Gasschutz Und Luftschutz 1933 Nr.11 November

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Mitteilungsblatt 8J1ltlicher Nach r ichten NR. l1 BER L IN , IM NOV E MB E R 19 33 3. JAHRGA NG » Brandschutz« Zum Sonderheft "Brandschutz im Luftschutz" Das vorliegende Sonderheft soll der Klärung der Frage der B ra n d ver h ü tun g und der B r an d lös c h u n g unter dem ausdrücklichen Gesichtspunkte des Luftschutzes der Zivilbevöl. kerung dienen. Es unterliegt ber eits heute keinem Zweifel mehr, daß die B ra n d g e f a h r im Falle eines Luftangriffes auf Städte riesengroß ist. Aus dieser Erkennt. nis ergibt sich zunächst di eFo r. derung, daß be. reits im Frieden Schutzmaß . nahmen organi. satorischer, feuerwehrtech . nischer und bau . licher Art vor. ausschauend für unser Heimat. gebiet getroffen werden. Gleich. zeitig muß aber scheint neb en diesen B ra n d s t i f tun g s mit. tel n mit dir e k t e r Wir k u n g die i n d i • re k t e B ra n d s t i f tun g , hervorg e rufen durch Einsatz von Sprengbomben, welche auch ohne be. sonderen Brandzusatz Brände im weitesten Um. fange bewirken werden. Nicht völlige Klarh e it besteht auch über die Art der zu er. wartenden Brandbomb en . Entschieden ist hier die große Menge der Luft. schutzinter. esse nt en e twas einseitig infor. miert; sie ist eigen tlich nur mit d er Wirkung der modernen Brandbombe, der Elektron. oder Thermitbombe, "ver traut ", und hi ervo n weiß sie auch e rkannt werden, wie groß und wie umfangreich die durch einen Luft . angriff auf eine Stadt entstan. dene B ra nd . wir k u n g vor. aussichtlich sein Brand bombena bwurl mit leI. eines Fesselballons. Nacb einer Handscbrift "Von den Gehei mnissen der Geheimnisse des Arislo l eles" , verlaßI 1326 von dem Geistlichen Walter de Milimete. (I q.1 auf lediglich, daß die durch Ther. mitr eak tion ent. stehenden Pro. dukte der E nt. zündungsfaktor sind. Tatsächlich steht aber fest, wird und wie man sie planvoll einschränken u nd bekämpfen kann. Erforderlich ist dazu, die verschiedenen Me. t h 0 den der B r a n d s ti f tun g durch den Luftangreifer zu kennen . Das ausgedehnte Schrift. turn der letzten Jahr e über das Thema "B r an d. born ben" hat ähnlich wie bei der Gasbombe zu einer gewissen überschätzung der Brandborn . benwirkung im Volke geführt. Unzweife lhaft be. steht diese Brandbombengefahr, und nichts wäre falscher, als sie verkleinern oder gar bagatelli. sie ren zu wo ll en, aber nic ht weniger groß er. daß beispielsweise die moderne a m e r i k a • ni sc he Fliegerbrandbombe eine Thermitbombe mit Elektronmantel ist, deren br a ndstift ende Wirkung neben Thermit auf zwei Zusätzen, dem Sol i d . 0 i I, einem mit Paraffin in feste Form übergeführt en Pet r 0 leu m, und dem met all i s c h e n Na tri um beruht. Auch die brandstift e nde Wirkun g d es P h 0 s • p h 0 r s sollte nicht völlig vernachlässigt werden. Wenn auch dieses Element infolge seiner ni ed ri. gen Verbrennungst e mperatur für Inbrandsetzun g hochentflammbaren Materials kein ideales Mittel

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Mitteilungsblatt 8J1ltlicher Nachrichten

NR. l1 BER LIN , IM NOV E MB E R 19 33 3. J A H R G A NG

» Brandschutz« Zum Sonderheft "Brandschutz im Luftschutz"

Das vorliegende Sonderheft soll der Klärung der Frage der B ra n d ver h ü tun g und der B r an d lös c h u n g unter dem ausdrücklichen Gesichtspunkte des Luftschutzes der Zivilbevöl. kerung dienen. Es unterliegt bereits heute keinem Zweifel mehr, daß die B ra n d g e f a h r im Falle eines Luftangriffes auf Städte riesengroß ist. Aus dieser Erkennt. nis ergibt sich zunächst dieFor. derung, daß be. reits im Frieden

Schutzmaß. nahmen organi.

satorischer, feuerwehrtech.

nischer und bau. licher Art vor. ausschauend für unser Heimat. gebie t getroffen werden. Gleich. zeitig muß aber

scheint neben diesen B ra n d s t i f tun g s mit. tel n mit dir e k t e r Wir k u n g die i n d i • re k t e B ra n d s t i f tun g , hervorgerufen durch Einsatz von Sprengbomben, welche auch ohne be. sonderen Brandzusatz Brände im weitesten Um. fange bewirken werden.

Nicht völlige Klarheit besteht auch über die Art der zu er.

wartenden Brandbomben.

Entschieden ist hier die große Menge der Luft.

schutzinter. essenten etwas einseitig infor. miert; sie ist eigentlich nur

mit der Wirkung der modernen

Brandbombe, der Elektron. oder Thermitbombe,

"vertraut", und hiervon weiß sie

auch erkannt werden, wie

groß und wie umfangreich die durch einen Luft. angriff auf eine Stadt entstan. dene B ra nd . wir k u n g vor. aussichtlich sein

Brandbombenabwurl mit leI. eines Fesselballons. Nacb einer Handscbrift "Von den Geheimnissen der Geheimnisse des Arisloleles" , verlaßI 1326 von dem eD~lischen Geistlichen Walter de Milimete. (I q.1 auf tI~r umst~h,md~n S~fte.)

lediglich, daß die durch Ther. mitreaktion ent. stehenden Pro. dukte der Ent. zündungsfaktor

sind. Tatsächlich steht aber fest,

wird und wie man sie planvoll einschränken und bekämpfen kann.

Erforderlich ist dazu , die verschiedenen Me. t h 0 den der B r a n d s ti f tun g durch den Luftangreifer zu kennen. Das ausgedehnte Schrift. turn der letzten Jahre über das Thema "B r an d. born ben" hat ähnlich wie bei der Gasbombe zu einer gewissen überschätzung der Brandborn. benwirkung im Volke geführt. Unzweifelhaft be. steht diese Brandbombengefahr, und nichts wäre falscher, als sie verkleinern oder gar bagatelli. sie ren zu wollen , aber nicht weniger groß er.

daß beispielsweise die moderne a m e r i k a • ni sc he Fliegerbrandbombe eine Thermitbombe mit Elektronmantel ist, deren brandstiftende Wirkung neben Thermit auf zwei Zusätzen, dem Sol i d . 0 i I, einem mit Paraffin in feste Form übergeführten Pet r 0 leu m, und dem met all i s c h e n Na tri um beruht.

Auch die brandstiftende Wirkung des P h 0 s • p h 0 r s sollte nicht völlig vernachlässigt werden. Wenn auch dieses Element infolge seiner niedri. gen Verbrennungstemperatur für Inbrandsetzung hochentflammbaren Materials kein ideales Mittel

ist, so verfügt es doch andererseits über Eigen~ schaften, die es nicht ausgeschlossen erscheinen lassen, daß es in irgendeiner Form, in reinem Zu~ stande oder aber mit leicht entflammbaren Zu~ sätzen, vom Flugzeug aus eingesetzt wird.

Schließlich darf nicht übersehen werden, daß auch mit anderen brandstiftenden Mitteln, seien es solche behelfsmäßiger Art, seien es neue che­mische Verbindungen, angegriffen werden könnte. Der Erfolg beim Kriegführen beruht nun einmal auf der Ausnutzung der 0 b e r ras eh u n g , und dieser Faktor muß auch in diesem Sonderkapitel

des Luftschutzes Beachtung und Bewertung fin ~ den. Sicherlich werden die Brandschutzmaßnah~ men allgemeiner und grundsätzlicher Art, wie sie überwiegend in den nachstehenden Aufsätzen des Sonderheftes gezeigt werden, auch etwaigen Ober~ raschungen wirkungsvoll begegnen können. Da~ durch erübrigt sich jedoch nicht, daran zu den~ ken, daß auch S 0 n der maß nah m e n notwen~ dig werden könnten, die jedenfalls soweit getätigt oder zumindest vorbereitet sein müßten, als dies die Erkenntnis des Kommenden irgendwie zu~ läßt. Hn.

Zur Geschichte des Brandkrieges Gilbert W. Fe 1 cl hau s, Berlin

Der Gedanke, den Feind aus der Luft anzugrei~ fen und Städte in Brand zu setzen, ist weit älter, als man heute allgemein glaubt. Wann zum ersten Male einem Kriegstechniker der Gedanke kam, den Feind nicht nur zu Wasser und zu Lande, sondern auch von oben her aus der Luft zu be~ kämpfen, wissen wir allerdings heute noch nicht. Aus dem 14. und 15. Jahrhundert kennen wir je~ doch eine stattliche Reihe prunkvoller Hand~ schriften, in denen alle möglichen technischen Dinge für Frieden und Krieg beschrieben und teil~ weise auch dargestellt worden sind. Zu den inter~ essantesten derartigen Bilderhandschriften der go~ tischen Zeit gehören zwei Werke, die ein Geist~ licher, Wal t erd e Mi I i met e, im Jahre 1326 dem von seinen eigenen Baronen bedrängten König Eduard 11. widmete; sie befinden sich heute in den Bibliothek,en zu 0 x f 0 r d und Hol k ~ harn.

In diesen Handschriften findet sich eine Reihe von Gedankengängen, wie sich der König mit eigenartigen Mitteln seiner Feinde erwehren könnte. Unter anderem wird auf zwei Blättern vorgeschlagen, daß man auf die vier Flügel einer Windmühle B i e n e n k ö rb e setzen und diese in die feindliche Festung oder Stadt schleudern soll, damit die Bienen, die naturgemäß durch eine der~ artige Behandlung wild werden, die Gegner stechen und so am Kampfe hindern. Sehr intep

essant ist bei Milimete auch die Zeichnung eines windmühlenähnlichen Rades mit vier großen Löf~ fein, das dazu bestimmt ist, B r an d sät zein hohem Bogen in die feindliche Stadt zu sehleu~ eiern. Eine andere Zeichnung stellt einen Schützen dar, der einen Fe u e r top f mit Hilfe der Arm. brust abschießt.

Die interessantesten Darstellungen sind jedoch zwei zusammengehörige Seiten, auf denen man sieht, wie eine B ra n d born be an einem Ballon. körper am Fesselseil über einer Festung schwebt (vgl. das Bild auf der vorangehenden Seite). Der Ballonkörper hat die Form der seit alters bekann. ten Feldzeichen. In eier Mitte unter ihm hängt die Brandbombe, die bereits angezündet ist; sie trägt kleine Wimpel, die ihren Fall regeln sollen. Das Fesselseil des Ballons führt zu einer großen Bockwinde, die unten nach beiden Seiten hin ab. gestützt ist. Am anderen Ende wird das Seil von drei Kriegern gehalten, woraus sich der Schluß ziehen läßt, daß der Ballon einen immerhin erheb~ lichen Zug ausgeübt haben muß. Man ließ den Ballonkörper mit dem Winde aufsteigen, und, so. bald er mit der Bombe über der Stadt schwebte, ließ man das Seil fahren, worauf Bombe und Ballon in die Stadt fielen. Diese Miniatur darf wohl als die früheste bisher bekanntgewordene Darstellung eines Brandbombenangriffes aus der Luft ange. sehen werden.

Einsatz und Löschtaktik der Feuerwehr bei Luftangriffen Oberregierungsbaurat Dipl.-Ing. Li n cl n er, R eferent im Reichsluftfahrtministerium

Die für Friedenszeiten aus ethischen Gesichts~ punkten und aus praktischen Erfahrungen enb wickelten Grundsätze für die Brandbekämpfung können nicht uneingeschränkt auf die durch Luft. angriffe gegebenen Verhältnisse übertragen wer. den. Während im Frieden jede Sorgfalt dem E i n~ z elf a 11 zugewandt werden kann, muß im Kriege alles der g roß e n Auf gab e untergeordnet werden, um die vom Angreifer gewollte Schädi~ gung von Volk und Vaterland zu vereiteln.

Für die Absicht, den gegnerischen Wehrwillen zu brechen, erscheint nach Urteil militärischer Sachverständiger die Brandstiftung als erfolgver. sprechendes Mittel. Durch umfangreiche Vernich.

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tung der Einrichtungen und der Kulturgüter der Bevölkerung sollen die Lebensbedingungen uner. träglieh gemacht werden, durch gleichzeitige Ma. terialzerstörung bei der Rüstungsindustrie die Voraussetzungen für eine erfolgreiche militärische Abwehr beseitigt werden. Unter diesen Gesichts. punkten erhält die Brandbekämpfung allergrößte Bedeutung für die Landesverteidigung.

Für Einsatz und Löschtaktik der Feuerwehr muß das Ziel richtunggebend sein, dem Angreifer den beabsichtigten Enderfolg zu rauben. Dem. gegenüber verliert alles, was im Frieden voranzu. stellen ist, nämlich die Rettung gefährdeter Men. sehen und die Vermeidung von Verlusten an Per.

sonal und Material, seine vorherrschende Bedeu. tung. 0 asE i n z eis chi c k s a I ist dem Ge. m ein w 0 h I u n t erz u 0 r d n e n.

Einsatz und Arbeitsweise bei der Brandbekämp. fung unterscheiden sich grundsätzlich von allen anderen Hilfeleistungen des Sicherheits. und Hilfs. dienstes. Während der Abwurf von Spreng. und Gasbomben immer nur ein fest begrenztes Ergeb. nis zeitigen kann, das unmittelbar vom Umfange des Bombeninhaltes abhängig ist, kann jede ein. zeine noch so geringfügige Zündung die Natur. kraft des Feuers zu menschenfeindlichem Leben erwecken, das unbekämpft ständig wächst, bis alles Erreichbare vernichtet ist. Für den Gesamt. erfolg der Brandbekämpfung ist es ohne aus­schlaggebende Bedeutung, wann Sachschäden an Häusern, Straßen, Brücken beseitigt werden, wann Tote geborgen werden, ja schließlich auch, ob Ge. fährdeten rechtzeitig Hilfe gebracht werden kann; dagegen ist alles verloren, wenn es mit den ver. fügbaren Mitteln nicht gelingt, die Gewalt des Brandes rechtzeitig zu brechen, eine Erkenntnis, die bei Luftschutzvorbereitungen und Übungen immer noch nicht genügend gewürdigt wird.

Die Feuerwehr ist die Front. und Kampf truppe des zivilen Luftschutzes und bedarf dementspre­chend besonderer Wertung. Die Hilfeleistungen der anderen Teile des Sicherheits. und Hilfsdien­stes können wohl auf Grund örtlicher Ereignis. meldungen mehr oder weniger schematisch von der frontentfernten Befehlsstelle aus geregelt wer. den, der Einsatz der Feuerwehr dagegen ist, wie beim Bewegungskrieg, von der schnell veränder. lichen Lage abhängig, für deren Erkennung die eigne Beobachtung der Führung und die Meldungen urteilsfähiger Erkunder unentbehrlich sind. Luft. schutzübungen, die reine Friedensaufgaben stellen und dem wirklichen Verlauf von Großbränden nicht Rechnung tragen, können zu sehr gefähr. lichen Irrtümern in der Auswertung der Ergeb. nisse führen. Wenn dabei in der Befehlsstelle des Luftschutzortes auf der Brandstelle erprobte Feu­erwehrführer versagen, so kann das daran liegen, daß sie bei der übung in ein Schema gepreßt wur­den, das für ein Aufräumen des Schlachtfeldes paßt, aber nicht für den lebendigen Kampf selbst. Dazu kommt, daß die Trägheit der Phantasie nur schwer eine Vorstellung vom Verlauf eines Bran. des zuläßt. Teilnehmer an LuftschutzÜ'bungen, die noch nie im Rauch vor einer Brandstelle gelegen haben, werden sich in ihrem Verhalten kaum der notwendigen Voraussetzung anpassen können, daß die Stadt mit Qualm und beißendem Rauch angefüllt ist, wodurch der Aufenthalt auf den Straßen ' unerträglich wird, und die Brandstellen erst zu finden sind, wenn die zum Himmel auf­schlagenden Flammen die Luft in Bewegung set. zen. Die Selbständigkeit ,der Feuerwehr in Erkun. dungen, Entschlüssen und Handlungen darf also so wenig wie möglich eingeschränkt werden. über­dies liegt eine Verschärfung der Brandgefahr auch darin, daß die Feuerwehr im Ernstfall selbst unter Mangel an erfahrenen Kräften leiden wird.

Die G run d sät z e für den Ein s atz sind unterschiedliche für die Zeiten während des Luft­angriffes und nach dessen Beendigung. Während des Angriffs wird man im allgemeinen den Sicher­heits. und Hilfsdienst zurückhalten können, un­entbehrlich ist aber sofortige Aufnahme der Brandbekämpfung. Der Vorpostenkampf deT Hausfeuerwehren muß sofort einsetzen und gege­benenfalls durch die Feuerwehr. und Bergungs. trupps als vorgeschobene Feldwachen unterstützt

werden. Das Schwergewicht der Verantwortung für das Eingreifen der Hauptkräfte liegt beim Feuerwehrführer des Abschnittes. Der Einsatz der Bereitschaftskräfte muß so rechtzeitig erfolgen, daß dem Feuer Einhalt geboten wird, ohne daß die Kräfte vorzeitig aus der Hand gegeben werden. Richtige Entschlüsse setzen richtige Beurteilung der Lage voraus. Um diese schnell zu erkennen, darf der Abschnitt nicht zu groß sein, und dem Führe r müssen alle Nachrichtenmittel, wie Mel­der, Motorradfahrer und vor allem auch die er­probten feuerwehreignen Leitungsnetze der Feuer. meldeschleifen, voll zur Verfügung stehen. Un. entbehrlich ist auch eine gute Ortskenntnis. Für die Beurteilung der Lage sind Anzahl und Umfang der Einzelbrände, Windrichtung, Wetterverhält. nisse, Bauweise der betroffenen Gegenden und deren Nachbarschaft den verfügbaren Löschkräf­ten und Löschmitteln gegenüberzustellen. Dazu muß der Einsatzwert der Kräfte im einzelnen und im Zusammenwirken durch einheitliche AusbiI; dung und übungen in größeren Formationen zu­verlässig erprobt sein. Das gilt ganz besonders für die aus Nachbarorten heranzuziehenden Un. terstützungen.

Das Bestreben, rechtzeitig einzugreifen, darf nicht zu übereiltem Hin- und Herschieben der Kräfte führen. Ihre Zer s pli t t e run g , wozu die zahlreichen Hilfeforderungen verleiten könn­ten, ist sorgfältigst zu vermeiden. Die Zerreißung einer Einheit (Löschzug) ist grundsätzlich uner­wünscht; sie ist jedoch nicht immer zu umgehen, indem Teile des Zuges, z. B. die Mechanische Lei­ter, für eine Nebenaufgabe abgesondert werden müssen. Die Ausrüstung aller Fahrzeuge soll für eine solche Einzelverwendung eingerichtet sein. Eingesetzte Kräfte sind restlos auszunutzen. Alle Führer müssen danach trachten, mit ihren Kräften auszukommen. Höhere Führer müssen Hilferufen stärksten Widerstand entgegensetzen. Unterfülv rer können wesentlich zum Erfolge beitragen, wenn sie entbehrliche Teile der eingesetzten Kräfte herausziehen und unverzüglich in die Be. reitschaft zurücksenden. Ihre Zurückmeldung muß dann sofort erfolgen. Alle Löschzüge und Einzel. fahrzeuge müssen so genau gekennzeichnet sein, daß die übersicht über verfügbare und eingesetzte Kräfte niemals verloren geht.

Zur vollen Ausnutzung der Gesamtfeuerwehr muß die Einsatzregelung, so bald als irgend mög. lieh, von den Abschnitten auf die 0 b e r lei. tun g übergehen. Spätester Zeitpunkt dafür ist das Ende des Luftangriffes. Die Gesamtlage im Orte ist schnellstens zu klären und nun der Kampf mit allen verfügbaren Kräften aufzunehmen. Die oberste Leitung gehört nunmehr an die Front. Dadurch verliert die zentrale Befehlsstelle nicht ihre Bedeutung: sie sorgt für Heranführung der Reserven, regelt die Verpflegung und Versorgung der eingesetzten Kräfte und bereitet die Ablösung der erschöpften Mannschaft und Wiederinstand. setzung der gebrauchten Geräte vor. Für erfolg. reiche Durchführung aller dieser Maßnahmen ist ein vom übrigen Sicherheits. und Hilfsdienst un­abhängiges, mit ihm aber gekoppeltes feuerwehr. eigenes Nachrichtensystem kaum entbehrlich.

Die Lös c h t akt i k muß sich den besonderen Verhäl tnissen bei Luftangriffen anpassen. Wäh. rend im Frieden die Möglichkeit besteht, alle ·ve·r. fügbaren Kräfte verschwenderisch im ' Einzelan. griff ~o anzusetzen, ' daß das Feuer kunstgerecht unter Vermeidung von Sachschäden auf den vör< gdundenen Herd beschränkt und gelöscht wird,

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zwingen die drohenden Brandkatastrophen bei Luftangriffen von vornherein zur Verteidigung. \\lachsen Zahl und Umfang der BrandsteIlen über das Friedensrnaß hinaus, so muß mit gröbsten Mitteln ohne Rücksicht auf Wasserschaden unter rücksichtsloser Ausnutzung der Kräfte versucht werden, das Feuer niederzuschlagen. Selbst den Dachstuhlbrand wird man im Außenangriff mit stärksten Rohrkalibern zu ertränken suchen. Dar­aus ergibt sich, wie notwendig die Vorsorge für gute Wasserversorgung, auch für den Fall des Ver­sagens der Wasserleitung, ist.

Immer wird der S c hut z b e d roh t e r Na c h bar sc ha f t der Brandherdbekämpfung voranzustellen sein. Die Verzettelung von Kräften wird durch entschlossenes Aufgeben verlorener BrandsteIlen vermieden. Erscheint es zweifelhaft, ob eine Verteidigungsstellung gehalten werden kann, ist rechtzeitig eine zweite günstige Linie auszuwählen. Diese muß so viel Abstand haben, daß bei hinhaltendem, schrittweisem Zurückwei­chen genügend Zeit gewonnen wird, um an dieser Stelle durch einen vorbereiteten Angriff dem Feuer den Weg erfolgreich verlegen zu können. Dieser Angriff ist von zwei Seiten umfassend vor­zutragen, wobei auf beiden Flügeln die Kräfte in Zahl und Stärke nach Örtlichkeit und Windrich­tung abzumessen sind. Der schwerste, bei Brand-

katastrophen allzu häufig gemachte Fehler wäre, dem Feuer nach- und mitzulaufen. Rechtzeitig sind Einzeltrupps abzusondern, um die durch Flug von Funken und von im Feuersturm hochgerisse< nen brennenden Gegenständen entstehenden, neuen BrandsteIlen unschädlich zu machen. Kann die Einkreisung des Brandes nicht an natürlichen Grenzen, wie breiten Straßen, Freiflächen, Giebel< wänden, genügend Halt finden, so müssen künst­liche W und s t r e i f e n durch Abreißen brenn< barer Bauteile, durch Sprengungen oder Anlegen von Gegenfeuern geschaffen werden. Die Anord­nung aller dieser Maßnahmen stellt an die Füh­rung die allerhöchsten Anforderungen. Sie ist durch Bildung von Frontabschnitten und Ertei< lung von Sonderaufträgen, z. B. Sorge für Wasser< versorgung, zu unterteilen. Für Aufrechterhaltung der Verbindung mit der einzurichtenden zentra­len Befehlsstelle sind Nachrichtenmittel aller Art, wie Fernsprecher, Melder, Radfahrer, Motorrad­fahrer, erforderlich.

Im End kam p f gegen die Brandkatastrophe vereinigen sich alle Teile des Sicherheits< und Hilfsdienstes. Unerhörte Aufgaben erwachsen in der Niederzwingung des entfesselten Elementes, bei der Räumung des bedrohten Gebietes von Ein< wohnern, Bergung von Werten, Herrichtung der Verteidigungsstellung, Sorge um die Verletzten und schließlich Aufräumen des Trümmerfeldes.

