Idea Spektrum Schweiz 22/2012

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Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt www.ideaschweiz.ch Einzelverkaufspreis: CHF 4.– Reklame 7 Bausparen: Hans-Ulrich Bigler im Clinch mit Marianne Streiff 9 Pfingstkonferenz: 2 500 Menschen rechnen mit dem Heiligen Geist 11 Energiedebatte: Wie weiter nach dem Ausstieg aus der Atomenergie? 13 «Free at heart»: Männer sollen zur eigentlichen Identität finden 24 Indien: Der christliche Glaube breitet sich trotz Verfolgung aus 32 Lebenswege: Nach steiler Karriere in der Politik zurück zur Kanzel 22 31. Mai 2012 7 Bausparen H Ul i h Bi l r 13 « Free at heart » Mä lle Der erste „Bundeshauspfarrer“ Jörg Gutzwiller über die Besinnungen im Bundeshaus und die Verantwortung vor Gott Seite 4 Wenn das Parlament auf Gott hört Wein Lebensmittel Kosmetik www.oelzweig.ch Oelzweig, Obere Hauptgasse 19, 3600 Thun

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Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt mit Fokus auf die Schweiz und Deutschland.

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7 Bausparen: Hans-Ulrich Bigler im Clinch mit Marianne Streiff

9 Pfingstkonferenz: 2 500 Menschen rechnen mit dem Heiligen Geist

11 Energiedebatte: Wie weiter nach dem Ausstieg aus der Atomenergie?

13 «Free at heart»: Männer sollen zur eigentlichen Identität finden

24 Indien: Der christliche Glaube breitet sich trotz Verfolgung aus

32 Lebenswege: Nach steiler Karriere in der Politik zurück zur Kanzel

22 31. Mai 2012

7 Bausparen H Ul i h Bi l r 13 «Free at heart» Mä lle

Der erste „Bundeshauspfarrer“ Jörg Gutzwiller über die Besinnungen im Bundeshaus und die Verantwortung vor Gott Seite 4

Wenn das Parlament auf Gott hört

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idea Spektrum 22.2012

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GRÜ E ZI 3

BIBLISCH Ein Lieblingsbibelwort von Zahai Röschli, Gründerin des Hilfswerks «Selam» in Addis Abeba/ Äthiopien, als Adop-tivkind in der Schweiz aufge-wachsen:

«Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.» (Psalm 23)

«Ich lebte in der Schweiz, als ich 1986 im Fernse-hen von Krieg und Hungersnot in meinem Hei-matland Äthiopien hörte. Das Leid erschreckte und bewegte mich zutiefst. Ich verliess deshalb meine Eltern und Geschwister, um in Äthiopien ein kleines Kinderheim zu gründen, im Wissen, dass der Herr mein guter Hirte ist. Trotz kommu-nistischem Regime und anderen Schwierigkei-ten gab mir dies immer Zuversicht. Meine Familie und Freunde unterstützten mich im Gebet und mit Sammeln von Kleidern und Geld. Was damals mit einem Haus und mit 28 Kindern begann, ist dank Gottes beständiger Hilfe das Kinderhilfs-werk Selam geworden, welches bis heute für über 700 Kinder ein Zuhause war und ist. Der Herr meint es gut mit uns! Amen.»

«Prekär ist die Lage meiner Meinung nach in der Familie, in welcher der Glaube dramatisch an Stellenwert ver-loren hat. Die Kinder müssen die Eltern als betende Menschen erfahren. Die Familie ist die Urzelle, in der der Glaube sich entfaltet und lebt. Die Kirche und die Schule sind nur subsidiäre Insti-tutionen, die helfen, den Glauben zu verankern.»Kurt Koch, Kardinal in Rom, vorher Bischof des Bistums Basel, in einem Interview mit der «Weltwoche».

Seit anfangs der fünfziger Jahre findet am ersten Donnerstag des Monats Februar in Washington, der Hauptstadt der USA, das «National Prayer Breakfast», das Nationale Gebetsfrühstück, statt. Mitglieder des Senates und des Repräsentantenhauses laden dazu ein. Vertreter der Demokraten und der Republikaner, der beiden grossen Parteien, sind gemeinsam Gastgeber. Viele Parlamentsmit-glieder betonen bei allen politi-schen Unterschieden ihre gemeinsa-me Grundlage als Christen. Jedes Jahr ist der Präsident mit einem Grusswort dabei. Menschen aus zahlreichen Ländern treffen sich. Eindrücklich ist insbesondere das gemeinsame Singen von «Ama-cing Grace» (grossartige Gnade). Ich durfte als Nationalrat viermal daran teilnehmen.

In der Schweiz lässt sich dieses Angebot nicht direkt umsetzen. Hauptgrund ist die Tatsache, dass kein Parlament der Welt seine Sitzungen so früh beginnt wie das schweizerische. Die Nationalrats-sitzungen beginnen um 8 Uhr. Häufig sind schon um 7 Uhr, in Einzelfällen bereits um 6.30 Uhr Kommissionssitzungen angesetzt. Seit Pfarrer Jörg Gutzwiller und EVP-Nationalrat Otto Zwygart senior im Dezember 1979 die «Besinnungen unter der Bun-deskuppel» ins Leben riefen, lädt die zuständige parlamentarische Gruppe in jeder Sessionswoche am Mittwoch auf 7.40 Uhr dazu ein. Begrüssung durch ein Ratsmit-glied, sechsminütige Besinnung, kurze Pause, Gebet und Abschieds-wort machen ein kon-zentriertes, jedoch sehr geschätztes Angebot aus. (Siehe Seite 4)

Diese Besinnungen sind klar christozent-

risch. Es nehmen Ratsmitglieder teil, für die der persönliche Glau-be wichtig ist, aber auch solche, die offen sagen, sie gingen selten zur Kirche, doch seien diese Besin-nungen für sie bedeutungsvoll. Ich bin dankbar, dass ich die Be-sinnungen während sieben Jahren zusammen mit CVP-Ständerat Theo Maissen leiten durfte, und dass wir immer «Bundeshaus-pfarrer/innen» hatten, welche uns kompetente Vorschläge für die Auslegungen unterbreiteten. Im Dezember 2004 durfte ich in der bundespolitischen Fernseh-sendung «Galerie des Alpes» für 25 Jahre «Besinnungen unter der Bundeskuppel» die «Goldene Helvetia» entgegennehmen. Vom Schweizer Fernsehen wurde für einmal ein Angebot geehrt, das unspektakulär und trotzdem wir-kungsvoll ist.

Mein Anliegen war und ist es seit jeher, auf der Basis meines christ-lichen Glau bens die Gesellschaft mitzugestalten. Die Politik ist da ein ideales Arbeitsfeld. Politischer Ein satz kann polarisieren. Als Christ möchte ich bei allen inhaltli-chen Gegensätzen menschlich inte-grieren, zusammenführen. Da sind auf Bundesebene die Besinnungen ein dankbares Angebot. Wer sich unter dem Wort Gottes immer wieder trifft, geht anders mit Rats-mitgliedern aller Farben um. Die «Besinnungen unter der Bundes-kuppel» wollen politisch tätigen Menschen helfen, im Politikall tag zur Ruhe zu kommen und ihnen bib lisch begründete Erfahrungen vermitteln. Gut, dass sie auch heute

zum festen Programm im Bundeshaus gehören.

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Der Autor ist Präsident der EVP Schweiz, war 1999-2007 Nationalrat und ist Vizeam-mann von Wettingen AG.

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4 BREN N PU N K T

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Sie haben vor fast 40 Jahren in Zollikofen einen Jungen zu einem Schülerbibelkreis eingeladen, der sich danach bewusst für Jesus entschieden hat und heute Direktor des Schweizerischen Gewerbeverbandes ist. Erinnern Sie sich an Hans-Ulrich Bigler?Jörg Gutzwiller: Jaja, ich habe ihm sofort geschrieben, als er Direk-tor des Gewerbeverbandes wurde. Ich weiss noch, dass er mit Freun-den zum Bibelkreis kam. Es freut mich, dass bei allen damals der Glaube Wurzeln gefasst hat.

Was wollten Sie Ihren Schülern damals vermitteln?Ich habe immer versucht, ihnen mit Erfahrungen aus dem Leben den Zugang zur Bibel zu ermög-lichen. Meine eigene Geschichte war ja sehr dramatisch. Ich habe ihnen aber auch von den Lebens-erfahrungen eines Dietrich Bon-hoeffer, eines Martin Luther King oder anderer bekannter Christen berichtet und auch davon, was sie mit ihrem Leben bewirkt haben.

Ihre Geschichte war dramatisch?Ich war ein furchtbar ängstliches Kind. In Kleinbasel, wo ich auf-wuchs, gab es raue Kerle. Ich hatte oft grosse Angst vor der Schule.

Als ich zehn war, kam heraus, dass ich einen Schiefhals hatte. Ich kam im Spital in ein Zimmer mit 14 Kindern. Ich sah schlimme Schicksale. In der Nacht vor der Operation gab es ein heftiges Ge-witter. Es war der absolute Horror für mich. Da erinnerte ich mich an unsere Religionslehrerin. Sie war die einzige, die in der Schu-le keinen Stock gebrauchte. Sie erzählte uns von der Kreuzigung von Jesus, diesem jungen Mann,

der aus Liebe zu uns ans Kreuz ging. Der Lehrerin liefen die Trä-nen herunter. Daran dachte ich in dieser Horrornacht. Ich dachte an Jesus und betete zu ihm. In die-sem Moment war alle Angst weg. Er war da! Nun habe ich gewusst, dass Christus für mich der grosse Mutmacher ist. Und von daher kam auch mein seelsorgerliches Engagement: Ich wollte den Men-schen Mut machen, Christus als Mutmacher zu finden.

Wie kam es, dass Sie sich später immer mehr der Politik zuwandten?Ich habe zwei Leidenschaften: die Theologie und die Schweiz. Mit der Leidenschaft für Gott erlebt man eine goldene Kette von Füh-rungen, Fügungen und Wundern. Darum habe ich mich gefragt, wie ich mithelfen könnte, eine andere Welt zu bauen. Im Alten Testa-ment sagten es die Propheten klar: Ihr könnt euch von Gott führen lassen zu Frieden und Gerechtig-keit, oder ihr könnt Gott den Rü-cken kehren, doch dann taumelt ihr von Krise zu Katastrophe. Im Neuen Testament verkündigt Je-sus die Herrschaft von Gott: Alle Völker werden an einem Tisch sit-zen, wie wir es in Lukas 13,29–30 lesen. Dieses Bild der Einheit ist für mich die grösste Vision der Geistesgeschichte. In Basel hat-te ich dann nach dem Zweiten Weltkrieg die besten reformierten Theologen wie Karl Barth, und auch sie haben mich überzeugt, dass Gott Herr sein soll über je-des Lebensgebiet, auch über die Politik. Darum habe ich hier die absolute Priorität gesetzt: Gottes Herrschaft über jedes Gebiet. Zudem habe ich während des Zweiten Weltkriegs als Teenager und Student die Schweiz richtig lieb bekommen. Ich habe unser Volk lieb.

Was bewegte Sie dazu, die ökumenischen Besinnungen im Bundeshaus ins Leben zu rufen?Da spielte meine Frau eine wichti-ge Rolle. Wir waren zwölf Jahre im Pfarramt in Wädenswil, als 1973 der Ruf nach Zollikofen bei Bern kam. Ich war so unsicher, dass ich an den Rand einer Depression kam. Da sagte meine Frau: «Viel-leicht musst du nach Bern, um Verantwortung zu übernehmen für Führungskräfte des Landes und sie geistlich begleiten.» Das gab mir eine Perspektive. Nach den Wahlen von 1975 bot ich im Schloss Hünigen ein Wochenen-de für Verantwortungsträger aus Politik und Wirtschaft an. Der Titel: «Inspiration». Es kamen

«Unendlich dankbar für alles»: Pfarrer Jörg Gutzwiller in seinem Heim.

Bild: idea/av

BesinnungenDie ökumenischen Besinnungen im Bundeshaus wurden im November 1979 von Nationalrat Otto Zwygart senior und dem ersten «Bundes-hauspfarrer» Jörg Gutzwiller ins Le-ben gerufen. Von katholischer Seite wurden sie bis 1991 von Hans-Peter Röthlin, Informationsbeauftragter der Bischofskonferenz, mitverant-wortet. Sie finden während jeder Session am Mittwoch von 7.40 bis 7.55 Uhr statt mit Meditation, Stille und Gebet. Parlamentarisch geleitet werden sie heute von Nationalrä-tin Marianne Streiff und Ständerat Peter Bieri. Inhaltlich verantwortet sie ein Team mit den evangelischen Pfarrern Alfred Aeppli und Beat Kunz, dem katholischen Theologen Thomas Ruckstuhl und Martine

Schneider. Vielfach werden externe Referenten beigezogen. Seit 1998 werden zusätzlich Veranstaltun-gen für Führungskräfte unter dem Motto «Vision für die Schweiz – Eid-genössische Besinnung» durchge-führt, initiiert von Nationalrat Otto Zwygart junior und Pfarrer Jörg Gutzwiller, anfangs unterstützt von einem Team mit Ständerat Bern-hard Seiler, den Nationalräten Franz Dietrich und François Loeb, Heiner Studer und anderen. Daraus ent-stand im Herbst 2011 die parlamen-tarische Gruppe «Christ und Politik», die von Nationalrat Jakob Büchler geleitet wird. Durch die Impulse von Jörg Gutzwiller wurde auch in an-dern Ländern zu parlamentarischen Besinnungen ermutigt, ebenso in kantonalen Parlamenten.

BUNDESHAUS Sommersession der eidgenössischen Räte: Wieder findet jeden Mittwoch früh eine ökumenische Besinnung statt. Pfarrer Jörg Gutzwiller hatte sie 1979 mit ins Leben gerufen. Der erste «Bundeshauspfarrer» ist überzeugt, dass Politiker Oasen der Ruhe und Besinnung brauchen. Selber pflegt er sie mit 83 noch viel bewusster.

«Auch ein Politiker sollte zuerst auf Gott hören»

Jörg GutzwillerGeboren 1928 in Basel, verheiratet mit der ehemaligen Swissair-Hos-tess Judith Steiger, zwei Söhne, zwei Töchter, wohnhaft in Jegenstorf BE. Studium der evangelischen Theologie in Basel und Göttingen, 1952 Leben unter Bergarbeitern im Ruhrgebiet, 1953–54 in Bonn En-gagement für die deutsch-franzö-sische Versöhnung an der Basis mit Arbeitern, Studenten, Politikern, 1959–60 Pfarrverweser in Riehen und Basel, 1961–73 Pfarrer in Wä-denswil, 1973–1993 Pfarrer in Zolli-kofen BE. 1979–99 verantwortlich für die ökumenischen Besinnungen im Bundeshaus. Verfasser mehrerer Bücher, zuletzt «Oasen der Besin-nung – ein spirituelles Angebot» (2011, Jordan-Verlag).

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War das Parlament damals noch gottesfürchtiger?Ich möchte es so sagen: Im Bun-deshaus herrschte noch nicht so ein Riesenstress wie heute. Mehr und mehr ist es üblich geworden, Sitzungen schon um 7 Uhr anzu-setzen. Es ist weniger eine Frage der Gottesfurcht als des massiven Drucks.

Welche Themen waren Ihnen besonders wichtig?Ich habe meist ein Thema aus der Aktualität gewählt. Meine Linie war immer: auf Gott hören, gehor-chen, sich von ihm führen lassen. Für Hans-Peter Röthlin, der sich in der Fokolarbewegung engagier-te, war die Einheit ein wichtiges Thema. Einmal sprach Röthlin zum Thema «Abschied». Am Sonntag darauf hörte die Schweiz, dass Bundesrat Willi Ritschard bei einer Wanderung tot zusammen-gebrochen war. Ein Abschied, der allen sehr unter die Haut ging.

Welche Besinnung war wohl der Höhepunkt?Das war sicher 1991 an der gros-sen Sondersession. Da wurde uns vor der vereinigten Bundesver-sammlung und dem Bundesrat in Corpore eine ganze Stunde für eine Besinnung zur Verfü-gung gestellt. Auf das Thema bin ich in der Nacht gekommen: Ich brachte das Beispiel von Henry

Dunant, der sagte: «Ich wollte nur ein Diener Jesu Christi sein, sonst nichts.» Ich sprach darüber, was es bedeutet, im Geist Christi zu wirken. Am Schluss sind alle auf-gestanden, und alle haben in ihrer Landesprache das «Unser Vater» gebetet. Es war ergreifend.

Was gewinnt denn ein Parla-mentsmitglied, wenn es sich stark an der Bibel orientiert?Bei meiner Verabschiedung 1999 sagten die Präsidenten im Natio-nal- und im Ständerat: «Gibt es einen tieferen Sinn des Daseins, der auch Motivation für politi-sches Engagement sein kann? Ist man jederzeit bereit, sein Tun und Lassen nicht nur von Men-schen, sondern auch vor Gott zu verantworten? Die Orientierung an der Bibel hilft, persönliche Antworten auf solche Fragen zu finden.» Und in aller politischen Verschiedenheit gewinnt man einen Blick in die gleiche Rich-tung: den Blick auf Gott, eine höhere Autorität.

Was heisst es, als Politiker vor Gott verantwortlich zu sein?Wer sich vor Gott verantwortlich weiss, fragt Gott im Alltag, wel-ches sein Wille und sein Plan ist. Um das herauszufinden, braucht man auch Mitchristen. Darum habe ich oft auch begleitende Se-minare angeboten.

Leute aus allen vier Bundesrats-parteien. Das Echo war so posi-tiv, dass bei ihnen der Wunsch aufkam, im Bundeshaus eine Besinnung einzuführen. Aber niemand wollte aktiv werden. Zu dieser Zeit gab Nationalrat Otto Zwygart senior in der Synagoge des Parlamentsgebäudes in Jeru-salem ein Gelübde ab: Sollte er wiedergewählt werden, würde er im Bundeshaus eine Besinnung initiieren. Ende November 1979 war es dann soweit. Mir wurde zu-sammen mit Hans-Peter Röthlin, dem Informationsbeauftragten der Schweizer Bischofskonfe-renz, die Verantwortung über-tragen.

Wie liefen die Besinnungen ab?Ich habe über Nacht ein Papier entworfen. Die Besinnungen soll-ten 15 Minuten dauern und eine biblische Meditation, Stille und ein Gebet für Land, Volk und Re-gierung enthalten. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Und die Besinnungen sollen überkon-fessionell sein und vom Parla-ment selber verantwortet werden.

Wie gross war das Interesse?Wir waren gespannt an diesem ersten Morgen. Und die Leute kamen – etwa 25 Parlamentsmit-glieder. Die Initianten waren so begeistert, dass sie dann auch die Bundesräte eingeladen haben.

Wer kam von den Bundesräten?Es gab Besinnungen, da waren vier von sieben Bundesräten an-wesend. Oft kamen Schlumpf, Ritschard, Hürlimann, Furgler und auch Friedrich. Auch Cot-ti, Koller und Ogi waren je nach Terminkalender dabei. Regelmäs-sig luden die Bundesräte dann Hans-Peter Röthlin und mich noch zum Kaffee ein. Da kam es zu einem echten Austausch, auch seelsorgerlich.

Waren alle Parteien vertreten?In der ersten Zeit kamen von den Linken nur einzelne. Da traf ich in Berlin Alt-Bundesminister Hans-Jochen Vogel, ein pro-minenter Sozialdemokrat und überzeugter Christ. Er liess sich nach Bern einladen, um eine Be-sinnung zu halten. Da erschien SP-Chef Helmut Hubacher mit seiner ganzen Fraktion. Das war ein Durchbruch auch bei den So-zialdemokraten.

