Neue Zeitung Nr. 22 6. Jahrgang 2007

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NEUE ZEITUNG 6 Aus dem Inhalt NZ aktuell S. 2 275 Jahre Trakehnen Der Kommentar S. 3 Positiver Patriotismus ist gefragt - Hoffmann von Fallersleben: Das „Lied der Deutschen“ Ostprovinzen S. 4 Königsberg: Das Schloß soll wieder aufgebaut werden Persönlichkeiten S. 5 Die volkstümliche Barock- fürstin: Sophie Charlotte OHM S. 6 St. Valentin ließ grüßen Museen und Galerien S. 7 Die ersten Museen: Sammlerkabinette Siedlungsgebiete S. 8 Die Züge der Donau- schwaben Wissenschaft u. Technik S. 9 Ein Breslauer wurde Lokomotivenkönig Termine S. 10 Tag der offenen Tür zum Internationalen Museumstag Freundeskreise, Verbände Kulinaria S. 11 Berliner Napfpfannkuchen Denkw. Ereignisse S. 12 Der 17. Juni 1953: Volksauf- stand gegen das SED- Regime in der „DDR“ (-nt) Die neue Ausstellung des OHM wird ins alte Berlin füh- ren, die Zeit um die Jahrhundertwende 1900. Nicht Glanz und Gloria der Gründerjahre, sondern die Welt der „kleinen Leu- te“ steht im Mittelpunkt der Schau. Sie führt nach Berlin- Mitte, ins Parochial-Viertel und den Fischerkietz und offenbart die Schattenseiten des sich im Zuge der industriellen Revolution entwickelnden kapitalistischen Wirtschafts- und Gesellschafts- systems. Vorgestellt werden Holz- und Kohlenfrauen, die tagtäglich ihre Lasten bis in die obersten Stockwerke der Mietskasernen schleppen mußten, wo die Betten an Schlafburschen gleich zweimal vermietet wurden: je zur Tages- und Nachtzeit. Lampenputzer, Leierkasten- mann, Wurstmaxe, Bimmel-Bolle, Eckensteher und Droschkenkut- scher erscheinen im Bild ebenso, wie die drei schweren Jungen, die sich in der Destille zum „Sparvereinverbanden. Zille offenbart seine Vorliebe für üppig proportionierte Frauen und führt in Minna Neumanns „Produkten-Handlung“, einen Lumpenkeller, in dem manche Ware Absatz fand, deren Herkunft dunkler Quelle ent- stammte. Und er skizziert das Heer der „Lohnabhängigen“, die in der ausufernden Reichshauptstadt in wirtschaftlicher Not oft schutz- los unternehmerischer Willkür ausgesetzt waren. Als Zeitzeuge hat Heinrich Zille das Berliner „Arme-Leute-Milieumit Pinsel und Stift festgehalten, eine unwiderstehliche Waffe ge- gen falsche Verklärung. Die Ausstellung mit Bildern und Expona- ten vermittelt Humor, ist aber zugleich auch mahnende Anklage. Neue Ausstellung in Vorbereitung „Zille sein Milljöh“ Heinrich Zille hat sie so trefflich zu Papier gebracht, die „einfachen“ Berliner Originale, gefühlvoll ein- gebettet in soziale Kritik, gepaart mit zweifelhafter Ganoven-, Kaschemmen- und Pennbrüder-Romantik. Bis heute sind sie im Volk noch am Leben: Wachtmei- ster Piefke, Karlineken, Strohhut-Emil, die Emma, Zickenschulze und Nante, der Eckensteher. Durch die graphische Komik seiner Bilder hat der „Pinselheinrich“ die von ihm dargestellte anklagende Not seiner Zeit gemildert.

