Stern Von Bethlehem Idea Spektrum 52 2015

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52/53.2015 WEIHNACHTEN 19 Alle Jahre kommt sie wieder, die Zeit der Krip- penspiele, staunenden Kinderaugen und Stern- deuter, die den Weg zu Jesus finden. Aber was ist eigentlich der „Stern, dem sie gefolgt sind? Ein gros- ser, übernatürlicher Leuchtball, ein wunderhaftes Zeichen ähnlich der Feuersäule, in der einst Gott sein Volk auf dem Exodus führte? Wohl kaum. Denn das hätte eben keine „Sterndeuter(griech. magoi, Luther übersetzte verharm- losend „Weise“) gebraucht – und Herodes hätte nicht erst fragen müssen. Denn solche Erscheinungen hätte jeder sehen können. Die Magoi waren keine Zauberer, sondern sternkundige Angehörige einer persischen Priesterkaste, die vom König konsultiert wurden. Plato, Aristoteles und Cicero berichten positiv über sie; so auch frühkirchliche Theologen. „Diese sagten mit ihrer Wahrsagekunst auch die Geburt des Heilands vorher, und kamen, geleitet von einem Stern, in das jüdische Land(Klemens v. Alexan- drien). Auf einem fernen Bergheiligtum (habe man) bei den Persern schon immer das Kommen des Erlösers mit dem Aufscheinen eines Sternes erwartet, heisst es in einem späteren lateinischen Matthäuskommentar. Daniel hatte ja früher der ganzen Weisen- und Sterndeuterkaste in Baby- WEIHNACHTSSTERN Astronomische Simulationen und antike Sternkunde erlauben einen neuen Blick auf Weihnachtsstern und Bibeltext. Lässt sich auf diese Weise nachvollziehen, was die Sterndeuter an die Krippe des Erlösers führte? Eine Spurensuche von Wolfgang v. Ungern-Sternberg Der Stern von Bethlehem Foto: Wikipedia/Geof Dieses antike Mosaik stammt aus Ravenna um 565. Es zeigt drei Könige in altpersischer Tracht. Zu Königen wurden die Weisen aus dem Morgenland durch die christliche Tradition. Im Matthäus-Evan- gelium, Kapitel 2, werden sie als Magoi beschrieben. Damit könnten persische oder chaldäische Sterndeuter gemeint sein, die beein- flusst waren von der jüdischen Gemeinde in Babylon. Sie suchten nach dem neugeborenen König, nachdem sie den Aufgang eines Sterns beobachtet hatten, der seine Geburt ankündigte. Dieses Achten auf Erscheinungen am Himmel zeigt sich sowohl in der heid- nischen antiken Umwelt als auch bei den Juden (vgl. das Bileam- Wort: „Es wird ein Stern aus Jakob aufgehen und ein Zepter aus Israel aufkommen, 4. Mose 24,17). Seit Jahrhunderten wird über den „Stern von Bethlehem“ nachgedacht. Was leitete die Magoi nach Bethlehem? Ein historisches astronomisches Phänomen? Ein Wunder ohne vergleichbare Beispiele? Oder ist alles nur symbolisch zu verstehen, ist alles nur Legende? Die Wissenschaftler sind sich nicht einig. Der Informatiker Werner Gitt (Braunschweig) vertritt in seinem Buch „Was war der Stern von Bethlehem?“ die Ansicht, es habe sich weder um einen Kometen noch um eine Supernova oder eine Planetenkonstellation gehandelt: „Der Stern von Bethlehem war ein speziell von Gott neu geschaffenes Reisezeichen, das dem einmaligen Zweck diente, die Weisen zu dem neugeborenen Retter zu führen.“ Im vorliegenden Beitrag vertritt der Theologe Wolfgang v. Ungern- Sternberg, Pfarrer in Umiken AG, eine andere, plausible Theorie. Sie stützt sich ab auf antike Sternbilder, unter anderem im Zu- sammenhang mit Texten aus der Offenbarung. Auf der Webseite www.deinwort.ch/stern finden sich anschauliche Animationen und vertiefte Erklärungen seiner, hier in geraffter Form dargestellten, Überlegungen. P46943_s19_21_idea_spektrum_52_2015.indd 12 21.12.15 18:17

