B. Magazin 03/2014

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#03 /14 B. MAGAZIN. DAS BAUSTELLEN-MAGAZIN FÜR VERKEHRSWEGBAUER DEZEMBER 2014 EINER VON 100 Auf der grössten Baustelle im Kanton Luzern ist auch Strassenbau- Lernender Noel Heinzer im Einsatz. Seite 11 GEFAHRENZONE Augen auf im Arbeitsalltag. Was tust du für einen sicheren Auftritt auf der Baustelle? Seite 12 HOHEITSGEBIET Königin Elisabeth II kann Lastwagen fahren und Autos reparieren. Seite 34 SEITE 30 NERVEN WIE DRAHTSEILE UND MUSKELN AUS STAHL.

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Das aktuelle B. Magazin mit der aktuell grössten und vielseitigsten Baustelle der Zentralschweiz, einem Bericht über die Sicherheit am Arbeitsplatz, dem Interview mit den Strassenbauer-Schweizer Meister und vielem mehr.

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#03/14

B.MAGAZIN.DAS BAUSTELLEN-MAGAZIN FÜR VERKEHRSWEGBAUER

DEZEMBER 2014

EINER VON 100Auf der grössten Baustelle im Kanton Luzern ist auch Strassenbau- Lernender Noel Heinzer im Einsatz.

Seite 11

GEFAHRENZONEAugen auf im Arbeitsalltag. Was tust du für einen sicheren Auftritt auf der Baustelle?

Seite 12

HOHEITSGEBIETKönigin Elisabeth II kann Lastwagen fahren und Autos reparieren.

Seite 34

SEITE 30NERVEN WIE DRAHTSEILE

UND MUSKELN AUS STAHL.

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www.ich-will-strassenb

auer-w

erden.ch

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EINSATZ/NEWS

04HILFE!Drittlehrjahrstifte geben gute Tipps, wie man in der Schule und am Arbeitsplatz alles richtig macht.

.

WISSEN/SCHULE

12UNFALLFREIArbeitssicherheit und Gesund- heitsschutz: Wie ihr sicher durch den Arbeitstag kommt.

MACHER/FIRMA

20FRAUENSACHEDer Familienbetrieb De Zanet in Frauenhänden: Rena De Zanet über Fortschritt und Traditionen.

MACHER/BERUF

22GOLDJUNGSPascal Studer und Sandro Leuenberger sind die Schweizer Meister im Strassenbau.

TECHNIK

28IM TESTBei der IMP Bautest AG in Oberbuchsiten stehen Asphalt und Co. auf dem Prüfstand.

FREIZEIT/PORTRAIT

30KAMPFANSAGEIm Ring mit dem Gleisbauer und dreifachen Schweizer Meister im Thaiboxen, Adam Mohamed.

06MASTERPLAN

Wie man in Emmenbrücke den öffentlichen und privaten Verkehr, die Züge, die Fussgänger, die Velo-fahrer und nicht zuletzt die Kleine Emme in ruhigere Bahnen lenken will.

INHALT

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EINSATZ/NEWS

TIPPS & TRICKS FÜR EINE ERFOLGREICHE LEHREAchtung, 1. Lehrjahr-Stifte aufgepasst. Das B. Magazin hat sich umgehört bei den erfahrenen Lernenden im 3. Lehrjahr. Sie geben dir Tipps, wie du es am besten schaffst, die nächsten Jahre in der Schule und im Betrieb alles richtig zu machen.

FACEBOOK/BaustellenMagazin

Ohne Facebook? Ohne mich.

Online auf dem Laufenden: Was geht in der Welt der Verkehrswegbauer?

Als Facebook-Fan vom B. Magazin hast du die Nase vorn. Witzige News,

Infos und Pics aus aller Welt pimpen deinen Arbeitsalltag auf.

Das B. Magazin will eure Meinung! Über Facebook oder per Mail an:

[email protected]

Ich empfehle, in der Schule aufzupassen und viel zu lernen, um am Ende bereit für die Prüfung zu sein. Im Betrieb sollte man gut mitarbeiten und das Arbeitsbuch im-mer sauber führen. So klappt es vielleicht nach der Lehre mit einer Festanstellung.

In der Schule unbedingt immer am Ball bleiben und nicht das Gefühl haben, man kann auf der faulen Haut liegen. Auch im Betrieb lohnt es sich, mitzudenken. Und vielleicht im 3. Lehrjahr das Arbeitstempo etwas erhöhen.

Macht in der Schule mit. Gebt Gas und seid motiviert. Wenn ihr Probleme habt, profitiert von der schulischen Begleitung und den Stützkursen. Die sind freiwillig, bringen euch aber weiter.

MICHAEL FISCHER

Landis Bau AG, Zug

«

»

JOEL GASSER

Marti AG, Frutigen FATOS HAMITI

Tozzo AG, Basel

«

»

«

»www.verkehrswegbauer.ch/helpLINK

04 B. MAGAZIN 03/14

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EINSATZ/NEWS

D er schnellste Strassenbauer auf Skis geht wieder auf die Piste: Der Skicross-Olympiasieger Mike Schmid startet nach seiner Verletzungspause in die Saison 2014/15.

