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AZ 4800 Zofingen | 1. Jahrgang | Ausgabe 13 | 75 | Redaktion/Verlag 062 745 93 93 | E-Mail [email protected] | Abo 062 745 94 45 | E-Mail [email protected] | Anzeigen 062 745 93 93 | Fr. 3.50 | ISSN 1420-3456 Schweiz am Wochenende 31./1.4.2018 | Ausgabe Zofinger Tagblatt | www.zofingertagblatt.ch Zofingen Die Kontroverse rund um die Überwachung von mutmassli- chen Betrügern in den Sozialver- sicherungen ist um ein Kapitel reicher. Wir er- innern uns: 2016 rügte der Euro- päische Gerichtshof für Menschen- rechte die Schweiz, weil hierzulande Sozialdetektive Verdächtige über- wachten und viele davon auffliegen liessen. Dazu fehle eine gesetzliche Grundlage, befand Strassburg. Das Bundesgericht stoppte die Praxis, das Parlament gleiste eine griffige Vorlage auf, um die Gesetzeslücke zu schliessen. Mitte Monat beschloss der Nationalrat, dass Verdächtige auch in ihren Gärten oder auf ihren Balkonen beobachtet werden dür- fen; auch der Einsatz von GPS-Track- ern soll – mit richterlicher Genehmi- gung – möglich sein. Nun hat eine Gruppe von Gegnern um die Auto- rin Sibylle Berg angekündigt, das Re- ferendum zu ergreifen. Kommt es zustande, hat das Volk das letzte Wort. Gut, dass Berg & Co damit ei- ne Debatte lancieren, die durch die digitale Revolution an Relevanz ge- wonnen hat: Welche Überwachungs- methoden erachten wir als verhält- nismässig und zulässig – und wo be- ginnt der Schnüffelstaat? Ist ein Gar- ten oder ein Balkon eine Art Verlän- gerung des Wohnzimmers oder schon ein halböffentlicher Ort? Rückt die Überwachung eine ganze Gruppe von Menschen, IV-Bezügern beispielsweise, in ein schlechtes Licht, wie manche Überwachungs- gegner behaupten? Oder hat nicht gerade diese Gruppe das grösste In- teresse an einem harten Durchgrei- fen gegen mutmassliche Schwindler? Unsere Sozialversicherungen verkör- pern die Idee schweizerischer Soli- darität wie kaum etwas sonst. Sie vor Betrügern zu schützen ist richtig und wichtig. Grösstmöglicher Schutz kommt indes auch der Privatsphäre zu. Dass die Vorlage in einem Urnen- gang vom Volk legitimiert wird, muss deshalb auch im Interesse der Befürworter sein. zum wochenende Danke, Sibylle Berg philippe.pfister@ztmedien.ch Philippe Pfister Chefredaktor ZT -Newsroom Olten will heute im zweiten Finalspiel das 1:1 schaffen. Seite 29 EISHOCKEY Wo noch kein Mensch geputzt hat: Die Schweiz räumt den Weltraum auf. Seiten 2/3 SAUBERMÄNNER IM ALL INSERAT In der Schweiz werden so viele Leute wegen übler Nachrede angezeigt wie noch nie. 2017 wurden 1440 Personen wegen dieses Straftatbestands beschul- digt. Vor acht Jahren waren es halb so viele Anzeigen. Der Grund für den Trend sind Social Media. Hier herrscht ein Klima, in dem Ehrverletzungen be- sonders gut gedeihen. Solange die Täter nicht anonym sind, lassen sich die De- likte einfach beweisen. Da sie schriftlich vorliegen, genügt ein Screenshot für ei- ne Anzeige. Stefan Blättler, Präsident der Polizeikommandanten, sagt: «In Zu- kunft werden wohl die meisten Delikte im virtuellen Raum stattfinden.» Seite 5 HASS AUF SOCIAL MEDIA Vier Anzeigen pro Tag Die Schweizer Wirtschaft hat in den letzten Monaten zusätzlich Fahrt aufge- nommen. Um 2,5 Prozent wird das Bruttoinlandsprodukt nun gemäss der neuen Prognose