Agrarforschungschweiz Heft 7+8, Juli 2013

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AGRAR FORSCHUNG SCHWEIZ Juli–August 2013 | Heft 7–8 Agroscope | BLW | HAFL | AGRIDEA | ETH Zürich Pflanzenbau Backqualität von Roggen in der Schweiz Seite 316 Pflanzenbau Knaulgras: Prüfergebnisse von 31 Sorten Seite 324 Kurzbericht Serie ProfiCrops: Der HOLL-Raps in der Schweiz Seite 344

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AgrArforschung schweiz

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Pflanzenbau Knaulgras: Prüfergebnisse von 31 Sorten Seite 324

Kurzbericht Serie ProfiCrops: Der HOLL-Raps in der Schweiz Seite 344

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ImpressumAgrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse ist die Zeitschrift der landwirtschaftlichen Forschung von Agroscope und ihren Partnern. Die Zeitschrift erscheint auf Deutsch und Französisch. Sie richtet sich an Fachpersonen aus Forschung, Industrie, Lehre, Beratung und Politik, an kantonale und eidgenös sische Ämter und weitere Fachinteressierte.

HerausgeberinAgroscope

Partnerb Agroscope (Forschungsanstalten Agroscope Changins-Wädenswil ACW;

Agroscope Liebefeld-Posieux und Schweizerisches Nationalgestüt ALP-Haras; Agroscope Reckenholz-Tänikon ART), www.agroscope.ch

b Bundesamt für Landwirtschaft BLW, Bern, www.blw.chb Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL, Zollikofen, www.hafl.chb Beratungszentrale AGRIDEA, Lindau und Lausanne, www.agridea.ch b Eidgenössische Technische Hochschule ETH Zürich,

Departement für Umweltsystemwissenschaften, www.usys.ethz.ch

Redaktion Andrea Leuenberger-Minger, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agro nomique Suisse, Forschungs anstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP Postfach 64, 1725 Posieux, Tel. +41 26 407 72 21 Fax +41 26 407 73 00, E-Mail: [email protected]

Judith Auer, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse, Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW Postfach 1012, 1260 Nyon 1, E-Mail: [email protected]

Redaktionsteam Vorsitz: Jean-Philippe Mayor (Direktor ACW), Sibylle Willi (ACW), Evelyne Fasnacht (ALP-Haras), Etel Keller-Doroszlai (ART), Karin Bovigny-Ackermann (BLW), Beat Huber-Eicher (HAFL), Esther Weiss (AGRIDEA), Brigitte Dorn (ETH Zürich).

AbonnementPreiseZeitschrift: CHF 61.–* (Ausland + CHF 20.– Portokosten),inkl. MWSt. und Versandkosten, Online: CHF 61.–** reduzierter Tarif siehe: www.agrarforschungschweiz.ch

AdresseNicole Boschung, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse, Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP Postfach 64, 1725 Posieux, Tel. +41 26 407 72 21 Fax +41 26 407 73 00, E-Mail: [email protected]

AdressänderungenE-Mail: [email protected], Fax +41 31 325 50 58

Internet www.agrarforschungschweiz.chwww.rechercheagronomiquesuisse.ch

ISSN infosISSN 1663-7852 (Print)ISSN 1663-7909 (Internet)Schlüsseltitel: Agrarforschung SchweizAbgekürzter Schlüsseltitel: Agrarforsch. Schweiz

© Copyright Agroscope. Nachdruck von Artikeln gestattet, bei Quellenangabe und Zustellung eines Belegexemplars an die Redaktion.

Erfasst in: Web of Science, CAB Abstracts, AGRIS

315 Editorial

Pflanzenbau

316 Backqualität von Roggen in der Schweiz Cécile Brabant et al.

Pflanzenbau

324 Knaulgras: Prüfergebnisse von 31 Sorten Daniel Suter, Hansueli Hirschi, Rainer Frick und

Philippe Aebi

Pflanzenbau

330 Zwanzig Jahre Sortenversuche mit Silomais in der Schweiz

Alice Baux

Nutztiere

338 Einfluss der Maissorte und des Entwicklungs stadiums auf die aerobe Stabilität von Silagen

Ueli Wyss und Yves Arrigo

Kurzbericht – Serie ProfiCrops

344 Der HOLL-Raps in der Schweiz: vom Testanbau zur grossflächigen Produktion

Alice Baux, Paul Sergy und Didier Pellet

Kurzbericht

348 Mastleistung, Schlachtkörper- und Fleisch-qualität verschiedener Masthybridlinien

Cédric Hoffmann, Anton Grub, Danielle Albiker

und Ruedi Zweifel

Kurzbericht

352 Masthybridlinien: Benutzung des Aussen-klimabereichs, Einstreuqualität und Gefieder

Cédric Hoffmann, Anton Grub, Danielle Albiker

und Ruedi Zweifel

Kurzbericht

356 Mikroorganismen – Bestandteil zukünftiger Düngungssysteme

Antonia Maria Müller, Floris Heim und

Christian Folberth

359 Porträt

360 Aktuell

363 Veranstaltungen

InhaltJuli – August 2013 | Heft 7 – 8

Die Roggenproduktion in der Schweiz hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Forschende von Agroscope untersuchen die Mahl- und Backqualität von Roggen-sorten, damit besser auf die Anforderungen der Verwen-der von Roggen eingegangen werden kann. (Foto: Carole Parodi, ACW)

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Editorial

315Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 315, 2013

Agroscope-Forschungsprogramme: Lehren aus ProfiCrops

Liebe Leserin, lieber Leser

Das Abenteuer der ersten Generation von Agroscope-Forschungsprogram-

men neigt sich dem Ende zu. Es wird Zeit, die Hauptresultate herauszuarbei-

ten und aus dieser Erfahrung Lehren zu ziehen. Bereits jetzt können aus dem

Programm ProfiCrops einige erste Haupterkenntnisse abgeleitet werden:

•• Die Haupthypothesen von ProfiCrops sind weiterhin aktuell und relevant:

Der Pflanzenbau muss seine Effizienz weiter verbessern, innovativ und

wertvermehrend sein, das Vertrauen der Konsumentinnen und Konsumen-

ten in heimische Produkte stärken und Rahmenbedingungen schaffen, die

seine Konkurrenzfähigkeit stärken. Diese vier Stossrichtungen haben es

erlaubt, die Forschung unter einem neuen Blickwinkel anzugehen und die

Prüfung neuartiger Lösungsansätze zu fördern.

•• Eine unabdingbare Voraussetzung zur Entwicklung von Lösungen für die

komplexe Thematik ist ein inter- und transdisziplinärer Forschungsansatz.

Das erfordert gemeinsame Ziele und Visionen aller Beteiligten und Zeit,

etwas Geduld, Offenheit und Flexibilität sowie Ressourcen. Je mehr und je

unterschiedlichere Disziplinen beteiligt sind, desto präziser müssen die

Konzepte definiert und die Grenzen des bearbeiteten Systems festgelegt

werden. Wenn beispielsweise von Innovation die Rede ist: wer genau soll

innovativ sein? Und ist ein Produzent, der in einem Gewächshaus auf

einem Dach in der Stadt Salat anbaut, ein landwirtschaftlicher Produzent?

Für die einen ja, für andere: je nach dem oder eher nicht!

•• ProfiCrops hat durch seine interdisziplinäre Dimension zu neuen und

nützlichen Kontakten und Partnerschaften innerhalb von Agroscope

beigetragen, die im Rahmen des üblichen Arbeitsprogrammes nicht

entstanden wären.

•• Die Suche nach Lösungen ist ein starker Motivator von Forschenden. Ihr

Budget an Zeit und Kompetenzen kann aber nicht überstrapaziert werden,

vor allem wenn neue Partnerschaften und interdisziplinäre Zusammenar-

beit parallel zur Erbringung bisheriger Leistungen aufzubauen sind.

•• Für die Mehrheit der Nutzniesser von Forschungsresultaten ist es von

geringer Bedeutung, ob diese Resultate das Ergebnis eines Projektes oder

eines Forschungsprogramms sind. Die Kommunikation des erhofften

Mehrwertes von Programmen muss dieser Erkenntnis Rechnung tragen. Es

sind die Nutzniesser und Forschenden, welche den erschaffenen Mehrwert

erst mittel- bis langfristig wahrnehmen.

Die Lehren aus ProfiCrops haben auch zum Überdenken und zur Erarbeitung

der nächsten Generation von Forschungsprogrammen von Agroscope bei-

getragen. Synthesearbeiten mit Lösungsvorschlägen zur Erhaltung der Kon-

kurrenzfähigkeit des Pflanzenbaus in der Schweiz sind im Gange, und einige

davon werden in einer Artikelserie in dieser Zeitschrift veröffentlicht werden.

Ein Synthesebericht, der für 2014 vorgesehen ist, wird diese Beiträge ergän-

zen. Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre!

Anna Crole-Rees, Leiterin des Forschungsprogramms ProfiCrops

Lukas Bertschinger, Verantwortlicher des Programms ProfiCrops; Vizedirek-tor, Chef des Departements Forschung & Entwicklung, Agroscope Changins-Wädenswil ACW

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316 Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 316–323, 2013

E i n l e i t u n g

Der Roggen (Secale cereale L.) ist eine sehr genügsame

Getreideart, die an extreme klimatische und geogra-

phische Bedingungen angepasst ist. Roggen ist wider-

standsfähig gegen Kälte und Trockenheit und er erträgt

magere Böden (Abb. 1). Weltweit wird Roggen vorwie-

gend als Futtergetreide gebraucht. In Österreich, der

Tschechischen Republik, Deutschland, Polen, Schweden,

Russland und in der Europäischen Union wird Roggen

auch zur Brotherstellung verwendet. Roggen ist in Zen-

tralasien im Neolithikum erstmals angebaut worden

und hat sich anschliessend im Bronzezeitalter nach

Nordeuropa insbesondere nach Skandinavien und

Deutschland ausgebreitet. Mit der starken demogra-

phischen Entwicklung im Mittelalter ist diese Getreide-

kultur in Grenzgebiete vorgestossen, wie sie die Berg-

gebiete der Alpen (bis auf eine Höhe von 2000 Meter

über Meer) darstellen. In der Schweiz ist die Bedeutung

von Roggen für die Ernährung durch schriftliche

Berichte von 1209 belegt. Dieses Getreide wird zu nahr-

haftem Schwarzbrot verarbeitet, welches mehrere

Wochen haltbar ist. Mit der Entwicklung anderer

Getreidearten nach dem zweiten Weltkrieg ist Roggen-

brot jedoch zum Symbol des Arme-Leute-Brotes gewor-

den und der Konsum hat weltweit stark abgenommen.

In den letzten Jahren ist aber ein Wiedererwachen des

Interesses an lokalen und traditionellen Produkten

zu  beobachten, was dem Roggen zu grösserem Anse-

hen verholfen hat. In Deutschland ist «Pumpernickel»

ein schwarzes traditionelles Vollkorn-Roggenbrot. In

Schweden ist «Knäckebröd» ein knuspriges Brot auf der

Basis von geschrotetem Roggenkorn. In der Schweiz

beläuft sich der Verzehr von Roggenbrot auf etwa

1,2 % des gesamten Brotkonsums. Im Wallis liegt dieser

Wert jedoch bei 11 % (Moulin du Rhône 2013). Im Jahr

2004 erhielt das Walliser Roggenbrot die kontrollierte

Herkunftsbezeichnung AOC (= Appellation d'Origine

Controlée), was der Roggenproduktion im Wallis neuen

Auftrieb verliehen hat. Vor der Einführung der Her-

kunftsbezeichnung AOC nahmen die Anbauflächen

innert fünf Jahren um über 60 % ab, nämlich von

321  Hektaren im Jahr 1994 auf 125 Hektaren im Jahr

2000. Hauptgründe für diese Abnahme waren ein tiefer

Preis und eine schwache Nachfrage. Nach 2004 hat sich

die Roggenproduktion im Wallis verdreifacht und 2012

wurde, gemäss der Vereinigung des Walliser Roggen-

brotes AOC (2013), 670 Tonnen geerntet (Vereinigung

des Walliser Roggenbrotes AOC, 2013).. Die Registrie-

rung des Walliser Roggens mit der Herkunftsbezeich-

Cécile Brabant1, Ruedi Schwaerzel1, Bernhard Augsburger2, Hubert, Jaquet3, Jean-Jacques Bitz4, Nelly Claeyman5

und Andreas Dossenbach6

1Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil, 1260 Nyon, Schweiz2Moulin du Rhône, 3904 Naters, Schweiz3Moulin de Sion SA, 1951 Sion, Schweiz4Association valaisanne des artisans boulangers-pâtissiers-confiseurs5Association du pain de seigle valaisan AOC, 1964 Conthey, Schweiz6Fachschule Richemont, 6006 Luzern, Schweiz

Auskünfte: Cécile Brabant, E-Mail: [email protected], Tel. +41 22 363 47 27

Backqualität von Roggen in der Schweiz

P f l a n z e n b a u

Abb. 1 | Roggen ist ein widerstandsfähiges Getreide und passt sich gut an die Höhenlage an. Er weist zudem eine gute Kälte- und Trockenheitsresistenz und Genügsamkeit in mageren Lagen auf.

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Backqualität von Roggen in der Schweiz | Pflanzenbau

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Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 316–323, 2013

Dieser Artikel setzt sich zum Ziel, eine

Möglichkeit zur klareren Charakterisierung

der Mahl- und Backqualität von Roggensor-

ten in der Schweiz aufzuzeigen, damit besser

auf die Bedürfnisse der Verwender von

Roggen eingegangen werden kann. Es wird

ein Bewertungsschema vorgeschlagen, um

die Qualität des in der Schweiz angebauten

Roggens zu bestimmen. Dieses Schema

berücksichtigt sowohl den Mehlertrag

(Schüttgewicht, Aschegehalt) als auch die

Stärkequalität (Fallzahl, Viskosität mit Hilfe

des Amylogrammes). Es können maximal 40

Punkte erzielt werden. In den Jahren 2007

und 2008 haben die Sorten VISELLO und

GISETTO die höchsten Punktzahlen erreicht,

nämlich beide 27 Punkte im 2007 und 34

Punkte im 2008. Die geringste Punktezahl hat

die Sorte CADI erzielt.

nung AOC garantiert, dass Anbau, Ernte, Lagerung und

Verarbeitung in den Mühlen zu Mehl (Mühle von Sitten

und Mühle der Rhône 2013) ebenso wie die Herstellung

des Brotes nur im Wallis stattfinden. Alle Arbeits abläufe

sind in einem detaillierten Pflichtenheft festgehalten

(Bundesamt für Landwirtschaft 2002). Das Walliser Rog-

genbrot mit der Herkunftsbezeichnung AOC besteht zu

mindestens 90 % aus vollwertigem Roggenmehl und

aus maximal 10 % Weizenmehl sowie Sauerteig oder

Hefe, Salz und Wasser. Die Mischung dieser Komponen-

ten ergibt ein rundes, vollwertiges, graubraunes Brot

mit feinen Rissen und einem typischen, leicht säuerli-

chen Aroma. Das Gewicht dieser Brote beträgt 250 g,

500 g oder 1 kg. Trotz des Pflichtenheftes unterschei-

den sich die Walliser Roggenbrote, da jeder Bäcker die

Möglichkeit hat, seinen Erfahrungsschatz einzubringen.

Die Brotherstellung findet im Wallis in etwa sechzig

Bäckereien in Handarbeit statt, wobei ein traditionelles

Rezept Anwendung findet, das eine lange Fermenta-

tion von mindestens zwölf Stunden umfasst.

Roggen weist einen hohen Nährwert und einen

beträchtlichen Mineralstoffgehalt auf, der vorwiegend

auf Mangan, Selen, Magnesium, Phosphor, Eisen und

Kupfer basiert. Er enthält auch wertvolle Vitamine der

Gruppe B, sowie Vitamin E und Folsäure. Überdies

macht ihn der hohe Fasergehalt zu einem interessanten

Lebensmittel zur Senkung des Cholesterinspiegels. und

er hilft, Verstopfung zu vermeiden, womit er auch vor-

beugend gegen Darmkrebs wirkt (Gråsten et al. 2000).

Dieser Artikel möchte die Mahl- und Backqualität

von Roggensorten eingehender darstellen, um besser

auf die Bedürfnisse der Verwender von Roggen einzu-

gehen. Ein Schema mit Qualitätskriterien wird vorge-

schlagen, um die Qualität des Roggens in der Schweiz

zu bestimmen. Dieses Schema ist teilweise analog zu

jenem für Weizen aufgebaut, welches seit zwanzig Jah-

ren im Gebrauch ist (Saurer et al. 1991).

Erwünschte Backqualität in Europa und in der Schweiz

Backqualität und Teigverformungseigenschaften

Die Kriterien für die Backqualität von Roggen sind nicht

mit jenen für Weizen vergleichbar. Der Backwert von

Roggen basiert auf der Qualität der Wasserretention

und der Gelierung der Stärke.

Die Analyse der Amylaseaktivität ist weit wichtiger

als der Eiweissgehalt, welcher für Roggenbrot ein Krite-

rium von geringer Bedeutung zu sein scheint.

In Deutschland, wo 40 – 50 % des Roggens für die Brot-

herstellung dienen, wurden die ersten Studien über Back-

qualität von Roggen durchgeführt. Ab 1973 wurden Quali-

tätskriterien aufgestellt, um die Backfähigkeit des Roggens

auf der Basis von geschroteten Körnern zu beschreiben

(Seibel und Steller 1988). Ausgehend von diesen Studien

wurden europäische Normen aufgestellt (Nouat 1984):

– Wassergehalt: max. 15,5 %

– Schüttdichte (PSch): min. 68 kg

– Gebrochene Körner (beschädigt): max. 5 %

– Verunreinigungen: max. 3 %

– Gekeimte Körner: max. 2,5 %

– Gebrühte oder erhitzte Körner: max. 0,05 %

– Amylogramm der geschroteten Körner:

•• Temperatur der Gelierung: min. 63 °C, ein nachweis-

lich wichtiger Faktor, der gut korreliert mit der

Elastizität des weichen Inneren des Brotes (Krume).

•• Max. Viskosität: min. 200 BE (Brabander Einheiten)

In Frankreich muss das Mehl für die Herstellung von Rog-

genbrot eine gute Wasserabsorption und eine gute

maschinelle Verarbeitung (wenig klebender Teig) auf-

weisen. Das Mehl darf nicht zu fettig sein, es muss also

einen geringen Gehalt beschädigter Stärke aufweisen.

Um diesen Qualitätsansprüchen zu genügen und ein

leichteres Brot zu erhalten, kann Roggen nicht allein

sondern nur in Mischung mit Weizen, der mehr Gluten

enthält, verwendet werden. In Frankreich darf Roggen-

brot gemäss Reglement nur als solches verkauft werden,

wenn es mindestens 65 % Roggen enthält (Calvel 1997).

Das Hektolitergewicht (Schüttdichte PSch) ist ein weite-

res sehr wichtiges Qualitätsmerkmal. Eine Schüttdichte

von über 72 kg/hl ist sehr gut und erlaubt eine gute

Mehlausbeute. Eine gute Roggensorte erbringt einen

Mehlanteil von mindestens 40 bis 50%.

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Pflanzenbau | Backqualität von Roggen in der Schweiz

318 Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 316–323, 2013

Ein ebensowichtiger Faktor ist der Gehalt an Pentosanen,

der in Frankreich immer häufiger berücksichtigt wird.

Pentosane sind Polysaccharide und Bestandteil der

pflanzlichen Zellwände. Obwohl sie nur 2 bis 3 % des

Mehlgewichts ausmachen, spielen sie eine wichtige

Rolle für die Retention des Wassers und die Viskosität

des Teiges. Für eine gute Wasserabsorption, sollte das

Verhältnis Pentosan – Stärke bei 1/16 beziehungsweise

6,6 % liegen (Uzac, persönliche Mitteilung). Im Gegen-

satz zu anderen Ländern in Europa, gibt es zurzeit in der

Schweiz keine Normen für die Backqualität von Roggen.

Nur der Roggen für die Verarbeitung zu Walliser Rog-

genbrot mit dem Label AOC muss nach der Ernte fol-

gende Qualitätskriterien erfüllen:

– Fallzahl höher als 160 s

– Eine Schüttdichte von 69 kg/hl

– Schadkörner unter 5 %

– Feuchtigkeitsgehalt unter 15%

– Mutterkornanteil unter 0,05%

– Frei von feststellbaren unerwünschten Gerüchen

Nachfolgend schlagen wir ein gesamtschweizerisches

Bewertungsschema zur Einstufung der qualitativen

Eigenheiten von Roggen vor. Für die verschiedenen

Schweizer Akteure dieser Produktionskette sind Parame-

ter wie Schüttdichte, Aschegehalt, Fallzahl und Viskosi-

tät (gemäss Amylogramm) von vorrangiger Bedeutung,

um die Backqualität einer Roggensorte zu beurteilen.

Eine hohe Schüttdichte und somit ein geringer Aschege-

halt sind erwünscht, damit man mehr Mehl und weniger

Kleieanteil erhält. Damit wird der bestmögliche Mehler-

trag erreicht. Als erstes nach der Ernte wird die Fallzahl des Voll-

kornmehls bestimmt, um Auswuchs frühzeitig zu ent-

decken. Liegt die Fallzahl unter 160 s, liegt Auswuchs

vor und das Mehl kann nicht für die Brotherstellung

verwendet werden.

Die Viskosität des Teiges, gemessen mit dem Amylo-

gramm, ist ein wichtiges Kriterium für den Roggen, da

eine gute Stärkequalität die Wasserrückhaltefähigkeit

beeinflusst um somit einen Teig zu erhalten, der wenig

klebt und von geringer Viskosität ist. Die Temperatur der

Gelierung und der Eiweissgehalt scheinen dagegen für

das Roggenbrot keine entscheidenden Parameter zu

sein. Dennoch wurden diese beiden Parameter in unse-

ren Versuchen erfasst, um ihre geringe Bedeutung zu

bestätigen.

Qualität beim Brotbacken

Roggenbrot des Walliser Typs AOC muss eine runde und

unten flache Form haben. Die Kruste sollte dunkel, rissig

und mit Mehl bestreut sein (Abb. 2). Die Farbe der Krume

ist dunkelbraun mit Graunuancen. Die Textur der Krume

kann von kompakt bis luftig variieren. Üblicherweise ist

sie aber ziemlich dicht. Im Gegensatz zu Weizen ist das

Brotvolumen kein wichtiges Kriterium, um die Back-

qualität von Roggen zu beurteilen. Etwa 5 bis 10 % der

Bäcker im Wallis stellen Brot ausschliesslich aus Roggen

her. Die Walliser Roggenbrote AOC werden regelmässig

von der interkantonalen Zertifizierungsstelle kontrol-

liert. Diese neutrale und unabhängige Organisation

kontrolliert, ob die Brote gemäss den Auflagen des Wal-

liser AOC Labels hergestellt werden. Hierzu werden in

verschiedenen Bäckereien zufällige Stichproben genom-

men. Zehn Experten treffen sich und beurteilen zehn bis

zwanzig Brote pro Tag. Sechs Kriterien werden manuell

und von Auge beurteilt: die Form des Brotes, das äussere

Aussehen (Kruste), die Farbe und Textur der Krume, der

Geschmack und der Allgemeineindruck. Jedes dieser

sechs Kriterien erhält eine Note von 1 bis 5, was eine

maximale Punktzahl von 30 ergibt. Falls ein Brot eine

Punktzahl unter 18 erhält, wird es als nicht konform mit

den Vorgaben betrachtet.

Geruchs- und Geschmacksqualität

Der Geschmack der untersuchten Roggenbrote ist von

Land zu Land sehr unterschiedlich. Der französische

Bäcker möchte ein Brot erhalten, das krautartig schmeckt,

nicht sehr säuerlich ist und damit gut zu Austern passt.

Zudem darf es auf keinen Fall weder nach Weizenmehl

noch nach ländlichem Brot schmecken. Die Müller ver-

wenden daher keine Hybridroggen, da diese zu wenig

krautig schmecken, sondern benützen weiterhin nur

Populationssorten (Uzac, persönliche Miteilung).

Im Gegensatz dazu ziehen die Konsumenten in Deutsch-

land Roggenbrote mit deutlich säuerlichem Geschmack

vor. In der Schweiz ist der Geschmack des Roggenbrots je

Abb. 2 | Durch die Verleihung der Herkunftsbezeichnung AOC für Walliser Roggenbrot im Jahre 2004 erlebt die Walliser Roggen-produktion einen deutlichen Aufschwung.

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Backqualität von Roggen in der Schweiz | Pflanzenbau

319Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 316–323, 2013

Getreide geführt. Von 19 Sorten lagen bei elf Sorten die

Fallzahlen unter 160 Sekunden (Norm des Pflichtenhef-

tes AOC Wallis) und wären demnach für die Brotherstel-

lung nicht akzeptiert worden. Trotz dieser starken Kei-

mung im Jahr 2007 waren die Resultate in Bezug auf die

Viskosität und die Temperatur der Gelierung gemäss

Amylogramm gut und lagen über den europäischen Nor-

men (>200 UB respektive > 63 °C).Die Resultate der ein-

zelnen Sorten korrelieren zwischen den beiden Ver-

suchsjahren recht gut (R2>0,7). Nur beim Eiweissgehalt

ergab die Korrelationsrechnung ein R2 von 0,45 und

beim Aschegehalt ein R2 von 0,2. Diese weniger guten

Korrelationen können dadurch erklärt werden, dass die

Sorten sehr ähnliche Eiweiss- und Aschegehalte aufwei-

sen. Lediglich die alte Sorte CADI unterscheidet sich von

den anderen Sorten mit einem wesentlich höheren

Eiweiss- (12,4%) und Aschegehalt (1,76%). Ein zu hoher

Aschegehalt ergibt einen geringen Mehlertrag, was

unerwünscht ist. Diese Sorte weist die schlechtesten

Resultate für die anderen Qualitätskriterien auf und dies

trotz eines guten Eiweissgehaltes. Dies zeigt, dass der

Eiweissgehalt die Backqualität einer Roggensorte kaum

beeinflusst. 2007 betrug die Schüttdichte von CADI 68,8

kg/hl (weniger als 69 kg/hl) und wäre somit gemäss

Pflichtenheft AOC nicht akzeptiert worden. Zudem ist

diese Sorte sehr lageranfällig (Aberkennungsnote 4,1 in

2 Jahren). Die Lageranfälligkeit lässt sich durch das Aus-

wuchsverhalten und die schlechteste Fallzahl aller

geprüften Sorten erklären. Die Hybridsorten VISELLO,

GISETTO und PALAZZO ebenso wie die herkömmlichen

Sorten DANKOWSKIE DIAMENT und CAROTRUMPF haben

für alle gemessenen Qualitätsparameter sehr gute Werte

erzielt. Die Hybridsorten VISELLO (71,6 q/ha), GISETTO

(75,2 q/ha) und PALAZZO (75,9 q/ha) erreichen bessere

Erträge als die herkömmlichen Sorten DANKOWSKIE DIA-

MENT (59,9 q/ha) und CAROTRUMPF (58,6 q/ha). Auf

nach Gegend unterschiedlich. Im Oberwallis und in der

Deutschschweiz haben die Konsumenten gerne ein eher

säuerliches Brot wie in Deutschland, während im Unter-

wallis und in der Romandie Brote mit einem neutraleren

Geschmack bevorzugt werden.

