Idea Spektrum Schweiz 40/2011

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40 5. Oktober 2011 Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt www.ideaschweiz.ch Einzelverkaufspreis: CHF 4.– Reklame 7 Welschland: Die Jugendgruppen schrumpfen – es fehlen die Leiter 9 „Chrischtehüsli“: Seit 20 Jahren Unterstützung in jeder Lebenslage 12 „Blessed“: Eine Kleidermarke, die auch eine Botschaft verbreitet 13 Ehetipps: Nun gibts auch einen Online-Kurs für das Leben zu zweit 20 „Beit Al Liqa”: Eine Oase des Friedens im Palästinensergebiet 23 Pro und Kontra: Soll man mit Kleinkindern in den Gottesdienst? Wie viel Kirche braucht das Land? 7 Welschland Di J d 13 Ehetipps N ibt h i Bundespräsidentin Micheline Calmy Rey und Bischof Felix Gmür zum Stellenwert der Religion und der Kirche Seite 4

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Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt mit Fokus auf die Schweiz und Deutschland.

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40 5. Oktober 2011

Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt www.ideaschweiz.ch Einzelverkaufspreis: CHF 4.–

Reklam

e

7 Welschland: Die Jugendgruppen schrumpfen – es fehlen die Leiter

9 „Chrischtehüsli“: Seit 20 Jahren Unterstützung in jeder Lebenslage

12 „Blessed“: Eine Kleidermarke, die auch eine Botschaft verbreitet

13 Ehetipps: Nun gibts auch einen Online-Kurs für das Leben zu zweit

20 „Beit Al Liqa”: Eine Oase des Friedens im Palästinensergebiet

23 Pro und Kontra: Soll man mit Kleinkindern in den Gottesdienst?

Wie viel Kirche braucht das Land?

7 Welschland Di J d 13 Ehetipps N ibt h i

Bundespräsidentin Micheline Calmy Rey und Bischof Felix Gmür zum Stellenwert der Religion und der Kirche Seite 4

idea Spektrum 40.2011

2 I NSER AT E

Wilf Gasser Marc Jost Matthias Stürmer

23. Oktober 2011:

Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.Je 2 Mal auf Ihre Liste.

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Sozial: mehr Sicherheit & Gerechtigkeit!

Liberal: mehr Freiheit & Entwicklung!

Bewegung: mehr Leben & Zukunft für Alle!

R. Lumengo W. Ammeter E. De Limoges M. Geissbühler R. Gurtner S. Gurtner

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StefanDollenmeier

MarkusWäfl er

UrsulaKöppel

IhreListe19

Christliche Werte braucht das Land!

LISTE3

Hans-Ulrich Bigler«Ich nehme Partei für Gewerbe und KMU.»

In den Nationalratwww.hansulrich-bigler.ch

Kanton Zürich

Unbenannt-1 1 03.10.11 11:27Wählen Sie für die EVP

Wieder in den Nationalrat

Maja Ingold, bisher Kanton Zürich Liste 7

Christliche Werte. Menschliche Politik.Soziale und ökologische Politik dient der ganzen Schweiz. Dafür stehen die beiden Nationalrätinnen ein.

Marianne Streiff, bisherKanton Bern Liste 11

www.majaingold.chwww.marianne-streiff.ch www.evppev.ch

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BiBlischEin Lieblingsbibelwort von Déborah Rosenkranz, Sängerin, Songwriterin, Autorin, wohnhaft am Bodensee:

«Denn er hat seinen Engeln befohlen über dir, dass sie dich beschützen, wohin du auch gehst.» (Psalm 91,11)

«Davon könnte ich ein Lied singen, und das tue ich auch! In meinem Leben bin ich aufgrund mei-ner Musik extrem viel unterwegs. Es gäbe genü-gend Grund, sich Sorgen zu machen. Doch wir alle wissen, dass Gott uns seine Engel mit auf den Weg schickt! Wie wichtig es ist, sich Zeit zu neh-men, um für Bewahrung auf dem Weg zu beten, erfuhr ich, nachdem ich in einem Gottesdienst gesungen hatte. Bei hohem Tempo sprang mir ein Fuchs ins Auto. Ich schleuderte 100 Meter über die Autobahn und knallte gegen die Leit-planke. Währenddessen schrie ich immer wieder: ‹Jesus!› Ich wusste, dass ich das nicht überleben würde. Doch ich spürte gleichzeitig, wie ich ge-halten wurde. Ich hatte mich keinen Zentimeter bewegt und konnte ohne Kratzer aussteigen!»

«Bei dieser Frage gebe ich jeweils die Antwort eines älteren Berufskollegen: Dieser wurde gefragt, ob er nicht auf zu viel verzichtet habe, wenn sich nach dem Tod herausstellen sollte, dass es gar keinen Gott gebe. ‹Wissen sie›, hat er geantwortet, ‹ich weiss, dass Gott existiert, und wenn sich nach meinem Tod herausstellen sollte, dass es ihn nicht gibt, dann bin ich wenigstens in der Gewissheit gestorben, dass es ihn gibt.›»Andreas Schönenberger, Ausbildungsleiter der Theologiestudierenden in Fribourg und neuer Pfarrer von Wattwil, Hemberg und Ricken SG, im «St. Galler Tagblatt» zur Frage, ob ihm sein Philo-sophiestudium nicht den Glauben verleidet habe.

Seit der Aufklärung hat sich die Überzeugung durchgesetzt, Religion sei einem Hobby ver- gleichbar. Gott, Sauna und Vitaminpräparate stehen im Bewusstsein vieler Menschen auf der gleichen Stufe. Religion ist wie Sex: Privatsache. Aber die Selbstmordattentate vom 11. September 2001 in den USA, die Ausrufung des «Heiligen Krieges» durch Taliban und Al-Kaida haben der Welt vor Augen geführt, dass Religion keine Nebensache ist. Und schon gar kein Hobby.

Zu unsern Grundrechten gehö- ren die Glaubens- und Gewis-sensfreiheit. Jeder Bürger hat das Recht, seine Religion frei zu wählen und allein oder in Gemeinschaft mit andern zu bekennen. Der Staat hat nicht dreinzureden. Das ermöglicht ein ganz persönliches – aber nicht ein privates – Glaubens-leben. Der Glaube hat Kopf, Hand und Fuss und will bezeugt werden. Der Christ lebt aus dem Wissen, dass sein Herr will, dass allen Menschen geholfen wird und sie zur Erkenntnis der Wahr- heit kommen. Man muss sich zweimal bekehren, hat der alte Blumhardt gesagt: einmal zu Gott hin und dann wieder von Gott her zur Welt hin.

Bischof Felix Gmür hat vergan-gene Woche als Referent am Be - sinnungstag «Vision für die Schweiz» in Bern deutlich ge - macht, dass der Staat von Vor-aussetzungen lebt, die er sich selber nicht geben kann. Wenn es um Grundfragen des Lebens geht, müssen sich Staat und Gesell-schaft zurückbesinnen auf die Werte der

abendländischen Kultur. (Siehe «Brennpunkt» Seite 4) Und die-se hat ihre Wurzeln im jüdisch-christlichen Gedankengut. Erwähnt sei etwa die Höchst-würde, die das Menschsein im Christentum erfährt.

Der Schriftsteller Heinrich Böll hat den Unterschied zwischen Ländern mit oder ohne christ-liche Wurzeln auf den Punkt gebracht: «Ich überlasse es jedem Einzelnen, sich den Albtraum ei-ner heidnischen Welt vorzustellen oder einer Welt, in der Gottlosig-keit konsequent praktiziert wür-de: Den Menschen in die Hände des Menschen fallen zu lassen. Nirgendwo im Evangelium finde ich eine Rechtfertigung für Unterdrückung, Mord, Gewalt. Unter Christen ist Barmherzig-keit wenigstens möglich, und hin und wieder gibt es sie: Christen; und wo einer auftritt, gerät die Welt in Erstaunen. Selbst die allerschlechteste christliche Welt würde ich der besten heidnischen vorziehen, weil es in der christ-lichen Welt Raum gibt für die, denen keine heidnische Welt je Raum gab.»

Ich schätze den weiten Raum, den unser Land den Christen gibt. Denn ich kann meine persönlichen Überzeugungen in Wort und Schrift ungestört pub-lik machen. Aber den Rechten stehen auch Pflichten gegenüber. Zumindest: die Teilnahme an Wahlen und Abstimmungen, die Beachtung demokratischer Regeln und – dies nicht zuletzt –

das anhaltende Gebet für das Land.SAM MOSER

ist Religion Privatsache?

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Der Autor war Präsident des VFG/Freikirchen Schweiz und Stellvertretender Direktor der Eidg. Oberzoll-direktion.

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Sie sitzen wie auf Nadeln an diesem Mittwochmittag in der letzten Sessionswoche: CVP-Nati-onalrat Pius Segmüller als Präsi-dent von «Vision für die Schweiz – Eidgenössische Besinnung» und Bundeshaus-Beter Beat Christen als dessen rechte Hand. Sitzungen und Besprechungen verschiedens-ter Art nehmen die National- und Ständeräte in Beschlag. Schliess-lich kommen 60 Verantwortungs-träger aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kirchen ins ge-schichtsträchtige Hotel «Zum äus- seren Stand». «Ist Religion reine Privatsache?» lautet das Thema.

«Liebet eure Feinde…»Die Berner SP-Nationalrätin Mar - gret Kiener Nellen liest zum Auf-takt Verse aus der Bergpredigt (Lukas 6,27-36): «Euch aber, die ihr auf mich hört, sage ich: Liebet eure Feinde. Tut Gutes denen, die euch hassen …» Dann spricht sie ein Tischgebet:«Gott, in der Mitte des Tages danke ich für Deine Gaben,ich danke für die Inspiration durch Deinen Geist,und ich danke für Deine grosse Güte.Wir bitten Dich um gute Gemein-schaft, um das Vertrauen auf Verständnis der Anderenund um die Kraft für unsere Kirchen –evangelisch, katholisch, freikirchlich. Gott, mach mich offen für neue Ge-danken,lass mich die Hürden überwinden,die ich selbst oder andere mir stellen,auf dass ich zur Lösung gesellschaftli-

cher Fragen beitrage.Gib uns Friedfertigkeit, die Konflikte beendet.Gib uns Barmherzigkeit, die den Hass auslöscht.Gib uns Vergebung, die stärker ist als jede Rachsucht.Bestärke alle, nach Deinem Gesetz der Liebe zu leben.Wir danken, dass Du uns Zeit gibst – unser Leben.Für uns selbst, aber vor allem für die Anderen. Amen.»

Gruss der BundespräsidentinUnd sie kommt doch nicht: Die im Programm angekündigte Bun-despräsidentin Micheline Calmy-Rey entschuldigt sich wegen ande-rer Verpflichtungen, schickt aber ein Grusswort. Darin stellt sie fest, die religiöse Dimension des

Lebens werde heute gerne zur Pri-vatsphäre erklärt. Leicht lasse sich aber feststellen, dass das Religiö-se im öffentlichen Leben und in der Gesellschaft eine wesentliche Rolle spiele. Die Religion präge wesentlich das menschliche Ge-wissen. Sie leiste einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der Men-schenwürde und zur Bekämpfung der Armut. Doch in der globali-sierten Welt gebe es nicht mehr nur eine Kirche im Dorf. Wir müssten lernen, mit einer Viel-zahl von religiösen Überzeugun-gen und Werten zu leben. Es gelte, neue Formen des Zusammenle-bens zu finden und einzuüben. Der Pluralismus der Lebenswei-sen und Wertvorstellungen müsse akzeptiert werden. Gefragt seien Geduld, Dialogbereitschaft und der feste gemeinsame Wille, uns auf das zu konzentrieren, was uns verbindet. «Denn woran wir hängen und festhalten wollen, das ist eine politische Kultur, das sind die Spielregeln des Dialogs und der Demokratie, Spielregeln, die unabhängig von der Religion gelten, die aber offen sind für alle Religionen und Glaubensrich-tungen – auch für die Menschen, die offen bekennen, nicht zu glau-ben.» Unsere Demokratie könne dann lebendig bleiben, wenn wir klare Überzeugungen und Visio-nen hätten.

Von der Religion geprägtZwischen Pouletgeschnetzeltem mit Spätzli und Zwetschgen-Jo-ghurtcreme spricht Bischof Felix Gmür, der sich bewusst auch als Staatsbürger versteht. Er stellt fest, dass Religion heute strikt zur Privatsache erklärt wird. Das treffe insofern zu, als der Glau-be auf einem persönlichen Ent-scheid und einem persönlichen Bekenntnis beruhe. In dieser persönlichen Frage habe der Staat nichts zu suchen. Der Begriff «Privatsache» werde darum bes-ser durch «persönliche Angele-genheit» ersetzt. Die vielfach als Forderung verstandene Aussage «Religion ist Privatsache» sei je-denfalls «schlicht falsch». Wäre dem so, müsste nicht über eine Minarettverbots-Initiative abge-stimmt werden. Unsere Kultur, nicht zuletzt Musik und Litera-tur, sei wesentlich von der Religi-on geprägt worden. In der Schule, der Erziehung und den Medien werde Religion zur öffentlichen Angelegenheit. Für Bischof Gmür ist deshalb klar: «Religion ist per-sönlich, nicht privat. Religion ist nicht staatlich, aber öffentlich.»

Die Suche nach GottBischof Gmür sieht ein wesentli-ches Merkmal einer jeden Religi-on darin, dass sie den Menschen mit den Grundfragen seiner Existenz konfrontiert: Woher komme ich? Wohin gehe ich? Was ist der Sinn des Lebens? Die Kirche unterstütze und begleite den Menschen bei der Sinnsu-che, der Orientierungssuche, der Wahrheitssuche, letztlich bei der Suche nach Gott. Und sie vermitt-le ihm die Perspektive des Heils. Ins öffentliche Bewusstsein drang die Religion nach Ansicht des Bischofs erst wieder richtig nach den Anschlägen vom 11. Septem-ber 2001. Auslöser waren die stark in den Fokus gerückten Muslime. Jetzt zeigten sich die Verknüp-fungen von Religion und Politik deutlicher. Verstärkt wurde diese Entwicklung durch zahlreiche Migranten, deren Religion keine Aufklärung kennt. Ihre religiöse

Gemeinsame Vision für die Schweiz: Bischof Felix Gmür begrüsst den evangelischen Bundeshaus-Seelsorger Alfred Aeppli und dessen Frau.

Bilder: idea/av

VISION FÜR DIE SCHWEIZ Religion ist eine ganz persönliche Sache, aber sie kann nie Privatsache sein. Das betonte Bischof Felix Gmür an der jährlichen Besinnung «Vision für die Schweiz» in Bern. In einem Grusswort forderte Bundespräsidentin Micheline Calmy-Rey dazu auf, die Spielregeln des Dialogs und der Demokratie zu beachten.

«… aber die Religion kann nie Privatsache sein»

Vision für die SchweizDie Berner Begegnung «Vision für die Schweiz – Eidgenössische Besin-nung» wurde 1998 aus Anlass des Jubiläums «150 Jahre Bundesstaat» ins Leben gerufen. Gründungsprä-sident war EVP-Nationalrat Otto Zwygart. Die Begegnung findet seither jährlich statt und bezweckt, Verantwortungsträger und Füh-rungskräfte aus den verschiedens-ten Gesellschaftsbereichen zusam-menzuführen und ihnen Inspiration

und Impulse aus dem Evangelium zu vermitteln. Traditionsgemäss spricht der amtierende Bundesprä-sident ein Grusswort. Der Anlass wird von einer 15-köpfigen parla-mentarischen Gruppe unter der Leitung von CVP-Nationalrat Pius Segmüller vorbereitet. Für das Pro-gramm ist der evangelische Pfarrer Alfred Aeppli besorgt, der zu den Leitern der wöchentlichen Besin-nungen im Bundeshaus zählt. Gene-ralsekretär ist der Bundeshaus-Beter Beat Christen.

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engagieren. Will der Staat dem Bürger glauben machen, aller Nutzen hänge von seinem Wir-ken ab, so setze er sich an die Stel-le der Kirche. «Das aber», so der Bischof, «gereicht dem Menschen nicht zum Wohl.» Zu bedenken sei auch, dass der Staat auf Grund-lagen beruhe, die er selbst nicht garantieren kann. Der Staat habe das Wohl des Menschen darum in einen grösseren Zusammenhang zu stellen. Insofern müsse er ak-zeptieren, dass Religionsgemein-schaften nicht immer einfache Diskussionspartner seien.

Die Freiheit nutzenDie Kirche habe immer wieder die Werte ins Bewusstsein zu bringen, die sich Volk und Stände selber in der Präambel der Bundesver-fassung gegeben haben. Auf der Grundlage dieser Werte bleibe die Kirche ein berechenbarer und ver-lässlicher Partner. Der Staat habe die Ausdrucksfreiheit der Kirche zu respektieren. Die Kirche ihrer-seits habe diese Freiheit zu nut-zen, indem ihre Botschaft persön-lich und öffentlich bezeugt wird und indem sie den Menschen Antworten auf die wichtigen Fra-gen unserer Zeit bietet. Bischof Gmür abschliessend: «Niemand

darf von den Kirchen zu etwas gezwungen werden, aber es darf auch niemand am persönlichen Bekenntnis gehindert werden. Im offenen Staat bleibt die Religion eine persönliche Sache, aber sie kann nie Privatsache sein.»

Der ZuspruchPfarrer Alfred Aeppli, mitverant-wortlich für die wöchentlichen Besinnungen im Bundeshaus, spricht abschliessend ein Segens-wort an die versammelten Ver-antwortungsträger, speziell aber an jene Parlamentsmitglieder, die gehen werden, an jene, die bleiben

Botschaft trage auch einen politi-schen Kern in sich.

Kirche soll Partei seinKann und soll die Kirche poli-tische Ziele verfolgen? Bischof Gmür erinnert ans 18. Kapitel im Johannesevangelium: «Die Kir-che als eine Gesellschaft eigener Art ist in dieser Welt, aber nicht von dieser Welt.» Die Herrschaft Gottes breche mit Jesus in dieser Welt an, doch sie sei nicht voll-endet. Die politische Herrschaft hingegen sei in und von dieser Welt. Die Kirche hat sich laut Bischof Gmür nun mit der Frage zu beschäftigen, wie sie den staat-lichen Institutionen und Obrig-keiten begegnen soll. Der Bischof versteht es als Auftrag der Kirche, sich mit dem politischen Gesche-hen zu beschäftigen. Er hält es mit Karl Barth, wenn er meint, Kirche habe nicht Partei zu ergreifen, aber Partei zu sein: «Die Kirche kann sich nicht neutral verhalten. Sie hat sich immer einzumischen durch Zustimmung, durch Ableh-nung, auch durch Ermunterung. Auch wenn die Kirche schweigt, nimmt sie Stellung – immer.»Der Staat ginge zu weit, wenn er fordern würde, die Kirche habe sich nur noch in der Sakristei zu

Auch für sie ist Religion eine öffentliche Angelegenheit: Bundeshaus-Beter Beat Christen (links), CVP-Gemeinderat Daniel Albietz, IVCG-Leiterin Franziska Enderli am Rande der Berner Besinnung.

Die Kirche darf nicht schweigen – aber wo und wann soll sie sich einmischen?Wir haben einige Besucher von «Vision für die Schweiz» gefragt, was sie im Referat von Bischof Fe-lix Gmür besonders angesprochen hat. Und wie politisch die Kirche denn sein soll.