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Informationen des Ostdeutschen Heimatmuseums

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NEUE ZEITUNG 6

nebenberuflich Schlesier“ - eine Idee: Nienburg brauct

ein Museum für die Heimat im Osten. Kurzer Hand

kaufte er das gerade verfügbare historische Traufen-

haus in der Weserstraße und zusammen mit Dieter

Lonchant, seit Jahrzehnten der Geschichte und Kultur

der Vertreibungs- und Siedlungsgebiete der Deutschen

verbunden, ging es an die Arbeit. Nach Gründung des

Trägervereins öffnete im Herbst 1996 das „Ostdeut-

sche Heimatmuseum“ (OHM). Nach 10 Jahren ist die

anfängliche „Heimatstube“ nun zum öffentlich aner-

kannten historischen Museum gewachsen, das zugleich

als Zentrum grenzüberschreitender Kulturarbeit weit-

hin Anerkennung findet. In über drei Geschossen prä-

sentieren sich Hinterpommern, Ostbranden-

burg/Preußen, Ost-West-preußen, Danzig, Schlesien

sowie das Sudetenland mit den Siedlungsgebiete von

Deutschen in Osteuropa, Asien und Übersee.

Trotz beengtem Raum werden vielfältigste Exponate

aus Geschichte und Kultur gezeigt, darunter Volks-

trachten, Uniformen, Dokumente, Bilder, Landkarten,

Porzellane, sowie Glas- und Handwerkskunst. Vorträ-

ge und Kulturveranstaltungen ergänzen das Angebot.

Einmalig in Niedersachsen entsteht dieser Tage

Aus dem Inhalt

NZ aktuell S. 2

275 Jahre Trakehnen Der Kommentar S. 3

Positiver Patriotismus ist

gefragt -

Hoffmann von Fallersleben:

Das „Lied der Deutschen“

Ostprovinzen S. 4

Königsberg: Das Schloß soll

wieder aufgebaut werden

Persönlichkeiten S. 5

Die volkstümliche Barock-

fürstin: Sophie Charlotte

OHM S. 6

St. Valentin ließ grüßen

Museen und Galerien S. 7

Die ersten Museen:

Sammlerkabinette

Siedlungsgebiete S. 8

Die Züge der Donau-

schwaben

Wissenschaft u. Technik S. 9

Ein Breslauer wurde

Lokomotivenkönig

Termine S. 10

Tag der offenen Tür zum

Internationalen Museumstag

Freundeskreise, Verbände

Kulinaria S. 11

Berliner Napfpfannkuchen

Denkw. Ereignisse S. 12

Der 17. Juni 1953: Volksauf-

stand gegen das SED-

Regime in der „DDR“

(-nt) Die neue Ausstellung des OHM wird ins alte Berlin füh-

ren, die Zeit um die Jahrhundertwende 1900. Nicht Glanz und

Gloria der Gründerjahre, sondern die Welt der „kleinen Leu-

te“ steht im Mittelpunkt der Schau. Sie führt nach Berlin-

Mitte, ins Parochial-Viertel und den Fischerkietz und offenbart

die Schattenseiten des sich im Zuge der industriellen Revolution

entwickelnden kapitalistischen Wirtschafts- und Gesellschafts-

systems.

Vorgestellt werden Holz- und Kohlenfrauen, die tagtäglich ihre

Lasten bis in die obersten Stockwerke der Mietskasernen schleppen

mußten, wo die Betten an Schlafburschen gleich zweimal vermietet

wurden: je zur Tages- und Nachtzeit. Lampenputzer, Leierkasten-

mann, Wurstmaxe, Bimmel-Bolle, Eckensteher und Droschkenkut-

scher erscheinen im Bild ebenso, wie die drei schweren Jungen, die

sich in der Destille zum „Sparverein“ verbanden. Zille offenbart

seine Vorliebe für üppig proportionierte Frauen und führt in Minna

Neumanns „Produkten-Handlung“, einen Lumpenkeller, in dem

manche Ware Absatz fand, deren Herkunft dunkler Quelle ent-

stammte. Und er skizziert das Heer der „Lohnabhängigen“, die in

der ausufernden Reichshauptstadt in wirtschaftlicher Not oft schutz-

los unternehmerischer Willkür ausgesetzt waren.

