Grundlagen der Chemotherapie - bngo.de · G4 = undiff. Tumor, sehr hohe PR, sehr niedrige TR ......
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Grundlagen der Chemotherapie
Fortbildungscurriculum
Berlin 16.03.2013
Dr. med. Elke Wierick
Gynäkologisch –Onkologischer Schwerpunkt
Operative und onkologische Tagesklinik Lohsa
Palliativmedizin
GRUNDLAGEN DER CHT
konservative systemische medikamentöse antineoplastische Therapie
Tumorbehandlung mit Zytostatika, AK, immunmodulatorisch wirksamen
Substanzen, Tyrosinkinasehemmer, Hormonen,...
oft Begriffgleichsetzung mit Zytostatikatherapie
Zytostatisch: Medikamente inhibieren Zellwachstum,
induzieren aber keinen Zelltod
Zytotoxisch: Medikamente induzieren Zelltod
Onkologische Therapieziele
Kurative Therapie
Adjuvante Therapie
Neoadjuvante Therapie (primär systemisch)
Additive Therapie
Palliative Therapie
Supportive Therapie
Symptomatische Therapie
Onkologische Therapieziele
Kurative THHeilung im Sinne dauerhaften Tumorfreiheit operatives Vorgehen ���� vollständige Tumorentfernung (R0 – Resektion)medikamentöse/radioonkologischer Therapie ���� vollständige Rückbildung
Adjuvante TH („Sicherheitstherapie“)
in kurativer Absicht ergänzend verabreichte THZiel ���� Rezidiv-Risiko-Reduktion
Elimination nicht darstellbarer Mikrometastasen
Zytostatikagabe, AK, Radiatio, HT,.. oder Kombination d.Verfahren nach R0-Resektion
Erforderlich bei Tumoren mit hohem postoperativem Rezidivrisiko(z.B. Mamma-Ca, kleinzelliges Bronchial-Ca, lokal fortgeschr. Kolon-Ca)
Onkologische Therapieziele
Neoadjuvante THverabreicht vor kurativer Therapie
invivo-Testung des TU-Ansprechens
Minimierung bestehender Tumorlast (Down-Staging)
Resultatverbesserung chirurgischer Tumorresektion
fortgeschrittene/inoperable Tumore sekundär resektabel machen
Zytostatika- u./od. Strahlen-TH
Behandlung fortgeschrittener Tumore m. schlechter Prognose ����
wenn adjuvante Therapie keine Prognoseverbesserung bringt
(z.B.lokal fortgeschr. G3-Mamma-Ca, primär inoperables Cervix-Ca,nicht-kleinzelliges Bronchial-Ca, Ösophagus-Ca, Magen-Ca,..)
Onkologische Therapieziele
Additive THMedikamentöse/radiotherapeutische Maßnahmen nach inkompletter Resektion
Verbleib mikroskopischer (R1) od. makroskopischer (R2) Tumorreste
Palliative TH (lat. pallium = Mantel)
Systemische Therapie fortgeschrittener Malignome
Überlebenszeitverlängerung unheilbarer Patienten
Linderung tumorbedingter Symptome
Erhalt/Verbessung der Lebensqualität
Therapie-Intensität geringer als adjuvante/neoadjuvante TH
NW weitestgehend vermeiden
Onkologische Therapieziele
Supportive (unterstützende) THunspezifischen Maßnahmen neben spezifischer CHT, RT, IT, OP
Begleitmaßnahmen zur Reduktion von NW
- Antiemese
- Antibiotika
- Schmerztherapie
- Anämiebehandlung: Bluttransfusion, Erytropoetin, Eisen
- GCSF: Filgrastim,...
- enterale ZN, parenterale Ernährung
- Best Supportive Care (BSC)
Symptomatische THTeilgebiet der Supportivtherapie
Linderung tumorbedingter Beschwerden ohne Einfluß auf Tumor-Verlauf
Medikamentöse Tumor-TH
Mono - CHT
CHT mit 1 Wirkstoff
häufig in palliativer TH-Situationen, um Toxizität zu sparen
grundsätzlich weniger toxisch als P-CHT
Remissionsrate (Rückbildungsrate) meist niedriger als P-CHT
Einsatz bei bestehenden Komorbiditätenbestimmte Tumorentitäten bevorzugt: z.B.Low-Risk-Throphoblasttumoren
Medikamentöse Tumor-TH
Poly - CHT
Kombination mehrerer Wirkstoffe
höhere Remissionsrate (RR) als M-CHT
höhere Toxizität wird in Kauf genommen: kurative TH-Konzepte
Cave: Medikamenten-Auswahl + -Reihenfolge beachten !!
