Neue Zeitung Nr. 20 5. Jahrgang 2006

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NEUE ZEITUNG 5 Aus dem Inhalt NZ aktuell S. 2 Leserbrief: Germania auf über 359 Briefmarken „Salz in der Suppe“ bleibt Brauchtum S. 3 Am ersten Weihnachtsbaum brannten noch keine Kerzen Goldenes Handwerk S. 4 Nur wer von ehrlicher Geburt war durfte Zunft- meister werden. Persönlichkeiten S. 5 Mit Preußens Tugenden ge- gen Preußen: August Bebel Partnerschaft S. 6 Zu Besuch: Feuerwehr- und Ärztedelegation Land und Leute S. 7 Das ehem. Schutzgebiet Deutsch-Südwest-Afrika Handel und Wandel S. 8 Die Konsumwelt von vorgestern Kunst und Kultur S. 9 Sternstunden des deutschen Historienfilms Termine S. 10 Landsmannsch./Freundeskr. Kulinaria S. 11 Stolzer Heinrich Denkwürd. Ereignisse S. 12 18. Januar 1871: Gründung des 2. Deutschen Reiches ▲ Die Abteilung „Preußen“ im OHM präsentiert u.a. Gemälde und seltene in Vitrinen gesicherte Schaustücke aus der Zeit Friederichs des Großen. D.L. Das Ostdeutsche Heimatmuseum präsentiert Geschichte und Kultur der ehemaligen Ostprovinzen des Reiches und seiner Sied- lungsgebiete in Osteuropa und Übersee. Aus einer anfänglichen Heimatstube ist in 10 Jahren ein acht Abteilungen umfassendes Historisches Museum erwachsen, das als Mitglied im „Museumsverband für Niedersachsen und Bremen“ auch fachli- che Anerkennung gefunden hat. Nachdem das neue Domizil in Holtorf auf weitere acht Jahre ge- sichert ist, passt sich das OHM den jetzt vom Deutschen Muse- umsbund e.V. beschlossenen „Standards für Museen“ an. Danach bildet sich der amtierende Arbeitsvorstand um in ein Museums- managementmit qualifizierten Funktionsträgern. Leitbild und Konzeption haben sich festen Kriterien unterzuordnen: Sammeln, Bewahren, Forschen, Dokumentieren, Ausstellen und Vermitteln. Mit Genugtuung stellen wir fest, dass wir aus eigener Erkenntnis schon frühzeitig die Weichen richtig gestellt haben. Nur beim Management müssen wir noch ein wenig ergänzen und ggf. nach- regulieren. Hier ist jeder Museumsfreund aufgerufen, zu prüfen, ob und wie er sich in unser eingespieltes Museums-Team einbrin- gen kann. Aufgabe ist und bleibt die objektive Darstellung von Geschichte und Kultur zur Zeit des historischen Preußen; denn Brandenburg, Ostpreußen, Westpreußen, Pommern, die Grenz- mark und Schlesien sind die Hauptzielgebiete unseres Wirkens. „Standards für Museen“ setzen neue Maßstäbe OHM passt sich Deutschem Museumsbund an Historisches Museum Verdener Landstr. 224 in Nienburg-Holtorf Bushaltestellen und Parkplätze vor der Tür Tel. / Fax: 05021 / 91 15 63 Öffnungszeiten: Di., Do., Fr. 10.00 17.00 Uhr Mi. und So. 14.00 17.00 Uhr und nach Vereinbarung

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Informationen des Ostdeutschen Heimatmuseums

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Page 1: Neue Zeitung Nr. 20  5. Jahrgang 2006

NEUE ZEITUNG 5

nebenberuflich Schlesier“ - eine Idee: Nienburg brauct

ein Museum für die Heimat im Osten. Kurzer Hand

kaufte er das gerade verfügbare historische Traufen-

haus in der Weserstraße und zusammen mit Dieter

Lonchant, seit Jahrzehnten der Geschichte und Kultur

der Vertreibungs- und Siedlungsgebiete der Deutschen

verbunden, ging es an die Arbeit. Nach Gründung des

Trägervereins öffnete im Herbst 1996 das „Ostdeut-

sche Heimatmuseum“ (OHM). Nach 10 Jahren ist die

anfängliche „Heimatstube“ nun zum öffentlich aner-

kannten historischen Museum gewachsen, das zugleich

als Zentrum grenzüberschreitender Kulturarbeit weit-

hin Anerkennung findet. In über drei Geschossen prä-

sentieren sich Hinterpommern, Ostbranden-

burg/Preußen, Ost-West-preußen, Danzig, Schlesien

sowie das Sudetenland mit den Siedlungsgebiete von

Deutschen in Osteuropa, Asien und Übersee.