Dankbar und froh auch mit 83, weil jeder Tag eine neue Chance istWelche Vision leitet Sie in Ihrem letzten Lebensabschnitt?Jörg Gutzwiller: Mein grosser Wunsch steht schon in meinem Konfirmationsspruch aus Galater 2,20: «Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir.» Dass Christus in mir lebt – dieser Wunsch soll mich leiten bis zu meinem letz-ten Lebenstag, mehr und mehr.

Welche Prioritäten gelten für Sie heute?Ich kann nicht mehr aktiv sein und nicht mehr reisen wie früher. Ich kann vor allem noch mitdenken, schreiben und beten. Das Gebet wird mir darum immer wichtiger, gerade auch das Gebet für die Be-sinnungen und die Regierung, aber auch für meine Frau, meine Kinder, Grosskinder und andere Menschen.

Aus welchen Quellen schöpfen Sie?Die Quellen, aus denen ich das gan-

ze Leben geschöpft habe, sind mir noch wichtiger geworden: die Ins-piration von Gott, das Gebet, die Ge-meinschaft mit Christen, spirituelle Literatur von grossen Christen.

Welches ist Ihre Liebeserklärung an das Leben?Ich bin unendlich dankbar für alles, was mir Gott geschenkt hat, für mei-ne Frau, für meine Familie, auch dass ich so alt werden durfte. Ich konnte so viel Abenteuerliches erleben, wie ich es nie erwartet hätte. Auch als Pensionierter konnte ich noch reisen und in vielen Ländern und Parlamenten von unseren Besinnun-gen berichten. In Wien bat mich der Vizekanzler gleich nach dem Bericht, ich solle noch mit ihnen beten. In Bukarest wurde ich von Parlamen-tariern gebeten, im Büro der ehe-maligen Präsidentengattin Elena Ceausescu, die den Christenglauben verfolgte und als «Hexe» bezeichnet

wurde, eine Besinnung zu halten.

Welches ist der wesentliche Punkt Ihrer Altersbilanz?Das Altwerden ist körperlich nicht immer leicht zu ertragen. Doch so-lange das Herz lebendig und der Geist klar sind, kann ich in Beziehung zu Christus leben und bin glücklich.

Was stimmt Sie auch mit 83 Jahren so fröhlich?Von meiner Natur und der Verer-bung her wäre ich eher gefährdet von Depressivität. Wenn ich mor-gens erwache, habe ich schon ein-mal sorgenvolle Gedanken. Doch dann stehe ich auf, mache den Kaf-fee, decke den Tisch für meine Frau. Wir lesen zusammen die Losung und wollen uns überraschen lassen, was uns an diesem Tag geschenkt wird. Dann freue ich mich auf den Tag, und die Ängste sind weg. Jeder Tag ist eine neue Chance.

Mit welchen Gefühlen blicken Sie heute auf den Parlamentsbetrieb?Ich bin in grosser Sorge, weil im Parlament immer mehr Interes-senvertreter sitzen, die von gros-sen Verbänden finanziert wer-den. Wer zuerst einem Verband verpflichtet ist und vor allem die Wiederwahl im Kopf hat, ist nicht mehr frei. Auch ein Politi-ker sollte in erster Linie auf Gott hören und ihm gehorchen – und nicht einer Interessengruppe.

Welches ist heute Ihr Gebet für unser Land?Gott möge unsere Volksvertre-ter leiten und ihnen durch seine Nähe Kraft und Weisheit schen-ken. Sie mögen seine Stimme hören und seine Führung wollen. Gottes Plan möge sich verwirk-lichen über Parteien und Perso-nen hinaus zum Besten für unser Land, zum Frieden für die Welt.

Wann ist ein Volk wirklich reich?Es ist nicht reich, wenn es viel Geld verwaltet, sondern wenn es der Völkergemeinschaft viel geben kann an Dienst, Vorbild, Versöhnung, Werten und Glaube.

Wann kann Gott unser Land segnen?Wenn wir ihn suchen, ihn lieben, ihm gehorchen, ehrlich und de-mütig sind – dann segnet er uns.Interview: ANDREA VONLANTHEN

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poli t i k 7

Hans-UlricH BiglerDirektor desSchweizerischenGewerbeverbandes

Die Gegner der am 17. Juni zur Ab-stimmung gelangenden Bauspar-Initiative argumentieren, diese wirkungsvolle Form der Wohn-eigentumsbildung sei ungerecht. Damit wird versucht, der eigenen Position die ethische Absolution zu erteilen und den Eindruck der moralischen Überlegenheit zu er-wecken. Allerdings versteckt sich dahinter eine Doppelmoral.

Geborgenheit durch EigentumLaut Untersuchungen gibt Wohn-eigentum Sicherheit und führt zu Geborgenheit sowie Zufrie-denheit. Gemäss einer Umfrage vom gfs.Bern wünschen sich 76 Prozent der Stimmberechtigten in der Schweiz, in den eigenen vier Wänden zu wohnen. Auch eine überwiegende Mehrheit von 62 Prozent der Mieterinnen und Mieter wünscht sich, eines Tages in ein Eigenheim umzuziehen. Jene, die bereits Wohneigentümer sind, möchten nicht mehr zum Mieterleben zurückkehren.

Tiefe EigentumsquoteDie Schweiz weist aber gleichzeitig verglichen mit dem benachbarten Ausland eine sehr tiefe Wohnei-gentumsquote von lediglich rund 39 Prozent auf – und das trotz ihres Wohlstandes. Die Schweiz steht punkto Wohneigentumsquote ab-geschlagen auf dem letzten Platz. Deshalb ist die Wohneigentums-förderung dringend nötig. Dies steht im krassen Gegensatz zum Auftrag in der Bundesverfassung, Wohneigentum zu fördern. Geht es nach dem Willen der Gegner dieser Initiative, soll dieser verfas-sungsmässige Bruch weiter beste-hen bleiben. Gerechtigkeit?

Für breite SchichtenDie Initiative richtet sich an den Mittelstand. Die Fakten sprechen für sich. Dies zeigt der Kanton Ba-sel-Land, wo das Bausparen seit 20 Jahren eingeführt ist und das Bau-sparen den mittleren Einkommen zugute kommt. Das durchschnitt-

Marianne streiffNationalrätin EVPKöniz BE

Am 11. März dieses Jahres hat eine klare Mehrheit des Schweizervol-kes das Bausparen entschieden ab-gelehnt. Bereits am 17. Juni müssen wir nochmals über das gleiche An-liegen abstimmen, obwohl es kein einziges neues Argument dafür gibt. Die vom Hauseigentümerver-band eingereichte Volks initiative wird vom Bundesrat abgelehnt. Das Parlament hat auf eine Ab-stimmungsempfehlung verzichtet. Hingegen hat der Grossteil der Parteien die Nein-Parole herausge-geben. So auch die EVP. Ihre De-legierten haben die Vorlage mit 88 zu 5 Stimmen bachab geschickt. Weshalb? Weil diese Art von Bau-sparen ungerecht, kompliziert und kostspielig ist. Viele BenachteiligteBreite Bevölkerungskreise würden bei Annahme der Initiative von diesem Bauspar-Instrument aus-geschlossen bleiben. Ich bin ganz der Meinung des Bundesrates, der schreibt: «Wer wenig verdient, kann keine Bauspareinlagen bil-den, um das notwendige Eigenka-pital für den Wohneigentumser-werb aufzubringen. Wer hingegen viel verdient, ist auch ohne Bau-sparen in der Lage, selbstgenutz-tes Wohneigentum zu erwerben. Benachteiligt sind also all jene, die sich das Bausparen aus finanziel-len Gründen gar nicht leisten kön-nen.» Mit anderen Worten: Unter-

liche steuerbare Einkommen eines Bausparers liegt bei 56 000 Franken. 71 Prozent der Bausparer verfügen über ein steuerbares Ein-kommen von unter 100 000 Fran-ken pro Jahr. Durch das Bauspar-modell der Initianten kann damit der Traum von Wohneigentum für breite Bevölkerungsschichten Realität werden. Gerechtigkeit?Im Bereich der sehr hohen Ein-kommen besteht im Weiteren prak-tisch kein steuerlicher Unterschied zwischen bausparenden und nicht bausparenden Steuerpflichtigen, wie der Bericht der Kommission für Wirtschaft und Abgaben des Ständerates vom 24. Januar 2011 zeigt. Die meisten Haushalte mit hohem Einkommen haben aber bereits ein Eigenheim erworben und können nicht mehr vom Bau-sparen profitieren. Die Initiative «Eigene vier Wände dank Bauspa-ren» ist also kein Geschenk an die Reichen. Gerechtigkeit?

Schwellenhaushalte profitierenDer erwähnte Bericht hält aus-drücklich fest, dass die Anreize zur Steueroptimierung mittels Bausparen gering sind. Damit wird klargestellt, dass keine Steu-erprivilegien für Leute eingeführt werden, die es nicht nötig haben. Ein Ja zur Bauspar-Initiative ist also weder ungerecht noch ein Steuergeschenk an die Reichen. Vielmehr profitieren insbesonde-re Schwellenhaushalte, die sich das Eigenheim ohne das Bausparen nicht oder erst viel später leisten könnten, vom Bausparmodell. Da-von betroffen sind in der Schweiz rund 1,2 Millionen Haushalte. Ein Ja zur Volksinitiative sorgt damit für mehr Gerechtigkeit.

stützt würden also ausgerechnet jene, die es nicht nötig haben.

Geschenk für GutverdienendeStatt neuer Steuerprivilegien für Gutverdienende bedarf es der gezielten Entlastung von mittel-ständischen Familien, damit diese überhaupt etwas auf die Seite le-gen können. Gerade Schwellen-haushalte profitieren nicht vom Bausparen, da sie gar nicht genü-gend verdienen, um innert zehn Jahren ausreichende Eigenmittel zur Seite legen zu können. Wegen der Progression profitieren Perso-nen mit hohem Einkommen über-durchschnittlich vom Bausparen, was die Effizienz der Instrumente weiter verschlechtert. Die vorlie-gende Bausparinitiative ist nichts anderes als ein verstecktes Steuer-geschenk an Gutverdienende und deshalb als ungerecht und untaug-lich abzulehnen.

Bewährte InstrumenteIm Übrigen stehen schon heute bewährte Bauspar-Instrumente zur Verfügung. So können Vor-sorgegelder aus der 2. Säule und der Säule 3a zu einem günstigeren Steuertarif vorbezogen werden. Laut Bundesrat ist mit diesen Ins-trumenten der verfassungsmässige Auftrag der Wohneigentumsför-derung erfüllt. Gegen die Initiative sprechen natürlich auch die Steu-erausfälle, die bei dieser Vorlage bei der direkten Bundessteuer 70 Millionen und bei den Staats- und Gemeindesteuern 275 Millionen Franken betragen. In Zeiten, in de-nen mehrere Kantone Steuererhö-hungen befürchten müssen, wären diese Geschenke an Wohlhabende unverantwortlich.

Gegen UngerechtigkeitWie stimme ich in christlicher Verantwortung? Jesus war sich der Brisanz um wirtschaftliche Gerechtigkeit stets bewusst, das se-hen wir zum Beispiel im Gleichnis der Arbeiter am Weinberg. Aber er stellte sich gegen jede Ungerech-tigkeit, und vor allem auch gegen jede Gier nach Materiellem und gegen übermässige Angst um die eigene Sicherheit. Danke, wenn Sie am 17. Juni die gerechtere Va-riante unterstützen und nochmals ein Nein gegen diese Bausparvor-lage in die Urne legen.

Ja zum Mittelstand Ungerecht und kostspieligPro KonTra

Bauspar-Initiative: Darum geht es am 17. JuniHinter der Initiative «Eigene vier Wände dank Bausparen» steht der Hauseigentümerverband. Ihr Ziel ist es, dass sich mehr Personen in der Schweiz selbstgenutztes Wohn-eigentum leisten können. Dazu will man mittels Steuererleichterungen das Bausparen fördern. Man will eine für Bund und Kantone zwingende Regelung auf Verfassungsebene einführen. Diese Regelung bein-haltet Steuerentlastungen, wenn man zum ersten Mal selbstge-

nutztes Wohneigentum erwirbt. Während zehn Jahren kann man bis zu 10 000 Franken pro Person (20 000 Franken bei Ehepaaren) jähr - lich vom steuerbaren Einkommen abziehen und auf ein Bausparkon-to einzahlen. Auch die Zinsen da-von wären steuerfrei. Will man das Geld doch anders nutzen, wird eine Nachzahlung fällig.Die Initiative wird von FDP, SVP und EDU unterstützt. CVP, EVP, GLP, Grüne und SP lehnen sie ab.

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8 TAGESSC H AU

Bilder: sxc.hu, idea/tf

neues studienjahr In einer sich immer rascher verändernden Welt sind fundierte theologische Kenntnisse gefragter denn je. Eine idea-Umfrage zeigt, dass es an den Ausbildungsstätten noch viele freie Plätze gibt.

dringend gesucht: Gut ausgebildete theologen

Der Bedarf an gut ausgebildeten Theologen hat offenbar in den letzten Jahren zugenommen. «Junge Menschen kommen heu-te mit immer weniger Bibelwissen und Kenntnissen der biblischen Dogmatik ins Studium», stellt Lukas Zaugg, Rektor der «BBS Academy» fest. «So wie unsere Gesellschaft gut ausgebildete Ärzte, Lehrer, Schreiner braucht, profitiert die Gemeinde von Theologen», erklärt Direktor Fe-lix Aeschlimann vom Seminar für biblische Theologie Beatenberg. Zudem würden die Herausforde-rungen in der Gemeindearbeit immer vielschichtiger. Michael Girgis, Co-Rektor am Institut für Gemeindebau und Weltmission (IGW), spricht von einer «span-nenden Zeit»: «Die Säkularisie-rung stellt manche geschichtlich gewachsenen Formen und Glau-bensinhalte in Frage. Zugleich gibt es neue Aufbrüche, sozial-diakonische Projekte, Initiativen und vieles mehr.» Doch nicht nur in Gemeinden sind Theologen

gefragt. Nach Dorothee Kanzin-ger vom Theologischen Seminar St. Chrischona in Bettingen BS ist der Bedarf an Mitarbeitern in internationalen Missionsge-sellschaften «in einigen Ländern schon fast dramatisch».

stabile studentenzahlenDie idea-Umfrage zeigt, dass die Zahl der Studierenden an den Theologischen Seminaren in den letzten Jahren in etwa gleich geblieben ist. So sind bis jetzt überall noch Plätze frei. Nach wie vor ist Theologie auch bei Frauen sehr beliebt. Allerdings zeigt sich an den verschiedenen Ausbildungsstätten ein unter-schiedliches Bild: Am Theolo-gischen Seminar Bienenberg etwa liegt der Frauenanteil bei 65 Prozent, in Beatenberg sind es 50 Prozent, während an der Staatsunabhängigen Hochschu-

Mit Herzblut am Werk: Das Umzugsteam am (alten) Herd. Links, in Braun und Blau, die Pastoren Herbert Geiser und Beat Fuhrimann.

der aufbruch zu neuem Leben in alten Mauern

Mit ihrem neu renovierten Ge-meindezentrum setzt sich die Freie Evangelische Gemeinde (FEG) Steffisburg ein doppeltes Ziel: «Wir wollen Möglichkeiten zur Be-gegnung und zum gemeinsamen Feiern schaffen. Ein Schwerpunkt unseres Engagements liegt auf dem Training und der Aussendung», formuliert Co-Pastor Herbert Gei-ser die Gemeindearbeit. «Unsere Vision heisst: Von Christus über-zeugt leben wir für unsere Mitmen-schen. Das neue Zentrum bietet dazu gute Voraussetzungen.»

Längste Bar im dorfDie FEG Steffisburg ist kontinu-ierlich gewachsen. Um den An-sprüchen der heutigen Mehrge-nerationengemeinde gerecht zu werden, entschied man sich für

eine umfassende Renovation und damit für einen Verbleib am al-ten Standort. Der Saal im Erdge-schoss präsentiert sich funktional und freundlich, im Obergeschoss entstand viel Raum für die ver-schiedenen Arbeitszweige, und

im Untergeschoss präsentiert die Jugendarbeit «No Limits» die wohl längste Bar Steffisburgs. Auf der obersten Etage befinden sich vier Mietwohnungen. Insge-samt wurden viereinhalb Millio-nen Franken investiert.

FeG steFFisBurG Nach 15 Monaten Bauzeit erstrahlt das «Zentrum Brügg» in neuem Glanz. Ein Strahlen liegt auch auf den Gesichtern der Gemeindeglieder. Am Wochenende weihen sie ihr neues geistliches «Zuhause» ein.

le Basel ein Drittel und am IGW nur ein Viertel Studentinnen ein-geschrieben sind.Immer mehr ist Theologie auch als zweiter Bildungsweg gefragt. Die berufsbegleitenden Angebo-te nehmen durchwegs zu. Für Fe-lix Aeschlimann hat diese Opti-on viele Vorteile: «Man kennt die Welt nicht nur aus der Perspekti-ve von Schule und Studium, son-dern besitzt wertvolle Erfahrun-gen aus der realen Arbeitswelt. Solche Menschen werden die Sorgen und Nöte ihrer Gemein-deglieder besser verstehen.»CHRISTOF BAUERNFEIND

Ausbildungsstätten vermitteln kompetentes Bibelwissen.

Völlig neuer auftrittDas imposante Gebäude am Dorf-bach soll zu einem Begegnungs-zentrum werden. «Der Begriff ‹Brügg› (Brücke) ist Programm. Niederschwellige Ange bote sollen kirchenfernen Menschen den Ein-tritt erleichtern», meint Co-Pastor Beat Fuhrimann. «Wir haben den Auftritt neu gestaltet, unter an-derem mit neuer Infobroschüre, neuer Website und der Zeitschrift ‹Einblick›.»Das Zentrum «Brügg» wird am Wochenende eingeweiht – mit einem bunten (Familien-)Pro-gramm, Ansprachen sowie Kon-zerten von Déborah Rosenkranz und einer klassischen Formation.THOmAS FEUz

www.feg-steffisburg.ch

theologische ausbildungsstätten in der schweizSeminar für biblische Theologie Bea-tenberg: www.sbt-beatenberg.chTheologisches Seminar Bienenberg: www.bienenberg.chTheologisch-Diakonisches Seminar Aarau: www.tdsaarau.chStaatsunabhängige Theologische Hochschule Basel: www.sthbasel.ch

Theologisches Seminar St. Chrischona: tsc.chrischona.chGemeinde-basierte Bibelschule Schweiz: www.bbs-academy.chInstitut für Gemeindebau und Welt-mission: www.igw.eduInternational Seminary and Training-center of Leadership: www.istl.ch

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TAGESSC H AU 9

Bravo Gino!Vor meinem Wechsel von A nach B (Arth nach Bremgarten) geniesse ich einen Monat ohne Dienste. Eine Woche verbrachte ich in Assisi. Assisi – das hat viel mit Franziskus und mit Chiara zu tun. Das waren eindrucksvolle Persön-lichkeiten, die auf eine erstaunlich radikale Art Jesus nachfolgten. Im Verlauf der Woche begegne ich dem Denkmal von Gino Bartali, einem der grössten Radprofis aller Zeiten. So gewann er in seiner langen Kariere von 1935 bis 1953 dreimal den Giro d’Italia und zweimal die Tour de France.

