungszentrum,
um Glaubensweitergabe nachhaltig zu fördern
42 Wegweisendes Engagement
Erlanger Forschungsstiftung soll Zukunft sichern
45 Engagement über den Tod hinaus
Erbschaftsbroschüre von „Aktion Deutschland Hilft“
gibt Tipps und Anregungen
46 Ein außergewöhnlicher Lebensweg,
ein herausragendes Lebenswerk
Dauerausstellung macht Leben und Werk
Albert Schweitzers greifbar
Vermögen und Finanzen48 Verhaftet in der Schuldenkrise
Ein Blick zurück in die Zukunft
49 Erneuerbare Energien schaffen bleibende Werte
Gutes und Nachhaltiges für die Umwelt und
zukünftige Generationen zu tun
Recht und Steuern50 Testamentsregister erfolgreich gestartet
Registrierung gewährleistet sicheren und schnellen
Informationsfluss im Sterbefall
Werte stiften � 7
Die Europäische Lärche
Dr. Silvius Wodarz Stiftung
ruft Baum des Jahres aus
Seite 36
8 � Werte stiften
Portraits
Seit 35 Jahren kümmert sich die Bayerische Polizei-Stiftung
um die Belange der Polizeibeamten im Freistaat. Gegründet
wurde die rechtsfähige öffentliche Stiftung des bürgerlichen
Rechts in Nürnberg. Hintergrund der Stiftungsgründung
war das glückliche Ende der Entführung eines renommier-
ten Nürnberger Autohausbesitzers im Jahr 1977. Paul Greis-
singer konnte von den Vorläufern des heutigen Sonderein-
satzkommandos unverletzt aus einem Nürnberger Hotel be-
freit werden.
Um seine Dankbarkeit auszudrücken, wollte der Diplom-
Ingenieur 15.000 DM an die Polizei spenden. Ein Vorhaben,
das aufgrund beamtenrechtlicher Vorschriften nicht so ein-
fach möglich war. Nach einigem Hin und Her hatten die Ju-
risten im Bayerischen Innenministerium schließlich doch
eine Lösung gefunden: Die Bayerische Polizei-Stiftung
wurde ins Leben gerufen, deren Stiftungsgeber Greissinger
wurde.
Seit ihrer Gründung hat die Stiftung in mehr als 660 Fäl-
len rund 1,7 Millionen Euro ausgeschüttet. Deren primäre
Aufgabe ist es, finanzielle Unterstützung an Hinterbliebene
von im Dienst ums Leben gekommenen Polizeibeamten zu
leisten. Darüber hinaus erfolgen auch Zuwendungen an Poli-
zisten, die in der Ausübung des Dienstes erheblich verletzt
oder aufgrund eines Diensteinsatzes gar dauerhaft arbeits-
unfähig wurden.
1,7 Mio. Euro Ausschüttungenin 35 Jahren
Die Verteilung des Geldes sei immer ein wenig Ausle-
gungssache, die entsprechende Sensibilität und Fingersprit-
zengefühl verlange, wie der Vorsitzende der Bayerischen Po-
lizei-Stiftung, Erster Polizeihauptkommissar Udo Wittmann,
sagt. „Wir versuchen die Messlatte immer relativ hoch zu
hängen, da Gewalt gegenüber Polizisten leider ein ständig
wachsendes Phänomen ist. Von dieser Entwicklung ist die
Polizei-Stiftung natürlich auch betroffen.“
Im Vordergrund der Stiftungsarbeit steht daher immer
eine maß- und sinnvolle Zuwendung. Anlässe gibt es viele,
alleine im vergangenen Jahr waren es 67 Fälle, in denen die
Stiftung aktiv wurde. Darunter sind solche, die durch die
Weltpresse gegangen sind, wie die Ermordung des Polizei-
beamten Mathias Vieth im Oktober 2011 in Augsburg.
Auch Helfer brauchenmanchmal Hilfe
Die Bayerische Polizei-Stiftung unterstützt geschädigte Polizeibeamtemit finanziellen Zuwendungen
von Michael Kniess
Im vergangenen Jahr hat die Bayerische Polizei-Stiftung in mehr als 660Fällen finanzielle Zuwendung gewährt. Hier deren Vorsitzender, ErsterPolizeihauptkommissar Udo Wittmann.
Auf dem seitens der Stiftung initiierten Spendenkonto
sei inzwischen ein sechsstelliger Betrag eingegangen. „Geld,
mit dem die Angehörigen des Opfers, dessen Frau und des-
sen Kinder, vorerst wenigstens eine einigermaßen gesi-
cherte Existenzgrundlage haben, wenn ihnen schon ihr Ehe-
mann und Vater genommen wurde“, sagt Udo Wittmann.
Man vergesse darüberhinaus oft, dass die Ermordung nur
einer von zwei Fällen im gleichen Zusammenhang gewesen
sei, so der Polizeihauptkommissar vom Polizeipräsidium Mit-
telfranken in Nürnberg. „Wer denkt an die Kollegin, die
dabei war?“ Auch mit dieser Frage setzt sich die Stiftung aus-
einander.
„Dieser schwerst traumatisierten Polizistin kann man
nur die Daumen drücken, dass sie wieder ins normale
Leben, vielleicht sogar ins Berufsleben und in den Polizei-
dienst zurückfindet“, sagt Wittmann. Auch sie ist ein Unter-
stützungsfall für die Stiftung. „Ein Mosaikstein auf dem Weg
zurück ins normale Leben“, soll die Zuwendung sein.
Neben den bekannten Fällen gibt es aber auch solche,
die nur als kleine Randnotiz einer Polizeimeldung in der Lo-
kalzeitung Platz finden. „Kleine“ Fälle, die letztlich Alltagsge-
schäft, aber deswegen nicht minder gefährlich und folgen-
reich für die Polizisten sind. Die Einweisung einer psychisch
kranken Person in Neustadt an der Waldnaab, die bei jenem
Einsatz einem Polizeibeamten ein Fingerglied abgebissen
hat, ist nur ein Beispiel. „Im ganz normalen Dienstalltag er-
eignen sich die häufigsten Fälle, die zu einer Zuwendung
führen“, sagt Wittmann.
Tinitus durch Knallkörper
Ein Alltagsgeschäft, das selten in den Medien auftaucht,
aber für die betroffenen Polizeibeamten ebenso weitrei-
chende Konsequenzen haben kann. „Wenn bei großen De-
monstrationen Knallkörper fliegen, dann liest man ‚es flie-
gen eben Knallkörper‘, was es aber heißt, einen Tinnitus zu
haben und daraufhin dienstunfähig zu werden, das ist un-
vorstellbar“, sagt der Polizeibeamte Udo Wittmann.
Eine Erweiterung zur Bayerischen Polizei-Stiftung ist die im
Jahr 2000 gegründete Schneider-Stiftung, eine eigenständige
Werte stiften � 9
Portraits
Der Dienstalltag kann für Polizeibeamte weitreichende Konsequenzen haben. Gewalt gegenüber Polizisten ist ein ständig wachsendes Phänomen.
Stiftung, die unter dem Dach der Bayerischen Polizei-Stif-
tung agiert und auch von dieser verwaltet wird. Zuwendung
durch diese erfahren auch alle Tarifbeschäftigten und unver-
schuldet in finanzielle Not geratenen Mitarbeiter der Polizei
sowie Beamte. „Es geht dabei nicht darum, die Gefahren die
das Leben mit sich bringt abzudecken. Vielmehr schauen
wir auch hier auf besondere Fälle, die Polizeibeschäftigten
widerfahren“, sagt der Vorsitzende der Bayerischen Polizei-
Stiftung.
Die großen finanziellen Zuwendungen sind in der Arbeit
beider Stiftungen die Ausnahme. Das Stiftungsvermögen
macht nicht mehr möglich. „Uns geht es darum“, so Witt-
mann, „mit den oftmals leider auch nur geringen finanziel-
len Mitteln unseren Respekt dafür auszudrücken, was die
Kollegen im Dienst für die Polizei erleiden müssen.“
Zuwendungen begrenzt
Im Moment liegt die Höchstgrenze pro Fall bei 30.000
Euro. Eine Grenze, die in der Geschichte der Stiftung auch
schon mehrmals ausgereizt werden musste. Auf die Zuwen-
dungen verzichtet hätten am liebsten alle, Betroffene und
Stifter gleichermaßen, denn hinter jeder steht eine traurige
Geschichte. Notwendig sind sie aber dennoch. Ein Blick in
die Polizeimeldungen genügt für diese Erkenntnis. Spenden-
konto der Bayerischen Polizei-Stiftung bei der BBBank eG,
Konto-Nr. 13333337, Bankleitzahl 660 90 800. �
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12 � Werte stiften
Henry Wahlig ist einer von rund 3.000 Betroffenen in
Deutschland, die an der Hereditären Spastischen Spinalpa-
rese leiden. Beim Fußballtraining fiel dem damals Vierzehn-
jährigen zum ersten Mal auf, dass mit seinen Beinen irgend-
etwas nicht stimmte. Der Besuch beim Orthopäden brachte
keine Erkenntnis darüber, was eigentlich mit ihm los war.
Dieser schickte ihn zur Physiotherapie. Dort sollten seine
schmerzenden steifen Beine behandelt werden. Hier bekam
die Familie den entscheidenden Hinweis darauf, dass es sich
um eine neurologische Erkrankung handeln könnte. Der Be-
such beim ansässigen Universitätsklinikum lieferte die Dia-
gnose: Hereditäre Spastische Spinalparese, eine neurologi-
sche Erkrankung, die mit einer fortschreitenden Degenera-
tion der Nervenbahnen im Rückenmark einhergeht. Auch
wenn es fast ironisch klingt: Henry hatte Glück im Unglück.
Ihm blieb eine lange Odyssee von Arztbesuchen erspart. Er
gehört zu den wenigen, der in relativ kurzem Zeitraum eine
Diagnose bekam. Viele Patienten mit dieser seltenen Krank-
heit durchlaufen einen Weg gepflastert mit Fehldiagnosen.
Sie besuchen einen Arzt nach dem anderen, ohne wirklich
zu erfahren, was sie haben. Grund dafür ist, dass es nur we-
nige Spezialisten gibt, die sich mit dem Krankheitsbild aus-
kennen und nur wenige Menschen daran erkranken. Wäh-
rend Krankheiten wie Morbus Parkinson oder Multiple Skle-
rose einer breiten Öffentlichkeit bekannt sind, fristet diese
seltene Erbkrankheit ein Schattendasein. Da das Krankheits-
bild vielen neurologischen Erkrankungen ähnelt, ist es
schwer zu diagnostizieren. Rund 200.000 Menschen welt-
weit leiden an HSP. Für Pharmafirmen ist die Erforschung
dieser Krankheit wenig lukrativ. Die Entwicklungskosten
sind zu hoch, der Absatzmarkt und Gewinn zu klein. So
sieht die bittere Wirklichkeit aus. Mit dem Satz:„Man kann
nichts machen“, wollte sich Henrys Vater, Dr.Tom Wahlig,
damals nicht zufrieden geben. Indem er 1998 die weltweit
erste Stiftung für HSP gründete, wollte er selbst einen Bei-
trag zur Erforschung dieser unheilbaren Krankheit leisten.
Alles mit dem Ziel, die wissenschaftliche Forschung auf die-
sem Gebiet anzustoßen und die Krankheit vielleicht irgend-
wann einmal heilen zu können.
Geschichte der HSP
Der Neurologe Adolf von Struempell beschrieb im Jahr
1880 als Erster das Krankheitsbild. Er hatte bei zwei Brü-
dern eine spastische Gangstörung beobachtet. Eine Autop-
sie nach deren Tod brachte Erkenntnis über die Ursache der
Lähmung. Diese lag in einer Degeneration der Nervenbah-
nen im Rückenmark begründet. Da der Vater der beiden Jun-
gen gleiche Symptome aufwies, vermutete er, dass es sich
um eine Erbkrankheit handeln müsse. Heute weiß man, dass
HSP durch einen Gendefekt verursacht wird. Die Krankheit
gibt jedoch Wissenschaftlern noch viele Rätsel auf. Lange
beschäftigten sie sich recht wenig damit. Mit der Gründung
der Tom-Wahlig-Stiftung kam Bewegung in puncto Ursa-
chenforschung.
HSP, eine schleichendfortschreitende Erkrankung
Die meisten an HSP-Erkrankten zeigen zunächst keine
Symptome. Nur in 10 % aller Fälle beginnt die Krankheit im
Kindesalter. 70 % von ihnen erkranken zwischen dem 30.
und 40. Lebensjahr. Das Risiko, dass der Genfehler weiter
vererbt wird, ist hoch. Bei der Krankheit kommt es zu einer
Degeneration bestimmter Nervenzellen im Rückenmark. Im
Normalfall sind diese für die Bewegungssteuerung der
Wenn die Beine nicht mehrgehorchen wollen
Die Tom-Wahlig-Stiftung bringt Bewegung in die Erforschung desKrankheitsbildes der Hereditären Spastischen Spinalparese (HSP)
von Andrea Löb
Portraits
Werte stiften � 13
Beine zuständig. Durch den Gendefekt können Befehle vom
Gehirn an die Beinmuskulatur nicht oder nur unvollständig
weitergeleitet werden. Folge ist eine Spastik in den Beinen,
welche das Gehen erschwert oder im schlimmsten Fall un-
möglich macht und im Rollstuhl endet. Die Betroffenen ver-
lieren fortschreitend die Kontrolle über ihre Beine. Die Sym-
ptome der Krankheit verschlimmern sich in einem Zeit-
raum von zwei bis drei Jahrzehnten. Man unterscheidet
zwei Formen der HSP: die reine und die komplizierte Form.
Bei der reinen Form ist die Symptomatik im Wesentlichen
auf die Beine beschränkt. Zusätzlich kann es zu Gefühlsstö-
rungen in den Beinen und zu Blasenstörungen kom-
men. Bei der seltenen komplizierten Form kön-
nen weitere Symptome wie beispielsweise
Hautveränderungen, Sehstörungen, Ge-
dächtnisstörungen und Krampfanfälle
auftreten. Verschlimmern sich die Sym-
ptome der Krankheit, wird es für den
Betroffenen immer schwieriger sei-
nen Alltag zu meistern. Er ist auf Hilfs-
mittel angewiesen. Für die Bewälti-
gung des Alltags müssen dann der pri-
vate Wohnbereich und das Auto behin-
dertengerecht umgebaut werden. Zur-
zeit ist die Krankheit noch nicht heilbar.
Es wird eine symptomale Therapie in
Form von Medikamenten und Physiotherapie
Portraits
14 � Werte stiften
ken in Deutschland und Österreich HSP-Sprechstunden ein-
gerichtet worden. Speziell dafür ausgebildete Mediziner hel-
fen hier bei der Diagnosestellung und einer optimalen The-
rapiezusammenstellung. Die Aufklärung über die Krankheit
hilft dem Patienten, die Krankheit zu verstehen und Ängste
zu nehmen. Selbst kann der Patient aktiv einen Beitrag für
die Forschung leisten, indem er sich bei GeNeMove regi-
strieren lässt. GeNeMove ist ein vom Bundesforschungsmi-
nisterium gefördertes Netzwerk zur Erforschung seltener
erblicher Bewegungsstörungen. Der HSP-Erkrankte kann
seine Blutprobe an dieser zentralen Sammelstelle der For-
schung zur Verfügung stellen. Ein weiteres großes Anliegen
der Stiftung ist es, die Öffentlichkeit über diese seltene Er-
krankung zu informieren. Dafür werden Veranstaltungen
wie z. B. Fußballspiele organisiert. Der Einsatz von soge-
nannten SchrittMachern verfolgt dasselbe Ziel: das Bekannt-
machen der Krankheit und der Stiftung. Als sogenannte
SchrittMacher setzen sich bekannte Persönlichkeiten für die
Stiftung ein. Dafür konnte die Stiftung in den letzten Jahren
zahlreiche Prominente gewinnen. Sie zeigen ihre Verbun-
denheit mit den Erkrankten und den Zielen der Stiftung.
Jeder gespendete Cent kommt voll und ganz der For-
schung und Information der Betroffenen zugute. Für die Ver-
waltungskosten kommt die Gründerfamilie auf. Um weiter
Ursachenforschung betreiben und die Erkrankten unterstüt-
zen zu können, braucht die Stiftung Geld und freut sich
über Spenden: Sparkasse Jena, Spendenkonto 31 666,
BLZ 830 530 30 �
� www.hsp-info.de
durchgeführt. Die Therapieansätze sollen helfen, das Fort-
schreiten der Krankheit hinauszuzögern und die Bewegung
zu erhalten.
Der Ursache auf der Spur
Die Tom-Wahlig-Stiftung sieht ihre Hauptaufgaben in der
Unterstützung der Betroffenen und der Förderung der HSP-
Forschung. Sie hält die Fäden für viele Projekte in der Hand.
Ihr ist es zu verdanken, dass sich mittlerweile weltweit For-
scher damit beschäftigen, die Krankheit zu entschlüsseln. In
den letzten Jahren ist ein internationales Netzwerk enga-
gierter Wissenschaftler entstanden. Einmal im Jahr organi-
siert die Stiftung im Rahmen der Jahrestagung der Deut-
schen Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie ein For-
schungssymposium. Hier haben alle Fachdisziplinen, die
sich mit dem Krankheitsbild auseinandersetzen, die Mög-
lichkeit ihre Forschungsergebnisse zusammenzutragen und
sich fachlich auszutauschen. War vor Stiftungsgründung
noch keines der Gene bekannt, welches durch eine Verän-
derung HSP verursacht, sind es mittlerweile zwölf. Kleine
Erfolgsschritte, die vielleicht irgendwann Chancen auf Hei-
lung bringen. Um die Forschung weiter voranzutreiben, ver-
gibt die Stiftung alle drei Jahre ein Forschungsstipendium
und unterstützt weitere Forschungsprojekte finanziell. Sie
arbeitet eng mit einer Selbsthilfegruppe und Neurologen
zusammen. Wenn erwünscht, erhalten Neurologen und Er-
krankte regelmäßig Informationen über die Forschungser-
gebnisse der Projekte. Mithilfe der Stiftung sind an 22 Klini-
Der Stifter Dr. Tom Wahlig mit seinem an HSP erkrankten Sohn Henry, der das Glück hatte, sehr früh eine richtige Diagnose zu bekommen.