Als Zeitzeuge hat Heinrich Zille das Berliner „Arme-Leute-Milieu“

mit Pinsel und Stift festgehalten, eine unwiderstehliche Waffe ge-

gen falsche Verklärung. Die Ausstellung mit Bildern und Expona-

ten vermittelt Humor, ist aber zugleich auch mahnende Anklage.

Neue Ausstellung in Vorbereitung

„Zille sein Milljöh“

► Heinrich Zille hat sie so

trefflich zu Papier gebracht,

die „einfachen“ Berliner –

Originale, gefühlvoll ein-

gebettet in soziale Kritik,

gepaart mit zweifelhafter

Ganoven-, Kaschemmen-

und Pennbrüder-Romantik.

Bis heute sind sie im Volk

noch am Leben: Wachtmei-

ster Piefke, Karlineken,

Strohhut-Emil, die Emma,

Zickenschulze und Nante,

der Eckensteher.

Durch die graphische Komik

seiner Bilder hat der

„Pinselheinrich“ die von

ihm dargestellte anklagende

Not seiner Zeit gemildert.

Seite 2 NEUE ZEITUNG 6. Jahrg. 2007 / 22

+ NZ aktuell +++ NZ aktuell +++ NZ aktuell +

+++

Historisches

Museum

Redaktion:

Dieter Lonchant

Korrektur:

Inge Koslowski

Auflage: 700 Expl.

Anschrift:

NEUE ZEITUNG Verdener Landstr. 224

31582 Nienburg-Holtorf

Tel. / Fax:

05021 / 91 15 63

Die in Leserbriefen oder

Kommentaren vertretenen

Auffassungen decken sich

nicht unbedingt mit der

Meinung der Redaktion.

Wir begrüßen

als neue

Mitglieder im OHM:

Hartmut Eickhoff (Bierde), Arno Harborth (Son-

nenborstel), Günter Rathgel (Güglingen), und

Brigitte Hünecke-Brown, Gerhard Munk, Liese-

lotte Pogodda, Werner Schlagowski, Rita

Siedenberg (alle Nienburg).

„275 Jahre

Trakehnen“

Halbtagsfahrt nach Verden ins

Deutsche Pferdemuseum und zum

Domherrenhaus

Dienstag, 26. Juni 2007

Abfahrt: 14.00 Uhr OHM

Rückkehr: 20.00 Uhr.

Kaffeepause ist eingeplant.

Anmeldung: OHM Tel.: 05021 / 91 15 63

Bronzeabguß: Trakehner-Zuchthengst Tempelhüter

6. Jahrg. 2007 / 22 NEUE ZEITUNG Seite 3

.

Es kommentiert

Leo Warner

Positiver

Patriotismus

ist gefragt

Es tat wohl zu hören. Die Vorsitzende des Zen-

tralrates der Juden in Deutschland, Charlotte

Knobloch, hat kürzlich in der evangelischen

Akademie Tutzingen die Deutschen zu mehr

Vaterlandsliebe aufgerufen. Ein positiver Patrio-

tismus sei notwendig, damit sich die Bürger ver-

mehrt für ihr Gemeinwesen einsetzen. „Wenn

wir es schaffen, den Begriff Patriotismus neu

und positiv zu besetzen, können wir den Nazis

Raum entziehen.“

Knobloch hat Recht. Es fehlt in unserem Volk

der Mut zum offenen Bekenntnis zu Heimat und

Vaterland, zu unserer Geschichte und Kultur, die

Bereitschaft die Werte unseres Gemeinwesens

überzeugend zu vermitteln.

Mit bloßer Antihaltung und „Protest-sit-ins“ las-

sen sich Leute nicht aufhalten, die in Verblen-

dung falschen Propheten auf den Leim gehen.

Schon gar nicht hilft da bunte Folklore auf Stadt-

straßen. Was zählt sind Argumente, überzeu-

gende Leitbilder, auch der Wille zum Dialog.

Wer Konfrontation predigt verhärtet Fronten,

treibt Mitläufer endgültig ins andere Lager.

