Migros magazin 37 2015 d lu
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-
Spenderherz an 9/11
Als inNewYork
3000Menschen starben,
begann fr Jessi
Habegger ein zweites
Leben. Seite 20
Citron DS: Die Gttin
wird 60 Jahre alt.
Seite 10
Mit Pflanzen gegen
lstige Insekten.
Seite 92
MM37, 7.9.2015 | www.migrosmagazin.ch
Gewinnen
Sie eine
Spritzfahrt
in einem
Citron DS
Seite 10
Bild:MichaelSieber
-
WEditorial
Freudund
Leid an 9/11
Wissen Sie noch,wo Sie waren, als islamis
tische Terroristen zwei Verkehrsflugzeuge in
die Twin Towers inNewYork steuerten? Es
gibt Ereignisse, die graben sich tief in unser
Bewusstsein, so tief, dass wir auch Jahre
spter genau sagen knnen, womit wir gerade
beschftigt waren, wowir waren, als es ge
schah. 9/11 ist so ein Ereignis: Der 11. Septem
ber 2001 forderte ber 3000Menschenleben,
er hinterlsstWunden undNarben.
Auch bei Jessi Habegger (30). Seit jenem
Tag schlgt ein neuesHerz in ihremKrper
(siehe Seite 20). FrMillionen vonMenschen
ist 9/11 ein Trauertag. Fr Jessi ein Freuden
tag. Die Bernerin lebt seit 14 Jahrenmit dem
Herzen eines Spenders. DankMedikamenten
problemlos, ja, sogar erfolgsgekrnt: 18 golde
ne Plmpu hat sie als Schwimmerin an
Wettkmpfen gewonnen.
EinmedizinischesWunder und ein grosser
Akt der Solidaritt stecken dahinter. Gbe es
nicht diese eine Person, die sich zu einer
Organentnahme imTodesfall bereit erklrt
htte, wre Jessi wohl nichtmehr amLeben.
Haben Sie einen Spenderausweis im Por-
temonnaie?Haben Siemit Ihrer Familie
darber gesprochen, wasmit Ihren
Organen imTodesfall geschehen soll?
Tun Sie es! Denn auch Sie knnten einmal
auf ein Organ angewiesen sein, das Ihnen
eine neue Lebensqualitt, ein neues Leben
schenkt.
ZweiMenschen proWoche starben
letztes Jahr, weil kein Organ rechtzeitig
zur Verfgung stand. Die Spenderrate
in der Schweiz ist immer noch tief.
Befremdend ist frmich, dassmir sogar
rzte sagen, sie trgen keinen Ausweis
auf sich.Warumbloss? Trauen sie ihren
Berufskollegen in der Transplantations
medizin nicht ber denWeg?Wie dem
auch sei: Dies ndert nichts anmeinem
Entscheid, dassmeine Organe dereinst
zur Verfgung stehenwerden. Seit
ich bei einer Nierentransplantation
fr eine Reportage fr dasMigros
Magazin dabei gewesen bin, weiss ich,
was ein gespendetes Organ fr einen
krankenMenschen bedeuten kann.
Sabine Lthi, Ressortleiterin Reportage
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4 | MM37, 7.9.2015
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26
105
92
Menschen
8DieseWoche
DerNationalrat debattiert
ber ein neues Asylgesetz.
10Reportage
DerCitronDSwird 60.
Fnf Fans zeigen ihreGttin.
16Portrt
Verkauftwird ber Facebook:
Heimarbeiterinnen imPortrt.
20Portrt
Jessi Habegger erhielt an
9/11 ein Spenderherz.
23Bnz Friedli
24Portrt
Ein Zrcher ist deutscher
Hotelier des Jahres.
26 Interview
StaatssekretrMauroDell
Ambrogio ist fr einmglichst
dezentrales Bildungssystem.
30Leser-/Onlineforum
Migros-Welt
38 Serie: Vonuns.Vonhier.
Innovationen derM-Industrie.
DieseWoche: Fruit Ice.
47Adoro jetzt auch inBlond
48Brot desMonats
51Nachhaltiger Fischfang
54SammelnmitSuisseMania
57 Saisonkche
Feine Rezeptemit Bohnen.
73 Zahnpasta fr Junioren
75Pflege fr sensibleHaut
77 Total schnell sauber
79GepflegteGeschirrspler
80Alles frs Einmachen
82AdR:Regionentreffen
85Neues aus IhrerRegion
Aktionen, Reportagen
und interessanteNews aus
denGenossenschaften.
Leben
92Garten
Wegmit lstigen Schdlingen!
95Migros-Bank-Ratgeber
96Familie
Damit Kinder gut einschlafen.
98Zootierrztin
100Ernhrung
102Gesundheit
105Digital
106Kinder
109Beauty
111 Bittemeldedich
115Glcksgriff
117Rtsel/Impressum
122Cumlus
124MeineWelt
Francine Jordi freut sich auf
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MM37, 7.9.2015 | 5
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Darauf freuenwir uns
Aktion 72 StundenVom 10. bis
13. Septemberwerden 30000
Kinder und Jugendliche gleich
zeitig rund 700 gemeinntzige
Projekte schweizweit umsetzen.
StatusQuo imHallenstadion
Die lteren Semester erfreuen
sich am 12. September an einer
der langlebigsten Rockgruppen.
UnntzesWissen
Von Flaggen
und Parfms
Vor demOlympia
Frauenfussball
spielNordkorea
Kolumbien 2012
erschien auf der
Anzeigetafel die
Flagge Sdkoreas.
Erst nach einer
Entschuldigung
derOrganisatoren
trat Nordkorea an.
Bis 1936 hatten
Liechtenstein
undHaiti identi
sche Flaggen,
was erst bei den
Olympischen
Spielen in Berlin
aufgefallenwar.
Liechtenstein fg
te einen goldenen
Frstenhut hinzu.
Litauenhat neben
FlaggeundHymne
aucheinNational
parfm,dasunter
anderemZeder,
Sandelholz und
Moschus enthlt.
Quelle: Neon/Stern
Mein Bild derWoche Vor ein paar Tagen war ich in Iseltwald am Brienzersee und
sah ein Gebude, das mich sofort werweissen liess: Luxushotel, Milliardrsfamilie,
Privatbank? Nein, ich lag komplett daneben, wie meine Recherche ergab. Das
elegante Haus Seeburg wurde zwar 1907 als Privatresidenz geplant und gebaut,
ging aber 1927 in den Besitz eines Diakonieverbands ber, der daraus ein
Heimmachte. Seit 1987 ist es Kongress, Erziehungs und Kurzentrum. Ist es nicht
wunderbar, in einem Land zu leben, in dem die schnsten Orte nicht nur ein
paar wenigen zugnglich sind, sondern Menschen aller Couleur geffnet werden?
Diese Grsse sollten wir bewahren. Sie ist urschweizerisch.
Hrprobe
Entschuldigen Sie, was hren Sie gerade?
LucaMeier (28), Informatiker aus Bern
a) Rapper Kollegah
b)HardRockBandAC/DC
c) R&BMusiker TheWeeknd
Auflsung:a)WeilseineRaptechnikaufeinemextremhohen
Niveauist.
RegulaBhrer
Fecker (37) ist
Mitinhaberin der
Werbeagentur
RodKommuni
kation und
zweifacheMutter.
Bilder:Keystone,seeburg.ch,MarcoZanoni
Menschen
MM37
Welches ist Ihr
Lieblingsgebude
in der Schweiz?
Schicken Sie uns
Ihr Bild!
Migrosmagazin.ch
-
DieseWoche
Das Parlament diskutiert
eine weitere Asylreform
Die aktuellen Flchtlingsstrme werden in der Herbstsession zu reden geben. Der
Nationalrat bert diese Woche die Asylreform zur Beschleunigung der Verfahren.Der
Bundesrat rechnet mit 29000 Asylgesuchen fr das Jahr 2015.
Text: Anne-Sophie Keller
F
r den Bundesrat ist die
Schweiz weit von einer
Krisensituation entfernt.
Er rechnetmit 29000
Asylgesuchen in diesem Jahr. Zu
viel, finden einige, sie sprechen von
Asylchaos und fordern Grenz-
schliessungen. Doch es gibt auch
Stimmen der Solidaritt. Die
Flchtlingsstrme reissen derweil
nicht ab, und die Asylfrage rckt
ins Zentrum: National- und Stn-
derat werden in derHerbstsession
eine Sonderdebatte fhren. Der
Nationalrat wird amMittwoch die
Reform des Asylgesetzes beraten.
Mit der aktuellen Revisionwill
der Bundesrat die Asylverfahren
rascher und dennoch fair ab-
wickeln. So sollen 60 Prozent der
Asylgesuche innert 140Tagen
entschiedenwerden. Es sollen
Bundeszentrenmit einer Kapazi-
tt von 5000 Pltzen entstehen.
Die Revision sieht weiter eine
kostenlose Beratung und Rechts-
vertretung fr Asylbewerber vor.
Der Nationalrat drfte die
Revision absegnen.Denn erste
Erfahrungen in einemTestzent-
rum in Zrich sind positiv verlau-
fen. Und nachdem bereits die Kan-
tone, Stdte undGemeinden die
Neustrukturierung gutgeheissen
haben, stimmte der Stnderat der
Reformmit einer Ergnzung in der
Sommersession zu: Er beschloss,
dass renitente Asylsuchende
zwingend in besonderen Zentren
untergebracht werden sollen.
Seit seinem Inkrafttreten 1981
ist das Asylgesetz zehnMal teil-
und einMal totalrevidiert worden.
Meist handelt es sich dabei umVer-
schrfungen. Die letzte Revision
wurde am9.Juni 2013 vomVolk
angenommen. Sie schaffte zum
Beispiel das Botschaftsasyl ab. MM
Asylpolitik in Zahlen
60
MillionenMenschen
sindweltweit auf
der Flucht vor Krieg
undVerfolgung.