Margret Kiener Nellen, Nationalrä-tin SP, Bolligen BE: «Bischof Gmür definierte rasch seine zwei The-sen: ‹Kirche ist nicht privat, sondern persönlich. Kirche ist nicht staatlich, sondern öffentlich.› Er entwickelte diese Thesen auf sehr interessante Weise. Der Auszug aus der Schrift von Karl Barth war ebenfalls sehr gut gewählt: Die Kirche ist aufgefordert, öffentlich Stellung zu beziehen. Ins-besondere nimmt sie auch Stellung, wenn sie schweigt. Für mich soll die Kirche in vielen wichtigen gesell-schaftlichen, wirtschaftlichen und Umweltfragen Stellung beziehen. Wenn sie nichts sagt, billigt sie den Status quo. Und eine Gesellschaft soll sich entwickeln. Das Christen-tum lebt. Und die Gesellschaft lebt. Die Bewegung soll in Richtung Reich Gottes führen.»

Unrecht nennenDaniel Albietz, Nationalratskandidat und Gemeinderat CVP, Riehen BS: «Das Referat von Bischof Felix Gmür enthielt interessante Denkanstösse, gerade jene, dass der Glaube nie pri-vat sei und die Kirche stets öffentlich sein solle. Spannend auch das Zitat von Karl Barth, wonach die Kirche immer Stellung nehme, auch dann, wenn sie zu einem Thema oder ei-nem Unrecht schweige. Unzufrieden bin ich, wenn im Zusammenhang mit dem Christentum von einer «Re-ligion» die Rede ist. Religionen versu-chen, Gott aus eigener Anstrengung zu genügen. Der Allmächtige aber hat sich den Menschen aus Gnade zugewendet.Die Kirche – auch die Evangelische Allianz – soll mindestens so poli-tisch sein, dass sie Mitglieder mit einer politischen Berufung für den Staatsdienst freisetzt, segnet und auch aktiv zur Wahl empfiehlt. In grundlegenden Fragen wie dem Lebensschutz muss die Kirche deut-lich Stellung beziehen und Unrecht beim Namen nennen.»

Nicht nur das SeelenheilJoel Blunier, Generalsekretär EVP Schweiz, Bern: «Die Ausführungen von Bischof Gmür waren philoso-phisch, haben mich aber in mei-ner Beurteilung bestärkt, dass der christliche Glaube zwar persönlich, aber nicht privat und doch gleich-zeitig öffentlich, aber nicht staat-lich sein muss. Die Kirchen können sich als Institutionen ‹in und von dieser Welt› nicht nur auf das See-lenheil beschränken. Der christli-che Glaube macht nur Sinn, wenn er Antworten auf die Fragen der Zeit sucht. Diese Suche setzt Mut und Demut zugleich voraus, denn im Wissen darum, dass unsere – auch politische – Erkenntnis nur Stückwerk ist, müssen Entschei-de mutig getroffen und demütig reflektiert werden. Die Kirchen müssen sich dann politisch äus-sern, wenn die Freiheit des Evan-geliums, die Würde des Einzelnen und seine Schöpfung in Gefahr kommen und mahnend auftreten, wenn sich eine Gesellschaft von anderen ‹Göttern› leiten lässt.»

Klare Positionierung gefragtFranziska Enderli, Leiterin IVCG Schweiz (Internationale Vereinigung Christlicher Geschäftsleute): «Für mich stachen drei Aussagen heraus: 1. Kirche kann sich nicht neutral ver-halten. Sie muss berechenbar und relevant sein. 2. Die Kirche muss Antworten auf die brennenden Fragen der Zeit bieten. 3. Religion ist wohl persönlich, kann aber nie Privat sache sein. Grundsätzlich bin ich für eine Trennung von Kirche und Staat. Die Kirche soll sich auf ihren Hauptauftrag ausrichten und nicht in Staatsgeschäfte einmischen. Gleich-zeitig sollte sie ihre ‹Schäfchen› für ein vorbildliches Leben in Gesell-schaft und Politik ausrüsten. Mir fehlt oft die Stellungnahme der Kirche zu politischen Angelegenheiten im Lichte des christlichen Glaubens. In Diskussionen muss ich immer wieder feststellen, wie schlecht die Christen informiert sind. Wir sind als Christen aufgerufen, an die Urnen zu gehen. Entsprechend braucht es fundierte Information von dort her, wo ich mei-ne Glaubenswurzeln habe.»

werden, und an jene, die neu an-kommen werden:«Gottes Kraft stärke dir den Rücken,und sein Wort spreche dich an.Gottes Auge schaue für dich,und sein Ohr höre dich.Gottes Weisheit leite dich,und sein Weg tue sich vor dir auf.Gottes Hand bewahre dich vor allem Bösen,und sein Geist erfülle dein Herz mit Frieden.So segne dich Gott der Allmächtige und Barmherzige,der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.»ANDREA VONLANTHEN

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Wir bieten Ihnen: - Eine anspruchsvolle und abwechslungsreiche Tätigkeit- Ein an Entwicklung interessiertes Team- Aktive Teilnahme an Projekten und Weiterentwicklung- Den Besuch des CAS Diakonie an der ZHAW für Diplomierte in Sozialer Arbeit

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Meine Mission: Die Welt verändern.Jugendkongress in Erfurt (D)Silvester 2011Silvester 2011

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gesellsc h a f t 7

Bilder: zvg

Die Anfrage vor einem Jahr, ob Eveline Roth die deutschsprachige Jugendarbeit La Côte leiten möch-te, kam unerwartet. Sie hatte so-eben den Jahreskurs und ihr Mann Alexander das Theologiestudium auf St. Chrischona abgeschlossen. Spontan sagte die 27-jährige begeis-terungsfähige Ergotherapeutin zu. Heute bemerkt sie: «Ich wusste da-mals nicht, was das genau ist. Doch ich bin begeistert! Es ist eine super Arbeit.» Ihr Mann arbeitet als Pas-tor in der Chrischona-Gemeinde Echandens, wo das Ehepaar seit einem Jahr wohnt.

Echtheit kommt anEveline dachte immer, dass man für die Arbeit mit Jugendlichen je-mand cooler sein sollte, «freakig» und stets auf dem neusten Trend. Doch sie stellte fest, dass die Ju-gendlichen sich gerne mit einer Person identifizieren, die authen-tisch ist: «Wenn man transparent ist und die Jugendlichen ins eige-ne Herz und Leben sehen lässt, dann hören sie dir zu. Coolness und Oberflächlichkeit haben sie genug. Echtheit spricht sie an.» Paul Egloff, ein mutiger Pionier, stellt vor 36 Jahren vier verschie-dene Jugendgruppen im Gebiet von La Côte auf die Beine. Der

Mangel an Leitern war gross, Au-Pairs gab es haufenweise. Aus der Not heraus verlässt er seine Arbeit als Metallbauschlosser und setzt sich als 24-Jähriger voll für die Jugendarbeit ein. Er macht Wei-terbildungskurse für Leiterinnen und rekrutiert junge Menschen, die ihm als Teammitglieder beiste-hen. Er ist freier Mitarbeiter der Stadtmission, lebt aber während 15 Jahren ohne Besoldung, aus-schliesslich von Gaben und im Vertrauen auf Gott. Bei seinem Wegzug und seiner Anstellung als Pastor im Wallis übernimmt Chrischona auf seine Bitte hin das Weiterbestehen der Jugendar-

beit La Côte. Seither werden Ju-gendarbeiterinnen für ihre Arbeit angestellt und entlöhnt.

Die Gruppen schrumpfenIn den letzten 30 Jahren sind die vielen Jugendgruppen für Au-Pair Mädchen – es waren zehn Chrischona- und Kirchge-meinden beteiligt – zusehends geschrumpft. Heute sind es noch vier: Moudon, Yverdon, Mon-treux und La Côte. Im Gebiet La Côte und Lausanne gibt es noch eine Gruppe, vor 30 Jahren waren es sechs. Alle kämpfen mit dersel-ben Not: Leitermangel - mit Aus-nahme von Moudon, wo junge

Menschen gemeinschaftlich im Haus der reformierten Kirche wohnen.

Mehr als Spiel und SpassDennoch betont Eveline Roth: «Trotz den kleineren Zahlen gibt es noch so viele, die mit der guten Nachricht erreicht werden kön-nen.» Die Jugendlichen, die kom-men, sind vor allem Nichtchris-ten. Sie profitieren von einem einzigartigen Umfeld. Sie kom-men zusammen, um Spiel und Spass zu haben. Sie können aus-tauschen, und oft stellen sie inter-essante Fragen über den Glauben an Gott. An einem spannenden Abend zum Thema «Himmel» stellten sie die Frage: «Dein Him-mel klingt gut. Wie kommt man denn in diesen Himmel?»

Was es braucht Wer gute Ideen, Humor, Liebe zu Jesus hat und zudem ein Auto mitbringt (um die Jugendlichen aus der Region nach Hause zu fahren), könnte sich für die wel-sche Jugendarbeit eignen. Eveline Roth und andere Jugendgruppen geben gerne Auskunft und helfen auch bei der Suche nach einer Ar-beitsstelle und einem Wohnort.MARTINA SCHNIDRIG

Begegnung im Welschland: Beim ersten Treffen lernen sich die Jugendlichen zuerst einmal kennen. Ganz rechts Leiterin Eveline Roth.

JUGENDARBEIT «Um mit jungen Menschen zu arbeiten, muss man kein ‹Freak› sein.» Das bemerkt Eveline Roth, die seit einem Jahr die Jugendgruppe La Côte für Au-Pair Mädchen im Waadtland leitet. Mit Begeisterung berichtet sie über ihre Arbeit. Doch wird dieser evangelistische Zweig nach über 30 Jahren bald nicht mehr existieren?

Den welschen Jugendgruppen fehlen die Leiter

Die JG brachte sie dem Himmel und Gott näherJana Brühlhart, Au-Pair aus der JG La Côte im Jahr 2010, erzählt, dass sie ohne Jugendgruppe die Zeit im Welschland wohl nicht überlebt hätte. In der Familie habe sie sich nie wohl oder integriert gefühlt. In der Jugendgruppe konnte sie so sein, wie sie ist und fühlte sich angenom-men. Sie freute sich jeden Dienstag auf das nächste Treffen und die wertvollen Kontakte. Davon sind ei-nige enge Freundinnen geworden. Als ein Gastredner von seiner Be-gegnung mit Gott erzählte, war sie tief bewegt. In einem Lager in Portu-gal fühlte sie sich zehn Tage wie im Himmel. Sie spürte, dass es Gott gibt und war immer wieder tief berührt. Christa Binggeli, ehemaliges Au-Pair aus der JG Yverdon, war völlig

überrascht, als ihre JG-Leiterin Ju-lia Zbinden erzählte, dass sie Jesus liebt. Über Gott diskutieren wollte sie nicht, doch durch die Jugend-gruppe hat sie eine Gemeinschaft gefunden, in der sie angenommen war. Sie ist durch diese Zeit in der Jugendgruppe selbstbewusster ge-worden und durfte die Zweifel, die sie an sich hatte, ablegen. Heute ist sie eine selbstbewusste, fröhliche Frau, die zwar immer noch nicht ger-ne lange über Gott diskutiert. Doch eines weiss sie ganz gewiss: «Gott ist da für mich!» Das bezeugt sie heute mit einem Strahlen im Gesicht!

www.jg-la-cote.ch.vu www.jg-schaerme.chwww.kirchgemeinde-broyetal.ch http://eemontreux.ch

So erlebte ich die Jugendarbeit La Côte«Als meine Stelle als Kindergärtnerin in der Schweizerschule in Barcelona auslief, bewarb ich mich für die freie Stelle zur Jugendarbeiterin La Côte. Zwei Jahre arbeitete ich hier als Ver-antwortliche der Jugendarbeit. Bald stellte sich heraus, dass ihre unkom-plizierte und direkte Art mich den Jugendlichen sehr nahebrachte. Es machte mir Freude, mit ihnen Zeit zu verbringen, zu lachen und aus-zutauschen. Ich habe in dieser Zeit viele Freundschaften geschlossen, die noch heute bestehen. Die Jugend-arbeit ist sozusagen von einer Anstel-lung in eine Berufung übergegangen. Ich durfte als Frau im Glauben voran-gehen und offen darüber reden: über mein Leben, meine Erfolge mit Gott, meine Stolpersteine im Leben. Ich

habe das Vorrecht, sie auf ihrem Le-bensweg zu begleiten und ihnen Mut zu machen oder einfach nur für sie da zu sein. Einige haben mir gesagt, ich sei für sie wie eine geistliche Mutter.Ich bin überzeugt, dass es viele junge Menschen gibt, die eine geistliche Stütze brauchen und jemanden, der an sie glaubt und sich Zeit nimmt für sie. Ich hoffe, dass ich noch für viele junge Menschen da sein kann. Ich fühle mich dadurch nicht ausgelaugt. Im Gegenteil: Ich darf die Früchte der «Mutterschaft» ernten. Für mich als geschiedene, noch kinderlose Frau ein riesiges Geschenk.» MARTINA SCHNIDRIG

Die Autorin, 36, wohnt in Fribourg und studiert Medien- und Kommunikations-wissenschaften.

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8 TAGESSC H AU

Bilder: Sibylle Zambon, Doris Hauser

«AUFKREUZEN» Kirche und Kunst verband eine enge Erfolgsgeschichte. Bevor sie eige-ne Wege gingen. Nun kommt es vermehrt zur Tuchfühlung. Ein Zürcher Projekt zeigt es.

Die Kunst, das Kreuz und das Leben

Mit «Aufkreuzen» starteten die katholische und die reformierte Kirche des Kantons Zürich ein ökumenisches Kunstprojekt, in dessen Zentrum das Werk des deutschen Künstlers Ludger Hin-se steht. In acht Zürcher Kirchen sind seine Exponate noch bis 8. November zu sehen. Sie gaben be-reits Anlass zu Diskussionen über Themen wie «Das Kreuz mit dem (Schweizer-)Kreuz», «Kreuzfahrt», «Kunst und Kreuz» oder «Religi-öse Symbole im öffentlichen Raum».

Neues ZeichenAm 15. September in der Kirche Maur referierte Hinse unter dem Titel «Woran glaubt die Kunst?» zur künstlerischen Auseinander-setzung mit dem christlichen Glauben in Werken von Matisse, Chagall oder Kandinsky und gab Auskunft über seine ganz persön-liche Motivation. Unter einem leuchtenden Kreuz aus Plexiglas mit den imposanten Massen von drei mal drei Metern sprach er von

seinem Anliegen, das Symbol von Tod und Auferstehung wieder ins Bewusstsein der Menschen zu rü-cken. Seine Lichtkreuze gestaltet er deshalb als griechische Kreuze (Schweizerkreuz), wie sie noch bis ins 11. Jahrhundert häufig waren und als Siegeszeichen verstanden

Auch Annika und Sara rannten Runden für Kinder in Kisangani.

96 000 Franken aus Sponsorenlauf

Der Sponsorenlauf «Race for Kis-angani» bildete den Abschluss ei-ner zweijährigen Sammelaktion, bei der bereits im Vorfeld 123 000 Franken gespendet wurden. «Dass wir zusammen mit dem Spon-sorenlauf so viel Geld sammeln konnten, ist überwältigend», sagt Benno Schöb, Leiter der Aktion.Die Kirchgemeinde Gossau unter-stützt die Jugendprojekte des kon-golesischen Bibellesebundes seit über 30 Jahren. Das Jugendhaus in Kisangani ist das zweite afrika-nische «Pöstli», das die Gossauer mit einem Sponsorenlauf aus der Taufe heben. Dabei diente der gleichnamige Jugendtreff von Gossau als Vorbild. Heute haben die Angebote für die Jugend von Matonge und Kisangani dem Gossauer Modell jedoch einiges

voraus. Sie sind praktisch unun-terbrochen offen und bieten auch Schulungen zur Aidsprävention und handwerkliche Ausbildun-gen wie Nähkurse an.

Bald für 250 JugendlicheKisangani steht wegen des Bürger-krieges vor grossen Problemen. Die Zahl der obdachlosen Jugend-lichen ist riesig. Mit einem Stipen-dienprogramm besteht bereits ein Angebot des Bibellesebundes, das seit Jahren zwischen 50 und 150 Jugendliche aufnimmt und ihnen Pflegefamilien und Schulbildung organisiert. Der Leiter vor Ort, Pfarrer Daniel Mukombe, will in Zukunft bis zu 250 Kinder und Jugendliche aufnehmen. Ein Teil des Geldes aus dem Spon-sorenlauf, rund 30 000 Franken,

SAMMELAKTION 95 950 Franken wurden am Sponsorenlauf der reformierten Kirchge-meinde Gossau ZH  erlaufen. Das Geld kommt Jugendprojekten zugute.

wurden. Mit laserverarbeitetem und farbbedampftem Plexiglas wählt der Künstler bewusst leich-tes und unbelastetes Material und modernste Technik.

Bewegung in die KircheDas Kreuz zeigte sich im Verlauf des Abends in immer neuer Per-spektive, einmal als vollständiges Zeichen, dann nur als rechtecki-ge Fläche und in immer neuen Lichtbrechungen. Unendlich scheint die Vielfalt der im Grun-de immer gleich bleibenden Form und erhält so eine transzendente Bedeutung: Gott als der ewig Glei-che, der sich immer wieder neu offenbart. Nicht statisch ist Hin-ses Kreuz, sondern mobil. «Der Heilige Geist weht, wo er will», meint der Künstler. Das Kreuz bringt so gleichsam Bewegung in die Kirche. Gleichzeitig lässt es seine zentrale Botschaft durch-scheinen, die nicht mit dem Tod an Karfreitag endet, sondern auf ein neues Leben hinweist. SIBYLLE ZAMBON

Lichtkreuz in der Kirche Maur.