Trotz beengtem Raum werden vielfältigste Exponate

aus Geschichte und Kultur gezeigt, darunter Volks-

trachten, Uniformen, Dokumente, Bilder, Landkarten,

Porzellane, sowie Glas- und Handwerkskunst. Vorträ-

ge und Kulturveranstaltungen ergänzen das Angebot.

Einmalig in Niedersachsen entsteht dieser Tage

Aus dem Inhalt NZ aktuell S. 2

Leserbrief: Germania auf

über 359 Briefmarken

„Salz in der Suppe“ bleibt Brauchtum S. 3

Am ersten Weihnachtsbaum

brannten noch keine Kerzen

Goldenes Handwerk S. 4

Nur wer von ehrlicher

Geburt war durfte Zunft-

meister werden.

Persönlichkeiten S. 5

Mit Preußens Tugenden ge-

gen Preußen: August Bebel

Partnerschaft S. 6

Zu Besuch: Feuerwehr-

und Ärztedelegation

Land und Leute S. 7

Das ehem. Schutzgebiet

Deutsch-Südwest-Afrika

Handel und Wandel S. 8

Die Konsumwelt von

vorgestern

Kunst und Kultur S. 9

Sternstunden des

deutschen Historienfilms

Termine S. 10

Landsmannsch./Freundeskr.

Kulinaria S. 11

Stolzer Heinrich

Denkwürd. Ereignisse S. 12

18. Januar 1871: Gründung

des 2. Deutschen Reiches

▲ Die Abteilung „Preußen“ im OHM präsentiert u.a. Gemälde und seltene in

Vitrinen gesicherte Schaustücke aus der Zeit Friederichs des Großen.

D.L. Das Ostdeutsche Heimatmuseum präsentiert Geschichte und

Kultur der ehemaligen Ostprovinzen des Reiches und seiner Sied-

lungsgebiete in Osteuropa und Übersee. Aus einer anfänglichen

Heimatstube ist in 10 Jahren ein acht Abteilungen umfassendes

Historisches Museum erwachsen, das als Mitglied im

„Museumsverband für Niedersachsen und Bremen“ auch fachli-

che Anerkennung gefunden hat.

Nachdem das neue Domizil in Holtorf auf weitere acht Jahre ge-

sichert ist, passt sich das OHM den jetzt vom Deutschen Muse-

umsbund e.V. beschlossenen „Standards für Museen“ an. Danach

bildet sich der amtierende Arbeitsvorstand um in ein „Museums-

management“ mit qualifizierten Funktionsträgern. Leitbild und

Konzeption haben sich festen Kriterien unterzuordnen: Sammeln,

Bewahren, Forschen, Dokumentieren, Ausstellen und Vermitteln.

Mit Genugtuung stellen wir fest, dass wir aus eigener Erkenntnis

schon frühzeitig die Weichen richtig gestellt haben. Nur beim

Management müssen wir noch ein wenig ergänzen und ggf. nach-

regulieren. Hier ist jeder Museumsfreund aufgerufen, zu prüfen,

ob und wie er sich in unser eingespieltes Museums-Team einbrin-

gen kann. Aufgabe ist und bleibt die objektive Darstellung von

Geschichte und Kultur zur Zeit des historischen Preußen; denn

Brandenburg, Ostpreußen, Westpreußen, Pommern, die Grenz-

mark und Schlesien sind die Hauptzielgebiete unseres Wirkens.

„Standards für Museen“

setzen neue Maßstäbe OHM passt sich Deutschem Museumsbund an

Historisches Museum

Verdener Landstr. 224

in Nienburg-Holtorf

Bushaltestellen und

Parkplätze vor der Tür

Tel. / Fax: 05021 / 91 15 63

Öffnungszeiten:

Di., Do., Fr.

10.00 – 17.00 Uhr

Mi. und So.

14.00 – 17.00 Uhr

und nach

Vereinbarung

Page 2: Neue Zeitung Nr. 20  5. Jahrgang 2006

Seite 2 NEUE ZEITUNG 5. Jahrg. 2006/20

+ NZ aktuell +++ NZ aktuell +++ NZ aktuell +

+++

Historisches

Museum

Redaktion:

Dieter Lonchant

Korrektur: Inge Koslowski

Auflage: 700 Expl.

