Neue Zeitung Nr. 10 3. Jahrgang 2004

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NEUE ZEITUNG OHM weiterhin Motor der Städtepartnerschaft -nt. In Ausfüllung des Partnerschaftsvertrages zwischen OHM und Stadt Bartenstein / Ostpreußen (Bartoszyce) trafen sich Delegationen beider Vertragspartner bereits zwei Mal in diesem Jahr in Bartenstein und in Nienburg. Auf der Tagesordnung standen jeweils Maßnahmen zur Intensivierung gemeinsamer Kulturarbeit und der Völkerverständi- gung. Mit Hilfe des OHM soll noch in diesem Jahr der Aufbau eines Regio- nalmuseums in Bartenstein erfolgen, dessen Sitz im historischen Heils- berger Tor in den Räumen des Heimatmuseums aus deutscher Zeit sein wird. Zusammenarbeit wurde auch für die Gestaltung der neuen Sonderaus- stellung des OHM im Traufenhaus verabredet. Sie trägt den Titel „Von Bartenstein nach Bartoszyce“ und gibt Einblicke in die Entwicklung Ostpreußens unter besonderer Berücksichtigung Bartensteins. Beteiligt an der Ausstellung sind das Preußenmuseum Minden, das Ostpreußi- sche Landesmuseum Lüneburg und das Archäologische Museum Allenstein (Olzstyn). Ein weiterer bedeutender Brückenschlag gelang dem OHM jetzt mit der Begründung von Kontakten zum Bartensteiner Klerus. Dekan der seit 1945 katholischen Stadtkirche ist Adolf Setlak, ein enger Vertrauter des Papstes, im Rang eines Bischofs. Er hat zugesagt, noch in diesem Jahr das OHM und Nienburg zu besuchen. Zur Vorbereitung seiner Reise hatte der Geistliche die Nienburger Delegation in seine Bartens- teiner Residenz eingeladen und zuvor das Engagement des OHM für die Völkerverständigung während des Gottesdienstes gewürdigt. Adress- aufkleber Aus dem Inhalt NZ aktuell S. 2 Jugend-Forschungs- Projekt Naturschutz in Bartenstein Staatsbesuch S. 3 Ministerpräsident Christian Wulff im OHM OHM S. 4 Der Deutsche Orden Pommern S. 5 Koarl und de Schweetfäute Aus dem Vereinsleben S. 6 Valentins-Empfang Versorger „Nienburg“ Neuer Prospekt Sudetenland S. 7 „Granaten“ im Modltal Schlesien S. 8 Glanz und Elend von Landeshut Brandenburg S. 9 Märkischer Wein Termine S. 10 Unsere Sprache Kulinaria S. 11 Ostpreußen: Königsberger FleckUmschau S. 12 Feuerschutztreppe Holz- auktion Mehrstündige Beratungen im Rathaus zu Bartenstein / Ostpreußen (Bartoszyce) mit Bürgermeister Krzysztof Nalecz, Ratsvorsitzendem Janusz Dabrowski, Lyzeumsdirektorin Anna Jurgilewicz und der Nienburger OHM-Delegation: Gero Sommerfeld, Jürgen Kramer, Dieter und Teresa Lonchant, Heinz Intemann und Anna Holownia

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Informationen des Ostdeutschen Heimatmuseums

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Page 1: Neue Zeitung Nr. 10  3. Jahrgang 2004

NEUE

ZEITUNG

OHM weiterhin Motor der

Städtepartnerschaft

-nt. In Ausfüllung des Partnerschaftsvertrages zwischen OHM und

Stadt Bartenstein / Ostpreußen (Bartoszyce) trafen sich Delegationen

beider Vertragspartner bereits zwei Mal in diesem Jahr in Bartenstein

und in Nienburg. Auf der Tagesordnung standen jeweils Maßnahmen

zur Intensivierung gemeinsamer Kulturarbeit und der Völkerverständi-

gung.

Mit Hilfe des OHM soll noch in diesem Jahr der Aufbau eines Regio-

nalmuseums in Bartenstein erfolgen, dessen Sitz im historischen Heils-

berger Tor in den Räumen des Heimatmuseums aus deutscher Zeit sein

wird.

Zusammenarbeit wurde auch für die Gestaltung der neuen Sonderaus-

stellung des OHM im Traufenhaus verabredet. Sie trägt den Titel „Von

Bartenstein nach Bartoszyce“ und gibt Einblicke in die Entwicklung

Ostpreußens unter besonderer Berücksichtigung Bartensteins. Beteiligt

an der Ausstellung sind das Preußenmuseum Minden, das Ostpreußi-

sche Landesmuseum Lüneburg und das Archäologische Museum

Allenstein (Olzstyn).