DER CAMPUS BAUTDie Bildungsstätte für Bauberufe macht ihrem Namen alle Ehre: Zurzeit gibt es eine ganze Menge Baustellen auf dem Gelände des Campus Sursee.

W er sich fragt, was momentan auf dem Campusgelände in Sursee alles gebaut wird, hier

die Antwort: Es entsteht nicht nur ein brandneues Hallenbad von olympischem Ausmass, sondern auch eine Dreifach-Turnhalle. Beide werden 2018 in Betrieb

gehen. Der Turnunterricht in Nottwil ge-hört dann der Vergangenheit an.Ebenfalls 2018 eröffnet der neu erstellte Aussensportplatz. Bereits nächstes Jahr geht der Neubau der Halle 23 auf. Er er-setzt die Halle 11 und wird für die Bauma-schinenführerausbildung genutzt.

MIKE IST WIEDER AM START

www.swiss-ski.chLINK

WIRD

NEU

GEBAUT

DAUMEN

DRÜCKEN!

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Hinter der neuen

Eisenbahnbrücke ist die

Reussbühlbrücke im Bau.

Die Unterführung ist

ausschliesslich für Velofahrer.

Die Fuss gänger gehen

neu entlang der Emme.

BERUHIGENDE MASSNAHMEN50 000 Fahrzeuge und fünf Buslinien frequentieren täglich

den Seetalplatz in Emmenbrücke. Nicht zu vergessen die Kleine Emme, die gelegentlich Hochwasser führt. Zeit für

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Die neuen Fussgängerbrücken

stehen auch den Velofahrern

zur Verfügung. Die alte Brücke

daneben wird abgerissen.

Zwischenlager für den Alpenkalk

und Gneis, der später in

die Uferböschung verbaut wird.

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EINSATZ/REPORT

Der Seetalplatz in Emmenbrücke ist der zentrale Verkehrsknotenpunkt des Kantons Luzern. 50 000 Fahr-

zeuge täglich kreuzen dort fünf Buslinien und zahlreiche Radwege. Zudem grenzt der Seetalplatz an die Bahnlinie und die Kleine Emme. Und so niedlich der Name auch klingt, klein ist der Fluss nicht immer: Beim Jahrhunderthochwasser 2005 ent-stand auf dem Platz und in der Umgebung grosser Schaden. Dann kamen anstatt 10 Kubikliter Wasser pro Sekunde plötzlich 750 daher! Spätestens da war es höchs-te Zeit, sich Gedanken über Hochwasser-schutz und verkehrsberuhigende Mass-nahmen zu machen.

STRASSEN-, BRÜCKEN-, WASSERBAUDie Herausforderung ist gross: Es gilt, dem Privatverkehr, bis zu 20 öffentlichen Bussen und stündlich zehn Zügen, den Fussgängern und Velofahrern stets freie Bahn zu garantieren. Zudem wird das Flussbett der Emme verbreitert und auf

einem kurzen Abschnitt gar ein zweiter Flussarm gebaut. Ein Monsterprojekt. Auch finanziell: 190 Millionen Franken kostet das gesamte Projekt, 40 Millio-nen davon werden für den Hochwasser-schutz eingesetzt, der Rest für eine neue Verkehrsinfrastruktur. Auf der riesigen

Baustelle findet man zurzeit alles, was die Baubranche hergibt: vom Strassen-bau- über das Brückenbau- bis hin zum Wasserbau-Unternehmen und zahlreichen Spezial-Unternehmen.

Der Plan für den Werkleitungsbau sieht aus wie ein Schnittmuster. Das Strassenbau-Team der Walo Bertschinger AG

ist hier bei der Zug-Unterführung zuständig für Entwässerung, Elektromechanik, Randabschlüsse und vieles mehr.

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EINSATZ/REPORT

SIEBEN NEUE BRÜCKEN UND EIN SCHWEBENDES GERÜSTGerade für die Brückenbauer gibt es eine Menge zu tun: Durch die Verbreiterung des Flussbettes müssen zwei Brücken abgerissen und neu gebaut werden. Mo-mentan wird eine dritte, die Reussbühl-

brücke, neu erstellt. Die Arbeiten der ersten Etappe sind in vollem Gange. Weil darunter die Emme fliesst, kann man nicht unterspriessen. Was ist zu tun? Es wird ein obenliegendes Leergerüst erstellt. Der Aufbau der riesigen Konstruktion dauert rund sechs Wochen. Das fertige

Gerüst wiegt über 100 Tonnen und trägt die gesamte Brückenkonstruktion aus 940 Kubik Beton und 90 Tonnen Armierung von oben.