Anschrift:

NEUE ZEITUNG

Verdener Landstr. 224 31582 Nienburg-Holtorf

Tel. / Fax:

05021 / 91 15 63 Die in Leserbriefen oder

Kommentaren vertrete-

nen Auffassungen decken

sich nicht unbedingt mit

der Meinung der Redak-

tion.

Ein Leserbrief aus Braunschweig

Auf über 350 Briefmarken:

„Die Germania“

„Am 5. Oktober 2006 nahm ich an einer Ta-

gung in Hannover-Döhren teil, auf der die

NEUE ZEITUNG verteilt wurde. Die Berichte

sind vielfältig und interessant.

Zum Artikel auf Seite 8 (2006/19) „Sinnbild

Deutschlands: Die Germania“ möchte ich als

Danziger und Briefmarkensammler Stellung

nehmen. Es gibt auch weit über 350 verschie-

dene deutsche Briefmarken mit der Germania.

Einige Danziger Marken mit der Abbildung der

GERMANIA habe ich beigefügt.

Zwanzig Ausgaben mit zusammen 240 Seiten

hat die NZ produziert, in den fünf vergange-

nen Jahren je vier der Historie und Kultur zu-

gewandte Nummern. Blättert man zurück, so

bemerkt man, dass ein kleines Geschichtsbuch

entstanden ist, das sich - dem Auftrag des Her-

ausgebers „OHM“ folgend - in der Hauptsache

den Ostprovinzen des ehemaligen Reiches und

den weltweiten Siedlungsgebieten der Deut-

schen widmet.

Dass das Ostdeutsche Heimatmuseum mit sei-

nen Ausstellungen und Veranstaltungen stets

herausragend zu berücksichtigen war, versteht

sich von selbst.

Zuweilen meldete sich auch Leo Warner zu

Wort, über dessen oft scharf gewürzte Gast-

kommentare zu aktuellen, auch politischen

Themen sich einige wenige Parteigänger mo-

kiert hatten. Jetzt häufen sich die Anfragen.

Überraschend viele vermissen „das Salz in der

Suppe“.

Keine Angst – „LW“ lebt noch. Auch 2007

geht er wieder unter Vertrag. Die NZ infor-

miert, motiviert und interessiert. Dazu gehört

die Vermittlung von Wissen aber auch die

Kraft, sich zu artikulieren. Bei der NZ bleibt

die Freiheit der Feder gewahrt. –nt.

Auch 2007 bleibt

„Salz in der Suppe“

Der Maler Paul Wal-

draff zeichnete ein

Brustbild der Germa-

nia mit Kaiserkrone,

Rüstung und Ölzweig.

Das Modell der Ger-

mania-Büste war die

Schauspielerin Anne

von Strantz-Führing,

geb. 1866 in Hamburg

St. Pauli. Sie war u. a.

auch ca. zwei Jahre in

Danzig am Stadtthea-

ter engagiert.“

Günter Deinert

▲ Briefmarke aus der

„Germania-Ausgabe“ des

Kaiserreiches, hier mit

Überdruck (Abstimmungs-

gebiet: „Danzig“ - 1920)

Page 3: Neue Zeitung Nr. 20  5. Jahrgang 2006

5. Jahrg. 2006 / 20 NEUE ZEITUNG Seite 3

.

Am ersten

Weihnachts-

baum

brannten noch

keine Kerzen

Niemand vermag genau zu sagen, wie alt unser

Weihnachtsbaum wirklich ist. Geschmückte

Weihnachtsbäume tauchten erstmals im späten

16. Jahrhundert auf und dieser Brauch breitete

sich von da an stetig aus. Ein grüner Baum, der

in der Nacht der Geburt Christi neue Früchte

trug, gilt als Mysterium des Welterlösers.

An den ersten Weihnachtsbäumen brannten noch

keine Kerzen, denn Lichter sind erst Anfang des

18. Jahrhunderts nachgewiesen, wobei die

Kerzen sicherlich ein Privileg der Begüterten

waren. Die Christbaumkugeln und das Lametta

sind noch junge Kinder der alten Tradition. Erst

1848 haben die Glasbläser im Thüringer Wald

und im Erzgebirge die ersten Weihnachtskugeln

als Christbaumschmuck hergestellt, die anstelle

der bisher verwendeten roten Äpfel gern

angenommen wurden.

Der am Heiligen Abend im Kerzenlicht

erstrahlende Baum, vorwiegend eine Fichte

und oft zusätzlich geschmückt mit vielen

Köstlichkeiten, ist dazu angetan, den

traumhaften und feierlichen Sinn des

Weihnachtsfestes zu verkörpern. Er, die

Weihnachtskrippe und die Engelspyramide

sind Symbole des neben Ostern wichtigsten

Festes des christlichen Abendlandes.

