grafenwoehr.com Zeitung - 2. Jahrgang - Nr. 01/2009 (DEUTSCH)
Neue Zeitung Nr. 20 5. Jahrgang 2006
-
Upload
ostdeutsches-heimatmuseum-nienburg -
Category
Documents
-
view
215 -
download
1
description
Transcript of Neue Zeitung Nr. 20 5. Jahrgang 2006
NEUE ZEITUNG 5
nebenberuflich Schlesier“ - eine Idee: Nienburg brauct
ein Museum für die Heimat im Osten. Kurzer Hand
kaufte er das gerade verfügbare historische Traufen-
haus in der Weserstraße und zusammen mit Dieter
Lonchant, seit Jahrzehnten der Geschichte und Kultur
der Vertreibungs- und Siedlungsgebiete der Deutschen
verbunden, ging es an die Arbeit. Nach Gründung des
Trägervereins öffnete im Herbst 1996 das „Ostdeut-
sche Heimatmuseum“ (OHM). Nach 10 Jahren ist die
anfängliche „Heimatstube“ nun zum öffentlich aner-
kannten historischen Museum gewachsen, das zugleich
als Zentrum grenzüberschreitender Kulturarbeit weit-
hin Anerkennung findet. In über drei Geschossen prä-
sentieren sich Hinterpommern, Ostbranden-
burg/Preußen, Ost-West-preußen, Danzig, Schlesien
sowie das Sudetenland mit den Siedlungsgebiete von
Deutschen in Osteuropa, Asien und Übersee.
Trotz beengtem Raum werden vielfältigste Exponate
aus Geschichte und Kultur gezeigt, darunter Volks-
trachten, Uniformen, Dokumente, Bilder, Landkarten,
Porzellane, sowie Glas- und Handwerkskunst. Vorträ-
ge und Kulturveranstaltungen ergänzen das Angebot.
Einmalig in Niedersachsen entsteht dieser Tage
Aus dem Inhalt NZ aktuell S. 2
Leserbrief: Germania auf
über 359 Briefmarken
„Salz in der Suppe“ bleibt Brauchtum S. 3
Am ersten Weihnachtsbaum
brannten noch keine Kerzen
Goldenes Handwerk S. 4
Nur wer von ehrlicher
Geburt war durfte Zunft-
meister werden.
Persönlichkeiten S. 5
Mit Preußens Tugenden ge-
gen Preußen: August Bebel
Partnerschaft S. 6
Zu Besuch: Feuerwehr-
und Ärztedelegation
Land und Leute S. 7
Das ehem. Schutzgebiet
Deutsch-Südwest-Afrika
Handel und Wandel S. 8
Die Konsumwelt von
vorgestern
Kunst und Kultur S. 9
Sternstunden des
deutschen Historienfilms
Termine S. 10
Landsmannsch./Freundeskr.
Kulinaria S. 11
Stolzer Heinrich
Denkwürd. Ereignisse S. 12
18. Januar 1871: Gründung
des 2. Deutschen Reiches
▲ Die Abteilung „Preußen“ im OHM präsentiert u.a. Gemälde und seltene in
Vitrinen gesicherte Schaustücke aus der Zeit Friederichs des Großen.
D.L. Das Ostdeutsche Heimatmuseum präsentiert Geschichte und
Kultur der ehemaligen Ostprovinzen des Reiches und seiner Sied-
lungsgebiete in Osteuropa und Übersee. Aus einer anfänglichen
Heimatstube ist in 10 Jahren ein acht Abteilungen umfassendes
Historisches Museum erwachsen, das als Mitglied im
„Museumsverband für Niedersachsen und Bremen“ auch fachli-
che Anerkennung gefunden hat.
Nachdem das neue Domizil in Holtorf auf weitere acht Jahre ge-
sichert ist, passt sich das OHM den jetzt vom Deutschen Muse-
umsbund e.V. beschlossenen „Standards für Museen“ an. Danach
bildet sich der amtierende Arbeitsvorstand um in ein „Museums-
management“ mit qualifizierten Funktionsträgern. Leitbild und
Konzeption haben sich festen Kriterien unterzuordnen: Sammeln,
Bewahren, Forschen, Dokumentieren, Ausstellen und Vermitteln.