der KOF Konjunktur- forschungsstelle der ETH Zürich inflati- onsbereinigt wachsen. Ein solches Wachstumstempo gab es hierzulande zuletzt 2014, im Jahr vor der Aufhe- bung des Euro-Mindestkurses. Das Wachstum ist nicht mehr einseitig ab- hängig von der Pharmabranche sowie dem staatsnahen Unterrichts- und Ge- sundheitssektor. Derzeit legt auch die Maschinen- und Metallindustrie wieder zu, die lange zu kämpfen hatte. In der Uhrenindustrie scheint der Rückgang beendet. Im Tourismus kehren die eu- ropäischen Gäste zurück, was etwa im Kanton Graubünden wichtig ist. Die meisten Branchen bauen nun wieder Arbeitsplätze auf. Auch Bran- chen wie Gastgewerbe, Beherbergung und Baugewerbe, die bis Mitte 2017 netto noch Stellen strichen, suchen wieder Mitarbeiter. 2018 werden ge- mäss KOF-Prognose rund 75 000 neue Beschäftigte dazukommen. Diese Zu- nahme innerhalb eines einzigen Jahres entspricht fast der Einwohnerzahl der Stadt St. Gallen, die Ende 2017 bei rund 79 000 lag. Die Schweiz setzt einen Trend fort, der 2005 einsetzte und von der KOF wiederholt als «Beschäftigungswunder» bezeichnet wurde. Von 2005 bis 2017 wuchs die Zahl der Erwerbstätigen von 4,15 auf über 5 Millionen. Das ent- spricht einer Zunahme um das Doppel- te der Bevölkerungszahl der Stadt Zü- rich, und dies trotz Weltwirtschaftskri- se. Doch die Arbeitslosigkeit bleibt hartnäckig hoch. Seite 15 75 000 neue Stellen werden 2018 geschaffen Laut Prognose der KOF setzt die Schweiz ihr Beschäftigungswunder fort VON NIKLAUS VONTOBEL Anlässlich der Sanierungsarbeiten der Hangrutsche in Botten- wil machte sich Regierungsrätin und Militärdirektorin Fran- ziska Roth (SVP) selbst ein Bild vor Ort. Persönlich dankte sie den anwesenden Soldaten des Rettungsbataillons 2 der Schweizer Armee, den Mitgliedern der Zivilschutzorganisa- tion Suhrental-Uerkental und den zivilen Firmen für ihren Einsatz zugunsten der Bevölkerung. Als Dank überreichte sie ihnen Osterhasen. Die Hangrutsche ereigneten sich anlässlich des Unwetters vom 8. Juli 2017 im Gallihubel-Gebiet. Nächste Woche sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Seite 37 Franziska Roth dankte mit Osterhasen Raphael Nadler Ein 57-Jähriger musste sich vor dem Be- zirksgericht Zofingen wegen sexuellen Handlungen mit Kindern verantwor- ten. Der Familienvater war zwischen Juli 2015 und Juni 2016 als Masseur bei einem Fussballklub in der Region tätig. Dabei verging er sich an sechs Fussball- junioren. Weil sein Sohn Verdacht schöpfte, flogen die Taten schliesslich auf. Zudem fand dieser auf dem Handy des Vaters Screenshots einschlägiger Internetseiten. Das Gericht verurteilte den Mann zu 4 1 / 2 Jahren Haft. Seite 33 BEZIRKSGERICHT ZOFINGEN Masseur vergeht sich an Knaben Der Grosse Rat bewilligte im November 2017 den Bruttokredit für das Hochwas- serschutzprojekt beim Unterlauf der Wigger. Für 12,6 Millionen Franken soll das Gebiet, das von der Zofinger Stadt- grenze bis hinunter zur Aeschwuhr führt, besser vor Überflutungen ge- schützt werden. Die Projektauflage ist erfolgt. Starten können die Bauarbeiten aber noch nicht. Beim kantonalen Bau- departement liegen zehn Einwendun- gen vor. Weiter müssen die Laichzeiten der Bachforellen und die Brutzeit der Vögel berücksichtigt werden. Seite 41 HOCHWASSERSCHUTZ Natur diktiert den Baubeginn