Selbsthilfe der Bevölkerung im Brandschutz Brandoberingenieur Rum p f, Königsberg (Pr.)

Die moderne Brandbombe ist ein Kind der Nachkriegszeit und mit den ungenügenden Kon­struktionen des Weltkrieges nicht vergleichbar. Sie ist ein neues wissenschaftliches Kampfmittel erster Ordnung. Durch Massenabworf der klein< kalibrigen und dennoch äußerst scharfwirkenden Streubrandbomben über den Scheunentorzielen unserer Städte soll Massenbrandwirkung erzielt werden. Das Gewicht der neuzeitlichen Brand­bombe ist so abgestimmt, daß sie das Dach des g~troffenen Gebäudes durchschlägt , um in dcm meist mit leichtbrennbarem Gerümpel vollgestopf­ten Dachstuhl stecken zu bleiben, den sie - wird sie nicht sofort unschädlich gemacht - mit Sicher­heit in Brand setzen wird. Das Dachgeschoß mit seiner Anhäufung von fast durchweg brennbaren Konstruktionsteilen (Dachbalken, Sparren, Holz< fußboden Lattenverschlägen) ist, brandtechnisch gesehen, 'der schwächste Teil eines Hauses. Ein Dachstuhlbrand zerstört, wenn er sich selbst über­lassen bleibt, ein normales, festgebautes Haus bis auf den Grund, indem sich der Brand durch die Holzbalkendecken hindurch von Stockwerk zu St9ckwerk bis zum Erdgeschoß fortsetzt. Im End­effekt kommt also die kleine Brandbombe der schweren Brisanzbombe gleich, die ein Haus auf einen Schlag vernichtet. Aber auch horizontal greift ein sich selbst überlassener Dachstuhlbrand in der Regel über 'die heute meist ungenügenden Brandabschnitte hinweg auf die Nachbargelbäude über. Es kommt dem Angreifer darauf an, mehr Brandherde zu erzeugen, als mit normalen Mitteln der behördlichen Feuerabwehr bekämpft werden können. Er will Brandkatastrophen erzielen in ein'em Ausmaße, wie sie vor ' Jahren schön der

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Inspekteur der Flieger im Weltkriege, Oberstleut­nant a. D. Sie ger P) mit seherischem Blick ge­kennzeichnet hat: "Die einzelnen Feuerherde schließen sich zusammen, die erhitzte Atmosphäre schießt wie ein Riesenkamin nach oben. Die längs des Erdbodens nachstürzende Luft erzeugt den "Feuersturm", der wiederum die kleinen Brände zur Entfaltung bringt." Haben die Brände erst einmal eine solche Ausdehnung angenommen, dann ist das Schicksal der angegriffenen Stadt besiegelt, dann brennt sie nieder.

Es mag bei oberflächlicher Betrachtung zunächst aussichtslos erscheinen, eine Stadt, die stunden­lang unter einem Regen von flüssigem Metall und brennendem Phosphor gehalten wird, vor der sicheren Vernichtung zu bewahren. Der Luftan­greifer, der die neuzeitliche wissenschaftliche Brandwaffe gegen die Flächenziele der Städte und Ortschaften zum Einsatz bringt - und wenn er sich dazu entschlossen hat, wird er dies im voll­sten Ausmaße seiner Fähigkeiten tun -, rechnet mit der technischen Unmöglichkeit der gleichzeiti. gen Bekämpfung zahlloser Entstehungsbrände durch den örtlichen behördlichen Feuerschutz. Und hierin hat er recht. Es ist völlig ausgeschlos­sen, Hunderte von Entstehungsbränden gleichzei< tig etwa "amtlich" löschen zu wollen, wohl aber erscheint dies "privat" möglich. 0 e r Kam p f um die Dachstühle muß aufgenom­men werden, und zwar im Wege des Selbstschutzes durch die Bevölke< run g sei b s t I Eine andere Lösung gibt es nicht, soll nicht Stadt auf Stadt ~n Flammen aufgehen

') In "Berliner lI!ustrirte Zeitung" Nr . 18 (1927). 0, Schrillltg ,

und damit der Angreifer seinen Zweck der nach. haltigen moralischen und materiellen Zermürbung der Zivilbevölkerung erreichen. Für die Luftschutz. praxis heißt das, daß bei einem Luftangriff die Einwohnerschaft eines jeden Wohnhauses und der Besitzer jedes sonstigen Grundstücks für dessen Feuerschutz zunächst einmal selbst verantwortlich zu machen ist. Jeder muß wissen, daß hier der sonst so beque me Ruf nach dem Staat, der alles machen soll und können muß, mit Sicherheit ver. sagt. Er muß ferner wissen, daß die Feuerversiche. rung in ihrer heutigen Form bei Brandschäden durch den Feind wie durch das eigene Heer eine Ersatzleistung grundsätzlich ausschließt, und er muß schließlich davon überzeugt werden, daß bei dem voraussichtlichen Umfang der Zerstörun. gen durch Fliegerangriffe die etwaige Hoffnung auf Ersatz der vernichteten privaten Werte durch den Staat sich kaum erfüllen dürfte. Wer seinen Besitz infolge Vernichtung durch Brandbomben verliert, wird damit rechnen müssen, daß e r für dauernd verloren ist. Auf keinem Teilgebiet des Luftschutzes tritt die Notwendigkeit tatkräftiger privater Selbsthilfe so zwingend und unabweis. bar in die Erscheinung wie gerade im Brandschutz.

Es handelt sich hier im Rahmen der übrigen Selbstschutzmaßnahmen um eine E rziehungsauf. gabe allergrößten Stils, die sich auf alle Bevölke. rungsschichten erstreckt, und die so frühzeitig wie möglich - also s 0 f 0 r t - in Angriff genommen werden muß. Nur wer die Rat. und Hilflosigkeit der jedes Selbstschutzgedankens völlig entwöhn. ten heutigen Großstadtbevölkerung aus erster Hand kennt, wird sich eine richtige Vorstellung von der Größe und dem Umfang der Aufgabe machen können, die hier den R eie h s I u f t • s c hut z b und als die für das baldige Wirksam. werden praktischer Selbstschutzmaßnahmen allein zuständige und verantwortliche Organisation er. wartet. Es gilt einen Kampf gegen die Gleich. gültigkeit der einen und gegen das spießbürger. liehe Behaf!1ichkei tsbedürfnis der anderen; es gilt, einen völligen Umbruch der Anschauungen herbei. zuführen über die Verantwortlichkeit der Gesamt. heit der "friedlichen" Bevölkerung ohne Unter. schied von Stellung, Alter und Geschlecht als zivile Wehrorganisation, als "dritte Front" des Hinterlandes im Falle eines Angriffs auf Deutsch. land. Im alten Staate hat man die Möglichkeit der freiwilligen Gefolgschaft der Zivilbevölkerung auf dem Wege zum Selbstschutz meist glatt bestritten, und vom damaligen Standpunkt war diese ableh. nende Haltung gar nicht so absurd. Es war, als hätte sich das frühere System gescheut, jemals in Dingen der Selbstbehauptung gegen die Luftbe. drohung ein letztes Wort auszusprechen. Es ge. traute sich nicht, es fürchtete, sich irgendwie zu binden, es scheute sich vor endgültiger Zusammen. fassung. Das Unterfangen im marxistisch.pazifisti. sehen Staate, den Selbstschutz erfolgreich zu pro. pagieren, erschien in der Tat hoffnungslos. Heute haben wir ein diszipliniertes Volk, einen sehr star. ken Obrigkeitswillen, widerhaarige Volks teile zur Einsicht und zum Gehorsam zu zwingen, und da. mit die Grundlagen für eine erfolgversprechende Aufbauarbeit. Aber dennoch bleibt die gestellte Aufgabe noch so riesengroß, daß wir alles andere tun müssen, als etwa zu glauben, der Selbstschutz. gedanke habe bereits gesiegt. Ebenso wie die nationalsozialistische Bewegung in jahrelangem Kampf, der oft aussichtslos erschien, nur dadurch gesiegt hat, daß jeder Einzelne an dem Gedanken des Endsieges unbeirrt festgehalten hat, ebenso

kann der Selbstschutzgedanke sich praktisch nur verwirklichen, wenn jeder zur Mitarbeit Berufene von dem schließlichen Erfolge tief überzeugt ist und in diesem Gedanken alle Hindernisse be­kämpft, die sich auf dem Wege zum Endsiege noch hundertfach entgegenstellen werden.

Der Brandschutz hat anderen Teilgebieten des Luftschutzes eine Reihe von Vorteilen voraus, tUe, richtig ausgenutzt, seine Verwirklichung erleich. tern müssen. Das Wesentliche, daß nämlich im Selbstschutz, also in der vollen Verantwortlich. keit des Einzelnen wie der Gesamtheit, der Schwerpunkt und die einzige Möglichkeit liegt, wurde von Anfang an richtig erkannt und diese aus der Geschichte des "Feuerkrieges" gewonnene Erkenntnis2

) einheitlich mit aller Energie ausge. sprochen. Jedenfalls wird der deutschen Forschung über die voraussichtlichen Wirkungen der moder. nen wissenschaftlichen Brandwaffe des Luftkrie. ges nicht der Vorwurf gemacht werden können, die Gefahr nicht groß genug gesehen zu haben. Infolge der Einheitlichkeit der Auffassung ist das Teilgebiet des Brandschutzes erfreulicherweise von spitzfindigen Antithesen verschont geblieben. Eine gerade Linie erleichtert aber jede Arbeit un. gemein.

Der Selbstschutz im Brandschutz hat ferner im V ergleich mit den Schutzmaßnahmen gegen Bri. sanz und Gas den Vorteil, daß er sich bereits im Frieden produktiv auswirkt. Abgesehen von der h~hen volkswirtschaftlichen Bedeutung einer Ver. mmderung der Brandfälle durch Förderung einer planmäßigen Selbstschutzorganisation, die sich in ei!1er allgemeinen Senkung der Schaden ziffern aus. Wirken wird, findet auch der ei nzelne Hausbesitzer und Mieter seinen unmittelbaren Vorteil in einer voraussichtlichen Senkung der Feuerversiehe. rungsprämie. Wie die Versicherungspraxis die Feuergefährlichkeit der D achböden in ihrem heute üblichen Zustande einschätzt, zeigt die Gepflogen. heit, die dort untergebrachten Sachwerte von der Versicherung auszuschließen oder aber nur gegen eine Sonderprämie aufzunehmen. Nach Aufräu. mung und übersichtlichmachen der Böden, Ein. richtung einer geschulten und technisch gut aus, gestatteten Hausfeuerwehr muß erwartet werden daß die Versicherungspraxis ihren bisherige~ Standpunkt aufgibt.

Auch gehören die Maßnahmen des Brandschut. zes zu den Forderungen des Selbstschutzes, für die nur recht geringe Mittel aufgewendet zu wer. den brauchen. Sie stellen sich erheblich billiger als etwa die Einrichtung des Kellers als Schutz. raum, da sie fast ausschließlich organisatorischer Art und die vorgeschriebenen Löschgerätschaften größtenteils in den Haushaltungen vorhanden sind. Bei entsprechend angelegter Aufklärung wird infolge des Erlösehens der Feuerversiche. rung im Kriege und der Aussichtslosigkeit der Erstattung v'erlorener Werte durch die Allgemein. heit, d. h . den Staat, die Einsicht in die zwingende Notwendigkeit, selbst Hand anzulegen zur Er. haltung der Werte, noch am ehesten zu erreichen sein.

Schließlich bietet die Brandwaffe noch einen letzten großen Vorteil: man kann sie bereits im Frieden kennenlernen und sich in ihrer Bekämp. fung schulen. Ihre Hauptgefahr liegt neben ihrer tatsächlichen äußerst scharfen Wirkung in der überraschung und in der Sensation. Dem muß durch eine planmäßig·e und nüchterne Schulung

') VgI. darüber "Zur Geschichte de. Feuera im Krie~e" in Rumpf, B rn n d b 0 m ben, Berlin 1932. D. Schrift1t~.

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begegnet werden. Von ,der Möglichkeit, Brand. wirkungen auf Bau. und andere brennbare Stoffe zu demonstrieren und die beste Art ihrer Un. schädlichmachung praktisch zu lehren, ist daher in aJlerweitestem Umfange Gebrauch zu machen.

Die Aufgabe, unsere wehrlosen deutschen Städte, vorwiegend gestützt auf eine einsichts. voJle, freiwillige Selbstschutzorganisation, vor der

sonst sicheren Vernichtung zu bewahren, ist so riesengroß in ihrem Umfange, daß auch heute noch manche an ihrem Gelingen zweifeln. Trotz' dem behaupte ich, daß man bei einer so lebens. wichtigen Frage eine Unmöglichkeit erst dann zu. geben darf, wenn die Aufgabe tatsächlich über menschliche Kraft geht. Das bisher Erreichte ver. bietet jedoch, so schwarz zu sehen.

Ausbildung von Hilfsfeuerwehrleuten Dr. W. Kai aß, Baurat bei der Feuerwehr, Berlin

Feuerwehr. und Bergungstrupps gehören zu den Einsatzkräften des behördlichen Luftschutzes; sie werden auf Feuermeldungen hin, die beim Luft. schutzrevier einlaufen, zur ersten Hilfeleistung entsandt. Ihr Einsatz soJl erst dann in Frage kom. men, wenn der Selbstschutz - Hausfeuerwehr oder Luftschutzgemeinschaft - die Lage nicht mehr meistern kann. Die Feuerwehrtrupps wer. den deshalb in den meisten FäJlen einen größeren Brand vorfinden, zu dessen Be.

kämpfung der Einsatz von Roh. ren notwendig ist. Um diesen Auf.

gaben gerecht werden zu kön~ nen, müssen sie mit entsprechen. den Geräten aus. gerüstet, zahlen. mäßig stark gc. nug und ausrei. chend geschult

sein. Die Trupps sollen wissen, daß sie auf Verstär. kung durch Lösch. züge kaum oder

von Sauerstoffgeräten und schließlich dadurch, daß die Hilfsfeuerwehrleute keine praktische Er. fahrung in der Brandbekämpfung aufweisen kön. nen. Um so mehr muß deshalb der AufsteJlung der Trupps, ihrer Ausbildung und der Heranbil. dung der Führer größte Sorgfalt beigemessen wer' den. Nicht die Zahl, nur die Güte der Trupps wird das in sie zu setzende Vertrauen rechtferti. gen . Das große Ziel kann erreicht werden, wenn

die Feuerwehren unverzüglich die Führer für ihre Aufgabe straff

vorbilden, wenn nur solche Hilfs.

feuerwehrleute herangezogen

werden, die nach ih rer körperlichen und geistigen Ver. anlagung auch in der Lage sind,

alle Beanspru. chungen zu erfül. 1en, und wenn die Truppglieder nach einer möglichst

für das ganze Reich verbind. lichen Obungs.

ordnung ausgebil. det werden.

jedenfalls nur dann rechnen dür. fen, wenn der Umfang der an. Hydranteokarren der Firma C. D. Magirus A.·G., Werk Tempelhol. Die Aus bi I.

getroffenen BrandsteIle ein ungewöhnliches Ausmaß angenom. men hat.

Die Trupps müssen somit die Löschung eines großen Brandes allein versuchen; sie dürfen sich aJlcrdings dabei der Hilfe der zuständigen Haus. feuerwehr bedienen, ähnlich wie heute schon bei Sprungtuchmanövern auf die Unterstützung durch Passanten zurückgegriffen werden muß. Das setzt voraus, daß der Führer, der grundsätzlich Angehöriger einer Berufs. oder Freiw:illigen Wehr sein soll, eine tatkräftige und erfahrene PersÖn. lichkeit sein muß. Diese Vorbedingung ist um so wichtiger, weil die Ausrüstung des Trupps nur knapp bemessen und deshalb hinsichtlich der Kampfkraft mit der eines Friedenslöschzuges nicht zu vergleichen ist. Zwar entspricht die An~ zahl der Trupps etwa der Zahl der Reviere, woraus leicht zu errechnen ist, daß sich bei Auf. ruf des Luftschutzes der Ausrückebezirk eines Feuerwehrstützpunktes für den ersten Einsatz auf den vierten oder fünften Teil verringert. Aber dieser Vorteil wird aufgewogen durch das Fehlen schwerer Angriffswaffen, wie der mechanischen Leitern, durch den Verzicht auf das Mitführen

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dun g, der sich die othilfe freiwiJlig und ohne Entschädigung zu unterziehen hat, kann zweckmäßig nach folgendem Plan angeordnet werden: I. Teilnahme an einem SchneJlehrgang im Feuerlöschdienst. 11. Ausbildung im Gasschutz. 111. Ständige Wiederholungsübun. gen. Nach diesem Plan wird in Berlin gearbeitet; er hat sich, so weit er bisher ,durchgeführt werden konnte, bewährt. Das Personal wird aus dem Be. stande der Technischen Nothilfe entnommen; es besitzt bereits Geschicklichkeit im Umgang mit technischen Geräten und Werkzeugen und ist mit großem Eifer bei der Sache. Die Nothelfer be~ finden sich durchweg in gesetzterem Alter; in Zu. kunft soJlte man jedoch Männer über 50 oder gar 60 Jahre, wie es vereinzelt geschehen, zum Feuer. wehrdienst nicht mehr zulassen. Die Beseitigung der durch Fliegerangriffe angerichteten Zerstörun. gen wird die Trupps zu so hohen Leistungen zwingen, daß nicht mehr der gute Wille eines Mannes, sondern allein seine körperliche Spann. kraft für den Erfolg ausschlaggebend ist.

Der e r s t e Aus b i I dun g s a b s c h n i t t vereinigt etwa 24 Nothelfer auf einer Feuerwache; das ist die Besetzung der Feuerwehrtrupps von

zwei Revieren, einschließlich der Ablösung. In fünf Doppelstunden werden sie innerhalb von zwei Wochen mit den Grundlagen der Feuer. bekämpfung vertraut gemacht. Für Unterricht und übungen stehen Hydrantenkarren (siehe Bild) zur Verfügung. I-lierbei werden den Not. helfern zunächst folgende Kenntnisse vermittelt:

1. Was s e r ver s 0 r gun g : Auffinden der Kennschilder für Hydranten und Lösch. brunnen und der Wasserstellen selbst. In. betriebsetzen und Entwässerung der Hydran. ten. Erkundung natürlicher Wasserstellen.

2. Lös c h ger ä t e: Bedienung der Eimer. spritze, des Hydrantenstandrohres. Legen von Schlauchleitungen. Behandlung der Schläuche und ihr"er Anschlüsse.

3. R e t tun g s • und H i I f s g c rät e: Be. nutzung von Fangleinen beim Löschangriff oder zum Retten und Selbstretten. Bedienung der Gasschleusen, Behandlung von stromfüh • . renden Leitungen.

4. Unterricht über Vorgehen und VerhaI. t e n im F e u e r sowie über die Methoden bei der Bekämpfung besonderer Brände, wic der von Benzin, Leuchtgas, Elektron, Karbid. Be. handlung gasgefüllter Stahlflaschen. Vorfüh. rung von behelfsmäßigen Brandsätzen.

5. Einüben eines Lös c h a n g r i f f s nach der übungsordnung. Ausführung von Lösch. manövern nach angenommener Lage.

Im z w e i t e n Aus b i I dun g s a b s c h n i t t Libernimmt die Technische Nothilfe vorläufig selbst nach eigenem Stundenplan die Schulung im Gasschutz.

Wenn sie beendet ist, sollen die Wie der. hol u n g s ü b u n gen beginnen. Hier üben die für die einzelnen Reviere eingeteilten Nothelfer

/ unter ihrem vorgesehenen Truppführer, um sich gegenseitig kennen zu lernen und um in der Hand~ habung der Geräte eine g,ewisse Fertigkeit zu er. langen. Alle übungen soHen unter Benutzung der Filtergeräte erfolgen; außerdem ist jetzt der größte Teil der Besetzung zu H i 1 f s m a s chi -n ist e n heranzubilden, damit eine sachgemäße Bedienung der Kleinmotorspritze gewährleistet ist. Dieser d r i t t e Ab s e h n i t t müßte in vier Dop. pelstunden bewältigt werden können. Später sind die Trupps zur Auffrischung ihrer Kenntnisse mindestens jeden zweiten Monat zu einer übung zusammenzurufen. ,

aturgemäß stellt der oben beschriebene Plan nicht die einzige Lösung dar; er kann aber, und das ist sein Vorteil, ohne besondere Kosten durch. geführt werden.

Im Rahmen eines kurzen Aufsatzes war es nicht möglich, auf die Ausbildung der Hilfsfeuerwehr. leute zur Auffüllung der Löschzüge, also der zu den B e r e i t s c h a f t s k räf t e n zählenden Ein­heiten, einzugehen; zur Zeit liegen hierüber auch noch keine ausreichenden Erfahrungen vor. Da aber diese Züge schweres Gerät, also die mecha. nischen Leitern und Schaumlöschpumpen, mit. führen und voraussichtlich die ihnen zufallenden Aufgaben schwierigerer Natur sein werden, wird man hier eine eingehendere Ausbildung als bei den Trupps vornehmen müssen. In Berlin versucht man sich an einer Lösung, die brauchbar er­scheint: Man bildet 6 Wochen lang Nothelfer an den Nachmittagen nach dem Lehrplan für Anwär. ter aus und will dann, da die Teilnehmer arbeits. los sind, mindestens lO Prozent von ihnen auf wei­tere 4 Wochen zum Erwerb einer gewissen Praxis in die Züge einreihen. Die Zukunft wird zeigen, ob dieser Weg allgemein gangbar ist.

Gestaltung und Einrichtung von Feuerwachen für den Luftschutz Baurat Dr.-lng. M an s k 0 p f, Hamburg

Sämtliche Großstädte und auch die meisten mittleren Städte Deutschlands besitzen heute eine B e ruf s f e u e r weh r, in deren Hand der Feuerschutz, der Unfall dienst und außerdem viel. fach noch der Krankentransport liegen, so daß die Berufsfeuerwehr für eine Großstadt eine unent. behrliche Einrichtung geworden ist. Je nach der Größe, der Bevölkerungsdichte und den indu. striellen Anlagen sind die einzelnen Städte in sog. Brandschutzreviere eingeteilt, deren Be. treuung einer besonderen F e u e r w ach e ob. liegt. Diese Einteilung sowie die Mannschafts­stärke und die bauliche Einrichtung der Wachen reichen für normale Zeiten aus. Daß jede mo­derne Berufsfeuerwehr und auch die freiwillig,en Feuerwehren sich die neu esten Errungenschaften der Technik in ihrem Spezialberuf zunutze ma. ehen, darf als selbstverständlich angenommen werden. Ist nun aber die Gewähr dafür vorhan. den, daß diese Einrichtungen, diese Kräfte und Hilfsmittel auch im Kriegsfalle bei Luftangriffen ausreichen und so zuverlässig in Aktion treten werden, daß ohne namhaften Zeitverlust und ohne besondere Schwierigkeiten die zum Schutze der Stadt }md der Bevölkerung notwendigen Hilfs. maßn~hmen zu jeder Tag_ und Nachtzeit durch. geführt werden können?

Diese Frage ist von außerordentlicher Bedeu­tung für jede Stadt und kann nicht ohne weiteres bejaht werden. Die Gefahren durch feindliche Luftangriffe brauchen hier nicht erörtert zu wer­den, da dies bereits in vorstehenden Arbeiten ge­schehen ist. Durch derartige Luftangriffe wer­den die einzelnen Wachen vor ganz gewal. tige und zum Teil außergewöhnliche Aufgruben gestellt, di,e unter von Friedenseinsätzen gänz­lich verschiedenen Verhältnissen zu erfüllen sind. Obgleich in solchen Fällen mit einer Unter. stützung durch die Technische Nothilfe, die Haus­und Fabrikfeuerwehren sowie durch das Rote Kreuz zu rechnen ist, so wird doch stets die Be~ rufsfeuerwehr als die eigentliche Trägerin der technischen Hilfsmaßnahmen und wegen ihrer gut geschulten und ständig alarmbereiten Mann­schaft in allererster Linie für die Sicherheit einer Stadt eingesetzt werden. Deshalb ist es unbedingt erforderlich, daß die Wachen und ihre Ausrüstung sowie die Mannschaft durch zweckmäßige und ge. eignete Vorkehrungen gegen die Auswirkungen derartiger Luftangriffe hinreichend gesichert sind, was bis heute aus verschiedenen Gründen nicht überall der Fall sein dürfte.