JOURNALPreis für PosaunenchorDer mit 4000 Franken dotierte Kulturpreis der Stadt Bülach geht diesmal an den örtlichen Posau-nenchor, der in diesem Jahr das 100-jährige Bestehen feiert. Stadt-präsident Walter Bossert begrün-det die Wahl damit, dass das En-semble einen Beitrag an die Vielfalt des kulturellen Lebens von Bülach leiste.  Seit 1984 ist  der Posaunen-chor zudem mit seinen Turmblä-sern immer am ersten Samstag des Monats zu hören, wenn  Choräle und bekannte Melodien  über die ehrwürdigen Dächer der Altstadt ertönen. (hg) ISTL Bern gestartetNach anderthalbjähriger Vorberei-tung fand am 17. September der erste Schulungstag des ISTL Bern mit 30 Teilnehmenden statt. Das ISTL Bern wird getragen von New Life Bern, Vineyard Bern, EMK Bern und Neues Land Emmental. Die Themen sind so gewählt, dass sie die Fachbereiche Theologie/Bibel, Persönlichkeitsentwicklung und Missionaler Lebensstil abdecken. Bis zum 22. Oktober ist es noch möglich, beim Trainingsprogramm einzusteigen. (pd)www.istl-bern.net

Ingold fordert AktionsplanDie Winterthurer EVP-Nationalrätin Maja Ingold hat eine Motion einge-reicht, mit der sie vom Bundesrat einen Aktionsplan zur Suizidprä-vention fordert. Laut Schweizer Suizidstatistik ist die Selbsttötung eine der häufigsten Todesursachen von Menschen zwischen 15 und 44 Jahren. «Die beiden Hauptrisiken Depression und soziale Isolation sind erkannt. Hier muss der Bun-desrat ansetzen, um die steigenden Suizidraten zu brechen», meint In-gold. (kipa)

Wechsel im «Sunedörfli»Marco Anselmi hat den bisherigen Betriebsleiter Roger Muther im Drogen-Rehabilitationszentrum Sunedörfli der Sozialwerke Pfarrer Sieber (SWS) abgelöst. Anselmi leitete in den letzten sechs Jahren Alterszentren in Glarus und Rap-perswil. Roger Muther, der dem «Sunedörfli» in Hirzel während elf Jahren vorstand, wird neuer Leiter des Alterszentrums am Etzel in Feu-sisberg. (idea)

erhält der Cevi Gossau. Damit will er dringende Renovationsar-beiten an seinen Liegenschaften finanzieren.MIRJAM FISCH-KÖHLER

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TAGESSC H AU 9

Kein HeilandEin intensiver Sommer liegt hinter mir. Gesundheitlich hatte ich Tiefschläge zu verdauen, respektive lerne ich, sie zu akzeptieren. Als Touristiker und Verantwortlicher der Gäste-Animation im Tal hatte ich nicht bloss viel Arbeit, sondern auch Erfolg: Tausende von Gästen und viele Einheimische waren begeistert. Nach meiner Ansprache zum 1. August wurde ich wie ein Rockstar gefeiert. Letzte Woche, bei der Analyse einer Beratungsfirma in Sachen Tourismus und Zukunft des Saastales, die Aussage: Das Schlimmste, was dem Tal passieren könnte, wäre, wenn es mich nicht mehr gäbe… Das liess mich erschaudern. Tat irgendwie doch gut. Sofort wurde ich aber an eine Predigt von mir erinnert. Da hatte ich meiner Gemeinde doch gesagt: «Ich bin nicht der Heiland vom Saas. Ich bin eingeschränkt, feh-lerhaft und schon recht alt.» Dass Gott mich noch brauchen kann, ist schön. Aber echte Hilfe ist nur von Gott zu erwarten.

Ich will mich, so gut ich noch kann, für das Wohl der Gesellschaft einsetzen. Aber ich bin nicht der Heiland, sondern völlig von ihm, Jesus Christus, abhängig. Er hat die Verantwortung für sein Reich und das Saas. Mitten in besagter Sitzung mit der Beratungsfirma kommt eine Mitteilung auf meinem Handy: Gil, ein Freund von mir, gestorben. Ich meinte, er habe sich von der Krankheit erholt. Habe nicht mehr nachgefragt, ihn nicht besucht. Ich bin betroffen, traurig, aufgewühlt. Ich brauche den Heiland. Es tröstet mich, dass Gil auch mit diesem Heiland lebte und nun bei ihm ist.

Übrigens, es ist entlastend, zu wissen, dass nicht ich Menschen, Gesellschaft, Wirtschaft, Beziehun-gen verändern muss. Das macht der einzig wahre Heiland. Ich

als alternder und kranker Christ darf aber dabei sein. Das genügt. CHRISTOPH

GYSEL

Der Autor ist Pastor und Tourismus-Fach-mann in Saas Grund.

Bilder: zvg

ÄXGÜSIGASSENARBEIT So unmittelbar wie vor 20 Jahren helfen die Mitarbeiter des Zürcher «Chrischtehüsli» bis heute. Obdachlose und Randständige finden jederzeit Hilfe.

«Chrischtehüsli» hilft wie eh und je

«Unsere Wohnung war immer voll mit Gassenleuten», erinnert sich Emmanuel Parvaresh an die Zeit vor dem «Chrischtehüsli». Die Anlaufstelle für Drogenabhän­gige und Obdachlose in Zürich wurde offiziell 1991 gegründet. Die eigentliche Arbeit hatte aber schon Jahre vorher begonnen. Emmanuel Parvaresh ist mit Herz und Seele bei der Sache. Die Ini­tiative für sein Engagement war aber ursprünglich von seiner Frau ausgegangen. Sie packte 1985 ihre Gitarre und ging damit regelmäs­sig auf die Strasse, sang Lobpreis­lieder, kam mit Drögelern ins Ge­spräch und nahm sie manchmal auch mit nach Hause. Mit der Zeit wurden es immer mehr, also fragte sie bei Nachbarn und Be­kannten um Mithilfe.

Frei von der DrogensuchtSchliesslich fand man Räum­lichkeiten für eine Anlaufstelle, das «Chrischtehüsli». Der Name stammt von einem Hilfesuchen­den, der hier eben auf lauter Chris­ten traf. Inzwischen kümmern sich etwa 30 Mitarbeiter ­ Angestellte,

Praktikanten, Zivis und freiwillige Helfer ­ um die Bedürftigen. Man bietet Unterstützung in allen Le­benslagen. Zum Beispiel werden Unterkünfte auf Bauernhöfen vermittelt. Jeden Tag gibt es ein gemeinsames Mittagessen sowie Andachten und Gebet. In den letzten 20 Jahren seien schon viele von ihrer Drogensucht frei gewor­den. Einige heirateten, haben heu­te Kinder und helfen selber in der Gassenarbeit mit.

Knappe FinanzenMittlerweile konnten weitere Räu­me bezogen und eine Spielgruppe

Emmanuel Parvaresh (links) begrüsst am Jubiläum einen Ehamaligen.

Mit Kopf und Herz im Dienst für Jesus

«Die Kraft zum disziplinierten Studieren und gleichzeitig das Herz für den missionarischen Auftrag kommen aus dem Wort Gottes und aus der Beziehung zu Christus», betonte Heinz Strupler, Direktor des «Seminary and Trai­ning Center for Leadership» (ISTL, Glattbrugg ZH). Diplomiert wur­den: Karin Anliker, Remo Anli­ker, Kathrin Bäurle, Esra Blaser, Rahel Dürst, Miriam Frei­Krum­me, Daniela Gebistorf, Johannes Hohler, Denis Ilosono­Bekili Iket, Ali Matthieu Kassafaye, Andreas Leuzinger, Joëlle Leu­zinger, Anna­Lena Madörin, Mathias Reber, Marcel Sharma, Alessandra Stutz, Fifina Tungisa­Senga, Sylvie Vogt­Longange,

Mirjam Wiedmer und Marlen Zulliger. Sie investieren sich als Pastor/Jugendpastor in Werken und Gemeinden oder bereiten sich für die Auslandmission vor.Als besondere Stärken betrachtet ISTL die Verbindung von Fach­

STUDIENABSCHLUSS 21 ISTL-Studierende nahmen nach einer drei- oder vierjährigen Ausbildung ihre Diplome in Empfang nehmen. Heinz Strupler sprach vor 200 Gästen.

eröffnet werden. Die Finanzen sind aber immer knapp. Man be­nötigt 20 000 bis 25 000 Franken pro Monat. Ausser einer einmali­gen «Anerkennung» in Form von 1000 Franken kommt kein Beitrag von der Stadt Zürich. Das Werk ist vollständig auf Spendengelder an­gewiesen. Emmanuel Parvaresh: «Wir freuen uns nicht nur über Geld, sondern auch über Besuch. Jedermann ist herzlich willkom­men, um uns kennenzulernen und am Essen teilzunehmen.»CHRISTOF BAUERNFEIND

www.chrischtehuesli.ch

Frisch diplomierte ISTL-Absolventen zusammen mit der Schulleitung.

kompetenz, praktischer Umset­zung und Persönlichkeitsentwick­lung. In Zusammenarbeit mit dem «South African Theological Seminary» (SATS) bietet ISTL in­ternational anerkannte BTh­ und MTh­Abschlüsse an. (idea)

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Ferien | Mission OKTOBER 2011

5. Oktober, AUFATMEN-Jubiläumskonferenz in Winterthur, «Glauben mit Tiefgang und Ausstrahlung»Infos: www.aufatmen.ch

22. Oktober, Training Day – Ausgerüstet werden für den Dienst an Kindern in Oftringen Flyer anfordern: www.metroministries.ch

22. Oktober, TextLive-ImpulsTag + Verkaufs-Ausstellung 10.30 bis 16.00 Uhr in Steinmaur/ZH, ref. Kirche, textlive.ch, Telefon 041 754 99 10

23. Oktober, 9.30 LIO-Fest in Bern, Talweg 229. Oktober, 9.30 LIO-Fest in Winterthur, Arche Winti, Heinrich-Bosshardstr. 2Regionale Infoabende in Chur und Lausenwww.lio.ch

NOVEMBER 2011

26. November, Islam und Demokratie – eine Bestandesaufnahme, 10.15 Uhr im Hotel Arte, Olten. Anmeldung und Info: 052 268 65 00, [email protected]

DEZEMBER/JANUAR 2011/2012

28. Dezember bis 2. Januar, Total verändert! Durch den Jugend-kongress an Silvester 2011.Infos: www.mission-net.org

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9 Diaconia: Das Hilfswerk baut in

Armenien ein «Dorf der Hoffnung»

11 Führung: So kam Transport-Chef

Daniel Schöni auf die «drei C»

13 Michael Wespi: Rockmusiker mit

viel Talent und Jesus als Vorbild

14 City Church: Gott in mehreren

Städten zur gleichen Zeit loben

20 Juden und Christen: Seit jeher

eine spannungsreiche Beziehung

23 Pro und Kontra: Steht uns Israel

heute näher als andere Länder?

35 31. August 2011

Mehr Christen ins Bundeshaus

9 Di i D Hilf k b i 14 Cit Ch h G i h

Am 23. Oktober stellen sich neun Kolumnisten von

«idea Spektrum» zur Wahl. Politisch ticken sie unterschiedlich. Seite 4

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FORU M | TAGESSC H AU 11

Warum ich?Gerade bin ich von einem Einsatz in Nordvietnam in die Schweiz zurück-gekehrt. Einmal mehr durfte ich im Auftrag der Christlichen Ostmission eine Gruppe von Jungunternehmern ausbilden, damit sie Arbeitsplätze und dadurch Existenzen für etliche Familien schaffen können. Da stand mitten im Seminar ein Teilnehmer auf und fragte mich: «Warum helfen Sie eigentlich ausgerechnet uns – uns einfachen Leuten im unscheinbaren Dorf Kim Chung?»

Tatsächlich, dieser Unternehmer ist ein einzelner Mensch unter sieben Milliarden Erdenbewohnern. Und genau er ist für dieses einzigartige Projekt ausgewählt. Wenn er sich Mühe gibt, wird dieses Projekt sein Leben verändern – und das seiner Familie und vielleicht seines ganzen Clans. Aber warum wurde gerade er ausgewählt? War es Zufall? Ich weiss es nicht. Ich weiss auch nicht, warum viele Millionen Vietname-sen dieses Privileg der Unterstützung nicht haben. Ich kenne aber unser

Bild: VBG

SYNERGIE Auswahlverfahren. Wir sind uns bei der Christlichen Ostmission bewusst, dass wir mit unseren beschränkten Mitteln nur sehr beschränkt helfen können. Mitarbeiter und Spender beten aber immer wieder, dass Gott nicht nur den Geldfluss sicherstellt, sondern auch den Einsatz der Mittel und die Empfänger segnet.

Kein Teilnehmer landet zufällig in einem unserer Projekte. Die scheinba-ren Zufälle sind von Gott gesteuert. Es ist seine Antwort auf viele ernst-hafte Gebete. In den Seminaren und Projektarbeiten ist dieses Planen und Steuern Gottes spürbar. Männer und Frauen verschiedener Religionen und politischer Systeme sind offen und interessiert an den betriebswirtschaft-lichen und geistlichen Botschaften sowie an deren Überbringern. Die Frage nach dem «Warum gerade ich?» führt ganz natürlich und direkt zum Kern der christlichen Bot-schaft. Zur bedingungslosen Liebe Gottes. Zur Nächstenliebe, wie sie Jesus predigte und vorlebte. Zum le-bendigen Gott, der Gebete erhört und in menschliche Schicksale eingreift. Zum Weg, zur Wahrheit und zum Leben, wie es in der Bibel aufgezeigt ist. Zur persönlichen Entscheidung

eines einzelnen Menschen für Gott. Zum Heraustreten aus der Masse als einzigartiges Geschöpf, das bei Gott namentlich bekannt und von ihm geliebt ist.

«Warum gerade ich?» Diese Frage begegnet auch uns in vielen Situationen. Vielleicht fragen Sie sich: Warum muss gerade ich diese unheilbare Krankheit tragen? Warum wurde gerade ich in diesen Unfall verwickelt? Warum haben gerade meine Aktien so viel an Wert verloren? Warum ist gerade mein Sohn auf die schiefe Bahn geraten? Ich weiss es nicht.

Ich kenne aber meinen himmli-schen Vater, der auch solche Wege offenbar zulässt. Auch Schicksale

sind nicht Zu-fall. Sie können uns verbittern oder näher zu Gott bringen. MARIO

BRÜHLMANN

Der Autor ist Gründer von Swiss Create, dem Nonprofit-Bereich der Swiss Consulting Group SCG AG in Orpund, und Präsident der Christlichen Ostmission. www.swisscreate.ch

So stimmten sieZum Beschluss, die EZA bis 2015 auf 0,5 Prozent des BNE zu erhöhen, stimmten unter anderen ja: Elvira Bader, Brigitte Häberli (beide CVP), Maja Ingold (EVP), Eric Nussbaumer (SP), Marianne Streiff (EVP). Dage-gen waren: Andreas Brönnimann (EDU), Jean-Pierre Graber, Andrea Geissbühler, Erich von Siebenthal (alle SVP). Die Vorlage wurde im Nationalrat mit 103:86 Stimmen überwiesen.

GelassenheitDiesen Beitrag für «idea Spekt-rum» habe ich an einem frühen Morgen während der Herbstsession im Nationalratssaal geschrieben. Es ist wohltuend, im noch ruhigen und fast leeren, wunderschönen, über hundert Jahre alten Saal zu sitzen und die Vorbereitungen für die Tagesgeschäfte zu machen. Den neuen Tag in der Stille beginnen. Die Tage während der Session sind stets ausgefüllt mit Debatten, Frak-tions- und Kommissionssitzungen, Gesprächen mit anderen Rats-mitgliedern und vielen anderen Verpflichtungen. Umso wichtiger ist es, solch ruhige und entspannte Momente bewusst zu erleben und zu geniessen. In einem stillen Gebet finde ich dann auch die Kraft für die vielen Aufgaben und die Gewissheit, dass ich von Gott unterstützt und getragen werde. So kann ich meist voll Zuversicht und Gelassenheit die Herausforderun-gen meistern und die spannende Arbeit in Bern auch geniessen.

Der römische Dichter Horaz sagte einmal: «Erhalte in stürmischen Zei-ten sorgsam Dein Herz in gelassener Gleichmut. Besinne Dich auf Deine Kraft, vertraue Dir selbst und auf den Sieg des Guten, dem Du dienst. Und überlasse, wenn andere dich kränken oder verletzen, den Ausgleich dem Schicksal mit der gelassenen Einstellung: Wer mir schadet, wird vom Schicksal erzogen.»

Gelassenheit und Selbstvertrauen sind natürlich gerade in diesen letz-ten Wochen vor den eidgenössischen Wahlen, in denen auch bei mir die Zeiten manchmal stürmisch sind, wohltuende Eigenschaften, die es täglich wieder neu zu trainieren gilt. Ich nehme mir auch ein Beispiel an jenen guten und fairen Sportlern, welche sich über krasse Fehlentscheidungen viel seltener

aufregen, denn sie kennen das Gesetz der ausgleichenden Gerechtigkeit. BRIGITTE

HÄBERLI

Die Autorin ist Nationalrätin, stellver-tretende Fraktionspräsidentin der CVP und Ständeratskandidatin. Sie wohnt in Bichelsee TG.

PODIUM

Befragt wurden Amtsträger, die der Evangelischen Allianz nahe-stehen. Auf die Fragen von «Inter-action» geantwortet haben Andrea Geissbühler, Jean-Pierre Graber (beide SVP), Maja Ingold und Marianne Streiff (beide EVP). Die Antworten wurden mit dem Ver-halten in der vergangenen Legisla-

Armut? Man kann sehr einfach leben und glücklich sein.» Maja Ingold zu ihrem persönlichen Beitrag: «Ich sammle aktuell im Wahlkampf unter dem Motto ‹Ta-ten statt Reden› für ein Hilfspro-jekt in Sambia.» «Sollten die Beiträge des Bundes an Nicht-Regierungsorganisationen (NRO/NGO) erhöht werden?» Jean-Pierre Graber: «Es wäre sinn-voll. Die NRO sind manchmal in der Entwicklungshilfe effizienter als öffentliche Institutionen.»Schliesslich die Frage, ob christ-liche NGOs vom Bund gleich unterstützt werden sollten wie die übrigen. Marianne Streiff: «Christliche NGOs sollen sich mit guter Arbeit auszeichnen. Es darf aber nicht sein, dass sie weni-ger bekommen, nur weil sie christ-lich motiviert sind.»MARC JOST

Auswertung Umfrage: www.stoparmut.ch

UMFRAGE Der Verband Interaction als Träger der StopArmut-Kampagnen hat vor den eidgenössischen Parlamentswahlen Kandidierende zur weltweiten Armut befragt.

Wie soll der Bund den Armen helfen?

tur verglichen. Maja Ingold und Marianne Streiff haben sich für eine Erhöhung der EZA eingesetzt und wollen dies auch künftig tun. Während Andrea Geissbühler ge-gen eine Erhöhung stimmte und auch in Zukunft nicht mehr da-für ausgeben will, stimmte ihr Par-teikollege Jean-Pierre Graber im Frühjahr gegen eine Erhöhung, will sich aber in Zukunft für mehr EZA einsetzen: «Wir sollten mehr für bilaterale EZA anstatt für multilaterale Organisationen aus-geben, dies unter Bedingung des Respekts der Religionsfreiheit.»

Maja Ingold sammelt«Welche Massnahmen würden Sie ergreifen, um die extreme Armut zu bekämpfen?» Andrea Geissbühler: «Jedes Volk hat sei-ne eigene Lebensweise, und die Zufriedenheit ist nicht abhängig vom materiellen Besitz. Was ist

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Bild: Sarah Baumgartner

NEUERÖFFNUNG Die Kleidermarke «blessed» konnte in den letzten beiden Jahren auf dem christlichen Markt zuneh-mend Fuss fassen. Die sportlichen Designs sprechen bisher vor allem Jugendliche und jüngere Erwachsene an. Nach der Filiale in Biel hat Simon Georg diesen Sommer in der Bundesstadt einen weiteren Shop eröffnet.

«Blessed» – mehr als farbenfrohe Kreationen

Die Geschichte der Kleidermarke «blessed» liest sich wie eine glanz-volle Erfolgsstory. Ein dynami-scher Jungunternehmer schüttelt eine Kleiderlinie mit eigenen De-signs aus dem Ärmel und verkauft die T-Shirts an seine Bekannten. 2009 wird der Laden in Biel bezo-gen, zwei Jahre später expandiert Simon Georg in die Hauptstadt und eröffnet an der Zeughausgas-se eine zweite Filiale.