DER KABELSPANNERFür die Reussbühlbrücke zuständig ist die Firma Anliker AG. Bernhard Alessandri, Polier, ist mit einem fünfköpfigen Team vor Ort: «In Anbetracht der Grösse des Objektes ist unser Team klein. Momentan sind auch die Eisenleger und der Kabel-einzieher da.» Der Kabeleinzieher montiert eine Vielzahl von Spannkabeln, um der Brücke die nötige Stabilität zu geben. Die Kabel werden durch entsprechende Roh-re gezogen, gespannt und fixiert. Dann werden die Rohre mit Zement gefüllt und die Brücke hält – sogar den Verkehr einer vierspurigen Strasse. Insgesamt werden sieben neue Brücken gebaut, vier davon sind bereits erstellt.

Die roten Stahlträger des Gerüstes halten die ganze Konstruktion. Das ist die erste Bauetappe, die zweite folgt im Frühling.

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Wo es Brücken braucht, fliesst meistens Wasser. Und da die Kleine Emme bei grossen Unwettern gerne zum reissenden Fluss anschwillt, bekommt sie mehr Platz auf ihrem Weg rund um den Seetalplatz. Das heisst, das Flussbett wird verbreitert und bei der neuen Reussbühlbrücke erhält sie sogar einen zusätzlichen Flussarm. Dieser mündet ebenfalls in die Reuss.

GERÖLLLAWINE ODER ZWISCHENLAGER?Für die Verbreiterung des Flussbettes wird auch die Uferböschung erneuert. Dafür kommen die Wasserbauer und die Maurer zum Einsatz. Riesige Steine aus Gneis und Alpenkalk liegen bereits auf grossen Haufen bereit. Es sieht aus, als wäre eine Gerölllawine mitten in Emmenbrücke nie-dergegangen. Bevor die Steine eingebaut werden, bohren die Maurer Schalungs-anker und betonieren, armieren und reini-gen die Pfähle mit Lufthochdruck.

DER FREMDE UNTEN, DER EINHEIMISCHE OBENDie Wasserbauarbeiter versenken die Gneis-Blöcke ins rund drei Meter tiefe Flusswasser. Der Stein stammt aus dem Tessin und dem Kanton Uri und ist be-sonders hart. Deshalb, und weil er nicht aus der Region stammt, verschwindet der Gneis unter die Wasseroberfläche. Für die sichtbare Uferböschung hingegen wird regionaler Alpenkalk verwendet.

Bis 2018 sollten, so die Planung, sämt-liche Arbeiten auf, unter und neben dem Seetalplatz beendet sein. Die Kleine Emme hat dann auch bei starkem Un-wetter genügend Platz in ihrem Bett. Der öffentliche Verkehr fährt auf mehrheitlich eigenen Spuren, die Eisenbahn führt über eine neue Brücke und die Staus gehören der Vergangenheit an. Die Fussgänger und Velofahrer haben eigene Wege und die Bewohner des Reussbühl-Quartiers leben nicht mehr im Durchgangsverkehr.

EINSATZ/REPORT

Breiteres Flussbett und neue Uferböschung: Die Maurer der Firma Porr Suisse AG bereiten die Böschung für die Wasserbauer vor.

Unten: Die riesigen Steinblöcke für die Uferböschung liegen bereit.

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Wie behält man den Überblick auf einer so grossen Baustelle?Ich bin seit vier Wochen hier auf dem Seetalplatz im Einsatz. Den Überblick habe ich nicht. Ich konzentriere mich auf die Arbeiten, für die ich zuständig bin. Wir setzen gerade Randsteine und bauen Belag ein. Zudem erstellen wir Werklei-tungen und Rohrblöcke für die Beleuch-tung und Kandelaber.

Wie ist es für dich, bei einem solchen Grossprojekt mitzuarbeiten?Eine so grosse Baustelle bringt durch-aus Vorteile. Die Bauleitung ist vor Ort, das macht manches einfacher. Doch die Grösse kann auch anstrengend sein. So sind die Wege weit, man muss viel lau-fen und der Zeitdruck ist hoch. Doch ich komme gut klar. Zwischendurch bin ich jeweils auf anderen Baustellen im Einsatz. Diese Abwechslung schätze ich.

Wie bist du zum Strassenbau gekommen und was sind deine Zukunftspläne?Für mich war klar, dass ich etwas im Bau-gewerbe machen wollte. Zuerst interes-sierte mich der Maurer-Beruf. Matthias Wick, mein jetziger Polier und ein Freund der Familie, hat mich jedoch ermutigt, bei der Walo Bertschinger AG als Strassen-bauer zu schnuppern. Dort hat es mir sehr gefallen. Ich finde den Strassenbau viel abwechslungsreicher als den Hochbau. Nach der Lehre möchte ich die Polier-schule machen und später vielleicht Bau-führer werden.

EINSATZ/PERSÖNLICH

LERNENDE IM EINSATZAuf der riesigen Baustelle auf dem Seetalplatz sind zahlreiche Lernende im Einsatz. Zum Beispiel Noel Heinzer von der Walo Bertschinger AG. Er ist im 2. Lehrjahr als Strassenbauer.

