Neue Zeitung Nr. 22 6. Jahrgang 2007
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Transcript of Neue Zeitung Nr. 22 6. Jahrgang 2007
NEUE ZEITUNG 6
nebenberuflich Schlesier“ - eine Idee: Nienburg brauct
ein Museum für die Heimat im Osten. Kurzer Hand
kaufte er das gerade verfügbare historische Traufen-
haus in der Weserstraße und zusammen mit Dieter
Lonchant, seit Jahrzehnten der Geschichte und Kultur
der Vertreibungs- und Siedlungsgebiete der Deutschen
verbunden, ging es an die Arbeit. Nach Gründung des
Trägervereins öffnete im Herbst 1996 das „Ostdeut-
sche Heimatmuseum“ (OHM). Nach 10 Jahren ist die
anfängliche „Heimatstube“ nun zum öffentlich aner-
kannten historischen Museum gewachsen, das zugleich
als Zentrum grenzüberschreitender Kulturarbeit weit-
hin Anerkennung findet. In über drei Geschossen prä-
sentieren sich Hinterpommern, Ostbranden-
burg/Preußen, Ost-West-preußen, Danzig, Schlesien
sowie das Sudetenland mit den Siedlungsgebiete von
Deutschen in Osteuropa, Asien und Übersee.
Trotz beengtem Raum werden vielfältigste Exponate
aus Geschichte und Kultur gezeigt, darunter Volks-
trachten, Uniformen, Dokumente, Bilder, Landkarten,
Porzellane, sowie Glas- und Handwerkskunst. Vorträ-
ge und Kulturveranstaltungen ergänzen das Angebot.
Einmalig in Niedersachsen entsteht dieser Tage
Aus dem Inhalt
NZ aktuell S. 2
275 Jahre Trakehnen Der Kommentar S. 3
Positiver Patriotismus ist
gefragt -
Hoffmann von Fallersleben:
Das „Lied der Deutschen“
Ostprovinzen S. 4
Königsberg: Das Schloß soll
wieder aufgebaut werden
Persönlichkeiten S. 5
Die volkstümliche Barock-
fürstin: Sophie Charlotte
OHM S. 6
St. Valentin ließ grüßen
Museen und Galerien S. 7
Die ersten Museen:
Sammlerkabinette
Siedlungsgebiete S. 8
Die Züge der Donau-
schwaben
Wissenschaft u. Technik S. 9
Ein Breslauer wurde
Lokomotivenkönig
Termine S. 10
Tag der offenen Tür zum
Internationalen Museumstag
Freundeskreise, Verbände
Kulinaria S. 11
Berliner Napfpfannkuchen
Denkw. Ereignisse S. 12
Der 17. Juni 1953: Volksauf-
stand gegen das SED-
Regime in der „DDR“
(-nt) Die neue Ausstellung des OHM wird ins alte Berlin füh-
ren, die Zeit um die Jahrhundertwende 1900. Nicht Glanz und
Gloria der Gründerjahre, sondern die Welt der „kleinen Leu-
te“ steht im Mittelpunkt der Schau. Sie führt nach Berlin-
Mitte, ins Parochial-Viertel und den Fischerkietz und offenbart
die Schattenseiten des sich im Zuge der industriellen Revolution
entwickelnden kapitalistischen Wirtschafts- und Gesellschafts-
systems.
Vorgestellt werden Holz- und Kohlenfrauen, die tagtäglich ihre
Lasten bis in die obersten Stockwerke der Mietskasernen schleppen
mußten, wo die Betten an Schlafburschen gleich zweimal vermietet
wurden: je zur Tages- und Nachtzeit. Lampenputzer, Leierkasten-
mann, Wurstmaxe, Bimmel-Bolle, Eckensteher und Droschkenkut-
scher erscheinen im Bild ebenso, wie die drei schweren Jungen, die
sich in der Destille zum „Sparverein“ verbanden. Zille offenbart
seine Vorliebe für üppig proportionierte Frauen und führt in Minna
Neumanns „Produkten-Handlung“, einen Lumpenkeller, in dem
manche Ware Absatz fand, deren Herkunft dunkler Quelle ent-
stammte. Und er skizziert das Heer der „Lohnabhängigen“, die in
der ausufernden Reichshauptstadt in wirtschaftlicher Not oft schutz-
los unternehmerischer Willkür ausgesetzt waren.
