Neue Zeitung Nr. 23 6. Jahrgang 2007

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NEUE ZEITUNG 6 Aus dem Inhalt NZ aktuell S. 2 Promi-Besuch im OHM Der Kommentar S. 3 Bürger müssen Berlins Schlossfassade retten Ostprovinzen S. 4 Stolp: „Klein Paris“ an der Ostsee Persönlichkeiten S. 5 Otto Braun: Der Inbegriff des demokratischen Preußen OHM S. 6 Abt. „Ostpreußen“ wurde neu gestaltet Museen und Galerien S. 7 Das Bode-Museum zu Berlin Siedlungsgebiete S. 8 Die deutsche „Musterkolonie“ Kiautschou in China Wissenschaft u. Technik S. 9 Seine Technik überwand die Weiten der Meere: Werner von Siemens Termine S. 10 Oktoberfest, Landsmannschaft Kulinaria S. 11 Entenragout mit Teltower Rübchen Denkwürdige Ereignisse S. 12 24. Februar 1848: Das Mani- fest der kommunistischen Partei Jeder soll nach seiner Fasson selig werdenFriedrich der Große betrachtete sich als „ersten Diener des Staates“, verant- wortlich für die Wohlfahrt seiner Un- tertanen. Das schon von seinem Groß- vater, dem Großen Kurfürsten, geübte Prinzip der Toleranz blieb auch unter ihm Bestandteil der inneren Politik. Er setzte bedeutende Reformen in der Rechtspflege durch und gilt als Vorbild für ein aufgeklärtes Herrschertum. ► „Der König ist überall- Gemälde von Robert Warthmüller aus Landsberg / Warthe ( 1754). Getreu des Auftrags seiner Gründer widmet sich das OHM der Geschichte und Kultur der preußischen Ostprovinzen des ehemali- gen Deutschen Reiches und den seinerzeit teils unter preußischem Einfluß stehenden Siedlungsgebieten in Osteuropa und Übersee. Der Preußenadler im Kopf unserer Hauspostille zeigt dies an. Zuweilen kommt Post von Lesern, denen das Museum zu preußisch, anderen zu wenig preußisch ist. Die Kritiker es sind nicht einmal eine Handvoll pflegen das immer wieder aufgewärmte Feindbild eines totalitären Staates, finden nicht Kraft zur objektiven Bewertung, die anderen wünschen sich noch mehr Glanz. Ihnen allen sei angezeigt: Nach geschichtlichen Tiefen will das OHM mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln und Möglichkeiten am Beispiel Preußens dazu bei- tragen, ein ausgewogeneres nationales Selbstverständnis zu wecken und damit schmerzlichen Wissens- und Identitätsverlusten zur deut- schen Geschichte begegnen. Preußen war mehr als Kasernenhof, Prügelstrafe und Krieg. Neben dem Großen Kurfürsten stand der christliche Liederdichter Paul Gehardt, neben Friedrich dem Großen der Denker Moses Mendelssohn, neben dem Feldmarschall Blücher der Humanist Wilhelm von Humboldt. Preußen war eben nicht nur Schlacht, sondern auch Philosophie, nicht nur Gloria, sondern auch Kultur, Unbestechlichkeit, Sparsamkeit, Pflichterfüllung und Gemeinsinn. Preußen war vor allem Toleranz, was Kritikbereitschaft nicht ausschließt. Ob man Preußen verklärt oder aburteilt, ob man es bewundert oder ver- abscheut, es als Brückenschlag zwischen Tradition und Fortschritt be- greift oder es aus dem Bewusstsein verdrängt es behauptet seinen Platz in der deutschen Wirklichkeit. Diesem Leitbild fühlt sich das OHM verpflichtet. Und das bleibt auch so. Museum unter dem Preußenadler Von Dieter Lonchant

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Informationen des Ostdeutschen Heimatmuseums

