Insaiter 2013-3

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1 Insaiter Insaiter H E R B S T 2 0 1 3 SOMMERNACHTSKONZERT AUF STIFT MELK DER ZITHERNACHWUCHS - UPDATE DIE RETTUNG DES DONAUWALZERS Notenauszug MASQUERADE SUITE“ ZISTERZIENSERSTIFT MELK TREMBLAZZ BEIM FWF SOMMERFEST

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Vereinsmagazin Wiener Zither Ensemble - Ausgabe Herbst 2013-Druckversion

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InsaiterInsaiter

H E R B S T 2

0 1 3

SOMMERNACHTSKONZERT AUF STIFT MELK

DER ZITHERNACHWUCHS - UPDATE

DIE RETTUNG DES DONAUWALZERS

Notenauszug „MASQUERADE SUITE“

ZISTERZIENSERSTIFT MELK

TREMBLAZZ BEIM FWF SOMMERFEST

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INSAITER 03 / 2013

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INHALTSVERZEICHNIS

Leitartikel ................................................................ 2

Sommernachtskonzert auf Stift Melk ............... 3

Tremblazz beim FWF Sommerfest ..................... 5

Werkbearbeitung „Masquerade Suite“ ............. 7

Der Zithernachwuchs—Update ......................... 13

Zisterzienserstift Zwettl ..................................... 14

Chronik: Die Rettung des Donauwalzers ....... 16

Ankündigungen & Termine .............................. 19

Impressum ............................................................. 20

Liebe Leser!

Der Insaiter ist das Informations-

medium des Wiener Zitheren-

sembles - Hannelore Laister. Die

Zeitschrift wurde von den Mitglie-

dern des Ensembles gegründet,

um unsere Aktivitäten einem brei-

ten Publikum zugänglich zu ma-

chen und größere Resonanz in der

Öffentlichkeit zu finden.

Wir möchten uns damit aber auch

der öffentlichen Kritik stellen. Wir

sind für Rückmeldungen zu unse-

ren Konzerten und Aktivitäten

dankbar.

Die Zeitung erscheint vierteljähr-

lich und ist für alle aktiven und

unterstützenden Mitglieder kos-

tenlos. Auch interessierte Nicht-

mitglieder können die Zeitschrift

selbstverständlich – gegen einen

Unkostenbeitrag von € 6,- / Ausga-

be bzw. € 20,- für ein Jahresabon-

nement abonnieren.

Für alle Anfragen, Informationen

und Rückmeldungen schreiben Sie

uns bitte an:

[email protected]

(oder per Briefpost an die Adresse

des Vereins lt. Impressum).

Wir freuen uns auf zahlreiche

Leserreaktionen und persönliche

Kontakte!

Bildnachweis: Cover, Rückseite, S.7, S.14-16 : commons.wikimedia.org; S.5-6: www.fwf.ac.at S.17: welt-der-operette.com;

Restliche: Mitglieder des WZE

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Sommernachtskonzert auf Stift Melk Am 9. August 2013 gastierte das Wiener Zitherensemble zum zweiten Mal im Stift

Melk, als Teil des Sommerkonzertzyklus im Gartenpavillon des Stiftes. An dieser Stel-

le nochmals herzlichen Dank an Pater Martin zur fürsorglichen Betreuung des ge-

samten Teams. Die Wetterprognosen sollten sich an diesem Tag leider erfüllen, wäh-

rend zu Beginn der Vorbereitungen und Proben noch die Sonne lachte, stellten sich

pünktlich wie vorhergesagt am späteren Nachmittag Gewitterwolken und starke Re-

genfälle ein. Die phantasievollen Rokoko-Fresken im Inneren des Pavillons trösteten

jedoch über die nassen Außenbedingungen hinweg und das Konzert war bis auf den

letzten Platz ausverkauft. Das breit gefächerte Programm von klassischen bis moder-

nen Stücken fand großen Anklang beim Publikum und wurde mit lang anhaltendem

Beifall bedacht.

