Neue Zeitung Nr. 07 2. Jahrgang 2003

12
NEUE ZEITUNG „Sie sind aus Nienburg nicht mehr wegzudenken!MdB Edathy lobt das OHM und erklärt Beitritt „Sie sind eine Bereicherung des Bildungsan- gebotes und der Kulturlandschaft im Nienbur- ger Raum. Aus diesem Grund sind Sie auch nicht mehr wegzudenken!“ so einer der ersten Sätze des Nienburger Bundestagsabgeordneten Sebastian Edathy (SPD) bei einem kürzlich erfolgten Besuch. Ziel des Treffens, an dem Repräsentanten des OHM teilnahmen, war eine Aussprache mit dem Abgeordneten, der dabei über seine Ak- tivitäten in aller Ausführlichkeit berichtete, aber auch die umfassende Vorstellung der Ar- beit des Ostdeutschen Heimatmuseums. Ein wichtiger Punkt waren Fördermöglichkei- ten des Bundes, des Landes und der Kommu- nen. Dazu OHM-Vize Karl-Heinz Schroeder: Auch in Zeiten knapper Kassen darf die Kul- tur nicht kaputtgespart werden!“. Edathy, der sich bereits im letzten Jahr für eine Unterstützung seitens des Landes für das OHM eingesetzt hatte, will sich auch weiterhin für das Museum verwenden. Für ihn, der zu den jüngeren Abgeordneten zählt, ist Kultur der Schlüssel in eine erfolg- reiche Zukunft. OHM-Chef Dieter Lonchant stellte sodann geplante bauliche Maßnahmen und museale Projekte vor. So soll 2004 in Nienburg ein Symposium zum Thema Der Feldzug Napo- leons durch Ostpreußenstattfinden. Wegen der grenzüberschreitenden Thematik und der vorgesehenen internationalen Beteiligung sieht Edathy Chancen für eine Förderung durch den Bund. Gerade die völkerverbindende Arbeit, ist ein besonders bemerkenswerter Teil Ihres erfolg- reichen Engagements, so der MdB. In der November-Ausgabe berichten wir über ein für Oktober verabredetes Gespräch mit dem CDU-Bundestagsabgeordneten Walter Link (Diepholz). LRL Adress- aufkleber Zu Gast im historischen Traufenhaus:. MdB Sebas- tian Edathy (Foto Mitte) und Repräsentanten des Ost deutschen Heimatmuseums (OHM) Klaus Praßler, Bernd Brieber, Heinz Intemann, Dieter Lonchant, Karl-Heinz Schroeder und Werner Hoffmann.

description

Informationen des Ostdeutschen Heimatmuseums

Transcript of Neue Zeitung Nr. 07 2. Jahrgang 2003

Page 1: Neue Zeitung Nr. 07  2. Jahrgang 2003

NEUE

ZEITUNG

„Sie sind aus Nienburg nicht

mehr wegzudenken!“ MdB Edathy lobt das OHM und erklärt Beitritt

„Sie sind eine Bereicherung des Bildungsan-

gebotes und der Kulturlandschaft im Nienbur-

ger Raum. Aus diesem Grund sind Sie auch

nicht mehr wegzudenken!“ so einer der ersten

Sätze des Nienburger Bundestagsabgeordneten

Sebastian Edathy (SPD) bei einem kürzlich

erfolgten Besuch.

Ziel des Treffens, an dem Repräsentanten des

OHM teilnahmen, war eine Aussprache mit

dem Abgeordneten, der dabei über seine Ak-

tivitäten in aller Ausführlichkeit berichtete,

aber auch die umfassende Vorstellung der Ar-

beit des Ostdeutschen Heimatmuseums.

Ein wichtiger Punkt waren Fördermöglichkei-

ten des Bundes, des Landes und der Kommu-

nen. Dazu OHM-Vize Karl-Heinz Schroeder:

„Auch in Zeiten knapper Kassen darf die Kul-

tur nicht kaputtgespart werden!“.

Edathy, der sich bereits im letzten Jahr für eine

Unterstützung seitens des Landes für das

OHM eingesetzt hatte, will sich auch weiterhin

für das Museum verwenden.

Für ihn, der zu den jüngeren Abgeordneten

zählt, ist Kultur der Schlüssel in eine erfolg-

reiche Zukunft.

OHM-Chef Dieter Lonchant stellte sodann

geplante bauliche Maßnahmen und museale

Projekte vor. So soll 2004 in Nienburg ein

Symposium zum Thema „Der Feldzug Napo-

leons durch Ostpreußen“ stattfinden. Wegen

der grenzüberschreitenden Thematik und der

vorgesehenen internationalen Beteiligung sieht

Edathy Chancen für eine Förderung durch den

Bund.