Als Zeitzeuge hat Heinrich Zille das Berliner „Arme-Leute-Milieu“
mit Pinsel und Stift festgehalten, eine unwiderstehliche Waffe ge-
gen falsche Verklärung. Die Ausstellung mit Bildern und Expona-
ten vermittelt Humor, ist aber zugleich auch mahnende Anklage.
Neue Ausstellung in Vorbereitung
„Zille sein Milljöh“
► Heinrich Zille hat sie so
trefflich zu Papier gebracht,
die „einfachen“ Berliner –
Originale, gefühlvoll ein-
gebettet in soziale Kritik,
gepaart mit zweifelhafter
Ganoven-, Kaschemmen-
und Pennbrüder-Romantik.
Bis heute sind sie im Volk
noch am Leben: Wachtmei-
ster Piefke, Karlineken,
Strohhut-Emil, die Emma,
Zickenschulze und Nante,
der Eckensteher.
Durch die graphische Komik
seiner Bilder hat der
„Pinselheinrich“ die von
ihm dargestellte anklagende
Not seiner Zeit gemildert.
Seite 2 NEUE ZEITUNG 6. Jahrg. 2007 / 22
+ NZ aktuell +++ NZ aktuell +++ NZ aktuell +
+++
Historisches
Museum
Redaktion:
Dieter Lonchant
Korrektur:
Inge Koslowski
Auflage: 700 Expl.
Anschrift:
NEUE ZEITUNG Verdener Landstr. 224
31582 Nienburg-Holtorf
Tel. / Fax:
05021 / 91 15 63
Die in Leserbriefen oder
Kommentaren vertretenen
Auffassungen decken sich
nicht unbedingt mit der
Meinung der Redaktion.
Wir begrüßen
als neue
Mitglieder im OHM:
Hartmut Eickhoff (Bierde), Arno Harborth (Son-
nenborstel), Günter Rathgel (Güglingen), und
Brigitte Hünecke-Brown, Gerhard Munk, Liese-
lotte Pogodda, Werner Schlagowski, Rita
Siedenberg (alle Nienburg).
„275 Jahre
Trakehnen“
Halbtagsfahrt nach Verden ins
Deutsche Pferdemuseum und zum
Domherrenhaus
Dienstag, 26. Juni 2007
Abfahrt: 14.00 Uhr OHM
Rückkehr: 20.00 Uhr.
Kaffeepause ist eingeplant.
Anmeldung: OHM Tel.: 05021 / 91 15 63
Bronzeabguß: Trakehner-Zuchthengst Tempelhüter
6. Jahrg. 2007 / 22 NEUE ZEITUNG Seite 3
.
Es kommentiert
Leo Warner
Positiver
Patriotismus
ist gefragt
Es tat wohl zu hören. Die Vorsitzende des Zen-
tralrates der Juden in Deutschland, Charlotte
Knobloch, hat kürzlich in der evangelischen
Akademie Tutzingen die Deutschen zu mehr
Vaterlandsliebe aufgerufen. Ein positiver Patrio-
tismus sei notwendig, damit sich die Bürger ver-
mehrt für ihr Gemeinwesen einsetzen. „Wenn
wir es schaffen, den Begriff Patriotismus neu
und positiv zu besetzen, können wir den Nazis
Raum entziehen.“
Knobloch hat Recht. Es fehlt in unserem Volk
der Mut zum offenen Bekenntnis zu Heimat und
Vaterland, zu unserer Geschichte und Kultur, die
Bereitschaft die Werte unseres Gemeinwesens
überzeugend zu vermitteln.
Mit bloßer Antihaltung und „Protest-sit-ins“ las-
sen sich Leute nicht aufhalten, die in Verblen-
dung falschen Propheten auf den Leim gehen.