Frühes Interesse«Ganz so einfach war es natür-lich nicht», erklärt der Gründer und Geschäftsführer der «blessed GmbH». Er entwirft fast alle Klei-dungsstücke und Designs selber. Bereits in der Sekundarschulzeit gestaltet er – «natürlich nur so als Hobby» – mit einem Kollegen das Label «reverse» (Umkehr). Damit

bedruckten die Beiden T-Shirts, die mehr als nur gut aussehen sollten. «Du kannst zu jeder Zeit in deinem Leben umkehren! Da-ran wollten wir erinnern», erklärt der Jungunternehmer. Obwohl sich die Wege der beiden Freun-de später trennen, lebt die Idee im gespiegelten Schriftzug des «blessed»-Logos fort.

Eine klare VisionDer Schriftzug hat eine klare Aus-sage: «‹Blessed› bedeutet einerseits ‹gesegnet›, und es wird meist auch so verstanden», erklärt Simon Ge-org. «Aber es kann auch mit ‹be-schützt› oder ‹geheilt› übersetzt werden. Ein T-Shirt mit diesem Aufdruck macht seinem Träger bewusst, dass er all diese Aussagen für sich beanspruchen darf.» Die Botschaft ist bewusst nicht pla-kativ. «Die Marke soll Christen ausrüsten, die mit den Kleidern den Glauben in die Welt hinaus-tragen wollen. Ein solches T-Shirt kann gut zum Aufhänger für ein Gespräch werden.»Jugendliche mögen bei christli-chen Anlässen T-Shirts mit deutli-chen Botschaften wie «Jesus liebt dich» tragen, im Alltag jedoch ist das für viele undenkbar. «blessed» kann hier eine Lücke füllen: Die farbenfrohen Kreationen von Si-mon Georg sind vom Stil der Sur-fer und Skateboarder inspiriert und treffen den Geschmack der

Jugendlichen und jungen Erwach-senen. Gleichzeitig vermitteln sie ihre Botschaft so dezent, dass sich Arbeits- und Schulkollegen nicht abgeschreckt fühlen.

Den Schritt gewagtBis Simon Georg seine T-Shirts produzieren konnte, war es ein weiter Weg. Die Marke «blessed» wird 2006 geschützt. Durch einen Kontakt aus der Beachvolleyball-Szene ergibt sich im gleichen Jahr die Chance, hundert T-Shirts mit dem neuen Logo bedrucken zu lassen – für den damals 20-jähri-gen Leistungssportler ein grosses Wagnis. Der Verkauf ist erfolg-reich, und Georg kann drei weite-re T-Shirts-Kreationen in Auftrag geben. Während der nächsten beiden Jahre teilt Simon Georg seine Ressourcen zwischen Ar-beit, Sport und «blessed» auf. Ende 2008 wird klar, dass er sich entscheiden muss. Bei der Arbeit an seiner Marke sieht er auch für seine Entwicklung im Glauben die besten Möglichkeiten: «Ich wollte in meiner Beziehung zu Gott wei-terkommen. Auch deshalb habe ich mich dafür entschieden, mich ganz in die Marke zu investieren.» 2009 kommt die erste vollständige Kollektion auf den Markt. Das Ka-pital ist zur Hälfte sein eigenes, die andere Hälfte erhält er als Darle-hen aus seinem näheren Umfeld. Von Anfang an achtet er auf klare

finanzielle Verhältnisse: «Ein On-kel riet mir davon ab, mich von einer Bank abhängig zu machen.»

Kreativität und harte ArbeitDer Verkauf der Kleiderlinie ist bei Anlässen und Festivals für junge Christen besonders erfolg-reich. Im Sommer 2009 reduziert Georg seine Arbeit als Polygraf auf 60 Prozent, um sich mehr in «blessed» investieren zu können. Noch stapelt er die Kartons mit den Kleidern rund um sein Bett. Der Wunsch nach einem eigenen Lagerraum und Büro wird immer dringlicher. Schliesslich wird er in einer Lagerhalle fündig – wie erhofft in Biel. Mit tatkräftiger Hilfe von Freunden wird die Hal-le zum ersten «blessed»-Shop inklusive Lager und Büro umge-staltet. Daneben wird der Online-Shop ausgebaut. Obwohl Simon Georg seit Frühling 2010 selbstän-dig ist, zahlt er sich bis heute kei-nen vollen Lohn – dafür ist der Umsatz zu klein. Nach einem erfolgreichen ersten Jahr stagnie-ren die Einkünfte im Frühling 2011. «blessed» tritt die Flucht nach vorne an: Im Sommer wird der neue Shop in Bern eröffnet. Die zentrale Lage und die edle Inneneinrichtung sind sicher gute Voraussetzungen, um Neu-kunden anzuziehen. Wer von Biel und Bern weit entfernt ist, kann sich über den Onlineshop mit «blessed»-Kleidern eindecken.SARAH BAUMGARTNER

Hoher MassstabSimon Georg, 25, wuchs in Brasi-lien und im Berner Oberland auf. Der ausgebildete Polygraf ist Juni-oren-Schweizermeister im Beach-volleyball und engagiert sich im ICF Biel. Die Kleidungsstücke von «blessed» werden in Betrieben her-gestellt, die sich zum fairen Handel verpflichten. Bei jedem Produkt wird ausgeschildert, welchen Fair-trade-Massstäben es entspricht. Seit 2009 gibt es auch Max Have-laar-zertifizierte Kleider.

www.blessed.ch

Jungunternehmer Simon Georg hat in Bern seinen zweiten Shop eröffnet.

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Bilder: zvg

EHEVORBEREITUNG Wie ist es möglich, die Scheidungsrate zu senken? Wie können Menschen bestmöglich auf das Leben zu zweit vorbereitet werden? Es gibt viele Kursangebote. Nun gibt es auch eines im Internet.

Diese Ehen werden wahrscheinlich länger halten

David Hollenstein ist praktischer Theologe und produziert haupt-beruflich Hörspiele für Adonia und Kindersendungen auf Life Channel. Der Autor von Liebes- und Eheratgebern bietet neu ein neunteiliges Kursangebot im In-ternet an.

Lücke wird geschlossen«Das Thema Liebe und Ehe be-wegt mich schon sehr lange», sagt der erfolgreiche Autor von bisher drei Büchern zum Thema. «Das Kilimanjaro-Prinzip der Ehe» und «Wie wars bei euch? 10 Ehe-paare erzählen aus ihrem Liebes-leben» wurden im Adonia-Verlag veröffentlicht. Hollensteins theo-logische Diplomarbeit «Ich liebe dich! Ich liebe mich!» ist ebenfalls als Buch erschienen.Zusammen mit seiner Frau Do-menika hat David Hollenstein einen Online-Ehevorbereitungs-kurs ausgearbeitet. «Kein Wun-der, scheitern so viele Ehen und Familien», sagt der 32-Jährige. «Für alles Mögliche werden Aus-bildungen angeboten, nur für die Liebe nicht! Zwar kennt man die Beratungs- und Vorbereitungs-gespräche mit dem Traupfarrer. Doch bisher fehlte ein Angebot für heiratswillige Paare, die sich im Internet auf die Ehe vorbe-

reiten wollen.» Vorteil des neun-teiligen Kurses: Er kann mittels E-Learning bequem in der Ano-nymität des eigenen Zuhauses er-arbeitet werden. Domenika Hol-lenstein ist Lehrerin und betreut heute ihre drei Kinder im Alter von drei Monaten bis fünf Jah-ren. Sie sagt: «Unser Kursangebot ist säkular aufgebaut und eignet sich deshalb für alle interessierten Paare. Für jene, die sich kirchlich trauen lassen wollen, gibt es pro Lektion eine Sequenz mit dem Hinweis, was die Bibel zum je-weiligen Thema sagt.» Zwar ist das Projekt erst am Anlaufen, doch bisherige Rückmeldungen stimmen die Beiden optimis-

tisch. «Viele fanden die Idee gut und meinten, so etwas brauche es unbedingt. Bis das Projekt richtig anläuft, vergeht noch eine gewisse Zeit. Man macht einen solchen Kurs ja nicht von einem Tag auf den andern. Wir empfehlen, den Kurs online zu machen und sich mit dem Pastor oder erfahrenen Ehepaaren auszutauschen», er-gänzt David Hollenstein.

Vernetztes AngebotDie Lektionen behandeln die fol-gende Themen: «Was ist die Ehe?», «Was ist Liebe?», «Die fünf Spra-chen der Liebe», «Unsere Persön-lichkeiten», «Unser Eheleben – das kleine Eheseminar» (1 und 2),

Vernetzt christliche Fachleute: Geschäftsleiter Dieter Bösser.

VBG legt Broschüre mit Fachpersonen neu auf

«Die Nachfrage nach einem sol-chen Verzeichnis ist ungebro-chen», heisst es im Vorwort der 44-seitigen Broschüre. Nachdem in den letzten drei Jahren 3500 Exemplare weitergegeben wurden, hat das Leitungsteam des Fach-kreises «Psychologie und Glaube» der Vereinigten Bibelgruppen in Schule, Beruf, Universität (VBG) eine Neuauflage beschlossen.

Fachkompetenz und Glaube«In einer Zeit nahezu unüber-blickbarer Beratungsangebote soll

das Verzeichnis ratsuchenden Menschen helfen, eine gut ausge-

bildete, fachlich anerkannte und im Glauben an Jesus Christus verwurzelte Person zu finden», sagt Dieter Bösser. Die Fachkom-petenz der fast 130 Personen der Bereiche Psychologie, Psychothe-rapie, Psychiatrie und Supervisi-on wird von einer Kommission des VBG-Fachkreises überprüft. Die Einträge umfassen die Kon-taktdaten, Jahrgang, Behand-lungssprache/n, Grund- und Spe-zialausbildung/en, Angebot, die Zielgruppe und den christlichen Hintergrund der Fachperson.

PSYCHOLOGISCHE BERATUNG Der Fachkreis «Psychologie und Glaube» der VBG legt sein Verzeichnis christlicher Fach-leute neu auf. Die Broschüre umfasst die detaillierten Angaben von rund 130 Fachpersonen in der Schweiz.

«Unser gemeinsames Büro», «Un - ser gemeinsamer Haushalt» sowie «Hochzeitsnacht und Co.». Jede Lektion beinhaltet den Abschnitt «Was sagt die Bibel dazu?» für Paare, die sich kirchlich trauen lassen wollen, sowie einen bis zwei anschauliche Trickfilme. Der Online-Ehevorbereitungskurs versteht sich nicht als Konkur-renz, sondern als ergänzendes Angebot. «Wir stehen im Kontakt mit dem ‹Forum Ehe+Familie›, ‹family life› und anderen», sagt Hollenstein. «Unser Angebot lässt sich gut mit anderem Material kombinieren, etwa mit den Kur-sen vom Weissen Kreuz.» Er ist überzeugt, dass der Online-Kurs auch die Arbeit von Pfarrern und Pastoren erleichtern wird.Weil das Angebot bewusst sä-kular gehalten ist, eignet es sich für alle interessierten Paare. Und auch der Preis sollte kein Hinder-nis sein, sich bestmöglich auf die Ehe vorzubereiten: Die Minimal-variante inklusive PDFs kostet 30 Franken, die Maximalvariante mit Beratung per Mail oder Te-lefon 150 Franken. Interessierte erhalten eine kostenlose Probe-lektion.THOMAS FEUZ

www.ehevorbereitung-online.ch

David und Domenika Hollenstein setzen neu auch aufs Internet.

Der Fachkreis «Psychologie und Glaube» hat die folgenden Ziele: För derung der persönlichen Spi-ritualität im Sinne eines biblisch-christlichen Glaubens, Unter-stützung in Glaube und Arbeit, Austausch zwischen Fachleuten, Förderung der Professionalität, die Arbeit christlicher Fachperso-nen in den Bereichen Psychologie, Psychotherapie, Psychiatrie und Supervision bekannt machen.THOMAS FEUZ

www.evbg.ch

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14 Pu bli rePortage

Begeisterte Rufe hallen durch diekleine Dorfschule in den Ber genAlbaniens. Eine Grossmutter imverseuchten Sperrgebiet umTscher nobyl wischt sich Tränenaus den Augen. Ein Mädchen ineinem Kinderheim in Moldawiendrückt ihren neuen Teddybär ganzfest an sich. Ein blinder Mann inWeissrussland lauscht gespanntder Weihnachtsgeschichte. – Siealle hal ten ein Geschenk aus derSchweiz in den Händen.

Diese und unzählige andere Mo -mente der Dankbarkeit und Freu -de sind nur möglich dank demgrossen Einsatz Tausender vonPäcklimacherinnen und -machern.Für viele von ihnen dauert die

Aktion Weihnachtspäckli das gan -ze Jahr. Schon im Januar kaufensie bei Sonderangeboten Schreib-material ein oder beginnen damit,die Aktion in ihrem Dorf zu or -ganisieren. Herzlichen Dank!

Corina, Drochia/MoldawienDie 12-jährige Corina kommtkaum zum Staunen heraus, in die Zweizimmerwohnung ihrerFa milie drängen unbekannte Be -sucher:

Die Sozialarbeiterin hat Mitar-beiter der Mission mitgebrachtund diese halten riesige Weih-nachtsgeschenke für sie, ihreSchwester und ihre Eltern in denHänden. Corina kennt die Mis-

sion: Die Familie hat schon Le -bensmittel erhalten und ihre Mut-ter durfte Kleider für die ganzeFamilie aussuchen. «Mit denschönen Kleidern wagt man sichauch wieder unter die Leute»,erzählt sie. Für die Hilfe aus derSchweiz ist die Familie sehr

dank bar. Beide Eltern sind schwersehbehindert und der Vater findettrotz vieler Bemühungen einfachkeine Arbeitsstelle. Das kümmertCorina im Moment wenig, siekann es kaum erwarten, ihr gros-ses Geschenk zu öffnen!

Grosser Einsatzund grosse Freude

Aktion Weihnachtspäckli 2011

TV-Sendung

zur Aktion Weihnachts-

päckli «zupacken und

handeln»

SF zweiSF info

Samstag, 29. Oktober 2011 Samstag, 29. Oktober 2011

17.05 Uhr

18.30 Uhr

Sonntag, 30. Oktober 2011 Sonntag, 30. Oktober 2011

12.35 Uhr

17.45 Uhr

Beachten Sie die Ausstrahlungsverschiebungen auf SF zwei

Corina erhält ein Weihnachtspäckli aus der Schweiz.

AktionWeihnachtspäckli

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Peter Zbinden, Worb/Schweiz«Mich für bedürftige Menscheneinzusetzen, erlebe ich als sehrsegensreich,» sagt Peter Zbinden,wenn man ihn fragt, wieso erschon im Frühling mit Sammelnvon Kartonschachteln beginntund jedes Jahr palettenweise Le -bensmittel, Toilettenartikel undSpielzeug einkauft. Peter Zbin-den ist verantwortlich für denPäcklistand seiner Gemeinde amWeihnachtsmarkt. VorgepacktePäckli werden für 25 Franken ver -kauft und vor den Käufern, dienoch ein Stofftier auslesen undeine Handvoll Süssigkeiten in dieSchachtel legen dürfen, mit Ge -schenkpapier verpackt. «Am Standergeben sich in teressante Gesprä-

che und un sere Gemeinde wird in der Öffent lichkeit wahrgenom-men, so profitieren alle von derAk tion.»

Ruth Thomann, Minsk/WeissrusslandFür Ruth Thomann beginnt dieAktion Weihnachtspäckli auchschon Monate vor der Verteilung.Der Transport und vor allem dieVerzollung der wertvollen Frachtmüssen minutiös vorbereitet wer-den. Die Vorschriften und ver-langten Bescheinigungen für dieEinfuhr ändern von Jahr zu Jahr.Es verkehren viele E-Mails zwi-schen Minsk und Worb, bis alleDokumente in Ordnung sind. Da -neben vereinbart Ruth Thomann

mit allen beteiligten Sozialäm-tern, christlichen Gemeinden, Be -hindertenorganisationen, Heimenusw. Termine für die Verteilungder Päckli. Von Dezember bisJanuar, wenn im orthodoxenWeissrussland Weihnachten ge -feiert wird, sind Ruth Thomannund ihr Team mit dem Verteilender Geschenke beschäftigt.

Herzlichen Dank, wenn auch Siesich an der Aktion Weihnachts-päckli beteiligen, sei es mit Ge bet, dem Packen vonPäckli, prak tischer Mithilfe beimSammeln und Verladen der Ge -schenke oder mit einer Spendefür Transport und Verteilung!

Aktion Weihnachtspäckli, Bodengasse 14, 3076 Worb, Telefon 031 838 12 12, Fax 031 839 63 44www.weihnachtspäckli.ch, PC 30-222249-0

Mitmachenbei der Aktion WeihnachtspäckliSammelstellen in Ihrer Nähe und weitere Informa-tionen finden Sie auf www.weihnachtspäckli.chSammelschluss: Samstag, 26. November 2011

80’000 Päckli für bedürftigeMenschen im Osten!

Wir sind Ihnen dankbar, wenn Sie sich an die folgenden Listen halten. Nur so kommen die

Päckli ohne Probleme durch den Zoll und können einfach und gerecht verteilt werden.

www.weihnachtspäckli.ch

Paket für Erwachsene

• 1 kg Mehl

• 1 kg Reis

• 1 kg Zucker

• 1 kg Teigwaren

• Zwei Tafeln Schokolade

• Ein Päckli Biskuits

• Kaffee• Tee• Zahnpasta

• Zahnbürste (in Originalverpackung)

• Seife (in Alufolie gewickelt)

• Shampoo (Deckel mit Scotch verklebt)

• Schreibpapier

• Kugelschreiber

• Evtl. weitere Artikel wie Ansichtskarten,

Kerzen, Streichhölzer, Socken, Mütze,

Handschuhe, Schal, Schnur etc.

Paket für Kinder

• Schokolade

• Biskuits• Süssigkeiten (Bonbons,

• Gummibärchen etc.)

• Zahnpasta

• Zahnbürste (in Originalverpackung)

• Seife (in Alufolie gewickelt)

• Shampoo (Deckel mit Scotch verklebt)

• Zwei Notizhefte oder -blöcke

• Kugelschreiber

• Bleistift• Gummi• Mal- oder Filzstifte

• 1-3 Spielzeuge wie Puzzle, Ball, Seifen -

blasen, Stofftier, Spielauto etc.

• Evtl. Socken, Mütze, Handschuhe, Schal etc.

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16 PU BLI REPORTAGE

Das ifge richtet sich an Per-sonen, die sich in Frei- oder Landeskirchen Führungsauf-gaben widmen. Ein Angebot richtet sich an ehrenamtliche Personen in Gemeindelei-tungsteams: In der „Fach-schule für Gemeindeleitung“ wird Führung reflektiert und trainiert. Eine andere Mög-lichkeit ist das „LEP“, das „Leiter-Entwicklungs-Pro-gramm“ für Pastoren.

