Velosophie 2011-03

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MAGAZIN für FAHRRADKULTUR velosophie.eu 03-2011 HERBST & WINTER CYCLOCAMP DO-IT- YOURSELF AUS SCHROTT WIRD FAHRRAD LÄSST MICH KALT! TIPPS FÜR WINTERFESTES RADFAHREN MODE, ENDLICH! CHIC IN JÄPÄN PEDALED: FASHION TRIFFT FAHRRAD GRATIS! NEUE DOMAIN

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Magazin für Fahrradkultur

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M A G A Z I N f ü r FA H R R A D K U LT U Rvelosophie.eu

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Wo geht‘s zur Kultur? Lisa Fail bereiste Südfinnland, die Länder des Baltikums und die europäischen Kultur-hauptstädte 2011 und kam mit einer beeindruckenden Fotosammlung zurück. Rad-fahren in Turku, Tallinn und Riga 2014. S. 30

Zeltlager mit rad„Do-It-Yourself“ kann weit über Baumärkte hinaus eine weltanschauliche Hand-lungsanleitung darstellen, der eine bunte Gegenkultur gerne auch im Fahrradbe-reich nachkommt. Rad-Kol-lektive aus ganz Europa tra-fen sich zum Camp. S. 20

mode, endlich!Fahrradbekleidung, aber ganz anders: Hideto Suzuki kommt aus der Haute Cou-ture und entwirft mit dem Label Pedaled und der in Eu-ropa erstmals präsentierten Kollektion eine neue Ästhe-tik für den Rad fahrenden Mann. S. 8

Alec Hager, Chefredakteur

Es können nicht zwei Körper auf einem Ort sein, weiß die Physik. Sollten es den-noch zwei Körper versuchen, kommt es zu Konflikten, weiß die Soziologie. Und sollte der Ort die urbane Straße und der eine Körper ein Personenkraftwagen, der andere aber ein Radfahrender sein, dann muss der Ort weiterhin dem Auto gehö-ren, meint die noch vorherrschende Ver-kehrskultur. Da entstehen notgedrungen Reibungen bei der Auseinandersetzung zwischen den Verkehrsmittelgeneratio-nen, und diese produzieren nicht nur Wärme, sondern auch Auflagenzahlen. Im Blätterwald des deutschen Sprach-raums rauschten die Kulturkampfschlag-zeilen, wobei da nicht Samuel P. Hunting-ton Pate steht, sondern die Säulenheili-gen Adam Opel und Sheldon Brown. (Smartphones zücken und Letzteren goo-geln!): Der Straßenkampf in der so verun-glimpften Rüpel-Republik Deutschland wurde ins Magazin gespiegelt, während in Österreich der Kampf um die Straße als News durchging und in Berlin Kampf den Kampfradlern plakatiert wurde. Mit der Zeit wurde der Kampfsport auf Rädern

dann doch dazu, worin die Ursache des Übels liegt: zur Erfolgsgeschichte. Denn die mediale Aufregung ist Symptom ei-ner Verkehrszeitenwende, und Letztere ist uns willkommen! Die Aufregung aber führt zu unnötig aufgeheizter Reproduk-tion alltäglicher Kleinigkeiten, denen auch journalistisch ganz anders begeg-net werden könnte, nämlich mit Erkennt-nis und Akzeptanz. Hier wird gerade die Fehlentwicklung der automobilen Stadt sachte korrigiert, das wird so weiterge-hen und ein neue Kultur mit sich bringen: Fahrradkultur. Ein vielgestaltes Phäno-men, dem wir uns hier auf diesen Seiten seit 2008 widmen, und wir tun es gerne, ganz ohne Kampf. Kultur, die sich in die-ser Ausgabe als japanisches Modedesign von Pedaled (S.8) zeigt, als zentraleuro-päische Gegenkultur am Cyclocamp (S.20), als brasilianische Street-Art auf Wiener Wänden (S.34) oder als baltisches Kulturhauptstädteporträt (S.30). Zurück-lehnen und blättern oder aufsteigen und losradeln statt Stimmungen aufheizen oder im Stau hupen, das ist Kultur nach unserem Geschmack.

Make Velo not War!kultur statt kaMpf

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08 PEDALED JAPANISCHES MODEDESIGN, VOM RAD- FAHREN INSPIRIERT14 VELOZINE KULTURELLES, NÜTZLICHES UND INTERESSANTES AUS DER WELT DES FAHRRADS20 DO IT YOURSELF SELBERMACHEN STATT KAUFEN: UNTER DIESEM MOTTO STAND DAS ERSTE TRANS- NATIONALE CYCLOCAMP IN OTTENSHEIM24 WINTER … UND RADFAHREN MÜSSEN EINANDER NICHT AUSSCHLIESSEN26 VELOELECTRIC DIE NEUEN EDELECS VON SMART UND KALKHOFF 28 VELOCITY BERICHTENSWERTES AUS DEN FAHRRADSTÄDTEN DIESER WELT30 EU-KULTURHAUPTSTÄDTE RADFAHREN IN SÜDFINNLAND IND IM BALTIKUM32 VELOART ALEX HORNEST, GRAFFITI-KÜNSTLER AUS BRASILIEN16 IMPRESSUM COVER-ART: STEFFI SOBOTKA

IN DIESER AUSGABE

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"Unsere Leidenschaft ge-hört den Materialien, den Schnitten und vor allem der Harmonie zwischen dem Menschen, seiner Beklei-dung und der Welt, die sie zu-sammen bereisen."Hideto Suzuki

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notizen WOLFGANG RAFETSEDER fotos PEDALED

CHICK IN JÄPÄN

Fashion triff t Fahrrad

EIN JAPANISCHER MODEDESIGNER ENTDECKT DIE LIEBE ZUM RADFAHREN UND ENTWIRFT EINE NEUE ÄSTHETIK FÜR DEN RAD FAHRENDEN MANN.

Die Kollektion von Pedaled als Radmode zu bezeichnen, triff t’s wohl nicht ganz.