Die Bäcker müssen mit der Dauer und der Tempera-

tur der Fermentation sowie mit der Menge und dem Typ

von Vorteig experimentieren, um gemäss den Kunden-

wünschen eine Vielzahl an Geschmacksrichtungen beim

Brot zu erreichen.

Qualitätsbeurteilung verschiedener Schweizer Sorten

Resultate der Versuche von Agroscope ACW

Im Hinblick auf die Aufnahme in die Liste der empfohle-

nen Sorten wurden 2007 und 2008 an acht Orten Sorten-

versuche angelegt (Abb.3). Pro Standort und Sorte wur-

den jeweils drei Parzellen (drei Wiederholungen) zu 7 m2

gesät. Ziel dieser Versuche ist es, die agronomischen und

qualitativen Eigenschaften von 19 backfähigen Roggen-

sorten in der ganzen Schweiz zu prüfen. Es wurden sie-

ben Hybride und zwölf herkömmliche Sorten im Hinblick

auf ihre Aufnahme in die Liste der empfohlenen Sorten

geprüft. Das Qualitätslabor von Agroscope Changins-

Wädenswil ACW hat verschiedene Qualitätsparameter

(Kleijer 2002) gemessen: den Eiweissgehalt durch Spek-

tometrie im nahen Infrarotbereich (NIRS), den Aschege-

halt durch Verglühen des Mehls bei 600 °C (Referenzme-

thode AACC no 08 – 01.01), die Fallzahl, die Viskosität

und die maximale Temperatur des Amylogramms

(Abb.  4) sowie die Schüttdichte. Die Ergebnisse dieser

Analysen sind in der Tabelle 1 zusammengestellt.

Im Mittel lagen die Werte der Qualitätsmerkmale

2007 unter jenen von 2008. Im Jahr 2007 waren die

Fallzahlen der einzelnen Roggensorten mit 105 bis

212  Sekunden sehr tief. Regenfälle zum Zeitpunkt der

Ernte haben zu viel Auswuchs auf dem stehenden

Wegenstetten AG

Zürich ZH

Delley FR

Vollèges VS

Nyon VD

Conthey VS

Goumoëns VD

Hindelbank BE

Abb. 3 | Standorte der Roggenversuche von Agroscope ACW in der Schweiz.

0 100 200 300 400 500 600 700 800 900

1000 UB

min

T °C 50 60 70 80 90

Abb. 4 | Amylogramm der Sorte GISETTO (in blau), von guter Visko-sität (maximale Gelatierung: 851 UB, T°C der Gelatierung 81,8°C) und der Sorte CADI (in rot), von weniger guter Viskosität (Maximale Gelatierung: 314 UB, T°C der Gelatierung: 71,8°C).

Page 8: Agrarforschungschweiz Heft 7+8, Juli 2013

Pflanzenbau | Backqualität von Roggen in der Schweiz

320 Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 316–323, 2013

Grund dieser Resultate ist die Sorte PALAZZO mit dem

besten Ertrag aus zwei Jahren und einer sehr guten Back-

qualität seit 2009 in der Liste der empfohlenen Sorten für

die Schweiz eingetragen.

Resultate der Streifenversuche der Gesellschaft für Wal-

liser Roggenbrot AOC

Diese Streifenversuche wurden in den Jahren 2005 und

2006 an zwei Standorten in Vollèges und Susten im Wallis

durchgeführt. Vier herkömmliche Sorten wurden geprüft:

Die Sorten PICASSO (Hybrid) und MATADOR (Populati-

onsorte), beide sind in der schweizerischen Liste der

empfohlenen Sorten aufgeführt.

– Die Sorte RECRUT (Populationssorte) ist im Europäi-

schen Katalog aufgeführt.

– Die Sorte CADI ist eine alte Populationssorte aus den

50er Jahren.

Das Verhalten der Sorten im Müllereibetrieb wird durch

folgende Kriterien beurteilt:

Schüttdichte, Fallzahl, Viskosität des Amylogramms,

Eiweiss- und Aschegehalt (Referenzmethode AACC no

08 – 01.01). Die Analysen wurden durch das Labor der

Gruppe Minoteries SA in Granges-Marnand durchge-

führt. Tabelle 2 gibt einen Überblick über die Resultate

für die Jahre 2005 und 2006. Gemittelt über zwei Jahre

haben die Sorten RECRUT, PICASSO und MATADOR bes-

sere Schüttdichten, Aschegehalte und Fallzahlen als die

Sorte CADI. PICASSO hat im Vergleich zu den andern

Sorten eine überlegene Viskosität (904 UB über zwei

Jahre). CADI weist gegenüber den andern Sorten einen

höheren Eiweiss- (14,4% im Mittel der zwei Jahre) und

Aschegehalt (2,12% im Mittel der zwei Jahre) auf. Alle

diese Resultate bestätigen jene, die in den Versuchen

von Agroscope erzielt wurden.

Die Hybridsorte PICASSO (50 q/ha) ist die produk-

tivste Sorte, gefolgt von den herkömmlichen Sorten

MATADOR (46 q/ha) und RECRUT (43 q/ha). Die alte

Sorte CADI (32 q/ha) weist einen deutlich geringeren

Ertrag auf.

Schüttdichte (kg/hl)

Fallzahl (s)Eiweissgehalt

(%)

Viskosität des Amylogramms

(UB)

Maximale Temperatur (°C)

Aschegehalt (%)

2008 2007 2008 2007 2008 2007 2008 2007 2008 2007 2008 2007

TREVISO Hybrid 73,5 71,1 313 161 9,6 9,2 536 515 75,8 72,5 1,59 1,46

PICASSO Hybrid 73,8 70,4 334 188 9,2 9,8 739 584 78,4 74,5 1,58 1,48

VISELLO Hybrid 75,8 72,6 379 212 9,3 8,9 809 611 82,1 75,8 1,54 1,57

GISETTO Hybrid 75,4 72,9 354 192 9,5 8,9 851 605 81,8 74,8 1,57 1,54

PALAZZO Hybrid 75,7 72,7 327 167 9,4 8,6 723 485 78,5 74,8 1,61 1,58

FUGATO Hybrid 74,5 70,6 310 121 9,4 9,9 437 300 75,3 69,5 1,58 1,63

AGRONOM Hybrid 75 71,4 323 130 8,9 9,8 628 384 77,3 71,5 1,63 1,68

WALET Population 75,7 73,2 282 108 9,6 10,0 350 289 75,3 69,5 1,59 1,54

MATADOR Population 75,4 72,5 268 123 9,5 9,9 447 359 73,9 70,3 1,64 1,59

CHD 17 Population 73,7 71,4 287 115 9,9 9,6 351 283 74,8 69,8 1,64 1,59

DANKOWSKIE DIAMENT

Population 75,3 72,4 341 182 10,5 10,0 553 387 83,1 72,8 1,68 1,60

CONDUCT Population 75,7 73,1 295 132 10,2 9,3 442 362 74,8 69,5 1,61 1,55

CAROTOP Population 74,9 72,5 306 185 10,1 9,5 451 415 78,3 74,3 1,60 1,53

CAROASS Population 75,7 72,4 296 158 10,0 9,1 478 383 77,4 72,0 1,51 1,60

CAROTRUMPH Population 75,5 72,6 325 180 10,1 9,4 575 415 80,0 72,8 1,47 1,57

CAPITÄN Population 74,7 72 295 123 10,0 8,7 559 368 74,1 69,0 1,58 1,67

ROTARI Population 76,5 73,5 325 158 10,2 9,6 461 423 77,3 72,3 1,58 1,58

RECRUT Population 75,1 72,1 321 108 10,5 9,7 603 342 75,8 68,8 1,58 1,50

CADI Population 70,7 68,8 231 105 12,0 12,7 314 261 71,8 68,0 1,78 1,73

min 70,7 68,8 231 105 8,9 8,6 314 261 71,8 68 1,47 1,46

max 76,5 73,5 379 212 12 12,7 851 611 83,1 75,8 1,78 1,73

Mittel 74,9 72,1 309,2 148,2 10,0 9,7 536,7 397,1 77,2 71,5 1,6 1,6

Sorten in Fettdruck: Sorten auch in Streifenversuchen

Blaue Ziffern: gutes Resultat

Rote Ziffern: schlechtes Resultat

Tab. 1 | Resultate der Qualitätsanalysen der Ernten 2007 und 2008 aus Versuchen von Agroscope

Page 9: Agrarforschungschweiz Heft 7+8, Juli 2013

Backqualität von Roggen in der Schweiz | Pflanzenbau

321Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 316–323, 2013

Diese Sorte weist einen süsseren und weniger säuerli-

chen Geschmack auf als die andern Sorten. Die Sorte

RECRUT wird punkto Geruch und Geschmack von der

Jury als eher minderwertig eingestuft. Dies liegt viel-

leicht an einem dominanten Kleiegeruch und einem

bittereren, fruchtig-fermentierten Geschmack, obwohl

keine signifikanten Unterschiede vorhanden sind.

Erstellen eines Bewertungsschemas

Auf Grund der zweijährigen Versuchsresultate von Agro-

scope und der Diskussionen unter den Fachleuten der Rog-

genbranche wurden vier Hauptkriterien festgelegt: die

Schüttdichte, die Fallzahl, die Viskosität des Amylogramms

und der Aschegehalt. Für jeden dieser Parameter gibt es

maximal zehn Punkte (Tab. 3). Der Eiweissgehalt wird in

diesem Schema zur Qaulitätsbeurteilung nicht berücksich-

tigt, da er von einer Sorte zur andern wenig ändert und er

nicht gut mit den andern Kriterien korreliert (R2 liegt im

Bereich von 0,23 bis 0,35 je nach Kriterium). Die Temperatur

des Amylogramms spielt eine Rolle für die Elastizität der

Krume. Im Gegensatz zu andern europäischen Ländern. ist

dieses Kriterium für das Schweizer Roggenbrot nicht aus-

Eine Jury aus sechs Experten, ernannt durch das Labor

Emosens der Gruppe Minoteries SA, hat sensorische

Beurteilungen durchgeführt, um Unterschiede des

Geschmacks und der Aromen zwischen diesen vier Sor-

ten zu ermitteln. Die Beurteilung fand in Sensorikkabi-

nen unter Weisslicht statt. Zur Beschreibung der

Roggenbrote AOC wurden die von Emosens eingeführ-

ten Bewertungskriterien verwendet. Diese Degustatio-

nen dienten der Quantifizierung der verschiedenen

Geruchs- (sechs Kriterien) und Geschmacksmerkmale

(neun Kriterien). Die Brote dieser vier Sorten wurden in

drei verschiedenen Bäckereien hergestellt und in Gran-

ges-Marnand am Folgetag verkostet. Die Geruchs- und

Geschmacksprofile (Abb. 5 und 6) stellen die Mittelwerte

der Intensitätsnoten der drei Bäckereien dar und dies

gesondert für jedes Kriterium.

In Bezug auf den Geruch sind die Profile für alle

Sorten sehr ähnlich, der Kräutergeruch dominiert.

In Bezug auf den Geschmack gibt es grössere Unter-

schiede zwischen den Sorten. Bei der Sorte MATADOR

wurden signifikante Unterschiede für die Kriterien

süss/gezuckert, Erdnuss/Nuss und Säure gefunden.

Schüttdichte (kg/hl) Fallzahl (s)Viskosität des

Amylogramms (UB)Eiweissgehalt (%) Aschegehalt (%)

2005 2006 Mittel 2005 2006 Mittel 2005 2006 Mittel 2005 2006 Mittel 2005 2006 Mittel

Recrut 76 74,8 75,4 299 269 284 524 556 540 11,9 11 11,45 1,92 1,97 1,945

Matador 76,7 74,8 75,75 260 310 285 466 846 656 11,7 9,8 10,75 1,9 1,77 1,835

Picasso 75 74,5 74,75 298 294 296 910 898 904 10,8 9,7 10,25 1,97 1,88 1,925

Cadi 71 73,1 72,05 230 267 248,5 465 766 615,5 15,7 13,7 14,7 2,36 2,12 2,24

Tab. 2 | Resultate der Qualitätsanalysen der Ernten 2005 und 2006 sowie der Streifenversuche

Erdnuss/Nuss

Kleie

Säuerlich

Krautig

Fruchtig/Fermentiert

Honig

Picasso Recrut

Matador Cadi

Abb. 5 | Geruchsensorisches Profil.

Süss/Zuckrig

Sauer

Bitterkeit

Erdnuss/Nuss

Kleie Honig

Krautig

Fruchtig/Fermentiert

Kleie geröstet

Picasso Recrut

Matador Cadi

Abb. 6 | Geschmacksensorisches Profil.

Page 10: Agrarforschungschweiz Heft 7+8, Juli 2013

322

Pflanzenbau | Backqualität von Roggen in der Schweiz

Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 316–323, 2013

schlaggebend Daher wird dieser Parameter nicht berück-

sichtigt. Tabelle 4 zeigt die Punktebewertung der Analysen-

resultate von Agroscope. Für jede einzelne Sorte beträgt

der Maximalwert 40. In den Jahren 2007 und 2008 haben

die Sorten VISELLO und GISETTO mit je 27 Punkten im Jahr

2007 und 34 Punkten im 2008 die höchsten Punktzahlen

erreicht. Die Sorte CADI erhielt die geringste Punktezahl.

S c h l u s s f o l g e r u n g e n

Das in diesem Artikel vorgeschlagene Bewertungs-

schema bezweckt, die qualitativen Eigenschaften des

Roggens herauszuschälen und zu gewichten, damit sie

in der Entwicklung von neuen Roggensorten besser

berücksichtigt werden können.

nicht berücksichtigt

Punkte SchüttdichteFallzahl

(Sekunden)

Viskosität des Amylogrammes

UB

Aschegehaltin %

Amyolgramm(Maximale

Temperatur °C)

EiweissGehaltin %

1 <69 <120 <150 >2,70 <62 <7,00

2 69,00-69,99 120-139 150-199 2,56-2,70 62,0-63,9 7,00-7,49

3 70,00-70,99 140-159 200-249 2,41-2,55 64,0-65,9 7,50-7,99

4 71,00-71,99 160-179 250-299 2,26-2,40 66,0-67,9 8,00-8,49

5 72,00-72,99 180-219 300-399 2,11-2,25 68,0-69,9 8,50-8,99

6 73,00-73,99 220-279 400-499 1,96-2,10 70,0-71,9 9,00-9,49

7 74,00-74,99 280-339 500-599 1,81-1,95 72,0-73,9 9,50-9,99

8 75,00-75,99 340-379 600-799 1,66-1,80 74,0-75,9 10,00-10,49

9 76,00-76,99 380-420 800-999 1,50-1,66 76,0-77,9 10,50-10,99

10 >77,00 >420 >1000 <1,50 ≥78 >11,00

Maximal 40 Punkte 10 10 10 10 10 10

Tab. 3 | Für das Schema zur Einschätzung der Qualität des Roggens wurden 4 Parameter berücksichtigt. Jeder Parameter kann maximal 10 Punkte erhalten.

Schüttdichte (kg/hl)

Fallzahl (s)Viskosität des

Amylogrammes (UB)

Aschegehalt (%)

Total Punkte

2008 2007 2008 2007 2008 2007 2008 2007 2008 2007

TREVISO Hybrid 6 4 7 4 7 7 9 10 29 25

PICASSO Hybrid 6 2 7 5 8 7 9 10 30 24

VISELLO Hybrid 8 5 8 5 9 8 9 9 34 27

GISETTO Hybrid 8 5 8 5 9 8 9 9 34 27

PALAZZO Hybrid 8 5 7 4 8 6 9 9 32 24

FUGATO Hybrid 7 3 7 2 6 5 9 9 29 19

AGRONOM Hybrid 8 4 7 2 8 5 9 8 32 19

WALET Population 8 6 7 1 5 4 9 9 29 20

MATADOR Population 8 5 6 2 6 5 9 9 29 21

CHD 17 Population 6 4 7 1 8 4 9 9 30 18

DANKOWSKIE DIAMENT Population 8 5 8 5 7 5 8 9 31 24

CONDUCT Population 8 6 7 2 6 5 9 9 30 22

CAROTOP Population 7 5 7 5 6 6 9 9 29 25

CAROASS Population 8 5 7 3 6 5 9 9 30 22

CAROTRUMPH Population 8 5 7 5 7 6 10 9 32 25

CAPITÄN Population 7 5 7 2 7 5 9 8 30 20

ROTARI Population 9 6 7 3 6 6 9 9 31 24

RECRUT Population 8 5 7 1 8 5 9 9 32 20

CADI Population 3 1 6 1 5 4 8 8 22 14

Tab. 4 | ACW Qualitätsresultate ausgedrückt in Punkten

Page 11: Agrarforschungschweiz Heft 7+8, Juli 2013

323

Backqualität von Roggen in der Schweiz | Pflanzenbau

Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 316–323, 2013

Ria

ssu

nto

Sum

mar

y

Baking quality of rye in Switzerland

This paper aims to better understand

the milling and baking quality of rye

varieties in Switzerland, in order to

better meet the needs of users for rye.

A quality scheme is proposed to

determine the quality of rye grown in

Switzerland. The analyzes measuring

the flour yield (PHL, ash content) and

the starch quality (falling number,

Amylogram viscosity) are included in

this scheme and a total of 40 points can

be obtained. In 2007 and 2008, the

varieties GISETTO and VISELLO got

the highest points number with each

27 points in 2007 and 34 points in 2008.

In contrast, the variety CADI got the

lowest points number.

Key words: rye, varieties, baking quality.

Qualità panificabile della segale in

Svizzera

Questo articolo ha come scopo di meglio

comprendere la qualità di macinatura e

panificabile delle varietà di segale in

Svizzera, in modo da poter meglio

rispondere alle esigenze degli utilizza-

tori della segale. Per determinare la

qualità della segale coltivata in Svizzera

è proposto uno schema di qualità.

Questo schema considera la resa in

farina (PHL, tasso di ceneri) e la qualità

di amido (tempo di caduta, viscosità

dell’amilogramma) ed è possibile

ottenere un punteggio totale di 40

punti. Nel 2007 e 2008 sono le varietà

VISELLO e GISETTO ad aver ottenuto il

numero di punti più elevato, raggiun-

gendo ognuno 27 punti nel 2007 e 34

punti nel 2008, mentre la varietà CADI

raggiunge il numero di punti più basso.

Literatur ▪ Association du pain de seigle valaisan AOC, 2013. Zugang: http://www.paindeseiglevalaisan.ch.

▪ Calvel R., 1997. Le goût du pain. Jérôme Villette (éd.), 68–69. ▪ Gråsten S. M., Juntunen K. S., Poutanen K. S., Gylling H. K., Miettinen T. A. & Mykkänen H. M., 2000. Rye bread improves bowel function and decreases the concentrations of some compounds that are putative colon cancer risk markers in middle-aged women and men. Journal Nutrition 130 (9), 2215–2221.

▪ Kleijer G., 2002. Sélection des variétés de blé pour la qualité boulangère.Revue suisse Agric. 34 (6), 253–259.

▪ Moulin de Sion, 2013. Zugang: http://www.minofarine.ch/fr/societe/ moulin-de-sion.html.

▪ Moulin du Rhône, 2013. Zugang: http://www.rhonemuehle.ch/index.php?id=94&L=1.

▪ Mun-Yong K. & Freund F., 2007. Neue Methode zur Bestimmung der Was-seraufnahme von Roggenmehlen. Leibniz Universität Hannover, Tagung für Getreidechemie,1–60.

▪ Nouat E., 1984. Les enceintes de la normalisation des céréales en France, en Europe et au niveau mondial. Guide pratique des analyses dans les industries des céréales. Lavoisier (éd.). p. 9.

▪ Bundesamt für Landwirtschaft, 2002. Pflichtenheft für das Walliser Rog-genbrot. Eingetragen als geschützte Ursprungsbezeichnung (GUB).

▪ Saurer W., Achermann J., Tieche J-D., Rudin P. M. & Mandli K., 1991. Das Bewertungsschema ’90 für die Qualitätsbeurteilung von Weizenzüchtun-gen. Landwirtschaft Schweiz 4 (1–2), 55–57.

▪ Seibel W. & Steller W., 1988. Bedeutung als Kulturpflanze. In: Roggen: Anbau, Verarbeitung, Markt. Behr (éd.), 17–20.

Dank

Wir bedanken uns bei unseren Kollegen Jean-François Parisod, Philippe Esselborn und Carine Oberson für die Durchführung der Qualitätsanalysen. Ebenso danken wir Mario Del Rizzo, Martin Anders und dem Team von Delley Samen und Pflan-zen (DSP) für ihre technische Unterstützung bei den Versuchen von Agroscope ACW. Im Weiteren danken wir Emosens und dem Qualitätssicherungslabor der Gruppe Minoteries SA für die Durchführung der sensorischen Analysen und der Qualitätsanalysen der Streifenversuche.

Die Faktoren, welche den Mehlertrag (Schüttzahl, Asche-

gehalt) und die Stärkequalität (Fallzahl, Viskosität des

Amylogramms) beschreiben, werden in diesem Schema

besonders stark gewichtet. Roggen ist eiweissärmer als

Weizen und seine Stärkequalität spielt eine wichtige

Rolle beim Rückhaltevermögen von Wasser. Je mehr

Wasser eine Sorte absorbiert desto weniger klebrig ist

der Teig und desto länger haltbar ist das Brot.

Es wird zudem eine neue Analysenmethode entwi-

ckelt, um das Wasseraufnahmevermögen des Mehls zu

messen. Damit wird auch die Entwicklungszeit des Teiges

und dessen Konsistenz beim Kneten bewertet. Es handelt

sich um einen für Roggen spezifischen Farinographen.

Dieses Gerät berücksichtigt die geringe Viscoelastizität

des Roggenteiges und dessen reduzierte Toleranz gegen-

über der Knetintensität. Dieser neue Farinograph ist an

eine Knetmaschine P600 gekoppelt. Diese Methode

haben K. Mun-Yong. und F. Freund F. 2007 optimiert. In

Zukunft könnte sie die bisherigen Bewertungen ergän-

zen und zu einer genaueren Beurteilung der Qualität

neuer Roggensorten führen, welche sich in den Anbau-

versuchen für die Einschreibung in die schweizerische

Liste der empfohlenen Sorten befinden. n

Page 12: Agrarforschungschweiz Heft 7+8, Juli 2013

324 Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 324–329, 2013

E i n l e i t u n g

Wichtiges Futtergras

Dank seiner Robustheit und seinem sicheren Ertrag

gehört das Knaulgras (Dactylis glomerata L.) zu unse-

ren wichtigsten Futtergräsern (Abb. 1). Es ergänzt die

raschwachsenden und ertragreichen Raigräser im Pflan-

zenbestand und gewährleistet auch dann noch einen

hohen Ertrag, wenn der Bestandesanteil der Raigräser

wegen ihrer beschränkten Lebensdauer bereits abnimmt

oder wenn wegen trockener Witterungsbedingungen

der Ertragszuwachs bei den anderen Gräsern stark ver-

mindert ist.

Deshalb verwundert es nicht, dass das Knaulgras in

Klee-Gras-Mischungen für unsere Kunstwiesen einen

wichtigen Mischungspartner darstellt.

Es lässt sich problemlos häufig nutzen und setzt die

Nährstoffe aus Boden und Dünger gut in Ertrag um. Das

Knaulgras entwickelt sich während seiner Jugendphase

allerdings nur zögerlich und bleibt dabei deutlich hinter

den Raigräsern zurück, welche in dieser Phase den gröss-

ten Teil des Ertrages bilden. Es wird jedoch mit zuneh-

mender Nutzungsdauer immer konkurrenzstärker und

somit dominanter im Pflanzenbestand und steht damit

rechtzeitig als Ersatz für die nicht sehr ausdauernden

Raigräser bereit. Dreijährige und längerdauernde Stan-

dardmischungen (SM) sind nach diesem sogenannten

«Ablöseprinzip» aufgebaut, nach welchem ausdauernde

Arten im Laufe der Nutzungsdauer kurzlebige Arten

ablösen. So wird das Knaulgras beispielsweise in SM 330

und SM 430 als «Ablöser» eingesetzt (Suter et al. 2012b).

Ertragreich und robust

In der Ertragsleistung steht das Knaulgras anderen Hoch-

ertragsgräsern wie dem Italienischen Raigras nicht nach.

Seine Erträge sind gleichmässig über das Jahr verteilt.

Neben dem Rohrschwingel gehört das Knaulgras zu den

trockenheitstolerantesten unserer Futtergräser. Die

höchsten Erträge liefert es aber unter frischen Bedin-

gungen. Die Sortenunterschiede in der Frühreife sind

beim Knaulgras beträchtlich und betragen gut und

gerne drei Wochen zwischen den frühesten und den spä-

testen Sorten (Abb. 2). Dies ermöglicht es, durch die Sor-

tenwahl den Einsatz des Knaulgrases besser auf die

anderen Arten einer Mischung abzustimmen. Allgemein

besitzt Knaulgras als Futter eher eine mittelmässige Ver-

daulichkeit (Schubiger et al. 2001), wobei grosse Sorten-

unterschiede zu beobachten sind.

Daniel Suter1, Hansueli Hirschi1, Rainer Frick2 und Philippe Aebi2

1Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, 8046 Zürich, Schweiz2Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW, 1260 Nyon 1, Schweiz

Auskünfte: Daniel Suter, E-Mail: [email protected], Tel. +41 44 377 72 79

Knaulgras: Prüfergebnisse von 31 Sorten

P f l a n z e n b a u

Abb. 1 | Knaulgras (Dactylis glomerata). Zeichnung aus dem Hand-buch «Wiesengräser» von Walter Dietl et al., Landw. Lehrmittel-zentrale, Zollikofen, 1998. (Zeichnungen: Manuel Jorquera, Zürich. Alle Rechte vorbehalten. Copyright: AGFF, Zürich. Mit freundlicher Genehmigung der AGFF.)

Page 13: Agrarforschungschweiz Heft 7+8, Juli 2013

Knaulgras: Prüfergebnisse von 31 Sorten | Pflanzenbau

325

Zusa

mm

enfa

ssu

ng

Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 324–329, 2013

In den Jahren 2010 bis 2012 prüften die

Forschungsanstalten Agroscope Reckenholz-

Tänikon ART und Agroscope Changins-

Wädenswil ACW 31 Sorten von Knaulgras im

Feld an sieben Standorten auf ihre Anbaueig-

nung. Neben den 17 Neuzüchtungen wurden

dabei die bereits empfohlenen Sorten erneut

geprüft. Erfasst wurden dazu Ertrag, Güte

des Bestandes, Jugendentwicklung, Konkur-

renzkraft, Ausdauer, Toleranz gegenüber

Wintereinflüssen, Resistenz gegen Blatt-

krankheiten sowie Gehalt an verdaulicher

organischer Substanz. Von den frühreifen

Sorten kann Berta neu empfohlen werden.

Herausragendes Merkmal ist die sehr gute

Verdaulichkeit dieser Sorte. Die bis anhin

empfohlene Sorte Loke wird aufgrund der

Ergebnisse nach fast dreissig Jahren aus der

«Liste der empfohlenen Sorten von Futter-

pflanzen» gestrichen. Beim spätreifen

Sortiment wird Barlegro neu empfohlen.