Mit Genugtuung stellen wir fest, dass wir aus eigener Erkenntnis
schon frühzeitig die Weichen richtig gestellt haben. Nur beim
Management müssen wir noch ein wenig ergänzen und ggf. nach-
regulieren. Hier ist jeder Museumsfreund aufgerufen, zu prüfen,
ob und wie er sich in unser eingespieltes Museums-Team einbrin-
gen kann. Aufgabe ist und bleibt die objektive Darstellung von
Geschichte und Kultur zur Zeit des historischen Preußen; denn
Brandenburg, Ostpreußen, Westpreußen, Pommern, die Grenz-
mark und Schlesien sind die Hauptzielgebiete unseres Wirkens.
„Standards für Museen“
setzen neue Maßstäbe OHM passt sich Deutschem Museumsbund an
Historisches Museum
Verdener Landstr. 224
in Nienburg-Holtorf
Bushaltestellen und
Parkplätze vor der Tür
Tel. / Fax: 05021 / 91 15 63
Öffnungszeiten:
Di., Do., Fr.
10.00 – 17.00 Uhr
Mi. und So.
14.00 – 17.00 Uhr
und nach
Vereinbarung
Seite 2 NEUE ZEITUNG 5. Jahrg. 2006/20
+ NZ aktuell +++ NZ aktuell +++ NZ aktuell +
+++
Historisches
Museum
Redaktion:
Dieter Lonchant
Korrektur: Inge Koslowski
Auflage: 700 Expl.
Anschrift:
NEUE ZEITUNG
Verdener Landstr. 224 31582 Nienburg-Holtorf
Tel. / Fax:
05021 / 91 15 63 Die in Leserbriefen oder
Kommentaren vertrete-
nen Auffassungen decken
sich nicht unbedingt mit
der Meinung der Redak-
tion.
Ein Leserbrief aus Braunschweig
Auf über 350 Briefmarken:
„Die Germania“
„Am 5. Oktober 2006 nahm ich an einer Ta-
gung in Hannover-Döhren teil, auf der die
NEUE ZEITUNG verteilt wurde. Die Berichte
sind vielfältig und interessant.
Zum Artikel auf Seite 8 (2006/19) „Sinnbild
Deutschlands: Die Germania“ möchte ich als
Danziger und Briefmarkensammler Stellung
nehmen. Es gibt auch weit über 350 verschie-
dene deutsche Briefmarken mit der Germania.
Einige Danziger Marken mit der Abbildung der
GERMANIA habe ich beigefügt.
Zwanzig Ausgaben mit zusammen 240 Seiten
hat die NZ produziert, in den fünf vergange-
nen Jahren je vier der Historie und Kultur zu-
gewandte Nummern. Blättert man zurück, so
bemerkt man, dass ein kleines Geschichtsbuch
entstanden ist, das sich - dem Auftrag des Her-
ausgebers „OHM“ folgend - in der Hauptsache
den Ostprovinzen des ehemaligen Reiches und
den weltweiten Siedlungsgebieten der Deut-
schen widmet.
Dass das Ostdeutsche Heimatmuseum mit sei-
nen Ausstellungen und Veranstaltungen stets
herausragend zu berücksichtigen war, versteht
sich von selbst.
Zuweilen meldete sich auch Leo Warner zu
Wort, über dessen oft scharf gewürzte Gast-
kommentare zu aktuellen, auch politischen
Themen sich einige wenige Parteigänger mo-
kiert hatten. Jetzt häufen sich die Anfragen.
Überraschend viele vermissen „das Salz in der
Suppe“.
Keine Angst – „LW“ lebt noch. Auch 2007
geht er wieder unter Vertrag. Die NZ infor-
miert, motiviert und interessiert. Dazu gehört
die Vermittlung von Wissen aber auch die
Kraft, sich zu artikulieren. Bei der NZ bleibt
die Freiheit der Feder gewahrt. –nt.