Schon eher: vom Radfahren inspirierte Alltagsbekleidung. Es sind kleine, gut kaschierte Details, die der höheren Funktion folgen: weitere Schnitte für mehr Bewegungsfreiheit, refl ektieren-de Nähte und Einsätze, Belüftungen an den entscheidenden Stellen. Die Stoff e sind vorwiegend aus Hanf, Leinen und Bio-Baumwolle gefertigt, zum Teil wird dafür auch Altkleidung recycelt, wäh-rend auf synthetische Fasern weitge-hend verzichtet wird. Anlässlich der großen Fahrrad-Fachmesse „Eurobike“ letzten September wurde die Kollektion erstmals in Europa präsentiert.Bevor Hideto Suzuki vor vier Jahren sein eigenes Label Pedaled gründete, war er 15 Jahre als Designer für einen in der Modewelt bedeutenden Vertreter japanischer Haute Couture, Comme des Garçons, tätig. Warum er den riskanten Weg nahm und seine eigene Firma gründete: „Ich begann zu hinterfragen, ob Modedesign tatsächlich dem Diktat des sich schnell ändernden Marktes fol-gen muss und Mode nicht auch anders produziert werden kann als in industri-eller Massenfertigung. Pedaled gab mir die Antworten, die ich gesucht hatte.“Inspiriert durch das Radfahren und dessen spezielle Anforderungen, inspi-riert aber auch durch die Natur: Die markante Handschrift des Meisters zieht sich durch die gesamte Kollektion und beschreibt eine souveräne Grat-wanderung zwischen Mut zur Individu-alität und Tragbarkeit. Die Farben sind häufi g erdig und gelegentlich bunt, im-mer aber kräftig. Angeboten wird eine komplette Herrenkollektion, die zwar jeweils Akzente setzt in Richtung Früh-

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ling/Sommer und Herbst/Winter, aber keine deutliche Abgrenzung zwischen den Saisonen aufweist. Viele Teile scheinen tatsächlich das ganze Jahr über Funktion zu bieten. Dass der mo-dische Aspekt immerwährend hoch ge-halten wird, daran besteht wohl kein Zweifel. Und ebenso wenig daran, dass die japanische Interpretation von Cycle Chic eine schicke Website (pedaled.com) und mit Brooks einen starken europä-ischen Vertriebspartner hat. Die Preise der Pedaled-Teile sind für japanisches Modedesign beinahe günstig, aber eben nur beinahe.Apropos: Wer sich über die Cycle-Chic-Bewegung, die in Kopenhagen ihren Ursprung genommen hat, informieren oder einfach nur Bilder von schönen Menschen in schönen Kleidern auf schönen Fahrrädern in schöner Umge-bung sehen möchte, surft vorbei auf copenhagencyclechic.com vs

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Die Dänische eco-Metropole Kopenhagen unD ouhu in FinnlanD beweisen, Dass Die FreuDe aM raDFahren voM winter nicht getrübt werDen Muss.

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Die beste Nachricht zuerst: Wer das Radfah-ren liebt, muss diese Liebe nicht wegen des Winters und dessen gelegentlichen Impo-niergehabes aufgeben. Anderswo begegnet man ihm Rad fahrend mit der Sonne im Her-zen und dicken Handschuhen an den Hän-den – und gerade dort, wo der Winter keine lächerlichen Grimassen schneidet, sondern mit vollkommen ernster Miene auftritt und nicht mit sich spaßen lässt.In Kopenhagen, weltweites Vorbild für nach-haltige Verkehrsgestaltung, werden die win-terfesten RadlerInnen dabei von der Stadt-verwaltung unterstützt: Hat es nachtsüber geschneit, werden frühmorgens erst einmal die Fahrradwege geräumt – teils mit spezi-ellen Schneeräumfahrzeugen –, dann kom-men die Autostraßen dran. Einen ähnlich progressiven Weg in der Verkehrspolitik hat die finnische Stadt Ouhu eingeschlagen: 25 Prozent Radverkehrsanteil am Polarkreis – damit doppelt so hoch wie in Berlin oder gar viermal so hoch wie in Wien. Daraus lässt sich schon erahnen: Irgendetwas an-

Immer wenn es schneItkommentar aKtuelle Meinung zu aKtuellen theMen

Hardcourt Bike Polo, die moderne Weiter-entwicklung des Rasensports Bike-Polo, der sich wiederum um 1900 als stolze so-zialistische Variante aus dem Adeligen-Gaudium Polo entwickelt hatte, schraubt seine Qualitäten weiter nach oben: Schnelligkeit, Reaktionsvermögen, Rad-beherrschung und Furchtlosigkeit ste-hen auf der Liste der Anforderungen. Ein Spiel wie geschaffen für die medialen Massen, lange kann es nicht mehr dau-

Die Besten ohne PferD

deres bremst hierzulande die Aufwärtsent-wicklung des Radverkehrs, und dem Wetter kann daran ausnahmsweise nicht die Schuld gegeben werden.Die Firmen versorgen uns immer bereitwilli-ger mit schlauen Produkten, die den Winter fahrbarer machen, von beheizbaren Schuheinlagen bis zu bespikten Reifen (ein Querschnitt durchs winterfeste Angebot auf Seite 24). Es liegt also nur an uns, die Einla-dung, die der Winter ausspricht, anzuneh-men: körperliche Fitness zu bewahren und den Kopf frei zu machen, smart im Verkehr unterwegs und ohne Verspätung bei Termi-nen zu sein und den Lifestyle of Lebensfreu-de nicht von der Jahreszeit abhängig zu ma-chen. Dass dabei die Sensibilität in der Wahrnehmung anderer Verkehrsteilnehmer eine noch höhere sein muss als bei „idealen Wetterverhältnissen“, ist beinahe logisch. Winter und Menschen am Fahrrad, wer rech-net schon mit so etwas ...?

Wolfgang Rafetseder, Herausgeber

ern bis zur Super Polo Bowl! Noch aber werden selbst die Weltmeisterschaften von den Polo-Communities selber orga-nisiert und im freundschaftlichen Um-feld ausgetragen. Was auf dem Court nicht freundlich bedeutet!Es ging wieder ordentlich zur Sache bei der WHBPC 2011 in Seattle, und die Spannung war Dauergast. Überraschen-derweise konnten die europäischen Teams die Vorherrschaft der Nordameri-

in seattle traFen biKe-polo-teaMs aus aller welt auFeinanDer, uM Die chaMpions zu Küren.

kaner kräftig in Frage stellen, unter den ersten fünf lagen mit L’Equipe, dreifa-cher Europameister aus Genf, den Iron Ponies und Call Me Daddy drei Teams vom alten Kontinent. Letztere, das schon bei der Europameisterschaft beeindrucken-de Team aus Toulouse, konnten von den Crazy Canucks aus dem Polo-Mekka Van-couver nur knapp im Finale besiegt wer-den. Chapeau! whbpc2011.com

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„RadfahRen ist die univeRsellste foRtbewegungsaRt, die es gibt!“Yohann, Les VeLocitoYens de touLouse

Fotograf Francois Canard hat auf den Radwegen von Toulouse hundertfünf-zig AlltagsradfahrerInnen fotografiert, mitten aus dem Leben. Mit dabei: ein mobiles Fotostudio, bestehend aus einem großen Leintuch. Mehr über Fotoband, Portraits und Hintergründe: velocitoyen.org