Dass seit jeher allerlei Geschenke unter dem

Baum ausgebreitet werden, die heimlichen

Wünsche vor allem der Kinder erfüllen,

befördert den Weihnachtsabend zum

bedeutenden deutschen Familienfest.

Je nach Zeitgeschmack und Bedarf finden sich

Gaben unter dem Baum, die einst von einem

Kinderlied so besungen wurden: „Eine Muh,

eine Mäh, eine Tätärätätä…“

◄ Deutsche Weihnacht: Das hieß in der

Kaiserzeit vor allem vaterländische Fest-

tagsfreude. Unter dem Weihnachtsbaum

lagen für die Kinder auch Pickelhaube, Säbel,

Gewehr und Trommel. Gemälde: „Am Weih-

nachtsmorgen“ von J. V. Carstens (um 1900).

Page 4: Neue Zeitung Nr. 20  5. Jahrgang 2006

Seite 4 NEUE ZEITUNG 5. Jahrg. 2006/20

Nur wer

von ehrlicher

Geburt war

durfte

Zunftmeister

werden

werbes zu groß wurde, begrenzte man die Zahl der

Mitglieder. Die Zünfte bestimmten, wer Meister

werden durfte: Er musste von freier und ehrlicher

Geburt sowie unbescholten sein, lange genug als

Geselle gearbeitet und auf eigene Kosten ein

Meisterstück geschaffen haben.

Nur sonntags und an Feiertagen wurde nicht ge-

arbeitet. Etwa ein Drittel der Erwerbstätigen waren

zumeist ledige Gesellen, die im Haushalt des

Meisters lebten. Verstöße gegen die Zunftordnung

wurden mit empfindlichen Geldstrafen geahndet.

Bei Wiederholung drohte Zunftausschluss und

damit das Ende der gesicherten Existenz. Die

Zünfte schützten ihre Mitglieder und deren

Familien vor Not und schufen mit ihrem

Regelwerk die Grundlage für den Erfolg des

Handwerks in Deutschland.

Während in den mittelalterlichen deutschen Städ-

ten die Kaufleute Gilden gründeten, schlossen sich

die Handwerker der verschiedenen Gewerbezwei-

ge zu Zünften zusammen, um ihre wirtschaftlichen

und politischen Interessen gegenüber der städti-

schen Oberschicht, den reichen Patrizierfamilien,

wirkungsvoller vertreten zu können.

Aufgabe der Zünfte war es, ihr jeweiliges Gewer-

be zu organisieren und zu kontrollieren. Sie

regelten die Ausbildung ihrer Handwerker und die

Arbeitszeiten, nahmen die Meister- und Gesellen-

prüfungen ab und sorgten dafür, dass es keine

Pfuscher in ihren Kreisen gab. Sie setzten die

Löhne fest und verhinderten, dass fremde Hand-

werker innerhalb der Stadt arbeiteten. Nur wer

einer Zunft angehörte, durfte seinen Beruf aus-

üben. Wenn der Wettbewerb innerhalb eines Ge

► Schusterwerkstatt Ende des 19.

Jahrhunderts. Nur wenige konnten

sich speziell gefertigte Schuhe aus

weichem Leder leisten.

Page 5: Neue Zeitung Nr. 20  5. Jahrgang 2006

5. Jahrg. 2006/20 NEUE ZETUNG Seite 5

Mit Preußens Tugenden

gegen Preußen:

August Bebel

August Bebel wurde am 22. Februar 1840 in

Köln-Deutz geboren. Der Vater war preußischer

Unteroffizier, die Mutter Handschuhnäherin.

Durch den frühen Tod seines Vaters wuchs er in

ärmlichen Verhältnissen auf. Seine außer-

gewöhnliche Bildung eignete er sich in Selbst-

studien an. 1860 bekam er in Leipzig Kontakt

zur Arbeiterbewegung, wurde Abgeordneter im

Reichstag und Führer der Sozialistischen Arbei-

terpartei. Nach Gefängnisaufenthalten verstarb er

am 13. August 1913 in Passugg (Schweiz).