„Gerade die völkerverbindende Arbeit, ist ein

besonders bemerkenswerter Teil Ihres erfolg-

reichen Engagements“, so der MdB.

In der November-Ausgabe berichten wir über

ein für Oktober verabredetes Gespräch mit

dem CDU-Bundestagsabgeordneten Walter

Link (Diepholz). LRL

Adress-

aufkleber

Zu Gast im historischen Traufenhaus:. MdB Sebas-

tian Edathy (Foto Mitte) und Repräsentanten des

Ost deutschen Heimatmuseums (OHM) Klaus Praßler,

Bernd Brieber, Heinz Intemann, Dieter Lonchant,

Karl-Heinz Schroeder und Werner Hoffmann.

Page 2: Neue Zeitung Nr. 07  2. Jahrgang 2003

Jahrg. 2003/3 NEUE ZEITUNG Seite 2

Personalnachrichten

Neue Mitglieder im

Marie-Luise Hemme (Nr. 100)

Sebastian Edathy (Nr. 101)

Museumsleiter Dieter Lonchant präsentierte

dieser Tage dem OHM-Vorstand stolz einen

weiteren Stapel neuer Mitgliedsanträge. Nien-

burgs Landtagsabgeordnete Marie-Luise Hem-

me (SPD) reklamiert dabei für sich die Position

„100“ und schließt damit auf zum CDU-

Abgeordneten Karsten Heineking, der sich als

Nummer 75 vor Landrat Heinrich Eggers,

CDU (Nr. 80) hatte einschreiben lassen. Der

Listenplatz 99 ging an den Bürgermeister von

Bartoszyce (Bartenstein / Ostpreußen) Krzystof

Nalecz, der wiederum seinem Landsmann Ja-

nusz Dabrowski (seinerzeit Landrat, heute

Ratsvorsitzender der poln. Partnerstadt Nien-

burgs) folgte, der bereits früher als 50. unter-

schrieben hatte und - zugleich zum Ehrenmit-

glied berufen - in der Museumsabteilung „Ost-

preußen – Danzig“ eine Vitrine betreut.

Dieser Tage besuchte SPD-MdB Sebastian

Edathy das OHM. Er belegt die Mitglieds-

nummer 101. Doch neben den „Promis“ sind

die „Neuen“ aus Stadt und Land im OHM alle-

samt gleichermaßen herzlich willkommen:

Weitere neue „Persönliche Mitglieder“: Cläre

Andermann (Hausfrau, Rohrsen) – Heinz

Brinke (Geschäftsmann, Salzburg / Österreich)

– Heinz Kowalewski (Geschäftsmann / Neustadt

a.Rbg.) – Heinrich Leuchtenberger (Rentier /

Lingen-Ems) – Paul Macht (Verbandsvorsit-

zender / Neustadt a. Rbg) – Käthe Trettin

(Hausfrau / Staffhorst) – Wilko Weise (Dipl.

Ing. / Rohrsen) – Peter Goetze (Oberstleutnant

a.D.) – Anita Hänsch (Hausfrau) – Lutz R.

Lonchant (Abiturient) - Elsa Riedel (Hausfrau)

– Wilhelm Schlemermeyer (Bürgermeister und

Landwirt) – Wieland Stolle (Geschäftsführer) -

Karin Tams (Hausfrau / alle Nienburg).

„Korporative Mitglieder“ (neu Nr. 16): „Hei-

matbund Kreis Reichenbach“ (Selm / NRW).

KULT(O)UR IM VISIER

Auf dem Weg zum

Trink-Stadt-Image ?

(rt) „Image-Pflege“ ist das Zauberwort von

Wirtschaft und öffentlichen Einrichtungen. Wer

kein „Logo“ hat ist nicht „in“. Auch Städte und

Gemeinden wetteifern mit erwünschten Charak-

teristika: „Festspielstadt – Messestadt - Weins-

tadt“.

Nienburg hat da seine speziellen Angebote:

„Friday-Night-Fever – Spargelmarkt – Schei-

benschießen – Nienburger-City-Nacht – Fisch-

erstechen – Theaterfest – Altstadtfest ....“ Offi-

zielles Motto: „In Nienburg ist immer was los

!!!“ So gut – so schön.

Doch mausern sich die innerstädtischen Festivi-

täten zunehmend zu Trink-Feten mit nächtli-

chem Gegröle. Der schmale Fußgängerweg

„Burgmannshof“, in dem sich nicht nur im

Dunklen zwielichtige Gestalten biegen, auch

„Pinkelgasse“ genannt, genießt auch auswärts

seinen Nienburg-spezifischen Ruf.

Dazu verjagen lautstarke Rockbands die letzten

gutwilligen Gäste. Nicht einmal die Oper, lau-

schig „Open-Air“ auf dem Marktplatz konzi-

piert, bleibt von Gläserklang und unpassendem

Geschwätz verschont.