Portraits
Werte stiften � 15
Portraits
Horizonte erweitern,Neugier wecken
Kulturelle Bildung, die ankommt
Prof. Dr. Norbert Winkeljohann, Vorsitzender des Stiftungsrats der PwC-Stiftung und Sprecherdes Vorstands von PwC Deutschland im Interview mit Michael Kniess (Werte stiften)
Werte stiften: Die PwC-Stiftung wurde Ende des Jahres 2002
von PwC-Führungskräften ins Leben gerufen. Was gab für
PwC, als eine Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesell-
schaft den Ausschlag, eine Stiftung zu gründen?
Prof. Dr. Norbert Winkeljohann: Als führende Wirtschaftsprü-
fungs- und Beratungsgesellschaft in Deutschland und welt-
weit wissen wir, es kommt auf die Menschen an. So wie un-
sere Mitarbeiter das Potential von PwC sind, sind es die
Menschen, die das Potential von Deutschland ausmachen.
Vor allem denke ich dabei an Kinder und Jugendliche.
Selbstverständlich sehen wir, dass auch in Deutschland Kin-
der und Jugendliche nicht immer so gefördert werden, wie
es notwendig wäre. Uns geht auf diese Weise viel Potential
verloren. Natürlich können auch wir nicht alle bestehenden
Probleme lösen. Aber wir wollen als erfolgreiches Unterneh-
men unseren Beitrag dazu leisten, dass Kinder und Jugendli-
che ihren Horizont erweitern können. Dabei betreiben wir
ganz bewusst keine Eliten-Förderung, sondern möchten in
erster Linie den Kindern und Jugendlichen Zugang zu Bil-
dung und Kultur ermöglichen, die nicht schon durch ihr El-
ternhaus bestens versorgt und herangeführt werden. Die fa-
talen Folgen des leider immer weiter zunehmenden Bil-
dungsgefälles in Deutschland betrachten wir mit großer
Sorge. Deshalb haben wir 2002 unsere PwC-Stiftung Jugend
– Bildung – Kultur gegründet. Mittlerweile ist unsere Stif-
tung ein ganz wesentlicher Teil unseres vielfältigen gesell-
schaftlichen Engagements.
Was sind Ihre Aufgaben in der Stiftung?
Als Vorsitzender des Stiftungsrats verfolge ich die Stiftungs-
aktivitäten nicht nur mit großem Interesse, ich verstehe mich
auch als Botschafter für die Stiftung bei PwC und in der Öf-
fentlichkeit. Und selbstverständlich habe ich auch bei der
Auswahl unserer Förderprojekte ein Wörtchen mitzureden.
Wieso engagieren Sie sich mit Ihrer Stiftung gerade im Be-
reich der kulturellen Bildung?
Weil kulturelle Bildung in unserer sehr auf ökonomischen
Output orientierten Gesellschaft oft zu kurz kommt. Wir
sind davon überzeugt, dass Kultur ein wichtiger Teil unserer
Gesellschaft und der Zugang zu ihr ein entscheidender Bau-
stein in der Persönlichkeitsentwicklung ist. Deshalb konzen-
trieren wir unsere Förderung auf kulturelle Bildung als eine
Art „Breitensport“. Wir fördern innovative Projekte immer
dann, wenn sie Kinder und Jugendliche erreichen, die über
ihr Elternhaus oder im Rahmen ihrer Schulausbildung nur
wenig Kontakt mit
Theater, Literatur, Tanz,
Musik und Kultur
haben. Zum Glück
steht heute nicht mehr
in Frage, dass kultu-
relle Bildung Kindern
und Jugendlichen den
Sprung ins Leben er-
leichtert. Gerne helfen
wir hier nach Kräften.
Und ganz uneigennüt-
zig ist das ja nicht,
muss ich zugeben: Als
international tätiges, in
Deutschland ansässi-
ges Unternehmen ist
PwC auf kreative
Prof. Dr. Norbert Winkeljohann, Vorsit-zender des Stiftungsrats der PwC-Stif-tung und Sprecher des Vorstands vonPwC Deutschland. Foto: PwC
16 � Werte stiften
Köpfe angewiesen, die auch über den Tellerrand von Wirt-
schaftprüfung und Steuerberatung hinausschauen.
Wie kann Ihrer Meinung nach Stiften in diesem Bereich
grundsätzlich wirken?
Als Vorsitzender des Stiftungsrats frage ich oft: Was bleibt?
Welchen nachhaltigen Wert stiften unsere Förderprojekte?
Für unsere Arbeit ist es ein Erfolg, dass die Kinder und Ju-
gendlichen in den Projekten Spaß haben und als im positiv-
sten Sinne „andere Menschen“ aus den Projekten heraus
kommen. Ein Erfolg ist es auch, wenn eine mit unseren För-
dermitteln angeschobene Idee im „Alltag“ ankommt und
neue Förderer in die Fußstapfen der PwC-Stiftung treten.
Nicht vergessen möchte ich aber, dass auch die Anerken-
nung unserer Arbeit in der Fachwelt uns stolz macht. Viele
unserer Projekte gelten als Vorbild und Modell und immer
wieder erreichen uns Kooperationsanfragen anderer Stiftun-
gen. Die öffentlichen Aufgaben im Bereich Bildung und Kul-
tur können und wollen wir nicht ersetzen. Als Stifter kön-
nen wir aber Anstöße geben und helfen, guten Ideen
Schwung zu verleihen.
Was waren Ihre Förderschwerpunkte im vergangenen Jahr?
Schwerpunkte unserer Arbeit im letzten Jahr waren das Pro-
gramm crossover@school, der Kongress Kinder zum Olymp!
sowie die Kultur.Forscher!. crossover@school haben wir ge-
meinsam mit Crossover e.V., dem Verein des bekannten
deutschen Rappers Samy de Luxe und dem ehemaligen Bas-
ketball-Nationalspieler Marvin Willoughby, an Schulen in
Dortmund, Frankfurt, Berlin und Stuttgart durchgeführt.
Schüler aus allen Schularten erarbeiten dabei über mehrere
Tage hinweg gemeinsam eine abendfüllende Show aus un-
terschiedlichen Elementen der Jugendkultur, wie etwa Hip-
Hop, Rap, Breakdance, Beatboxing und Basketball. Unser ge-
meinsames Ziel ist es dabei, Toleranz und Miteinander an
Schulen durch kreative Arbeit zu fördern. Die Erfolge waren
so hervorragend, dass wir 2012 weitere Workshops in Köln
und Nürnberg veranstalten.
Portraits
Dresdner Gymnasiasten begeisterten mit Radioballett – ein interaktives Theaterstück, ausgezeichnet von der PwC-Stiftung als Kultur.Forscher!-Projekt.Foto: DKJS, S. Dittrich
Werte stiften � 17
Portraits
Vor rund drei Jahren startete Kultur.Forscher!, das erste
große Eigenprogramm der PwC-Stiftung unter dem Motto
„mit Kultur.Forscher! die Welt neu entdecken“. Was ist der
Inhalt des Programms?
Um etwas Neues zu entdecken, muss man seine Perspektive
verändern. Wir haben uns vor dem Start unserer Kultur.For-
scher! die existierenden Förderprogramme für kulturelle
Bildung sehr genau angesehen und dann konsequent die
Kinder und Jugendlichen und ihre Fragen in den Mittel-
punkt unseres Programms gestellt. Schließlich geht es ja um
sie. Heraus gekommen sind dabei so spannende wie überra-
schende Projekte wie ein Theater ohne Bühne, an Orten, an
denen niemand es vermuten würde, ein klingender Schul-
hof, Chemie- und Physikunterricht im Museum, ein neues
Unterrichtsfach „Baukultur“ und viele weitere Erfolge.
Was macht dann das Besondere an Kultur.Forscher! aus?
Zwei Aspekte halte ich für besonders wichtig:
Erstens den methodischen Ansatz des forschenden Lernens.
Bis zu unserem Projekt kannte man das vor allem in den Na-
turwissenschaften. Wir haben es erreicht, dass forschendes
Lernen jetzt über Fächergrenzen hinweg erprobt wird und
den Unterricht und das Lernen beflügelt.
Zweitens die unmittelbare Beteiligung der Kinder und Ju-
gendlichen. Deren Fragen stehen im Mittelpunkt des Pro-
gramms. „Wir lernen ohne es zu merken“ haben es einige
Schüler genannt. Besser kann es doch gar nicht laufen! Die
Schüler erschließen sich neue Welten, entwickeln eigenstän-
dig innovative Lernformen, stärken ihr Selbstwertgefühl und
geben Anstoß für die Schulentwicklung. Gemeinsam mit
Kulturinstitutionen verankern wir so das forschende Lernen
auch in Kunst und Kultur fest im Unterricht und neben wis-
senschaftlichen werden auch künstlerische Erkenntnisme-
thoden konsequent angewendet.
Wie wirkt Kultur.Forscher!, welche Rückmeldungen bekom-
men Sie?
Was wir von den Schülerinnen und Schülern, Lehrerinnen
und Lehrern und den Partnern aus den Kulturinstitutionen
an Rückmeldungen bekommen, ist überwältigend positiv.
Eine Lehrerin sagte mir, „Dass ich den tollsten Beruf der
Welt habe, das habe ich bei Kultur.Forscher! erst wieder ge-
merkt“. Und wenn Sie die leuchtenden Augen der Kinder
und Jugendlichen sehen, ihre Begeisterung erleben, mit der
sie bei der Sache sind, dann spricht das für sich.
Aber wir haben unser Programm auch wissenschaftlich un-
tersuchen lassen. Wir wollen wissen wie es wirkt. Die Ergeb-
nisse der begleitenden Evaluation durch das Institut EDU-
CULT aus Wien sind eindeutig: Kultur.Forscher! gelingt es,
die Schülerinnen und Schüler zu einer aktiven Auseinander-
setzung mit Kunst und Kultur zu motivieren. Sie entwickeln
breit gefächerte Methoden- und Sozialkompetenz. Sie ler-
nen, ihren Lernprozess selbst zu organisieren und werden
zu Experten in ihrem Thema.
Was können Sie und Ihre Mitarbeiter im Unternehmen und
wir alle uns am Programm Kultur.Forscher! abschauen?
Das Engagement und die Neugierde, mit der die Schüler,
Lehrer und Kulturinstitutionen neue Wege gehen, haben
mich beeindruckt. Wir bei PwC sind ständig dabei, aus unse-
rer täglichen Arbeit in den Bereichen Beratung, Steuerbera-
tung und Wirtschaftsprüfung heraus neue Serviceangebote
zu entwickeln. Dafür müssen wir beobachten, was um uns
herum passiert und unbekanntes Terrain betreten. Das kön-
nen wir vom forschenden Lernen abschauen, denn bei
neuen Fragestellungen kann man die Antworten natürlich
nicht einfach irgendwo nachlesen.
Zum Abschluss ein kurzer Blick in die Zukunft: Was ist sei-
tens Ihrer Stiftung an weiteren Programmen oder im Rah-
men des Programms Kultur.Forscher! geplant?
Wir werden unser erfolgreiches Programm Kultur.Forscher!
bis 2014 in den Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Hes-
sen, Sachsen und Baden-Württemberg fortführen. Gerade
haben wir 13 neue Schulen in die Förderung aufgenommen.
Anfang 2012 erscheint außerdem unsere Publikation:
„Selbst entdecken ist die Kunst“, die das Programm doku-
mentiert. Und dann arbeiten wir bereits daran, den Aus-
tausch mit anderen bundesweiten Initiativen der kulturellen
Bildung zu intensivieren. Und natürlich freuen wir uns
immer über spannende, innovative Projektvorschläge.
Werte stiften bedankt sich ganz herzlich für das Interview!
Ein Höhepunkt des Programms Kultur.Forscher!: Rund 100 Jugendlichestürmten den Stuttgarter Schlossplatz und veranstalteten Kultur.Mob.
Foto: PwC
Portraits
Die Siemens Stiftung auf einen BlickWirksame Projektarbeit für eine nachhaltige Entwicklung
Menschen in die Lage zu versetzen, sich aktiv gesellschaftli-
chen Herausforderungen zu stellen – dieses Ziel verfolgt die
Siemens Stiftung. Ideell bezieht sich die gemeinnützige Stif-
tung dabei auf die Werte von Werner von Siemens. Gemein-
sam mit Kooperationspartnern konzipiert und realisiert sie
lokale sowie internationale Projekte mit der Zielsetzung, Ei-
genverantwortung und Selbständigkeit zu fördern.
Die Stiftung hat sich zum Ziel gesetzt, wirksame Beiträge
zur Minderung der Armut in unterentwickelten Regionen zu
leisten. Dazu ist sie auf drei Gebieten aktiv: Sie unterstützt
den Ausbau der Grundversorgung sowie die Verbesserung
von Sozialstrukturen, initiiert Bildungsprojekte und trägt zur
Reflexion über kulturelle Identitäten und Kunst bei.
„Maßgeblich ist für die Stiftungsarbeit, Hilfe zur Selbst-
hilfe zu fördern. Sozialunternehmerische Ansätze sind in
diesem Zusammenhang von entscheidender Bedeutung, da
sie innovative Modelle aufzeigen, die den sozialen Wirkungs-
grad als wesentliches Element sehen und so eine wichtige
Komplementierung im Sinne der nachhaltigen wirtschaftli-
chen und sozialen Integration in Schwellen- und Entwick-
lungsländern bedeuten können“, sagt Ulrike Wahl, Ge-
schäftsführender Vorstand der Siemens Stiftung.
18 � Werte stiften
Die Stiftung identifiziert und initiiert Projekte mit der Ziel-
setzung, diese gemeinsam mit Kooperationspartnern aus
Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft weiterzuentwickeln
und zu verbreiten. Das Bestreben: Gesellschaftliche Pro-
bleme der Grundversorgung mit unternehmerischem An-
satz nachhaltig zu lösen. Gefördert werden lokale Eigenin-
itiativen mit dem Ziel der finanziellen Selbstständigkeit, vor
allem durch Trainings. Mithilfe technischer Lösungen sollen
existenzielle Versorgungsdefizite in den Bereichen Wasser,
Energie und Abwassermanagement abgebaut werden, um
somit ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen. Haupt-
anliegen ist dabei die Maximierung des ‚Community Im-
pacts’, das heißt die Verbesserung der Lebensqualität und
der sozialen Strukturen insgesamt. In diesem Zusammen-
hang spielen Sozialunternehmer eine wichtige Rolle, da sie
mit nachhaltigen Geschäftsmodellen die Grundversorgung
in Entwicklungs- und Schwellenländern verbessern und
Menschen in die Lage versetzen, am wirtschaftlichen und
sozialen Leben aktiver teilzunehmen.
Mit ihren Bildungsprojekten trägt die Siemens Stiftung dazu
bei, Bildung für ein chancenreiches Leben und gesellschaft-
lichen Fortschritt zu stärken. Unter der Maxime „Die Zu-
kunftsfähigkeit unserer Gesellschaft hängt von jungen Men-
schen ab, die sich mutig, verantwortungsvoll und ideenreich
mit den globalen Herausforderungen auseinandersetzen“,
bietet die Stiftung Erziehern und Lehrkräften zeitgemäße
und lebensnahe Unterrichtsmethoden und –materialien.
Kinder und Jugendliche sollen so dazu befähigt werden,
ihre Kompetenzen zu erweitern und zu festigen.
Stiftung arbeitet auf drei Gebieten
Menschliches Zusammenleben ist eine kulturelle Lei-
stung. Die Stärkung engagierter, selbstbewusster Kultursze-
nen ist für die Siemens Stiftung daher eine wesentliche Er-
gänzung zur entwicklungsorientierten Arbeit in den Berei-
chen von Grundversorgung und Bildung. Den Sichtweisen
von Kulturschaffenden, als Mitgestalter gesellschaftlicher
Entwicklung, Raum zu geben und Experimentierfelder für
die Auseinandersetzung mit der Gegenwart zu eröffnen, ist
das Ziel der Kulturprojekte der Siemens Stiftung. Die Wirk-
samkeit von Kunst in der Gesellschaft steht dabei ebenso
im Zentrum wie die Reflexion kultureller Identitäten oder
die Förderung von Dialogformen und ästhetischer Bildung.
Die Stiftung initiiert gemeinsam mit Kooperationspartnern
Themenprojekte und Plattformen zum internationalen Aus-
tausch und kulturellen Wissenstransfer insbesondere in Län-
dern Afrikas und Lateinamerikas.
Gegründet wurde die Stiftung 2008 und kooperiert mit
den ebenfalls vom Unternehmen gegründeten Siemens Stif-
tungen in Argentinien, Brasilien, Frankreich, Kolumbien und
den USA. Die Projektarbeit der Stiftung konzentriert sich auf
die Zielregionen Afrika, Lateinamerika und
Deutschland/Europa. �
� www.siemens-stiftung.org
Werte stiften � 19
Portraits
Wasserkiosk in Kilimamambogo (Kenia):Gesellschaftliche Probleme der Grundversor-gung werden mit unternehmerischem Ansatznachhaltig gelöst.Foto: Frank Schultze
Experimentier Box: Bildung für ein chancenreiches Leben und gesell-schaftlichen Fortschritt stärken.Foto: Johannes List
20 � Werte stiften
Meldungen
HIV und TBC in Myanmarauf dem Vormarsch
Zehntausende benötigenantiretrovirale Medikamente
Ärzte ohne Grenzen weist in dem Bericht „Lives in the Ba-
lance“ darauf hin, dass in Myanmar derzeit 85.000 HIV-In-
fizierte, die dringend lebensverlängernde antiretrovirale
Medikamente benötigen, dazu keinen Zugang haben. Von
den geschätzten 9.300 neuinfizierten Tuberkulosepatien-
ten jährlich haben bisher etwas mehr als 300 Menschen
eine Therapie gegen multiresistente Tuberkulose (TB) er-
halten. Ärzte ohne Grenzen ist der größte Anbieter von
HIV/Aids-Therapien in Myanmar.