Entscheidend für die Entwicklung des damals

zwanzigjährigen Bebel wurde das rege politi-

sche Leben in Leipzig, das von liberalen und

demokratischen Ideen durchzogen war. Schnell

fand er Kontakte zu den Arbeitervereinen und

wurde 1867 in Jena zu deren Präsidenten ge-

wählt. Ein Jahr vorher hatte er mit Wilhelm

Liebknecht, dem Freund von Karl Marx, und

Friedrich Engels die „Sächsische Volkspartei“

gegründet. Innerhalb der verschiedenen Rich-

tungen in der sozialistischen Bewegung, die in

Teilen die von Lassalle vertretene „preußische

Lösung“ für das Reich bevorzugten, bekannte

er sich zum internationalistischen Marxismus,

nachdem er im Gefängnis „Das Kapital“ (Band

1) von Karl Marx gelesen hatte.

Die Vorstellung von einem freien und einigen

Deutschland, zu dem auch Österreich gehören

sollte, bildete für Bebel eines der Motive, zu-

sammen mit Liebknecht 1869 in Eisenach die

Sozialdemokratische Arbeiterpartei zu gründen,

die 1875 in die Sozialdemokratische Partei

Deutschlands mündete. Bebel wurde ihr glän-

zendster Vertreter im damaligen Reichstag.

Bebel besaß so gut wie alle Tugenden, die als

preußisch gelten. Er war nach allen Berichten

seiner Zeitgenossen, pflichtbewusst, mutig, dis-

zipliniert, ordnungsliebend und sparsam. All

diese Tugenden setzte er im Kampf gegen das

Preußentum ein, in dem er lebte und das er ab-

lehnte. Er und sein Kampf sind ein Teil der

preußischen Geschichte. Hans-Joachim Vogel

◄ August Bebel, der Führer der Sozialdemokratie, exami-

niert den sozialistischen Schriftsteller Karl-Johann

Kautzky. (Karikatur im liberalen „Ulk“, Berlin 1907)

Page 6: Neue Zeitung Nr. 20  5. Jahrgang 2006

Seite 6 NEUE ZEITUNG 5. Jahrg. 2006/20

Stahlbau Vieregge GmbH & Co. KG Telefon (05021) 97 46-0 Schipse 6 Telefax (05021) 6 26 25 31582 Nienburg [email protected]

◄ Auf Initiative von Ratsherr Dr. Ralf

Weghöft, zugleich einer der drei Sprecher des

hiesigen „Freundeskreises Bartenstein“ konnte

der Partnerstadt Bartoszyce (Bartenstein /

Ostpreußen) im August ein von der Nienburger

Wehr ausgemustertes aber noch voll in Taktes

Löschfahrzeug übergeben werden, dessen Kauf

gemeinsam von der Gemeinde Bartoszyce, dem

„Freundeskreis Bartenstein“ und einem

Sponsor finanzieret wurde. Bei der festlichen

Übergabe waren dabei (v.l.n.r.): Stadtbrand-

meister Harald Ellermann, Ratsherr Dr. Ralf

Weghöft, Gemeindedirektor Zbiegniew Cio-

chowski, Freundeskreissprecher und OHM-

Chef Dieter Lonchant, Sponsor Rainer Hage-

mann und Bartoszyces Fw.-Kreisvorsitzender

Ratsvorsitzender Janusz Dabrowski.

Zu Besuch in Nienburg:

Feuerwehr- und Ärztedelegation

► Eine Ärztedelegation aus Bartoszyce / Bar-

tenstein unter Leitung der dortigen Kranken-

hausdirektorin Irena Marta Kierzkowska be-

suchte im Spätsommer Nienburg. OHM-Vor-

standsmitglied Teresa Lonchant hatte das

Besichtigungsprogramm organisiert: Neubau

Mittelweserklinik und Seniorenheime DRK,

Meerbachbogen und Parkhaus. Die Gäste na-

men Gelegenheit, die hiesigen Arbeits- und

Pflegemaßnahmen zu studieren, deren Anwen-

dung jetzt für das „Szpital Jana Pawla II.“ ge-

prüft werden. Zugleich signalisierte die Mittel-

weserklinik Bereitschaft, überzählige medi-

zinische Geräte nach Bartenstein zu überfüh-

ren. Auf dem Foto (v.l.n.r.) zwei poln. Chef-

ärzte, Mittelweser-Krankenhausgeschäftsfüh-

rer Mirko Papenfuß, die poln. Krankenhausdi-

rektorin und Museumsleiter Dieter Lonchant.

Page 7: Neue Zeitung Nr. 20  5. Jahrgang 2006

5. Jahrg. 2006/20 NEUE ZEITUNG Seite 7

Am 8. Mai 1883 kaufte der Bremer Tabakhändler

Franz Adolf Lüderitz an der Südwestküste Afrikas

eine später nach ihm benannte Bucht mit 5 Mei-

len Hinterland für 100 Pfund Sterling in Gold und

200 Gewehre samt Zubehör und errichtete dort

eine Zweigniederlassung seines Handelshauses.