Substanzen haben untersch. Wirkmechanismen
max. Tu-Zell-Zerstörung mit minimaler Immunsuppression
optimale Erholung der Hämatopoese beachten
Wirkstoff-NW nicht überlappen
hohe RR ohne überschneidende Toxizität
Medikamentöse Tumor-TH
Poly - CHT
primär resistente TZ mit höherer Wahrscheinlichkeit erreicht ?!
Entwicklung sekundär resistenter Zellklone (3 Z = 1 Klon) langsamer ?!
TH-Intervall so kurz wie möglich ���� TZ-Erholungsrisiko minimieren
in Kombination nur Medikamente verwenden , die auch als MT aktiv
Medikamentöse Tumor-TH
Historische AbfolgeErste gegen Krebs effektive Substanzen Mitte der 40er-Jahre des 20. Jh. als MT
initiale therapeutische Erfolge enttäuschend ���� PR von kurzer Dauer
P-CHT ca. 15 a später gegen Lymphome ���� Wendepunkt antineopl. TH
Verstärkung der Anti-TumoraktivitätMTX vorab ���� erhöht 5-FU- Effekt
positive Effekt ���� wenn Paclitaxel vor Cisplatin verabreicht
aber Paclitaxel nach Anthrazyklin ���� sonst abschwächender Taxan-Effekt
Abschwächung der Anti-Tumoraktivität5-FU vorab vermindert ���� MTX-Aktivität
Cisplatin vor Paclitaxel ���� reduziert Taxanwirkung
Prinzipien zytostatischer CHT
physiologisches Prinzip ���� selektiver Angriff auf rasch proliferierende TZ
Proliferation (Sprossung/Wachstum) erkennbar am Grading (Differenzierungsgrad)
G1 = hochdiff. Tumor, niedrige Proliferatinsrate(PR), hohe Therapieresistenz(TR)
G2 = mäßiggradig differenzierter Tumor, mäßige PR, mäßige TR
G3 = niedrigdiff. Tumor, hohe PR, niedrige TR
G4 = undiff. Tumor, sehr hohe PR, sehr niedrige TR
Wirkstoffe(CHT) in schnell proliferierenden TZ vermehrt einschleusen
Selektivität 100% gibt es nicht ���� immer auch Schädigung gesunder Zellen
Effizienz um so höher ���� je höher proliferatives Tumor-Potential
heißt: niedrig/undifferenzierte Tumoren (G3+G4) von Zytostatika
deutlich mehr getroffen als hochdifferenzierte Tumoren (G1) !!!!
Prinzipien zytostatischer CHT
Erfolgskontrolle (EK) Toxizitätskontrolle (TK)neoadjuvante + palliative TH adjuvante, neoadj. + pall. TH
EK: Erstellung messbaren Parametern d. Tumorausbreitung + bevorz. Region US, Röntgen, CT, MRT, PET, PET/CTTumormarker-Kontrolle nur, wenn zu Therapiebeginn erhöht !! Ausnahme: adjuvante zytostatische CHT
TK: Organfunktionen vor CHT als Basisstatus untersuchenEKG/Doppler vor kardiotoxischen Substanzen (Antrazykline)Lungenfunktionsprüfungen unter BleomycinLaborparameterkontrollen
Prinzipien zytostatischer CHT
Vor onkologischem Therapiebeginn alle vorhandenen Tumormanifestationen
bildgebend dokumentieren !!!
Verlaufsbasis für Evaluation (Bewertung) des Tumoransprechens
Einteilung erfolgt nach ���� Remission (Ansprechen d. Therapie)
Komplette Remission = KR
Partielle Remission = PR
Minorremission = MR
No Change = NC
Progression = P
Diskordantes Ansprechen = DA
Prinzipien zytostatischer CHT
KR ���� alle Tu-Veränderungen mindestens 4 wo nicht mehr nachweisbar
PR ���� Größenrückbildung zum Ausgangsbefund > 50% oder mehr
MR ���� Tu-Manifestation um > 25%, aber < als 50% z. Ausgangsbefund
NC ���� gleichbleibende Tu-Manifestation = „stable disease“
Manifestation weniger als 25% z. Ausgangsbefund zu- o. abgenommen
P ���� Größenzunahme >25% z. Ausgangsbefund o. Auftreten neuer Tumore
DA ���� Vorhandensein mehrerer Manifestationen o. Metastasen
Rückbildung einer Manifestation, gleichzeitig wächst andere Metastase
oder tritt neue auf
Jedes DA wird als Progression gewertet !!