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Im Gedenken J.S. Bachs

(F.G. Knotzinger) Wiener Zitherensemble

J.S. Bach / Fuge, BWV 1000

(S. Hörandner) Stephan Hörandner

Antonio Vivaldi / Sonate F-Dur

(F.G. Knotzinger) Wiener Zitherensemble

Evaristo F.Dall‘Abaco / Sonata op.1/Nr. 4

(F.G. Knotzinger) Wiener Zitherquartett

G.F. Händel / Wassermusik, HWV 349

(S. Hörandner) Wiener Zitherquartett

Georg Bizet / Carmen Phantasie

(G. Last) Barbara Laister-Ebner,

Monika Kutter

Astor Piazzolla / Escualo

(Monika Kutter) Wiener Zitherensemble

PAUSE

Erich Benedini / Waltz in Minor

(G. Last) Wiener Zitherensemble

Alan Silvestri / Feather Theme

(Monika Kutter) Wiener Zitherensemble

Ron Goodwin / Miss Marple

(Monika Kutter) Wiener Zitherensemble

Jimmy Forrest / Night Train

(Monika Kutter) Wiener Zitherensemble

Anonym / Debiasi Tanz

Barbara Laister-Ebner, Monika Kutter

Karl Hodina / Vogerl am Bam

Barbara Laister-Ebner, Monika Kutter

F. von Suppé / Leichte Kavallerie

Wiener Zitherquartett

Johann Schrammel / Wien bleibt Wien

Wiener Zitherquartett

C.M. Ziehrer / Weaner Madln

(H. Pröll) Wiener Zitherensemble

Zugabe: Anton Karas / Harry Lime Thema

(Monika Kutter) Wiener Zitherensemble

Programm Stift Melk

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Der FWF - Fonds zur Förderung der wissenschaft-

lichen Forschung - ist Österreichs zentrale Einrich-

tung zur Förderung der Grundlagenforschung. Er

ist allen Wissenschaften in gleicher Weise ver-

pflichtet und orientiert sich in seiner Tätigkeit aus-

schließlich an den Maßstäben der internationalen

Scientific Community.

Am 15. Juni gab die Internationale START-/

Wittgenstein-Jury Förderungsempfehlungen zu

den diesjährigen Auszeichnungen ab. Der Wittgen-

stein-Preis ist Österreichs höchstdotierter und

prestigeträchtigster Wissenschaftspreis, der seit

1996 durch den FWF vergeben wird. Die START-

Auszeichnung ist die höchstdotierte und aner-

kannteste FWF-Förderung für Nachwuchsforsche-

rInnen, die aufgrund ihrer bisher geleisteten wis-

senschaftlichen Arbeit die Chance erhalten sollen,

in den nächsten sechs Jahren finanziell weitgehend

abgesichert, ihre Forschungsarbeiten zu planen,

eine eigene Arbeitsgruppe auf- bzw. auszubauen

und diese eigenverantwortlich zu leiten. Die Ent-

scheidungen wurden auf einer Pressekonferenz

am 17. Juni bekanntgegeben, die Auszeichnungen

am selben Abend im Rahmen des FWF Sommer-

fests verliehen.

Bei tropischen Temperaturen fand sich die Crème

de la Crème der heimischen Wissenschaftselite im

Palais Clam-Gallas in der Währingerstrasse in

Wien ein, um die Preisträgerin des Wittgenstein-

preises, Ulrike Diebold, Professorin für Oberflä-

chenphysik an der Technischen Universität Wien,

und die neun START – Projektleiterinnen zu ehren,

aber auch den Präsidenten des FWF, Christoph

Kratky, nach 8 Jahren im Amt in die Pension zu

verabschieden.

tremblazz trembl‘N dAs

FWF Sommerfest

Als Überbringer der Auszeichnungen gab sich

Wissenschafts- und Forschungsminister Karlheinz

Töchterle die Ehre.

Die musikalische Rahmengestaltung der Preisver-

leihung durften die Tremblazz, bestehend aus Bar-

bara Laister-Ebner und Monika Kutter an den Zi-

thern und Christina Bachler mit ihrer Stimme, ges-

talten.