Zuniichst c·jnige Erörterungen über die Lag e cl c r F c u c r \V ach e n inncrhalb des Stadt-

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gebietes. Wohl die meisten Wachen liegen nur an einer, obendrein manchmal noch recht engen Straße; günstigeren falls ist noch eine Einfahrt~ möglichkeit vom Hofe her gegeben. Durch Zer~ störung der Straße selbst oder der anliegenden Häuser durch Brisanzbomben wird ein Ausrücken der Fahrzeuge unmöglich; in diesem Falle ist die Wache für eine geraume Zeit als Abwehrkraft in ihrem Bezirke ausgeschaltet. Gesetzt den schlimmsten Fall, daß die Feuerwache selbst durch einen Volltreffer stark beschädigt oder völlig zer~ stört wird, so würden neben dem Verlust an Men~ schen auch außerordentlich wichtige Geräte und Hilfsmittel usw. mit einem Schlage vernichtet werden. Um diesen Gefahren, mit denen immer. hin zu rechnen ist, möglichst vorzubeugen, sind folgende Maßnahmen zu treffen:

1. Sohaffung zweier Aus~ bzw. Einfahrten nach verschiedenen Straßen, soweit dies bei alten Wa. chen noch durchführbar ist. Bei neu anzulegcnden Wachen ist diese Forderung von vornherein zu erfüllen.

2. Größerer Abstand der Wachen von Nachbar. häusern, so daß durch Einsturz und Brandüber~ tragung die Wache selbst nicht gefährdet werden kann.

3. Verteilung und Aufstellung einzelner Fahr. zeuge und Mannschaft~n sowie der Geräte und Ausrüstungsgegenstände an besonders geeigneten Stützpunkten, die frühzeitig unter diesem Ge~ sichtspunkt zu prüfen und auszuwählen sind CZ. B. Kellergaragen, die sich schnell und ohne großen Kostenaufwand splitter~ und gasdicht herstellen lassen). Verbindungsmöglichkeiten zwecks Befehls. übermittlung sind zu prüfen. Wichtige Ersatzteil~ lager, wie Schlauch~ und Bekleidungskammern, Lager von Sauerstofflaschen, Gasschutzgeräten und dgl., dürfen ebenfalls nicht in einer einzigen \Vaehe untergebracht sein.

Diese Frage der Zentralisation oder Dez e n ~ t r a l.i s a t ion der Abwehr~ und Hilfskräfte ist von außerordentlicher Bedeutung und muß für jede Stadt rechtzeitig und bis ins kleinste geklärt werden. Dem etwaigen Einwand, daß durch die Dezentralisation eine Zersplitterung der Kräfte eintritt und die einheitliche Führung fehlt, steht die bedeutend größere Sicherheit gegenüber, die in diesem Falle ausschlaggebend ist. Außerdem wird es sowieso bei derartigen Luftangriffen aus taktischen Gründen nicht immer möglich und an. gebracht sein, den ganzen Feuerwehrzug, sondern nur einzelne F ah rzeuge nach einer Unglücksstelle zu entsenden.

Ober die bauliche und die technische Ein ~ richtung der Wachen selbst ist zu sagen: Auch hier läßt sich wohl allgemein voraussetzen, daß die meisten Wachen ihrer baulichen Beschaf. fenheit nach gegen einen Luftangriff nicht ausrei ~ ehend gesichert sind. Betrachtet man die Wachen zunächst hinsichtlich der ihnen drohenden B ra n d g e f a h r durch Brandbomben, so müssen für sie mindestens dieselben Richtlinien wie für Privatgebäude Anwendung finden . Die Dach~ böden sind mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln gegen die Brandbomben zu schützen. (Wirksame Imprägnierung der Holzkonstruktio~ nen, Beseitigung aller brennbaren Gegenstände , besonderer Schutz der Holzfußböden, Verlegung etwaiger Werkstätten aus dem Dachgeschoß in andere Geschosse, Aufstellung und Bereithaltung von geeigneten und zweckentsprechenden Lösch. mitteln usw.)

280

Was den Sc hut z ge gen B r isa n z b 0 m ~ b e n anbelangt, so wird man durch nachträgliche Versteifungskonstruktionen der Decken die Räume so weit wie möglich sichern. Die Mehr~ zahl der Wachen besteht aus Keller~, Erd~, 1. und 2. Ober~ und Dach~Geschoß, deren Decken durch~ schnittlich gewöhnliche Holzbalkendecken sind und daher den Brisanzbol11'ben wenig Widerstand bieten. Aus diesem Grunde ist die Verstärkung und Versteifung eines Teils der Wachräume, ins ~ besondere die der Wagenhallen, Telegraphenzim~ mer und Sammelschutzräume, eine unbedingte Notwendigkeit. Wie sich diese Maßnahmen durchführen lassen, muß den einzelnen Wachen überlassen bleiben.

Die großen hölzernen Einfahrttore sind gegen die Splitter und den Detonationsdruck von Bri~ sanzbomben zu schützen. Daß letzteres nicht ganz einfach ist und auf technische Schwierigkeiten stößt, ist fraglos; trotzdem muß versucht werden. auch für diese Gebäudeteile einen wirksamen Schutz zu treffen. Sollte aber die geforderte Aus~ führung unmöglich sein, so ist auf alle Fälle dafür zu sorgen, daß zumindest die von der Wagenhalle abgehenden Wachräume gesichert wel'den.

Alle notwendigen Wachräume werden sich ver~ hältnismäßig leicht und ohne besonderen Kosten~ aufwand gas die h t herstellen lassen. Daß beson~ dere Sc hut zr ä urne für die Feuerwehrleute in jeder Wache eingerichtet sind oder möglichst bald eingerichtet werden, ist wohl selbstverständ~ lich; sie werden sich in den meisten Fällen in den Kellern herrichten lassen. Ihre Ausbaumöglieh~ keiten sowie ihre Einrichtungen sind in der ein~ schläg,igen Fachliteratur oft und ausführlich be. handelt worden, so daß Erörterungen an dieser Stelle überflüssig sind; was aber eines besonderen Hinweises bedarf, ist die Tatsache, daß die Feuer~ wehrleute oft gezwungen sein werden, sich in ihnen von ihrer anstrengenden Hilfeleistung aus~ zu ruhen und zu erholen. Es sind ferner für die im Kampfstoffgelände tätig gewesenen Leute be. sondere abgetrennte An~ und Auskleideräume an~ zulegen. Da die Wachen auch als UnfallsteIlen gelten und im Ernstfalle aller Voraussicht nach stark durch Verletzte, Gasvergiftete und dgl. für die erste Hilfeleistung in Anspruch genommen werden, so müßte für deren Unterbringung durch die Schaffung eines besonderen gas~ -und splitter. sicheren Samariterzimmers rechtzeitig gesorgt werden.

Diese bisherigen Ausführungen ließen sich mit Rücksicht auf die Eigenart jeder Wache nur all ~ gemein halten; sie sollten zeigen und die Anregung geben, unter welchen Gesichtspunkten man die Fcuerwachen für den Luftschutz betrachten und herrichten muß. über Einzelheiten der tee h • n i s ehe n H i I f s mit tel und der Aus • r ü s tun g der Man n s eh a f t e n sei im nach . folgenden noch einiges gesagt:

Die Feuerwehr wird bei Luftangriffen nicht nur zur Brandbekämpfung, sondern zu aUen durch c1erartige Angriffe verursachten Schäden heran~ gezogen werden; deshalb sollte jede moderne Feuerwehr heute so gerüstet sein, daß sie den be~ reits erwähnten Gefahren, die ja der durch soinen täglichen Dienst geschulte Feuerwehrmann zum großen Teile bereits in Friedenszeiten bekämpfen muß, jederzeit gewachsen ist. Da die Feuerwehp leute während des eigentlichen Luftangriffes in erster Linie aktiv tätig sind. also sich nicht in den besonders hergerichteten Luftschutzräumen auf. halten können, so ist für ihren per s ö nl ich e n

S c hut z g e gen die Gefahren der c h e mi­s c h e n Kam p f s t 0 f f e Sorge zu tragen. Daher muß jedcr Feuerwehrmann einschließlich der Fahrcr seinc ci gene Gasmaske mit dem gegen chemische Kampfstoffe schützenden Filter haben. Jeder Zug ist ferner mit wenigstens 3 Kreislauf­geräten (Einstundengerät) auszurüsten. Hinrei­chender Ersatz an Filtern, Sauerstoff, Kalipatro­nen und dgl. ist selbstverständlich an jeder Wache bereit zu halten. Auch die Anschaffung von Schutzanzügen, wenn auch zunächst in beschränk­ter Anzahl, ist durchaus zu empfehlen.

Die Bereithaltung von Chlorkalk in besonderen Bereitschaftsbüchsen bedarf wohl keiner beson­deren Erwähnung. Außer den ständig auf den Fahrzeugen mitgeführten Samariterkästen ist ge­nügend Verbandmaterial bereitzuhalten. Wäh­rend die eben aufgezählten Gegenstände tunlichst in den Räumen des Luftschutzkellers aufbewahrt

werden, können die Ersatzteile, wie Schaufeln, Äxte, elektrische Lampen usw., auf den Fahrzeu­gen und Hilfsfahrzeugen oder an geeigneter, leicht erreichbarer Stelle in der Wache untergebracht werden. Es ist auch außerordentJ.ieh wichtig, daß die einzelnen Wachen in ihren Revieren schon in Friedenszeiten die Plätze vermerken, von denen sie im Ernstfalle Ab s t ü tz u n g s m at e r i a I und größere Mengen San d heranholen können.

Vorstehende kurze Ausführungen lassen bereits erkennen, daß den Feuerwachen für ihre Aktions­fähigkeit boi einem Luftangriff eine Unmenge interner Aufgaben gestellt sind. Unzweifelhaft wird an den verschiedenen Wachen noch manches zu der unbedingt notwendigen Schlagfertigkeit im Luftschutz behoben werden müssen, denn nur der kann anderen im Ernstfalle und in der Not tat­sächlich Hilfe bringen, der selbst in jeder Weise gerüstet und gewappnet ist.

Die Sicherung des F euerwehr­Nachrichtenwesens im Luftschutz Obe rbaura t A. S c h a e f e r I Berlin

Mit dem Aufruf des Luftschutzes tritt eine grundlegende Änderung in dem polizeilichen Schutz- und Hilfsdienst in Kraft, und diese Ände­rung der Gesamtorganisation der hierbei in Wirb samkeit tretenden Hilfsverbände bedingt neben anderem auch einen wohlvorbereiteten Plan für den Aufbau der dazu erforderlichen achrichtenmit­tel. Der Aufbau eines völlig neu e n Nachrichten­systems ist jedoch sehr kostspielig und erfordert auch für die laufende Unterhaltung der stets be­triebsbereit zu haltenden Anlagen erhebliche Mit­tel, so daß die Benutzung von schon in normaler Zeit im Gebrauch befindlichen Teilen, wie Appa­ratc und Leitungen, soweit als möglich anzustre­ben ist. Es sollen dann im Gefahrenfalle nicht benötigte odcr weniger wichtigen Zwecken die­nende Einrichtungen du rch einfache, vorher vor­bereitete Umschaltungen verwendet werden. Dies bietet hinsichtlich ständiger Bereitschaft vor allem den Vorteil, daß die Betriebsfähigkeit durch den dauernden Gebrauch ohne besondere Auf­wendungen ständig kontrolliert wird.

Gestützt auf die in früherer Zeit und bei Luft­schutzübungen gemachten Erfahrungen, tritt bei Fliegeralarm eine weitgehende Selbständi.gkeit ~er untersten Einheiten, der LuftschutzrevlCre, elll, da bei der übermittlung von Meldungen und Be­fehlen mit der Unterbrechung des achrichten­verkehrs gerechnet werden muß. Da die gesaI?t~ einheitliche Leitung des Luftschutzes der PolizeI untersteht, muß deren Aufbau für die Feuerwehr und ihre Nachrichtenorganisation maßgebend sein. A ls e rste Forderung hat zu gelten, daß schon aus Sicherheitsgründen die oberen Führer und Stäbe der Feuerwehr über eigene Nachrichtenver­bindungen miteinander verkehren können. Zu die­sem Zwecke sind für Zeiten der Luftgefahr nach dem die Sicherheit am meisten gewährleistenden OB.-System (Ortsbatterie-System) bei der Ober­leitung und den ihr unterstellten Gruppen feuerwehreigenc Fcrnsprech - Ver­mit t I u n g s s c h r ä n k e vorzusehen. Auf eine genügcndc -Zahl von Ansehlußleitungen zu den Abschnitten und den in Reserve stehcnden Lösch­zügen ist Bedacht zu nehmcn. In Anbetracht der

Wichtigkeit der Verbindungen sind zumindest zwischen Obcrleitung und Gruppen g1eichzeitig d rah t los e ach r ich t e n mit tel bereit­zustellen.

Die (Luftschutz-)Abschnitte, deren in der Regel 4-5 einer Gruppe angehören, sind sowohl mit der Oberleitung als auch mit ihren zugehörigen Grup­pen telephonisch zu verbinden. Weiterhin erhal­tcn sie noch mit den ihnen unterstellten Polizei­Einsätzen auf den Revieren Fernsprech- bzw. F ern s c h r e i b er- Ver bin dun gen.

Währcnd dic eingangs erwähnten Leitungen und V crmittlungsschränke ausschließlich der Feuer­wehr zur Verfügung stehen sollen, dürften die zu­letzt genannten, der Po li z e i geh ö r i gen Na c h r ich t e n mit tel von den Abschnitten zu den Revieren sowie die dort befindlichen Ver­mittlungsschränke von der Polizei bedient und ge­meinsam von Feuerwehr und Polizei benutzt wer­den können.

Von der Verbindung der Abschnitte einer Gruppe untereinander über das etz des Sicher­heits- und Hilfsdienstes kann für die Feuerwehr Ab tand genommen werden, da für den Einsatz wcitcrcr Reserven, als den Abschnitten zugeteilt sind, die Anforderungen ohnedies von der zustän­digcn Gruppe zu erfolgen haben. Grundsätzlich erhalten alle den vcrschiedenen Befehlsstellen zu­gctei l ten Löschzüge mit diesen direkte N achrich­tenvcrbindung. Zur Verbindung der Abschnitte mit den Nachbarabschnitten werden vornehmlich die polizeilichen Verbindungen benutzt werden können, doch besteht außerdcm noch die Mög­lichkeit, diese Verbindung auch über die Feuer­wehr-Nachrichtenanlage zur Gruppe herzustell en. Die Reviere sind für die achrichtenübermittlung auf dic vorhandenen polizeilichcn Einrichtungen angcwiesen.

Durch die verschiedenen vorstehend beschrie­benen Wege und Ausweichmöglichkeiten besteht selbst bei starker feindlicher Einwirkung eine weit­gehende Sicherheit für die für die Feuerwehr zu fordernden N achrich tenverbindungen. Eine ge­wisse Herabminderung der Sicherheit ist aber darin zu sehcn, daß die Leitungsanlagen eines

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Stadtbezirks bei den Fernsprechämtern der Post zusammenlaufen und hier leicht durch einen Tref~ fer oder auch durch Sabotage beschädigt und außer Betrieb gesetzt werden können.

Es bleibt daher immer bedenklich, wenn für die Fernmelde~Verbindungen des Sicherheits~ und Hilfsdienstes beim Luftschutz fast ausschließlich die Ver wen dun g pos tal i s c her Lei ~ tun gen erfolgt. Bei der für die Nachrichten~ Verbindungen der Post gebräuchlichen Form von sternförmig verlegten Leitungen ergeben sich we~ gen der aus technischen Gründen zweckmäßigen Zusammenfassung der Leitungen daraus Leitungs~ längen für die Nachrichtenverbindungen des Luft~ schutzes, die oft ein Mehrfaches der nach der Luft~ linie gemessenen Entfernung ausmachen und so~ lJ1it notwendigerweise auch in entsprechend höhe~ rem Maße durch die größeren Längen gefährdet sind. Es ist daher empfehlenswert, als zu sät z ~ I ich e S ich e I' h e i t sei n r ich tun g nach dem System der R i n g lei tun gen noch einen telegraphischen Nachrichtenverkehr mittels Fern~ schreiber zu schaffen. Dabei werden auch die für die Sicherh eit sehr ungünstigen Anhäufungen

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Abschnitt (Jnspektion)

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Hauptfeuerwache

Feuerwehr leitung ----- Polizei Leitung

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_ .. _--- TelegraphischeRingleitung Organisations.chema des Feuerwehr-Nachrichtenwesens Im Lultschulz.

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zahlreicher Leitungen an einer Stelle vermieden. Treten in den Ringleitungen Unterbrechungen oder Störungen ein, so läßt sich durch eine Not~ oder Sicherheitsschaltung, unter Benutzung der Erde als Hilfsleitung, die Betriebsfähigkeit der Nachrichtenverbindung aufrechterhalten. Zweck~ m~ißigerweise werden eine Anzahl benachbarter Telegraphenstationen in verschiedenen R i n g ~ s chI e i f e n zusammengeschlossen. Es besteht nunmehr die Möglichkeit, zum Nachrichtenaus~ tausch sowohl mit den einzelnen als auch mit allen Ringschleifen gleichzeitig in Verbindung zu treten und durch eine einfache Relaisübertragung Meldungen von einer Schleife nach den Stationen der anderen zu befördern.

Zur Erhöhung der Sicherheit ist es zweckmäßig, bei wichtigen Nachrichtenzentralen für die hier in größerer Anzahl zusammenlaufenden Leitungen eine zweite Leitungseinführung zur Zen t I' ale von einer anderen Grundstücksseite der den Häuserblock umgebenden Straßen aus vorzusehen. Es ergeben sich hierbei von selbst für den wichtigen Teil der Strecken in der Nähe der Zentrale, die mit zahlreichen Leitungen belegt sind, die aus Sicherheitsgründen erforderlichen Reserveleitungen. Diese sind derart einzurichten. daß sie in kurzer Zeit umgeschaltet werden kön ~ nen. In ähnlicher Weise ist nach dem Grundsatz der Ringschleifen das der Berliner Feuerwehr ge~ hörige Nachrichtennetz ausgebaut bzw. im Aus~ bau begriffen, um eine hohe Betriebsfähigkeit und weitgehende Unempfindlichkeit gegen Störungen zu erzielen.

Es ist einleuchtend, daß der riesige Aufwand für den Luftschutz und sein erfolgreicher Einsatz in Frage gestellt wird, wenn das Nachrichten< wesen leicht Störungen oder Zerstörungen, ins< besondere bei den ausgedehnten Leitungsanlagen, ausgesetzt ist. D en leitenden Stellen ist im Fallc des Luftangriffs eine schwere Verantwortung auf< erlegt, und sie haben auf Grund der eingehenden Meldungen ihre Entschlüsse und notwendigen Anordnungen von außerordentlicher Tragweite rasch zu treffen. Bei Nichteingang infolge Ver~ sagens der Nachrichtenmittel muß dieses begreif~ licherweise unterbleiben. D arum ist in Anbe~ tracht der grundlegenden Wichtigkeit der Aus~ bau des Nachrichtenwesens den an erster Stelle in Betracht zu ziehenden Maßnahmen zuzurech< nen. Gerade bei Luftangriffen dürfte die Rettung von Menschenleben und gegebenenfalls von Mil ~ lionenwerten von dem Eingang frühzeitiger und zuverlässiger Meldungen abhängen. Nur bei einem rechtzeitigen Eingreifen ist eine Bekämp~ fung der Brandgefahren und damit die Vermei~ dung von Schäden katastrophalen Ausmaßes mit Aussicht auf Erfolg vorhanden.

Die in Normalzeiten sehr wichtige Me I d e ~ einrichtung für Feuer und Unfälle dürfte während des Fliegeralarms, wenigstens im Stadtinnern, völlig außer Betrieb zu setzen sein, da damit zu rechnen ist, daß bei Bombenabwürfen die umliegenden Melder in großer Zahl betätigt werden, so daß über das notwendige Maß hinaus Kräfte der Wehr hierfür eingesetzt würden. Da~ durch würde aber die Gefahr der Verzettelung gegeben sein und die Einsatzkräfte dann leicht an anderen, nicht minder wichtigen oder viel wich~ tigeren Stellen fehlen. Die Erkenntnis über die Zweckmäßigkeit dieser Maßnahme ist auf Grund der Erfahrungen bei Erklärung des Ausnahmezu~ standes der Feuerwehr bei schweren Gewittern und Wolkenbrüchen gewonnen worden. Das über

das ganze Stadtgebiet sich erstreckcnde Leitungs. netz der Feuerwehr findet nebenbei, selbst wenn teilweise bei Fliegeralarm dic Feuermeldeleitungen abgeschaltet werden, eine wichtige Ver wen. dun g für den F I i e ge r . War n die n s t. Es ist beabsichtigt, durch ü berlagerung hochfrcquelv ter Ströme über die Feuerwehrleitungen, ohnc mit der Leitungsanlage selbst verbundcn zu sein und sie störend zu beeinflussen, von der Warnzentrale aus Stromimpulse zu geben zur Auslösung von Alarmsirenen und anderen Alarmapparaten, die von dcm Lichtnetz oder aus Batterien gcspcist werdcn .

Für di e wichtigcrcn Befehlsstcllen ist neben der Untcrbringung in bombensichercn Unterständen eIie A n lag e von Aus w e ich zen t r a I c n

zu fordern. Auch bei den Feuerwehren sind mög. lichst gasgeschützte und bombensichere Telegra. phenzimmer im Keller einzurichten, zum min. desten aber sind diese Räume gegen Bomben. splitter und Gaseinwirkung zu sichern und abzu. dichten.

Die Verlegung der Telegraphenanlagen und der Fernsprecheinrichtungen, letztere für mindes tens eine Amts. und Hausverbindung, hat in feuchtig. keitssicherer Ausführung, möglichst mit Stecker. anschluß, vorher zu erfolgen.

Die Aus r ü s tun g mit Werkzeugen und dem erforderlichen Gerät sowie die Anlage von Re . se r v e lag e rn für den dringendsten Material. bedarf ist ebenso vorzusehen wie die Ausbildung eIes Personals durch besondere übungen.

Die Bedeutung der Normung von Feuerwehr­geräten für den Luftschutz Dr.-Ing. PauI KaI aß, Braodingenieur, Geschäftsführer der Feuerwehrtechnischen NormensteIle Magdeburg

Dic Feuerwehrgerätc kommen in Deutschland, wie ein Blick in die Druckschrihen der Hersteller. industrie und ein Besuch bei den Feue rwehren auch den Außenstehendcn erkennen läßt, in außerordentlicher Vielgestaltigkeit auf den Markt. Nicht nur die zahlreichen Kleingeräte, sondern auch dk Großgeräte, ferner die Zusam. menste llung der Löschzüge, der Aufbau ganzer Feuerwehren, sogar die Angriffs. und Rettungs. formen bei den einzelnen Feuerwehren zeigen die größte Verschiedenartigkeit und Uneinheitlich. keit. Die Gründe hie rfür liegen darin, daß die Feuerwehren Einrichtungen der Gemeinden sind, denen bisher straffe Anordnungcn oder Vorschrif. ten für Beschaffung und Betrieb von einer vor. gesetzten Staats. oder Reichsbehörde nicht erteilt worden sind; sie liegen ferner in der unterschied. lichen Vermögenslage der Gemeinden, in ört. lichen Besonderheiten, ferner aber auch in der bisherigen Uneinigkeit der Herstellerfirmen, de. ren Zusammenschluß schon des öfteren vollzogen wurde, jedoch nie von langer Dauer geblieben ist. Die Gründe hierfür mögen unerörtert bleiben.

Gegen alle diese Widerstände ist seit 1925 die Fe u er weh r n 0 r m u n g am Werk und ist trotz Schwierigkeiten auf dornenvollem Weg Schritt für Schritt ihrem Ziele nachgegangen. In den wc. nigen Monaten nach der staatlichen Umwälzung in Deut,schland haben die Arbeiten der Feuer. wehrnormung einen ungeheuren Antrieb erhalten. Sowohl das Erwachen des Einigkeits. und Gc~ meinschaftsgeistes als auch die schlagartig er; kannte Notwendigkeit der ein h e i tl ich e n technischen Ausrüstung all e r Feuerwehren im Kampf gegen die drohende Luftgefahr haben der Feuerw~hrnormung neue Grundlag,en, neue Auf. gaben und neuen Antrieb gegeben .