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NEUE ZEITUNG 6

nebenberuflich Schlesier“ - eine Idee: Nienburg brauct

ein Museum für die Heimat im Osten. Kurzer Hand

kaufte er das gerade verfügbare historische Traufen-

haus in der Weserstraße und zusammen mit Dieter

Lonchant, seit Jahrzehnten der Geschichte und Kultur

der Vertreibungs- und Siedlungsgebiete der Deutschen

verbunden, ging es an die Arbeit. Nach Gründung des

Trägervereins öffnete im Herbst 1996 das „Ostdeut-

sche Heimatmuseum“ (OHM). Nach 10 Jahren ist die

anfängliche „Heimatstube“ nun zum öffentlich aner-

kannten historischen Museum gewachsen, das zugleich

als Zentrum grenzüberschreitender Kulturarbeit weit-

hin Anerkennung findet. In über drei Geschossen prä-

sentieren sich Hinterpommern, Ostbranden-

burg/Preußen, Ost-West-preußen, Danzig, Schlesien

sowie das Sudetenland mit den Siedlungsgebiete von

Deutschen in Osteuropa, Asien und Übersee.

Trotz beengtem Raum werden vielfältigste Exponate

aus Geschichte und Kultur gezeigt, darunter Volks-

trachten, Uniformen, Dokumente, Bilder, Landkarten,

Porzellane, sowie Glas- und Handwerkskunst. Vorträ-

ge und Kulturveranstaltungen ergänzen das Angebot.

Einmalig in Niedersachsen entsteht dieser Tage

Aus dem Inhalt NZ aktuell S. 2

Promi-Besuch im OHM Der Kommentar S. 3

Bürger müssen Berlins

Schlossfassade retten

Ostprovinzen S. 4

Stolp: „Klein Paris“ an der

Ostsee

Persönlichkeiten S. 5

Otto Braun: Der Inbegriff des

demokratischen Preußen

OHM S. 6

Abt. „Ostpreußen“ wurde neu

gestaltet

Museen und Galerien S. 7

Das Bode-Museum zu Berlin

Siedlungsgebiete S. 8

Die deutsche „Musterkolonie“

Kiautschou in China

Wissenschaft u. Technik S. 9

Seine Technik überwand die

Weiten der Meere: Werner von

Siemens

Termine S. 10

Oktoberfest, Landsmannschaft

Kulinaria S. 11

Entenragout mit Teltower

Rübchen

Denkwürdige Ereignisse S. 12

24. Februar 1848: Das Mani-

fest der kommunistischen

Partei

„ Jeder soll nach seiner

Fasson selig werden“

Friedrich der Große betrachtete sich als

„ersten Diener des Staates“, verant-

wortlich für die Wohlfahrt seiner Un-

tertanen. Das schon von seinem Groß-

vater, dem Großen Kurfürsten, geübte

Prinzip der Toleranz blieb auch unter

ihm Bestandteil der inneren Politik. Er

setzte bedeutende Reformen in der

Rechtspflege durch und gilt als Vorbild

für ein aufgeklärtes Herrschertum.

► „Der König ist überall“ - Gemälde

von Robert Warthmüller aus Landsberg

/ Warthe ( 1754).

Getreu des Auftrags seiner Gründer widmet sich das OHM der

Geschichte und Kultur der preußischen Ostprovinzen des ehemali-

gen Deutschen Reiches und den seinerzeit teils unter preußischem

Einfluß stehenden Siedlungsgebieten in Osteuropa und Übersee.

Der Preußenadler im Kopf unserer Hauspostille zeigt dies an.

Zuweilen kommt Post von Lesern, denen das Museum zu preußisch,

anderen zu wenig preußisch ist. Die Kritiker – es sind nicht einmal eine

Handvoll – pflegen das immer wieder aufgewärmte Feindbild eines

totalitären Staates, finden nicht Kraft zur objektiven Bewertung, die

anderen wünschen sich noch mehr Glanz. Ihnen allen sei angezeigt:

Nach geschichtlichen Tiefen will das OHM mit den ihm zur Verfügung

stehenden Mitteln und Möglichkeiten am Beispiel Preußens dazu bei-

tragen, ein ausgewogeneres nationales Selbstverständnis zu wecken

und damit schmerzlichen Wissens- und Identitätsverlusten zur deut-

schen Geschichte begegnen.

Preußen war mehr als Kasernenhof, Prügelstrafe und Krieg. Neben dem

Großen Kurfürsten stand der christliche Liederdichter Paul Gehardt,

neben Friedrich dem Großen der Denker Moses Mendelssohn, neben

dem Feldmarschall Blücher der Humanist Wilhelm von Humboldt.