Ein guter Rat: Positiver Patriotismus tut not.

▲ August Heinrich Hoffmann von Fallersleben

(1798 – 1874) ist nicht nur der Dichter von über 500

Kinderliedern und Gedichten, er schuf 1841 auf

Helgoland auch den Text des „Liedes der Deut-

schen: Deutschland, Deutschland über alles …“, der

mit der Melodie Joseph Heydens „Gott erhalte

Franz den Kaiser“ unterlegt wurde. Er beschrieb

Deutschland mit patriotischer Hingabe und ersehnte

sich mit der dritten Liedstrophe Einigkeit und Recht

und Freiheit für das deutsche Vaterland.

Als Literat stritt er gegen Unterdrückung und

Ausbeutung. Ihm gern unterstellter Chauvinismus

war ihm fremd. Reichspräsident Friedrich Ebert

(SPD) erhob das gesamte Lied zur Nationalhymne.

Heute gilt als Nationalhymne nur noch der 3. Vers.

Seite 4 NEUE ZEITUNG 6. Jahrg. 2007/22

Königsberg:

Das Schloß

soll wieder

erstehen

Wenn es nach dem russischen Chefplan-

er für das Gebiet Königsberg geht, wird

das Krönungsschloß der Preußenkönige

bald wieder in altem Glanz erstehen.

Nach einer Meldung des „Spiegel“ ist der

Architekt mit 30 Mitarbeitern dabei, nach

alten Plänen die Fassaden und den 80 Me-

ter hohen Bergfried des mächtigen Bau-

werks originalgetreu zu rekonstruieren. Ein

riesiges Pappmodell steht bereits. Die

Kosten sollen 100 Mio Dollar betragen.

Der nach dem Krieg beschädigte Dom steht

bereits wieder. Gleich daneben, am Ufer

des Pregel, entsteht derzeit das „Fischdorf“

eine Ansammlung von alten Brücken-

häusern und Speicherbauten im Stil des 18.

Jahrhunderts mit Zinnen und Fachwerk.

Auch ganze Wohnviertel will man mit

„historisch stilisierten Häusern“ nachah-

men. Berührungsängste mit dem preus-

sischen Erbe bestehen nicht.

Während Berlin und Potsdam bei der Rekonstruktion ihrer

Stadtschlösser zaudern, geht man in der heute zu Rußland

gehörenden Hauptstadt des ehemaligen Ostpreußen mit

gutem Beispiel voran. Nach dem ehrgeizigen Plan des

Architekten soll die Einweihung des neu errichteten

Schlosses bereits 2010 erfolgen.

Bei uns verwehren Kulturbeflissene den Nachbau histo-

rischer Bauformen, bezeichnen solche Vorhaben als

„Kitsch“ oder blockieren bewusst aus ideologischen

Gründen.

6. Jahrg. 2007 / 22 Neue Zeitung Seite 5

Die volkstümliche

Barockfürstin:

Sophie Charlotte

Sophie Charlotte war eine starke Seele, ihre Re-

ligion war geläutert, ihr Wesen sanft, ihr Geist

über die Lektüre aller guten französischen und

italienischen Bücher gebildet. Bei ihrem Tod

wollte man einen reformierten Geistlichen in ihr

Gemach führen, aber sie sagte: Laßt mich

sterben, ohne zu disputieren! Beklagt mich nicht,

denn jetzt werde ich meine Wißbegierde nach

den Grundsachen der Dinge, die Leibniz nie

erklären konnte, nach Raum und dem Unendli-

chen, nach Sein und Nichtsein stillen, und

meinem Gemahl bereite ich das Schauspiel ei-

ner feierlichen Beisetzung, bei der er wieder

einmal Gelegenheit hat, seine Prachtliebe zu

entfalten.“ Zu ihren Ehren ließ der König den Ort

Lützenburg in Charlottenburg umbenennen.