Die Notwendigkeit der Normung, besonders für den Aufbau des Luftschutzes, erstreckt sich auf folgende Gebiete :

Die Bekämpfung entstehender Brände nach einem Luftangriff wird zunächst von den -L u f t • s c hut z ha u s war t e n und den Hausgemein. schaften aufgenommen, die hierfür mit einfachen, aber wirksamen Löschgeräten und Schutzgeräten ausgerüstet sein müssen. Bei größeren Bränden greift der Feuerlöschtrupp des Luftschrutzreviers

ein, der bereits mit Kraftwagen, einer Kleinmotor. spritze von hinreichender Leistung und mit Schlauchgeräten in gewissem Umfange ausgerüstet sein muß. Bei vorgeschrittenen Bränden werden die Einsatzkräfte des Luftschutzabschnittes Hilfe leisten, die von "Einheitslöschzügen" der Berufs. feuerwehren gebildet werden und die zweckmäßig aus den bereits vielfach bewährten Zweifahrzeug. Löschzügen best,ehen (Kraftfahrdrehleiter und Kraftfahrspritze). Auch die Einsatz., Bereit. schafts. und Auffüllkräfte des Luftschutzortes, die zu Bränden und Unglücksfällen von großen und verhängnisvollen Ausmaßen entsandt wer. den, werden sich aus Einheitslöschzügen, ergänzt durch Pionierzüge, Rüstwagen und sonstige Son. derkraftfahrzeuge, zusammensetzen; auf Aus. rüstung mit Schaumspritzen, Beleuchtungsgerä. ten, Entlüftungsgeräten und Aufräumungsgeräten ist hier Wert zu legen.

Da innerhalb eines Ortes oder einer Stadt allein hundert, tausend oder zehntausend Luftschutz. hauswarte vorhanden sind, darf man dieser Viel. heit die selbständige Bestimmung über ihre Aus. rüstung keinesfalls überlassen. Vielmehr wird zu· nächst der örtliche Polizeiverwalter die Aus· rüstung einheitlich vorschreiben müssen, aber nicht allein für die Hauswarte, sondern auch für die Reviere, die Abschnitte und den Luftschutz. ort. Für die Ausrüstung aller Trupps und die Ge. s taltung aller Geräte m ü s sen d a her b e • stimmte, einheitliche Richtlinien d. h. "N 0 r m e n", auf g e s tell t wer.cl e n.

Eine Normung von Feuerwehrgeräten für die Aufgaben im Luftschutz ist vor allem insofern erforderlich, als di,e einzelnen örtlichen Trupps iederz-eit aus ihrem vom Luftangriff verschonten Bezirk herausgenommen, an den gefährdeten Stel. len zusammengezogen und mit den anderen Trupps ,einheitlich zusammen eingesetzt werden können. Weiter müssen bei Verlusten an Leben und Geräten die Lücken durch gleichwertigen Er. satz ohne Verzögerung ausgefüllt werden können. Die Beweglichkeit und Geschmeidigkeit der Luft. schutzkräfte müssen sich auch über die Grenzen einer örtlichen Polizeiverwaltung hinaus er. strecken .derart, daß die Kräfte einer besonders heimgesuchten und der Zerstörung unterworfe. nen Stadt in kürzester Zeit durch Kräfte ver·

283

Reichsluftfa h rtm i n isterium Reichswir1schaftsminislerium

Preu~ischer feuerwehrbeiral

Schematische Übersicbt der an der Normung von Feuerwehrgeräten beteiligten Stellen.

stärkt werden können, die aus mchr oder weniger benachbarten unzer,störten Orten herangezogen werden und infolge ihrer gleichen Ausrüstung und Ausbildung sogleich unter dem fremden Befehl mit Erfolg eingreifen können.

Hieraus folgt weiter, daß die Normung sich nicht nur auf tote Geräte beschränken darf, son< dern viel größere wichtige Gebiete erfassen muß, z. B.: die Ausbildungsweise, ,die Angriffs< und Rettungsformen der Feuerwehreinheiten des gan< zen Landes, die Wasserv,ersorgungsanlagen, wie Sammelleitung,en, Behälter, Brunnen, Flußfassun< gen 'und Teiche, weiter aber auch das umfang< reiche Nachrichtenwesen, die Bekleidung, den Bau von Unterkunfts< und Befehlskellerräumen, das große Gebiet dcs Gasschutzes, der Entgif< tung usw.

Wir ersehen hieraus, daß die Normung durch< aus nicht von den einzelnen örtlichen Polizei ~ oder Landesstellen ausgehen kann, sondern von einer einzigen Stelle aus, ,die für das ganze Reich maßgebend ist.

Die zur Zeit in Dcutschland arbcitende "F cu c p

weh r t e c h n i s c h c No r m e n S tel I e" hat bisher auf diesem Gebiete wichtige Vorarbeit geleistet; sie hat bereits den Boden für die Ver< einheitIichung geebnet, jedoch fehlt es ihr heu tc noch an dem notwendigen behördlichen Vcrfü < gungsrccht, mit dem allein die Normung auch gegen kleinliche und eigennützige Widerstände

wirksam durchgesetzt werden kann. Die Nor< menstelle wird von der "Arbeits< und Interessen< g,emeinschaft Deutschcr Feuerwehrorgane" unter< halten, in der, wie das obige Schema zeigt, folgende Verbände zusammengeschlossen sind: Deutscher Feuerwehr<Verband, Reichsverein Deutscher Feuerwehr<Ingenieure, Arbeitsgemein< schaft der obercn Feuerwehr~Aufsichtsbeamten, Auskunfts< und Zentralstelle für Leiter und De< zernenten des Feuerschutz< und Sicherheitsdien< stes industrieller Unternehmen, Preußischer Feuerwehrbeirat. Die Industrie unterstützt die Arbeiten, zwar nicht mit geldlichen Mitteln, wohl aber mit Vorschlägen und mit ihrer wertvollen HersteIlererfahrung. Die NormensteIle ist zu< gleich Fachausschuß des Deutsohen Normenaus< schusses e. V., Berlin, der die Feuerwehrnorm< blätter mit den übrigen ormen abstimmt, sie als DIN<Blätter herausgibt und in das große Deutsche Normensammelwerk aufnimmt.

Größere Erfolge dürften zu erwarten sein, wenn die Normenstelle vom Reichsluftfahrtmini< sterium und vom Wirtschaftsministerium nach< drücklich und mit tätiger Hilfe unterstützt würde.

Möge in naher Zukunft die Normung mit Er~ folg vorwärtsentwickelt werden, dcnn ormung bedeutet Vereinfachung und Verbilligung, die Normung insbesondere im Luftschutzwescn aber bedcutet Erhaltung von Gemcingut und Erhöhung der Lobenssicherhe it unseres Volkes!

Die Wasserversorgung im Luftschutz Regierungsbaumeister a. D. G ü n t e r I Baurat bei der Feuerwehr Berlin

In den über den Luftschutz erschienenen Schrif~ tcn ist fast immer darauf hingewiescn wordcn, daß bei einem Überfall aus der Luft in erstcr Linie die großen Städtc das Ziel des Angriffs bil ~ den werden, da bei der engen Bebauung und den dicht zusammengedrängt wohnenden Menschcn ~ massen nicht nur die materielle, sondern auch die moralische Wirkung des Angriffs besonders groß sein wird; rechtzeitige Vorbereitung von Schutz< maßnahmen in Städten ist somit ein dringendes Gebot. Der folgende kurze Aufsatz soll sich nun mit der Sonderfrage befassen. welche Einwirkun. gen ein Luftangriff auf die Lös c h was s e r ver. s 0 r gun g einer Stadt haben wird und welche Gegen. und Vorbeugungsmaßnahmen hierfür ge. troffen werden können.

Bekanntlich rechnet man mit kombinierten An. griffen von Brisanz., Brand. und Gasbomben auf Städte. Diese könnten sich auf die Wasserversor. gung in folgender Weise auswirken'

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1. Auf der cinen Scite zerstörcn sie wichtige Tcilc dcr Wasservcrsorgungsanlage und bedingen damit cinc starke Ver r i n ger u n g bzw. gänz. liehe Ausschaltung der allgemeincn \N asserver. sorgung und der Löschwasserlieferung.

2. Auf der anderen Seite erzeugcn sic cine große Anzahl gleichzeitiger Brände, dcren Bckämpfung, sofern sie wirkungsvoll sein soll , die Bereitstellung einer e rh ö h t e n Menge von Löschwasser not. wendig macht.

Der crzwu ngenen Verringerung der normalen Löschwasserlieferung tritt also gleichzeitig der Be~ darf nach einer Vergrößerung der Löschwasser. menge gegenüber, und es ist klar, daß die Brände um so folgenschwerer werden müssen, je größer die Hcrabsetzung der Löschwassermenge ist. Ein Angreifer wird daher versuchen, die vorhandenc Wasserversorgungsanlage durch den Abwurf von Bomben möglichst so zu beschädigen, daß ein WeiteraJ'lbeiten der Anlage unmöglich ist. Es kann

ihm dies gelingen durch Vernichtung des oder der Wasserwerke, durch Zerstörung der großen Transportleitungen und möglichst vieler kleinerer Leitungen. Bei einem Vorhandensein von mehre~ ren Werken wird nicht ohne weiteres zu erwarten sein, daß alle Werke gleichzeitig durch Bomben~ abwurf außer Betrieb gesetzt werden. Immerhin ist aber damit zu rechnen, ·daß ein Teil der Werke zum Ausfall gebracht wird. Da ihre Wiederingang~ setzung unter Umständen geraume Zeit in An~ spruch nehmen wird, es aber notwendig ist, so schnell wie möglich wieder die normale W asser~ und Löschwasserversorgung herzustellen, m ü ß t e in Orten mit mehreren Werken jedes Werk in der Lage sein, die Leistung eines z um Ausfall gekommenen mit z u übe rn e h m e n. Die vom Werk in die Stadt führenden Rohrleitungen müßten dann auch die geförderte Mehrwassermenge mittransportieren können. Von jedem Werk aus sollten ferner z w e i Hau p tl ei tun gen, und zwar aus dem Werk heraus zunächst in möglichst entgegengesetzter Richtung, getrennt bis an das Stadtnetz geführt werden, damit es möglich ist, bei Zerstörung eines Hauptstranges nach entsprechender Schieber~ schaltung den Betrieb über den zweiten Haupt~ strang fortzusetzen. Zur Verringerung der Aus~ wirkung von Schäden an den Leitungen im Stadt~ netz wären al1e Rohrstränge an vielen Stellen, wie es bei den nach dem Ringsystem gebauten Anla. gen ja schon meistens der Fall ist, untereinander zu verbinden. Zur Notversorgung eines abge~ schnittenen Netzteiles könnten Übe r b r ü k • k u n g sie i tun gen aus transportablen, schnell zusammensetzbaren Leichtmetallrohren verlegt werden, durch ·die aus noch wasserführenden Roh~ ren Wasser in die abgeschnittenen Rohre überzu ~ leiten ist. I-fierzu wären an möglichst vielen Stellen der Haupt~ und auch der kleineren Rohre A b ~ z w e i g e ~ und Ein laß ans chi ü s s e vorzu ~ sehen, die wegen der Durchflußverluste, die bei den vorhandenen üblichen Hydranten auftreten. zweckmäßig in ä'hnlicher Form wie die Berliner Großfeuerhydranten hergestellt sein müßten. An den Rohren der ü berbrückungsleitungen müssen Anschlußmöglichkeiten für Schläuche oder Stand~ rohre der Feuerwehr oder weitere Überbrüekun gs~ leitungen, ferner Absperrschieber vorgesehen werden.

Die Zerstörung von Netzrohren und besonders von Hauptrohrleitungen hat aber außer der zwangsläufigen Verrinl1erung der Löschwasser~ menge - bei normaler Weiterarbeit der Werke -noch zur Folge, daß erhebliche Wassermassen aus den Rohren ins Freie ausströmen und mit großer Wahrscheinlichkeit die in ihrem Bereich hegenden, in den Kellern unterl1ebrachten Schutz. räume überfluten werden. Um dies zu verhindern, wird es womöglich notwendig werden, daß die Wasserwerke vorsorglich vor dem Luftangriff ihre Leistung abschalten oder auf ein Mindestmaß herabsetzen und erst nach der Entwarnung wieder auf Leistung übergehen. Man wird also möglieher~ weise sogar auch dann, wenn durch den Luftan ~ griff selbst eine Schwächung der Wasserlieferung nicht eintreten würde, damit zu rechnen haben , daß die Versorgung aus dem Rohrnetz mit Lösch ~ wasser während und auch noch geraume Zeit nach dem Luftangriff sehr gering und unzureichend sein wird.

Demgegenüber steht nun aber, wie b ereits be~ tont, ein erhöhter Bedarf an Löschwasser zu er. warten. Nach Wahrscheinlichkeitsrechnungen muß

bei einem Luftangriff mit einer Anzahl von etwa 400-500 BrandsteIlen gerechnet werden, deren Bekämpfung zeitlich nicht oder nur wenig ausein. anderlieg·en wird. In den Erfahrungsberichten über die zivilen Luftschutzübungen in Kiel und Mittel~ deutschland sind von 400 angenommenen Brand. stellen etwa 350 als im Entstehungszustand zu löschen betrachtet. Die Lösehung erfolgt in diesen Fällen durch die Hausfeuerwehren. Der Wasser~ bedarf wird hier gering sein und kann durch das Vorrätighalten von Wasser in Eimern, Wannen, Tonnen oder dgl. in den Häusern gedeckt werden. Die Herabsetzung bzw. der Ausfall der vom Rohr. netz gelieferten Löschwassermenge werden daher hier nicht in Erscheinung treten. Wird von der Hausfeuerwehr evtl. noch Wasser zum gänzlichen Ablöschen dieser BrandsteIlen oder zur Ergänzung der Vorräte benötigt, so könnte dieses Lösch­wasser - sofern man annimmt, daß es auch in dieser geringen Menge nicht mehr vom Rohrnetz geliefert wird - durch k lei n eR 0 h rb run ne n mit Pumpwerk, die auf je einem Hofe eines zu einer Löschgemeinschaft zusammengeschlossenen Häuserkomplexes gebohrt sein müßten, sicherge­stellt werden.

Anders verhält es sich bei den Brandstellen, deren sofortige Löschung den Hausfeuerwehren nicht gelingt. In den Erfahrungsberichten ist ange­nommen, daß etwa 35 BrandsteIlen von den Feuer­wehr~ und Bergungstrupps und 15 BrandsteIlen von der Feuerwehr bekämpft werden müssen. Die erfolgreiche Brandbekämpfung ist in diesen Fällen von dem Vorhandensein größerer Wassermengen abhängig. Nach dem früher Gesagten ist - wenn man überhaupt annimmt, daß das Rohrnetz an den gefährdeten Orten noch Wasser liefert - damit zu rechnen, daß der Druck am Hydranten so gering geworden ist, daß die Bekämpfung des Feuers mit dem vorhandenen Druck und auch mit der noch vorhandenen Wassermenge nicht möglich ist. Es erscheint daher richtig, bei der überlegung, in welcher Weise eine Ersatzlöschwasserbeschaffung erfoluen kann und wie sie beschaffen sein muß, von 'vornherein anzunehmen, daß das Rohrnetz überhaupt kein Wasser mehr liefert . Von diesem Gesichtspunkt aus betrachtet muß grundsätzlich die Ersatzversorgung mit Löschwasser so be­schaffen sein, daß sie ununterbrochen und so aus~ reichend Wasser liefert, daß mit diesem Löseh~ wasser alle größeren Brände gleichzeitig und auch erfolgreich bekämpft werden können.

In den Stadtteilen, wo sich 0 f f e n e Ge­w ä s s er befinden, wird man in genügender Menge Löschwasser aus diesen beschaffen können. Vorbedingung ist allerdings, daß für die Motor­spritzen An fa h r t m ö g li eh k ei t e n an die Gewässer und geeignete S tell e n zum A n ~ leg end e r Sau gel ei tun gen vorhanden sind. Solche Anlegestellen dürften zweckmäßignicht weiter als 300 m voneinander entfernt sein. Es ist ratsam, den Standort so zu wählen, daß die zu überwindende Saugehöhe vom Wasserspiegel bis zum Aggregat der Pumpe nicht mehr als 7 m be­trägt, damit das Ansaugen mit Sicherheit gewähr~ leis tet ist.

Die Ausnutzung der offenen Gewässer kann da~ durch erweitert werden, daß man Was se r g r ä -ben oder unt erirdische Rohrleitun~ ge n , die mit den offenen Gewässern in unmittel­barer Verbindung stehen, anlegt und in kurzen Abständen mit Wasserentnahmeschächten ver­sieht. Die Anlage ist jedoch nur dann praktisch verwertbar, wenn das Niveau der Stellen, an denen

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das Löschwasser aus den Schächten entnommen wird, zur Sicherstellung des Saugens nicht höher als 7 m über dem Wasserspiegel des offenen Ge. wässers liegt.

Wo in unmittelbarer Nähe keine offenen Ge. wässer vorhanden sind, bietet das G run d • was s e r die Möglichkeit zu einer unerschöpf. lichen Löschwasserbeschaffung. Die Erfassung des Grundwassers erfolgt zweckmäßig durch Rohr. , nicht durch Schachtbrunnen. Es kann hier darauf hingewiesen werden, daß sich die in Berlin einge. führte Art von F e u e r 1 ö s c h b run n e n vor. züglich bewährt hat und daß hier die Brunnen Leistungen von 600-1800 11Min. aufweisen. Vom Standpunkt des Luftschutzes aus haben die Feuer. löschbrunnen den großen Vorteil, daß sie kein ge. eignetes Fliegerziel bieten, voneinander unabhän. gig sind, daß die Zerstörung eines Brunnens nicht ohne weiteres den benachbarten in Mitleidenschaft zu ziehen braucht und daß sie verhältnismäßig billig sind. Die Brunnen müßten gleichmäßig in etwa 300 m Entfernung über das Ortsgebiet ver. teilt sein. Da aus den Feuerlöschbrunnen das Wasser gesaugt wird, sind auch sie von dem Höhenunterschied zwischen Flur und Grund. wasserstand abhängig und können daher nicht überall mit Erfolg gebohrt werden. Aus der Praxis hat sich ergeben, daß bei Grundwasserständen von mehr als 5 m unter Flur das zusammenhän. gende Saugen aus Brunnen nicht mit Sicherheit gewährleistet ist. Bei tieferen Grund wasserstän. den ist zwar auch ein ständiger Saugebetrieb mög. lieh, jedoch sind dazu besondere Vorrichtungen, sog. T i e f b run n e n p u m p e n , notwendig. Bisher wurden derartige Anlagen für tiefe Grund. wasserstände in der Regel nur für stationäre Be. triebe geb aut. Es müßte daher für den Luftschutz eine t r a ns po r tab I e, leicht zusammenzuset . zende und zu bedienende Vorrichtung geschaffen werden, durch die es möglich wäre, bei Grund. wasserständen über 5 m Tiefe aus Löschbrunnen im Bedarfsfalle kontinuierlich Wasser zu fördern. Neuerdings sind einzelne Firmen bereits mit der Ausarbeitung einer derartigen Einrichtung be. schäftigt. In den Ortsteilen, wo der G rundwasse r. stand tiefer als 5 m liegt, wären dann diese beson. deren Löschbrunnen zu bohren und die transpor.

Werkfeuerschutz

table Entnahmeeinrichtung auf den dort liegenden Feuerwachen fü r den Bedarfsfall a larmbereit zu halten.

Um im Notfalle von entfernter gelegenen Brun. nen oder offenen Gewässern Zusatzlöschwasser herbeizuschaffen, müßten auf den Feuerwachen zu. sammensetzbare Lei eh t met all roh r e (nach Art Jcr Lanninger.Rohre) mit Durchmessern von etwa 75 - 100 mm in größerer Menge vorrätig gehalten werden, da die Druckv,erluste in hierzu benutzten Schläuchen, selbst bei denen mit 75 mm Durchmesser, zu groß werden und bei zu starker Erhöhung des Druckes zu befürchten steht, daß die Schläuche platzen und damit die Löschleitung außer Betrieb setzen. In diese Rohrleitungen müssen Abzweigstellen, an welche die Schläuche der Feuerwehr angeschlossen werden können, und A'bsperrvorrichtungen eingeschaltet werden.

Zur Löschwasserförderung für den Luftschutz können und müssen auch schließlich die bei indu. striellen Unternehmungen vorhande nen, selbstän. digen Wasserförderanlagen herangezogen werden und so eingerichtet sein, daß ihr Wasser von der Feuerwehr entnommen werden kann.

Bei den vorgenann ten Arten der Lösehwasser. versorgung muß das Wasser in den meisten Fällen gesaugt werden. Dies bedingt, daß all e Organisa. tionen, die zum Löschen größerer Brände be. stimmt sind, mit Kr a f t s pr i t zen ausgerüstet sein müssen.

Als s 0 n s t i g e M ö g I ich k ei t e n z ur Lös c h was s erb es c h a f fun g, d ie aber nicht eine zusammenhängende und ununterbrochene Be. schaffung des Wassers .gestatten, kommen in Frage: A usnutzung von Tanks als Wasservorrats. behälter, Neuanlage von Wasserreservoiren und Transport von Löschwasser mittels Wasserwagen.

Zum Schluß sei noch auf eine sehr wichtige Maßn ahme hingewiesen: Zur schnellen Auffin. dung aller ·zur Verfügung stehenden Löschwasser. entnahmeste llen müssen auf allen Luftschutzrevie. ren und Feuerwachen PI ä ne und Ver z e ich. ni s s e vorhanden sein, aus denen die genaue Lag e der für die Luftschutzwasserversorgung in Frage kommenden vVasserentnahmestellen im zus tändigen und den angren zenden Bezirken so. fort zu ersehen ist.

Branddirektor Oberingenieur Lu c k e, Berlin-Siemensstadt

W enn man über den Werk fe u e r s c hut z im Rahmen des Luftschutzes berichten soll , so hat man bei diesem Thema den Vorteil, daß alle Ein. richtungen, die auf dem Gebiete des Feuerschutzes in den W erken für den Luftschutz, also gewis. sermaßen für die Zeit einer kriegerischen V er. wJcklung, ge troffen werden, auch bereits in Frie. denszeiten nutzbringend und produktiv verwen. det werden können, wohingegen verschiedene For. derungen, die von den Werken für den Lu f t . sc hut z zu erfüllen sind, lediglich für die Zeit der Luftgefahr brauchbar sind und somit gleich. zeitig für andere Zwecke nicht in Frage kommen.

Bci sachgemäßer Durchführung eines Werk. feuerschutzes ist man also b ereits im Frieden ge. gen Feuersgefahr gerüstet und hat außerdem die Gewähr, daß man auch bei Luftangriffen, bei de. nen man b ekanntlich mit der V erwendung einer großen Zahl von Brandbomben zu rechnen hat, genügend gesichert ist, um die durch Luftangriffe

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entstehenden Brände nach Möglichkeit im Keime ers ticken zu können.

Die Einschränkung sei vorausgeschickt, daß es bei dem zur Verfügung stehenden Raum nicht möglich is t, Vorschriften zu geben, wie man in all e n Fällen den W erkfeuerschutz aufzuziehen hat, denn dieser ist je nach den örtLichen V er. hältnissen verschieden und richtet sich nach dem Umfang des Werkes, nach der Größe der Beleg. schaft, nach der Art der Fabrikation, ferner ob im Werk leicht brennbare, feuergefährliche oder gar explosionsgefährliche Materialien in größerem Umfange gelagert und verarbeitet werden, oder ob es sich um einen Betrieb handelt, bei dem nor. malerweise nur wenig brennbares Material vor. handen ist. Außerdem ist für die Beurteilung der Einrichtung eines Werkfeuerschutzes maßgebend, ob das Werk in einer Großstadt liegt, in der auch eine schlagfertige und mit allen Mitteln ausge. rüste te s tädtische Berufsfeuerweh r zu schn~ll .

stem Einsatz zur Verfügung steht, oder ob ein Werk mit verhältnismäßig feuergefährlichem Be. trieb einsam in einem kleinen ländlichen Bezirk liegt, wo weit und breit keine wirksame nachbar. liehe Feuerlöschhilfe bereitsteht. Ferner ist aus. schlaggebend, wie es mit der Wasserve:sorgung steht, und schließlich, ob der Betrieb in einer Schicht läuft oder ob er in 2 oder 3 Schichten Tag und Nacht durchgeführt wird.