Preußen war eben nicht nur Schlacht, sondern auch Philosophie, nicht

nur Gloria, sondern auch Kultur, Unbestechlichkeit, Sparsamkeit,

Pflichterfüllung und Gemeinsinn. Preußen war vor allem Toleranz, was

Kritikbereitschaft nicht ausschließt.

Ob man Preußen verklärt oder aburteilt, ob man es bewundert oder ver-

abscheut, es als Brückenschlag zwischen Tradition und Fortschritt be-

greift oder es aus dem Bewusstsein verdrängt – es behauptet seinen

Platz in der deutschen Wirklichkeit. Diesem Leitbild fühlt sich das

OHM verpflichtet. Und das bleibt auch so.

Museum unter dem Preußenadler

Von Dieter Lonchant

Seite 2 NEUE ZEITUNG 6. Jahrg. 2007 / 23

+ NZ aktuell +++ NZ aktuell +++ NZ aktuell +

+++

Historisches

Museum

Redaktion:

Dieter Lonchant

Korrektur:

Inge Koslowski

Auflage: 700 Expl.

Anschrift:

NEUE ZEITUNG Verdener Landstr. 224

31582 Nienburg-Holtorf

Tel. / Fax:

05021 / 91 15 63

Die in Leserbriefen oder

Kommentaren vertretenen

Auffassungen decken sich

nicht unbedingt mit der

Meinung der Redaktion.

◄ Minister a.D. Rainer Eppelmann (Foto Bildmitte) kam

zur Eröffnung der neuen Ausstellung „Alt-Berlin – Mark

Brandenburg“ und war voll des Lobes für das museale

Angebot des OHM. „Sie leisten mit Ihrem Museum einen

herausragenden Dienst in einer Zeit, in der die Men-

schen in ihrer Oberflächlichkeit ihre Wurzeln vergessen“

befand der Berliner Politiker. Zu den zahlreich erschie-

nenen Gästen beim Eröffnungs-Empfang aus Politik,

Wirtschaft, Verwaltung und Verbänden gehörten (Foto

v.l.n.r.) Ratsherr Georg Hennig, MdL Karsten Heine-

king, Holtorfs Ortsbürgermeister Gerhard Munk, Land-

rat Heinrich Eggers und die stellvertretende CDU-

Stadtverbandsvorsitzende Annelie Tannhauer.

Promi-Besuch im OHM

► OHM-Mitglied Oberstleutnant a.D. Peter Goetze

(Foto hintere Reihe Mitte) hatte in seiner Funktion

als Vorsitzender der Nienburg-Diepholzschen Reser-

visten polnische Offiziere nach Nienburg eingeladen.

Unter Führung des Generals Grzegorz Buzska be-

suchte die Delegation der in Bartoszyce (Bartenstein

/ Ostpreußen) stationierten 20. Brigade das OHM.

Museumsleiter Dieter Lonchant führte durch die

Ausstellungen. Mit großer Offenheit wurden ak-

tuelle Fragen diskutiert, wobei seitens der Polen die

objektive Darstellung der gemeinsamen Geschichte

durch das OHM gewürdigt wurde. Beim mehrstündi-

gen Besuch war Dolmetscherin Johana hilfreich.

6. Jahrg. 2007 / 23 NEUE ZEITUNG Seite 3

.

Es kommentiert

Leo Warner

Schändlich!

Bürger müssen

Berlins Schloß-

Fassade retten. 2015 soll (vielleicht) das Berliner Stadtschloß - im

Innern zum „Humboldt-Forum“ verkümmert, an-

gereichert durch ein „ethnologisches Museum“ mit

außereuropäischer Kunst und Kultur – wieder

erstanden sein. Und das ausgerechnet im symbol-

trächtigen Preußen-Schloß. Das paßt wie die Faust

aufs Auge.

Jahre hat man vertan mit endlosen Wiederaufbau-

debatten und dem Geschwafel „Kulturbeflissener“,

die letztlich aus ideologischen Gründen das Pro-

jekt zu Fall bringen wollten.

Damit eine von der Politik ursprünglich avisierte

moderne Beton-Kreation nicht das Gesicht der

Hauptstadt weiter verschandelt, wie beim Potsda-

mer Platz oder der Stilbruch-Kuppel des Reichsta-

ges, wirbt ein Förderkreis nun Spenden ein für den

Wiederaufbau der historischen Schloßfassade. Die

Bundesregierung stellt dafür keinen Cent.