600
TausendAsylgesuche
wurden 2014 in Europa
gestellt. 3,8 Prozent,
also rund 23000, davon
in der Schweiz.
47513
Personen stellten 1999
aufgrund des Kosovo-
kriegs in der Schweiz ein
Asylgesuch.
Quellen: UNHCR, Staatssekretariat
frMigration
Umfrage
LetzteWoche fragten
wir:
Halten Sie tiefere
Rabatte fr hhere
Franchisen fr unfair?
60% Ja, wermehr als
andere darauf bedacht
ist, wenig Kosten zu
verursachen,wird so
bestraft.
19%Nein. Sowird die
Solidarittmit kranken
und rmerenMenschen
erhht.
14%Ohne eine strikte
Staatskontrolle ist
jedes Krankenkassen-
Tarifsystemunfair.
7%Fairwre nur ein
Vertragssystem
zwischenVersicherern
undVersicherten, in das
der Bund nicht eingreift.
Bild:DominicSteinmann/Keystone
8 | MM37, 7.9.2015 | MENSCHEN
Soll die
Schweiz mehr
Menschen
aufnehmen?
Migrosmagazin.ch
-
Experteninterview
Auf gesellschaftlicher
Ebenewnsche ichmirmehr
Solidaritt
Strassenumfrage
Sollen wir mehr
Menschen aufnehmen?
JrgAemmer (45),Kreativdirektor,
Zrich: Ja. DieWelt ist global.
Vor 200 Jahren sind die Schweizer
ausgewandert, jetzt geht es anderen
schlecht.Man kann niewissen,wann
man selber dran ist.
ElianaBaudet (46),
psychologischerCoach, Baar ZG:
Auf jeden Fall.Wir haben in der
Schweiz alles, wasman zumLeben
braucht.Wir knnen ohne Probleme
teilenmit denen, dieHilfe brauchen.
FlorianWyss (39), technischer
Gebudemanager,Hinwil ZH:
Ich bin dafr, dassmandie
Aufnahmebegrenzt. Irgendwann
sind zu viele hier. Arbeits- und
Platzmangel sindmgliche Folgen
einer zu grossen Zuwanderung.
Peter Arbenz, der Stnderat hat der
Asylgesetzreform bereits zu
gestimmt.Wie stehen die Chancen,
dass auch der Nationalrat die Revi
sion in der Herbstsession gutheisst?
Ich hoffe sehr, dass nun auch die
grosse Kammer dieser Revision ohne
grssere Abstriche und Verschr
fungen zustimmt. Gerade in der
heutigen angespannten Situation
wre dies wichtig.
60 Prozent der Asylgesuche sollen
innert 140 Tagen entschiedenwer
den. Ist das realistisch?
Die Zrcher Pilotversuchemit den
neuen Empfangs und Verfahrens
zentren des Bundes haben bewiesen,
dass diesmglich ist. Entscheidend
ist, dass dafr gengend Fachkrfte
zu Verfgung stehen und eine
zweckmssige Triage der Gesuche
vorgenommenwird.
Wird die vorgesehene kostenlose
Beratung und Rechtsvertretung fr
Asylsuchende die Verfahren nicht
noch weiter in die Lnge ziehen?
ImGegenteil: Die kostenlose Rechts
beratung ist ein wichtiger Faktor des
beschleunigten Asylverfahrens. Auch
hier haben die Pilotversuche
bewiesen, dass dies funktioniert.
Die Revision sieht Pltze fr 5000
Menschen vor. Die Reaktionen auf
Asylzentren waren oft negativ, etwa
in Deitingen SO oder Giffers FR.
Oft entstehen dort, wo neue Bundes
zentren und Asylunterknfte erffnet
werden, zunchst Abwehrreaktionen.
Deshalb ist eine frhzeitige Kommu
nikationmit denGemeindebehrden
und der Bevlkerung sowichtig.
Erfahrungsgemss entsteht zwi
schen Asylsuchenden und
Einheimischen ein entspanntes
Verhltnis, sobald sich der Betrieb
dannmal eingespielt hat.
Der Anteil Asylantrge in der
Schweiz imVergleich zu Europa
sank von 8,2 (2012) auf 3,8 Prozent
(2014). 1999wurden durch den
Kosovokrieg doppelt so viele Antr
ge gestellt wie 2014.Warumalso
sprichtman von Asylchaos?
Das Asylchaos ist politisch herbei
geredet. Sowohl der Bundwie die
meistenKantone sprechen von einer
angespannten Situation, die aber
bisher gut gemeistert werden konnte.
Auf gesellschaftlicher Ebenewnsche
ichmirmehr Solidaritt. Es gibt
hierfr auch ermutigende Anstze.
Viele Leserbriefe rufen zumehr
Solidaritt auf. Und verschiedene
humanitre Organisatoren, wie das
Rote Kreuz oder die Caritas, bieten
Untersttzung an.
Und doch haben einige angesichts
der vielen Asylantrge Angst. Ver
stehen Sie dies?
WennEinzelnemit Asylsuchenden
schlechte Erfahrungen gemacht
haben, sowird darber schnell
berichtet.Dabei vergisstman aber,
dass sich die grosseMehrheit der
Asylsuchenden bei uns korrekt ver
hlt. ngste lassen sich abbauen durch
offene und ehrlicheKommunikation
und sachliche Berichterstattung.
Mazedonische Truppen blockieren
die Grenze zu Griechenland, in
Sddeutschlandwird der Ruf nach
geschlossenen Grenzen laut, und
Ungarn hat die Grenze zu Serbien
dichtgemacht. Zeichnen sich
Grenzschliessungen auch in der
Schweiz ab? Das Tessin hat dies im
Sommer gefordert.
Geschlossene Grenzen bedeuten ja
lediglich, dass die offiziellenber
gnge fr Asylsuchende blockiert
wrden.Mit oder ohne Schlepper fin
denMenschen inNot jedoch immer
wieder Umgehungsmglichkeiten,
um in ein Transit oder Gastland zu
gelangen. Alle diese Staaten haben die
internationale Flchtlingskonven
tionmitunterzeichnet und sind somit
verpflichtet, Asylgesuche entgegen
zunehmen und nach rechtsstaat
lichen Prinzipien zu prfen. Soge
nannte Grenzschliessungen sind des
halb illusorisch undwidersprechen
sowohl demVlkerrecht wie auch der
nationalen Gesetzgebung. MM
PeterArbenz (77)
war der erste
Schweizer Flcht-
lingsdelegierte
undDirektor des
Bundesamts fr
Flchtlinge.
MENSCHEN | MM37, 7.9.2015 | 9
-
DerWeg zur Ikone ist
meist ein langer.
DasDS-Modell von
Citron hingegenwar
praktisch schon bei der Lancie-
rung eine Legende. AmMorgen
des 8.Oktobers 1955wurde die
Desse amPariser Autosalon
enthllt, 45Minuten spter wa-
ren 750 Stck verkauft, abends
waren es 12000 und bis zum
Ende des Salons beinahe 80000.
DieDS bot bahnbrechende
Neuerungen: ein hydraulisches
System fr Kupplung, Schaltung,
Steuerrad und Bremspedal.
Heute Standard, damals eine
Sensation und bis heute einzig-
artig.Und dannwar da natrlich
noch die Federung, die auf der-
selben Technik beruhte, aber
noch heute einzig von der fran-
zsischen Automarkemit dem
Doppelwinkel im Logo einge-
setzt wird. Die Luftfederungmit
der automatischenNiveauregu-
lierung liess das Automobil ber
Schlaglcher und Bodenwellen
schweben. Sie bescherte ihm
nicht nur denKosenamen Snf-
te, sondernmachte auch den
Radwechsel ohneWagenheber
mglich. Und rettete vielleicht
sogar ein wichtiges Leben: Im
August 1962 schossen Attentter
auf die Limousine von Charles
de Gaulle. Zwei Reifen gingen
platt, aber die Federung kom-
pensierte den Schaden und der
Chauffeur konnte den Staats-
prsidenten trotz des Defekts in
Sicherheit bringen.
Futuristischbis heute
Neben der Funktion erregte
auch die Form viel Aufmerksam-
keit: Das windschnittige
Designwar unkonventionell und
geht bis heute als futuristisch
durch. Oder wie sonst liesse sich
erklren, dass dieDS zahlreiche
Rollen in Science-Fiction-
Streifen erhielt wie etwa als
schwebendes Taxi imBlock-
buster Zurck in die Zukunft
II (1989)?
Nicht zuletzt ist da noch
der geniale Name, der beinahe
zufllig entstand. Die frhen
Prototypen derDS liefen im
Citron-Werk unter D1, D2
und soweiter. Der Legende nach
soll jemandmal ein Plural-S
angehngt haben was klanglich
identisch istmit Desse (franz-
sisch fr Gttin).
Heute kannman sich keinen
passenderenNamen fr dieses
Auto vorstellen, das bis 1975
produziert und in verschiedenen
Versionen rund eineinhalbMil-
lionenMal verkauft wurde.
Reportage
Und sie schwebt
noch immer
Das legendre DS-Modell von Citron wird 60 Jahre alt. La Desse war ihrer Zeit punkto Design und Technik
weit voraus und hat bis heute nichts von ihrem Charme verloren. Fnf Fans zeigen ihre geliebte Gttin.
Text: Andrea Freiermuth Bilder: Holger Salach
In Zahlen
1,5
Millionen Fahrzeuge
derDS-Reihe bauten
die Citron-Werke
zwischen 1955 und 1975.
35
MeterHydraulikleitun-
gen sind in einerDSmit
Halbautomatik verbaut.
928
Zentimeter betrgt die
manuell verstellbare
Bodenfreiheit einerDS.
110
Mitglieder hat der
DSClub Suisse,
wobei lngst nicht alle
DS-Besitzer in
der Schweiz demClub
angehren.
Quelle: DSClub Suisse
VomBlinker ber denHhen
verstellhebel bis zurRadkappe:
FormundFunktion inPerfektion.
Gewinnen
Sie eine Fahrt in
einem
Citron DS!