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WISSEN/SCHULE

IN SACHEN SICHERHEIT

Das allererste Lernthema in der Lehre heisst «Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz». Denn neben der persönlichen Schutzausrüstung gibt es jede Menge andere Aspekte,

die dir helfen, sicher durch den Tag zu kommen.

Drei für die Sicherheit (v.l.n.r.): Felix Lang,

Fabian Thalmann und Hansjürg Krauer,

Sicherheitsverantwortlicher Strabag AG

L ernende verletzen sich häufiger als erfahrene Arbeitskollegen, sagt die Suva. Deshalb wird die

Arbeitssicherheit schon von Lehrbeginn an gross geschrieben. An der Berufsfach-schule in Sursee ist sie das erste Thema überhaupt und wird während der gesam-ten Lehre immer wieder behandelt.

MITDENKEN!Eines vorweg: Wenn du dich an die Sicher-heitsregeln hältst, mithilfst und mitdenkst und ausgeschlafen bei der Arbeit er-scheinst, verringerst du das Unfallrisiko für dich und deine Kollegen ganz erheb-lich. Zusammen mit Hansjürg Krauer, dem Sicherheitsverantwortlichen der Strabag

AG, hat das B. Magazin sechs Beispiele nachgestellt. Dabei zeigen der Lernende Fabian Thalmann von der Strabag AG in Schaffhausen und sein Polier Felix Lang, wie du und dein Vorgesetzter sicher durch den Arbeitstag kommt.

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SEHEN UND GESEHEN WERDENDie Helme und Westen sind bewusst in leuchtenden Farben gehalten: Nicht nur die Autofahrer auf der Strasse, sondern auch deine Arbeitskollegen auf den Bau-maschinen sehen dich so besser.

STOPP BEI GEFAHRDas Unfallrisiko ist im ersten Lehrjahr am höchsten. Als Lernender hast du ein Anrecht auf eine Einführung in neue Arbeitsbereiche. Ist dir etwas unklar, frage unbedingt nach!

Ich sorge für geeignete Warn- bekleidung und -beleuchtung und erkläre meinen Mitarbeitern, wie sie sich im Bereich von Bau-maschinen korrekt verhalten.

Ich begebe mich nur in den Gefahren-

bereich einer Baumaschine, wenn

ich mit dem Maschinenführer Blick-

kontakt habe.

Auch als Lernender habe

ich das Recht, bei Gefahr

Stopp zu sagen und die Arbeit

zu unterbrechen.

Als Polier bespreche ich mit meinem Lernenden, welche Regeln für die Sicherheit in seinem Beruf wichtig sind.

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PERSÖNLICHE SCHUTZ- AUSRÜSTUNG UND MEHRAn jedem Arbeitsplatz gibt es techni-sche, persönliche und organi satorische Sicherheitsmassnahmen. Neben dem Tragen der persönlichen Schutz - aus rüstung (PSA) musst du auf einer Baustelle auch mitdenken.

SPIEL NICHT DEN HELDENViele Unfälle passieren aus Leichtsinn. Deshalb: Spiel nicht den Helden und bitte um Hilfe, wenn etwas unklar ist!

Ich sorge dafür, dass meine Baustelle ordentlich gesichert ist. Bei Gruben werden

Absperrungen angebracht. Warnleuchten und die Signalisation machen die Auto-fahrer auf die Baustelle aufmerksam.

Als Lernender bitte ich einen Kollegen um Hilfe, wenn ich nicht weiterkomme. Ich muss mir und den andern nichts beweisen.

Als Polier setze ich meine Mitar-

beiter nur für Aufgaben ein, für die

wurden. Wo Hilfe benötigt wird,

packe ich mit an.

Ich trage immer meine PSA. Zudem schaue ich, wie meine Baustelle ge-sichert ist. Entdecke ich einen Mangel bei der Signalisation oder Absperrung, behebe ich ihn sofort oder melde ihn meinem Vorgesetzten.

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PLANUNG IST DIE HALBE MIETEVor Baubeginn musst du dich über deine Baustelle informieren: Wo liegt sie, wie sieht die Verkehrssituation aus, sind Gas-, Wasser- oder andere Leitungen im Boden? Entsprechend kannst du deinen Arbeitseinsatz planen.

WENN NIX RUMLIEGT …… kann man nicht drüber stolpern. Ein aufgeräumter Arbeitsplatz schafft nicht nur Ordnung, sondern auch Sicherheit. Halte deine Geräte immer sauber und räume sie weg, wenn sie nicht mehr gebraucht werden.

Als Lernender informiere ich mich vorher bei meinem Polier über die Bedingungen auf meiner Baustelle.

Als Polier sorge ich dafür,

dass mögliche Gefahren aus der

Umgebung und durch Leitungen

im Boden ausreichend abgeklärt

und markiert werden.

