Neue Zeitung Nr. 21 6. Jahrgang 2007

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NEUE ZEITUNG 6 Aus dem Inhalt NZ aktuell S. 2 Leserecho - Neue Mitglieder NZ-Kommentar S. 3 Hauptstadt Berlin: Prügel- knabe für die Salon-Politk eines Lebemannes? Land und Leute S. 4 Die „Baumblut“ zu Werder an der Havel. Persönlichkeiten S. 5 Der königstreue Machpoliti- ker:Otto Fürst von Bismarck Museumspartnerschaft S. 6 III. Deutsch-poln. Symposi- um im OHM - Altardecken für Nienburger Kirchen OHM-Sonderausstellung S. 7 Die Pickelhaube: Der Leder- helm der preußischen Armee Welt der Arbeit S. 8 Revolution der Gründerjahre Kunst und Kultur S. 9 Die Landschaft als Vision: Der pommersche Maler Caspar David Friedrich Termine S. 10 LM und Freundeskreise Kulinaria S. 11 Graupensuppe mit Back- pflaumen Denkwürdige Ereignisse S. 12 Thronverzicht brachte Ende des deutschen Kaiserreiches III. Deutsch-Poln. Symposium „Kommunale Kulturarbeit“ im Dez. 2006 im OHM: Fachleute referierten - Politiker und Multiplikatoren aus Bartoszyce und Nienburg diskutierten vier Tage Probleme, die alle Bürger angehen selbst in der Mittagspause. Gemeinnützige Stiftungen verweigern die Förderung von Maßnahmen der Erwachse- nenbildung. Ihnen geht es nur um die Jugend. Erwachsene bleiben außen vor. -nt. Geleitet von nicht uneigennützigen Lobbyisten schütten öffentliche und private Einrichtungen bedeutende Summen aus, um vor allem fehlgeleitete Jugendliche durch ansprechende Maßnahmen zurückzuführen in geregelte Bahnen oder sie für unser Gemeinwesen zu interessieren. Wohlmeinende „Stiftungen“ fördern reichlich der Völkerverständi- gung dienende Gruppenreisen in andere Länder und wissenvermittelnde Tagungen. Das ist gut so. Daß vieles aber ohne innere Über-zeugung und nur zum Zeitvertreib von einer gela- ngweilten Generation angenommen wird, erfährt nur, wer die wirk- lichen Programmabläufe erkundet. Nicht - wie vorgegeben - ernsthaftes Bemühen um Geschichte, Kul- tur und die Lebensprobleme fremder Nachbarn oder der Erwerb neuer Kenntnisse stehen zumeist im Interesse. In Wahrheit geht es den Projektteilnehmern um preiswerte Freizeitgestaltung auf Kos- ten gutgläubiger Investoren. Dabei genießen Rock- und Disco- Feten die höchste Priorität. Der Zweck der Maßnahmen wird damit nicht erreicht. Darum wissen auch die Veranstalter, die wohl um der vordergründigen und öffentlichkeitswirksamen Aktivitäten die Augen verschließen und aus dem Füllhorn der öffentlichen und privaten Sponsoren kräftig zehren. Deshalb wird es Zeit, an Institutionen zu erinnern, die sich mit vol- lem Engagement und ernster Absicht sachgerechter Bildung und Information verschrieben haben. Es sind Einrichtungen der Er- wachsenenbildung, denen sich die öffentlichen und privaten Spon- soren weitgehend verweigern, obwohl Gewißheit herrscht, daß de- ren Projekte ihr Ziel erreichen. Hier tut Umdenken dringend Not. Erwachsenenbildung wird zum Stiefkind unserer Gesellschaft Historisches Museum Verdener Landstr. 224 in Nienburg-Holtorf Bushaltestellen und Parkplätze vor der Tür Tel. / Fax: 05021 / 91 15 63 Öffnungszeiten: Di. und Do. 10.00 - 13.00 / 14.00 17.00 Fr. 10.00 13.00 Uhr Mi. und So. 14.00 17.00 Uhr und nach Vereinbarung

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Informationen des Ostdeutschen Heimatmuseums