Sicher, manchem gefällt´s, doch per Saldo:

Fest-Besucher und „Sauf-Touristen“ sind zwei-

erlei. Auch bringen per Rucksack Getränke mit-

führende Wandersleute kaum den erhofften

Gewinn für die heimische Wirtschaft. Da fehlt

der Regie Augenmaß.

„Zeige mir deine Freunde und ich sage Dir wer

Du bist“ heiß eine alte Weisheit. Die „Kul-

T(o)ur-Angeboten“ der Stadt sollten auf mehr

Niveau und weniger Feucht-Fröhlichkeit zielen.

Das reiche geistig-künstlerische Innenleben

Nienburgs bedarf der behutsameren Pflege. Ein

„Trink-Image“ tut der Stadt nicht wohl.

Deswegen: gegensteuern! Alle Freunde kulti-

vierter Feste und Veranstaltungen werden´s

danken – auch die phongeplagten Innenstädter.

+ NZ aktuell +++ NZ aktuell +++ NZ aktuell +

+++

Page 3: Neue Zeitung Nr. 07  2. Jahrgang 2003

E

Jahrg. 2003/3 NEUE ZEITUNG Seite 3

Wider

das

Vergessen

Am Morgen des 16. Juni 1953 ziehen 300 Bauarbeiter von der damalige Stalinallee nach Berlin Mitte. Sie

wissen nicht, daß sie zum Marsch in eine Volkserhebung aufgebrochen sind. „Wir fordern Herabsetzung der

Normen!“ steht auf dem Transparent, das sie mittragen.

Die Männer auf den benachbarten Baustellen, lesen das Transparent, werfen die Werkzeuge fort, ziehen mit.

Hunderte folgen, reihen sich ein: Kollegen, Unzufriedene, Erbitterte, Unterdrückte. Bald dröhnt der

Sprechchor: „Kollegen reiht euch ein – wir wollen freie Menschen sein!“ Sie meinen nicht mehr nur die

Normen, sie meinen ein freies Leben in einem freien Staat.

Im „Haus der Ministerien“ harrt verbarrikadiert die SED-Regierung, will verhandeln. Doch die Masse läßt

sich durch Versprechungen nicht hinhalten. Ein Ruf geht durch die Massen: Morgen soll der Generalstreik

die Freiheit erzwingen, nicht nur in Berlin, in der ganzen sowjetischen Besatzungszone.

Am 17. Juni brodelt es zwischen Ostsee und Erzgebirge. 1 Million Menschen gehen auf die Straße:

Kampfansage an Ulbricht und Genossen auch gegen die sowjetischen Besatzer.

In Berlin treffen gegen 8.30 Uhr die Marschsäulen ein mit Zehntausenden von Arbeitern. In der Stadt ruht

die Arbeit. Menschenmassen drängen ins Zentrum. Sie fordern „Freiheit und Einheit für Deutschland“. Am

Brandenburger Tor wird die rote Fahne herunter geholt, die schwarz-rot-goldene Fahne wird gehißt.

Gegen 12.00 Uhr ziehen sowjetische Soldaten und Volkspolizei auf, fahren in die Menschenmenge hinein.

Sie werden der Lage nicht Herr. Gegen 13.30 Uhr wird das Kriegsrecht verhängt.

Schüsse fallen, Standgerichte vollstrecken Todesurteile. Der Volksaufstand bricht zusammen. Es folgen

Verhaftungswelle und Einkerkerung. Tausende Opfer sind zu beklagen.

Der Mut der Deutschen jenseits der Elbe setzt Signale. Bald erheben sich auch die Polen, die Ungarn und die

Tschechen. Doch auch hier schlagen die Sowjets blutig zu.

Glaubt man den Umfragen, weiß heute die übergroße Mehrheit der Deutschen nichts mehr vom Opfergang

der Menschen am 17. Juni 1953.

Die Bundesrepublik hat den einstigen Gedenktag eilfertig abschafft. Die satte Elterngeneration widmet sich

den schönen Dingen des Lebens, die Lehrer können oder wollen nichts wissen von kommunistischer

Unterdrückung auf deutschem Boden und die Jugend weiß von nichts – woher auch?

Das darf so nicht bleiben. Die Deutschen müssen wachgerüttelt werden und die Politik muß endlich

wieder Verantwortung tragen, gerade wenn es um unsere eigenen Dinge geht.

Erst recht, da Tausende Deutsche für Freiheit und Recht Opfer brachten. Der 17. Juni 1953 ist Lehre

und Verpflichtung. Jetzt muß Volkserhebung sein wider das Vergessen.