Doch viel eindrücklicher ist, dass dieser Spitzensportler nicht nur über starke «Wädli», sondern auch über ein grosses Herz verfügte. Gino der Fromme, wie er auch genannt wurde, begann jedes Rennen mit einem längeren Gebet. Während dem Zweiten Weltkrieg soll Bartali aktiv an der Rettung von 800 Juden beteiligt gewesen sein. Die Juden wurden in Klöstern und Kirchen versteckt. Bartali schmuggelte auf seinen zahlreichen Trainingsfahrten Papiere und Fo-tos, die es ermöglichten, den Juden eine neue Identität zu geben. Die Schmuggelware war im Rahmen des Rennfahrrades versteckt. In einer Druckerei in Assisi wurden die neuen Pässe gedruckt. Bravo Gino – ich ziehe meinen imagi-nären Hut! Es gab, und es gibt sie auch heute noch: Stars, die auch ihre Mitmenschen sehen und sich für andere einsetzen.

Im Blick auf die neue Identität möchte ich noch erwähnen, dass sich Gott nicht einfach in die Welt schmuggelte, sondern für alle sichtbar in Jesus Christus gekommen ist, um all jenen, die Ihm vertrauen, eine neue Identität zu schenken. Wer dieses Geschenk

angenommen hat, gehört definitiv zu den ganz grossen Siegern! THOMAS

PRELICZ

«Es ist ein Fest, hier zu sein, ein-fach wunderschön!» Kathrin Van der Meer aus Uster strahlt, wäh-rend sie darauf wartet, ein per-sönliches Gebet zu empfangen. Für einmal sind es Seelsorger, die segnen. Doch immer wieder wer-den die Anwesenden aufgefordert, gerade da, wo sie sind, füreinander zu beten. Denn das betonen alle Referenten der Pfingstkonferenz in Bern: Jeder der Anwesenden hat den Auftrag, für seine Nächsten zu beten, Hände aufzulegen und Heilung zuzusprechen. «Wenn Jesus in dir wohnt, kannst du die gleichen, ja noch grössere Werke tun als er!», ermutigen sie. Nicht alle in der Halle beten mit Worten. Es gibt auch solche, die während der jeweils einstündigen Anbe-tungszeit zur Ehre Gottes tanzen, sich betend auf den Boden legen, Fahnen schwingen oder Bilder malen. Als Martin Bühlmann, Leiter der Vineyard-Bewegung in Deutschland, Österreich und der Schweiz, den Heiligen Geist ein-lädt, seine Gegenwart zu zeigen, beginnen einzelne laut zu lachen, zu stöhnen oder fallen um. «La-chen bedeutet Befreiung», erklärt Bühlmann. Er lässt dem Geist Zeit und Raum, wartet gelassen, bis die Menschen ruhig werden. Erst dann hält er seine Predigt.

«Bringt sie zum Vater!»Bill Johnson, Gastredner aus Redding USA, erzählt von vielen Heilungswundern, die er erlebt hat. Einmal habe eine Ärztin

ihre Hände um den Nacken ei-nes Mannes gelegt, der wegen Tumorbefall seinen Kopf nicht mehr ohne Stütze tragen konnte. Sie betete für die Erstarkung der Muskeln und dies sei geschehen. Die Tumore waren anschliessend verschwunden. Johnson nennt nun Leidensgebiete wie Taubheit oder vermindertes Hörvermö-gen und fordert die Anwesenden auf, für Betroffene zu beten. Wer anschliessend wieder oder bes-ser hört, soll die Hand erheben. Nach diesen etwa 30-minütigen «Ministries», Zeiten des gegen-seitigen Dienens, während denen verschiedene Krankheiten er-wähnt werden, tun das mehrere Dutzend Menschen. Einige er-zählen auf der Bühne, wie genau sie ihre Heilung erlebt haben.«Der Heilige Geist lebt in jedem Gläubigen, aber er ruht nicht immer auf ihm», erklärt John-son. «Wir können lernen, immer mehr in dem Bewusstsein zu le-ben, dass der Heilige Geist wie ein Fluss in uns ist, der f liessen will.» Wer Gott nahe sei, strahle dessen Ruhe, Liebe und Treue aus. «Wir schulden den Menschen um uns eine Begegnung mit Gott», hält der 61-Jährige fest. Wer Gott im-mer besser kennen lerne, erneu-ere dadurch sein Denken. «Man fängt an, aus Gottes Perspektive zu sehen.» Und dann seien Wun-der etwas Selbstverständliches. «Jesus nutzte Zeichen und Wun-

der, um Menschen zum Vater zu führen.» Johnson betont: «Es geht nicht darum, Gottes Stimme besser zu hören, um ihm dadurch besser dienen zu können. Wir sol-len Gottes Stimme erkennen, um ihn zu ehren.»

«Vergesst die Armen nicht»«Wir wollen die Gerechtigkeit Gottes in die Gesellschaft tra-gen», erklärt Martin Bühlmann. Leidenschaftlich fordert er auf, nicht nur geistlichen Segen zu verschenken, sondern auch ma-teriellen Reichtum. Seit Jahren verteilen Freiwillige aus der Vi-neyard Bern «Heiland-Säcke» an Arme. Damit sind Papiertaschen gemeint, die gefüllt sind mit Le-bensmitteln und Nützlichem für den Haushalt. Die Anwesenden werden aufgefordert, am Sonntag solche Dinge mitzubringen, um «Heiland-Säcke» zu füllen. «Wie wollen wir Gott erleben, wenn wir nicht bereit sind, zu teilen? Wenn wir mehr auf Reichtum oder den Staat vertrauen als auf Gottes Versorgung?» Bühlmann ist überzeugt, dass Ausländer-feindlichkeit und Jesusjünger-schaft sich ausschlies sen: «Jesus schickt uns Muslime, damit sie seine Liebe erleben können.» In Jesus sei uns alles gegeben. «Got-tes Reich durchbricht sämtliche Gesetze der Menschen, um seine Herrlichkeit zu zeigen.»MIRJAM FISCH-KÖHLER

Der Autor, bisher Pfarrer der Evangeli-schen Freikirche Arth, wirkt künftig in Bremgarten.

Bilder: Mirjam Fisch-Köhler

PFINGSTKONFERENZ «Jesus hat aufgefordert, grössere Wunder zu tun als er»: 2500 Menschen beteten am Wochenende in Bern füreinander und segneten sich gegenseitig. Wunder und Heilungen sollen zum Alltag gehören, sind die Veranstalter überzeugt.

In der Gegenwart des Heiligen Geistes ÄXGÜSI

Gemeinsamer AnlassDie Pfingstkonferenz zum Thema «The presence of god – kraftvolles Leben» wurde gemeinsam durch-geführt von Vineyard Bern, Stiftung Schleife, Schule für Heilung und ISTL. Während vier Tagen nahmen über 2500 Personen daran teil. Hauptredner waren die Pastoren Bill Johnson aus Redding USA, und Martin Bühlmann, Leiter Vineyard D, A, CH.

www.vineyard.ch

Den Menschen Begegnungen mit Gott ermöglichen: Bill Johnson (links) und Marius Bühlmann am übergemeindlichen Anlass.

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10 PU BLI REPORTAGEPUBLIREPORTAGE

TearFund ist ein Hilfswerk der Schweizerischen Evangelischen Allianz (SEA). Zusammen mit loka-len, christlichen Partnerorganisationen in Ländern des Südens fördert und stärkt TearFund benachtei-ligte Menschen durch Bildung, Basisgesundheit und Einkommensförderung.

TearFund Schweiz | Josefstrasse 34 | 8005 Zürich 044 447 44 00 | [email protected] | www.tearfund.ch PC-Konto: 80-43143-0

Hoffnung säen im Hochland von Peru.Hermelinda packt ihre Zukunft an.

Hermelinda lebt mit ihrer Familie in der Provinz Pachitea im Hochland von Peru. Es ist kein einfaches Leben für die Kleinbauernfamilie: die Arbeit ist hart und der Speiseplan karg. Doch Hermelinda hat Pläne - und Unterstützung.

Ein Gemüsegarten für mehr GesundheitDank einer Schulung, die Hermelinda letzten Januar absolviert hat, besitzt die Familie heute einen Gemüsegarten. Die ersten Pflänzchen sind gewachsen, bereits können Radieschen, Kar-rotten und Blumenkohl geerntet werden. „Jetzt kann ich meine Kinder gesund ernähren“, erzählt die Ehefrau und 4-fache Mutter. „Viele Kinder hier im Hochland sind mangel- oder unterernährt, weil praktisch nur Kartoffeln und Mais angebaut werden.“Den Rest des Gemüses verkauft Hermelinda auf dem lokalen Markt und gewinnt dadurch ein Zusatzeinkommen zur Schaf- und Meerschweinchenzucht. Geld, das dringend nötig ist für die gros-se Familie mit schulpflichtigen Kindern.

Pedro, ein Mitarbeiter von EFOD, der lokalen Partnerorganisati-on von TearFund, erzählt: „Die Folgen von Mangelernährung bei Kindern sind fatal: fehlen wichtige Nährstoffe, bleiben die Kinder in ihrer Entwicklung zurück, die Folgen sind bis ins Erwachsenen-alter spürbar. Auch erblinden viele Menschen in dieser Region während der Kindheit wegen Vitaminmangel.“ Das Projekt von EFOD unterstützt Familien ganzheitlich: Mit Gemüsegärten und Schafzucht werden Ernährungs- und Einkommensgrundlagen geschaffen, mit Latrinenbau und Küchenausbau die Wohn- und Hygienesituation erheblich verbessert.

Wir freuen uns, wenn Sie Familien in Peru in Form von einer Spende oder durch ein Beson-deres Geschenk (s. Inserat) unterstützen!

Laurencia: Für Hermelindas Tochter haben sich neue Chancen aufgetan.

Hoffnung: Hermelinda kann nun ihre Familie gesund ernähren. „Dank dem Garten können wir jeden Tag Gemüse essen!“

Das Besondere Geschenkfür jede Gelegenheit

Mit einem Besonderen Geschenk von Tear-Fund säen Sie Hoff-nung, z.B. in Peru. Sie erhalten eine Karte zum Weiterschenken, die über das Besonde-re Geschenk infor-miert.

Beispiel: Für CHF 50.00 erhält eine Familie Saatgut für den eigenen Gemüsegarten.

Weitere Geschenke und Bestellungen: www.tearfund.ch/geschenke 044 / 447 44 00 oder [email protected]

Film! Auf www.tearfund.ch/filmefinden Sie einen Film über eine weitere Familie dieses Projektes!

PUBLIREPORTAGE

TearFund ist ein Hilfswerk der Schweizerischen Evangelischen Allianz (SEA). Zusammen mit loka-len, christlichen Partnerorganisationen in Ländern des Südens fördert und stärkt TearFund benachtei-ligte Menschen durch Bildung, Basisgesundheit und Einkommensförderung.

TearFund Schweiz | Josefstrasse 34 | 8005 Zürich 044 447 44 00 | [email protected] | www.tearfund.ch PC-Konto: 80-43143-0

Hoffnung säen im Hochland von Peru.Hermelinda packt ihre Zukunft an.

Hermelinda lebt mit ihrer Familie in der Provinz Pachitea im Hochland von Peru. Es ist kein einfaches Leben für die Kleinbauernfamilie: die Arbeit ist hart und der Speiseplan karg. Doch Hermelinda hat Pläne - und Unterstützung.

Ein Gemüsegarten für mehr GesundheitDank einer Schulung, die Hermelinda letzten Januar absolviert hat, besitzt die Familie heute einen Gemüsegarten. Die ersten Pflänzchen sind gewachsen, bereits können Radieschen, Kar-rotten und Blumenkohl geerntet werden. „Jetzt kann ich meine Kinder gesund ernähren“, erzählt die Ehefrau und 4-fache Mutter. „Viele Kinder hier im Hochland sind mangel- oder unterernährt, weil praktisch nur Kartoffeln und Mais angebaut werden.“Den Rest des Gemüses verkauft Hermelinda auf dem lokalen Markt und gewinnt dadurch ein Zusatzeinkommen zur Schaf- und Meerschweinchenzucht. Geld, das dringend nötig ist für die gros-se Familie mit schulpflichtigen Kindern.

Pedro, ein Mitarbeiter von EFOD, der lokalen Partnerorganisati-on von TearFund, erzählt: „Die Folgen von Mangelernährung bei Kindern sind fatal: fehlen wichtige Nährstoffe, bleiben die Kinder in ihrer Entwicklung zurück, die Folgen sind bis ins Erwachsenen-alter spürbar. Auch erblinden viele Menschen in dieser Region während der Kindheit wegen Vitaminmangel.“ Das Projekt von EFOD unterstützt Familien ganzheitlich: Mit Gemüsegärten und Schafzucht werden Ernährungs- und Einkommensgrundlagen geschaffen, mit Latrinenbau und Küchenausbau die Wohn- und Hygienesituation erheblich verbessert.

Wir freuen uns, wenn Sie Familien in Peru in Form von einer Spende oder durch ein Beson-deres Geschenk (s. Inserat) unterstützen!

Laurencia: Für Hermelindas Tochter haben sich neue Chancen aufgetan.

Hoffnung: Hermelinda kann nun ihre Familie gesund ernähren. „Dank dem Garten können wir jeden Tag Gemüse essen!“

Das Besondere Geschenkfür jede Gelegenheit

Mit einem Besonderen Geschenk von Tear-Fund säen Sie Hoff-nung, z.B. in Peru. Sie erhalten eine Karte zum Weiterschenken, die über das Besonde-re Geschenk infor-miert.

Beispiel: Für CHF 50.00 erhält eine Familie Saatgut für den eigenen Gemüsegarten.

Weitere Geschenke und Bestellungen: www.tearfund.ch/geschenke 044 / 447 44 00 oder [email protected]

Film! Auf www.tearfund.ch/filmefinden Sie einen Film über eine weitere Familie dieses Projektes!

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foru m | k u lt u r 11

Gott nimmt unser Bekenntnis ernstGott sagt uns in seinem Wort, dass wir unser Vertrauen auf ihn setzen können. Wir ehren Gott und ernten seinen Segen, wenn wir es im prakti-schen Leben auch tun. Wenn wir dies sogar durch ein Bekenntnis öffentlich festmachen, nimmt es Gott besonders ernst. Unsere Väter haben 1291 im Bundesbrief geschrieben: «Im Namen Gottes des Allmächtigen», und sie bekannten öffentlich: «Wir wollen trauen auf den höchsten Gott und uns nicht fürchten vor der Macht der Menschen.» So konnten Gottes Eigenschaften, die in seinem Namen enthalten sind, in den vergangenen gut 720 Jahren in unserem Land deutlich sichtbar werden: Frieden (die Schweiz blieb vor vielen Kriegen verschont), Einigkeit (trotz vier Lan-dessprachen), Überfluss (ein reiches Land), Barmherzigkeit (Gott gab der Schweiz mit dem Roten Kreuz eine humanitäre Berufung).

Die Initiatoren des Events sind «Crescendo»-Leiter Beat Rink und Gellert-Pfarrer Bruno Waldvogel. Unterstützt wird der Anlass von ei-ner einmalig breiten Koalition von Kirchen und Werken, die von den Freikirchen bis zur römisch-katho-lischen Kirche reicht. An einem Kickoff-Event, der eine Kostprobe von Darbietungen bot, die am 17. Mai 2013 in Basel zu erwarten sind, sprachen neben dem Kirchen-ratspräsidenten der reformierten Kirche, Lukas Kundert, auch der Vertreter der Katholiken, Xaver Pfister, und Dick Leuveninck, Pas-tor der FEG Basel und Vertreter der Evangelischen Allianz.

Unterstützung durch RegierungDie Bedeutung des Anlasses un-terstrich der Regierungspräsident von Basel-Stadt, Guy Morin, mit einem Grusswort. «Unser kultu-relles Erbe ist nicht laizistisch,

der reformierten Kirche Basel, ist überzeugt: «Kunst ist in der Kir-che wieder im Kommen.» Er hat durch seine Frau enge Beziehun-gen zu Finnland, wo die «Nacht des Glaubens» bereits Tradition hat. In Basel lautet die offizielle Bezeichnung etwas vornehmer «Festival für Kunst und Kirche».An diesem Event werden Musi-ker, Schriftsteller, Tänzer, Film- und Theaterschaffende sowie bil-dende Künstler teilnehmen. Auf der Liste der Eingeladenen sind Namen wie Nina Hagen oder Wim Wenders, der Pantomime Carlos Martinez, der Kölner Do-morganist Ulrich Brüggemann oder der deutsche Pianist Martin Helmchen. Den Auftakt soll ein Konzert mit einer Jazzkantate auf dem Barfüsserplatz bilden. FRITZ IMHOF

www.nachtdesglaubens.ch

FESTIVAL Basels Innenstadt wird vor Pfingsten 2013 mit Kunst erfüllt sein. In einer «Nacht des Glaubens/Festival für Kunst und Kirche» wollen christliche Künstler aller Richtungen auf die Botschaft des Evangeliums aufmerksam machen.

Basel bereitet einmaligen Event vor

SYNERGIE

sondern fusst auf Traditionen und Werten, die mit Religion und Kirche zu tun haben», sagte der Grüne Morin, der auch als «Or-ganist» vorgestellt wurde. Kirch-liche Kunst, aber auch Kunst schlechthin habe mit Werten und Identität zu tun, und damit mit Religion. Dass auch ein laizisti-scher Staat wie Basel-Stadt ein solches Projekt unterstütze, sei daher selbstverständlich.

Räume und TräumeBruno Waldvogel, der das Unter-stützungskomitee leitet, sagte zur Idee des Anlasses: «Einige haben Räume – andere haben Träume.» Während Kirchgemeinden ihre Räume zur Verfügung stellten, sei das Spektrum der Anbieter sehr breit. Ideen können noch bis Ende Jahr eingereicht werden. «Crescendo»-Leiter Beat Rink, auch Beauftragter für Kunst in

Beim Bau des Bürohauses unserer Kellerei haben wir das Wort ins Fundament eingemauert: «Unsere Hilfe kommt von dem Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.» (Psalm 121,2) Wir durften es über Jahrzehnte erleben, dass wir in vie-len bedrohlichen Situationen Gottes konkrete Hilfe erfahren durften. Zu Beginn unserer Ehe haben wir im Eingang unseres Hauses das Bekenntnis von Josua aufgehängt: «Ich aber und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen!» (Josua 24,15) Gott hat das ernst genommen und uns in verschiedene Aufgaben berufen und viele offene Türen ge-schenkt. Er hat uns ein reich erfülltes Leben mit viel Segen geschenkt, in Familie, in vielen Diensten und im Geschäft.

