Gasschutz Und Luftschutz 1933 Nr.5 Mai
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7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1933 Nr.5 Mai
1/28
a ku
Mitteilungsblatt amtlicher Nachrichten
Schriftleitung: Dr.
Rudolf Hanslian und Prsident Heinrich Paetsch
Herausgeber:
Dr. August
SchrimpH
NRS
BERLIN
, M
MAI 1933
3.
JAHRGANG
Dr. Hanslian: Zum Sonderheft ..Sanittswesen im Luftschutz .
Generaloberstabsarzt
Dr.
Waldmann:
Sanitts
taktik
im Heimatgebiete. Prof. Flury: Aufgaben des
Arztes
im Luftschutz. Pol.-Med.-Rat Dr. Kupsch: Sani
tre Organisation
des
zivilen
Luftschutzes.
Gasschutzsanittsbung in Kiel: Pol.-Oberstlnt. Sachs, Allgemeiner
Teil;
Prof. SchittenheJm
und Priv .
Doz.
Dr. Tiemann, Sanitrer
Teil. Ausbildung
und Fortbildung der rzte
im
Gasschutz und
Luftschutz: 1.) Prof.
Dr
.
Adam,
2.)
Generalstabsarzt a.
D. Weineck. O.-St.-
A.
a. D.
Dr.
Agena: Rettungsstellen
im
Luftschutz.
Dir.
Neubrand
:
Das Krankenhaus im
Luftschutz.
O.-St.-A.
Dr
.
Grosse:
Die Gassanittsausrstung des Heeres und
der
Heimat.
St.-A.
Dr. Muntsch: Verhalten von Dichlordithyl
sulfid gegenber Fetten und Salben . Deutsches Rotes Kreuz. Referate. Literatur.
} } S a n i t t s ~ e s e n i n
Luftschutz
Zum Sonderheft Sanittswesen
im
Luftschutz
A ls e
in
e
der vornehm sten
und
zug leich
b e d e u
tungsvollsten Vorbereitungsmanahmen der N a ~
tion, die einem feindlichen Angriff
Widerstand
aus eigener Kraft zu leisten gewillt ist, erscheint
uns das gei s t i g e R i n g en u m die E r
kenn t n i s
de r
Ges t a l t u ng des k n f
t i gen K r i e g e s. Einem solchen Erfordernis
sehen sich zwar
jetzt
wie einst alle
Staaten
der
Erde
gegenb er, aber am
brennendsten
spren
doch
die
Vlker
Eu r
0
p a
S1)
dieses Problem am
eigenen Leibe, und ihre Militrs, Wissenschaftler
und
Techniker
erkennen, je tiefer sie in die a ~
terie einzudringen versuchen, immer mehr, da
wohl
noch
niemals in
der
Kriegsgeschichte aller
Vlker
und
Zeiten
diese Frage so schwierig wie
gerade
heute zu
beantworten
gewesen ist.
Di e Begrndung, warum dies so ist, ist nicht
ohne weiteres gegeben. Eine beraus starke,
hufig sprunghafte Entwicklung der Technik und
der Wissenschaften
war
auch vor dem Weltkriege
vorhanden,
und
die von ihnen gezeitigten, fr
militrische Zwecke geeigneten Errungenschaften
fanden
sinngem im groen Rahmen der r i e g s ~
vorbereitung ihren Platz, ohne da jedoch
durch die
Fundamente
des operativen Denkens
irgendwie
tangiert,
geschweige
denn
erschttert
worden wren. Allerdings sei zugegeben, da nach
un
serer heutigen Erkenn tnis
k
e in
e r
der
g e ~
rsteten taaten vor
dem Weltkriege die
w i s s e n ~
schaftlichen und technischen Errungenschaften
seiner Zeit
im
militrischen
Sinne vllig
erkannt
und res tlos
fr
seine Kriegsvorbereitung genutzt
hat.
Somit mssen wir sagen, da die
vo r dem
W e l tk r i e g e he r r s c h ende E r k e n n t .
ni s
b
e r d i ,e Ges t a l t u ng
des
Z u
kun f t s k r i e g e s zwa r n i ch t
g r u n d ~
s t z l i c h
f a l s ch
so
doch abe r
n i ch t
v l l i g
du r chda ch t
und da du r c h u n
vo l l k ommen
und unzu l ng l i c h g e ~
wes e n is t .
Diese
bittere Wahrheit
hat die
Vlker
n a c h ~
denklich gestimmt und ist unzweifelhaft einer der
Faktoren, der zu dem heute
vorhandenen U n ~
sicherheitsgefhl beitrgt. So bergro ist ja
eigentlich beim genaueren
Hinsehen
die Zahl
der
Grnde
zur
Beunruhigung
nicht, wenn
wir
die
Problematik der auenpolitischen Konstellationen
als nicht
hierhergehrig
ausschalten.
