vertrieb & praxis I - FONDS professionell · Swing – negativ + positive Swing Swing Pricing...

1
Swing-Faktor Je nachdem, ob an einem Tag in einem Fonds mehr Cashzu- oder -abflüsse stattfinden, wird der berechnete innere Wert um einen Faktor (Swing- Faktor, Impact Fee) bereinigt. Das heißt, bei einem Nettozufluss wird der Swing-Faktor zum inneren Wert addiert, bei einem Nettoabfluss wird er abge- zogen. Der Faktor hängt von den tatsächlichen Transaktionskosten in der jeweiligen Assetklasse des Fonds ab und kann durch das Swing Commit- tee des Fonds von Zeit zu Zeit an die aktuellen Ge- gebenheiten angepasst werden. Bei Euro-Renten- fonds wird der Swing-Faktor nur ein paar Basis- punkte betragen, bei Emerging-Market-Aktienfonds können es durchaus ein Prozent oder mehr sein. Anpassung an aktuelle Transaktionskosten Die Differenz zwischen innerem Wert und Swing Price fließt dem Fondsvermögen zur Deckung der Transaktionskosten zu. Ansgar Guseck, Vorstand bei der Sauren Fonds-Research AG, hat bei seiner Fonds- Analysetätigkeit festgestellt: „Besonderes Augenmerk erhielt die Swing-Price-Thematik in der Finanz- krise, als wir in 2008 bei zuvor liquiden Anleihen Bid-Offer-Spreads von über 20 Prozent gesehen haben. In einer solchen Situation ist eine faire Bewertung für Käufer, Verkäufer und bestehende Investoren ohne Swing Pricing kaum möglich.“ Partielles oder volles Swing Pricing Die Fondsgesellschaften können entweder par- tielles oder volles Swing Pricing anwenden. Beim häufiger angewendeten partiellen Swing Pricing wird der Preis nur dann geschwungen, wenn größere Nettoflüsse stattfinden – die Fondsgesellschaft kann den Trigger Point – also den Prozentsatz der Cashflüsse – beispielsweise auf zwei oder drei Prozent des Fondsvolumens festlegen. Beim vollen Swing Pricing wird der Anteilspreis je nach Nettozu- oder -abflüssen an jedem Be- wertungstag nach oben oder nach unten geschwun- gen. Swingpreis bei Netto- zuflüssen Swingpreis bei Netto- abflüssen Innerer Wert zum Mittelkurs t Swing + positive negativ Swing Swing Pricing erhöht die Volatilität des Anteilspreises, da so- wohl der innere Wert als auch der Swing-Faktor sich täglich än- dern. Die höhere Volatilität schlägt bei der Analyse eines Fonds negativ zu Buche. Andererseits sollte die Performance leicht besser sein, da dem Fonds die Transaktionskosten von außen zugeführt werden. Preisberechnungsmethode Swing Pricing So wirkt Swing Pricing

Transcript of vertrieb & praxis I - FONDS professionell · Swing – negativ + positive Swing Swing Pricing...

die Schweizer Aufsichtsbehörde Swing Pri-cing als akzeptierte Bewertungsmethode.„Swing Pricing wird von deutschen KAGsnicht praktiziert und ist beim BVI derzeitkein Thema“, lässt hingegen der deutsche In-vestmentfonds-Verband BVI wissen. Auch inÖsterreich wird Swing Pricing nicht the-matisiert. Warum man hierzulande dieseMethode nicht anwenden möchte, darüberäußert man sich nicht. „Auch wenn SwingPricing bei Publikumsfonds durchaus sinn-voll ist, gibt es in Deutschland und Öster-reich keine Gesetzesinitiative, diese Methodeeinzuführen“, erklärt Markus Hammer, der

als Partner der Wirtschaftsprüfungsgesell-schaft PwC im internationalen Asset Ma-nagement berät, und nennt auch einen Grund:„Offenbar ist es schwer mit dem deutschenVerständnis ordnungsgemäßer Buchführungzu vereinen, einen Aufwand für Transak-tions- beziehungsweise Liquiditätskostenoder zukünftige Preisschwankungen buch-halterisch zu berücksichtigen, der noch garnicht angefallen ist.“

Bald MainstreamDa Swing Pricing aber dem Anlegerschutz

dient, lässt es sich in einem Atemzug mit an-deren Methoden nennen, die Privatanleger inFonds schützen sollen. Beispielsweise wurdeAnfang des Jahrhunderts Late Trading unter-sagt und Forward Trading zwingend vorge-schrieben. Davor kam es vor, dass Fondsge-sellschaften ausgewählten institutionellen In-vestoren die Möglichkeit einräumten, zu ei-nem Anteilspreis zu handeln, der bereits vor-her berechnet worden war (Late Trading). Sokonnten diese Investoren ein sicheres Arbi-tragegeschäft machen, denn sie kannten be-reits die aktuelle Tendenz der Börsen. DasNachsehen hatten die kleinen Anleger, denenLate Trading nicht angeboten wurde. Seit2003 wird das verbotene Late Trading stren-ger überwacht und Forward Pricing zwin-gend vorgeschrieben: Alle Anleger ordern zueinem ihnen unbekannten Preis, der erst amfolgenden Bewertungstag berechnet wird.