Friedrich der Große schrieb über seine Großmut-

ter: „Sie war eine Fürstin von ausgezeichneten

Verdiensten. In ihr vereinigten sich alle Reize

ihres Geschlechts mit Anmut des Geistes und

einem aufgeklärten Verstand. Durch sie kam der

Geist der Geselligkeit, wahre Höflichkeit und die

Liebe zu den Künsten und Wissenschaften nach

Preußen. Sie gründete die „Königliche Akade-

mie der Wissenschaften“. Sie berief Leibniz und

viele andere Gelehrte an ihren Hof. Ihre Wißbe-

gierde wollte die Grundursachen der Dinge ken-

nenlernen. Das (nach ihr benannte) Schloß Char-

lottenburg war der Mittelpunkt der Leute von

gutem Geschmack. Allerlei Vergnügungen und

Festlichkeiten jeder Art machten den dortigen

Aufenthalt genußreich und für den Hof glänzend

Die beiden volkstümlichsten Frauen auf Preußens

Thron, Sophie Charlotte (Iburg, Hochstift Osnabrück

1668 – Hannover 1705) und Luise (Hannover 1776 –

Schloß Hohenzieritz bei Neustrelitz 1810), waren

keine Preußinnen von Geburt, sie wurden es durch

Heirat. Als Kurprinz Friedrich, Sohn des Großen

Kurfürsten, in zweiter Ehe sich mit Sophie Charlotte

vermählte, war diese erst 16 Jahre alt. Als der den

Wissenschaften weniger zugetane Friedrich sich und

seiner Gemahlin 1701 die preußische Krone aufsetzte

und damit sich selbst zum König in Preußen machte,

hatte die Königin in Berlin einen Kreis von Gelehrten

und Künstlern um sich versammelt, die Grundlage

schufen für Preußens bedeutendes Geistesleben.

Seite 6 NEUE ZEITUNG 6. Jahrg. 2007 / 22

Stahlbau Vieregge GmbH & Co. KG Telefon (05021) 97 46-0 Schipse 6 Telefax (05021) 6 26 25 31582 Nienburg [email protected]

Am 14. Februar hatte das OHM zum tradi-

tionellen „Valentins-Empfang“ eingeladen.

Wie in jedem Jahr waren wieder die Spitzen

von Politik, Behörden, Bundeswehr, Polizei,

Kirchen, Vereinen und Verbänden zu Gast.

Nach Grußworten von Bürgermeister

Henning Onkes und stellv. Landrat Klaus

Dera, sowie einer Ansprache des stellv.

Landrats von Bartenstein (Bartoszyce)

Janusz Dabrowski, hielt der Präsident der

Historischen Gesellschaft zu Nienburg,

Hinrich Rübenack, die Oratio.

Nach Ostdeutschen Spezialitäten, kredenzt

von den OHM-Vorstands-Damen, wurden

die Ausstellungen des Museums besichtigt.

St. Valentin ließ grüßen

▲ Volles Haus bescherten die Ehrengäste dem OHM (Foto oben).

Die Promi-Runde: OHM-Chef Dieter Lonchant, stellv. Landrat

Klaus Dera, Anna Dabrowska, stellv. Landrat Janusz Dabrowski

(Bartoszyce), Teresa Lonchant und Präsident HGN Hinrich

Rübenack.

6. Jahrg. 2007 / 22 NEUE ZEITUNG Seite 7

Im 17. Jahrhundert führte der wohl-

habender Niederländer seine Gäste

zuweilen durch sein Kabinett, eine

Sammlung von Gemälden und oft

exotischen Sammlerstücken. Das

Kabinett eines Kaufmanns oder ein-

es Hofbeamten umfaßte gewöhn-

lich nur ein Zimmer, die Schätze

eines Reichen füllten häufig eine

Vielzahl von Räumen.

Diese Sammlungen ließen das

Interesse der Holländer erkennen,

die Geheimnisse der Welt zu erfor-

schen. So besaß ein Bürger zum

Beispiel japanische Lackarbeiten,

einen Elefantenschwanz, Tabaks-

pfeifen, Münzen und Insekten mit

vergoldeten Flügeln. Jeden Zoll

freie Wand bedeckten Gemälde

zeitgenössischer holländischer und

flämischer Maler, wie Rubens,

Rembrandt und Rijn, Jan Vermeer

und Anthonis van Dyck.