Gott gefällt wohl besonders die Glaubenshaltung, wenn wir beken-nen, dass wir, bevor wir Kinder ha-ben, ihm «mit dem ganzen Haus» dienen wollen. Wenn er uns Kinder schenkt, so erziehen wir sie nicht neutral und geben ihnen dann die Freiheit, sich so zu entscheiden, wie sie es persönlich wollen. Nein, wir

zeigen ihnen von Kindesbeinen an, wie wir Jesus von Herzen lieben und wie wir ihm in den verschiedensten Lebenssituatio-nen gemeinsam vertrauen. Wir leben ihnen vor, dass unsere Familie als erstes nach dem Reich Gottes trachtet. Natürlich ist es letztlich ein Geschenk von Gott, wenn unsere Kinder dann auch von Herzen Jesus lieben und ihm dienen, wissen wir doch auch um unsere Schwachheit in der Erziehung und im Vorbild. Doch wenn wir ihnen demütig diesen Geist von Jugend auf vorleben, und wenn die Kinder Gottes Handeln an uns erkennen, so

machen wir es ihnen leicht, ihr Vertrauen auch von ganzem Herzen Gott zu schenken. ROBERT RAHM

Der Autor ist Mitbegründer der Rimuss- und Weinkellerei Rahm AG, Hallau. Er engagiert sich in der IVCG und verschie-denen christlichen Werken sowie als Referent lebensnaher Themen. [email protected]

Letzte InstanzAm 17. Juni werden das Schweizer Volk über die Initiative «Für die Stärkung der Volksrechte» und die Waadtländer über die Sterbehilfe abstimmen. Die Entscheide, die den Werdegang einer Gesell-schaft verändern, spielen in der Politik eine wichtige Rolle. Diese Entscheide führen zu zwei Fragen der politischen Philosophie: Wer trifft sie und aufgrund welcher Wertesysteme?Die politischen Entscheide können durch einen Monarchen, eine informelle Elite, das Parlament, das Volk, ein totalitäres Regime oder auch – immer mehr – von der in-ternationalen Gemeinschaft durch das Völkerrecht gefällt werden. Eine vorherrschende Religion, das uni-verselle Gewissen, die dominante Ideologie oder auch eine Form von staatlicher Notwendigkeit bilden die grossen Wertesysteme, die indi-rekt den Inhalt politischer Entschei-de bestimmen. In der Rechtsphiloso-phie bezeichnet man jene Personen als Anhänger des Naturrechts, die denken, dass die Gesetze sich aus dem universellen Gewissen ergeben müssen; als Anhänger des soziologischen Positivismus jene, welche postulieren, dass die Gesetzte die dominierende Meinung zum Ausdruck bringen; als Befürworter des staatlichen Positivismus jene, die meinen, dass die Gesetze sich auf den staatlichen Willen beziehen.Persönlich denke ich, dass die Entscheide, welche die Freiheits-rechte und die Menschenwürde am meisten hochhalten, durch das Volk und das Parlament einer Nation gefällt werden sollen, da sie eine grössere Verbundenheit mit dem universellen Gewissen als mit dem Utilitarismus und dem Relativis-mus haben. Das universelle Gewis-sen ist in besonders ausdrucksstar-ker Weise im Römerbrief (2,14–15) – das Gesetz Gottes im Herzen des Menschen – beschrieben. Leider

ist die Schweiz davon weiter entfernt als noch vor 30 oder 40 Jahren.JEAN-PIERRE

GRABER

Der Autor, Dr. rer. pol., war Nationalrat der SVP. Er wohnt in La Neuveville BE.

PODIUM

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12 w i rtsc h a f t

Bild: idea/tf, zvg

ENERGIEDEBATTE Der Ausstieg aus der Atomenergie ist beschlossen – die einen atmen auf, andere kritisieren den «übereilten» Entscheid. Umstritten sind die Gaskraftwerke («CO2-Schleudern»), welche die drohende Stromlücke füllen sollen. Welche Alternativen sehen christliche Fachleute? Und: Wie teuer darf oder soll die Energie sein?

Umdenken und sparen oder umdenken und ausbauen?

Werner Hässig, Energieberater und Präsident der Arbeitsgemein-schaft für Klima, Energie und Um-welt (AKU) der Schweizerischen Evangelischen Allianz (SEA), ist Verfechter der 2000-Watt-Gesell-schaft. Er meint, Energie dürfte teurer sein – «weil diese heute weit unter ihrem Wert gehandelt wird, und weil ich lieber andere Steu-ern senken möchte». Der Unter-nehmer Jonathan Hertig hat ein Energiekonzept erarbeitet, das «einen Schritt weitergeht».

Ausstieg wird begrüsstEinig sind sich die beiden Fach-leute im Ausstieg aus der Atom-energie. «Der AKU-Vorstand be-grüsst diesen längst überfälligen Entscheid. Die Atomenergie war schon vor Fukushima aus meh-reren Gründen nicht mehrheits-

fähig», sagt Werner Hässig. Jona-than Hertig doppelt nach: «Der Entscheid ist richtig, die alten AKWs nicht zu ersetzen.»In der Beurteilung der Konse-quenzen werden erste Unter-schiede deutlich. Hertig: «Die Energiestrategie 2050 basiert hauptsächlich auf der 2000-Watt-Gesellschaft. Das ist für eine In-dustrienation unrealistisch. Das Dilemma, genügend Energie zu produzieren und gleichzeitig das Kyoto-Abkommen einzuhalten, kann nicht aufgehen.»Anders Werner Hässig: «Mit dem Entscheid von Bundesrat und Parlament ist der Weg für Alter-nativen offen. Nun müssen die Rahmenbedingungen so gesetzt werden, dass Energieeffizienz attraktiv wird.» Die Krux liegt in der Ausgestaltung der Parameter.

Sparen oder besser speichern?Jonathan Hertig betont die Ver-sorgungssicherheit und skizziert einen Lösungsansatz: «Unsere grösste Herausforderung ist nicht der Atomausstieg, sondern das Kyoto-Abkommen und der Er-satz der knapper werdenden fossi-len Energien. Ein neues Energie-konzept muss sicherstellen, dass trotzdem genügend Energie ver-fügbar ist. Die Lösung sehe ich im Wasserstoff als Energiespeicher und Energieträger.» Der fehlen-de Strom könnte aus Erdwärme in Island und aus Sonnenkraft in Nordafrika gewonnen werden. Der so produzierte Strom wür-de in Wasserstoff umgewandelt, nach Norditalien verschifft und mit einer Pipeline in grossen Fels-kavernen in der Schweiz gelagert. «Wasserstoff könnte in Schwei-zer Kombikraftwerken praktisch CO2-neutral umgewandelt wer-den und Fahrzeuge mit Brenn-stoffzellen oder Verbrennungs-motoren antreiben. Das würde einen schrittweisen Ausstieg aus den fossilen Energien ermögli-chen.»Werner Hässig schöpft aus ei-ner langjährigen Erfahrung in der Energieberatung: «Die Ver-schwendung hat einen enormen

Umfang erreicht. Energieeffizi-enz ist das wichtigste Element in der neuen Politik. Allerdings soll-ten die Atomkraftwerke nicht vor Erreichen des Lebensalters ausge-schaltet werden. Von den erneu-erbaren Energien ist vor allem die Solarenergie massiv auszubauen. Die Wasserkraft kann weiter opti-miert werden, längerfristig auch die Geothermie.» Sein Massnah-menkatalog beinhaltet unter an-derem: Energiesteuer statt Mehr-wertsteuer, längerfristig eine ökologische Steuerreform mit Lenkungsabgaben, schärfere Wär - medämmvorschriften im Gebäude-bereich, Bewilligungsfreiheit für Wärmedämmung und Sonnen-kollektoren, Bewilligungspflicht für neue Anstriche (keine Pin-selsanierung statt Wärmedäm-mung), eine Sanierungspflicht für nicht selbstgenutzte Bauten sowie Vorschriften zur effizien-ten Energienutzung (Einsatz von Wärmekraftkopplungsanlagen, Solaranlagen, Abwasserwärme-nutzung).

Energielandschaft im UmbauWas erwarten und erhoffen sich die beiden Fachexperten vom einsetzenden Prozess? Werner Hässig sagt: «Die Vorteile von Energieeffizienz, Gebäudemass-nahmen und KEV-Ausbau (kos-tendeckende Einspeisevergütung) sehe ich vor allem in der Stärkung der inländischen Wertschöp-fung. Die Kosten für diesen ‹Um-bau› sind im Vergleich zu neuen Atomkraftwerken bescheiden. Ich hoffe, dass die atomorientierten Entscheidungsträger Bundesrätin Leuthard bei der Effizienzstrate-gie und Förderung der erneuerba-ren Energien unterstützen.»«Mein Energiekonzept macht es möglich, unseren Energiebedarf aus praktisch unerschöpflichen und erneuerbaren Quellen zu dec-ken», kontert Jonathan Hertig. «Bei weiterem Bedarf (Bevölke-rungswachstum, Verkehr, Indus-trie, Peak Oil) ist ein Zubau bei den Geothermie-Kraftwerken und bei den Sonnenkraftwerken mög-lich. Weil Wasserstoff grösstenteils CO2-neutral ist, kann das Kyoto-Abkommen eingehalten werden. Der Gedanke der 2000-Watt-Gesellschaft zwingt letztlich zum Verzicht, einen Weg für genügend Ersatzenergie zu finden. Wir müs-sen erkennen, dass wir die definier-ten Ziele nicht mit den herkömm-lichen Lösungsansätzen erfüllen können.»THOMAS FEUZ

Die GesprächspartnerWerner Hässig, Dr., dipl. Maschinen-Ing. ETH/SIA und Energieberater, Uster (links), Jonathan Hertig, Büro für Projektbegleitung, Entwicklung und Marketing, Wichtrach BE.

[email protected] (Energie-konzept)

Die Idylle trügt: Die Debatte ist rauer als dieses friedliche Bild (Stromleitung bei Oppligen BE).Impressum Idea Schweiz

Herausgeber: Idea Information AG, 4410 LiestalVerwaltungsrat: Heiner Henny, Präsident; Sam Moser, Stellvertreter; Paul Beyeler, Hans Lendi, Hansjörg Leutwyler, Hanspeter SchmutzIdeelle Trägerschaft: Schweizerische Evange-lische Allianz (SEA), Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG), Arbeits-gemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM)Redaktion: Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp,Tel. 031 818 01 44, Fax 031 819 71 60E-Mail: [email protected]: www.ideaschweiz.chChefredaktor: Andrea VonlanthenBüro: Bahnhofstr. 65, 9320 ArbonTel. 071 446 70 02, Fax 071 446 74 88E-Mail: [email protected]: Thomas FeuzErweitertes Team: Esther Reutimann, Christian Bachmann, Mirjam Fisch-KöhlerPraktikum: Christof Bauernfeind Kundenberatung Anzeigen: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 17, Fax 031 819 38 54E-Mail: [email protected]: Jordi AG – das Medienhaus,Franziska Schüller, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 20, Fax 031 819 38 54E-Mail: [email protected]: Jahresabo Fr. 145.–, Seniorenabo Fr. 117.–, Halbjahresabo Fr. 77.–. Das Abo ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar.Konto: PC-Konto 40-788586-4Idea Information AG, 4410 LiestalLayout/Druck/Versand:Jordi AG – das Medienhaus,Aemmenmattstr. 22, 3123 Belpwww.jordibelp.ch

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Page 13: Idea Spektrum Schweiz 22/2012

idea Spektrum 22.2012

TAGESSC H AU 13

«Heute ist mir das eher peinlich», sagt Gerd Nagel rückblickend. «In der akademischen Welt geht es vor allem darum, sich selber einen Namen zu machen.» Der 76-jährige Mediziner aus Uerikon im Kanton Zürich muss es wissen. Er hat selber eine akademische Karriere wie aus dem Bilderbuch hinter sich. Fast 600 Arbeiten zu Themen der Krebsmedizin hat er bis zu seiner Pensionierung veröf-fentlicht. Jeden Abend und jedes Wochenende habe er gearbeitet, erzählt er. «Das ist die Tragödie dieses Lebens.»

Auf der ErfolgsschieneNagel war gefangen in der Arbeit und leistete viel. Er definierte sich über seinen beruflichen Er-folg und die Anerkennung, die er erhielt. Sein Leistungsausweis war beachtlich, gewann er doch zahl-reiche Auszeichnungen wie das deutsche Bundesverdienstkreuz. Er habe die Prioritäten falsch ge-setzt, ist Nagel heute überzeugt. Seine Ehe scheiterte, es kam zur Scheidung. Als Nagel später zum Glauben an Jesus Christus fand, erkannte er, dass er bisher nur für seine eigenen Ziele gearbeitet und nicht nach Gottes Willen gefragt

hatte. «Alle akademischen Aus-zeichnungen bedeuten mir heute nichts mehr», sagt Nagel.

Eine zentrale FrageDer Mediziner gründete die «Stif-tung Patientenkompetenz» und berät Patienten, wie sie selbst etwas zu ihrer Gesundung beitra-gen können. Er gehört zum Team der Männerbewegung «Free at Heart» und lehrt an Männer-camps. «In der Medizin und in der Männerarbeit geht es um das gleiche Thema: um die Identität.» Viele Männer definierten sich über ihre Karriere, ihre Erfolge, über die Anzahl Doktortitel. Na-gel meint: «Viele Männer machen sich Gedanken darüber, wer sie sind und wo ihr Platz auf dieser Welt ist.»

Aus der Krise geborenDie Männerbewegung «Free at Heart» hat genau genommen mit einem kaputten Fuss begonnen. Nagels Sohn Adrian ist Physio-therapeut und behandelte im Jahre 2005 einen Patienten, der in einer Lebenskrise steckte. So empfahl ihm Adrian das Buch «Der ungezähmte Mann» von John Eldredge. Sein Patient, Rue-di Germann, war begeistert davon und besuchte im Herbst 2006 ein Männercamp von Eldredge in den USA. Dort erhielt er von Gott den Auftrag, solche Camps in der Schweiz durchzuführen. Durch seinen Sohn stiess so auch Gerd Nagel zum Gründungsteam

der Männerbewegung «Free at Heart».«Das Thema Identität beschäftigt mich stark», sagt Nagel. «Wenn ich Männer frage, wer sie sind, höre ich Antworten wie ‹Ich bin Bauer, habe zehn Kühe und 20 Rinder, eine Frau und drei Kinder und ein grosses Bauernhaus›.» Dies sei jedoch nicht die Antwort auf die Frage «Wer bin ich?», son-dern auf die Frage «Was habe ich erreicht?». Um in unsere Identität hineinzuwachsen, müssten wir den Plan Gottes für unser Leben kennenlernen.

Wenn Männer eins werdenUnd genau darum gehe es bei «Free at Heart», dass Männer ihre Identität finden und den ihnen von Gott zugedachten Platz in der Familie und im Beruf einneh-men. Als Team von drei oder vier Gleichgesinnten würden Männer gemeinsam entdecken, wer sie sind. «Fast alle Männer haben Probleme mit ihrem Selbstbe-wusstsein», weiss Nagel. «Das Camp schweisst Männer zusam-men. Als ‹verschworene› Gemein-schaft helfen sie sich gegenseitig, ihren Platz als Mann einzuneh-men.» Besonders auf dem Herzen liegen dem Team Männer-Klein-gruppen, wo sich Männer regel-mässig auf freundschaftlicher Basis treffen. Nagel wünscht sich, dass christliche Gemeinden Män-ner ins Camp aussenden und so für ihren Auftrag freisetzen.CHRISTIAN BACHMANN

Bild: Christian Bachmann

«FREE AT HEART» Als Mediziner machte Gerd Nagel Karriere, doch für seine Familie hatte er keine Zeit. Er ist Mitbegründer der Männerbewegung «Free at Heart» und ermutigt heute Männer, ihren von Gott bestimmten Platz einzunehmen, statt nach Leistung zu streben.

Wenn Männer ihren Platz einnehmen

«Free at Heart»Die Männerbewegung «Free at Heart» wurde 2008 gegründet. Sie organisiert jährlich ein bis zwei Männercamps nach dem Vorbild von Ransomed Heart Ministries von John Eldredge. «Free at Heart» will Männer ins «Leben» und in die Freiheit führen und ihnen helfen, ihre ureigene Identität zu finden, damit sie den ihnen zugedachten Platz als Mann in Ehe, Familie, Beruf und Gesellschaft einnehmen kön-nen. Gerd Nagel gehört seit 2010 nicht mehr zum Kernteam, wirkt aber weiterhin in den Camps mit. Das nächste Camp findet vom 7. bis 10. Juni in Vaumarcus NE statt. Last-minute-Anmeldungen sind über die Website möglich.

www.freeatheart.net

In der Bibel verwurzelt: Gerd Nagel weiss, wer er in Gottes Augen ist.

JOURNALSuizidbeihilfe bestrafen?Der Verein Ja zum Leben Schweiz schlägt vor, «das Überreden und Verleiten zum Suizid» unter Strafe zu stellen. Die «Grundregel», dass menschliches Leben mit der Be-fruchtung beginne und mit dem natürlichen Tod ende, sei für die Sicherheit der Gesellschaft «von zentraler Bedeutung». Ein Positi-onspapier mit sieben Forderungen wurde gestern Mittwoch den Medi-en präsentiert. (idea)

«Bedingung» für HeilsarmeeLeistungsvereinbarungen mit der Heilsarmee sollen an die Bedin-gung geknüpft werden, «dass die Partnerorganisation nicht rassis-tisch, xenophob, sexistisch oder homophob handeln darf»: Das fordern Grünliberale vom Ber-ner Stadtparlament. Dabei geht es auch um die Frage, inwieweit Angestellte die geistig-ideellen Grundsätze eines «Tendenzbe-triebs» mitzutragen haben. (idea)

Neuauflage gefordertNach den Wirren um die Initiative «Schutz vor Sexualisierung in Kin-dergarten und Primarschule» for-dern die Eidgenössisch-Demokrati-sche Union (EDU), HLI (Human Life International) und die Arbeitsgrup-pe Jugend und Familie den soforti-gen Rückzug der Initiative und die gemeinsame Ausarbeitung eines neuen Initiativtex tes. (kipa)

EVP InternationalDie Evangelische Volkspartei plant die Gründung einer EVP Interna-tional – «als Sammelbecken für eingebürgerte Ausländer/-innen, Secondos oder im Ausland lebende Schweizerinnen und Schweizer», meldet die Zeitschrift «akzente». Ein erstes Treffen soll im Herbst stattfinden. (idea)

Evangelischer «Nuntius»Der Rat des Schweizerischen Evan-gelischen Kirchenbundes (SEK) wünscht einen direkteren, ständi-gen Draht zur Landesregierung. Der Zürcher Kirchenrat Daniel Reuter hat die Idee einer Art evan-gelischen «Nuntiatur» eingebracht. Der SEK strebt eine Lösung nach deutschem Vorbild an: Dort haben die evangelischen Kirchen einen Bevollmächtigten beim Bundestag. (idea)

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Page 14: Idea Spektrum Schweiz 22/2012

idea Spektrum 22.2012

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Reklam

e

7 Volksrechte: Philipp Hadorn (SP) gegen Andreas Brönnimann (EDU)

9 Heilsarmee: Ist die Kündigung einer Lesbierin diskriminierend?

12 Mennoniten: 640 Täufer wollen Hände als Friedensstifter reichen

15 Pro Adelphos: „Mini Farmen“ als neue Perspektive für Osteuropäer

27 Schicksalsschläge: Und plötzlich ist der Himmel wieder neu offen

28 Bibel aktuell: Gottes Zuwendung gilt allen Menschen genau gleich

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Heilige GeistZwei Teenieleiter über ihre Erfahrungen mit dem Geist von Pfingsten Seite 4

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23. Juni, Forum für Sozialmanagement, Wege für eine alternde Gesellschaft, im TDS Aarau, Infos und Anmeldung:www.sozialmanager.ch/forsom

JULI 2012

14. – 27. Juli, Open HouseSommerferien für Familien in Montmirail/Don CamilloInfo: www.doncamillo.ch

SEPTEMBER 2012

14. und 15. September, Die drei Farben der Leiterschaft und drei Farben der Gemein-schaft. Seminar mit Christian Schwarz in Zürich. Info und Anmeldung: www.nge-schweiz.ch

OKTOBER 2012

29. – 31. Oktober, Warum lässt der gute Gott uns leiden? Kurs in zwei Teilen in Montmirail mit Pfr. Heiner Schubert, Pfr. Niklaus Schubert, MS Patient und Gerdi Schirl, Ärztin für Psychiatrie. Info: www.doncamillo.ch

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8. Mai, Zeit – Geist – Zeitgeist, Neue Herausforderungen in Psycho-therapie und Seelsorge, Congress Centrum Würzburg, Info unter: www.aps-kongress.de

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Page 16: Idea Spektrum Schweiz 22/2012

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22.2012

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Im Norden Afghanistans sind 4 Mitarbeiter des christlich-humani-tären Hilfswerks Medair entführt worden. Es handelt sich Presse-

berichten zufolge um eine britische und eine kenianische Ärztin so-wie 2 afghanische Mitarbeiter. Die Geiselnehmer verlangen Lösegeld in unbekannter Höhe. Die Mitarbeiter des Hilfswerks mit Hauptsitz in Ecublens (Schweiz) waren in der Provinz Badachschan im Grenz-gebiet zu Pakistan, China und Tadschikistan unterwegs. Sie wollten Medikamente in ein abgelegenes Krankenhaus bringen. Am 22. Mai wurden sie nach Medair-Angaben von bewaffneten Männern ver-schleppt. Wie das Hilfswerk weiter mitteilt, arbeitet es eng mit den

zuständigen Behör-den zusammen, um eine schnelle Freilas-sung der Geiseln zu bewirken. Im Inte-resse einer sicheren und raschen Lösung gebe man keine wei-teren Informationen heraus.