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NEUE ZEITUNG 6

nebenberuflich Schlesier“ - eine Idee: Nienburg brauct

ein Museum für die Heimat im Osten. Kurzer Hand

kaufte er das gerade verfügbare historische Traufen-

haus in der Weserstraße und zusammen mit Dieter

Lonchant, seit Jahrzehnten der Geschichte und Kultur

der Vertreibungs- und Siedlungsgebiete der Deutschen

verbunden, ging es an die Arbeit. Nach Gründung des

Trägervereins öffnete im Herbst 1996 das „Ostdeut-

sche Heimatmuseum“ (OHM). Nach 10 Jahren ist die

anfängliche „Heimatstube“ nun zum öffentlich aner-

kannten historischen Museum gewachsen, das zugleich

als Zentrum grenzüberschreitender Kulturarbeit weit-

hin Anerkennung findet. In über drei Geschossen prä-

sentieren sich Hinterpommern, Ostbranden-

burg/Preußen, Ost-West-preußen, Danzig, Schlesien

sowie das Sudetenland mit den Siedlungsgebiete von

Deutschen in Osteuropa, Asien und Übersee.

Trotz beengtem Raum werden vielfältigste Exponate

aus Geschichte und Kultur gezeigt, darunter Volks-

trachten, Uniformen, Dokumente, Bilder, Landkarten,

Porzellane, sowie Glas- und Handwerkskunst. Vorträ-

ge und Kulturveranstaltungen ergänzen das Angebot.

Einmalig in Niedersachsen entsteht dieser Tage

Aus dem Inhalt NZ aktuell S. 2

Leserecho - Neue Mitglieder

NZ-Kommentar S. 3

Hauptstadt Berlin: Prügel-

knabe für die Salon-Politk

eines Lebemannes?

Land und Leute S. 4

Die „Baumblut“ zu Werder

an der Havel.

Persönlichkeiten S. 5

Der königstreue Machpoliti-

ker:Otto Fürst von Bismarck

Museumspartnerschaft S. 6

III. Deutsch-poln. Symposi-

um im OHM - Altardecken

für Nienburger Kirchen

OHM-Sonderausstellung S. 7

Die Pickelhaube: Der Leder-

helm der preußischen Armee

Welt der Arbeit S. 8

Revolution der Gründerjahre

Kunst und Kultur S. 9

Die Landschaft als Vision:

Der pommersche Maler

Caspar David Friedrich

Termine S. 10 LM und Freundeskreise Kulinaria S. 11

Graupensuppe mit Back-

pflaumen

Denkwürdige Ereignisse S. 12

Thronverzicht brachte Ende

des deutschen Kaiserreiches

▲ III. Deutsch-Poln. Symposium „Kommunale Kulturarbeit“ im Dez. 2006 im OHM:

Fachleute referierten - Politiker und Multiplikatoren aus Bartoszyce und Nienburg

diskutierten vier Tage Probleme, die alle Bürger angehen – selbst in der Mittagspause.

Gemeinnützige Stiftungen verweigern die Förderung von Maßnahmen der Erwachse-

nenbildung. Ihnen geht es nur um die Jugend. Erwachsene bleiben außen vor.

-nt. Geleitet von nicht uneigennützigen Lobbyisten schütten

öffentliche und private Einrichtungen bedeutende Summen aus,

um vor allem fehlgeleitete Jugendliche durch ansprechende

Maßnahmen zurückzuführen in geregelte Bahnen oder sie für

unser Gemeinwesen zu interessieren.

Wohlmeinende „Stiftungen“ fördern reichlich der Völkerverständi-

gung dienende Gruppenreisen in andere Länder und

wissenvermittelnde Tagungen. Das ist gut so. Daß vieles aber ohne

innere Über-zeugung und nur zum Zeitvertreib von einer gela-

ngweilten Generation angenommen wird, erfährt nur, wer die wirk-

lichen Programmabläufe erkundet.