Das Sommerfest des FWF ist neben der zentralen

Preisverleihung auch in vielerlei anderer Hinsicht

FWF Präsident Christoph Kratky, Wittgenstein Preisträgerin Ulrike Diebold, BM Karlheinz Töchterle

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A B O

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stützendes Mitglied des WZE werden. Die jährliche Mitgliedschaft beträgt € 50,-

plus € 5,- einmalige Einschreibgebühr . Die Mitgliedschaft beinhaltet das Abon-

nement der Zeitung sowie alle zusätzlichen, das Ensemble betreffenden Informa-

tionen. Schicken Sie bitte den folgenden Abschnitt an die Insaiter Redaktion

(Adresse lt. Impressum), oder bestellen Sie bequem per e-mail an: insai-

Bitte hier abschnei-

ein erwähnenswertes Event. Die Organisatoren ha-

ben sich neben einer aufwendigen Gartengestal-

tung noch so einiges einfallen lassen. So wurde

man gleich beim Betreten des Gartens von Panto-

mimen, Akrobaten und Feuerschluckern empfan-

gen.

Oliver Maar an seinen Drehorgeln verlieh der Ver-

anstaltung auch akustisch einen wunderbaren Ein-

klang auf den bevorstehenden Höhepunkt des

Abends, der dann von den Tremblazz mit

sommerlichen Klängen eingeleitet und begleitet

wurde. Das überschwängliche Buffet und die bis

in die Nacht andauernden sommerlichen Tempera-

turen luden danach noch lange zum Verweilen ein.

Alles in allem ein wunderbarer Abend.

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Aram Ilyich Khachaturian

(* 24. Mai (jul)/6. Juni 1903 (greg.) in Tiflis; †1. Mai

1978 in Moskau)

...war ein sowjetisch- armenischer Komponist.

Seine Kompositionen sind beeinflusst von der ar-

menischen und kaukasischen Volksmusik . Er war

einer der wichtigsten sowjetischen Komponisten

der 1930er bis 50er Jahre. Eine Auswahl seiner

Werke wurde im Jahr 2013 zum Weltdokumenten-

erbe erklärt.

Aram Ilyich Khachaturian wuchs in Tiflis als Sohn

einer armen Buchbinderfamilie auf und war schon

früh von der armenischen, georgischen und aser-

baidschanischen Musik seiner Umgebung faszi-

niert. Während seiner Schulzeit spielte er Tenor-

horn. Er erlernte die russische Sprache und ging

1922 nach Moskau, um dort Biologie zu studieren.

Bereits nach wenigen Monaten wechselte er jedoch

an das „Musikpädagogische Gnessin-Institut“ und

schrieb sich dort für das Instrument Cello ein.

Nach drei Jahren wechselte er in die Kompositi-

onsklasse und 1926 ging bereits seine erste Kom-

position in Druck. Dann wechselte er an das Mos-

kauer Konservatorium und lernte dort bei Nikolai

Mjaskowski und Michail Gnessin . 1933 beendete

er sein Studium im Alter von 30 Jahren und heira-

tete seine Kommilitonin.

Sein Stil ging von der russischen Musik des 19.

Jahrhunderts und vom französischen Impressio-

nismus aus und lehnte sich stark an die armeni-

sche Volksmusik an. Durch den persönlichen Stil,

den er daraus entwickelte, gewann er für die Mu-

sik Armeniens große Bedeutung.

Werkbearbeitung

Walzer aus der Masquerade Suite von Aram Ilyich Khachaturian

Am 18. Mai 2014 (siehe Ankündigungen) steht also wieder ein großes Konzert in der Burg in Perchtoldsdorf auf unserem Konzertplan. So wie beim letzten Konzert in der Burg nehme ich auch diesmal dieses Konzert zum Anlass einige neue Bearbeitungen zu machen, die uns dann die nächsten Jahre auf unseren Konzerten begleiten wer-den. Das erste Werk ist schon vollbracht und soll nun hier kurz vorgestellt werden, in-klusive kurze Notenprobe. Es handelt sich um den Walzer aus der Masquerade Suite von Aram Ilyich Khachaturian.

