schuhkurier Ausgabe 13/2015

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Mehr Infos auf Seite 45 www.schuhkurier.de Düsseldorf / 27. März 2015 70. Jahrgang G 4478 Amazon sorgt für Diskussionen Rabattaktion zum Saisonstart beschäftigt die Branche Ecco verzeichnet Rekordergebnis Der dänische Hersteller kündigt eine „aktive Wachstumsstrategie“ an Bugatti: „Potenzial ist gigantisch“ Im Exklusivinterview spricht Tim Müller über die Lizenzpartnerschaft mit der Bugatti Brinkmann Holding und die Herausforderungen für die Branche. 13 BDSE Bundesverband Schuheinzelhandel schuhkurier Offizielles Organ des Bundesverbandes des Deutschen Schuheinzelhandels e. V. Anzeige Offizielles Organ schuhschweiz

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Amazon sorgt für Diskussionen +++ Ecco verringert Rekordergebnis +++ Bugatti: „Potenzial ist gigantisch“ +++ Schaufenster Mailand

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Mehr Infos auf Seite 45

www.schuhkurier.de

Düsseldorf / 27. März 201570. Jahrgang G 4478

Amazon sorgt für Diskussionen Rabattaktion zum Saisonstart beschäftigt die Branche

Ecco verzeichnet RekordergebnisDer dänische Hersteller kündigt eine „aktive Wachstumsstrategie“ an

Bugatti: „Potenzial ist gigantisch“Im Exklusivinterview spricht Tim Müller über die Lizenzpartnerschaft mit der Bugatti Brinkmann Holding und die Herausforderungen für die Branche.

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FeuerwalzeDie Saison ist noch gar nicht richtig angelaufen, schon setzen viele Händler den Rotstift an. Allen voran Amazon. Der Onlineriese gab in den vergangenen Wochen satte Rabatte auf neue Schuhe – und sorgte damit in der ohnehin sensibilisierten Branche für Entsetzen.

Der Newsletter, mit dem am 22. März Amazon ’20% auf die neue Kollektion – letzte Chance‘ meldete, markierte das Ende einer spektakulären Aktion, die die Branche in Aufruhr versetzte. 18 Tage lang hatte der E-Commerce-Anbie-ter Schuhe, Mode und Accessoires der aktuellen F/S-Kollektionen mit sattem Nachlass angeboten – zu Beginn der Saison. Damit sorgte das Unternehmen nicht nur für einen Sturm der Entrüs-tung bei stationären Händlern und den Herstellern, deren Produkte reduziert verkauft wurden. Mit der Aktion ’Sai-son15‘ offenbarte Amazon auch das Dilemma der Schuhbranche.

Längst ist Amazon für viele Hersteller ein großer, wichtiger – wenn nicht gar der wichtigste – Kunde. Mitunter werden maue Orderrunden von den stattlichen Aufträgen der Amazon-Einkäufer gera-dezu ’gerettet‘. Und während sich das Augenmerk der Branche auf die Wachs-tumsstrategie von Zalando richtete, baute

der Versender aus München, selbster-nannter Marktführer beim Handel mit CDs, Büchern und DVDs, seine Position auch im Modebereich kräftig aus. Die

jüngste Aktion zeigt, wie unerschrocken das Unternehmen dabei vorgeht. Viele Hersteller reagierten schnell auf das jüngste Rabattangebot und forderten Amazon mit Nachdruck auf, ihre aktu-ellen Schuhe von der Aktion auszuneh-men. Die Empörung war groß, zumal die F/S-Saison noch gar nicht richtig Fahrt aufgenommen hatte. Zudem waren die Markenanbieter nach eigenen Angaben nicht über die ’Frühjahrsoffensive‘ infor-miert worden.