Nicht - wie vorgegeben - ernsthaftes Bemühen um Geschichte, Kul-

tur und die Lebensprobleme fremder Nachbarn oder der Erwerb

neuer Kenntnisse stehen zumeist im Interesse. In Wahrheit geht es

den Projektteilnehmern um preiswerte Freizeitgestaltung auf Kos-

ten gutgläubiger Investoren. Dabei genießen Rock- und Disco-

Feten die höchste Priorität. Der Zweck der Maßnahmen wird damit

nicht erreicht. Darum wissen auch die Veranstalter, die wohl um

der vordergründigen und öffentlichkeitswirksamen Aktivitäten die

Augen verschließen und aus dem Füllhorn der öffentlichen und

privaten Sponsoren kräftig zehren.

Deshalb wird es Zeit, an Institutionen zu erinnern, die sich mit vol-

lem Engagement und ernster Absicht sachgerechter Bildung und

Information verschrieben haben. Es sind Einrichtungen der Er-

wachsenenbildung, denen sich die öffentlichen und privaten Spon-

soren weitgehend verweigern, obwohl Gewißheit herrscht, daß de-

ren Projekte ihr Ziel erreichen. Hier tut Umdenken dringend Not.

Erwachsenenbildung

wird zum Stiefkind

unserer Gesellschaft

Historisches Museum

Verdener Landstr. 224

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+ NZ aktuell +++ NZ aktuell +++ NZ aktuell +

Leserecho:

,,Bildunterschriftnicht ganz richtio6(.r,b

,,ln der NZ Nr. 20, Seite 7 ist die Bildunter-schrift zu dem Artikel,,Deutsch-Südwest-Afri-ka" nicht ganz richtig. Das Gebäude hinter demReiterdenkmal ist das ehemalige Fort von Wind-huk und dient heute als Museum einschließlicheiner Speisegaststätte.In dem Museum steht ein historischer Zug mitLok und Waggons aus der Zeit des im Adikelangesprochenen Eisenbahnbaues.Der genannte Regierungspalast - im Volksmundals ,,Tintenpalast" bezeichnet (der Sinn dieserBezeichnung erklär1 sich von selbst) - liegt inetwa links hinter dem Bildbetrachter.Er wird auch heute noch als Regierungssitz des

Ministerpräsidenten von Namibia, z.Z. Hifike-punje Pohamba vom Stamm der Owambo, be-nlrtzt."

Diethard Würke, 3 I 608 Murklo he A Reiterdenkmal mit dem deutschen Schutztruppler in Windhuk

t)st6eutsciesfneimstrrwseum

(AfnT'})HISToRISCHES

MusEuvtRedaktion:

Dieter LonchantKonektur:

Inge Koslor.vskiAuflage: 700 Expl.

Anschrift:

NEus ZorruNcVerdener Landstr.224

3 I 582 Nienburg-HoltorfTel. / Fax:

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Die in Leserbriefen oderKommentaren vertretenenAuffassungen decken sich

nicht unbedingt mit derMeinung der Redaktion.

Wir begrüflenals neueMitglieder irn OHM:Zbi gniew Ciechomski (B arto szyce / B artenstein,PL), Folke Warnecke (Blenhorst), Lutz Borg-hard, Fabian Bremer, Johannes Marwede, Sieg-

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6. Jahrg. 2007 / 21 NEUE ZEITUNG Seite 3

.

Es kommentiert

Leo Warner

Hauptstadt Berlin:

Prügelknabe für

die Politik ihres Party- Bürgermeisters?

Es ist ein Jammer. Da reiben sich die Ministepräsi-

denten der Bundesländer an der von der Mehrheit

der Deutschen erneut zur Hauptstadt erkorenen

Metropole Berlin, weil ihnen die Salonpolitik ihres

partybesessenen „Regierenden“ nicht passt und

strafen dabei die ganze Stadt ab, die Deutschlands

Aushängeschild, ja Werbeträger Nr. 1 sein muß.

Natürlich verdient die rot-rote Stadtpolitik des

Herrn Wowereit, den schamlose Berliner zu „Po-

bereit“ umgetauft haben, nicht der Förderung.

Schulden zu machen und sich im Minus noch zu

sonnen, kann Beifall nicht finden. Es tat wohl, daß

das höchste deutsche Gericht Forderungen auf

finanzielle Stützung verfehlter Kommunalpolitik

durch die Länder abgewiesen hat.

Zugleich fragt man sich, welcher Teufel die sonst

so „hellen“ Berliner geritten hat, den Verprasser

ihrer eigenen Steuern per Stimmzettel weiter an

der Macht zu halten.