Auch 2007 bleibt
„Salz in der Suppe“
Der Maler Paul Wal-
draff zeichnete ein
Brustbild der Germa-
nia mit Kaiserkrone,
Rüstung und Ölzweig.
Das Modell der Ger-
mania-Büste war die
Schauspielerin Anne
von Strantz-Führing,
geb. 1866 in Hamburg
St. Pauli. Sie war u. a.
auch ca. zwei Jahre in
Danzig am Stadtthea-
ter engagiert.“
Günter Deinert
▲ Briefmarke aus der
„Germania-Ausgabe“ des
Kaiserreiches, hier mit
Überdruck (Abstimmungs-
gebiet: „Danzig“ - 1920)
5. Jahrg. 2006 / 20 NEUE ZEITUNG Seite 3
.
Am ersten
Weihnachts-
baum
brannten noch
keine Kerzen
Niemand vermag genau zu sagen, wie alt unser
Weihnachtsbaum wirklich ist. Geschmückte
Weihnachtsbäume tauchten erstmals im späten
16. Jahrhundert auf und dieser Brauch breitete
sich von da an stetig aus. Ein grüner Baum, der
in der Nacht der Geburt Christi neue Früchte
trug, gilt als Mysterium des Welterlösers.
An den ersten Weihnachtsbäumen brannten noch
keine Kerzen, denn Lichter sind erst Anfang des
18. Jahrhunderts nachgewiesen, wobei die
Kerzen sicherlich ein Privileg der Begüterten
waren. Die Christbaumkugeln und das Lametta
sind noch junge Kinder der alten Tradition. Erst
1848 haben die Glasbläser im Thüringer Wald
und im Erzgebirge die ersten Weihnachtskugeln
als Christbaumschmuck hergestellt, die anstelle
der bisher verwendeten roten Äpfel gern
angenommen wurden.
Der am Heiligen Abend im Kerzenlicht
erstrahlende Baum, vorwiegend eine Fichte
und oft zusätzlich geschmückt mit vielen
Köstlichkeiten, ist dazu angetan, den
traumhaften und feierlichen Sinn des
Weihnachtsfestes zu verkörpern. Er, die
Weihnachtskrippe und die Engelspyramide
sind Symbole des neben Ostern wichtigsten
Festes des christlichen Abendlandes.
Dass seit jeher allerlei Geschenke unter dem
Baum ausgebreitet werden, die heimlichen
Wünsche vor allem der Kinder erfüllen,
befördert den Weihnachtsabend zum
bedeutenden deutschen Familienfest.
Je nach Zeitgeschmack und Bedarf finden sich
Gaben unter dem Baum, die einst von einem
Kinderlied so besungen wurden: „Eine Muh,
eine Mäh, eine Tätärätätä…“
◄ Deutsche Weihnacht: Das hieß in der
Kaiserzeit vor allem vaterländische Fest-
tagsfreude. Unter dem Weihnachtsbaum
lagen für die Kinder auch Pickelhaube, Säbel,
Gewehr und Trommel. Gemälde: „Am Weih-
nachtsmorgen“ von J. V. Carstens (um 1900).
Seite 4 NEUE ZEITUNG 5. Jahrg. 2006/20
Nur wer
von ehrlicher
Geburt war
durfte
Zunftmeister
werden
werbes zu groß wurde, begrenzte man die Zahl der
Mitglieder. Die Zünfte bestimmten, wer Meister
werden durfte: Er musste von freier und ehrlicher
Geburt sowie unbescholten sein, lange genug als
Geselle gearbeitet und auf eigene Kosten ein
Meisterstück geschaffen haben.
Nur sonntags und an Feiertagen wurde nicht ge-
arbeitet. Etwa ein Drittel der Erwerbstätigen waren
zumeist ledige Gesellen, die im Haushalt des
Meisters lebten. Verstöße gegen die Zunftordnung
wurden mit empfindlichen Geldstrafen geahndet.
Bei Wiederholung drohte Zunftausschluss und
damit das Ende der gesicherten Existenz. Die
Zünfte schützten ihre Mitglieder und deren
Familien vor Not und schufen mit ihrem
Regelwerk die Grundlage für den Erfolg des
Handwerks in Deutschland.