Ein weiterer bedeutender Brückenschlag gelang dem OHM jetzt mit der

Begründung von Kontakten zum Bartensteiner Klerus. Dekan der seit

1945 katholischen Stadtkirche ist Adolf Setlak, ein enger Vertrauter

des Papstes, im Rang eines Bischofs. Er hat zugesagt, noch in diesem

Jahr das OHM und Nienburg zu besuchen. Zur Vorbereitung seiner

Reise hatte der Geistliche die Nienburger Delegation in seine Bartens-

teiner Residenz eingeladen und zuvor das Engagement des OHM für

die Völkerverständigung während des Gottesdienstes gewürdigt.

Adress-

aufkleber

Aus dem Inhalt NZ aktuell S. 2

Jugend-Forschungs-

Projekt

Naturschutz in Bartenstein Staatsbesuch S. 3

Ministerpräsident

Christian Wulff im OHM

OHM S. 4

Der Deutsche Orden

Pommern S. 5

Koarl und de Schweetfäute

Aus dem Vereinsleben S. 6

Valentins-Empfang

Versorger „Nienburg“

Neuer Prospekt

Sudetenland S. 7

„Granaten“ im Modltal

Schlesien S. 8

Glanz und Elend von

Landeshut

Brandenburg S. 9

Märkischer Wein

Termine S. 10

Unsere Sprache

Kulinaria S. 11

Ostpreußen:

„Königsberger Fleck“

Umschau S. 12

Feuerschutztreppe Holz-

auktion

Mehrstündige Beratungen im Rathaus zu Bartenstein / Ostpreußen (Bartoszyce) mit

Bürgermeister Krzysztof Nalecz, Ratsvorsitzendem Janusz Dabrowski,

Lyzeumsdirektorin Anna Jurgilewicz und der Nienburger OHM-Delegation: Gero

Sommerfeld, Jürgen Kramer, Dieter und Teresa Lonchant, Heinz Intemann und Anna

Holownia

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Seite 2 NEUE ZEITUNG 3. Jahrg. 2004/2

startet

„Jugend-Forschungs-

Projekt“

Die Erforschung der Geschichte und Kultur von

Nienburg und Bartenstein / Ostpreußen (heute

Bartoszyce) ist das Ziel einer Jugendgruppe aus

beiden Partnerstädten, die sich dieser Tage zum

ersten Mal in Nienburg trifft. Nach gemeinsa-

mer Übereinkunft von Stadt Bartenstein und

OHM besteht die Gruppe aus 10 Schülern des

Bartensteiner Lyzeums mit Begleitern und 10

jungen Nienburgern aus Jugendgruppen.

In dem zunächst auf drei Jahre angelegten Pro-

jekt wird in Chroniken und sonstigen Quellen

recherchiert. Die Ergebnisse sollen in einer

zweisprachigen Dokumentation festgehalten

werden. Gedacht ist auch an eine „Foto-Safari“

durch beide Städte mit der Erstellung einer

Bild-Text-Ausstellung, die hier und dort präsen-

tiert werden soll.

Das Treffen dieser Tage in Nienburg dient dem

gegenseitigen Kennenlernen und der Festlegung

des Forschungsprogramms. Im Herbst findet ein

weiteres Treffen in Nienburg statt, bei dem nach

getrennter Vorbereitung das erste der Themen

bearbeitet wird. 2005 findet das nächste Treffen

in Bartenstein statt. Die Leitung des Projekts hat

OHM-Vorstandsmitglied und Initiator Bernd

Brieber übernommen. -nt

Lesermeinung

„ ... Ein besonderer Höhepunkt war Ihr Emp-

fang zum Valentinstag mit den Ehrengästen aus

Bartoszyce und dem Vortrag von Dr. Veit

Veltzke über den Deutschen Orden und die Ent-

stehung Ostpreußens ...“

Horst Fiedler, Nienburg

Wir begrüßen neue Mitglieder: Irena Sawicka (Bartenstein / Bartoszyce, Po-

len), Horst Barthel, Günter Brüggemann,

Claus Jezek (alle Liebenau), Ewa Hagemann,

Rainer Hagemann, Hiltrud Ommen, Ernst

Siedenberg (alle Nienburg).