Während Steuergelder in Millionenhöhe für al-

lerlei Schicki-Micki-Vorhaben hinausgeworfen

werden macht man die Pflege deutscher Geschich-

te zum Stiefkind. Anders ist die „Machbarkeitsstu-

die“ nicht zu verstehen, die ein modernes Schloß-

▲ Das Berliner Stadtschloß 2015 (?) – Computerdarstellung.

Ein Förderkreis will 80 Mio € f ür die Fassade sammeln.

gebäude vorsah, was die historische Substanz des

Stadtkerns Berlins weiter verwischen würde. Dabei

könnten die berühmten Raumschöpfungen Schlü-

ters, Eosanders und Schinkels wie der Rittersaal,

der Elisabeth-Saal und die Paradekammern ohne

weiteres anhand des Bestandes der Stukkaturen

originalgetreu rekonstruiert werden, wie es beim

Katharinenpalast bei St. Petersburg mit dem be-

rühmten Bernsteinzimmer geschah. Schändlich!

▲ Die Große Bildergalerie einst – 70 m lang. Die Gobelins

mit den Taten des Großen Kurfürsten sind erhalten.

Seite 4 NEUE ZEITUNG 6. Jahrg. 2007 /

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Stolp:

„Klein Paris“

an der Ostsee

Am Nordrand des Baltischen Höhenrückens,

am linken Ufer der Stolpe liegt die Ende

1200 erbaute Stadt Stolp, heute poln. Slupsk,

die wegen ihres Charmes früher mit dem

Beinahmen „Klein Paris“ benannt wurde.

1329 wurden Stadt und das sie umgebende

„Stolper Land“ mit dem Hafen Stolpmünde

von dem Brandenburgischen Markgrafen

Waldemar an den Deutschen Orden

verpfändet. 1705 wurde Stolp Residenzstadt

eines selbständigen pommerschen Herzog-

tums unter Bogislaw X., der seinen Besitz

1522 den Brandenburgern rückübereignete.

Als bedeutende Bauwerke entstanden das

Dominikanerkloster mit der Schloßkirche

(1228), die St. Nikolaikirche mit dem Non-

nenkloster (1311), die St. Marienkirche

(1477), das Herzogschloß (1507) und der

historische Markt mit der „Töpferstadt“.

Nach dem Einmarsch der Roten Armee wur-

de die im 2. Weltkrieg bereits stark zerstörte

historische Altstadt durch Brandschatzung

weiter verwüstet. Inzwischen sind Teile

davon wieder aufgebaut worden.

Die wirtschaftliche Entwicklung Stolps bestimmten

der nahe Hafen, und die gute Anbindung durch die

Hinterpommersche Eisenbahn mit Köslin (ab 1869),

die preußische Ostbahn mit Neustettin (ab 1878) so-

wie die Handelsstraße nach Danzig. Ab 1926 besaß

Stolp einen Flughafen mit täglichen Flugverbindungen

nach Berlin, Stettin, Danzig und Königsberg. Wich-

tige Wirtschaftsfaktoren waren neben der Produktion

von Landmaschinen und Schiffsgeräten die Bernstein-

verarbeitung. Als landwirtschaftliches Erzeugnis hatte

der Markenkäse „Stoper Jungchen“ weite Verbreitung.

▲ Fürstenschloß Stolp mit Wehrturm, erbaut zu Beginn des 14. Jh.

6. Jahrg. 2007 / 23 Neue Zeitung Seite 5

Der Inbegriff des

demokratischen Preußen:

Otto Braun

Dabei war Braun bemüht, konservative und re-

formerische Kräfte gleichsam zu beteiligen. Bei

seinen Mitarbeitern galt er für einen „Mann von

Schrot und Korn“, der die preußischen Ideale

äußerst selbstbewußt verkörperte, so daß er von

Zeitgenossen gern mit Bismarck verglichen

wurde.

Nach der für seine Koalition vernichtend ausge-

fallenen Landtagswahl am 24. April 1932 resig-

nierte er, beurlaubte sich selbst vom Amt des

Ministerpräsidenten und ging 1933 schwer

erkrankt aus Furcht vor einer Verhaftung in die

Schweiz.