Schon gar nicht hilft da bunte Folklore auf Stadt-
straßen. Was zählt sind Argumente, überzeu-
gende Leitbilder, auch der Wille zum Dialog.
Wer Konfrontation predigt verhärtet Fronten,
treibt Mitläufer endgültig ins andere Lager.
Ein guter Rat: Positiver Patriotismus tut not.
▲ August Heinrich Hoffmann von Fallersleben
(1798 – 1874) ist nicht nur der Dichter von über 500
Kinderliedern und Gedichten, er schuf 1841 auf
Helgoland auch den Text des „Liedes der Deut-
schen: Deutschland, Deutschland über alles …“, der
mit der Melodie Joseph Heydens „Gott erhalte
Franz den Kaiser“ unterlegt wurde. Er beschrieb
Deutschland mit patriotischer Hingabe und ersehnte
sich mit der dritten Liedstrophe Einigkeit und Recht
und Freiheit für das deutsche Vaterland.
Als Literat stritt er gegen Unterdrückung und
Ausbeutung. Ihm gern unterstellter Chauvinismus
war ihm fremd. Reichspräsident Friedrich Ebert
(SPD) erhob das gesamte Lied zur Nationalhymne.
Heute gilt als Nationalhymne nur noch der 3. Vers.
Seite 4 NEUE ZEITUNG 6. Jahrg. 2007/22
Königsberg:
Das Schloß
soll wieder
erstehen
Wenn es nach dem russischen Chefplan-
er für das Gebiet Königsberg geht, wird
das Krönungsschloß der Preußenkönige
bald wieder in altem Glanz erstehen.
Nach einer Meldung des „Spiegel“ ist der
Architekt mit 30 Mitarbeitern dabei, nach
alten Plänen die Fassaden und den 80 Me-
ter hohen Bergfried des mächtigen Bau-
werks originalgetreu zu rekonstruieren. Ein
riesiges Pappmodell steht bereits. Die
Kosten sollen 100 Mio Dollar betragen.
Der nach dem Krieg beschädigte Dom steht
bereits wieder. Gleich daneben, am Ufer
des Pregel, entsteht derzeit das „Fischdorf“
eine Ansammlung von alten Brücken-
häusern und Speicherbauten im Stil des 18.
Jahrhunderts mit Zinnen und Fachwerk.
Auch ganze Wohnviertel will man mit
„historisch stilisierten Häusern“ nachah-
men. Berührungsängste mit dem preus-
sischen Erbe bestehen nicht.
Während Berlin und Potsdam bei der Rekonstruktion ihrer
Stadtschlösser zaudern, geht man in der heute zu Rußland
gehörenden Hauptstadt des ehemaligen Ostpreußen mit
gutem Beispiel voran. Nach dem ehrgeizigen Plan des
Architekten soll die Einweihung des neu errichteten
Schlosses bereits 2010 erfolgen.
Bei uns verwehren Kulturbeflissene den Nachbau histo-
rischer Bauformen, bezeichnen solche Vorhaben als
„Kitsch“ oder blockieren bewusst aus ideologischen
Gründen.
6. Jahrg. 2007 / 22 Neue Zeitung Seite 5
Die volkstümliche
Barockfürstin:
Sophie Charlotte
Sophie Charlotte war eine starke Seele, ihre Re-
ligion war geläutert, ihr Wesen sanft, ihr Geist
über die Lektüre aller guten französischen und
italienischen Bücher gebildet. Bei ihrem Tod
wollte man einen reformierten Geistlichen in ihr
Gemach führen, aber sie sagte: Laßt mich
sterben, ohne zu disputieren! Beklagt mich nicht,
denn jetzt werde ich meine Wißbegierde nach
den Grundsachen der Dinge, die Leibniz nie
erklären konnte, nach Raum und dem Unendli-
chen, nach Sein und Nichtsein stillen, und
meinem Gemahl bereite ich das Schauspiel ei-
ner feierlichen Beisetzung, bei der er wieder
einmal Gelegenheit hat, seine Prachtliebe zu
entfalten.“ Zu ihren Ehren ließ der König den Ort
Lützenburg in Charlottenburg umbenennen.