Die Streichung einer Finanzierungsrunde des Globalen
Fonds bedeutet, dass keine Finanzierung für die Auswei-
tung von HIV- und TB-Therapien sowie ihrer medikamen-
tenresistenten Formen bis 2014 vorgesehen ist. Myanmar
ist das am wenigsten entwickelte Land Südostasiens und
zählt zu den Ländern, die weltweit am wenigsten offizielle
Entwicklungshilfe erhalten. Da es aufgrund des Engage-
ments der internationalen Gemeinschaft zu politischen
Reformen kommt, ist jetzt die Gelegenheit, den Zugang zu
HIV- und TB-Therapien auf die Prioritätenliste der Geber-
länder zu setzen. Myanmar leidet unter einem unterfinan-
zierten staatlichen Gesundheitssystem. Trotz vielverspre-
chender Bemühungen, das Gesundheitsbudget zu erhö-
hen, werden Jahre vergehen, bis das Land über ein umfas-
sendes Gesundheitssystem verfügt.
Spendenkonto 97097 bei der Bank für Sozialwirtschaft,
BLZ 370 205 00. �
� www.aerzte-ohne-grenzen.de
Verliebte Vögel auf Wohnungssuche
Deutsche Wildtierstiftung rät:Jetzt Nisthilfen aufhängen
Kohl-, Blau-, Sumpf- und Tannenmeise brauchen unsere Hilfe.
Sogar der Spatz ist immer häufiger obdachlos. In den letzten
25 Jahren ist der Bestand des frechen Vogels in vielen Teilen
Deutschlands deutlich zurückgegangen, an den glatten Wän-
den moderner Bauten findet er keine Nistmöglichkeiten.
Künstliche Nisthöhlen oder Häuschen helfen gerade jetzt
rechtzeitig zur Nistzeit. Artgerechte Nisthilfen ersetzen
Baumhöhlen, bieten Sicherheit vor Fressfeinden sowie
Schutz vor Nässe, Wind und Wetter. Man kann Vögel damit
beim Brüten wirkungsvoll unterstützen. Vogelschutz ist
praktizierter Artenschutz. �
� www.wildtierland.de
Im Jahre 2012 hat die Petra Lustenberger Stiftung – Hilfe für
Kinder in Not, außer den Kinderprojekten im Inland auch
ein Projekt in Namibia auf der Agenda. Seit Gründung der
Stiftung ist Namibia im Focus, so konnten schon einige Pro-
jekte verwirklicht und die Kinderarmut gelindert werden.
Aktuell steht die dringend notwendige Vergrößerung der
Grundfläche, die für die Projekte zur Verfügung stehen, an.
Gemüsegarten, Spielplatz, Kindergarten-Container und Of-
fice-Container stehen momentan dicht gedrängt. Der Platz
ist nur für 25 Kinder ausreichend, es liegen jedoch 60 wei-
tere Anmeldungen vor. Mit einem zusätzlichen, angrenzen-
den Grundstück könnte somit ein weiterer Kindergarten-
Container platziert werden. Nachmittags soll dieser als kul-
turelles Zentrum zum Erlernen traditioneller Tänze und
Kennenlernen von Musik unterschiedlicher Kulturen die-
nen. Weitere geplante Vorhaben sind kleine Bildungs- und
Frauenprojekte, ein Sportplatz für Kinder und Jugendliche
sowie die Erweiterung des Gemüsegartens. Bank für Sozial-
wirtschaft, Spendenkonto 3 750 820 082, BLZ 700 20 500. �
� www.petra-lustenberger-stiftung.de
Erweiterung vonKinderprojekten in Namibia
Petra Lustenberger Stiftungengagiert sich in Afrika
Im Rahmen einer Feierstunde unterzeichneten Konrad Gott-
schall, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Bamberg, Horst
Ohlmann, Vorsitzender der DT Deutsche Stiftungstreuhand
AG und Georg Hollet, Bürgermeister der Gemeinde Schön-
brunn i. Steigerwald die Stiftungsvereinbarung zur Bürger-
stiftung Schönbrunn i. Steigerwald. Die Gemeinde Schön-
brunn brachte als Anschubfinanzierung 25.000 Euro und
die Sparkasse Bamberg 5.000 Euro ein. In die Bürgerstiftung
kann jedermann finanzielle Mittel einbringen. Aus den Erlö-
sen des Stiftungskapitals sind derzeit Förderungen des bür-
gerschaftlichen Engagements zugunsten gemeinnütziger
Zwecke, der musischen und sportlichen Jugendarbeit, für
mildtätige Zwecke und Hilfe für Bürger in Not, religiöse und
kirchliche Zwecke sowie Kunst, Heimat- und Denkmal-
pflege angedacht. Zustiftungen für andere Zwecke sind je-
derzeit möglich. Auch Spenden sind jederzeit herzlich will-
kommen. Über die jährliche Verwendung der Erträge aus
dem Stiftungskapital entscheidet ein siebenköpfiger Stif-
tungsrat. Mitglieder des Stiftungsrates sind der amtierende
1. und 2. Bürgermeister der Gemeinde Schönbrunn i. Stei-
gerwald, der 1. Vorsitzende des Ortskulturrings sowie vier
weitere Bürger aus der Gemeinde. �
� www.stiftergemeinschaft-bamberg.de
30.000 Euro fürneue Bürgerstiftung
Bürgerstiftung Schönbrunn imSteigerwald gegründet
Werte stiften � 21
Meldungen
Elterninitiativen, Selbsthilfegruppen oder Vereine aus
Deutschland, die sich ehrenamtlich für die Gesundheit von
Kindern einsetzen, können sich bis zum 15. Mai um diese
Auszeichnung bewerben. Sie sollten neue Wege beschreiten,
um die Lebensqualität von chronisch kranken und behin-
derten Kindern zu verbessern oder sich engagiert für Ge-
sundheitsvorsorge einsetzen. Die Kroschke Stiftung wünscht
sich Bewerbungen von Initiativen, die nachahmenswerte
Möglichkeiten entwickelt haben, kranke Kinder auf ihrem
Weg zu begleiten oder eine Integration zu ermöglichen.
Diese Initiativen können beispielsweise das Ziel haben, die
Genesung zu fördern oder durch gezielte Maßnahmen eine
Erkrankung zu verhindern. Es zählt auch ein engagierter
Einsatz, der den Umgang mit einer Krankheit oder Behinde-
rung erleichtert und hilft, trotz Krankheit oder Behinderung
eine fröhliche Kindheit zu erleben. �
� www.kinderstiftung.de
Hilfe für kranke Kinder
Kroschke Stiftung lobt zum 9. Mal den mit15.000 Euro dotierten Förderpreis aus
Konrad Gottschall, Georg Hollet und Horst Ohlmann (v. l.) beim Unter-zeichnen der Stiftungsvereinbarung zur Bürgerstiftung Schönbrunn.
22 � Werte stiften
Wissen rettet Leben
Schlaganfall-Hilfe für europaweiten Notruf
Meldungen
In 27 Mitgliedsstaaten der EU gilt der Notruf 112. Doch
das wissen gerade einmal 19 Prozent der Deutschen. Le-
bensgefährlich wenig, meint die Stiftung Deutsche Schlag-
anfall-Hilfe. Anlässlich des europaweiten Notruftages rief
sie zu mehr Aufklärung und Verbreitung von Notfallwis-
sen auf.
„Der Schlaganfall macht an keiner Grenze Halt, des-
halb ist die europaweite Notrufnummer 112 eine wich-
tige Errungenschaft,“ sagt Stiftungspräsidentin Liz Mohn.
Allein in Deutschland sind mehr als 250.000 Menschen
jährlich von einem Schlaganfall betroffen. Der Schlaganfall
ist einer der häufigsten Gründe für eine erworbene Behin-
derung im Erwachsenenalter. Doch manch schwerer
Schicksalsschlag wäre vermeidbar. Liz Mohn appelliert:
„Schnelles Handeln kann Leben retten und die Lebens-
qualität der Betroffenen langfristig sichern!“
Bei einem Schlaganfall wird ein Teil des Gehirns nicht
ausreichend mit Blut versorgt. Je länger diese Unterversor-
gung dauert, desto schwerer sind die Folgen. Für eine er-
folgreiche Akutbehandlung bleibt Ärzten nur ein schmales
Zeitfenster.
Häufige Symptome eines Schlaganfalls sind Sehstörun-
gen, Sprach- und Sprachverständnisstörungen, Lähmun-
gen und Taubheitsgefühle, Schwindel mit Gangunsicher-
heit sowie sehr starker Kopfschmerz. „Viele Patienten
nehmen diese Symptome nicht ernst oder scheuen sich,
den Notruf zu wählen“, sagt Nabavi. Eine Scham, die le-
bensgefährliche Auswirkungen haben kann. Deshalb plä-
diert der Mediziner an Angehörige, im Ernstfall auch
gegen den Willen der Betroffenen die 112 zu wählen. �
� www.schlaganfall-hilfe.de
Foto: Stiftung Deutsche Schlaganfallhilfe
InnovativesSchulförderprogramm
Bayer-Stiftung unterstützt GymnasiumBrunsbüttel mit 19.050 Euro
Die Gen- und Biotechnologie stehen im Fokus des naturwis-
senschaftlichen Unterrichts am Gymnasium Brunsbüttel. Ein
langfristig angelegter Projektkurs vermittelt grundlegende
Einblicke in das bedeutende Wissenschaftsfeld: Neben theo-
retischen Grundlagen der Gentechnik erwerben die Schüle-
rinnen und Schüler der Oberstufe praktische Kenntnisse in
biotechnologischen Methoden und Anwendungen. Dabei
gibt es finanzielle Unterstützung von der Bayer Science &
Education Foundation, die der Schule ermöglicht das Labor-
inventar aufzustocken: Es wurden spezielle Kits zur DNA-
Analyse, Messgeräte, Mikrofilterpipetten und andere Arbeits-
utensilien angeschafft. „Mit dem Bayer-Schulförderpro-
gramm unterstützen wir Projekte, die mit innovativen Un-
terrichtsmethoden jungen Menschen die Faszination der
Naturwissenschaften praxisnah vermitteln“, so Thimo V.
Schmitt-Lord, Vorstand der Bayer-Stiftung. „Zudem wollen
wir das besondere Engagement von Lehrerinnen und Leh-
rern honorieren, die diese Projekte konzipieren und umset-
zen.“ Neben dem Schulförderprogramm bietet Bayer in den
sogenannten „BayLabs“ Schülern an, unter professioneller
Anleitung spannende Experimente zu verschiedenen The-
men auszuführen und so die praktische Wissenschaft haut-
nah kennenzulernen. Bundesweit förderte die Bayer-Stiftung
bislang 205 Initiativen zur Verbesserung des naturwissen-
schaftlichen Schulunterrichts mit 2,1 Millionen Euro. �
� www.bayer-stiftungen.de
Die Verantwortlichen der Bayer AG freuen sich bei der Spendenübergabemit den Leitern des Projektes und des Gymnasiums Brunsbüttel.
Der Bundesverband Deutscher Stiftungen begrüßt den von
der Europäischen Kommission vorgelegten Vorschlag für das
Statut einer Europäischen Stiftung. Im Mittelpunkt des Vor-
schlages steht die einheitliche Rechtsform der Europäischen
Stiftung. „Sie erleichtert das Wirken und Zusammenwirken
über nationale Grenzen hinaus“, so Prof. Dr. Hans Fleisch, Ge-
neralsekretär des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen.
Das Statut ist auf gemeinnützige Stiftungen ausgerichtet. Vor-
aussetzung für die Erlangung der freiwilligen Rechtsform ist
der Nachweis der Gemeinnützigkeit, der grenzüberschrei-
tenden Tätigkeit und ein Stiftungskapital von mindestens
25.000 Euro. Die europäische Stiftung kann gegründet wer-
den durch Umwandlung einer nationalen Stiftung oder
durch die Verschmelzung nationaler Stiftungen.
Bisher hatten Stiftungen, die grenzüberschreitend tätig
sind, dadurch mehr Kosten und erhöhten Aufwand in Kauf
zu nehmen. Eine Anfang 2009 veröffentlichte Machbarkeits-
studie der Europäischen Kommission hat die Kosten durch
diverse gesetzliche Barrieren auf 90 bis 102 Millionen Euro
pro Jahr beziffert. Der Vorschlag zum Statut einer Europäi-
schen Stiftung geht nun ins Europäische Parlament. Das Eu-
ropean Foundation Centre (EFC) schätzt die Zahl der ge-
meinnützigen Stiftungen in Europa auf über 110.000. Das eu-
ropäische Stiftungswesen ist insgesamt stark im Wachstum
begriffen. In Deutschland gibt es aktuell knapp 19.000
rechtsfähige Stiftungen bürgerlichen Rechts, 817 davon wur-
den im vergangenen Jahr gegründet. Elf Prozent der deut-
schen Förderstiftungen sind auch im Ausland tätig. Die deut-
schen Stiftungen verfolgen mehrheitlich soziale Zwecke (31
Prozent), gefolgt von den Zwecken Bildung und Erziehung
sowie Kunst und Kultur (je 15 Prozent), Wissenschaft und
Forschung (13 Prozent) und Umweltschutz (4 Prozent).
Als unabhängiger Dachverband vertritt der Bundesver-
band Deutscher Stiftungen die Interessen der Stiftungen in
Deutschland. Der größte Stiftungsverband in Europa hat
über 3.700 Mitglieder; über Stiftungsverwaltungen sind ihm
mehr als 7.000 Stiftungen mitgliedschaftlich verbunden. �
� www.stiftungen.org
Rechtsform der Europäischen Stiftung in Sicht
Europäische Stiftungsform kann die aktive europäische Bürgergesellschaft beflügeln
Meldungen
Ziel der Initiative ist es, Tierschutzaktive didaktisch und
fachlich zu qualifizieren, um Unterrichtsbesuche von der
Grundschule bis zur sechsten Klasse gestalten zu können.
Das Angebot richtet sich an Lehrer, die das Thema Tier-
schutz im Unterricht nutzen möchten und ehrenamtlich
Engagierte, die in den Tierschutzvereinen aktiv sind. An-
meldungen sind ab sofort möglich.
Trotz Verknüpfungsmöglichkeiten in den Lehrplänen
ist es für viele Schulen schwierig, tierschutzrelevante The-
men zu behandeln. Sowohl ausgebildete Tierschutzlehrer
als auch jugendgemäße Methoden fehlen. Der Deutsche
Tierschutzbund hat sich nun dieser wichtigen Aufgabe an-
genommen. Denn Jugendliche haben grundsätzlich ein
starkes Interesse an Tieren und daher spielt auch das
Thema „Tierschutz“ für viele eine große Rolle. Es ist wich-
tig, dieses Interesse durch den Schulunterricht zu fördern.
Die Ausbildung vermittelt tierschutzfachliches Grund-
wissen und überträgt die Kernelemente auf eine altersge-
rechte Kinder- und Jugendansprache. Interessenten wird
in verschiedenen Seminarblöcken das nötige tierschutz-
fachliche Wissen vermittelt. Lehrer und pädagogisch vor-
gebildete Teilnehmer absolvieren die Module „Heimtiere“,
„Tier & Mensch“, „Tiere in der Landwirtschaft“ sowie
„Wildtiere“. Personen, die keine pädagogische Berufsaus-
bildung haben, vermittelt ein Zusatz-Modul das nötige
Wissen über verschiedene Lehr- und Lernmethoden. Nach
Abschluss der notwendigen Module erhalten die ausgebil-
deten Tierschutzlehrer ein Zertifikat.
Finanzielle Unterstützung erhält das Projekt von der
Karmetta-Stiftung aus Köln. Entwickelt und begleitet
wurde diese umfangreiche Ausbildung vom Jugendländer-
rat des Deutschen Tierschutzbundes. �
� www.jugendtierschutz.de
Initiative für mehrTierschutz an Schulen
Deutscher Tierschutzbund bietetSchulungen zum Tierschutzlehrer
Aktuelles
24 � Werte stiften
Willkommen inEntenhausen –
in Schwarzenbachan der SaaleErika Fuchs Museum soll die
langjährige Übersetzerin der Micky Mausehren – Besucher tauchen in den
Kosmos Entenhausen ein
Weit mehr als 100 Schwarzenbacherinnen und Schwarzen-
bacher nutzten am 16.02.2012 die Gelegenheit, sich aus er-
ster Hand über das geplante Erika-Fuchs-Haus – zu Ehren
der langjährigen Übersetzerin der Micky Maus – zu infor-
mieren. Bürgermeister Alexander Eberl ist mit dem Ergebnis
außerordentlich zufrieden: „Die Bürger haben das Konzept
begeistert aufgenommen und gemerkt, welches enorme Po-
tenzial im Thema steckt. Viele haben spontan ihre Bereit-
schaft zur Mithilfe angekündigt.“ Ursächlich dafür war wohl
das sehr durchdachte Ausstellungskonzept der „m.o.l.i.t.o.r.
GmbH“ aus Berlin, das die Besucher in die Welt der Comics
und speziell in den Kosmos Entenhausen eintauchen ließ.
An der Gebäudeplanung des Architekten Dominik Burkard
aus Rottweil gab es Verbesserungsvorschläge im Detail, die
in der weiteren Planung zum Teil Berücksichtigung finden
werden.
Bürgermeister Alexander Eberl machte zu Beginn der
Veranstaltung deutlich, dass die Gesamtinvestition mit rund
4,3 Mio. Euro wohl zu 90 % über diverse Fördergeber unter-
stützt werde. Für den laufenden Betrieb gehe man davon
Blick auf Geldspeicher, Erwin Erpel, und den interaktive Stadtplan vonEntenhausen. Foto: molitor GmbH
Comic Elemente, Typografie und interaktive Installationen zum ThemaÜbersetzen. Foto: molitor GmbH
aus, dass man aus dem städtischen Haushalt Mittel zuschie-
ßen müsse, auch weil das Haus von einer hauptamtlichen
Kraft professionell geführt werden soll. Die Zuschuss-Mittel
seien dabei als aktives Stadtmarketing zu sehen, weil man
sich positive Auswirkungen auf Einzelhandel, Gastronomie
und Tourismus erwarte.