Wer nun aber allein die Industrie in der Verantwortung sieht, Amazon im Zaum zu halten, der täuscht sich. Denn über die Marktplätze des Versenders sind auch stationäre Schuh- und Modehänd-ler erfolgreich im Geschäft. Sie nutzen die Plattform als lukrativen zusätzlichen Vertriebsweg – und nicht selten auch kräftige und frühe Reduzierungen als Mittel der Kundenbindung. Amazon sei eine ’Feuerwalze‘, erklärte jüngst der Branchenkenner Prof. Gerrit Heinemann. Das Unternehmen wach-se jährlich um 20%, „ohne dass sich in Deutschland jemand ernsthaft mit diesem Phänomen beschäftigt hat“. Anzunehmen, dass sich an der Markt-position von Amazon etwas gravierend ändern könnte, wäre etwa so naiv wie zu glauben, das Internet könne ’abgeschal-tet‘ werden. Jeder in der Branche sollte sich aber drin-gend fragen, welchen Beitrag er leisten will, um zu verhindern, dass die Feuer-walze verbrannte Erde hinterlässt.

Petra Salewski, Chefredaktion schuhkurier

Die Redaktion empfiehlt:Björk im MomaSei es ihr berühmtes Schwanenkleid bei bei der Oscarverleihung 2001, ihre bahn-brechenden Videos, die avantgardistischen Klänge oder ihre futuristischen Kostüme – kaum eine Sängerin hat Musik, Mode, Kunst und Technologie zu einem eigenen, unverkennbaren Universum verwoben wie die Isländerin Björk. Das New Yorker Museum of Modern Art widmet der Aus-nahmekünstlerin der 90er nun eine Aus-stellung. Neben Videos, Plattencovern, Notizbüchern mit Songtexten und Kinderfo-

Wer allein die Industrie in der Verantwortung sieht, Amazon im Zaum zu halten,

der täuscht sich.

tos liegt ein Augenmerk auf ihrer ausgefalle-nen Garderobe, die 20 Jahre vor Lady Gaga neue Maßstäbe setzte. Noch bis zum 7. Juni können eigens für Björk angefertigte Klei-der von Designern wie Bernhard Willhelm, Alexander McQueen, Hussein Chalayan oder Iris van Herpen bestaunt werden.

Autor: Karolina Landowski/ [email protected]: MomaWeitere Informationen unter www.moma.org

Mehrwert

3Leitartikelschuhkurier 27.03.2015

Leitartikel 3

Neuigkeiten 5

Fachmessen

Gedämpfte Stimmung 8Durchwachsen war die Stimmung auf den ANWR-Messen Fashion Days und Scala. Die Orderrunde läuft für viele nicht optimal. Auf der Suche nach dem Frischekick 18Mitteldeutsche Schuhmesse Shoe Time im MMC: Knappes Geld und reichlich Modelust. Schuhindustrie

In der Pole Position 10Haifischbecken Lizenzgeschäft? Bugatti Shoes beweist das Ge-genteil. Die Partnerschaft zwischen der Astormüller Group und der Bugatti Holding Brinkmann ist seit Jahren erfolgreich. Im Gespräch mit Tim Müller und Klaus Brinkmann klärt schuhkurier, warum.

Schuhhandel

Molto Milano 22Die Schaufenster in der norditalienischen Modemetropole strotzen vor atemberaubenden Inszenierungen, Retroeinflüssen und viel Prunk.

Schuhbranche intern 26

Impressum 28 Karriere 31

schuhkurier exklusiv: Tim Müller und Klaus Brinkmann sprechen im Interview über die Entwicklung der Lizenzmarke Bugatti.

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Gabor verstärkt den Gebrauchsmusterschutz. Weitere News auf den Seiten 5 bis 7.

Gute Stimmung prägte die Shoe Time in Schkeuditz.

Die Schaufenster in Mailand sind geprägt durch Opulenz und Retro-Anleihen.