1949 kehrte er für kurze Zeit nach Deutschland

zurück, fand bei seinen ehemaligen Genossen

jedoch wenig Zuspruch. So zog er sich erneut in

die Schweiz zurück und verstarb am 15. Dezem-

ber 1955 in Lugano. Hagen Schulze

1913 wurde Otto Braun in den preußischen

Landtag und in den Reichstag gewählt, wo er

gegen eine erdrückende konservative Übermacht

die agrarpolitischen Interessen der SPD vertrat.

Nach der Novemberrevolution 1818 übernahm er

in der neuen sozialdemokratischen Regierung

das Landwirtschaftsministerium und wurde 1920

preußischer Ministerpräsident, ein Amt, das er

mit Unterbrechungen bis 1932 innehatte. Im

Gegensatz zu manchen seiner Genossen vertrat

er die Überzeugung, daß „Preußen der Bürge sei

für den Bestand der deutschen Republik“. In

diesem Sinne führte er zusammen mit dem ihm

verbün-deten katholischen Zentrum und der

liberalen DDP den preußischen Staat. Braun war

überzeugt davon, daß demokratisches Bürger-

tum und Arbeiterschaft gemeinsam zum Wohle

des Gemeinwesens zu wirken hätten.

Am 28. Januar 1872 in einem Hinterhaus in der Königs-

berger Altstadt geboren, stammt Braun aus einem typi-

schen Proletarier-Milieu des ausgehenden 19.

Jahrhunderts. Mit seinen neun Geschwistern wuchs er in

ärmlichen Verhältnissen auf. Der Vater war frühzeitig

verstorben. In ungewöhnlich kurzer Zeit absolvierte er

erfolgreich eine Buchdruckerlehre und trat

sechzehnjährig in die – seinerzeit verbotene –

Sozialdemokratische Partei ein. Zehn Jahres päter war

er Vorsitzender der ostpreußischen Parteiorganisation

und Herausgeber der Königsberger Parteizeitung. 1899

wurde er Leiter der Königsberger Ortskrankenkasse.

Otto Braun, dienstältester Preußischer Minister-

präsident der Weimarer Republik (1920 – 1932).

Seite 6 NEUE ZEITUNG 6. Jahrg. 2007 / 23

Stahlbau Vieregge GmbH & Co. KG Telefon (05021) 97 46-0 Schipse 6 Telefax (05021) 6 26 25 31582 Nienburg [email protected]

Anstelle der bisher bebilderten Holzver-

kleidung der Fensterfront in der Abteilung

Ostpreußen präsentiert das OHM jetzt drei

schmiedeeiserne Butzenglasfenster mit

Aquarellen zu den Themen „Burgen und

Schlösser“, „Die Trakehner – Arbeits-,

Reit- und Armeepferde“ und „Die

Marienburg – Europas größte mittelalter-

liche Burganlage“. Das durch die jeweils

zwölf Butzenglasscheiben einfallende Licht

gibt den Bildern und damit dem ganzen

Raum eine anheimelnde Atmosphäre.

Neu hinzugekommen ist auch eine Vitrine

mit eiszeitlichen Knochenfunden eines

Mammuts. Die zur Zeit des ersten ge-

Abt. Ostpreußen neu gestaltet

sicherten Auftretens des Menschen lebenden bis zu vier

Meter hohen Elefanten lebten in Nordeuropa, Asien und

Amerika. Das OHM zeigt den mächtigen Unterkiefer

und einen meterlangen Stoßzahn des Urtieres, deren

Fundorte im Baltikum gelegen haben.

▲Großes Panorama von Künstlerhand geschaffen: „Blick zum Kurischen Haff“

►Butzenglas-Stall-Fenster: „Das Trakehner Pferd“ - ▼Vitrine: Prähistorische

Knochenfunde aus dem Baltikum: „Unterkiefer und Stoßzahn eines Mammuts“.

6. Jahrg. 2007 / 23 NEUE ZEITUNG Seite 7

Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg ist

es jetzt wiedererstanden, äußerlich in altem Ge-

wand, im Innern jedoch neu gestaltet: das „Bo-

de-Museum“ in Berlin – einst Kaiser-Friedrich-

Museum geheißen.