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eIn Fahrrad wIe eIn strandurlaubdauertest eine saison lang Durch DicK unD Dünn

Mit DeM 2011 erstMals präsentierten „gran pure“ zeigt KtM Mut zuM Design.Der Neuzugang in der KTM-Design-Abtei-lung – von der FH Joanneum für Industrial Design in Graz – machte sich in einer Mo-dellreihe des Jahrgangs 2011 besonders be-merkbar: Gran und Gran Pure. Während das Gran über StVO-konforme Komplettausstat-tung mit Lichtanlage und zusätzlich Kot-schützern sowie überaus stabilem Gepäck-träger verfügt, folgt das Gran Pure seinem Namen – auf Letzteres fiel die Wahl des velosophie-Teams als Dauertestrad und da-mit als Begleiter für eine Saison. Während

einer solchen und bei einer derart großen Bandbreite an TesterInnen und Einsätzen lässt sich alles sagen über ein Fahrrad und nichts bleibt verborgen: mit Lisa über Teile des Donauradweges, mit Besuchern aus al-ler Welt durch die Stadt, mit Ralf im Street-Trial-Einsatz, mit Jason während seines ein-monatigen Wien-Aufenthalts im Commuter-Dauerbetrieb zwischen Leopoldstadt und Margareten. Das abschließende Testurteil stellt einen Zusammenschnitt aus allen Statements dar.

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Mit der Geometrie des Gran ist KTM ein gro-ßer Wurf gelungen – für diejenigen, die Kom-fort und eine aufrecht-bequeme Sitzposition zu schätzen wissen. Wie das Gran aussieht, so fährt es sich auch: mit Cruiser-Attitüde. Selbst zu einem beruflichen Termin fährt man auf der sonnigen Straßenseite, und die Hek-tik des Verkehrs scheint von einem abzupral-len. Im Gegensatz zu einem klassischen Crui-ser mit längerem Radstand ist man mit dem KTM sehr wendig unterwegs, und bei Bedarf kann das Bike auch ordentlich getreten wer-den, wobei es dann einen sehr spritzigen Ein-druck – trotz des hohen Gewichts von 13,9 kg – hinterlässt. Das Gewicht ist bei einem Fahr-rad für die Stadt kein so entscheidender Fak-tor, deshalb kann man mit der Ausstattung mit Shimano-Nexus-Achtgang-Nabenschal-tung und Shimano-Rollerbrakes – beides kei-ne Leichtgewichte im Vergleich zu einer Kas-settenschaltung und Scheibenbremsen, da-für aber problemlos und nahezu verschleiß-frei – durchaus einverstanden sein.

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Berlin tweeD-DayUnter dem Motto „Cycle with us for a bet-ter style“ fand im September der Londo-ner Kult-Event zum ersten Mal in Berlin statt. Los ging es am historischen Gen-darmenmarkt, dann quer durch Berlin von Ost nach West und zurück über Bou-levards, vorbei an Sehenswürdigkeiten und vielen neugierigen Passanten. Da-bei war nicht nur die Garderobe der Teil-nehmer, sondern auch das Wetter „very british“. Mit Fünf-Uhr-Tee, Karottenku-chen und Gin wurde unter einer alten Bu-che gepicknickt und schließlich in Clär-chens Ballhaus zur Live Band „Louise Gold und die Herren Quarz“ Swing ge-tanzt, so lange die Waden mitmachten! Ein rundum gelungener Start für einen Event, dem sicher noch viele folgen wer-den und der eine stetig wachsende Ge-meinde haben wird.

Die Farbgebung polarisiert, die einen finden das „Citrine“ aufregend schön, die andere wiederum abgrundtief hässlich, ein Tester entwarf die charmante Bezeichnung gallen-grün-metallic. 2012 kommen die Gran-Mo-delle aber ohnehin mit neuen Farben, an-sonsten bleibt alles gleich. Einen dicker Ne-gativ-Punkt ist auch zu vergeben: Hübsch ist er ja, der eigens entwickelte Vorbau (fügt sich sehr harmonisch ins Gesamtbild des Alumi-nium-Rahmens mit dem spannenden Schwung am Unterrohl ein), aber er wirft die

Inbusschrauben zur Befestigung des Lenkers ab – egal, wie fest sie angezogen sind. Wer vergisst, sie regelmäßig nachzuziehen, eiert dann bis zum Eintreffen der Schrauben (spe-zielle, die der Radhändler des Vertrauens nicht lagernd hatte) mit lockerem Lenker durch die Stadt. Da sollte eine Lösung ge-funden werden.Resümee nach sechs Monaten intensivem Testbetrieb: geschmeidiges und robustes Fahrrad für die Wege des Alltags, hohe Auf-fälligkeit, hat gelegentlich eine Schraube lo-cker. Die Sorglos-Bremsen und -Nabenschal-tung treiben nicht nur das Gewicht, sondern auch den Preis nach oben.

KTM GranRahmen: AluRahmengrößen: 43, 46, 51,56 cmSchaltung: Shimano Nexus 8 RapidfireBremsen: Shimano BRIM 70-F RollerbrakeReifen: Schwalbe Marathon SupremeSattel: Selle Italia Sportourer FLSGewicht: 13,9 kgPreis: 899,–Web: ktm-bikes.at

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iKder ÜberFlIegerVor allem als Wolfstänzer und Briefträger bekannt, steigt Kevin Costner in „Die Sie-ger – American Flyers“ (1985) aufs Renn-rad. Und wie! Mit Bruderdrama, tödlicher Krankheit und Überwindung der eigenen Grenzen vor dem pittoresken Hintergrund der Rockies. Beim Angucken weder Pop-corn noch rosa Brille vergessen und auf dem Hometrainer Platz nehmen! warnerbros.de

sÜd-nord-routeDie Fotodokumentation einer außerge-wöhnlichen Radreise, die den Österrei-cher René Rusch den australischen Kon-tinent von Süden nach Norden durchque-ren ließ: von Port Augusta nach Darwin, 3.300 Kilometer in 48 Tagen. Der Bild-band trägt den Untertitel „Roadmovie in Standbildern“, die Fotos sind von aus-führlichen Texten begleitet. verlagheyn.at

Über der stadtWenn ein begnadeter Soundkünstler be-geisterter Radfahrer ist, kann schon ein Fahrradlied entstehen. Im Fall von Binder&Krieglstein bereits das zweite: „Jungsz“ wird nicht nur am kommenden Album (Frühling 2012) erscheinen, son-dern ist bereits jetzt als musikalische Be-gleitung des neuesten Street-Trial-Movies von Dominik Raab zu hören.dominikraab.com