Während in den mittelalterlichen deutschen Städ-
ten die Kaufleute Gilden gründeten, schlossen sich
die Handwerker der verschiedenen Gewerbezwei-
ge zu Zünften zusammen, um ihre wirtschaftlichen
und politischen Interessen gegenüber der städti-
schen Oberschicht, den reichen Patrizierfamilien,
wirkungsvoller vertreten zu können.
Aufgabe der Zünfte war es, ihr jeweiliges Gewer-
be zu organisieren und zu kontrollieren. Sie
regelten die Ausbildung ihrer Handwerker und die
Arbeitszeiten, nahmen die Meister- und Gesellen-
prüfungen ab und sorgten dafür, dass es keine
Pfuscher in ihren Kreisen gab. Sie setzten die
Löhne fest und verhinderten, dass fremde Hand-
werker innerhalb der Stadt arbeiteten. Nur wer
einer Zunft angehörte, durfte seinen Beruf aus-
üben. Wenn der Wettbewerb innerhalb eines Ge
► Schusterwerkstatt Ende des 19.
Jahrhunderts. Nur wenige konnten
sich speziell gefertigte Schuhe aus
weichem Leder leisten.
5. Jahrg. 2006/20 NEUE ZETUNG Seite 5
Mit Preußens Tugenden
gegen Preußen:
August Bebel
August Bebel wurde am 22. Februar 1840 in
Köln-Deutz geboren. Der Vater war preußischer
Unteroffizier, die Mutter Handschuhnäherin.
Durch den frühen Tod seines Vaters wuchs er in
ärmlichen Verhältnissen auf. Seine außer-
gewöhnliche Bildung eignete er sich in Selbst-
studien an. 1860 bekam er in Leipzig Kontakt
zur Arbeiterbewegung, wurde Abgeordneter im
Reichstag und Führer der Sozialistischen Arbei-
terpartei. Nach Gefängnisaufenthalten verstarb er
am 13. August 1913 in Passugg (Schweiz).
Entscheidend für die Entwicklung des damals
zwanzigjährigen Bebel wurde das rege politi-
sche Leben in Leipzig, das von liberalen und
demokratischen Ideen durchzogen war. Schnell
fand er Kontakte zu den Arbeitervereinen und
wurde 1867 in Jena zu deren Präsidenten ge-
wählt. Ein Jahr vorher hatte er mit Wilhelm
Liebknecht, dem Freund von Karl Marx, und
Friedrich Engels die „Sächsische Volkspartei“
gegründet. Innerhalb der verschiedenen Rich-
tungen in der sozialistischen Bewegung, die in
Teilen die von Lassalle vertretene „preußische
Lösung“ für das Reich bevorzugten, bekannte
er sich zum internationalistischen Marxismus,
nachdem er im Gefängnis „Das Kapital“ (Band
1) von Karl Marx gelesen hatte.
Die Vorstellung von einem freien und einigen
Deutschland, zu dem auch Österreich gehören
sollte, bildete für Bebel eines der Motive, zu-
sammen mit Liebknecht 1869 in Eisenach die
Sozialdemokratische Arbeiterpartei zu gründen,
die 1875 in die Sozialdemokratische Partei
Deutschlands mündete. Bebel wurde ihr glän-
zendster Vertreter im damaligen Reichstag.