Wilhelm Bode (*1845 Calvörde / Braunschweig –

† 1929 Berlin), der Namensgeber - 1914 geadelt -

galt im kaiserlichen Berlin wegen seiner prägen-

den Persönlichkeit als der „Bismarck des Muse-

umswesens“. 1872 als Assistent an die Staatlichen

Museen nach Berlin berufen, begann er seine

Laufbahn bei der Skulpturen- und Gemäldesamm-

lung, wo er – alsbald zum Generaldirektor der

Berliner Museen berufen – auch nach seinem

Ausscheiden aus dem aktiven Dienst als kommis-

sarischer Leiter der Gemäldegalerie bis zu seinem

Tod 1929 unermüdlich gestalterisch wirkte. Er

führte die Berliner Museen zu Weltrang, wobei

ihm die ausgeprägte Museumsfreundlichkeit und

das Repräsentationsbedürfnis des aufstrebenden

Kaiserreiches die wirtschaftlichen Möglichkeiten

schuf, bedeutende Kunstwerke und Sammlungen

zu erwerben.

Bode betrieb die Neugründung der Museen für Is-

lamische und für Ostasiatische Kunst und schuf den Plan, die Museen für Völkerkunde und außereuropä-

ische Kunst in die freie Natur des seinerzeitigen Berliner Vororts Dahlem zu verlegen, wo sie noch heute

ihr Domizil haben. Jetzt bestehen Überlegungen, diese Sammlungen im Neubau des Berliner Stadt-

schlosses unterzubringen.

Zu seinen Erwerbungen zählen bedeutende Gemälde hölländischer und flämischer Meister wie von Hugo

van der Goes und Rembrandt, sowie Spitzenwerke italienischer Malerei. Hinzu treten Skulpturen,

Kupferstiche und andere Kunstgewerbeobjekte, insbesondedere Majoliken aus der Toscana.

Das Bode-Museum zu Berlin

▲ Wilhelm von Bode, Generaldirektor der Königlichen

Museen in seiner Sammlung italienischer Majoliken (1905).

► Zu Füßen des überlebens-

großen Bronzegusses des be-

rühmten Trakehner Zucht-

hengstes „Tempelhüter“ vor

dem Deutschen Pferdemuseum

in Verden stellten sich die Teil-

nehmer der diesjährigen OHM-

Exkursion anlaßlich der Son-

derausstellung „275 Jahre Tra-

kehnen“ dem Photographen.

Vorstandsmitglied Teresa Lon-

chant zeichnete verantwortlich

für Planung und Organisation

der gelungene Fahrt. Es wird

um Vorschläge das Ziel der

nächsten Exkursion gebeten.

6. Jahrg. 2007 / 23 NEUE ZEITUNG Seite 8

Die Deutsche Kolonie Kiautschou Wie heute galt auch vor der Wende

vom 19. zum 20. Jahrhundert China

als wichtiger Handelspartner. So

gründete Deutschland durch Inbesitz-

nahme auf der Halbinsel Schantung

eine Handelsniederlassung, die zu-

gleich Stützpunkt für seine internati-

onal operierende Flotte werden sollte.

Neben dem Ziel, wirtschaftliche Vor-

teile und Weltmachtgeltung zu errin-

gen, sollte auch die deutsche Kultur

verbreitet werden. Dazu unterrichte-

ten deutsche Lehrer chinesische Kin-

der.

Zahlreiche Steinbauten europäischer

Architekten, eine moderne Trink- und

Abwasserkanalisation, sowie der Bau

einer Eisenbahn (1904) schufen das

Bild einer deutschgeprägten „Muster-

kolonie“. Der Küstenort Tsingtau mit

seinem im europäischen Baustil

errichteten Hafen- und Villenviertel,

entwickelte sich schnell zur Haupt-

stadt. Die wirtschaftlichen Erträge

der Besitzung blieben zunächst je-

doch hinter den Gewinnerwartungen

zurück. Erst 1911 machte die Kolonie

durch den Zuzug wohlhabender

chinesischer Kaufleute Gewinne, die

im Zuge der chinesischen Revolution

in Kiautschou Schutz suchten. Der

Ausbau des Hafens zu einem der

modernsten außereuropäischen Um-

schlagplätze war die Folge. 1912 leb-

ten 200.000 Chinesen und 4.000

Europäer in der Kolonie.

Zu Beginn des 1. Weltkrieges wurde

die deutsche Schutztruppe auf 4.800

Mann verstärkt. Nach Beginn einer

japanisch-englischen Blockade und

darauf folgenden Kämpfen ging den

Deutschen schließlich die Munition

aus. Sie mußten kapitulieren. Im Ver-

sailler Vertrag (28. 6. 1919) verlor

Deutschland die Kolonie an China.