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AZ 4800 Zofingen | 1. Jahrgang | Ausgabe 13 | 75 | Redaktion/Verlag 062 745 93 93 | E-Mail [email protected] | Abo 062 745 94 45 | E-Mail [email protected] | Anzeigen 062 745 93 93 | Fr. 3.50 | ISSN 1420-3456

Schweizam Wochenende31./1.4.2018 | Ausgabe Zofinger Tagblatt | www.zofingertagblatt.ch

Zofingen

Die Kontroverserund um dieÜberwachungvon mutmassli-chen Betrügernin den Sozialver-sicherungen istum ein Kapitelreicher. Wir er-innern uns: 2016rügte der Euro-

päische Gerichtshof für Menschen-rechte die Schweiz, weil hierzulandeSozialdetektive Verdächtige über-wachten und viele davon auffliegenliessen. Dazu fehle eine gesetzlicheGrundlage, befand Strassburg. DasBundesgericht stoppte die Praxis,das Parlament gleiste eine griffigeVorlage auf, um die Gesetzeslückezu schliessen. Mitte Monat beschlossder Nationalrat, dass Verdächtigeauch in ihren Gärten oder auf ihrenBalkonen beobachtet werden dür-fen; auch der Einsatz von GPS-Track-ern soll – mit richterlicher Genehmi-gung – möglich sein. Nun hat eineGruppe von Gegnern um die Auto-rin Sibylle Berg angekündigt, das Re-ferendum zu ergreifen. Kommt eszustande, hat das Volk das letzteWort. Gut, dass Berg & Co damit ei-ne Debatte lancieren, die durch diedigitale Revolution an Relevanz ge-wonnen hat: Welche Überwachungs-methoden erachten wir als verhält-nismässig und zulässig – und wo be-ginnt der Schnüffelstaat? Ist ein Gar-ten oder ein Balkon eine Art Verlän-gerung des Wohnzimmers oderschon ein halböffentlicher Ort?Rückt die Überwachung eine ganzeGruppe von Menschen, IV-Bezügernbeispielsweise, in ein schlechtesLicht, wie manche Überwachungs-gegner behaupten? Oder hat nichtgerade diese Gruppe das grösste In-teresse an einem harten Durchgrei-fen gegen mutmassliche Schwindler?Unsere Sozialversicherungen verkör-pern die Idee schweizerischer Soli-darität wie kaum etwas sonst. Sievor Betrügern zu schützen ist richtigund wichtig. Grösstmöglicher Schutzkommt indes auch der Privatsphärezu. Dass die Vorlage in einem Urnen-gang vom Volk legitimiert wird,muss deshalb auch im Interesse derBefürworter sein.

zum wochenende

Danke,Sibylle Berg

[email protected]

Philippe PfisterChefredaktor

ZT-Newsroom

Olten will heute im zweitenFinalspiel das 1:1 schaffen.Seite 29

EISHOCKEY

Wo noch kein Menschgeputzt hat: DieSchweiz räumt denWeltraum auf. Seiten 2/3

SAUBERMÄNNER IM ALL

INSERAT

In der Schweiz werden so viele Leutewegen übler Nachrede angezeigt wienoch nie. 2017 wurden 1440 Personenwegen dieses Straftatbestands beschul-digt. Vor acht Jahren waren es halb soviele Anzeigen. Der Grund für denTrend sind Social Media. Hier herrschtein Klima, in dem Ehrverletzungen be-sonders gut gedeihen. Solange die Täternicht anonym sind, lassen sich die De-likte einfach beweisen. Da sie schriftlichvorliegen, genügt ein Screenshot für ei-ne Anzeige. Stefan Blättler, Präsidentder Polizeikommandanten, sagt: «In Zu-kunft werden wohl die meisten Delikteim virtuellen Raum stattfinden.» Seite 5