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Alle Jahre kommt sie wieder, die Zeit der Krip-penspiele, staunenden Kinderaugen und Stern-deuter, die den Weg zu Jesus finden. Aber was

ist eigentlich der „Stern“, dem sie gefolgt sind? Ein gros-ser, übernatürlicher Leuchtball, ein wunderhaftes Zeichen ähnlich der Feuersäule, in der einst Gott sein Volk auf dem Exodus führte? Wohl kaum. Denn das hätte eben keine „Sterndeuter“ (griech. magoi, Luther übersetzte verharm-losend „Weise“) gebraucht – und Herodes hätte nicht erst fragen müssen. Denn solche Erscheinungen hätte jeder sehen können. Die Magoi waren keine Zauberer, sondern

sternkundige Angehörige einer persischen Priesterkaste, die vom König konsultiert wurden. Plato, Aristoteles und Cicero berichten positiv über sie; so auch frühkirchliche Theologen. „Diese sagten mit ihrer Wahrsagekunst auch die Geburt des Heilands vorher, und kamen, geleitet von einem Stern, in das jüdische Land“ (Klemens v. Alexan-drien). „Auf einem fernen Bergheiligtum (habe man) bei den Persern schon immer das Kommen des Erlösers mit dem Aufscheinen eines Sternes erwartet“, heisst es in einem späteren lateinischen Matthäuskommentar. Daniel hatte ja früher der ganzen Weisen- und Sterndeuterkaste in Baby-

WEIHNACHTSSTERN Astronomische Simulationen und antike Sternkunde erlauben einen neuen Blick auf Weihnachtsstern und Bibeltext. Lässt sich auf diese Weise nachvollziehen, was die Sterndeuter an die Krippe des Erlösers führte? Eine Spurensuche von Wolfgang v. Ungern-Sternberg

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Dieses antike Mosaik stammt aus Ravenna um 565. Es zeigt drei Könige in altpersischer Tracht. Zu Königen wurden die Weisen aus dem Morgenland durch die christliche Tradition. Im Matthäus-Evan-gelium, Kapitel 2, werden sie als Magoi beschrieben. Damit könnten persische oder chaldäische Sterndeuter gemeint sein, die beein-flusst waren von der jüdischen Gemeinde in Babylon. Sie suchten nach dem neugeborenen König, nachdem sie den Aufgang eines Sterns beobachtet hatten, der seine Geburt ankündigte. Dieses Achten auf Erscheinungen am Himmel zeigt sich sowohl in der heid-nischen antiken Umwelt als auch bei den Juden (vgl. das Bileam-Wort: „Es wird ein Stern aus Jakob aufgehen und ein Zepter aus Israel aufkommen“, 4. Mose 24,17). Seit Jahrhunderten wird über den „Stern von Bethlehem“ nachgedacht. Was leitete die Magoi nach Bethlehem? Ein historisches astronomisches Phänomen? Ein Wunder ohne vergleichbare Beispiele? Oder ist alles nur symbolisch

zu verstehen, ist alles nur Legende? Die Wissenschaftler sind sich nicht einig. Der Informatiker Werner Gitt (Braunschweig) vertritt in seinem Buch „Was war der Stern von Bethlehem?“ die Ansicht, es habe sich weder um einen Kometen noch um eine Supernova oder eine Planetenkonstellation gehandelt: „Der Stern von Bethlehem war ein speziell von Gott neu geschaffenes Reisezeichen, das dem einmaligen Zweck diente, die Weisen zu dem neugeborenen Retter zu führen.“Im vorliegenden Beitrag vertritt der Theologe Wolfgang v. Ungern-Sternberg, Pfarrer in Umiken AG, eine andere, plausible Theorie. Sie stützt sich ab auf antike Sternbilder, unter anderem im Zu-sammenhang mit Texten aus der Offenbarung. Auf der Webseite www.deinwort.ch/stern finden sich anschauliche Animationen und vertiefte Erklärungen seiner, hier in geraffter Form dargestellten, Überlegungen.

