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1 Förderkonzept „ Deutsch als Zweitsprache“ in der Grundschule Hollern-Twielenfleth, 2018 1.Vorbemerkungen Die Schüler, die ohne oder mit nur geringen Deutschkenntnissen in die Grundschule kommen, haben oftmals im sozialen Umfeld mit vielfältigen Veränderungen zu kämpfen. Darüber hinaus werden sie in ein „Sprachbad“ ¹ hineingeworfen, in dem sie nicht nur in der Schule „schwimmen“ Sie müssen sich nun mit der deutschen Sprache auseinandersetzen. „Die sprachlichen Mittel, die die Teilhabe an Bildung ermöglichen, müssen möglichst schnell erworben werden. Dafür ist systematischer Unterricht in der deutschen Sprache erforderlich….unter dem Gesichtspunkt der grammatischen Progression.“ ³ In der Regel beherrschen DaZ-Schüler, wenn sie die Grundschule besuchen, eine erste Sprache, d.h. Deutsch wäre ihre zweite oder dritte Sprache, die sie lernen.⁴ 2. Organisation Der Förderunterricht DaZ findet an unserer Schule 2-3 Std pro Woche in Kleinstgruppen oder auch als Einzelunterricht statt. (Die Gruppenstärke ist durch die besondere Lehrersituation bedingt.) Zeitlich liegt DaZ parallel zum Klassenunterricht oder zusätzlich in den Randstunden. 3. Förderung der Sprachkompetenz Der Unterricht in DaZ fördert - zusätzlich zum sprachsensiblen Klassenunterricht- schwerpunktmäßig die Wortschatzvermittlung und den Aufbau der Grammatik unter besonderer Berücksichtigung der Stolpersteine der deutschen Sprache“ .⁵ Voraussetzung des Spracherwerbs - und schließlich der Alphabetisierung- ist die Förderung der Phonologischen Bewusstheit. DaZ- Schüler, deren Lautmuster über ihre Muttersprache festgelegt ist, haben Schwierigkeiten, besonders „typisch deutsche“ Laute wahrzunehmen und damit auch zu artikulieren, was wiederum zu Missverständnissen führen kann. Übungen mit verschiedenen Stimmen und Stimmlagen unterstützen die Laut- Buchstabenzuordnung.⁶ „… zur Bewältigung ihres 1)Zvi Penner, Frühe Sprachförderung, Schulungsscript, S.6 2)ebd 3) Niedersächsisches Kultusministerium, Curriculare Vorgaben für den Unterricht, Deutsch als Zweitsprache, 2016, S.4 4)Größeren Schwierigkeiten begegnen solche Schüler, die noch keine Sprache an sich erworben haben, weil sie z.B. in einem Sprachgemisch aufgewachsen sind oder deren Sprachentwicklung verzögert ist. Hier wären Fachkräfte wie Dolmetscher, Logopäden…hilfreich. 5)vgl. NLQ Hildesheim, von Rosenzweig, Herbstakademie Qualifizierung DaZ schulformspezifisch,S.2ff 6) vgl. Fabuli, Lehrerhandbuch, S.6

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Förderkonzept „ Deutsch als Zweitsprache“ in der Grundschule Hollern-Twielenfleth, 2018

1.Vorbemerkungen

Die Schüler, die ohne oder mit nur geringen Deutschkenntnissen in die Grundschule kommen, haben

oftmals im sozialen Umfeld mit vielfältigen Veränderungen zu kämpfen.

Darüber hinaus werden sie in ein „Sprachbad“ ¹ hineingeworfen, in dem sie nicht nur in der Schule „schwimmen“ .² Sie müssen sich nun mit der deutschen Sprache auseinandersetzen. „Die sprachlichen Mittel, die die Teilhabe an Bildung ermöglichen, müssen möglichst schnell erworben werden. Dafür ist systematischer Unterricht in der deutschen Sprache erforderlich….unter dem Gesichtspunkt der grammatischen Progression.“ ³

In der Regel beherrschen DaZ-Schüler, wenn sie die Grundschule besuchen, eine erste Sprache, d.h.

Deutsch wäre ihre zweite oder dritte Sprache, die sie lernen.⁴

2. Organisation

Der Förderunterricht DaZ findet an unserer Schule 2-3 Std pro Woche in Kleinstgruppen oder auch als

Einzelunterricht statt. (Die Gruppenstärke ist durch die besondere Lehrersituation bedingt.) Zeitlich

liegt DaZ parallel zum Klassenunterricht oder zusätzlich in den Randstunden.