Sein Wunsch nach finanzieller Unterstützung wurde von
vielen Bürgern aufgegriffen. Den Tenor fasste Mitinitiator
und Sammler Gerhard Severin so zusammen: „Wir müssen
das Haus zu unserem Projekt machen und jeden davon
überzeugen, einen Beitrag zu leisten: ob finanziell oder
durch aktives Werben.“ Die Chancen stehen dabei nicht
schlecht: über 160 Mitglieder zählt der Förderverein des
Museums, der sogenannte „Klub der Milliardäre“, bereits
und im Lauf des Abends kamen weitere dazu. Auf positive
Resonanz stieß auch der Hinweis des Bürgermeisters, dass
der Ehapa-Verlag als ehemaliger Arbeitgeber von Dr. Erika
Fuchs das Projekt unterstützt. Und über einen Namen hat
man sich an dem Abend auch schon Gedanken gemacht:
„Erika-Fuchs-Museum: Willkommen in Entenhausen“ war
dabei der klare Favorit der Anwesenden.
Die Anzahl der Mitglieder im„Klub der Milliardäre“ steigt stetig
Das Museum muss nun noch zwei Hürden nehmen: der
Schwarzenbacher Stadtrat fasst noch den Durchführungsbe-
schluss, befindet über den Bauantrag und soll die Verwal-
tung ermächtigen, die Stelle der Museumsleitung auszu-
schreiben. Bis Mitte/Ende März werden dann die letzten
beiden Förderzusagen erwartet, die aber bereits in Aussicht
gestellt wurden. Der Bau könnte dann laut Eberl im Sommer
2012 beginnen, für Ende 2013 bzw. Anfang 2014 wird die
Eröffnung anvisiert. Eberl: „Das Projekt hat vor Ort die von
uns erhoffte Eigendynamik entwickelt, die wir nutzen wol-
len, um jetzt in die Umsetzung zu gehen.“ �
� www.erika-fuchs.de
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Werte stiftenim Abonnement
Werte stiftenMagazin für Stifter, Stiftungenund engagierte Menschen
www.werte-stiften.de03.2011 . 3. Jahrgang
5,80 Euro
MädchenLeben – andersFotoausstellung des Kinder-hilfswerks Plan Deutschland
Ehrenpreis für KinderrechteUNICEF ehrt Harry Belafonte
Authentisch bleibenÜber das soziale Engagementvon Prominenten
Begleitung für Frühgeborene und ihre Eltern
Kleine Babys,große Wunder
22,-Euro
26 � Werte stiften
Aktuelles
Kurz vor Weihnachten war es bei der Sparkasse Bamberg
wieder so weit: Anlässlich der fünften Ausschüttung der Stif-
tergemeinschaft der Sparkasse lud sie alle Stifter und Begün-
stigten zu einem Festakt ein. Die Zuwendungen wurden
symbolisch in Form von Christbaumkugeln überreicht. An
drei Weihnachtsbäumen hingen über 40 Papierkugeln, auf
denen der jeweilige Ausschüttungsbetrag für die Zweck-
empfänger stand.
„Heute umfasst unsere Stiftergemeinschaft 43 Stiftungen
mit einem Vermögen von rund fünf Millionen Euro. In die-
sem Jahr können wir insgesamt ca. 72.500 Euro an die von
den Stiftern auserkorenen Begünstigten übergeben“, sagte
Sparkassendirektor Konrad Gottschall mit Freude. Seit der
Errichtung der Stiftergemeinschaft wurden insgesamt schon
rund 180.000 Euro für die unterschiedlichsten Stiftungs-
zwecke ausgeschüttet.
Weihnachtliche Freude fürbegünstigte Einrichtungen
Die Stiftergemeinschaft der Sparkasse Bamberg schüttet zum fünften Mal ihre Erträge aus.
von Andrea Rupprecht
Weihnachtliche Dekoration bei der Ausschüttung der Stiftergemeinschaft. Die Christbaumkugeln symbolisieren die jeweiligen Ausschüttungsbeträge.
„Die meisten begünstigten Organisationen kommen aus
der Region Bamberg“, betont Jochen Hack, Stiftungsberater
der Sparkasse Bamberg. Bedacht wurden 2011 beispiels-
weise die Bamberger Tafel, das Levi-Strauss-Museum Butten-
heim, die ökumenische Wohnungsloseneinrichtung „Men-
schen in Not“, der Freundes- und Förderkreis der Kinderkli-
nik Bamberg e.V., das Seniorenzentrum Albrecht-Dürer in
Bamberg, die Bamberger Selbsthilfegruppe der Schlaganfall-
betroffenen, die Lebenshilfe für Menschen mit Behinde-
rung, die katholische Pfarrei Oberhaid und die Gemeinden
Gundelsheim und Pommersfelden.
Mehrere Stifter waren selbst zum Festakt gekommen
und ließen es sich nicht nehmen, die symbolischen Spen-
den-Kugeln an ihre Begünstigten zu überreichen und die
Freude über die Mittel zu teilen.
Eine Stiftung, so betonte Gottschall, könne zwar nicht
die Welt verändern, aber sie trage dazu bei, dass Institutio-
nen, soziale Einrichtungen, Schulen und Bildungsstätten,
Vereine oder andere Auserkorene etwas bekommen und
damit Dinge, die vielleicht nicht erreichbar schienen, reali-
siert werden können. „Jede einzelne Stiftung ist etwas Groß-
artiges und trägt dazu bei, auf lange Sicht viel Gutes zu tun“,
so der Sparkassendirektor.
Die Nachhaltigkeit von Stiftungen unterstrich auch
Horst Ohlmann, Vorstandsvorsitzender der Treuhänderin DT
Deutsche Stiftungstreuhand AG, die die Stiftergemeinschaft
verwaltet. „In unserer schnelllebigen und veränderungsrei-
chen Zeit sind Stiftungen eine beständige Größe, da ihre
Zielsetzungen dauerhaft angelegt sind“, so Horst Ohlmann.
Die Stiftergemeinschaft der Sparkasse Bamberg wurde
im Dezember 2005 errichtet und umfasst mittlerweile 43
Stiftungen. Bereits ab 25.000 Euro können Stifter ihre ei-
gene Namensstiftung errichten und sich so einen Stifter-
traum erfüllen. Alleine der Stifter bestimmt die zu fördernde
Organisation im Rahmen der in der Stiftungssatzung festge-
legten Stiftungszwecke. Der Clou dabei: Der Stifter legt sich
damit nicht auf ewig fest, sondern kann den Stiftungszweck
auf Wunsch jederzeit abändern. �
� www.stiftergemeinschaft-bamberg.de
Werte stiften � 27
Aktuelles
Sparkassendirektor Konrad Gottschall (re.) bei der Übergabe des Aus-schüttungsbetrags aus der Stiftung „Helfen tut gut“ zur Förderung desEhrenamtes im Landkreis Bamberg an Landrat Dr. Günther Denzler.
Glückliche Gesichter beider Ausschüttungsfeier:
Begünstigte Helmut Rödig und
Pia Reinfelder für die katholische
Pfarrei Oberhaid, Horst Ohlmann,
Vorstandsvorsitzender der DT
Deutsche Stiftungstreuhand AG,
Stifter Rainer Dippold mit den Be-
günstigten der Gemeinde Pom-
mersfelden Pfarrerin Angelika
Steinbauer und Bürgermeister
Hans Beck, Sparkassendirektor
Konrad Gottschall und Stiftungs-
berater Jochen Hack (v. l.)
28 � Werte stiften
Aktuelles
Lesefreude wecken, um Lesekompetenz zu vermitteln. Das
ist das Ziel der 1988 gegründeten Stiftung Lesen. Dafür hat
die gemeinnützige Organisation viele Medienpartner und
Kultursponsoren gewonnen. Traditionell steht die Stiftung
Lesen unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten.
Zweck der Stiftung Lesen ist die Förderung von Buch,
Zeitschrift und Zeitung in allen Bevölkerungskreisen sowie
die Pflege und Erhaltung einer zeitgemäßen Lese- und
Sprachkultur, nicht zuletzt in den neuen Medien. Neben un-
terschiedlichen Forschungs- und Modellprojekten liegt der
Schwerpunkt der Arbeit in breitenwirksamen Projekten, wie
Kindergarten, Schule, Bibliothek und Buchhandlung.
Die Stiftung Lesen unterstützt seit Beginn zahlreiche Pro-
jekte und versteht sich als eine Ideenwerkstatt für alle, die
Spaß am Lesen vermitteln wollen.
Die Stiftung Lesen finanziert sich im Wesentlichen aus
Projektmitteln sowie über Zuwendungen der Stiftungsrats-
mitglieder und Spender. Zum Stiftungsrat gehören unter an-
derem Vertreter der Kirchen, Gewerkschaften, der Olympi-
sche Sportbund, aber auch die Arbeitsgemeinschaft von Ju-
gendbuchverlagen e. V., die Deutsche Akademie für Kinder-
und Jugendliteratur e. V. und das Goethe-Institut.
Die Stiftung vergibt auch verschiedene Auszeichnungen.
Alle zwei Jahre wird der Leseförderungspreis „AusLese“ in
mehreren Kategorien an Leseförderungsinitiativen, aber auch
an Einzelpersonen vergeben. Ebenfalls alle zwei Jahre wird
der mit 3.000 Euro dotierte Wissenschaftspreis für akademi-
scheAbschlussarbeiten vergeben, die sich mit dem Thema
Lesen im Kontext der Mediengesellschaft beschäftigen. Verge-
ben wird dieser Preis seit 2009. Kriterien für die Vergabe sind
die wissenschaftliche Qualität und Originalität der Arbeit. Be-
werbungen für den kommenden Wissenschaftspreis der Stif-
tung Lesen 2013 müssen bis zum 31. Dezember 2012 einge-
reicht werden.
„Ich schenk dir eine Geschichte“
Zum Welttag des Buches, der jedes Jahr im April stattfin-
det, bringt die Siftung Lesen ein eigenes Buch heraus. „Ich
schenk dir eine Geschichte“ – das Welttags-Buch für Kinder.
Es begeistert jedes Jahr hunderttausende und erscheint
2012 bereits zum 16. Mal! Herausgegeben wird der Band
von der Stiftung Lesen, vom cbj-Verlag, der Deutschen Post
AG und vom ZDF. Eingebunden ist das Welttags-Buch in eine
bundesweite Schulkampagne mit Aktionsmaterialien der
Stiftung Lesen für Lehrer und Schüler. �
� www.stiftunglesen.de
Welttag des BuchesBundesweite Schulkampagne mit Aktionsmaterial der Stiftung Lesen
von Sabine Weißenborn
Bei der großen Menge an jährlichen Neuerscheinungen fällt die Auswahl nicht leicht. Fotos: Andrea Steinbrecher, Stiftung Lesen
� Rund um den Welttag des Buches am 23. April in vielen
Buchhandlungen in ganz Deutschland� Auf Bestellung eines Klassensatzes bei der Stiftung Lesen
– zusammen mit Aktionsmaterial für den Unterricht
Wo ist das Welttags-Buch erhältlich?
Werte stiften � 29
Aktuelles
Familienentlastungwird groß geschrieben
Die Bärenherz Stiftung fördert zwei Kinderhospize und ein Kinderhaus
Philipp* war anderthalb Jahre alt, als er im Herbst 2011 im
Kinderhospiz Bärenherz in Wiesbaden verstarb. Schwerste
Hirnschäden nach einem Herzstillstand rissen ihn aus dem
Leben. Ein ähnlich schweres Schicksal teilten auch die Kin-
der der 185 Familien, die seit dem Jahr 2002 im Kinderhos-
piz Aufnahme gefunden haben. Für diese schwerstkranken
und mehrfach-behinderten Kinder, die der dauerhaften me-
dizinischen Pflege und interdisziplinärer Betreuung bedür-
fen, setzt sich die Bärenherz Stiftung ein. Sie unterstützt Ein-
richtungen für Familien mit Kindern, die unheilbar erkrankt
sind und nur noch eine geringe Lebenserwartung haben.
Förderung für drei Einrichtungen
Die Bärenherz Stiftung fördert, größtenteils mit Spenden-
geldern sowie aus den Erlösen des Stiftungskapitals, derzeit
die Kinderhospize in Wiesbaden, Markkleeberg bei Leipzig
und ein Kinderhaus in Heidenrod-Laufenselden im Rheingau-
Taunus-Kreis, eine Dauerpflegeeinrichtung für schwerstbehin-
derte und -kranke Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene.
Familienentlastung spielt in den Einrichtungen eine beson-
ders wichtige Rolle. Von der Betreuung der Geschwisterkin-
der bis hin zu Trauerwo-
chenenden reicht das Ange-
bot für die Familien. Für die
drei Häuser, die nur zum
Teil pflegesatzfinanziert
sind, werden derzeit von
der Stiftung pro Jahr rund
zwei Millionen Euro ausge-
schüttet, Tendenz steigend.
Öffentliche Gelder gibt es
keine. „Bärenherz hat uns
ein Stück Lebensqualität zu-
rückgebracht...“ – ein schö-
nes Fazit einer betroffenen
Mutter, die auf den Punkt
bringt, was ein Kinderhos-
piz bieten möchte: unheil-
bar kranken Kindern einen
menschenwürdigen Abschied aus dem Leben zu ermögli-
chen und den leidgeprüften Eltern Beratung, Entlastung, Bei-
stand und Trost zu geben, von der Diagnose bis hin zum Tod
des Kindes und darüber hinaus.
Großzügige Spenden helfen, diese schwierige Aufgabe
zu bewältigen: Spendenkonto 70 700 bei der Wiesbadener
Volksbank, BLZ 510 900 00. �
� www.baerenherz.de *Name geändert
30 � Werte stiften
Aktuelles
Sparkasse Erding-Dorfenerrichtet Stiftergemeinschaft
Dauerhaft Gutes tun in einer starken Gemeinschaft
„Eine der wenigen Möglichkeiten, Vermögen über Genera-
tionen zu sichern und zu erhalten, sind Stiftungen. Immer
mehr Menschen machen von diesem Instrument Gebrauch:
Zu Lebzeiten werden immer mehr Stiftungen gegründet, die
das Vermögen des Stifters für einen gemeinnützigen oder
mildtätigen Zweck, meist in der Region, einsetzen“, berich-
tet Joachim Sommer, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse
Erding – Dorfen.
Die Sparkasse bietet sowohl Privatpersonen als auch Un-
ternehmen, gemeinnützigen Organisationen und Kommu-
nen ab sofort die Möglichkeit, auch mit relativ kleinen Be-
trägen eine eigene Stiftung ins Leben zu rufen.
So wird aus der Not eine Tugend gemacht: Der Staat
wird aufgrund eines zunehmend enger werdenden Spielrau-
mes ggf. immer mehr gezwungen, sich aus der sozialen Ver-
antwortung zurück zu ziehen. Die Sparkasse möchte dieser
Entwicklung gegensteuern und hat mit der Errichtung der
Stiftergemeinschaft eine Basis dafür geschaffen. Die Spar-
kasse will mit diesem neuen Betätigungsfeld auch ihrer re-
gionalen Verantwortung nachkommen. Die Errichtungsur-
kunde wurde nun offiziell von den Vorständen der Spar-
kasse, Herrn Joachim Sommer und Herrn Ulrich Sengle,
sowie dem Vorsitzenden der DT Deutsche Stiftungstreu-
hand AG, Horst Ohlmann, unterzeichnet.
Das Kuratorium besteht aus sieben erfahrenen Personen
aus der Region, wie z. B. die Dorfener Notarin Birgit Stahl,
der Erdinger Steuerberater Peter Ratajak und Rechtsanwalt
Bernd Grimm aus Erding. Sie überwachen und kontrollieren
Gute Stimmung herrschte beim Pressegespräch rund um die Errichtung der Stiftergemeinschaft der Sparkasse Erding – Dorfen. v. l.: Roland Schreiber(Marketingleiter), Iris Schmale (Mitarbeiterin Marketing), Willy Neupärtl (Sparkassendirektor i. R. und Vorsitzender des Stiftungskuratoriums), UlrichSengle (Vorstandsmitglied der Sparkasse), Horst Ohlmann (Vorsitzender der DT Deutsche Stiftungstreuhand AG), Joachim Sommer (Vorstandsvorsit-zender der Sparkasse), Veronika Angermaier (Stiftungsberaterin der Sparkasse), Johannes Maier (Stiftungsberater der Sparkasse).
die ordnungsgemäße Mittelverwendung – in ehrenamtli-
cher Tätigkeit. Den Vorsitz des Kuratoriums übernimmt
Willy Neupärtl, Sparkassendirektor i. R. aus Dorfen.
Stifter: Wertvoll für die ganze Region
Der Stifterkreis, der angesprochen werden soll, sind kei-
nesfalls nur Millionäre, sondern Menschen, die mit einem
Teil ihres Vermögens gemeinnützige, mildtätige oder kirchli-
che Zwecke nachhaltig fördern wollen. Innerhalb der Stif-
tergemeinschaft ist es bereits ab 25.000 Euro möglich, eine
eigene Namensstiftung zu gründen. Die Stiftungszuwen-
dung kann innerhalb bestimmter Höchstgrenzen steuerlich
geltend macht werden. Stiftungszuwendungen sind von der
Schenkungs- und Erbschaftsteuer befreit. Stifter können ihre
Stiftungserrichtung zu Lebzeiten mit kleinen Beträgen
durchführen und größere Vermögenswerte erst posthum
zuwenden.
Einfacher und schneller Wegzur eigenen Stiftung
Die Stifter errichten ihre Stiftung – rechtlich gesehen
eine Zustiftung – mit einer Unterschrift in der Stifterge-
meinschaft der Sparkasse. Der Name der Stiftung und das
Dotationskapital werden hierbei individuell durch den Stif-
ter festgelegt. Jedem Stifter wird eine Stiftungsurkunde
durch die Sparkasse überreicht. Der Stifter wählt den
Zweck, den seine Stiftung verfolgen soll, aus den vielfältigen
Zwecken der Stiftergemeinschaft aus und bestimmt die be-
günstigte Einrichtung.
Alles Weitere übernehmen die Sparkasse und der Treu-
händer, die Deutsche Stiftungstreuhand AG. Die Aufgaben
sind hierbei klar verteilt: Der Sparkasse obliegt die Vermö-
gens- und Stifterbetreuung, sowie das regionale Stiftungs-
marketing. Der Treuhänder sorgt für die gesamte gemein-
nützigkeitsrechtliche Abwicklung und erstellt einen umfas-
senden Geschäftsbericht für alle Stifter der Stiftergemein-
schaft.