Tödliche EinsätzeEin blutiges Ende fand in Badachschan im August 2010 der Einsatz eines augenmedizinischen Teams des christlichen Hilfswerks In-ternational Assistance Mission (IAM). 10 Mitarbeiter, darunter die sächsische Dolmetscherin Daniela Beyer, wurden erschossen. Im vorigen Jahr wurden in Afghanistan 2 deutsche Entwicklungshel-fer ermordet: Willi Ehret (59) und Siegbert Stocker (69). Am 5. Sep-tember fand man die Leichen der Christen in der Provinz Parwan. Vermutlich fielen sie einem Raubmord zum Opfer.

Geleitet vom christlichen GlaubenÜber 99 % der 29 Millionen Afghanen sind Muslime. Seit 2009 gibt es dort keine öffentlich zugängliche Kirche mehr. Medair ist seit 1996 in Afghanistan tätig. 15 internationale und 175 einheimi-sche Mitarbeiter engagieren sich vor allem in Nahrungsmittelhil-fe und medizinischer Versorgung. Wie die Organisation mitteilt, setzen sich die ausländischen Mitarbeiter – „geleitet durch ihren christlichen Glauben“ – für notleidende Menschen ein. Medair ist auch in der Demokratischen Republik Kongo, Haiti, Madagaskar, Somalia, Südsudan und Simbabwe tätig.

Schweizerin im Jemen entführtIm Jemen befindet sich eine Schweizer Christin seit dem 13. März in der Hand von Kämpfern des Terrornetzwerks El Kaida. Für die Freilassung der 35-jährigen Lehrerin Silvia Eberhardt (Bülach/Kan-ton Zürich) fordern die Entführer 12 Millionen Euro Lösegeld. In einem Internet-Video bittet Eberhardt die Schweizer Regierung, „alles Nötige“ für ihre Freilassung zu tun. Sie arbeitet als Englisch-

lehrerin in der Küstenstadt Hudaida und wurde nach Schabwa im Südosten des Landes verschleppt. Bis vor 4 Jahren besuchte sie laut Züricher Tages-Anzeiger eine Bülacher Baptisten-gemeinde. Offenbar ging sie auf eigene In-itiative in den Jemen.

Keine Spur von deutscher FamilieDort sind mehrere ausländische Christen entführt und auch er-mordet worden. Am 18. März wurde der US-amerikanische Sprach-lehrer Joel Shrum in Tais, etwa 200 Kilometer südlich der Haupt-stadt Sanaa, auf offener Straße erschossen. Der TerrorgruppeAnsar al-Scharia zufolge richtete sich das Attentat gegen eine „Evangelisierungskampagne“. Auch christliche Entwicklungshel-fer aus Deutschland sind Opfer von Entführungen und Ermor-dungen im Jemen geworden. Johannes und Sabine Hentschel aus dem sächsischen Meschwitz bei Bautzen arbeiteten seit 2003 an einem staatlichen Krankenhaus in der Provinz Saada. Am 12. Juni2009 wurden sie mit ihren 3 Kindern und 4 weiteren Christen verschleppt. Von den Eltern und ihrem damals einjährigen Sohn Simon sowie von einem britischen Ingenieur fehlt jede Spur. 3 Opfer – 2 deutsche Krankenschwestern und eine südkoreanische Lehrerin – wurden erschossen aufgefunden. Die Töchter Lydia und Anna wurden im Mai 2010 überraschend befreit und kehrten nach Deutschland zurück.

Nahezu alle der 24,3 Millionen Einwohner Jemens sind Muslime. Die Zahl der fast ausschließlich ausländischen Christen schätzen Religionsstatistiker auf knapp 20.000. P

b www.medair.org

Sie wollen nur den Armen helfenENTFÜHRUNGEN Christliche Entwicklungshelfer in Afghanistan und im Jemen verschleppt

Die entführte Schweizer Christin Eberhardt bittet den Schweizer Bundesrat in einer Video-Botschaft um Hilfe für ihre Freilassung.

A F G H A N I S TA N

TURKMENISTAN TADSCHIKISTAN

PAKISTAN

KABULHAUPTSTADT

Provinz Badachschan

SANAAHAUPTSTADT

SAUDI ARABIEN

J E M E N

Hudaida Schabwa

Page 17: Idea Spektrum Schweiz 22/2012

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idea

Grafi

kSCHWEIZ

Aarau

Bern Chur

St. GallenThurgau

Schaffhausen

ZürcherOberland

Davos

Südbünden

ZentralschweizRapperswil

Biel/Solothurn

Basel Baden

Stralsund

Lüneburg

BerlinHannover

Hameln

BielefeldMünster

EssenBergkamen/Werne

Köln SiegenErfurt

Bamberg

Jena

Meiningen

Ansbach

Leipzig

Heilbronn

RemstalNeckartal

Bad UrachUlm

PforzheimTübingen

Freudenstadt

Offenburg/Ortenau

Schwarzwald-Baar

Nagold

Freiburg

Reutlingen München

Baden-Baden

Koblenz

Iserlohn

OsnabrückBad Salzuflen

Lübeck

KaltenkirchenItzehoe

Kiel

Hamburg

Bremen

ÖSTERREICH

Rosenheimer Land

BerchtesgadenerLand

Vorarlberg

Nürnberg

Bayreuth

Hof

Chemnitz

Plauen

Regensburg

Bautzen

MühldorfMangfalltal/Bad Aibling

Landau-Dingolfing

InnsbruckSalzburg

Wels-Linz Wien

Tessin

Pforzheimm

IVCG InternationalManfred Schaller, PräsidentTarunstr. 13474821 Mosbach-Waldstadt06261-35416 Fax [email protected]

Städte, in denen in Deutschland, Österreich und der Schweiz IVCG-Veranstaltungen stattfinden

Stuttgart

ZürichZürich

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22.2012

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W ie er aus Anlass des Jahreskongresses seines Verbandes über Pfingsten in Erfurt gegenüber idea sagte, führe die Angst in

der weltweiten Wirtschaftskrise dazu, dass Verantwortungsträger nach einem Halt suchten. Ihn könne tragfähig und anhaltend der Glaube an Jesus Christus bieten. Deshalb versuche die IVCG, ihre Aktivitäten zu verstärken. Bisher wirke sie an 80 Orten vor allem in Deutschland, der Schweiz und Österreich mit rund 800 ehren-amtlichen Mitarbeitern. Nach Schallers Worten will man künftig nicht nur Vorträge mit Abendessen in Hotels anbieten, sondern auch ungewöhnliche Seminare. So habe die Gruppe in Bern gute Erfahrungen mit einem Whisky-Verkostungsseminar gemacht, zu dem es ein Referat gegeben habe. Thema: „Der Geist, der nicht aus der Flasche kommt.“

Mission: Potsdam statt AfrikaAuf dem Jahreskongress sagte die Volkswirtin Janina Kürschner, wer das Evangelium unter Nichtchristen verkündigen wolle, müs-se dazu nicht nach Afrika gehen. In der Zeit der sozialistischen Diktatur in der DDR sei der Osten weithin atheistisch geworden. Hier gebe es zahllose Möglichkeiten für Christen. Sie sei vor einem Jahr mit ihrer Familie von Bielefeld nach Potsdam gezogen und versuche, dort – im Rahmen ihres ehrenamtlichen Engagements – eine IVCG-Gruppe aufzubauen. In der brandenburgischen Lan-deshauptstadt wüssten über 95 % der 157.000 Bürger nichts von Christus, sagte die 38-jährige Mutter von drei Kindern.

Die bekanntesten Wirtsleute Münchens wurden Christen nach einem Vortragsabend der IVCGVor den rund 250 Kongressbesuchern berichtete das Ehepaar Günter und Margot Steinberg (München), dass sie durch An-gebote der IVCG Christen geworden seien. Sie betreiben in der bayerischen Landeshauptstadt den Hofbräukeller, das mit 10.000 Plätzen größte Zelt beim Oktoberfest und sechs Wiener-wald-Lokale. Sie gelten deshalb als die bekanntesten Wirtsleute Münchens. In einer Lebenskrise haben sie, wie sie bekannten, die Einladung zu einem Vortragstreffen der IVCG angenommen und sich als Folge davon entschieden, Christen zu werden.

Die Folgen einer BekehrungDieser Entschluss habe viele positive Folgen nicht nur für ihre Ehe und Familie, sondern auch für ihr Unternehmen und da-rüber hinaus gehabt. So würden jedes Jahr an Silvester 600 Obdachlose in den Hofbräukeller eingeladen, damit sie einen schönen und würdevollen Jahresabschluss erleben könnten. Beim Oktoberfest sorge man sich darum, dass in einem eige-nen Bereich behinderte Menschen ohne Belästigungen mit-feiern könnten. Außerdem habe man eine Stiftung gegrün-

det, um sozial Schwache unterstützen zu können. Anfang Mai fand – auch auf Einladung Steinbergs – im Hofbräukeller acht Tage lang die Evangelisation ProChrist mit Ulrich Parzany statt. Zu den Veranstaltungen kamen mehr als 4.000 Besucher. (Eine weitere Meldung über den Kongress folgt.) P

Wirtschaftskrise: Manager suchen HaltIVCG Die Chance, Führungskräfte mit der christlichen Botschaft zu erreichen, ist größer denn je. Davon ist der Präsident der Internationalen Vereinigung Christlicher Geschäftsleute (IVCG), Manfred Schaller, überzeugt.

Manfred Schaller Ehepaar Steinberg Janina Kürschner

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22.2012

NOTIERTIndonesien: Führungskräfte betenIn Indonesien hat eine der größten christ-lichen Gebetskonferenzen stattgefunden. Vom 14. bis 18. Mai versammelten sich in der Hauptstadt Jakarta etwa 9.000 christliche Führungspersonen aus 60 Ländern. Darunter waren auch Staaten, in denen Christen Verfolgung oder schwerer Diskriminierung ausgesetzt sind, wie Pakistan, Afghanistan, Indien, Nigeria, Laos, Vietnam, Ägypten und Nordkorea. An einem Abend kamen die vornehmlich aus charismatischen und pfingstkirch-lichen Gemeinden stammenden Kon-gressteilnehmer in einem Stadion mit mehr als 90.000 indonesischen Christen zusammen. Im Mittelpunkt der Gebete standen die weltweite Ausbreitung der christlichen Botschaft und die Einheit der Christen. In Indonesien ist die christliche Minderheit zunehmendem Druck durch Muslime ausgesetzt. Von den 238 Millio-nen Indonesiern sind 87 % Muslime und rund 10 % Christen.

b www.wpa2012.org

Norditalien: Evangelische Missionare überlebten das ErdbebenVom Erdbeben in der Nähe der norditalie-nischen Stadt Modena sind auch evange-lische Missionare aus Deutschland betrof-fen. Das Beben der Stärke 6 sowie weitere Nachbeben hat in der Nacht zum 20. Mai zahlreiche Gebäude zerstört. Agenturmel-dungen berichten von sieben Toten und über 50 Verletzten. Das für die Deutsche Missionsgemeinschaft (Sinsheim bei Heidelberg) in Modena tätige Ehepaar Mi-chael und Rosa Stoehr habe das Unglück unbeschadet überstanden, teilte das Werk mit. Auch in dem Haus, in dem ihr Verlag und eine Buchhandlung untergebracht sind, habe es keine gravierenden Schäden gegeben. Die Missionare erinnerten da-ran, dass im Neuen Testament geschildert werde, dass sich nach einem Erdbeben in Philippi in Kleinasien ein Kerkermeister mit seiner Familie zum christlichen Glau-ben bekehrte (Apostelgeschichte 16,25). „Mögen durch die Ereignisse in Nordita-lien ebenfalls Menschen zum Glauben kommen“, schrieben Stoehrs.

b www.dmgint.de

Auf ihren Tagungen vom 17. bis 20. Mai im ostfranzösischen Belfort haben die

Synoden der Reformierten Kirche Frank-reichs und der Evangelisch-Lutherischen Kirche Frankreichs die Fusion beschlossen. Die neue Kirche hat etwa 272.000 Mitglie-der; davon stellen die 250.000 Reformierten die große Mehrheit. Wie der Präsident ihres Nationalrats, Laurent Schlumberger, und der Vorsitzende des Exekutivkomitees der lutherischen Kirche, Joel Dautheville, in einer Erklärung schreiben, seien beide Kir-chen ohnehin in Christus vereint. Nach pro-testantischem Verständnis sei Kirche dort, wo das Wort Gottes verkündigt sowie Taufe und Abendmahl in rechter Weise gefeiert würden. Auch in einer gemeinsamen Kir-che werde man freilich die legitimen Unter-schiede bewahren. Wie Schlumberger sagte,

sei der Hauptgrund für die Vereinigung, dass man hoffe, so ein besseres Zeugnis für das Evangelium ablegen zu können. Die Prote-stanten sind darüber hinaus in zwei Dach-verbänden organisiert. Die Föderation Pro-testantischer Kirchen umfasst rund 900.000 Mitglieder reformierter, lutherischer sowie anderer evangelischer Kirchen. Der Natio-nalrat der Evangelikalen Frankreichs reprä-sentiert etwa 460.000 Mitglieder. P

Frankreich: Reformierte & Lutheraner vereintÖKUMENE In Frankreich schlossen sich Reformierte und Lutheraner zur Vereinigten Protestantischen Kirche Frankreichs zusammen.

S ie gingen am 19. Mai in Rio de Janeiro auf die Straße, um für Religionsfrei-

heit, Meinungsfreiheit und die Institution Familie zu demonstrieren. Anlass gab ein geplantes Homophobie-Gesetz, das die Diskriminierung von Homosexuellen un-ter Strafe stellen soll. Der Vorsitzende des Jesus-Marsches, der Pfingstpastor Silas Malafaia, sagte, Evangelikale respektierten die für jeden Bürger geltende Freiheit. Aber sie träten auch weiter dafür ein, dass nach Gottes Willen Mann und Frau in der Ehe vereinigt seien. Der Gesetzentwurf

verletze die Religions- und Meinungsfrei-heit. Wer praktizierte Homosexualität als sündig bezeichne, müsse schlimmstenfalls mit einer Freiheitsstrafe rechnen. Er dürfe dann z. B. keine küssenden Schwulen aus seinem Kirchhof weisen. In Brasilien dürfe man zwar Präsidenten kritisieren – „aber wenn man einen Schwulen kritisiert, ist es gleich Homophobie“. Malafaia ist Präsident der Kirche „Versammlungen Gottes – Sieg in Christus“ mit rund 20.000 Mitgliedern. P

b www.vitoriaemcristo.org

250.000 beim „Marsch für Jesus“ in RioBRASILIEN Protest gegen ein geplantes Gesetz pro Homosexualität

FrankreichBürger 65,0 MillionenKatholiken 32,0 MillionenMuslime 5,7 MillionenProtestanten 1,7 MillionenJuden 0,6 MillionenAtheisten 20,0 Millionen

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D as berichtet die Internationale Christ-liche Botschaft Jerusalem. Dabei han-

dele es sich um Nachfahren des Stammes Manasse aus Nordostindien. Ende August würden etwa 250 Personen in das Land ihrer Vorväter kommen. Später im Jahr werde eine weitere Gruppe folgen. Die Neueinwanderer sollen in Galiläa wohnen. Es ist das erste Mal seit fünf Jahren, dass wieder eine größere Gruppe dieser Juden aus Indien nach Israel einwandert. Initiator der Aktion ist die Organisation „Shavei Isra-el“. Sie hilft Nachkommen der zerstreuten Stämme Israels, zu ihren jüdischen Wurzeln zurückzufinden und nach Israel einzuwan-dern. Der Stamm Manasse war vor über 2.700 Jahren von den Assyrern aus Israel verbannt worden. Auf ihren langen Wan-derungen siedelten die „Bnei Menasche“ (hebräisch für Söhne Menasses) vorüber-gehend in China und ließen sich schließlich in Nordostindien, an der Grenze zu Burma und Bangladesch, nieder. Dort leben heute noch rund 7.200 indische Juden. Trotz des Jahrtausende währenden Exils behielten

sie jüdische Bräuche und Riten bei. Der Leiter der Organisation „Shavei Israel“, Mi-chael Freund, bezeichnete die Rückkehr dieses Stammes als ein Wunder biblischen

Ausmaßes, das die hebräischen Propheten in der Bibel vorhergesagt hätten. P

b www.int.icej.org

Nach 2.700 Jahren kehren Juden aus Indien nach Israel zurückISRAEL Im Sommer wird eine Gruppe von 50 jüdischen Familien aus Indien nach Israel einwandern.