Migrosmagazin.ch
10 | MM37, 7.9.2015 | MENSCHEN
-
Die Luxurise
Das erste und
einzige Auto von
Angelina Bucheli
(60) ist ihre DS21
Pallas (Baujahr 1969),
eine Luxusversion des
Urmodells. Sie hat ihre
Gttin 2007 ber
einen pensionierten
Garagisten gefunden:
Eigentlich bin ich
berhaupt kein Auto
fan, aber diese
Polstergruppen
auf vier Rdern haben
mich schon als Kind
fasziniert. Vielleicht,
weil mein inzwischen
verstorbener Vater
stets von ihnen
schwrmte, sich sel
ber aber kein solches
Auto leisten konnte.
Der ehemalige
Zweitwageneines
Baslerrztepaars
war in einem super
Zustand, als ihn Ange
lina Bucheli bernahm
bis auf den rostigen
Tank. Die Rostpartikel
verstopften regel
mssig den Filter, was
dazu fhrte, dass kein
Benzinmehr in den
Vergaser gelangte und
das Auto stehen blieb.
Es istwahnsinnig,
wie tolerant die Leute
sind,wennmanmit
einerDS unterwegs ist.
Nie hat jemand ge
hupt, selbstwenn ich
die ganze Kreuzung
blockierte.
ImGegenteil:Manch
einerwollteder ad
retten Boutiquebesit
zerin aus Baar ZGmit
Rat und Tat zur Seite
stehen. Diewusste
sich aber immer selber
zu helfen, was die
Herren der Schpfung
zuweilen in Erstaunen
versetzte. Bei einer
DS kannman eben
noch selberHand an
legen. Bei den neuen
Autos bleibt einembei
einer Pannemeist nur
der Abschleppdienst.
Ein schnes Paar:
Angelina Bucheli
mit ihrer Desse.
ImHintergrund:
EhemannKurt
Schrer (55).
MENSCHEN | MM37, 7.9.2015 | 11
-
Die Knigin
Das Coup DS 21
Chapron von Robert
Hrzeler (58) ist so
was wie die Knigin
unter den Gttinnen:
ein Zweitrer, der
vom franzsischen
Meisterkarossier
Henri Chapron um
gebaut worden ist.
CitronKunden
beauftragten Chapron
in den 60erJahren
immer wieder mit
Spezialanfertigungen.
InAuftrag gegeben
wurdedas Sonder
modell 1967 von einem
deutschen Industriel
len, der imBerner
Oberland ein Ferien
haus besass. Dortwar
Hrzeler als Bub oft
bei seinemOnkel zu
Besuch. Das schnittige
Auto des reichen
Nachbarn faszinierte
ihn unglaublich. Als
derMann starb, er
innerte sich dieWitwe
an die Schwrmereien
des Buben undbot
ihmdieDS zumKauf
an: Ichwar damals in
der Lehre als Auto
mechaniker. Die Frau
wusste, dass ich kein
Geld hatte. Siemeinte,
wenn ich ihr verspre
chenwrde, das Auto
nicht gleichwieder
zu verkaufen,wrde
sie esmir zu einem
guten Preis ber
lassen. Frwie viel,
will Hrzeler nicht
verraten.
Derdamals 20-Jhri-
ge kratzte den letz-
tenRappen seines
Stiftenlohns zusam
menund hielt sich an
sein Versprechen.Die
Witwe besuchte das
Auto oftund liess sich
vomeinstigenNach
barsbuben auf kleine
Spritztouren entfh
ren. Sie ist inzwischen
verstorben, undHr
zeler knnte verkau
fen: Unmglich. Die
DS gehrt zur Familie.
Fastwie Ferien in Frankreich:
Robert Hrzelermit seiner
Frau Brigitte (53) an ihrem
Wohnort in Lyss BE.
Da schlgt das
Herz des Kenners
hher: schlankes
Steuer, schnittiges
Heck und eine
schlichteHenri-
Chapron-Plakette.
12 | MM37, 7.9.2015 | MENSCHEN
-
Die Sympathietrgerin
Mit einerDS fhrtman nicht, man schwebt, be
schreibt Eugen Fricker (52) das himmlische Fahrgefhl
im legendren Citron-ModellDS 20 Pallas, Baujahr 1972.
Das liege nicht nur an der komfortablen Luftfederung,
sondern auch an der Form. Da gibt es nichts Eckiges,
alles ist rund undweich, in perfekter Harmonie.
Um ein Beispiel zu nennen: Der Teppichboden seiner
Pallas seimit einer vier Zentimeter dicken Schaumstoff-
schicht unterlegt.Ein Auto, in demman sich im
Strassenverkehr so sicher fhle wie auf demOhren
sessel imWohnzimmer.
Etwa zehnMal im Jahr besucht Eugen Fricker ein
Oldtimertreffen,wobei er auch offen fr andereMarken
ist: Ich finde es faszinierend, wieman frher noch Sinn
fr Schnheit hatte. Heutemsse alles zweckmssig oder
der Norm entsprechend sein. Zierleisten, um eine Linie
zu betonen, oder ein Blinker amEnde einer Flucht:
So was findetman in der Regel nur noch an alten Autos.
Toll findet das Vorstandsmitglied desDSClub Suisse auch,
wie ermit seinemAuto auf der Strasse wahrgenommen
wird: DieDS ist ein Sympathietrger, die Leute winken
und lcheln. Frher sei das fr seine Zeit unglaublich
innovative Franzosenauto in der Schweiz weit verbreitet
gewesen, viele htten Kindheitserinnerungen, wie er
selber auch: Schon sein Vater fuhr beziehungsweise
schwebte in einer Gttin durch die Gegend.
ImDetail liegt
die Schnheit:
Eugen Fricker
schwrmt von
den Blinklichtern,
Zierleisten und
der Innenaus
stattung seiner
DS 20 Pallas.
MENSCHEN | MM37, 7.9.2015 | 13
-
Die Exklusive
oben ohne
Zehn fr eine:Das
warBeatBhlers (54)
Einsatz, umaneine
DS21Cabriolet zu
kommen. Er vermach-
te 1986 einemFreund
seineDS-Limousinen,
die er ber die Jahre
gesammelt hatte. Die
restaurationsbedrfti-
genAutos dientendem
spterenGtti seiner
Tochter alsGrundstock
zur Firmengrndung.
Denndieserwollte
sich als Spezialist fr
die Restauration von
Oldtimern selbstndig
machen.
Ein Jahr spter kam
dieBelohnung fr
den Freundschafts-
dienst: Beat Bhler
durfte seinDS 21Cab-
riolet (Jahrgang 1966)
entgegennehmen,
tadellos instand ge-
setzt. Der hohe Einsatz
lsst sich so erklren:
Weltweit gibt es heute
nur noch etwa 300
Gttinnen, die oben
ohne unterwegs sind.
DenWert seines Autos
schtzt der Finanz-
planer ausMattenBE
auf zwischen 100000
und 200000 Franken.
Aber umkeinen Preis
derWeltwrde er
den Flitzer hergeben:
Allein die Radkappen
sind unbezahlbar, weil
es die einfach nicht
mehr gibt.
Wiediemeisten
DS-Fans ist auch Beat
Bhler fasziniert von
der Technik und dem
Design seines Autos:
Die Aerodynamik und
dieHydraulik, daswar
damals absolute
Avantgarde. Undwie
so viele Besitzer einer
DS fhrt er auch im
Alltag eine Zitrone,
einenCitronC6. So
schwebe ich tglich
wieGott in Frankreich
durch dieWelt.
Beat und Elisabeth (59) Bhler
sind in einer Raritt unter-
wegs. DasDS-Cabriolet
wartetmit Exklusivittenwie
den Jaeger-Armaturen auf
(oben), die sonst nur in Kampf-
flugzeugen vorkommen.
14 | MM37, 7.9.2015 | MENSCHEN
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Eine Seele von einem Auto
Die Liebe zurMarke Citron wurde Daniel Kammer-
mann (67) praktisch in dieWiege gelegt. Sein Vater
fuhr ihn kurz nach der Geburt im Jahr 1948mit einem
Citron Traction Avant 11 Lgre vom Spital nachHause.
Kaumhatte Kammermann den Fhrerschein, erstand
er sich selber eines dieserModellemit Vorderradantrieb.
Die ID 20FBreak, ein Kombi-Modell derDS, stberte
er in den 80er-Jahren in der Fundgrube auf. Der Fnf-
pltzermit Baujahr 1969 und zwei Notsitzen imHeck
gehrte damals einemMilchhndler imFricktalAG.
Das Auto roch suerlich nachMilch, und der Laderaum
war durch dieMilchsure total verrostet. Er habe
das ganze Fdli neu aufbauenmssen, verbundenmit
vielen Karosseriearbeiten.
Kammermann empfand das Schrauben undHmmern
an seiner Gttin stets als wohltuenden Ausgleich zu
seinemBeruf. Der Teilrentner ist seit 40 Jahren Zahnarzt:
Frher hatten die Autos
noch eine Seele, aber im
Gegensatz zumeinen
Patienten knnen sie nicht
Aua schreien.Oft htten
sich die Leute gewundert,
wie er als Zahnarzt
ein Hobby pflegen knne,
bei dem die Hnde so
schmutzig wrden: Zum
Glck gibt es Handschuhe.
Kammermanns Leiden-
schaft hat auf seine vier
inzwischen erwachsenen
Shne abgefrbt. In Fami-
lienbesitz befinden sich
mehrereOldtimer, diemeis-
ten davonCitrons. MM
Hatmehr Stauraumals ein
Offroader: Das Kombi-Modell
vonDaniel Kammermann,
der hiermit seinen Zwillings-
shnenChristian undGuido
(35) unterwegs ist.
Fr alle Flle gerstet: Die
klappbarenNotsitze im Fond.