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Die Schauspielmusik zu Maskerade schrieb Kha-

chaturian 1941 für eine Produktion des gleichna-

migen Stückes des russischen Schriftstellers Mi-

khail Lermontov. Es hatte am 21. Juni 1941 im

Vakhtangov Theater in Moskau Premiere. Besser

bekannt ist dieses Werk allerdings in der Form ei-

ner 5-sätzigen Suite.

Speziell das Walzer Thema bereitete Khachaturian

einige Schwierigkeiten. Die Heldin des Stückes Ni-

na beschreibt das Thema des Walzers im Stück mit

den Worten: „Wie schön dieser neue Walzer

ist!...etwas zwischen Trauer und Freude hat mein

Herz ergriffen.“ Diese Worte hatten den Kompo-

nisten veranlasst eine Thema zu schreiben, das es

als schön und neu empfand. Sein früherer Lehrer,

Nikolai Myaskovsky, versuchte ihm zu helfen, in-

dem er ihm zahlreiche Romanzen und Walzer aus

der Zeit Lermontov's zukommen ließ.

Das Studium dieser Arbeiten half ihm dabei den

richtigen Stil und die melodische Inspiration zu

finden, ohne die er nach eigenen Worten, das

zweite Thema des Walzers nicht gefunden hätte,

das sich wie ein magischer Schlüssel verhielt. Der

Rest des Walzers flog im dann förmlich zu.

1944 erweiterte Khachaturian dann diese Schau-

spielmusik zu einer 5-sätzigen Suite

Walzer

Nocturne

Mazurka

Romance

Galop

Viel Spaß mit der kurzen Notenprobe auf den fol-

genden Seiten.

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Zur Erinnerung: in der letzten Ausgabe des In-saiter wurde Johanna Florentina Ebner vorge-stellt, geboren am 15.Mai 2013, siehe rechts. Die Redaktion ging damals davon aus, dass bis zu den ersten Tönen auf der Zither wohl noch eine gewisse Zeit vergehen wird…. Wir revidieren diese Annahme wieder, siehe Foto unten!

DER Z ITHERNACHWUCHS — UPDATE

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der Zisterzienser im Nordwald. Mönche aus Stift

Heiligenkreuz errichten am Kamp die ersten Klos-

tergebäude und beginnen das klösterliche Leben.

1159 konnte die erste Klosterkirche geweiht wer-

den.

Die romanische Kirche wurde im 14. Jh., einer Zeit

kultureller Blüte, durch einen gotischen Kirchen-

bau ersetzt. Im Zuge der politischen Verhältnisse

(Kriege und Reformation) des 15. und 16. Jh. kam

es zum Niedergang des Klosters. Ab Mitte des 16.

Jh. setzte jedoch eine Periode der Erneuerung ein,

das Kloster gelangte unter der Regierung tüchtiger

Äbte, die die religiösen und wirtschaftlichen Ver-

hältnisse ordneten, zu neuer Blüte. Vor allem die

Barockzeit ist es, in der die Stiftsgebäude unter Abt

Melchior Zaunagg vollkommen umgestaltet wer-

den. Die Kirche wird fertiggestellt und im Innern

Z isterzienser nennen sich die Mönche und

Nonnen, die in der Tradition der Gründer des

Kloster Cîteaux ein Leben des Gebets, der Lesung

und der Arbeit führen wollen. Der Zisterzienseror-

den entstand durch Reformen aus der Tradition

der Benediktinermönche. Die verschiedenen Zwei-

ge der Zisterzienser, die sich dem geistlichen Erbe

des Mutterklosters Cîteaux verpflichtet wissen, bil-

den die "Familia Cisterciensis".

Im Lauf der Jahrhunderte entwickelten sich die

Zisterzienser in Österreich zu einem Priesterorden.