Diese Neuzüchtung war die beste aller

geprüften spätreifen Sorten und glänzte vor

allem in der Verdaulichkeit, Jugendentwick-

lung, Bestandesgüte sowie Konkurrenzkraft.

Die Ergebnisse der bisher auf der Liste

geführten Sorten Accord und Foly genügen

den Anforderungen für eine Empfehlung

nicht mehr, womit diese Sorten aus der Liste

gestrichen werden müssen.

Das Knaulgras ist mässig anfällig für Krankheiten. Neben

verschiedenen Blattfleckenkrankheiten, die vom Früh-

jahr bis im Herbst auftreten können, sind es im Sommer

gelegentlich auch Rostpilze und bakterielle Welke

(Michel et al. 2000). Seine Robustheit, insbesondere die

Winterhärte, macht das Knaulgras auch zu einem Futter-

gras höherer Lagen. Ansaatwiesen mit Knaulgras lassen

sich mit umsichtiger Nutzung und Düngung auch in Dau-

erwiesen umwandeln. Denn trotz seiner Wuchsform als

Horst ist es ziemlich ausdauernd. Es sollte jedoch beach-

tet werden, dass bei intensiver Nutzung das Knaulgras

ohne gelegentliches Abblühen und Versamen nach eini-

gen Jahren wieder aus dem Bestand verschwinden wird.

M a t e r i a l u n d M e t h o d e n

Prüfung im Feld

Agroscope Reckenholz-Tänikon ART und Agroscope

Changins-Wädenswil ACW legten im Jahre 2010 an ins-

gesamt sieben Standorten vergleichende Sortenversu-

che mit 31 Sorten von Knaulgras an, die während dreier

Jahre beobachtet wurden. Sämtliche 14 bereits empfoh-

lenen Sorten wurden dabei erneut geprüft. Diese Sorten

definierten zugleich den Standard, mit welchem sich die

Neuzüchtungen messen mussten.

Da in der Schweiz Klee- und Gräserarten fast aus-

nahmslos in Mischungen verwendet werden, ist es wich-

tig, die Konkurrenzkraft der geprüften Sorten zu ken-

nen. Deshalb wurden zusätzlich an drei Standorten

Versuche mit Gemengen angelegt. Dabei wuchsen die

zu prüfenden Sorten mit Weissklee (Trifolium repens)

und Rotklee (Trifolium pratense). Alle übrigen Beobach-

tungen und Messungen erfolgten an Reinbeständen.

Die Parzellengrösse betrug sowohl in den Reinsaaten als

Abb. 2 | Sortenversuch mit Knaulgras im ersten Aufwuchs. Die Unterschiede in der Frühreife führen zu deutlich verschiedenen Bestandeshöhen zwischen den einzelnen Sorten. (Foto: ART)

auch in den Gemengen 6 × 1,5 m. Zu jedem Aufwuchs

erhielten die Reinsaaten 50 Kilogramm Reinstickstoff je

Hektare in der Form von Ammonsalpeter. In den Gemen-

gen reduzierte man die Grösse der Stickstoffgaben auf

die Hälfte. Weitere Angaben über Versuchsorte, Saat

und Anzahl Ertragserhebungen können Tabelle 1 ent-

nommen werden.

Sämtliche Bewertungen erfolgten nach einer neun-

stufigen Skala, wobei 1 die beste und 9 die schlechteste

Note darstellte. Die Noten für die Jugendentwicklung,

die Güte des Bestandes (allgemeiner Eindruck, Bestan-

desdichte, Nachwuchsvermögen), Toleranz gegenüber

Wintereinflüssen, die Krankheitsresistenz sowie die Aus-

dauer (Güte am Ende des letzten Versuchsjahres) wur-

den aufgrund von Bonituren an den Reinbeständen ver-

geben.

Page 14: Agrarforschungschweiz Heft 7+8, Juli 2013

Pflanzenbau | Knaulgras: Prüfergebnisse von 31 Sorten

326 Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 324–329, 2013

Um die Ertragsleistung in die Bewertung miteinbezie-

hen zu können, wurden die bei der Ernte gemessenen

und zu Jahreswerten zusammengefassten Trockensubs-

tanzerträge mit Hilfe statistischer Methoden in Noten

umgewandelt: Zwischen dem Jahresertrag der Sorte und

dem Mittelwert des Versuches wird die Differenz gebil-

det. Überschreitet diese Differenz 1/3 der kleinsten gesi-

cherten Differenz (KGD, 5-%-Signifikanzniveau), so wird

bei Mehrertrag der Sorte eine Note 4 vergeben, bei

einem geringeren Ertrag hingegen eine Note 6. Beträgt

die Abweichung 2/3 des KGD (5 %) so resultiert eine

Note 3 beziehungsweise 7. Für eine Abweichung mit

einem ganzen KGD (5 %) folgt die Note 2 respektive 8.

Eine Note 1 oder 9 ist dann erreicht, wenn eine Differenz

von mindestens einem KGD auf dem 1-%-Niveau besteht.

Auf diese Weise wurden auch die Messwerte der Ver-

daulichen Organischen Substanz in Noten umgerechnet.

Diese Messwerte waren mit der sogenannten Nahinfra-

rot-Reflexionsspektroskopie (Norris et al. 1976) ermittelt

und mit der Pansensaftmethode nach Tilley und Terry

(1963) validiert worden. Das Pflanzenmaterial dazu

stammte aus Stichproben, die am Standort Reckenholz

im ersten, zweiten und dritten Aufwuchs des zweiten

Versuchsjahres jeweils an drei Wiederholungen gezogen

worden waren.

Zur Abschätzung der Konkurrenzkraft diente der

prozentuale Anteil von Knaulgras am Gesamtertrag des

Gemenges mit dem man die Noten mit folgender Formel

berechnete:

Konkurrenzkraft = 9 – 0,08 × Ertragsanteil %.

Zur Einteilung der verschiedenen Sorten in die zwei

Frühreifegruppen nahm man am Standort Changins im

zweiten und dritten Versuchsjahr phänologische Beob-

achtungen vor.

Gesamtbeurteilung mittels Index

Die Gesamtbeurteilung einer Sorte ermöglichte ein aus

den Noten aller Merkmale gemittelter Indexwert. Die

Güte, die Ausdauer und die Verdauliche Organische Sub-

stanz (VOS) erhielten bei der Berechnung des Indexes

doppeltes Gewicht.

Damit eine Sorte neu in die «Liste der empfohlenen

Sorten von Futterpflanzen» (Suter et al. 2012a) aufge-

nommen werden kann, muss ihr Indexwert den Mittel-

wert der Indices der mitgeprüften, bisher empfohlenen

Sorten (Standard) um mindestens 0,20 Indexpunkte

unterschreiten (geringerer Wert = besser). Hingegen ver-

liert eine bis anhin empfohlene Sorte ihre Empfehlung

und wird aus der Liste gestrichen, wenn ihr Indexwert

um mehr als 0,20 Punkte über demjenigen des Standards

zu liegen kommt (höherer Wert = schlechter). Ausser-

dem kann eine Sorte nicht empfohlen werden, wenn sie

in einem wichtigen Einzelmerkmal den Standard um

1,50 Punkte oder mehr überschreitet.

R e s u l t a t e u n d D i s k u s s i o n

Berta punktet mit hoher Verdaulichkeit

Von den mit dem frühreifen Sortiment geprüften vier

Neuzüchtungen sticht die Sorte «Berta» mit ihrem sehr

hohen VOS-Gehalt (Note 1) heraus (Tab. 2). Zwar

erreichte «Berta» lediglich 90 % des Ertrages von «Reda»,

der ertragsstärksten Sorte des frühreifen Sortimentes,

was eine Ertragsnote von nur 5,7 eintrug, wegen der im

Mittel um 3 % besseren Verdaulichkeit als Reda (Daten

nicht gezeigt) erzielt diese Sorte aber ähnlich hohe Ener-

gieerträge bei einem anzunehmenden höheren Verzehr.

Die hervorragende Verdaulichkeit führte zum zweitbes-

ten Index im frühreifen Sortiment und dazu, dass

Ort, Kanton Höhe (m ü. M.) Saatdatum Anzahl Wiederholungen Ertragserhebungen

Reinsaat1) Mischungen2) 2011 2012

Changins, VD 430 16/04/2010 3* – 5 3

Reckenholz, ZH 440 17/04/2010 4 3 5 5

Oensingen, SO 460 16/04/2010 4 – 5 5

Ellighausen, TG 520 13/04/2010 4 3 5 5

Goumoëns, VD 630 15/04/2010 3 – 5 4

La Frêtaz, VD 1200 28/04/2010 3 2 – –

Maran, GR 1850 09/06/2010 2 – – –* + 1 Wiederholung für die Frühreifeerhebung1)Reinsaaten: 200 g/100 m2 Knaulgras (Sorte «Intensiv» als Standard für die Saatmenge)2)Mischungen: 120 g/100 m2 Knaulgras (Sorte «Intensiv» als Standard für die Saatmenge)

+ 10 g/100 m2 Rotklee «Mont Calme»

+ 25 g/100 m2 Weissklee, grossblättrig «Seminole»

+ 15 g/100 m2 Weissklee, kleinblättrig «Sonja»

Tab. 1 | Knaulgras: Orte und Daten der im Jahre 2012 abgeschlossenen Sortenversuche

Page 15: Agrarforschungschweiz Heft 7+8, Juli 2013

Knaulgras: Prüfergebnisse von 31 Sorten | Pflanzenbau

327Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 324–329, 2013

Ort, Kanton Höhe (m ü. M.) Saatdatum Anzahl Wiederholungen Ertragserhebungen

Reinsaat1) Mischungen2) 2011 2012

Changins, VD 430 16/04/2010 3* – 5 3

Reckenholz, ZH 440 17/04/2010 4 3 5 5

Oensingen, SO 460 16/04/2010 4 – 5 5

Ellighausen, TG 520 13/04/2010 4 3 5 5

Goumoëns, VD 630 15/04/2010 3 – 5 4

La Frêtaz, VD 1200 28/04/2010 3 2 – –

Maran, GR 1850 09/06/2010 2 – – –* + 1 Wiederholung für die Frühreifeerhebung1)Reinsaaten: 200 g/100 m2 Knaulgras (Sorte «Intensiv» als Standard für die Saatmenge)2)Mischungen: 120 g/100 m2 Knaulgras (Sorte «Intensiv» als Standard für die Saatmenge)

+ 10 g/100 m2 Rotklee «Mont Calme»

+ 25 g/100 m2 Weissklee, grossblättrig «Seminole»

+ 15 g/100 m2 Weissklee, kleinblättrig «Sonja»

Sortenname Ertrag1) Güte* Jugend-entwicklung

Konkurrenz-kraft

Ausdauer*Resistenzen/Toleranzen:

VOS2)* Index- wertWintereinflüsse Blattkrankheiten

Frühe Sorten

1 Oberweihst 5,0 3,4 3,9 2,8 4,1 4,9 4,1 3,3 3,86

2 Barexcel 4,6 3,5 4,2 3,1 4,2 4,8 3,2 4,0 3,94

3 Reda 4,0 3,6 6,4 2,9 4,0 5,7 2,9 5,0 4,28

4 Padania 5,3 3,6 3,1 3,4 4,3 4,6 4,1 5,7 4,33

5 Loke 5,2 3,6 4,1 3,4 4,4 4,9 3,8 6,7 4,62

Mittel (Standard) 4,8 3,5 4,3 3,1 4,2 5,0 3,6 4,9 4,20

6 Berta (BAH 180) 5,7 3,7 4,7 3,7 4,9 6,0 3,3 1,0 3,87

7 10DGL 12R 4,8 3,7 4,1 3,5 4,2 5,0 3,3 3,7 3,98

8 ZDg 080101 5,2 3,5 3,0 3,4 4,4 4,8 3,7 5,3 4,22

9 Profit 5,0 3,4 3,3 3,1 3,9 4,5 3,1 6,7 4,26

Späte Sorten

10 Intensiv 5,1 3,3 4,1 2,8 4,1 4,7 2,9 2,7 3,62

11 Brennus 5,2 3,7 3,7 3,0 3,5 4,3 2,1 4,0 3,69

12 Lazuly 4,9 3,5 3,5 3,0 3,2 4,7 2,3 5,0 3,81

13 Beluga 4,5 3,4 4,1 3,0 3,8 4,8 2,5 4,3 3,82

14 Pizza 5,9 3,7 5,0 2,9 4,5 5,2 3,3 2,0 3,88

15 Prato 5,1 3,6 4,7 3,2 3,9 4,9 3,1 3,7 3,95

16 Greenly 4,6 3,7 3,9 3,1 3,5 4,7 2,9 5,3 4,01

17 Accord 5,1 3,8 4,0 2,9 3,5 4,7 2,4 6,0 4,15

18 Foly 5,1 3,9 4,3 3,0 3,8 4,9 2,4 5,7 4,21

Mittel (Standard) 5,1 3,6 4,1 3,0 3,8 4,8 2,6 4,3 3,90

19Barlegro (6DGL 83)

5,0 3,3 3,8 2,7 4,2 4,6 2,7 2,3 3,50

20 DG 0415 4,8 3,8 4,4 3,4 4,1 5,0 2,5 3,3 3,86

21 Balzac (PX 3197) 4,6 3,3 3,3 3,3 4,0 4,9 3,1 5,0 3,97

22Revolin (ZDg 024068)

4,7 3,7 2,9 3,2 3,8 4,7 2,1 6,0 4,06

23Diceros (DG 0025)

4,8 3,7 4,5 2,9 3,9 5,0 3,1 5,0 4,14

24Dragoner (BOR KL 278/04)

4,9 4,0 4,4 3,5 4,5 4,8 2,9 4,3 4,18

25Duero (ZDg 024069)

4,9 3,8 3,6 2,9 3,6 4,9 2,4 6,7 4,27

26 SW Luxor 5,1 3,6 3,2 3,5 4,4 4,9 4,1 5,7 4,38

27 Manolo 4,6 3,7 3,6 3,0 3,8 4,5 2,4 7,7 4,39

28 Felixis 5,5 3,8 3,9 2,8 4,0 4,8 2,6 7,0 4,48

29 Galibier 5,2 3,7 3,7 2,7 3,9 4,7 2,5 7,7 4,49

30Baticho (ZDg 024063)

5,7 4,2 4,1 3,6 3,8 5,2 2,7 6,3 4,54

31 Lucullus 5,3 3,8 4,4 3,4 3,9 4,7 2,5 7,7 4,64

Fettschrift bei Sortenname = bisher empfohlene Sorten

Notenskala: 1 = sehr hoch bzw. gut; 9 = sehr niedrig bzw. schlecht1)Ertragsnoten von 5 Versuchsstandorten mit je 5 Erhebungen 2011 und 3 bis 5 Erhebungen 20122)VOS = Verdauliche organische Substanz: Mittel von 3 Terminen im Jahre 2011, Standort Reckenholz*Hauptmerkmal mit doppelter Gewichtung

Tab. 2 | Knaulgras: Ergebnisse der Ertragserhebungen und Bonitierungen in den Jahren 2010 bis 2012

Page 16: Agrarforschungschweiz Heft 7+8, Juli 2013

Pflanzenbau | Knaulgras: Prüfergebnisse von 31 Sorten

328 Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 324–329, 2013

«Berta» neu in der «Liste der empfohlenen Sorten von

Futterpflanzen» geführt wird (Tab. 3).Da die bereits

empfohlene Sorte «Loke» in den wichtigen Eigenschaf-

ten Güte und Ausdauer und vor allem in der VOS teil-

weise deutlich schlechter war als der Standard, ergab

dies einen Index, der den Anforderungen für eine wei-

tere Empfehlung nicht mehr genügte. Somit wird

«Loke» nach fast dreissig Jahren aus der Liste gestrichen.

Sie kann jedoch noch bis Ende 2015 als empfohlene Sor-

ten verkauft werden.

Barlegro: Mit solider Leistung ans Ziel

Auch im spätreifen Sortiment konnte eine Neuzüchtung

mit guten VOS-Werten glänzen (Tab. 2). «Barlegro» lag

in dieser Eigenschaft mit einer Note von 2,3 knapp hinter

«Pizza» (Note 2,0) an zweiter Stelle aller geprüften spät-

reifen Sorten und übertraf den Standard um ganze zwei

Noten. Auch in den anderen Eigenschaften war «Barle-

gro» fast ausnahmslos um einen bis drei Zehntelpunkte

besser als der Standard, was «Barlegro» den besten

Index aller spätreifen Sorten bescherte, womit sie neu in

der «Liste der empfohlenen Sorten von Futterpflanzen»

geführt wird (Tab. 3). Hervorzuheben sind die Jugend-

entwicklung, die Güte des Bestandes und die Konkur-

renzkraft. Lediglich in der Ausdauer war «Barlegro»

nicht unter den besten Sorten.

Die bis anhin empfohlenen Sorten «Accord» und

«Foly» können künftig nicht mehr in der «Liste der emp-

fohlenen Sorten von Futterpflanzen» geführt werden.

Sie erreichten unter anderem wegen schwacher Noten

in der Güte und vor allem der VOS den dafür notwendi-

gen Index nicht mehr. Wie oben bereits für «Loke» ange-

geben, gilt auch für «Accord» und «Foly» eine Karenz-

frist bis Ende 2015.

S c h l u s s f o l g e r u n g

Die in der abgeschlossenen Versuchsserie festgestellten

Verbesserungen, vor allem in der VOS, deuten darauf

hin, dass beim Knaulgras weitere Züchtungsfortschritte

zu erwarten sind. Somit könnten die guten Eigenschaf-

ten dieses agronomisch wertvollen Grases künftig noch

besser ausgenutzt werden. n

Sortenname AntragstellerFrühreife-

Index1) Kategorie2)

Frühe Sorten

1 Oberweihst ZG, DE 52a 1

2 Barexcel Barenbrug, NL 52a 1

3 Reda DSP/ART, CH 52a 1

4 Padania CRA-FLC, IT 52a 1

5 Loke Svalöf-Weibull, SE 52b 2/3

6Berta (BAH 180)

52b 1

7 10DGL 12R Barenbrug, NL 52b 1*

8 ZDg 080101 Euro Grass, DE 52b 3

9 Profit Ampac Seed, US 52b 3

Späte Sorten

10 Intensiv Barenbrug, NL 53a 1

11 Brennus R2n, FR 61a 1

12 Lazuly R2n, FR 53a 1

13 Beluga DSP/ART, CH 61a 1

14 Pizza DLF-Trifolium, DK 53a 1

15 Prato DSP/ART, CH 53b 1

16 Greenly R2n, FR 53b 1

17 Accord R2n, FR 53a 2/3

18 Foly R2n, FR 53b 2/3

19Barlegro (6DGL 83)

Barenbrug, NL 61b 1

20 DG 0415 DSP/ART, CH 53b 3

21Balzac (PX 3197)

Euro Grass, DE 53a 3

22Revolin (ZDg 024068)

Euro Grass, DE 53b 3

23Diceros (DG 0025)

DSP/ART, CH 61a 3

24Dragoner (BOR KL 278/04)

SZ-Steinach, DE 53a 3

25Duero (ZDg 024069)

Euro Grass, DE 53a 3

26 SW Luxor Svalöf-Weibull, SE 53a 4

27 Manolo Jouffray-Drillaud, FR 61a 4

28 Felixis Jouffray-Drillaud, FR 61a 4

29 Galibier Jouffray-Drillaud, FR 61a 4

30Baticho (ZDg 024063)

Euro Grass, DE 53a 4

31 Lucullus Jouffray-Drillaud, FR 53b 4

Fettschrift bei Sortenname = bisher empfohlene Sorten1)Frühreife-Index: Die erste Ziffer bezeichnet den Monat, die zweite Ziffer die

Dekade; a bezeichnet die erste, b die zweite Hälfte der Dekade.

Beispiel: 61a = 01. – 05. Juni2)Kategorieeinteilung der Sorten aufgrund der Ergebnisse aus den Versuchen:

Kategorie 1: In der Schweiz in der «Liste der empfohlenen Sorten von Futter-

pflanzen» geführt

Kategorie 1*: Kann erst nach Erfüllen der für die Handelbarkeit in der Schweiz ge-

setzlich festgelegten Kriterien empfohlen werden (siehe Saat- und

Pflanzgut-Verordnung des EVD, SR 916.151.1)

Kategorie 2/3: Sorte vom 1. Januar 2016 an nicht mehr empfohlen

Kategorie 3: Nicht empfohlen. Zeichnet sich weder durch gute noch durch

schlechte Eigenschaften aus

Kategorie 4: Nicht empfohlen. Eignet sich nicht für den Anbau in der Schweiz

Tab. 3 | Knaulgras: Geprüfte Sorten, Frühreife-Index und Kategorie-einteilung

Page 17: Agrarforschungschweiz Heft 7+8, Juli 2013

Knaulgras: Prüfergebnisse von 31 Sorten | Pflanzenbau

329Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 324–329, 2013

Ria

ssu

nto

Sum

mar

y

Cocksfoot: test results of 31 varieties

From 2010 to 2012, the Agroscope

Reckenholz-Tänikon ART and Agro-

scope Changins-Wädenswil ACW

research stations tested 31 varieties of

cocksfoot in the field at seven sites for

their suitability for cultivation. In

addition to the 17 new varieties, the

previously-recommended varieties

were re-tested. The characteristics

evaluated were yield, vigour, juvenile

development, competitive ability,

persistence, winter-hardiness, resist-

ance to leaf diseases, and digestible

organic-matter content. Of the early

varieties, «Berta» can now be recom-

mended, having distinguished itself by

its excellent digestibility. Almost thirty

years after its inclusion, «Loke» has

been deleted from the List of Recom-

mended Varieties of Forage Plants

owing to unsatisfactory results. Of the

late varieties, «Barlegro» has been

newly recommended. The best of all

late varieties tested, this new variety

shone in particular in terms of digest-

ibility, juvenile development, vigour,

and competitive ability. The results for

the formerly recommended varieties

«Accord» and «Foly» no longer satisfy

the requirements for recommendation,

for which reason they are to be

removed from the list.

Key words: Dactylis glomerata, orchard

grass, cocksfoot, variety testing, yield,

disease resistance.

Erba mazzolina: risultati delle analisi su

31 varietà

Negli anni 2010 - 2012, le stazioni di

ricerca Agroscope Reckenholz-Tänikon

ART e Agroscope Changins-Wädenswil

ACW hanno analizzato l'idoneità alla

coltivazione di 31 varietà di erba

mazzolina sul campo in 7 siti. Oltre a

17 novità varietali, sono state riesami-

nate varietà già raccomandate. Le

seguenti caratteristiche sono state

prese in considerazione: resa, aspetto

generale, precocità, forza di concor-

renza, persistenza, idoneità allo

svernamento, resistenza a malattie

fogliari e digeribilità della sostanza

organica. Nella gamma delle varietà

precoci, può essere raccomandata la

varietà «Berta». Essa si è distinta per

l'ottima digeribilità. Dati i risultati

insufficienti, la varietà «Loke» viene

stralciata dalla Lista delle varietà

raccomandate di piante foraggere, in

cui figurava da quasi 30 anni. Nella

gamma di varietà tardive, viene

raccomandata la varietà «Barlegro».

Questa novità varietale è risultata la

migliore di tutte quelle tardive analiz-

zate, distinguendosi in particolare per

la digeribilità, la precocità, l'aspetto

generale e la forza di concorrenza.

Considerati i risultati ottenuti, le

varietà «Accord» e «Foly» non adem-

piono più le esigenze e quindi devono

essere stralciate dalla lista.

Literatur ▪ Michel V., Schori A., Mosimann E., Lehmann J., Boller B. & Schubiger F., 2000. Krankheiten der Futtergräser und Futterleguminosen. Agrarfor-schung 7 (2), I–XII.

▪ Norris K.H., Barnes R.F., Moore J.E. & Shenk J.S., 1976. Predicting forage quality by infrared reflectance spectroscopy. Journal of Animal Science 43, 889–897.

▪ Schubiger F. X., Lehmann J., Daccord R., Arrigo Y., Jeangros B. & Scehovic J., 2001. Nährwert von Wiesenpflanzen: Verdaulichkeit. Agrarforschug 8 (9), 354–359.

▪ Suter D., Hirschi H.U., Frick R. & Bertossa M., 2012a. Liste der empfohle-nen Sorten von Futterpflanzen 2013–2014. Agrarforschung Schweiz 3 (10), 1–8.

▪ Suter D., Rosenberg E., Mosimann E. & Frick R., 2012b. Standardmischun-gen für den Futterbau: Revision 2013–2016. Agrarforschung Schweiz 3 (10), 1–12.

▪ Tilley J. & Terry R., 1963. A two stage technique for the in vitro digestion of forage crops. Journal of the British Grassland Society 18, 104–111.

Page 18: Agrarforschungschweiz Heft 7+8, Juli 2013

330 Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 330–337, 2013

Schieben der Narbenfäden: zum Zeitpunkt der Silomaisernte beträgt der Kolbenanteil in der Trockensubstanz 30 bis 60 %. Dieser Anteil kann unter bestimmten Umständen den Gehalt der verdaulichen organischen Substanz beeinflussen.

E i n l e i t u n g

Dank der Züchtung von Hybriden in den 60er Jahren und

dem Verfügbarwerden frühreifer Sorten ist die Maispro-

duktion im Norden Europas möglich geworden. Sie lie-

fert ein Qualitätsfutter für das Vieh. Seit 1988 sind Mais-

sorten im nationalen Katalog der Schweiz und in der

Liste der empfohlenen Sorten von Swiss Granum mit

dem Vermerk «Silomais» eingetragen. Mit mehr als

40 000 Hektaren stellt der zur Silierung vorgesehene

Mais ungefähr zwei Drittel der Saatfläche für Mais in der

Schweiz dar. Die Maissorten werden basierend auf einem

von Agroscope koordinierten Versuchsnetz mit mehre-

ren Standorten beurteilt. Die Standorte werden so aus-

gewählt, dass unterschiedliche Boden- und Klimabedin-

gungen sowie die wichtigsten Maisanbauregionen der

Schweiz im Versuchsnetz berücksichtigt sind. Neben der

Beurteilung des genetischen Potenzials erlauben die von

diesen Standorten gesammelten Daten eine Beurteilung

der umweltbedingten Variabilität. Tatsächlich weisen

Alice Baux, Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW, 1260 Nyon, Schweiz

Auskünfte: Alice Baux, E-Mail: [email protected], Tel. +41 22 363 47 22

Zwanzig Jahre Sortenversuche mit Silomais in der Schweiz

P f l a n z e n b a u

Page 19: Agrarforschungschweiz Heft 7+8, Juli 2013

Zwanzig Jahre Sortenversuche mit Silomais in der Schweiz | Pflanzenbau

331

Zusa

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ssu

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Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 330–337, 2013

Innert 20 Jahren hat der Ertrag von mittelfrühen

Silomaissorten, die in der Schweiz am häufigsten

angebauten Maissorten, im Mittel um 2 dt TS/ha/

Jahr zugenommen, wobei für die Frühreife ein

gutes Niveau beibehalten worden ist. Überdies

sind Sorten mit gewichtigen agronomischen

Defekten, wie eine zu geringe Standfestigkeit,

ausgesondert worden. Die Entwicklung des

Gehalts an verdaulicher organischer Substanz

(VOS) ist schwieriger zu bewerten, da diese

Eigenschaft stark von den Umweltbedingungen

beeinflusst wird.