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Velosophie, Magazin für fahrradkultur Postanschrift Obere Donaustraße 71/4, AT-1020 Wien, +43/1/8650404–0, Fax +43/1/8650404–15, Internet: velosophie.eu Herausgeber Wolfgang Rafetseder Chefredakteur Alec Hager Redaktion +43/1/8650404–12, [email protected], Ralf Hauser Fotos Birdseye Photo, Francois Canard, Marianne Eberl, Alec Hager, Herr Karl, Norbert Kesten, lisafail.com, mellowjohnnys, Lukas Nazdraczew/Red Bull ContentPool, Pedaled, Gudrun Pollack, Seemann Art Alex Hornest, NR22, Steffi Sobotka Art Direction & Design Twen-tytwozerotwo Medieninhaber Boarder’s Zeitschriftenverlag GmbH, Obere Donaustraße 71/4, AT-1020 Wien Geschäftsführung Wolfgang Rafetseder Assistentin der Geschäftsführung Mariella Bleimuth Vertrieb Deutschland Jomi-Plak, DE-10629 Berlin Druck Ferdinand Berger & Söhne GmbH, AT-3580 Horn Velosophie erscheint 2011 dreimal

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FahrraDMechaniKerinnen sinD begehrt, nur gab’s in Österreich Keine spezielle ausbilDung.E-Bikes werden immer beliebter. Doch was tun, wenn die Technik streikt? Und welche Werkstatt kann helfen? Für Elektrofahrräder braucht es spezielles Know-how, das sich FahrradfachhändlerInnen und FahrradmechanikerInnen seit dem Frühjahr 2011 zulegen können. In Zusammenar-beit des Lebensministeriums mit dem WIFI, der WKÖ Bun-desgremium Handel mit Mode und Freizeitartikel (Fahrrad-Fachhandel) und der Bundesinnung der Mechatroniker wur-den Grundlagen für die WIFI-Kurse „Fit for E-Bike“ und „Fahr-radtechnikerIn“ erarbeitet. Das Lebensministerium unter-stützt die Erstellung der österreichweiten Ausbildungsstan-dards und finanziert die ersten TrainerInnenausbildungen. „Neue Technologien erfordern neue Ausbildungen. Das Le-bensministerium unterstützt mit dem ,Masterplan Green Jobs‘ neue Berufsbilder im Bereich Umweltschutz und för-dert zukunftsweisende Weiterbildungsschienen. Mit dem WIFI haben wir einen ausgezeichneten Partner gefunden, mit dem wir unsere langjährige und erfolgreiche Koopera-tion fortsetzen“, so Umweltminister Niki Berlakovich.

Der eleKtrisChe Max

Bff roCKt wienDen Auftakt machte ein abendliches Public Screening vor der atemberaubenden Kulisse der beleuchteten Karlskir-che. Das Publikum beanspruchte den riesigen Platz bis an dessen Ränder – und spätestens da wurde deutlich, dass Fahrradkultur nun auf breiter Ebene Einzug gehalten hat in Wien. Ob Critical-Mass-Ride durch die Stadt, Veranstal-tungsprogramm mit „Bike Wedding“ (Bild) und vielen ande-ren Events am Donaukanal oder Screening der besten Fil-me des Jahres im altehrwürdigen Urania-Kino – zum fünf-jährigen Jubiläum in Wien war die Begeisterung für das Bicycle Film Festival so groß wie niemals zuvor.

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radgeber Mechanisch auFKlärenDes unD geistig erhellenDes

wahl statt QualMechaniKer Max, unser wiener werKMeister, grantelt* aus DeM werKzeugKästchen.Weicher? Ich kann es nimma hören! Am liebsten baazwaach** hätten die Leutchen ihre Fahrradsättel, wenn sie mit theatralisch schmerzverzerrtem Gesicht an meiner Budl*** lehnen und mir ihr Leid klagen. Nicht die Klage selbst treibt mir die Verzweiflung in die Augen, denn diese ist jedem von uns Radfahrenden über kurz oder lang gut be-kannt. Nein, die gewünschten Gegenmaß-nahmen lassen mich wieder mal am Haus-verstand zweifeln! Daher muss ich die Kund-schaft wohl gründlich aufklären. Ich könnt’ ja einfach zum Sattel Marke Hollywood-schaukel**** greifen und sie oder ihn damit heimschicken, aber ich weiß es ja wie immer besser: Nicht auf die Weichheit kommt es an, sondern auf die Nutzungsart, die Körperhal-tung, das Material und vor allem die einer-seits individuell verschiedene und anderer-seits geschlechtermäßig ähnliche Position der Sitzknochen. Der Radtyp bestimmt grob gesagt die Körperhaltung: Während man am Hollandrad oder bequemen Citybike sehr aufrecht sitzt, wird die Haltung beim sport-lichen Radfahren immer mehr nach vorne geneigt, die Beugungsevulotion geht da über’s Mountainbike hin zu Rennrad und Tri-athlon. Je weiter nach vorne gebeugt man sitzt, desto schmäler liegen die Auflagepunk-te der gekrümmten Sitzknochen aneinander und umso schmäler kann und muss der Sat-tel sein. Es will sich ja auch das Haxerl***** schnell bewegen können beim Pedalieren! Die Breite wiederum ist bei Weibchen und

Mein allerwertester Dr. Friend,

ich bin verwirrt. Ich scheine mich auf Damensätteln wohler zu fühlen als auf den mir zustehenden männlichen Sitz-gelegenheiten. Zumindest teilt mir das mein Hinterteil nach längeren Aufent-halten unverblümt mit. Können Sie mir Orientierung verschaffen, was für mich das Beste wäre?

Lg,André A.

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Männchen unterschiedlich zu beurteilen, da die Schambeinkufen bei Ersteren – Ladys immer first! – gewölbt sind und sich daher eine andere Sattelform empfiehlt. Dem kommen ja immer mehr Hersteller nach, auch in der Ausformung und Länge der Sattelnase, die bei Damensätteln kür-zer ist. Um Herauszufinden, wo genau bei jedem der Knochen drückt, kann man ent-weder zum Sattellabor oder zu Wellpappe greifen: Draufsetzen, Druckpunkte-Ab-druck-Abstand messen, damit zum Fach-handel radeln! Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Durchblutung und Druck- befreiung des Genitalbereichs, wofür ver-schiedene Ausnehmungen oder gelgepols-terte Konstruktionslösungen existieren. Ers-tere nehmen allerdings wieder Auflageflä-che weg und erhöhen so den Druck, Letz-tere können oft auch mehr fürs Aug oder lebensdauervermindernd sein. Die Fach-welt ist sich da auch in mir nicht einig! Die vollkommene Individualisierung bietet dann der heutzutag’ vornehmlich englische Kernledersattel, den man ein Zeit’l helden-haft einreitet, dann aber dadurch ein per-fektes Abbild des eigenen Hinterteils und lange Lebensdauer hat. Zeitgerechtes Fet-ten vorausgesetzt! Dann ist’s vorbei mit der pain in the ass, ihr Weicheier!