Friedrich der Große schrieb über seine Großmut-
ter: „Sie war eine Fürstin von ausgezeichneten
Verdiensten. In ihr vereinigten sich alle Reize
ihres Geschlechts mit Anmut des Geistes und
einem aufgeklärten Verstand. Durch sie kam der
Geist der Geselligkeit, wahre Höflichkeit und die
Liebe zu den Künsten und Wissenschaften nach
Preußen. Sie gründete die „Königliche Akade-
mie der Wissenschaften“. Sie berief Leibniz und
viele andere Gelehrte an ihren Hof. Ihre Wißbe-
gierde wollte die Grundursachen der Dinge ken-
nenlernen. Das (nach ihr benannte) Schloß Char-
lottenburg war der Mittelpunkt der Leute von
gutem Geschmack. Allerlei Vergnügungen und
Festlichkeiten jeder Art machten den dortigen
Aufenthalt genußreich und für den Hof glänzend
Die beiden volkstümlichsten Frauen auf Preußens
Thron, Sophie Charlotte (Iburg, Hochstift Osnabrück
1668 – Hannover 1705) und Luise (Hannover 1776 –
Schloß Hohenzieritz bei Neustrelitz 1810), waren
keine Preußinnen von Geburt, sie wurden es durch
Heirat. Als Kurprinz Friedrich, Sohn des Großen
Kurfürsten, in zweiter Ehe sich mit Sophie Charlotte
vermählte, war diese erst 16 Jahre alt. Als der den
Wissenschaften weniger zugetane Friedrich sich und
seiner Gemahlin 1701 die preußische Krone aufsetzte
und damit sich selbst zum König in Preußen machte,
hatte die Königin in Berlin einen Kreis von Gelehrten
und Künstlern um sich versammelt, die Grundlage
schufen für Preußens bedeutendes Geistesleben.
Seite 6 NEUE ZEITUNG 6. Jahrg. 2007 / 22
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Am 14. Februar hatte das OHM zum tradi-
tionellen „Valentins-Empfang“ eingeladen.
Wie in jedem Jahr waren wieder die Spitzen
von Politik, Behörden, Bundeswehr, Polizei,
Kirchen, Vereinen und Verbänden zu Gast.
Nach Grußworten von Bürgermeister
Henning Onkes und stellv. Landrat Klaus
Dera, sowie einer Ansprache des stellv.
Landrats von Bartenstein (Bartoszyce)
Janusz Dabrowski, hielt der Präsident der
Historischen Gesellschaft zu Nienburg,
Hinrich Rübenack, die Oratio.
Nach Ostdeutschen Spezialitäten, kredenzt
von den OHM-Vorstands-Damen, wurden
die Ausstellungen des Museums besichtigt.
St. Valentin ließ grüßen
▲ Volles Haus bescherten die Ehrengäste dem OHM (Foto oben).
Die Promi-Runde: OHM-Chef Dieter Lonchant, stellv. Landrat
Klaus Dera, Anna Dabrowska, stellv. Landrat Janusz Dabrowski
(Bartoszyce), Teresa Lonchant und Präsident HGN Hinrich
Rübenack.
6. Jahrg. 2007 / 22 NEUE ZEITUNG Seite 7
Im 17. Jahrhundert führte der wohl-
habender Niederländer seine Gäste
zuweilen durch sein Kabinett, eine
Sammlung von Gemälden und oft
exotischen Sammlerstücken. Das
Kabinett eines Kaufmanns oder ein-
es Hofbeamten umfaßte gewöhn-
lich nur ein Zimmer, die Schätze
eines Reichen füllten häufig eine
Vielzahl von Räumen.