Von Standort zu Standort und von Jahr zu Jahr

stellt man Unterschiede im Ertrag und in der

Qualität fest. Wird ein Trockensubstanzgehalt von

über 30 % erreicht, beeinflusst der Reifegrad bei

der Ernte den VOS-Gehalt nicht mehr. Hingegen

kann eine zu frühe Ernte die Qualität des Futters

negativ beeinflussen, da der Kornanteil dann zu

gering ist, was durch die bessere Verdaubarkeit

der grünen Pflanzenteile nicht kompensiert wird.

Es wurden Daten von verschiedenen Standorten

verglichen. Die Standorte Changins (Nyon, VD)

und Reckenholz (Zürich, ZH) weisen sehr unter-

schiedliche Eigenschaften auf: In Changins mit

heisseren und trockeneren Sommern werden für

die Ernte befriedigende Trockensubstanzgehalte

(ungefähr 33 %) zwei bis vier Wochen früher

erreicht als am Standort Reckenholz, wo auch die

Erträge im allgemeinen etwas geringer ausfallen.

Bei der Qualität des Nährwertes werden keine

derart klaren Unterschiede beobachtet. Die

verdauliche organische Substanz korreliert am

Standort Reckenholz weniger gut mit dem

Körneranteil (R2 = 0,01, ns) als am Standort

Changins (R2 = 0,21***), wo die Pflanzen kleiner

sind. In Changins scheint die Entwicklung der

Kolben die Verminderung der Verdaulichkeit der

vegetativen Pflanzenteile als Folge der höheren

Temperaturen kompensieren zu können.

Die Auswertung der Sortenversuche mit Silomais

der Jahre 1991 – 2010 zeigt, dass signifikante

züchterische Fortschritte erzielt worden sind.

Neuere Sorten, mit Fortschritten insbesondere bei

den Trockensubstanzerträgen

nicht alle Produktionsstandorte das gleiche Potenzial

auf. Meisser und Weiss (2003) haben eindrücklich gezeigt,

dass die bei Changins geernteten Pflanzen im Mittel

kleiner waren als jene, die beim Reckenholz geerntet

worden waren. Dies hat nicht nur Konsequenzen für den

Silomaisertrag, sondern kann auch den Körneranteil

beeinflussen. Mehrere Autoren (Struik et al. 1985; Meis-

ser und Wyss 1999; Kruse et al. 2007). haben gezeigt,

dass die Qualität des Silomaises durch klimatische Bedin-

gungen, insbesondere durch die Temperatur und die

Verfügbarkeit von Wasser, beeinflusst wird. Andererseits

haben Argillier et al. (1997) belegt, dass verschiedene

Sorten, welche unterschiedlichen Umweltbedingungen

ausgesetzt wurden, sich in ähnlicher Weise verhalten

haben. Sollten unsere Daten diese Hypothese bestätigen,

wäre eine Klassierung der Sorten auf der Basis von beob-

achteten Mittelwerten über mehrere Standorte gerecht-

fertigt. Das Ziel dieser Arbeit besteht einerseits darin,

den erzielten Fortschritt darzustellen, der den Produzen-

ten in Form der erarbeiteten Sortenlisten verfügbar

gemacht wird. Andererseits will diese Arbeit auch die

Einflüsse der Umwelt auf den Ertrag und die Qualität der

verschiedenen Silomaissorten beleuchten.

M a t e r i a l u n d M e t h o d e n

Sortenversuche

Um in die Liste der empfohlenen Sorte von swiss granum

aufgenommen zu werden, müssen neue Sorten in zwei-

jährigen Anbauversuchen in verschiedenen Regionen

der Schweiz Vorteile gegenüber den besten bereits im

Anbau stehenden Sorten aufweisen. Die neuen Silomais-

sorten werden auf Grund präziser Kriterien beurteilt,

welche im Anhang der Saat- und Pflanzgutverordnung

beschrieben sind. Die Hauptkriterien sind die Frühreife,

der Ertrag und die Qualität (Gehalt an verdaulicher

organischer Substanz). Berücksichtigt werden auch die

Standfestigkeit, Stängelbruch bei der Ernte und die

Empfindlichkeit gegenüber Maisbeulenbrand (Tab. 1).

Die Sorten werden in verschiedenen Reifegruppen

geprüft, nämlich «frühreif» (FAO 190 – 220), «mittel-

frühreif» (FAO 220 – 250) und «mittel-spät» (FAO

250 – 280). Sie werden mit Standardsorten in der entspre-

chenden Reifegruppe verglichen. Die Gruppe «frühreif»

(FAO 190 – 220) bezieht sich auf Sorten, die für Grenzla-

gen bezüglich Kälte und Höhenlage in Frage kommen,

oder für Spätsaaten, die ein ausreichendes Reifestadium

vor den ersten Frösten erreichen müssen. Die Sorten der

Gruppe «mittel-frühreif» sind in der Schweiz die am

meisten angebauten. Diese Sorten eignen sich für den

Anbau überall ausser in Höhenlagen. Die Gruppe «mit-

tel-spät» bezieht sich auf Sorten, die für die besten

Page 20: Agrarforschungschweiz Heft 7+8, Juli 2013

Pflanzenbau | Zwanzig Jahre Sortenversuche mit Silomais in der Schweiz

332 Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 330–337, 2013

Lagen nördlich der Alpen, wie die Regionen rund um

den Genfersee (Bassin Lémanique und Chablais), in

Frage kommen. Die spätesten und ertragreichsten Sor-

ten (FAO 270 – 550) können im Tessin und im Haupttal

des Wallis angebaut werden, wo milde Temperaturen

und die gute Verfügbarkeit von Wasser für den Mais

günstig sind. Die Frühreife der Sorten wird geschätzt, in

dem der Trockensubstanzgehalt (TS) bei der Ernte mit

dem TS-Gehalt der Standardsorten verglichen wird. In

der vorliegenden Studie dient die Sorte Attribut, welche

in den Versuchen von 1996 bis 2007 vertreten war, als

Referenzsorte, um die Sorten innerhalb dieser zwölf

Jahre unter sich zu vergleichen.

Jedes Jahr werden die verschiedenen Sorten an sie-

ben bis neun Standorten in Parzellen von 8 bis 12 m2 mit

drei Wiederholungen gesät. Sobald ein genügender Rei-

fegrad erreicht ist, wird mit dem Maishäcksler geerntet.

Dabei soll die Mehrheit der Sorten soweit als möglich

einen Trockensubstanzgehalt von mindestens 30 % errei-

chen. Jede Sorte kann nach einem Versuchsjahr verwor-

fen werden, falls sie als ungenügend eingestuft wird. Es

kann aber auch im Hinblick auf eine mögliche spätere

Aufnahme in die Sortenliste länger geprüft werden. Hat

eine Sorte die Aufnahme erfolgreich absolviert, kann sie

als Referenzsorte dienen. Dieses Vorgehen führt dazu,

dass die Datensätze für die einzelnen Sorten unter-

schiedlich sind. Entsprechend zählen die Sorten, welche

auf breiter Basis in der Schweiz in den kommerziellen

Anbau gelangt sind als jene, die am besten beschrieben

sind. Die Sorten Attribut, Banguy und LG 22.65 sind wäh-

rend zwölf Jahren in den Versuchen vertreten gewesen.

Jedes Jahr wird eine Varianzanalyse durchgeführt, um

die Variabilität zu untersuchen, die mit dem Standort,

der Sorte sowie der Interaktion von Standort und Sorte

zu erklären ist. Die Interaktion von Standort, Jahr und

Sorte wurde nicht untersucht, da die Liste der geprüften

Sorten jedes Jahr ändert. Auf dieser Basis wurden für

jedes Anbaujahr die mittleren Quadratsummen der

Wechselwirkung von Standort und Sorte verglichen mit

den mittleren Quadratsummen des Einflusses der Sorte

auf den Ertrag, des Gehaltes an VOS und des Stärkege-

haltes (Daten für drei Jahre aufgeführt). Man geht

davon aus, dass falls dieses Verhältnis schwach ist, der

Einfluss der Wechselwirkung im Vergleich zum Einfluss

der Sorte vernachlässigbar ist.

Analyse der Qualitätsmerkmale

Der Gehalt an verdaulicher organischer Substanz (VOS)

stellt ein wichtiges Kriterium für die Milchproduktion

und die Mastleistung der Rinder dar. Er bestimmt einen

Teil des Energiewerts des Futters. Weitere Kriterien wie

Stärke-, gesamter Faser-, Eiweiss- und Zellulosegehalt

werden indirekt durch Spektrometrie im nahen Infrarot-

bereich (NIRS) ermittelt. Diese schnellen und nicht dest-

ruktiven Messungen ermöglichen es, eine grosse Zahl

von Proben zu analysieren, was im Rahmen von Sorten-

studien unerlässlich ist. Voraussetzung für diese Messun-

gen ist eine regelmässige Kalibration des Gerätes auf der

Basis chemischer Analysen. Die VOS-Gehalte werden in

Abhängigkeit der Sorte Attribut berechnet, damit der

Sorteneinfluss vom Umwelteinfluss unterschieden wer-

den kann und sich Sortenunterschiede beschreiben las-

sen.

Meteorologische Daten

Werden die Standorte der zahlreichen Jahre kombiniert,

ergibt sich eine Vielfalt an verschiedenen Umweltbedin-

gungen. Die meteorologischen Daten (Niederschläge

und mittlere Lufttemperatur 2 m über dem Boden) wer-

den nahe bei den Standorten Changins, Reckenholz und

Eglisau gemessen. Das Datum, an welchem die Seidenfä-

den (= Narbenfäden, d.h. Teile der weiblichen Blüten)

sichtbar werden, wird an den Standorten Reckenholz

und Eglisau jährlich notiert. Dieser Zeitpunkt kennzeich-

net das Ende der vegetativen und den Beginn der repro-

duktiven Phase.

R e s u l t a t e u n d D i s k u s s i o n

Züchtungsfortschritt

In den Sortenversuchen wird eine jährliche Zunahme der

Trockensubstanzerträge von etwa 2 dt/ha verzeichnet

(Abb. 1). Dies ist ein Mittelwert berechnet aus den Daten

von mehreren Versuchsstandorten und von allen Sorten,

Silomais Gehalt an VOS ErtragFrühreife

(TS-Gehalt)Jugendent-wicklung

Standfestigkeit Vegetation

Standfestigkeit bei der Ernte

Stängel-bruch

Maisbeulen-brand

Gewichtung 0,4 0,5 1,25 0,5 0,25 0,75 0,75 0,25

Körnermais Ertrag bFrühreife

(TS-Gehalt)Jugend-

entwicklungStandfestigkeit

VegetationStandfestigkeit bei der Ernte

StängelbruchMaisbeulen-

brandStängelfäule

Gewichtung 1,0 2,5 0,5 0,25 0,75 0,75 0,25 0,25

Tab. 1 | Gewichtung der Beurteilungskriterien für Körner- und Silomaissorten

Page 21: Agrarforschungschweiz Heft 7+8, Juli 2013

Zwanzig Jahre Sortenversuche mit Silomais in der Schweiz | Pflanzenbau

333Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 330–337, 2013

(Changins und Delley). Dagegen ist der VOS-Gehalt in

der Regel in Changins höher als im Reckenholz. Der

Ertragsunterschied ist für den Silomais ausgeprägter als

für den Körnermais, was mit den Ergebnissen von Weiss

und Meisser (2003) übereinstimmt. Gewisse Produktions-

standorte, wie zum Beispiel Changins, bringen kleinere

Pflanzen hervor und damit einen geringeren Gesamt-

pflanzenertrag. Die in Changins festgestellte bessere

Qualität der Maissilage dürfte sich mit einem höheren

Körneranteil an der gesamten Pflanze erklären lassen.

Abgesehen vom Sorteneffekt können die beobachte-

ten Ertragsunterschiede teilweise mit den an den einzel-

nen Standorten erfassten Meteodaten erklärt werden.

Mit der Temperatur, welche während der Kornbildungs-

und Kornreifephase erfasst wurde, lässt sich ein Drittel

der Variabilität des Ertrags an den Standorten Recken-

holz und Eglisau erklären. Tiefere Temperaturen wäh-

rend dieser Phase sind für den Trockensubstanzertrag

die in der Liste der empfohlenen Sorten eingetragen sind.

Das Niveau der Frühreife, welches durch den Trockensub-

stanzgehalt gemessen wird, weist zwischen den Sorten

deutliche Unterschiede auf, bleibt aber im Bereich der

Sorte Attribut (Abb. 2a). Im Verlaufe der letzten 20 Jahre

sind die Gehalte an VOS ziemlich stabil geblieben mit

einer leicht positiven aber nicht signifikanten Steigerung

von +0,3 g/kg TS/Jahr (Abb. 2b). Die Ertragssteigerung

geht also nicht mit später abreifenden Sorten oder einer

Verminderung der Qualität einher, sondern widerspie-

gelt einen echten, züchterischen Fortschritt.

Die Resultate dieser Gesamtauswertung zeigen, dass

es grosse Standort- und Jahreseffekte gibt. Abbildung 3

zeigt die Unterschiede im Ertrag, im Stärkegehalt und im

VOS-Gehalt zwischen den verschiedenen Standorten.

Die beiden Deutschschweizer Standorte (Eglisau/Hünt-

wangen und Reckenholz) weisen potenziell leicht

höhere Erträge auf als die Standorte in der Westschweiz

0

50

100

150

200

250

300

1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015

TS-E

rtra

g (d

t/ha)

Jahr der Aufnahme in die Liste der empfohlenen Sorten

Abb. 1 | Mittlerer Ertrag für die Sorten, welche in der Liste der empfohlenen Sorten (ESL) eingetragen sind, geordnet nach dem Jahr der Einschreibung (1 bis 4 Sorten je nach Jahr). Y=1,90x-3593,4, R2=0,74, p<0,0001

Abb. 2 | Relative Trockensubstanzgehalte (TS) (a) und Gehalte an verdaulicher organischer Substanz (VOS) (b) pro Sorte. Die aufgeführten Symbole entsprechen dem Jahr der Aufnahme der neuen Sorten in die ESL aus den Versuchen der Jahre 1996 bis 2007. a) y=-0,003x+5,19, R2=0,0003, p=0,95, b) y=0,30x-600,32, R2=0,08, p=0,32. Die vertikalen Fehlerbalken geben die Standardabweichung an.

-5,0

-4.0

-3,0

-2,0

-1,0

0,0

1,0

2,0

3,0

1990 1995 2000 2005 2010

Unt

ersc

hied

im T

S-G

ehal

t

Jahr der Aufnahme in die Liste der empfohlenen Sorten

-25,0

-20,0

-15,0

-10,0

-5,0

0,0

5,0

10,0

15,0

20,0

1990 1995 2000 2005 2010

Unt

ersc

hied

im V

OS-

Geh

alt

Jahr der Aufnahme in die Liste der empfohlenen Sorten

a b

Page 22: Agrarforschungschweiz Heft 7+8, Juli 2013

Pflanzenbau | Zwanzig Jahre Sortenversuche mit Silomais in der Schweiz

334 Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 330–337, 2013

günstig (Abb. 4). Die während derselben Periode auf-

summierten Niederschläge haben einen geringen Ein-

fluss und sind kaum vom Temperatureinfluss zu trennen.

Man darf davon ausgehen, dass die Wasserversorgung

für die beobachteten Standorte und Jahre kein Problem

war (Reckenholz und Eglisau von 1996 bis 2009).

Die Gewichtung des züchterischen Fortschrittes im

Hinblick auf qualitative Merkmale wie Stärkegehalt und

VOS-Gehalt ist schwierig, da diese Merkmale auch von

Boden, Klima und Reifegrad bei der Ernte beeinflusst

werden.

Das Reifestadium kann für gewisse Qualitätskriterien

wie den Stärkegehalt und den Körneranteil von unter-

schiedlicher Bedeutung sein. Der Vergleich mit gleich

frühreifen Standardsorten ermöglicht eine korrektere

Bestimmung der Qualität. Gemäss unseren Untersuchun-

gen ist der VOS-Gehalt bei tiefen Trockensubstanzgehal-

ten tiefer. Er wird aber durch das Reifestadium nicht

mehr beeinflusst, wenn die Ernte bei einem TS-Gehalt

von über 30 % stattfindet (Abb. 5). Aus diesem Grund werden die Versuche geerntet, sobald die meisten Sorten

einen TS-Gehalt von 30 % überschritten haben. Die am

300

350

400

450

500

550

600

650

700

750

800

0,0

50,0

100,0

150,0

200,0

250,0

Changins Delley Eglisau Reckenholz

Körner

Silomais

Gehalt an VOS Stärke

TS-E

rtra

g (d

t/ha)

Stärke- und VOS-G

ehalte (g/kg)

/ Hüntwangen

Abb. 3 | Mittlerer Ertrag (dt/ha) im Jahre 2010 für Silomaissorten und mittelfrühe Körnermaissorten an verschiedenen Standorten. Mittlerer Stärkegehalt (g/kg TS) und mittlerer Gehalt an verdaulicher organi-scher Substanz (VOS, g/kg TS) der Silomaissorten. Die Fehlerbalken geben die Standardabweichung an.

0

50

100

150

200

250

300

350

10 12 14 16 18 20 22 24

TS-E

rtra

g (d

t/ha)

Mittlere Temperatur von der Blüte bis zur Ernte (°C)

Abb. 4 | Trockensubstanzertrag (dt/ha) in Abhängigkeit von der mittleren registrierten Temperatur von der Blüte (weibliche Organe) bis zur Ernte für die Standorte Reckenholz und Eglisau. Y=-8,65x+361, R2=0,31, p<0,0001.

Page 23: Agrarforschungschweiz Heft 7+8, Juli 2013

Zwanzig Jahre Sortenversuche mit Silomais in der Schweiz | Pflanzenbau

335Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 330–337, 2013

die Verdaulichkeit der restlichen Pflanze. Vergleicht man

die Standorte Changins und Reckenholz stellt man fest,

dass der VOS-Gehalt am Standort Changins besser mit

dem Körneranteil korreliert als am Standort Reckenholz

(Abb. 6). Dies legt nahe, dass der Körneranteil bei der

Bestimmung der Verdaulichkeit im ersten Fall wichtiger

ist als im zweiten. Dieser Schluss deckt sich mit den Resul-

taten von Struik et al. (1985). Diese Autoren haben den

Verlauf des VOS-Gehalts während der Kornwachstum-

sphase verfolgt. Sie haben in einer ersten Phase eine

starke Abnahme des VOS-Gehalts aufgezeigt, welcher

mit hohen Temperaturen einherging; Diese Abnahme ist

spätesten abreifenden Sorten können zuweilen benach-

teiligt sein, falls ein bedeutender Unterschied in der Rei-

fezeit zum Rest der Gruppe vorhanden ist.

Der Stärkegehalt korreliert sehr gut mit dem Körner-

anteil (r=0,88***) nicht aber mit dem VOS-Gehalt, wel-

cher auch von anderen Faktoren abhängt. Wenn näm-

lich der Anteil «Körner» des Silomaises wesentlich

leichter verdaulich ist als der Rest der Pflanze, werden

grosse Unterschiede bei der Verdaulichkeit der vegetati-

ven Pflanzenteile beobachtet (Meisser und Wyss 1999).

Die Umweltbedingungen beeinflussen also den VOS-

Gehalt des Silomaises durch den Körneranteil und durch

500

550

600

650

700

750

800

850

15 20 25 30 35 40 45

Geh

alt a

n ve

rdau

liche

r org

anis

cher

Sub

stan

z (g

/kg)

Trockensubstanzgehalt bei der Ernte (%)

Trockensubstanzgehalt <30%

Trockensubstanzgehalt >30%

Abb. 5 | Variabilität der Verdaulichkeit der organischen Substanz (VOS, g/kg TS) von Silomais in Abhängigkeit vom Trockensubstanz-gehalt (%) bei der Ernte. Regressionen für Trockensubstanzgehalte i) unter 30 %: y=14,72x+304,67 (n=397, R2=0,38, p<0,0001 und ii) über 30 %: y=0,25x+730,92 (n=2602, R2=0,001, p=0,14).

600

650

700

750

800

850

15 25 35 45 55 65 75

Troc

kens

ubst

anzg

ehal

t

Kornanteil (%)

Changins Reckenholz

Abb. 6 | Gehalt an verdaulicher organischer Substanz (VOS, g/kg TS) in Abhängigkeit vom Körneranteil für die Jahre 1991 – 2010 und die Standorte Changins (n=136, y=1,66x+667,4, R2=0,36, p<0,0001) und Reckenholz (n=150, y=0,42x +720,25, R2=0,01, p=0,1992).

Page 24: Agrarforschungschweiz Heft 7+8, Juli 2013

336

Pflanzenbau | Zwanzig Jahre Sortenversuche mit Silomais in der Schweiz

Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 330–337, 2013

in der Folge durch ein besseres Kornwachstum kompen-

siert worden. Bis zur Endreife hat die Qualität der Pflan-

zen, die bei hohen Temperaturen wuchsen, jene der

Pflanzen, die bei tieferen Temperaturen wuchsen, einge-

holt. Wenn die Qualität der grünen Pflanzenteile weni-

ger gut ist, kann die Qualität der ganzen Pflanze dank

einem hohen Körneranteil dennoch befriedigend sein,

vorausgesetzt es wird nicht zu früh geerntet. Eine leicht

vorgezogene Ernte wird an einem vergleichsweise küh-

len Standort wie Reckenholz einen geringeren Einfluss

auf den VOS-Gehalt haben als an einem wärmeren

Standort wie Changins, wo der VOS-Gehalt stärker vom

Kornanteil abhängt.

Einfluss der Wechselwirkung von Sorte und Umwelt

Die Varianzanalyse, welche in den Jahren 2008, 2009

und 2010 beim Ertrag, beim Gehalt an VOS und beim

Stärkegehalt durchgeführt wurde, zeigt, dass der Ein-

fluss des Standorts bei weitem am wichtigsten ist (Tab. 2).

Der Einfluss der Sorte ist immer signifikant, aber deutlich

weniger wichtig. Der Einfluss der Interaktion ist noch

geringer, aber dennoch oft signifikant.

Im Gegensatz zu den Resultaten von Argillier et al.

(1997) lässt unsere Studie den Schluss nicht zu, dass im

Vergleich zum Einfluss der Sorte jener der Wechselwir-

kung zwischen Genotyp und Umwelt auf die Qualität

vernachlässigbar ist. Dieser Einfluss auf die VOS ist im

Vergleich zum Sorteneinfluss schwach, aber die Auswir-

kung auf den Stärkegehalt liegt meist in der gleichen

Grössenordnung. Der Einfluss der Wechselwirkung zwi-

schen Genotyp und Umwelt auf den Ertrag ist immer sig-

nifikant und ziemlich wichtig.

Diese Resultate bestätigen, dass es möglich wäre, die

Qualität und den Ertrag des Maises zu verbessern, in

dem für jede Region die am besten angepassten Sorten

selektioniert würden. Die gegenwärtige Sortenauswahl,

die auf nationalen Mittelwerten basiert, erlaubt es, Sor-

ten zu selektionieren, welche punkto Qualität und agro-

nomischen Leistungen die besten und stabilsten Ergeb-

nisse hervorbringen und dies unabhängig von den von

Jahr zu Jahr unterschiedlichen Wachstumsbedingungen.

Eine standortangepasste Sortenempfehlung würde

somit bedingen, dass die Eigenheiten der jeweiligen Pro-

duktionsstandorte und die Variabilität der Witterungs-

bedingungen charakterisiert werden.

S c h l u s s f o l g e r u n g e n

In den letzten 20 Jahren haben die Erträge der Silomais-

sorten, die in der Liste der empfohlenen Sorten einge-

tragen sind, signifikant zugenommen, wobei ein gutes

Niveau der Frühreife beibehalten wurde. Auch das Qua-

litätsniveau hat tendenziell zugenommen, aber es wer-

den deutliche Unterschiede zwischen Standorten und

Jahren beobachtet.

Der Gehalt an verdaulicher organischer Substanz

(VOS) weist für die einzelnen Standorte, Jahre und

Sorten Unterschiede auf. Die Interaktion zwischen

Genotyp und Umwelt ist gering, was andeutet, dass

eine Sorte mit einem hohen VOS - Gehalt in dieser Hin-

sicht produktiv ist, unabhängig vom Produktionsstand-

ort in der Schweiz. Die Interaktion zwischen Genotyp

und Umwelt ist hingegen signifikant für den Ertrag und

die Qualitätsparameter, was andeutet, dass eine regio-

nale Sortenselektion interessant sein könnte. Ein sol-

ches Vorgehen würde eine vorangehende Charakteri-

sierung der Standorte erfordern. Um das qualitative

Potenzial einer Sorte auszuschöpfen ist es wichtig, dass

die Sorte bei einem Trockensubstanzgehalt von mindes-

tens 30% geerntet wird. Dies ist umso wichtiger je eher

das Produktionsgebiet heisse Sommer aufweist, da in

solchen Gebieten die Körner eine wichtige qualitätsbe-

stimmende Rolle spielen. n

2008 2009 2010

fgErtrag(dt/ha)

VOS(g/kg)

Stärke(g/kg)

fgErtrag(dt/ha)

VOS(g/kg)

Stärke(g/kg)

fgErtrag(dt/ha)

VOS(g/kg)

Stärke(g/kg)

Standort 7 62027*** 24906*** 107982*** 6 62164*** 70934*** 48703*** 7 73941*** 28655*** 80497***

Wiederholung 16 546ns 204ns 584ns 14 1455ns 835ns 862ns 16 756ns 608ns 1417ns

Sorte 24 1914*** 17773*** 4847*** 24 1050*** 1510** 825* 24 1069*** 2589*** 11264***

Standort x Sorte 168 328*** 666*** 1128*** 144 398*** 936* 762** 168 296*** 421ns 1338***

Fehler 384 150 354 633 336 202 715 440 384 151 351 751

fg : Freiheitsgrade

*, ** und *** : signifikante mittlere Quadratsumme bei p=0,05, 0,01 und 0,001

ns : nicht signifikante mittlere Quadratsumme

Tab. 2 | Mittlere Quadratsummen der Umwelteffekte (Standort), der Sorte und der Interaktion zwischen Umwelt und Sorte (Standort x Sor-te) für den Ertrag, den Gehalt an verdaulicher organischer Substanz (VOS) und den Stärkegehalt in den Sortenversuchen von 2008 bis 2010.

Page 25: Agrarforschungschweiz Heft 7+8, Juli 2013

337

Zwanzig Jahre Sortenversuche mit Silomais in der Schweiz | Pflanzenbau

Ria

ssu

nto

Sum

mar

y

20 years of variety testing in forage maize in

Switzerland

In the last 20 years, the yield of mid-early

forage maize increased by 2 dt dry matter/ha/

year. Varieties with major agronomical

problems such as lodging were eliminated. The

improvement of quality, and more specifically

the content of digestible organic matter

(DOM), is more difficult to evaluate, as it is

highly influenced by environmental condition.

Both yield and quality vary among locations

and years. Dry matter content at harvest only

influences the DOM up to 30 %, when seed

filling is not complete and therefore grain

content too low. This is one more reason not

to harvest variety trial too soon, so that the

late varieties can reach the minimum DM

content (30 %).