1884 und 1885 erfolgte weiterer Landerwerb, der

sich schließlich bis zur Hauptstadt Windhuk hin-

zog.

Die aus den lüderitzschen Erwerbungen

erwachsene spätere kaiserliche Kolonie, mit der

offiziellen Bezeichnung „Schutzgebiet“, umfasste

schließlich eine Fläche von etwa 800.000 qkm mit

200.000 Einwohnern.

Verschiedene Landschaften mit einer von der

Küste her stetig bis auf 1.700 m ansteigenden

gewaltigen Terrassenlandschaft bildeten das

ehemalige deutsche Schutzgebiet, darunter das

Groß-Namaland und die riesige Kalahari-Wüste.

Das ehemalige

Schutzgebiet

Deutsch-

Südwest-

Afrika

► Das Bild zeigt den einstigen Re-

gierungspalast in Windhuk mit dem

Reiterdenkmal, das in Erinnerung an

die deutschen Schutztruppler nach

dem Aufstand der Hereros (1904 –

1908) errichtet wurde.

Das zunächst überwiegend als Viehzuchtland

genutzte Gebiet wickelte den größten Teil des

Verkehrs zunächst mit Zug- und Reittieren ab.

Hervorgerufen durch den Herero-Aufstand

benötigte man kurzfristig ein leistungsfähigeres

Transportsystem.

So entstand in wenigen Jahren mit Feldbahnspur

das vollkommenste Eisenbahnnetz sämtlicher

deutschen Kolonien. Es folgten Postämter und eine

Telegraphenstation.

Das Wirtschaftleben kam zur Blüte, zugleich aber

auch durch Missbrauch weißer Wanderhändler

wuchs Erbitterung bei den Eingeborenen, woraus

sich kriegerische Verwicklungen ergaben.

Mit dem Ende des 1. Weltkrieges verlor Deutsch-

land seine Kolonien. „Deutsch-Südwest“ lebt heute

als selbständiger Staat „Namibia“ fort. Der

Reisende, der die ehemalige Kolonie besucht trifft

allerorten auf Zeugnisse aus deutscher Zeit.

Page 8: Neue Zeitung Nr. 20  5. Jahrgang 2006

5. Jahrg. 2006/20 NEUE ZEITUNG Seite 8

Die Konsumwelt von vorgestern

► Warenhausszene aus dem Kaufhaus Wertheim in Berlin - Mitte,

Leipziger Straße um 1901. Durch das Massenangebot preisgünstiger

Artikel waren die Kaufhäuser dem Einzelhandel deutlich überlegen

(Damenhemden ab 2,75 Mark, dazu passende Beinkleider für 5,25

Mark.). Dem Ruf des „Billigen“ versuchten die Warenhäuser durch

luxuriöse Ausstattung ihrer Kaufpaläste zu begegnen, um so auch die

„besseren Kreise“ anzulocken.

Aber ein so weit verbreiteter und

ohne große Bedenken gepflegter

Brauch wie heutzutage war damals

der Ratenkauf noch nicht.

Weder besaßen die Warenhausbe-

sitzer noch die Versandhändler jene

Großzügigkeit mit der sie heute die

Käufe der Kunden vorfinanzieren und

diese dabei oft zu unüberlegten An-

schaffungen verlocken, noch hatte die

Mehrzahl der „Konsumenten“ in der

guten alten Zeit jene Mentalität, die

wir heute besitzen. Der Kauf auf

Pump galt weithin als unseriös und

leichtsinnig. Wer zur Zeit der

Urgroßeltern etwas kaufen wollte,

was von den Einkünften nicht ohne

weiteres zu bezahlen war, musste

eben so lange sparen, bis das Geld

beisammen war.

Und wer in Not kam, und irgendeine

Rechnung nicht bezahlen konnte, der

musste – wenn er nicht zu den wohl-

habenden Bürgern gehörte - als

Geldgeber das Leihamt bemühen.

Auch damals beklagte man schon

steigende Preise und die Löhne und

Gehälter hielten nicht Schritt. Doch,

Schulden machte man nicht - das

gehörte sich nicht.