Bebel besaß so gut wie alle Tugenden, die als
preußisch gelten. Er war nach allen Berichten
seiner Zeitgenossen, pflichtbewusst, mutig, dis-
zipliniert, ordnungsliebend und sparsam. All
diese Tugenden setzte er im Kampf gegen das
Preußentum ein, in dem er lebte und das er ab-
lehnte. Er und sein Kampf sind ein Teil der
preußischen Geschichte. Hans-Joachim Vogel
◄ August Bebel, der Führer der Sozialdemokratie, exami-
niert den sozialistischen Schriftsteller Karl-Johann
Kautzky. (Karikatur im liberalen „Ulk“, Berlin 1907)
Seite 6 NEUE ZEITUNG 5. Jahrg. 2006/20
Stahlbau Vieregge GmbH & Co. KG Telefon (05021) 97 46-0 Schipse 6 Telefax (05021) 6 26 25 31582 Nienburg [email protected]
◄ Auf Initiative von Ratsherr Dr. Ralf
Weghöft, zugleich einer der drei Sprecher des
hiesigen „Freundeskreises Bartenstein“ konnte
der Partnerstadt Bartoszyce (Bartenstein /
Ostpreußen) im August ein von der Nienburger
Wehr ausgemustertes aber noch voll in Taktes
Löschfahrzeug übergeben werden, dessen Kauf
gemeinsam von der Gemeinde Bartoszyce, dem
„Freundeskreis Bartenstein“ und einem
Sponsor finanzieret wurde. Bei der festlichen
Übergabe waren dabei (v.l.n.r.): Stadtbrand-
meister Harald Ellermann, Ratsherr Dr. Ralf
Weghöft, Gemeindedirektor Zbiegniew Cio-
chowski, Freundeskreissprecher und OHM-
Chef Dieter Lonchant, Sponsor Rainer Hage-
mann und Bartoszyces Fw.-Kreisvorsitzender
Ratsvorsitzender Janusz Dabrowski.
Zu Besuch in Nienburg:
Feuerwehr- und Ärztedelegation
► Eine Ärztedelegation aus Bartoszyce / Bar-
tenstein unter Leitung der dortigen Kranken-
hausdirektorin Irena Marta Kierzkowska be-
suchte im Spätsommer Nienburg. OHM-Vor-
standsmitglied Teresa Lonchant hatte das
Besichtigungsprogramm organisiert: Neubau
Mittelweserklinik und Seniorenheime DRK,
Meerbachbogen und Parkhaus. Die Gäste na-
men Gelegenheit, die hiesigen Arbeits- und
Pflegemaßnahmen zu studieren, deren Anwen-
dung jetzt für das „Szpital Jana Pawla II.“ ge-
prüft werden. Zugleich signalisierte die Mittel-
weserklinik Bereitschaft, überzählige medi-
zinische Geräte nach Bartenstein zu überfüh-
ren. Auf dem Foto (v.l.n.r.) zwei poln. Chef-
ärzte, Mittelweser-Krankenhausgeschäftsfüh-
rer Mirko Papenfuß, die poln. Krankenhausdi-
rektorin und Museumsleiter Dieter Lonchant.
5. Jahrg. 2006/20 NEUE ZEITUNG Seite 7
Am 8. Mai 1883 kaufte der Bremer Tabakhändler
Franz Adolf Lüderitz an der Südwestküste Afrikas
eine später nach ihm benannte Bucht mit 5 Mei-
len Hinterland für 100 Pfund Sterling in Gold und
200 Gewehre samt Zubehör und errichtete dort
eine Zweigniederlassung seines Handelshauses.
1884 und 1885 erfolgte weiterer Landerwerb, der
sich schließlich bis zur Hauptstadt Windhuk hin-
zog.
Die aus den lüderitzschen Erwerbungen
erwachsene spätere kaiserliche Kolonie, mit der
offiziellen Bezeichnung „Schutzgebiet“, umfasste
schließlich eine Fläche von etwa 800.000 qkm mit
200.000 Einwohnern.
Verschiedene Landschaften mit einer von der
Küste her stetig bis auf 1.700 m ansteigenden
gewaltigen Terrassenlandschaft bildeten das
ehemalige deutsche Schutzgebiet, darunter das
Groß-Namaland und die riesige Kalahari-Wüste.
Das ehemalige
Schutzgebiet
Deutsch-
Südwest-
Afrika
► Das Bild zeigt den einstigen Re-
gierungspalast in Windhuk mit dem
Reiterdenkmal, das in Erinnerung an
die deutschen Schutztruppler nach
dem Aufstand der Hereros (1904 –
1908) errichtet wurde.
Das zunächst überwiegend als Viehzuchtland
genutzte Gebiet wickelte den größten Teil des
Verkehrs zunächst mit Zug- und Reittieren ab.
Hervorgerufen durch den Herero-Aufstand
benötigte man kurzfristig ein leistungsfähigeres
Transportsystem.