Ich gehe als Polier mit gutem Beispiel voran. Ich schaue, dass meine Baustelle stets in Ordnung gehalten wird und stelle die nötigen Baracken und Werk-zeugcontainer zur Verfügung.

Meinen Arbeitsplatz halte ich aufge-

räumt. Ich schaue, dass mein Werkzeug

in gutem Zustand ist und lasse es nicht

am Boden rumliegen. Vor dem Mittag

und am Feierabend räume ich alles auf.

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Sicherheitsverantwortlicher Strabag AG

und Lehrer Hansjürg Krauer

WISSEN/SCHULE

W as im Lehrbetrieb zum All-tag gehört, ist auch an der Berufs fachschule zentral: Die

Arbeitssicherheit. In der Einführungs-woche besuchen alle Lernenden die Paraplegiker-Stiftung in Nottwil. Dort erleben sie hautnah, welche schlimmen Folgen Unfälle haben können. Im Unter-richt lernen sie dann, was sie für die Sicherheit tun können.

AUF SICH UND ANDERE ACHTENEin Blick in die Klasse von Hansjürg Krauer zeigt: Das Thema Arbeitssicherheit interessiert, es schnellen immer wieder Hände in die Höhe. Doch Krauer redet nicht lange. Die Schüler sollen sich ihre Gedanken machen und sich selber in die Thematik einarbeiten. Dazu gibt’s in der Lerndokumentation Tipps, wo man sich schlau machen kann.

THEMA SICHERHEIT AUCH IN DER SCHULE Für die Lernenden im 1. Lehrjahr geht es auch an der Berufsfachschule in Sursee mit dem Thema Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz los.

Silvio Wyrsch Luca Scuro

Melvin Senti

hier an der Schule zuerst mit

der Sicherheit befassen. Ich habe

bei meinen Einsätzen auf

der Baustelle von Anfang an

darauf geachtet.

Ich habe schon auf der Baustelle gearbeitet und kannte die Sicherheitsbestimmungen. Jetzt achte ich aber noch mehr darauf und wenn etwas nicht korrekt abgesperrt ist, bringe ich es in Ordnung.

Man muss auf sehr vieles achten

bei der Arbeit. Ich trage bei-

spielsweise immer den Helm.

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WISSEN/INSIDE

… SEINE VERANTWORTUNG ALS ÜK-LEHRERIch habe meine Arbeit hier im Team Über-betriebliche Kurse (ÜK) im August an-gefangen, bin also noch ein Neuling und muss viel lernen. Als ÜK-Lehrer habe ich die Seite gewechselt. Vorher war ich Lehr-lingsbetreuer in einer Bauunternehmung. Jetzt bin ich der Lehrer, verantwortlich für eine ganze Klasse. Meine Hauptaufgabe besteht darin, den Lernenden das nötige Wissen zu vermitteln. Als Praktiker vom Bau kann ich ihnen viel mit auf den Weg geben. Doch bin ich nur eine Unterstüt-zung. Dass die Lernenden die Abschluss-prüfung bestehen, dafür sind in erster Linie sie selber verantwortlich.

… SEINEN BERUFLICHEN WERDEGANGIch bin ein richtiger Bau-Chnüttu, wie man bei uns in Bern sagt. Bereits im Kinder-garten war ich mit meinem Vater auf der Baustelle. Mit sechs Jahren konnte ich Dumper fahren, später absolvierte ich die Lastwagenprüfung. Fast logisch, dass ich mich da für eine Lehre zum Strassenbauer entschieden habe. Im ÜK war ich damals bei Jürg Stolz, meinem jetzigen Chef also. Wir waren 1997 zusammen an der Berufs-Weltmeisterschaft in St. Gallen. Direkt nach der Zusatzausbildung zum Pflästerer besuchte ich die Polier-Schule. Die letzten zehn Jahre war ich im Stras-senunterhalt tätig. Dabei war ich unter anderem verantwortlich für den höchsten, ganzjährig geöffneten Pass im Kanton Bern. Am Gurnigel hatten wir im Winter ordentlich zu tun!

… SEINE 300 BAUMASCHINENMeine Leidenschaft sind Baumaschinen-Modelle. Inzwischen habe ich über 300 Stück im Gesamtwert von etwa 35 000 Franken. Angefangen hat es mit einem Modell einer Schürfraupe: Die war Thema in Maschinenkunde während meiner Aus-bildung hier. Kurzerhand besorgte ich mir das entsprechende Modell im Franz Carl Weber in Sursee. Am Ende der Lehre hat-te ich meine ersten zehn Modelle. Inzwi-schen sind viele weitere dazu gekommen, meist im Massstab 1:50. Das grösste ist 1 Meter 70 hoch und 50 cm breit. Das teuerste hat mich ungefähr 1000 Franken gekostet. Es gibt aber auch günstige-re, ab 30 Franken ist man dabei. Leider konnte ich bis jetzt noch keine Vitrine für all die schönen Maschinen kaufen. Sie stehen alle in meiner Wohnung und in meinem Büro und werden regelmässig abgestaubt.