+ NZ aktuell +++ NZ aktuell +++ NZ aktuell +

+++

Winterstimmung an der Alle (poln. Lyne) in Bartens-

tein / Bartoszyce. Aufnahme Januar 2004

Umwelt- und Naturschutz in

Bartenstein / Bartoszyce:

Umweltschutz und Naturpflege, in Polen bis-

lang eher nachlässig behandelt, feiert in Bar-

tenstein / Bartoszyce Auferstehung. Die seit

Jahren mit Unrat verschmutzte Alle (Lyne) soll

jetzt regeneriert und zu biologisch neuem Le-

ben erweckt werden.

Unter Führung der stellv. Ratsvorsitzenden

Irena Sawicka (seit Februar Mitglied im

OHM) hat sich der Verein „Ozywic Lyne / Re-

generierte Alle“ - gegründet, der den umwelt-

belasteten Fluß im Raum Bartenstein säubern

und der Natur zurückgeben will. Ehrenamtlich

ausgeführte Maßnahmen, in Polen weitgehend

noch Neuland, sollen zugleich helfen, die im

Ursprung reizvolle Alle-Landschaft auch für

den Fremdenverkehr anziehend zu machen.

Im Zuge der Partnerschaft ist das OHM dem

Verein beigetreten und wird nach Kräften die

gute Sache unterstützen. LRL

Page 3: Neue Zeitung Nr. 10  3. Jahrgang 2004

3.Jahrg. 2004/2 NEUE ZEITUNG Seite 3

Christian

Wulff im

OHM

Fototermin am OHM-Portal: Bürgermeister Peter Brieber, Landtagsabgeordneter

Karsten Heineking, Ministerpräsident Christian Wulff, OHM-Chef Dieter Lonchant,

stellv. Landrat Jan Ahlers (MdL) und Landtagsabgeordnete Marie-Luise Hemme.

Großer Tag im OHM.

Nach Besichtigung der

Ausstellungen würdigte

Ministerpräsident Chri-

stian Wulff am 12. Mai

im Traufenhaus das der

Historie verpflichtete

ehrenamtliche Wirken

des Museums. Vor über

50 ausgewählten „VIPs“

stellte Wulff fest: „Die

Pflege der deutschen

Geschichte gehört zum

Kernbereich der Arbeit

der Landesregierung.

Das Ostdeutsche Hei-

matmuseum und sein

Team mit seinem der

Völkerverständigung

dienenden Engagement

ist ein wirklicher Image-

träger Nienburgs.“

Oben: Beirat Gero Sommer-

feld, Christian Wulff und

Karsten Heineking (MdL) beim

Eintrag ins OHM-Gästebuch.

Links: Dieter Lonchant über-

reicht den OHM-Erinnerungs-

teller an Christian Wulff.

Gäste:

OLT Ro-

mald

Myrzik,

Uwe San-

der (Bar-

re-Bräu),

Minister-

präsident

Wulff.

Page 4: Neue Zeitung Nr. 10  3. Jahrgang 2004

Seite 4 NEUE ZEITUNG 3. Jahrg. 2004/2

Am 14. Mai hat das OHM seine neue Sonder-

ausstellung eröffnet, die sich unter dem Titel

„Von Bartenstein nach Bartoszyce“ in

Zeitschritten der Kultur und Geschichte

Ostpreußens unter besonderer Berücksichtigung

von Nienburgs Partnerstadt Bartenstein widmet.

Bedeutender Raum nimmt dabei die Darstellung

des Deutschen Ritterordens ein, der in der

Geschichte Deutschlands und Polens eine

bedeutende Rolle spielt.

Es sind über 800 Jahre vergangen, seit 1190 in

Akkon ein Feldspital für kranke Pilger und

Kreuzfahrer durch Bürger aus Bremen und

Lübeck gegründet wurde.

Ein Jahr später nahm der Papst diese

„Deutschen Brüder der Kirche St. Mariens zu

Jerusalem“ unter seinen Schutz und verfügte

1198 die Umwandlung in einen Ritterorden, der

als „Deutscher Orden“ in die Geschichte

eingehen sollte.

Der polnische Herzog Konrat von Masowien bat

1226 den Orden, ihm gegen die heidnischen

.

Prussen beizustehen. Nachdem Kaiser Friedrich II.

dem „Deutschen Orden“ das Kulmer Land und

alle weiteren Eroberungen im Prussenland als

autonomes Herrschaftsgebiet garantiert hatte,

überschritten die ersten Ordensritter 1231 die

Weichsel, vereinigten sich mit dem livländischen

„Schwertbrüderorden“ und brachten bei gleich-

zeitiger Christianisierung bis 1283 die gesamte

Region unter ihre Herrschaft. Man baute Burgen,

gründete Städte und Dörfer, besiedelte und kulti-

vierte das Land.