Die
drei
Elemente, die eine
Metamorphose der r i e g s ~
gestaltung verursachen, heien noch immer
F I u
z e u
g,
Ka m
p f gas M
0 t o r
i
s ie
run
g;
sie
sind
an
sich fr die
moderne Kriegskunst nichts
Neues,
bedenklich
und
bedrohlich
werden sie nur
infolge
ihrer qualitativen
und mehr
noch q u a n ~
titativcn Entwicklungsfhigkeiten, deren
M g l i c h ~
keiten
kaum zu bersehen, deren schlieliches
potcntiel
de
guerre beraus schwer
zu werten ist.
Aus
solchen Situationen der Ratlosigkeit h e r ~
aus
entstehen
alsdann die Zweifel, ob die ehernen
Gesetze
der
Kriegskunst noch
Anspruch
auf Gh
tigkeit haben. Ihnen zu begegnen, finden wir
heute im militrischen Schrifttum z w e i Wege
beschritten: einmal ein dringendes Forschen
und
Fragen
bei
den Klassikern der Kriegskunst,
vor
allem bei C l au s e w i t
z, zum anderen
ein
Z u ~
rckgreifen auf die
exakten
Wissenschaften, die
in engster Tuchfhlung mit der modernen
1
L id c I I - H a r I ,
The
fe
making
of modern
armi
es . London
1928
.
S
0
n d e r e g g
e r
, Inlanlerieangriff und Sl ra legiscbe Operalion,
Frauenfeld (Schweiz) 1929,
I n I e r p a r 1. Uni
0
n Wie
wrd
e ein ne
uer
Krieg ausaebe
n?
Zrich
1930
.
J u s
I r 0
w .
Fe ldherr und
Kriegslechnik. Oldenburg
1933.
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Kriegskunst stehen, auf die C h e m i e und Me.
d i z in , um erst mal deren Positionsmeldungen
zwecks Erhellung der Gesamtlage entgegen.
zunehmen. Freilich ist auf diesem letzten
Wege
bestimmt
keine Patentlsung zu erwarten; weder
Chemie noch Medizin knnen uns den problema.
tischen
Kernpunkt
knftiger Kriegsgestaltung
ent.
schleiern, aber wertvolle Hinweise, brauchbare
Bausteine
liefern
sie zweifelsohne, die, richtig an.
cinandergefgt,
den
Bau
der Erkenntnis
allrnh.
lich emporwachsen lassen.
Von
diesen
Gesichtspunkten
ausgehend,
lt
die Schriftleitung von
Gasschutz
und Luft.
schutz diesmal den Me d i z i n e r
in
einem Son.
derhefte S a n i t t s wes e n i m
Lu
t
s c
h u t
z zu
Worte
kommen, um aus seinem
Munde
zu
vernehmen,
wie
e r
sich auf Grund
seiner
fachmnnischen
Kenntnisse seine
Auf.
gaben im
Rahmen
des
gesamten Luftschutzes
denkt.
Sanittsoffiziere und Spezialisten,
Hoch.
schullehrer und
Verwaltungsrzte, deren
Namen
auf dem Sondergebiete des
Gasdienstes
und des
Luftschutzes bereits
klingen, haben in dankens.
werter Weise Beitrge geliefert. Ein
besonderer
Dank gebhrt auch
an
dieser Stelle dem San i
t t s i n s p e k t e u r
d es R e i c h s h e e r e s .
der sich hier zum
ersten
Male ber die beraus
wichtige Frage der durch das Flugzeug
bedingten
San i t t s t
a k t
i k i m H e i m a t g e b i e t e ge.
uert
hat.
Trotz
wertvoller Beitrge wre es verfehlt, in
diesem Sonderheft
in toto mehr
als einen An .
fang im
Elementaren sehen
zu wollen. Viele
und
beraus wichtige sanitre Fragen werden nicht
einmal
berhrt;
der pathologische
Anatom,
der-
Dermatologe, der
Hygieniker,
der
Chirurg fehlen
u. a. mit
Arbeiten
aus ihren Spezialgebieten.