3. Förderung der Sprachkompetenz

Der Unterricht in DaZ fördert - zusätzlich zum sprachsensiblen Klassenunterricht- schwerpunktmäßig

die Wortschatzvermittlung und den Aufbau der Grammatik unter besonderer Berücksichtigung der

„ Stolpersteine der deutschen Sprache“ .⁵

Voraussetzung des Spracherwerbs - und schließlich der Alphabetisierung- ist die Förderung der

Phonologischen Bewusstheit. DaZ- Schüler, deren Lautmuster über ihre Muttersprache festgelegt

ist, haben Schwierigkeiten, besonders „typisch deutsche“ Laute wahrzunehmen und damit auch zu

artikulieren, was wiederum zu Missverständnissen führen kann. Übungen mit verschiedenen

Stimmen und Stimmlagen unterstützen die Laut- Buchstabenzuordnung.⁶ „… zur Bewältigung ihres

1)Zvi Penner, Frühe Sprachförderung, Schulungsscript, S.6

2)ebd

3) Niedersächsisches Kultusministerium, Curriculare Vorgaben für den Unterricht, Deutsch als Zweitsprache, 2016, S.4

4)Größeren Schwierigkeiten begegnen solche Schüler, die noch keine Sprache an sich erworben haben, weil sie z.B. in einem

Sprachgemisch aufgewachsen sind oder deren Sprachentwicklung verzögert ist. Hier wären Fachkräfte wie Dolmetscher,

Logopäden…hilfreich.

5)vgl. NLQ Hildesheim, von Rosenzweig, Herbstakademie Qualifizierung DaZ schulformspezifisch,S.2ff

6) vgl. Fabuli, Lehrerhandbuch, S.6

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Alltags in Deutschland müssen die Schülerinnen und Schüler möglichst rasch lernen, aus Hörtexten

in- und außerhalb der Schule die für sie jeweils notwendigen Informationen herauszufiltern.“ ¹

3.1 Wortschatz

Sogenannte „chunks“, also feste Verbindungen, werden zu Anfang imitierend gelernt. Sie bilden eine

erste Grundlage. Ich heiße… Ich komme aus… Ich bin …Jahre alt. Zum Einstieg hat sich außerdem von

Bettina Briddigkeit, „ Deutsch als Zweitsprache – systematisch fördern“ bewährt, hier wird der

Grundstock der Artikelhäuser erarbeitet, s.3.2.

Die Schüler nehmen Wörter mit einer Bedeutung in Situationszusammenhängen auf. Begriffe

werden über konkrete Handlungen, Bilder, Gefühle, Reime, Klänge usw. vernetzt. Jedes Wort kann

Bestandteil mehrerer Netze sein und muss bis zu 50-mal über möglichst viele akustische, visuelle

und taktile Lernkanäle erfahren werden, bevor es in den aktiven Wortschatz aufgenommen wird.²

Beginnend mit dem Lernfeld Schule wird die Welt der Schüler in Sprache umgesetzt.

Kommunikationssituationen werden herausgefordert durch Spiele aller Art:

Rollenspiele,Bewegungsspiele, Kartenspiele, Brettspiele , Handpuppenspiele, Ratespiele, Kimspiele,

usw. Das Arbeitsheft „Xa-Lando Training Deutsch als Zweitsprache“ liefert aufbauend nach

Lernfeldern gut konzipiertes Fördermaterial. Unterstützend wirkt eine fächerübergreifende

Absprache von Lernstrategien wie etwa die Anwendung der im DaZ- Unterricht verwendeten

Symbole und Farben.

3.2 Grammatik

Die Grammatik im Schnelldurchlauf sichtbar und möglichst einsichtig aufzubauen ist besonders für

Schüler ohne Sprachgefühl eine wesentliche Hilfe.

Da sich die deutsche Grammatik stets auf Artikel bezieht, werden neue Nomen mit Artikeln ( und

möglichst der Pluralform)eingeführt . Artikelsymbole und – farben unterstützen das Einüben der

Artikel. Briddigkeit (s.o.) nutzt aus dem Bilderbuch „Die Maus, die hat Geburtstag heut“, die Szene,in

der Tiere in verschieden farbige Häuser-blau-rot- grün heimgehen .Die DaZ-Schüler entwickelten die

Idee weiter. Zu den farbigen Häusern kommen die Artikelsymbole aus Xa-Lando dazu. Später sind die

Artikelhäuser mit ergänzenden Zimmern –anderen Fällen- ausbaufähig. So entstehen

Grammatikhäuser, die auf Plakaten sowohl im DaZ- Raum als auch in den Klassenzimmern ein

visuelles Gerüst darstellen. Im Xa-Lando Arbeitsheft werden zu den einzelnen Themen die

Lernwörter gezielt mit Artikeln gekennzeichnet.