17. Juni 1953: Berlin – Fäuste und

Steine gegen Sowjet-Panzer

Page 4: Neue Zeitung Nr. 07  2. Jahrgang 2003

Jahrg. 2003/3 NEUE ZEITUNG Seite 4

145 Jahre „Pinsel-Heinrich“

* 1858 Radeburg bei Dresden, † 1929 Berlin

Wenn der Name Heinrich Zille fällt, wird mir

warm und weh ums Herz. Er gehörte zu den

seltenen Menschen, die noch im Elend lächeln

konnten. Zeichnend und malend nahm er der

Last des Lebens die schweren Gewichte. Er war

ein Philosoph der Zeichenfeder und des Pinsels,

ein besessener Arbeiter, der immer unterwegs

war, sein „Milljöh“ einzufangen. In jedem Strich

pocht sein Herzschlag, bei jeder Rundung seiner

Modelle spürt man sein lächelnd-zwinkerndes

Auge, das über die ein wenig verrutschte

Nickelbrille schweifte.

Zwar hat der Feuersturm der „Schlacht um

Berlin“ im Frühling 1945 die Reste jener

zweifelhaften Kaschemmen, Ganoven- und

Pennbrüder-Romantik aus Berlin N und O

hinweggefegt, doch blättert man in den Alben,

spürt man sie wieder, die typische „Berliner

Luft“ der lichtlosen Hinterhöfe, verwanzten

Kellerwohnungen, Obdachlosen-Asyle, Rum-

melplätze, Laubenkolonien, der Kinderspiele um

Mülltonnen und im Rinnstein.

Da werden sie alle wieder lebendig, die

unverwechselbaren Berliner Typen. Arbeiter-

frauen, Kleinbürgerinnen gehörten dazu,

Pickelhauben und Droschkenkutscher, Weiß-

bier-Wirte, Schieber, Zuhälter, Dirnen und

altkluge Kinder mit ihrem frechen berlinischen

Mundwerk.

Einige hat er unsterblich gemacht: Eckensteher

Nante, Blechmaxe, Tippelfrieda, den schönen

Toni, Schmorjule, Piefke und den Rosenkavalier.

Schließlich Paula „mit de Krampfaderbeene“,

Liesa „mit det Jlasoge“ und Else „mit d´n

„Doppelarsch“. Zille war nicht zimperlich in der

Auswahl seiner Mitmenschen. Mit ihnen lebte er,

saß zusammen in den Distillen bei Bouletten,

Brathering, Eisbein mit Sauerkraut oder

Rollmöpsen. Papier und Stift hatte er immer dabei,

wenn er sie „abkonterfeite“ ob in der Raabe-

Diele“, der „Filzlaus“, im „Jägerkeller“, der

„Roten Laterne“, im „Strammen Hund“ oder in

Zilles Stammkneipe, dem „Nußbaum“ in der

Fischerstraße. Er wußte in ihren „Verhältnissen“

besser Bescheid als das Meldeamt oder die

Sittenpolizei.

Eine Welt von Gestern ? Nein, Heinrich Zille ist

nicht überholt. Seine mahnende Anklage, verklärt

vom Lächeln des Berliner Kolorits, hat auch in

unseren Tagen nichts von ihrer künstlerischen und

sittlichen Kraft verloren. Dieter Lonchant

Freiraum für mehr Lebensqualität Blinde und sehende Menschen, die Aufgrund einer Pflege-

bedürftigkeit oder Mehrfachbehinderung ihr Leben gar

nicht oder nur eingeschränkt selbständig gestalten können,

finden in unseren Wohn- und Service - Einrichtungen ein-

fühlsame sowie qualifizierte Betreuung und Pflege.

Das öffnet Freiräume.

ProSENIS Service gem. GMBH –Seniorensitz Parkhaus –Hannoversche Str. 34 – 36

31582 Nienburg, Tel.: 05021 – 7088 / 89

Frohe Arbeit –

ernster Wille!

Mal ´nen Schluck

in de Destille!

Und een bisken

Kille, Kille –

Det hält munter!

Heinrich Zille.

Page 5: Neue Zeitung Nr. 07  2. Jahrgang 2003

Jahrg. 2003/3 NEUE ZEITUNG Seite 5

„Stiepruten“ und Osterwasser

Ostern war in Hinterpommern ein ganz

besonderes Fest. Schon einige Zeit vorher gingen

wir Kinder mit den Eltern in den nahen Wald

und schnitten Birkenzweige für die Osterruten.

Die Zweige wurden in einen wassergefüllten

Krug gesteckt und in einen warmen Raum

gestellt. Ostern hatten die Zweige dann zarte,

kleine, grüne Blätter. Am Ostersonnabend

wurden dann daraus die „Stiepruten“ gebunden.