Trotzdem sei der
Hoffnung
Ausdruck gegeben,
da dieses Sonderheft, so wie es sich darbietet,
den
Anspruch
erheben
darf, der theoretischen
und
praktischen
Entwicklung der sanitren Auf
.
gaben im
Luftschutz
zu
dienen und
dadurch
gleichzeitig als
kleiner
Baustein
in der
Erkennt.
nis
knftiger
Kriegsgestaltung
und ihrer
Schutz.
mglichkeiten
fr
das deutsche
Vaterland Be
achtung und
Bewertung
zu finden. Hanslian.
ber Sanittstaktik m eimatgebiete
Generaloberstabsarzt Dr. W al dm an n , Sanittsinspekteur
des
Reichsheeres
Die Eroberung der Luft
hat
dem bis dahin zwei.
dimensional gebundenen Kriegswesen nicht
nur
die
dritte
Dimension erffnet,
sondern
auch die
zweidimensionale Tiefe, d.
i.
das
weitab von
der
Front gelegene
Gebiet,
somit
auch
die
Heimat ein.
verleibt.
Das
Deutsche Reich im besonderen ist
bei
seinen
derzeitigen
Grenzen und den Bndnis.
systemen
seiner
Nachbarlnder
damit
in
seiner
gesamten Ausdehnung
den
Kriegswirkungen nicht
weniger
ausgesetzt als das, was man bisher
unter
Front verstand.
So mu auch das
San
i t t s
w es
e n das Hei.
matgebiet,
das bisher
nur
als
helfendes
Quellgebiet
in
Erscheinung
trat, nunmehr
vom sanittstab
tischen Standpunkt
werten.
Diese
Aufgabe
obliegt
nicht
blo
den hheren
Fhrern
des Sanitts.
wesens, sondern im
Heimatgebiet jedem
Fhrer
jeder
einzelnen, auch kleinsten
Sanittseinheit.
Der
Begriff
Luftschutz ,
also Schutz gegen die mg.
liehe Bettigung des Flugzeugs
(Aufklrung
einer.
seits,
Waffenwirkung andererseits
aus dem Flug.
zeuge heraus), umfat auch diese sanittstakti.
sehen
Probleme.
Im
einzelnen
obliegen aus
dem
groen Auf.
gabenkreis
des
Luftschutzes auch
den Fhrern von
Sanittseinheiten:
T a rn u n g F I i e
g e r
e r k e n.
n u n
g, S c h u t z e in r
i ch
t u n
gen
und r z
t .
1
i ch c H i
I f e ie i s t u n g.
Das T a rn wes e n mu in
seinen
einzelnen
Manahmen allen Fhrern gelufig sein. Anzu.
wenden ist es von Sanittseinheiten nur dann ,
wenn diese in kmpfende Truppen eingegliedert
sind. Andernfalls knnte der erkundende Gegner
alls
der Zahl der sanitren Einrichtungen Rck.
schlsse auf die Organisation
und Zahl
der geg.
nerischen
Krfte ziehen.
Sanittseinheiten,
die 0 r t s fes t sind, haben
anderen Richtpunkt.
Zunchst
ist Grundsatz, sie
rtlich
so einzusetzen, da sie nicht in nchster
Nachbarschaft von militrischen Lagern, Depots,
Truppenunterknften, Verkehrsknotenpunkten
liegen. Bestimmte ganze Orte, z. B. Kurorte,
sind
zweckmig fr Sanittsanstalten aus s ch i i e .
11
I i ch zu bestimmen.
In
groen Siedlungen mssen
die
Sanittsanstalten auch
fern von groen Fabrik.
anlagen bleiben. Fr die
Krankentransportmittel
(Lazarettzge, Krankenkraftwagen) ist im
Heimat.
gebiet ein von den militrischen Bahnhfen rum'
lich klar abgesetzter Be. und Entladungsort zu
whlen.
Auf
diese
rtliche
Trennung darf man den
Grundsatz grnden,
da alle
sanitren
Einrichtun.
gen des H e i m a t g e b i e t s der Lufterkundungs.
arbeit des Gegners als Sanittseinrichtung klar er.
kennbar
gemacht werden. Sie
mssen
also durch
gut
sichtbare Abzeichen bezeichnet sein, und diese
Zeichen mssen
auch bei
Dunkelheit
erkennbar
sein (also z. B. groes rotes Kreuz
in weiem
Feld
auf Dchern , in Hfen dieser Anstalten, fr die
Dunkelheit
in ternationale,
besonders
vereinbarte
Liehtzeichen). Denn die
Erfahrung hat
im aUge.
meinen gelehrt, da
der einer
Kulturnation
an.
gehrende
a k t
iv
k m p fe n d e
Gegner
es vep
meidet,
einen kampfunfhigen
Feind
und
dessen
Hilfseinrichtungen
anzugreifen.
Die
Kranken.
transportmittel
auf
die einzelnen
Hilfsstationen,
Krankenanstalten
und Tran portwege
richtig zu
verteilen,
stellt
an die Organisationsarbeit
der
fhrenden
rzte
hohe Anforderungen. Bestimmte
Straen
mssen
in Zusammenarbeit mit dem mi.
litrisehen Leiter
des Nach. und Abschubs
und
der
Verkehrspolizei
im voraus fr den K.ranken.
transport
bestimmt, bezeichnet
und bekannt.
gegeben sein.