SEITENWECHSELWie Ivan Rothenbühler vom Arbeitskollegen zum Lehrer wurde und wie es sich so lebt mit 300 Baumaschinen zuhause.

IVAN ROTHENBÜHLER ÜBER …

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WISSEN/INSIDE

M it der Einführung des neuen Bildungsplanes wird alles anders. Zumindest für die

Lehrmeister und die Lehrer an der Be-rufsfachschule, die mit dem bisherigen Lernsystem vertraut sind. Für die neuen Lernenden im 1. Lehrjahr ist sowieso alles neu. Mitten in der Projektwoche dürfen sie ihre Lehrmeister in Sursee begrüssen und gemeinsam zur Schulung der neuen Lerndokumentation antreten.

OHNE SCHULFÄCHER DIE LERNFORTSCHRITTE IM GRIFFAnstelle von Schulfächern gibt es neu Lernthemen. Diese sind fächerübergrei-fend und für die gesamte Lernzeit definiert. Jeder Lernende erhält zum Schulstart einen Ordner mit der Lerndokumentation. Jedes Lernthema wird vom Schüler mit entsprechenden Arbeitsblättern und Auf-gaben dokumentiert. Er lernt, sich selber einzuschätzen und sich mit den Themen auseinanderzusetzen.

DOKUMENTIEREN UND BESPRECHENDie Lerndokumentation wird in der Schule ausgefüllt. Zusätzlich wird sie im Betrieb mit dem Lehrlingsbetreuer besprochen. Die Verantwortung liegt voll und ganz bei den Lernenden.

SCHULBANKDRÜCKEN MIT DEM LEHRMEISTERFür die einen ist sowieso alles neu, für die anderen wird plötzlich vieles anders. Die frischgebackenen Lernenden werden in der Projektwoche an der Berufsfachschule in Sursee gemeinsam mit ihren Lehrmeistern über den Einsatz der neuen Lerndokumentation informiert.

anstaltungen wichtig.

Ich glaube, die Jugend-

lichen können sich

mit der neuen Lern-

struktur besser in die

Themen einarbeiten.

Zudem ist der Unter-

richt viel praxisbezo-

gener als früher.»

«Es kommt wohl

einiges auf mich zu,

aber ich freue mich auf

meine Ausbildung.»

«Für mich ist natürlich

alles neu hier, es ist

ganz anders als in der

Schule. Da ich noch das

10. Schuljahr gemacht

habe, bin ich schon

etwas vertraut mit den

neuen Lernmethoden.

Ich kann mich selber

recht gut motivieren

und einschätzen.»

«Bis jetzt klingt alles

sehr spannend. Ich

habe mir vorgenom-

men, alles Schritt für

Schritt anzugehen –

es ist doch ziemlich

viel Neues. Bis jetzt

bereue ich meine

Entscheidung, eine

Strassenbauer-Lehre

zu machen, nicht.»

«Ich bin Lehrlingsver-

antwortlicher ge-

worden, weil ich mich

für den Nachwuchs

einsetzen möchte.

Die neue Unterrichts-

form scheint mir

zumindest am Anfang

mehr Aufwand abzu-

verlangen. Aber ich

glaube, längerfristig

bringt diese Form mehr.»

UND WAS MEINT IHR ZUM NEUEN UNTERRICHT?

Bernhard Spinner, Knecht Holding AG,

mit Michael Müller (r.):Michel Klinger, Strabag AG, Bern,

mit Kevin Erhard (l.) und Tolgahan Sahin (r.):

www.verkehrswegbauer.ch/ lerndokumentation

LINK

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WISSEN/INSIDE

ARIELLA MITTENDRIN

für die Diplomfeier und die Übergabe der Auszeichnungen für die Besten

ABSCHLUSS EFZ MIT NOTE 5.4:Markus Berger, Login Berufsbildung AG, GleisbauMichael Scheidegger, Meier + Jäggi AG, GleisbauRobin Demuth, wsb AG, StrassenbauKevin Hangartner, Morant AG, StrassenbauChristian Hunger, Inauen Strassenbau AG, StrassenbauRobin Lüthi, Reichmuth Bauunternehmung AG, StrassenbauDaniel Sommer, Walo Bertschinger AG, Strassenbau

ABSCHLUSS EFZ MIT NOTE 5.5:Michael Jöhr, Franz Murer AG, GrundbauStefan Baumann, Anliker AG, StrassenbauHeinz Vetsch, Wilhelm Büchel AG, Strassenbau

ABSCHLUSS EBA MIT NOTE 5.4:Petrit Morina, Gebr. Huber AG, Strassenbau

ABSCHLUSS EBA MIT NOTE 5.5:Gabriele Zecca, Marti AG, GrundbauBenedikt Trüssel, Sustra AG, Strassenbau

DIE DREI BESTEN VERTIEFUNGSARBEITEN:Petrit Morina «Langstrasse»Adrian Schneebeli «Werbefilm Rico Ponato»Dominic Schnüriger «Programmieren – mein Anfang im Web-Design»

Laudatorin

und Sportlerin

des Jahres 2010

Ariella Käslin

mit den Besten

EINEN NOTENSCHNITT VON 5.4 ODER BESSER HABEN ERREICHT:

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MACHER/FIRMA

ES BLEIBT IN DER FAMILIE

Seit 110 Jahren ist die De Zanet AG in Kaltbrunn in Familienhand. Mit Rena ist die jüngste Generation der De Zanets in die Firma eingetreten. Kurz darauf

folgte ihre Schwester Chiara.