MENSCHEN | MM37, 7.9.2015 | 15
-
Sie warmeistMutter und
Hausfrau, lebte auf einem
Bauernhof und versuchte,
in den kaltenWintermona-
ten dasHaushaltsbudgetmit Nh-
arbeiten aufzustocken. Heute gibt
es solche klassischenHeimarbeite-
rinnen praktisch nichtmehr.
Trotzdem stirbt die Heimarbeit
nicht aus. ImGegenteil. Dank des
Internets feiert sie derzeit eine
Renaissance. Auf Dawanda.de
vertreiben insgesamt rund 2000
Schweizerinnen und ein paar
Schweizer ihreHand- undWerk-
arbeiten. Das Onlinewarenhaus ist
spezialisiert auf Selbstgemachtes
auf Gestricktes, Genhtes, Gehkel-
tes oder Gebasteltes.
Die Plattform existiert seit Ende
2006, hat inzwischen 5Millionen
registrierte User und ber 20Milli-
onen Visits imMonat. JedeMinute
geht bei Dawanda.de eine Tasche
ber den virtuellen Ladentisch, alle
30 Sekunden ein Produkt fr
Kinder und alle 20Sekunden ein
Schmuckstck. Noch beein-
druckender sind die Zahlen bei
Etsy.com, demUS-amerikanischen
Vorbild vonDawanda.de, das im
deutschsprachigen Raum allerdings
weniger User hat.
Handarbeit gleich altbacken, gar
peinlich das war einmal: Heute
grenztman sichmit Selbstgemach-
tem von uniformerMassenware
ab, sagt TrendforscherinMartina
Khne (36) vomGottlieb-Duttwei-
ler-Institut. Selbst Luxuslabel htten
ihrenGlanz verloren, seit es davon
berall billigeKopien gebe.Mit dem
selbst gestrickten Pullover knne
man imVergleich noch richtig punk-
ten: DasKultivieren einesHand-
werks kannman in unserenTagen
durchaus als Statussymbol betrach-
ten. Stricken erfordereWissen und
Zeit, und die koste bekanntlichGeld.
Die Renaissance des Selbst-
gemachten begann 1998 in den
USA. Damals ging Jean Railla mit
Getcrafty.com online und bot
den bis anhin versprengten Fans
von Handarbeit einen virtuellen
Treffpunkt. In Anlehnung an
den Begriff frModeverrckte
fashionistas nannten sich die
neuen Handarbeiterinnen
Craftistas. Spter entstanden
Forenmit verwegenen Namen wie
Revolutionary Sewing Circle
oder Church of Craft.
Das Internet ist frmoderne
HeimwerkerinnenwieMartina
Betschart, AnnikaWagner oder
Sandra Bull nicht nur einmglicher
Absatzmarkt, sondern immer auch
eine Inspirationsquelle. Alle drei
haben ursprnglich keinen gestal-
terischen Beruf erlernt und sich
diemeisten Fertigkeiten selbst
beigebracht, amComputer.
Verdienen tun sie unterschied-
lich gutmit ihren Arbeiten Spass
macht es allen.
Portrt
Die neue
Heimarbeit
Heimarbeit feiert derzeit dank des Internets
eine Renaissance. Die Heimwerkerinnen
der jngsten Generation bringen ihre Produkte
via Social Media an den Kunden. Zu Besuch
bei drei Jungunternehmerinnen.
Text: Andrea Freiermuth Bilder: Sonja Ruckstuhl
AnnikaWagnermit
ihrem jngsten Sohn
Florin (2), der immer
wieder alsModel dient.
16 | MM37, 7.9.2015 | MENSCHEN
Verkaufstipps
fr Social-
Media-Kanle.
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Von Babyfinken zu E-Books
AnnikaWagner (26) ausWlf-
linswilAG ist derzeit Haupt
ernhrerin ihrer Familie. Sie hat
drei Kinder und einenMann,
der noch studiert. Die gebrtige
Deutsche wurde kurz nach dem
Abitur schwanger. Damals be
gann AnnikaWagner Babyfinken
aus BioRindsleder zu fertigen
und entdeckte, dass sichmit N
henGeld verdienen lsst. Heute
erwirtschaftet siemit ihren
Handarbeiten rund 2000
Franken proMonat.Wenn das
Einkommen, das sie zustzlich
als Tagesmutter aufbessert,
nicht reicht, helfen die Schwie
gereltern aus, die der jungen
Familie auch dasHaus berlas
sen haben.
Alles, was ich kann, habe ich
mirmit Internet-Tutorials bei-
gebracht, sagt die junge Frau,
die auf den ersten Blick wie
ein unbedarfter Teenager wirkt.
Das jugendliche Aussehen
tuscht: ImGesprch entpuppt
sich AnnikaWagner als prag
matische Geschftsfrau, die
nicht etwa ein nettes Hobby,
sondern ein echtes Business be
treibt: An einemFinkli nhe
ich eine Stunde, nach Abzug
derMaterialkosten bleibenmir
25Franken.Fr eine Frau ohne
Ausbildung ein guter Stunden
lohn und das ohne Chef,
Anfahrtszeit und Stundenplan.
Vor einem halben Jahr hat
AnnikaWagner eine zustzliche
Einnahmequelle entdeckt:
digitale Schnittmuster, die sie
als EBooks auf ihrem Mama
Nhblog fr plus/minus 7 Euro
verkauft: Die Schnittmuster in
den Printmagazinen versteht
niemand.Weil Papier kostet,
mssen die alles auf kleinstem
Raum erklren. ImEBook kann
ich jeden Arbeitsschritt mit
einemFoto illustrieren, erklrt
sie ihren Erfolg.
MENSCHEN | MM37, 7.9.2015 | 17
-
Die Idee kam
mit den Likes
MartinaBetschart
(29)wohnt auf einem
Bauernhof imEmmen-
talBE.Wer nun eine
Heimarbeiterinwie
annodazumal erwar-
tet, liegt falsch. Die
gelernte Konditor-
Confiseurin trgt hft-
lange Rastalocken,
hat zahlreiche Tattoos
und teilt dasHaus
nichtmitMann und
Kindern, sondernmit
ihremWG-Kollegen.
Auf die Idee,mit
ihrenNharbeiten
Geld zu verdienen,
kam sie dank Face-
book: Als ich vor vier
Jahren damit begann,
war das nur fr den
Eigengebrauch.Wenn
ichwas fertig hatte,
postete ich oft ein Bild
und erhielt dafr im-
mer viele Likes und
auch Kommentare
wie: Daswott ig au!
DieKreationenvon
MartinaBetschart
haben etwas feenhaft
Vertrumtes. Sie ver-
wendet hufig Spitzen
und natrliche Fasern.
Oft frbt sie die Stoffe
selbermit Tee,Wur-
zeln oder Krutern.
Undwhrend sie ber
ihre Kleider spricht,
bentzt sie keine
gestelzten Begriffe aus
derWelt derMode,
sondern spricht bloss
von ihrerMotivation,
etwas Schnes und
Magisches zu schaffen.
Ihr Label Swamp
Nymph hat rund
2000 Followers auf
Facebook. Zudembe-
treibt die Autodidaktin
einen virtuellen Shop
auf Etsy.comund ver-
kauft ihreWaren an
Goa-Partys. Seit Kur-
zembetreibt sie einen
Laden an der Kram-
gasse 68 in Bern. Sie
nimmt proMonat rund
1500 Franken ein.
Autodidaktin
Martina Betschart:
Die gelernte
Bckerin hat im
Nhen eine
neue Leidenschaft
entdeckt.
18 | MM37, 7.9.2015 | MENSCHEN
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Bis zu acht Stunden sitzt Sara
Bull (43) amWochenende
jeweils an ihremComputer und
betreut den Internetauftritt
ihres Schmucklabels ChaNoJa:
Wenn duLikes und damit Kun-
den undKundinnenwillst, musst
duwas dafr tun, sagt die Bro-
angestellte aus Zrich-Oerlikon,
die 90Prozent bei einem inter-
national ttigenTransportunter-
nehmen arbeitet.
Sara Bull hat sich auf die
Modelliermasse Fimo spezia-
lisiert, mit der sie Halbedel-
steine wie Bergkristall, Mond-
stein oder Labradorit ornamen-
tal umfasst undGesichter von
Gnomen, Gttinnen oder ande-
ren Charakterkpfen kreiert.
Die Fimo-Knstlerin ist in
ber 100 Facebook-Gruppen
prsent.DieMitgliedschaft hat
sie konsequent nach Zielgruppe
ausgewhlt: Ich bin nur dort
dabei, wo auchmeine Kunden
sein knnten.Hat sie wieder
ein paar Stcke fertig, postet sie
in diesenGruppen ein Bild der
neu erschaffenen Anhnger und
verweist jeweils auf ihren Etsy-
Shop und die Facebook-Seite.
Gibt es Kommentare, beantwor-
tet sie diese oder reagiert zu-
mindestmit einemLike: Das
braucht alles unheimlich Zeit,
frdert aber die Verbreitung im
Netz und ist kundenfreundlich.
Ihre Facebook-Seite hat
inzwischen rund 4500Fans.
Sara Bull fhrt keine Buch-
haltung ber ihren Nebenver-
dienst und betrachtet das Ganze
eher als Hobby: Ich hatte
mit der Zeit einfach sehr viele
Schmuckstcke zuHause
und htte wohlmit demModel-
lieren aufgehrt, wenn ich
keinen Absatz gefunden htte.
So aber inspiriere sie jeder Ver-
kauf, mit Freudeweiterzuma-
chen. Krzlich hat sie an einem
Tag gleich fnf Bestellungen
erhalten unter anderem aus
denUSA undChina.
Die Zrcherin ist eine auf-
merksame Beobachterin der
Fimo-Szene undweiss, dass es
Kolleginnen imAusland gibt,
die tatschlich von ihrer Kunst
leben. Sie selber wrde ihre
Festanstellung dafr nicht kn-
digen, kann sich aber durchaus
vorstellen, eines Tages ihrer
Kreativitt nochmehr Raum zu
geben. MM
Fimo-Knstlerin Sara Bull:
Wenn du Likes und damit
Kundenwillst, musst du etwas
dafr tun.