Data from several locations were compared.

For example, differences appeared between

Changins (Nyon, VD) and Reckenholz (Zurich,

ZH): in Changins, summers are warmer and

dryer. Satisfying dry matter content for

harvest was usually reached 2 to 4 weeks

earlier than in Reckenholz. Yields were lower

but with similar content of DOM. DOM was

less correlated to grain content in Reckenholz

(R2=0.01, ns) than in Changins (R2=0.21***),

where plants are smaller and ear development

seems to be able to compensate the lower

digestibility of the rest of the plant.

New varieties showed significant improvement

compared to older ones, especially for yield

and quality parameters such as DOM. Variety

trials over 20 years allowed these improve-

ment to be available for the farmers.

Key words: forage maize, variety, digestible

organic matter, genotype x environment

interaction.

Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 330–337, 2013

20 anni di studio varietale del mais da silo in

Svizzera

In 20 anni la resa delle varietà di mais da silo

semi-precoci (le più coltivate in Svizzera) è

aumentata in media di 2 q SS/ha/anno, mante-

nendo un buon livello di precocità. Le varietà che

presentano i maggiori difetti agronomici come

un’eccessiva sensibilità all’allettamento, sono

state eliminate. L’evoluzione del tenore in

materia organica digeribile (MOD) è più difficile

da stimare, a causa del forte impatto delle

condizioni ambientali su questo criterio.

Osserviamo delle differenze di resa e qualità tra i

siti e gli anni. Oltre al 30 % di SS, il livello di

maturità alla raccolta non ha più nessun influsso

sul tenore MOD. Per contro, un raccolto troppo

anticipato può penalizzare la qualità del forag-

gio, a causa di una proporzione dei granelli

troppo debole, non compensata dalla migliore

digeribilità delle parti verdi.

Sono stati confrontati i dati provenienti da

diversi luoghi. I siti di Changins (Nyon, VD) e di

Reckenholz (Zurigo, ZH) presentano delle

caratteristiche molto diverse: a Changins, dove le

estati sono più calde e più secche, raggiungiamo

dei tenori in MS soddisfacenti per il raccolto (ca.

33 %) 2–4 settimane prima di Reckenholz dove le

rese sono, generalmente, inferiori. Non si

osserva una differenza altrettanto netta per la

qualità nutrizionale. La MOD è meno correlata

alla proporzione di granelli a Reckenholz

(R2=0,01, ns) rispetto a Changins (R2=0,21***) dove

le piante sono più piccole e pertanto lo sviluppo

delle pannocchie sembra essere in grado di

compensare la diminuzione della digeribilità

delle parti vegetative, legata alle temperature

più elevate.

La valorizzazione dei risultati dello studio

varietale del mais da silo sull’arco di 20 anni

mostra come siano avvenuti progressi genetici

significativi, in particolare per quanto riguarda la

resa in SS e la qualità, a beneficio dei produttori.

Literatur ▪ Argillier O., Barriere Y., Traineau R., Emile J. C. & Hébert Y., 1997. Genotype x environment interactions for digestibility traits in silage maize estimated from in vivo measurements with standard sheep. Plant Breeding 116 (5), 423–427.

▪ Kruse S., Herrmann A., Kornher A., & Taube F., 2008. Evaluation of geno-type and environmental variation in fibre content of silage maize using a model assisted approach. European Journal of Agronomy 28, 210–233.

▪ Meisser M. & Wyss U., 1999. Influence du climat sur la croissance et le dé-veloppement du maïs d’ensilage. Revue suisse d’Agriculture 31 (2), 71–76.

▪ Meisser M. & Weiss G., 2003. Valeur nutritive du maïs d’ensilage: quelle est l’importance des facteurs de variation. Revue suisse d’Agriculture 35 (1), 5–10.

▪ Struik P. C., Deinum B. & Hoefsloot J. M. P., 1985. Effects of temperature during different stages of development on growth and digestibility of fo-rage maize (Zea mays L.). Netherlands Journal of Agricultural Sciences 33, 405–420.

Page 26: Agrarforschungschweiz Heft 7+8, Juli 2013

338 Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 338–343, 2013

Der gehäckselte Mais wurde in Behälter mit einem Fassungsvermögen von 700 Liter einsiliert.

E i n l e i t u n g

Mais ist ein hervorragendes Futter, das sich sehr gut

silieren lässt. Doch gerade die guten Silagen sind wegen

der teilweise hohen Restzucker- und Milchsäuregehal-

ten sowie tiefen Essigsäuregehalten besonders anfällig

für Nachgärungen beziehungsweise für Nacherwär-

mungen. Nach Wilkinson und Davies (2012) sind neben

dem Futter auch die Umweltbedingungen sowie das

Siliermanagement wichtige Faktoren, die die Nacher-

wärmungen vom Einsilieren bis zur Entnahme beein-

flussen. Nach Untersuchungen von Spiekers et al. (2002)

und Wyss (2002) sind verschiedene Maissorten unter-

schiedlich anfällig auf Nacherwärmungen. Doch je nach

Jahr war die Rangierung der Sorten unterschiedlich.

Zudem zeigen die Untersuchungen von Borreani und

Tabacco (2012), dass der Vorschub das Auftreten von

Nacherwärmungen massgeblich beeinflusst.

Ueli Wyss und Yves Arrigo

Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP-Haras, 1725 Posieux, Schweiz

Auskünfte: Ueli Wyss, E-Mail: [email protected], Tel +41 26 407 72 14

Einfluss der Maissorte und des Entwicklungs-stadiums auf die aerobe Stabilität von Silagen

N u t z t i e r e

Page 27: Agrarforschungschweiz Heft 7+8, Juli 2013

Einfluss der Maissorte und des Entwicklungs stadiums auf die aerobe Stabilität von Silagen | Nutztiere

339

Zusa

mm

enfa

ssu

ng

Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 338–343, 2013

In den Jahren 2008 und 2010 wurden die

beiden Maissorten Amadeo und LG 32.52 in

den Stadien Milchreife, frühe und späte

Teigreife geerntet und in 700-Liter-Behälter

einsiliert. Nach dem Öffnen der Behälter

wurden Proben zur Ermittlung der Gärquali-

tät und der aeroben Stabilität mit Hilfe von

Temperaturmessungen genommen. Mit

zunehmendem Entwicklungsstadium nahmen

bei beiden Sorten in den Silagen die Roh-

aschegehalte und die Faserfraktionen ab und

der Stärkegehalt zu. Der Restzuckergehalt

war bei beiden Sorten und allen drei Ent-

wicklungsstadien relativ tief. Beim Mais,

geerntet in der Milchreife, fand bei beiden

Sorten eine intensivere Milchsäuregärung

statt als bei den Stadien frühe respektive

späte Teigreife. Dementsprechend konnten

hier die höchsten Trockensubstanz-Verluste

festgestellt werden. Bezüglich der aeroben

Stabilität verhielten sich beide Sorten sehr

ähnlich. Trotz gleichen Silierbedingungen

konnten hingegen grosse Unterschiede

zwischen den beiden Jahren festgestellt

werden. Die Umweltbedingungen haben

einen dementsprechend grösseren Einfluss

auf die aerobe Stabilität als die Sortenwahl.

Es stellt sich die Frage, ob das Jahr beziehungsweise die

Witterungsbedingungen mehr als die Sorte die Anfällig-

keit für die Nacherwärmungen beeinflusst. Um die Vor-

hersage des Nährwerts von Maissilagen zu verifizieren

beziehungsweise zu verbessern, wurden während zweier

Jahre die beiden Maissorten Amadeo und LG 32.52 in

den Stadien Milchreife, frühe und späte Teigreife geern-

tet und siliert (Arrigo und Stoll 2012). Bei diesem Mate-

rial ergab sich die Gelegenheit, die Silagequalität und

die aerobe Stabilität der Silagen zu untersuchen. Es

sollte überprüft werden, inwieweit die neuen Sorten

und das Entwicklungsstadium beziehungsweise das Jahr

die aerobe Stabilität der Silagen beeinflussen.

M a t e r i a l u n d M e t h o d e n

2008 und 2010 wurden in Posieux FR (640 m ü M.) die

beiden Maissorten Amadeo (Typ «Stärke») und LG 32.52

(Typ «Verdaulichkeit») angebaut. Die Pflanzen wurden

in drei verschiedenen Entwicklungsstadien geerntet und

zwar in der Milchreife mit durchschnittlich 23 ± 2,4 %

Trockensubstanz (TS), in der frühen Teigreife mit 29 ±

1,9 % TS und in der späten Teigreife mit 41 ± 0,9 % TS.

Bei der Sorte LG 32.52 konnte 2008 in der späten Teig-

reife kein Mais geerntet werden. Der Mais wurde auf

eine Länge von 5 mm gehäckselt und ohne Siliermittel-

zusatz in jeweils zwei Polyestersilos pro Variante mit

700-Liter-Fassungsvermögen einsiliert. Diese Behälter

wurden mit einer Plastikfolie abgedeckt und mit Sand

beschwert. Nach einer Lagerzeit von Ø 118 ± 30 Tagen

wurden die Behälter geöffnet und mit Hilfe eines Pro-

benbohrers Proben für die Bestimmung der Gärparame-

ter und Ermittlung der aeroben Stabilität gezogen. Die

Rohnährstoffe wurden im Material, welches während

den Verdauungsversuchen mit Schafen verfüttert wurde,

bestimmt.

Die aerobe Stabilität wurde anhand von Temperatur-

messungen ermittelt. Alle 30 Minuten wurde die Tempe-

ratur gemessen und registriert. Diese Erhebung dauerte

neun Tage. Als aerob stabil wurden die Silagen angese-

hen, solange die Temperatur in der Silage die Umge-

bungstemperatur nicht um mehr als 1 °C übertraf.

R e s u l t a t e u n d D i s k u s s i o n

Inhaltsstoffe

Mit zunehmendem Entwicklungsstadium nahmen bei

beiden Sorten die Rohaschegehalte und die Faserfrakti-

onen (Rohfaser, ADF und NDF) ab und der Stärkegehalt

zu (Tab. 1). Dabei war der Stärkegehalt bei der Sorte

Amadeo in beiden Jahren höher als bei der Sorte

Page 28: Agrarforschungschweiz Heft 7+8, Juli 2013

Nutztiere | Einfluss der Maissorte und des Entwicklungs stadiums auf die aerobe Stabilität von Silagen

340 Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 338–343, 2013

LG 32.52. Beim Rohproteingehalt gab es keinen eindeu-

tigen Trend: Oft waren die Werte innerhalb der beiden

Sorten über die drei Stadien ähnlich. Der Zucker (etha-

nollöslicher Zucker) wurde in allen Silagen durch den

Gärprozess stark abgebaut und war bei beiden Sorten

und allen drei Stadien auf einem ähnlich tiefen Niveau.

Gärparameter

Die Silagen wiesen insgesamt tiefe pH-Werte auf (Tab. 2).

Nur 2010 konnten bei beiden Sorten im Stadium späte

Teigreife mit 4,4 höhere pH-Werte festgestellt werden.

Beim Mais mit den tiefsten TS-Gehalten fand die inten-

sivste Milchsäuregärung statt. Dementsprechend waren

die Milchsäure- und auch Essigsäuregehalte in den Sila-

gen im Stadium Milchreife höher als im Stadium frühe

und vor allem späte Teigreife (Tab. 2). Propion- und But-

tersäure wurden keine beziehungsweise nur in sehr

geringen Mengen gebildet. Der Ethanolgehalt nahm,

gleich wie die Milchsäure, mit zunehmendem Entwick-

lungsstadium bei beiden Sorten und in beiden Jahren ab.

Der Ammoniakstickstoffanteil am Gesamtstickstoff war

bei allen Silagen mit Werten zwischen 3,6 und 7,4 %

relativ gering. Beurteilt nach dem DLG-Bewertungs-

schlüssel wiesen alle Silagen zwischen 99 und 100 Punkte

auf. Dies bedeutet eine sehr gute Silagequalität.

TS-Verluste

Die ermittelten TS-Verluste sind in der Abbildung 1 dar-

gestellt. Dabei zeigte sich, dass beim ersten Versuch die

TS-Verluste bei beiden Sorten mit steigendem Entwick-

Sorte Jahr Stadium Rohasche Rohprotein Rohfaser ADF NDF Zucker Stärke

Amadeo 2008

Milchreife 45 77 290 338 564 26 79

frühe Teigreife 39 76 233 258 446 23 279

späte Teigreife 33 76 191 223 426 30 366

LG32.52 2008Milchreife 47 83 294 337 536 23 46

frühe Teigreife 42 86 225 250 448 27 255

Amadeo 2010

Milchreife 43 80 229 250 459 31 182

frühe Teigreife 34 74 193 223 467 27 351

späte Teigreife 32 80 178 205 404 28 409

LG32.52 2010

Milchreife 44 80 256 284 494 32 166

frühe Teigreife 40 74 224 256 472 38 314

späte Teigreife 36 68 203 231 449 31 396

ADF: Lignozellulose; NDF: Zellwände

Tab. 1 | Inhaltsstoffe der Maissilagen der zwei Sorten und drei Entwicklungsstadien (Gehalte in g/kg TS)

Sorte Jahr Stadium TS % pHMilchsäure

g/kg TS

Essig-säure

g/kg TS

Propion-säure

g/kg TS

Butter-säure

g/kg TS

Ethanolg/kg TS

NH3-N/ N tot

%

DLGPunkte

Amadeo 2008

Milchreife 22,5 3,8 73 27 0 1 23 5,2 100

frühe Teigreife 27,4 4,0 49 22 0 0 15 4,8 99

späte Teigreife 41,2 4,0 46 12 0 0 8 4,5 100

LG32.52 2008Milchreife 22,2 3,8 83 27 0 1 24 6,0 100

frühe Teigreife 27,5 4,0 53 22 0 0 20 3,6 100

Amadeo 2010

Milchreife 24,3 3,7 86 19 0 1 20 7,4 100

frühe Teigreife 31,7 3,8 51 17 0 0 10 6,7 100

späte Teigreife 41,0 4,4 16 9 0 0 9 5,2 100

LG32.52 2010

Milchreife 23,5 3,7 95 21 0 1 18 5,3 100

frühe Teigreife 29,8 4,0 38 16 0 0 10 6,0 99

späte Teigreife 38,7 4,4 17 11 0 0 10 5,0 100

NH3-N/N tot: Ammoniakstickstoffanteil am Gesamtstickstoff

Tab. 2 | Gärparameter der Maissilagen der zwei Sorten und drei Entwicklungsstadien

Page 29: Agrarforschungschweiz Heft 7+8, Juli 2013

Einfluss der Maissorte und des Entwicklungs stadiums auf die aerobe Stabilität von Silagen | Nutztiere

341Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 338–343, 2013

gen schneller als diejenigen von 2008. Hier zeigte sich,

dass sich Silagen mit zunehmendem Entwicklungssta-

dium etwas schneller erwärmten. Neben dem Restzu-

ckergehalt spielt nach Kung (2010) auch der Stärkege-

halt für die Nacherwärmungen eine wichtige Rolle.

Dieser war bei den Silagen, geerntet in der Teigreife,

stets höher als in der Milchreife.

Für die Versuche wurden pro Behandlung jeweils

zwei Behälter verwendet. Diese wurden teilweise nach

unterschiedlicher Lagerdauer geöffnet (Abb. 3). Dabei

zeigte sich, dass sich die Silagen in den Behältern, die im

Durchschnitt um 22 Tage später geöffnet wurden, in

fünf von sieben Fällen weniger schnell erwärmten.

lungsstadium leicht abnahmen. Beim zweiten Versuch

nahmen die Verluste vom Stadium Milchreife zur frühen

Teigreife ab. Von der frühen zur späten Teigreife nah-

men die Verluste jedoch wieder zu.

Aerobe Stabilität

Bezüglich der aeroben Stabilität verhielten sich die bei-

den Sorten Amadeo und LG 32.52 sehr ähnlich. Unter-

schiede gab es hingegen zwischen den beiden Jahren

(Abb. 2). 2008 erwärmten sich die Silagen, die in der

Milchreife geerntet wurden, viel schneller als die Silagen,

die in der frühen beziehungsweise späten Teigreife

geerntet wurden. 2010 erwärmten sich generell alle Sila-

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

Milchreife frühe Teigreife späte Teigreife Milchreife frühe Teigreife späte Teigreife

TS-V

erlu

ste,

%

2010 2008

Amadeo

LG 32.52

Abb. 1 | Trockensubstanz-Verluste der zwei Maissorten in drei Entwicklungsstadien.

0

24

48

72

96

120

144

Milchreife frühe Teigreife späte Teigreife Milchreife frühe Teigreife späte Teigreife

Aero

be S

tabi

lität

, Stu

nden

2008 2010

Amadeo

LG 32.52

Abb. 2 | Aerobe Stabilität der zwei Maissorten in drei Entwicklungsstadien.

Page 30: Agrarforschungschweiz Heft 7+8, Juli 2013

Nutztiere | Einfluss der Maissorte und des Entwicklungs stadiums auf die aerobe Stabilität von Silagen

342 Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 338–343, 2013

Die in diesem Versuch erzielten Ergebnisse bestätigen

die Ergebnisse von Spiekers et al. (2002) sowie Wyss

(2002), dass die Umweltbedingungen (Jahreseinfluss)

und das Erntestadium einen grösseren Einfluss auf die

aerobe Stabilität der Silagen haben als die Sortenwahl.

S c h l u s s f o l g e r u n g e n

•• Bei den untersuchten Maissorten Amadeo und

LG 32.52 fand mit zunehmendem Entwicklungs-

stadium eine weniger intensive Milchsäuregärung

beziehungsweise Milch- und Essigsäurebildung statt.

•• Zwischen den beiden Maissorten ergaben sich in allen

Entwicklungsstadien keine Unterschiede hinsichtlich

der aeroben Stabilität.

•• Unterschiede bei der aeroben Stabilität gab es

zwischen den drei Entwicklungsstadien; die Reihen-

folge in den beiden untersuchten Jahren war jedoch

verschieden.

•• Zwischen den zwei Erntejahren konnten trotz glei-

chen Silierbedingungen grosse Unterschiede bei der

aeroben Stabilität festgestellt werden. Das dürfte auf

unterschiedliche Umweltbedingungen zurückzufüh-

ren sein.� n

Abb. 3 | Nach einer Lagerdauer von durchschnittlich 118 Tagen wurden die Behälter geöffnet und Proben entnommen.

Page 31: Agrarforschungschweiz Heft 7+8, Juli 2013

Einfluss der Maissorte und des Entwicklungs stadiums auf die aerobe Stabilität von Silagen | Nutztiere

343Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 338–343, 2013

Ria

ssu

nto

Sum

mar

y

Literatur ▪ Arrigo Y. & Stoll P., 2012. Schätzung des Nährwerts von Maissilage. Agrarforschung Schweiz 3 (9), 442–449.

▪ Borreani G. & Tabacco E., 2012. Effect of silo management factors on aerobic stability and extent of spoilage in farm maize silages. Proceeding of the XVI international Silage Conference, Hämeenlinna, Finland, 71–72.Optimising the application technique for silage.

▪ Kung L., 2010. Aerobic stability of silage. Proceedings of California Alfalfa & Forage Symposium and Corn/Cereal Silage Conference.

▪ Spiekers H., Miltner R. & Mues N., 2002. Einfluss der Maissorte auf Gär-qualität, Gärverluste und aerobe Stabilität. Kongressband 2002. VD-LUFA-Schriftenreihe 58, 308–313.

▪ Wilkinson J. M. & Davies D. R., 2013. The aerobic stability of silage: key findings and recent developments. Grass and Forage Science 68 (1), 1–19.

▪ Wyss U., 2002. Einfluss verschiedener Maissorten auf aerobe Stabilität. Agrarforschung 9 (9), 380–385.

Influence of the maize variety and the

stage of development on the aerobic

stability

In the years 2008 and 2010, the two

maize varieties Amadeo and LG 32.52

were harvested in the milk ripeness, in

the early and late dough stage and

ensiled in 700 l containers. After

opening the container, samples were

taken to determine the fermentation

quality and the aerobic stability with

temperature measurements.

With increasing development stage of

the two varieties, the ash contents and

fiber fractions in the silages decreased

while the starch increased. The sugar

content was relatively low in both vari-

eties and in all three stages of develop-

ment. In the maize silage, harvested in

the milk stage, a more intensive lactic

acid fermentation took place in both

varieties than it did in the early and

late dough stage. Furthermore, this is

where the highest dry matter losses

were observed. Regarding the aerobic

stability, both varieties were very

similar. Despite the same management

conditions, big differences between

the two years could be made out. The

environmental conditions therefore

have a greater impact on the aerobic

stability than the choice of the variety.

Key words: maize silage, maize

varieties, stage of development,

aerobic stability.

Influenza della varietà di mais e dello

stadio di sviluppo sulla stabilità aerobica

di insilato

Nel 2008 e nel 2010 sono state raccolte

due varietà di mais Amadeo e LG 32.52

agli stadi di maturazione latteo, pastoso

precoce e pastoso tardivo, successiva-

mente insilate in contenitori da 700 l.

Dopo l'apertura dei contenitori sono

stati prelevati campioni per rilevare la

qualità fermentativa e la stabilità

aerobica attraverso la misurazione della

temperatura.

Con l'avanzare dello stadio di sviluppo

di entrambe le varietà, negli insilati si

osservava un calo dei tenori in ceneri

grezze e in frazioni fibrose nonché un

aumento di quello in amidi. Il tenore di

zucchero residuo era relativamente

basso in entrambe le varietà e a tutti e

tre gli stadi di maturazione.

Nel mais, raccolto allo stadio latteo, per

entrambe le varietà la fermentazione

dell'acido lattico era più intensa di

quella agli stadi pastoso precoce e

pastoso tardivo. Di conseguenza, si

potevano riscontrare le perdite di SS

maggiori.

Per quel che riguarda la stabilità

aerobica entrambe le varietà presenta-

vano comportamenti molto simili.

Nonostante le stesse condizioni d'insila-

mento, invece, si riscontravano notevoli

differenze tra i due anni. Le condizioni

meteorologiche, quindi, hanno un'inci-

denza maggiore sulla stabilità aerobica

della scelta della varietà.

Page 32: Agrarforschungschweiz Heft 7+8, Juli 2013

Bildlegende

344 Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 344–347, 2013

Heute werden die Parzellen mit HOLL-Raps in der

Um gebung von spezialisierten Sammelstellen angelegt,

wodurch sich die Probleme mit dem Durchwuchs be-

grenzen lassen, da nach einiger Zeit die vorangehende

Rapskultur auch HOLL-Sorten waren und somit die Qua-

lität nicht mehr gefährdet wird. Die neuen Sorten

erbringen immer höhere Erträge und eine bessere Qua-

lität, womit sich diese Produktion in der Schweiz dauer-

haft etablieren dürfte.

E i n l e i t u n g

Raps ist die in der Schweiz am häufigsten angebaute

Ölkultur. Raps wird in erster Linie als Lebensmittel ver-

wendet (Abb. 1). 2003 wurde etwa die Hälfte des erzeug-

ten Öls als raffiniertes Speiseöl konsumiert. Die andere

Hälfte wurde zu Margarine und Fritieröl verarbeitet. Für

diese Verwendungszwecke muss das Rapsöl teilweise

hydriert werden, um seine technologischen Eigenschaf-

ten und seine Hitzebeständigkeit zu verbessern. Dieser

industrielle Prozess soll eingeschränkt werden, da dabei

«trans» Fettsäuren mit unerwünschten Auswirkungen

auf die Gesundheit entstehen (unter anderem eine

Zunahme des «schlechten» Cholesterins). Aus diesem

Zwischen 2003 und 2013 ist der Anbau von HOLL-Raps

in der Schweiz zur festen Grösse geworden. Von anfäng-

lich wenigen Hektaren ist er auf heute 30 Prozent der

gesamten Rapsanbaufläche gestiegen. HOLL-Raps dient

zur Herstellung von Fritieröl und muss hohe Quali-

tätsanforderungen erfüllen. Insbesondere soll der Lino-

lensäure-Gehalt (omega-3) so tief wie möglich sein.

Während der Pilotanbauphase nahmen 2006 mehrere

Produzenten an einer Umfrage teil, mit der die Zusam-

menhänge zwischen den Anbaumethoden und der

Ölqualität untersucht wurden. Die Umfrageresultate

zeigten, dass der Durchwuchs von Standardrapssorten

ein Hauptgrund für eine geringere Qualität ist. Dem-

gegenüber schien der Abstand zwischen Parzellen mit

Standard- und mit HOLL-Rapssorten keinen Einfluss auf

die Qualität zu haben. Entsprechend konnte der Sicher-

heitsabstand zwischen den Parzellen mit unterschiedli-

chen Sorten verringert werden. Es empfehlen sich dage-

gen lange Fruchtfolgen und eine Bearbeitung der

obersten Bodenschicht vor der eigentlichen Saat des

HOLL-Rapses (Falsch - Saat).

Alice Baux1, Paul Sergy2 und Didier Pellet1

1Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW, 1260 Nyon2fenaco, route de Siviriez 3, 1510 Moudon

Auskünfte: Alice Baux, E-Mail: [email protected], Tel. +41 22 363 47 22

Der HOLL-Raps in der Schweiz: vom Testanbau zur grossflächigen Produktion

Serie ProfiCrops

K u r z b e r i c h t

Der HOLL Raps wird heute in der Schweiz auf 30 % der gesamten Rapsfläche angebaut.

Abb. 1 | Das HOLL-Rapsöl ist ein Frittieröl. Dank seiner speziellen Zusammensetzung ist es hoch erhitzbar.

Page 33: Agrarforschungschweiz Heft 7+8, Juli 2013

345Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 344–347, 2013

Der HOLL-Raps in der Schweiz: vom Testanbau zur grossflächigen Produktion | Kurzbericht

Rapsanbaupraktiken zu erfassen, sondern auch die

Massnahmen zu ermitteln, welche für die Qualität ent-

scheidend sind. Das Ziel dieser Arbeit ist es die Resultate

der Umfrage bei den Produzenten zu analysieren und

zusammenzustellen. Zudem wird die Entwicklung der

HOLL-Rapsproduktion in der Schweiz bis zum heutigen

Tag vorgestellt und es werden die Strategien beschrie-

ben, welche die erfolgreiche Übernahme dieser neuen

Kultur erlaubt haben.

Der «Pilotanbau»

Zwischen 2003 und 2006 haben in der Schweiz landwirt-

schaftliche Pilotbetriebe die Produktion von HOLL-Raps

aufgenommen. Die Anbaufläche hat in diesem Zeit-

raum von 260 auf etwa 1200 Hektaren zugenommen.

Nach ersten Versuchen mit der Sorte MSPO1 wurde

2006 die Sorte Splendor gesät. Diese HOLL-Sorte wurde

von Monsanto gezüchtet und verspricht einen Alpha-

Linolensäuregehalt (ALA) von weniger als drei Prozent.

An der oben erwähnten Umfrage haben sich 97 Produ-

zenten beteiligt, wobei sie einerseits Angaben zur Par-

zelle mit dem HOLL-Raps (Boden, Grösse, Ort und Höhe

über Meer) und andererseits zum Anbauplan machten.