O b der Urgrossvater wohl damit gerechnet hat, dass sein Unter-nehmen 2014 aus 45 Mitarbei-

tenden, davon fünf Strassenbau-Lernen-den, besteht? Denn als Primo De Zanet 1904 aus Norditalien in die Schweiz kam, gründete er einen kleinen Ein-Mann-Pflästerer betrieb. In den 1950er-Jahren übernahm sein Sohn Antonio und machte aus dem Pflästererbetrieb ein Tief- und Strassenbauunternehmen, das er stetig weiter ausbaute.

ONKEL PRIMOS ERSTES NATELSeine Söhne, Rena De Zanets Vater Franco, ihre Onkel Romano und Primo, führten die Firma weiter. «Ich erinnere mich gut an die Geschichten über Onkel Primos erstes Natel. Es war die Attraktion und nahm fast den ganzen Kofferaum seines Autos ein», erinnert sich Rena. Davor wur-de per Funk mit den Mitarbeitern draus-sen kommuniziert. Inzwischen gehört das Smartphone zum Alltag. Onkel Romano wacht noch immer über den Werkhof und

Rena De Zanets Vater ist Geschäftsführer. Seit gut zwei Jahren ist Rena nun an seiner Seite, lernt das Handwerk, amtet als Bau-führerin und knüpft ihr Netzwerk.

IM BETRIEB AUFGEWACHSENRena und ihre Schwester Chiara sind mit dem Unternehmen gross geworden. Ihre Mutter ist für die administrativen Belange zuständig, der Vater und der Onkel für die Geschäfte. «Als die Nachfolge-Frage auf-tauchte, war es für Chiara und mich klar, dass wir einsteigen. Wir wollten nicht, dass das Unternehmen verkauft wird.» So arbeitet Chiara seit rund eineinhalb Jahren im Büro. Und Rena lässt sich vom Vater in die Geschicke der Bauführung und der laufenden Geschäfte einarbeiten. Als gelernte Medienkommunikatorin konnte sie während rund 10 Jahren Erfahrung in internationalen Firmen sammeln. Es ist nicht ausgeschlossen, dass die dritte Schwester sowie ihre Cousine später ins Unternehmen einsteigen. Die Zukunft der De Zanet AG liegt fest in Frauenhänden.

EIN EINGESPIELTES TEAM UND EINE MENGE HERZBLUT«Es steckt viel Herzblut in unserer Firma», so Rena De Zanet. «Wir haben Mitarbei-ter, die sind seit über 30 Jahren bei uns. Auch unser Chefbauführer Bruno Gmür ist schon mehr als 30 Jahre im Betrieb.» Treue Mitarbeiter ergeben ein eingespiel-tes Team. Die Firma De Zanet geniesst einen hervorragenden Ruf. Doch trotz Fortschritt und Expansion wird in der Firma Wert auf Tradition gelegt. Was sich bewährt, wird beibehalten. So verteilt die Chefin jeden Monat persönlich die Lohnzettel an jeden einzelnen Mitarbeiter. «Wir legen Wert darauf, den persönlichen Kontakt zu unseren Leuten zu halten. Wir verstehen uns als eine grosse Familie.» Eine weitere schöne Tradition: Jeden Morgen trifft sich die ganze Belegschaft vor Arbeitsbeginn im Werkhof. «Es kom-men alle zusammen. Die Bauführung, der Disponent, der Werkhofleiter, die Beleg-schaft, mein Vater und ich.»

20 B. MAGAZIN 03/14

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Ein schon fast legendär eingespieltes

Team: Die Belagstruppe der Firma

De Zanet mit Bauführerin Rena De Zanet.

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MACHER/BERUF

SCHWEIZER MEISTER!

Pascal Studer und Sandro Leuenberger sind die Schweizer Meister im Strassenbau. Ihre Team-Strategie und was es mit

dem goldenen Steinmetzhammer auf sich hat, erklären die beiden im Swiss Skills-Rückblick.