Häufig hingen neben Origi-

nalen Kopien. Nicht weniger

als fünf Räume brauchte der

Anatom Frederick Ruysch aus

Amsterdam für seine außer-

gewöhnliche Sammlung anato-

mischer Kuriositäten – Skelette

menschliche Organe und an-

dere Naturalia. Von seiner

Sammlung ließ er für künftige

Gelehrte Stiche anfertigen. Ein

anderer Holländer äußerte sich

über sein Kabinett wie folgt:

„Ich zeige Euch hiermit den

allmächtigen Finger Gottes …

durch seinen Geist und seine

Gnade, die er den Menschen

gewährt hat, damit sie diese

großen verborgenen Wunder

erforschen und sie zum Wohle

anderer Menschen offenbaren

können.“

Die ersten Museen: Sammlerkabinette

Beliebt bei Sammlern waren Kunstgegenstände aller Art, die fantasievolle

Wesen darstellten, exotische Musikinstrumente, Münzen, Porzellane, Lack-

arbeiten, Schmuck und Kleiodien, sowie Pergamente mit Berichten und Daten

zu historischen Ereignissen. Im Laufe der Zeit spezialisierten die Sammler lhre

Imteressen. Das war der Beginn fachlich sortierter Museumsarbeit, die alsbald

befreit von unnützem Beiwerk wissenschaftlich begleitet wurde.

6. Jahrg. 2007 / 22 NEUE ZEITUNG Seite 8

Die Züge der Donauschwaben

In der Schlacht am Kahlernberg bei

Wien (1683) wurde das osmanische

Heer durch die Truppen des Habsbur-

ger Feldherrn Prinz Eugen entschei-

dend zurückgedrängt und nach wei-

teren siegreichen Kämpfen im Frie-

den von Passowitz (1718) Ungarn

von der Türkenherrschaft befreit. Die

Habsburger als legitime Könige Un-

garns beschlossen die Neubesiedlung

der an der mittleren Donau gelegenen

und während der 160-jährigen Tür-

kenherrschaft weithin verödeten und

entvölkerten Gebiete.

Hierzu warb man vor allem in

Schwaben in bitterer Armut lebende

Bauern und Handwerker an, die in

drei „Großen Schwabenzügen“

(1722-26, 1763-73, 1782-87) nach

Ungarn, Banat, Batscherland, Sie-

benbürgen, Slawonien, Syrmien und

die Schwäbische Türkei auswander-

ten. Von Ulm und Kehlheim über

Deggendorf, Wien und Budapest rei-

sten sie donauabwärts mit einfach-

sten Schiffen, den „Ulmer Schach-

teln“ und „Kehlheimer Plätten“, dann

mit Gespannen in ihre neue Heimat.

Dort erhielten die insg. ca. 200.000

Kolonisten erbeigentümlich Boden,

eine 15-jährige Steuerfreiheit und das

Recht ihre Religion, Bräuche, Spra-

che und Musik zu pflegen. Sie kulti-

vieren das Land, gründeten Siedlun-

gen und schufen blühende Landschaf-

ten.

In den 8 donauschwäbischen Ansied-

lungsgebieten entstanden über 1.000

deutsche Städte, Märkte und Gemein-

den.

Nach dem Zweiten Weltkrieg fielen

die deutschstämmigen Bewohner in

Unterdrückung und Verfolgung. Vie-

le suchten den Weg zurück in ihre ur-

sprünglich deutsche Heimat.

▲ Nach der Fahrt donauabwärts mit den „Ulmer Schachteln“ zogen die

schwäbischen Siedler mit Gespannen über Land in ihre neue Heimat.