Bei der Festlegung des Stiftungszweckes muss sich der
Stifter nicht auf alle Zeiten binden, sondern kann bei geän-
derten Bedürfnissen auch andere Zwecke innerhalb der Sat-
zungszwecke der Stiftergemeinschaft auswählen. Es kann
zum Beispiel die Sportförderung, der Tierschutz, Kultur, Er-
ziehung, Bildung oder die Altenhilfe unterstützt werden.
Der Wechsel des Stiftungszweckes ist somit im Gegensatz
zu anderen Stiftungsformen jederzeit möglich.
Die Stiftergemeinschaft der Sparkasse –Helfer in akuten Notlagen
Auch die Reaktion auf kurzfristige Ereignisse ist möglich.
So kann z. B. eine regionale Umweltkatastrophe Anlass sein,
um innerhalb weniger Stunden neben Spendenaktionen
auch die Erträge aller Stiftungen in der Stiftergemeinschaft
nach Zustimmung der Stifter kurzfristig zur Hilfe für die Be-
troffenen einzusetzen.
Die Stiftergemeinschaft ist nicht nur die Antwort auf die
Fragen von mittelständischen Kunden nach einer sinnvollen
Vermögensverwendung, sondern ein wirksames Instrument
zur Förderung des bürgerschaftlichen Engagements in der
Region.
„Als Stifter kann jeder auf diesem Wege einen nachhalti-
gen Wert zu Wohle unseres Wirtschafts- und Kulturraumes
schaffen. Die Sparkasse fördert seit jeher gemeinnützige Ein-
richtung und Organisationen im Landkreis. Die Stifterge-
meinschaft bietet nun jedem Einzelnen eine schöne Mög-
lichkeit, sich wohltätig zu engagieren“, so Direktor Joachim
Sommer. �
� www.spked.de
Werte stiften � 31
Aktuelles
Am 28. November 2011 fand in einem feierlichen Rahmen die offizielleGründung der Stiftergemeinschaft der Sparkasse Erding – Dorfen statt.
Informationen zur Stifter-gemeinschaft gibt eine an-schauliche und umfas-sende Broschüre, die inden Sparkassen-Geschäfts-stellen erhältlich ist. Inter-essierte können sich vonden Spezialisten bei derSparkasse ausführlichzum Thema Stiftung bera-ten lassen.
32 � Werte stiften
Aktuelles
Laut dem Bundesverband Deutscher Stiftungen sind im
Jahr 2011 817 rechtsfähige Stiftungen bürgerlichen Rechts
neu errichtet worden. Der Bestand der Stiftungen erreicht
mit 18.946 Stiftungen ein historisches Hoch. Bleibt diese
Dynamik weiter bestehen, wird sich die Zahl der Stiftungen
in Deutschland noch vor 2050 verdreifachen. „Die erneut
hohe Zahl an Neugründungen hat mich überrascht. Unge-
achtet der Sorgen um den Euro und die Auswirkungen der
Wirtschafts- und Finanzmarktkrise, zeigen sich Stifter in
Gründerlaune. Die Rechtsform Stiftung bleibt weiter attrak-
tiv für nachhaltiges, bürgerschaftliches Engagement. Aber
letztlich kommt es nicht auf die bloße Zahl der eigenständi-
gen Stiftungen an. Zuweilen ist eine Zustiftung in eine be-
reits bestehende Stiftung oder ein Stiftungsfonds die bes-
sere Alternative, auch wenn diese nicht in die Neugrün-
dungsstatistik einfließen. Kleinststiftungen sind auf lange Sicht meist kaum lebensfähig“, so Dr. Wilhelm Krull,
Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Deutscher
Stiftungen und Generalsekretär der VolkswagenStiftung.
Die Mehrzahl der Stiftungen leidet unter dem aktuell
niedrigen Zinsniveau. Dazu Prof. Dr. Hans Fleisch, General-
sekretär des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen:
„Wohin mit dem wieder anzulegenden Geld: Diese Frage ist
für Stiftungen zunehmend schwieriger zu beantworten. Mit
ihren bislang bewährten auf Sicherheit ausgerichteten Anla-
gestrategien schaffen viele Stiftungen es nicht mehr, die
Ziele Sicherheit, Vermögenserhalt und ausreichende Erträge
für den gemeinnützigen Zweck unter einen Hut zu bringen.
Wir empfehlen diesen Stiftungen auch stärker in nachhal-
tige Wirtschaft zu investieren.“
NRW hat die meisten Stiftungen
Die meisten Stiftungsneugründungen in absoluten Zah-
len entfallen auf die Flächenländer Nordrhein-Westfalen
(167), Baden-Württemberg (146) und Bayern (141); die we-
nigsten Errichtungen gab es in Thüringen und Mecklenburg-
Vorpommern (jeweils 6) und in Bremen (5). Die Zahl der
Gründungen im Verhältnis zur Einwohnerzahl ergibt ein ab-
weichendes Bild: Danach rangiert Hamburg mit einer Er-
Stiftungssektor stabil aufWachstumskurs
Zahl der Stiftungsgründungen bleibt auf hohem Niveau: Wachstum liegt bei 4,3 Prozentbei 92,5 Prozent aller Neugründungen in den alten Bundesländern
Dr.Wilhelm Krull, Vorstandsvorsitzender (links), und Prof. Dr. HansFleisch, Generalsekretär des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen.Foto: Bundesverband Deutscher Stiftungen
2011 wurden 817 rechtsfähige Stiftungen des bürgerli-
chen Rechts errichtet. Insgesamt gibt es nun 18.946
rechtsfähige Stiftungen des bürgerlichen Rechts.
Grafik: BundesverbandDeutscher Stiftungen(2012)
Stiftungsbestand 2011 in Deutschland
Werte stiften � 33
Aktuelles
richtungsdichte von 1,68 Stiftungen pro 100.000 deutlich
über dem Bundesdurchschnitt auf Platz 1. Den letzten Platz
belegt Thüringen mit einer Errichtungsdichte von 0,27. In
der thüringischen Landeshauptstadt Erfurt veranstaltet der
Bundesverband Deutscher Stiftungen vom 20. bis 22. Juni
2012 den Deutschen StiftungsTag, um den Stiftungsgedan-
ken im Osten weiter zu popularisieren. Denn auf die fünf
ostdeutschen Flächenländer entfallen nur 7,5 Prozent aller
Neugründungen des vergangenen Jahres. Sachsen führt das
ostdeutsche Ranking mit 23 vergebenen Anerkennungsur-
kunden an. Das stiftungskritische DDR-Regime hat auch im
Bestand der ostdeutschen Stiftungen weitreichende Spuren
hinterlassen: Lediglich 6,5 Prozent aller bundesdeutschen
Stiftungen sind zwischen Stralsund und Plauen angesiedelt.
Das Bundesland mit den meisten Stiftungen bleibt Nord-
rhein-Westfalen mit 3.661 Stiftungen. Doch bezogen auf die
Einwohnerzahl zeigt sich das bevölkerungsreichste Flächen-
land nur unterdurchschnittlich: Pro 100.000 Einwohner
haben dort 20,5 Stiftungen ihren Sitz. Im Mittel aller Bun-
desländer sind es 23,2.
Die Trias der stiftungsreichsten Großstädte in Deutsch-
land bleibt unverändert und wird wie in den Vorjahren von
Würzburg (80 Stiftungen pro 100.000 Einwohner) ange-
führt, gefolgt von Frankfurt am Main (73 Stiftungen pro
100.000 Einwohner) und Hamburg (68,7 Stiftungen pro
100.000 Einwohner). Potsdam landet als erste ostdeutsche
Stadt mit 31,2 Stiftungen pro 100.000 Einwohner auf Platz
35. Die Bundeshauptstadt Berlin belegt mit 21,9 Stiftungen
Platz 49. In absoluten Zahlen bleibt Hamburg die Stadt mit
den meisten Stiftungen (1.227).
Nach Angaben des Bundesverbandes Deutscher Stiftun-
gen hat die wahrscheinlich größte Stiftungsgründung des
vergangenen Jahres, die mit 230 Millionen dotierte Brost-
Stiftung, ihren Sitz in Essen, Nordrhein-Westfalen. �
Quelle: Bundesverband Deutscher Stiftungen
Als unabhängiger Dachverband vertritt der Bundesver-
band Deutscher Stiftungen die Interessen der Stiftun-
gen in Deutschland. Der größte Stiftungsverband in
Europa hat über 3.700 Mitglieder; über Stiftungsverwal-
tungen sind ihm mehr als 7.000 Stiftungen mitglied-
schaftlich verbunden. Damit repräsentiert der Dachver-
band rund drei Viertel des deutschen Stiftungsvermö-
gens in Höhe von mehr als 100 Milliarden Euro.
� www.stiftungen.org
34 � Werte stiften
Aktuelles
Bürger gehen stiftenStiftergemeinschaft der Sparkasse Fürth ist Heimat des Miteinanders –
und Heimat von sieben Bürgerstiftungen im Landkreis Fürth
Gemeinsam stark für die eigene Region, dafür stehen insge-
samt sieben Bürgerstiftungen im Landkreis Fürth. Eine Zahl,
die sich sehen lassen kann: In wohl keinem anderen Land-
kreis engagieren sich so viele Menschen nach dem Motto
„Bürger helfen Bürgern“.
Anders als bei Themenstiftungen setzen sich die Stifter
der Bürgerstiftungen direkt für ihre eigene Gemeinde, ihren
eigenen Ort oder ihre eigene Stadt ein. Die Bürgerstiftung
ist somit eine Stiftung von Bürgern für Bürger. Sie fördert
auf lokaler Ebene unterschiedliche gemeinnützige Zwecke.
Diese orientieren sich an den Bedürfnissen der jeweiligen
Kommune oder Stadt. Über die Verwendung der Stiftungser-
träge entscheidet der Stiftungsrat. Vorschläge hierzu können
von allen Bürgern eingereicht werden. Jede Bürgerstiftung
ist eine individuelle Institution, die aus den spezifischen Ge-
gebenheiten ihres lokalen Umfeldes hervorgeht.
Die Bürgerstiftungen unter dem Dach der Stiftergemein-
schaft der Sparkasse Fürth haben dabei einen weit gefassten
Stiftungszweck. Er beinhaltet u. a. die Förderung von Jugend-
und Altenhilfe, Erziehung und Bildung, Wissenschaft und
Forschung, Kunst und Kultur, Umwelt- und Naturschutz. Ei-
nige Bürgerstiftungen fördern aktuell in erster Linie Kinder-
und Jugendprojekte in sozial benachteiligtem Umfeld.
Einen großen Anteil am bürgerschaftlichen Engagement
im Landkreis Fürth hat die dortige Sparkasse, welche die Er-
richtung weiterer Bürgerstiftungen in ihrem Geschäftsge-
biet maßgeblich fördert und unterstützt, denn ob die Arbeit
einer Bürgerstiftung von Erfolg gekrönt ist, hängt nicht nur
vom Engagement der Bürger und der Gemeinde ab, sondern
vor allem auch vom jeweiligen Management und der Öffent-
lichkeitsarbeit der Stiftung. Hinsichtlich dieses Manage-
ments zeichnet sich die Sparkasse Fürth aus, die dabei von
der DT Deutsche Stiftungstreuhand AG unterstützt wird.
„Am Anfang einer jeden Bürgerstiftung steht die Begeiste-
rung für die Idee dieser Stiftungsform und der Wille einzel-
ner Bürger, die Idee in die Tat umzusetzen, dann wird oft die
Frage danach gestellt, wie dies am besten gelingen kann.
Hier kommen dann wir ins Spiel“, sagt Klaus Brunner, Stif-
tungsberater der Sparkasse Fürth.
Die professionelle Unterstützung der Sparkasse macht
die Errichtung und Verwaltung einer solchen Stiftung denk-
bar einfach. Im Modell der Stiftergemeinschaft genügt im
Prinzip eine Unterschrift. Alles andere wird vom Stiftungs-
verwalter, der Sparkasse und dem jeweiligen Kundenbe-
treuer erledigt. Wer es wünscht, kann sich selbst aktiv in die
Arbeit seiner Stiftung einbringen, beispielsweise bei der
Scheckübergabe an die geförderte Einrichtung.
„Eine Gemeinde, die eine Bürgerstiftung in der Stifterge-
meinschaft errichtet, denkt voraus und nachhaltig und för-
dert den Zusammenhalt der Bürger, daher ist es für uns als
Sparkasse selbstverständlich dieses Engagement bestmög-
lich zu unterstützen“, erklärt Sparkassendirektor Hans Wöl-
fel die Vorreiterrolle der Sparkasse auf diesem Gebiet.
Auch dank dieses Engagements wächst die Zahl der Bür-
gerstiftungen unter dem Dach der Stiftergemeinschaft Fürth
kontinuierlich weiter. Allein im vergangenen Jahr gab es im
Landkreis zwei Neugründungen. Neuster Spross unter den
Bürgerstiftungen in der Stiftergemeinschaft ist die Bürger-
stiftung Langenzenn, die im Januar gegründet wurde.
Ein Ende ist nicht in Sicht, weitere Gemeinden stehen mit
ihren zu errichtenden Bürgerstiftungen bereits in den Start-
löchern. Die Heimat des Miteinanders wächst im Landkreis
Fürth damit weiter stetig an. �
� www.die-stifter.de
MedizinrechtStiftungsrecht
Die Kanzlei Preißler Ohlmann & Partner ist als hochspezia-lisierte Kanzlei mit insgesamt elf Rechtsanwälten schwer-punktmäßig auf zwei Rechtsgebieten tätig: dem Medizin-recht und dem Stiftungsrecht.
Im Bereich Medizin- und Gesundheitsrecht zählenÄrzte, Krankenhäuser, Unternehmen, Verbände, Behördenund Privatpersonen zu unseren Mandanten. Neben unsererberatenden und forensischen Tätigkeit entwickeln wir fürunsere Mandanten auch unternehmerische Konzepte, mitdenen sie sich dem zunehmenden Wettbewerb im Gesund-heitswesen stellen können.
Unser Beratungsangebot im Stiftungsrecht richtet sichan Stiftungen, Privatpersonen und Firmen, Kommunen undandere Gebietskörperschaften, Krankenhäuser, Pflegeheime,Bildungseinrichtungen, Kirchen und sonstige gemeinnüt-zige Einrichtungen sowie an Banken und Sparkassen.
Preißler Ohlmann & Partner RechtsanwälteAlexanderstraße 26, 90762 Fürth / Bay.
Telefon: 09 11 / 7 40 76-0Telefax: 09 11 / 7 40 76-76E-Mail: kanzlei@proh.de
www.medizinrecht-kanzlei.de
36 � Werte stiften
Aktuelles
Ein Nadelbaum, der seine Nadeln
abwirft? Das ist ungewöhnlich, gibt
es aber tatsächlich. Und die Lärche
bietet neben dem jährlichen Verlust
ihres Nadelkleides noch weitere Be-
sonderheiten. Dr. Silvius Wodarz,
Präsident der Baum des Jahres Stif-
tung, hat im Oktober letzten Jahres
in Berlin, die vom Kuratorium Baum
des Jahres gewählte Europäische
Lärche, lateinisch larix decidua, zum
Baum des Jahres 2012 ausgerufen.
Die Frage warum die Lärche im
Herbst ihre Nadeln fallen lässt, kann
selbst der Forstbotaniker Prof. Dr. Roloff aus Tharandt nicht
eindeutig beantworten: „Eine vollkommen schlüssige Erklä-
rung dafür kann ich Ihnen nicht anbieten, aber sicher ist
dies von Vorteil, wenn es im Verbreitungsgebiet einer Baum-
art entweder extrem kalt oder extrem trocken werden
kann. Und genau das ist – grob gesagt – bei der Europäi-
schen Lärche der Fall. Denn sie kommt vor allem in Arealen
mit kontinentalem Klima vor, bei dem die Sommer relativ
heiß und trocken und die Winter sehr kalt werden können.
Und der beste Verdunstungs- und Frostschutz für einen
Baum ist nun einmal, wenn die Blätter kurzfristig abgewor-
fen werden können. Das setzt aber voraus, dass der Baum
vor Abwurf der Nadeln wichtige Nährstoffe aus den Nadeln
abzieht – der Grund für die wunderschöne goldene Herbst-
färbung der Lärche.“ Einfach ausgedrückt, schützt sich die
Lärche so vor Frost und Kälte.
Haltbares Baumaterial
Abgesehen von ihrem farbenprächtigen Aussehen war
die Lärche aber auch schon immer ein sehr nützlicher
Baum. Durch den hohen Harzgehalt ist ihr Holz extrem
haltbar. Lärchenholz kommt ganz ohne Imprägnierung aus.
Sie eignet sich für Kübel und Bottiche, aber auch Möbel,
Brücken, Boote, Hütten und Zäune werden aus Lärchenholz
gefertigt.
Aus dem Harz der Lärche wird wert-
volles Terpentinöl gewonnen, das
die Grundlage für Heilsalben bildet.
Grüne Lärchenadeln als Badezusatz
gelten als belebend und waren
schon bei den Römern beliebt. Die
Lärche ist ein idealer Garten- und
Stadtbaum. Sie treibt im Frühjahr
sehr früh aus, lässt viel Licht durch
und verfärbt sich erst im Spätherbst
prägnant und farbenfroh leuchtend.
In den Bergen ist sie zusammen mit
dem Bergahorn die beliebteste
Hausbaumart, sie übernimmt dann
die Funktion des Schutzpatrons für Haus und Hof.
In der alten Sagen und Märchen hat die Europäische Lär-
che seit jeher einen guten Ruf. In zahlreichen Geschichten
und Sagen wird sie als Wohnsitz gut gestimmter Elfen und
Waldgeister genannt, die verirrte Wanderer auf den rechten
Weg zurückführten, gaben den Armen Geldbeutel, die nie-
mals leer werden, Brotkästen die ewig gefüllt bleiben und
Käselaibe die stets nachwachsen. Als Schutzbaum vor bösen
Geistern, Blitzeinschlägen und anderem Unheil stand und
steht die Lärche im Gebirge oft in der Nähe des Wohnhau-
ses bzw. Hofes.
Wohnsitz von Elfen und Waldgeistern
2008 hat Dr. Silvius Wodarz die Stiftung gegründet. Ge-
meinsam mit dem „Verein Baum des Jahres e.V.“ will sie die
Arbeit für den Baum des Jahres sowie für Bäume in Parks, in
der Landschaft und im Wald fortsetzen und intensivieren.