HASS AUF SOCIAL MEDIA

Vier Anzeigenpro Tag

Die Schweizer Wirtschaft hat in denletzten Monaten zusätzlich Fahrt aufge-nommen. Um 2,5 Prozent wird dasBruttoinlandsprodukt nun gemäss derneuen Prognose der KOF Konjunktur-forschungsstelle der ETH Zürich inflati-onsbereinigt wachsen. Ein solchesWachstumstempo gab es hierzulandezuletzt 2014, im Jahr vor der Aufhe-bung des Euro-Mindestkurses. DasWachstum ist nicht mehr einseitig ab-hängig von der Pharmabranche sowiedem staatsnahen Unterrichts- und Ge-

sundheitssektor. Derzeit legt auch dieMaschinen- und Metallindustrie wiederzu, die lange zu kämpfen hatte. In derUhrenindustrie scheint der Rückgangbeendet. Im Tourismus kehren die eu-ropäischen Gäste zurück, was etwa imKanton Graubünden wichtig ist.

Die meisten Branchen bauen nunwieder Arbeitsplätze auf. Auch Bran-chen wie Gastgewerbe, Beherbergungund Baugewerbe, die bis Mitte 2017netto noch Stellen strichen, suchenwieder Mitarbeiter. 2018 werden ge-mäss KOF-Prognose rund 75 000 neueBeschäftigte dazukommen. Diese Zu-

nahme innerhalb eines einzigen Jahresentspricht fast der Einwohnerzahl derStadt St. Gallen, die Ende 2017 bei rund79 000 lag.

Die Schweiz setzt einen Trend fort,der 2005 einsetzte und von der KOFwiederholt als «Beschäftigungswunder»bezeichnet wurde. Von 2005 bis 2017wuchs die Zahl der Erwerbstätigen von4,15 auf über 5 Millionen. Das ent-spricht einer Zunahme um das Doppel-te der Bevölkerungszahl der Stadt Zü-rich, und dies trotz Weltwirtschaftskri-se. Doch die Arbeitslosigkeit bleibthartnäckig hoch. Seite 15

75 000 neue Stellenwerden 2018 geschaffenLaut Prognose der KOF setzt die Schweiz ihr Beschäftigungswunder fort

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VON NIKLAUS VONTOBEL

Anlässlich der Sanierungsarbeiten der Hangrutsche in Botten-wil machte sich Regierungsrätin und Militärdirektorin Fran-ziska Roth (SVP) selbst ein Bild vor Ort. Persönlich dankte sieden anwesenden Soldaten des Rettungsbataillons 2 derSchweizer Armee, den Mitgliedern der Zivilschutzorganisa-

tion Suhrental-Uerkental und den zivilen Firmen für ihrenEinsatz zugunsten der Bevölkerung. Als Dank überreichte sieihnen Osterhasen. Die Hangrutsche ereigneten sich anlässlichdes Unwetters vom 8. Juli 2017 im Gallihubel-Gebiet. NächsteWoche sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Seite 37

Franziska Roth dankte mit Osterhasen

Raphael Nadler

Ein 57-Jähriger musste sich vor dem Be-zirksgericht Zofingen wegen sexuellenHandlungen mit Kindern verantwor-ten. Der Familienvater war zwischenJuli 2015 und Juni 2016 als Masseur beieinem Fussballklub in der Region tätig.Dabei verging er sich an sechs Fussball-junioren. Weil sein Sohn Verdachtschöpfte, flogen die Taten schliesslichauf. Zudem fand dieser auf dem Handydes Vaters Screenshots einschlägigerInternetseiten. Das Gericht verurteilteden Mann zu 4 1/2 Jahren Haft. Seite 33

BEZIRKSGERICHT ZOFINGEN

Masseur vergehtsich an Knaben

Der Grosse Rat bewilligte im November2017 den Bruttokredit für das Hochwas-serschutzprojekt beim Unterlauf derWigger. Für 12,6 Millionen Franken solldas Gebiet, das von der Zofinger Stadt-grenze bis hinunter zur Aeschwuhrführt, besser vor Überflutungen ge-schützt werden. Die Projektauflage isterfolgt. Starten können die Bauarbeitenaber noch nicht. Beim kantonalen Bau-departement liegen zehn Einwendun-gen vor. Weiter müssen die Laichzeitender Bachforellen und die Brutzeit derVögel berücksichtigt werden. Seite 41