Am Ostermorgen standen wir alle sehr früh auf,

um möglichst viele Langschläfer zu erwischen,

die mit den Ruten eins auf die Bettdecke

bekommen sollten. Zu erst mußten die Eltern

daran glauben, die sich schlafend stellten, weil

sie uns den Spaß nicht verderben mochten. Wir

riefen: „Stiep, stiep Osterei - schenkst du mir

kein Osterei, stiep ich dir das Hemd entzwei!“

Dann bekamen wir natürlich unsere Eier.

Anschließend wurde versucht, auch bei

Nachbarn und Verwandten ins Haus zu gelangen.

Aber die „Kundigen“ hatten sich oft sicher

verbarrikadiert, denn sie wollten nicht gestiept

werden. Bei den jungen Leuten, die im

heiratsfähigen Alter waren, kamen die Verehrer

oder die Angebeteten eher zum Erfolg. Man

wollte ins Schlafzimmer und das stiepen war nur

ein Vorwand. Ärgerlich war es aber, wenn aus

unerfindlichen Gründen ein anderer, zum

Beispiel der Großvater unter der Decke lauerte.

Wichtig war auch das „Osterwasserholen“, das

lange vor Sonnenaufgang von den jungen Leuten

mit Eimern und Kannen besorgt wurde. Dabei

durfte man nicht sprechen, lachen oder sich

umdrehen. Wer dagegen verstieß, dem wurde

sein Osterwasser zu „Brabbel- oder Schlad-

derwasser“ und dessen Wirkung auf Gesundheit,

Jugend und Schönheit ging verloren. Zu Hause

war das Sprechverbot aufgehoben und Mensch

und Tier wurden damit gewaschen, auch trank

man gern vom kühlen Naß. Aber auch bei

diesem Brauch gab es allerlei Neckereien und

mancher vergaß die strengen Regeln. Geschadet

haben soll es dennoch niemandem.

Inge Koslowski

Rügenwalde,

Steintor

Page 6: Neue Zeitung Nr. 07  2. Jahrgang 2003

Jahrg. 2003/3 NEUE ZEITUNG Seite 6

Im Blick

Der Verband der Vertriebenen im Landkreis Nienburg (VdV) und das Ostdeutsche Heimatmuseum

(OHM) planen die Fusion. Sprecher der Ortsverbände und Landsmannschaften tagten hierzu in Klausur im

Zuge einer Weserfahrt auf der „Kleinen Nienburgerin“. VdV-Vorsitzender, zugleich OHM-Chef Dieter

Lonchant stellte dabei das neue Arbeitskonzept der Organisation mit vereinigter Verwaltung vor. Sitz der

künftig gemeinsam wirkenden Institutionen ist das Traufenhaus in der Nienburger Weserstraße 5.

Quo vadis Europa? Der Bundes-

vorsitzende der Jungen Union,

Philipp Mißfelder, Johann-Hein-

rich Ahlers (MdL) und der Kreis-

verband der Jungen Union Nien-

burg tagten zu diesem Thema im

OHM. Eine Jugendpartnerschaft

zwischen der JU Nienburg und

politischen Jugendverbänden der

Partnerstadt Bartoszyce (Barten-

stein / Polen) sei eine einmalige

Sache, so der Bundesvorsitzende.

Im Herbst wird eine Delegation

der Jungen Union Nienburg sowie

der hiesigen Rotary-Jugend

Bartenstein besuchen.

Fleißige Hände der OHM-Baukolonne ge-

stalteten den Museumsgarten neu.: Platten

schleppen – Platten legen - Begrünen - Zelt

errichten: (v.l.n.r.) Karl-Heinz Artischewski,

Werner Grubert, Willi Tams, Karin Tams,

Lutz R. Lonchant. Nicht im Bild: Dieter

Meister. Zünftig wurde eingeweiht. Die

Damen vom Service ließen sich nicht lum-

pen, tischten auf, was sie hatten. Dazu

allerlei Flüssiges, selbst Bier vom Faß. Dank

an Spender und die Fleißigen hinter den

Kulissen: Teresa Lonchant, Inge Kos-

lowski, Johanna Nagel, Annelie Tannhauer.

Page 7: Neue Zeitung Nr. 07  2. Jahrgang 2003

Jahrg. 2003/3 NEUE ZEITUNG Seite 7

Im Blick

„Gaudeamus igitur ...“ Der OHM

-Clubabend unter dem Motto

„Maibowle“ war ein voller Erfolg.

Die von Kulinaria-Expertin Teresa

Lonchant (r.) und Assistentin

Rosemarie Volger präsentierten

Bowlen fanden bei den wissbe-

gierigen Zuhörerinnen und Zuhören

großen Anklang. Es wurde

ausgiebig probiert und fleißig

notiert. Einige der Rezepte werden

auf vielfachen Wunsch auf Seite

11 dieser Ausgabe veröffentlicht.