„Wie Wilf die Themen aufberei-tet, spricht mich sehr an. Diese Weiterbildung ist sehr gut kom-patibel mit einem 100% Job.“Christoph Candrian PastorWinterthur

„Ich möchte meinen Führungs-stil durchleuchten und verbes-sern. Da bin ich noch steige-rungsfähig.“Thomas Prelicz Pastor Arth-Goldau

„Der Kursaufbau mit vielen Modulen und viel Praxis kommt mir entgegen. Ebenso die fach-liche Breite gepaart mit geistli-cher Ausrichtung.“Urs Klingelhöfer Heimleiter JugendheimAeschi

Die ideale Generalisten-WeiterbildungDas Institut für Führung und Gemeinde-Entwicklung (ifge) fördert zukunftsorientierten Gemeindebau

Wer lernen will zu führen, kann jede Menge Bücher lesen oder sich theoretisch weiterbilden. Keine Frage, auch das ist wichtig und wird bei Kursen des ifge ge-pflegt.Während eines Mo-duls im „LEP basic“ wurde Führung im Rollenspiel geübt. Es ging darum, dass ein Bauleiter zwei Teams koordinieren musste, ohne dass er selbst vor Ort war.Bei diesen Teams sollte jeweils eine Hälfte einer Brücke aus Papier

Fachschule für Gemeindeleitung

Damit Personen im Ge-meindeleitungsteam ihr Leitungspotential weiter entwickeln und kompetent einsetzen können. Die Fach-schule für Gemeindeleitung umfasst im Verlauf eines Jahres 10 Kurstage und startet am 29. Oktober 2011 zum ersten Durchgang. Es werden Themen wie Füh-rung, Gemeindebau, Mode-ration von Gruppenprozes-sen, Konflikthandhabung u.ä. behandelt. Wilf Gasser, Leiter ifge

„Baumeister sein“Führen heisst: koordinieren, moderieren, strategisch planen

„Ich will im Leben und mit mei-nen Aufgaben weiterkommen. Ich will lernen, wie ich selber weiterkommen kann. Auch, wie ich andere weiter bringen kann.“René Wieland PastorFrutigen

„Als Prediger führe ich, ob ich will oder nicht. Ich möchte ler-nen, bewusster zu führen. Hier erhalten wir keine Rezepte, son-dern lernen mit dem zu kochen, was im Kühlschrank liegt.“Beat Brugger PastorKleinandelfingen

erstellt werden, die nachher mit der Hälfte der anderen zusam-

menpassen musste.Die Teams konnten nicht direkt mitei-nander kommuni-zieren, sondern nur via delegierte Per-son beim Bauleiter ihre Pläne und Zie-le anmelden. Dabei lernte man spielerisch zu füh-ren, zu koordinie-ren, zu moderie-ren, strategisch zu planen und Dinge umzusetzen. Das gelang über gute

Kommunikation und Teamarbeit.

Leiter-Entwicklungs-programm (LEP Kurs 7)

Die ultimative Weiterbil-dung für voll- und teilzeit-liche Mitarbeiter/innen im Gemeindebau: Pfarrer/in, Pastor/in, Diakon/in, Pas-toralassistent/in. Zur Zeit ist ein LEP Kurs 6 mit zwölf Teilnehmenden unterwegs. LEP Kurs 7 startet im Sep-tember 2012. Anfang No-vember 2011 erscheint der Flyer dazu und wird auf der Homepage aufgeschaltet.

Siehe auf www.ifge.ch

Theologisches Seminar St. Chrischona

In Partnerschaft mit:

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D ie 100 größten Gemeinden sind an insgesamt 328 Standorten vertreten.

Das geht aus dem Bericht über „Amerikas größte und am schnellsten wachsende Kirchen“ hervor, den das Forschungsinsti-tut LifeWay (Nashville/Tennessee) erstellt hat, das über 25.000 Gemeinden befragte. 75 der 100 größten Gemeinden haben „Ableger“; die meisten sind an mehr als drei Standorten vertreten. An der Spitze steht die Community Christian Church in Naperville (Bundesstaat Illinois) mit 14 Predigtstätten, gefolgt von der Seacoast Church in Mount Pleasant (Süd Carolina) mit 12. Die Mars Hill Church in Seattle (Washington) und die Saddleback Church in Lake Forest (Kalifornien) unterhalten jeweils 9 Standorte. Die größte „Mega-

Gemeinde“ in den Vereinigten Staaten ist die Lakewood Church in Houston (Texas) mit durchschnittlich 43.500 Besuchern am Wochenende. An zweiter und dritter Stelle stehen die North Point Community Church in Alpharetta (Georgia) mit 27.400 und die Willow Creek Community Church in South Barrington (Illinois) mit 24.400 Besuchern. Letztere ist auch in Europa durch ihren ganzheitlichen Ansatz be-kannt, Menschen mit dem Evangelium zu erreichen. Insgesamt haben die 100 größ-ten US-Gemeinden mehr als eine Million Besucher. Laut Forschungsbericht bleibt der Trend zu Großgemeinden mit mehr als 1.000 Besuchern ungebrochen, ob-wohl sie auch in den USA nicht unumstrit-ten sind. An erster Stelle der Gemeinden, die am schnellsten wachsen, steht das Richmond Outreach Center (Richmond/Virginia) mit einem Jahresplus von 2.530 Besuchern bzw. 83 %, gefolgt von der Ele-vation Church (Charlotte/Nord Carolina) mit einem Zuwachs von 2.744 Personen und 48 % sowie der Real Life Church in Va-lencia (Kalifornien), die um 1.763 oder 111 % wuchs. P

b Den Bericht veröff entlichte das Magazin Outreachwww.outreachmagazine.com

Die größten US-Gemeinden sind evangelikalMEGA-GEMEINDEN Im Gegensatz zum deutschsprachigen Europa gibt es in den USA zunehmend riesige Gemeinden. Sie sind sämtlich evan-gelikal und haben inzwischen meist auch Ableger gebildet.

Christliche HirtenschaftPostfach 1537 • 61118 Bad Vilbel Telefon 06101 80 92 0 [email protected]

Die Christliche Hirtenschaft ist ein biblisch ausgerichtetes Werk.

Millionen Menschen hungern in der Welt.

Und das an Leib und Seele.

Gleichzeitig richten wir unsere

natürliche Umwelt zugrunde.Wir vernachlässigen und zerstören Gottes Schöpfung.

Es kommt nicht nur darauf an, das Wort Gottes im Herzen zu haben. Es kommt auch darauf an, dass es in unserem Leben sichtbar wird. Zum Beispiel…

• im Dienst am Nächsten

• in der Erhaltung gesunder Lebensgrundlagen

• in der Förderung eines bibelorientierten Glaubens

• in der Verantwortung für die Schöpfung

Matthäus 25, 40

Anz

eige

Gottesdienst in der größten US-Gemeinde: der „Lakewood Church“ in Houston/Texas

Das schnellste Wachstum hatten:Richmond Outreach Center + 83 %Elevation Church + 48 %Real Life Church + 111 %

Die größten Gemeinden und ihre Besucherzahl am Wochenende:Lakewood Church 43.500North Point Community Church 27.400Willow Creek 24.400

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NOTIERTEuropäischer Gerichtshof: Sexualkundeunterricht ist PflichtDer Europäische Gerichtshof für Men-schenrechte in Straßburg hat eine Be-schwerde russlanddeutscher Baptisten abgewiesen, die ihre Kinder nicht am Sexualkundeunterricht teilnehmen lassen wollen. Die Klagen seien „offensichtlich unbegründet und daher unzulässig“. Fünf Elternpaare wollten die Befreiung ihrer Kinder vom Sexualkundeunterricht an ei-ner Grundschule in Salzkotten bei Pader-born erwirken. Darüber hinaus hatten sie es abgelehnt, ihre Kinder an einem Thea-terprojekt mit dem Titel „Mein Körper ge-hört mir“ teilnehmen zu lassen, das eben-falls Teil der schulischen Sexualerziehung ist. Der Europäische Gerichtshof stellte fest, dass die Menschenrechtskonvention keinen Schutz vor der Konfrontation mit Meinungen gewähre, die der eigenen wi-dersprechen. Der Sexualkundeunterricht habe eine neutrale Wissensvermittlung nach aktuellen wissenschaftlichen und schulischen Standards zum Ziel. Einem solchen Unterricht dürften die Schüler nicht wegen religiöser Bedenken fern-bleiben.

b www.echr.coe.int

„Qumran“: Texte im InternetDie israelische Altertumsbehörde und der Internetkonzern Google haben die ersten Fragmente der Schriftrollen vom Toten Meer ins Internet gestellt. Sie waren 1947 in einer Höhle nahe der Ruinenstätte Qumran durch Zufall entdeckt worden. Es handelt sich um etwa 900 verschiedene Schriften, 250 davon sind Bibeltexte. In Buchform sind die Texte bereits seit längerem veröffentlicht; allerdings sind sie meist nur in Bibliotheken vorhanden. Nach Ansicht des deutschen Qumran-Experten Alexander Schick (Westerland/Sylt) sind für Christen insbesondere die nicht-biblischen Schriften interessant, weil sie den jüdischen Hintergrund des Neuen Testaments beleuchten. So ent-halte die in Qumran gefundene Gemein-deregel die Aufforderung, Feinde zu has-sen, und beweise dadurch, dass Jesus in der Bergpredigt zu Recht kritisierte, dass Juden zum Feindeshass aufgerufen seien.

b http://Dss.Collections.Imj.Org.Il/

Christen sollten in der Evangelisation vor allem auf das „Kraftfeld des Heiligen

Geistes“ setzen. Dazu hat der pfingstkirch-liche Evangelist Reinhard Bonnke (Orlando/US-Bundesstaat Florida) aufgerufen. Wenn Gott seinen Geist ausgieße, könne dies „kein Teufel und kein evangelikaler Unglaube“ verhindern, sagte der Leiter des Missions-werks „Christus für alle Nationen“ (Frank-furt am Main) bei der Bundeskonferenz des Bundes Freikirchlicher Pfingstgemeinden in Willingen (Nordhessen). Solange die Ge-meinden die Taufe im Heiligen Geist lehrten, werde Gottes Geist wirken und zur welt-weiten Evangelisation führen, betonte der 71-Jährige vor rund 1.200 Konferenzteilneh-mern. Er ist vor allem durch Großveranstal-tungen in Afrika bekanntgeworden. Allein zwischen den Jahren 2000 und 2009 seien 55 Millionen Afrikaner bei seinen Veranstal-tungen Christen geworden, sagte Bonnke in Willingen. Die Zahl sei durch ausgefüllte Entscheidungskarten belegt. Seine Evange-lisationen sind begleitet von spektakulären „Zeichen und Wundern“, etwa Heilungen von Blinden, Lahmen und anderen Kranken. Bonnke versicherte, dass auch die Toten-auferweckung des nigerianischen Pastors Daniel Ekechukwu im Jahr 2001 bezeugt sei.

12.000 bei TotenauferweckungRund 12.000 Menschen hätten erlebt, dass der Pastor nach einem tödlichen Verkehrs-unfall wieder ins Leben zurückgekehrt sei. Dies sei aber nicht sein Werk, betonte Bonnke, sondern die Auswirkung des Hei-ligen Geistes. Dieser mache scheinbar Un-mögliches möglich. So habe er vor Jahren die Vorstellung gehabt, dass er in Libyen predigen sollte. Nach dem Sturz des Dik-tators Muammar Gaddafi scheine diese Vi-sion heute in neuem Licht. Er bete, dass er

6 Monate lang in dem islamisch geprägten Land evangelisieren könne, und glaube, dass die Bevölkerung Jesus annehmen werde, sagte Bonnke.

Gottes Erntezeit in Europa kommt Die Verantwortung für das Missionswerk gibt er in einem flie-ßenden Übergang an den 30-jährigen Daniel Kolenda (Or-lando) ab, der seit 6 Jahren mit ihm zusammenarbeitet und evangelisiert. Ihm gehe es um die „Seelenernte“ in aller Welt, betonte Bonnke gegenüber idea. In Afrika sowie Teilen Asiens und Latein-amerikas sei Gottes „Erntezeit“. Die Frucht werde nicht überall gleichzeitig reif, aber auch für Europa werde diese Zeit kom-men, zeigte er sich überzeugt. Christen sollten wieder mehr „Herz für die Verlo-renen“ zeigen. Das Evangelium zu bezeu-gen sei ein „Muss“. In Deutschland gelte es, die Scheu abzulegen, sich zu Jesus zu bekennen. Nötig sei auch mehr „evange-listische Schärfe“, so Bonnke. P

b Christus für alle Nationen, Postfach 600574, 60335 Frankfurt am Main069 [email protected]

Bonnke: Ein Toter wurde auferwecktEVANGELISATION Der Pfingstprediger will in Libyen missionieren.

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Der designierte Nachfolger Bonnkes: Kolenda

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Reinhard Bonnke

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Pastor Ilmyrat Nurliev

DER GEFANGENE DES MONATS OKTOBERTURKMENISTAN: Evangelischer Pastor ist seit einem Jahr inhaftiert.

Als „Gefangenen des Monats Okto-ber“ haben die Internationale Ge-

sellschaft für Menschenrechte (IGFM) und idea einen Pastor im zentralasiatischen Turkmenistan benannt: Ilmyrat Nurliev. Er wurde am 21. Oktober 2010 zu vier Jahren Haft verurteilt. Der 46-jährige Leiter der evangelikalen Gemeinde „Licht der Welt“ war am 27. August 2010 in seinem Haus verhaftet worden. Die Behörden werfen ihm vor, drei Personen Geld abgenommen zu haben und drogenabhängig zu sein. Das weisen seine Frau Maya und Gemein-demitglieder entschieden zurück. Der vermutliche Grund für die Verurteilung: Der Pastor hatte versucht, seine Gemein-de offiziell registrieren zu lassen, wie es

gesetzlich vorgeschrieben ist. Das aber ist Protestanten nicht erlaubt. Seit Dezember befindet sich Nurliev im Arbeitslager Sey-di. Der IGFM zufolge wird dem Diabetes-Patienten eine medizinische Behandlung ebenso vorenthalten wie eine Bibel. Die turkmenische Verfassung garantiert zwar Religionsfreiheit, in der Praxis wird sie je-doch nur dem Islam und dem orthodoxen Christentum zugestanden. Protestanten dürfen sich nicht einmal zum Gottesdienst treffen. Die IGFM und idea rufen dazu auf, sich in Briefen an den turkmenischen Prä-sidenten für Nurlievs Freilassung einzuset-zen. Rund 90 % der fünf Millionen Einwoh-ner Turkmenistans sind Muslime und 9 % russisch-orthodox. P

S. E. Präsident Gurbanguly Berdimuhammedowvia Botschaft von TurkmenistanLangobardenallee 14 • 14052 BerlinFax: 030 [email protected]

S eelsorger und Therapeuten schlagen Alarm: Rund 560.000 Menschen in

Deutschland sind abhängig vom Surfen oder Spielen im Internet. Das ergab eine Studie im Auftrag des Bundesgesund-heitsministeriums. Besonders gefährdet sind Jugendliche und junge Erwachsene. In der Gruppe der 14- bis 16-Jährigen sind Mädchen häufiger von der Sucht betroffen als Jungen. Die Forscher erklären dies mit dem wachsenden Einfluss sozialer Netz-werke wie Facebook. Wie bewerten evan-gelische Experten die Internetsucht und wie können sie helfen? Der Leiter des Fach-verbandes für Sexualethik und Seelsorge Weißes Kreuz, Rolf Trauernicht (Ahnatal bei Kassel), und der Diplompädagoge Eberhard Freitag von der Beratungsstelle für exzessiven Medienkonsum „return“ äu-ßerten gegenüber idea, die Symptome der Sucht reichten vom Kontrollverlust über die im Internet verbrachte Zeit bis hin zur kompletten Verwahrlosung. Betroffene vernachlässigten ihre Alltagsaufgaben. In extremen Fällen gingen sie nicht mehr zur Schule oder zur Arbeit. Beziehungen und soziale Kontakte würden immer weniger

gepflegt. Internetsüchtige lebten fast aus-schließlich in einer virtuellen Welt.

Die Ursachen der SuchtTrauernicht: „Wir erhalten täglich E-Mails vor allem von jungen Menschen, die Hil-fe suchen.“ Lebensfrust und Gefühle der Überforderung seien wesentliche Ursachen der Mediensucht. Gemeinden sollten sich mit der Internetsucht beschäftigen und über deren Folgen aufklären. Freitag zufol-ge stellt die Beratungsstelle „return“ – eine Einrichtung des freikirchlichen Diakonie-werks Kirchröder Turm in Hannover – jedes Jahr eine Verdoppelung der Beratungsfälle fest. Derzeit werden rund 100 betreut.

Was man tun kannDie beiden Experten raten Eltern, 1. Schutzprogramme auf dem Computer

ihrer Kinder zu installieren, denn sie kä-men meist zufällig auf problematische Seiten. Eltern müssten auch die Zeiten am PC mit den Kindern klar festlegen.

2. Trauernicht regt an, in Gemeinden „Pro-grammdiakone für Kinderschutz“ zu er-nennen. Sie sollten bei der Installation

der Schutzprogramme helfen und das Thema auf die Tagesordnung setzen.

3. „return“-Leiter Freitag empfiehlt als Vorbeugung gegen Internetsucht eine attraktive Jugendarbeit. In Gruppen könnten Jugendliche lernen, Verant-wortung zu übernehmen und durch so-ziale Kontakte die nötige Anerkennung zu erhalten. „return“ bietet Gemeinden Fortbildungen dazu an. P

b www.weißes-kreuz.de • 05609 83990www.neuesland-return.de 0511 65580530

Auch junge Christen sind gefangen im NetzINTERNETSUCHT Experten: Attraktive Jugendarbeit kann schützen

KASACHSTAN

USBEKISTAN

IRAN

AFGHANISTAN

ASCHKABADHAUPTSTADT

Kaspisches

Meer

T U R K M E N I S TA N

Seydi

©l ideaGrafik; Quelle: BMG

Die Hauptaktivitäten im Internet

Unterhaltung(Musik,Filme, etc.)

E-Mail

Onlinespiele

BesuchsozialeNetzwerke

Weiblich

Männlich

%

%

77,1

11,77,2

4,0

Internettelefonie

Onlinespiele

BesuchsozialeNetzwerke

64,8

33,6

1,5

der 14- bis 24-Jährigen, die internetabhängig sind.

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Schon von weitem wirkt das Gelände des christlichen Be-gegnungszentrums „Beit Al

Liqa’“ wie eine grüne Oase. Eine park-ähnliche Anlage umschließt das vier-stöckige Hauptgebäude. „Beit Al Liqa’“ – das heißt „Haus der Begeg-nung“. Und zu dem ist es tatsächlich geworden in den vergangenen Jahren. Täglich treffen sich hier Menschen aus Beit Jala und der Umgebung. Beit Jala, der lediglich durch eine Straße ge-trennte Nachbarort Bethlehems, ist fast das ganze Jahr über heiß, staubig, und schmutzig. Doch die Menschen, die hier leben, können nicht weg. Denn hier verläuft die israelische

Sperranlage, die mit einer bis zu neun Meter hohen Mauer Bethlehem von Je-rusalem und kleineren palästinensi-schen Dörfern trennt. Die Israelis ha-ben sie errichtet, um sich vor islamis-tischem Terror zu schützen.