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lon das Leben gerettet (Dan. 2, vgl. Josephus) – wenn das kein Grund war, sich dort an ihn zu erinnern! Ausserdem sei – nach Eusebius von Cäsarea – die Bileamweissagung auf Befehl des assyrischen Königs Askretos in der Festung Achmethan (vermutlich Ekbatana, heute Hamadan) auf-bewahrt worden. In Ekbatana erbaute Daniel später ge-mäss Josephus einen prachtvollen Turm. Dass es Juden in „Parthien, Medien und Elam“ gab, ist in Apg. 2,9 erwähnt. Manch einer fragt sich: Wie viel ist denn dran am Bericht vom Stern von Bethlehem? Kann ein Stern (oder ein Planet) „stehen bleiben“, wie es in der Weihnachtsgeschichte heisst (vgl. Mt. 2,9)? Frage ich bei Vorträgen das Publikum, sind die Meinungen geteilt: Die einen sagen, ja, er kann stehen blei-ben – und die anderen reden vom Gegenteil. Warum beide Recht haben, darum geht es in diesem Beitrag. Auf der Web-seite www.deinwort.ch/stern finden sich Animationen, Bilder und weiterführende Texte.In der Bibel wird eine besondere Stelle häufig übersehen, obwohl sie die ausführlichste zum Thema ist. Sie redet am meisten vom Sternenhimmel und es geht dabei auch um die Geburt von Jesus. „Und es erschien ein gros-ses Zeichen am Himmel: eine Frau, mit der Sonne bekleidet, und der Mond unter ihren Füssen und auf ihrem Haupt eine Krone von zwölf Sternen. Und sie war schwanger und schrie in Kindsnöten und hat-te grosse Qual bei der Geburt. Und es erschien ein anderes Zeichen am Himmel, und siehe, ein grosser, roter Drache, der hatte sieben Häupter und zehn Hörner und auf seinen Häuptern sieben Kronen, und sein Schwanz fegte den dritten Teil der Sterne des Himmels hinweg und warf sie auf die Erde. Und der Drache trat vor die Frau, die gebären sollte, damit er, wenn sie geboren hätte, ihr Kind frässe. Und sie gebar einen Sohn, einen Knaben, der al-le Völker weiden sollte mit eisernem Stabe. Und ihr Kind wurde entrückt zu Gott und seinem Thron. Und die Frau entfloh in die Wüste, wo sie einen Ort hatte, bereitet von Gott, dass sie dort er-nährt werde tausendzweihundertundsechzig Tage.“ (Offb. 12,1-6)In Offenbarung 12 ist von einer Frau die Rede, die ein Kind zur Welt bringt: „…einen Sohn … der alle Nationen hüten soll mit eisernem Stab …“ (Vers 5). Damit ist der Messias gemeint. So wird er auch in Psalm 2, Vers 9 beschrieben. Wo finden wir diese Frau? Wer ist sie? Als ich diese Frage Studieren-den stellte, kamen abenteuerliche Antworten wie „Europa“, „Gemeinde Jesu“, „Trinität“, „das wahre Israel“ – interessan-terweise hat niemand „Maria“ gesagt (das kam nur in ka-tholischen Gemeinden).

Kann Gott Zeichen am Himmel geben?Wenn in Offenbarung 12 Himmel, Sonne und Mond aus-drücklich genannt werden, dann sollten wir den Blick auch