MENSCHEN | MM37, 7.9.2015 | 19
-
Es ist der 11. September
2001. Jessi Habegger (16)
liegt in einemOpera
tionssaal des Berner
Inselspitals. In NewYork steu
ern islamistische Terroristen
zwei Verkehrsflugzeuge in die
beiden Trme desWorld Trade
Centers, knapp 3000Menschen
sterben. Ein Trauertag fr die
Welt. Fr Jessi Habegger jedoch
ist es ein Tag der Freude. Drei
langeWochen hat sie nach
einemHerzstillstand im knst
lichenKoma gelegen, vonMa
schinen amLeben erhalten. Drei
Wochen lang stand ihr Name auf
einerWarteliste fr Organspen
den. Ausgerechnet an 9/11 taucht
ein passendesHerz auf, das die
rzte ihr sogleich einsetzen.
Ich habe erst einen Tag
spter erfahren, was da auch
noch passiert ist, erzhlt Jessi
Habegger (heute 30). Und
wie seltsam es fr meine
Eltern gewesen ist, imWarte-
zimmer auf dem Fernsehbild-
schirm die schrecklichen
Bilder aus denUSA zu sehen,
whrend ihrer Tochter das
Leben gerettet wurde. 9/11 ist
fr sie trotz allem ein Freuden
tag. Ich habe das grsste
Geschenkmeines Lebens be
kommen. Aber die Ereignisse
damals zeigen wie nahe bei
einander Leben und Tod sind.
Zu Beginn htten sie sich auch
gar nicht richtig getraut, sich zu
freuen.
Dass sich berhaupt so schnell
ein passendesHerz finden liess,
war grosses Glck. Noch Anfang
August 2001war Jessi Habegger
ein frhliches, sportlichesMd
chen. Die begeisterte Schwim
merin trainierte zehnMal pro
Woche. Kurz nach dem Start
ihrer Brolehre jedoch fing es
an. Ichwurde schnell mde,
und bald wurden sogar kleinste
Anstrengungen zur Tortur.
IhrHausarzt schick
te sie schliesslich ins
Berner Inselspital,
wo siemitten in den
Untersuchungen
einen pltzlichen
Herzstillstand erlitt.
MeinVatermusste
entscheiden, ob die
Maschinen ab
geschaltet werden
sollten oder ob ich
auf dieWarteliste
fr eineOrgan
spende komme.
WessenHerz
heute in ihr schlgt,
weiss sie nicht. In der Schweiz
passierenOrganspenden vllig
anonym, sagtHabegger. Klar ist
nur, es gehrte jemandem, der
zwischen 14 und 18 Jahre alt war.
Einzig einenDankesbrief an
unbekannt kannman verfassen,
das habe ich auch getan. Sie
hofft, dass ihreDankbarkeit den
Eltern jenes jungenMenschen,
der damals sein Leben verlor, ein
wenig Trost gegeben hat.
So froh und dankbar sie ist ber
ihr zweites Leben, die Ein
schrnkungen sind gross. Sie
muss jeden Tag zahlreiche Pillen
schlucken. Unter anderem,
um ihr Immunsystem zu unter
drcken, welches das fremde
Organ sonst abstossenwrde.
Entsprechend anfllig ist sie
auf Krankheiten.Weil sie neben
guten Phasen auch immer
wieder schlechte hat, kann sie
keinemBeruf nach
gehen und erhlt
eine IVRente.
Vor allem aber:
Ein Spenderherz
funktioniert in
der Regel 10 bis
12Jahre, dann
droht erneut der
Tod, falls sich kein
neues findet.
Ich lebe jedoch
schon 14Jahre
damit und hoffe,
dass es noch
weiter gut geht.
Sie kennt viele
andere Transplantierte, einigen
geht es deutlich schlechter als
ihr. Viele haben stndig Angst
vor Abstossung undmachen sich
ganz verrckt damit. Und im
mer wieder sterbenMenschen,
die zu Freunden geworden sind.
Ich habemit demTod zu leben
gelernt, sagt Habegger, ich
habe auch keine Angstmehr vor
ihm. Das liegt einerseits daran,
dass sie so hufigmit ihm kon
frontiert ist, anderseits aber
auch an ihremGlauben anGott.
Sie hatte 2001 das klassische
Nahtoderlebnis. Ich habemich
selbst undmeine Angehrigen
von oben gesehen, und dawar
auch dieses helle Licht
Jessi Habegger hat ihre
eigeneWohnung in Flamatt FR,
wo siemit ihrenHunden Sheila
undDior lebt. Sie arbeitet
immerwiedermal ehrenamtlich
und liebt es, mit ihremBruder
am Steuer auf demTff zu sitzen
und durch die Schweiz zu brau
sen. Auch ihre alte Leidenschaft,
das Schwimmen, pflegt sie
noch immer. Seit 2004 nimmt
sie regelmssig an denWorld
Transplant Games teil und hat
schon ber 30Medaillen
gewonnen. An denWeltmeister
schaften in Argentinien im
August holte sie erstmals Gold
fr die Schweiz, worauf sie sehr
stolz ist.
Es gehe jedoch nicht so sehr
umsGewinnen, als darum, dabei
zu sein, Gleichgesinnte zu
treffen und Aufmerksamkeit zu
schaffen. Es gibt noch immer
viel mehrMenschen, die auf
ein Organwarten, als Spender.
Sie hat kein Problem damit,
wenn jemand sich nach reif
licher berlegung gegen eine
Organspende entscheidet.
Aber es wre schn, wenn sich
die Leute wenigstens Gedanken
darbermachenwrden. Jedes
Organ rettet ein Leben. MM
Der Terroranschlag
inNewYork am
11. September 2001
schockierte dieWelt.
Portrt
Ihr zweites Leben
begann am
Tag des Terrors
Die meisten Menschen denken mit Trauer und Schrecken an den 11. September 2001 zurck.
Fr Jessi Habegger war es ein Freudentag. Sie erhielt an jenem schicksalshaften Datum das Herz
eines unbekannten jungen Organspenders. Das hat ihr das Leben gerettet. Vorerst.
Text: Ralf Kaminski Bilder:Michael Sieber
Bild:Keystone
20 | MM37, 7.9.2015 | MENSCHEN
-
Schwimmen ist ihre
Leidenschaft: An denWorld
Transplant Games gewann
Jessi ber 30Medaillen.
Zahlen & Fakten
Zu wenig
Organspender
1370Personen standen
in der Schweiz Ende
letzten Jahres auf der
Warteliste fr ein Spen
derorgan (160brauchten
einHerz). Nur 504haben
2014 ein neuesOrgan er
halten (darunter 36Her
zen). Jedes Jahr sterben
ber 100Patienten,weil
nicht rechtzeitig einOr
gan zur Verfgung steht.
Prinzipiell kann jeder
Organspender
werden, auch bis ins
hoheAlter. Ambesten
dokumentiertman
diese Bereitschaftdurch
eine Spendekarte, die
man stets bei sich trgt.
Wichtig ist auch, die
Familienmitglieder dar
ber zu informieren.
Die Spendekarte
kann in denmeisten
Apotheken, Drogerien,
Arztpraxen und
Spitlern oder bei
Swisstransplant.ch
bezogenwerden.
Weitere Infos:
Transplant.ch,Wtgf.org
MENSCHEN | MM37, 7.9.2015 | 21
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Das Richtige tun
Wenn Armut
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Bnz Friedli (50)
wurde freudig
berrascht.
N
Bnz Friedli
Stucki Christian fhrt Zug
Nicht schonwieder, denk ich, bitte nicht
schonwieder! Ein Strenfried lrmt durch
den Bahnwaggon, lallt ein ums andereMal:
Dnn verlangeds na Gld frs Altpapier!,
weil ihm offenbar eine herumliegende
Zeitungmissfllt. verlangeds na Gld fr
dee SichMan kennt diese Figuren:
Kritisieren und predigen und kommentieren
auf ffentlichen Pltzenwild drauflos, noch
lieber in ffentlichen Verkehrsmitteln, denn
da ist fr die gentigte Zuhrerschaft kein
Entkommen, also hat der Strenfried, was er
will: Auf-merk-sam-keit! In denWagen der
Tramlinie, an der ich wohne, fhrt oft ein
Brtiger Runden, von einer Endhaltestelle
zur anderen undwieder zurck, meist ein
Bchsenbier imAnschlag und auchwinters
stets barfuss in Schlarpen, und ruft seinem
Clochard-Look zumHohnmit gurgelnder
Stimme gegen das Gesindel, das Pack, die
Dreckmuslime aus, die linken Sauhunde,
und der Blocher werde jetzt dann schon
aufrumen, jawoll!
Bitte nicht schonwieder!, denk ich also, als
im Interregio Richtung Flughafen einer zu
lallen anhebt. Sunnigs Tgli, tralla-laa! Ja,
gll: DasWandern ist desMllers Lust Aber
dnn verlangeds na Gld frs Altpapier.
Kopfschtteln, Tuscheln reihum. Ein lteres
Ehepaar nebenmir ist halb belustigt, halb
peinlich berhrt. Sie flstert: Ob der wohl
ein Billett hat? Er brummelt: Bestimmt
nicht. Aber einenKnall hat er. Einer ruft:
Ruhe!, doch der Strenfried strt weiter.
Ja-haa, die Ruhe ist desMllers Lust,
tralla-laa
Da! Der Kondukteur.Wird er ihn aus dem
Zugwerfen?Nein, offenbar prsentiert der
frhliche Strer einen gltigen Fahrausweis,
und als der Zugbegleiter schonweiter will,
versucht er ihn zurckzuhalten: Sii, Sii! Han
no e Frag VorigeWochewars, Christian
Stucki hatte amVortag das Bernisch-
Kantonale gewonnen, die Zeitungmit seinem
Bild lag auf demNebensitz unseres reisenden
Alleinunterhalters, und der spielte auf
Stuckis Grsse und Leibesflle an. Sii! De
Schwingerstucki, wie vil Sitzpltzmuen dee
zahle, wnn er do ie chunnt? Der Kondi ist
schon halb zur Tr raus, der wird den Laferi
wohl lafern lassen Sged Sii! wie vil Sitz-
pltzmuen deeDa dreht der Kondi sich
umund sagt gelassen: Mit oder ohniMuni?