Diese Sammlungen ließen das
Interesse der Holländer erkennen,
die Geheimnisse der Welt zu erfor-
schen. So besaß ein Bürger zum
Beispiel japanische Lackarbeiten,
einen Elefantenschwanz, Tabaks-
pfeifen, Münzen und Insekten mit
vergoldeten Flügeln. Jeden Zoll
freie Wand bedeckten Gemälde
zeitgenössischer holländischer und
flämischer Maler, wie Rubens,
Rembrandt und Rijn, Jan Vermeer
und Anthonis van Dyck.
Häufig hingen neben Origi-
nalen Kopien. Nicht weniger
als fünf Räume brauchte der
Anatom Frederick Ruysch aus
Amsterdam für seine außer-
gewöhnliche Sammlung anato-
mischer Kuriositäten – Skelette
menschliche Organe und an-
dere Naturalia. Von seiner
Sammlung ließ er für künftige
Gelehrte Stiche anfertigen. Ein
anderer Holländer äußerte sich
über sein Kabinett wie folgt:
„Ich zeige Euch hiermit den
allmächtigen Finger Gottes …
durch seinen Geist und seine
Gnade, die er den Menschen
gewährt hat, damit sie diese
großen verborgenen Wunder
erforschen und sie zum Wohle
anderer Menschen offenbaren
können.“
Die ersten Museen: Sammlerkabinette
Beliebt bei Sammlern waren Kunstgegenstände aller Art, die fantasievolle
Wesen darstellten, exotische Musikinstrumente, Münzen, Porzellane, Lack-
arbeiten, Schmuck und Kleiodien, sowie Pergamente mit Berichten und Daten
zu historischen Ereignissen. Im Laufe der Zeit spezialisierten die Sammler lhre
Imteressen. Das war der Beginn fachlich sortierter Museumsarbeit, die alsbald
befreit von unnützem Beiwerk wissenschaftlich begleitet wurde.
6. Jahrg. 2007 / 22 NEUE ZEITUNG Seite 8
Die Züge der Donauschwaben
In der Schlacht am Kahlernberg bei
Wien (1683) wurde das osmanische
Heer durch die Truppen des Habsbur-
ger Feldherrn Prinz Eugen entschei-
dend zurückgedrängt und nach wei-
teren siegreichen Kämpfen im Frie-
den von Passowitz (1718) Ungarn
von der Türkenherrschaft befreit. Die
Habsburger als legitime Könige Un-
garns beschlossen die Neubesiedlung
der an der mittleren Donau gelegenen
und während der 160-jährigen Tür-
kenherrschaft weithin verödeten und
entvölkerten Gebiete.
Hierzu warb man vor allem in
Schwaben in bitterer Armut lebende
Bauern und Handwerker an, die in
drei „Großen Schwabenzügen“
(1722-26, 1763-73, 1782-87) nach
Ungarn, Banat, Batscherland, Sie-
benbürgen, Slawonien, Syrmien und
die Schwäbische Türkei auswander-
ten. Von Ulm und Kehlheim über
Deggendorf, Wien und Budapest rei-
sten sie donauabwärts mit einfach-
sten Schiffen, den „Ulmer Schach-
teln“ und „Kehlheimer Plätten“, dann
mit Gespannen in ihre neue Heimat.
Dort erhielten die insg. ca. 200.000
Kolonisten erbeigentümlich Boden,
eine 15-jährige Steuerfreiheit und das
Recht ihre Religion, Bräuche, Spra-
che und Musik zu pflegen. Sie kulti-
vieren das Land, gründeten Siedlun-
gen und schufen blühende Landschaf-
ten.
In den 8 donauschwäbischen Ansied-
lungsgebieten entstanden über 1.000
deutsche Städte, Märkte und Gemein-
den.
Nach dem Zweiten Weltkrieg fielen
die deutschstämmigen Bewohner in
Unterdrückung und Verfolgung. Vie-
le suchten den Weg zurück in ihre ur-
sprünglich deutsche Heimat.
▲ Nach der Fahrt donauabwärts mit den „Ulmer Schachteln“ zogen die
schwäbischen Siedler mit Gespannen über Land in ihre neue Heimat.