Sitz des Hochmeisters war die Marienburg an der

Nogat. Nach der verlorenen Schlacht bei Tannen-

berg 1410 begann der Verfall des Ordens. Der

Ordensstaat ging 1525 in ein weltliches Herzog-

tum über und wurde später Provinz Preußens.

Der

Deutsche Orden

Zur neuen Sonderausstellung:

„Von Bartenstein

nach Bartoszyce ...“

Eröffnung Mai 2004

Ordens-

ritter an

der

Weichsel,

Gemälde

von Fritz

A. Pfuhle

Page 5: Neue Zeitung Nr. 10  3. Jahrgang 2004

3. Jahrg.2004/2 NEUE ZEITUNG Seite 5

Koarl und de Schweetfäute

In Groß Belz nahe Zanow am Gollenberg ist Kriegerfest. Abends

wird getanzt. Die Ballkönigin ist unbestritten Anna Pomrehn. Sie ist

die Schönste von allen und tanzt wie eine Elfe. Keinen Tanz läßt sie

aus.

Karl Peglow hatte schon lange ein Auge auf sie geworfen und

pirschte sich in einer Tanzpause heran, um beim nächsten Tanz der

Erste zu sein. Doch als er sie mit tadelloser Verbeugung beim

Einsetzen der Musik auffordert, dreht Anna sich schnell zur Seite

und sagt: „Ich danke“.

Da wird es dem Karl zu bunt. Das war ein Verstoß gegen Kodex des

Tanzbodens. Das hatte es im Dorf noch nie gegeben. Wut-

schnaubend geht er zum Festleiter und legt Beschwerde ein. Der

hört sich den Vorfall an und entscheidet: „Denn will wi dat Mäke

ranhoale, dat sei sick verdiwendiere kann.“

Anna wird geholt und befragt: „Hei rögt so noa Schweetfäute“, sagt

sie freimütig. Gegen diesen Einwand war nicht anzukommen, denn

der Festleiter riecht selbst den penetranten Geruch. Er entscheidet:

„Koarl, do träkst di rejen Strümp an, und do, Anna, danzt denn mit

em“. Damit sind beide einverstanden. Karl ruft schnell seinem

kleinen Bruder Albert zu: „Hol mi rejen Strümp“. Und der macht

sich sofort auf, die reinen Strümpfe zu holen, denn er will bald

wieder durchs Saalfenster zugucken, wie die Tänzer sich abplacken.

Als Karl seine Strümpfe gewechselt hat geht er selbstbewußt auf

Köslin, Hinterpommern

(poln. Koszalin) nahe Zanow,

gegründet 1188, Marktplatz

und gotische Marienkirche

Anna Pomrehn zu und macht

wieder seine Verbeugung. Diesmal

wird er nicht abgewiesen.

Doch kaum hat er mit seiner

Schönen drei Takte getanzt, fällt

diese in seinen Armen in

Ohnmacht. Die Musik setzt aus.

Alles will sich um Anna bemühen.

Doch bald merkt man, daß von

Karl wieder ein fürchterlicher

Gestank ausgeht.

Der Festleiter stürzt auf ihn zu und

schreit: „Hew ick di nich söjt, do

schaßt rejen Strümp anträcke?“

Da zieht Karl gekränkt die schmut-

zigen Strümpfe aus der Brusttasche

seines Rockes, hält sie dem Fest-

leiter unter die Nase und sagt:

„Glöws mi nu, dat ick rejen Strümp

anrucke häw?“ F.O.

Dramburg (Drawsko) a. d. Drage,

Pommerscher Höhenrücken

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Seite 6 NEUE ZEITUNG 3. Jahrg. 2004/2

Valentins-Empfang: Über 60 „Promis“ aus Politik,

Wirtschaft und Verwaltung nahmen am traditionellen

Empfang des OHM am 14. Februar im Traufenhaus teil.

Museumsdirektor Dr. Veit Veltzke hielt den Festvortrag.

Grüße überbrachten Landrat Heinrich Eggers und 1. stellv.

Bürgermeister Rolf Warnecke. Für ihren Einsatz zum

Wohle des Museums wurden von OHM-Chef Dieter

Lonchant besonders belobigt: Walter Gleich, Werner

Grubert, Inge Koslowski, Teresa Lonchant und ihr

Service-Team, Gero Sommerfeld, Karin und Willy Tams,

sowie Annelie Tannhauer.