Doch kommunale Stadtpolitik ist das eine,

Hauptstadtpolitik das andere. Nicht von ungefähr

zeigen mit Stolz die Franzosen Paris, die Briten

London – haben sie die wichtigsten Institutionen

da angesiedelt, wo der Mittelpunkt des politischen,

geistigen und kulturellen Lebens seinen Platz

haben muß: in ihrer Hauptstadt. Dies bedingt

Engagement und gemeinsame Investitionen.

Das hatten auch die Preußen erkannt und Berlin

ausgestattet mit unvergleichlichen Bauten,

großartigen Kulturdenkmälern und zentralen

Einrichtungen, die bedeutende Köpfe heimisch

werden ließen. Wer „Unter den Linden“ wandelt,

spürt die Faszination der Hauptstadt, nicht

Wowereits kommunale Eskapaden. Deshalb: bei

der Förderung überregionaler Aufgaben Berlins

müssen Bund und Länder ihren Egoismus verges-

sen. Die Hauptstadt darf nicht Prügelknabe sein für

die Salon-Politik ihres Party-Bürgermeisters.

◄ Das Berliner Stadtschloß in der „guten alten Zeit“. Von den Kom-

munisten aus ideologischen Gründen abgerissen, wartet es auf den

Wiederaufbau. Länder und Bundesregierung sollten endlich handeln.

Seite 4 NEUE ZEITUNG 6. Jahrg. 2007 /

21

sig zur „Baumblut“ anreisten. So verdankt ein

Teil unserer Bevölkerung indirekt Kraft und

Wohlbeleibtheit.

Doch mit den Jahren verdrängte das Berliner

Weißbier das „Werdersche Bier“. Jetzt sieht man

die Bierflaschen nur noch selten.

Der Werdersche Obstwein wird von Kennern

sehr gepriesen. Die Schoppen munden bei zu-

nehmender Verkostung. Für manchen Genießer

bleibt die Heimreise in der Erinnerung eine Art

schrecklich-stürmische Atlantikfahrt.

Berühmter noch als Wein und Bier ist der Wer-

dersche Markt, der allwöchentlich Obst und

Gemüse feil hält. Er begründet den Wohlstand

der Werderaner, denn die Fischerei wirft trotz

der insularen Lage nur kärgliche Gewinne ab.

Albert Schwarz, 1895

Werder im Frühjahr, das hieß: Obstbaumwälder,

emporstrebend aus weißem Sand in bunter

Pracht von Blüten. Wenn der Weg auf die Höhen

des Wachtelwinkels führte, sahen wir unten das

wogende Blütenmeer unter dem selbst die Havel-

fluten fast verschwanden.

Im würzigen Duft des Frühlings zogen Kopf an

Kopf gedrängt fröhlich schwatzende Menschen

an uns vorüber.

Überall lockte eine gemütliche Frühlingskneipe,

die nur für die Tage der Baumblüte aufgetan

wurde, und wo Werderscher Obstwein oder Wer-

dersches Bier zu genießen war. Das Werdersche

Bier, dem man nährende Eigenschaften zu-

schrieb, kredenzte man mit Vorliebe den nütz-

lichen Spreewaldammen, die zusammen mit

Tausenden ihrer Berliner Herrschaften regelmäs-

▲ Für die Berliner war es liebenswerte Tradition: Im Frühjahr ging es zur „Baumblut“ nach Werder an der Havel. Man genoß

die aufblühende Natur und verkostete süffige Obstweine. Die Eisenbahn setzte Sonderzüge ein. Da üblicherweise nicht wenig

vom Wein probiert wurde, gab es für nicht standfeste Reisende mit Stroh ausgelegte Güterwagen. (Foto: Werderbahnhof 1898)

Die

„Baum-

blut“ zu

Werder

an der

Havel

6. Jahrg. 2007 / 21 NEUE ZEITUNG Seite 5

NEUE ZETUNG Seite 5

Der königstreue

Machtpolitiker:

Otto Fürst von

Bismarck

Als Otto von Bismarck 1815 geboren wurde

schuf der Wiener Kongreß eine europäische

Ordnung, in der Preußen einen festen, jedoch

in seiner Bedeutung begrenzten Platz einnahm.