Die F 1 i e
ge r
s i ch t u n g
mu
jeder
Sanitts
.
dienstgrad
beherrschen, um
seine Schutz, und
Hilfsbereitschaft
rasch
einsetzen
zu
knnen.
Die
A b w e h
r
ist
bei
den Sanittseinrichtungen
eine
restlos p a s s i v
e.
Sie bes teht im Vorbereiten von
splitter, und gassicheren
Schutzrumen,
die auch
f r
r z t l i c h e
M a n a h m e n
R a u m
g e
ben. Dies gilt ganz besonders fr Krankenhuser
(La7.arette), wo gut gelftete, in der Erde gelegene
Rume
(Keller) fr
lngeren
Krankenaufenthalt
vorzubereiten sind.
A k t i v
im
hchsten Mae mu
aber
die
H i I s be r e i t s c h a f t sein. Der Fhrer der
-
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Sanittseinheiten
hat hierzu rasch
auffindbare und
rasch
wirksam werdende Hilfsstellen v o r z u b e r e i
ten. Daher
mu
jede
Sanittseinheit
eine
s p l i t t e r
und
gassichere
Behandlungssttte
in
ihrem
Bereich
vorausschauend einrichten und
deutlich
b e z e i c h
nen (Wegweiser).
Auerdem mssen in
allen
T r u p p e n u n t e r k n f
ten,
Lagern
usw.
in
Abstnden von
etwa
500 m
gut
auffindbare
H i
I f
s s t e l l e n
m i t San
i t t s
m a
te
r i a
I
vorbereitet
sein. Sie
werden
bei
F l i e
germeldungen mit Sanittspersonal
besetzt.
In
kleineren mit
Truppen
belegten
Orten
oder
H u
sergruppen
ist
eine 0 r t s re v i cr s
t u b
c
v o r z u
bereiten, die
nach obengenannten Gesichtspunkten
angelegt und ausgestattet ist. Die sanitre u s
rstung mu Hilfsmaterial
fr
Verletzungen durch
r i s a n z ~ und
Brandgeschosse sowie
durch
mische
Kampfstoffe
umfassen.
Das helfende
S a
ni t t s
p e r so
n a I
mu
in
ihrer
Handhabung
geschult sein; seine Schulung und
bung ist
von
den rztlichen
Fhrern
besonders
zu fordern.
Nur
absolutes
Beherrschen
des individuellen
G a s
schutzes u n d
der Hilfeleistung fr Gaskranke
und
Verwundete sichern sachgemes Verhalten
und
rasches, sicheres Zugreifen.
Zu
schulen ist
aber
auch
die rein
rztliche
Arbeit unter
den
schwerenden
Bedingungen
des
vom helfenden
Arzt
getragenen Gasschutzes
(Maske, S c h u t z
kleidung).
Unerllich
ist
ferner
vorbereitende Z u s a m m e n
arbeit
mit
zivilen
Hilfsorganisationen (Rotes
Kreuz, Feuerwehr, Wasserwehr, Polizei, rztliche
und wissenschaftliche
Institute). Ein
jederzeit
mob i I e r H i I f s t ru p p der an
verschiedenen
Orten
eingesetzt
werden
kann,
mu bei jeder S a n i
ttseinheit
organisiert
sein, E n t g i f t u n g s
t
ru
p
p s
die
in
Verbindung mit den
o b e n g e n a n n
ten Zivilorganisationen aufgestellt
sind,
mssen
jederzeit rufbar
sein.
Gut durchdachte t e l e p h o
nische oder Blink N
ach
r
i ch te
n
be
r
mit
lu n g
ist im voraus auch
fr
den Sanittsdienst
zu organisieren.
Ein kurzcs
bestimmtes
N o t
z
e ie
h e n
ist
fr Hilfstrupps
und E n t g i f t u n g s
trupps zu
vereinbaren.
So ist von den Hauptgesichtspunkten des r z t
l i
c h e n
Luftschutzes, der
in
eine
0
r g
an
i s a
t
0
r i s c h e , r z
t l i ch
e und te c h n i s eh e Arbeit
zerfllt, fr den Fhrer einer Sanittseinheit die
wichtigste die rztliche Bereitstellung.
Jeder
r z t
liche Fhrer
mu
aber auch vorbereitend mit den
technischen und
den
verwaltenden
Zivilorganen
als beratender Helfer Verbindung halten.
lichen
Fhrcrn, die
Lei te r von g
ro
e n
K ra n k e n
a n s
t a l t e n
si
n d, obliegt die
o m
bination all dieser
Aufgaben,
wenn sie fr Siche