GEFANGENE DES MONATS AUS PAKISTAN

Die Todesstrafe drohtPAKISTAN Blasphemie-Vorwurf gegen junge Mutter

Als „Gefangene des Monats Juni“ haben die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) und die Evange-

lische Nachrichtenagentur idea die pakistanische Christin Sha-mim Bibi benannt und zu ihrer Unterstützung aufgerufen. Die 26-jährige Mutter eines fünf Monate alten Säuglings aus Khichi-wala (Provinz Punjab) wird der Blasphemie beschuldigt und ist seit dem 28. Februar inhaftiert. Nach Angaben der Polizei will ein muslimischer Geistlicher von zwei Nachbarn Bibis erfahren haben, dass sie abschätzig über den Propheten Mohammed geredet ha-be. Laut Polizeibericht bestritt jedoch später einer der beiden Ohrenzeugen, etwas gehört zu haben, was die Anklage rechtfer-tigt. Nach Angaben der IGFM deutet vieles darauf hin, dass der Vorwurf der Blasphemie nur ein Vorwand ist, um die junge Frau ins Gefängnis zu bringen, weil sie nicht zum Islam übertreten wollte. Dazu hatten nahe Verwandte die Christin vier Tage vor der

Festnahme aufgefordert. Ein Richter in Bahalwapur lehnte es am 17. April ab, die Frau gegen Kaution freizulassen. In einem Telefo-nat sagte der Ehemann der Inhaftierten, seine Frau halte an ihrem Glauben an Christus fest und hoffe, dass Gott sie bald rette. Die Anschuldigungen gegen sie seien völlig unbegründet. Zahlreiche Bewohner von Khichiwala belagerten das Wohnhaus der christ-lichen Familie und forderten eine „harte Bestrafung der Ungläu-bigen“. Bei einer Verurteilung nach dem Blasphemiegesetz droht Frau Bibi die Todesstrafe. Die IGFM und idea rufen dazu auf, sich in Briefen an den pakistanischen Staatspräsidenten Asif Ali Zardari zu wenden. Er solle sich für den Schutz der Familie einsetzen und umgehend die Freilassung von Frau Bibi einleiten. P

Hier kann man protestieren: His Excellency Asif Ali Zardarivia Botschaft der Islamischen Republik Pakistan • Schaperstraße 29 10719 Berlin • Fax 030 21244210 • [email protected]

Shamim Bibi

I S R A E L

I N D I E N

BANGLADESH

BURMA

Pakistan174 Millionen Einwohner 95 % Muslime 2 % Hindus 2 % Christen

Angehörige des Stammes Manasse warten in Indien auf ihre Ausreise nach Israel:

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A ls eine „große missionarische Chan-ce“ hat die EKD-Botschafterin für

das 500. Reformationsjubiläum im Jahr 2017, Margot Käßmann (Berlin), dieses geschichtliche Ereignis bezeichnet. Sie sprach auf der Delegiertenversammlung der Arbeitsgemeinschaft Missionarische Dienste im Diakonischen Werk der EKD in der Lutherstadt Wittenberg. Ihr seien vier Punkte theologisch wichtig auf dem Weg zum Jubiläum und für eine missionarische Ausrichtung: Bibellesen, Beten, Bildung und Bekenntnis. Die frühere EKD-Ratsvor-sitzende nannte es eine Tragödie, „dass so viele Menschen in Deutschland die Bibel gar nicht mehr kennen“. In den nächsten fünf Jahren solle es darum gehen, einen „frischen neuen Zugang zur Bibel“ zu eröff-nen und biblische Geschichten weiterzuer-zählen: „Da sind wir mitten beim reforma-torischen Erbe und den missionarischen

Chancen des Jubiläums.“ Außerdem gelte es, aus diesem Anlass die Kraft des Betens zu verdeutlichen. Käßmann erinnerte an die Aufforderung Martin Luthers (1483-1546), täglich das Vaterunser zu beten und ein kräftiges Amen zu sprechen. Sie warb ferner erneut dafür, dass Protestanten und Katholiken gemeinsam der Reformation gedenken. In einer säkularisierten Gesell-schaft sei das gemeinsame Zeugnis der Christen von großem Gewicht: „Je stär-ker wir gemeinsam auftreten, desto eher werden wir gehört. Desto eher können wir auch missionarisch wirken.“

Ministerpräsident Haseloff für ökumenisches GedenkenKäßmann traf sich in Wittenberg auch mit dem Ministerpräsidenten von Sachsen-Anhalt, Reiner Haseloff (CDU). Der Katholik führte die Theologin an zentrale Plätze der

Reformation wie die Schlosskirche, an der Luther am 31. Oktober 1517 die 95 Thesen gegen den Ablasshandel veröffentlicht ha-ben soll. Dieses Ereignis gilt als Beginn der reformatorischen Bewegung. Bei der Be-gegnung plädierte Haseloff ebenso dafür, das Jubiläum ökumenisch zu begehen. An-gesichts der niedrigen Mitgliederzahlen der Kirchen in der Region könne man sich keine Überlegungen leisten, „ob evangelisch oder katholisch gefeiert wird“. Haseloff grüßte auch die Delegierten der AMD-Tagung, die sich mit den Vorbereitungen zum Refor-mationsjubiläum befasste. In der AMD sind über 90 Missionswerke und Ämter für Mis-sionarische Dienste zusammengeschlos-sen. Vorsitzender ist Altbischof Axel Noack (Halle/Saale). Als Generalsekretär fungiert Oberkirchenrat Erhard Berneburg (Berlin). P

b www.a-m-d.de • 030 83001313

Das Reformationsjubiläum ist eine „große missionarische Chance“MISSION Die Luther-Botschafterin Käßmann: Täglich ein Vaterunser und darauf ein kräftiges Amen!

l idea Fernseh- und Hörfunk-Tipps 2. Juni – 8. JuniF E R N S E H E N

Sonnabend, 2. Juni Sonntag, 3. Juni Montag, 4. Juni Donnerstag, 7. Juni

16.30–17.00 „Horizonte“: Kinderwunsch – Nachwuchs um jeden Preis?

18.02–18.30 Essen, Hausaufgabenhilfe, Zuhören: Für die Heilsarmee betreibt im sächsischen Guben das Ehepaar Schleife ein Begegnungszentrum für benachteiligte Kinder

9.30–10.15 Ev. Open-Air-Gottesdienst aus Wittenberg mit Lutherbot-schafterin Margot Käßmann

10.30–11.00 Der Kampf der philippini-schen Agtas um ihr Erbe

17.45–18.15Die drei Garten-Profis

15.30–16.00 ERF 1 Beratungsstelle „Aus-WEG?!“ hilft Schwangeren in Not

21.15–22.00 Der Afrika-Missionar Rein-hard Bonnke im Gespräch

23.30–0.15 Betreuungs-Alptraum: Wenn Senioren entmündigt werden

9.00–9.30 „Religion: Gewalt, Gnade & Gottes Segen?“ Religionskritiker E. Drewermann im Gespräch

20.15–21.05 Der Sechstagekrieg – Doku

21.00–21.45 Ärztin, Wissenschaftlerin, Mys-tikerin: Hildegard von Bingen

22.35–23.05 Sonja Liggett arbeitet als Hebamme auf Zeit in Ghana

Freitag, 8. Juni

20.00–20.30 ERF 1 „Wert(h)e Gäste“ mit Christian Hauter, Prior der Christusträ-ger Bruderschaft im Klos ter Triefenstein am Main

H Ö R F U N K

Sonnabend, 2. Juni Sonntag, 3. Juni Mittwoch, 6. Juni Donnerstag, 7. Juni

12.05–13.00 Diskussion: Leben durch den Tod? Das Pro & Kontra bei der Organspende

16.00–17.00 ERF Plus Jürgen Werth im Gespräch mit Pastor Harry Moritz

18.05–20.00 Vesper: Geistliche Musik

7.05–7.30 Ein Gott – drei Personen?

8.30–9.00 Jean-Jacques Rousseau & die Gründung der Zivilreligion

9.45–10.00 Evangelisch-reform. Predigt

10.00–11.00 ERF Plus Ev. Gottesdienst: Trossingen

10.00–11.00 Ev. Gottesdienst: Hannover (& NDRinfo; RBBkultur; NWR)

11.05–12.00Empathie: Wozu dient sie?

22.00–22.30 „… ein neues Lied“: Die Orgel beim Bachfest 2012 in Leipzig

9.05–10.00 Wissenschaft „Neuro-Theolo-gie“: Wohnt Gott im Gehirn?

22.00–23.00 Zwangsaussiedlungen aus der Sperrzone an der „DDR-Staatsgrenze West“ – Rück-blick auf ein dunkles Kapitel deutsch-deutscher Geschichte (& MDRfigaro)

11.30–12.00 Kirche gegen Kahlschlag: Katholische Geistliche im brasilianischen Regenwald

12.05–12.30 Leichtigkeit des Meditierens

20.00–20.30 ERF Plus „Brennpunkt Nahost“ mit Johannes Gerloff (Israel)

Wer reagieren möchte, kann dies unter folgenden Rufnummern tun: ARD: 089/5900-3344 | Bibel.TV: 040/4450660 | Das Vierte: 0180/5843783Deutschlandfunk und Deutschlandradio: 0221/345-1831 | DRS 2: (0)848/808080 | ERF: 06441/957-0 | HR (TV): 069/1555111 | Kabel 1: 0180/5011150KiKa: 0180/2151514 | Luth. Stunde: 04264/2436 | MDR: 0341/300-5401 | NDR: 0511/988-2393 | Phoenix: 0180/28213 | RBB: 030/97993-2171SF 2: (0)62/2059050 | SR 2: (0)681/6022222 | SWR: 07221/929-0 | WDR (Radio): 0221/5678-333 | WDR (TV): 0221/5678888 | ZDF: 06131/7012164

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Es grüßt Sie herzlich Ihr

Ich will mich nicht einschüchtern lassen!

Extreme Muslime haben im Internet dazu aufgerufen, islam-kritische Deutsche zu töten. Wie sollen Christen damit umgehen?

Ulrich Neuenhausen (Bergneustadt) ist Vorsitzender des Arbeitskreises Islam der Deutschen Evangelischen Allianz und Leiter des Forums Wiedenest (früher: Missionshaus Bibelschule Wiedenest).

Liebe Leserin, lieber Leser,ein radikal-islamischer Salafi st erklärt auf der Vi-deo-Plattform YouTube seinen Glaubensgenossen, wie sie Anhänger der islamkritischen Bürgerbe-wegung „Pro NRW“ (für Nordrhein-Westfalen) und Journalisten umbringen können. Das ist scho-ckierend und passt in das Bild von Gewalt, das Salafi sten in den letzten Wochen abgegeben haben. Was bedeutet das für mich als Nachfolger Jesu?1. Ich liebe Muslime. Es sind Menschen, die Gott

geschaffen hat, Menschen, die er liebt, die er segnen möchte und für die er seinen Sohn Je-sus Christus gegeben hat. Dass so viele Musli-me in unserem Land leben, verstehe ich als eine großartige Chance für uns Christen, ihnen die Liebe Gottes in Wort und Tat zu bezeugen.

Gott wird richten – nicht der Mensch 2. Als Jesus einmal in einer samaritischen Stadt

das Gastrecht verweigert wurde, weil er zur „falschen“ Volksgruppe gehörte (Lukas 9,52), wurden zwei seiner Jünger so sauer, dass sie wie einst Elia Feuer vom Himmel erbitten woll-ten, damit diese Stadt verbrannt würde. Jesus machte ihnen klar, dass dies überhaupt nicht zu Gottes guten Gedanken passt. Gott wird richten – aber nicht der Mensch. Wo immer eine Religion sich selber das Richten anmaßt, kommt es zu Grausamkeit und Ungerechtig-keit. Auch in der Geschichte der Kirche gibt es leider eine Vielzahl von schlechten Beispielen für die Verbindung von Religion und Gewalt. Christen ist das Richten verboten; und in einem langen und schmerzhaften Prozess hat das in der westlichen Welt zu der Einsicht geführt, dass jeder Mensch frei ist, seine Religion selbst zu wählen.

Muslime, distanziert Euch von Gewalt!3. Einen solchen Prozess wünsche ich auch den

Salafi sten, die sich stolz auf den Glauben der Altvorderen berufen; aber auch denen, die zu den Taten der Salafi sten schweigen und statt dessen – wie der Zentralrat der Muslime in Deutschland – „Pro NRW“ wegen Volksverhet-zung anzeigen. Gewalt im Namen des Islam geschieht ja nicht nur in Deutschland, sondern weltweit in teilweise unfassbarer Grausamkeit. Es wäre ein starkes Signal des Friedens, wenn sich Muslime sowohl mit Gewalt in der islami-schen Geschichte als auch mit Aussagen über Gewalt in ihren heiligen Schriften kritisch aus-einandersetzen würden. Nur von der Basis dieser Religion her lässt sich das Problem der immer wieder auftretenden Gewalt lösen!

4. Schließlich: Ich will mich nicht einschüchtern lassen. Es ist nur ein kleiner Teil der muslimi-schen Gemeinschaft, der mit Gewalt arbeitet und droht. Aber es gibt eine große Zahl von Muslimen in Deutschland, die Sehnsucht nach Frieden haben, die gastfreundlich sind – und die die Freiheit unseres Landes genießen und bejahen. Es sind Menschen, die meinen fantas-tischen Herrn Jesus Christus nur kennenler-nen, wenn Christen sie besuchen und ihnen die Freundlichkeit Gottes mit Leben und Worten bezeugen. Das geht nur, wenn wir Christen un-sere Angst überwinden und Muslime lieben – selbst da, wo wir sie möglicherweise als Feinde empfi nden oder sogar erleben: Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde, und betet für die, die euch verfolgen. Damit erweist ihr euch als Söh-ne eures Vaters im Himmel (Matthäus 5,44–45)!

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Das Bild der WocheDIAKONISSEN ZIEHEN JUGENDLICHE AN 9.500 Besucher kamen über Pfingsten ins württembergische Diakonissenmutterhaus Aidlingen bei Stuttgart. Das Jugendtreffen stand unter dem Thema: „Um Gottes Willen“. „Aidlingen“ gehört zu den wenigen Mutter-häusern, die Neuaufnahmen zu verzeichnen haben. Die 270 Diakonissen haben sich zu einer verbindlichen Glaubens-, Lebens- und Dienstgemeinschaft zusammengeschlossen. Sie tragen eine einheitliche Tracht als Zeichen der Zusammengehörigkeit und als erkenn-bares Zeichen der Bereitschaft zum Dienst für Gott und die Menschen. Sie praktizieren einen einfachen Lebensstil und verzichten auf Ehe und Familie. Die Schwestern sind in der Kranken- und Altenpflege, im Religionsunterricht und in Gemeinden tätig. Sie betreiben christliche Gäste- und Erholungshäuser und bilden junge Frauen in einem Theologischen Seminar (Fachschule für Religions- und Gemeindepädagogik), in der Gesundheits- und Krankenpflege sowie im Beruf Hauswirtschafterin aus.

b www.diakonissenmutterhaus-aidlingen.de • 07034 6480

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Der jüdische Schriftsteller Zvi Kollitz schreibt: „Ich glaube an Gott, auch wenn er alles getan

hat, dass ich nicht an ihn glaube.“ Dieser Satz drückt meine Gedanken aus, nach-dem am 3. September 2003 unser jüngster Sohn Benjamin starb.

Die Hälfte seiner 6 Lebensjahre war von Leukämie geprägt. Trotzdem be-schenkte Benjamin uns Eltern in seinem kurzen Leben! Er ging so gern in den Kindergarten. Er jubelte, wenn im Fuß-ball die „richtige“ Mannschaft siegte. Wir beteten, als er krank wurde. Unsere Gemeinde betete. Freunde in Japan, England und den USA beteten für Benjamin – aber für seine Heilung, nicht für unsägliches Leiden und einen verzweifelten Tod!

Wo war Gott im Todeskampf meines Sohnes?Und es war zum Verzweifeln, als ich seinen Todeskampf und seine entsetzlichen Qualen sah. Ich war so hilfl os und konnte ihm in seiner Not nicht helfen. Wo warst du, Gott, als Benjamin um sein Leben rang und gegen den Tod kämpfte? Ich habe diese Frage häufi g gestellt. Was hast du dir dabei gedacht, mir meinen Sohn zu nehmen? Ich brach-te das nicht mehr zusammen: Was andere – ich auch – über Gott gepredigt hatten; was ich geglaubt hatte; und was ich nun so ganz anders erlebte. Gott hatte keine Allmacht, son-dern Ohnmacht gezeigt. Wo war der barmherzige Gott? Ich habe in Benjamins Todesstunde keine Barmherzigkeit wahrnehmen können. Gab es diesen „gepredigten Gott“ überhaupt, oder hatten alle Beter einer Illusion geglaubt? Ich fand keine Antwort. Konnte ich noch mit Überzeugung Gottes Gnade predigen, wenn ich seine Gnadenlosigkeit erfahren hatte? „Kannst du überhaupt noch predigen?“, fragte mich ein Kollege. Ich fragte mich das auch. Nach Benjamins Tod machten wir die Erfahrung, dass viele Be-kannte uns auswichen, weil sie mit unserem Leid nicht kon-frontiert werden wollten. Die geballte Ladung Gleichgül-

tigkeit und Egoismus, die uns entgegen-schlug, erschütterte uns. Es tut doppelt weh, in der Lebenskrise auch noch ge-mieden zu werden. Der Freundeskreis wird in einer solchen Leidenszeit einer ernsten Probe unterzogen.

Dann bleiben auch noch die Freunde wegUnd eine tragfähige Freundschaft wird wichtig. Ja, es gab sie: die wenigen Freunde, die bei uns aushielten und mit uns weinten, wenn die Trauer, die Wut, der Zweifel und die Kraftlosigkeit uns ergriffen. Diese Freunde blieben, und

die Freundschaften wurden tragfähig und bereichernd. „Ich glaube an Gott, auch wenn er alles getan hat, dass

ich nicht an ihn glaube.“ Das ist bis heute die vorläufi ge Bi-lanz meiner Erfahrung mit Benjamins Tod. Gott hat unse-re Gebete nicht erhört – aber er war uns als Familie nah. Er hat mit Benjamin und uns gelitten. Das reicht mir nicht wirklich, ist aber ein Ansatz, auf dem Glauben an Gott wie-der wachsen kann. Es bleiben noch viel Klage und auch Anklagen gegen Gott. Die Bibel, die so viel von Gott über-liefert, fordert uns förmlich auf zu klagen, und zeigt uns, wie antike Menschen in anderer Zeit, anderer Kultur und anderer Gegend geklagt haben. Einer von ihnen schreibt in Psalm 88: Herr, Gott, mein Heiland, ich schreie Tag und Nacht vor dir. Lass mein Gebet vor dich kommen, neige deine Ohren zu meinem Schreien. Denn meine Seele ist übervoll an Leiden, und mein Leben ist nahe dem Tode. Das traf meine Si-tuation und war so ehrlich formuliert. Von diesem Beter fühlte ich mich verstanden.

Meine vielen Fragen sind noch nicht beantwortet und meine Zweifel noch nicht ausgeräumt. Sie bohren weiter. „Ich glaube an Gott, auch wenn er alles getan hat, dass ich nicht an ihn glaube.“ Warum? Weil ich keine bessere Alter-native kenne! Ich weiß Benjamin in der Hand dieses Gottes gehalten. Trotz aller Zweifel – daran will und darf ich wei-ter festhalten. P

… und dennoch glaube ich an dich, Gott!HOFFNUNG Wenn Leid uns trifft, geraten auch Christen ins Zweifeln. Im kürzlich er-schienenen Buch „Wenn sich der Himmel wieder öffnet“ (Brendow Verlag) schreiben leidgeprüfte Menschen. Im Folgenden ein Auszug aus dem Beitrag, den Heinrich Silber (Neukirchen-Vluyn) schrieb. Der Pastor im Bund Freier evangelischer Gemein-den verlor seinen sechsjährigen Sohn Benjamin durch Leukämie.

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Herr Bischof Singh, die Christenheit in Indien wächst schneller als die Bevölkerung. Warum?Ich sehe drei Gründe: 1. Es gibt in Indien immer

mehr Kirchen, Organisationen und einzelne Christen, die sich ganz der Weitergabe des Evangeliums widmen. Zum Beispiel luden wir im letzten Jahr in das Cricket-Stadion von Visakhapatnam zu einer viertägigen Evangelisation ein – und 50.000 Menschen kamen. 2. Durch Internet und Fernsehen gibt es heute rund um die Uhr Möglichkeiten, auf Jesus Christus hinzuweisen. 3. Viele Organisationen sind inzwischen in für den christlichen Glauben bisher un-erschlossenen Gebieten Indiens unterwegs. Unsere Evan-gelisten gehen in abgelegene Dörfer, ins Gebirge und zu den Stammesvölkern im Dschungel. Sie predigen dort nicht nur, sondern bleiben vor Ort, leisten soziale Arbeit und bieten medizinische Hilfe. Dadurch erfahren viele Menschen zum ersten Mal, was das Evangelium bedeutet.In Indien ist der Hinduismus die vorherrschende Religion. Ein Hindu könnte sagen: Das Christentum ist eine westliche Reli-gion, es gehört nicht zur indischen Kultur.Das behaupten nur die radikalen Hindus. Sie fordern, dass jeder Inder ein Hindu sein sollte. In einigen Bundesstaaten Indiens stellen sie die Regierung. Die Mehrheit der Hindus hat gegenüber dem Christentum jedoch eine moderate, li-berale Einstellung: Viele schicken ihre Kinder gerne auf christliche Schulen oder suchen bei Krankheiten christli-che Krankenhäuser auf, weil sie deren Qualität schätzen.