Als Bismarck 1898 starb, schickte sich das

Deutsche Reich unter Wilhelm II. als aufstre-

bende Industrienation an, Weltpolitik zu trei-

ben. Mit der Entschlossenheit, seinem Vater-

land Preußen auf seine eigenwillig-selbstbe-

wußte Weise zu dienen, vollzog Bismarck den

Eintritt in die Politik und wandte sich 1848

leidenschaftlich gegen die Revolution und ge-

gen ein Aufgehen Preußens in Deutschland.

So wurde die Gründung des Reiches unter Preus-

sens Führung als erstrangige europäische Groß-

macht auf der Grundlage des preußischen

Militär- und Beamtenstaates zum Lebenswerk

Bismarcks.

Die Chance, seine Leitvorstellungen umzusetzen,

erhielt Bismarck als er 1862 von Wilhelm I. als

„ultima ratio“ zum preußischen Ministerpräsi-

denten berufen wurde. Seine außenpolitischen

Erfolge in den Kriegen gegen Dänemark (1864)

und Österreich (1866) sowie im Nationalkrieg

gegen Frankreich (1870/71) führten zur Reichs-

gründung mit der Kaiserproklamation 1871 und

seiner Ernennung zum Reichskanzler.

Seine Innenpolitik gipfelte einersets in einer im

zeitgenössischen internationalen Maßstab als

vorbildlich geltenden Sozialgesetzgebung, ande-

rerseits im unerbittlichen Kampf gegen die

„Reichsfeinde“, wie Linksliberale und Sozia-

listen.

Die Sorge um sein Werk, auch über seine Ent-

lassung durch Wilhelm II. (1890) hinaus - präg-

ten die letzten Lebensjahre Bismarcks.

Das dieses großartige Werk, trotz zweier nach-

folgender Weltkriege noch heute Bezugspunkt

all dessen ist, was uns in der Gegenwart bewegt,

zeigt eindringlich, in welchem Ausmaß Bis-

marck den großen aktuellen Bestrebungen in der

Mitte Europas zum Durchbruch verhalf.

Seite 6 NEUE ZEITUNG 6. Jahrg. 2007 / 21

6. Jahrg. 2007 / 21

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◄ III. Deutsch-poln. Symposium,

diesmal wieder in Nienburg. Zum

Thema „Kommunale Kulturpolitik“

referierten aus deutscher und pol-

nischer Sicht namhafte Fachleute aus

Politik, Kultur, Brauchtum, sowie

Denkmals- und Naturpflege vor

Tagungsteilnehmern aus Bartoszyce

(Bartenstein) und Nienburg. Eine

Führung durch das Nienburger

Theater, ein jagdlicher Abend in

Wenden und ein Empfang im

Nienburger Rathaus gehörten dazu.

(Foto v.l.n.r.) stellv. Bgm. Wilhelm

Schlemermeyer, Bgm. Henning On-

kes, Tagungs-Organisatorion Teresa

Lonchant, Bartensteins Bgm. Krzysz-

tof Nalecz und Dieter Lonchant.

► Dr. Alfred Setlak, vom Papst bestellter

Geistlicher im Range eine Bischofs für die

Region Ermland-Masuren und zugleich

Pfarrer der Stadtkirche in Bartenstein, ließ

von seinen Nonnen für die Nienburger Kir-

chen St. Martin (ev.) und St. Bernward

(kath.) je eine Altardecke weben und be-

sticken und jetzt durch Dieter und Teresa

Lonchant in Nienburg als Geschenk über-

reichen. Er löste damit ein Versprechen

ein, das er beim auf Einladung des OHM

erfolgten Nienburg-Besuches im Herbst

2004 gegeben hatte. Setlak hatte in St.

Bernward einen Gottesdienst gehalten, wo-

bei ihm die ebenso angereiste Organistin

und Sängern Sylwia Sosnowska assistierte.

In St. Martin hatte ihn Superintenden

Martin Lechler empfangen und durch die

Kirche geführt. Foto (v.l.n.r.) Jürgen Kra-

mer, Dr. Adolf Setlak, Anna Holownia und

Heinz Intemann beim Besuch der Stadt-

kirche Bartenstein, Frühjahr 2004.