So entstand in wenigen Jahren mit Feldbahnspur
das vollkommenste Eisenbahnnetz sämtlicher
deutschen Kolonien. Es folgten Postämter und eine
Telegraphenstation.
Das Wirtschaftleben kam zur Blüte, zugleich aber
auch durch Missbrauch weißer Wanderhändler
wuchs Erbitterung bei den Eingeborenen, woraus
sich kriegerische Verwicklungen ergaben.
Mit dem Ende des 1. Weltkrieges verlor Deutsch-
land seine Kolonien. „Deutsch-Südwest“ lebt heute
als selbständiger Staat „Namibia“ fort. Der
Reisende, der die ehemalige Kolonie besucht trifft
allerorten auf Zeugnisse aus deutscher Zeit.
5. Jahrg. 2006/20 NEUE ZEITUNG Seite 8
Die Konsumwelt von vorgestern
► Warenhausszene aus dem Kaufhaus Wertheim in Berlin - Mitte,
Leipziger Straße um 1901. Durch das Massenangebot preisgünstiger
Artikel waren die Kaufhäuser dem Einzelhandel deutlich überlegen
(Damenhemden ab 2,75 Mark, dazu passende Beinkleider für 5,25
Mark.). Dem Ruf des „Billigen“ versuchten die Warenhäuser durch
luxuriöse Ausstattung ihrer Kaufpaläste zu begegnen, um so auch die
„besseren Kreise“ anzulocken.
Aber ein so weit verbreiteter und
ohne große Bedenken gepflegter
Brauch wie heutzutage war damals
der Ratenkauf noch nicht.
Weder besaßen die Warenhausbe-
sitzer noch die Versandhändler jene
Großzügigkeit mit der sie heute die
Käufe der Kunden vorfinanzieren und
diese dabei oft zu unüberlegten An-
schaffungen verlocken, noch hatte die
Mehrzahl der „Konsumenten“ in der
guten alten Zeit jene Mentalität, die
wir heute besitzen. Der Kauf auf
Pump galt weithin als unseriös und
leichtsinnig. Wer zur Zeit der
Urgroßeltern etwas kaufen wollte,
was von den Einkünften nicht ohne
weiteres zu bezahlen war, musste
eben so lange sparen, bis das Geld
beisammen war.
Und wer in Not kam, und irgendeine
Rechnung nicht bezahlen konnte, der
musste – wenn er nicht zu den wohl-
habenden Bürgern gehörte - als
Geldgeber das Leihamt bemühen.
Auch damals beklagte man schon
steigende Preise und die Löhne und
Gehälter hielten nicht Schritt. Doch,
Schulden machte man nicht - das
gehörte sich nicht.
In allen Erinnerungsbüchern aus jener
Zeit - mögen sie die Schattenseiten
des Lebens auch noch so sehr
beklagen – werden als leuchtende
Tugenden des Bürgertums seine
Solidität und seine Sparsamkeit
gepriesen. Gert Richter
Um die Jahrhundertwende 1900 gab es in den Metropolen des Reiches bereits große Warenhäuser,
die sich neben dem „Kleinen Mann“ durch vermehrte qualitätvolle Angebote bald auch um die so-
genannte bessere Gesellschaft als Kunden bemühten. Es gab auch schon „Versandhandlungen“,
die den Leuten die Ware nach Katalog ins Haus schickten. Und es gab Luxusgeschäfte und
„Hoflieferanten“ - ja es gab sogar schon eine Art „Teilzahlungsverträge“, durch die man
Gebrauchsgüter „auf Stottern“ kaufen konnte.
5. Jahrg. 2006/20 NEUE ZEITUNG Seite 9
Der berühmteste Friedrich-der-Große-Dar-
steller der Filmgeschichte, der wie kein
anderer in den Augen seiner Zeitgenossen
wie auch der cineastisch interessierten
Nachwelt eine Übereinstimmung von Rolle
und historischem Vorbild erreichte, war der
geniale Otto Gebühr (1877-1954).