Warum brauchen Hindus eigentlich Christus?Hindus haben viele Götter, die sie anbeten können. Warum brauchen sie nun auch noch Jesus Christus?Der Hinduismus ist für die Menschen eine schwere Last. Hindus müssen ihren Göttern opfern, um sie zufriedenzu-stellen – und für diese Opfer ist kein Ende in Sicht. Jedes Mal, wenn ein Hindu den Tempel aufsucht, erhalten außer-dem die Priester Früchte, Geld und Gold, in den Dörfern oft auch ein Huhn, eine Ziege oder ein Schaf. Die hinduis-tischen Götter verlangen viel von den Menschen. Hindus glauben, dass sie für ihre Fehler in vorangegangenen Le-ben büßen müssen: Wer arm oder krank ist, ist daran also selbst schuld. Er hat auch keine Möglichkeit, dies zu än-dern, sondern muss sein Leben erdulden. Wir Christen sa-gen jedoch: Jesus Christus hat dich durch seinen Tod am Kreuz von deiner Schuld erlöst – du bist nicht an dein Kar-ma (dein Schicksal) gebunden, sondern du bist jetzt frei, du hast eine Zukunft! Jesus Christus sagt: „Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich gebe euch Frieden.“ Für Hindus ist das eine wunderbare Nachricht!

Was das Christentum so anziehend machtWas ist in den Ohren eines Hindus daran so wunderbar?Viele Hindus denken, dass sie von Gott nicht geliebt wer-den und keinen Zugang zu ihm haben. Wenn sie hören, dass Jesus Christus als Sohn Gottes zu uns Menschen ge-kommen ist und dass er uns zu sich einlädt, ist das für sie eine befreiende Nachricht.Gibt es etwas an der christlichen Botschaft, was für Hindus schwer zu akzeptieren ist?Die Frage, warum Jesus Christus am Kreuz leiden und ster-ben musste, wenn er doch Gottes Sohn ist. Das heißt: Die Botschaft vom Kreuz kann nicht ohne die Auferstehung gepredigt werden, denn sonst wäre das Kreuz nur schwer zu verstehen. Dass Gott Jesus Christus von den Toten auf-erweckt hat, verkünden wir in allen unseren Predigten. Sie zieht die Menschen an, und viele weinen, wenn sie hören, dass Gott für sie gestorben ist.Sie weinen?Sie weinen, weil sie begreifen, dass es Vergebung für ihre Sünden gibt.Die indische Tageszeitung „The Indian Express“ (Neu Delhi) schreibt: „Armut und Schlichtheit machen Inder zu einer leich-

Die Christus-Kaste verändert IndienINDIEN Seit etwa 4.500 Jahren gibt es den Hinduismus, der Indien prägt. In den letzten Jahr-zehnten findet in dem nach China bevölkerungsreichsten Staat der Erde jedoch das Christentum immer mehr Anhänger – trotz teilweise massiver Verfolgung. Karsten Huhn sprach darüber mit Bischof Dr. Singh Komanapalli (Visakhapatnam), der die evangelische Nethanja-Kirche in den Bundesstaaten Orissa, Andhra Pradesh und Chhattisgarh leitet. Sie zählt über 1.000 Gemeinden.

Unterricht in einer Schule der evangelischen Nethanja-Kirche

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ten Beute, um zum Christentum bekehrt zu werden. Indem sie das tun, schneiden christliche Missionare das Volk von seinen Wurzeln und seiner Tradition ab.“ Ich denke, es gibt eine andere Erklärung: Wir behandeln die Menschen nicht als arm und dumm, sondern wir hel-fen ihnen – und das spüren sie. Wir sehen es auch nicht als unseren Auftrag an, das Volk von seiner Kultur abzu-schneiden. In unseren Kirchen gibt es keine Orgeln, son-dern Trommeln, wir musizieren nach indischen Rhythmen und Melodien. Wir predigen und singen in den jeweiligen Landessprachen. Und die Menschen sitzen nicht auf Kir-chenbänken, sondern auf dem Boden. Wir verändern nicht die Kultur, sondern die Religion! Wenn in Indien zum Bei-spiel ein Haus eingeweiht werden soll, gibt es den Brauch, eine Kokosnuss zu zerbrechen und zu den Göttern zu be-ten. Wenn wir ein Haus einweihen, verzichten wir auf die-ses Ritual und beten nur zu dem einen Gott.

Wenn das ganze Dorf christlich wirdWerden die Evangelisten Ihrer Kirche mit Begeisterung empfan-gen, wenn sie zum ersten Mal in ein Dschungeldorf kommen?Wenn wir den Dorfbewohnern von unserem Gott erzäh-len, sind sie meist besorgt, dass ihre Götter darüber zornig werden und sie bestrafen könnten. Die meisten zögern des-halb zunächst, wenn sie unsere Verkündigung hören.Wie erreichen Sie dann die Herzen?Eine Veränderung steht nicht in unserer Macht, sondern ist Gottes Angelegenheit. Was wir dabei tun können, ist: die Familien zu besuchen, für sie zu beten, den Kranken die Hände aufzulegen und sie zu unterstützen – medizi-nisch oder auch fi nanziell. Wenn die erste Familie beginnt, sich zu Jesus Christus zu bekennen, folgt mit der Zeit oft das ganze Dorf nach – manchmal auch erst nach Jahren. Laden die Familien Sie einfach in ihre Hütten ein?Wir versuchen zuerst, eine gute Beziehung zum Dorfbür-germeister aufzubauen. Wenn er uns vertraut, reden auch die Einwohner mit uns. Was ebenfalls wichtig ist: Wir kritisieren nicht die hinduistischen Götter. Stattdessen

würdigen wir die Hingabe, die die Dorfbewohner gegen-über ihren Göttern zeigen. Dann erzählen wir ihnen von dem Gott, der sie liebt und zu dem sie so kommen können, wie sie sind.Welche Gemeinsamkeiten gibt es zwischen Hinduismus und christlichem Glauben eigentlich?Wie das Christentum ist auch der Hinduismus eine gewalt-freie Religion, in der die Regel gilt: „Füge niemandem Schaden zu.“ Allerdings geht Jesus Christus noch darüber hinaus, wenn er fordert: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“ Ich fi nde es sehr interessant, dass viele hinduisti-sche Politiker diesen Vers zitieren, obwohl er nicht in hin-duistischen Schriften, sondern in der Bibel steht.

Der Hinduismus kennt Millionen von „Göttern“Was ist der größte Unterschied zwischen Hinduismus und christlichem Glauben?Im Hinduismus gibt es Millionen von Göttern. Für jeden Zweck gibt es einen eigenen Gott: für Weisheit, für Stärke, für Geld – für alles. Dagegen können sich Christen mit all ihren Bedürfnissen an einen Gott wenden. Alle unsere Hoffnungen beruhen auf Jesus Christus. O

Hindus tragen in Bombay eine Statue der „Elefantengöttin“ Ganesha, die Wohlstand verheißt, anlässlich des Ganesha-Festes.

Bischof Singh im Gespräch mit Gemeindegliedern

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Die Unberührbaren (die Dalits)Fast ein Viertel der indischen Bevöl-kerung sind Dalits – „Unberührba-re“: Sie gehören der untersten Ge-sellschaftsschicht an, werden stark diskriminiert und haben kaum Rechte. Beobachter der christlichen Mission in Indien sagen, das Chris-tentum in Indien sei eine „Dalit-Re-ligion“, weil 70% der indischen Christen Dalits sind.Es gibt in unseren Kirchen aber nicht nur Menschen aus den unte-ren Kasten, sondern auch viele reiche, gebildete Inder, zum Bei-spiel aus der Kaste der Brahma-nen. Sie sind sicher nicht auf die materielle Hilfe der christlichen Gemeinde angewiesen, sondern ihre Herzen werden vor allem von der christlichen Botschaft berührt.

Der Pastor arrangiert EhenSpielt es in den Kirchengemeinden noch eine Rolle, aus wel-chen Kasten die Gottesdienstbesucher kommen?Wir versuchen in unseren Predigten, die Frage nach der Kastenzugehörigkeit aufzuheben. Bei uns gehören alle Menschen zu einer Kaste: der Christus-Kaste! Zum Beispiel kann in unseren Gemeinden jeder sitzen, wo er will. Es gibt keine Sitzordnung, in der die ehemalige Kastenzugehörig-keit berücksichtigt wird. Oft wird in unseren Gemeinden auch der Pastor gebeten, Ehen zu arrangieren. Wir suchen dann nicht nach einem Partner aus der gleichen Kaste, son-dern nach einem Christen – auch wenn er einst einer an-deren Kaste angehörte. Eine weitere Möglichkeit ist der Namenswechsel: An vielen indischen Namen lässt sich die Kastenzugehörigkeit ablesen. Bei der Taufe bekommt bei uns jedoch jeder einen neuen Namen, der auch im Perso-nalausweis eingetragen wird.

Abschied vom KastenwesenIhr Versuch, das für Indien immer noch typische Kastenwesen zu überwinden, muss von Hindus als große Bedrohung emp-funden werden.Ja! Viele Hindu-Führer sind besorgt, dass sie ihre Füh-rungsrolle verlieren könnten. Es gefällt radikalen Hindus nicht, dass wir alle Menschen gleich behandeln und zum Beispiel auch Menschen aus den unteren Kasten Schulbil-dung anbieten. Daher muss eine Hindu-Frau, die Christin wird, damit rechnen, von ihrer Familie ausgestoßen zu werden. Sie wird von den Angehörigen wie tot behandelt. In den höheren Kasten geschieht das sehr häufi g! Aber das Wunderbare daran ist: In den meisten Fällen werden der Ehemann und die anderen Familienmitglieder schließlich doch noch Christen.

Weshalb?Die von ihren Familien ausgestoße-nen Christen geben die Hoffnung nicht auf. Sie beten für ihre Familie, bis diese Christus angenommen hat. Das kann manchmal 5, 10 oder 15 Jahre dauern.

Was sich im Alltag verändertWas ändert sich im Alltag, wenn ein Hindu Christ wird?Ein großes Problem in Indien ist der hohe Alkoholkonsum. Wenn ein

Hindu Christ wird, hört er in der Regel mit dem Trinken auf, spart das Geld und investiert es in die Bildung seiner Kinder oder den Bau eines Hauses. Das wird meistens auch von den Nachbarn bemerkt und

hat eine große Vorbildwirkung. Ein weiteres Problem ist, dass viele Frauen von ihren Männern geschlagen werden. Der christliche Glaube lässt es nicht zu, dass eine Frau ge-schlagen wird. Wenn die Männer Christen werden, fordern wir sie dazu auf, mit dem Prügeln aufzuhören. Wir fordern die Männer auch auf, sich mit ihren Frauen vor Entschei-dungen zu beraten und das Haushaltsgeld mit ihnen zu teilen. Nicht nur Menschen aus verschiedenen Kasten, son-dern auch Männer und Frauen werden bei uns gleich be-handelt.Ist es wirklich so leicht, Veränderungen zu bewirken? Natürlich braucht es Zeit, bis sich das Verhältnis von Ehe-partnern verändert. Zum Beispiel sprechen Männer ihre Frauen mit Vornamen an und erteilen ihnen Befehle. Da-gegen müssen die Frauen ihre Männer mit „Herr“ anspre-chen. Das zu ändern, braucht viel Zeit. Viele Männer be-trachten ihre Ehefrau als ihr Eigentum, und es fällt ihnen schwer, ihren Frauen Verantwortung zu übertragen – auch dann, wenn der Mann Christ geworden ist. Was tun Sie in solchen Fällen?Wir predigen sehr viel über Familienthemen und über das Verhältnis von Mann und Frau, wie es zum Beispiel im Epheserbrief 5,25 beschrieben wird: „Ihr Männer, liebt eure Frauen, und zwar so, wie Christus die Gemeinde geliebt hat.“ Ich bin kein Heilungs- oder Wohlstandsprediger, der den Zuhörern Reichtum verspricht, wenn sie ihrer Gemein-de nur genug geben. Dagegen fordere ich meine Zuhörer oft auf, ihr Familienleben in Ordnung zu bringen, damit sie Frieden haben. Dafür sind viele Familien – besonders die Frauen – sehr dankbar.Haben Sie ein weiteres Beispiel für ein gelungenes Familien-leben?Ich fordere Eltern dazu auf, ihren Kindern nicht nur Vor-gaben zu machen, sondern mit ihnen zu diskutieren. Eltern

CHINAPAKISTAN

Mumbay

Kalkutta

I N D I E N BundesstaatOrissa

NEUDELHIHAUPTSTADT

BundesstaatAndhra Pradesh

BundesstaatChhattisgarh

PenagoberiBhubhaneshwar

KondalaagraharamVisakhapatnam

In diesen Bundesstaatenleitet Bischof Singh die Nethanja-Kirche

Indien1.210 Millionen EinwohnerHindus 80 %Moslems 12 %Christen 3–8 %

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sollten ihre Kinder auch um Entschuldigung bitten, wenn sie etwas falsch gemacht haben, denn Eltern machen nicht immer alles richtig und Kinder nicht immer alles falsch. Umgekehrt sollten Kinder aber auch nicht auf ihre Eltern herabschauen! Es gibt heute in Indien eine Kluft zwischen den Generationen: Die Jüngeren wachsen heute mit dem Internet auf, die Älteren sind an ihre Traditionen und Bräu-che gebunden. Also sollten die Jüngeren versuchen, ihre Eltern zu verstehen.

Wie sieht Indien 2030 aus?Was in Indien verwirrend ist: Einerseits sichert die indische Verfassung Religionsfreiheit zu. Zugleich gibt es in fünf Bun-desstaaten Anti-Bekehrungsgesetze: Christen dürfen nicht die christliche Botschaft so verbreiten, dass Hindus Christen wer-den. Wie passt das zusammen?Diese fünf Bundesstaaten werden von der radikalen Hin-dupartei BJP regiert. Ihr Ziel ist es, dass das Anti-Bekeh-rungsgesetz in ganz Indien eingeführt wird. Unter Religi-onsfreiheit verstehen sie, dass jeder Gläubige seine Religion

ausüben kann. Dagegen sollen Konversionen zu einer an-deren Religion nicht erlaubt sein. Deshalb ist es mir zum Beispiel nicht erlaubt, vor einem Hindu-Tempel eine Pre-digt zu halten oder ein Traktat zu verteilen – dafür würde ich ins Gefängnis kommen.Werden Christen im Jahr 2030 noch benachteiligt? Immer mehr Inder werden zu Jesus gehören. Doch sie wer-den von Verfolgung begleitet sein. Manche könnten ihr Haus verlieren, andere von ihren Familien verstoßen wer-den – und einige sogar ihr Leben verlieren. Es ist eine har-te Wahrheit, aber nach meiner Erfahrung als Missionar im Dschungel spielt Christenverfolgung bei der Ausbreitung des christlichen Glaubens eine große Rolle. Vielen Dank für das Gespräch! P

b Die Arbeit von Bischof Dr. Singh Komanapalli wird unterstützt von der Organisation „Kinderheim Nethanja Narsapur/ Christliche Mission Indien“: www.nethanja-indien.de • 07157 5394111Albrechtstraße 12 • 71093 Weil im Schönbuch

Anita Pradhan hat Glück gehabt. Sie bekam ein Stipendium für eine

Lehrstelle im Emmanuel-Kranken-haus in Kondalaagraharam, das vom „Kinderheim Nethanja Narsapur/Christliche Mission Indien“ betrieben wird. Hier macht sie im dritten Lehr-jahr eine Ausbildung zur Kranken-schwester. Aufgewachsen ist sie jedoch 500 Kilometer weiter nördlich: in Pena-goberi im Bundesstaat Orissa. Von den rund 1.000 Einwohnern sind etwa 400 Christen; die heute 23-Jährige besuchte die katholische Kirche. Im Bezirk Khandhamal sind in den vergangenen Jahren schätzungsweise 20 % der gut 600.000 Hindus zum Christentum übergetreten – zum Verdruss der nati-onalistischen Hindu-Partei BJP.

Flucht in den DschungelAm 23. August 2008 wurde der hindu-istische Guru Swami Laxmananda er-mordet. Der Führer des Welthindu-rates, Pravin Bhai Tagodia, machte die

Christen für den Tod des Gurus verant-wortlich: „Dies war ein Angriff der Kir-chen auf die Religion der Hindus – die Aktivitäten der Kirchen in Orissa müs-sen verboten werden.“ Später stellte sich zwar heraus, dass der Mord von kommunistischen, maoistischen Rebel-len begangen wurde – doch da zogen bereits Tausende Hindus durch die Dörfer, plünderten Kirchen und ermor-deten Christen. Auch in Penagoberi dauerten die Angriffe mehrere Tage. Erst wurde die Kirche geplündert, dann abgebrannt. Die Hütte, in der Anita Pradhan mit ihrer Familie wohn-te, wurde zerstört. Ihr Schwager fi el den Übergriffen zum Opfer – er war ei-ner von 96 Ermordeten. Die junge Frau fl üchtete in den Dschungel. Der indi-sche Ministerpräsident nannte die Aus-schreitungen eine „nationale Schande“. Der Staat richtete riesige Zeltlager für die Flüchtlinge ein. Auch Anita Pra-dhan lebte zwei Monate lang in einem Lager – mit 10.000 anderen Menschen.

„Bitte betet für uns!“Mit ihrer Familie zog Anita Pradhan nach Bhubhaneshwar, der Hauptstadt von Orissa. Dort fühlten sie sich siche-rer. „Durch die Verfolgung habe ich mehr darüber nachgedacht, was es für mich bedeutet, dass ich an Gott glau-be“, erzählt sie. Von den 130 Auszubil-denden am Emmanuel-Krankenhaus kommen 23 aus Orissa – alle haben Verfolgung erlebt. Wenn sie ihre Lehre abgeschlossen hat, möchte sie in ihre Heimat zurückkehren, denn dort gibt es kaum Krankenhäuser, Ärzte oder Krankenschwestern. „Wir haben aber viel Angst davor zurück-zugehen. Bitte betet für uns und un-sere Heimat!“ P

„Wir haben viel Angst“CHRISTENVERFOLGUNG Ein Beispiel, wie es Christen in Indien ergehen kann, ist die 23-jährige Anita Pradhan.

Anita Pradhan

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„Guten Morgen, liebe Heiden!“ATHEISTEN Über Pfingsten trafen sich nicht nur Christen zu Konferenzen, sondern auch Atheisten. Karsten Huhn war bei ihrer Tagung „Die atheistische Perspektive: national, regional, global“ dabei.

„Guten Morgen, liebe Heiden und Häretiker! Sollten sich bekennende Christen hier im

Saal befi nden, heiße ich sie ebenfalls herzlich willkommen: mit einem ‚Köl-le Alaaf’!“ So begrüßen sich Atheisten. Für ein Wochenende treffen sie sich in einem schwarzen, fensterlosen Saal im Kölner Comedia-Theater zu einer In-ternationalen atheistischen Tagung. Ihr Ziel: die Religionen kritisieren, den Atheismus befördern. In Deutschland ist inzwischen mehr als ein Drittel der Bevölkerung konfessionslos. Der Atheismus erfahre Zuspruch wie sel-ten zuvor, sagen die Veranstalter. So attraktiv scheint die Ablehnung Got-tes dann aber doch nicht zu sein. Wäh-rend zu Kirchen- und Katholikentagen Zehntausende pilgern, sind zum „Atheistentag“ nach Köln nur 200 be-kennende Gottlose gekommen. Im Pu-blikum sitzen Junge wie Alte. Manche tragen T-Shirts mit Aufdrucken wie „Gottlos glücklich“, „Ich glaube an

Wissenschaft“ oder „Ich habe den Gottes-Virus überlebt“. Prominenteste Referentin ist die SPD-Politikerin und ehemalige Bankmanagerin Ingrid Matthäus-Maier.