Ein Leben wie im GhettoMarlene Shahwan, die mit ihrem pa-lästinensischen Ehemann Johnny seit 1992 in Beit Jala lebt und das Zentrum mit ihm zusammen gegründet hat, kennt die Situation aus den Klagen ih-rer eigenen Kinder, als sie noch im Teenageralter waren. Besonders schlimm ist es an schulfreien Tagen oder während der dreimonatigen

Sommerferien. Urlaub ist für die meis-ten Familien in der Region ein Fremd-wort. Und ohne die Erlaubnis der is-raelischen Militärbehörden sind selbst ein Besuch in Jerusalem oder ein Aus-fl ug zum nur 70 Kilometer entfernten Mittelmeer undenkbar. „Man fährt höchstens mal nach Bethlehem. An-sonsten gibt es nichts, wo man hin kann“, sagt sie. Viele Bewohner der Region hätten das Gefühl, in einem Ghetto zu leben. Besonders schlimm sei das für die Kinder und Jugendli-chen, die rund 70 % der 185.000 Ein-wohner der Provinz Bethlehem aus-machen. Ihrer Perspektivlosigkeit wollen Johnny und Marlene Shahwan

Christen bieten eine Oase des FriedensNAHER OSTEN Wegen ihres Antrages auf Mitgliedschaft in den Vereinten Nationen stehen die Pa-lästinenser gegenwärtig im Fokus der Weltöffentlichkeit. Das 2,5-Millionen-Volk gilt gemeinhin als muslimisch. Doch rund 2 % – 50.000 – sind Christen. Einer von ihnen versucht zusammen mit seiner Frau nahe der Geburtsstadt Jesu – in Bethlehem – Kinder inmitten eines politischen und religiösen Minenfeldes zu Friedensbotschaftern zu erziehen. Von Matthias Pankau.

Christen unter Palästinensern:1948 20 %2011 2 %

Jordan

JERUSALEMHAUPTSTADT

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West-jordanland

Gaza-streifen

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Beit Jala Bethlehem

Kinderfest im christlichen Zentrum Beit Al Liqa – im Hintergrund die Stadt Beit Jala

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mit dem Begegnungszentrum Hoffnung entgegensetzen. Doch um zu verstehen, warum sie dafür nach Beit Jala gezogen sind, anstatt in Deutschland zu bleiben, wo sie sich kennenlernten, ihre vier Kin-der geboren sind und wo Johnny studier-te, muss man weiter zurückgehen. John-ny wurde in Bethlehem geboren. Er ge-hört zu einer palästinensischen grie-chisch-orthodoxen Priesterfamilie. Seit mehr als 600 Jahren lebt die Familie be-reits in Beit Jala. Shahwan besuchte dort eine deutsche evangelische Schule. Nach dem Abitur arbeitete er als Schmuck-händler. Aufgrund der unsicheren Lage in der Region ging er nach Kanada, wo sein Bruder Priester einer orthodoxen arabischen Gemeinde war. In Toronto be-kam er Kontakt zu evangelischen Chris-ten, deren Gottesdienste er fortan be-suchte. Dort hörte er zum ersten Mal, dass Jesus für ihn gestorben ist und sein Leben gestalten will. Diese Botschaft fas-zinierte ihn. „Ich las die gesamte Bibel in wenigen Wochen und sagte Jesus dann im Gebet, dass er mein Leben fortan be-stimmen soll.“ Nach einem Gottesdienst erklärte ihm jemand: „Johnny, eines Ta-ges wirst du diese Botschaft deinem Volk verkünden.“ Zunächst nimmt er das nicht ernst.

Eltern erkannten ihre Kinder nicht wiederDoch nach einem Besuch bei Freunden in Deutschland, die er von einem frühe-ren Schüleraustausch kannte, nahm die-se Prophezeiung immer mehr Gestalt an. Dort lernte er nämlich Marlene kennen, seine jetzige Frau. Die beiden heirateten nach sieben Monaten. Immer wenn sie über ihre Zukunft sprachen, kam Johnny wieder der Satz in den Sinn, der ihm in Toronto gesagt wurde: Eines Tages wirst du diese Botschaft deinem eigenen Volk verkünden. So entschließen sie sich, an der Bibelschule Wiedenest (Bergneustadt bei Köln) zu studieren und sich anschlie-ßend von der Deutschen Missionsge-meinschaft (DMG, Sinsheim bei Heidel-berg) in die Mission entsenden zu lassen. 1992 ist es so weit: Die Familie geht nach Beit Jala. Sie wohnt zunächst im Haus von Johnnys Familie. Bezeichnenderwei-se wird die Missionarsfamilie vor allem

wegen ihrer vier Kinder von den arabi-schen Nachbarn akzeptiert, bei denen der Wert der Frau mit der Anzahl der Kinder wächst. In einem angemieteten 100 Quadratmeter großen Ladenlokal veranstalten die beiden zunächst Kinder-stunden, in denen sie basteln und bibli-sche Geschichten erzählen. Das Interesse daran ist riesig. „Kamen anfangs viel-leicht 20 Jungen und Mädchen, waren es schon nach zwei Jahren mehr als 200“, er-zählt Marlene Shahwan.

Ein Bruder warnt vor dem anderenMit der Zeit entstanden Bibelgesprächs-abende und Jugendkreise. Im Sommer 1998 ließen sich 35 Jugendliche von John-ny Shahwan und dem Gemeindepastor im Jordan taufen. „Unter ihnen waren auch ehemalige Schläger und Alkoholi-ker“, erzählt er. „Sie hatten sich derma-ßen verändert, dass selbst ihre Eltern sie nicht wieder erkannten.“ Doch der grie-chisch-orthodoxen Kirche sind die Akti-vitäten der Shahwans ein Dorn im Auge. Johnnys eigener Bruder, der damals als Priester die orthodoxe Gemeinde in To-ronto betreute und inzwischen zurück war, besucht Eltern von Kindern und Ju-gendlichen und droht ihnen: Sollten sie weiter die Veranstaltungen seines Bru-ders besuchen, würde er die gesamte Fa-milie exkommunizieren – also aus der griechisch-orthodoxen Kirche ausschlie-ßen. Einer der Jugendlichen, die sich im Jordan taufen ließen, schleuderte dem Priester daraufhin empört entgegen: „Früher, als ich noch Drogen nahm, hast du mich nie besucht. Jetzt, wo ich die Bi-bel lese, kommst du und drohst uns.“

„Ich wusste nicht, ob wir das überleben“Bald darauf untersagt die Leitung des or-thodoxen Sportclubs der Familie, in ih-ren beliebten Sommercamps – an denen in den Sommerferien regelmäßig mehre-re hundert Kinder teilnehmen – Gottes Wort zu verkündigen. Shahwans begin-nen mit eigenen Kindercamps in ihren viel zu kleinen Räumen. Was dabei be-sonders fehlt, ist ein Garten. Ein neues Begegnungszentrum muss her und vor allem ein Spielplatz für die vielen Kinder. Das Ehepaar rührte bei der Deutschen Leseprobe auf

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Missionsgemeinschaft in Sinsheim die Spendentrommel. Im Juli 2000 konnte dann mitten im Zentrum von Beit Jala der erste öffentliche Spiel-platz mit 1.000 Quadratmetern Rasen, Spielfl äche und Bäumen eingeweiht werden. Doch wenige Monate später, im Oktober, begann die zweite soge-nannte Intifada – also der Aufstand der Palästinenser gegen die israeli-sche Militärbesatzung –, was den Bau des Begegnungszentrums fast un-möglich machte. „Da Beit Jala sehr nahe an der Grenze zu Israel liegt, ka-men jeden Abend fanatische Moslems aus dem Umland und schossen von hier auf israelisches Gebiet“, erzählt Marlene Shahwan. „Natürlich erwi-derten die Israelis das Feuer. Doch während die muslimischen Fanatiker dann wieder von hier verschwanden, mussten wir hier bleiben.“

Jesus soll jetzt wiederkommenDie Stimme der vierfachen Mutter be-ginnt noch heute zu beben, wenn sie davon erzählt. „Ein Mann aus unserer Stadt wurde von einer israelischen Ra-kete zerfetzt. Wir haben viele Abende in einem sicheren Raum im Erdge-schoss verbracht und das Glas der Fenster unseres Haus unter dem Be-schuss zersplittern hören. Und eine unserer Töchter sagte mir dabei: ‚Mama, ich will, dass Jesus jetzt wie-derkommt!’“ Marlene Shahwan: „Ich wusste nicht, ob wir das überleben.“ Doch warum ist das Ehepaar mit sei-nen Kindern nicht nach Deutschland zurückgegangen? „Johnny hätte mit seinem palästinensischen Pass nicht ausreisen dürfen, und alleine mit den Kindern wollte ich nicht gehen“, be-kennt sie freimütig, um dann hinzu-

zufügen: „Wie hätten wir außerdem den Menschen je wieder erklären sol-len, dass Gott ihnen stets nahe ist, wenn wir in einer solch scheinbar aus-weglosen Situation abgehauen wä-ren?“ Zwischen Oktober 2001 und Ok-tober 2002 verhängt Israel in Beit Jala an 168 Tagen eine Ausgangssperre – fast das halbe Jahr! „Das führte dazu, dass die Menschen irgendwann kein Geld und auch nichts mehr zu essen hatten“, erzählt das Ehepaar.

Wir mussten helfenAufgrund der zahlreichen Auslands-kontakte bekam es Spenden und Un-terstützung. „Uns war klar, dass wir damit den Menschen hier helfen mussten.“ 18 Monate lang packten sie regelmäßig Lebensmittelpakete, die Johnny dann unter Missachtung der Ausgangssperre verteilte. Mitunter setzte er dabei sein eigenes Leben aufs Spiel. So wurde einmal sein Wagen – Sekunden nachdem er ausgestiegen war – von Raketensplittern durchsiebt. „Hätte Gott nicht seine schützenden Hände über mich gehalten, hätte ich das nicht überlebt.“ In dieser Zeit fra-gen sich immer mehr Palästinenser, warum ein Christ sein Leben für sie riskiert. Viele von ihnen kommen heu-te regelmäßig ins christliche Zentrum „Beit Al Liqa’“.

Wunder auch von israelischer SeiteAber auch von israelischer Seite erleb-ten Johnny und Marlene Shahwan kleine „Wunder“, etwa bei den Bauar-beiten für das Begegnungszentrum. Da damals sämtliche Zufahrtswege abgesperrt waren, konnten auch keine Lastwagen mit Baumaterial in die kleine Stadt gelangen, sondern nur bis

zu den israelischen Checkpoints. Johnny ließ kurzerhand einen zweiten Laster aus Beit Jala kommen. Vor Ort lud man das Baumaterial mit einem Kran um. Als ein israelischer Soldat mit vorgehaltener Waffe wissen woll-te, was er da tue, antwortete er: „Ich brauche das Material, weil ich ein Haus für Gott baue.“ Der Israeli sei sprachlos gewesen und habe dann nur erwidert: „Okay, aber beeilt euch!“ Um das Zentrum möglichst rasch fer-tigzustellen, beschäftigte das Ehe-paar beim Bau auch zahlreiche ar-beitslose Palästinenser aus der Region. „Auf diese Weise bekamen sie nicht nur am Ende jeder Woche ihren Lohn und konnten ihre Familien ernähren“, sagt Marlene. „Das hat auch dazu geführt, dass sie sich bis heute sehr mit dem Begegnungszentrum identi-fi zieren.“

Für die Christen, die im Dreieck von Bethlehem, Beit Sahur und Beit Jala nur 13 % der Bevölkerung ausma-chen, ist das Begegnungszentrum mit dem modernen Gästehaus, dem klei-nen Café und den schattigen Terrassen ein beliebter Treffpunkt. Aber auch Muslime sind willkommen. „Sie ma-chen 20 bis 30 % der Besucher aus“, so Marlene Shahwan. „Beit Al Liqa’“ soll einen Beitrag zur Versöhnung in der Region leisten. „Unser Ziel ist es, dass die Menschen lernen, aufeinander zu-zugehen, wie auch Jesus auf andere zugegangen ist.“ Nur so sei Versöh-nung und damit Frieden möglich. P

b Stichwort: „Beit Al Liqa’“:Es ist als gemeinnütziger Verein bei der Palästinensischen Autonomie-behörde registriert und gehört zur Allianz evangelikaler Gemeinden im Heiligen Land. Das Zentrum fi nanziert sich größtenteils aus Spenden.Beit Al Liqa’ • P. O. Box 1147791114 Jerusalem/Israelwww.beitliqa.org

Deutsche MissionsgemeinschaftBuchenauerhof 2 • 74889 Sinsheimwww.dmgINT.de • 07265 959130

Das “Haus der Begegnung” und die Gründer des Zentrums: Marlene und Johnny Shahwan

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PRO & KON T R A 23

Ist das gut: Mit dem Kleinkind im Gottesdienst?GOTTESDIENST Sollten Eltern ihre kleinen Kindern zum Gottesdienst mitnehmen – oder sich lie-ber in einem Nebenraum aufhalten und von dort die Feier mitverfolgen, damit niemand gestört wird? Lesen Sie dazu ein Pro & Kontra.

PRO Kaum zu glauben: Die einen kämpfen für Gottes-dienste mit Tieren – die anderen gegen Kleinkin-

der im Gottesdienst. Kinder gehören in den Gottesdienst! „Lasset die Kinder zu mir kommen, denn ihnen gehört das Himmelreich!“, sagte Jesus – und wies seine Jünger deutlich zurecht, als sie Kinder von ihm fernhalten wollten.

Aus der Entwicklungspsychologie wissen wir, dass be-reits Säuglinge sehr viel durchs Hören lernen. Deshalb soll-ten sie gerade auch im Gottesdienst unbedingt dabei sein – wenn es für die Eltern möglich ist und die Geräuschkulis-se sich in Grenzen hält. Ich bin dankbar, dass unsere Ge-meinde uns diese Möglichkeit mit unseren fünf Kindern immer geboten hat.

Den Einwand, dass sich Eltern ohne ihre Kinder besser auf den Gottesdienst konzentrieren können, widerlegen meine Beobachtungen. Häufi g sind nicht die Kleinkinder

die Störfaktoren, sondern ein klingelndes Handy oder der tuschelnde Nachbar. Und natürlich können Kinder die Mit-menschen „stören“ – doch Gottesdienstbesucher, die im Liederbuch blättern, zum Fenster rausschauen und gedan-kenversunken die Wände anstarren, sind auch ohne Baby-geschrei nicht konzentriert. Die fehlende Konzentration im Gottesdienst ist ein Problem der Gesellschaft – das man-gelnde Verständnis für Kinderlärm auch.

Ich wünsche mir mehr Gemeinden, in denen Eltern sich nicht hinter Glasscheiben verstecken und in muffi gen Kin-derräumen verschanzen müssen, sondern wo sie ihre Babys in den Gottesdienst mitbringen dürfen – und notfalls auch einen Rückzugsraum haben. Damit setzen wir in einer zu-nehmend kinderfeindlichen Gesellschaft ein klares Signal. Oder wollen wir wirklich Gottesdiensträume mit Schildern versehen: „Hunde und Babys müssen draußen bleiben“? P

KONTRA Keine Frage: Wir wollen Kinder nicht „wegpacken“! Sie sind unsere – auch ge-

meindliche – Zukunft und gehören zu uns. Schön fi nde ich einen gemeinsamen Gottesdienstbeginn, am besten noch mit einem Kinderlied als Abschluss: Damit werden die Kinder der Gemeinde „sichtbar“, bevor sie in ihre Gruppen gehen.

Doch gerade Kleinkinder sind halt nicht immer „ruhig“ – und „stören“ dann den Gottesdienstverlauf. Die Unruhe von kleinen Kindern überträgt sich oftmals rasch auf die ganze Gemeinde. Die Banknachbarn werden nervös, man schaut angestrengt nach vorn oder blättert im Gesangbuch. Gerade Gemeindeglieder – oftmals Ältere – mit Hörgerät oder Kopfhörer leiden unter der hohen Geräuschkulisse schreiender Kinder besonders. Dann ist es schlicht ein Ge-bot der Rücksichtnahme, den Raum mit den quengelnden Kindern zu verlassen.

Doch nicht nur die Gemeindebesucher „leiden“ unter unru-higen Kindern, sondern auch der Pastor. Muss es erst so weit kommen – wie ich es ein Mal erlebt habe –, dass dieser die betreffenden Eltern bittet, den Raum zu verlassen, weil er sich auf seine eigene Predigt nicht mehr konzentrieren kann und in seiner Predigtfreiheit eingeschränkt ist? Welch un-angenehme, ja peinliche Situation für alle Anwesenden.

Ich plädiere dafür, vorhandene Eltern-Kind-Räume zu nutzen! Wird der Gottesdienst übertragen – und sind die Räume in gutem Zustand –, haben die Eltern eine gute Mög-lichkeit, Kinder und Predigt „unter einen Hut“ zu bekom-men. Und Gemeinden, die noch keine Alternative zum Got-tesdienstraum haben, sollten sich rasch darum kümmern. Solche Räume sind Ausdruck der Wertschätzung junger Familien, eine Visitenkarte einer Gemeinde, in der Kinder willkommen sind. Und nur eine familienfreundliche Ge-meinde kann wachsen und Außenstehende einladen! P

Die Unruhe von kleinen Kindern überträgt sich oftmals rasch auf

die ganze Gemeinde.

Kinder sollten unbedingt gerade auch im Gottesdienst dabei sein.

Pastor Heinrich Derksen (Bonn) ist Schul-leiter am Bibelseminar Bonn, wo der Baptist Praktische Theologie und neutestamentliche Exegese unterrichtet.

Pastor Burkhard Theis (Dietzhölztal/Mittel-hessen) ist Bundessekretär der Freien evange-lischen Gemeinden für die Region Mitte-West.

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Mitten in Köln am Rhein ankert ein Nachbau je-nes Schiffes, mit dem Noah, seine Familie und viele Tiere der Sintfl ut entkamen (1. Mose 7). Mit

70 Metern ist diese Arche etwa halb so lang wie das bibli-sche Original. Mit ihrem fensterlosen Rumpf und den Holzschnitzereien im Inneren gehört das außergewöhnli-che Schiff einem ungewöhnlichen Eigentümer: dem Fern-sehjournalisten und Puppenspieler Aad Peters aus Ooster-streek in den Niederlanden. Dort ist er durch seine Kinder-programme und durch Prominenteninterviews bekannt. Peters ist Christ, seit ihm 1974 auf einem Binnenschiff ein Schiffsjunge von Jesus Christus erzählte. Als Reporter be-reiste er später über 50 Länder und produzierte zahlreiche Filme – auch für christliche Sender. Im vergangenen Jahr hörte er davon, dass die sieben Jahre alte Arche, in der bis-her auf Plakaten Geschichten aus dem Alten und Neuen Testament ausgestellt wurden, zum Verkauf stand. Er er-warb das Schiff, baute das Innere aus und investierte über zwei Millionen Euro, um seiner Vision Gestalt zu geben: „die Bibel auf den Tisch zu bringen“. Anfang des Jahres öffnete die Arche während des Umgestaltungsprozesses in Rotterdam ihre Tore für Besucher. Die weitgehend fer-tiggestellte Ausstellung wird erstmals in Köln der Öffent-lichkeit vorgestellt. Peters will informieren und zum Nach-denken anregen. Sein Grundsatz: „Die Bibel redet selbst. Sie ist ein Teil unserer Kultur, und wir sollten unsere kul-turellen Wurzeln kennen.“ Und so präsentiert er biblische Geschichten mit viel Liebe zum Detail. Am Kölner Rhein-auhafen liegt die Arche direkt neben dem von Touristen

vielbesuchten Schokoladenmuseum. „Da will ich rein“, bit-tet ein kleiner Junge, der wohl eigentlich ins Schokoladen-museum sollte. Jetzt aber zieht er seine Mutter am Ärmel in Richtung des auffälligen Schiffes.