Auf den entsprechenden Parzellen wurden Proben von

geerntetem Raps genommen. Bei diesen Proben wurde

das Fettsäuremuster durch Gaschromatographie analy-

siert und ihr Ölgehalt durch Spektrometrie im nahen

Infrarotbereich (NIRS) bestimmt. Die Umfrageergeb-

nisse und die Analysenresultate von jeder Parzelle wur-

den mit Hilfe des Softwarepaketes Canoco (Version 4.5.

für Windows) ausgewertet. Die Umfrageresultate stel-

len einen Zusammenhang her zwischen den Merkmalen

der Parzellen und den Kennwerten der Ernte (Ertrag,

Ölgehalt, Tausendkorngewicht und dem Gehalt der drei

wichtigsten Bestandteile des Rapsöls, der Ölsäuren, Lin-

olensäure (ALA) und Linolsäure). Die Anbaumethoden

der Produzenten wurden auch mit den Ernteresultaten

(Ertrag und Qualität) verglichen.

ProfiCrops

Das Forschungsprogramm ProfiCrops (www.

proficrops.ch) von Agroscope hat zum Ziel,

die  Konkurrenzfähigkeit des schweizerischen

Pflanzenbaus in einem zunehmend liberalisier-

ten Umfeld zu garantieren. Zugleich soll das

Vertrauen der Konsumenten in die Schweizer

Produkte gestärkt werden. Die bei Projekt-

beginn gesetzten Hypothesen, sind eine effizi-

entere Produktion, eine Verbesserung der

Innovation und eine Erhöhung des Mehrwer-

tes, die Stärkung des Vertrauens der Konsu-

menten sowie die Anpassung der Rahmenbe-

dingungen. Diese Aspekte waren Gegenstand

interdisziplinärer Forschung in Form der vier

Module Effizienz, Innovation, Konsumenten

und Rahmenbedingungen sowie der integrier-

ten und assoziierten Projekte Feuerbrand, Pro-

fiVar, ProfiGemüse CH, Zusammenarbeit beim

Fruchtwechsel, ProfiViti, WIN4 und FUI.

Ab dieser Ausgabe wird in der Agrarforschung

Schweiz eine Artikelreihe zu «ProfiCrops» pub-

liziert, welche der Verbreitung ausgewählter

Resultate und Lösungsansätze zur Erhaltung

der Konkurrenzfähigkeit des Pflanzenbaus in

der Schweiz dienen. Ein zusammenfassender

Bericht erscheint 2014. Der Artikel «Der HOLL-Raps in der Schweiz:

von der versuchsmässigen zur grossflächigen

Produktion» steht im Zusammenhang mit

dem  integrierten Projekt ProfiVar (http://

www.agroscope.admin.ch/proficrops/05371/

index.html?lang=fr). Der Artikel beschreibt

die Entwicklung der HOLL-Rapsproduktion

und beleuchtet die Bedingungen der erfolg-

reichen Produktion, welche einen Mehrwert

schafft und eine erfolgreiche Differenzierung

ermöglicht.

Abb. 2 | Gehalt an Alpha-Linolensäure bei Ernteproben, die auf 97 Parzellen der HOLL-Rapssorte Splendor erhoben wurden; Anbau in der Schweiz, Ernte 2006.

Mittelwert = 2,7%

Geh

alt a

n Al

pha-

Lino

lens

äure

(%)

0,00

1,00

2,00

3,00

4,00

5,00

6,00

Grund hat man begonnen neue Sorten anzubauen, wel-

che einen geringeren Gehalt an gesättigten Fettsäuren

aufweisen, so genannte HOLL-Sorten («high oleic low

linolenic»). Die Produktion begann auf einer begrenzten

Fläche mit genauer Beobachtung der einzelnen Parzel-

len. Mit einer Umfrage bei den beteiligten Produzenten

wurde die Qualität dieser Produktion untersucht. Diese

Umfrage erlaubte nicht nur die in der Schweiz üblichen

Page 34: Agrarforschungschweiz Heft 7+8, Juli 2013

Kurzbericht | Der HOLL-Raps in der Schweiz: vom Testanbau zur grossflächigen Produktion

346 Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 344–347, 2013

Die ALA-Gehalte der Ernteproben, welche auf 97 Parzel-

len verteilt auf die ganze Schweiz genommen wurden,

variieren stark (Abb. 2). Wenngleich sich für die Mehrheit

der Parzellen eine für die gewählten Sorte zufriedenstel-

lende Qualität ergab, ist dennoch festzuhalten, dass bei

einem Fünftel der Parzellen zu hohe Gehalte (>3,5%)

erreicht wurden. Diese Parzellen könnten nur durch sys-

tematische Qualitätskontrollen der Ernte vor der Einlage-

rung in Silos ausgeschieden werden. Dies käme jedoch

einer Abweisung der Produktion und einem Verlust der

Prämie für die betroffenen Produzenten gleich. Vorder-

hand ist eine solche Kontrolle nicht vorgesehen. Es muss

hingegen das Ziel sein, diese Qualitätsunterschiede zu

verstehen und in den Griff zu bekommen.

Die Hauptkomponentanalyse (Abb. 3) verdeutlicht

die Beziehungen zwischen verschiedenen Parametern

der Ernte einerseits und den Eigenheiten der Parzellen

sowie der Anbaumethoden andererseits. Die Gehalte

an Oelsäure und ALA sind in sich stark negativ korre-

liert (entgegengesetzte Pfeile), aber sie sind schwach

mit dem Ertrag korreliert (ihr Pfeil bildet fast einen

rechten Winkel mit dem Pfeil des Ertrages).

Eine mässige Stickstoffdüngung (110 – 140 kg/ha)

und die Verwendung von Pflanzenschutzmitteln (Fungi-

zide und Insektizide) können mit hohen Erträgen in Ver-

bindung gebracht werden, aber es besteht kein Zusam-

menhang zur Zusammensetzung des Öls. Der Durchwuchs

von klassischem Raps auf Parzellen, auf welchen der

HOLL-Raps das erste Mal gesät wurde, und an den Rand-

partien erklärt dagegen die hohen Gehalte von ALA

(Linolensäure) sehr gut. Andere Faktoren, welche einen

Zusammenhang mit hohen Gehalten haben, sind eine

kurze Fruchtfolge und in geringerem Mass das Pflügen

der Parzellen. Diese beiden Faktoren können den Durch-

wuchs indirekt fördern.

Die Parzellen wurden in Abhängigkeit von der

Höhenlage gruppiert. In der Schweiz liegt die Zone des

Rapsanbaus zwischen 300 und 800 Meter über Meer. Die

Parzellen, welche auf über 500 Meter über Meer liegen,

weisen im Jahr 2006 höhere Gehalte an ALA auf. Dies ist

darauf zurückzuführen, dass höher gelegene Parzellen

innerhalb derselben Region allgemein tieferen Tempera-

turen ausgesetzt sind und typischerweise eine spätere

Reife aufweisen.

Die Qualität, welche in der Schweiz im Jahr 2006

erzielt wurde, war insgesamt befriedigend. Die Resul-

tate der Analysen und der Befragungen haben deutlich

gezeigt, dass zwischen Ölsäure und ALA eine negative

Korrelation besteht. Die höchsten ALA-Gehalte entspre-

chen im Allgemeinen jenen Parzellen, in welchen Durch-

Niedriger Steingehalt

Mittlerer Steingehalt

Hoher Steingehalt

Ertrag

Ölgehalt

Eiweissgehalt

Linolensäuregehalt

Ölsäuregehalt

TKG

Mehr als 500 Meter über Meer

Geringe Höhe über Meer

Pflügen

Ohne Pflügen

Stickstoff <110

Stickstoff aufmittlerem Niveau

Toniger Boden

Sandiger Boden

Tiefgründiger Boden

Oberflächiger Boden

Mittlerer Bodent

Extenso

Ohne Extenso

Vom Extenso zurückgezogen

Durchwuchs bei den Feldrändern

Durchwuchs im Field Kein durchwuchs im Field

Kein Durchwuchs bei den Feldrändern

AusgewogeneFruchtfolge

Kurze Fruchtfolge

Lange Fruchtfolge

Stickstoff >150

Abb. 3 | Hauptkomponentanalyse der Umfrageresultate und der Rapsproduktion, welche bei 97 Schweizerproduzenten von HOLL-Raps erhoben wurde. 74,1% der Variabilität werden durch die beiden ersten Achsen erklärt. Ernte 2006, Sorte Splendor. Extenso = Prämien-system ohne Fungizid- und Insektizideinsatz. Nicht Extenso = mit Einsatz von Fungiziden und Insektiziden.

Page 35: Agrarforschungschweiz Heft 7+8, Juli 2013

Der HOLL-Raps in der Schweiz: vom Testanbau zur grossflächigen Produktion | Kurzbericht

347Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 344–347, 2013

Die Qualität darf nicht vernachlässigt werden und es

wird weiter geforscht, um möglichst tiefe ALA-Gehalte

bei einem hohen Ölsäuregehalt zu erreichen. Die Sorte

spielt für die Qualität eine ausschlaggebende Rolle, die

aber verstärkt werden kann durch einige Vorsichtsmass-

nahmen bei der Produktion und der Lagerung.

«Regionalisierung» der Produktion

Mit der Gruppierung von Produzenten der klassischen

Sorten um spezialisierte Sammelstellen herum und

getrennt von den Sammelstellen für Produzenten von

HOLL-Sorten, können Verwechslungen von der Saat bis

zur Einlagerung vermieden werden. Zudem entfällt die

Frage des Durchwuchses von klassischen Sorten, wenn

sich eine ganze Anbauregion auf HOLL-Sorten speziali-

siert. Gelangt nach einem vollendeten Fruchtfolgezyklus

erneut Raps auf eine Parzelle, welche einige Jahre zuvor

HOLL-Raps produziert hat, wird die Qualität durch allfäl-

ligen Rapsdurchwuchs nicht mehr vermindert.

S c h l u s s f o l g e r u n g e n

Dank der Produktion von HOLL-Raps in der Schweiz

konnte ein industrieller Prozess, die Hydrierung des

Rapsöles, durch einen biologischen Prozess ersetzt wer-

den, indem die neuen Sorten eine andere Zusammen-

setzung an Fettsäuren aufweisen. Heute werden etwa

30 Prozent der Rapsanbaufläche von HOLL-Sorten einge-

nommen, wobei die HOLL-Felder sehr oft um spezielle

Sammelstellen gruppiert sind, um eine Vermischung mit

Standartsorten und damit eine Qualitätsminderung so

weit wie möglich zu vermeiden.

Die Umstellung von Standard- zu HOLL-Sorten erfolgte

schrittweise bei gleichzeitiger Betreuung der Produzen-

ten. Dies erlaubte es, die wesentlichen Kriterien festzule-

gen, um Qualität und die Produktivität bei diesen neuen

Sorten zu gewährleisten und eine für die Landwirte renta-

ble Produktion zu ermöglichen.

Mit der Entwicklung der HOLL-Sorten, welche aner-

kanntermassen einen Mehrwert darstellen, konnten die

Bedürfnisse des Marktes und der Konsumenten befriedigt

werden. Zugleich tragen diese Sorten zur Konkurrenzfä-

higkeit und zum Erhalt des Ackerbaus in der Schweiz bei.

n

wuchs von klassischem Raps beobachtet worden war.

Eine kurze Fruchtfolge und eine Bodenbearbeitung,

welche Rapskörner an die Bodenoberfläche bringt, die

nach einer vorangehenden Rapskultur in den Boden ein-

gearbeitet worden waren, fördern den Durchwuchs. Die

Höhenlage der Parzelle ist ebenfalls ein wichtiger Faktor

der Variabilität: Die ALA-Gehalte nehmen mit steigender

Höhenlage zu, die kühleren Temperaturen begünstigen

höhere ALA-Gehalte. Zusätzliche Untersuchungen

haben gezeigt, dass die Temperatur während der Korn-

bildungsphase die Zusammensetzung der Fettsäuren

bestimmt. Auch in höheren Lagen kann man jedoch eine

befriedigende Qualität erhalten, da die Blütezeit und

die Kornbildungsphase etwas später sind und entspre-

chend bei ziemlich milden Temperaturen stattfinden.

Die neuen Sorten

Bei den neuen HOLL-Rapssorten gibt es weitere Fort-

schritte sowohl bei ihren agronomischen Eigenschaf-

ten als auch bei der Qualität. In Abbildung 4 sind der

stetige Ertragszuwachs und die Abnahme des ALA-

Gehaltes dargestellt. Die Einführung der ersten HOLL-

Hybriden hat diese Entwicklung noch verstärkt. Diese

Sorten haben es in den letzten Jahren erlaubt, mit den

Ertragssteigerungen bei den klassischen Sorten Schritt

zu halten. Die HOLL-Sorten sind im Allgemeinen etwas

weniger produktiv als die klassischen Sorten. Der

Anbau von HOLL-Sorten wird mit einer Prämie von

etwa zehn Franken / dt gefördert, was dem aktuellen

Ertragsunterschied gegenüber den Standardsorten

entspricht.

Dank

Diese Arbeit wurde durch die Zusammenarbeit mit Swiss Granum, Fenaco, Florin, Sabo, Monsanto und INRA möglich. Sie wurde im Rahmen eines durch CTI mitfinan-zierten Projektes durchgeführt. Die Autoren bedanken sich bei allen Beteiligten.

Geh

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)

Relativer Ertrag im Verhältnis zu den aktuellen Standardsorten (%)Visby - Adriana - Compass

Splendor

V141OL

V280OL

MSP01

60 70 80 90 1002,2

2,4

2,6

2,8

3,0

3,2

3,4

3,6

3,8

4,0

Abb. 4 | Relative Erträge und mittlere Gehalte an C18:3 (ALA, Linolensäure) der HOLL-Rapssorten, die in der Schweiz seit 2004 angebaut werden (MSP01: 2004 (n=5), Splendor: 2004-2007 (n=26), V1411OL: 2007-2011 (n=44), V280OL: seit 2012 (n=19). Die Fehler-balken geben die Standardabweichung an.

Page 36: Agrarforschungschweiz Heft 7+8, Juli 2013

348 Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 348–351, 2013

Mit fünf ausgewählten Masthybriden – Ross 308, Ross

PM3, Cobb 500, Hubbard F15 und Cobb 99 – wurde auf

dem Betrieb des Aviforum in Zollikofen ein Mastversuch

durchgeführt. Ziel dieses Versuchs war es, den aktuellen

Stand der verschiedenen Masthybriden in Bezug auf

ihre Mastleistung, Schlacht- und Fleischqualität zu

ermitteln und miteinander zu vergleichen.

M a t e r i a l u n d M e t h o d e n

Je 1120 Küken pro Masthybridlinie wurden gemischtge-

schlechtlich (as hatched) zufällig auf vier Abteile ver-

teilt eingestallt (280 Tiere pro Abteil; Abb. 1). Einge-

streut wurden 1,2 kg Strohmehlwürfel pro m2, wobei

am 35. Tag jeweils im Bereich vor den Luken des Aus-

senklimabereichs Hobelspäne nachgestreut wurden.

Für alle Verfahren wurde das gleiche Starter-, Mast-

und Endmastfutter der Firma UFA AG, Sursee einge-

setzt. Die Haltung erfolgte nach in der Schweiz praxis-

üblichen Vorgaben. Die Mastdauer betrug 37 Tage. Die

Cobb 99 Kreuzung wurde von Grelier aus Cobb Hennen

x Hubbard Hähnen gezüchtet. Alle Tiere, ausser die

Ross 308 Hybriden, stammten aus importierten Eiern

aus Frankreich. Die Ross 308 Eier kamen von Elterntie-

ren der Micarna AG aus der Schweiz. Alle Küken wur-

den von der Brüterei Wüthrich in Belp ans Aviforum

geliefert. Die Schlachtung erfolgte im Schlachthof der

Micarna AG in Courtepin. Die fünf Masthybriden wur-

den in Verfahrensgruppen (ohne Wiederholungen) im

normalen Schlacht- und Zerlegungsprozess der Micarna

Cédric Hoffmann1, Anton Grub1, Danielle Albiker2 und Ruedi Zweifel2

1Micarna SA,1784 Courtepin, Schweiz2Aviforum, 3052 Zollikofen, Schweiz

Auskünfte: Danielle Albiker, E-Mail: [email protected], Tel. +41 31 915 35 33

Mastleistung, Schlachtkörper- und Fleisch-qualität verschiedener Masthybridlinien

K u r z b e r i c h t

Abb. 1 | Übersicht über die Haltung der Mastpoulets in einem Abteil. (Foto: Aviforum)

Page 37: Agrarforschungschweiz Heft 7+8, Juli 2013

Mastleistung, Schlachtkörper- und Fleisch qualität verschiedener Masthybridlinien | Kurzbericht

349Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 348–351, 2013

AG bearbeitet. Die Qualität des Brustfleisches wurde

mittels Messungen des pH-Wertes (Knick Portamess

913  pH-Meter) und der Fleischfarbe (Spektrocolorime-

ter von DR Lange) bestimmt.

R e s u l t a t e

Lebendgewicht, Futterverwertung und Mortalität

Die Lebendgewichte der Hybriden lagen zwischen

2078  g und 2332 g (Tab. 1) und erreichten somit End-

gewichte in der Grössenordnung der angestrebten Soll-

werte (Ross 308, 2012; PM3, 2012; Cobb 500, 2012; Hub-

bard F15, 2011). Schon vom 1. Tag an zeigte sich beim

Lebendgewicht ein signifikanter Unterschied zwischen

den Hybriden. Die Hubbard F15 (HF15) erreichten am

Mastende ein vergleichbares Gewicht zu Ross 308 (R308)

Hybriden. Die Cobb 500 (C500) und Ross PM3 (RPM3)

Hybriden waren signifikant schwerer als die Ross 308

und Hubbard F15 Hybriden. Mit dem höchsten Gewicht

hoben sich die Cobb 99 (C99) Tiere signifikant von den

anderen ab.

Das Lebendgewicht am 30. Tag ist von Bedeutung für

den Verkauf von ganzen Poulets unter Berücksichtigung

der Vorgaben der besonders tierfreundlichen Stallhaltung.

Gemäss Ethoprogrammverordnung (EVD, 2008) muss die-

ses Alter mindestens erreicht werden, um BTS-Beiträge zu

erhalten. Ausser den Ross 308 Hybriden überschritten die

geprüften Hybriden das Zielgewicht der Micarna AG (1530

g) in diesem Versuch bereits vor dem 30. Tag.

Um den Futterverwertungsindex (FVI) der fünf Hybri-

den miteinander vergleichen zu können, wurde er linear

auf ein Zielgewicht von 2,15kg extrapoliert. Die Cobb

99 Tiere schnitten mit dem tiefsten korrigierten FVI sig-

nifikant am besten ab.

Tabelle 1 zeigt die Mortalitätsrate am Mastende. Sie

lag bei allen Hybriden über dem Durchschnitt von 2,3 %

der letztjährigen Umtriebe (Aviforum 2011). Ross Hybri-

den hatten einen leicht höheren Anteil an tot aufgefun-

denen Tieren im Stall als die anderen Hybriden. Bei den

Cobb und Hubbard F15 Hybriden wurden mehr Tiere

aktiv ausgemerzt, wobei die beiden Hauptgründe Bein-

probleme oder Unterentwicklung waren. Cobb 500 Hyb-

ride zeigten den grössten Anteil an Herzschlägen.

Schlacht- und Zerlegungsausbeute

Die Schlachtgewichte der Hybriden lagen zwischen

1444 g und 1656 g (Tab. 2). Die Hybriden der Ross 308

waren am leichtesten und diejenigen der Cobb 99 am

Hybride R308 RPM3 C500 HF15 C99 Sign.2 N SEM3

Kriterium

Lebendgewicht 1. Tag in g 37,88a 38,93ab 38,46ab 36,03c 39,46b * 20 0,27

Lebendgewicht 37. Tag in g 2078a 2196b 2194b 2130a 2332c * 20 12,43

FVI (kg Futter/kg LG) 1,596a 1,629ab 1,655b 1,589a 1,617ab * 20 0,011

FVI berechnet bei 2150g LG 1,652a 1,595a 1,622a 1,604a 1,491b * 20 0,015

Mortalität Tag 37 in % 3,03 5,18 3,21 4,55 3,66 * 20 0,591*=p< 0.05, n.s. = nicht signifikant; unterschiedliche Buchstaben bezeichnen signifikante Unterschiede 2SEM standard error of means

Tab. 1 | Mastleistungen

Hybride R308 RPM3 C500 HF15 C99

Kriterium

Schlachtgewicht (SG) Tag 37 (g) 1444 1546 1554 1513 1656

Ausbeute ganzer Tierkörper (%) 69,5 70,4 70,8 71,0 71,0

Schenkel (% SG) 33,0 33,5 32,5 34,0 33,3

Flügel (% SG) 10,2 10,2 10,0 10,5 10,2

Brustkarkasse (% SG) 39,0 38,1 39,7 36,3 38,4

Brustfleisch (% Karkasse) 49,2 49,0 57,3 49,3 50,1

Innenfilet (% Karkasse) 10,1 9,8 8,3 12,1 10,2

Brustfleisch + Innenfilet (%SG) 23,1 22,4 26,0 22,3 23,2

Konfiskate (%) 1,11 3,38 4,34 1,40 3,98

Tab. 2 | Qualität der Schlachtkörper

Page 38: Agrarforschungschweiz Heft 7+8, Juli 2013

Kurzbericht | Mastleistung, Schlachtkörper- und Fleisch qualität verschiedener Masthybridlinien

350 Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 348–351, 2013

schwersten. Die Schlachtausbeute lag bei Ross 308 Hybri-

den am tiefsten. Die ebenfalls leichteren Hubbard F15

Hybriden erzielten eine um 1,5 % höhere Ausbeute als

diese.

Der Brustkarkassenanteil der Hubbard F15 Hybriden

fiel in diesem Versuch mit 25,8 % am tiefsten aus. Denz-

ler (2012) beschreibt für diese Hybriden mit 22,5 % einen

deutlich tieferen Wert, was auf genetische Einflüsse

zurückgeführt werden kann. Schenkel- und Flügelanteil

waren gegenüber den anderen Hybriden leicht erhöht.

Die Cobb 500 Hybriden zeigten im Gegensatz zum Ver-

such von Denzler (2012) den höchsten Brustanteil in der

Brustkarkasse, knapp gefolgt von den Ross 308 und

Cobb 99 Hybriden (Tab. 2).

Bei den Konfiskaten waren die Hauptgründe Unter-

hautinfektionen und Hautveränderungen. Von den

Hybriden Ross 308 und Hubbard F15 wurden am

wenigsten Tiere konfisziert. Am meisten Konfiskate

gab es bei den Cobb 500 Hybriden, dicht gefolgt von

den Cobb 99 Tieren.

Die prozentuale Verteilung der Schlachtgewichte der

Cobb 99 Tiere zeigte eine geringere Uniformität als dieje-

nige der anderen Hybriden. Die Schlachtkörpergewichte

der HF15 Hybriden waren am ausgeglichensten (Abb. 2).

Fleischqualität

Bei der Fleischqualität unterschieden sich die Hubbard

F15 und Cobb 99 Tiere signifikant von den anderen

Hybriden (Tab. 3). Denzler (2012) bestätigt einen tiefe-

ren pH-Wert und damit einhergehend höhere Tropf-

saftverluste der Hubbard F15 Hybriden. Die Cobb

500  Tiere erreichten in diesem Versuch höhere pH-

0,0%

2,0%

4,0%

6,0%

8,0%

10,0%

12,0%

14,0%

750

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1450

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1650

17

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1850

19

50

2050

R308 RPM3 C500 HF15 C99

Abb. 2 | Prozentuale Verteilung der Schlachtgewichte in g nach Hybriden.

Hybride R308 RPM3 C500 HF15 C99

Kriterium

pH-Wert (36h p.m.) 5,86c 5,85c 5,89c 5,73a 5,78b

Helligkeit (L) 48,07a 48,69a 47,87a 50,24c 50,11b

Rote Farbintensität (a) 1,12 1,07 1,17 1,03 0,95

Gelbe Farbintensität (b) 11,23ab 11,11ab 10,93a 11,91c 11,55bc

1unterschiedliche Buchstaben bezeichnen signifi kante Unterschiede (p< 0.05)

Tab. 3 | Qualität des Brustfleisches1

Page 39: Agrarforschungschweiz Heft 7+8, Juli 2013

Mastleistung, Schlachtkörper- und Fleisch qualität verschiedener Masthybridlinien | Kurzbericht

351Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 348–351, 2013

Werte. Gesamthaft weichen die gemessenen Werte

nicht von den Erfahrungswerten für Pouletfleisch ab.

Auch bezüglich der Farbmessungen stimmen die Resul-

tate dieses Versuchs mit Denzler (2012) überein. Das

Fleisch der Hubbard F15 und Cobb 99 Hybriden war sig-

nifikant heller, leicht weniger rot und gelber als das der

anderen Hybriden.

S c h l u s s f o l g e r u n g e n

Der Mastversuch zeigte signifikante Unterschiede in den

technischen Resultaten (Schlachtgewicht, FVI), der

Schlachtkörperzusammensetzung und der Fleischquali-

tät zwischen den Masthybriden:

•• Mit den Cobb 99 Tieren können gute Mastleistungen

erzielt werden, aufgrund der Erreichung des Zielge-

wichtes von 1,53 kg vor dem 30. Tag jedoch nur für

die Produktion von Poulets für die Zerlegung.

•• Cobb 500 und Ross 308 Hybriden hatten den höchsten

Brustkarkassenanteil.

•• Von den Ross 308 Hybriden wurden am wenigsten

Tiere wegen Unterhautinfektionen konfisziert.

Die Resultate dieses Versuchs weisen darauf hin, dass je

nach angestrebtem Ziel des Integrators (Schlachtgewicht,

FVI, Schlachtausbeute ganzer Tierkörper, Anteil Brust-

fleisch, Fleischfarbe) ein anderer Hybrid die beste Lösung

darstellt. n

Literatur ▪ Aviforum, 2011. Jahresbericht. Zugang: http://www.aviforum.ch/downloads/D_%20JB_Aviforum_11.pdf [8.3.13].

▪ Cobb 500 – Broiler Performance and Nutrition Supplement, 2012, Cobb Europe Ltd., Colchester, UK. Zugang : http://www.cobb-vantress.com/contactus/brochures/Cobb500_BPN_Supp_English.pdf [21.12.12]

▪ Denzler M., 2012. Vergleich verschiedener Mastpoulet-Hybridlinien bezüglich deren Mastleistung und Fleischqualität. Semesterarbeit vor-gelegt an der HAFL, Versuch durchgeführt am Aviforum, Zollikofen

▪ Eidgenössisches Volkswirtschaftsdepartement (EVD), 2008. Ethopro-grammverordnung 910.132.4, Artikel 6.5. Zugang: http://www.admin.ch/ch/d/sr/9/910.132.4.de.pdf [21.12.12].

▪ Hubbard F15 - Performance Summary, 12/2011. Hubbard S.A.S., Quintin, Frankreich. Zugang: http://www.hubbardbreeders.com/managementgui-des/index.php?id=20 [21.12.12].

▪ PM3- Broiler Performance objectives, 2012. Aviagen, Scotland, UK, http://en.aviagen.com/assets/Tech_Center/Ross_Broiler/RossPM3Broiler-PerfObj2012R1.pdf [21.12.12].