Meint ganz international:Max

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Lieber André!

Sie sind nicht der erste, die von solchen Unsicherheiten gebeutelt und gequält wird. Unser dichotomisches Produktions-system lässt dem fluktuierenden Sattel-suchenden kaum jene Spielräume, die schon durch Kindheitsprägung und erste radlerische Urerlebnisse eingeengt wer-den wie die Durchblutung auf der Sat-telnase. Dabei ist ja die Konstruktion der bestehenden Modellpalette nicht nur Mo-deschwankungen, sondern auch gesell-schaftlichen Stabilisierungsbedürfnissen geschuldet, die nicht jedem individuellen Hinterteil gerecht werden können!In einem kreativ diversifizierten Umfeld urbanen Zuschnitts sollten jedoch diese harten Kanten subtile Aufweichung fin-den und somit allen Menschen bieten können, was diese unter sich sehen wol-len. Folgen Sie also lieber Ihren Gefühlen als den Anleitungen der Herstellerkata-loge, die Sie so orientierungslos zwischen den Sätteln sitzen lassen, und nehmen Sie Platz, wo immer Sie wollen!

Empfiehlt ganz offen,Ihr Cycloanalyst

Wienerisch für: schimpfenso weich wie Knetmasse, TeigVerkaufstheke oder Wirtshaus-Aus-schank. Beim Max schwer zu unter-scheiden Heißt das bei euch in Deutschland eigentlich auch so?Bein, nicht Pein

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velozine

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Sa. 31. MärzSo. 1. April

W I E N R AT H A U S P L AT Z

A R G U S

09.00-18.00eintritt frei!

MärzMärzMärzMärzMärz

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text ALEC HAGER fotos MARIANNE EBERL, HERR KARL, GUDRUN POLLACK

MACH’S DIR SELBST!Alternative Fahrradkultur

DO-IT-YOURSELF IST EINES DER STANDBEINE ALTERNATIVER LEBENSGESTALTUNG: SELBERMACHEN STATT EINFACH KAUFEN! AUF DIESEM PRINZIP FUSST AUCH EINE SEHR LEBENDIGE SUBKULTUR RADAFFINER MENSCHEN IN GANZ EUROPA, DIE SICH HEUER ERSTMALS ZUM TRANSNATIONALEN CYCLOCAMP TRAF.

Wo der schmale Fluss Rodel in die Donau mündet, liegt eine grüne Senke, von kräftigen

Bäumen umrahmt. Idylle? Ganz recht, wenn dazu metallische Geräusche aller Art gehören! Denn hier, nahe bei Ottensheim in Oberösterreich, � ndet in diesen Julitagen das allererste Cyclo-camp statt. Gehämmere, Flexge-kreische und vielsprachig-fröhliches Stimmengewirr bilden die Geräusch-kulisse, Schweißgeruch im doppelten Sinne liegt in der Luft, denn Tallbike-Bau verlangt von beidem einiges, und die Mulde liegt voller bunter Zelte und ebensolcher Menschen. Später würde sie auch voller Schlamm und Regen-wasser sein, aber das ist eine andere Geschichte.DIY ist das internationale Kürzel für den Ansatz des selber Machens statt Kau-fens, des Do-It-Yourself. Schon seit den 50ern existiert dieser Begri� und deckt seit dieser Zeit ein breites Spektrum ab. Was für manche der baumarktgesteu-erte Heimwerker ist und auch als sol-ches begann, führt in anderen Kontex-ten zu Theorien der Selbstermächti-gung, Konsumverweigerung und Kapi-talismuskritik. Die Praxis hat späte-stens mit dem Punk die Baumärkte verlassen und den Weg zu einer anar-chisch-alternativen Lebensform gefun-den: Die eigene Kraft wird als Triebfe-der für Veränderungen gesehen, Unab-hängigkeit von erwerbbaren Waren und zu erkaufenden Strukturen ist die Basis für Selbständigkeit. Das manuelle Sel-bermachen und die politische Eigen-ständigkeit gehen also Hand in Hand in die Werkstatt, um zumindest für sich selbst einen Aspekt der Welt selbst zu gestalten. So sollte es gelingen, sich nicht nur aus einem ökologisch schäd-

lichen Warenkreislauf auszuklinken, sondern auch ökonomische Zwänge ab-zuschütteln, die sonst den Alltag be-stimmen. „DIY!“ kann ein Kampfruf sein, ist aber jedenfalls eine Verschie-bung der Perspektiven.Beim Fahrrad tri� t das Prinzip höchst produktiv auf ein Verkehrsmittel, das Selbständigkeit und Individualität schon auf den Rahmen gestanzt hat und weit mehr sein kann als nur ein Fortbewegungsgerät. Besonders wenn man es selber baut, repariert, ergänzt oder kreativ gestaltet. Das Fahrrad ist in seiner Grundform nicht nur zeitlos und technisch sehr einfach, es hat ei-nen weiteren Vorteil: Schrotträder gibt es genug in Kellern und Hinterhöfen, und was für die einen wertloses Ärger-nis ist, bietet anderen Material für et-was Neues: So entstehen Anhänger, Tandems, Lastenräder, Tall Bikes und Monster Bikes in abstrusesten Formen. Die Orte, an denen daran geschweißt, geschraubt und gefettet wird, tragen Namen wie Bike Kitchen – ein Begri� aus den USA, der sich gerade in Öster-reich mit den BKs in Wien, Graz und Linz etabliert; Ciclo� cina – davon gibt es in Italien zahllose; oder andere viel-verheißende Bezeichnungen. Diese Orte werden meist kollektivi-stisch und hierarchiefrei von engagier-ten Menschen betrieben und erfüllen neben der Möglichkeit zur Selbstver-wirklichung auch vielerlei soziale Funktionen: Die o� enen Werkstatt-tage, an denen jedeR sein Rad reparie-ren kann, dienen auch dem Austausch von Ideen und Geschichten und bieten Fixpunkte im Vorstadtalltag. Gemein-sames Gestalten und soziales Engage-ment bringen Selbstwert mit sich, der nicht zu kaufen ist. Empowerment ist