Das Ringen um die Anlegestelle und die GebührDass Peters diese gute Position für den schwimmenden Bi-belpark erhielt, war nicht selbstverständlich. Zuerst wurde dem Bibelschiff eine abgelegene Ankerposition 5 Kilome-ter außerhalb des Stadtzentrums zugewiesen. In den Rheinauhafen gelangte die Arche erst nach zwei Gesprä-chen zwischen Peters und dem Kölner Oberbürgermeister Jürgen Roters (SPD) sowie nach Verhandlungen mit dem Hafenmeister über eine fi nanzierbare Anlegegebühr.

Mit der historischen Arche hat das Innere des Schiffes indes wenig gemein. An echten Tieren fi nden sich nur ei-nige Zwergkaninchen auf dem Außendeck. „Das dunkle Schiff eignet sich nicht für lebende Tiere“, sagt Peters und zeigt seine „Kuscheltierecke“ mit großen Stofftieren, die insbesondere die ganz jungen Besucher der Arche anspre-chen sollen. Ansonsten sind die Figuren des schwimmen-den Museums von tschechischen Kunsthandwerkern auf-wendig aus Holz gestaltet und anspruchsvoll arrangiert.

Viele überraschende DetailsPeters – der kreative Kopf der Ausstellung – arbeitet mit wiederkehrenden Symbolen. Der Besucher wird vom obe-ren Deck des Schiffes über 4 Stockwerke geleitet und be-gegnet auf allen Ebenen dem „Baum des Lebens“. Ein wei-

Die Arche – mitten in KölnBIBLISCHE GESCHICHTE Wer dieses ungewöhnliche Schiff im Kölner Hafen liegen sieht, weiß sofort: Das soll die Arche sein. Achim Halfmann hat sich in dem schwimmenden Kasten umgeschaut.

Der Nachbau der Arche Noah im Kölner Rheinauhafen Der Niederländer Aad Peters ist Besitzer der Arche.

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teres wiederkehrendes Zeichen ist ein mit Nägeln gespick-tes Bleiband, das ebenfalls die Arche durchzieht und die Sünde symbolisiert.

Es sind die vielen überraschenden Details und die aus-drucksstarken Holzfi guren, die den Aufenthalt so beson-ders machen. Der Besucher wird durch eine Ausstellung zur biblischen Geschichte geführt, die mit Adam und Eva im Paradies beginnt. Eindrucksvoll sind die Gesichter von Kain – bitter entschlossen – und Abel – fröhlich fragend – gestaltet. Noah ist in der langen Arche auf einem Tretroller unterwegs, bei seiner Frau fällt ins Auge, dass ihr Leib ei-nem Vogelkäfi g gleicht. Der kindlich-unschuldig wirkende David blickt auf einen grimmig-entschlossenen Goliath. Besonders dramatisch wirkt die Szene, in der König Salo-mo einen Säugling unter zwei streitenden Frauen aufteilen lassen will. Und voller hintergründiger Aussagekraft er-scheint in einem nächsten Raum die erschlaffende Figur des alten Salomo, den sein Götzendienst und die Ehen mit heidnischen Frauen ermüdet haben.

Was die Arche alles erreichtEin kleines Theater und ein Restaurant laden zum Verwei-len in der Arche ein – und bieten Raum für Gespräche, die sich nach dem Rundgang durch den Schiffskörper häufi g um den Glauben und die Bibel drehen. „Das ist schon be-eindruckend“, beginnt dort ein älterer Herr die Unterhal-tung mit seinen Begleiterinnen. „Aber ob das auch alles so passiert ist?“ Peters erreicht mit der Arche, was er erreichen will: Seine Besucher lassen sich von den biblischen Szenen ansprechen und zum Nachdenken inspirieren.

Noch bis September 2012 vor Anker in KölnUrsprünglich sollte die Arche nur bis Oktober in Köln blei-ben. Nun wurde ihr Aufenthalt verlängert – mindestens bis zum September 2012 ist sie dort zu besichtigen. In dieser Zeit wird es auch Sonderprogramme geben, etwa in der

Weihnachtszeit. Begleitet wird die Ausstellung von einem kleinen Team, darunter Peters Frau und zwei seiner Kinder.

Wer will auf der Arche mitarbeiten?Aad Peters würde sich freuen, auch Christen aus Köln und Umgebung für die Mitarbeit in der Arche zu gewinnen. Das Team will in den kommenden Monaten insbesondere Schulklassen auf die Arche einladen und Schüler mit den biblischen Geschichten bekanntmachen. Bisher haben durchschnittlich 400 Menschen pro Tag die Arche besucht. Durch Schulklassen könnte sich der Besuch weiter steigern.

Mit 12,50 Euro liegt der Eintrittspreis der Arche deutlich über dem des benachbarten Schokoladenmuseums. Da macht sich bemerkbar, dass die schwimmende Ausstellung ohne öffentliche Zuschüsse auskommen muss. Während die Arche in Köln ankert, arbeitet Peters weiter am Innenaus-bau. Derzeit wird die Szene mit dem in seinem Körbchen auf dem Nil schwimmenden kleinen Mose ausgestaltet. P

Öffnungszeiten und Preise: Mo.–Fr.: 10–18 Uhr; Sa., So. & Feiertage: 10–19 UhrErwachsene: 12,50 € (Mo.–Fr.) bzw. 14,- € (Sa.–So.)Kinder von 3 bis 12 J.: 7,50 € (Mo.–Fr.) bzw. 8,50 € (Sa.–So.)Kinder bis 2 Jahre frei. Für Gruppen und Schulklassen ab 20 Personen gelten Sonderpreise.www.diearchenoah.com • [email protected]

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Biblische Szenen an Bord der Arche: Links die Versuchung von Adam und Eva, rechts das Werbeplakat für die schwimmende Bibelausstellung.

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idea: Herr Dr. Diener, was ist für Sie Evangelische Allianz?Michael Diener: Ein dem Leib Christi entspre-

chendes verbindliches Miteinander von Christinnen und Christen.

Was heißt das konkret?Wir haben im Rahmen der Evangelischen Allianz eine lan-ge gemeinsame Geschichte und eine sogenannte Glaubens-basis. Wir sind im Tiefsten immer zu verstehen gewesen als eine Bewegung, die sich auf die Grundelemente christ-lichen Glaubens gestützt hat. Dabei meine ich Christen aus Landes- und Freikirchen gleichermaßen. Zugleich ist die Evangelische Allianz im weitesten Sinne eine Vereinigung evangelikal geprägter Christenmenschen.

Was eint Evangelikale und Katholiken?Der Deutschlandbesuch von Papst Benedikt XVI. war in den letzten Tagen Thema Nummer eins. Was eint Evangelikale und Katholiken, was trennt sie?Es gibt ein uns einigendes Grundvertrauen und Grundver-ständnis von der Bibel als Wort Gottes, als Heilige Schrift. Es gibt in meinen Augen auch weitreichende Übereinstim-mungen in Fragen der Rechtfertigung; wie weit die gehen, ist auch im evangelikalen Bereich umstritten. Nach mei-nem Verständnis ist noch ein Weg zu gehen, bis wir mit einer gemeinsamen Terminologie formulieren können, was die Mitte des Glaubens in Jesus Christus wirklich ist. Was uns aber defi nitiv eint, sind sehr viele Übereinstimmungen in ethischen Fragen. Und nicht wenige evangelikale Chris-ten blicken diesbezüglich dankbar auf Verlautbarungen der katholischen Kirche. Durch Papst Benedikt XVI. und seine Jesus-Bücher hat der katholische Glaube sicher für viele Christen in Deutschland eine fassbarere Gestalt ge-wonnen. Was er darin formuliert, ist in vielen Teilen das, was auch evangelische Christen glauben.

Warum werden Sie nicht katholisch?Warum werden Sie nicht katholisch?

Weil es doch nach wie vor erhebliche Unterschiede in der Lehre gibt. Das fängt an bei der Doppelstellung von Wort und Tradition in der katholischen Kirche. Das geht weiter mit dem Amtsverständnis oder etwa der Rolle Marias und der Heiligenverehrung. Hinzu kommen die jetzt wieder deutlich gewordenen Ablassfragen. All das rührt in mei-nen Augen daher, dass in der katholischen Kirche neben die Schrift die Tradition getreten ist. Für mich kommt ein Übertritt in die katholische Kirche nicht infrage.

Für viele gilt die evangelische Kirche als liberal, die katholische als konservativ. Welche Rolle kann die Evangelische Allianz da als Brückenbauer spielen?Zunächst einmal müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass die katholische Kirche mit der evangelischen nicht auf Au-genhöhe umgeht. Wie das im Umgang mit einer Bewegung wie der Evangelischen Allianz sein soll, ist schwer zu sa-gen. Nun haben ja gerade der Päpstliche Rat für den inter-religiösen Dialog, der Ökumenische Rat der Kirchen und die weltweite Evangelische Allianz eine gemeinsame Er-klärung – eine Art Verhaltenskodex zum christlichen Zeugnis in der multireligiösen Welt – verabschiedet und veröffentlicht. Das halte ich für sehr hoffnungsvoll. Wir als Allianz wollen uns bemühen, von der Einheit des Leibes Christi her auch katholischen Christen gegenüber offen und einladend zu sein. In diesem Zusammenhang muss unsere evangelische Kirche auch immer wieder darauf hingewiesen werden, dass sie sich in ethischen Fragen auf Positionen begibt, die ökumenisch längst nicht mehrheits-fähig sind. Nicht wir sind in vielen ethischen Fragen als sogenannte Evangelikale in der Minderheitenposition, son-dern weltweit betrachtet sind es die europäischen evange-lischen Kirchen.

Also sind die Evangelikalen stärker geworden?Nicht die Evangelikalen. Aber es gibt weltweit immer noch einen breiteren christlichen Konsens in ethischen Fragen, als das von den evangelischen Kirchen in Europa und spe-ziell in Deutschland wahrgenommen und vertreten wird.

Wir wollen andere wiedergewinnenDEUTSCHE EVANGELISCHE ALLIANZ Bei der größten Vereinigung evangelikaler Christen in Deutschland steht ein Wechsel bevor: Am 23. September ist Dr. Michael Diener (Kassel) zum neuen, ab 1. Januar amtierenden Vorsitzenden der Deutschen Evangelischen Allianz gewählt worden. Er wird Nach-folger von Jürgen Werth (Wetzlar), Vorstandsvorsitzender von ERF Medien. Diener ist im Haupt-amt Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes (Vereinigung Landeskirchlicher Gemeinschaften). Die idea-Redakteure in Deutschland – Helmut Matthies und Matthias Pankau – sprachen mit ihm nach seiner Wahl durch den Hauptvorstand der Allianz in Bad Blankenburg.

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Wir wollen uns erweiternBei Ihrer Vorstellung sagten Sie, Sie möchten die Basis der Deutschen Evangelischen Allianz erweitern. Wie stellen Sie sich das vor? An welche Gruppen denken Sie da?Mein Eindruck ist, dass wir in der Evangelischen Allianz den einen nicht fromm genug sind, den anderen dafür viel zu fromm. Niemand kann es allen recht machen. Aber wir sollten uns bemühen, von der Allianz distanzierte Men-schen, beispielsweise Multiplikatoren aus Landes- und Freikirchen, wieder vermehrt an den regionalen Allianz-tisch einzuladen. Allianz gilt weithin als evangelikal. Das soll sie auch sein. Aber evangelikal hat eben auch einen ganz weiten evangelischen Anteil. Den möchte ich gern in den Mittelpunkt stellen.

„Aus dieser Falle müssen wir heraus“Nun ist auch manchen Pfarrern das Glaubensverständnis der Evangelischen Allianz zu eng. Wenn Sie die gewinnen möch-ten, müssen Sie dann inhaltlich nicht Zugeständnisse machen?Ich weiß nicht, ob das Verständnis der Allianz als Bibel-, Gebets- und Christusbewegung der entscheidende Punkt ist, warum Menschen sich distanzieren. Wenn das so wäre, dann können wir unsere Substanz natürlich nicht aufgeben. Damit würden wir das Wesen der Evangeli-schen Allianz selbst infrage stellen. Ich habe eher den Ein-druck, dass man der Allianz eine gewisse einseitige Kon-zentration auf spezielle ethische Fragen nachsagt, etwa bei der Abtreibung. Fragen des Lebensrechts und des Le-bensschutzes sind elementar wichtig. In der Öffentlich-keit kommt das allerdings leider oft so an, als würden sich evangelikale Christen um Kinder sorgen, bevor sie gebo-ren sind, und die anderen um diejenigen, die dann – Gott sei Dank – noch geboren wurden. Aus dieser Falle müs-sen wir heraus.

Als Dekan in Pirmasens war ich mitverantwortlich für zwei Lebensberatungsstellen. Dort gab es auch Kon-fliktberatung nach §218. Und die Mitarbeitenden waren sehr motiviert, bei Ergebnisoffenheit trotzdem zum Le-ben hin zu beraten, zu helfen, zu unterstützen. Im evan-

gelikalen Lager ist das eine strittige Frage, ob es solche Konfliktberatungsangebote in der evangelischen Kirche geben soll. Ich sage aufgrund meiner Erfahrung: Ja, weil wir sonst Frauen in schwierigen Situationen alleinlassen und dem ungeborenen Leben unter den momentan gel-tenden gesetzlichen Bedingungen nicht wirklich helfen. Hier wünsche ich mir – bei ganzem Einsatz für das un-geborene Leben – eine differenziertere Sicht im evange-likalen Lager.

Wir wollen „Links“ und „Rechts“ zurückgewinnenDie Evangelische Allianz hat ja nicht nur am linken Rand Menschen verloren, sondern auch am rechten. Wollen Sie die auch zurückgewinnen?Ja, selbstverständlich. Trotz aller Angriffe, die auch dieses Interview wieder auslösen wird, gehören Menschen mit sehr konservativen Positionen zu uns. Zugleich gilt: Wer alle auf allen Seiten zurückgewinnen will, wird sich über-nehmen. Allerdings ist die Evangelische Allianz bis heute keine Institution, die Organisationen verbindet, sondern sie verbindet Personen. Und das ermutigt mich, in beide Richtungen zu arbeiten. Ich möchte fragen: Ist der Leib Christi nicht größer als unsere eigene Position? Und sollten wir uns um dieser Einheit des Leibes willen nicht stärker umeinander bemühen – auch wenn uns der eine vielleicht zu konservativ, der andere zu liberal ist?

Ist die Allianz für Sie ein evangelikaler Dachverband? Ich denke, man kann ohne weiteres sagen, die Evangeli-sche Allianz ist eine Vereinigung evangelischer Chris-tinnen und Christen mit evangelikaler Prägung. Sie heißt bis heute ja auch bewusst „Evangelische“ und nicht „Evangelikale Allianz“. Wenn „evangelikal“ ausgren-zend verstanden wird, wenn dieses Wort nicht auch ein-schließt, ein ganz großes gemeinsames evangelisches Gut zu haben, dann halte ich den Begriff für schwierig. Wir können als Evangelische Allianz das Wort evange-likal nicht sagen, ohne die breitere Heimat evangelisch mit zu meinen.

Michael Diener mit Frau Eveline

Wer ist Michael Diener?Geistlich aufgewachsen ist er in der Stadtmission Pirmasens. Theologie studierte er zunächst im Geistlichen Rüstzentrum Krelingen (Walsrode), dann in Heidelberg, Erlangen, Tübingen und Denver (US-Bundesstaat Colorado), wo er ein lutherisches wie auch ein baptistisches Theologisches Seminar besuchte. Seine Ehefrau Eveline, mit der er zwei Kinder hat, stammt aus einer Baptistengemeinde. Von 1990 bis 1993 arbeitete der Theo-loge in Heidelberg an seiner Dissertation über den langjährigen Gnadauer Präses Walter Michaelis (1866-1953). Um auch die frei-kirchliche Situation in Deutschland besser kennenzulernen, war er – als Landeskirchler – gleichzeitig vier Jahre lang Mitglied und Ältester einer Freien evangelischen Gemeinde in Heidelberg. Von 1996 bis 2005 war er Pfarrer an der Pirmasenser Johanneskirche, anschließend Dekan und Pfarrer an der dortigen Lutherkirche.

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Wo liegt der Unterschied zwischen evangelisch & evangelikal?Was ist denn für Sie der Unterschied zwischen evangelikal und evangelisch?Kennzeichnend für Evangelikale sind in meinen Augen das Verständnis der ganzen Heiligen Schrift als Wort Got-tes, ein klares Bekenntnis zu Jesus Christus als Gottes Sohn und Erlöser der ganzen Welt, ein starkes missionarisches Anliegen, das sich auch in der Betonung von Bekehrung und Wiedergeburt zeigt, die aktive Teilhabe in einer Ge-meinde sowie gemeinsame Überzeugungen in wichtigen ethischen Fragen.

Sie sind ja eigentlich der ideale Allianz-Mann, weil sie weder typisch landes- noch typisch freikirchlich sind. Sie waren Äl-tester einer Freien evangelischen Gemeinde, dann Dekan, und sind weiterhin Pfarrer der pfälzischen Landeskirche. Wie kam das?Damit da keine Zweifel aufkommen: Ich bin ein durch und durch in meiner evangelischen Landeskirche verwurzelter Pfarrer. Dennoch haben meine eigenen Lebenserfahrungen mich immer dankbar, respektvoll und kooperativ das Mit-einander aller Christinnen und Christen suchen lassen. So gesehen war und bleibe ich mit Leib und Seele „Allianz-mann“. Meine Frau hat einen freikirchlich-baptistischen Hintergrund, weshalb wir uns entschieden haben, für ei-nige Jahre ganz bewusst in einer Freien evangelischen Ge-meinde mitzuarbeiten. Die Gemeinde war damals im Auf-bau begriffen. Als wir anfi ngen, hatte sie etwa 20 Mitglie-der, als wir gingen, waren es wohl um die 400. Das war eine ganz spannende und wichtige Phase meines Lebens. Und natürlich gibt es Momente, in denen man sich fragt: Könnte das deine Heimat sein? Aber da ist mir ganz schnell klar geworden, dass ich meine Heimat schon habe. Ich bin ein Landeskirchler.

Warum?Zum einen wegen der reformatorischen Theologie. Aber ich bin auch dankbar für das Konzept einer presbyterial-synodalen Kirche, also einem Verständnis, das die Kirche von der Basis der Gemeinde her auslegt und deutet und demokratische Grundstrukturen setzt. Ich bin auch dank-bar, dass evangelische Kirche sich immer als Volkskirche verstanden hat – also für alle Menschen offen war. Diese Weite die Verortung im gesellschaftlichen Leben liebe ich an meiner Kirche. Und auch das will ich als Allianzvorsit-zender nicht verschweigen: Bei aller Achtung der Unter-schiede in der Tauffrage bin ich doch ein Vertreter einer verantwortungsvoll gebrauchten Kindertaufe.

Ihre Kinder sind als Babys getauft?Ja.

Bisher sagte die Allianz immer, sie sei die älteste ökumenische Bewegung. Nun gibt es aber seit Kriegsende die Arbeitsgemein-schaft Christlicher Kirchen (ACK), die auch die katholische und die orthodoxe Kirche mit einschließt. Ist die Allianz damit abgelöst worden?Es hat immer Versuche gegeben, das Miteinander von Christen noch einmal auf einer anderen Basis darzustellen. Ich begrüße jeden dieser Versuche, ökumenisch miteinan-der ins Gespräch zu kommen. Ich glaube aber nicht, dass die Evangelische Allianz als Bündnis und als Verbindung von Einzelpersonen durch die viel stärker an institutionel-len Kirchen orientierte ACK ersetzt werden kann.