In allen Erinnerungsbüchern aus jener

Zeit - mögen sie die Schattenseiten

des Lebens auch noch so sehr

beklagen – werden als leuchtende

Tugenden des Bürgertums seine

Solidität und seine Sparsamkeit

gepriesen. Gert Richter

Um die Jahrhundertwende 1900 gab es in den Metropolen des Reiches bereits große Warenhäuser,

die sich neben dem „Kleinen Mann“ durch vermehrte qualitätvolle Angebote bald auch um die so-

genannte bessere Gesellschaft als Kunden bemühten. Es gab auch schon „Versandhandlungen“,

die den Leuten die Ware nach Katalog ins Haus schickten. Und es gab Luxusgeschäfte und

„Hoflieferanten“ - ja es gab sogar schon eine Art „Teilzahlungsverträge“, durch die man

Gebrauchsgüter „auf Stottern“ kaufen konnte.

Page 9: Neue Zeitung Nr. 20  5. Jahrgang 2006

5. Jahrg. 2006/20 NEUE ZEITUNG Seite 9

Der berühmteste Friedrich-der-Große-Dar-

steller der Filmgeschichte, der wie kein

anderer in den Augen seiner Zeitgenossen

wie auch der cineastisch interessierten

Nachwelt eine Übereinstimmung von Rolle

und historischem Vorbild erreichte, war der

geniale Otto Gebühr (1877-1954).

Da Friedrich der Große die meist verfilmte

Persönlichkeit der deutschen Geschichte

ist, kann Gebühr als der bedeutendste

Mime im deutschen Historienfilm gelten.

Er spielte den Preußenkönig in insgesamt

15 Filmen.

Die Gegner der Wiederaufführung dieser

Historienfilme rücken die Streifen gern in

die Nähe nationalsozialistischer Propagan-

da. Bemerkenswerterweise wurden in der

Weimarer Zeit wesentlich mehr Frideri-

cus-Rex-Filme realisiert als im Dritten

Reich. Von den 15 Streifen mit Otto Ge-

bühr wurden nur drei unter Hitler in Szene

gesetzt. Auch gut zwei Drittel der insge-

samt 50 „Preußenfilme“ zwischen 1918

und 1945 entstanden vor der NS-Zeit. Sie

allesamt als Propaganda-Machwerke abzu-

tun ist daher unsinnig. Genauso falsch und

ungerecht ist es, den großen Schauspieler

ob seines Rollenspiels zu verketzern und

die Aufführung seiner Filme zu blockieren.

Sternstunden des

deutschen

Historienfilms Ähnlich wie die deutsche Historienmalerei wird auch der deut-

sche Historienfilm in der Literatur und in den Medien raben-

väterlich behandelt. Dabei gibt es auf diesem Feld der Licht-

spielkunst etliche Meisterwerke zu bestaunen und wieder zu

entdecken. Zudem könnte der weit verbreiteten Geschichtslo-

sigkeit über die Beschäftigung mit dem Historienfilm entgegen-

gewirkt werden. Insbesondere beim von den faden TV-Pro-

grammen weitgehend enttäuschten Fernsehpublikum spürt

man steigendes Interesse an Spielfilmen zu geschichtlichen

Themen. Man fragt sich: Warum sperrt sich das Fernsehen?

▲ Otto Gebühr im letzen Friedrich-der-

Große-Film „Der große König“ (1942).

Page 10: Neue Zeitung Nr. 20  5. Jahrgang 2006

Seite 10 NEUE ZEITUNG 5. Jahrg. 2006/20

Landsmannschaften

► POMMERN Do. 07. 12. 15.00 Uhr Kanu-Club Adventsfeier

Do. 04. 01. 15.00 Uhr OHM Pommernnachmittag

Do. 01. 02. 15.00 Uhr OHM Pommernnachmittag

► OST/WESTPREUSSEN–DANZIG

Fr. 16. 12. 15.00 Uhr Kanu-Club Adventsfeier

Freundeskreise ► BERLIN-BRANDENBURG

Mo. 11. 12. 15.00 Uhr OHM Adventsfeier

► DIEPENAU (Termine und Ort werden noch

bekannt gegeben)

► EYSTRUP (VdV) Hotel Weber, Eystrup

So. 10. 12. 15.00 Uhr Weihnachtsfeier

Sa. 20. 01. 15.00 Uhr Hauptversammlung

► UCHTE Gasthaus Hofmeister, Uchte

Mi. 20. 11. 15.00 Uhr Plaudernachmittag

(Weitere Termine werden noch bekannt gegeben)

Museumsvorstand

und Redaktion

wünschen ein

besinnliches

Weihnachtsfest

und ein

glückliches

Neues Jahr

Neue Öffnungszeiten: Montag – Freitag 9.30 – 19.00 Uhr, Sonnabend 9.00 – 18.00 Uhr

Adventsbasar Sa. 09. 12. - 11.00 – 18.00 Uhr - Nienburg Posthof

Blockhaus Freundeskreis Bartenstein Teresa Lonchant und Freunde servieren:

Bigos, Ostpreuß. Punsch und Pillkaller

Page 11: Neue Zeitung Nr. 20  5. Jahrgang 2006

5. Jahrg. 2006/20 NEUE ZEITUNG Seite 11

.