Somit kann hier nur kurz auf die Organisation des Feuerschutzes und der Feuerwehren im alI ~ gemeinen eingegangen und ein Überblick über die Aufgaben, die einem gut geleiteten Werkfeuer~ schutz obliegen. gegeben werden. I-Iierbei sollen auch kurz die Aufgaben, die bei .dem Werkfeuer~ schutz im gesamten Rahmen des Luftschutzes zu lösen sind, gestreift werden.

1. Organisation des Werkfeuerschutzes. Der Werkfeuerschutz gliedert sich in die beiden

Hauptgruppen: "Vorbeugender Feuerschutz" und "Feuerbekämpfung".

Die für den vorbeugenden Feuer~ sc hut z in den Betrieben zu beachtenden Punkte sind größtenteils gesetzlich festgelegt, entweder in feuerpolizeilichen und baulichen Vorschriften (Brandmauern, Brandtüren, Treppenhäuser, Ab~ trennung feuergefährlicher Betriebsteile usw.) oder in anderen gesetzlichen Spezialvorschriften, z. B. "Vorschriften für feuergefährliche Betriebe" (Ma~ lereicn, Tischlereien, Holzlagerplätze usw.), "Poli~ zeiverordnung über den Verkehr mit brennbaren Flüssigkeiten" (früher Mineralölverordnung -Einteilung in 3 Gefahrenklassen usw.), "Azetylen~ verordnung", "Vorschriften für Zellhorn", "Ver~ ordnung über den Verkehr mit verflüssigten und verdichteten Gasen" (Sauerstoff, Wasserstoff, Azetylen usw.), "Verordnung über die Einstellung von Kraftfahrzeugen" oder aber in AnoDdnungen und Vorschriften, deren Beachtung durch die Ge~ werbepolizei und durch die Feuerversicherungen gefordert werden (Vorschriften bezüglich der In~ stallation, VDE .• Vorschriften, Behandlung öliger Putzlappen, Selasgasanlagen usw.).

Wenn diese Bestimmungen in den Betrieben durch die Organe des Feuerschutzes beachtet bzw. wenn deren Beachtung durch die Belegschaft von diesen Organen laufend überwacht werden, ist bc. reits eine Hauptaufgabe des Werkfeuerschutzes erfüll t.

BezügLich der "F e u erb e k ä m p fun g" ist dafür zu sorgen, daß je nach den örtlichen und baulichen Verhältnissen der im Betrieb verarbei~ teten Materialien usw. zweckentsprechende Vor~ kehrungen getroffen und Mittel zur Verfügung gestellt werden, um ein trotz aller Maßnahmen des vorbeugenden Feuerschutzes entstandenes Feuer im Keime ersticken bzw. eine Weiterver. breitung verhindern zu können. I-Herzu gehören z. B. Handfeuerlöscher, Löschwasser, Hydranten, Schläuche, Strahlrohre usw. sowie Personal, das diese Mittel richtig handhaben kann. Diese Per~ sonen, aus der Belegschaft ausgewählt, können an verschiedenen Stellen des Werkes verstreut tätig sein, können in Gruppen zusammengefaßt als sogenannte Saalfeuerwehren fungieren oder die Werksfeuerwehr bilden; die Werksfeuerwehr wiederum kann als freiwillige Feuerwehr aufgezo. gen sein, die nur während der Betriebszeit anwe~ send ist und bei Brandfällen zusammengerufen wird, sie kann in einzelnen Gruppen auch noch nach Betriebsschluß im Gerätehaus anwesend oder schließlich eine Berufsfeuerwehr sein. die im Feuerwehrwachgebäude zu sofortigem Ausrücken

ständig zur Verfügung steht. Der Aufbau richtet sich nach dem Umfang des Werkes oder nach den Umständen, die bereits oben erörtert wurden.

Wichtig und in jedem Betriebe zu beachten ist aber, daß die Belegschaft darüber unterrichtet ist, daß und wie sie Feuer verhüten und alle Vor. sichtsmaßnahmen beachten soll, daß sie daraufhin überwacht wird, daß sie ferner weiß, wie sie sich bei Ausbruch eines Feuers 'zu verhalten hat und daß ausgebildete Angriffstrupps vorhanden sind, die mit den zur Verfügung gestellten Feuerlösch. mitteln einen entstandenen Brand richtig bekämp. fen können. Die Werksfeuerwehr ist dahingehend zu erziehen, daß sie nicht nur spritzen soll und eventuell nur Wasserschaden verursacht und ihren Segen allein in der Uniform sieht, sondern daß sie sich auch in~besondere für die Durchführung der Maßnahmen für den vorbeugenden Feuerschutz einsetzt; sie soll auch seitens der Werksleitung dafür verwendet werden. Ferner soll die Werks. feuerwehr ihre Kräfte nicht überschätzen und nicht den krankhaften Ehrgeiz haben, jedes Feuer unbedingt allein löschen zu wollen; sie soll recht~ zeitig nachbarliche Löschhilfe in ausreichender Stärke, falls diese notwendig ist, heranziehen, da~ mit sie nicht erst nachalarmieren muß, wenn es zu spät ist.

Allgemeingut müssen für die Werksleitung, für die Werksfeuerwehr und für die Belegschaft fol . gende Grundsätze sein:

"D i e Werksfeuerwehr ist die beste, die die we~ nigsten Feuer in ihrem Betrieb zu löschen hat" und

"Erst Feuer melden, dann Feuer bekämpfen"!

2. Aufgaben des Werkfeuerschutzes. Aus dem Gesagten ergibt sich, daß es notwen~

dig ist, wenn man im Werk auf einen guten Feuer. schutz Wert legt, die Durchführung folgender Au fgaben sicherzustellen:

a) Kontrollen bezüglich der Beachtung der Sicherheitsvorschriften und der gegebenen Anordnungen in allen Teilen des Werkes.

b) Kontrollen der Schweißarbeiten, der elek. trisehen Installation und der Feuermelder. anlagen.

c) Festlegung und Kontrolle der Wächterrund. gänge, Überwachung von Dauerversuchen, Rauchkontrollen.

d) Verfolgung und Abstellung festgestellter Unregelmäßigkeiten, die zu Bränden führen können.

Zu diesen vier ersten Forderungen ist zu bemerken, daß die Kontrollen auch von den Betriebsingenieuren und Meistern, insbe. sondere nach Betriebsschluß, planmäßig aus· zuführ,en sind, und daß die Feuerwehrleute und Wächter auf ihren Rund~ängen auch auf die fraglichen Punkte zu achten haben. Es hat sich als sehr wertvoll erwiesen, daß diese Punkte gen au festgelegt und den Kontroll~ personen ausgehändigt, den Wächtern z. B. in ein Kontrollheft vorgeklebt werden. Die festg.estellten Unregelmäßigkeiten sind der Werksleitung zur Abstellung zu melden.

e) Unterweisung von Teilen der Belegschaft und des Wachpersonals über den vorbeu. genden Feuerschutz und über erste Maßnah. men bei Ausbruch eines Brandes sowie Aus. bildung in der Bedienung der Feuerlöschein~ richtungen und Abhaltung von Feuerlösch. übungen mit der Belegschaft.

Es empfiehlt sich, Anweisungen für die Belegschaft über den vorbeugenden Feuer.

schutz und über Verhalten bei Ausbruch eines Feuers in den Betrieben anzuschlagen.

f) Kontrolle und Instandhaltung der Hand. feuerlöscher, Schläuche und aller Feuerwehr. geräte und Löscheinrichtungen.

Es ist dringend zu empfehlen, Handfeuer. löscher, Schläuche usw. mit Marken zu kenn. zeichnen und Kartothekblätter für die ein. zeinen Geräte anzulegen, in denen die Prü. fungen und Tätigkeiten noti,ert werden.

g) Sachgemäße Bekämpfung ausgebrochener Brände und Feststellung der Brandursachen.

Hierfür sind eine gute Ausbildung der Werksfeuerwehr, laufende Vervollständigung der Kenntnisse über neuere Löschmethoden, eine schnelleAlarmierungsmöglichkeit (Feuer. melder, Wecker usw.), eine ausreichende Aus. rüstung mit Löschgerät,en, praktische Übun. gen usw. erforderlich.

h) Für den Luftschutz treten als besondere Auf. gaben hinzu: Ausbildung , der gesamten Wel'ksfeuerwehr in der Bekämpfung von Brandbomben, in 'der ersten Hilfe, irrn Gas. spüren und im Entgiftungsdienst, AufsteI. lung und Ausbildung von Personen aus der Belegschaft als Reservefeuerwehrleute, Brandposten, Gasspürer und Entgifter.

Soweit noch nicht geschehen, ist eine bald. mögliche Vermittelung dieser Sonderkennt. nisse an die Werksfeuerwehren und eine Er. gänzung der Ausrüstung der Feuerwehr mit dem hierfür benöti~ten Spezialmaterial usw. notwendig.

Nähere Ausführungen über den Werkfeuer. schutz, z. B. über den vorbeugenden Feuerschutz, über Stärke, Organisation, erforderliche pcrsön.

liehe und Geräteausrüstungen und Ausbildung der Wehr, Aufgaben des Führers, Tätigkeit der Wehr bei allen Phasen des Luftschutzes, Bekämp. fung der Brandbomben, über Gasspürer und Ent. ~ifter, Feuerschutz im Kraftwerk usw. sind im 5. Merkblatt über den industriellen Luftschutz des Reichsstandes der deutschen Industrie -vVerkfeuerschutz im Rahmen des Luftschutzes -enthalten. Jeder Betrieb und jede Werksfeuep wehr muß unbedingt im Besitz dieses Merkblattes sein.

Ein Wer k fe u e r S c hut z, bei dem die oben erwähnten Punkte beachtet und bei dem eine Feuerwehr oder Feuerlöschtrupps gebildet sind, die den aufgeführten Richtlinien entsprechen und von bestem Geiste beseelt sind, wird, bereits im Frieden aufgezogen, auch im Falle der Luftgefahr allen Anforderungen entsprechen können. Es sei aber besonders darauf hingewiesen, daß vom Auf. ziehen bis zum richtigen Funktionieren eines brauchbaren Werkfeuerschutzes eine geraume Zeit, ja Jahre, benötigt werden, denn gerade auf dem Gebiete des vorbeugenden Feuerschutzes be. darf es einer großen Erziehungsarbeit, die nicht nur für die Personen , die sich im Feuerschutz selbst praktisch betätigen, sondern auch für die gesamte Belegschaft erforderlich ist.

Besondere Kosten für Luftschutzvorarbeiten entstehen hierdurch nicht, die für den Werkfeuer. schutz aufgewendeten Geldmittel sind in jeder Beziehung nutzbringend für das Werk selbst an. l1elegt, und schließlich wird eine gut organisierte Werkfeuerwehr, die bereits praktische Erfahrun. gen hat, stets als Kerntruppe den ruhenden Pol und den wichtigsten Teil der Gesamtorganisation des Werkluftschutzes bilden .

Sicherheitsmaßnahmen bei besonders gefähr­deten und gefährlichen industriellen Anlagen Dr.-Ing. Z a ps tOberbaurat beim Feuerwehramt Hamburg

Bei Prüfung obiger Aufgabe sind zunächst die Frag,en zu klären, mit welchen Kampfmitteln bei einem Luftangriff gerechnet werden muß, und welche Betriebe als besonders gefährdet und ge. fährlich anzusehen sind.

Die Absicht des Luftangreifers ist stets die größtmögliche Schädigung des Gegners, und nach diesem Grundsatz wird er Orte, Ziele und An. griffsmittel wählen. Die beabsich tigte Schädigung kann sich auf Sachen oder auf Personen oder auf bei des zugleich beziehen mit dem Endzweck, dem Gegner die Kriegführung durch Zerstörung kriegswichtiger Betriebe und Waren und du reh Schwächung der Kampffreudigkeit und des Wider. standswillens der Bevölkerung zu erschweren. Aus diesen naheliegenden Gründen können fol . gende Anlagen als besonders willkommene Ziele, also als durch einen Luftangriff besonders ge. f ä h r d e t angesehen werden: 1. alle Betriebsanlagen sowie alle großen Fabrib

und Lagergebäude, die der Bewaffnung, Aus. rüstung und Verpflegung des Heeres und der Marine dienen, also die Waffen., Muni.tions., Treib. und Sprengstoff.Fabriken und .Lager, ferner die Betriebsanlagen und Lager der Fahr. zeug fabriken ' und SchHfswerften, der Beklei. dungsindustrie und der Lebensmittelversorgung;

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') alle großen, für die Bevölkerung lebenswich: tigcn Betriebe, z. B. Lebensmittelspeicher, Ge. trcide. und Futtermühlen, Großbäckereien, Elektrizitäts., Gas. und Wasserwerke, Straßen. bahndepots und alle ,der großstädtischen Mas. senbeförderung dienenden Anlagen; außerdem Gebäude oder Anlagen, in denen sich zahlreiche Personen zu versammeln pflegen, wo infolge. dessen durch Luftangriff große Menschenver. luste und dadurch starke seelische Erschütte. rungen zu erzielen sein werden. Als besonders ge f ä h r I ich e Betriebe sind

diejenigen zu bezeichnen, die durch ihre Bauweise oder weit häufiger noch durch die Art der ver· arbeiteten oder gelager ten Stoffe oder auch nach Art der Maschinen durch verhältnismäßig geringe Kampfmittel z,erstört werden und dabei sowohl die beschäftigten Personen wie auch die nähere Umgebung in Mitleidenschaft ziehen können.

Hierzu gehören u. a. Gasometer und Gastürme, ~roße Kesselhäuser, Groß mühlen für Lebens. und Futtermittel, Zechen und Hüttenwerke, Holzlager und Holzverarbeitungsfabriken, Olfabriken und Ollager und alle Fabriken und Lager für Treib. und Sprengstoffe.

Welche Angriffsmittel werden nun voraussicht. lieh gegen die genannten indus triellen Anlagen

zur Anwendung kommen? Wahrscheinlich die~ jenigen. welche die stärkste stoffliche Zer~ störungswirkung erhoffen lassen. und dies sind die S p ren g b 0 m ben und die B r a n d b 0 m ben. Aber auch mit der Vcrwendung chemischer Kampfstoffe. z. B. in Gestalt von Gasbomben. muß gerechnet werden.

Aus den militärtechnischcn Veröffentlichungen der Fremdstaaten kann man etwa folgende Schlüsse ziehen :

Im Weltkrieg wurden S p ren g b 0 m b en bis zu cinem Gewicht von 1000 kg hergestel1t und .auch abgeworfen. wovon etwa zwei Drittel des Gewichts auf die Sprengladung und ein Drittel auf den Stahlm antel entfallen. Das Höchstgewicht dieser Bomben ist jetzt sogar auf 2000 kg gestei~ gert. Diese Bomben können entweder mit einem Aufschlagzünder geworfen werden. der die Sprengladung sofort beim Aufschlag entzündet. wodurch mit heftiger Detonation der Stahlmantc1 in kleine Splitter zerrissen wird (gute Wirkung gegen lebende ungedeckte Ziele und starker Luft~ stoß). oder mit ei nem Verzögerungszünder. der die Bombe erst kurze Zeit nach dem ersten Auf~ schlag, also z. B. erst nach Durchschlagen mehrerer Geschoßdecken eines Hauses, zur Detonation bringt. Die Durchschlagskraft und Sprengwir~ kung der schwersten Bomben ist so groß. daß sich in Gebäuden durch Vcrwcndung von Behelfs~ stoffen kein sicherer Zufluchtsraum schaffen läßt. denn die über 1000 kg schweren Bomben können selbst Betondeoken von 2 bis 3 m Dicke durchschlagen oder eindrücken und einen ganzen Häuserblock zum Einsturz bringen. Auch bei mit< telschweren Bomben von mehr als 100 kg Gewicht ist damit zu rechnen. daß sie mit Verzögerungs~ zünder das Dach und alle Decken eines mehr~ stöckigen Gebäudes samt der Kellerdecke durch ~ schl agen und dann ers t detonieren. Da nun aber nur eine geringe Zahl dieser schweren Bomben von einem Flugzeuggeschwader mitgeführt wer~ den kann. so kann man annehmen, daß sie nur gegen besonders wichtige und zugleich sehr wi~ derstandsfähige Ziele abgeworfen werden. zumal da die meisren Industriebauten auch schon durch leichtere Sprengbomben von 25 bis 50 kg Gewicht schwer beschädigt und betri ebsunfähig gcmacht werden können. die dann in größerer Zahl ab ~ geworfen werden können und dadurch die Treff~ wahrscheinlichkeit und auch die Gesamtwirkung erheblich steigern. Eine solche Sprengbombe mit Verzögerungszünder wird im al1gemeinen außer der Dachhaut kaum mehr als 2-3 der darunter~ liegenden Zwischendecken durchschlagen, bis sie zerspringt, und gegen ihre Sp rengstüeke schützen Stahlplatten von 10-15 mm . Mauerwerk oder Bohlen von 30 cm Stärke und Sandsackpackung von etwa 50 em Dicke.

Auf die Wirkung von B ra nd b 0 m ben ist be~ reits von Rum p f in diesem Sonclcrheft ausführ~ lich eingegangen worden. Infol gedessen erübrigt sich hier eine Erörterung. Bemerkt sei lediglich noch. daß auch die Sprengbomben bei ihrer De~ tonation entzündliche feste, flüssige und gasför~ mige Stoffe in Brand setzen können, und daß im W,eltkriege Brände meist durch Sprenggranaten bewirkt worden sind.

ü ber die Verwendung von ehe m i s c h e n Kam p f s t 0 f f e n aus Luftfahrzeugen liegen Kriegserfahrungen nicht vor. In der Nachkriegs~ zeit soll nach französischen und spanischen Me1~ dun gen gegen die Bergdörfer der Riff.Kabylen Senfgas eingesetzt worden sein. Genaueres über

die damit erzielten Ergebnisse ist jedoch nicht bekannt geworden. Gegen eine Verwendung von chemischen Kampfstoffen auf industrielle An~ lagen spricht vor allem die Ansicht. daß ein M a ~ te r i als eh ade n durch Chemikalien kaum zu erzi,elen ist. Allerdings darf hierbei nicht übep sehen werden. daß es an sich sehr wohl möglich ist. poröse Stoffe. wie vor allem Holzstapel. Le~ bensmittelvorräte. Sanitätsmaterial (Verband~ stoffe, Mu ll). durch Senfgas völlig unbrauchbar zu machen. Erinnert sei auch daran. daß die gas~ technische Literatur der Vereinigten Staaten!) an einer Stelle empfohlen hat. mit typischen f1üchti • gen Kampfstoffen. wie vor al1 em Chlor und Phos~ gen. eine nachhaltige Beschädigung von Material aus Eisen und Stahl durch Rostbildung zu bewir~ ken. Man darf diese Anregung nicht unrerschät~ zen. denn es ist an sich sehr wohl denkbar. mit vcrhältnismäßig geringen Mengen Chlor bei feuch. ter Witterung erhebliche Rostbildung hervorzu ~ rufen.

Bei nur wenigen der jetzt bestehenden Inclu~ s trieanlagen wird es möglich sein, sie durch Ta r • nun g oder Ver n e bel u n g der Sicht zu ent. ziehen. oder durch S c h ein a n lag e n und be. sondere A n p f I a n z u n gen die feindlichen Flieger zu täuschen. In jedem Falle aber sind diese Fragen ernstlich zu prüfen 'lind bei Aussicht auf Erfolg auch zu verwirklichen. wobei man sich je. doch vor Selbsttäuschungen hüten muß. Eine Tar~ nung und auch eine Vernebelung kann für einen in gleicher Höhe stehenden Beobachter wirkungs~ voll erscheinen. sie braucht deshalb aber noch nicht gegen Sicht aus der Luft zu schützen. Bei praktischen Vernebelungsversuchen ist es im all. gemeinen zwar gelungen. niedrige und mittelhohe Gebäude in Nebelwolken zu hüllen, hohe Ge~ bäudeteile und Schornsteine ragten aber aus der Nebelwolke heraus und waren so vom Flugzeug in dem hel1en Nebel schon auf weitere Entfer~ nung zu erkennen. als es ohne den Nebel der Fall gewesen wäre. Es hat sich auch gezeigt. daß es kaum möglich ist. G ebäude mit großen Wärme~ quel1en. also z. B. Kesselhäuser. einzunebeln. weil hier der ständige starke Luftauftrieb die Bildung einer geschlossenen Nebelwolke verhindert. Schließlich wäre eine Vernebelung auch nur dann wirkungsvoll. wenn man nicht nur das Fabrib gelände selbst. sondern eine mehrfach so große Fläche vernebelt und außerdem Seheinvernebelun~ gen an anderen Stellen ausführt.

Mit einem Schutz der Anlagen ge gen Voll. t re f f e r von Sprengbomben kann nicht gerech~ net werden, nicht einmal gegen leichte Spreng~ bomben von 12-20 kg. Man muß aber versuchen. die Wirkung von Volltreffern zu verringern und Material und Personen vor den Bombensplittern und dem Luftstoß zu schützen. Mit welchen Lu f t s t ö ß e n zu rechnen ist. haben Versuche der ChemiscbTechnischen Reichsans talt gezeigt:

Bei Explosion von 1000 kg Sprengstoff. was etwa dem Inhalt einer 1500 kg schweren Sp rengbombe

' entspricht. betrug der Luftdruok in 20 m Entfernung 5 kg lcm 2 50000 kg lm2

in 40 m Entfernung 2 kg lcm 2 = 20000 kg lm2

in 100 m Entfernung 0.3 kglcm2 = 3000 kglm2

in 500 m Entfernung 40 glcm2 400 kglm2•

Im übrigen soll nach Angaben der Chemisch. Technischen Reichsanstalt die Standfestigkeit eines Hauses mit Umfassungswänden aus Zie~

') Vgl. Ha n s 1 i an. Ver chemis che Kri eg , 2, Auflag e. S, 248, D. Schrilt 1t~ .

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geisteinmauerwerk durch einen Luftstoß von 0,2 kg/cm2 = 2000 kg/m2 noch nicht gefährdet werden.

Es würde den für diesen Aufsatz vo rgesehenen Umfang überschreiten, wollte man genaue Sicher~ heitsmaßnahmen für d1e einzelnen gefährdeten und gefährlichen Anlagen vorschlagen; hierzu gehört vor allem auch eine genaue Kenntnis jeder Anlage, ihres Inhalts und der Betriebsvorgänge. Es sollen aber diejenigen Gesichtspunhe näher untersucht werden, die für viele Anlagen zutreffen, und es soll hierbei auch auf Sonderfäll e eingegangen wer~ den, die ein allgemeines Interesse beanspruchen können.

In jedem Falle sind folgende Fragen zu prüfen: 1. Wie wir d s ich de r B e tri e b vor ~

aussic htlich bei Ausb ruch eines Krieges umstellen oder verän~ d e rn ?

2. W e Ich e T ei l e des Wer k c s k ö n n e n b ei einem Luftangriff vor üb er. ge h end stillgelegt werden, und wo muß der B ·e tri eb unb eding t aufrechterhalten werden?

In manchen Werken, z. B. Elektrizitäts., Gas~, Hochofen~ und Zechenwerken, müssen einzelne Kessel Turbinen und Feuerungsbetriebe in Gang bleibe~ während Nebenanlagen und viele mecha~ nische 'Betriebe stillgelegt werden können. Ru~ hende Maschinen werden durch Treffer weniger geschädigt als laufende.

Die notwendigen Maßnahmen für die Umstel~ lung des Betriebes während dicses Alarmzustan~ des müssen bis ins einzelne durchdacht werden. In vielen Anlagen, z. B. Getreide~ und Futter~ mühlen, wird durch Stillegung die Brandgefahr gan z erheblich verringert, einmal infolge gerin~ gerer Staubentwicklung, dann aber b esonders durch das Anhalten der Förderanlagen und Becherwerke, die ein Schadenfeuer sehr schnell auf alle Stockwerke übertragen .