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Inhalt4 27.3.2015 schuhkurier

Die jüngste Amazon-Rabattaktion ’Sea-son 15‘ hat heftige Diskussionen zwi-schen Handel und Industrie ausgelöst. Vom 5. bis zum 22. März hatte Amazon 20% Rabatt auf aktuelle Schuh- und Taschen-Modelle in Aussicht gestellt. Mehrere Hersteller sorgten offenbar nach massiven Protesten aus dem Han-del dafür, dass ihre Schuhe von der Aktion ausgenommen wurden. „Wenn diese Art von Geschäftspolitik prakti-ziert wird, dann schädigt das unsere

Geschäftsbeziehungen zu Amazon“, sagte Christoph Siegel von Candice Cooper im Gespräch mit schuhkurier. „Wir haben sofort reagiert und unsere Ansprechpartner bei Amazon kontak-tiert“, so ein anderer Hersteller gegen-über unserer Redaktion. Ein weiterer Anbieter zeigte sich entsetzt: „Es ist unfassbar, dass eine von uns mühsam aufgebaute Marke auf diese Art und Weise verramscht wird.“„Die Aktion war mit uns weder abge-sprochen, noch waren wir darüber in-formiert. Deshalb haben wir nicht nur sofort auf das Schärfste dagegen pro-testiert, sondern unmittelbar sämtliche Online-Werbeaktivitäten gestoppt. Für die Zukunft arbeiten wir an Maßnah-men, solche Aktionen zu vermeiden. Niemandem ist damit gedient, wenn ein

immer höherer Prozentsatz an Kinder-schuhen mit hohen Rabatten verkauft wird“, erklärt Rudolf Hampl, Legero und Superfit. Wie mehrere Unternehmen be-richteten, war die Aktion offenbar nicht zwischen Einkauf und Marketingabtei-lung von Amazon abgesprochen. Wie viele Produkte letztlich mit 20% Rabatt verkauft wurden, bleibt offen. Zugleich weisen Hersteller darauf hin, dass auch zahlreiche Händler als Marktplatz-Anbieter gute Geschäfte mit Amazon machen. „Da sind einige Unternehmen ganz dick im Geschäft“, so ein Hersteller. Zudem seien es oft auch diese Händler, die über die E-Commerce-Plattform schon früher reduzierte Ware anbieten als Amazon selbst. Beklagt wird seitens der Indus-trie auch, dass stationäre Händler in der gerade erst begonnen F/S-Saison bereits massiv aktuelle Ware reduziert anböten. „Auch im stationären Handel gibt es leider Großfilialisten, deren Ge-schäftsmodell darin besteht, Marken-schuhe ganzjährig extrem diskontiert zu verkaufen“, so Rudolf Hampl. „Aktu-ell kämpfen wir an vielen Fronten mit dem Bestreben, den Wert des guten Kinderschuhs und der Marke Superfit zu wahren.“Auch auf dem Bequemschuh-Symposi-um von Berkemann, das kürzlich in Zeu-lenroda stattfand, war Amazon Thema. Es sei an der Zeit, dass sich der Handel endlich mit „der Feuerwalze Amazon“ auseinandersetze, forderte Prof. Ger-rit Heinemann. „Amazon ist eine gut geölte Maschine, die jährlich um 20% wächst, ohne dass sich in Deutschland jemand ernsthaft mit diesem Phänomen beschäftigt hat.“

Die 20%-Aktion zum Saisonstart war in der Branche Gesprächsthema Nummer 1. (Foto: Amazon)

AmazonRabattaktion sorgt für Diskussionen

Spruch der Woche

„Wir sind stur in unserer Vision. Wir sind flexibel

im Detail.“

Amazon-Gründer Jeff Bezos

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SCHNUPPERTAGE 2015Mittwoch, 24. JUNI 9.30 - 15 Uhr