HOCHWASSERSCHUTZ

Natur diktiertden Baubeginn

37Schweiz am Wochenende31. März 2018 region

INSERAT

Der 8. Juli 2017 geht in die verschiedens-ten Geschichtsbücher ein. So prasselte inden letzten 134 Jahren, seit in ZofingenNiederschläge gemessen werden, nie soviel Regen in einem Gewitter vom Himmelwie an diesem Tag. Nie zuvor hat ein Un-wetter in dieser Region so hohe Schädenverursacht – je nach Rechnungsart zwi-schen 90 und 100 Millionen Franken. Niezuvor hatte der Circus Knie in Zofingen sowenig Besucher wie am 8. Juli 2017. Undnie zuvor musste eine Ortschaft nach ei-nem Unwetterereignis von diesem Aus-mass so lange auf die Unterstützung derArmee warten. Heute sind es 266 Tageher, und die Sanierungen der drei gröss-ten Hangrutsche in Bottenwil sind nochnicht abgeschlossen. Die Verantwortli-chen der Armee werden Mitte nächsterWoche die Zelte im Uerkental abbrechen.Egal, ob die Arbeiten fertig sind oder

nicht. Ihr Wiederholungskurs (WK) gehtdem Ende entgegen. «Unsere Soldatensind stolz, dass sie der Bevölkerung vonBottenwil bei der Bewältigung der Unwet-terschäden helfen können», sagte BasilBrühlmann, Kommandant des Rettungs-bataillons 2, das mit rund 30 Mann in Bot-tenwil vor Ort ist. Das Detachement wur-de spezifisch für diesen Auftrag ausDienstleistenden zusammengestellt, dieauch im Zivilen im Baubereich tätig sind.Gemäss Major Brühlmann «auch eineStärke des Milizsystems».

Ankernägel im SandsteinDie Rutschungen am Gallihubel in Botten-wil zerstörten damals ein Wohnhaus undeinen Stall. Das Sandsteingebiet soll nundurch den Einbau von einer je zehn, re-spektive zwanzig Meter langen und überfünf Meter hohen Holzkonstruktion stabi-lisiert und das ursprüngliche Gelände an-schliessend wiederhergestellt und be-grünt werden. Insgesamt werden rund 80Kubikmeter Holz aus dem BottenwilerWald verbaut. Zusätzliche Sickerleitungensorgen dafür, dass die Stämme nicht un-terspült werden. «Diese Konstruktion be-währt sich schon seit vielen Jahren», weissSimon Straumann aus Trimbach. SeinHolzbauunternehmen hat sich schon vorJahren auf Hangsanierungen dieser Artspezialisiert. Im Sandsteinbereich unter-stützen ihn Felstechniker aus Lungern. Sierammen mit Spezialmaschinen bis zuneun Meter lange Ankernägel ins Gestein,die zusätzlich mit Mörtel eingemauertwerden. An den Nägeln wird danach ein

Stahlnetz montiert, das die Liegenschaftunterhalb des Hangs vor weiteren verhee-renden Rutschen verschonen soll.

Unterstützt werden die zivilen Spezial-kräfte nebst den Angehörigen der Armeeauch durch ein Detachement der Zivil-schutzorganisation Suhrental-Uerkental.

Bereits letzten Sommer hatten 620 Zivil-schützer aus dem ganzen Kanton im Uer-kental bei der Bewältigung der Unwetter-schäden geholfen und unter anderem diebetroffenen Hänge mit speziellen Plastik-matten gesichert.