Der atheistische Missionsbefehl „Gott ist tot. Das steht fest. Wir disku-tieren darüber nicht mehr“, verkündet der US-amerikanische Biologieprofes-sor Paul Zachary Myers. Dennoch wird auf dem Atheistentag öfter von Gott, Glauben, Bibel gesprochen als in man-cher Predigt. Auch der Missionsbefehl kommt hier vor – wenn auch mit neuem Inhalt: „Wenn ihr hier nur rumsitzt, seid ihr nutzlos. Propagiert die Ideen des Atheismus“ fordert Myers. „Geht nach Hause und teilt diese Ideen mit dem Rest der Welt.“ Und er fügt hinzu: „Ich habe schon ein paar Christen bekehrt.“

Das Publikum ruft HallelujaDer vielleicht interessanteste Redner ist Dan Barker. „Gott ist nicht mit

uns“, sagt er zur Begrüßung. Das Pu-blikum applaudiert und ruft „Halle-luja“ dazu. 19 Jahre lang war Barker Prediger einer evangelikal-charisma-tischen Gemeinde in den USA. Er wuchs in einer christlichen Familie auf, besuchte ein christliches College und ein theologisches Seminar. Für die christlichen Kindermusicals, die er schrieb, bekommt er bis heute Tan-tiemen. Er evangelisierte in Parks und an Haustüren. Dann lernte Bar-ker liberale Christen kennen. Adam und Eva seien nur eine Metapher, er-fuhr er von ihnen, ein Gleichnis wie das vom verlorenen Sohn. Nichts sei wahr in der Bibel, alles seien nur er-fundene Geschichten. Also „bekehr-te“ sich Barker zum Atheismus. Aber Barker kommt nicht los vom Chris-tentum. 98 öffentliche Diskussionen hat er bisher über den Glauben ge-führt. Auch in Köln erzählt er von Himmel, Hölle und ewigem Leben – nur, dass er sich jetzt darüber lustig

Vom Atheistenkongress ausgezeichnet wurde die Buskampagne atheistischer Gruppen, die 2009 durch Deutschland führte.

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macht. Barker macht immer noch Musik, nur heißen seine Songs jetzt anders, zum Beispiel „Ich brauche Je-sus nicht“.

Atheisten brauchen Gott, um ihm eine reinzuhauen Draußen lockt die Sonne. Ein Atheist, der seiner Sache sicher ist, könnte jetzt bei einer Schorle am Rhein sitzen. Stattdessen sitzt der Atheistentag in ei-nem sargähnlichen Theatersaal und schlägt mit Inbrunst auf einen Gott ein, den es doch angeblich gar nicht gibt. „Religionskritik dient der Selbst-vergewisserung“, erklärt einer der Re-ferenten. Genau das ist die faszinieren-de Inkonsequenz des Atheismus: Man entsagt Gott, wird ihn aber nicht los. Ein echter Atheist erklärt Gott für tot, lässt ihn aber im nächsten Moment wieder auferstehen – um ihm an-schließend eine reinhauen zu können. Strenggläubige Atheisten sind so bi-belfest wie nur wenige Christen. An-statt die Bibel konsequent zu ignorie-ren, zitieren sie immer wieder daraus.

Die atheistischen MassenmörderGenüsslich werden alle Schwächen, Versagen und Kuriositäten sämtlicher Religionen durch die Jauche gezogen. Aber war das 20. Jahrhundert nicht die Zeit der atheistischen Massenmörder? Darüber spricht der Geschichtsstudent Lukas Mihr in seinem Vortrag „Ohne Gott ist alles erlaubt?“. Josef Stalin sei Atheist gewesen, das gebe er zu. Dage-gen sei Maos Fall kniffl ig – der sei zwar atheistisch, aber auch von fern-östlichen Religionen geprägt gewesen. Okay, der war auch Atheist. Und Adolf Hitler? Der gehörte doch der katholi-schen Kirche an. Aber selbst wenn er Atheist gewesen wäre, beweise das gar nichts, so Mihr. Denn Hitler sei doch auch Vegetarier und Nichtraucher ge-wesen. Sind deswegen alle Vegetarier oder Nichtraucher Massenmörder? Außerdem kommen in dem Vortrag vor: Kaiser Wilhelm II., der Lenin nach Russland einreisen ließ; die USA, die im 2. Weltkrieg mit Russland koalier-ten; US-Präsident Richard Nixon, der

dem Kommunisten Mao die Hand reichte; die Blockpartei CDU in der DDR und noch manches mehr. Mihrs These: Wenn Atheisten an der Macht waren, haben Christen immer mit ih-nen paktiert. Für seinen Vortrag erhielt Mihr Beifall. Hätte er ihn beim Deut-schen Historikertag gehalten, wäre er dafür ausgelacht worden.

Deutschlands Chef-Atheist und die AffenZu Wort kommt auch der Philosoph Michael Schmidt-Salomon. Er ist Vor-standssprecher der Giordano-Bruno-Stiftung und Autor von solch bedeu-tenden Werken wie „Keine Macht den Doofen“ und dem atheistischen Kin-derbuch „Wo bitte geht’s zu Gott?, fragte das kleine Ferkel“. Vom „Spie-gel“ wurde er zu „Deutschlands Chef-Atheisten“ ausgerufen. Schmidt-Salo-mons Reden sind geprägt von der Lust an Pointen, Polemik und Beleidigung. Christen wirft er „idiotische Verseu-chung“, „religiotische Hirnwürmer“ und „rituellen Kannibalismus“ vor. Papst Benedikt XVI. attestiert er eine „schwerwiegende Form von Wahn-sinn“.In Köln referiert Schmidt-Salomon über den Unterschied zwischen Mensch und Schimpanse. Seine The-se: „Der Mensch ist der Affe, der am besten nachäffen kann.“ Nachgeäfft würden zum Beispiel religiöse Tradi-tionen. In christlichen Kindertages-stätten und Sonntagsschulen sowie im Religionsunterricht würde das „intel-lektuelle Immunsystem“ von Kindern geschädigt. Nötig sei es daher, „be-kenntnisfreie“ Kindergärten und Schulen zu gründen.

Der Atheismus hat keine PerspektiveDann wird Schmidt-Salomon selbst-kritisch: Der Atheismus an sich habe keine Perspektive, da er nur unhaltba-re religiöse Annahmen verneine, aber selbst keine Orientierung biete. Zu-dem sei der Atheismus auch nicht not-wendig human – die Geschichte habe gezeigt, dass er barbarisch sein könne. Anstatt ständig die Nachteile des

Glaubens zu benennen, müsse man künftig die Vorzüge des selbstbe-stimmten Lebens aufzeigen. Schmidt-Salomon hält diesen Vortrag schon seit Jahren. Warum benennt er nicht einfach selbst die Vorzüge des Atheis-mus? Ob das von ihm angekündigte Projekt „Evokids“ – das Evolutions-theorie an Grundschulen vermitteln soll – ausreicht, um Menschen für den Atheismus zu begeistern, darf jedenfalls bezweifelt werden.

„Mein Verstand ist meine eigene Kir-che“Am Abend wird ein Preis verliehen. Vier Kameras fi lmen das Ereignis, als handle es sich um den Eurovision Song Contest. Ein Trickkünstler zau-bert mit Tüchern und Ringen. Der Ex-Prediger Dan Barker spielt am Klavier und singt „Nichts scheitert so wie Ge-bet“ und „Mein Verstand ist meine ei-gene Kirche“. Mehr als die Hälfte der Plätze ist leer geblieben, nur noch 70 Leute wollen dabei sein. Ausgezeich-net werden die Macher der „Buskam-pagne“ mit dem Slogan „Es gibt (mit an Sicherheit grenzender Wahrschein-lichkeit) keinen Gott“ um Carsten Frerk (Chefredakteur des Humanisti-schen Pressedienstes, Berlin), die 2009 auf Missionstour durch Deutschland waren. Dass es sich um einen renom-mierten Preis handeln muss, ist daran zu erkennen, dass ihn zuletzt der Sex-fi lmer Oswalt Kolle erhalten hat. P

Der Ex-Christ Dan Barker (l.) & Deutsch-lands „Chef-Atheist“ Michael Schmidt-Salomon

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netFORUM FÜR JUNGE CHRISTEN

B esucht uns au ch au ffacebook.com/idealisten

Kos tenl os im Ap p -Store erhält l ich:idealisten.net-App

A ls vor ein paar Jahren meine beste Freundin nach Wales zog, um dort ihren Schulabschluss zu machen, war ich neidisch.

Nicht auf sie – so schön ist Wales auch wieder nicht –, sondern auf einen meiner Freunde. Denn der schaffte es, mindestens einmal im Monat in Wales anzurufen und einfach mal zu fragen, wie es ihr geht. Mir hingegen fällt es schwer, mit Menschen in Kontakt zu bleiben, die weiter weg wohnen. Nicht, dass sie mir weniger am Herzen lägen. Ich verliere einfach den Kontakt aus den Augen.

Seit mehr als 8 Jahren ist mein enger Freundeskreis eine ein-geschworene Clique – fünf beste Freunde. Aber über die Jahre wurden wir durch Schule, Ausbildung und Studium weit verstreut: Die einst nach Wales gezogene Freundin wohnt mittlerweile in England, ein anderer Freund studiert nun in Wales, ein dritter hat gerade sein Medizinstudium in Mainz und Trier abgeschlossen. Vielleicht hätten wir den Kontakt schon völlig verloren, wenn uns nicht das Internet neue Möglichkeiten gegeben hätte, uns im Blick zu behalten.

Vom „Online-Tagebuch“ zum sozialen NetzwerkZuerst war das ein Blog. Wir erstellten uns solch ein gemeinsames „Online-Tagebuch“, in dem jeder aus seinem Alltag berichtete. Wir schrieben von der Uni, von Privatem und zeigten uns gegenseitig Videos oder neue Musik, die wir gut fanden. Schnell erweiterte sich unser Kreis: Freunde, Bekannte, sogar unsere Eltern lasen, was wir im Blog veröffentlichten und hinterließen ihre Kommentare. Dann kam Facebook. Mit einem Mal konnten wir das, was wir uns mit dem Blog geschaffen hatten, in einem neuen Kanal bündeln.

In letzter Zeit ist viel davon zu lesen, dass Facebook-Nutzer

virtuelle Freundschaften den echten vorziehen. Für manche mag das zutreffen, für uns aber ist das Netzwerk wie ein Direktflug zu den weit entfernten besten Freunden. Ich muss mich nicht mehr länger zwingen, ab und zu einmal anzurufen. Über Facebook be-komme ich jeden Tag, jede Woche mit, was bei meinen Freunden los ist. Der Nachrichtenfluss meines Profils zeigt mir alles an, was für mich wirklich wichtig ist – und das macht die gelegentlichen Anrufe noch interessanter.

Facebook ist mein digitales Leben Facebook stand in den letzten Monaten häufig am Pranger: Die Datenschutz-Bestimmungen seien mangelhaft, man mache sich transparent und opfere seine Persönlichkeit dem Zwang, auf Face-book vertreten zu sein. Natürlich ist die Kritik nicht ganz unberech-tigt, sie lässt jedoch außer Acht, wie viel Facebook zuletzt für den Datenschutz getan hat. Über Freundesgruppen erlaubt das Netz-werk eine umfassende Kontrolle über das eigene Bild im Internet. Wer nichts preisgeben will, der kann nahezu alles Persönliche verstecken. Mit wem habe ich oft kommuniziert, wer kommt aus meinem Ort oder ist auf meine Schule gegangen? Der könnte doch zu meinen „Engen Freunden“ gehören. Und andere, mit denen ich kaum Kontakt habe, könnten in die Gruppe „Eingeschränkt“ pas-sen. Auf der Grundlage dieser Vorschläge habe ich eingestellt, wer welchen Teil meines digitalen Lebens verfolgen kann.

Facebook ist genau das: mein digitales Leben. Hier treffe ich meine Freunde, hier halte ich Kontakt. Facebook ist nicht das Übel, nicht der große Lauschangriff auf eigenen Wunsch. Das Netzwerk ist eine Bereicherung für unser soziales Leben. P

Echte Freundschaften auf FacebookBEZIEHUNGEN PFLEGEN Für viele junge Menschen ist „Facebook“ kaum noch aus ihrem Leben wegzudenken. Doch das soziale Netzwerk steht auch immer wieder in der Kritik (so zuletzt im Editorial von Alexander Kissler in Ausgabe 21/2012). Für ideaSpektrum-Leser Christian Jung (26) aus Dillenburg ist Facebook eine wertvolle Hilfe, um mit seinen engsten Freunden in Kontakt zu bleiben.

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DIE KLEINE K A NZEL ZU M FEST DER DREIFALT IGKEIT (3 . JU NI) 31

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Dr. Wilfried Härle (Ostfildern) ist Professor für Systematische Theologie. Er war von 1997 bis 2010 Vorsitzender der Kammer für Öffentliche Verantwortung der EKD.

» Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und

des Sohnes und des Heiligen Geistes. « Eine Aufforderung Jesu nach dem Matthäusevangelium 28,19

Trinitatis ist ein sprödes, irgendwie theoretisches Fest. Im Unterschied zu Weihnachten, zur Passi-onszeit, zu Ostern und Pfi ngsten ist es nicht mit

Erzählungen und anschaulichen Bildern verbunden, son-dern mit der Lehre von der „Dreieinigkeit“ bzw. „Dreifal-tigkeit“ Gottes – einer Lehre, die „verkopft“, unverständlich oder sogar widersprüchlich erscheint. Das erschwert vielen Menschen den Zugang zu diesem Fest-Sonntag. Anderer-seits kommt zu keinem anderen Anlass im Kirchenjahr der christliche Glaube an Gott so umfassend zum Ausdruck. Denn die Trinitätslehre zeigt, dass – und wie – Gott der Vater, Jesus Christus und der Heilige Geist eins sind.

In Jesus Christus begegnet uns Gott selbst zum Heil der Welt. Deshalb kann Jesus sagen: „Wer mich sieht, der sieht den Vater“ (Johannes 14,9). Diese Einheit von Vater und

Sohn ergibt sich allerdings nicht daraus, dass Jesus sich zu Gott „hochgearbeitet“ hätte, sondern weil Gott seinen Sohn in die Welt gesandt hat (Galater 4,4).

Doch schon im Neuen Testament schließt sich daran die Frage an: Woher wissen wir das? Klare Antwort: Nicht durch „Fleisch und Blut“ (Matthäus 16,17), sondern durch Gott selbst, der uns durch seinen Geist zur Erkenntnis der Wahr-heit führt! Darum lehren die Konzilien von Nicaea (325) und von Konstantinopel (381), dass Vater, Sohn und Heiliger Geist ein und dasselbe göttliche Wesen haben, aber drei un-terschiedliche Seinsweisen Gottes sind. Der Vater offenbart sich in seinem Sohn durch seinen Geist, also dreifaltig, aber immer als der eine Gott – uns zum Heil! Trinitatis regt an, neu zu bedenken und fröhlich zu feiern, dass uns das eine göttliche Wesen in diesen drei Seinsweisen begegnet. P

Trinitatis: Drei – und doch eins

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PORTRÄT

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Steffen Reiche muss heute noch schmunzeln, wenn er an jenen 18. Oktober 1989 zu-

rückdenkt. Damals saß er – der 29-jäh-rige Pfarrer aus dem Osten – zusam-men mit Helmut Schmidt und ande-ren gestandenen Politikern aus dem Westen im ARD-„Brennpunkt“ und sollte sich dort zum Rücktritt von Erich Honecker äußern. „Das war eine verrückte Zeit“, sagt er. Als Pfarrer hatte Reiche anlässlich des Geburtsta-ges seiner Großmutter in Bonn eine Reisegenehmigung in den Westen be-kommen. Die Woche nutzte er auch, um Kontakte zu führenden SPD-Poli-tikern zu knüpfen. Dabei hatte seine eigene politische Karriere erst kurz zuvor begonnen, als er mit Kollegen im Pfarrhaus von Schwante in Bran-denburg am 7. Oktober – dem 40. Jah-restag der DDR – die Ost-SPD (damals SDP) ins Leben rief. „Zu so einem be-sonderen Geburtstag wollten wir der DDR und der Staatsführung auch ein richtiges Geschenk machen“, erzählt er mit schelmischem Unterton.

Engagiert für verfolgte ChristenEs folgt eine steile politische Karriere. 1990 wird Reiche Landesvorsitzender der SPD im neuen Bundesland Bran-denburg, 1994 Kultusminister, 1999 Minister für Bildung, Jugend und

Sport. 2005 zieht er in den Bundestag ein. Als er in seinem Wahlkreis 2009 trotz besserem Erststimmenergebnis knapp unterliegt, zieht es ihn zurück zu seinen berufl ichen Wurzeln – ins Pfarramt. „Das war immer mein Beruf und meine Berufung“, sagt er. „Nach der friedlichen Revolution und der deutschen Wiedervereinigung ging es allerdings darum, die erstrittene Frei-heit verantwortungsvoll zu gestalten. Und dabei wollte ich helfen.“ Seit 2011 ist Reiche Pfarrer an der Epiphanien-gemeinde in Berlin-Charlottenburg. Daneben hat er zahlreiche Ehrenäm-ter inne, ist unter anderem stellvertre-tender Vorsitzender der deutsch-isra-elischen Gesellschaft in Potsdam und engagiert sich bei der Hilfsaktion Märtyrerkirche, die sich für verfolgte Christen in aller Welt einsetzt.

Jugendherbergen in der Nähe von KZsZudem ist er Präsident des Leichtathle-tikverbandes Brandenburg und des Landesverbandes Berlin-Brandenburg des Deutschen Jugendherbergswerkes. Dort sucht er auch Kontakt zu anderen Kirchengemeinden. Die rund 500 Ju-gendherbergen in ganz Deutschland seien für die kirchliche Arbeit mit Kin-dern und Jugendlichen optimal, so sei-ne Erfahrung. Als Gruppe könne man ein ganzes Haus mieten: „Dort können

wir einen Gottesdienst gemeinsam vor-bereiten und thematisch arbeiten, ohne dass uns jemand stört.“ Besonders am Herzen liegen ihm die beiden Häuser in Sachsenhausen und Ravensbrück. Sie eignen sich aufgrund ihrer Nähe zu den KZs der Nationalsozialisten – zu-dem diente Sachsenhausen ab 1945 als Speziallager der Sowjetunion für Op-positionelle – hervorragend für die Ge-denkstättenarbeit mit Jugendlichen.

In seiner Tätigkeit als Pfarrer ist Rei-che das Thema Gerechtigkeit beson-ders wichtig. So setzt er sich u. a. dafür ein, dass das „Bekenntnis von Accra“ – das 2004 von der Weltgemeinschaft Reformierter Christen in Ghana verab-schiedet wurde – bekannter wird: „Es handelt sich um ein Glaubensbekennt-nis angesichts wirtschaftlicher Unge-rechtigkeit und ökologischer Zerstö-rung.“ Könnte er dagegen als Politiker nicht mehr tun? „Als Christ soll jeder an seinem Ort für eine gerechtere Welt eintreten.“ Eine Rückkehr in die Poli-tik schließt der 51-jährige Vater von drei Töchtern aber dennoch nicht ganz aus: „Das Europaparlament bleibt eine denkbare Option.“ Matthias Pankau P

POLITIK Als Theologe gehörte Steffen Reiche noch zu Diktatur-zeiten zu den Gründern der Sozialdemokratischen Partei in der DDR. Anschließend verbrachte er fast zwei Jahrzehnte in der Landes- und Bundespolitik. Jetzt ist er wieder Pfarrer.

Vom Pfarramt in die Politik – und zurück

DAS WORT DER WOCHE » Die Pfingsttagung in Bobengrün hat mein ganzes Leben begleitet. In den

Aufs und Abs meines Glaubens habe ich hier immer die Gewissheit er-fahren: Wir Christen sind mit dem Wort Gottes auf dem richtigen Weg. «

Der deutsche Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) gegenüber idea. Der evangelische Christ sprach vor den 16.000 Besuchern der traditionellen Pfingsttagung des CVJM in Bobengrün (bei Hof) an der bayerisch-thüringisch-sächsischen Grenze.