2011-01 Guerilla Marketing AHGZ DHau mann · Daniela Haußmann Stuttgart. Geringer Mitteleinsatz,...

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Page 1: 2011-01 Guerilla Marketing AHGZ DHau mann · Daniela Haußmann Stuttgart. Geringer Mitteleinsatz, große Wirkung – das ist Guerilla-Marketing. Ob Bistro, Café, Hotel oder Restaurant

Daniela Haußmann

Stuttgart. Geringer Mitteleinsatz, große Wirkung – das ist Guerilla-Marketing. Ob Bistro, Café, Hotel

oder Restaurant - Werbeaktionen die aus dem Rahmen fallen, haben einen hohen

Wiedererkennungswert und helfen Betrieben sich von Mitbewerbern nachhaltig abzugrenzen. Auch

bei der Erschließung neuer Märkte und Zielgruppen kann Guerilla-Marketing helfen.

Ungewöhnliche und kreative Vermarktungsideen sind laut Heike Gauger die beste Werbung. Wer

sich von Mitbewerbern abgrenzen und mit seinem Alleinstellungsmerkmal in den Vordergrund

stellen möchte, der sollte der Gastro- und Tourismus-Beraterin zufolge einmal über Guerilla-

Marketing nachdenken. „Es handelt sich dabei um ein Marketinginstrument, das im Bereich von

Hotelerie und Gastronomie noch erhebliche Entwicklungspotentiale besitzt“, erklärt Gauger. Bislang

mache nur ein kleiner Teil der gastgewerblichen Betriebe von dieser Art der Vermarktung Gebrauch.

Gastronomen und Hotelbetreiber, die in Sachen Vermarktung unter die Guerillas gehen wollen,

können daher eine Vielzahl positiver Effekte erzielen.

„Ein Steakhouse, das in der Fußgängerzone eine Kuhattrappe aufstellt mit dem Hinweis, dass

Fleischprodukte aus regionalem oder biologischem Anbau eingesetzt werden“, so Heike Gauger,

„wäre ein Beispiel für eine Guerilla-Aktion.“ Wichtig ist nach Meinung der Inhaberin der

Beratungsagentur Mo-More, mit Sitz in Plochingen bei Stuttgart, dass die Aktionen lokal, also am

Standort des Betriebes, entlang einer frequentierten Straße oder Fußgängerzone umgesetzt werden.

Auf diese Weise können Passanten einen direkten Bezug zum jeweiligen Bistro, Café, Restaurant oder

Hotel herstellen.

Wichtig ist laut Heike Gauger, dass dem potentiellen Gast in der Guerilla-Marketing-Aktion der auf

ihn passende, echte Nutzen vorgestellt wird. Anders als bei der Massenwerbung, soll der Gast direkt

und individuell angesprochen werden. Etwas, das den Wiedererkennungswert erhöhe und Menschen

animiere, den beworbenen Betrieb aufzusuchen. Kreativität bei der Vermarktung werde vom Gast

auch mit Mundpropaganda belohnt. „Über außergewöhnliche Aktionen sprechen die Leute, sie

erzählen es ihren Freunden und Bekannten “, erklärt Heike Gauger. „Guerilla-Marketing ist damit

auch ein sehr gutes Instrument, um mit seinem Gastbetrieb ins Gespräch zu kommen und den Markt

an potentiellen Gästen nachhaltiger abzuschöpfen oder neue Zielgruppen und Märkte zu

erschließen.“

Keinesfalls solle Guerilla-Marketing die herkömmliche Massenwerbung ersetzen, sondern sie

vielmehr ergänzen. „Broschüren, Flyer oder Werbeplakate dringen mit ihren Werbebotschaften in

unserer medialen Lebenswelt immer schwerer zum Konsumenten durch“, wie Gauger betont. „Daher

wird es immer wichtiger sich mit ungewöhnlichen Aktionen visuell in Szene zu setzen.“ Denn häufig

lande ein aufwendig gestalteter und kostenintensiv hergestellter Flyer ungelesen im Papierkorb, weil

den Konsumenten heutzutage viel zu viele Werbemittel erreichen, denen er häufig überdrüssig ist.