Die Stiftung möchte „Menschen an Bäume heranführen und
Sensibilität für dieses lebendige Kulturgut schaffen. In die
Herzen großer und kleiner Menschen pflanzen wir Bäume,
um gedankliche Veränderungen anzustoßen. Dazu vermit-
teln wir Kenntnisse, Erlebnisse und Einblicke. Wenn aus
dem neu gewonnenen Wissen aktives Handeln entsteht, ist
das wichtigste Stiftungsziel erreicht.“ �
� www.baum-des-jahres.de
Die Europäische LärcheDr. Silvius Wodarz Stiftung ruft Baum des Jahres aus
von Sabine Weißenborn
Europäische Lärchennadeln in Steyr/Damberg, Ober-österreich. Foto: Hans Gasperl (Gaha)
Werte stiften � 37
Aktuelles
Zur Gründung der Bürgerstiftung Großbottwar hielt Bürger-
meister Ralf Zimmermann es ausnahmsweise für angemes-
sen vor den offiziellen Grußworten mit einem Glas Sekt an-
zustoßen. Schließlich stehe mit dieser Gründung ein Ereig-
nis ins Haus, das für die Stadt von großer Bedeutung sei, er-
klärte der Vorstandsvorsitzende der Kreissparkasse, Heinz-
Werner Schulte.
110.000 Euro als Grundstock
Diese Wertschätzung wurde auch durch die starke Prä-
senz des Gemeinderats unterstrichen. Darüber hinaus
hatte die Kreissparkasse (KSK) Ludwigsburg, unter deren
Dach die Bürgerstiftung florieren soll, hochrangige Vertre-
ter wie den Vorstandsvorsitzenden Heinz-Werner Schulte,
PR-Chef Thomas Baum und den Marbacher Regionaldirek-
tor Thomas Nytz ins Rathaus entsandt. Weiterhin war der
Stiftungsrat, neben Ralf Zimmermann bestehend aus Tho-
mas Schwarz, Hans Baur, Beate Baltzer und Ulrich Stauden-
maier anwesend.
Zunächst kann die Bürgerstiftung mit einem Kapital von
110.000 Euro wirtschaften. 100.000 Euro davon steuerte
die Stadt selbst bei. Die restlichen 10.000 Euro spendierte
die Kreissparkasse. Einen überdimensionierten Scheck
über diese Summe überreichte Heinz-Werner Schulte dem
Bürgermeister. Großbottwar sei ein wichtiger Standort und
die Bank möchte dieses Fundament weiter ausbauen, so
der KSK-Chef. Es entspreche der Philosophie der Kreis-
sparkasse, Hilfe zur Selbsthilfe zu geben.
Um jetzt die Stiftung weiter wachsen und gedeihen zu
lassen, so der Bürgermeister Ralf Zimmermann, brauche es
vor allem weiter Zuwendungen, weshalb man im nächsten
Schritt für das Projekt die Werbetrommel rühren wolle. Ge-
plant sei, einen Flyer zu entwickeln, in dem über die Ziele
der Bürgerstiftung informiert werde. Infos zu Möglichkeiten
die Stiftung in Form von Spenden oder Zuwendungen zu
unterstützen findet man darin ebenfalls.
Ausgeschüttet werden die Erträge des Kapitals an Pro-
jekte aus Bereichen wie Bildung, Soziales, Völkerverständi-
gung, Umweltschutz und Sport. Zuwendungen von mehr als
500 Euro dienen der Aufstockung der Grundsumme. Mit
kleineren Beträgen sollen „zeitnah steuerbegünstigte Ein-
richtungen“ bedacht werden, wie es in der Satzung heißt.
Mit der Gründung der Bürgerstiftung folgte Großbott-
war dem Beispiel von Kommunen wie Marbach und Affal-
terbach. Insgesamt elf Städte und Gemeinden im Land-
kreis Ludwigsburg hätten sich bereits für das Modell mit
der Kreissparkasse als Partner entschieden, informierte
Schulte. �
� www.ksklb.de
Bürgerstiftung Großbottwar gegründetWeitere Bürgerstiftung in der Stiftergemeinschaft der Kreissparkasse Ludwigsburg
Foto: Werner Kuhnle
Aktuelles
Förderstiftung der Sparkasse Amberg-Sulzbach ermöglicht Archiv-AnkaufStiftergemeinschaft der Sparkasse hilft, bürgerschaftliches Engagement zu fördern
Für die Literaturszene in Bayern ist es
fantastisch, für zukünftige Generatio-
nen essentiell. Das Literaturarchiv
Sulzbach-Rosenberg hat das Archiv
des niederbayerischen Verlages „lich-
tung“ angekauft und damit einen klei-
nen kulturellen Schatz konserviert.
Möglich wurde der Ankauf durch die
Förderstiftung der Sparkasse Amberg-
Sulzbach, die das Geld dafür zur Ver-
fügung gestellt hat.
Mitte der 80er Jahre kam der
Hauptschullehrer Hubert Ettl auf die
Idee, einen Verlag zu gründen. Über
ein paar Umwege, wie er bei einem
Gespräch zur Ausstellungseröffnung
im Literaturarchiv erzählte. 1988 star-
tete schließlich das „lichtung maga-
zin“, ein Jahr später wurde die „edi-
tion lichtung“ ins Leben gerufen. An-
fangs sehr kontrovers diskutiert,
machte sich der kleine Verlag nach
und nach einen Namen. Sigi Zimmer-
schieds Kabarettprogramm „Ausch-
witz’n“ war das erste Buch, dass die Aufmerksamkeit auf
den kleinen Verlag lenkte. Mit Ottfried Fischers „Schwer ist
leicht was“ gelang schließlich endgültig der Durchbruch.
Reisebücher, Fotobände, aber auch Lyrik von Harald Grill bis
Bernhard Setzwein publiziert der Verlag aus Viechtach.
In den vielen Jahren sammelte sich auch ein riesiges Archiv
an: Manuskripte, Briefe, und verschiedenste Unterlagen. Sie
alle sind nun im Literaturarchiv Sulzbach-Rosenberg ange-
Eine Spende der Förderstiftung der Sparkasse Amberg-Sulzbach machte es für das Literaturarchivmöglich, das Archiv des Verlags „lichtung“ anzukaufen. Unser Bild zeigt: Markus Hofmann, Schatz-meister des Literaturarchivs, Sparkassen-Vorstand Werner Dürgner, Prof. Achim Geisenhanslüke,den Chef des Verlags „lichtung“, Hubert Ettl und Sulzbach-Rosenbergs Bürgermeister Gerd Geis-mann. Bild: Astashenko
Werte stiften � 39
kommen. 5.000 Euro kostete der Kauf, das Geld stellte die
Sparkasse Amberg-Sulzbach zur Verfügung. Vorstand Werner
Dürgner freute sich, dass die Förderstiftung der Bank helfen
konnte, eine so einmalige Gelegenheit zu ergreifen. 2011
spendete die Sparkasse Amberg-Sulzbach rund 330.000
Euro für kulturelle, sportliche und gemeinnützige Zwecke.
Das Geld fließt in Form von Sponsoring, Spenden oder wie
hier als Gelder der Stiftung.
Die Ausstellung ist noch bis 6.5.2012, Dienstag bis Frei-
tag von 9 bis 17 Uhr geöffnet, Sonntag von 14 bis 17 Uhr. An
Feiertagen ist das Archiv geschlossen. Das Archiv befindet
sich in der Rosenberger Straße 9 in Sulzbach-Rosenberg.
Anzahl der Stiftungenwächst beständig
Im Geschäftsgebiet der Sparkasse herrscht insgesamt ein
gutes Stiftungsklima. Neben den aktuell registrierten 62
rechtsfähigen Stiftungen bietet die Sparkasse Amberg-Sulz-
bach seit Oktober 2010 den Bürgern, Unternehmen, Kom-
munen oder Institutionen im Rahmen der Stiftergemein-
schaft der Sparkasse die Möglichkeit, sich dauerhaft über
eine Namens- oder Themenstiftung für unterschiedlichste
gemeinnützige Zwecke in der Region zu engagieren, so der
Stiftungsbeauftragte der Sparkasse, Edgar Rauch.
Ab einem Kapital von 25.000 Euro kann schon eine Na-
mensstiftung eingerichtet werden. Der Stifter legt dabei fest,
welchen Namen die Stiftung trägt und an wen die Erträge
ausgeschüttet werden sollen. Die Einrichtung der Stiftung
kann zu Lebzeiten oder mittels letztwilliger Verfügung erfol-
gen. „Bei einer Stiftung, die zu Lebzeiten eingerichtet wird,
muss sich der Stifter bei der Festlegung seines Stiftungs-
zweckes nicht auf alle Zeit binden, sondern kann bei geän-
derten Bedürfnissen auch andere Zwecke innerhalb der Sat-
zungszwecke der Stiftergemeinschaft auswählen“, sagt
Dürgner.
Die Stiftergemeinschaft der Sparkasse Amberg-Sulzbach
ist eine Stiftungsplattform, die von der Sparkasse jedem Stif-
tungswilligen innerhalb des Geschäftsgebietes zur Verfü-
gung steht. Die Stiftergemeinschaft ist für den Stifter ein ein-
facher und schneller Weg zur eigenen Stiftung. Mit wenigen
Unterschriften auf einer zweiseitigen Stiftungsvereinbarung
ist eine Stiftung in der Stiftergemeinschaft eingerichtet –
alles Weitere übernimmt die Sparkasse, so Rauch.
Wie Vorstand Werner Dürgner bestätigt, werde das Ange-
bot gut angenommen. So seien bereits einige private Stiftun-
gen in der Stiftergemeinschaft entstanden. Aus den Erträgen
profitieren gemeinnützige Organisationen vor Ort, wie das
Bayerische Rote Kreuz oder das Diakonische Werk ebenso,
wie international tätige Hilfsorganisationen. �
� www.literaturarchiv.de, www.sparkasse-amberg-sulzbach.de
Sinnvolle Produkte, hilfreiche Dienstleistungen, jede
Menge hochkarätiger Experteninformationen, ein bunter
Mix aus Aktionen und Workshops zum Mitmachen und
jede Menge prominenter Gäste und unterhaltsamer
Shows. Das ist die Erfolgsmischung, mit der Deutsch-
lands größte 50plus Messe, die „Die 66“, zum achten Mal
an den Start geht.
Konkret heißt das für 2012: Rund 450 Aussteller, die
aus unterschiedlichen Themenbereichen wie Sport,
Mode, Beauty, Gesundheit, Recht, Finanzen, Wohnen und
Technologie ausgewählte Produkte und Dienstleistun-
gen präsentieren, die auf die Wünsche und Bedürfnisse
der Best Ager angepasst sind.
Dazu wird es über 300 Informationsveranstaltungen,
Vorträge, Workshops und Podiumsdiskussionen geben,
die Themenbereiche wie Gesundheit, Wohnen, Recht
und vieles mehr abdecken. Außerdem werden täglich
jede Menge Workshops und Aktionen zum Mitmachen
und Ausprobieren geboten. In diesem Jahr erwarten die
Besucher unter anderem Uschi Glas, Patrick Lindner und
Grünen-Chefin Claudia Roth.
Die „Die 66“ findet vom 20. bis 22. April im M,O,C,
München statt und ist täglich von 10 bis 17 Uhr geöffnet.
Alle Vorträge, Workshops und Bühnenprogramme sind
im Eintrittspreis von 7 Euro enthalten. �
� www.die-66.de
Aktuelles
Für alle die mehr vomLeben wollen
Deutschlands größte 50plus Messe öffnetvom 20. bis 22. April ihre Tore in München
40 � Werte stiften
Berichte und Kampagnen
Hilfe, Schutz und Geborgenheit Kinderrechte Afrika e.V. unterstützt Kinderschutzzentren und Waisenhäuser in Westafrika
„Ich bin dreizehn Jahre alt. Mein Vater hat mich zu seiner
jüngeren Schwester gegeben. Bei ihr sollte ich etwas lernen.
Eines Tages nahm mich meine Tante mit zu einem Mann. Sie
unterhielten sich, dabei schlief ich ein. Als ich aufwachte,
war meine Tante fort. Der Mann sagte mir: „Du bist jetzt
meine Frau. Ich nehme dich mit zu mir. Deine Tante habe
ich bezahlt.“
Diejenige die dies sagt
ist Zélie, ein Mädchen
aus Benin. Sie wurde
auf diese Weise die
Frau eines Mannes, der
schon drei andere
hatte, für umgerechnet
91 Euro. Zwei Wochen
hielt Zélie dieses
Leben aus. Eines Mor-
gens, als sie alleine
war, ist sie geflohen.
Das Mädchen konnte
all das nicht mehr er-
tragen.
Gewalt an Kindern, sexueller Missbrauch, wirtschaftliche
Ausbeutung, Kinderhandel, Vernachlässigung und Diskrimi-
nierung, vor allem von Mädchen, werden unter anderem
seit der Pinhero-Studie im Auftrag der Vereinten Nationen
zunehmend thematisiert. Auch in den betroffenen afrikani-
schen Ländern selbst wird inzwischen offener über das Aus-
maß der Gewalt gesprochen.
Durch ihre sechzehnjährige Arbeit in Afrika kennt die
Organisation Kinderrechte Afrika e.V. aus eigener Erfahrung
die vielfältigen Formen der Gewalt an Kindern, die oft mit
dem Argument der Tradition und lokaler Sitte verteidigt
werden. Mit den afrikanischen Partnern engagiert sich der
gemeinnützige Verein an den Brennpunkten der Gewalt.
Gemeinsam werden Aufklärungskampagnen durchgeführt,
man setzt sich in Politik und Zivilgesellschaft für einen bes-
seren Schutz der Kinder – vor allem der Mädchen – der
jüngsten und schwächsten ein. Kinderrechte Afrika e.V.
kämpft dafür, dass die bestehenden Gesetze zum Kinder-
schutz auch tatsächlich angewandt werden. Dass die Peini-
ger der Kinder durch wirksamen Rechtsbeistand vor Ge-
richt zur Rechenschaft gezogen und der verdienten Strafe
zugeführt werden.
Maßnahmen der Gewaltverhütung und -vorbeugung gehen
immer einher mit konkreter Hilfe für Kinder, die Opfer ge-
worden sind. Dabei spielen die geförderten Kinderschutz-
zentren in Afrika eine wichtige Rolle. Im Zentrum „Bamunam“
(Hoffnung und Leben) in Bamako/Mali werden mehr als
siebzig schwangere Mädchen oder minderjährige Mütter
aufgefangen. Sie kommen aus unterentwickelten ländlichen
Regionen, entfliehen dem traditionellen Joch der erzwunge-
nen Frühehe und suchen in der Hauptstadt – meist als unge-
lernte Haushaltshilfen – ihr Glück. Viele werden schwanger
und versuchen in ihrer Not abzutreiben, landen im Gefängnis.
In Kamerun, einem neuen Ziel des Sextourismus, gera-
ten viele junge Mädchen in die Fallstricke von Lotsen, in kri-
minelle Machenschaften im Gastgewerbe oder werden von
skrupellosen Ar-
beitgebern
schamlos ausge-
nutzt. Laut Stu-
dien der Partner
von Kinder-
rechte Afrika
e.V., CIPCRE und
ALDEPA, prosti-
tuieren sich
Schülerinnen zu-
nehmend, um in
der Schule wei-
terzukommen.
Gleichzeitig
wurde dem Verein bei einem Projektbesuch in Togo, seitens
einer Koalition von Entwicklungs- und Menschenrechtsor-
ganisationen, von den Machenschaften des Kinderhandels
in der Zentralregion, bei denen Kinder bis nach Nigeria und
Gabun verschleppt werden, um als billigste Tagelöhner auf
den Feldern oder als Haushaltshilfen wirtschaftlich ausge-
beutet und in vielen Fällen auch zu Sexsklavinnen degra-
diert werden, berichtet.
Alle diese Kinder brauchen Hilfe. Gemeinsam mit den
afrikanischen Partnern gibt Kinderrechte Afrika e.V. den
Kindern Schutz und Geborgenheit – ein Stück Kindheit. Wie
alle Kinder haben sie ein Recht darauf und auch ein Recht
auf Zukunft. Spendenkonto 4044 bei der Sparkasse Offen-
burg, BLZ 664 500 50 �
� www.kinderrechte-afrika.org
Zélie aus Benin wurde für 91 Euro anihren „Ehemann“ verkauft.
In Kinderschutzzentren finden schwangereMädchen oder minderjährige Mütter ein neuesZuhause.
Werte stiften � 41
Berichte und Kampagnen
Langfristig und nachhaltig helfenBonifatiuswerk gründet Stiftungszentrum, um Glaubensweitergabe nachhaltig zu fördern
von Alfred Herrmann
Seit über 20 Jahren engagieren sich Marlene (63) und Ul-
rich Heinze (68) als aktive Spender für die Kinderhilfe des
Bonifatiuswerkes. Nun stehen sie vor der Frage, wie sie sich
auch über ihren Tod hinaus weitreichender einbringen kön-
nen. Wie die Heinzes wünschen sich immer mehr Men-
schen in Deutschland nachhaltig und langfristig helfen zu
können, zu Lebzeiten und über den Tod hinaus und das be-
reits vom ersten Euro an. Eine einmalige Spende greift vie-
len deshalb zu kurz.
Passende Antworten auf diese Frage eröffnet das 2011 in
Paderborn gegründete „Bonifatius Stiftungszentrum“. Unter
dem Dach des Bonifatiuswerkes der deutschen Katholiken
bietet es umfangreiche Serviceleistungen rund um das
Thema Stiften. Das Bonifatiuswerk steht als katholisches
Diaspora-Hilfswerk seit über 160 Jahren für die Glaubens-
weitergabe in Deutschland, Nordeuropa und dem Baltikum.
Das Spendenhilfswerk unterstützt Kirchengemeinden und
katholische Einrichtungen in Regionen, in denen Katholi-
ken in einer Minderheitensituation ihren Glauben leben.