▪ Ross 308 – Broiler Performance Objectives, 2012. Aviagen, Scotland, UK, http://en.aviagen.com/assets/Tech_Center/Ross_Broiler/Ross308Broiler-PerfObj2012R1.pdf [21.12.12]

Page 40: Agrarforschungschweiz Heft 7+8, Juli 2013

352 Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 352–355, 2013

Cédric Hoffmann1, Anton Grub1, Danielle Albiker2 und Ruedi Zweifel2

1Micarna SA,1784 Courtepin, Schweiz2Stiftung Aviforum, 3052 Zollikofen, Schweiz

Auskünfte: Danielle Albiker, E-Mail: [email protected], Tel. +41 31 910 35 33

Masthybridlinien: Benutzung des Aussenklima-bereichs, Einstreuqualität und Gefieder

In der Schweiz werden fast 90 % der Mastpoulets nach

BTS-Normen (Besonders tierfreundliche Stallhaltungs-

systeme) gehalten. Somit haben sie Zugang zu einem

Aussenklimabereich (AKB). Am Aviforum wurde die

Benutzung des AKB von fünf verschiedenen Masthyb-

ridlinien miteinander verglichen, da bis jetzt noch keine

Daten dazu bekannt sind. Die Qualitäten der Einstreu,

Fussballen, Fersen und Befiederung wurden als weitere

Indikatoren für das Tierwohl beurteilt. Die Versuchsbe-

schreibung entspricht der Publikation «Mastleistung,

Schlachtkörper- und Fleischqualität verschiedener Masthy-

bridlinien».

Nutzung des AKB

Die Auswertung der AKB-Nutzung am 22., 23., 26., 30.

und 35. Tag erfolgte quantitativ anhand von Fotoauf-

nahmen. Dazu wurde je eine Kamera (MxControlCenter

V2.5.2 der MOBOTIX AG) pro zwei Abteile installiert,

welche automatisch im Stundentakt ab 0,5 h nach bis

0,5 h vor Schliessung der Auslaufklappe eine Aufnahme

machte (Abb. 1). Der AKB war für die Tiere jeden Tag

von 8.00 Uhr bis 17.00 Uhr zugänglich. Die Anzahl Tiere

im AKB wurde durch Zählen der Tiere auf den Fotos

ermittelt. Es wurde nicht unterschieden, welche Tiere

jeder Gruppe draussen waren, d.h. ob es sich immer um

dieselben Tiere handelte oder nicht.

Vom ersten Tag an nutzten die Hubbard F15 Hybri-

den den AKB signifikant häufiger als die vier anderen

Hybridlinien (Abb. 2 und 3). Es gab keine bevorzugten

Zeiten. Mit einem Höchstanteil von 38,6 % dieser Tiere

im AKB wurde der Platz gut ausgenutzt. Von der Cobb

500 Linie gingen mit höchstens 23,6 % am wenigsten

Tiere raus (Abb. 4 und 5). Alle Hybride nutzten den AKB

mit zunehmendem Alter immer häufiger. Die Ross 308

Hybriden überholten ab dem 30. Masttag die Cobb 99

Tiere und verzeichneten am 35. Masttag die grösste Aus-

gangs-Zunahme.

Einstreu, Wasserverbrauch, Fussballen und Fersen

Am 29. und 37. Versuchstag wurde die Einstreuqualität

aufgrund des Anteils verkrusteter Fläche an der Gesamt-

fläche und der Feuchtigkeit beurteilt. Zwischen den Hyb-

riden gab es signifikante Unterschiede (Tab. 1). Die Hub-

bard F15 hatten die beste Einstreuqualität.

Der Wasserverbrauch beeinflusst die Einstreuqualität.

Hubbard F15 Hybriden konsumierten signifikant weni-

ger Wasser als die anderen Hybriden (Tab. 2). Auch ihr

Faktor Wasser zu Futter war am tiefsten. Cobb Hybriden

tranken am meisten Wasser. Der Faktor Wasser zu Futter

K u r z b e r i c h t

Abb. 1 | Abteile des Aussenklimabereichs mit Kameras. (Foto: Aviforum)

Page 41: Agrarforschungschweiz Heft 7+8, Juli 2013

Masthybridlinien: Benutzung des Aussenklimabereichs, Einstreuqualität und Gefieder | Kurzbericht

353Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 352–355, 2013

unterschied sich über die ganze Mast gesehen nicht

signifikant zwischen den Hybriden.

Die Fussballen- und Fersenerhebung erfolgte bei der

Schlachtung pro Hybrid. Die Ross 308 Hybriden hatten

den höchsten Anteil Tiere mit Fussballenläsionen, die

Hubbard F15 Hybriden den tiefsten. Cobb Hybriden

zeigten mehr Fersenläsionen als die anderen Hybriden

(Tab. 3).

Bei der Einstreu zeigten die Cobb 99 Tiere gegenüber

den Ross und Cobb 500 Hybriden einen leichten Vorteil,

was sich jedoch nicht positiv auf die Gesundheit der Fuss-

ballen und Fersen auswirkte. Die Hubbard F15 Hybriden

hingegen hatten die tiefste Rate an Fussballen- und Fer-

senläsionen. Die Ross 308 Hybriden wiesen die schlech-

teste Einstreu auf, was zu grossen Fussballenveränderun-

gen führte, trotz tiefstem Lebendgewicht. Die Ross PM3

Hybriden zeigten im Gegensatz zu den Ross 308 Hybri-

den bessere Werte bei den Fussballenläsionen als die

Cobb 500 Hybriden bei gleichem Lebendgewicht und

gleich schlechter Einstreu.

0%

1%

2%

3%

4%

5%

6%

7%

8%

08.30h 09.30h 10.30h 11.30h 12.30h 13.30h 14.30h 15.30h 16.30h

Proz

entu

aler

Ant

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er T

iere

im A

KB

AKB Nutzung Tag 22

R308

RPM3

C500

HF15

C99

Alle

Abb. 2 | Nutzung des Aussenklimabereichs (AKB) der Hybride am Tag 22.

Abb. 3 | Nutzung des Aussenklimabereichs (AKB) der Hybride am Tag 35 inklusive Mittelwert von Tag 22 bis 35.

Abb. 4 | 38,6 % der Hubbard F15 Tiere nutzen den AKB um 09.30 Uhr am Tag 35.

Abb. 5 | 23,6 % der Cobb 500 Tiere nutzen den Aussenklima-bereich um 10.30 Uhr am Tag 35.

0%

5%

10%

15%

20%

25%

30%

35%

08.30h 09.30h 10.30h 11.30h 12.30h 13.30h 14.30h 15.30h 16.30h Mittelwert

Proz

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R308

RPM3

C500

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1%

2%

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08.30h 09.30h 10.30h 11.30h 12.30h 13.30h 14.30h 15.30h 16.30h

Proz

entu

aler

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eil d

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im A

KB

AKB Nutzung Tag 22

R308

RPM3

C500

HF15

C99

Alle

Page 42: Agrarforschungschweiz Heft 7+8, Juli 2013

Kurzbericht | Masthybridlinien: Benutzung des Aussenklimabereichs, Einstreuqualität und Gefieder

354 Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 352–355, 2013

Beurteilung des Gefieders

Für die Beurteilung der Verschmutzung des Gefieders

wurde die Methode von Weeks et al. (1994) gemäss For-

man und Keeling (2009) adaptiert und angewendet,

aber nur auf den Bauch und den Rücken der Tiere bezo-

gen, wie es die RSPCA (2011) vorschlägt. Dabei wird der

Verschmutzungsgrad anhand einer Skala von 0 (sauber)

bis 2 (sehr dreckig mit Verkrustung) angegeben. Die

Beurteilung wurde anhand von Fotografien vom leben-

den Tier vorgenommen, welche am 22. und 36. Tag auf-

genommen worden waren. Zusätzlich wurde der Befie-

derungsgrad beurteilt. Er ist aus Tierschutzsicht relevant,

da eine gute Befiederung während des Transportes die

Tiere sowohl vor Kälte als auch vor Hitze schützt.

Das Gefieder der Hybriden war am Rücken nur leicht

verschmutzt, während am Bauch einige Tiere verkruste-

ten Schmutz aufwiesen. Cobb 500 Hybriden zeigten

schon ab dem 22. Tag die stärkste Verschmutzung,

jedoch ohne Signifikanz zu den anderen Hybriden. Das

Gefieder war bei allen Hybriden am 22. Tag in etwa

gleich weit entwickelt. Erst gegen Mastende waren die

C99 Tiere signifikant besser bedeckt als die C500 Hybri-

den (Tab. 4).

Die Verschmutzung des Gefieders der Hybriden lag

auf der Bauchseite trotz schlechter Einstreuqualität

generell im mittleren Bereich und unterschied sich zwi-

schen den Hybriden nicht signifikant. Die Möglichkeit,

einen AKB zu benutzen, kann dazu beigetragen haben,

den Verschmutzungsgrad leicht abzuschwächen (Fork-

man und Keeling, 2009). Cobb 99 und Hubbard F15

Hybriden zeigten die saubersten Gefieder, was mit ihrer

besseren Einstreuqualität zusammenhängt. Zwischen

dem Verschmutzungsgrad und dem Auftreten von Fer-

senläsionen ist entgegen der Erwartungen der OIE

(2010) kein klarer Zusammenhang ersichtlich. Die Ent-

wicklung der Befiederung hatte keinen Einfluss auf die

Leistung oder das Verhalten der Tiere. Sie unterschied

sich auch erst gegen Mastende und nur zwischen Cobb

99 Tieren, welche gut befiedert waren, und Cobb 500

Hybriden, deren Gefieder noch nicht das ganze Tier

bedeckte, signifikant. Der Befiederungsgrad scheint

hauptsächlich genetisch bedingt zu sein.

R308 RPM3 C500 HF15 C99 Sign.1 N SEM2

Verkrustung (%)

28. Tag 58,75ab 62,5ab 63,75b 43,75c 50,00ac * 20 3,11

37. Tag 93,75a 92,50a 92,50a 66,25b 83,75ab * 20 4,39

Feuchtigkeit3

28. Tag 1a 1a 1a 0b 0,75a * 20 0,11

37. Tag 2,25 2,00 2,25 1,125 1,375 + 20 0,271*=p< 0,05, +=p<0,1, n.s. = nicht signifikant; unterschiedliche Buchstaben bezeichnen signifikante Unterschiede.2SEM: standard error of means. 3Skala: 0 nicht feucht bis 3 sehr feucht und pappig.

Tab. 1 | Beurteilung der Einstreuqualität

Wasserverbrauch (dl) R308 RPM3 C500 HF15 C99 Sign.1 N SEM2

1. – 37. Tag 1,81ab 1,97bc 2,04bc 1,63a 2,11c * 20 0,057

Faktor Wasser zu Futter (l/kg)

1. – 37. Tag 2 2,03 2,05 1,76 2,05 n,s, 20 0,0691*=p< 0,05, +=p<0,1, n.s. = nicht signifikant; unterschiedliche Buchstaben bezeichnen signifikante Unterschiede.2SEM: standard error of means.

Tab. 2 | Wasserverbrauch in dl pro Tier und Tag und Faktor Wasser- zu Futterverbrauch in ml Wasser pro g Futter (im Durchschnitt pro Ver-fahren)

HybridTiere mit Fussballen-

läsionen in %Tiere mit Fersen-

läsionen in %

R308 74 18

RPM3 26 46

C500 53 68

HF15 10 16

C99 40 58

Tab. 3 | Beurteilung der Tiere mit Fussballen- und Fersenläsionen

Page 43: Agrarforschungschweiz Heft 7+8, Juli 2013

Masthybridlinien: Benutzung des Aussenklimabereichs, Einstreuqualität und Gefieder | Kurzbericht

355Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 352–355, 2013

S c h l u s s f o l g e r u n g e n

•• Die gewählte Methode eignet sich gut zur Auswer-

tung der AKB-Nutzung von Masthybriden.

•• Der AKB wird von allen Hybriden regelmässig über

den Tag verteilt benutzt.

•• Die Hubbard F15 Hybriden zeigten am Mastende die

beste Einstreu, nutzten den AKB am häufigsten und

hatten am wenigsten Fussballen- und Fersenläsionen.

•• Mit zunehmendem Alter wird der AKB von mehr

Tieren benutzt.

•• Das Gefieder entwickelt sich genetisch bedingt leicht

unterschiedlich und bleibt ohne Einfluss auf die

Leistung oder das Verhalten während der Mast. Die

Cobb 500 Hybride zeigten in diesem Versuch die

unvollständigste Befiederung.

•• Mit den Cobb 99 Tieren können die guten Mastleis-

tungen der Cobb Hennen und die positiven Eigen-

schaften der Hubbard Hähne in Bezug auf die

Einstreuqualität und auf die Sauberkeit des Gefieders

miteinander verbunden werden.

•• Alle untersuchten Hybriden können zur Haltung nach

den BTS-Bestimmungen empfohlen werden. n

Literatur ▪ Cobb 500 – Broiler Performance and Nutrition Supplement, 2012, Cobb Europe Ltd., Colchester, UK. Zugang : http://www.cobb-vantress.com/contactus/brochures/Cobb500_BPN_Supp_English.pdf [21.12.12].

▪ Eidgenössisches Volkswirtschaftsdepartement (EVD), 2008. Ethopro-grammverordnung 910.132.4, Artikel 6.5. Zugang: http://www.admin.ch/ch/d/sr/9/910.132.4.de.pdf [21.12.12].

▪ Forkman B. und Keeling L., 2009. Assessment of Animal Welfare Measu-res for Layers and Broilers. Welfare Quality Reports No. 9, Cardiff Univer-sity, UK, ISBN 1-902647-79-3.

▪ Hubbard F15 - Performance Summary, 12/2011. Hubbard S.A.S., Quintin, Frankreich. Zugang: http://www.hubbardbreeders.com/managementgui-des/index.php?id=20 [21.12.12].

▪ OIE ad hoc Group on animal welfare and broiler chicken production sys-tems / June 2010, Zugang: http://www.oie.int/doc/ged/D9693.PDF [20.12.12].

▪ PM3- Broiler Performance objectives, 2012. Aviagen, Scotland, UK, Zugang: http://en.aviagen.com/assets/Tech_Center/Ross_Broiler/ RossPM3BroilerPerfObj2012R1.pdf [21.12.12].

▪ Ross 308 – Broiler Performance Objectives, 2012. Aviagen, Scotland, UK, Zugang: http://en.aviagen.com/assets/Tech_Center/Ross_Broiler/ Ross308BroilerPerfObj2012R1.pdf [21.12.12].

▪ RSPCA, 2011. Welfare Standards for Chickens, Royal Society for the Pre-vention of Cruelty to Animals, UK, Zugang: http://www.rspca.org.uk/ImageLocator/LocateAsset?asset=document&assetId=1232725466971&mode=prd [20.12.12].

R308 RPM3 C500 HF15 C99 Sign.1 N p

Tag 22

Schmutziger Rücken2 0 0,083 0,167 0,083 0 n.s. 60 0,461

Schmutziger Bauch2 0,25 0,5 0,5 0,333 0,583 n.s. 60 0,474

Befiederungsstärke3 2 1,833 2 2 2 n.s. 60 0,050

Tag 36

Schmutziger Rücken2 0,545 0,333 0,600 0,417 0,583 n.s. 57 0,671

Schmutziger Bauch2 1,455 1,333 1,600 1,208 1,125 n.s. 57 0,306

Befiederungsstärke3 0,273ab 0,667ab 0,917a 0,750ab 0,200b * 57 0,4701*=p < 0,05, +=p<0,1, n.s. = nicht signifikant; unterschiedliche Buchstaben bezeichnen signifikante Unterschiede.2Scoring nach RSPCA (2011) und Weeks et al. (1994): 0 sauber bis 2 sehr dreckig mit Verkrustung.3Skala: 0 starke Befiederung bis 2 schwache Befiederung.

Tab. 4 | Beurteilung der Befiederung

Page 44: Agrarforschungschweiz Heft 7+8, Juli 2013

356 Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 356–358, 2013

Höhere Erträge in pflanzlichen Anbausystemen mit limi-

tierten Ressourcen – eine Notwendigkeit, wenn man die

Prognosen für das Bevölkerungswachstum betrachtet.

Eine wichtige Rolle in der Pflanzenernährung spielen

dabei die meist unsichtbaren Mikroorganismen in den

Böden. Stickstoff fixierende Mikroorganismen erschlies-

sen für Pflanzen inerten atmosphärischen Stickstoff,

während Mykorrhizapilze den Zugang zu mehr Phos-

phat ermöglichen. Durch eine Vielzahl indirekter Effekte

können Mikroorganismen die Nährstoffversorgung und

Gesundheit der Pflanzen verbessern. Im Seminar «Aktu-

elle Aspekte von Nährstoffkreisläufen in Agrarökosyste-

men» an der ETH Zürich (10. und 11. Januar 2013) wur-

den unter der Leitung von Emmanuel Frossard und

Astrid Oberson aktuelle Forschungsprojekte rund um

das Thema «Nützliche Mikroorganismen für eine ökoef-

fiziente Pflanzenernährung» vorgestellt. Der gezielte

Einsatz von Mikroorganismen in landwirtschaftlichen

Systemen steckt zwar noch in Kinderschuhen, wird

jedoch in Zukunft an Bedeutung gewinnen, insbeson-

dere in Regionen wo Phosphor, Stickstoff sowie der

Zugang zu Pestiziden limitiert ist.

Optimale Nährstoffversorgung durch Symbiose mit My-

korrhizapilzenArbuskuläre Mykorrhizapilze (AMP) gehen mit Pflanzen-

wurzeln Symbiosen ein, durch welche die Pilze Kohlen-

stoff von der Pflanze im Austausch gegen Nährstoffe wie

Phosphat erhalten. Die Pilzhyphen bilden in den Pflan-

zenwurzelzellen sogenannte Arbuskeln, welche die Ober-

fläche für den Nährstoffaustausch vergrössern. Die mole-

kularen Komponenten der Symbiose zwischen Pflanze

und AMP wurden von Uta Paszkowski (Universität Cam-

bridge) am Beispiel von Reis näher erläutert. So konnten

Untersuchungen zeigen, dass alle Reispflanzen, die

Mykorrhiza-Symbiosen aufweisen, auch die Proteine PT11

und PT13 der Genfamilie PHOSPHATE TRANSPORTER1

(PHT1) aufweisen. Mutanten, denen PT11 und PT13 fehlt,

hatten eine signifikant geringere AMP-Kolonisierung und

kleinere Arbuskeln als die nicht mutierten Pflanzen. Aus-

serdem akkumulierten Mutanten weniger Phosphat in

Wurzel- und Sprossgewebe. Da sich AMP nicht für anae-

robe Bedingungen eignen, kommt der positive Effekt

einer AMP-Infizierung nur in aeroben Reissystemen, d.h.

für sogenannten Hochlandreis, zum Zug.

Neben dem besseren Verständnis der molekularen Kom-

ponenten hat sich auch die Taxonomie der AMP seit

2000 grundlegend verändert, da zahlreiche neue Ord-

nungen, Familien und Gattungen entdeckt wurden.

2011 wurden die AMP in die drei neuen Klassen Paraglo-

Kräuterseitling auf einem Substratblock bei der Firma Romanens Pilz GmbH. (Foto: Antonia Müller)

Antonia Maria Müller1, Floris Heim2 und Christian Folberth1

1Departement für Umweltsystemwissenschaften, ETH Zürich, 8006 Zürich, Schweiz2Institut für Geographie, Universität Zürich, 8057 Zürich, Schweiz

Auskünfte: Antonia Müller, E-Mail: [email protected], Tel. +41 52 354 91 32

Mikroorganismen – Bestandteil zukünftiger Düngungssysteme*

K u r z b e r i c h t

*Uebersetzung von Valentin Theubet

Page 45: Agrarforschungschweiz Heft 7+8, Juli 2013

Mikroorganismen – Bestandteil zukünftiger Düngungssysteme* | Kurzbericht

357Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 356–358, 2013

meromycetes, Archaeosporomycetes und Glomeromyce-

tes eingeteilt. Unter diesem Gesichtspunkt beleuchtete

Fritz Oehl (ART Reckenholz) den Einfluss der landwirt-

schaftlichen Nutzung auf die Zusammensetzung der

AMP. Untersuchungen an verschiedenen zentraleuropäi-

schen Standorten (inkl. DOK-Feldversuch Therwil,

Schweiz) konnten aufzeigen, dass die Biodiversität der

AMP durch die Intensität der Landnutzung, das Anbau-

system (konventionell, biologisch) und die Bodenbear-

beitung (Pflug, pfluglose Bearbeitung) beeinflusst wer-

den. Eine Studie legte den Schluss nahe, dass viele

AMP-Arten bevorzugt oder sogar ausschliesslich in orga-

nisch landwirtschaftlichen Systemen vorkommen, ver-

mutlich aufgrund eines geringen Anteils an leicht ver-

fügbarem Phosphat in diesen Böden.

Matthias Rillig (Freie Universität Berlin) erläuterte

den Einfluss von AMP auf zentrale Prozesse der Boden-

aggregation. Die symbiontische Interaktion der Pilze

kann insbesondere die Zusammenstellung der Pflanzen-

gesellschaft durch eine Bevorzugung von bestimmten

Pflanzensymbionten verändern. Diese Bevorzugung

kann wiederum zu einer erhöhten Produktivität der

Pflanzengesellschaft führen. Daraus resultiert eine

erhöhte Kohlenstoff-Deposition welche das

C/N-Verhältnis des Bodens ändert. Diese Veränderungen

wirken sich sowohl auf die Bodensubstrat-Zusammen-

setzung als auch auf die Bodenaggregations-Eigenschaf-

ten aus. Ausserdem kann Kohlenstoff, der aufgrund der

Symbiose über Rhizodeposition in den Boden gelangt,

die mikrobielle Aktivität des Bodens erhöhen sowie die

Zusammensetzung der Bakteriengesellschaft verändern.

Einen Bogen zur praktischen Anwendung schlug Hannes

Gamper (ETH Zürich). Er untersucht die Gemeinschafts-

bildung von Mykorrhizapilzen nach einer experimentel-

len Vermischung mit dem Ziel, die Folgen einer Beimp-

fung mit Fremdpilzstämmen besser vorhersehen und für

die Landwirtschaft möglichst optimale AMP-Gesellschaf-

ten identifizieren zu können.

Die Erkenntnisse von Hannes Gamper sind insbeson-

dere auch für die praktische Anwendung und Herstel-

lung von AMP-Inokulaten wichtig, welche von Ewald

Sieverding (Universität Hohenheim) dargestellt wurden.

Unter einem Inokulum versteht man ein Substrat, wel-

ches eine infektiöse Einheit enthält. Diese kann das

Myzelium oder eine Gruppe von Sporen beinhalten.

Aufgrund der einfachen Kultivierung und der Eignung

für fast alle ökologischen Bedingungen, wird häufig Rhi-

zophagus irregularis verwendet. Als wichtig für die Eta-

blierung von AMP-Inokulaten in der Praxis erachtet

Ewald Sieverding die Entwicklung einer einfachen und

kostengünstigen Methode, um den Bedarf an AMP im

Feld zu bestimmen.

Neue Erkenntnisse in der biologischen Stickstoff-Fixierung

Während die Besiedelung von Leguminosen durch Rhizo-

bien beziehungsweise Stickstoff fixierende Bakterien in

ihren Grundzügen bekannt ist, steht gemäss Hans-Martin

Fischer (ETH Zürich) aktuell u.a. die Kommunikation

zwischen den beteiligten Organismen im Fokus der For-

schung. So wurde kürzlich ein Rezeptor identifiziert,

welches Lipo-Oligosaccharide der Knöllchenbakterien

erkennt und das Einrollen der Wurzelhaare sowie die

Ausbildung von Infektionskanälen induziert. Zunehmend

wird das Gen-Knockout-Verfahren genutzt, um spezifi-

sche Interaktionen zu klären. Wird beispielsweise das

Gen zur Unterdrückung der pflanzlichen Abwehrreak-

tion in Rhizobien ausgeschaltet, kommt es zur Bildung

von Nekrosen an der Pflanze und eine Besiedelung kann

nicht länger stattfinden. Die Bestimmung der beteiligten

Botenstoffe könnte es in Zukunft erlauben, die Symbiose

durch eine Applikation von Botenstoffen zu fördern.

Ein weiterer Schwerpunkt gegenwärtiger Forschung

ist die Limitierung sowie die optimale Versorgung der

Pflanzen durch andere Nährstoffe, insbesondere Phos-

phor. Jean-Jacques Drevon (INRA Montpellier) stellte

hierzu aktuelle Ergebnisse aus einem Züchtungs- und

Selektionsprogramm für eine verbesserte Effizienz der

Phosphatnutzung in der symbiotischen Stickstoff-Fixie-

rung vor. Besonderes Augenmerk wurde auf die Selek-

tion von Leguminosen unter praxisnahen Umweltbe-

dingungen gelegt. Es existieren genetische Linien,

welche sowohl unter Phosphormangel als auch unter

optimaler Phosphorversorgung eine hohe Stickstoff-

Synthese-Leistung aufweisen, wohingegen andere

Linien nur einen der beiden Gesichtspunkte erfüllen.

Da auch Rhizobien über unterschiedliche Phosphortole-

ranzen verfügen und diese somit in der Wirtspflanze

erhöhen können, ist die Selektion der optimalen Mikro-

symbionten ebenfalls von Bedeutung.

Hinsichtlich der Stickstoff-Fixierung im Grasland

stellte Andreas Lüscher (ART Reckenholz) eine Studie

zum Thema Mischverhältnisse von Klee und Gras zur

optimalen Stickstoff-Fixierung vor. Die an 31 Standor-

ten in Europa erfassten Daten zeigen, dass eine Klee-

Gras-Mischung in mehr als 98 % der Versuche einen

höheren Biomasseertrag lieferte als die jeweiligen

Monokulturen. Das Optimum der Mischverhältnissen

lag bei 40 – 60 % Kleeanteil in der Trockenmasse, da hier

das Gras dem Ökosystem Stickstoff entzieht und somit

eine verstärkte Stickstoff-Fixierung im Klee induziert

wird. Bei niedrigeren Klee-Anteilen kann der Klee den

Stickstoffbedarf des Graslandes nicht decken, bei höhe-

ren Anteilen sinkt der Stickstoffentzug durch das Gras,

wodurch die Fixierung von Stickstoff durch den Klee

weniger gefördert wird.

Page 46: Agrarforschungschweiz Heft 7+8, Juli 2013

Kurzbericht | Mikroorganismen – Bestandteil zukünftiger Düngungssysteme*

358 Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 356–358, 2013

Der letzte Beitrag zum Thema Rhizobien behandelte die

Inokulation von Nicht-Leguminosen mit Pseudomonas

und AMP sowie positive Effekte der Rotation von Nicht-

Leguminosen mit Leguminosen. Paul Mäder (FiBL) stellte

Projekte aus Indien vor, die im Rahmen einer Schweiz-

Indien Zusammenarbeit auf die Erhöhung der kleinbäu-

erlichen Grundnahrungsmittelproduktion abzielen.