Ein neuer Museumsprospekt wurde von der

„Mittelweser-Touristik“ aufgelegt. Er beschreibt die

Nienburger Museumslandschaft: „Ostdeutsches

Heimatmuseum“, „Nienburger Museum“ (Museums-

verein für die Grafschaften Hoya, Wölpe und Diepholz),

sowie „Vogelersches Haus“, das vom „Heimatverein

Holtorf“ unterhalten wird.

Zusammen mit dem Leiter der „Mittelweser-Touristik“,

Martin Fahrland (Foto: 2. v. l.), stellten die

Museumsleiter Ernst Siedenberg, Dr. Eilert Ommen

und Dieter Lonchant den neuen „Flyer“ der Presse vor.

Die weitgehend aufgebrauchten Exemplare des alten

Prospekts werden damit ersetzt.

Fregattenkapitän Maximilian Heidenreich,

gegenwärtig Hafenkapitän im Marinestützpunkt

Wilhelmshaven, referierte im voll besetzen

Saal „Schlesien“ des Traufenhauses über die

Fahrten des Marine-Versorgers „Nienburg“ mit

dem spannenden und riskanten Einsatz vor

Mogadischu / Somalia an der ostafrikanischen

Küste (Indischer Ozean). Im Anschluß daran

stellte Museumsleiter Dieter Lonchant

historische und moderne Schiffsmodelle vor

und beschrieb das Schicksal dieser Schiffe. Die

Veranstaltung fand in Zusammenarbeit mit der

Volkshochschule Nienburg statt.

Page 7: Neue Zeitung Nr. 10  3. Jahrgang 2004

3. Jahrg.2004/2 NEUE ZEITUNG Seite 7

„Granaten“ im Modltal

Die dunkelroten Halbedelsteine der „Böhmischen

Granaten“, die schon einmal in der zweiten

Hälfte des 19. Jahrhunderts für unsere

Großmütter ein begehrter Modeschmuck waren,

beginnt man heute wieder zu schätzen.

„Granaten“ aus Böhmen, deren Fundorte in den

sonnigen Ebenen von Trebnitz, Töpley, Skalitz

und Podseditz lagen, übertrafen die Vorkommen

in Südtirol und auch in Übersee bei weitem an

Farbe und Härte.

Im Modltal fand sich der gelblich-graue Lehm, in

dem die blutroten Halbedelsteine steckten. Meist

waren sie schon an der Oberfläche und man

konnte sie leicht herausbrechen. Nur wo die

Lehmschicht in die Tiefe reichte, schlug man

Stollen und Schächte. Ohne technische

Hilfsmittel und auf primitive Weise, förderte

man die „Granaten“ zu Tage.

Mit Eimern wand man die granathaltige Erde

hoch, schwemmte sie durch Siebe und wusch die

Steine in Holztrögen. Die größten „Granaten“

fischte man dabei sogleich heraus, die kleinen

und kleinsten klaubten die Familien der

Granatsucher in den Wintermonaten mit den

Fingern heraus.

In verschieden gelöcherten Sieben wurden die

unregelmäßigen Granatstücke sortiert. “Sätzen“

nannten die Böhmerwäldler diese Tätigkeit, die

sich häufig noch durch das Schleifen der Steine

ergänzte. Sie gaben den Böhmischen „Granaten“

dabei den sogenannten „Bauernschliff“, der

jedoch um die damalige Jahrhundertwende ganz

durch die feineren Schliffe der Granat-

schleifereien in Turnau und Eisenbrod abgelöst

wurde.

Noch in der Mitte des 19. Jahrhunderts zogen die

Granatbauern aus dem Modltal nach Lobositz,

Laun und Leitmeritz und verkauften ihre

Granaten hier für schwere Gulden.

Für ein Lot gewaschener „Granaten“ zahlten vor

gut 100 Jahren die Einkäufer aus fast allen

Ländern Europas 50 Goldgulden und mehr.

Dabei gingen nur fünf bis sieben Stück

mittelgroßer „Granaten“ auf dieses seinerzeit

übliche Handelsmaß.

Als im vorigen 20. Jahrhundert die Nachfrage

nach dem Schmuck aus böhmischen Granaten

abflaute, als die Schmuckwaren aus Gablonz sich

als die stärkere und billigere Konkurrenz

erwiesen, war die Blütezeit der „Böhmischen

Granaten“ vorbei.