Da Friedrich der Große die meist verfilmte
Persönlichkeit der deutschen Geschichte
ist, kann Gebühr als der bedeutendste
Mime im deutschen Historienfilm gelten.
Er spielte den Preußenkönig in insgesamt
15 Filmen.
Die Gegner der Wiederaufführung dieser
Historienfilme rücken die Streifen gern in
die Nähe nationalsozialistischer Propagan-
da. Bemerkenswerterweise wurden in der
Weimarer Zeit wesentlich mehr Frideri-
cus-Rex-Filme realisiert als im Dritten
Reich. Von den 15 Streifen mit Otto Ge-
bühr wurden nur drei unter Hitler in Szene
gesetzt. Auch gut zwei Drittel der insge-
samt 50 „Preußenfilme“ zwischen 1918
und 1945 entstanden vor der NS-Zeit. Sie
allesamt als Propaganda-Machwerke abzu-
tun ist daher unsinnig. Genauso falsch und
ungerecht ist es, den großen Schauspieler
ob seines Rollenspiels zu verketzern und
die Aufführung seiner Filme zu blockieren.
Sternstunden des
deutschen
Historienfilms Ähnlich wie die deutsche Historienmalerei wird auch der deut-
sche Historienfilm in der Literatur und in den Medien raben-
väterlich behandelt. Dabei gibt es auf diesem Feld der Licht-
spielkunst etliche Meisterwerke zu bestaunen und wieder zu
entdecken. Zudem könnte der weit verbreiteten Geschichtslo-
sigkeit über die Beschäftigung mit dem Historienfilm entgegen-
gewirkt werden. Insbesondere beim von den faden TV-Pro-
grammen weitgehend enttäuschten Fernsehpublikum spürt
man steigendes Interesse an Spielfilmen zu geschichtlichen
Themen. Man fragt sich: Warum sperrt sich das Fernsehen?
▲ Otto Gebühr im letzen Friedrich-der-
Große-Film „Der große König“ (1942).
Seite 10 NEUE ZEITUNG 5. Jahrg. 2006/20
Landsmannschaften
► POMMERN Do. 07. 12. 15.00 Uhr Kanu-Club Adventsfeier
Do. 04. 01. 15.00 Uhr OHM Pommernnachmittag
Do. 01. 02. 15.00 Uhr OHM Pommernnachmittag
► OST/WESTPREUSSEN–DANZIG
Fr. 16. 12. 15.00 Uhr Kanu-Club Adventsfeier
Freundeskreise ► BERLIN-BRANDENBURG
Mo. 11. 12. 15.00 Uhr OHM Adventsfeier
► DIEPENAU (Termine und Ort werden noch
bekannt gegeben)
► EYSTRUP (VdV) Hotel Weber, Eystrup
So. 10. 12. 15.00 Uhr Weihnachtsfeier
Sa. 20. 01. 15.00 Uhr Hauptversammlung
► UCHTE Gasthaus Hofmeister, Uchte
Mi. 20. 11. 15.00 Uhr Plaudernachmittag
(Weitere Termine werden noch bekannt gegeben)
Museumsvorstand
und Redaktion
wünschen ein
besinnliches
Weihnachtsfest
und ein
glückliches
Neues Jahr
Neue Öffnungszeiten: Montag – Freitag 9.30 – 19.00 Uhr, Sonnabend 9.00 – 18.00 Uhr
Adventsbasar Sa. 09. 12. - 11.00 – 18.00 Uhr - Nienburg Posthof
Blockhaus Freundeskreis Bartenstein Teresa Lonchant und Freunde servieren:
Bigos, Ostpreuß. Punsch und Pillkaller
5. Jahrg. 2006/20 NEUE ZEITUNG Seite 11
.