@st6 e utsc6 es fn eimq.trvüseuxn

N EU E SoNoEFIAUSSTELLUNG

Die Pickelhaube:I)er Lederhelmderpreußischen ArmeeDer ab 1842 eingesetzte neue Schutzhelm, volkstümlichals,,Pickelhaube" bezeichnet, prägte das Erscheinungsbilddes preußisch-deutschen Militärs. Vom Einsatz bei derNiederwerfung der Revolution 1848149 bis in den erstenWeltkrieg hinein und danach als Traditionsbedeckung er-langte der Helm zugleich symbolhafte Bedeutung.

Das OHM zeiE als Sonderausstellung im Rahmen seiner neu gestalte-ten Abteilung ,,Preußen" eine einzigartige Sammlung von 20 histori-schen Pickelhauben und Tschakos aus der Zeit ab 1842 und zwei dazu-gehörige auf Figurinen gezogene Uniformen sowie seinerzeit ge-bräuchliche Blankwaffen.Die Lederhelme, die je nach Truppengattung mit unterschiedlichen ab-nehmbaren Spitzen ,,Pickeln" versehen waren, wurden im 1. Weltkriegzum besseren Schutz gegen den Stahlhelm ausgetauscht, der beiwiederholten Korrekturen als ,,Deutscher Stahlhelm" noch heute vonder Feuerwehr und dem zur Bundespolizei umbenanntenBundes grenzschutz getragen wird.

{ ,,Kommt es unter einen Hut? - Ich glaube es kommt unter eine Pickelhaube". DieKarikatur aus dem Wiener,,Kikeriki" (1870) prophezeit: Die deutschen Staaten ver-schwinden mit der Reichsgründung l87l alle unter dem preußischen Lederhelm.

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6. Jahrg. 2007 / 21 NEUE ZEITUNG Seite 8

NEUE ZEITUNG Seite 8

Revolution der „Gründerjahre“

veränderten

▲ Mit rasender Geschwindigkeit wuchsen in den Städten neben den

Wirtschafts-, Verkehrs und Verwaltungszentren neue Viertel mit Kauf-

häusern, Palais und Villen heran. Bald erstrahlten die Straßen in hellem

Licht der Laternen und Kandelaber. Ein neuer Berufsstand wurde gebo-

ren. Hier in Berlin die Laternenanzünder beim „Arbeitsappell“ (1894).

Das veränderte die wirtschaftlichen

und damit auch die gesellschaftlichen

Strukturen von Grund auf. Begünstigt

durch historische Ereignisse trat die

Industrie ihre Herrschaft über die

Gesellschaft an.

Der internationale Handel nahm in

immer rascherem Umfang zu und

umspannte mit Hilfe der neuen Ver-

kehrswege und Verkehrsmittel den

ganzen Erdball. Aus kleinen Betrie-

ben wurden gewaltige Fabriken, in

denen Maschinen erzeugt, Kanonen

gegossen, Textilien hergestellt, Stahl

gegossen und Bleche gewalzt wur-

den.

Trotz des ungeheuren Bedarfs an Ar-

beitskräften – „Vollbeschäftigung“

gab es auch damals nicht – lagen

massenhaft Stellungssuchende „auf

der Straße“. Fand man Arbeit, wurde

bei 250 Arbeitstagen oft nicht mehr

als 350 Mark verdient. „Gelernte

Arbeiter“ kamen auf bis zu 1.000

Mark im Jahr.

Auch im sogenannten „Mittelstand“,

der Schicht der niederen Angestellten

und kleinen Beamten, waren Entbeh-

rungen alltäglich und es herrschte

strengste Sparsamkeit. Ein 50jähriger

mittlerer Beamter brachte jährlich nur

um 4.000 Mark nach Hause und muß-

te davon noch „standesgemäß“ leben.

Zahllose Auswanderer kehrten da-

mals Deutschland den Rücken, um in

Amerika, dem „Land der unbegrenz-

ten Möglichkeiten“ bessere Lebens-

bedingungen zu finden. Diejenigen

die geblieben verhalfen den „Grün-

derjahren“ zum Glanz ihrer Epoche.