Dazu wurden Weizen, Reis und Urdbohne mit Pseudo-

monas und/oder AMP inokuliert, welche im Vorfeld aus

dem Wurzelraum vor Ort kultivierter Weizenpflanzen

gewonnen worden waren. Es zeigte sich, dass die Erträge

vor allem auf Feldern gesteigert werden konnten, die

unter herkömmlichen Bedingungen nur sehr niedrige

Ernten erlaubten. Bei Weizen war so eine Ertragszu-

nahme von bis zu 80 % möglich. Wurde nur mit einem

der Organismen inokuliert, so erfolgte im Schnitt eine

Ertragssteigerung von jeweils 40 %. Bei der Urdbohne,

einer Leguminose, zeigte die Inokulation keinen signifi-

kanten Effekt, da vermutlich bereits bodenbürtige Rhi-

zobien vorhanden waren. Reis wies eine geringere

Ertragszunahme als Weizen auf, durch Gründüngung

mit der Leguminose Sesbania sesban konnten die Erträge

jedoch von Reis um weitere 30 % gesteigert werden.

Mikroorganismen als biologische PestizideMikroorganismen im Boden können neben der Stick-

stoff- und Phosphaternährung auch die Pflanzenge-

sundheit und das Pflanzenwachstum durch die Sekre-

tion von antimikrobiell-wirkenden Substanzen oder

Pflanzenhormonen beeinflussen. Carolin Schwer (ETH

Zürich) inokulierte Mais mit verschiedenen Kombinatio-

nen von Rhizophagus irregularis (AMP) sowie mit zwei

Bakterienstämmen. Während die Bakterien das Wur-

zelwachstum durch die Produktion von Pflanzenhor-

monen stimulieren, Stickstoff fixieren oder Phosphat

mobilisieren ist der AMP für den Phosphortransport

verantwortlich. Die Maiswurzeln wurden mit den Mik-

roorganismen in den verschiedensten Kombinationen

inokuliert. Eine Zunahme der Trockenmasse war für die

Kombinationen von jeweils einem Bakterium mit Rhi-

zophagus zu beobachten. Wurden die Maispflanzen

mit beiden Bakterien und Rhizophagus gleichzeitig

inokuliert, konnte kein additiver Effekt nachgewiesen

werden. Ein positiver Effekt konnte ebenfalls für die

Aufnahme von Phosphor in die Maispflanzen beobach-

tet werden, wenn Rhizophagus mit einem der Bakte-

rien gleichzeitig inokuliert wurde, jedoch konnten

keine Unterschiede für Stickstoff festgestellt werden.

Es stellt sich die Frage, ob für die Versuche eine nähr-

stoffärmere Erde sinnvoller gewesen wäre, um eine

Symbiose der Pflanzen mit den stickstofffixierenden

Mikroorganismen zu fördern.

Pseudomonaden sind Bakterien, die im Boden mit Pflan-

zenwurzeln assoziiert leben und das Wachstum und die

Entwicklung von Pflanzen positiv beeinflussen. Durch

das Absondern von antimikrobiell wirkenden Stoffen,

z.B. 2,4-Diacetylphloroglucinol (DAPG), können Pseudo-

monaden wurzelbürtige Krankheiten verhindern, wie

Monika Maurhofer (ETH Zürich) zeigen konnte. Dies

wurde z.B. auf den suppressiven Böden mit Tabakanbau

in Morens, CH nachgewiesen. Obwohl der Erreger der

schwarzen Wurzelfäule im Feld in hohen Mengen nach-

gewiesen wurde, waren die Tabakwurzeln gesund. In

weiteren Versuchen konnte gezeigt werden, dass Wei-

zensorten für bestimmte Pseudomonas-Genotpyen

selektionieren, d.h. Weizenwurzeln können die Popula-

tion von nützlichen Bakterien beeinflussen. Zusätzlich

beeinflussen Wurzelexudate von Pythium-infiszierten

Weizenpflanzen die bakterielle Genexpression und

somit die Produktion von DAPG. In weiteren Versuchen

konnten Monika Maurhofer und ihr Team in Zusammen-

arbeit mit Syngenta zeigen, dass auf Pflanzenblätter

gesprühte Pseudomonas Lepidopterenlarven reduzieren.

Und das Beste daran: Die Pseudomonas wirken nicht

toxisch gegen adulte Hummeln oder Hummellarven! Ob

man die Pseudomonaden deshalb in Zukunft als Insekti-

zide verwenden könnte, wird nun weiter untersucht.

Das wohl eindrücklichste Beispiel für die Wichtigkeit

von Zink für die Pflanzengesundheit lieferte Brion Duffy

(ACW Wädenswil) bei der Fusarium-Bekämpfung mit

DAPG-produzierenden Pseudomonaden. Erstaunlicher-

weise produzierten die Pseudomonaden weniger DAPG

in der Anwesenheit von Fusarinsäure, dem Toxin des

Fusarium-Pathogens. Wurde allerdings zusätzlich Zink

hinzugegeben, wurde Fusarinsäure gebunden und die

Pseudomonaden produzierten wieder mehr des antimik-

robiell wirkenden Stoffes DAPG, so dass Fusarium-Schä-

den reduziert wurden.

Den Abschluss des Seminars bildete eine Exkursion

zur Romanens Pilz GmbH in Gossau, wo Shiitake, Kräu-

terseitling und Austernseitling in Bioqualität für den

Schweizer Markt produziert werden. Herr Romanens

und sein Team erläuterten Probleme und Erfolgsge-

schichten, welche die Biopilz-Produktion mit sich bringt.

Und wer vom Pilzproduktionsfieber angesteckt wurde,

konnte einen Block Substrat mit Inokulum mitnehmen

und überprüfen, ob man dem Shiitake wirklich durch

Schütteln einen Regen vorgaukeln kann und sie somit

zur Fruchtkörperproduktion anregt. n

Page 47: Agrarforschungschweiz Heft 7+8, Juli 2013

359

Einladung

Agroscope Changins-Wädenswil ACW und die «Internati-

onal Society for Horticultural Science (ISHS)» freuen sich,

Sie zum «1st International Symposium on Medicinal, Aro-

matic and Nutraceutical Plants from Mountainous Areas»

einzuladen. Dieses Symposium findet vom 5. bis 9. Juli

2011 in der Schweiz in Saas Fee statt und ist an Personen

gerichtet, die in der Forschung, Produktion und Bildung

tätig sind.

Das Ziel des Symposiums ist es, neuste Informationen

aus der Wissenschaft über den Anbau und die Nutzung

von Pflanzen aus dem Berggebiet zu präsentieren und

zu diskutieren - Pflanzen, die in Medikamenten sowie als

Aromastoffe und Zusatzstoffe in Nahrungsmitteln Ver-

wendung finden. Die in höheren Lagen gedeihenden

Wildpflanzen sind im allgemeinen reich an sekundären

Inhaltsstoffen und wurden seit Jahrhunderten zu

Heilzwecken gesammelt. Doch der Bedarf an einigen

dieser Pflanzen ist in den letzten Jahren gestiegen, daher

kann die Nachfrage nur über deren professionellen

Anbau gewährleistet werden. Zudem erlaubt ein solcher

Anbau eine nachhaltige Produktion mittels optimalen

Anbaubedingungen und angepassten Genotypen mit

gewünschtem phytochemischem Profil, das durch

Domestikation und Züchtung erzielt wurde. Damit kön-

nen natürlicherweise vorkommende Pflanzenpopulatio-

nen geschützt werden.

Mehr als 100 Vorträge und Poster werden von For-

schenden aus der ganzen Welt von Korea bis Argenti-

nien in vier Sessionen präsentiert: 1) Genetische Ressour-

cen und Botanik, 2) Domestikation, Züchtung und

markergestützte Selektion, 3) Anbau, Pflanzenschutz

und Ernte und 4) Nachernte-Verfahren wie Trocknung,

Extraktion und Produktherstellung. Das Symposium wird

in Englisch gehalten, ohne Übersetzung.

Weitere Infos unter: http://www.agroscope.admin.ch/

mapmountain/index.html?lang=en

Aktuelles

Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 359, 2013

P o r t r ä t

Cécile Brabant: die Wissenschaft vom Brot – vom Weizenfeld zum Backtrog

Wenn man sieht, wie sich Cécile Brabant in ihrer blauen

Arbeitskleidung und den Feldschuhen auf dem Gelände

von Changins munter bewegt, könnte man glauben, sie

sei auf dem Land aufgewachsen. Aber weit gefehlt: Die

junge Frau ist in Paris zur Welt gekommen, wo sie auch

ihre ganze Kindheit verbracht hat. «Im Grunde genom-

men bin ich durch und durch ein Stadtmensch!» bekennt

die junge Forscherin mit einem Lachen, das für sie so

charakteristisch ist.

Ihr tiefer Bezug zur Natur geht zurück auf jene Zeit,

als sie zwölf Jahre alt war und ihre Eltern ein Haus auf

dem Land gekauft hatten. Dort entdeckte sie auch den

Reitsport, den sie bis heute aktiv betreibt. Als es später

darum ging, einen Beruf zu wählen, fiel es ihr schwer,

sich zwischen Pflanzenbau und Tierzucht zu entscheiden.

Sie liebäugelte sogar mit der Idee, Tierärztin zu werden,

bevor sie sich dann definitiv für den Pflanzenbau ent-

schied, der ihr bessere Berufsmöglichkeiten bot.

Zunächst studierte sie Pflanzenbiologie und Popula-

tionsgenetik an der Universität Pierre et Marie Curie.

Anschliessend spezialisierte sich Cécile Brabant während

eines Jahres in Pflanzenzucht an der Nationalen Hoch-

schule für Agraringenieure (ENITA) in Clermont-Ferrand.

Danach reihte sie verschiedene Praktikumsaufenthalte

aneinander, die sich thematisch mit der Selektion und

der Pathologie befassten. Beispiele sind die Züchtung

von Industrieerdbeeren bei Pernod-Ricard, Arbeiten

über Virusinfektionen auf der Gewürzvanillein Franzö-

sisch Polynesien oder die Selektionsarbeiten bei Zwie-

beln an der INRA in Dijon.

2001 nimmt Cécile Brabant ihre Arbeit als Sommer-

weizenzüchterin bei Agroscope Changins-Wädenswil in

Changins auf und übernimmt ab 2012 auch die Verant-

wortung für das Backqualitätslabor. Mit dieser doppel-

ten beruflichen Ausrichtung erlebt die junge Forscherin

reichhaltige und spannende Tage. «Diese beiden Arbeits-

gebiete ergänzen sich, denn das vorrangige Ziel der Wei-

zenzüchtung bei Agroscope ist die hohe Backqualität.»

Die Züchtung ist eine langwierige Arbeit, welche genaue

Beobachtungen und viel Geduld erfordert. In der Tat

vergehen gut ein Dutzend Jahre von der Kreuzung bis

zur Registrierung einer neuen Sorte. Danach braucht es

nochmals drei bis vier Jahre, bis die Sorte auf dem

Markt ist. «Aber diese Anstrengungen lohnen sich»,

meint Cécile Brabant. «In den letzten zehn Jahren haben

wir viele neue Sorten geschaffen, die heute vorwiegend

in der Schweiz angebaut werden, aber auch weltweit –

insbesondere in Marokko, in der Ukraine, in Neuseeland,

in den USA und Kanada in den Anbau gelangen». Diese

Züchtungen finden in enger Zusammenarbeit mit Agro-

scope ART und Delley Samen und Pflanzen (DSP) statt.

Cécile Brabant und ihr Team bearbeiten zahlreiche

Aspekte der Backqualität und der Züchtung wie zum Bei-

spiel der Einfluss der Sorte auf den Geschmack des Bro-

tes, die Auswirkung der Stickstoffdüngung auf den

Gehalt und die Qualität von Gluten bei den Sorten, die

gemäss Bio- oder Extenso- Richtlinien angebaut werden,

die Selektion von Sorten für die Brotherstellung auf der

Basis von tiefgefrorenem Teig, die Bestimmung von Pro-

teinen mittels Elektrophorese und Chromatographie,

die Schaffung von Sorten mit hohem Gehalt an gewissen

Nährstoffen wie beispielsweise Lutein (verbreitetes

Carotinoid), oder der Einfluss des mit Fasern und Anti-

oxidantien angereicherten Weizenmehls auf die Back-

qualität.

In enger Bindung an ihr Ursprungsland wohnt Cécile

Brabant mit ihrem Ehemann und den beiden Töchtern in

der Franche-Comté auf einem Bauernhof, den sie schritt-

weise wieder herrichten. Dort tummeln sich auch meh-

rere Tiere – «nur Tiere, die genügsam sind und sich selbst

versorgen können» präzisiert die junge Frau: zwei Stu-

ten, 18 Hühner unterschiedlicher Rassen und vier Schafe,

die als «Rasenmäher» für das einen Hektar grosse

Gelände dienen.

Sibylle Willi, Agroscope Changins-Wädenswil ACW

Page 48: Agrarforschungschweiz Heft 7+8, Juli 2013

360

A k t u e l l

Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 360–363, 2013

Aktuell

Bodenschutz in der Landwirtschaft

Ein Modul der Vollzugshilfe Umweltschutz in der

Landwirtschaft

Die Vollzugshilfe erläutert die gesetzlichen Grundlagen

für das Modul Bodenschutz mit den beiden Bereichen

Erosion und Bodenverdichtung. Unbestimmte Rechtsbe-

griffe werden im Hinblick auf die landwirtschaftliche

Bewirtschaftung des Bodens konkretisiert. Die Vollzugs-

hilfe richtet sich in erster Linie an die Vollzugsbehörden

der VBBo.

Anton Candinas, Bundesamt für Landwirtschaft BLW

Jean-Pierre Clément, Bundesamt für Umwelt BAFU

Die Vollzugshilfe «Bodenschutz in der Landwirtschaft» wird nur

elektronisch veröffentlicht.

Download: http://www.bafu.admin.ch/UV-1313-D

> Landwirtschaft> Umwelt-Vollzug2013

> Bodenschutz in derLandwirtschaft

Ein Modul der Vollzugshilfe Umweltschutz in der Landwirtschaft

Esparsette: Eine unbekannte Wunder-pflanze

Im Rahmen des EU Projektes LegumePlus (PITN-

GA-2011-289377) trafen sich über 30 Wissenschaftlerin-

nen und Wissenschaftler in Zürich, um die neuesten For-

schungsergebnisse zu diskutieren. Die Esparsette ist eine

alte, in Vergessenheit geratene Futterpflanze mit vielen

wertvollen Eigenschaften. Neben hoher Futterqualität

und guter Trockenheitstoleranz ist es vor allem der hohe

Gehalt an bioaktiven Inhaltsstoffen, insbesondere Tan-

nine, welche diese Futterleguminose so interessant

machen. Im interdisziplinären LegumePlus-Projekt unter-

suchen Chemikerinnen und Chemiker die Zusammenset-

zung der verschiedenen Tannine. Zudem erforschen

Parasitologen und Tierernährungsspezialisten deren

Wirkung auf die Tiergesundheit und die Qualität der

Nahrungsmittel. Pflanzenwissenschafter forschen nach

verbesserten Anbaumethoden und nach Möglichkeiten,

den züchterischen Fortschritt zu verbessern. Erste Resul-

tate zeigen, dass die Esparsette eine Futterleguminose

mit grossem Potential ist. Weitere Informationen auf

www.legumeplus.eu.

Roland Kölliker, Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART

Page 49: Agrarforschungschweiz Heft 7+8, Juli 2013

361

A k t u e l l

Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 360–363, 2013

N e u e P u b l i k a t i o n e n

ART-Bericht 760

Steuerersparnisse werden gelegentlich als Motiv für

Maschineninvestitionen herangezogen, wenn die be-

triebswirtschaftliche Notwendigkeit der Investition nicht

offensichtlich gegeben ist. Anhand eines konkreten

Betriebsbeispiels wird die Weiternutzung eines vorhan-

denen Traktors mit einer vorgezogenen Ersatzinvesti-

tion verglichen. Im Rahmen einer Simulation über zehn

Jahre werden die Auswirkungen auf die kumulierten

Steuerausgaben und die kumulierten verfügbaren finan-

ziellen Mittel (vfM, Cashflow) des landwirtschaftlichen

Haushalts untersucht. Die vfM stellen die Differenz zwi-

schen Einnahmen und Ausgaben auf Stufe des landwirt-

schaftlichen Haushalts dar und können dementspre-

chend als Veränderung des Eigenkapitals interpretiert

werden. Um den kantonalen Einfluss bei den Steuern zu

berücksichtigen, wird die Analyse für vier Standortge-

meinden in den Kantonen Bern, Schwyz, Solothurn und

Thurgau durchgeführt. Entsprechend variieren die

kumulierten Steuereinsparungen zwischen 9600 und

23 800 Franken. Diese Einsparungen erscheinen ange-

sichts der damit einhergehenden Veränderungen bei

den verfügbaren finanziellen Mitteln (vfM) als irrele-

vant. Beim Kauf können in allen Kantonen über sechs bis

sieben Jahre keine Reserven gebildet werden und die

kumulierten vfM liegen über die zehn Jahre 75 000 bis

81 700 Franken tiefer als bei einer Weiternutzung des

alten Traktors. Für den betrachteten Betrieb stellt die

vorgezogene Ersatzinvestition auch unter Berücksicht

gung der erzielten Steuereinsparung ein finanzielles

Risiko dar. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht haben die

Steuern einen gewissen Effekt, sie rechtfertigen aber die

vorgezogene Ersatzinvestition bei Weitem nicht. Die

Investition ist unter der gegebenen Betriebssituation

finanziell nur verantwortbar, wenn sie mit ausserlan

wirtschaftlichem Nebeneinkommen mitfinanziert wer-

den kann.

Hans-Rudolf Zahnd, Agro-Treuhand Rütti AG, CH-3052 Zollikofen

Christian Gazzarin und Markus Lips, Forschungsanstalt Agroscope

Reckenholz-Tänikon ART

Impressum

Herausgeber:Forschungsanstalt AgroscopeReckenholz-Tänikon ARTTänikon, CH-8356 Ettenhausen,Redaktion: Etel Keller,ART

Die ART-Berichte/Rapports ARTerscheinen in rund 20 Nummernpro Jahr. JahresabonnementFr. 60.–. Bestellung von Abonne-ments und Einzelnummern:ART, Bibliothek, 8356 EttenhausenT +41 (0)52 368 31 31F +41 (0)52 365 11 [email protected]: www.agroscope.ch

ISSN 1661-7568

ART-Bericht 760

Maschineninvestitionen und Steuereinsparungen

Eine Cashflow-Analyse des landwirtschaftlichen Haushalts

Autoren

Hans-Rudolf Zahnd,Agro-Treuhand Rütti AG,Molkereistrasse 23,CH-3052 Zollikofen

Christian Gazzarin undMarkus Lips,Forschungsanstalt AgroscopeReckenholz-Tänikon ART,CH-8356 Ettenhausen

März 2013

Steuerersparnisse werden gelegentlich alsMotiv für Maschineninvestitionen heran-gezogen, wenn die betriebswirtschaftli-che Notwendigkeit der Investition nichtoffensichtlich gegeben ist. Anhand eineskonkreten Betriebsbeispiels wird die Wei-ternutzung eines vorhandenen Traktorsmit einer vorgezogenen Ersatzinvestitionverglichen. Im Rahmen einer Simulationüber zehn Jahre werden die Auswirkun-gen auf die kumulierten Steuerausgabenund die kumulierten verfügbaren finanzi-ellen Mittel (vfM, Cashflow) des landwirt-schaftlichen Haushalts untersucht. DievfM stellen die Differenz zwischen Ein-nahmen und Ausgaben auf Stufe des land-wirtschaftlichen Haushalts dar und kön-

nen dementsprechend als Veränderungdes Eigenkapitals interpretiert werden.Um den kantonalen Einfluss bei denSteuern zu berücksichtigen, wird die Ana-lyse für vier Standortgemeinden in denKantonen Bern, Schwyz, Solothurn undThurgau durchgeführt. Entsprechend vari-ieren die kumulierten Steuereinsparungenzwischen 9600 und 23800 Franken. DieseEinsparungen erscheinen angesichts derdamit einhergehenden Veränderungenbei den verfügbaren finanziellen Mitteln(vfM) als irrelevant. Beim Kauf können inallen Kantonen über sechs bis sieben Jahrekeine Reserven gebildet werden und diekumulierten vfM liegen über die zehnJahre 75000 bis 81700 Franken tiefer als

«Der Kauf eines neuen Traktors will gut überlegt sein. ‹Steuern sparen› darf kein Hauptmotivsein.»

Maschineninvestitionen und Steuereinsparungen

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362

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Aktuell

M e d i e n m i t t e i l u n g e n

Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 360–363, 2013

28.06.2013 Filmpremiere: «Von Älplern für Älpler»Um eine Alp zu bewirtschaften, ist viel Know-how nötig.

Im Rahmen des Forschungsprogramms AlpFUTUR, das

von Agroscope und der Eidgenössischen Forschungsan-

stalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL koordiniert

wird, sind drei Kurzfilme zur Bewirtschaftung und Pflege

von Sömmerungsweiden entstanden. Erfahrene Älpler

aus den Kantonen Bern, Graubünden und Wallis geben

darin ihr praktisches Wissen weiter. Dabei steht die sorg-

fältige Nutzung der Alpweiden mit Kühen, Jungvieh und

Milchziegen im Vordergrund.

20.06.2013 Donnerstags im Gestüt – zwei spannende Nach-mittage bei den Hengsten Die traditionellen Donnerstage im Schweizerischen Nati-

onalgestüt SNG in Avenches finden dieses Jahr am

18.  Juli und am 8. August statt. Auf dem Programm

stehen erneut originelle Vorführungen; zudem ist es

möglich, hinter die Kulissen des Gestütbetriebs und in

die Werkstätten zu blicken. Die Donnerstage im Gestüt

richten sich an die breite Öffentlichkeit.

www.agroscope.admin.ch/medienmitteilungen

Aktuelle Forschungsergebnisse

für Beratung und Praxis:

Agrarforschung Schweiz publiziert 10-mal

im Jahr Forschungsergebnisse über

Pflanzenbau, Nutztiere, Agrarwirtschaft,

Landtechnik, Lebensmittel, Umwelt und

Gesellschaft.

Agrarforschung ist auch online verfügbar

unter: www.agrarforschungschweiz.ch

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AGrArForSchUNGSchweiz

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Talon einsenden an:redaktion Agrarforschung Schweiz, Forschungsanstalt AgroscopeLiebefeld-Posieux ALP-haras, Postfach 64, 1725 PosieuxTel. +41 26 407 72 21, Fax +41 26 407 73 00e-mail: [email protected] | www.agrarforschungschweiz.ch

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Agrarforschung Schweiz/RechercheAgronomique Suisse ist die zeitschrift

der landwirtschaftlichen Forschung von

Agroscope und ihren Partnern. Partner der

zeitschrift sind das Bundesamt für Landwirt-

schaft, die hochschule für Agrar-, Forst- und

Lebensmittelwissenschaft hAFL, die Bera-

tungszentralen AGriDeA, die eidgenössische

Technische hochschule eTh zürich, Departe-

ment für Umweltsystemwissenschaften und

Agroscope, die gleichzeitig herausgeberin der

zeitschrift ist.

Die zeitschrift erscheint in Deutsch und Fran-

zösisch. Sie richtet sich an Fachpersonen aus

Forschung, industrie, Lehre, Beratung

und Politik, an kantonale und eidgenössische

Ämter und an weitere Fachinteressierte.

Page 51: Agrarforschungschweiz Heft 7+8, Juli 2013

363

Informationen: www.agroscope.admin.ch/veranstaltungen

Aktuell

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V e r a n s t a l t u n g e n

Informationen: www.agroscope.admin.ch/veranstaltungen

I n t e r n e t l i n k s

ecoinvent – weltweit führende Daten-bank für Ökobilanzen

www.ecoinvent.ch

Die Ökoinventar-Datenbank ecoinvent bildet die Basis

für Ökobilanzierungsprojekte, Öko-Design oder Pro-

dukt-Umweltinformationen. Die neu lancierte Version

3.0 ist ein weiterer Meilenstein in der Ökobilanzierung:

Neue und aktualisierte Daten, zum Beispiel in den Berei-

chen chemische Produktion, Lebensmittel und Gemüse

sowie Elektrizität, bieten den Nutzern von ecoinvent

mehr Anwendungsmöglichkeiten.

August 2013

17.08.2013Infotag Beeren 2013Agroscope Changins-Wädenswil ACWForschungszentrum Conthey

22.08.2013Infotag Gemüsekulturen im GewächshausAgroscope Changins-Wädenswil ACWForschungszentrum Conthey

23.08.2013InfoTag Medizinal- und AromapflanzenAgroscope Changins-Wädenswil ACWAttiswil BE

29.08.2013AGFF-StrickhoftagungAgroscope ART, AGFFStrickhof, Eschikon, 8315 Lindau

September 2013

05.09.2013Informationstagung AgrarökonomieAgroscope Reckenholz-Tänikon ARTEttenhausen

Oktober 2013

01.10.2013AlpFUTUR - wissenschaftliche SchlusstagungAlpFUTUR Verbund (Agroscope, WSL)Schüpfheim LU

02.10.20137. ÖkobilanzplattformAgroscopeAgroscope, 8046 Zürich

V o r s c h a u

September 2013 / Heft 9

Die Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL wurde baulich erweitert, hat eine neue Führung und mit der Berner Fachhochschule BFH eine neue Trägerschaft. (Foto: HAFL)

V o r s c h a u

•• Marktkontrollen – Qualität von Pflanzenschutz-

mitteln in der Schweiz, Bruno Patrian et al., ACW

•• Nachhaltigkeitsbewertung von Insektiziden im

Getreide- und Kartoffelanbau der Schweiz,

Patrik Mouron et al., ART und ACW

•• Einfluss von Insektiziden auf Nützlinge in Getreide-

und Kartoffelkulturen, Stève Breitenmoser und

Robert Baur, ACW

•• Screening von Leguminosen für Vegetationsdecken:

Stickstoff und Unkraut-Begleitflora, Claude-Alain

Gebhard et al., ACW, HAFL und ETH Zürich

•• Serie Proficrops: Das Vertrauen der Kunden in

Schweizer Produkte stärken: Die Rolle der Differen-

zierung, Anna Crole-Rees et al., ACW

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www.alpfutur.ch

Dienstag, 1. Oktober 2013

TagungsortBerufsbildungszentrum BBZNChlosterbüel 28CH – 6170 Schüpfheim LU

Schlusstagung Forschungsprogramm AlpFUTUR

Detailprogramm und Anmeldungwww.alpfutur.ch/schlusstagungAnmeldung obligatorisch

Zukunft der Sömmerungsweiden in der Schweiz

QR-Code zum Detailprogramm

Mit Simultanübersetzung

Deutsch – Französisch

Donnerstag, 5. September 2013

36. Informationstagung AgrarökonomieAgroscope, Tänikon, Ettenhausen

Schwerpunktthemen•Agrarstrukturelle Entwicklung•Buchhaltungsergebnisse 2012

Weitere Themen•SAK-Faktoren•Qualitätsproduktion •Wirtschaftlichkeit der Pensionspferdehaltung

TagungsortAgroscope, Tänikon 1, CH−8356 Ettenhausen

Detailprogramm und Anmeldung:www.agroscope.ch >Veranstaltungen >Informations­tagung Agrarökonomie

Anmeldeschluss: 28. August 2013

Eidgenössisches Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung WBFAgroscope

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