Schallendes Gelchter im ganzenWaggon,
der lallende Strenfried ist baff. Erwurde
nicht ignoriert, hat auch keine Zurecht-
weisung bekommen. Alle sind erleichtert, der
Kontrolleur hat die ganze Beklemmung, die
zuvor imGefhrt herrschte, mit seinem
Schalk weggezaubert. Ichmchte ihm dafr
danken. MM
Bnz Friedli live: 7. 9. St. Gallen, 9. bis 12.9. Bern,
13.9. Solothurn, 15. 9. Lenzburg AG.
MENSCHEN | MM37, 7.9.2015 | 23
-
Sein Grossvater fhrte
das Kurhaus Gyrenbad
imTsstal ZH, sein Va-
ter denGasthof Krone in
Uster ZH undmehrere Betriebe
in der Stadt Zrich. Nachkomme
Rolf E. Brnnimann (59) ist seit
2012Direktor des Luxushotels
BudersandHotel Golf & Spa. Das
5-Sterne-Haus befindet sich im
Sden der Nordseeinsel Sylt, be-
liebt beim deutschen Jetset. Nun
hat die Jury von Rolling Pin,
dem internationalen Fachmaga-
zin fr die gehobene Gastrono-
mie undHotellerie, den Zrcher
zumHotelier des Jahres in
Deutschland gewhlt.
Ich bin jetzt bald 60. Diese
Auszeichnungwar berfllig.
Wenn ich dann auchnoch einen
Award frmeinLebenswerk
erhalte, ist es Zeit abzutreten,
sagt Rolf E. Brnnimann augen-
zwinkernd. Aber imErnst: Um
eine solcheAuszeichnung zu er-
halten, braucht es die richtigen
Eigentmer und tolleMitarbei-
tende.DieWella-ErbinClaudia
Ebert, die Eigentmerin des Bu-
dersand, lasse ihm freieHand.
Was den stets adrett
gekleideten Brnnimann
wirklich auszeichne, sei sein
Fingerspitzengefhl, urteil-
te die Jury.Er schreibe jede Ge-
burtstags- oderHochzeitskarte
fr seine Gste des 77-Zim-
mer-Hotelsmit einer persn-
lichenWidmung selbst, so
Brnnimann.Manchmal sei er
zwei Stunden pro Tag damit
beschftigt. Die Gste werden
vor Anreise kontaktiert, um her-
auszufinden, ob es noch offene
Fragen gebe. Per SMSwnscht
das Budersand eine gute
Reise. Der Ferienaufenthalt
muss dann starten, wenn der
Gast zuHause abreist.Wir wol-
len anders sein, persnlich.
Dazu gehre, dass das Bett-
mmpfeli tglich variiert: Ein-
mal liegt auf demKopfkissen
eineHandcreme, dann ein haus-
gemachtes Pralin oder ein
Reinigungstuch fr die Brille.
50Prozent der Zeit beimKunden
Brnnimann ist durch und durch
Gastgeber. BeimFrhstck
gehe ich vonTisch zu Tisch. Der
Kontakt istmir wichtig, Guest
Relation Sache des Chefs. Ich bin
mehr als 50Prozent der Zeit an
der Front, sagt der Zrcher.
Genauigkeit, Sauberkeit und
Zuverlssigkeit sind unsere
Attribute. Ein Prozent des
Umsatzes investiert er in die
Personalschulung. DasHotel hat
eine fr die Insel hohe Zimmer-
auslastung von ber 60Prozent.
EinDoppelzimmermitMeer-
sicht kostet rund 300Franken.
Rolf E. Brnnimann lebt al-
lein auf Sylt. Seine Frau ist 2009
gestorben. Die 25-jhrige Toch-
ter tritt sozusagen in die Fuss-
stapfen ihres Vaters:Momentan
absolviert sie eine Lehre als
Hotelfachassistentin im Victo-
ria Jungfrau in InterlakenBE.
Papa Rolf war dort von 1981 bis
1991AssistantManager. Seine
neue Partnerin wohnt in Frank-
reich, im gemeinsamen 250 Jah-
re altenHaus in der Provence.
Ich habemeine Gste und im
Sommermeine 140Mitarbeiten-
den.Meine Freunde sind berall
auf derWelt verstreut. Als
Schweizer sei er auf Sylt gut auf-
genommenworden. Dort hat er
erst letztes Jahr die Platzreife
erreicht. SeinHotel bietet einen
Golfplatzmit 18 Lchern an.
Seine Karriere begann der in
Uster ZH aufgewachsene, fnf-
sprachige Zrchermit einer
Kochlehre, da der Vater auf ei-
ner Berufslehre bestanden habe.
Die erste Stelle trat er 1978 im
Storchen in Zrich an.Von
1995 bis 1999war er Geschfts-
fhrer der Brgenstock-
Hotels, die er sogar kaufen
wollte, weil sie ein Kulturgut
der Schweizer Hotellerie sind.
Das Vorhaben scheiterte.
Brnnimannmachte sich selb-
stndig. AlsMitbegrnder und
Mehrheitsaktionr der SH Swiss
Hospitality Group fhrt er in
StansNW eine eigene Firma.
Noch heute reist er deshalb ein
Mal proMonat in die Schweiz.
Die Aktiengesellschaft kmmert
sich umHotelneu- und -umbau-
ten. Er habe laufende Projekte in
der Schweiz, inHamburg, Ds-
seldorf und sogar in derMongo-
lei. FrHotelprojekte sei er auch
schon in Oman, amFlughafen
Zrich, in Sdfrankreich, Istan-
bul, Kasachstan, Kroatien, Liby-
en und aufMallorca unterwegs
gewesen. Anfangs sei ermonat-
lich 20 bis 25Tage auf Achse
gewesen. Da habe er sich schon
etwas einsam gefhlt.
Vor ein paar Jahrenwollte er
krzertreten und zu seiner Frau
in dasHaus in der Provence
umziehen. Doch 2006 hrte er
vomProjekt desHotels Buder-
sand und arbeitete amKonzept
mit. 2009wurde das Lifestyle-
Hotel erffnet. Ich fhre es
heute, als ob esmein eigenes
Haus wre. MM
Portrt
Erfolgreich
auf Sylt
Der Zrcher Rolf E. Brnnimann wurde in Deutschland zum Hotelier
des Jahres gewhlt. Sein Baby, das luxurise Budersand
Hotel Golf & Spa auf Sylt, fhrt er mit unkonventionellen Ideen.
Text: Reto E. Wild
Golfplatz, Meerblick und luxurise
Zimmer: Rolf E. Brnnimann ist
seit 2012Direktor des Budersand
Hotel Golf & Spa auf Sylt.
Zur Auszeichnung
Frhere Preistrger
sitzen in der Jury
DieGastronomie-Awards
Leaders of theYearwurden
inMnchen in einerOscar-
hnlichen Show frmehrere
Kategorien verliehen. Dahinter
stehen das inDeutschland,
sterreich undder Schweiz
ttigeGastro- undHotellerie-
Magazin Rolling Pin und seine
gleichnamigeOnlineplattform.
Nebst der Jury,die aus frhe-
ren Preistrgern besteht, stim-
men auch dieMitarbeiterinnen
undMitarbeiter derHotels ab.
24 | MM37, 7.9.2015 | MENSCHEN
-
Bilder:Budersand
MENSCHEN | MM37, 7.9.2015 | 25
-
Interview
Die Strke
unseres
Berufssystems
besteht darin,
dass es sich selber
reguliert
MauroDellAmbrogio verwaltet als Staatssekretr fr Bildung, Forschung und
Innovation ein Budget von rund 7Milliarden Franken. Er ist berzeugt,
dass der Bund nicht zu zentralistisch steuern darf und der Lehrplan 21 Sache
der Kantone ist. Besonders stolz ist der siebenfache Vater auf seine
Tochter, die sich als selbstndige Coiffeuse nicht vom Staat bezahlen lasse.
Text:Andrea Freiermuth, Reto E.Wild Bilder:Michael Sieber
26 | MM37, 7.9.2015 | MENSCHEN
-
170Millionen Franken
zahlenwir pro Jahr fr die
europische Raumfahrt.
DellAmbrogio: Fr die
Schweiz ein guter Deal.
MENSCHEN | MM37, 7.9.2015 | 27
-
Mauro DellAmbrogio, wie war Ihr
Studentenleben?
Erfolgreich. Ich hatte immer beste Noten
und habe alles in Rekordzeit absolviert.
Haben Sie gearbeitet neben dem Studium?
Ja, als Aushilfslehrer an Tessiner Gymna
sien. Ich habe von Sport berMathematik
bis Griechisch praktisch alles unterrichtet.
Sie sind ein Verfechter eines Teilzeit-
Masters: Geht das auch auf Ihre eigenen
Erfahrungen zurck?
Arbeit ist die beste Art zu lernen. Deshalb
finde ich die Idee gut, nur Studierende, die
gleichzeitig arbeiten, zumMaster zuzulas
sen. Berufsbegleitende Studiengnge sind an
den Fachhochschulen die besten. Das wrde
demFachkrftemangel vorbeugen.
Hier wre das Bildungssystem gefordert,
den richtigen Nachwuchs zu stellen.
Unser System sttzt sich erstens auf die
freieWahl des Individuums. Zweitens ist es
unmglich vorauszusagen, was dieWirt
schaft bermorgen braucht. Vor acht Jahren
schrie noch alles nach Finanzspezialisten,
und dieETHAbsolventen fehlten der
Industrie. Sie wurden von den Banken abge
worben.