Weitere CHT-Formen
Salvage-CHT = RezidivtherapieCHT-Fortführung nach Versagen primärer Standard-TH �Zweitlinientherapie m. höheren NW, um doch Remission zu erreichen
Dauertherapiekontinuierliche Medikamentengabe � Caelyx, Navelbine, endokr.TH, Bisphosphonate
Herceptin, Avastin,...
Stoßtherapie = intermittierend applizierte TherapieCHT in Intervallen über 1 oder mehrere Tage, q 2-4 w (5-FU)
Lokoregionäre CHT (+Hyperthermie)
Isolierte CHT an 1 Organ Intraart. Chemoperfusion mehrerer LM gleiches VersorgungsgebietLebermet. b. Mamma-Ca , Beckenwandrezidiv b. Zervic-Ca
Weitere CHT-Formen
Intrakavitäre CHT
in Hohlorgan(Blase) intrakavitäre TH löst zytotoxischen Effekt + immunol. Reaktion
gegen Malignom aus (unabh. ob Mitomycin od. BCG appl.)
ins Abdomen n. Ascitesdrainage b. Peritonealcarzinose (Removab)
in Pleurahöhle n. Ergußdrainage b. Pleuracarzinose (Pleurodese)
Radioembolisation (z.B. LM, uterine Blutungen b.Cervix-Ca)
zytotoxisches Potential geringer als systemische Gabetumorwirksame Plasmakonzentration niedriger, oft nur kurzzeitig erhaltbar
Weitere CHT-Formen
Pleurodese
Einbringen von Reizsubstanzen konventionell/thorakoskopisch zw. beidePleurablätter ���� vollständigen Verklebung
rezidivierende, schnell nachlaufenden Pleuraergüsse, ohne Besserung per CHT
Voraussetzung vollständige Ergus-Entleerung durch Saugdrainage
Instillation von Tetrazyklin, Mitoxantron, TalkumAuslösung Entzündungsreaktion z. Verklebung der Pleurablätter
Konventionelle Pleurodese in 60-70%, thorakoskopische in 90% erfolgreich
Vorgang ist schmerzhaft ���� analgetische TH (ohne NSAR)
Weitere CHT-Formen
Perikardiodese
Verklebung der Perikardblätter
Behandlung rezidivierender Perikardergüsse
Voraussetzung: Entleerung mittels Perikardpunktion
Instillation der Reizsubstanz
Perikardiodesen seltener nötig als Pleurodesen
erfolglose Perikardiodese evtl. thorakoskopische Perikard-Fensterung
Dosisintensivierte, Intervall verkürzte- + HD-CHT
Moderne P-CHT induziert oft beeindruckende Tumorrückbildungen bis KR
Rezidive m. sekundärer CHT-Resistenz gegen anfangs erfolgreiche Substanzen
TZ reagieren zunächst sensibel auf Zytostatika
TZ unter konventioneller Dosierung nicht vollständig abgetötet
Dosis-Steigerungen durch therapiebedingte NW begrenzt
häufigste NW Unterdrückung der Blutbildung
Dosis-Eskalation/Intervallverkürzung möglich durch G-CSF, Stammzell-TF
G-CSF u. Proliferationsreiz durch CHT ���� periphere Ausschüttung vollständig
ausgereifter Granulozyten + Blutzellen verschiedener Reifungsstadien
Moderne und experimentelle Therapieansätze
Hemmstoffe für die intrazelluläre Signalübermittlung
Wachstumsrezeptor EGF Rezeptoren, d. Gefäßneubildung kodierenVEGF
Anti-EGF-Strategie = gegen Aktivierung Anti-VEGF-Strategie = Hemmung d.d.Wachstumsfaktorrezeptors gerichtet Aussprossung von GefäßzellenTrastuzumab,Gefitinib, Cetuximab Bevacizumab
Vakzinierung = Impfung gegen TZ o. wachstumsstimulierende Sekretionsprodukte Antisense-Strategie = Aufbau von Resistenzproteinen, um Apoptose der TZ zu vermindert
Behandlungen haben niedrigere RR als klassischen CHT (ca. 10-20%) aber höhere Rate an Erkrankungsstabilisation (ca. 40-50%)
andere/weniger NW als CHT ,oft gut handhabbar
Zytostatikagruppen
Unterscheidung nach Wirkmechanismus + chemischer HerkunftProliferationsgiftegreifen in Nukleinsäurestoffwechsel ein, schädigen irreversibel DNS-Doppelhelix-MatrixStörung der TZ in Zellvermehrungsphase
älteste Zytostatikagruppe AlkylanzienCyclophosphamid, Ifosfamid, Treosulfan, Carboplatin, Cisplatin, Mitomycin C
AntimetaboliteHemmung Proteinstoffwechsels der TZ: MTX, 5-FU, Capecitabine, Gemzitabine
SpindelgifteTeilungsunfähigkeit d. Mitosespindel, Mikrotubuli-Auflösung Docetaxel, Paclitaxel, Vinblastin, Vincristin, Vinorelbin
TopoisomerasehemmerModifizieren räumliche Struktur der DNS (Verdrillen + Verknoten d. TZ-DNS)Topotecan, Etoposid, Doxorubicin, Epirubicin, Mitoxantron
Zytostatikagruppen
Sonstige
Enzymedurch Asparaginase verarmen TZ an für sie essentiellen Aminosäure
Radikalbildner Spaltung der DNS-Einzel- + –Doppelstränge: Bleomycin
RNS-InhibitorenStörung der Zellmembranstabilität: Miltefosin(Therapie v. intrakutan wachsenden Met.)