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CYCLOCAMPOTTENSHEIM

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BERLIN

BUDAPEST

DRESDEN

ein gemeinsames Ziel dieser o� enen Gemeinschaften: „Statt Zwang und Be-vormundung lernen wir selbstbe-stimmt und machen selbstbewusst, was uns wichtig ist!, meint Gudrun be-geistert, schon seit der Gründung bei der BK Vienna aktiv und eine der Mit-organisatorInnen des Cyclocamps.Wobei auch das Camp selbst dem DIY-Prinzip unterliegt, also möglichst we-nig vorgefertigt und organisiert wird. Die Rahmeninfrastruktur wurde von den BKs Wien, Graz und Linz gemein-sam bereit gestellt. Das Programm selbst aber hat nichts von einfach kon-sumierbaren Veranstaltungsangebo-ten. Es entsteht gemeinsam, spontan und selbstverantwortlich, ebenso wie das Zeltlager und die täglichen Speisen der Volksküche. Aus zahlreichen Län-dern sind selbstverwaltete Radkollek-tive angereist: Aus Spanien und Italien, wie z.B. die Ciclo� cina Don Chisciotte aus Rom, aus Kroatien und Budapest, wie die Bringakonyha Budapest, aus England und Deutschland, wie Rad.i.O Dresden. Sogar Australien ist durch ei-nen Radkoch aus Melbourne verteten! In Frankreich ist die Szene bereits sehr dicht, über fünfzig Rad-DIY-Kollektive haben sich schon zu einer Plattform zu-sammengeschlossen, in Ottensheim sind die Städte Toulouse und Grenoble zu Besuch. DIY bedeutet in diesem di-versi� zierten Zusammenhang natür-lich auch, dass nicht alles reibungslos klappen muss: „Freitags wurden zum Beispiel drei Uhrzeiten fürs Plenum parallel verbreitet, ohne dass die BotInnen voneinander wussten.“ erin-nert sich lachend Bernd, ebenfalls Rad-koch aus Wien.Vor allem aber gebiert die Vielfalt ein abwechslungsreiches Programm: Vom Bike Yoga über Siebdruck- und Näh-werkstatt, Rad-Schanzen-Bau und LED-Licht-Bastelkursen. Radstromge-neratoren wurden präsentiert und ver-schiedene Ansätze der anwesenden Kollektive diskutiert, Schmuck und Ta-schen aus Fahrradteilen gebastelt. Der internationale Austausch war so fruchtbar wie erho� t, zahllose Radkon-struktionen wurden geschweißt und getestet und bei der Critical Mass im nahen Linz fröhlich zur Verkehrsgestal-tung eingesetzt. Und auch der Dauerre-gen hatte sein gutes: Die neue Rad-sport-Disziplin High Speed Mud Biking wurde gescha� en, mit dem BMX den Hügel runter und hinein in den Gatsch! Cyclocamp 2012 kann kommen. vs

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BERLIN

BUDAPEST

WIEN

ROM

PARISPRAG

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notizen WOLfgang rafetseder fotos PedaLed

The arT of cycling in The snowDicke HanDscHuHe unD Die sonne im Herzen: so kann raDfaHren aucH im Winter ricHtig spass macHen.

es gehört natürlich die entspre-chende Bekleidung gegen die Kälte und die entsprechende

Fahrsicherheit auf schwierigem Unter-grund dazu. Sich richtig anzuziehen er-scheint dabei die kleinere Herausforde-rung. Wer sich aber beim Radfahren schon zwischen Frühling und Herbst unsicher fühlt und meint, einer end-losen Aneinanderreihung von Hinder-nissen zu begegnen, sollte nicht gerade bei winterlichen Fahrverhältnissen versuchen, die Scheu davor abzulegen. Die Firmen versorgen uns mit schlauen Produkten, die den Winter fahrbarer machen. Wesentlich ist die Bereifung, und für Fahrräder gibt’s nur eine Art von Winterreifen – nämlich solche mit Spikes, die mittlerweile von einigen Herstellern auch in schmaler Version für den urbanen Gebrauch angeboten werden. Daneben gibt’s natürlich viel Nützliches und Angenehmes, beispiels-weise ist redaktionsintern gerade eine Hysterie um beheizbare Schuheinlagen ausgebrochen. Der kleine Querschnitt durchs Angebot beschränkt sich aber auf radspezifische Produkte.

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velostyle special

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ELECTRA TICINO ALUDreckschleudern sei im Winter die Monta-ge von Schutzblechen empfohlen. Hier ein besonders elegantes Modell von Fahrrad- und Zubehör-Hersteller Electra aus polier-tem Stahl mit Riffeldesign, geeignet für die meisten Fahrräder mit 28-Zoll-Bereifung. Preis:�€ 49,90/Paar.beachcruiser.de

RIBCAP Mütze, Fahrradhelm oder irgendwas dazwischen? Letzteres ist wohl zutreffend. Vom Schweizer Hersteller selbst wird das Ribcap als modischer und faltbarer Kopfschutz bezeich-net, und ein gewisser Schutzeffekt scheint allemal gegeben zu sein. Jedenfalls wurde das Ribcap bereits mit einem Schweizer Designpreis ausgezeichnet. Preis: ca. € 100,–ribcap.ch

BERN BERKELEY WINTER KITKeine spezielles Fahrradmodell, sondern einsetzbar für verschiedene Sportarten vom Skifahren bis zum Skateboarden, und durch verschiedene Inlays zusätzlich noch für Sommer und Winter geeignet – univer-seller kann ein Helm beinahe nicht sein. Abgebildet ist das Damen-Modell Berkely. Preis: € 99,99.bernunlimited.com

SCHWALBE MARATHON WINTERDer Klassiker unter den Spikereifen ist in allen gängigen Größen erhältlich und passt damit nahezu auf sämtliche Fahrräder – vom Urban Cruiser über das sportliche Trekking-rad bis zum Kinderfahrrad. 240 Metallstifte sollen souveräne Bodenhaftung bei Schnee und Eis herstellen. Die Wirkung der Spikes

wird über den Reifendruck reguliert: ca. 2,5 Bar auf glattem und ca. 5 Bar auf tro-ckenem Untergrund (Reduzierung des Roll-widerstands durch geringere Aufl agefl ä-che). Preis: € 52,–/Reifen.schwalbe.com

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RADLAGER

WWW.RADLAGER.AT

Radlager Palazzo7. Westbahnstr. 16

Smart scheint einen völlig neuen Zugang zum Thema E-Bike gefunden zu haben – einen zwanglosen nämlich. Während die Radbranche daran festhält, E-Bikes zu bauen, die nach Fahr-rad aussehen, hat Smart eine völlig eigenstän-dige Formsprache entwickelt. Zwar sind im E-Bike des Autoherstellers auch technische Inno-vationen verpackt, aber letztendlich defi niert es sich über das Design. Dieses ist erfrischend anders und spektakulär. Und dass die Defi niti-on auch übers Marketing erfolgen wird, ahnt man, wenn man auf die Website von Smart surft. Wovon Radlobbys träumen, fi ndet sich von einem Autohersteller realisiert: die Gleich-stellung oder sogar Bevorzugung des Themas Fahrrad. Hier wird tatsächlich massiver Rückenwind erzeugt.Eine neue Zielgruppe scheint Smart auch gleich miterfunden zu haben: jung, dynamisch und an Alternativen zur bisher gelebten Mobilität interessiert. Man erhält den Eindruck, dass kei-ne RadfahreInnen, sondern Leute, die vielleicht einen Motorroller kaufen würden, angespro-