Um die Mitte des Vor-vorigen Jahrhunderts brach ein neues Zeitalter an. Es brachte die indu-

strielle Revolution und die Wende zum kapitalistischen Wirtschafts- und Gesellschaftssystem.

Eingeleitet durch die Erfindung der Dampfmaschine, mit der ein gewaltiger Aufschwung der

Naturwissenschaften in Forschung und Praxis Hand in Hand ging, entstanden Schwer- und

Leichtindustrie mit der Erzeugung von Maschinen und Verbrauchsgütern aller Art.

6. Jahrg. 2007 / 21 NEUE ZEITUNG Seite 9

Caspar David Friedrich wurde am 5. Sep-

tember 1774 in der pommerschen Stadt

Greifswald geboren, die damals zu

Schweden gehörte und die erst 1815 an

Preußen fiel, wo seine Kunst intensiv

aufgenommen und wo er 1811 in die

Berliner Akademie aufgenommen wurde.

Seine drei frühen Hauptwerke „Mönch am

Meer“, „Abtei im Eichwald“ und „Kreuz

im Riesengebirge“ erwarb das preußische

Königshaus. Längere Zeit lebte er in Dres-

den, wo er die meisten seiner Gemälde

schuf.

Die heimische norddeutsche Küstenland-

schaft, insbesondere die Insel Rügen waren

ihm stetige Quelle für seine künstlerischen

Inspirationen. Reisen in das Riesengebirge

(1810) und in den Harz (1811) erschlossen

ihm weitere Motive. Im Alter von 50

Jahren schuf er seine Hauptwerke „Kreide-

felsen auf Rügen“, „Zwei Männer in der

Betrachtung des Mondes“ und „Wanderer

über dem Nebelmeer“.1835 lähmte ein

Schlaganfall seine Hand und seine Kunst

kam in Vergessenheit. Am 7. Mai 1840

verstarb er in Dresden in Not und Elend.

Erst gegen 1900 wurde Friedrich wieder-

entdeckt.

Auf der Jahrhundertausstellung deutscher

Kunst (1906) in Berlin wurden 38 seiner

Gemälde gezeigt.

Heute haben die Werke des Künstlers

wieder volle Geltung er-langt. Sie sprechen

den einzelnen an und werden nur in der

Stille vernehmbar.

Landschaft

als Vision:

Der pommersche

Maler

Caspar David

Friedrich

▲ Caspar David Friedrich: „Schiffe im Hafen“

Der Preußenkönig Friedrich Wilhelm IV, der „Romantiker auf dem

Thron“ schätzte den Maler hoch. Er erhielt 1816 zwei seiner Bilder

als Geburtstagsgeschenk. Seine Schwester Charlotte, die den Groß-

fürsten und späteren Zaren Nikolaus von Russland heiratete, erwarb

Gemälde von Caspar David Friedrich für ihre russischen Schlösser.

+++ Termine +++ Termine +++ Termine +++

So. 2o^- IYIai 2OOZ vorr 1O - 18 UlrrTna DER oFFENer.r Tün

rru OHMzum

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MUS.rUN{STAG55Museumsführungen

Häppchen und Kaffeetafel

LandsmannschaftenPOMMERNDo.01.02. 15.00 Uhr OHM PommernnachmittagDo.01.03. 15.00 Uhr OHlü{ PommernnuchmittagDo.05.04. 15.00 Uhr OHN{ PontmernnachmittagOST/WE STP RE USS EI\-DANZIGFr. 16.02. 15.00 Uhr OHM Jahreshauptversum.Fr. 16. 03. 15.00 Uhr OHM Schubber- u. Lesestd.Fr. 13. 04. 15.00 Uhr OHM Schubber- u. Lesestd.