Nur in bestimmten Kreisen und Sippen gehören

die “Böhmischen Granaten“ auch heute noch

zum Familien- und Brautschmuck und werden

sorgsam bewahrt.

Die Sudetendeutschen aber sind weiterhin stolz

auf die Edelsteine ihrer Heimat. LRL

Herausgeber:

- Redaktion:

Dieter Lonchant – Lay-out: Lutz R. Lonchant –

Korrektur: Inge Koslowski Auflage: 700

Exemplare - Anschrift: Weserstr. 5 -

31582 Nienburg / Weser - Tel./Fax: (05021) 91 15 63

oder (05021) 92 44 01. Nächste Ausgabe: Sept. 2004

Page 8: Neue Zeitung Nr. 10  3. Jahrgang 2004

Seite 8 NEUE ZEITUNG 3. Jahrg. 2004/2

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Glanz

und

Elend

von

Landeshut

Die Kreisstadt an der schlesisch-böhmischen Grenze, die in einer flachen Gebirgsmulde zwischen dem

Waldenburger Bergland und dem Riesengebirgskamm am oberen Bober liegt, verdankte seine

wirtschaftliche Blüte dem ansässige Leinengewerbe mit seinen weltweiten Handelsbeziehungen.

Begünstigt wurde der Frachtverkehr durch eine Naturstraße, die über den Landeshuter Pass führte und

insbesondere den Durchgangshandel begünstigte. Über sie gelangten 1242 Benediktinermönche aus

Opatowitz bei Königgrätz ins Land, wo sie das Kloster Grüssau gründeten. Landeshut besaß schon 1334

das „Meilenrecht“, ab 1341 das Salzmarktrecht und das Baumonopol.

Die Paßstraße brachte aber auch wiederholt kriegerische Heere nach Landeshut. 1426 brannten die

Hussiten die Stadt nieder. 1471 fielen böhmische Landsknechte ein und der 3ojährige Krieg brachte

Plünderungen und Epedemien. Die Pest hielt reiche Ernte. Erst nach dem Westfälischen Frieden begann

mit der erneut erstarkenden Tüchnerzunft wieder ein wirtschaftlicher Aufschwung. Vorher um 1521

wurden 40 Meisterbetriebe gezählt. 1677 schlossen sich die Kaufleute zur „Kaufmannssozietät“

zusammen, die 1788 auf 89 Mitglieder anwuchs. Zu dieser Zeit führte Landeshut fast 3.000 Schock

Leinewand ins Ausland aus.

Der erwirtschaftete Wohlstand erlitt jedoch am Ende des 18. Jahrhunderts während der Gegenreformation

einen deutlichen Rückschlag, weil Repressalien durch das nahe Kloster Grüssau einsetzten. Abt Rosa

betrieb unter Einsatz der gefürchteten „Lichtensteiner Dragoner“ die Rekatholisierung der evangelischen

Bevölkerung. Dabei wurden 800 evangelische Weber nach der Lausitz vertrieben. Danach konnte sich die

Wirtschaft aber wieder erholen.

Zum Kreis Landeshut gehörten auch die kleinen Städte Liebau und Schömberg, die ebenfalls

Schwerpunkte schlesischer Leineweberei waren und die auch zum Wohlstand der Region beitrugen. LRL

Hirschberg im Riesengebirge, westlich von Landeshut (nach einem alten Stich)

Page 9: Neue Zeitung Nr. 10  3. Jahrgang 2004

3. Jahrg. 2004/2 NEUE ZEITUNG Seite 9

„Vom Märkischen Sande der Wein

fährt wie die Säge zur Kehle herein“

Wer weiß schon, daß im schlesischen Grünberg,

in Tschicherzig (Kreis Züllichau) und bei Bomst

in Ostbrandenburg Wein angebaut wurde. Alte

Abbildungen zeigen auch die Abhänge des

Lebuser Landes westlich der Oder von Wein-

bergen bedeckt. Schon 1308 wurden Winzer in

Frankfurt / Oder erwähnt.

1572 war dort von 83 Weinbergen die Rede und

den gleichen Umfang verzeichnen wir noch 200

Jahre später. Der Ertrag dieser Weinberge betrug

1797 / 98 ungefähr 540 Hektoliter.

An Rotweinen wurden 1886 „Gemeinroter“ und

„Kleberoter“, an Weißweinen „Schönedel“ und

der jetzt wieder aufkommende „Elbling“

angebaut. Die märkischen Marken hatten

Handelswert und die Oder brauchte sich vor dem

Rhein nicht allzu ängstlich verstecken.