Nicht nur im Sommer sind Bowlen

eine schmackhafte Alternative.

Neuer Rekord in Aussicht. Die

neue Ausstellung: „Schiffe &

Schicksale“ ist dabei, den Be-

sucherrekord der vorhergehenden

Schau: „Deutsche Schutz- und

Pachtgebiete“ zu übertreffen. Von

früh bis spät kommen die Gruppen.

Nicht ohne Humor meint OHM-

Vize Karl-Heinz Schroeder:: „Die

Museumsführer müssen wohl bald

hier ihren Wohnsitz nehmen“.

Aus aktuellem Anlaß jetzt vom

Vorstand gestiftet: die „Silberne

-Nadel“. Sie zeigt das Wahr-

zeichen der deutschen Hauptstadt

Berlin, das Brandenburger Tor.

Zum Gedenken an den Volks-

aufstand am 17. Juni 1953 soll sie

künftig am gleichen Tag an ver-

diente Mitglieder verliehen werden.

Erste Träger sind: Erwin Adolf,

Karl-Heinz Artischewski, Walter

Gleich, Werner Grubert, Anna

Holownia, Inge Koslowski, Moni-

ka Kuhl, Lutz R. und Teresa

Lonchant, Johanna Nagel, Klaus

Prassler, Karl-Heinz Schroeder,

Karl-Heinz und Renate Seemeyer,

Gero Sommerfeld, Werner Stirnat,

Karin und Willi Tams.

Page 8: Neue Zeitung Nr. 07  2. Jahrgang 2003

Jahrg. 2003/3 NEUE ZEITUNG Seite 8

Die Teufelshufeisen

zu Schwarzenstein

Zu Schwarzenstein, eine halbe Meile von

Rastenburg entfernt, hingen einst zwei große

Hufeisen in der Kirche. Davon ist eine bekannte

Sage:

Es war daselbst eine Bierwirtin, seinerzeit

Krügerin geheißen, die den Leuten sehr übel das

Bier zumaß. Die soll der Teufel zur Strafe des

Nachts vor die Schmiede geritten haben.

Ungestüm weckte er den Schmied auf und rief:

„Meister beschlagt mir mein Pferd!“

Der Schmied war nun gerade der Bierschenkin

Gevatter. Als er sich über seine Arbeit

hermachte, raunte ihm heimlich eine Stimme zu:

„Gevattermann, seid doch nicht so rasch!“.

Der Schmied, der die Gestalt für ein Pferd

angesehen hatte, erschrak heftig, als er diese

Menschenstimme hörte, die ihm bekannt

deuchte. Weil er aber nicht wußte, was nun zu

tun sei, geriet er aus Angst vor des Teufels

Macht so heftig in Zittern, daß er seine Arbeit

nicht sogleich verrichten konnte. Dadurch

verschob sich der Beschlag um manche Stunde.

Als der Hahn krähte mußte der Teufel das

Reißaus nehmen und ward nie wieder gesehen.

Die Hufeisen fielen neben der bald erstarrten

Frau zu Boden. So entging die Krügerin dem

Beschlag. Sie ist darauf lange krank geblieben.

Herausgeber:

in Zusammenarbeit mit dem

„Verband der Vertriebenen“ (VdV) - Redaktion und

Layout: Lutz R. Lonchant – Gastkommentator: Leo

Warner. Aufl. 700 Expl. - Anschrift: Weserstr. 5 -

31582 Nienburg, Tel.: (05021) 91 15 63 oder Tel. / Fax:

(05021) 92 44 01. Nächste Ausgabe: Februar 20 04.

Die Hufeisen brachte der Schmied in die Kirche.

Dort wurden sie aufgehängt zur Warnung an alle

Bierschenken, die da knapp messen.

Rastenburg

Page 9: Neue Zeitung Nr. 07  2. Jahrgang 2003

E

Jahrg. 2003/3 NEUE ZEITUNG Seite 9

Schlesische Impressionen

Der „Rockagang“

Das gemeinsame Spinnen im Winter fand in

der warmen Stube statt. Da saßen die Frauen

und Mädchen zusammen und man erzählte

sich dabei allerlei Gruselgeschichten und sang

Lieder. Oft kam es zu allerlei derben Scherzen.

Da wurde plötzlich die Tür aufgerissen und

die jungen Burschen warfen einen mit Asche

gefüllten „Oschatopp“ in die ahnungslose

Gesellschaft.

Die Mädchen revanchierten sich, zogen die

Burschen in die Stube und übergossen sie mit

kaltem Wasser. Danach – derart bestraft –

wurden sie zum Kaffee eingeladen, denn

Kaffee schloß stets den „Rockagang“ ab.