Mittwoch, 23. SEPT. 9.30 - 15 Uhr

Mittwoch, 25. NOV. 9.30 - 15 Uhr

schuhkurier 27.3.2015

Für Ecco war 2014 ein Jahr der Rekor-de. Der dänische Hersteller verzeichnete das beste Ergebnis seit Unternehmens-gründung. „2014 war durch zahlrei-che Herausforderungen geprägt. Doch dank schneller Anpassungen und einer starken Performance der gesamten Ec-co-Gruppe konnten wir ein sehr gutes Er-gebnis erzielen – das beste aller Zeiten, um genau zu sein“, erklärte Ecco-CEO Dieter Kasprzak. Der Gewinn vor Steu-ern stieg von 165 Mio. Euro auf 176 Mio. Euro - ein Plus in Höhe von 6,6%. Der Ge-winn vor Steuern entsprach damit mehr als 15% des Nettoumsatzes. Der Gewinn nach Steuern kletterte um 7,6% auf 114 Mio. Euro. Der Nettoumsatz stieg von 1,1 Mrd. Euro um 3,4 auf 1,169 Mrd. Euro. In der Region EMEA gingen die Umsätze um 2% auf 567 Mio. Euro zurück. Verur-sacht wurde der Rückgang durch Russ-

land und die Ukraine. Klammert man beide Märkte aus, ist der Umsatz um 5% gestiegen. Positiv entwickelten sich laut Ecco zudem strategisch wichtige Märkte wie China, Japan und die USA. Zum ers-ten Mal seit Gründung konnte die Ecco Le-ather Division einen Umsatz von mehr als 100 Mio. Euro erwirtschaften. Diese Toch-tergesellschaft beliefert sowohl Ecco als auch externe Hersteller. Im vergangenen Jahr wurde außerdem die neue ’2020 Stra-tegie‘ verabschiedet. Nach drei Jahren des kontrollierten Wachstums sei es nun Zeit für verstärkte Expansion. Dies beinhalte die Stärkung der Damenschuhkollekti-on sowie erhebliche Investitionen in die Distributionskanäle, erklärte CFO Steen Borgholm. So sollen im Jahr 2020 50% der Umsätze aus dem ’Direct-to-Consu-mer‘-Geschäft kommen. Der Onlineanteil werde dabei 20% betragen. Um dieses Ziel

zu erreichen, wird Ecco 2015 die Investitio-nen in den Ausbau des Retail-Bereichs um 75% auf 21 Mio. Euro erhöhen. In den kom-menden sechs Jahren sollen insgesamt 400 neue Ecco-Stores eröffnet werden. Ende 2014 gab es 1.215 Stores und 1.845 Shop-in-Shops weltweit. Insgesamt wur-den Ecco-Schuhe durch 9.000 Handels- partner an mehr als 14.000 PoS verkauft. Auch für 2015 erwarten die Dänen He-rausforderungen auf zahlreichen Märk-ten. So würde die schwierige Situation in Russland und der Ukraine bestehen bleiben. Hinzu kämen die Märkte in Nord- und Zentraleuropa, die eine be-sonders negative Herbst/Winter-Saison hinter sich hätten. Die Folge seien hohe Lagerbestände. „Dennoch erwarten wir für das Gesamtjahr eine stabile Entwick-lung und in den Folgejahren konstantes Wachstum“, so Steen Borgholm.

Quelle: Ecco Geschäftsbericht Quelle: Ecco Geschäftsbericht

EccoDänen verzeichnen Rekordzahlen

Ecco-CEO Dieter Kasprzak (Foto: Ecco)

Der Rosenheimer Schuhhersteller Gabor geht seit Jahren konsequent gegen Nach-ahmer vor und baut nun den gewerbli-chen Geschmacksmusterschutz für seine Produkte nochmals deutlich aus. „Gabor lebt nicht zuletzt von der Mode. Wir investieren mit jeder Kollektion Millionenbeträge, um eigenständige Designs zu bringen“, so Achim Gabor. In Zusammenarbeit mit einer auf die-sem Thema spezialisierten und führen-den Anwaltskanzlei hat Gabor die Zahl seiner national und international ge-schützten Designs ausgeweitet. Auch zukünftig werde der Hersteller in jeder Kollektion seine Neuheiten schützen lassen.

GaborGeschmacksmusterschutz verstärkt

Gabor schützt eigene Designs (Foto: Gabor)

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Gewinn vor Steuern und Gewinnmarge

Neuigkeiten6 27.3.2015 schuhkurier