„Bedenkt man, dass jeder Bundesbürger täglich von etwa 10000 Werbebotschaften erreicht wird, ist

es nachvollziehbar, dass pfiffige Marketingidee erfolgsversprechender sind“, so Heike Gauger, die

auch betont, dass Guerilla-Aktionen nicht immer legal sind und auch Unmut erzeugen können. Wer

eine daher eine Aktion in einer Fußgängerzone plane, sollte sich vorher auf dem Rathaus erkundigen

ob sie einer Genehmigung bedarf.

Guerilla-Marketing wird auch im Stuttgarter Hotel Unger eingesetzt. Zusammen mit dem Fotografen

Mark Hindley hat Direktor Peter Weishäupl ein Fotoshooting für die Gäste initiiert. Im Preis von 180

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Euro enthalten, ist eine Visagistin sowie die Übertragung der Bildrechte und ein ganzes Team, das

sich darum kümmert, dass die Gäste optimal in Szene gesetzt werden. „Eine Aktion, die uns als Hotel

nichts kostet, aber die Menschen die an dem abgedunkelten Nebenraum vorbeikommen und das

Blitzlicht hinter dem Vorhang sehen neugierig macht“, so Weishäupl. „Auf diese Weise treten wir mit

den Leuten in Interaktion, denn die meisten fangen an Fragen zu stellen.“ Auf diese Weise werde

über das Interesse an dem Shooting mit einem studierten Photodesigner das Interesse am Haus und

seinen Dienstleistungen geweckt. „Denn normalerweise ist ein derart professionelles Fotoshooting

nicht für 180 Euro zu haben“, erzählt Mark Hindley, Inhaber von fine images mit Sitz in Wildberg.

„In einer Hotelhalle würde niemand ein Beauty Shooting erwarten“, fährt Peter Weishäupl fort.

„Daher hat sich die Aktion auch sehr schnell unter den Gästen herumgesprochen. Diejenigen, die

bereits vor der Kamera standen, haben anderen über ihre Erfahrungen berichtet, die sich deshalb

spontan selbst haben ablichten lassen.“ Mark Hindley betont, dass eine derartige Aktion einen hohen

Wiedererkennungswert habe und das für beide Kooperationspartner. „Die Leute bringen die Bilder,

die sie mit nach Hause nehmen und anderen zeigen immer mit dem Hotel Unger oder mit fine

images in Verbindung“, so der Photodesigner. „Das sind Erlebnisse die außergewöhnlich sind und

Erinnerungen schaffen.“

Peter Weishäupl kann sich vorstellen eine derartige Aktion auch bei Hochzeiten einzusetzen oder für

Firmen anzubieten, die ihre Mitarbeiter beispielsweise bei Messen im Hotel unterbringen. „Diese

Shootings müssen dann nicht unbedingt im Hotel stattfinden. Sie können auch irgendwo im Freien

erfolgen“, so der Hoteldirektor. „Damit können Teambuilding-Prozesse unterstützt und die

Identifikation mit dem Arbeitgeber gesteigert werden“, erklärt Mark Hindley. „Und das wiederum

erzeugt einen Marketingeffekt“, ergänzt Peter Weishäupl, der deutlich macht, dass Guerilla-

Marketing-Aktionen immer auch zum Charakter des Hauses passen müssen. Ansonsten verpuffe der

Effekt oder die Gäste würden sich damit vor den Kopf gestoßen fühlen. Für den Hoteldirektor ist es

nicht die erste ungewöhnliche Marketingaktion. In Kooperation mit der Filmgesellschaft Baden-

Württemberg machte es Weishäupl vor Jahren möglich, dass sich Passanten in einem Hotelzimmer

filmen lassen konnten. Die Geschehnisse im Zimmer wurden dann unter anderen live ins Kino

übertragen. „Die Aktion war für uns völlig kostenfrei. Wir hatten eine enorme mediale Resonanz“,

erinnert sich Peter Weishäupl. „Denn auch die Zeitungen berichteten darüber und erwähnten das

Hotel Unger in ihren Berichten.“

Auch Heike Gauger betont, dass pfiffige Guerilla-Marketing-Aktionen eine hohe

Multiplikatorenwirkung aufweisen. Zudem würden sie sich gerade für kleine und mittelständische

Betriebe eignen, da der Einsatz finanzieller Mittel im Vergleich zu manch anderen

Marketingmaßnahem gering ausfalle.