4000Maturandenmelden sich jhrlich
fr einMedizinstudium an. Es gibt aber
nur 1200 Studienpltze. Nicht einmal
jeder Dritte, der Arzt werdenmchte,
kann studieren.
Der rztemangel ist ein Beispiel dafr, was
passiert, wenn der Staat plant.Manwar vor
20 Jahren berzeugt:Wennwir die Gesund
heitskosten in denGriff bekommenwollen,
mssenwir die Anzahl rzte einschrnken.
Heute importierenwir viel mehr rzte aus
demAusland, als wir selber ausbilden.
Wiewollen Sie das Problem lsen?
In den letzten Jahren haben die Kantone die
Studienpltze um 30 Prozent erhht, und
wir frdern eine weitere Erhhung. Aber das
Studium dauert halt auch sechs Jahre.
Sie haben sieben inzwischen erwachsene
Kinder: Haben diese auch studiert?
DieMehrheit hat eine Berufslehre absol
viert. In der Familie galt:Entwederman
gehrt zu den 20 Prozent Besten in der
Schule und studiert, oderman lernt einen
Beruf und entwickelt sich spter weiter.
Einemeiner Tchter hat Coiffeuse gelernt.
Sie fhrt nun einen Salon und ist die Einzi
ge, die selbstndig ist. Sie lsst sich nicht
vom Staat bezahlen und ist ihre eigene
Chefin auf sie bin ich besonders stolz.
Und dennoch haben viele Berufslehren ein
schlechtes Image.
Es gibt Berufe, die fast nur von Auslndern
ausgebt werden auch im europischen
Ausland, wo die Arbeitslosenquote hoch ist.
Die grosseHerausforderung besteht darin,
diese Berufe attraktiv zumachen.
Wiewollen Sie vorgehen?
Die Strke unseres Berufssystems besteht
darin, dass es sich selber reguliert. Die
Fleischbranche klagt nicht, der Staat liefere
zuwenig Nachwuchs. Sie schaut selber,
dass ihre Berufe attraktiver werden mit
Technologie und besseren Arbeits
bedingungen. Dies ist die effektivste Art und
Weise, um es zu versuchen.
Der Staat kann hier nicht viel machen?
Wir fahren die grosse Berufsbildungs
kampagne und untersttzen Projekte. Vor
wiegend sind die Berufsverbnde gefordert.
Demgegenber sollte der Staat sicher nicht
den Fehlermachen, die Ansprche ans
Gymnasium zu senken.
Ein Argument frs Studium ist die Flexibi-
litt. Mit einer breiten Allgemeinbildung
ist esmeist einfacher, sich weiterzubilden.
Meist, ja. Aber Fachidioten gibt es auch
unter den Studenten.Wennman sein ganzes
Leben in einem theoretischen Systemwar,
heisst das nicht unbedingt, dassman flexibel
wird. Zudem gibt es Berufslehren, die
generalistische Fhigkeiten schulen. Ein
Verkufer zumBeispiel versteht sehr viel
von Psychologie undKommunikation.
Eswurde Ihnen vorgeworfen, dass sie sich
zu wenig um die Berufsverbnde kmmer-
ten und lieber ins Ausland reisten.
DieMehrheitmeiner Kinder hat eine
Berufslehre absolviert, und ich habe eine
Fachhochschule geleitet, also bitte! Ich lasse
mich nicht von Leuten unter Druck
setzen, die, oft mit Blick aufmehr Einfluss
und Geld, sagen, DellAmbrogio sei Akade-
miker und lebe imElfenbeinturm.Letztes
Jahr war ich 30Tage dienstlich imAusland.
Das ist nicht berdurchschnittlich oft fr
einen Staatssekretr.
Im erstenHalbjahr 2015 haben Sie
an zehn internationalen Konferenzen
teilgenommen.
Das Bildungswesen in der Schweiz ist fde
ralistisch organisiert: Die Schule ist Sache
der Kantone. DieHochschulen und die For
schung sind autonom. Operative Aufgaben
hatmein Amt dagegen in der Berufsbildung
und ganz besonders in der internationalen
Zusammenarbeit. Bei allen internationalen
Organisationen und Programmen, bei denen
die Schweizmitmacht, mssenwir die
Interessen der Schweiz vertreten.
Was heisst das konkret?
Wir zahlen zumBeispiel Beitrge fr Teles
kope der EuropischenOrganisation fr
Astronomie (ESO) oder arbeiten an den
Raketen der europischenWeltraumagentur
(ESA) mit. Bei Letzterer hat die Schweiz das
CoPrsidium derMinister.Wirmssen uns
regelmssig treffen, umnamentlich stra
tegische und finanzielle Fragen zu klren.
Mit welchemBetrag beteiligt sich die
Schweiz derzeit an der Raumfahrt?
170Millionen Franken jhrlich. Aber fr die
Schweiz ist das ein guter Deal. DieESA be
MauroDellAmbrogio:
Ich finde die Idee gut, nur
Studierende, die arbeiten,
zumMaster zuzulassen.
28 | MM37, 7.9.2015 | MENSCHEN
-
zieht fr rund 150Millionen
Technologie von der Schweizer
Industrie, die fr einMehrfaches
dieses Betrags hnliche Produkte
anweitere Abnehmer liefert. Die
Hlle der Ariane wird in der
Schweiz hergestellt und dasselbe
Produkt unter anderem auch in die
USA exportiert. In diesemBereich
machenwir gewissermassen
Industriepolitik.
Warum ist es so wichtig, dass die
Schweiz damitmacht?
So bleibenwir an der Spitze, nicht
nur in Technologie undKnow-how,
sondern auchwissenschaftlich.
Wir sind ein kleines Land, aber in
der Spitzenforschung ganz vorn
mit dabei. Der erste Exoplanet
wurde vonMichelMayor, einem
Genfer Forscher, entdeckt mit
einemESO-Teleskop in Chile. Die
Infrastruktur ist international,
aber der Ruhm fllt auf die Schweiz
zurck. Es geht letztlich umdie
Attraktivitt der Schweiz als
Standort fr Talente undUnter-
nehmen und umArbeitspltze.
Das Bildungssystem steht im
Zusammenhangmit der Digitali
sierung vor einem gewaltigen
Umbruch:Wie treiben Sie die
ntigen Vernderungen voran?
Jeder kantonale Bildungsdirektor,
jeder Schulleiter und bald jeder
Lehrer stellt sich diese Frage. Die
Wahrheit dazu gibt es nicht.Was
wir auf Bundesstufe tun knnen,
ist, das System so innovationsfhig
wiemglich zu halten.
Wie konkret?
Wir drfen nicht zu zentralistisch
steuern. Da ist die Berufsbildung
ein gutes Beispiel: Neue Berufe
entstehen in der Schweiz nicht,
weil dasMinisterium glaubt,
es wre gut, den Beruf x oder y zu
kreieren. Dasmacht die Arbeits-
welt selber.Wir spielen den
Schiedsrichter wenn es zum
Beispiel um die Diskussion geht,
ob ein Landschaftsgrtner anders
ausgebildet werden soll als ein
normaler Grtner, mit allen
Konsequenzen bei den Inhalten
und Benennungen von Lehrgngen
undDiplomen.
In 13 von 21 Kantonen sind
Initiativen gegen den Lehrplan
21, also das Schulsystem inter
kantonal zu harmonisieren, ge
plant:Wie nehmen Sie da Ihre
Schiedsrichterrolle wahr?
Das ist eine interne Angelegenheit
der Deutschschweizer Kantone.
Die Verfassung gibt vor, was
imBildungswesen in der ganzen
Schweiz harmonisiert sein soll:
das Schuleintrittsalter und die
Schulpflicht, die Dauer und Ziele
der Bildungsstufen und deren
bergnge sowie die Anerkennung
von Abschlssen.Wie die Kantone
unter sich harmonisieren, steht
ihnen frei. Damischt sich der Bund
nicht ein. Es ist wie in der Natur:
Selektion in der Evolution kann
nur stattfinden, wenn esMutatio-
nen und damit Unterschiede gibt.
Wennwir von Beginnweg den
Unterschied tten, sterbenwir aus.
Wre es nicht Ihre Aufgabe,
beimDisput um den Lehrplan 21
einzugreifen?
Ich bin kein Pdagoge: Ich bin ein
Brokrat, mein Staatssekretariat
verteilt Geld. Ich bin der Letzte,
der sagen knnte, was in Lehr
plnen zu stehen hat.Ein Beispiel
dazu: DieETH Zrich und die
ETHLausanne gehren beide dem
Bund. Sie haben ganz unterschied-
licheHaltungen, etwa zumFern-
studium. Und das ist gut. Nur so
sehenwir in 10 oder 20 Jahren, wer
recht hatte.Wrdeman sie gleich-
schalten, wrdeman vielleicht gar
nichtmerken, dassman nicht auf
die beste Idee gesetzt hat auch
weil sich die Politik schwertut,
Fehler einzugestehen.
Das hrt sich so an, als ob in der
Schweiz alles gut sei undwir vom
Ausland nichts lernen knnten.
Ichwill nicht so berheblich sein
und sagen, es gbe nichts zu ler-
nen. Aber die Innovationspolitik
der Schweiz besteht darin, dass wir
keine explizite haben.
Aber Ihr Departement fr Bil
dung, Forschung und Innovation
trgt diesen Begriff imNamen.
Die ffentlicheHand investiert
insgesamt umdie 5Milliarden in
die Forschung in der Schweiz, die
Firmen gut 11Milliarden, wobei sie
weitere 25Milliarden in die
Forschung ihrer Zweigniederlas-
sungen imAusland stecken. Das
heisst, wenn etwa unsere Gesund-
heits- oder Umweltpolitik ungns-
tige Rahmenbedingungen fr die
Pharmaindustrie bestimmt, hat
dies einen viel grsseren Einfluss
auf die Schweiz als Forschungs-
standort als die Entscheidungen in
meinemKompetenzbereich.
Was ist Ihr nchstes Ziel?