Ähnlich wie Forward Pricing sich durch-gesetzt hat könnte auch Swing Pricing zumMainstream werden. Und vielleicht hättenauch die Probleme der offenen Immobilien-fonds durch Swing Pricing abgemildert wer-den können. „Schließlich würden hier dieKosten der jederzeitigen Liquidierbarkeiterstmals ersichtlich werden“, meint MarkusHammer. Und genau die Kosten der jeder-zeitigen Liquidierbarkeit tragen beim SwingPricing diejenigen Anleger, die die Liquiditätnutzen – und das sind naturgemäß nicht dieüberwiegend langfristig orientierten Privat-anleger. FP

172 www.fondsprofessionell.at FONDSprofessionell

vertrieb & praxis I swing pricing

Swing-FaktorJe nachdem, ob an einem Tag in einem Fondsmehr Cashzu- oder -abflüsse stattfinden, wird derberechnete innere Wert um einen Faktor (Swing-Faktor, Impact Fee) bereinigt. Das heißt, bei einemNettozufluss wird der Swing-Faktor zum innerenWert addiert, bei einem Nettoabfluss wird er abge-zogen. Der Faktor hängt von den tatsächlichenTransaktionskosten in der jeweiligen Assetklassedes Fonds ab und kann durch das Swing Commit-tee des Fonds von Zeit zu Zeit an die aktuellen Ge-gebenheiten angepasst werden. Bei Euro-Renten-fonds wird der Swing-Faktor nur ein paar Basis-punkte betragen, bei Emerging-Market-Aktienfondskönnen es durchaus ein Prozent oder mehr sein.

Anpassung an aktuelle TransaktionskostenDie Differenz zwischen innerem Wert und SwingPrice fließt dem Fondsvermögen zur Deckung derTransaktionskosten zu. Ansgar Guseck, Vorstand bei

der Sauren Fonds-Research AG, hat bei seiner Fonds-Analysetätigkeit festgestellt: „Besonderes Augenmerk

erhielt die Swing-Price-Thematik in der Finanz-krise, als wir in 2008 bei zuvor liquiden AnleihenBid-Offer-Spreads von über 20 Prozent gesehenhaben. In einer solchen Situation ist eine faireBewertung für Käufer, Verkäufer und bestehendeInvestoren ohne Swing Pricing kaum möglich.“

Partielles oder volles Swing PricingDie Fondsgesellschaften können entweder par-tielles oder volles Swing Pricing anwenden.Beim häufiger angewendeten partiellen SwingPricing wird der Preis nur dann geschwungen,wenn größere Nettoflüsse stattfinden – dieFondsgesellschaft kann den Trigger Point – alsoden Prozentsatz der Cashflüsse – beispielsweiseauf zwei oder drei Prozent des Fondsvolumensfestlegen. Beim vollen Swing Pricing wird der Anteilspreisje nach Nettozu- oder -abflüssen an jedem Be-

wertungstag nach oben oder nach unten geschwun-gen.

Swingpreis

bei Netto-

zuflüssenSwingpreis

bei Netto-

abflüssen

Innerer Wert

zum Mittelkurst

Swing

+ positive– negativ

Swing

Swing Pricing erhöht die Volatilität des Anteilspreises, da so-wohl der innere Wert als auch der Swing-Faktor sich täglich än-dern. Die höhere Volatilität schlägt bei der Analyse eines Fondsnegativ zu Buche. Andererseits sollte die Performance leichtbesser sein, da dem Fonds die Transaktionskosten von außenzugeführt werden.

Ansgar Guseck, Sauren AG: „Swing Pricing rücktewährend der Liquiditätskrise 2008 in den Fokus.“

Stefan Hartl, BNP Paribas: „Wir berechnen für unsereFonds gedeckelte Transaktionskosten.“

Preisberechnungsmethode Swing Pricing

So wirkt Swing Pricing

Foto

: © C

laud

ia E

l-Mor

si

A_Swing Pricing V2_XXXx.qxd 18.11.2010 15:26 Seite 172