Im katholisch-kirchlichen Raum ist das „Bonifatius Stif-
tungszentrum“ nach eigenen Angaben durch das umfangrei-
che Angebotsspektrum ein Vorreiter in Sachen Stiftung:
„Jeder kann sich bei uns ab dem ersten Euro in Stiftungen
einbringen“, sagt Stifterbetreuer Volker Jung, „selbst Stiftun-
gen gründen oder eigene Stiftungsfonds betreuen lassen“.
In Form von Zustiftungen besteht die Möglichkeit, schon
mit kleinen Beträgen langfristig zu helfen. Ab einer Einlage
von 5.000 Euro kann mit einem eigenen Stiftungsfonds der
Grundstock für ein langfristiges Engagement gelegt werden.
Darüber hinaus bietet das Stiftungszentrum höher dotierte
Treuhandstiftungen und die Errichtung von rechtsfähigen
Stiftungen an. Ganz gleich, welcher Weg gewählt wird, das
eingebrachte oder über die Jahre zugestiftete Kapital wird
nicht angetastet. Die jährlichen Erträge kommen dem vom
Stifter persönlich festgelegten Stiftungszweck zu Gute. „Der
Stifter kann selbst bestimmen, welchem der Projekte des
Bonifatiuswerkes er mit seiner Stiftung hilft“, so Jung. Der
Stiftungszweck wird ganz individuell mit dem Stifter abge-
stimmt. So kann sich zum Beispiel das Ehepaar Heinze über-
legen, ob sie den Kinderhospizdienst in Berlin, die Seelsor-
gearbeit in Norwegen, die Religiösen Kinderwochen in Ost-
deutschland langfristig unterstützen oder einen eigenen in-
dividuellen Impuls setzen möchten. Zudem können die
Heinzes ihrem Engagement mit einem eigenen Stiftungsna-
men ein nachhaltiges und unverwechselbares Profil geben.
Interessant ist auch das sogenannte Stifterdarlehen, wel-
ches das Bonifatius Stiftungszentrum gerne entgegennimmt.
Dabei stellt der Wohltäter Kapital zur Verfügung. Mit den er-
wirtschafteten Zinsen werden ausgewählte Projekte unter-
stützt. Das eingesetzte Kapital wird nicht angetastet und
kann jederzeit problemlos zurückgefordert werden. �
� www.bonifatius-stiftungszentrum.de
Volker Jung (l.) und Ulrich Franke betreuen die Stifter im BonifatiusStiftungszentrum. Foto: Bonifatiuswerk
42 � Werte stiften
Berichte und Kampagnen
WegweisendesEngagement
Erlanger Forschungsstiftung soll Zukunft sichern
Werte stiften: Herr Prof. Dr. Daniel, die Forschungsstiftung
Medizin am Universitätsklinikum Erlangen wurde im De-
zember 2007 auf Ihr Betreiben hin ins Leben gerufen. Was
gab den Ausschlag zur Stiftungsgründung?
Prof. Dr. Werner G. Daniel: Die Initiative zur Stiftungs-
gründung ging von den Professorinnen und Professoren des
Universitätsklinikums Erlangen aus. Wir wollten ganz ein-
fach mit gutem Beispiel vorangehen. 36 Gründungsstifter, in
erster Linie Klinikdirektoren, Abteilungs- und Institutsleiter,
aber auch der Erlanger Oberbürgermeister Dr. Siegfried Bal-
leis und andere Persönlichkeiten haben mit Zustiftungen
aus ihrem Privatvermögen den Kapitalgrundstock der For-
schungsstiftung aufgebaut. Horst Ohlmann von der DT
Deutsche Stiftungstreuhand AG, die unsere Stiftung verwal-
tet, und ich hatten uns vorher mehrfach zusammengesetzt
und das Konzept der Stiftung im Detail erarbeitet.
Als Vorbild dienten unter anderem die amerikanischen
Universitätsstiftungen. In den USA können praktisch alle
namhaften großen Universitäten und Medical Schools bei
Investitionen für Forschung und Lehre auf die Hilfe eigener
Stiftungen zurückgreifen. Harvard beispielsweise hatte hier
bisweilen über 20 Milliarden Dollar an Stiftungsgeldern zur
Verfügung. Das wirkt sich natürlich auch positiv aus, wenn es
im internationalen Wettbewerb darum geht, die besten Lehrer
und Wissenschaftler für die eigene Hochschule zu berufen.
Sie bieten hierfür eine ganze Reihe an Anreizen, um Spenden
und Zustiftungen sehr attraktiv zu machen. Welche sind dies?
Das ist richtig. Zum einen ist es bei Zustiftungen von
100.000 Euro oder mehr möglich, innerhalb der For-
schungsstiftung eine eigene Namensstiftung, in der Regel
Werte stiften im Gespräch mit Prof. Dr. Werner G. Daniel, Initiator und Vorsitzender des Stiftungsvorstandes der For-
schungsstiftung Medizin am Universitätsklinikum Erlangen, über die Besonderheiten und Ziele der Stiftung.
auf den Namen des Spenders, einzurichten. Bei allen Förde-
rungen, die ganz oder teilweise aus den Erträgen dieser Na-
mensstiftung unterstützt werden, wird dann jeweils auf die
Namensstiftung als Geldgeber hingewiesen. Großspender
erfahren dadurch kontinuierliche Anerkennung, die mit
ihrem Namen verbunden ist. Darüber hinaus besteht auch
die Möglichkeit, Hörsäle und Seminarräume nach Zustiftern
und Spendern zu benennen. Im Mai 2009 wurde beispiels-
weise der Hörsaal der Medizinischen Kliniken und Frauen-
klinik in „Rudolf-Wöhrl-Hörsaal“ umbenannt. Der vor kur-
zem verstorbene Nürnberger Unternehmer und Gründer
der Wöhrl-Modehäuser hatte vorher für die Forschungsstif-
tung eine sehr großzügige Zustiftung für unterschiedliche
Forschungsprojekte geleistet.
Werte stiften � 43
Berichte und Kampagnen
Daneben gibt es das Konzept der „Matching Funds“, ein
Programm, welches für ein deutsches Uni-Klinikum nach un-
serer Kenntnis bislang einzigartig ist.
In der Tat haben wir mit dem Matching Funds-Programm
in Erlangen ein Konzept initiiert, das seit einem Jahr großar-
tige Früchte trägt und in dieser Form nach unserer Kenntnis
bislang an keiner anderen Universitätsklinik praktiziert
wird. Die Idee ist einfach und attraktiv: Jede Geldausschüt-
tung der Forschungsstiftung für einen der Stiftungszwecke
wird seitens des Klinikums, aus seinen Erträgen der Be-
triebe gewerblicher Art, um den gleichen Betrag aufge-
stockt. Damit ist jede Einzelspende tatsächlich doppelt so-
viel wert. Wir erhoffen uns natürlich durch das Matching
Funds-Programm eine zusätzliche Motivation für Spender
und Zustifter. Ich bin im Übrigen auch davon überzeugt,
dass unser Konzept zum Modell für andere Stiftungen an
Universitäten werden kann. Auch für die Bayerische Staats-
regierung könnte es attraktiv sein, Stiftungen an bayeri-
schen Universitäten und Hochschulen durch ein Matching
Funds-Konzept zu unterstützen und Spender damit zusätz-
lich zu motivieren.
Ich muss sagen, die bisherige Entwicklung unserer Stif-
tung macht uns schon etwas stolz: Die Stiftung existiert
jetzt seit vier Jahren, während im Jahr 2010 noch etwa
35.000 Euro an Fördermitteln ausgeschüttet wurden, lag
dieser Betrag im Jahr 2011 – nicht zuletzt aufgrund der Auf-
stockung durch das Matching Funds-Programm – bereits bei
über 430.000 Euro. Die Ausschüttung von Fördermitteln hat
sich also letztlich im Vergleich zum Vorjahr mehr als ver-
zwölffacht.
Wir haben bisher viel über das Stiftungskonzept gespro-
chen. Was sind denn nun die Zwecke, für die das Geld der
Stiftung dann wieder ausgegeben wird?
Unsere Stiftung hat vier große Ziele. Das ist zum einen
die Förderung von Wissenschaft und Forschung in allen Be-
reichen der grundlagenorientierten und klinischen Medizin.
Ein weiteres Ziel liegt in der Förderung von Aus- und Weiter-
bildung, sowohl von Studenten als auch von Ärzten und
Wissenschaftlern sowie von nichtärztlichem Personal. Der
dritte Punkt ist die Förderung von Belangen des öffentli-
chen Gesundheitswesens. Dabei liegt der Schwerpunkt ins-
besondere im Bereich der Prävention und Früherkennung
von Krankheiten. Deswegen unterstützen wir beispiels-
weise die vom Universitätsklinikum veranstaltete Bürger-
Vortragsreihe. Jedes Semester besuchen rund 3.000 interes-
sierte Bürger diese kostenlose, öffentliche Vorlesung, die
etwa 14 mal im Semester stattfindet und sich mit allen The-
men der modernen Medizin aus allen Fachgebieten befasst.
Unser vierter Stiftungszweck liegt in Projekten der Mildtä-
tigkeit, das heißt im Rahmen der medizinischen Versorgung
bedürftiger Patienten. Wenn beispielsweise ein Kind aus
Afrika oder Osteuropa dringend eine Herzoperation benö-
tigt, das Geld hierfür aber nicht zur Verfügung steht, leistet
die Stiftung Hilfe.
Ferner verleiht die Stiftung seit 2009 zusammen mit der
Medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität
Erlangen-Nürnberg im Zweijahresrhythmus den Jakob-Herz-
Preis für bahnbrechende wissenschaftliche Leistungen in
der Medizin an herausragende internationale Forscher.
Mit der Stiftung wollen wir dauerhaft ein von öffentlichen
Kreativ und engagiert: Prof. Dr.Werner G. Daniel, Initiator und Vorsitzender des Stiftungsvorstandesder Forschungsstiftung Medizin am Universitätsklinikum Erlangen
44 � Werte stiften
Geldern unabhängiges Förderinstrument für die einzelnen
Stiftungszwecke schaffen. Gleichzeitig ist die Stiftung eine
Plattform für unsere Patienten und Förderer, über die sie die
Forschung am Universitätsklinikum Erlangen sowie die an-
deren Stiftungszwecke insgesamt, aber auch direkt einzelne
Kliniken und konkrete Projekte unterstützen können.
Welche konkreten Projekte stehen aktuell an?
Die Stiftung unterstützt derzeit zahlreiche Projekte,
unter anderem in der Krebs- und Schlaganfallforschung. Ak-
tuell bitten wir beispielsweise um Spenden für zwei For-
schungsprojekte, die die Stiftung unterstützen wird:
In der Psychiatrischen und Psychotherapeutischen Kli-
nik des Universitätsklinikums soll untersucht werden, ob
die gezielte Förderung des Sinnerlebens, also von Aktivitä-
ten und Beschäftigungen, die Spaß machen und Befriedi-
gung verschaffen, den Ausbruch einer Demenz verzögern
kann. Wir nehmen an, dass diejenigen Menschen, die ihr
Leben als sinnvoll empfinden, widerstandsfähiger gegen De-
menzerkrankungen sind.
Ferner wollen wir hier an meiner Klinik mit Unterstüt-
zung der Forschungsstiftung ein Projekt auf den Weg brin-
gen, welches untersucht, ob und inwieweit durch den regel-
mäßigen Genuss von grünem Tee die Cholesterinwerte ge-
senkt werden können. Die traditionelle chinesische Medizin
sagt dies schon lange, gut belegt wurde es jedoch nie. Im
Falle eines positiven Studienergebnisses könnte die medika-
mentöse Cholesterinsenkung hierdurch ergänzt oder teil-
weise reduziert werden.
Sie planen für das kommende Frühjahr eine ungewöhnliche
Initiative zur Förderung Ihrer Stiftung. Verraten Sie uns, was
Sie vorhaben.
In Deutschland wurden alte DM-Scheine und –Münzen
in Milliardenhöhe bislang nicht umgetauscht. Für viele ist
der Aufwand, den Umtausch über eine Landesbank vorzu-
nehmen, zu beschwerlich oder das „alte“ Geld wurde ganz
einfach vergessen. Wir bitten darum, die alten Scheine und
Münzen für die Forschungsstiftung zu spenden. Der Spen-
der erhält eine Spendenquittung über den umgerechneten
Euro-Betrag und kann diesen beim Finanzamt absetzen. An-
nahmestellen für die DM-Spenden werden alle Zahlstellen
des Universitätsklinikums Erlangen sein.
Wie werden die Erträge der Stiftung verteilt?
Spenden und Zustiftungen, die für Projekte einer be-
stimmten Klinik eingehen, werden im Einklang mit den Stif-
tungszwecken von dem jeweiligen Klinikdirektor abgeru-
fen. Wird die Forschungsstiftung insgesamt bedacht, ent-
scheidet der Stiftungsrat, dem übrigens auch unser Bayeri-
scher Innenminister Joachim Herrmann und der Erlanger
Oberbürgermeister Dr. Balleis angehören, welches Projekt
mit welcher Priorität gefördert werden soll.
Zum Abschluss noch eine persönliche Frage. Was hat Sie
dazu bewogen, sich als Stifter und Stiftungsinitiator zu
engagieren?
Dazu muss ich kurz ausholen. Wenn Sie in Deutschland
in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens etwas ändern
und auf die Beine stellen wollen, ist die Tendenz zunächst
groß zu rufen ‚das muss doch der Staat richten, das ist doch
staatliche Zuständigkeit.‘ Die Amerikaner denken hier in
der Regel ganz anders und sagen ‚wenn wir etwas nicht
selbst in die Hand nehmen, wird es nicht erfolgreich umge-
setzt.‘ Diese letztere Einstellung liegt mir sehr nahe, und da
einer ja beginnen muss, habe ich die Initiative 2007 ergrif-
fen. Ich hatte dann das Glück, auf Herrn Rechtsanwalt Ohl-
mann von der DT Deutsche Stiftungstreuhand AG zu treffen,
der im Stiftungsbereich über große Kenntnisse verfügt. Bis-
lang bin ich zufrieden, wie sich die Stiftung in den letzten
vier Jahren entwickelt hat und ich bin absolut sicher, dass
die Stiftung nicht erst in 10 oder 20 Jahren einen wichtigen
und verlässlichen Beitrag zum Ausbau der bereits heute be-
stehenden wissenschaftlichen und klinischen Exzellenz un-
seres Universitätsklinikums leisten wird.
Werte stiften bedankt sich bei Ihnen für das interessante
Gespräch und wünscht Ihnen für Ihr Engagement weiterhin
viel Erfolg. Das Interview führte Michael Kniess
Rechtsanwalt Horst Ohlmann im Gesprächmit Prof. Dr. Werner G. Daniel
Berichte und Kampagnen
Naturkatastrophen wie Erdbeben, Wirbelstürme oder Über-
flutungen können wir nicht abwenden. Doch wir können
mit dafür sorgen, das Leid der betroffenen Menschen zu lin-
dern und dafür zu sorgen, dass sie nicht ihre Hoffnung, ihre
Gesundheit oder gar ihr Leben verlieren. Deshalb hilft das
Bündnis Aktion Deutschland Hilft den Menschen in Krisen-
gebieten dieser Welt nach einer (Natur-)Katastrophe sowie
in Ländern, die
häufig von Kata-
strophen betrof-
fen sind, vorzu-
sorgen. Gemein-
sam helfen die
21 angeschlosse-
nen Hilfsorgani-
sationen den
Menschen, ge-
wappnet zu
sein für ein
neues Erdbe-
ben, einen
neuen Wirbel-
sturm, einen
Tsunami.
Vorsorge ist jedoch nicht nur für andere wichtig, son-
dern auch für uns selbst. Aus diesem Grund überlegen
immer mehr Menschen, ein Testament zu machen. Sie wol-
len rechtzeitig und mit klaren Gedanken Vorkehrungen tref-
fen, Vorkehrungen, die ihren Nachlass in gute und zuverläs-
sige Hände geben. Der Gesetzgeber hat in Bezug auf Verer-
ben und Erben vieles geregelt – und dennoch hat jeder ein-
zelne von uns genügend Spielraum, alles so anzuordnen, wie
er es möchte. Wer soll was bekommen und wie viel? Und:
Wie können Engagement für Menschen in Katastrophenge-
bieten mit den Bedürfnissen von Angehörigen und Freun-
den vereinbart werden? Aktion Deutschland Hilft hat aus
diesem Grunde eine Broschüre herausgegeben, die einen er-
sten Überblick über die wichtigsten Regelungen im Erb-
recht gibt (erhältlich über Deutschland Hilft, Kaiser-Fried-
rich-Straße 13, 53113 Bonn).
Wer ein Testament verfasst, möchte dadurch vor allem
eines: mit Sicherheit wissen, dass sein Nachlass an genau die
Menschen geht, die man dafür bestimmt hat. Man fragt sich
zunächst, was eine gerechte Aufteilung wäre. Manchmal geht
es aber auch darum, bedürftigeren Angehörigen etwas mehr
Unterstützung zukommen zu lassen. Mehr vielleicht, als
ihnen per Gesetz zustünde. Oder es gibt Menschen außer-
halb des Familienkreises, die einem am Herzen liegen und
die ganz einfach mehr Hilfe und Zuwendung brauchen. Auch
ein über den Tod hinaus andauerndes Engagement für Men-
schen in Not kann in ein Testament einbezogen werden. �
� www.aktion-deutschland-hilft.de
Berichte und Kampagnen
Engagement über den Tod hinausErbschaftsbroschüre von „Aktion Deutschland Hilft“ gibt Tipps und Anregungen
46 � Werte stiften
Berichte und Kampagnen
Ein außergewöhnlicher Lebensweg,ein herausragendes Lebenswerk
Dauerausstellung macht Leben und Werk Albert Schweitzers greifbar
Albert Schweitzer war zeitlebens zwischen den Kontinen-
ten unterwegs. Grenzen zu überschreiten, charakterisierte
nicht nur sein außergewöhnlicher Schritt, eine Doppelkar-
riere als Professor und Musiker aufzugeben, um Medizin zu
studieren und in Äquatorialafrika ein Spital aufzubauen.
Grenzen zu überschreiten entsprach auch dem Wesenskern
seines Denkens.
In der Theologie hat er mit seiner Deutung des ge-
schichtlichen Jesu als ethische Persönlichkeit ebenso neue
Wege beschritten wie in der Bachinterpretation oder ganz
grundsätzlich in seinem philosophischen Denken. Letzteres
begründete eine universell gültige Ehrfurchtsethik, die
jedem von uns eine grenzenlose Verantwortung für alles
was lebt, vor Augen führt.