6. Jahrg. 2007 / 22 NEUE ZEITUNG Seite 9

Im Jahr 1841 trug die „Berlin-Potsdamer

Eisenbahngesellschaft“ dem selbständigen

Maschinenbauer August Borsig an, ihre

beiden defekten amerikanischen Noris-Lo-

komotiven „America“ und „Prussia“ zu

reparieren. Borsig erledigte den Auftrag

und gewann dabei weitere Erkenntnisse,

die er zur Verbesserung seiner eigenen

Maschinen einsetzte. So konnte er noch im

selben Jahr seine nunmehr technisch aus-

gereifte Lok „Borsig“ vorstellen und ge-

wann mit ihr eine Wettbewerbsfahrt mit

einer englischen Maschine.

Darauf erfolgten sofort zwei Bestellungen

der „Berlin-Anhaltinischen Eisenbahn“ und

im weiteren Verlauf Nachbestellungen, die

von Borsigs inzwischen bedeutend erwei-

terten Werkstätten in Berlin zur vollsten

Zufriedenheit seiner Kunden erledigt wur-

den.

1846 verließ die hundertste Lok das Werk.

Mit dem Bau einer neuen Fabrik in Alt-

Moabit (1850) konnte Borsig den größten

Teil des preußischen Lokomotiven-Bedarfs

decken. Ab 1853 erfolgten Lieferungen

auch ins Ausland. Bis zur Gründung des

Deutschen Reiches 1871 produzierten die

Borsigwerke, die auch Eisenbahnzubehör

herstellten, mehr als 2500 Lokomotiven.

Seine marktbeherrschende Stellung brachte

Borsig alsbald den Beinahmen „Lokomoti-

venkönig Deutschlands“ ein.

Aus Borsigs „Dampfschmiede“ stammen

auch die bis heute laufenden Pumpen für

die Fontänen im Park von Sanssouci bei

Potsdam.

▲ 1841 lieferte August Borsig (Breslau 1804 – Berlin 1854) die

erste in Eigenkonstruktion erbaute Lokomotive – 1858 kam aus

„Borsigs Maschinenbau-Anstalt und Eisengießerei“ in der Ber-

liner Chausseestraße bereits die 1.000 Maschine. Borsig war bald

der ungekrönte Lokomotivenkönig Deutschlands. 1854 kaufte er

in Oberschlesien drei Kohlengruben und wurde damit unabhän-

gig von der bisher für die Öfen seiner Eisengießerei und die der

Stahlschmiede verwendeten englischen Steinkohle.

Ein Breslauer

wurde Berlins

Lokomotiven-

König

Seite 10 NEUE ZEITUNG 6. Jahrg. 2007 / 22

Landsmannschaften

POMMERN Sa. 07. 06. 15.00 Uhr OHM Pommernnachmittag

Do. 05. 07. 15.00 Uhr OHM Pommernnachmittag

OST/WESTPREUSSEN–DANZIG

Fr. 22. 06. 15.00 Uhr OHM Ostpreußennachm.

Fr. 20. 07. 15.00 Uhr OHM Ostpreußennachm..

Freundeskreise

BERLIN-BRANDENBURG

Di. 26. 06. 14.00 Uhr OHM Abfahrt nach Verden

Fahrt zum Pferdemuseum

Ausstellung „275 Jahre Trakehnen“

DIEPENAU (Termine und Tagungsort werden noch

bekannt gegeben)

EYSTRUP (VdV) Sommerpause

UCHTE Sommerpause

Tag der

offenen

Tür

im OHM

Museumsführungen

Häppchen und Kaffeetafel

So. 20. Mai 2007 von 10 – 18 Uhr

Am „Internationalen Museumstag“:

Promi-Besuch aus Berlin:

Rainer Eppelmann

Minister für Verteidigung und Abrüstung

im Kabinett de Mezière

Vorsitzender der Berliner Stiftung

„Aufarbeitung des DDR-Unrechts“

besucht am 28. Juni das OHM

Rainer Eppelmann.

6. Jahrg. 2007 / 22 NEUE ZEITUNG Seite 11

.