Die „Fechter“ vom Tippelmarkt

Der Tippelmarkt war seinerzeit das Breslauer

Fest um den „Gabeljürge“ herum, den Neptun

auf dem Neumarkt. Hier gab´s alles, was die

„Bunzel-Truhe“ zu bieten hatte: vom

Einmachtopf bis zu den Nippis-Figürchen, den

Putten, Schäferinnen und Goldmäusen. Hier

gab´s auch das Stelldichein der Tippelbrüder,

der schlesischen „Fechter“, die nicht vom

Fechten mit dem Säbel, sondern vom ver-

fechten ihres Charmes lebten, ihrer „klenn

verschwiemelte Brantweinoga“.

Rübezahl und die Riesentochter

Carl Hauptmann sinnierte über das

Riesengebirge und den Rübezahl: „Das ist das

große Geheimnis, das Rübezahl als der Geist

des Riesengebirges mit Händen nicht zu

packen ist. Ich glaube, daß Rübezahl in

Urzeiten die Riesentochter zum Weibe nahm.

Und daß das Riesengebirge in seiner

gedehnten Erdwucht und seiner ewigen

Frühlingsfruchtbarkeit selber die verzauberte

Riesentochter ist, die weithin in alle Lande

sichtbar unter dem hellen Sommerhimmel

aufragt, gewaltig gedehnt unter den

nächtlichen Sternen. Und dass Rübezahl der

seit Alters versklavte Riese „Hin und Her“ ist,

weil er für die ewig fruchtbare Riesin wie das

Vogelmännchen für die brütende Vogelfrau zu

sorgen hat.“ Wolfgang Schwarz

Wir bieten an: I a Schlesische Wurst

I a leckere Braten warm oder kalt

I a frische Salate - deftige Suppen mit Einlage

- knusprige Haxen

- kaltes und warmes Buffett

- nach Ihren Wünschen zusammengestellt Fleischerei + Partyservice

Verdener Landstr. 113 - 31582 Nienburg / Holtorf

Telefon: (05021) 41 41 Fax: (05021) 6 58 27

Rathaus zu

Breslau

Page 10: Neue Zeitung Nr. 07  2. Jahrgang 2003

Jahrg. 2003/3 NEUE ZEITUNG Seite 10

Ortsverbände im VdV ORTSVERBAND EYSTRUP Vorsitzender: Herbert Winkler 10 Okt. 15.00 Uhr Gasthaus Brinkmann

Eystrup, Kaffeenachmittag

ORTSVERBAND UCHTE

Vorsitzender: Willi Joseph 24. Sept. und 29. Okt. jeweils 16.00 Uhr

Gasthaus Hofmeister Uchte, Plauderstunde

Landsmannschaften im VdV BERLIN-BRANDENBURG Vorsitzende: Anna Holownia 19. Sept. 14.00 Uhr Bahnhof Nienburg

Fahrt zum Regenwaldhaus in Hannover OST / WESTPREUSSEN – WEICHSEL /

WARTHE

Vorsitzender: Karl - Heinz Artischewski 09. Sept. 12.30 Uhr Bhf. Nienburg Busausflug

nach Düdinghausen, Kaffee / Kuchen,

Straußenfarm, Kutschenfahrt

26. Sept. 15.00 Uhr OHM

24. Okt. 15.00 Uhr OHM jeweils Schabberstunde

POMMERN

Vorsitzender: Walter Gleich 04. Sept. 16.00 Uhr OHM

02. Okt. 16.00 Uhr OHM

Traufenhaus Nienburg jeweils Pommernnachmittag

Es lagen keine Termine vor: OV: Diepenau, Liebenau, Marklohe, Stadt Rehburg

Bad-Rehburg - Winzlar, Steyerberg

LM: Deutsche aus Rußland, Sudetenland, Schlesien

Heimatgruppe Rübezahl

+++ Termine +++ Termine +++ Termine +++

Vorsitzender: Dieter Lonchant

29. Sept. 18.00 Uhr OHM / Traufenhaus - OHM-Club „Weite Meere – ferne Küsten“, Vortrag u. Film

27. Okt. 18.00 Uhr OHM / Traufenhaus – OHM-Club „Erntefest“ – Rezitationen mit Musik,

Zwiebelkuchen und Federweiser

MUSEUM: Sommerpause bis zum 28. September Verband der Vertriebenen im Landkreis Nienburg (VdV)

Vorsitzender: Dieter Lonchant

Kreisverband 17. Okt. 16.00 Uhr OHM / Traufenhaus Nienburg, Kreisdelegiertenversammlung

Page 11: Neue Zeitung Nr. 07  2. Jahrgang 2003

Aus :,,6qn6eq.rnus igitltt" Der ,,@t)T(),(luß" stellt vor:Im Eiü;lfen ß'effer stt,ic6 61erauf ernemfsE, eoff Xeben,ßtn fro|en X)ut' s un6 lqsss rntrpom qffer6esten geben.

ber ß*fer Sie6t6en fceber po(f,

ge$orsam meinemif'rn{e,rsic\tmn 6qs 6lqs , ic6 6qft's arrpor tun6 trrn{e, trin\e, trrnte ...