NW-Behandlungen
Hämatologische ToxizitätenMyelosuppression untersch. Grade (Anämie, Thrombozytopenie, Granulozytopenie)
abh. v. Substanz, Dosierung, Applikationsform, Art u. Dauer d. Vorbehandlung
Cave: kumulative Knochenmarkschädigung n. wiederholten CHT möglich
Granulozytopenie-Nadir 6-12d n. CHT, Restitutio nach 21-24d
Thrombozytopenie oft 4-5d n. Granulozytopenie , spätere Erholung
Granulozytopenie <500/mm3 über >5 d � sehr hohes Risiko für Sepsis !!
Einsatz d. Wachstumsfaktor G-CSF + proph./therap. AB-Gabe
Thrombozytopenie <20000/mm3 hohes Risiko f. Spontanblutungen
Transfusion von Thrombozytenkonzentraten ab <10000/mm3
Anämie tumorbedingt u./o. infolge direkter Erythropoeseschädigung d. CHT
Transfusion u./o. Erytropoetin-Gabe
Nebenwirkungen
Gastrointestinale ToxizitätenMukositis = Läsion d. Mund-, Rachen-SH, retrosternales Brennen
mit o. ohne bakterielle InfektionEmesis /NauseaDiarrhoe + Obstipation
Chronische Pneumonitis und FibroseRuhe-, Belastungsdyspnoe, Husten, grippale AllgemeinbeschwerdenHypersensitivitätspneumonitis (Dyspnoe, Fieber, Myalgie, Husten h bis wenige d nach CHT)
Nichtkardiales Lungenödem
KardiotoxizitätKardiomyopathie mit+ohne Überschreitung kumulativer AntrazyklinmengeDoxorubicin > 450-500mg/qm, Epirubicin >900-1000mg/qm, regelm. LVEFPerikarditis, Myokard-Ischämie, ArrythmieHerceptin iv+sc.
Nebenwirkungen
Renale ToxizitätenNephrotox unter Cisplatin, MTX, Mitomycin, Alkylantien beachtenCave vorbestehende NiereninsuffizienzPrä- u. Posthydrataion prophyktischer StandartKreatininclearance = sensitiver diagnostischer ParameterCave: akutes Nierenversagen durch vermehrte Harnsäure !
HepatotoxizitätHepatotox unter Anthrazyklin, Bleomycin, Cyclophoaphamid beachtenLeber ���� zentrale Rolle bei Zytostatika-VerstoffwechslungCave: nichtthrombotische Obliteration kl. intrahep. Venen unter HD-CHT
NeurotoxizitätNeurotox unter Cisplatin, Paclitaxel, Docetaxel, VincaalkaloideNeuropathie, Encephalopathien, zerebellare Störungen, Paresen, OtotoxizitätProphylaxe nicht bekannt oder überzeugend nachgewiesen !!
Nebenwirkungen
Dermatotoxische Reaktionen Alopezie unter Anthrazyklin, Taxan, Alkylanzien (Prophylaxe ohne Erfolg)
Cave: Paravasate !
Hypersensitivitätsreaktionen - anaphylaktischer Schock unter Taxane, Etoposid
Photosensebilisierungsreaktionen unter 5-FU, MTX, Vinblastin
Nagel-Probleme unter Docetaxel, Bleomycin, 5-FU, Adriamycin, Tyverb, Afinitor
Gonadale Toxizität/InfertilitätFertilitätsmindernde Potenz am stärksten unter Alkylanzien (irr. Ovarialinsuff.)
CMF u. Platin ���� passageren Amenorrhoe
teratogenes Risiko ���� Zytostatikagabe 1. Trimenon
erhöhte Frühgeburtsrate 2. + 3. Trimenon d. Gravidität
protektive Schutzmaßnahmen nicht bekannt