Zu den weiteren Stolpersteinen gehören die Pluralbildung und die Präpositionen. Das Kon-Lab

Sprachförderprogramm, konzipiert für Kinder mit Sprachentwicklungsstörungen, enthält

umfangreiches Bildmaterial sowie Plural-und Präpositionsscreenings zur „Regelentdeckung durch

Kontrastbildung“ und „ Automatisierung der Regelanwendung“ .³

1) Curriculare Vorgaben, DaZ, S.9

2 )vgl.Xalando, Training Deutsch als Zweitsprache, Systemordner 3/ 4, Schöningh,2011, S.12ff

3) Zvi Penner, Frühe Sprachförderung, Schulungsscript S.6

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Die Verben werden mit einem Kreis gekennzeichnet, eine Unterscheidung, die später beim Satzbau

hilfreich ist. Erste Verben lassen sich pantomimisch oder bildlich darstellen, auch hier gilt: von leicht

zu schwer. Über den Infinitiv werden die Personalformen ich- du, wir-ihr erarbeitet, die Formen er-

sie- es haben schon Artikelbezug. Zunächst nutzen wir das Präsens, führen dann möglichst bald das

Perfekt ein, weil wir meistens in dieser Zeitform sprechen. Es folgen Präteritum und Futur. Neben

den Zeitformen gehören die unregelmäßigen Formen, zusammengesetzte und reflexive Verben zu

den Stolpersteinen.

Adjektive lassen sich über Gegenteile vermitteln, Schwierigkeiten sind hier die Steigerungsformen

artikelabhängige Veränderung nach dem (un)bestimmten Artikel :Das Auto ist schnell. Das ist das

schnelle Auto. Das ist ein schnelles Auto.

In der deutschen Sprache ist der Satzbau ein großer Stolperstein. Über einfache Aussagesätze ,die

Verbzweitstellung, Fragesätze, Verneinungen, Wortumstellungen bei Zeit-und Ortsangaben, die

Verbendstellung im Perfekt, werden schließlich Nebensätze mit Konjunktionen verbunden .

Legepläne¹ unterstützen die Schüler. Lesetexte ergänzen Hörtexte, die Sinnentnahme wird trainiert,

Doppeldeutigkeiten, Redewendungen und Sprichwörter kennen gelernt.

4. Sprachstandsbeobachtung

Der Phasen im Zweitspracherwerb lassen sich nach Grießhaber ² in vier Niveaustufen einteilen,

deren Indikator die Verbstellung ist, s. Anlage.

Anhand von Bildergeschichten und Beobachtungsbögen bietet das Lehrwerk „ der die das“ vom

Cornelsen Verlag Einschätzungshilfen zur Entwicklung des Sprachstandes.³

Die benötigte Zeit und der Grad der erworbenen Sprachkompetenz sind individuell sehr verschieden.

1)Systemordner, Xa-Lando 3/4, S.35

2) Grießhaber 2005, S. 14 zitiert aus: Xalando, Systemordner 3/4 , S.14f

3) der die das, Sprachstandsbeobachtung

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5. Literatur/ Fördermaterialien

- Briddigkeit , Bettina u.a. Deutsch als Zweitsprache – systematisch fördern, Persen Verlag, 2005

-Das neue Deutschmobil, 1-3, Klett, 2010

- der die das , Sprache und Lesen 1-4, Cornelsen Verlag, 2015

Basisbuch, Arbeitshefte, Kopiervorlagen, Differenzierung, Handreichung,

Sprachstandsbeobachtung

- Deutsch differenziert, Fachzeitschrift für die Grundschule, Deutsch als Zweitsprache 2/2009;

- Fabuli, Sprachlehrwerk für Kinder, ,Arbeitsbuch und Lehrerband, Klett, 2012

- Gleuwitz, Lily, Martin, Kersten, Täglich 5 Minuten Sprachförderung, Persen Verlag,2005

- Gleuwitz, Lily, Martin, Kersten, Lauter Laute,Silben und Reime, Persen Verlag, 2004

- Klein,Julia, Merkel,Johannes, Sprachförderung durch Geschichtenerzählen, Klasse 2—4, Persen

Verlag, 2008

- Komm zu Wort! 1 und 2, Hör-Bilder-Buch Deutsch für Seiteneinsteiger, Finken Verlag,2017,

Arbeitsblätter, TING Stift

- Lingo play, Spielkarten , Bildergeschichten und Spiele

- Macedonia,Manuela, Sprachspiele 1 und 2, Veritas, 2004

- Mills, Tania, Mit Kopfkinogeschichten Hörverständnis üben, 1/2, 3/4, Verlag an der Ruhr, 2007

-Niedersächsisches Kultusministerium, Curriculare Vorgaben für den Unterricht, Deutsch als

Zweitsprache, 2016

- NLQ Hildesheim, v. Rosenzweig, Herbstakademie Qualifizierung DaZ 2016

- Penner, Zvi, Bildung von Anfang an, Eins Verlag

- Penner, Zvi, Frühe Sprachförderung, Schulungsscript

- Stens, Maria, Artikel, Präpositionen und Nomen, Persen, 2012

- Volz-Mathlouti, K., Westerfelder, F., Sprech-und Grammatikspiele, AOLVerlag, 2005

- Werkstatt Deutsch als Zweitsprache, A-D, Schroedel,2002

- Xa-Lando Training Deutsch als Zweitsprache 1-4, Schöningh, 2013

Deutsch-und Sachbuch, Arbeitsheft, Lehrerband 1-4

- Zebra, Arbeitsheft Alphabetisierung Deutsch als Zweitsprache, Klett, 2017