Frankfurt, Küstrin, Landsberg, Wrietzen, Som-

merfeld, Krossen und Guben waren einst

„Weinstädte“. Vom Krossener Wein wurde

sogar behauptet, er sei besser gewesen als der

ungarische. In den Ratskellern und den zahl-

reichen Bürgerausschänken wurden seinerzeit

ganz beträchtliche Mengen Wein getrunken.

Allerdings sorgten hohe Abgaben dafür, daß die

Liebhaber süffiger Marken anderer Regionen

nicht zu leicht in Versuchung gerieten. Wie die

Gemarkungsnamen zeigen, war der

Weinbau im späten Mittelalter bis nach Ost-

preußen verbreitet. Allerdings waren die

Ansprüche auch geringer, aber auch die Tempe-

raturen waren zeitweise milder.

In Güldendorf-Tzschetzschnow wird an Haus-

wänden und in Gärten heute noch Wein angebaut

und auch gekeltert.

Sonst ist der Weinbau eine den meisten

unbekannte Erinnerung und die Hänge, an denen

man noch in den 30er Jahren des vergangenen

Jahrhunderts die Weinbauterrassen erkennen

konnte, sind längst umgestaltet worden. LRL

„Weinstadt“

Guben,

in der Nieder-

lausitz,

Stadtrechte

1235, (heute

poln. Gubin):

Stadtpfarr-

Kirche und

Rathaus

Stahlbau Vieregge GmbH & Co. KG Telefon (05021) 97 46-0

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Page 10: Neue Zeitung Nr. 10  3. Jahrgang 2004

ERB

V

Seite 10 NEUE ZEITUNG 3. Jahrg. 2004/2

Jeden 4. Montag im Monat: Brauchtum – Filme – Berichte – Rezitationen – Musik - Kulinaria

Januar Märchenstunde Juli Sommerfest

Mo. 26. 01. Wilhelm Hauff: „Das kalte Herz“ Mo. 26. 07. Probieren & Genießen

Februar Rosenmontag August Sternstunde

Mo. 23. 02. Probieren & Genießen: Kulinaria Mo. 30. 08. Gregor Ritter: Dichterlesung März Welt der Fabel September Erntezeit

Mo. 29. 03. George Orwell: „Farm der Tiere“ Mo. 27. 09. „Wir haben das Korn geschnitten“

April Volkstrachten Oktober Dichtung und Wahrheit

Mo. 26. 04. „Die Siebenbürgen-Sachsen“ Mo. 27. 09. Agnes Miegel: Rezitationen

Mai Theaterabend November Rezepturen zum Advent

Mo. 24. 05. G.- E. Lessing: „Minna von Barnhelm“ Mo. 29. 11. Weihnachtsbäckerei

Juni Blick in die Ferne Dezember Kaminabend

Mo. 21. 06. Sebastian Edathy (MdB): „Indien“ Mo. 27. 12. Jahresausklang: „Dinner for one“

Sonderveranstaltungen

Juni

Do. 17. 06. Wir gedenken der Ereignisse

vom Volksaufstand 1953

18.00 Uhr, OHM Nienburg

Traufenhaus

Mi. 30. 06. Herings- und Pellkartoffelessen

aus Anlass des traditionellen

Nienburger Scheibenschießens

16.00 Uhr, OHM Nienburg

Traufenhaus und

Museumsgarten

Juli LM Pommern Vorsitzender Walter Gleich

17. – 24. 07. Reise nach Rowe an der Ostsee

(Hinterpommern)

* * *

Unsere Sprache

Wer ihrer Farben Spiele spielt,

sie herrlich wie Musik erfühlt,

wem dieser Zärtlichkeiten Klang

ganz tief in Herz und Seele drang,

der wird sich diesen Schatz bewahren –

gegen alle die Gefahren!

Deshalb den „Blumengarten“ hegen

und uns´re deutschen Worte pflegen.

Mit heißem Herzen überzeugen

sich nicht vor fremden Klange beugen,

damit kein Deutscher je vergißt

daß uns´re Sprache Heimat ist!

Willi Joseph, Kreuzkrug (Raddestorf)

Page 11: Neue Zeitung Nr. 10  3. Jahrgang 2004

3. Jahrg. 2004/2 NEUE ZEITUNG Seite 11

Köstlichkeiten aus Ostpreußen

.