Tipps
vom
Fach:
Chefköchin
Teresa
Lonchant
ProSENIS Service
gem. GmbH
Senioren- und Blindeneinrichtungen
www.prosenis.de
Seniorensitz
Parkhaus
Hannoversche Str. 34-36 31582 Nienburg
Tel: 05021-7088
Fax: 05021-61849 Email: senioreneinrichtung-
nienburg @ prosenis.de
Seniorendomizil
„Im Meerbachbogen“
Im Meerbachbogen 20
31582 Nienburg Tel: 05021-887828
Fax: 05021-887822 Email: senioreneinrichtung-
meerbachbogen @ prosenis.de
Stolzer Heinrich oder
Bratwurst in Biersauce
Das originelle Gericht
aus Zilles Milieu
Zutaten: 4 gebrühte Bratwürste, (fein oder
grob), Milch, Butter, ¼ l Malzbier, ¼ l Weiß-
bier, 12 Pfeffer- und 2 Gewürzkörner, 1 Lor-
beerblatt, 2 Nelken, 100 g Pfefferkuchen, 1
kg Kartoffeln, ¼ l Buttermilch, 1 Zwiebel,
100 g Magerspeck, etwas Butter.
Anwendung: Die Bratwürste durch Milch ziehen
und in zerlassener Butter von allen Seiten schön
braun braten, aus der Pfanne nehmen und warm
stellen. Zerdrückte Pfeffer- und Gewürzkörner,
Lorbeerblatt, Nelken sowie zerdrückten Pfeffer-
kuchen mit dem Malz- und dem Weißbier in das
Bratenfett geben und zur gewünschten Saucenmenge
einkochen lassen.
Lorbeerblatt und Nelken entfernen, die Würste in die
Sauce legen und warm stellen. Kartoffeln schälen,
waschen, in Würfel schneiden und in Salzwasser gar
kochen. Dann das Wasser abgießen, die Kartoffeln
stampfen und unter Zugabe der Buttermilch zu
einem feinen Brei verrühren.
Die Zwiebeln abziehen und mit dem Speck in
Würfel schneiden, in Butter goldbraun braten, dann
über das Kartoffelpüree geben und zu der Wurst
servieren. Dazu wird Rotkohl gereicht.
◄ „Der Wurstmaxe“ mit seiner Wurstlokomotive, die mit Kohlen
beheizt und von einem Pferd gezogen wurde, gehörte in Berlin
Ende des 19. Jahrhunderts zum abendlichen Straßenbild.
Seite 12 NEUE ZEITUNG 5. Jahrg. 2006/20
18. Januar 1871:
Gründung
des
2. Deutschen
Reiches
► Nach erfolgreich verlaufenem Feldzug gegen
Frankreich wird Wilhelm I. am 18. Januar 1871
von Bismarck zum Deutschen Kaiser ausgerufen.
Die kurze und schlicht gehaltene Proklamation
fand im Spiegelsaal des Schlosses zu Versailles
statt. Das Gemälde von Anton von Werner (1843-
1915) zeigt die versammelten deutschen Fürsten
und hohe Militärs.
Gegen Ende des deutsch-französischem Krieges (1870/71) hatten sich die süddeutschen Staaten bereit
erklärt, mit dem von Preußen dominierten „Norddeutschen Bund“ gemeinsam die deutsche Kaiserwürde zu
erneuern, die mit Beendigung des „Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation“ 1806 vakant geworden
war. Hierzu erfolgte die „Erklärung zur dauerhaften Vereinigung“ und - der Aufforderung Bismarcks ent-
sprechend - die namens der deutschen Fürsten und freien Städte durch König Ludwig II. von Bayern an
den preußischen König Wilhelm I. gerichtete Bitte, die Kaiserwürde anzunehmen. Mit der Ausrufung Wil-
helms I. zum Deutschen Kaiser am 18. Januar 1871 wurde damit die „Kleindeutsche Lösung“ unter Aus-
schluss des Hauses Habsburg besiegelt. Dieser Tag gilt seither als Gründungsdatum des 2. Deutschen Rei-
ches, das mit der Abdankung Wilhelm II. als Deutscher Kaiser am 28. 11. 1918 sein Ende fand.
Im Kaiserreich wurde der 18. Januar jeweils festlich begangen. Er stand aber immer im Schatten des
„Sedan-Tages“, der aufgrund des weitgehend kriegsentscheidenden Sieges bei Sedan am 2. September
1870 mit der Gefangennahme des Kaisers Napoleon III. den Sturz der französischen Monarchie bewirkte.