Tipps

vom

Fach:

Chefköchin

Teresa

Lonchant

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Stolzer Heinrich oder

Bratwurst in Biersauce

Das originelle Gericht

aus Zilles Milieu

Zutaten: 4 gebrühte Bratwürste, (fein oder

grob), Milch, Butter, ¼ l Malzbier, ¼ l Weiß-

bier, 12 Pfeffer- und 2 Gewürzkörner, 1 Lor-

beerblatt, 2 Nelken, 100 g Pfefferkuchen, 1

kg Kartoffeln, ¼ l Buttermilch, 1 Zwiebel,

100 g Magerspeck, etwas Butter.

Anwendung: Die Bratwürste durch Milch ziehen

und in zerlassener Butter von allen Seiten schön

braun braten, aus der Pfanne nehmen und warm

stellen. Zerdrückte Pfeffer- und Gewürzkörner,

Lorbeerblatt, Nelken sowie zerdrückten Pfeffer-

kuchen mit dem Malz- und dem Weißbier in das

Bratenfett geben und zur gewünschten Saucenmenge

einkochen lassen.

Lorbeerblatt und Nelken entfernen, die Würste in die

Sauce legen und warm stellen. Kartoffeln schälen,

waschen, in Würfel schneiden und in Salzwasser gar

kochen. Dann das Wasser abgießen, die Kartoffeln

stampfen und unter Zugabe der Buttermilch zu

einem feinen Brei verrühren.

Die Zwiebeln abziehen und mit dem Speck in

Würfel schneiden, in Butter goldbraun braten, dann

über das Kartoffelpüree geben und zu der Wurst

servieren. Dazu wird Rotkohl gereicht.

◄ „Der Wurstmaxe“ mit seiner Wurstlokomotive, die mit Kohlen

beheizt und von einem Pferd gezogen wurde, gehörte in Berlin

Ende des 19. Jahrhunderts zum abendlichen Straßenbild.

Page 12: Neue Zeitung Nr. 20  5. Jahrgang 2006

Seite 12 NEUE ZEITUNG 5. Jahrg. 2006/20

18. Januar 1871:

Gründung

des

2. Deutschen

Reiches

► Nach erfolgreich verlaufenem Feldzug gegen

Frankreich wird Wilhelm I. am 18. Januar 1871

von Bismarck zum Deutschen Kaiser ausgerufen.

Die kurze und schlicht gehaltene Proklamation

fand im Spiegelsaal des Schlosses zu Versailles

statt. Das Gemälde von Anton von Werner (1843-

1915) zeigt die versammelten deutschen Fürsten

und hohe Militärs.

Gegen Ende des deutsch-französischem Krieges (1870/71) hatten sich die süddeutschen Staaten bereit

erklärt, mit dem von Preußen dominierten „Norddeutschen Bund“ gemeinsam die deutsche Kaiserwürde zu

erneuern, die mit Beendigung des „Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation“ 1806 vakant geworden

war. Hierzu erfolgte die „Erklärung zur dauerhaften Vereinigung“ und - der Aufforderung Bismarcks ent-

sprechend - die namens der deutschen Fürsten und freien Städte durch König Ludwig II. von Bayern an

den preußischen König Wilhelm I. gerichtete Bitte, die Kaiserwürde anzunehmen. Mit der Ausrufung Wil-

helms I. zum Deutschen Kaiser am 18. Januar 1871 wurde damit die „Kleindeutsche Lösung“ unter Aus-

schluss des Hauses Habsburg besiegelt. Dieser Tag gilt seither als Gründungsdatum des 2. Deutschen Rei-

ches, das mit der Abdankung Wilhelm II. als Deutscher Kaiser am 28. 11. 1918 sein Ende fand.

Im Kaiserreich wurde der 18. Januar jeweils festlich begangen. Er stand aber immer im Schatten des

„Sedan-Tages“, der aufgrund des weitgehend kriegsentscheidenden Sieges bei Sedan am 2. September

1870 mit der Gefangennahme des Kaisers Napoleon III. den Sturz der französischen Monarchie bewirkte.