▲ Tsingtau,1898 - 1914 Hauptstadt und Hafen des deutschen Pachtgebie-

tes Kiautschou, Südküste der Halbinsel Schantung am Gelben Meer.

Die „Musterkolonie“ im fernen Osten

Nachdem die Deutsche Reichsmarine im April 1898 die Bucht

von Kiautschou besetzt hatte, regelte ein Pachtvertrag die

Machtverhältnisse: Kiautschou wurde Deutsche Kolonie, war

aber - anders als die afrikanischen Kolonien: Deutsch-Süd-

westafrika, Deutsch-Ostafrika, Kamerun und Togo - dem

Reichsmarineamt unterstellt. Kiautschou entwickelte sich zur

Vorzeigekolonie, wurde aber im 1. Weltkrieg von den Japa-

nern erobert. Noch heute künden gut erhaltene Bauten, Stras-

sen und Beschilderung von der deutschen Kolonialzeit.

6. Jahrg. 2007 / 23 NEUE ZEITUNG Seite 9

Kein geborener Preuße, aber ein „Wahl-

preuße“, das war Werner von Siemens,

dessen vielseitiges Wirken sich nicht in

einer kurzen Berufsbezeichnung zusam-

menfassen läßt. Er hat die ganze Band-

breite eines kreativen Industriekapitäns in

sich vereint, den Forscher, den Erfinder,

den Fabrikanten und Vertriebsmann, den

wagemutigen Unternehmer und den um

seine Mannschaft besorgten Firmenchef.

Zusammen mit seinem Kompagnon Jo-

hann Georg Halske hat Siemens als ein

Pionier die Entwicklung Preußens und

Deutschlands zum Industriestaat stark be-

einflußt. Als Absolvent der Berliner Ar-

tillerie- und Ingenieurschule hatte er das

Rüstzeug erhalten für die Entwicklung

neuartiger Techniken im elektrischen

Telegrafenwesen, wodurch ab 1849 die

Weiten zu Lande und über die Meere

überwunden wurden. Seine Entdeckung des

dynamoelektrischen Prinzips eröffnete

Wege für elektromotorische Antriebe aller

Art, so 1881 zur Inbetriebnahme der 1.

elektrischen Straßenbahn. Schon früh er-

öffnete er Niederlassungen und Fertigungs-

betriebe auch im Ausland. Als liberaler

Abgeordneter im Preußischen Abgeordne-

tenhaus bemühte er sich um klare Kenn-

zeichnung deutscher Exportware. Vorbild-

lich war sein soziales Engagement. Er

gründete für seine Mitarbeiter eine Pen-

sionskasse, berief Betriebsärzte und schuf

eine nach ihm benannte Wohnsiedlung in

Berlin. 1888 wurde er von Kaiser Friedrich

III. in den erblichen Adelsstand erhoben

und erhielt den Orden „Pour le mérite“.

.

Seine Technik

überwand

die Weiten der

Meere

Meere ► Werner

von Siemens

* 13. Dez. 1816 in

Lenthe/Hannover

† 6. Dez. 1892 in

Berlin

Seite 10 NEUE ZEITUNG 6. Jahrg. 2007 / 23

Einladung zum

Oktoberfes

t Samstag, 6. Okt.

ab 15.00 Uhr

im

Landsmannschaften

POMMERN Do. 06. 09. 15.00 Uhr OHM Pommernnachmittag

Do. 04. 10. 15.00 Uhr OHM Pommernnachmittag

Do. 01. 11. 15.00 Uhr OHM Pommernnachmittag

OST/WESTPREUSSEN–DANZIG

Fr. 14. 09. 15.00 Uhr OHM Jahreshauptversam.

Fr. 19. 10. 15.00 Uhr OHM Schabber- u. Lesestd.

Fr. 16. 11. 15.00 Uhr OHM Schabber- u. Lesestd.