Heute wirken die Zwettler Mönche in erster Linie

als Seelsorger und nehmen den Bildungsauftrag

im Schulunterricht und in der Erwachsenenbil-

dung wahr. 1138 legte Hadmar I. von Kuenring

mit seiner Stiftung den Grund für die Ansiedlung

STIFT ZWETTL Zur Einstimmung auf unseren Auftritt im Zisterzienserstift Zwettl bringen wir hier einen kurzen Über-blick zu Geschichte und Architektur des Stiftes.

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kostbar ausgestattet. Mit dem Kirchturm erhält das

Stift sein unverkennbares Wahrzeichen. Joseph

Munggenast und Paul Troger gestalten den baro-

cken Bibliothekssaal.

Gegen Ende des 18. Jh. erfolgt unter politischem

Druck eine weitgehende Veränderung des klöster-

lichen Leben, die Mönche wenden sich vermehrt

der Seelsorge in den anvertrauten 15 Pfarren zu.

Im 20. Jh. übersteht das Stift die beiden Weltkriege

und die NS-Zeit unbeschadet. Mit der Gründung

des Bildungshauses in den 1920er-Jahren und der

HLUW Yspertal als “Projekt für die Zukunft” ent-

standen neue Arbeitsfelder in der Seelsorge. Um-

fangreiche Renovierungsarbeiten die mit der Kir-

chenrenovierung 2013 ihren Abschluss finden las-

sen das Stift heute in neuem Glanz erstrahlen.

(Quelle: www.stift-zwettl.at)

Fotos (v.l.n.r.): Stiftskirche, Kreuzgang, Cellarium,

Detail Kreuzgang

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JOHANN STRAUSS ENTSCHULDIGT SICH oder WIE ICH DEN DONAUWALZER RETTETE

Man führte mich durch lange, dunkle Gänge,

ehe wir vor einem kahlen Raum Halt machten.

Eine schwere Eisentür wird aufgesperrt, wir tre-

ten ein. Und stehen vor einem grauen Panzer-

schrank. In diesem liegen sie: die Originalnoten

des Donauwalzers, eigenhändig niedergeschrie-

ben von Johann Strauß.

Der Ausflug durch die geheimnisvollen Gänge

und Schächte des Wiener Musikvereinsgebäudes

fand kurz vor Weihnachten des Jahres 2006 statt.

Und der Mann, der die Noten von Österreichs

heimlicher Nationalhymne aus dem Safe holte

und mir für ein paar Minuten anvertraute, heißt

Josef Laister und (war) Präsident des Wiener

Männergesang-Vereins, in dessen Eigentum sich

der Walzer „An der schönen, blauen Donau“ be-

findet.

Herr Kommerzialrat Josef Laister hatte mich we-

nige Tage davor auf die dramatische Situation

der Besitzverhältnisse des Donauwalzers hinge-

wiesen.

Der Wiener Männergesang-Verein steckt seit

längerem schon in einer schweren Finanzkrise.

Man hat alles versucht, die Probleme zu lösen,

sowohl Republik Österreich als auch Stadt Wien

darauf aufmerksam gemacht, dass sich der Chor

nicht mehr selbst erhalten könnte. Doch man sei

auf taube Ohren gestoßen.

Wenn nicht bald etwas geschieht, müsse der

Verein seinen bei weitem wertvollsten Besitz

verkaufen. Den Donauwalzer.

„Was kann ich für Sie tun, Herr Laister?“

„Machen Sie die Öffentlichkeit auf die Situation

aufmerksam! Es gibt genügend Interessenten für

diese Noten, aber wenn sie einmal verkauft sind,

haben wir jede Kontrolle über sie verloren. Dann

haben wir keinen Einfluss mehr darauf, in wes-

sen Besitz sie vielleicht einmal gelangen. Bleibt

die Partitur in Österreich oder würde sie auf

dunklen Wegen ins Ausland geraten?

Wir wissen es nicht.“

Und dann erzählte mir Herr Laister die Ge-

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schichte des von ihm verwalteten Heiligtums.