Ich knnte Ihnen von einer Reihe
laufender Projekte erzhlen. Aber
ich werde in drei Jahren pen-
sioniert. Diese Projekte dauern
lnger, und ichmuss anmeine
Nachfolge denken.
Wer Ihr Nachfolger wird, knnen
Sie nicht bestimmen.
Nein, natrlich nicht. Aber ichmuss
schauen, dass dasAmtunabhngig
vonmeiner Person gut funktionie-
renwird. Der neueChef kann
imersten Jahr vielleicht 10Prozent
derTtigkeiten beeinflussen.
DieVerwaltung istwie einTanker.
Umsowichtiger wre es, dass
jemand am Steuer sitzt, der
weiss, wo er hinfahrenmchte.
Kein Schiff ist gleich zu fhren.
Ich war Oberst imMilitr und Chef
bei der Polizei imTessin. Da galt
es, ber Nacht Entscheide zu
fllen. In der Bildungspolitik
geht das nicht. Auch Forschungs-
programme dauern oft Jahrzehnte.
Was raten Sie Eltern, die sich
umdie berufliche Zukunft ihrer
Kinder sorgen?
Uns geht es immer noch besser als
denmeisten Lndern.Wrden
sie in Syrien leben, htten sie noch
ganz andere Probleme. Zweitens:
Die Planung einer Karriere
gelingt nicht besser, wenn die
Eltern drngen.Eltern knnen
Werte vermitteln, Leidenschaft fr
etwas erzeugen und viel anderes
Positivesmehr.
In einem Interviewmit
Swissinfo.ch sagten Sie: Wir
sollten nicht berbewerten, was
aus denKindernwird.
Heute setzen viele Eltern all ihre
Hoffnung in ein Einzelkind oder
vielleicht zwei.Was soll man tun:
Mehr Kinder zeugen? Ich habe
keine Antwort. Ich verstehe, dass
sich die Eltern sorgen. Aber zu viel
Sorge hilft denKindern nicht.
Hatten Sie berhaupt Zeit fr die
Erziehung Ihrer sieben Kinder?
Nurwenig, vielleicht sind sie
deswegen so schnell selbstndig
geworden. MM
Zur Person
Richter,
Polizeichef,
Beamter
MauroDellAmbrogio
(61) ist seit bald drei
Jahren Staatssekretr
fr Bildung, Forschung
und Innovation (SBFI).
In dieser Funktion ist er
Chef von rund 300
Mitarbeitenden und
verwaltet circa 7Milliar
den Franken. Dem SBFI
obliegt die Fhrung
unddie Finanzierung
des Bereichs der
Eidgenssischen Tech
nischenHochschulen,
die Regelung unddie
Mitfinanzierung der
Fachhochschulen, der
Berufsbildung undder
Weiterbildung sowie
die Frderung der kan
tonalenUniversitten.
DerTessinerDell
Ambrogio erwarb nach
demDoktorat das
Anwaltspatent. Erwar
alsGemeinderat von
Giubiasco TI ttig und
Bezirksrichter von Bel
linzona, Polizeikomman
dant des Kantons Tessin
undGeneralsekretr
imTessiner Bildungs
departement, wo er die
Grndung derUniver
sitt imTessin umsetzte.
Nachdiversen
weiteren Jobs inder
Privatwirtschaft und
der Tessiner Verwaltung,
unter anderemals
Direktor der Fachhoch
schule der Italienischen
Schweiz, whlte ihn der
Bundesrat per 2008 zum
Direktor des damaligen
Staatssekretariats fr
Bildung und Forschung,
das heute zum
EidgenssischenDepar
tement frWirtschaft,
Bildung und Forschung
gehrt.
DellAmbrogiowohnt
inGmligenBE, ist
verheiratet und hat
siebenKinder.
MENSCHEN | MM37, 7.9.2015 | 29
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Leserforum
MM36:Menschen Aussergewhnliche Perspektiven
Reportage ber spezielle Stadtfhrungen
Diese Rundgnge wecken unser
Bewusstsein fr Solidaritt
Diese ausgezeichnete
Berichterstattung ver
anschaulicht eindrcklich,
wiewertvoll ein Seiten
wechsel ist.Menschenmit
besonderenBedrfnissen
beziehungsweise Rand
stndige fhren als Guides
durch ihre Stadt. Dadurch
wird esmglich, dass die
Teilnehmenden eine
andereOptik einnehmen.
Das Verstndnis frNot
lagen undLebenslufe, die
von derNorm abweichen,
strkt das Bewusstsein,
dass wir alle eine Solidar
gemeinschaft bilden.
Lonie Kaiser, via E-Mail
MM36:DieseWoche
Werden die Falschen zur
Kasse gebeten?
Es sollen
jene bestraft
werden, die
weniger kosten
Bundesrat Berset will die
Wahlfreiheit bei der Fran
chise einschrnken. Viele
der Versichertenwhlen
bei der Krankenkasse die
grsste oder die kleinste
Franchise. Jene, die eine
hohe Franchisewhlen,
verhalten sich recht solida
risch, denn sie bezahlen
eine immer noch hohe
Prmie frmglichst wenig
Inanspruchnahme der
Medizin. Und da sollen sie
mit tieferenRabatten noch
bestraft werden, obwohl sie
nachweislichweniger bis
gar nichts kosten?Da tnt
die Aussage des Sozialisten
Berset geradezu zynisch:
GesundeVersicherte
nutzen das System, um
Prmien zu sparen, was die
Solidaritt schwcht. Die
Solidaritt schwchen doch
vielmehr jene, die ohneNot
schnell zumArzt springen.
Bruno Fh, 6340Baar
Sie fragen: Sind Fran
chisen nicht generell
unsozial,weil sich nur die
Gutbetuchten eine hhere
leisten knnen?Nach
meiner Erfahrungwhlen
jene Personen eine hhere
Franchise, die sich sonst
die Krankenkassenprmien
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nicht leisten knnten. Pro
blematisch wird es natr
lich dann, wennman ernst
haft krankwird undUnter
suchungen/Behandlun
gen/Operationen eigent
lich unumgnglich wren.
Isabelle Hunkeler, online
Ich bin 70, habe die hchs-
te Franchise, und die so
gesparte Prmiendifferenz
berweise ich jeweils auf
ein separatesKonto, von
demaus ich alle Rechnun
gen fr Arzt etc. begleiche.
Ichmache das, seit ich
20bin, und ich bin immer
noch imPlus, trotz einer
OP. Ichwar immerNormal
verdiener, hatte und habe
Familie, und es funktioniert
noch heute. Stichwort:
Selbstverantwortung.
Didier Ruchet, online
MM36:Menschen Reiten
wieKaiserin Sissi. Portrt
einer Reiterin imDamensattel
Das Pferd hat
sichtbar
Schmerzen
Nichts gegen euren Be-
richt. Aber auf den Bildern
ist das Pferdemaul weit
geffnet. Das deutet nicht
auf eine feine Reitweise hin
und ist weder fr Pferde
kenner noch fr Laien ein
schner Anblick. Eine sol
che Art zu reiten verur
sacht demTier Schmerzen.
Stefanie Galliard,
per E-Mail
MM35:DieseWoche
Jugendliche undAlkohol:
Wenn, dann in die Vollen
Verteuern
und verbieten
macht
keinen Sinn
EineVerteuerung des
Alkohols bringt einzig dem
Staatmehr Einnahmen,
und das auf demBuckel der
Jugendprvention. Das ist
pervers. Und esmacht auch
keinen Sinn, Kindern und
JugendlichenGefhrliches
vorzuenthalten und zu ver
bieten. So verschliessenwir
die Augen vor der Realitt.
Es geht wie bei allem um
eine nachhaltige und sinn
volle Erziehung. Die Eltern
und ihreKindernmssen
sichmit demThema aus
einandersetzen und sie
ihnen einenmassvollen
Umgang lehren.
Michael Bacher, online
Weil Jugendliche eher
in den Abendstunden
trinken, knnteman den
Alkohol amAbend teurer
machen. Auch sollte in
jedemLaden, Verkaufslokal
oder Restaurant das Verbot
deutlicher angeschrieben
sein. Und dieMenge knnte
man einschrnken. Esmuss
fr die Jungen einfach
generell schwieriger
werden, an Alkohol heran
zukommen.
Peter Isler, online
In Australien verliert eine
Beiz oder ein Ladenwegen
eines strengenGesetzes die
Alkohollizenz, wenn
Alkohol an Jugendliche
verkauft wird. Im
schlimmsten Fall wird das
Lokal geschlossen. So sollte
es auch in der Schweiz
gehandhabtwerden.
Barbara Freudiger, online
Der Aufruf Je teurer der
Alkohol, desto weniger
trinken jungeMenschen
ist eine Verallgemeinerung
und unhaltbar. Junge, die
denRausch suchen, trinken
Hochprozentiges oder Bier.
Es ist deshalb richtig, wenn
man diese Alkoholika ver
teuert. Esmacht aberwenig
Sinn, wennman auchWein
verteuert.Weinwird in den
meisten Fllen als Genuss
mittel konsumiert, nicht als
Rauschmittel.Man darf das
Kind nichtmit demBade
ausschtten.
Harald O. Siegrist,
per E-Mail
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Nett entdeckt
Das Mini-Hochbeet
Garten-MitbloggerinVerenaMeier ist
auf einer ihrer Elektrovelotouren durch
ihrenWohnort BruggAG auf diesen
bepflanztenMini gestossen inklusive
stolzen Sommervogels und buddelnden
Hunds. Schade nur, dass er in einer vllig
verstecktenQuartierstrasse steht, wie sie
schreibt. Ausser denAnwohnern, dem
Pstler, der Kehrichtabfuhr und vielleicht
der Spitex kommt da niemand vorbei!
MitNett entdeckt startet derGarten-
blog Bohne, Bluescht & Berger eine
neue Seriemit Ideen, diemanmeist gut
nachmachen (sprich: raubkopieren) kann.
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