Wo sehen Sie den Unterschied zwischen Allianz und ACK?Die Allianz verbindet Personen, die ACK Kirchen und dann gibt es gewiss auch unterschiedliche inhaltliche Akzente. Die ACK würde wohl meiner Formulierung zur Allianz „so evangelisch wie möglich, so evangelikal wie nötig“ nicht widerspruchslos zustimmen …

Ein Priester als Allianzvorsitzender?Welche Möglichkeiten sehen Sie, auch Adventisten und Ka-tholiken mit ins Boot zu holen?Da sind im Hauptvorstand der Evangelischen Allianz noch intensive Diskussionen nötig. Persönlich als Michael Die-ner sage ich aber, dass das Bekenntnis zu Jesus Christus Menschen zu Christen macht, und dass ich mit all den Menschen, die zum Leib Christi gehören, auch gerne beten möchte. Ob das dann gleich eine qualifi zierte Arbeitsge-meinschaft bedeutet, das kann und möchte ich nicht allein entscheiden. Auch muss hier zwischen Adventisten und Katholiken deutlich unterschieden werden.

Können Sie sich einen katholischen Priester als örtlichen Al-lianzvorsitzenden vorstellen?Zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht – aufgrund der nach wie vor vorhandenen Distanz zwischen evangelischer und

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Zweievangelikale Dachverbände

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katholischer Kirche und Lehre. Mir ist aber auch kein Fall bekannt, in dem das mal zur Debatte gestanden hätte.

Homosexuelle Pfarrer: Der Einzelfall entscheidetDer Paragraf 39 des neuen Pfarrdienstrechts der EKD sorgt für Unruhe. Er ermöglicht es den Landeskirchen, das Pfarrhaus für homosexuelle Partnerschaften zu öffnen. Was würden Sie einem Gemeindeglied sagen, das die Gemeinde wechseln will, weil der neue Pfarrer homosexuell ist und dies leben möchte?Wenn ich es recht sehe, bewegt dieser Paragraf nur einen be-stimmten Teil der evangelischen und evangelikalen Christen. Außerhalb spielt dieses Thema keine entscheidende Rolle.

Aber gerade in den Landeskirchlichen Gemeinschaften – also im Pietismus – gibt es deswegen große Sorgen.Ja, einerseits gibt es große Betroffenheit, andererseits aber auch eine gewisse Müdigkeit, diese Thematik immer wie-der zu behandeln. Ich denke, man kann nicht allgemein entscheiden. Es muss der Einzelfall gelten. In manchen Fäl-len erscheint es mir wichtig, Christen an die altkirchliche Wahrheit zu erinnern, dass die Wirkung von Wort und Sa-krament nicht abhängig von der Würdigkeit des Überbrin-gers gemacht werden kann. Was uns im Glauben geschenkt wird, kommt von Christus her. Wenn das anders wäre, wer könnte da noch vor einer Gemeinde stehen?

Raten Sie einer solchen Person, in der Gemeinde zu bleiben?Wie gesagt, es kommt auf den Einzelfall an. Grundsätzlich aber ist für viele pietistisch oder evangelikal geprägte Men-schen dieser offensichtliche Bruch mit biblischer Ethik so gra-vierend, dass ich zum Wechsel der Gemeinde raten würde.

Nicht aus der Volkskirche austreten!Kann die Diskussion um den Umgang mit homosexuellen Pfar-rern zu Zerreißprobe für die evangelische Kirche werden?Ich denke, dass das Thema Homosexualität insgesamt eine gewisse Sprengkraft hat. Ich würde das gar nicht am Pfarr-dienstgesetz fest machen. Das Thema birgt die Gefahr, kurz- mittel- und langfristig zur Entfremdung zwischen Kirche und Evangelikalen, auch aus der Gemeinschaftsbewegung, beizutragen. Unsere Devise ist, dass – wo immer Landeskir-chen die Thematik behandeln – wir uns mit unserer Position zu Wort melden. Und das fi ndet auch Beachtung. So hat etwa die badische Landeskirche auf eine entsprechende gesetzli-che Regelung verzichtet, weil sie um des magnus consensus willen eine ablehnende evangelikale Minderheit nicht an den Rand drängen wollte. Wir ermutigen dazu, sich beim Thema Homosexualität deutlich zu Wort zu melden, in der Kirche aufzutreten, aber nicht aus der Kirche auszutreten. Wir sagen aber auch, dass wir Menschen, die wegen dieser Frage aus Gewissensgründen aus der Kirche austreten, die geistliche Versorgung in unseren Gemeinschaften gewähren werden.

Homosexualität: Was vertreten Sie als Allianzvorsitzender?

In dieser Frage gibt es zwischen dem Präses des Gnadauer Verbandes und dem Allianzvorsitzenden keinen Unter-schied. Unsere Überzeugung ist, dass wir aufgrund des eindeutigen biblischen Zeugnisses kein Ja zu praktizierter Homosexualität sagen können. Aus Gewissengründen sind wir auch an all das gebunden, was aus dem biblischen Nein zu praktizierter Homosexualität folgt. Wir können nicht Ja sagen zu homosexuellen Beziehungen im Pfarrhaus oder bei freikirchlichen Pastoren. Wir können nicht Ja sagen zu Segnungen Homosexueller in Landes- oder Freikirchen. Doch über diese klare Position hinaus müssen wir natürlich einen seelsorgerlichen Umgang entwickeln im Umgang mit Menschen, die homosexuell empfi nden oder leben.

Was heißt das?Wenn wir über das Thema reden, sollten wir das so tun, dass es von der Liebe Christi bestimmt ist. Gott liebt auch Homo-sexuelle. Wir vertreten, dass Gott die Sünde hasst, aber den Sünder liebt. Und das muss in der Art und Weise, wie wir mit diesem Thema umgehen, auch deutlich werden. Wir müssen auch unterscheiden zwischen praktizierter Homo-sexualität und einer eventuell vorhandenen Veranlagung oder Prägung, die aber nicht grundsätzlich ausgelebt wird. Ich kenne solche Fälle aus dem Bereich der Gemeinschaften und der Allianz. Hier sollten wir versuchen, Hilfen anzu-bieten, die den Menschen einen Verbleib in ihren geistlichen Bezügen und in ihrer Gemeinschaft ermöglichen.

Ein homosexueller Allianzvorsitzender?Wenn ein örtlicher Allianzvorsitzender als Homosexueller le-ben wollte, könnte er dann im Amt bleiben?Nach meinem Verständnis nicht. Praktizierte Homosexua-lität halte ich für ein Ausschlusskriterium für leitende Mit-arbeiter in Allianz oder etwa der Gemeinschaftsbewegung. Allerdings müssen wir das Thema der Homosexualität in eine Sexualethik einbetten, die auch andere Themen behan-delt. Wir können nicht hier Kriterien anwenden, die uns in anderen sexualethischen Fragen nicht interessieren.

Was heißt das konkret?Das betrifft etwa das Zusammenleben von Jugendlichen vor der Ehe ebenso wie das so genannte Alterskonkubinat, wenn Menschen im Alter zusammenleben, ohne verheira-tet zu sein. Das Geschenk der Sexualität gehört in eine le-benslange verbindliche und öffentlich geführte Ehe von Mann und Frau. Wer außerhalb dieser steht, ist nach der biblischen Botschaft zur Enthaltsamkeit angehalten. Das ist ein richtig schwerer Satz, dessen Bedeutung für das Le-ben vieler Menschen mir schmerzhaft bewusst ist. Aber zu einer solchen Lebenshaltung sind dann alle zu ermutigen, nicht nur Homosexuelle. Wir können nicht auf dem einen Auge scharf sehen und auf dem anderen blind sein.

Vielen Dank für das Gespräch! P

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Diese Ausstellung entlässt den Besucher fröh-lich. Sie verführt zum Staunen, sie macht klüger – und sie lehrt, die Welt wieder mit Kinderaugen

zu sehen. Gezeigt werden echte und vermeintliche Expo-nate des Wunderbaren: Eine Videoinstallation zeigt das magische Licht der Sonne in Großaufnahme, die sieben Weltwunder – aber auch die mörderische „Wunderwaffe“ V2, die im Zweiten Weltkrieg das nationalsozialistische Regime retten sollte. In einem Raum schwirren, an Fäden aufgehängt, 54 Zauberstäbe aus den „Harry Potter“-Filmen durch die Luft. Eine Fotokünstlerin dokumentiert mit ih-ren Aufnahmen die Kreativität und Einzigartigkeit jedes Menschen. Das Wunder liegt wie häufi g im Detail.

Was das alles mit dem christlichen Glauben zu tun hat? „Das Wunder ist eine Öffnung in der Welt“, sagt der Kurator der Ausstellung, Daniel Tyradellis. Für ihn ist das Wunder etwas, „was nicht in das bestehende Weltbild hineinpasst“.

Wie die Kunst aus dem Christentum entstandHaben Aufklärung und Rationalismus nicht alle Winkel dieser Welt ausgeleuchtet und entmystifi ziert? Ist die Mo-derne nicht längst entzaubert? Von wegen! Denn Wunder – das zeigt diese Ausstellung – sind nicht totzukriegen. Für Tyradellis besteht zudem ein enger Zusammenhang zwi-schen dem christlichen Glauben und der Kunst des Abend-landes: Sie ist entstanden, um dem christlichen Wunder ein angemessenes Bild zu verleihen. Die Fähigkeit, sich zu wundern, sei auch heute nötig: Sie treibt den Menschen an, das Neue, Fremde, Unbekannte wahrzunehmen und ver-stehen zu lernen. So führt das Wundern auch zu neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen – und unglaublichen Kunstwerken.

Ehrfurcht vor dem Sternenhimmel: 30.000 leuchtenZum Beispiel zur 400 Kilogramm schweren Buchenholz-Kugel des japanischen Künstlers Hiroyuki Masuyama. Drei Jahre arbeitete er an seinem Werk. In der Kugel sollen 30.000 Sterne leuchten. Also zieht man die Schuhe aus und steigt durch eine schmale Luke in die Kugel hinein. Masu-yama schließt von außen die Luke. Tatsächlich: Man liegt in der Kugel, umfangen von Dunkelheit, schaut auf ein täu-schend echtes Sternenpanorama und fühlt sich an den gro-ßen Satz des Philosophen Immanuel Kant (1724–1804) er-innert: „Zwei Dinge erfüllen das Gemüt mit immer neuer und zunehmender Bewunderung und Ehrfurcht, je öfter und anhaltender sich das Nachdenken damit beschäftigt: der gestirnte Himmel über mir und das moralische Gesetz in mir.“

Das größte Wunder aller ZeitenKein Zufall ist es, dass zum Begleitprogramm ebenso ein Gottesdienst in der Ausstellungshalle gehört wie eine Dis-kussion mit dem katholischen Erzbischof Werner Thissen (Hamburg). Neben den modernen Ausstellungsstücken erinnern alte Gemälde an biblische Schlüsselereignisse – etwa an den Turmbau zu Babel, bei dem Gott die Sprachen verwirrte, oder an die Herabkunft des Heiligen Geistes zu Pfi ngsten, der die Menschen wieder zusammenführte. Ge-zeigt wird auch Caravaggios berühmtes Bild von 1602 des „ungläubigen Thomas“, der dem auferstandenen Jesus Christus den Finger in die Wunde legt. Denn dass ein To-ter wieder lebendig wird – das ist das größte Wunder! P

b Ort: Deichtorhallen Hamburg • Zeit: bis 5. Februar 2012www.deichtorhallen.de • 040 321030

Die Wieder-entdeckung

des Wunders

AUSSTELLUNG Kann man als aufgeklärter Mensch noch an Wunder glauben? Ja, behaupten die Ma-cher der Ausstellung „Wunder“ in den Hamburger Deichtorhallen. Sie zeigt, welche Bedeutung das Unerklärliche in Kunst, Wissenschaft und Religion hat. idea-Reporter Karsten Huhn war dort.

Das Wunder der Auferstehung: Der „ungläubige Thomas“ legt seinen Finger in die Wunde Christi. Gemälde von Michelangelo Merisi da Caravaggio (1571–1610)

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DIE KLEINE K A NZEL 31

Heiner Martin Henny (Liestal bei Basel) ist Unternehmer und Verlagsleiter von idea Schweiz.

» Es müssen ja Ärgernisse kommen, doch wehe dem Menschen, durch

welchen Ärgernis kommt. « Matthäusevangelium 18,7

Weil Satan der Fürst dieser gefallenen Welt ist, bleibt niemand vor Ärgernissen verschont. Gerade den treuesten Zeugen der Kirchengeschichte wur-

den besonders schwierige Lebenssituationen zugemutet. Ihr vorbildhafter Lebenswandel brachte ihnen nicht nur Ansehen, sondern oft auch Verachtung, teilweise Verfol-gung und Martyrium. Doch wir haben die frohe Zuversicht von Paulus, der in Römer 8,28 schreibt, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen müssen! Aus einer zeitlichen Distanz gesehen, erweisen sich viele einst unver-ständliche und schwere Lebensführungen letztlich als et-was Gutes. Dies ist Gottes unfassbare Regierungsweisheit: Er wandelt bei seinen Kindern alles negativ Erscheinende in Gutes um. Das entbindet uns jedoch nicht von der Ver-antwortung, Ärgernisse, die andere Menschen treffen kön-nen, vermeiden zu helfen. Sehr viel Übles kann durch Christen gemildert werden, wenn wir Notleidenden helfen,

Schwache stärken, Kranke pfl egen. Wo sich uns die Gele-genheit bietet, sollen wir auch als Friedensstifter auftreten.

Ärgernisse für andere vermeidenUnd so groß der Lohn für den ist, der seinem Mitmenschen hilft – so groß ist auch der Zorn Gottes über alle, die durch ihr Verhalten andere zu Ärger und Boshaftigkeit verleiten. „Wehe dem Menschen …“ sagt Jesus in aller Schärfe. Es beschämt mich immer wieder, wie viele Menschen, die ei-nen persönlichen Glauben an Jesus Christus ablehnen, als Entschuldigung „Ärgernisse“ anführen, die durch soge-nannte Christen verursacht wurden. Wir haben eine enor-me Verantwortung, wie wir uns den Mitmenschen gegen-über verhalten – und wir werden einmal Rechenschaft da-rüber ablegen müssen, wenn sie sich berechtigterweise über uns geärgert und wir ihnen dadurch den Weg zum ewigen Leben verbarrikadiert haben! P

Verantwortung übernehmen!

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PORTRÄT

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In der guten Stube fällt der Kalender ins Auge: „Gott verwandelt den Sturm in

Stille, und es legten sich die Wellen“ (Psalm 107,29). „Wir erlebten manchen Sturm, bis wir endlich ein Paar wur-den“, erinnern sich Marianne und Beat Neuenschwander. „Gott hat die Wel-len um uns herum geglättet und uns einen tiefen Frieden geschenkt.“ Die Stürme bleiben auch heute nicht aus. „Aber Gott lenkt das Lebensschiff. Er richtet uns immer wieder auf.“

Marianne ist auf einem Bauernhof in der Nordostschweiz aufgewachsen, nahe der Grenze zu Deutschland. Mit 16 Jahren erfuhr ihre idyllische Welt einen Riss: Ihr Bruder starb nur 28-jährig an einem Herzversagen. „Ih-ren 1. Hochzeitstag verbrachte meine Schwägerin als Witwe. Warum lässt Gott so etwas zu?“, fragte sie sich.

Seit jeher liebte Marianne die Berge und Seen. Sie heiratete und zog in die bernischen Voralpen um. Das Glück dauerte nicht lange. Mariannes Mann duldete den Glauben seiner Frau nicht. „Immer wieder hatte ich probiert, es den Kindern zuliebe auszuhalten. Nach 20 Jahren ging es einfach nicht mehr.“ Der Umzug von einem grossen Bauernhaus in eine kleine Wohnung bedeutete trotz der plötzlichen Enge einen Befreiungsschlag. Die dreifache

Mutter stieg wieder in die Pfl ege ein. Hier folgte der nächste Schlag: „Ich verunfallte bei der Arbeit und fand mich im Spital wieder.“ Nach ihrer Entlassung erlitt sie einen Hirnschlag und musste erneut hospitalisiert wer-den. Seither geht Marianne Menschen-ansammlungen aus dem Weg, sucht Gott in der Stille. „Früher besuchte ich Gott in der Gemeinde. Heute besucht Gott mich im Programm von christli-chen Radiostationen.“

Das Unmögliche wird möglichWährend vieler Jahre betete sie: „Wenn ich noch einmal mit einem Mann glücklich werden darf, dann schenk ihn mir!“ Schon beim ersten Kontakt mit Beat war eine sonderbare Verbundenheit spürbar. Beide wuss-ten: „Es passt!“ Erwartungsvoll be-gann das Paar mit den Vorbereitun-gen fürs Fest. Die Zivilhochzeit war an Mariannes Geburtstag Ende Okto-ber geplant. Doch es kam anders: Der Bräutigam musste in eine psychiatri-sche Klinik eingewiesen werden. Ein Rückschlag, den die Braut nur schwer verkraftete. Sie wurde bewusstlos ins Kantonsspital überführt, während ihr Bräutigam ein Herzversagen erlitt. Die zivile Trauung wurde abgesagt, der Termin für die kirchliche Feier am 9. Dezember aber vorerst beibehalten.

Das Unmögliche geschah: Kurz davor konnte Beat das Spital verlassen. Am Hochzeitsfest nahmen nur das Braut-paar, der Pfarrer und Brautzeugen teil.

„Wir können die Wege Gottes oft nicht verstehen. Aber wir dürfen Mut fassen, weil er uns immer wieder hilft“, sagen die beiden. Infolge seiner psychischen Krankheit ist Beat vor Störungen nicht gefeit. In diesen Mo-menten suchen sie die Einsamkeit in der Natur auf. „Häufi g spricht ein Bi-belwort zu uns, oder Lieder wie ‹So nimm denn meine Hände und führe mich›. Sie wurden meist in Zeiten tiefster Not geschrieben und sprechen uns deshalb direkt an.“

Marianne und Beat erleben ihr neues Glück sehr intensiv. In schwierigen Mo-menten wissen sie, dass Gott sie durch-trägt. „Gott sieht auch den übernächs-ten Schritt. Seine Nähe ist ein Geschenk. Er hat alles wunderbar geführt!“

Nach dem Verlust lieber Angehöri-ger, inmitten gesundheitlicher Rück-schläge fanden sie das grösste Glück der Welt: sich selbst und ein Gegen-über. Und Gott „als Dritten im Bund“. Die Liebe von Marianne und Beat ist unabhängig von äusseren Umständen und (Jahres-)Zeit. P

SPÄTES GLÜCK Die Hochzeitseinladungen waren verschickt … Dann muss die Braut ins Spital, der Bräutigam in die Klinik ein-gewiesen werden. Das Fest wird abgesagt. Doch das Paar fand doch noch zusammen. idea-Redaktor Thomas Feuz berichtet.

Sie haben im Winter den „zweiten Frühling“ erlebt

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DAS WORT DER WOCHE » Niemand darf von den Kirchen zu etwas gezwungen werden, aber es darf auch

niemand am persönlichen Bekenntnis gehindert werden. Im offenen Staat bleibt die Religion eine persönliche Sache, aber sie kann nie Privatsache sein. «

Felix Gmür, Bischof von Basel, vergangene Woche an der Besinnung „Vision für die Schweiz“ vor zahlreichen Verantwortungsträgern und Führungskräften in Bern