Und damit die Geschichte jener Melodie, mit der

Johann Strauß wie mit keiner anderen die Tiefen

der österreichischen Seele erfasst hat.

“Wiener seid froh! Oho, wieso? No-so blickt nur

um, I bitte warum? Ein Schimmer des Lichts,

wir seh`n noch nichts…“

„Noch nichts zu seh´n“ war damals auch vom

weltweiten Erfolg, den der Walzer dereinst fei-

ern sollte – allerdings erst ab dem Jahre 1890, als

ihn ein Oberlandesgerichtsrat namens Franz von

Gernerth mit den neuen Worten „Donau, so

blau“ versah. Damit wurde das Werk zum gro-

ßen musikalischen Wurf des „Walzerkönigs“

und zur Jahrhundert-Melodie.

Und das, obwohl sich die Wiener auch über den

neuen Text, im Besonderen über die Zeile

„Donau so blau“, mokierten. Mit vollem Recht

sogar, wie die Farbabstimmung des Stroms in

einer 1935 ganzjährig entnommenen Wasserpro-

be belegt: Die Donau bei Wien ist „ sechs Tage

im Jahr braun, 55 Tage lehmgelb, 38 schmutzig-

grün, 49 hellgrün – aber niemals blau, nicht an

einem einzigen Tag! „

Was der künftigen Popularität des Wassers na-

türlich keine Abbruch tat. Auch Johann Strauß

konnte diese nicht erahnen. Als er die Noten,

unmittelbar nach der Uraufführung, dem Män-

nergesang-Verein als Geschenk überließ. Seither

befinden sie sich im Besitz des Chors – wie übri-

Der 42-jährige „Walzerkönig“ hatte sie in seiner

Wohnung in der Praterstraße komponiert und

dann dem Wiener Männergesangverein gewid-

met, dessen Chormitglieder das Musikstück am

15. Februar 1867 im Zuge einer „Faschings-

Liedtafel“ im Ballsaal des Wiener Dianabades

zur Uraufführung brachten. Damals freilich

noch mit einem ziemlich holprigen Text den der

Wiener Polizeibeamte Josef Weyl verfasst hatte:

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gens auch Originalnoten von Richard Wagner,

Franz Liszt, Johannes Brahms, Anton Bruckner

und Richard Strauss, die alle im Auftrag des

Männergesang-Vereins komponiert hatten.

Doch während der Wert dieser Noten nur weni-

ge Tausend Euro beträgt, wäre eine Versteige-

rung des Donauwalzers bis zu einer Million

bringen und somit die Finanzkrise lösen.

Der Wiener Männergesang-Verein zählt zu den

ältesten und traditionsreichsten Chören der

Welt. 1843 gegründet, spielten seine bis zu

fünfhundert Sängern im Kulturleben der Mo-

narchie eine bedeutende Rolle. Es gehörte zu

Lebzeiten von Johann Strauß zur Tradition des

Vereins alljährlich im Fasching einen Lieder-

abend zu veranstalten.

Der Donauwalzer wurde unter der Leitung des

Chormeisters Rudolf Weinwurm uraufgeführt,

dessen Name übrigens in riesigen Lettern auf

dem Plakat stand. Und winzig klein darunter:

„Johann Strauß, k.k. Hofballmusik-Director“.

Ich glaubte meinen Augen nicht trauen zu kön-

nen, als ich die Noten im Musikvereinsgebäude

für ein paar Minuten in Händen hielt. Findet

sich doch auf Seite 1 des Klavierauszuges die an

Chor, Musiker und Kopisten gerichtete hand-

schriftliche Bemerkung:“ Bitte ob der schlechten

und unsauberen Schrift um Verzeihung – ich

musste binnen weniger Minuten damit fertig

werden. Johann Strauß“.

Bescheidener geht’s nicht. Johann Strauß ent-

schuldigt sich für den Donauwalzer!