Freundeskreise

BERLIN-BRANDENBURG

Sa. O6. 10. 15.00 Uhr OHM “Oktoberfest”

Mo. 29. 10. 19.00 Uhr OHM „Berlin“- Diavortrag

DIEPENAU (Termine und Tagungsort werden noch

bekannt gegeben)

EYSTRUP (VdV) Gasthaus Weber, Eystrup

Fr. 05. 10. 15.00 Uhr Kaffeenachmuittag

UCHTE (Termin und Tagungsort werden noch

bekannt gegeben)

Zille-Ausstellung

ab 3. 9. wieder geöffnet

6. Jahrg. 2007 / 23 NEUE ZEITUNG Seite 11

.

Tips

vom

Fach:

Chefköchin

Teresa

Lonchant

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Entenragout

mit

Teltower Rübchen

Anwendung:

Die gut gesäuberten Enten vierteln, salzen und pfef-

fern, mit Mehl bestäuben und in einem Bräter mit

reichlich Butter anbraten. Nelken, Gewürzkörner und

Kräuter dazu geben, etwas Wasser angießen und im

mittelheißen Ofen 1 – 1½ Stunden schmoren.

Kurz bevor die Entenstücke gar sind, Kräutersträuß-

chen herausnehmen, die gesäuberten Rübchen im

Ganzen, und die Möhre und die Schalotten in Schei-

ben geschnitten, dazugeben. Weiter schmoren lassen,

bis der Fond fast eingekocht ist und die Rübchen leicht

braun geworden sind.

Entenstücke herausnehmen und warm stellen. Nun

Brühe und Portwein an die Rübchen gießen, die ge-

hackten Sardellenfilets dazugeben und zu Ende

schmoren.

Etwas Flüssigkeit verdampfen lassen, damit die Sauce

recht kurz wird.

Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Entenviertel mit

der Haut nach oben auf die Rübchen setzen und alles

nochmals im Ofen schön heiß werden lassen. Dazu

gibt es Kartoffelklöße.

Zutaten:

2 junge Enten (küchenfertig), Salz, Pfeffer, 1

gehäufter Eßlöffel Mehl, 80 g Butter, 2 Nel-

ken, 4 Gewürzkörner, 1 Kräuterbündchen (Pe-

tersilie, Majoran, Thymian, Beifuß), 600 g

Teltower Rübchen, 1 Möhre, 4 Schalotten, ¼ l

Brühe, ¼ l Portwein, 2 Sardellenfilets.

Seite 12 NEUE ZEITUNG 6. Jahrg. 2007 / 23

24. Februar 1848:

Das Manifest der

kommunistischen

Partei

„Ein Gespenst geht um in Europa – das Ge-

spenst des Kommunismus.“ So beginnt das

Kommunistische Manifest, das Karl Marx und

Friedrich Engels veröffentlichten und in dem

sie die programmatische Theorie des Kommu-

nismus zusammenfassend darstellen.

Sie beschreiben den Gang der Geschichte als An-

einanderreihung von Klassenkämpfen, den Wider-

streit von Unterdrückern gegen Unterdrückte.

Danach stehen sich Bourgeoisie - die Herrschen-

den - als Besitzer der Macht und der gesellschaft-

lichen Produktionsmittel und Proletariat - die ent-

rechtete Klasse der Leibeigenen und späteren

Lohnarbeiter, unversöhnlich gegenüber. Für Marx

und Engels ist der Untergang des Bürgertums zum

Wohle des Proletariats unverzichtbar. Sie rufen

deshalb auf zur Revolution: „Proletarier aller

Länder vereinigt Euch!“ Nur im „Klassenkampf“

sehen sie eine Chance für den Sieg.

Der Sowjetkommunismus unter Lenin und Stalin

hat sich in Rußland dieses Vermächtnisses jahr-

zehntelang bedient. Mit dem Ende des Kaiser-

▲ Im Februar 1848 wurde Karl Marx während seines Auf-

enthalts in Brüssel von der Polizei als Aufrührer verhaftet.

reichs hat der Kommunismus auch in Deutsch-

land zur Zeit der Weimarer Republik deutlich

Gefolgschaft gewonnen. Im Dritten Reich ver-

boten, kamen die Kommunisten nach 1945 in der

Sowjetzone, der späteren „DDR“, über die Partei

SED an die Macht und setzten das marxistische

Herrschaftsmodell in Form der „Diktatur des

Proletariats“ bei Unterdrückung von Recht und

Freiheit des Einzelnen in Kraft. Elemente dieses

Gedankengutes sollen auch heute noch in Teilen

der SED-Nachfolgeorganisationen idealisierend

gepflegt werden.