TipsvomFach:

CheJköchinTeresaLonchant

Berliner PunschZutatenz 2 Flaschen Weißwein, 1 kg Zucker, Yz Flasche Rum, 2 ZitronenAnwendung: In 1 Liter Wasser den Zucker aufkochen, Wein und Rum dazu gießen und erhitzen,Zitronensaft in ein Bowlen-Geftiß gießen, den Punsch aufftillen und heiß servieren.

Potsdamer StangeZutatenz Limonade, helles Bier, ZitronensaftAnwendung: In ein hohes schlankes Glas je zur Hälfte Limonade und Bier gießen und mit einigenTropfen Zitronensaft abschmecken.

t"u(tnqr'ls

Süffige Köstlichkeiten: mal kalt - mal heiß

Berliner BowleZutatenz 2 Flaschen ,,Berliner'Weiße", I FlascheS ekt, Yz Zitrone, ZuckerAnwendung: Weißbier, Sekt und Zitronensaftzusammengießen (vorher gut kühlen), die Zitronen-schale l0 Minuten darin ziehen lassen, nachGeschmack süßen und mit Eiswtirfeln servieren.

Kalte EnteZutatenz 1 Flasche Sekt, 1 Flasche Weißwein, I Zitro-ne, ggf. etwas ZuckerAnwendung: Die Zitrone spiralftirmig in einem Stückschälen, die Schale in das Bowlen-Gefüß hängen, mitWein übergießen und 15 Minuten ziehen lassen. Vordem Anbieten eisgekühlten Sekt dazu gießen, eventuelletwas süßen.

BEERMÄNN RH,ISNNBustouristik fiir Cruppen - Schulen - Betriebe -Kirchen - Clubfahrten in modernen Reisebussen

31608 i\larklohc, Lt-rhcr Siidfcld 1,'l'ele lbn: 05021-2600 + I'1050.'l'clclax: 0501 1 -i5i-t

Page 12: Neue Zeitung Nr. 07  2. Jahrgang 2003

E

Jahrg. 2003/3 NEUE ZEITUNG Seite 12

Dritte „Promi“-Runde erneut voller Erfolg

Weserrundfahrt, Diskussion und

geselliges Miteinander im OHM.

Sie waren dabei: Manfred Bertram,

Bernd Brieber, Walter Bücker,

Harald Ellmenreich, Harald

Frerking, Maximilian Heidenreich,

Heinz Intemann, Dieter Isensee,

Horst Karrasch, Heinz Kastthöfer,

Dieter und Teresa Lonchant, Gerhard

Lilje, Jürgen Lucas, Dr. Eilert

Ommen, Gunter Rahlfs, Wilhelm

Schlemmermeyer, Lutz Sass. (nicht

auf dem Foto): Sebastian Edathy,

Heinrich Eggers, Gero Sommerfeld,

Karl-Heinz Schroeder, Manfred

Tannhauer.

Nach den „Promi“-Runden mit dem ehemaligen Berliner Innensenator Heinrich Lummer („Sicherheit

und Ordnung“), dem seinerzeitigen polnischen Landrat Janusz Dabrowski, Bartenstein / Bartoszyce -

Ostpreußen („Von der Völkerverständigung zur Freundschaft“) ging´s bei der dritten Runde um die

Seefahrt. Passend zur OHM-Ausstellung „Schiffe & Schicksale“ standen im Mittelpunkt Schiffe, die den

Namen „Nienburg“ trugen sowie Windjammer und Motorschiffe, zu denen Nienburger Seeleute

Bindungen hatten und haben. VIPs der Runde und zugleich Referenten waren Fregattenkapitän

Heidenreich und Korvettenkapitän Elmenreich, ehemalige Kommandanten des Bundesmarine-

Trossschiffes „Nienburg“, das verkauft, heute untere Kolumbianischer Flagge Dienst tut.

Organisator, OHM-Beirat Gero Sommerfeld, hatte über 20 Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und

Verwaltung eingeladen, denen OHM-Chef Dieter Lonchant das OHM und sein Wirken vorstellte. Nach

einer amüsanten Weserfahrt auf der Privat-Yacht „Kleine Nienburgerin“ und nach Vorträgen und

Diskussionen kam man sich am Abend bei schmackhaften Speisen und gutem Trunk näher. Die Zahl der

OHM-Mitglieder wurde vermehrt.

Das Museum hat erneut Freunde hinzugewonnen.