einmal zum Himmel richten. Manche sagen: „Die Sterne gehören den Astrologen, und die gehören dem Teufel, da-rum geht uns Christen das alles nichts an.“ Es sei denn, Gott selbst setzt die Sterne als Zeichen ein und führt damit – wie in der Weihnachtsgeschichte geschehen – die Sterndeuter zur Krippe! Das heisst natürlich nicht, dass wir Horoskope lesen und die Sterne anbeten (Zef. 1,4 f.) sollen oder sie zu widergöttlichen Zwecken einsetzen (Jes. 47,13 f.). Das wird schon im Alten Testament verboten, aber Angst haben vor den Werken Gottes soll man auch nicht (Jer. 10,2). Denn Gott kann seine Macht und Herrlichkeit auch durch „Zeichen an Sonne und Mond und Sternen“ (Luk 21,25) demonstrieren. Er ist es, der „die Tierkreisbilder hervortreten lässt zu ihrer Zeit“ (Hiob 38,32) und die „Ordnungen des Himmels“ sind bei Hiob Teil des Lobes von Gottes Schöpfergewalt. In Rich-ter 5,20 heisst es: „Vom Himmel her kämpften die Sterne, von

ihren Bahnen aus kämpften sie mit Sisera.“ Der Himmel ist für Gott auch ein Mittel seiner Herrschaft.

Die Frau aus Offenbarung 12 ist am Himmel zu findenBetrachten wir das Stern-bild „Jungfrau“ (Abb. 1). Dort finden wir auch Sonne

und Mond. Vergleichen wir mit Offenbarung 12,1: „Und ein grosses Zeichen erschien im Himmel: eine Frau, bekleidet mit der Sonne, und der Mond war unter ihren Füssen.“ Direkt daneben ist das Sternbild „Wasserschlange“: „Und der Drache stand vor der Frau … Und die Schlange warf aus ihrem Mund Wasser wie einen Strom hinter der Frau her …“ (Offb. 12,4.15). Dass an dieser Stelle eine Schlange beschrieben wird, die Wasser speit, passt exakt zum Sternbild „Wasserschlange“, welches – genau wie der Text sagt – direkt bei der Frau steht! Diese Sichtweise mag ungewohnt sein. Gehen wir weiter und le-sen wir, was in Offenbarung 13 steht: „Und das Tier, das ich sah, … seine Füsse (waren) wie die eines Bären und sein Maul wie eines Löwen Maul. Und der Drache gab ihm seine Kraft und seinen Thron und grosse Macht.“ (Offb. 13,2) Blicken wir an den Himmel, dann sehen wir, dass sie alle als Sternbilder nebeneinander stehen: Drache, Grosser Bär und Löwe. Für mich kann das kein Zufall sein.

Es gab einen neuen, hellsten SternNun, unsere Suche nach dem Stern von Bethlehem geht weiter. Der nächste Schritt ist einfach: Wir brauchen einen besonders hellen, neuen Stern. Wo finden wir ihn? Am 17. Juni 2 vor Christus konnten ihn alle mit blossem Auge am G

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Abb. 1: Sternbild Jungfrau mit Sonne und Mond.

„Wir brauchen einen besonders hellen, neuen Stern. Am 17. Juni 2 vor Christus konnten ihn alle

am Nachthimmel sehen.“

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Symbolische Schwangerschaft am HimmelVenus und Jupiter – was hat es mit diesen beiden auf sich? Der Himmel erzählt es uns, wenn wir seinen Symbolismen folgen. Ich weiss nicht, warum sich Gott entschieden hat, ausgerechnet Sterndeuter an die Krippe zu führen. Wir wer-den ihnen aber nur dann auf die Spur kommen, wenn wir ihre Denkweise kennen und ihre Sprache verstehen lernen. Das betont Rick Larson (bethlehemstar.net), der sich intensiv mit der Himmelssymbolik auseinandersetzt. Neun Monate bevor Venus und Jupiter im Jahr 2 vor Christus so eng zu-sammenrückten und wie ein neuer heller Stern aussahen, hatte sich am Himmel noch etwas Auffallendes abgespielt: Der Königsplanet (Jupiter) setzte dem Königs-Fixstern (Re-gulus) sozusagen eine „Krone“ auf in Form einer Dreifach-konjunktion, und zwar im königlichen Sternbild „Löwe“ (Abb. 3). In der Animation zur Dreifachkonjunktion stellt man fest: Jupiter bleibt zweimal stehen, wechselt die Rich-tung, und passiert folglich dreimal nacheinander den Re-gulus. Aber wie kann er stehenbleiben? Eine Animation der Planetenbewegung zeigt, wie durch die verschiedenen Orbi-te optisch aus der Perspektive der Erde dieser Eindruck ent-stand. Es gäbe dazu noch vieles zu sagen, zum Beispiel wa-rum das Sternbild Löwe mit Juda zusammenhängt. Es gibt auch Antworten auf Fragen wie diese: Warum hat Juda als Löwe in 1. Mose 49,9 f. das Szepter „zwischen den Füssen“?