Mit der Dauerausstellung „Grenzenlose Menschlichkeit
im Denken und Handeln“ zeichnet das Deutsche Albert-
Schweitzer-Zentrum in Frankfurt jenen Lebensweg
Schweitzers nach. Die im Herbst 2009 aufgebaute Ausstel-
lung führt repräsentativ einen Querschnitt dessen vor
Augen, was Albert Schweitzers Leben und Werk in ihrer
Vielfalt, in ihrem Facettenreichtum und in seiner Universa-
lität bedeuten. Der Wesenszug seines grenzüberschreiten-
den Unterwegsseins findet sich symbolisch verdichtet in
seinem Reisekoffer, der als originales Objekt im Zentrum
der Ausstellung steht. So wird auch der Besucher eingela-
den, sich auf den Weg zu machen, um an einer biographi-
schen Eingangsstation und acht Begegnungs- und Erfah-
rungsstationen Leben und Werk des Musikers, Theologen,
Kulturphilosophen, Ethikers, Friedensmahners, Spitalgrün-
ders und Arztes zu erkunden.
„Wir wollen als Deutsches Albert-Schweitzer-Zentrum
sowohl Leben als auch Werk Schweitzers dokumentieren,
um auch der breiten Öffentlichkeit die Möglichkeit zu bie-
ten, sich über ihn zu informieren und Einblick in sein geisti-
ges Erbe zu bekommen“, sagt Dr. Gottfried Schüz, der die
Ausstellung als Vorsitzender der Stiftung Deutsches Albert-
Schweitzer-Zentrum (über die Stiftungsarbeit berichtete
Werte stiften in Ausgabe 09/2011), konzipiert und in seinen
tragenden Teilen auch installiert hat.
Zukunftsweisende Perspektivenfür die junge Generation
Für den Leiter des Staatlichen Studienseminars für das
Lehramt an Grund- und Hauptschulen in Mainz ist sein En-
gagement für Albert Schweitzers Werk eine Selbstverständ-
lichkeit. „Da unsere Stiftung die zentrale Aufgabe hat, das
Werk Schweitzers zu verbreiten, in den Bildungseinrichtun-
gen zu verankern und vor allem auch die junge Generation
für Schweitzer zu begeistern und ihr mit seiner Ethik zu-
kunftsweisende Perspektiven zu vermitteln, war klar, dass
ich mich in der Ausstellung engagiere“, sagt Schüz. In die-
ser sieht er die Möglichkeit, gerade jungen Menschen,
denen Schweitzer immer weniger ein Begriff ist, diesen
wieder näher zu bringen. Für den inzwischen 62-jährigen,
in der Lehrerausbildung tätigen Schüz war es eine beson-
dere Herausforderung, auf knapp 90 Quadratmetern eine
repräsentative Dauerausstellung zu installieren. Dass er
seine umfangreichen pädagogischen Erfahrungen zu nut-
zen wusste, wird augenscheinlich, wenn man sich die di-
daktischen Elemente der Ausstellung betrachtet, die er ge-Dr. Gottfried Schüz, Vorsitzender der Stiftung Deutsches Albert-Schweit-zer-Zentrum. Foto: Norbert Muguletz
Berichte und Kampagnen
meinsam mit Graphiker Harald Kubiczak in Eigenregie um-
gesetzt hat. Neben anschaulicher musealer Präsentation
und Information werden dem Besucher an den einzelnen
thematischen Stationen persönliche Begegnungsmöglich-
keiten eröffnet: Bild, Wort, Ton und Interaktion regen zu
einer persönlichen Auseinandersetzung mit Schweitzers
Lebenswerk an.
Hierzu dienen unter anderem Hörstationen mit Original-
aufzeichnungen von Orgelkonzerten und Vorträgen
Schweitzers ebenso wie Auszüge aus seinem Leben und
Denken in Film und Ton. An Interaktionstafeln mit Magnet-
elementen erhält der Besucher Gelegenheit, sich mit grund-
legenden Denkansätzen seiner Ethik und deren Aktualität
auseinanderzusetzen.
„Eine Aktualität, die gerade für junge Leute hoch interes-
sant ist“, betont Schüz. Konflikte, die Schweitzer hatte, kehr-
ten auch in diesen Tagen wieder. „Es ging Schweitzer darum,
seinem eigenen Gewissen zu folgen und sich nicht dem,
was von außen an Erwartungen an ihn herangetragen
wurde, anheim zu geben.“
Man müsse Schweitzer als eine der bedeutendsten Per-
sönlichkeiten der Gegenwart ins Zentrum rücken, dessen
geistiges Werk wesentliche Schlüssel für die Lösung unserer
Zukunftsfragen enthalte, so Schüz. Die universelle Ethik, die
Schweitzer begründet habe und die Ehrfurcht gegenüber
allem Leben fordert, sei als der alternativlose Weg zur Lö-
sung unserer Weltprobleme anzusehen. „Die Ehrfurchts-
ethik eröffnet angesichts der gesellschaftlichen, ökologi-
schen und politisch-weltanschaulichen Spannungen und
Gegensätze Wege zur Humanisierung aller Lebensbereiche
in eigener freier Verantwortung.“
„Schweitzers geistiges Werk ist derSchlüssel für viele Zukunftsfragen“
Zahlreiche Vitrinen zeigen erstmals Originalbriefe sowie
Bild- und Textdokumente, die Stationen in Schweitzers Den-
ken und Wirken veranschaulichen. Brettspiele, Kreuzwort-
rätsel und ein PC-Quiz nach dem Muster von „Wer wird Mil-
lionär“ regen schließlich dazu an, das Erfahrene zu überprü-
fen und zu vertiefen.
Begleitend zur Ausstellung wurde im Dezember ein Aus-
stellungskatalog aufgelegt, der neben den Haupttexten der
Ausstellung auch Faksimiles der verschiedenen Werke
Schweitzers enthält und so als Kompendium eine ebenso
bündige wie anschauliche Einführung in Leben und Werk
des Friedensmahners geben kann. �
� www.albert-schweitzer-zentrum.de
48 � Werte stiften
Vermögen und Finanzen
Seit der letzten großen Finanzkrise 2008 befand sich die
Weltwirtschaft in einem sehr fragilen Zustand. Schien es
noch 2009 und 2010 so, dass eine schnelle Erholung, insbe-
sondere getragen von einer starken Nachfrage aus den
Schwellenländern, möglich ist, so wurden diese Hoffnungen
alsbald durch das Aufkommen der Schuldenkrise mehrerer
Euro-Staaten begraben. Diese Staatsschuldenkrise verbun-
den mit einer schwachen Erholung der US-Wirtschaft bilde-
ten 2011 eine gefährliche Gemengelage, der insbesondere
die Politik hilflos gegenüber stand.
Auch das gerade begonnene Jahr steht weiter im Zei-
chen der Staatsschuldenkrise. Während die USA langsam
erste Anzeichen einer Erholung der Konjunktur aufweisen,
konnte die Eurozone ihre Probleme bislang nicht lösen und
musste zuletzt sogar ein Schrumpfen der Wirtschaftslei-
stung verkraften. Insbesondere die Probleme in Griechen-
land konnten bis heute nicht gelöst werden und auch Portu-
gal mit seiner international nicht wettbewerbsfähigen Wirt-
schaft sowie Spanien mit einer Arbeitslosenquote von über
20 Prozent und einer Jugendarbeitslosigkeit von rund 50
Prozent stellen noch große Herausforderungen dar. Hierzu
zählt es in den kommenden Jahren in erster Linie die Staats-
haushalte zu sanieren und das Wirtschaftswachstum zu för-
dern. Insgesamt dürften jedoch die Unsicherheiten rund
um die Schuldenkrise das Wachstum vor allem in Europa
weiterhin belasten.
Steigendes Zinsniveau kurzfristignicht absehbar
Konnten sich Anleger in der Vergangenheit in unsiche-
ren Zeiten in den sicheren Hafen Staatsanleihen flüchten, so
stellt sich die Situation spätestens seit dem Jahr 2011 deut-
lich schwieriger dar. Die von den Finanzmärkten noch als si-
cher gehandelten Länder, wie beispielsweise Deutschland,
bieten teilweise Renditen unterhalb des Leitzinses von 1,0
Prozent. Neben dem Sicherheitswunsch vieler Investoren ist
dies auch den Zielvorgaben der großen Notenbanken ge-
schuldet. Sowohl die Bank of Japan, als auch die amerikani-
sche Fed und die europäische EZB halten ihren Leitzins zwi-
schen 0 und 1 Prozent und signalisieren kurzfristig keine
Veränderung. Denn solange die jeweilige Wirtschaft
schwach bleibt, bleibt die Inflation tief. Und dies sogar im
Umfeld einer global stark steigenden Geldmenge, die die
Notenbanken zur Stützung der internationalen Finanz-
märkte eingeleitet haben. Bei einem schwachen strukturel-
len Wachstum wäre sogar die Gefahr einer Deflation vor-
handen. Nachdem in 2011 die Inflationsrate noch über dem
Zielkorridor der EZB gelegen hat, dürfte diese im laufenden
Jahr in Folge eines schwächeren Wachstums und damit
nachlassender Rohstoffpreise zurückgehen. Auch in den
USA und in China war die Inflation jüngst rückläufig.
Damit dürften sich jedoch auch die Hoffnungen vieler An-
leger auf ein steigendes Zinsniveau in absehbarer Zeit zer-
schlagen. Zwar dürfte der Renditerückgang in den Kernmärk-
ten (USA, Deutschland, Schweiz etc.) abgeschlossen sein, ein
Anstieg der Renditen wird jedoch aufgrund der verhaltenen
Wachstumsaussichten allerhöchstens moderat ausfallen. In
diesem Umfeld sind für den langfristigen und auch sicher-
heitsorientierten Anleger, insbesondere auch im Hinblick auf
die hohe Unsicherheit über die zukünftige Politik in der Euro-
zone, Staatsanleihen außerhalb der Eurozone zu bevorzugen.
Diese dürften gemeinsam mit Unternehmensanleihen mittel-
fristig besser abschneiden. Eine damit verbundene Diversifi-
zierung auf Währungsebene ist ein weiterer positiver Aspekt.
Trotz jüngster Gewinne des US-Dollar bleibt dieser wenig at-
traktiv. Aber auch der Euro ist weiterhin großen Gefahren auf-
grund der noch offenen Lösung der Schuldenkrise ausgesetzt.
Als Alternativen bieten sich hier beispielsweise weiterhin
Norwegen und Schweden an (etwas risikoreicher stellt sich
Polen oder die Türkei dar), während Australien bereits eine
überbewertete Währung aufweist.
Das Jahr 2012 deutet bislang keine Erleichterung für Inve-
storen an. Die ungelösten Probleme der Eurozone, die noch
immer schwächelnde US-Wirtschaft sowie Unsicherheiten
über die weitere Entwicklung in den Schwellenländern er-
schweren Anlageentscheidungen weiterhin erheblich. Der
sich immer stärker verschiebende ökonomische Schwer-
punkt in Richtung Schwellenländer macht auch ein langfristi-
ges Umdenken bei Investitionsentscheidungen erforderlich. �
Verhaftet in der SchuldenkriseEin Blick zurück in die Zukunft
von Holger Carstens
Werte stiften � 49
Vermögen und Finanzen
Vielen Stiftern ist nicht bewusst, dass sie über die Stiftung hin-
aus Werte stiften können. Auch die Art, wie die Gelder der Stif-
tung angelegt sind, kann sinnvolle Werte schaffen.
Geschlossene Fonds im Bereich erneuerbarer Energien
werden aufgelegt, um konkrete Projekte wie Windparks, Bio-
gas- oder Solaranlagen zu finanzieren. Der Anleger kann sich
innerhalb eines begrenzten Zeitraums beteiligen. Ist das für
die Projektrealisierung benötigte Eigenkapitalvolumen er-
reicht, wird der Fonds geschlossen. Alle Details zum Investiti-
onsvorhaben sind in einem geprüften und genehmigten Ver-
kaufsprospekt dargestellt. Dabei werden die Chancen und et-
waige Risiken dieser Geldanlage aufgelistet.
Erneuerbare Energien-Fondsals Alternative
Solarfonds mit sieben Prozent Ertrag pro Jahr, Investitionen
in Windparks mit acht Prozent jährlicher Ausschüttung, Biogas-
fonds können sogar bis zu zehn Prozent Ertrag pro Jahr brin-
gen. Damit haben sich Geldanlagen in erneuerbare Energien
als interessante Alternativen
für Anleger entwickelt.
Die Anlagedauer von Er-
neuerbare-Energien-Fonds ist
in der Regel auf 20 Jahre aus-
gelegt. Denn so lange kann der
Fonds mit den festgelegten
Preisen aus dem Erneuerbare-
Energien-Gesetz rechnen. Der
Profit für die Anleger kommt
aus den Erträgen, die das Pro-
jekt aus den Einspeiseerlösen
der „sauberen“ Energie erwirt-
schaftet. Anleger investieren
direkt in Sachwerte, also in So-
larparks, Wind- und Biogasanla-
gen. Außerdem: Energie wird
immer gebraucht und die Si-
cherstellung der Energiever-
sorgung ist eine vordringliche
Aufgabe. Neben dem klassischen Beteiligungsmodell des ge-
schlossenen Fonds gibt es auch Zinspapiere, über die in er-
neuerbare Energien investiert wird. Der Anleger gibt an das
Unternehmen ein nachrangiges Darlehen und erhält dafür
jährlich eine Zinszahlung aus den Jahresüberschüssen.Laufzei-
ten bis zu 10 Jahren machen solche Papiere als Alternative in-
teressant. Auch hier gilt: Es handelt sich um Unternehmensbe-
teiligungen mit allen Chancen (hohe Rendite), aber auch Risi-
ken (Ausbleiben oder Ausfall der Zinszahlungen oder Kapital-
rückzahlung). Der Unterschied zum „klassischen“ geschlosse-
nen Fonds: Das Anlegergeld fließt nicht direkt in einen Anteil
an z.B. einem Solarpark, sondern in ein Unternehmen, das in
diese Sachwerte investiert. Die Mindestbeteiligung an solchen
„grünen Geldanlagen“ beträgt in der Regel 5.000 Euro. Statt
einer Beteiligung an einem Fonds oder einem Zinspapier kön-
nen Anleger ab einer Größenordnung von 100.000 Euro auf-
wärts auch in individuelle Erneuerbare-Energie-Projekte inve-
stieren. Hier lohnt die konkrete Nachfrage bei Anbietern sol-
cher „grünen Geldanlagen“. �
� www.geldmitsinn.de, www.greenvalue.de
Erneuerbare Energien schaffenbleibende Werte
Gutes und Nachhaltiges für die Umwelt und zukünftige Generationen zu tun
von Anette Rehm
50 � Werte stiften
Recht und Steuern
Seit 1. Januar dieses Jahres hat das Zentrale Testamentsregi-
ster seinen Betrieb erfolgreich aufgenommen. In den ersten
Tagen wurden bereits mehrere hundert erbfolgerelevante
Urkunden registriert und gleichzeitig tausende Sterbefall-
mitteilungen bearbeitet. „Nach den intensiven Vorbereitun-
gen in den letzten Monaten freuen wir uns, dass es jetzt
richtig losgeht. Alle Registervorgänge laufen wie geplant
ab“, sagt Dr. Thomas Diehn von der Bundesnotarkammer
und Leiter des Registers.
Das Testamentsregister ermittelt im Todesfall, ob für den
Verstorbenen ein Testament, ein Erbvertrag oder eine son-
stige erbfolgerelevante Urkunde in amtlicher Verwahrung
existiert. Das Ergebnis wird dem zuständigen Nachlassge-
richt mitgeteilt. Liegt eine Urkunde vor, so wird auch die
verwahrende Stelle (also der Notar oder das Gericht) infor-
miert, damit diese die Urkunde an das Nachlassgericht ab-
liefern kann.
Alle Benachrichtigungen im Sterbefall erfolgen in beson-
ders gesicherter elektronischer Form. Damit wissen die Be-
teiligten innerhalb eines Tages Bescheid: „Bisher wurden die
Informationen zwischen Verwahrstelle, Geburts- und Sterbe-
fallstandesamt sowie Nachlassgericht postalisch übermittelt.
Es war dringend erforderlich, dass dieser zeit- und fehleran-
fällige Informationsaustausch durch ein modernes System
abgelöst wird. Das Register ist schnell, effizient und sicher“,
so Diehn.
Zu den Vorteilen des Registers zählt, dass die Erben über die
Verteilung des Nachlasses schneller Bescheid wissen und so
Planungssicherheit erlangen. Gleichzeitig hat auch derje-
nige, der beispielsweise durch ein notarielles Testament
seine Nachfolge geregelt hat, die Gewissheit, dass sein Testa-
ment tatsächlich gefunden und sein letzter Wille auch ver-
wirklicht wird. „Notarielle Testamente werden immer in
amtliche Verwahrung genommen. So sind sie vor Verlust
und Verfälschung gesichert.
Ein häufiges Missverständnis ist laut Diehn die Annahme,
dass im Register auch der Inhalt der jeweiligen Urkunde
vermerkt sei. „Niemand muss befürchten, dass sein letzter
Wille an zentraler Stelle vermerkt würde. Das Register kennt
nur die Verwahrangaben einer Urkunde, das heißt insbeson-
dere den Namen des Erblassers und den Ort, wo seine Ur-
kunde verwahrt wird. Wie das Erbe verteilt werden soll,
steht hier nicht. Das Register kann im Übrigen auch nur von
Notaren und Gerichten in ihrer amtlichen Funktion abge-
fragt werden – zu Lebzeiten des Erblassers setzt dies zudem
sein Einverständnis voraus.“
Geführt wird das Register von der Bundesnotarkammer,
die bereits seit 2003 auch das Zentrale Vorsorgeregister be-
treibt und so über die nötige Erfahrung verfügt. Informatio-
nen sind telefonisch gebührenfrei unter 0800 3550700 er-
hältlich. �
� www.testamentsregister.de
Testamentsregister erfolgreich gestartetRegistrierung gewährleistet sicheren und schnellen Informationsfluss im Sterbefall
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