3. W e Ich e b e s 0 n der sem p f i n d I i ; ch e n und wertvollen Teile d er Anlage oderder Maschinen mü s~ se n gege n Spr e n g bomb e n ge ; sc hützt werden, und wie kann dies ge sch e h e n?

Große Maschinenräume können durch Einbau behelfsmäßiger Scheidewände, z. B. aus Bohlen zum Schutz gegen Bombensplitter, unterteilt wer~ den. Türen und Fenster sind gegen Bombensplit~ ter und Luftstöße zu sichern. Wichtige Maschinen können ganz oder teilweise vorgesetzte Schutz~ wände aus 1 bis 1,5 cm starkem Stahlblech, beson~ ders wertvolle Maschinen können einen stärkeren Schutz durch Eisenbetonwände erhalten.

Bei N eubauten wird man künftig von vorn. herein prüfen müssen, ob nicht einzelne Anlagen in Kellerräumen statt im Erdgeschoß unter~ gebracht werden, weil sie dort erheblich leichter und besser gegen Sprengbomben geschützt wer; den können.

Man wird künftig auch die unnötig großen Fen; sterflächen vermeiden, die nur mit großen Kosten gegen Splitter und Luftstößezu schützen sind. . Bei elektrischen Schalt~ und Fernsprechanlagen

ist eine besonders sorgfältige Prüfung nötig, um zu klären , wie die Wirkung einer im Raum plat~ zenden Sprengbombe gemildert werden kann. Es ist dies sehr wohl möglich durch Einsetzen von Schutzwänden, die entweder den ganzen Raum

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unterteilen oder aber in einem die Bedienung er'" mögIichenden Abstande vor die Schalttafeln ge,,­se tzt werden. Diese Wände sollen die Bomben; splitter auffangen, müssen also mindestens die gleiche Höhe wie die Schalttafeln haben und ge;­gen Luftstöße sei tlich gut verankert werden2

).

4. W e Ich e vor b e u gen den 1'11 a ß nah ~ men sind gegen Brandbombcn zutreffen?

Erfor.derlich ist Beseitigung allen Gerümpels. aus den Dachg.eschossen. Leicht entzündliche Wa~ ren dürfen nicht im obersten Stockwerk lagern; wenn dies der Fall ist, müssen sie auf die unteren Stockwerke verteil t werden.

Eine 1'11 ass i v ~ D ac h h a u t aus Beton oder Eisenbeton von 5-10 cm Stärke bietet guten Schutz gegen die leichten Brandbomben. Dies ist b ei Neubau ten möglichst zu berücksichtigen, ebenso die Vermeidung von allen brennbaren Bau. s toffen im Dachgeschoß.

F I a m m e n s c hut z mit tel, die als An,,­strich aufge tragen werden, können zwar das In. brandgera ten von Holzkonstruktionen erheblich erschweren, sic versagen ab er einem heftigeren Feuer gegenüber, weil sie bei Hitzegraden über 5000 C die Gasentwicklung des Holzes und dessen Entzündung nicht verhindern. Eine auf dem Holz gut haftende Putzschicht ist wirkungsvoller, aber auch erheblich teurer.

Unterteilung großer Dachräume durch feuer; hemmend herges tellte Scheidewände, die in grö; ßeren A bständen auch mindestens 1 m hoch über D ach geführt sind, verhindert am besten die schnelle Weiterverbreitung e ines Brandes. Gleich güns tig wirken Massivdecken im D achgeschoß und "feuerbeständiger" A bschluß der ein zelnen Stookwerke g·egeneinander. Bei Holzfußboden im D achgeschoß bie tet eine aufgelegte 5 cm dicke Sand~ oder Flachsteinschicht ·einen guten Schutz gegen Brandbomben . (Ober Brandbekämpfung siehe Merkblatt 5 des Reichss tandes der deutschen Industrie.)

5. Wie ist der S c hut z der Lei tun g s ; rohre und ;a nl age n z u ges talt e n ?

A usbau der Wasserversorgung durch Ringlei. tungen, Einbau einer genügenden Zahl von Ab< sperrschiebern und von selbsttätigen und fernge. s teuerte n Rohrbruch. und Schnellschlußschiebern sind hier wie auch bei größeren Dampfrohr. und Gasleitungsnetzen anzustreben.

Zur Sicherung der Wasserversorgung sind R e ~ se r v e p u m p e n mit eigener Kraftquelle zu be­schaffen , die ge trennt von den übrigen und ge' schützt aufzusteHen sind.

Freiliegende Leitungen jeder Art sind möglichst bald durch unterirdische zu ers·etzen oder durch Ummantelung gegen Bombensplitter zu schützen.

Du'rch Abstellen vieler Maschine n wird der Dampfverbrauch stark ver~ingert .und d~r über; schüssige D ampf aus den SIcherheitsventilen ent­weichen was den feindlichen Fliegern die Lage des Kes'selhauses verraten kann. Es ist deshalb vorgeschlagen, den Dampf in solchem Falle durch ferngesteuerte Schieber an einem entlegenen Punkte des Rohrnetzes abzublasen.

Hohe Gas 0 met e r werden d'ie feindlichen Flieger als lohnende Ziele besonders anlocken. Es muß zwar nicht jede den Gasometer volltreffende Sprengbombe eine Explosion verursachen, in vie.

2) Vgl. darüber auch die wertvoll en Anre~ungen von Dipl. ·lng. O. Enge lbach in "Ruhr und Rhein" {Ms enl. Heft 30 {1933J, S. 514 bi s 522. D. Schriftllg.

len Fällen wird hierbei das ausströmende Gas oQhne Explosion in Brand geraten; wohl aber ist es denkbar, daß eine Bombe den Gasometer an mehreren Stellen stark beschädigt, und daß dann durch Bildung von Gasluftgemischen eine Explo' sionsmöglichkeit gegeben ist, die auch für die Nachbarschaft verhängnisvoll werden kann. Es ist deshalb die völlige Ausschaltung aller entbehr. lichen Gasometer im Kriegsfalle anzustreben. Sind mehrere für ein Versorgungsgebiet vorhan, den, so sind bei Fliegeralarm möglichst alle bis auf einen abzuschalten.

Starke Drosselung aller Schieber von großen Gasrohren wie auch von Wasser, und Dampfroh, ren ist dringend erwünscht für den Fall einer Lei , tungsbeschädigung.

6. Die Lag e run g f e u erg e f ä h r I ich e r F I ü s s i g k e i t e n ist möglichst einzuschränken oder in genügende Entfernung von anderen An. lagen, am besten ins Freie, zu verlegen. Die be' hördlieh vorgeschriebenen Umwallungen 0 be r' i r dis c her Ta n k s genügen für normal ver, laufende Brände oder Explosionen, bei denen stets das Dach des Tanks als schwächster Konstruk, tionsteil abgehoben wird, und wobei selten etwas vom Tankinhalt nach außen herausfließt. Wird aber ein ganz oder teilweise gefüllter Benzintank von einer Sprengbombe getroffen, so ist bestimmt anzunehmen, daß der starke Explosionsdruck der Bombe sich auf die Flüssigkeit überträgt und da' durch die Tankwandung zerreißt. Der Inhalt wird dann brennend in die Umwallung fließen und bei einer T a n k g r u p p e auch die übrigen vom glei , ehen Wall umgebenen Tanks schnell zur Explo, sion bringen. Da nun die Umwallung im allge, meinen bei Benzin nur etwa % bis % des gesamten Tankinhalts und bei Schwerölen erheblich we' niger zu fassen vermag, so ist es dringend nötig, die Tanks nur bis zu diesem Bruchteil zu fülIen, wenn man schwere Katastrophen durch Ausflie, ßen der brennbaren Flüssigkeit in die Umgebung vermeiden will. Eine Erhöhung der Umwallung kann selbst bei den gegen Sprengbomben weniger empfindlichen Erdwällen keine ausreichende Sicherung bieten. Die ziemlich schwachen Um, wallungs mau ern müssen wohl in allen Fällen gegen Umwerfen durch Luftstöße durch Abstüt, zung oder Verankerung gesichert werden.

Unterirdische Tanks sind durch die vorgeschriebene Erdüberdeckung von 1 m Stärke gegen Sprengbomben mit Verzögerungszünder kei, neswegs gesichert. Man wird deshalb alle entbehr, lichen entleeren und dann zur Vermeidung der Explosion mit Wasser füllen (gleichzeitig Lösch, wasserreserve) und die unentbehrlichen mit 1 bis 1% m starker Sand, oder Kiesschicht bedecken, die zweckmäßig oben und auch noch in halber Höhe eine Lage mit Draht verbundener Eisen, bahnschienen erhält, was dann als ausreichender Schutz gegen Bomben bis zu etwa 100 kg gelten kann. Selbst schwerere Bomben mit nicht beson, ders starkwandiger Stahlhülle werden auf der Schienenlage zerschellen, wie dies auch beim Auf, treffen auf starke Massivdecken eintreten wird.

7. S c hut z r ä u m e. Vorhandene Kellerräume werden sich oft mit

erheblich geringeren Mitteln so ausbauen lassen, daß sie ausreichenden Schutz gegen leichte Sprengbomben, Splitter und chemische Kampf, stoffe gewähren, als der Bau besonderer Unter' stände kostet.

Eine gut abgestützte Kellerdecke, über der sich noch einige andere Massiv,decken befinden. sichert besser gegen Volltreffer als ein Schutzraum mit ein e r massiven Decke von der Gesamtstärke der Gebäudedecken.

Die kürzlich erschienenen allgemeinen Richt, linien für Schutzräume geben sehr beachte nswerte Anhaltspunkte für den behelfsmäßigen Ausbau und die Einrichtung vorhandener Räume.

Für alIe W ach, und Be 0 ba c h tun g s, pos t e n, die sich während des Luftangriffs auf Dachböden, in Kessel, und Maschinenräumen, in Stockwerken mit leicht entzündlichem Inhalt oder vielen Deckendurchbrechungen (z. B. Mühlen) oder in Anlagen aufhalten müssen, die ständige Au fsicht erfordern (z. B. große Schaltwerke), ist an geeigneten Plätzen, in Ecken oder hinter Pfei, lern Sicherung gegen Bombensplitter durch Auf, stellen von Schutzwänden, z. B. aus 1,5 cm star' ken Stahlplatten, zu schaffen.

In Räumen, wo infolge Bombentreffer Dampf oder heißes Wasser ausströmen kann, müssen die Wachposten einen gesicherten Fluchtweg zur Ver, fügung haben.

Alle Wachposten sind durch Klingelleitung oder besser durch Fernsprecher mit ihrem Hilfstrupp zu verbinden und sind wie alle aktiv tätigen Per' sonen der Belegschaft mit Gasmasken auszu' rüsten, die überall dort, wo erhebliche Mengen von Kohlenoxyd frei werden können, auch hier' gegen Schutz bieten müssen.

8. S 0 n s t i g e Vor b e r e i tun gen. Hinsichtlich Einteilung und Ausrüstung der ak,

tiven Belegschaft für die verschiedenen Lösch,. Rettungs, und Hilfstrupps, wegen Aufstellung des Werkluftschutzplanes und aller damit zusammen' hängenden vorbereitenden Maßnahmen sei auf die verschiedenen Merkblätter des Reichsstandes der Deutschen Industrie hingewiesen, deren ein, gehende Beachtung jedem Werkleiter und Werk, luftschutzleiter dringend zu empfehlen ist.

9. Zu den besonders gefährdeten Anlagen ge' hören ohne Frage auch alle Ha fe n b e tri e b e • auf die deshalb noch kurz eingegangen werden soll:

Wichtig ist zunächst bei "Luftgefahr" die sofor' tige S ti II e gun g des gesamten Hafenverkehrs.

Ausgehende Schiffe setzen ihre Fahrt möglichst nahe am Land fort, einkommende Schiffe bleiben möglichst weit außerhalb des Hafens und gehen unter Land vor Anker. Innerhalb des Hafen' ,gebiets machen alle in Fahrt befindlichen Wasser, fahrzeuge am nächsten geeigneten Liegeplatz fest. ohne aber die Einfahrten und das Fahrwasser zu versperren. Ansammlungen von Fahrzeugen so' wie die Nähe von Gas, und Elektrizitätswerken, großen Brücken und anderen besonders gefähr, dcten Stellen sind zu vermeiden.

In der ähe von Kaischuppen liegende Schiffe sind zur Verminderung gegenseitiger Gefährdung durch Brände möglichst vom Ufer so weit abzu, bäumen, daß sie von Land noch betreten werden können.

Die Schiffsbesatzung begibt sich zweckmäßig nicht in die untersten Räume, wie dies in Gebäu' den ratsam ist, sondern in solche wasserseitig oder in Schiffsmitte gelegenen Räume, die noch 1 bis 2 Decks über sich haben. Auf offenen Fahrzeugen befindliche Personen suchen sich möglichst gegen Sprengstücke zu schützen, falls sie nicht recht, zeitig auf gedeckte Fahrzeuge oder in Schutz' räume gelangen können.

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Wertung · der Baustoffe und Baukonstruktionen mit Rücksicht auf die Brandgefahr bei Luftan-griffen / Branddirektor Effenberger, Hannover

Bei der Behandlung vorstehender Frage muß man sich zunächst darüber klar sein, wodurch bei Luftangriffen Feuer entstehen kann, welche Abwehrmittel zur Verfügung stehen und schließ. lich, welche Materialien für die Gebäude, in oe. nen Brandstiftung verübt werden kann, in Be. tracht kommen. Diese Feststellungen sind not. wendig, weil sie für das Verhalten bestimmter Materialien im Häuserbau von Wichtigkeit sind.

Feuer. und Brandgefahr durch Luftangriffe kön. nen zunächst durch S p ren g b 0 m ben ent. stehen. Jeder, der den Krieg mitgemacht hat oder wenigstens Abbildungen gesehen hat, die von Sprengbomben getroffene Ortschaften zeigen, wird die Brandgefahr nicht unterschätzen, die von Sprengbomben und deren Splitterwirkung zu erwarten steht.

Daß unmittelbare Brandstiftung durch B r an d. born ben erfolgen kann, ist allgemein bekannt und durch zahlreiche Versuche erwiesen. Neben Elektron.Thermitbomben sind in einem künftigen Kriege auch Phosphorbomben zu erwarten, sofern der Luftangreifer über genügende Phosphormen. gen in seinem Lande verfügt.

Als Materialien für die durch Luftangriffe be. drohten Baulichkeiten kommen in Betracht: Eisen, Beton, Ziegelsteine, Natursteine, Kunststeine, Ze. ment, Gips, Kalk, Holz, Lehm, Sand, Erde sowie die verschiedenen gebräuchlichen Kombinationen der genannten Stoffe.

Eine absolute Wertung der Materialien kann nicht gegeben werden, denn das Verhalten der. selben gegen Sprengwirkung und l~euerbrand wird durch die verschiedenartigsten Umstände beim Luftangriff bedingt sein. Man kann wohl damit rechnen, daß bei Verwendung von Sprengbomben der zahlenmäßige Einsatz nicht so groß sein wird wie bei Brandbomben. Die lediglich durch Spreng. bomben hervorgerufenen BrandsteIlen werden also nicht so dicht beieinander liegen wie bei einem ausschließlichen Brandbombeneinsatz. Es wird daher eher möglich sein, die Mittel aufzu. bringen, um die einzelnen Brandstellen abzu. löschen. Freilich dürfte dieser Fall praktisch kaum in Erscheinung treten, da in der Haupt. sache mit kom bin i e r t e r Bombenverwen. dung zu rechnen sein wird.

Gegen derartige Kombinationen wird eine ge. mischte Bauweise, also vor allem S t a his k e • l ·e t t oder Eis e n be ton, die zweokmäßigste Abwehr darstellen, weil der Zusammenhang die. ser Baukonstruktion in sich immerhin so sein wird, daß, abgesehen von ganz schweren Bomben. kalibern, beim Einschlag ein Teil der Wände stehenbleiben und so immerhin einen gewissen Schutz gegen Splittergefahr und g·egen Weiter. verbreitung eines ausgebrochenen Feuers gewäh. ren wird. Stahlskelettbauweise und Eisenbeton. bauweise erscheinen somit gegen Luftangriffe am vorteilhaftesten, da sie sowohl geg,en Luftdruck als auch gegen Feuerausbreitung sowie gegen Splitterwirkung sich am besten bewähren müssen, wie denn überhaupt gegen Erwärmung genügend geschützte Eisenkonstruktionen ein nicht zu unterschätzendes Schutzmaterial abgeben dürf.

292

ten, wenn bei denselben ein gceigneter fester Zu~ sammenhang zwischen den einzelnen Konstruk" tionsteilen geschaffen wird.

Auch genügend dimensionierter B e ton und genügend starke Z i e gel s t ein e müssen als ge. eignetes Material anerkannt werden. Sie haben aber den Nachteil, daß sie gegen Erschütterung und Luftdruck bei entsprechenden Abmessungen nicht den gleichen Schutz gewähren wie Stahl. skelett. und Eisenbetonkonstruktionen.

Bei Beurteilung von Z i e gel s t ein bau te n kommt es wesentlich darauf an, ob die Decken oder wenigstens die Decke unter dem Dach. geschoß so massiv hergestellt ist, daß eine Brandbombe sie nicht mehr durchschlägt. Nach den Jetzigen Erfahrungen scheint ·eine Be ton • d eck e von etwa 8 cm den Ansprüchen zu ge. nügen. Wie weit sich Ho hIs t ein d eck e n dazu eignen, muß erst durch Versuche festgestellt werden.

Bei Gebäuden, in denen sämtliche Decken mas. siv sind, spielt das Material der M ass i v d eck e keine so große Rolle, da selbst beim Durchschia. g'en der obersten Deoke durch eine Brandbombe die nächste genügend Widerstand leisten wird. Es würde nur ein Zimmerbrand entstehen, und nach den bisherigen Erfahrungen können Zirn· merbrände verhältnismäßig leicht gelöscht werden.

Eingefügt sei, daß genügend starke G 'e w ö I b e aus Stein und Beton ebenfalls geeignet sind, einen vortrefflichen Schutz gegen Brandbomben, Wei. terverbreitung eines Feuers und Splitterwirkung zu geben, gegen die Weiterverbreitung allerdings nur dann, wenn alle übrigen Maßnahmen vorge. sehen sind, die man für diese Zwecke zu treffen pflegt.

Genügend starke N at urs t ein e gewähren ausreichenden Schutz gegen Durchschlagen von Brandbomben und gegen Splitterwirkung. Anders dagegen ist es in bezug auf den Widerstand, den solche Steine dem Feuer entgegenstellen. Je grö. ber und uneinheitlicher ein Stein ist, wie z. B. Granit, Feldstein usw., desto weniger wird er dem Feuer Widerstand bieten.

Je feiner ein Stein aus verschiedenen Stoffen zusammengesetzt ist und je mehr sich die Aus. dehnungskoeffizienten der einzelnen Stoffe nä. hern, desto besser wird ein Stein dem Feuer Wi. derstand zu leisten vermögen. Demzufolge sind auch verschiedene Sandsteinsorten, deren Gefüge den Eindruck eines völlig e inheitlichen Materials gewährt, dem Feuer gegenüber sehr unempfind. lich . Genau so verhält es sich mit den Ku n s t • s te i n e n, die nur dann feuertechnisch als ge. eignetes Material anerkannt werden können, wenn die Mischung so f,ein ist, daß man die Zusammen. setzung nicht mehr zu erkennen in der Lage ist.

Z e m e n t und Z e m e n t m ö r tel als Binde. material sind eine ausgezeichnete Verbindung für Backsteine und sind auch geeignet, bei einem Feuer eine mit ihnen gemauerte standfeste Wand so zu verbinden, daß der Mörtel nicht herausfällt und ein Weitergreifen des Feuers verhindert wird. Für Z e m e n t pi a t t e n, die gut miteinander

verbunden und gesichert sind, z. B. durch Flach. eisen, gilt das gleiche. Man müßte hier wohl eine Mindeststärke von 5-7 cm wählen.

Anders verhält es sich mit Gi p s pi a t t e n. Ohne der vorzüglichen Eigenschaft des Gipses als schlecht wärmeleitendes Material zu nahe treten zu wollen, muß doch betont werden, daß Gips. platten sehr wenig widerstandsfähig gegen äußere Verletzungen, gegen Erschütterung und gegen starken Luftdruck sind. Wenn man also Gips. platten verwenden will, so muß man mit den letztgenannten Eigenschaften rechnen und die Konstruktionen entsprechend einrichten.

Kai k gibt einen vorzüglichen Mörtel und wirkt vor allem in der richtigen Mischung mit Zement als ausgezeichnetes und feuerunempfindliches Bindemittel.

Daß Hol z brennbar ist und sein Grad der Ent. zündbarkeit in dem Maße abnimmt, je glätter es gehobelt wird, ist allgemein bekannt. Holz in ge. nügender Stärke schützt auch gegen Splitterwip kung. Zu Baukonstruktionen, z. B. für Dachstühle oder Holzfachwerk, kann man aus wirtschaft. lichen Gründen auf ungehobeltes Holz nicht ver. zichten. Man muß somit danach streben, Metho. den zu finden, mit deren Hilfe man das an und für sich feuergefährliche Material soweit schützen kann, daß bei einem Luftangriff die Folgen er. träglieh bleiben.

In ers ter Linie ist für nicht horizontal liegende Hölzer die Im prä g ni e run g zu nennen; über sie wird an anderer Stelle in diesem Sonderhcftc berichtet. Hier sei jedoch bemerkt, daß sich häu. fig ein guter Pu t z besser als eine Imprägnierung bewährt, beispielsweise, wenn man bei ·einem Fachwerk das Holzskelett an der Außenseite des Bauwerkes schützen will. Will man aber die Decke unter dem Dachgeschoß schützen, so tut man das am besten durch eine Schicht L eh m, die man auf die hölzernen Teile der Decke in etwa 10 cm Dicke aufträgt. Wie vorzüglich ein derartiger Lehmschutz ist, und wie ausgezeichnet Lehm ge. gen Übergreifen ·eines Feuers von einem Stock.

wel'k nach dem anderen schützen kann, hat der Verfasser wiederholt dort erfahren, wo ein Stock. werk, das durch eine Wellerdecke gegen das Dachgeschoß abgeschlossen war, bei einem Dach. brande so weit unversehrt blieb, als sie nicht durch Wasser gelitten hatte.

Anstatt Lehm kann man auch San d in gleicher Menge aufbringen. Jedoch ist Sand insofern we. niger zu empfehlen, als es schwer zu ermöglichen sein wird, eine Sandschicht von 10 cm dauernd auf der gleichen Tiefe zu erhalten.

Voraussetzung für die zuletzt vorgeschlagenen Maßnahmen ist, daß die Mauern, auf denen die Decke ruht, für diese zusätzliche Belastung be. rechnet sind. Alle diese Maßnahmen müssen aber wirkungslos bleiben, wenn auf den Dachböden brennbares Material angehäuft ist.

Falls zum Zwecke des Luftschutzes besondere Ti e f bau t e n errichtet werden, so würden solche am zweckmäßigsten aus Mauerwerk und Beton geschaffen. Aus Sparsamkeitsgründen wird man jedoch in den meisten Fällen auf Holz zu. rückgreifen müssen. Dieses Holz wird man zweck. mäßig durch Sand und Erde schützen, sei es, daß man di·e Bauten ganz unter die Erde verlegt, sei es, daß man sie nur zum Teil in die Erde bettet.

Gegen Brandbomben und gegen Splitterwirkung werden Erde und Sand in genügender Stärke gleich wirksam sein. Gegen die schweren Spreng. bomben gibt es praktisch kein wirksames Mittel, es sei denn, daß man die Räume mit einer etwa 5 m starken B e ton d eck e versieht und die Wände dieser Decke ausreichend gegen Erschüb terungen schützt. Das wird natürlich nur in den seltensten Fällen durchführbar sein.

Bei ein s t ö c k i gen Gebäuden wird das Ma. te rial nur eine beschränkte Rolle spielen. Die Brandgefahr wird für die Bewohner nicht sonder. lieh groß sein. Wenn wirklich eine Brandbombe das Dach durchschlägt, werden sich die Hausbe. wohner leicht retten und den Brand bekämpfen können.