Wunderte sich einst die

Wirtin vom Gasthof zu

Balga über den Appetit

ihrer Sommergäste :

„Hier kommen so viele auße Stadt auf

Sommerfrische und wollen sich erholen

und sehen doch alle rund und dick aus.

Se essen auch alle tichtig.

Und dann laufen se und denn schwitzen

se und denn essen se noch mehr und

denn werden se noch fetter.

Und denn sagen se, se missen sich

erholen.

Ach du liebes Gottche, ich mecht bloß

wissen, von was? Vons Fätt? – Jeden-

falls is nichts mehr ibrig jeblieben!“

.

Der stellt vor:

„Königsberger Fleck“

Zutaten: Ewa 1 kg Rinderpansen (beim Fleischer

bestellen), 4 Stück gesägte Rindermarkknochen, 1

Brühwürfel, 1 Lorbeerblatt, 8 Gewürz- und 16

Pfefferkörner, 1 Knolle Sellerie, 2 große Möhren, 1

Stange Lauch, 1 Petersilienwurzel, 2 Zwiebeln, 1 – 2

Eßlöffel gerebelter Majoran, Essig, Senf, Salz, Pfeffer

aus der Handmühle.

Anwendung: Den Rinderpansen in große Stücke

schneiden, gut waschen und 2 Std. wässern. Abermals

waschen und mit reichlich Wasser etwa 10 Min.

kochen lassen. Wasser abgießen. Dieses noch zweimal

wiederholen. Jetzt die Pansenstücke mit den Mark-

knochen, dem Brühwürfel, etwas Salz, dem

Lorbeerblatt, Gewürz- und Pfefferkörnern mit Wasser

bedeckt 3 – 4 Std. kochen bis sie schön weich sind.

Inzwischen Gemüse und Zwiebeln putzen, waschen, in

kleine Würfel schneiden und in einen Topf geben. Die

Brühe darüber passieren lassen.

Den Pansen in gleich große Würfel schneiden und mit

dem Mark aus den Knochen dem Gemüse beigeben

und weiter kochen lassen, bis es fast zu weich wird.

Dadurch erhält dieses eintopfartige Gericht die sämige

Konsistenz.

Mit Majoran, einem Schuß Essig, einem ordentlichen

Klacks Senf, Salz und reichlich Pfeffer abschmecken.

Berliner Schusterjungen und eine Molle gehören dazu.

.

Tipps

vom

Fach:

Chefköchin

Teresa

Lonchant

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Page 12: Neue Zeitung Nr. 10  3. Jahrgang 2004

Seite 12 NEUE ZEITUNG 3. Jahrg. 2004/2

Feuerschutztreppe

Anfang April war es soweit: Montage der in

Teilen vorbereiteten Treppe an der Gartenseite

des OHM. Arbeiter der Liebenauer Stahlbau-

firma Bade & Jezek schweißten und schraub-

ten die gewaltige für drei Etagen ausgelegte

Konstruktion zusammen, die hoffentlich nie-

mals benötigt werden wird. Denn nur wenn es

brennen sollte, wird die von der Stadt Nienburg

verordnete Fluchttreppe betreten werden.

Karl-Heinz Schroeder, vom Vorstand beauf-

tragter „Bauleiter“, war zufrieden. „Das Ding

sieht besser aus als ich befürchtet habe.“ Wenn

die Rechnung kommt muß das OHM tief in die

Tasche greifen. Spenden tun Not. „Wer hat

noch nicht?“ fragt Schatzmeister Werner Hoff-

mann. SPK-Kto: 392 266 (BLZ 256 501 06).

Holzauktion

Vollen Einsatz über mehrere Stunden sah man

bei der Aktion „Baumfällen“ im Museums-

garten. Unter Leitung von Revierförster Dieter

Meister und Männern der Nienburger frei-

willigen Feuerwehr fielen die alten Stämme

kunstgerecht. Bewundernswert Teresa Lon-

chant und Anna Holownia, die bis zur Er-

schöpfung ihren „Mann“ standen. Mit dabei bis

in die Nachtstunden: Walter Gleich und Willi

Tams.

Jetzt ist Raum zur Gestaltung des „Ostdeut-

schen Gartens“, der unter Beratung von Wolf-

Peter Rech (Gärtnerei Jürgens) entstehen wird.

Entlang eines Lehrpfades sollen hier bald

Gewächse aus der alten Heimat erblühen.

Willi Tams, Dieter Meister und die Nienburger Feuerwehr

Nach zwei Tagen stand das Bauwerk. Für die Betonsockel

war zuständig: OHM-Mitglied Dipl.lng. Wilko Weise.