6. Jahrg. 2007 / 22 NEUE ZEITUNG Seite 9
Im Jahr 1841 trug die „Berlin-Potsdamer
Eisenbahngesellschaft“ dem selbständigen
Maschinenbauer August Borsig an, ihre
beiden defekten amerikanischen Noris-Lo-
komotiven „America“ und „Prussia“ zu
reparieren. Borsig erledigte den Auftrag
und gewann dabei weitere Erkenntnisse,
die er zur Verbesserung seiner eigenen
Maschinen einsetzte. So konnte er noch im
selben Jahr seine nunmehr technisch aus-
gereifte Lok „Borsig“ vorstellen und ge-
wann mit ihr eine Wettbewerbsfahrt mit
einer englischen Maschine.
Darauf erfolgten sofort zwei Bestellungen
der „Berlin-Anhaltinischen Eisenbahn“ und
im weiteren Verlauf Nachbestellungen, die
von Borsigs inzwischen bedeutend erwei-
terten Werkstätten in Berlin zur vollsten
Zufriedenheit seiner Kunden erledigt wur-
den.
1846 verließ die hundertste Lok das Werk.
Mit dem Bau einer neuen Fabrik in Alt-
Moabit (1850) konnte Borsig den größten
Teil des preußischen Lokomotiven-Bedarfs
decken. Ab 1853 erfolgten Lieferungen
auch ins Ausland. Bis zur Gründung des
Deutschen Reiches 1871 produzierten die
Borsigwerke, die auch Eisenbahnzubehör
herstellten, mehr als 2500 Lokomotiven.
Seine marktbeherrschende Stellung brachte
Borsig alsbald den Beinahmen „Lokomoti-
venkönig Deutschlands“ ein.
Aus Borsigs „Dampfschmiede“ stammen
auch die bis heute laufenden Pumpen für
die Fontänen im Park von Sanssouci bei
Potsdam.
▲ 1841 lieferte August Borsig (Breslau 1804 – Berlin 1854) die
erste in Eigenkonstruktion erbaute Lokomotive – 1858 kam aus
„Borsigs Maschinenbau-Anstalt und Eisengießerei“ in der Ber-
liner Chausseestraße bereits die 1.000 Maschine. Borsig war bald
der ungekrönte Lokomotivenkönig Deutschlands. 1854 kaufte er
in Oberschlesien drei Kohlengruben und wurde damit unabhän-
gig von der bisher für die Öfen seiner Eisengießerei und die der
Stahlschmiede verwendeten englischen Steinkohle.
Ein Breslauer
wurde Berlins
Lokomotiven-
König
Seite 10 NEUE ZEITUNG 6. Jahrg. 2007 / 22
Landsmannschaften
POMMERN Sa. 07. 06. 15.00 Uhr OHM Pommernnachmittag
Do. 05. 07. 15.00 Uhr OHM Pommernnachmittag
OST/WESTPREUSSEN–DANZIG
Fr. 22. 06. 15.00 Uhr OHM Ostpreußennachm.
Fr. 20. 07. 15.00 Uhr OHM Ostpreußennachm..
Freundeskreise
BERLIN-BRANDENBURG
Di. 26. 06. 14.00 Uhr OHM Abfahrt nach Verden
Fahrt zum Pferdemuseum
Ausstellung „275 Jahre Trakehnen“
DIEPENAU (Termine und Tagungsort werden noch
bekannt gegeben)
EYSTRUP (VdV) Sommerpause
UCHTE Sommerpause
Tag der
offenen
Tür
im OHM
Museumsführungen
Häppchen und Kaffeetafel
So. 20. Mai 2007 von 10 – 18 Uhr
Am „Internationalen Museumstag“:
Promi-Besuch aus Berlin:
Rainer Eppelmann
Minister für Verteidigung und Abrüstung
im Kabinett de Mezière
Vorsitzender der Berliner Stiftung
„Aufarbeitung des DDR-Unrechts“
besucht am 28. Juni das OHM
Rainer Eppelmann.