Der chemische Feuerschutz hölzerner Bauteile Dr. phil. Dr.-Ing. Friedrich Moll. Privatdozent an der Technischen Hochschule Berlin

Als gegen die Wende des ersten Jahrtausends n. Chr. durch die Zusammenballung der WOhIV stätten in "Städten" die Feuersgefahr gewaltig stieg, suchte man ihr durch Ausfüllung des Fach. werks der bis dahin üblichen Holzhäuser mit Steinen, Bedachung mit Ziegeln, Einbal\.I von Brandmauern usw. zu begegnen. Man sah die eigentliche Quelle der Feuersgefahr im Bauholz selbst. Diese Anschauung ist auch heute noch weit verbr·ei tet. Tatsächlich entbindet Holz bei Er. hitzung in der Hauptsache Gase, welche entflam. men können. Je feiner seine Aufteilung, z. B. in Hobelspäne, desto leichter wi rd das Holz selbst auch Träger der Flamme. Je härter und dichter es ist, je glatter seine Oberfläche, desto schwerer entflammt Holz. Die Brandgefahr ist um so größer, je "trockener" das Holz ist, je geringer sein Gehalt an Wasser ist. In einem Sägewerk, dessen Balken mit trockenem Sägestaub bedeckt sind, verbreitet sich ein Brand explosionsartig. Große Gefahren bietet weiter die Anfüllung des Bodens mit leichten Kisten, Pappkartons usw. und mit Verpackungsstoff, wie Holzwolle. Dagegen

sind T reppen aus Eichenbohlen "feuersicher", und bei vielen Bränden von Lagerschuppen wurde nach Ablöschen der Fußboden aus Holzpflaster fast unversehrt gefunden. Man wird also für Neu. bauten die Baupolizeivorschriften unter Berücb sichtigung der Feuersi cherheit in geeigneter Weise ausbauen können. Was soll aber mit den 5 Mi!. lionen .in Deutschland bereits stehenden Häusern geschehen? Wir können sie weder davor be. wahren, von Brandbomben getroffen zu werden, noch sie unverbrennbar machen. Wohl aber können wir die Gefahren beträchtlich em. schrünken.

Etwa seit dem Jahre 1720 löst jeder größere Brand und Kriegsvorfall eine Flut von Er f in . dungen zum Feuerschutz des Holzes aus. A us dem vergangenen Jahrhundert sind am bemerkenswertesten die Arbeiten des franzö. sischen Physikers Gay. L u s s a c (um 1820), von P a te rain Wien (1870) und von Gau t s eh in München (1890) . Die Imprägnierung von Holz gegen Feuer wurde von einer Reihe Firmen aufge. nommen, aber stets nach wenigen Jahren wieder

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aufgegeben. Der Grund war in allen Fällen der, daß der erzielte Erfolg zu teuer bezahlt werden mußte. Ein Schutz, wie ihn die Bauaufsichtsbehör~ den verlangen mußten, um den Begr,jff "Schutz" nicht zu verwässern, benötigt auf einen Kubik~ meter Bauholz rund 20 kg eines Schutzstoffes. Die Schutzmittel wurden zu einem Preise von 4 bis 8 RM pro kg ,geliefert. Das ist bei einem Bau~ holzpreise von rund 50 RM untragbar. Die neueren Bemühungen greifen denn auch das Pro~ blem zuerst bei der Wirtschaftlichkeitsfrage an.

Das erste Ziel eines Brandangriffes ist der Da c h s t u h 1. Die Bombe schlägt durch die Dachhaut und bleibt auf der Dielung des Bodens liegen. Diese wird unmittelbar der Wirkung des Brandsatzes ausgesetzt. In niedrigen, engen Räumen, z. B. im flach geneigten Dach, kann der Brandsatz auch nach oben wirken. Brennen die unmittelbar getroffenen Teile weiter, so setzen sie nach und nach auch die Kanthölzer des Dach~ stuhles, Latten und Schalung in Brand. Es würde also als das einfachste erscheinen, die Holzteile mit für die Flamme undurchlässigen Stoffen, BI e c h oder Pu tz, einzuhüllen. Putz muß dabei fest und dicht auf dem Holze aufgebracht werden . Rohr an steigenden Wänden brennt unter der Putzhülle. Dagegen ist Drahtgewebe als Putzträger sehr gut. Blech leitet die Wärme stark. Blech und Putz sind teuer und werden daher nur dort ge~ b~aucht, wo ein besonders hoher Schutz verlangt wIrd, z. B. zur Bckleidung hölzerner Säulen, der Unterseite von Treppen, von Türen in Brand~ mauern, des Holzwerkes in der Umgebung von Kaminrohren, hinter dem Küchenherd usw. Für d~n Luftschutz, der eine möglichst allgemeine SIcherung des Holzes im Dachraum verlangt, wür­den solche Bekleidungen eine untragbare Be. lastung bedeuten.

Daß ein wirksamer Schutz durch Tränken mit Salzlösungen und auch durch Anstriche möglich ist, haben schon die älteren Arbeiten von Gau t sc h (Imprägnieren mit Ammonborat) und PI ö n nie s (Duffag. Anstrich, Wasserglas - Ze. mentmassen) gezeigt. Die theoretischen Grund­lagen des Feuerschutzes von Holz sind dagegen erst in jüngster Zeit, wesentlich durch meinen Mitarbeiter, DiplAng. Sc h leg e I, geklärt worden.

Wenn Holz höherer Temperatur ausgesetzt wird, so entwickeln sich Gase. Diese setzen sich mit verbrennungsunterhaltenden Gasen, z. B. dem Sauerstoff der Luft, in der als Flamme bekannten Form um. Die Flamme trägt den Vorgang der Verbrennung weiter. Erwärmung und Destillation des Holzes können praktisch nicht verhindert werden, wohl aber die Bildung und Weiterleitung der Flamme. Mischt man dem umsetzungsfähigen Gasgemisch (z. B. Kohlenoxyd und Sauerstoff) ein nicht an der Umsetzung teilnehmendes Gas (Koh­lensäure, Wasserdampf, Ammoni8Jk) ZlU, so wird die Diffusion der brennbaren Gase zur Flamme er­schwert. Eine Kerze in einem Glasballon löscht lange, bevor der Sauerstoff verbraucht ist, aus. Wird Wasserdampf aus Wasser, Kohlensäure aus essigsauren Salzen, Ammoniak aus Ammonverbin. dungen entwickelt, so wird ferner Wärme ver­braucht und der Flamme entzogen. Deshalb hängt die Brennbarkeit von Holz auch so stark von der Jahreszeit ab. Kiefernholz hat z. B. im trockenen Sommer nur 10 Gramm Wasser auf 100 Gramm Holzmasse, im feuchten Herbst dagegen his über 20 Gramm.

Ich habe im Jahre 1920 für den Hwusschwamm. schutz das Gesetz aufgestellt: "Die Giftwirkung

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der Schutzsalze ist eine additive Eigenschaft der Ionen." Da alle Feuerschutzstoffe bei hoher Tem­peratur vergasen, so gelten auch hier ähnliche Beziehungen, nur sind sie beträchtlich ver­wickelter. Zu den S c hut z s al zen, welche die Flamme erstickende Gas e e n t wie k ein, kom­men noch solche, die bei Brandtemperatur sc h m e I zen und dann im Verein mit den aus dem Holze heraustretenden Gasen S c h ä u m e b i I den. Endlich ist auch die Abhängigkeit der Wirkung von der Menge nicht geradlinig, sondern folgt Gesetzen, die je nach Temperatur und Stoff andere sind. Hierüber ist in Madison (Nord­amerika) sehr viel gearbeitet worden. Bei elen Ar. beiten von Sc h leg e I ergab sich die bemerkens. werte Tatsache, daß alle Versuchsreihen, sowohl elie reinen Gasversuche wie die mit Brandbomben gegen Holztafeln, mit präparierten Holzstäben im Brennofen und mit angestrichenen Brettern gegen Gasflammen, ziemlich gleiche Reihenfolge in der Wirkung der Schutzmittel zeigten. Wir haben da. mit für den Brandschutz eine ähnlich einfache Grundlage gewonnen, wie sie etwa das Trägheits. moment für die Berechnung von Balken darstellt. Brennproben im großen haben weiter gelehrt, daß der Widerstand gegen Brand mit der Dicke des Holzes zunimmt. Kieferne Tafeln von 25 mm Stärke, mit 20 kg Feu-Fäu (kombinierter Feuer­und Fäulnisschutz) auf den Kubikmeter Holz im­prägniert, ließen rund eine halbe Stunde keine Flamme durchtreten. Ähnliche Tafeln von 50 mm Stärke widerstanden mehr als drei Stunden. Diese Beobachtung führte zu einer ganz neuen Erkennt­nis: 0 i e Sc hut z be ha nd I u n gen lei t e n den S c hut z nur ein. Sie haben die Aufgabe, während der B i I dun g der e i gen t I ,i eh s c h ü t zen den K 0 h I e s chi c h t die DestiI. lationsgase unschädlich abzuleiten, also Entflam­mung zu verhindern. Um schützen ~u können, muß die Kohle aber hinreichende Dicke und Festigkeit haben. Die Festigkeit wüd zum großen Teil von d.en Schutzstoffen bedingt. Schaumbildner geben eme feste und wenig nachglimmende Schicht. Faserplatten glimmen infolge ihres lockeren Ge­webes auch bei starker Durchtränkung mit reinen Gasbildnern weiter und zerfallen; sie verlangen größere Mengen von Schaumbildnern.

Alle Schutzstoffe zehren sich, indem sie wirken, auf. Sie können also nur zeitlich begrenzten Schutz geben. Für die Praxis ist es ausreichend, wenn eine Entflammung für etwa eine halbe Stunde ver­zögert wird. Die Aufgabe des Imprägnierungs­technikers heißt somit, das Holz mit solchen Mengen des Schutzstoffes zu versehen, daß dieses Ziel unter Wahrung der im vorigen angedeuteten technischen und wirtschaftlichen Belange erreicht wird. Unter den Gas bi I d n ern sind die besten die Ammoniak, Kohlensäure und Wasserdampf ab. gebenden Stoffe, unter den S eh a u mb i I d n ern die Salze der Phosphor- und Borsäure. Die Wirk­samkeit ähnlicher Verbindungen läßt sich aus der Menge des wirkenden Anteils einigermaßen er­rechnen; z. B. wirken Ammonsulfat, Ammon­chlorid, Ammonbromid annähernd im Verhältnis der Menge an Ammoniak, Salze mit Kristall­wasser im Verhältnis dieses am Gesamtgewicht. Die Preisbildung folgt dagegen anderen Grund­sätzen: Wenn daher z. B. ein Kilogramm Ammon­borat 4,20 RM, Ammonbromid 3,45 RM, Ammon­sulfat und Ammonchlorid nur einen Bruchteil da­von kosten, während die Wirksamkeit, auf das Gewicht bezogen, fast gleich ist, so wird man stets die beiden letzten vorziehen.

Auszuschalten sind Stoffe, welche bereits bei gewöhnlicher Temperatur verdampfen (Ammon. chlorid) oder sich zersetzen. Hygroskopische Salze (Chlorzink) und solche, welche Metalle kor. rodieren (Ammonbromid), müssen auf solche Bau. teile beschränkt werden, wo die Korrosion nicht stört. Soweit die Stoffe als Wasserlösungen be. nutzt werden sollen, müssen sie hinreichend lös. lich sein. Borax und Natriumphosphat, beide gut wirksam, können infolge zu geringer Löslichkeit nicht in ausreichender Menge ins Holz gebracht werden. Von den gegenwärtig auf dem Markt be. find lichen Imprägnierungsgemischen vereinigen nur zwei die Anforderungen mit genügender Wirk. samkeit und erträglichem Preise: Intravan und Feu.Fäu. Soll ein Schutz erreicht werden, der dem Holz die Eigenschaft als "feuerhemmender Baw stoff" im Sinne der Baupolizeivorschriften ver. leiht, so sind auf den Kubikmeter Holz rund 20 kg dieser Stoffe zu nehmen, auf den Quadratmeter Oberfläche von Bretterholz rund 250 g. Wo diese schwere Forderung nicht gestellt wird - und das gilt in den meisten Fällen, die durch den Luft. schutz bedingt sind -, kann man sich mit der Hälfte der genannten Zahlen begnügen.

Bei bestehenden Bauten ist naturgemäß eine Imprägnierung nur noch für Ersatzteile und Neu. einbauten möglich. Hier muß man sich mit mehr. fache m Ans p r i t ze n des Holzes mit Lösungen der Schutzstoffe oder mit Ans tri c h e n helfen. Für den Anstrich tritt als neue Forderung auf, daß die Schutzstoffe sich gut mit dem Bindemittel ver. einigen und daß das Ganze gut auf dem Holze haftet. Wasserglas wie Asbestfarben verdanken ihr Ansehen in weiten Kreisen nur geschickter Reklame bzw. ungeklärten Vorstellungen über ihre Wirkung. Von Ans tri c h mit tel n mit hin. reichender Wirkung sind zur Zeit drei auf dem Markte: Feu.Fäu.Anstrich, Lokron. und Cellon. anstrich. Sie haben alle drei ihre Vorzüge und Nachteile. Ce 110 n ist teuer, wird aber in folge seiner lackähnlichen Struktur für Luxuskonstruk. tionen und gewisse technische Sondergebiete, etwa Bespannung von Flugzeugen, gern benutzt. Lok r 0 n gibt gute Wirkung, ist aber unbequem zu verwenden. Als Bindemittel dient in ihm ein Kunstharz, welches erst unmittelbar vor dem Auf. tragen hergestellt wird, indem die beiden Aus. gangsstoffe, Harnstoff und Formaldehyd, zu. sammengegeben werden. F e u • F ä u • Anstrich braucht einige Tage zum Trocknen, drin~t aber gut in das Holz ein, haftet fest und ist billig. Für den Dachboden dürfte dieser gegenwärtig der beste sein.

Für den Baufachmann ist die Frage ausschlag. gebend, wie die Schutzmittel mit dem Holze ver. einigt werden. Die Art der Ausführung dieser Vereinigung ist bedingt durch die Forderungen, daß die Schutzmittel gut am Holze haften sollen, und daß die Mengenbemessung (10 bzw. 20 kg für den Kubikmeter, 125 bzw. 250 g für den Quadratmeter Brettoberfläche) innegehalten wird. Beste Verankerung im Holz wird durch Im prä. g nie run g bewirkt. In eisernen Zylindern kön. nen unter einem Druck von 6 Atmosphären in Kiefernholz bis 200 I, in Fichtenholz bis 100 I Lö. sung eingepreßt werden. Entsprechend wird die Konzentration der Lösung gewählt. D ru c k im. prä g nie run g in bestehenden Werken lohnt sich aber nur, wenn die behandelte Holzmenge 200 cbm und mehr beträgt. Kleinere Mengen tränkt man durch Einlagerung in Bassins aus Beton oder Eisen. Während einer Einlagerung von 8 Tagen

nimmt Bauholz etwa 1001 Lösung auf. Daher wird die Konzentration je nach den Forderungen auf 10 oder 20% eingestellt. Der Imprägnierungslösung kann zur Kontrolle ein Farbstoff zugesetzt wer. den. Ist mit regelmäßiger Verwendung gesch·ütz. ten Holzes zu rechnen, so kann sich die Anlage eines kleinen Tanks auch schon für einen Zirn. mermeister lohnen. Die Imprägniersalze werden kalt gelöst, ihre Konzentration mit einer Spindel gemessen. Das zu imprägnierende Holz soll gut trocken sein. Nach der Imprägnierung muß das Holz wieder einige Wochen nachtrocknen.

Für landwirtschaftliche Bauten, welche aus frischem Holze errichtet werden können, ist in dem 0 s m 0 s e ver f a h ren ein sehr bequemer und wirkungsvoller Weg gegeben, die Salze selbst in schlecht imprägnierbare .Hölzer, wie Fichte und Lärche, tief hineinzubringen. Die Imprägniersalze werden mit einem Bindemittel zu einer Paste an. gesetzt und diese auf das frisch geschnittene und möglichst noch saftreiche Holz gestrichen. Im Verlauf einiger Wochen dringt das Salz aus der Paste tief in das Holz ein. Diese Art der Arbeit kann nach kurzer Anlernung durch einen ,,0 sm 0 ti er. M eis t e r" selbst ausgeführt wer. den. Diese Verfahren sind bestimmt für Neu. bauten und Holz, welches zu Einbauten usw. dient. Bei hinreichend großem Bedarf können die Schutzstoffe so billig geliefert werden, daß (wenig. stens mit Feu.Fäu) eine Imprägnierung mit 10 bzw. 20 kg des Salzes auf 1 cbm für 12 bis 15 RM ausgeführt werden kann.

Für den Luftschutz ist gegenwärtig der Sc hut z be r e i t s ver bau te n Hol z e s wichtiger. Hier kann von den eben erwähnten Verfahren nur die Osmotierung Anwendung finden. Damit die Osmosewirkung eintritt, muß aber das trockene Holz mehrfach mit Wasser angenäßt werden, bevor die Osmosepaste aufgestrichen wird. Meist hilft man sich hier jedoch mit mehr. fachem Annässen des Holzwerkes mit 10. oder 20%iger Lösung der Schutzstoffe. Das Annässen kann mit Pinsel, Bürste oder auch durch An. spritzen geschehen. Farbstoffzusatz macht das ge. schützte Holz kenntLich.

Vorzuziehen ist jedoch der Ans tri c h. Zum Unterschied vom Annässen bezeichnen wir mit "Anstrich" das Aufbringen von Schutzmitteln, welche auf der Oberfläche haften, ohne wesenb lich in die Oberfläche einzudringen. Die verschie. denen Schutzmittel bedienen sich verschiedener Bindemittel. Beim Lokron. und beim Feu.Fäu.An. strich sind diese selbst mit Träger der Schutzwir. kung. Ober das erste ist schon früher das Nötige mitgeteilt. Feu.Fäu wird wie gewöhnliche Farbe gestrichen und kann streichfertig aufbewahrt wer. den. Besondere Erfahrung ist bei diesem An. nässen bzw. Anstreichen nicht erforderlich, nur auf saubere und sorgfältige Arbeit ist zu achten. Der F r e i will i g e A r bei t s die n s t und ähn. liche Kreise könnten hier ein wertvolles Be. tätigungsfeld finden.

In jedem Falle, ob beim Annässen mit Lösun. gen, Anstreichen oder Einbau von im Bassin oder Zylinder sachgemäß imprägnierten Hölzern, ist anzustreben, daß a ll e freien Holzoberflächen von dem Schutzstoff erfaßt werden. Unter dem Gesichtspunkte des Luftschutzes ist es aber not­wendig, noch einmal auf den Ausgangspunkt dieser Erörterung zurückzukommen. Kein Schutz. verfahren nutzt, wenn der Hausboden mit leicht. brennbarem Gerümpel gefüllt ist, besonders, wenn

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Kisten mit Holzwolle und ähnlichem Packmaterial dem Brandsatz der Brandbombe Gelegenheit geben, ein kräftiges Feuer in Gang zu bringen. An erster Stelle steht die technische Forderung nach richtiger Einteilung und Benutzung des Bodens. Die vorstehend angegebenen Sc hut z -mit tel dürfen nur eine Art Versicherungs-

pramle, ein z u sät z I ich e r S c hut z, sein, dessen Wirkung soweit zu gehen hat, daß im Falle einer Belegung mit Brandbomben ein Feuer so lange hintangehalten wird, bis die Bewohner Ge­legenheit finden, es mit den üblichen Hausmitteln abzulöschen. Diese Forderung erfüllen die genann­ten Verfahren.

Praktische Versuche über den chemischen Feuerschutz von Bauholz DrAng. L . Metz und Dipl.-Ing. R. Schlegel, Chemisch-Technische Reichsanstalt, Berlin

Unter den neuzeitigen Brandbomben der Fremd­staaten nimmt die scharf wirkende Elektronbrand­bombe, die beim Abbrennen für kurze Zeit eine Temperatur von über 2000° C liefern soll, die vorherrschende Stellung ein. Aus der hohen Ver­brennungstemperatur wurde vielfach der Schluß gezogen, daß es ein taugliches Mittel zum Schutze gegen die Vernichtung von Holzbauteilen durch Brandbomben nicht gäbe. Es lag daher nahe, einmal durch Versuche zu prüfen, ob diese Be­urteilung der Sachlage zu Recht besteht oder ob es möglich ist, die Gefährdung von J Iolzbauteilen durch Brandbomben in irgen deiner \Vcise herab ­zusetzen. Unter den hierfür geeignet erscheinen­den Maßnahmen wurde bei dcn nachstchend be­schriebenen Versuchen die Bchandlung des Holzes mit chemischen Feuerschutzmitteln zur Prüfung herangezogen.

Die Versuche wurden in zwei verschiedenen Reihen durchgeführt. Bei den zunächst vorgenom­menen Versuchen in kleinerem Maßstabe wu rden rohe K i e f ern h o l z b r e t t e r von den Ab­messungen 25X25 X l,2 cm du rch Brandsätze von 100 g Gewicht beansprucht. Bei der zweiten V er­suchsreihe wurden größere Brandsä tze von 1 kg Gewicht und Bre tte r von den Abmessungen 80 X 69 X2,5 cm benutzt. (I n diesem Fall waren die Bretter aus c1rei Einzelteilen mit Hilfe zweier Lei­sten zusammengenagelt. Dadurch wurde gleich­zeitig erreicht, daß die Brettcr während des Ver­suchs nicht unmittelbar auf dem Boden auflagen.) Die Ver s u c h san 0 r d n un g in beiden Fällen geht UlIS c1en Bildcrn 1 un d i hervor. In jedem Versuch wurden zwei Bretter geprüft , von denen

Bild 1. Versuchs8nordnunll flir die Prfllun4 kleinerer Brellcr.

296

I I I I I I o 0,2 0,4 0,6 0,8 l,Om

Bild 2. Versuchs8uordnnog lür die Prüluug größerer Bretter.

das cinc als Grundbrett diente und den Brandsatz tru g. über c1 en G rundbrettern war in bei den Ver­suohsreihen unter 60° eigung ein Dach angeord­net, desscn eine Seite aus einer Asbestplatte be­stand, während die andere Seite durch das zweite Versuchsbrett gebi ldet wurde. Bei den Versuchen im kleinen (Bild 1) war das Dach derart zwischen zwei Stativen befes tigt, daß der Abstand der unteren Dachkante vom Grundbrett beliebig ein­gestellt werden konnte. Die Versuche wurden, um eine Beeinflussung durch die Witterung auszu­schalten, nicht im Freien, sondern in einem ge­schlossenen Brandhaus der Chemisch-Technischen Reichsanstalt durchgeführt.

Aus Ersparnisgründen mußte auf eine besondere Auswahl der Versuchsbretter hinsichtlich Dichte und Struktur verzichtet werden. Statt dessen wurde für jedes Brett das auf mittlere Dichte be­zogene Rau m ein h e i t s g e w ich t bestimmt, welches für ein und dieselbe Holzart wenigstens einen ungefähren Maßstab für die Brennbarkeit liefert derart, daß die einzelnen Hölzer um so schwerer brennen, je größer ihr Raumeinheits­gewicht ist.

Die verschiedenen zur Prüfung herangezogenen Feuerschutzverfahren wurden nach den Vorschrif­ten der Hersteller angewendet. Zur I m prä g nie­run g wurden die Bretter drei Tage lang bei Zimmertemperatur in die Lösungen eingelegt. Hierdurch ergab sich bei den dicken Brettern im Durchschnitt eine Aufnahme von 10,7 kg Salz pro m3 lufttrockenes Holz, bei den dünnen Bret-

tern eine solche von 31,8 kg pro m" lufttrockenes Holz. (Durch längere Tränkzeiten hätten sich diese Werte naturgemäß noch erheblich erhöhen lassen. Man rechnet z. B. beim Einlaugeverfahren für 2,5 cm starke Kiefernbohlen mit einer maxi. malen Aufnahmefähigkeit von 20 kg Salz/m3 luft­trockenes Holz bei entsprechend längerer Lager. zeit.)

Die Erg e b n iss e der zuerst ausgeführten Versuche mit unbehandelten Hölzern von den Ab­messungen 25X25 X l,2 cm sind in Tabelle 1 zu. sammengestellt. Die Zahlen für den Abbrand

,*"00 ~ ~ 80 . ~ ..... ~ 60 ~

~ /.i(J ~

~

t 2.0

"-

$

- Oachabstand In cm Bild 3. Abbrand-Kurven.