Über 483 Jahre mitten ins Schwarze: Jesus am KreuzEs gibt auch eine interessante astronomische Beobachtung zur Kreuzigung Jesu. In Apostelgeschichte 2,20 ist davon die Rede, dass der „Mond in Blut“ verwandelt wird. Bis zum blutroten Vollmond am 28. September diesen Jah-res haben das die meisten nicht verstanden – jetzt wissen wir, woher die Rotfärbung bei Mondfinsternis kommt. Eine solche ist auch datierbar in die Zeit von Pontius Pi-latus und kann daher als Anhaltspunkt für die Kreuzi-gung dienen (33 n. Chr.). Damit erfüllt sie punktgenau die Daniel-Prophetie über das Sterben des Erlösers! Es gilt zu beachten, dass Daniel in Mondjahren rechnete (Abb. 4). Gibt es eine so exakte Prophetie über einen so langen Zeit-raum in anderen Weltreligionen? Mir ist keine bekannt. Zum Stern von Bethlehem gibt es noch andere Theorien. Kometen galten meistens als Unglücksbringer. Die Aufmerksamkeit der Magoi ist sicher schon durch die bekannte dreifache Ju-piter-Saturn-Konjunktion von 7 bis 5 vor Chr. auf den Jupi-ter gezogen worden. Nur soll niemand versuchen, mit astro-nomischen Phänomenen Jesu Wiederkunft auszurechnen. Jesus selbst sagt, dass das nicht geht (Mk 13,32). Alles was über die Bibel hinausgeht, ist nur historische Rekonstrukti-on. Dass Gott aber die Zukunft vorhersagt, offenbart nach Jesaja seine Einzigartigkeit (vgl. Jesaja 46, 9 und 10.

Der Autor, Wolfgang v. Ungern-Sternberg, ist reformierter Pfarrer in Umiken

AG. Er promovierte nach Studien in Basel, Oxford und Berkeley im Neuen

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Abb. 4: Prophetie im Buch Daniel erfüllt sich.

Nachthimmel sehen: Es handelt sich um die Verschmel-zung von Jupiter und Venus – sie berühren sich leicht, ver-decken sich aber nicht, sondern addieren stattdessen ihre Leuchtkraft. Mit blossem Auge kann man sie nicht trennen, sie sehen aus wie ein neuer Stern! In Planetarien wird die-ser Moment manchmal im Zusammenhang mit der Weih-nachtsgeschichte gezeigt. Neuere Forschung datiert – in Übereinstimmung mit der frühen Kirche – die Geburt Jesu auf 2/3 vor Christus. Allerdings – wie bringen wir dabei die Sterndeuter ins Spiel? Indem wir ihre Sprache kennen-lernen. Planeten haben Symbolbedeutung. Wenn ich Sie fragen würde: „Steht Venus für Mann oder Frau?“ Sie wüss-ten das. Das gleiche mit Mars. Astrologische Symbolismen haben unsere Kultur mehr geprägt, als wir meinen. Oder warum heissen der „Montag“ und der „Sonntag“ so, und im Englischen der „Saturday“? Weil schon im alten Rom die Wochentage nach den klassischen Planeten benannt wurden. (Die Stunden des Tages folgten übrigens astrolo-gisch auch diesem Schema.) Wir haben das alles übernom-men, aber die ursprüngliche Bedeutung vergessen. Venus ist also der Planet, der für „Frau“ steht, während Jupiter für „König“ steht.

Abb. 2: Sternbilder Löwe, Grosser Bär, Drache.

Abb. 3: Dreifachkonjunktion im Sternbild Löwe.

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