Smarte oFFenSIVeIM FRÜHLING 2012 KÖNNTEN DIE E-BIKES DER RADHERSTELLER ERSTMALS DEUTLICHEN GEGENWIND ZU SPÜREN BEKOMMEN. SMART STEIGT EIN – UND WIE!

veloelectricRADFAHREN VON SEINER MÜHELOSESTEN SEITE, IN JEDER AUSGABE

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velosophie.euFAHRRAD_KULTUR_COMMUNITY

DeR jUNge BLOg FüR F AHRRADKULTUR. DIe eUROpAweITe weB-

pLATTFORM DeR UR BAN BIKe COMMUNI TIes: seI DABeI, BLOg ge MIT, TRAg DICH eIN & sTeLL DICH RAUF! HIeR FINDesT DU AK TUeLLe BLOgARTIKeL Des VeLOsOpHIe-TeA Ms, FOTOs UND VIDe Os, RADFReUNDe UND VeLOsOpHiNNeN AUs gANz .eU! www.VeLOsOpHIe.eU

chen werden wollen. Also wiederum eine Ent-warnung für die Radhersteller, weil deren Stammpublikum unangetastet bleibt? Der Markteinstieg im Frühling 2012 wird es zeigen. Der Preis wird bei 2.900 Euro liegen, also im ge-hobenen, aber nicht abgehobenen E-Bike-Preissegment. Bis dahin darf sich eingestimmt werden – mit einem Werbeclip via smart.at und smart.de. So smart kann E-Bike-Fahren sein …

Schnell oder kompakt? Zu Besuch bei Kalkhoff, Deutschlands größ-tem Radhersteller: Unser E-Bike-Experte Marco nutzte die Gelegenheit, mit zwei neu-en Modellen eine Proberunde zu drehen.

Das S-Pedelec Pro Connect BS10 („S“ steht für schnell) ist mit dem neuen 350-Watt-Motor von Bosch ausgestattet. Erst bei 45 km/h erfolgt die elektronische Drosselung, für die hydrauli-sche sorgen Maguras brachiale Julie-HP-Schei-benbremsen. Die E-Maschine zieht Bosch-ty-pisch ordentlich durch. Auch wenn die Be-schleunigung geringer ausfällt als bei BionX-Systemen, überzeugt die Effizienz des Mittel-motorkonzepts. Der 288-Wh-Akku reicht unter Höchstlast jenseits von 40 km/h für ca. 26 Ki-lometer – unter geringerer Ausreizung des Po-tenzials natürlich für deutlich mehr. Dennoch: Wann sehen wir Boschs „Tourenakku“ für mehr als 50 Kilometer unter Höchstlast? Mit Shima-

no-XTR-10-Gang-Schaltung beträgt der Preis 3.190 Euro.Das Impulse Compact in 20 Zoll ist neu in Kalk-hoffs Produktpalette und soll mit Wendigkeit und leichter Handhabung, Gepäckträger und Schutzblechen für hohe Alltagstauglichkeit sor-gen. Der auf Basis des Panasonic-Motors wei-terentwickelte „Impulse“-Motor mit Rücktritt-bremse und „progressiver Kraftentwicklung“ verspricht durch starke Akkus (400 Wh – LiNi-CoMn) und (540 Wh – LiNiCoAlO2) hohe Reich-weiten, die – basierend auf Zwanzig- und Fünf-Minuten-Verbrauchsmittelwerten – am neuar-tigen LCD angezeigt werden. Preis: € 2.399,–kalkhoff-bikes.com

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02 WIENRASEN STATT RASERZum Internationalen Autofreien Tag wird schon seit vier Jahren von einer breiten NGO-Plattform auf der Wiener Ringstraße Naturrasen ausgelegt und so zum autofreien Picknick geladen, während auf dem gesperrten Ring Raum für Radfahrende und Flanieren-de geschaffen wird. Heuer stand eine Untersagung durch die Wiener Polizei im Raum, schlussendlich gelang den-noch die Durchführung, und tausende Menschen nahmen die Einladung an!autofreiestadt.at

01 BERLIN KREISFAHRT

STATT KAMPFRADELNWährend medial gepushte Wellen in der deutschen Hauptstadt unverdienterwei-se über verhaltenskreativen RadlerIn-nen zusammenschlugen, hatte der ADFC Berlin im September zur Kreis-fahrt ums Zentrum eingeladen, um für die Anerkennung des Fahrrades als gleichwertiges Verkehrsmittel zu de-monstrieren. Über 2.000 Menschen ka-men und fuhren 32 km von Potsdamer Platz zu Potsdamer Platz. Im Kreis eben! adfc-berlin.de

01

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0303 BRüSSELRADELN BEI RoT

Das belgische Parlament hat eine Novel-le der Straßenverkehrsordnung umge-setzt, und siehe da: Sie ist vorbildlich! Nun wird das Rechts-Abbiegen bei Rot für Radfahrende generell erlaubt, was sogar fortschrittlicher ist als Regelungen in Deutschland, Frankreich oder den Nie-derlanden, wo dafür noch Zusatzschil-der nötig sind. Darüber hinaus setzt Brüssel eine Fahrradstraßen-Regelung um, die sich an der deutschen Gesetzes-lage orientiert. Vorrang fürs Rad!

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velocityein buntes panorama aus den fahr-radstädten unserer welt

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AUSTIN:

Locker abhängen bei Lance

Das Mellow Johnny’s in Austin/Texas ge-hört keinem Geringerem als Lance Arm-strong. Aber nicht der Promi-Faktor macht den Laden im Öl- und Autostaat Texas zum Hotspot, sondern das umfas-sende velosophische Angebot: Alltags-radlerInnen können dort duschen und ih-re Sachen im Locker Room lagern, das hauseigene Kursangebot lehrt Traffic Skills, die besten Arbeitsplatz-Routen und auch den kompletten Rad-Neuan-fang. Und das Juan Pelota Café bietet lo-kale Fair-Trade-Ka� eesorten und den Startpunkt für gastronomische Gruppen-fahrten am Wochenende. Howdy! mellowjohnnys.com

HOTSPOTSoRTE, DIE DEN NABEL IHRER

FAHRRADSTADT BILDEN

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text wolfgang rafetseder fotos lisa fail

Leben in Turku entlang des Flusses Aurajo-ki: Entlang der beiden Flussufer findet man zahlreiche Restaurants, Musikclubs und Bars, die allesamt auf Schiffen unterge-bracht sind. Sonnenuntergang im südfin-nischen Sommer bedeutet eine Zeitspanne von drei Stunden, da lässt sich auch be-quem eine ganze Radtour unterbringen.