-10

wurden durch Entfernen der entstandenen Kohle­schicht und nachfolgendes Wägen ermittelt.

Tabelle 1. Verhalten von ungeschütztem Kiefernholz unter der Einwirkung eines Brandsa~zes von 100 g.

!

Dachabstand Raumein- Sren.l)dluer Verbrannte Srett') heits~ewicht Holzsubstanz

cm g/cm" Min. Gew.-OJo

0 G. Q,48 11 100 . S. 0,48 17 100

5 G. 0,51 14 68,5 S. 0,51 3'/2 Z7.7

10 I G. 0,48 11 37.5 S. 0,48 41/2 7

*) G = Grundbrett . S = Seitenbret!.

Die Versuche zeigen, daß die Gefährdung bei­der Bretter - wie erwartet werden konnte - mit zunehmendem Dachabstand erheblich abnimmt (Bild 3). Daraus geht hervor, daß die räumlichen Abmessungen der Dachstühle, bzw. die Möglich. keit der Wärmeableitung, wie in jedem Brandfall so auch bei der Gefährdung durch Brandbomben, einen großen Einfluß auf die Brennbarkeit der Holzbauteile haben.

Die Ergebnisse der Brandversuche mit den durch chemische Schutzverfahren behandelten Hölzern sind für die Versuche in kleinem Maß. stabe in Tabelle 2, für die großen Versuchsbretter in Tabelle 3 aufgezeichnet. In den Bildern 4 und 5 sind einige der bei den Versuchen zurückgeblie. benen Holzreste nach Entfernung der Kohleschicht wiedergegeben.

W enn man aus -dem vorliegenden Ergebnis Schlüsse für die Praxis ziehen will, so sind da­bei zunächst die auftretenden Fehlerquellen zu berücksichtigen. Diese sind einmal in der unter.

schiedlichen Beschaffenheit der einz-elnen Ver. suchshölzer zu suchen, deren Raumeinheits. gewicht bei den kleinen Brettern allein zwischen 0,48 und 0,76 g/cm3 schwankte, wobei noch der Einfluß der übrigen Faktoren, wie Ge­halt an Harz, Reservestoffen usw., auf die Brenn­barkeit unberücksichtigt ist. Der zweite Grund für die Versuchsfehler ist in dem verschieden. artigen Verhalten der Brandsätze beim Abbrennen zu sehen.

Berücksichtigt man die erwähnten Fehlerquellen, so lassen die Ergebnisse jedoch einige R ü c k • sc h I ü s s e auf die praktischen Verhältnisse zu. Zunächst zeigte sich, daß das Abbrennen des Brandsatzes selbst durch die Schutzmittel so gut wie nicht beeinflußt wurde. Das Grundbrett brannte an der Auflagestelle fast immer vollkorn. men durch. Die allen Schutzverfahren gemein • same Wirkung bestand darin, daß gegenüber dem nicht behandelten Holz ein Weiterbrennen über die AuflagesteIle hinaus mehr oder weniger verhindert wu rde, wobei ein unterschiedliches Verhalten der einzelnen Schutzstoffe in gewissem Umfange zu beobachten war. (Besonders gut be­währte sich - wenn man die Wirksamkeit gleicher Salzmengen betrachtet - das Schutzmittel 1.)

Tabelle 2. Verhalten imprägnierter und bestrichener Kiefernholzbretter (25 X 25X l ,2 cm) bei Beanspruchung

durch Brandsätze von 100 g Gewicht.

Raum- Auf- Ver-Dach- ein- Brenn- brannte

Sehandlungsweise abstand Srett') heils- n.bme dauer Holz-~ewicht

an Salz subat. cm glcma kg/ m" Min. Gew·-OJo

Unbehandelt 0 G. 0,48 I - 11 100 S. 0,48 - 17 100 ----------

Imprägnierung 0 G. 0.62 37,2 13 25,2 1. S. 0.60 ~ 22,2 ------

Anstrich I. 0 G. 0,62 12;'2 10,6 (4mal) S. 0,55 -

~ 1,2 -- --Impräfnierung 0 G. 0,53 27,6 10 -

1. S. 0,51 ~ 40,2 -- - -Anstrich 11. 0 G. O,i6 11 42

(4mal) S. 0.49 -~ 36,5 --

Anstrich 111 0 G. 0,73 101/ 2 26,5 (1ma!) S. 0,51 -

~ 34 Imprägnierung 0 G. 0,62 34,6 71/ 2 41.5

IV. S. 0,60 ~ 333 -- ~ Imprägnierung 0 G. 0,53 27,8 121/ 2 39,5

V. S. 0,51 71/2 35,5

Unbehandelt 5 G. 0,51 14 68,5 S. 0,51 -

~ 27,7 ------Imprägnierung 5 G. 0,60 37,2 10 12

I. S. 0,56 0 4,5 - - - - --Anstrich I. 5 G. 0,64- 121/ 2 7,3

(4mal) S. 0,56 - 0 0 --------Imprägnierung 5 G. 0,53 27,6 8 31,3

11. S. 0,52 0 15,4 ------- -

Anstrich 11. 5 G. 0,71 8 32,5 (4ma!) S. 0,56 - 9 28,4 - - --------

An.trich III. 5 G. 0,75 111/ 2 20 (tma!) S. O,5 t - 0 5 ----------

Imprägnierung 5 G. 0,69 34,6 12 51 IV. S. 0.63 6 17 --------

Impräj(nierung 5 G. 0.58 27,8 13 51 V. S. 0,51 5 22,4

e) G =- GrundbreU. S = Seitenbrett.

297

Unkhantfllt (6)

\000;. 25 ,5% 42%

\00 % 22,2% 36,5%

Bild 4, Prozente verbrannter Holzsubstanz.

Ver halt en vo n ungeschützten und geschützten Holzbre tt e rn (25 X 25X \ ,2 cm) bei Beanspruchung durch e in cn IOO· g· Brandsa tz.

31,5% \4 ,2% 11,4%

Bild 5. Prozente verbrannter Holzsubotanz,

Verhalt en von ungeschüt zten und gcschüt zten Holzbre It e rn (80X 69 X 2,5 cm) bci Beanspruchung dllrch e in cn \·kg·Brandsatz.

Da der Zweck des Abwurfs von Brandbomben weniger darin zu sehen ist, lokale Zerstörungen hervorzurufen, als vielmehr ,den getroffenen Ge~ bäudeteil in Brand zu setzen, so kann man wohl von einer Abwehr der Brandbombengefahr durch che~ mische Feuerschutzverfahren sprechen. Von be~ sonderer Bedeutung dürfte dabei die aus den Vep suchen zu folgernde Tatsache sein, daß nicht nur Imprägnierungen, sondern mit etwa gleicher Wir~ kung auch Anstriche dazu geeignet sind, die Sekun ~ därerscheinungen beim ' Abbrennen de-r Brllntl ~

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bombcn mit Erfolg zu bekämpfen. Eine genauere Klassifizierung der einzelnen Schutzverfahren hin~ sichtlich ihrer Güte wird sich nur dann erreichen lassen, wenn es gelingt, bei sorgfältiger Auswahl der Versuchshölzer bezüglich ihrer Brenneigen~ schaften auch die Streuungen infolge verschieden~ artigen Abbrennens der Brandsätze nach Mög1ich~ keit zu verkleinern.

Wenn auch aus den vorliegenden Versuchen der Schluß gezogen werden kann, daß eine Ab~ wehr der Brandbombengefahr durch chemische

Tabelle 3. Verhalten imprägnierter und bestrichener Kiefernholzbretter (80 X 69 X 2,5 cm) bei Beanspruchung

durch Brandsätze von 1 kg Gewicht.

Raum- Auf- Ver-ein" nahme Brenn· brannte

Behandlung.wei.e Brett') heils- an ~alz dauer Holz-gewicht sub.t.

kg/m' kg/m' Min. Gew.·o/o

Unbehandelt G. 577 - I 38 31,5 S. 615 - 17 17,8

- ----Imprägnierung G. 612 11,6 25 10,5

I. S. 618 1<l,6 ~ 3,7 -- --

Anstrich I. G. 618 - 191/ 2 14,6 (4mal) S. 608 - ~ 10

- -- --Imprällnierung G. 6·\0 9.5 32 14,2

II. S. 533 9.6 5 H,1 -------- -

Anstrich Ir. G. 620 - 37 14,5 (4mal) S. 592 - .-.!.fL 4,9

------- --Anstrich III. G. 675 - 24 11,4

(1mal) S. 632 - 9 9,1 -- ------ -- ----

Imprägnierung G. 587 10,1 23 19,2 IV. S. 640 lU,4 ~ 9,7

---- --Imprägnierung I G. 640 I 9,5 18

1/ 2 I 16,2

V. S. 585 10,8 10 13,1

*) G = G'rundhrett. S = Seitenbretl.

Feuerschutzbehandlung an sich möglich ist, so sind bezüglich der praktischen Anwendung dep selben doch noch weitere Erwägungen erforder. lieh. Es ist z. B. noch nicht als genügend sicher anzusehen, ob eine Behandlung mit schwer ent. flammbar machenden Mitteln in allen Fällen zweckmäßig sein wird, da der Schutzanstrich, be. sonders bei einem Brande des nicht geschützten Rauminhalts (z. B. Bodengerümpel), für die Brand. bekämpfung unter Umständen nachteilig sein

kann. Andererseits ist, wie auch aus Bild 5 deut. lieh hervorgeht, die Einwirkung der Brandsätze auf ungeschütztes Holz (besonders unter Berück. sichtigung des rechtzeitigen Einschreitens) nicht so groß, als daß der durch Anwendung von Feuer. schutzverfahren bewirkte Vorteil der Herab. setzung der Brennbarkeit des Holzes die mög. lieh erweise mit der Schutzbehandlung verbun. denen Nachteile 0 h n ewe i t e res übersteigt.

Diese Verhältnisse müßten vor einer endgül. tigen Stellungnahme zu der Zweckmäßigkeit einer allgemeinen Anwendung einer chemischen Feuer. schutzbehandlung durch \-veitere Arbeiten ein. gehend geklärt werden. Hierzu wäre weiter auch eine genauere Kenntnis der Zusammensetzung der im Ausland vorhandenen Elektron.Brandbomben erforderlich.

Die vorliegenden Versuche sind daher, wie be. reits betont, nur als vor be re i te n d e zu werten und wurden in erster Linie in der Absicht ausge. führt, den erreichbaren Grad der Wirksamkeit chemischer Schutzverfahren festzustellen.

Bei der Beurteilung der Brauchbarkeit der ver· schiedenen Schutzstoffe sind außerdem auch noch wirtschaftliche Betrachtungen entscheidend. Die bisher vorgenommenen Brandversuche an imprä. gnierten Hölzern haben nämlich - soweit sie ein. wand frei durchgeführt wurden - gezeigt, daß die Verschiedenheit der zur Erzielung gleicher Wir. kung erforderlichen Salzmengen gegenüber den Preisunterschieden weniger ins Gewicht fällt, so daß es in vielen Fällen gelingen dürfte, durch ent. sprechende Vergrößerung der aufgenommenen Menge die zu fordernde Mindestleistung auch mit geringer wirksamen Mitteln zu erreichen, wenn die Verwendung derselben aus Gründen der Wirt. schaftlichkeit zu empfehlen ist.

Verschiedenes

"Kampf mit dem Staube."

Der B e r I i n erB e z i r k sv e r ein d e u t s c her In gen i eu re veranstaltete am 26. Oktober im "Ca­pitol" am Zoo die Uraufführung eines lehrreichen Filmes "K a m p f mit dem S tau b e", der eindring­lich die Gefahren und Schädigungen aufzeigt, die allen Zwejgen des öffentlichen Lebens, der Wirtschaft und der Industrie, vor allem aber auch der gesamten Volks­gesundheit von diesem Feinde der Menschheit drohen . Verfasser des Filmes ist D r. - I n g. e. h. W i t te m eie r vom VDI., der eine kurze Einführung gab.

Teil 1 des Filmes behandelte die gesundheitsschädi­genden Wirkungen des Staubes auf den menschlichen Organismus, insbesondere auf die Lungen, und wies die erforderlichen Maßnahmen für wirksame und fast rest­lose Bekämpfung im Sinne einer Förderung der Volks­hygiene und einer Steigerung der Arbeitsleistung des einzelnen auf. Leider fand der wichtige Individual­schutz durch Atemschutzgeräte, der bereits in vielen Industrien vorgeschrieben ist, im Vortrage keinerlei Berücksichtigung.

Welch unermeßlichen Schaden der Staub auch an industrieIlen Anlagen, namentlich an Maschinenteilen und Motoren, sowie an staubempfindlichen Waren, vor­nehmlich Lebensmitteln, und schließlich auch an wert­vollen Kulturgütern hervorruft, und welche technischen Schutzmaßnahmen hier bestehen, wurde in den Teilen 2 und 3 des Filmes geschildert. Als wirksamste Staub­bekämpfung wurden künstliche Belüftung und Einrich­tung von Klimaanlagen, deren Prinzip auf einer Reini­gung der Außen- und Raumluft durch Staubfilter, bei denen nach Ausführung des Vortragenden der Aktiv­kohleschicht eine besondere Rolle zufällt, genannt.

Mit Vorführung eInIger praktischer Untersuchungs­methoden zur Bestimmung des Staubgehaltes der Luft schloß die gut besuchte Veranstaltung.

Ein neues französisches Giftgas? Der Ruhm des englischen Pfeffergases (vgl. "Gas­

schutz und Luftschutz", Augustheft 1933, S.212) hat die Pariser Boulevardpresse nicht ruhen lassen. Nach ihrer Meldung sind es diesmal zwei Professoren an der Universität Clermont-Ferrand, Be r t und D 0 r i er, die ein besonders wirksames Giftgas erfunden haben wollen, gegen das ein Schutz durch Masken unmöglich sein soll. da die Verbindung den ganzen Körper an­greift. Das französische Kriegsministerium sei in das Geheimnis nicht eingeweiht. - Soweit überhaupt einer Nachricht über ein neues französisches Giftgas, über das das französische Kriegsministerium nicht unter­richtet sei, Glauben zu schenken ist, dürfte es sich hier um einen Vertreter der hau t s c h ä d i gen den Kam p f s t 0 f f e handeln. die bereit im Kriege um­fangreich zum Einsatz gekommen sind. Eine Bekannt­gabe dieser .. Neuigkeit" ist auch in der deutschen Tagespresse erfolgt: eine solche Verbreitung ohne krit ische Stellungnahme sollte aber aus Gründen et­waiger Beunruhigung besser unterbleiben.

Wechsel in der Stellung des Chefs des Chemical Warfare Service (USA.).

An der Spitze des "Chemical Warfare Service" der Vereinigten Staaten steht zur Zeit Generalmajor C. E. B r i g h a m. Der erste Chef war bekanntlich General­major Amos A. Fr i es, der sich durch sein grund­legendes Werk .. Chemical Warfare" auch im Auslande

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einen Namen machte. Auf Fries folgte Generalarzt Harry 1. Gi Ich r ist, bekannt durch sein ~intreten für die "Humanität" der chemischen Waffe, dIe er auf umfangreiche statistische Untersuchungen des .. amerika~ nischen Sanitäts-Departements über Nachschaden bel Gasvergifteten aufbaute. Die von der Chemical War­fare School am Edgewood Arsenal, Maryland, heraus­gegebene Zeitung "C he m i c a 1 War f are" erscheint seit Juli 1931 nicht mehr monatlich, sondern viertel­jährlich.

L Personalnotizen ---------' Alfred Gi e sie r, Sachbearbeiter für Luftschutz im

Reichswehrministerium, unserem Leserkreise durch seine Veröffentlichungen in "Gasschutz und Luftschutz" be­kannt, wurde zum Regierungsrat im Reichswehr­ministerium ernannt.

Oberbaurat Dipl. - Ing. Li n d n er, Referent im Reichsluftfahrtministerium, wurde zum Oberregierungs­baurat ernannt.

Polizeihauptmann von A sm u t h, abgeordnet zum Reichsluftfahrtministerium, wurde zum RegIerungsrat ernannt.

Referate

Der Feuerschutz, Heft I, Januar 1933, berichtet über einen Experimentalvortrag "D i e mo der ne w i s­sen s c ha f t I ich e B ra n d w a f f e", den Brand­oberingenieur Rum p f in .. Köni~sberg vor U~ive:sitäts­professoren und Studienraten ~Ielt. ~ngewohnhch ~r­scheint die von der ZeItschrIft gewahlte überschrIft Die aerochemische Brandwaffe im naturwissenschaft­

richen Unterricht", da der Ausdruck "aerochemisch" bisher nur für den Fliegerangriff mit chemischen Kampfstoffen benutzt wurde.

Rumpf betonte, daß die "Lehre vom Luftschutz" zu einer selbständigen Wissenschaft ausgebaut werden müsse, die die verschiedensten Wissensgebiete zur Hilfe heranzuziehen habe, und daß der Beruf des Luftschutzfachmannes eine überraschend vielseitige, gediegene Vorbildung verlange, während der Ernst unserer Lage den "phantasiebegabten Dilettanten" grundsätzlich ausschließe.

Eine der bedeutendsten Aufgaben des Heimatluft­schutzes sei die Abwehr der Wirkung von Brand­bomben. Rumpf legte alsdann anschli eßend die. Be­deutung der militärischen Hrandwaffe dar, wobeI er den Unterschied zwischen den bis zum Ende des Welt­kricges benutzten Brandsätzen und den modernen Brandbomben besonders hervorhob. Bm.

Einen interessanten Versuch über die brandstiftende Wirkung moderner Brandbomben beschreibt die "Preußische Feuerwehr-Zeitung" in Heft 16 (1933) S. 307. Auf dem Gelände der städtischen Feuerwehr in Potsdam waren zwei bodenkammerähnliche Bau­werke errichtet. die den Unterschied zwischen einer Rumpelkammer und einem nach luftschutzte~hnischen Vorschriften hergerichteten Bodenraum drastIsch ver­deutlichten. In beiden Kammern wurde je ein Brand­satz entzündet. Während in der zweiten Kammer die Löschung mit dem für Hau.sfeuerwehren ~or­gesehenen Rüstzeug schnell und sIcher durchgefuhrt werden konnte, mußte der Gerümpelboden durch Ein­satz von Feuerwehrmannschaften und -geräten gerettet werden. Es sei in diesem Zusammenhange bemerkt, daß gleiche Vorführungen bei der Tagung der A- und Z-Stelle in Dresden auf der Feuerwache Dresden­Neustadt (vgl. "Gasschutz und Luftschutz" , Oktober­heft 1933. S. 260) stattfanden. Auch hier zeigte sich in eklatanter Weise das Umsich!!reifen des Brand­herdes in einer mit Gerümpel gefüllten Bodenkammer, wohingegen der Brandsatz, in einem leeren ~oden~ raum auf eine dünne Sandschicht gestellt, keInerleI Brandwirkung auf die leichtentAammbaren, nicht im­prägnierten Wände ausübte.

In Feuerschutz, Heft 4, April 1933, veröffentlicht Oberbaurat Dr.-Ing. Z a p s das von einem Unteraus-

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schuß des Luftschutzbeirats Hamburg bearbeitete Merkblatt betreffend Lu f t s c hut z maß nah m e n i m Harn bur ger H a f e n b e tri e b. Als wichtigste Bestimmungen seien die folgenden herausgezogen:

Der gesamte Hafenbetrieb wird bei Fliegeralarm stillgelegt. Nur ausfahrende Schiffe setzen die Reise fort. Bei Alarm in der Nacht sind alle Lichter zu löschen. Für an Land befindliche Personen sind Schutz­räume geschaffen. Das Schiffspersonal bleibt an Bord. Am Kai liegende Schiffe sind wegen Brandgefahr abzu­bäumen. Auf jedem Schiff wird eine Luftschutzrolle (Borddienstanweisung) aufgestellt. An Land ist eine ge-nügende Zahl von Feuertrupps auszubilden. Bm.

NelJere Erkenntnisse auf dem Gebiete der s c h ä d I ich enG ase und D ä m p f e. Von Dr. F. Zer ni k. Im XIV. Band des Sammelwerkes Ergebnisse der Hygiene, Bakteriologie, Immunitätsfor­schung und experimentellen Therapie, herausgegeben von Prof. Weichardt. 119 S. mit zahlreichen Tabellen und Kurven im Text. Verlag Springer, Berlin 1933.

Verfasser hat seinem gemeinsam mit F. F I u r_y her­ausgegebenen Standardwerk "S c h ä d I ich e Gas e , D ä m p fe, Ne bel, Rau c h - und S tau bar t e n" im vorliegenden Bande eine willkommene Erg ä n -z u n g folgen lassen, die alle inzwischen erschienenen wertvollen neuen Erkenntnisse berücksichtigt. Der Wert dieses Ergänzungsbandes, der an sich vollkom­men abgeschlossen und unabhängig vom genannten Standardwerk ist, liegt aber nicht allein in der sorg­samen und gewissenhaften Art der Sammlung und Sichtung der neueren Literatur, sondern vor allem in der überragenden Wertung und kritischen Beurteilung, die diese findet. Daneben stoßen wir wiederholt auf eigene, noch unveröffentlichte toxikologische Angaben über Versuche und Erfahrungen des Verfassers. Es ist unmöglich, auf Einzelheiten einzugehen; die Fülle des Gebotenen bietet eine Fundgrube reichsten Wissens für den Fachmann wie für den Interessenten. In einer Zeit, in der das Schrifttum auch auf dem medizi­nischen Gebiete des Gasschutzes mehr und mehr an­wächst, leider aber dabei auch mehr und mehr ver­flacht, muß die einsame Höhe dieser wissenschaftlichen Arbeit besonders unterstrichen werden. M u n t sc h.

Die Medizinische Welt", Heft 32 (1933), veröffent­licht a~s der Feder von Dr. Fr e y tag einen Aufsatz über "G e f a h ren ni t r 0 s erG a s eU. Verfasser zählt die nitrosen Gase zu den gefährlichsten und heim­tückischsten gewerblichen Giftgasen, die in folge der vielseitigen Verwendung der Salpetersäure bish~r sc~~n unzählbare Todesfälle verursacht haben. Glelc.hzeltIg auftretendes Kohlenoxyd verstärkt die Giftwirkung, z. B. bei Filmbränden. 0,024 Vol. % in der Luft be­wirken bereits Störungen. Der Verlauf der V~rgiFtu~g wird folgendermaßen beschrieben: Erstes AnzeIchen Ist starkes Durstgefühl, Lungenödem durch Säurewirkung führt zu Atemnot und Schweißausbrüchen, Methämo­globinbildung verfärbt das Gesicht blaupau. l':I.ach vorübergehender Besserung erfolgt de~ EXItus ge~vohn­lich nach 24 bis 50 Stunden, doch SInd auch langer­währende tödliche Vergiftungen (mehr als 72 Stunden) bekannt. Zur Behandlung wird außer Ruhe, Verbringen in frische Luft und Aderlaß, eine viertelstündliche Gabe von Sauerstoff empfohlen. Amerikanische Autoren empfehlen Ammoniak- und Mentholdampf-Tnhalationen.

Bm. In der "Medizinischen Welt" 1933, Nr. 23. bekämpft

Dr. Ha n s, Dozent an der Darmstädter Hochschule, in einem Aufsatz "G e gen Feh I d 0 g m e n in der Sam a r i t e r I ehr eU irrige Anschauun gen und Maß­nahmen die sich in den letzten Jahren in der ersten Hilfelei~tung infolge der Gleichgü ltigkei t der Ärzte ein­gesch lichen haben. Die Ausführungen. des V:erfasse.rs über künstliche Atmung, über erste HIlfe bel VergIf­tungen, über Blutstillung und Knochenbruchbehandl':1ng durch den Samariter verd;enen Beachtung. Auch SInd die Anregungen für die Transportfrage und Au~rüstung des Samariters sowie für Schaffung von SamarIterlehr­büchern verdienstvoll. Nicht einverstanden kann man mit eine r Empfehlun g von N ilotan (Wundöl der Fa. Krewel - Leuffen) sein. das Verfasser als Ersatz des Chlorkalks oder Benzins bei Gelbkreuzhautverätzun gen angewendet wissen will. M u n t s c h.