6. Jahrg. 2007 / 22 NEUE ZEITUNG Seite 11
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Berliner
Napfpfannkuchen
Zutaten: 30 g Hefe, ½ Tasse lauwarme Milch, 300 g
Butter, 200 g Zucker, 500 g Mehl, 6 Eier, ½ abgerie-
bene Zitronenschale (unbehandelt), 25 g geriebene
Mandeln (halb süß, halb bitter), Salz Muskatblüte, je
100 g Sultaninen Korinthen in Rum eingeweicht, 50
g gehacktes Zitronat, Puderzucker.
Anwendung: Die Hefe mit etwas Zucker und der
lauwarmen Milch anrühren und etwa 15 Minuten bei
Zimmertemperatur stehen lassen.
Die Butter mit dem Zucker in einer Schüssel schau-
mig rühren, Eier und Mehl sowie Hefemischung, Zi-
tronenschale, Mandeln, Salz und Muskatblüte nach
und nach unterrühren und zu einem glatten Teig ver-
arbeiten.
Den Teig an einem warmen Ort solange stehen las-
sen, bis er sich sichtbar vergrößert hat, dann noch-
mals gut durchrühren.
Schließlich die Sultaninen, Korinthen und Zitronen
unterkneten, den Teig in eine gebutterte Napfku-
chenform (etwa 24 cm Durchmesser) füllen und
nochmals an einem warmen Ort gehen lassen bis er
sich weiter vergrößert hat.
Dann den Kuchen bei etwa 200 Grad in den vorge-
heizten Backofen schieben und 50 – 60 Minuten
backen lassen. Anschließend den erkalteten Kuchen
stürzen und mit Puderzucker bestäuben.
„Eene Rosine
kannste nehm´ -
friß aba keene
Fliege!“
Zeichnung von Heinrich Zille
Seite 12 NEUE ZEITUNG 6. Jahrg. 2007 / 22
17. Juni 1953:
Volksaufstand
gegen das
SED-Regime
in der „DDR“
„Der Volksaufstand brach am 17. Juni 1953 los und griff sofort auf die gesamte „DDR“ über. Er
entwickelte sich aus Protestdemonstrationen der Ostberliner Arbeiterschaft gegen die vom „Ministerrat“
der „DDR“ am 28. Mai beschlossene Erhöhung der Arbeitsnormen und nahm schließlich den Charakter
von machtvollen Kundgebungen gegen das kommunistische Regime und für freie und geheime Wahlen an.
Das Regime der „DDR“ konnte sich nur mit Hilfe sowjetischer Besatzungstruppen an der Macht halten.
Diese setzte ihre in der Sowjetzone stationierten Panzerdivisionen ein und schlug den Volksaufstand – wie
drei Jahre später in Ungarn – blutig nieder.
Der 17. Juni, der in der ganzen Welt ungeheures Aufsehen erregte, weil sich zum ersten Mal in der
Geschichte ein waffenloses Volk angesichts sowjetischer Panzer gegen seine Unterdrücker erhoben hatte,
wurde auf einen Beschluß des Deutschen Bundestages vom 3. Juli des gleichen Jahres zum „Tag der
deutschen Einheit erklärt.“ Rudolf Kettlein, Presse- und Informationsamt des Landes Berlin (1961)
Schon seit einiger Zeit hatte die Unzu-
friedenheit unter der Bevölkerung der
„DDR“ aufgrund von Unterdrückung
und Versorgungsmängeln stetig zuge-
nommen. Es kam zu Protestaktionen,
die schließlich zum Streik und zur Er-
hebung Hunderttausender führten.
▲ Fäuste und Steine gegen Panzer: In Ostberlin gingen die streikenden
Arbeiter mit bloßen Händen und Pflastersteinen gegen die sowjetischen
Panzer vor, die am 17. Juni mittags auf dem Leipziger Platz anrollten.
In der gesamten „DDR“ waren 267 Tote und 1.067 Verletzte zu
beklagen. 5.143 Verhaftete wurden zu insgesamt 6.321 Jahren
Zuchthaus verurteilt.