Kultur auf Rezept. Im Hintergrund zu sehen ist das Apo-thekenmuseum, nicht zu sehen ist eine originelle Akti-on im Jahr der Kul-turhauptstadt: Der Ärzteschaft in Zur-ku wurden Freikar-ten-Kontingente für Kulturveran-staltungen zur Ver-fügung gestellt, um sie ihren Patienten zu „verschreiben“.

Turku, Tallinn & TomorrowEU-Kulturhauptstädte

Auf den Spuren der fAhrrAdkultur in den europäiSchen kulturhAuptStäd-ten 2011: Auf ihrer reiSe durch SüdfinnlAnd und durchS BAltikum legte fotogrAfin liSA fAil den fokuS Auf die Bewegung Auf zwei rädern.

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Volksfahrrad, neu aufgelegt. Jopo-Räder werden schon seit 1965 gebaut, nach längerer Unterbre-chung gibt es sie jetzt in Neuauflage, und die fin-nische Fahrrad-Gemeinde dankt das mit einem wahren Kaufsturm. Ob alt oder neu, jedes zweite Fahrrad scheint ein Jopo zu sein: komplett in Finnland gebaut, einfachste Ausstattung, su-perrobust und ein Gepäckträger für die Ewigkeit.

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Rivalität im Süden Finnlands. Bevor Turku im Jahr 1827 fast vollständig ab-brannte, war es Hauptstadt Finn-lands, und der Sta-tus der europä-ischen Kulturhaupt-stadt 2011 kam ge-rade recht, um aus dem Schatten von Helsinki hervorzu-treten: 50 Millionen Euro Budget (drei-mal soviel wie in Tallinn) für ein kul-turelles Feuerwerk.

Hier geht’s zur Kultur. Ein riesiges Angebot an internationalen Produktionen und Ausstellungen sowie die Einbindung der Bevölkerung in die Abläufe der Kultur-hauptstadt – Turku 2011 legte den Nach-folgern einiges vor. 2012 stehen Maribor in Slowenien und Guimarães in Portu-gal am Start.

Eesti Kaasaegse Kunsti Muuseum. Die Zentrale des Wi-derstands gegen die Ausbeutung der Kunst. Den Gegenpol im Spannungsfeld zwischen alterna-tivem und kommer-ziellem Kulturbe-trieb bildet das Ka-mu Art Museum in den Hügeln über Tallinn, das als Mei-sterwerk moderner Architektur gilt – ge-baut entlang einer Kalksteinklippe, in-tegriert das Museum Form und Material der Umgebung.

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Die Inselwelt des Archipelago ist Turku vorgelagert und besteht aus 20.000 kleinen und kleinsten Inseln. Die Hauptinseln sind durch neun kurze Fährstrecken und zwölf Brücken miteinander verbunden, was eine herrliche 180-Kilometer-Runde ergibt – starke Emp-fehlung für eine Mehrtagestour mit dem Fahrrad.

Kulturpark Tallinn. Das ehemalige Ge-fängnis „Paterei“ – leere Zellen, leerer Innenhof und Graffi-tis an den Gefäng-nismauern als Kul-turgut. Tallinn schaffte es mit ge-ringen Mitteln, ein sehenswertes Ange-bot auf die Räder zu stellen.

Kulturkilometer. Zu Zeiten des Sowjetre-gimes waren die Uferregionen durch hohe Stacheldraht-zäune gesichert. In den letzten Jahren entstand hier ein Zentrum des alter-nativen Kunstschaf-fens. Demnächst soll eine schicke Strand-promenade entste-hen – die Künstler wehren sich.

Und Riga in 2014… Die lettische Haupt-stadt wird 2014 ins kulturelle Zentrum Europas rücken. „Ve-lonoma“ ist Anlauf-stelle für alles rund ums Fahrrad: Ver-leih, Reparaturen, Touren. Riga und Tallinn, beides Han-sestädte, sind einan-der nicht unähnlich, wenngleich in den benachbarten Staa-ten völlig andere Sprachen gespro-chen werden – da sind die Esten wie-derum den Finnen näher.

Web-Tipps:turkutouring.fivisitarchipelago.combaltikuminfo.detallinn.inforigabicycle.com

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BIKEGRAFFITI DO BRASILAlex Hornest aka Ornesto lebt in Sao Pau-lo in Brasilien, wo er sich als Maler, Graf-� ti-Artist, Bildhauer und Multimedia-künstler in vielfältiger Weise mit dem Thema „Städte und deren BewohnerIn-nen“ beschäftigt: Chaos, Ruhelosigkeit und Routine bestimmen das Leben, das versucht er in seinen Arbeiten einzufan-gen. In den letzten Jahren geht sein Ak-tionsradius immer weiter über Sao Pau-lo hinaus, im Herbst 2010 trat er in Wien auf die urbane Bild� äche. Vor dem Bicyc-le Film Festival und vermittelt durch Kunstkommunikator eSeL sowie die Street Art Gallery Inoperable nahm er sich eine ganze Hauswand in Wien/Mar-gareten für ein riesiges Bike Art Piece vor. „Ich liebe Großstädte. Radfahren ist für mich die beste Art, dort Nähe zu den Dingen zu erreichen, die mich inspirie-ren. Dabei kann ich alles um mich fühlen, diese Erlebnisse ermöglichen meine Kunst.“ meint Alex. Die Fahrradkultur ist in seinen Augen in Brasilien zwar noch nicht sehr stark, wächst aber von Jahr zu Jahr: „Wir lieben diesen Lifestyle, die Lei-denschaft und verbreiten die Idee, das Rad als alltägliches Transportmittel zu verwenden. Um die Umwelt zu schützen und Respekt im chaotischen Verkehr Bra-siliens zu erreichen!“ Seine Botschaft an velosophie? „Die Liebe zum Radfahren soll ewig halten und sich von Generation zu Generation fortp� anzen! alexhornest.com

Graffiti „noBIKEShere“ in 1050 Wien, Schönbrunnerstr. 61

ALEX HORNEST

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veloartKUNST ZUM THEMA FAHRRAD VON KÜNSTLERINNEN AUF DEM FAHRRAD

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