«Wir hätten nie gedacht, dass uns diesesEreignis so lange beschäftigt», sagt YvoLaib, Chef des Regionalen Führungsor-

gans Suhrental-Uerkental (RFO), der dieArmee schon früh um Unterstützung bat.Es sei wichtig, die «letzte grosse Baustelledieses Unwetters» abschliessen zu könnenund den Anwohnern die längst verspro-chene Hilfe bieten zu können. RFO und Zi-vilschutz haben bereits erste Lehren ausdem Unwetter gezogen und Führungs-strukturen angepasst. «Im Zivilschutzbe-reich haben wir nun Module gebildet, diedie Rettungskräfte viel effizienter undschneller unterstützen können», sagt YvoLaib. Aber auch eine verbesserte Alarmie-rung des Zivilschutzes und die Problememit den Arbeitgebern seien Themen, diees nun zu regeln gebe. «Das Unwetter hataber auch gezeigt, dass die Zivilschützerim Aargau gut ausgebildet sind», bilan-ziert Dieter Wicki, Chef des KantonalenFührungsstabs. «Wir müssen uns abernoch vermehrt mit diesem neuen Phäno-men Sturzfluten auseinandersetzen.»

Sanierungsarbeiten dauern anBottenwils Vizeammann Silvan Bärtschizeigte sich erfreut: «Es ist für uns alle eine

Erleichterung, dass dieser Hang nun stabi-lisiert wurde.» Trotzdem lasten die Schä-den des Unwetters weiterhin schwer. «Esgibt entlang den Brücken, Bächen undStrassen noch weitere Schäden, die beho-ben werden müssen», sagt Bärtschi. Erhofft, dass alle Reparaturen bis Ende 2018erledigt sind und der Grosse Rat im Aprilden «für die Gemeinde so wichtigen Zu-satzkredit bewilligt».

Regierungsrätin Franziska Roth zeigtesich am Donnerstag in Bottenwil beein-druckt von der Arbeit der Hilfskräfte. Siebedankte sich bei jedem Soldaten und Zi-vilschützer persönlich für den geleistetenEinsatz mit einem Schoggiosterhasen. Die-se hätten durchaus auch schwerer als nur40 Gramm sein dürfen. Immerhin stam-men die Hasen aus Buchser Produktion ...

Letzte grosse Unwetterbaustellenähert sich dem Abschluss

Mitte nächster Woche solltendie letzten grossen Sanie-rungsarbeiten der Hoch-wasserschäden vom 8. Juli2017 in Bottenwil abgeschlos-sen sein. RegierungsrätinFranziska Roth dankte denHilfskräften vor Ort.� �

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VON RAPHAEL NADLER

Die Hangsanierungen im Sandsteingebiet am Gallihubel in Bottenwil waren für alle Beteiligten eine grosse Herausforderung. RAPHAEL NADLER/PETER RIECHSTEINER

Millionen Franken Schadenhat das Unwetter vom 8. Juli2017 an der Infrastrukturverursacht. Ein Grossteildavon geht zulasten derAargauischen Gebäudever-sicherung, des Kantons unddes Bundes. Der Regie-rungsrat sprach im Februarden Gemeinden Uerkheim,Bottenwil und Wiliberg einezusätzliche finanzielle Hilfein der Höhe von 230 000Franken zu. Für die Wieder-herstellung der landwirt-schaftlichen Infrastruktur inden betroffenen Gemeindenwurde beim Grossen Ratzudem ein Nachtragskreditvon 581 000 Frankenbeantragt.

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Gaben vor Ort in Bottenwil Auskunft (v. l.): Basil Brühlmann, Dieter Wicki, Silvan Bärtschi, Regie-rungsrätin Franziska Roth, Yvo Laib, Daniel Zünd und Albin Seiler.

80 Kubikmeter Holz aus dem Bottenwiler Wald wurden für dieHangsanierungen verbaut.

«Unsere Soldaten sind stolz, derBevölkerung von Bottenwil beider Bewältigung der Unwetter-schäden helfen zu können.»BASIL BRÜHLMANNKOMMANDANT DES RETTUNGSBATAILLONS 2

«Im Zivilschutzbereich habenwir nun Module gebildet, die dieRettungskräfte viel effizienterund schneller unterstützenkönnen.»YVO LAIB CHEF DES REGIONALEN FÜHRUNGSORGANSSUHRENTAL-UERKENTAL (RFO)

Weitere Fotos der Sanierungsarbeiten fin-den Sie in unserer Online-Bildergalerie.