FreundeskreiseBERLIN-BRANDENBURGMo. 19. 02. 15.00 Uhr OHM Rosenmontags-Fete

mit,,A lt- B er I ine r Kn e ip e n b u mme l"DIEPENAU (Termine und Tagungsort werden noch

bekannt gegeben)EYSTRUP (VdD Gasthaus Parrmann, EystrupSa. 24. 03. 15.00 Uhr JahresltauptversammlungUCHTE Gasthaus Hofmeister, UchteMi. 21. 02. 15.00 Uhr Plaadernucltmittag

A Großes Halali im OHMlm Zuge des Deutsch-Polnischen Symposiums:,rKommunale Kulturarbeit'o überraschte derJagdbläserchor der Nienburger Jägerschaft un-ter Leitung von Dieter Meister die Tagungsteil-nehmer am 15. Dezember 2006 im OHM. An-laß war die Anwesenheit von 5 Jägern, die zurpolnischen Delegation gehörten. Am 16. Dezem-ber trafen sich alle Teilnehmer in Wendenbor-stel zu einem zünftigen Jägerabend.

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6. Jahrg. 2007 / 21 NEUE ZEITUNG Seite 11

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Graupensuppe

mit

Backpflaumen Zutaten: 150 g Graupen, 100 g Butter, etwa 1 – 1 ½

Liter Salzwasser, 250 g eingeweichte Backpflaumen,

etwas Zitronenschale, 1 Stückchen Zimt, Salz, 2

Eßlöffel Sirup, 250 g magerer Speck oder

Rauchfleisch.

Anwendung: Die Graupen mit der Butter anschwit-

zen, Wasser angießen und möglichst dick gehalten

unter öfterem Umrühren zugleich mit dem Speck

etwa 45 Min. weich kochen. Zum Schluß den Speck

herausnehmen und warm stellen. Die Backpflaumen

mit Zitronenschale und Zimt in wenig Einweichwas-

ser in 15 Min. weich dünsten, dann in die Suppe ge-

ben und mit Salz und Sirup abschmecken. Die rest-

liche Butter gebräunt darüber geben.

Speck oder Rauchfleisch wird in Scheiben geschnit-

ten und getrennt zu der Suppe serviert.

Das Gericht stammt aus dem alten Berlin, so wie

Zille es kannte. Erwünscht waren reichlich Speck

oder Rauchfleisch und möglichst dick gehaltene

Suppe.

▲ Was als besondere soziale Errungenschaft unserer Tage gepriesen wird war bereits im alten Berlin der Kaiserzeit an der

Tagesordnung: Suppenausgabe für arme Kinder. Nicht nur besonders hergerichtete „Volksküchen“ sondern auch große

Gaststätten und Hotels verteilten warme Mahlzeiten an bedürftige Kinder und sozial schwach gestellte Familien. Bild: 1910.

Seite 12 NEUE ZEITUNG 6. Jahrg. 2007 / 21

28. November 1918:

Thronverzicht

brachte Ende

des deutschen

Kaiserreichs In Deutschland haben die Novembertage des

20. Jahrhunderts denkwürdige Ereignisse he-

rangeführt: Am 9 November 1918 die Revo-

lution. Am 10. November verließ Wilhelm II.

mit der Kaiserin und seinem engsten Gefolge

in zwei Hofautomobilen das Reich. Bei der

Bahnstation Eysden überschritt er die hollän-

dische Grenze und begab sich ins Exil.

Am 28. November entsagte er der deutschen

Kaiserkrone und verzichtete damit auf den

Thron. In den Amtsstuben wurden die

Kaiserbilder abgehängt.

Der auf dem Bild war damals nicht so sehr

diese oder jene dynastische Staatsperson, das

war „unser Kaiser“, Wilhelm II., Deutscher

Kaiser und König von Preußen, der einer

ganzen Epoche seinen Namen, die „wilhelmi-

nische“ gegeben hatte. Das Kaiserreich war

damit am Ende. Als König von Preußen moch-

te Wilhelm jedoch nicht verzichten.

.

▲ Postkarte (1918) mit einem Wort Wilhelms II. aus der Zeit

nach dem Kriegsausbruch 1914: „Ich habe es nicht gewollt“.

In der Folgezeit bemühten sich im In- und Ausland

Gegner der deutschen Monarchie und Feinde des

Kaisers, ihn als Allein- oder Hauptschuldigen am

Ausbruch des Ersten Weltkrieges zu brandmarken.

Das ist in der seriösen internationalen Geschichts-

schreibung endlich vom Tisch. Heute diskutiert

man über das Maß der Schuld aller kriegs-

beteiligten. Potentaten. LW