Tips

vom

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Teresa

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Berliner

Napfpfannkuchen

Zutaten: 30 g Hefe, ½ Tasse lauwarme Milch, 300 g

Butter, 200 g Zucker, 500 g Mehl, 6 Eier, ½ abgerie-

bene Zitronenschale (unbehandelt), 25 g geriebene

Mandeln (halb süß, halb bitter), Salz Muskatblüte, je

100 g Sultaninen Korinthen in Rum eingeweicht, 50

g gehacktes Zitronat, Puderzucker.

Anwendung: Die Hefe mit etwas Zucker und der

lauwarmen Milch anrühren und etwa 15 Minuten bei

Zimmertemperatur stehen lassen.

Die Butter mit dem Zucker in einer Schüssel schau-

mig rühren, Eier und Mehl sowie Hefemischung, Zi-

tronenschale, Mandeln, Salz und Muskatblüte nach

und nach unterrühren und zu einem glatten Teig ver-

arbeiten.

Den Teig an einem warmen Ort solange stehen las-

sen, bis er sich sichtbar vergrößert hat, dann noch-

mals gut durchrühren.

Schließlich die Sultaninen, Korinthen und Zitronen

unterkneten, den Teig in eine gebutterte Napfku-

chenform (etwa 24 cm Durchmesser) füllen und

nochmals an einem warmen Ort gehen lassen bis er

sich weiter vergrößert hat.

Dann den Kuchen bei etwa 200 Grad in den vorge-

heizten Backofen schieben und 50 – 60 Minuten

backen lassen. Anschließend den erkalteten Kuchen

stürzen und mit Puderzucker bestäuben.

„Eene Rosine

kannste nehm´ -

friß aba keene

Fliege!“

Zeichnung von Heinrich Zille

Seite 12 NEUE ZEITUNG 6. Jahrg. 2007 / 22

17. Juni 1953:

Volksaufstand

gegen das

SED-Regime

in der „DDR“

„Der Volksaufstand brach am 17. Juni 1953 los und griff sofort auf die gesamte „DDR“ über. Er

entwickelte sich aus Protestdemonstrationen der Ostberliner Arbeiterschaft gegen die vom „Ministerrat“

der „DDR“ am 28. Mai beschlossene Erhöhung der Arbeitsnormen und nahm schließlich den Charakter

von machtvollen Kundgebungen gegen das kommunistische Regime und für freie und geheime Wahlen an.

Das Regime der „DDR“ konnte sich nur mit Hilfe sowjetischer Besatzungstruppen an der Macht halten.

Diese setzte ihre in der Sowjetzone stationierten Panzerdivisionen ein und schlug den Volksaufstand – wie

drei Jahre später in Ungarn – blutig nieder.

Der 17. Juni, der in der ganzen Welt ungeheures Aufsehen erregte, weil sich zum ersten Mal in der

Geschichte ein waffenloses Volk angesichts sowjetischer Panzer gegen seine Unterdrücker erhoben hatte,

wurde auf einen Beschluß des Deutschen Bundestages vom 3. Juli des gleichen Jahres zum „Tag der

deutschen Einheit erklärt.“ Rudolf Kettlein, Presse- und Informationsamt des Landes Berlin (1961)

Schon seit einiger Zeit hatte die Unzu-

friedenheit unter der Bevölkerung der

„DDR“ aufgrund von Unterdrückung

und Versorgungsmängeln stetig zuge-

nommen. Es kam zu Protestaktionen,

die schließlich zum Streik und zur Er-

hebung Hunderttausender führten.

▲ Fäuste und Steine gegen Panzer: In Ostberlin gingen die streikenden

Arbeiter mit bloßen Händen und Pflastersteinen gegen die sowjetischen

Panzer vor, die am 17. Juni mittags auf dem Leipziger Platz anrollten.

In der gesamten „DDR“ waren 267 Tote und 1.067 Verletzte zu

beklagen. 5.143 Verhaftete wurden zu insgesamt 6.321 Jahren

Zuchthaus verurteilt.