Am 24. Dezember 2006 veröffentliche ich unter

dem Titel „Rettet den Donauwalzer!“ einen Arti-

kel im Kurier, der die verantwortlichen Kultur-

politiker aufforderte, es nicht zuzulassen, dass

ein Stück nationaler Identität für immer verloren

gehen könnte.

Das Echo war immerhin so groß, dass mir im

Jahr darauf vom Wiener Männergesang-Verein

die „Schubert-Medaille in Gold“ verliehen wur-

de – die höchste Auszeichnung, die der Chor zu

vergeben hat. Wie Präsident Laister erklär-

te ,hätte der Artikel „eine Lawine von Nachfra-

gen losgelöst“. Es gab kaum eine Zeitung in Eu-

ropa, die den Bericht vom drohenden Verkauf

nicht zitierte hätte, und im Internet wurden

14200 Einträge zum „Verkauf des Donauwal-

zers“ registriert“. Herr Laister erhielt Interview-

anfragen aus aller Welt. Ein Interessent aus Ja-

pan ließ sogar wissen, dass er den Donauwalzer

unter allen Umständen kaufen würde, „und

wenn Sie Noten allein nicht hergeben , dann

kaufen wir den ganzen Männergesang-Verein“.

Vor allem konnten Republik und Stadt Wien

nun nicht mehr tatenlos zusehen, dass die Parti-

tur eines Tages vielleicht in falsche Hände gelan-

gen würde. Am 15. Februar 2007, dem 140. Ge-

burtstag des Donauwalzers, wurde eine Privat-

stiftung gegründet, mit dem Ziel, die Original-

noten des Donauwalzers im Besitz des Männer-

gesang-Vereines belassen zu können.

In diesem befinden sie sich heute noch. Sie la-

gern im Safe des Raumes, indem ich sie für we-

nigen Minuten in Händen halten durfte. Und

dort werden sie hoffentlich für alle Zeiten blei-

ben.

Aus: „Unter uns gesagt“ von Georg MARKUS

PS: „Kommerzialrat Josef Laister“ ist mein Mann

(für alle die dies noch nicht wissen ) und dem Wiener

Männergesangverein geht es nach dem Austritt mei-

nes Mannes noch immer nicht gut.

Hannelore Laister

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Ankündigungen

8. November 2013, 19 Uhr

Unsagbar, Wien, Kaiserstr. 76

Zipegewo präsentieren: Opus "Dunkler Dämon"

...und andere Werke des jungen österreichischen

Dichters Andreas Thürnbeck

Lesung mit Zither und Band mit Werken von Soul bis Pop

7. & 8. Dezember 2013

Stift Zwettl, Festsaal und Cellarium

Wiener Zitherensemble

Unser erstes Adventkonzert im heurigen Jahr

findet am 7. Dezember um 16 Uhr im Festsaal von Stift Zwettl statt.

Am 8. Dezember um 10:30 Uhr folgt die musikalische Gestaltung der

Vormittagsmesse im Cellarium von Stift Zwettl

13. Dezember 2013, 19 Uhr

Adventkonzert in der Pfarrkirche Kagran,

Wiener Zitherensemble

St. Wendelinplatz, 1220 Wien

Nachdem der Auftritt des Wiener Zitherensembles anlässlich der

„Langen Nacht der Kirchen 2013“ in der Pfarrkirche St.Georg

sehr großen Gefallen fand, wurden wir wieder eingeladen,

um ein Adventkonzert zu spielen.

18. Mai 2014, 19 Uhr

Burg Perchtoldsdorf, Neuer Burgsaal

Wiener Zitherensemble

Schon jetzt kündigen wir unser erstes Konzert 2014

im Neuen Burgsaal der Burg Perchtoldsdorf an.

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Impressum:

Medieninhaber, Verleger, Herausgeber:

Wiener Zitherensemble—Hannelore Laister.

Adresse: Josef Deyl Gasse 9, A-2380 Perchtoldsdorf.

Redaktion: Stephan Hörandner, Monika Kutter,

Barbara Laister-Ebner, Hannelore Laister,

Christian Steger

Layout: Christian Steger