P ascal Studer von der Walo Bertschinger AG in Wimmis und Sandro Leuenberger von der

Implenia Schweiz AG in Buchs haben die anderen sechs Strassenbauer-Teams an den Berufsmeisterschaften in Bern ausge-stochen. Stolz durften sie im September die Goldmedaille in Empfang nehmen. Inzwi-schen ist wieder etwas Ruhe eingekehrt. Pascal ist zurück bei der Arbeit und Sandro hat seinen Militärdienst angetreten. Die bei-den ziehen Bilanz: Es waren vier tolle Wett-kampf-Tage mit ausgezeichnetem Team-geist und einigen verrückten Momenten.

Wie fühlt ihr euch jetzt nach drei Monaten als Schweizer Strassenbauer-Meister?Pascal: Der Medienrummel war ein biss-chen viel für mich, ich hätte es manchmal lieber still und leise genossen. Aber ich bin natürlich stolz und freue mich immer wie-der über unseren Sieg. Ansonsten hat sich nichts geändert, ich gehe nach wie vor je-den Tag zur Arbeit wie immer.

Sandro: Jetzt ist alles wieder normal. Gleich nach den Swiss Skills war krass viel los mit Interviews für die Zeitung geben. Und in der Firma riefen immer alle «Schweizer Meis-ter!», sobald ich irgendwo aufgetaucht bin. Das hat sich aber inzwischen gelegt. Nur das vier Meter grosse Plakat, das Pascal und mich mit der Medaille zeigt, steht je-weils auf der Baustelle, auf der ich arbeite. Meine Chefs haben es extra mit Kanthöl-zern gerahmt, es ist weithin sichtbar …

Wie wurdet ihr gefeiert?P: Bei uns in der Firma wurde ein Fest gemacht. Zudem luden mich meine Chefs zum Essen ein. Ich musste meine Gold-medaille immer mit mir rumtragen und es wurden eine Menge Fotos davon gemacht. Plötzlich sprachen mich Wildfremde im Dorf an und gratulierten mir zu meinem Sieg. Das ist ein tolles Gefühl!

S: Auch bei uns gab es ein Fest in der Firma. Meine Arbeitskollegen haben mir einen goldenen Steinmetzhammer ge-

schenkt. Zudem bekam ich ein Gratula-tionsschreiben vom Regierungsrat vom Kanton Aargau und meine Heimatgemein-de spendierte mir vier Kinogutscheine.

Wo bewahrt ihr die Gold-Medaillen auf?P: Die bekommt einen Ehrenplatz bei mir zuhause, wo, weiss ich noch nicht genau.

S: Meine hängt an der Türfalle zu meinem Zimmer. So kann ich sie immer sehen und mich daran freuen.

Rückblickend, was war der härteste Moment an den Swiss Skills …P: Am härtesten war definitiv für mich das Warten auf die Siegerehrung. Bis zum Schlussgong am letzten Tag machte ich mir keine Gedanken über die Platzierung, aber sobald wir um 15 Uhr fertig waren, wurde ich sehr nervös. Und das hielt an, bis um halb zehn Uhr abends endlich die Siegerehrung der Strassenbauer an der Reihe war.

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MACHER/BERUF

S: Für mich war der härteste Teil das Gra-ben – ohne Maschinen. Und das Arbeiten generell unter den Wettkampf-Bedingun-gen. Man musste immer dran bleiben, konzentriert arbeiten, studieren und das Timing einhalten und dabei noch eine gute Figur machen für alle Zuschauer. Das war sehr anstrengend.

… und was der schönste Moment?P: Definitiv der Moment, als unsere Na-men über Lautsprecher verkündet wurden und klar war, dass wir gewonnen hatten.

Ich konnte es nicht glauben. So richtig klar wurde es mir erst, als ich am Montag-morgen daheim die Goldmedaille in der Küche hab liegen sehen. Da hab ich ge-dacht: Ja! Wir haben gewonnen.

S: Auch für mich war die Lautsprecher-durchsage ein ganz spezieller Moment. Als mein Name fiel, freute ich mich me-gamässig. Meine Schwester hat die Sie-gerehrung mit dem Handy gefilmt, ich krie-ge immer noch Gänsehaut wenn ich den Moment wieder auf dem Bildschirm sehe

und fühle mich jedes Mal wieder genau so wie an diesem Abend.

Ihr habt euch vor den Swiss Skills nicht gekannt. Wie klappte die Teamarbeit zwischen euch beiden? Gab es nie Meinungsverschieden-heiten?P: Das stimmt, wir wurden erst bei den Trainings im Mai als Team eingeteilt. Aber die Zusammenarbeit lief von Anfang so gut, dass wir beide fanden, das passt. Ich glaube, wir haben uns gut ergänzt. Sandro

Gut eingespieltes Team, verdiente Schweizer Meister: Sandro Leuenberger und Pascal Studer

posieren gleich nach der Schluss-Sirene und wissen noch nichts von ihrem Glück.

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MACHER/BERUF

hat eher die Ruhe bewahrt, ich wurde manchmal etwas nervös unter dem Zeit-druck. Dass es so gut harmoniert hat, ist aber nicht selbstverständlich.

S: Es hat super gepasst mit uns. Ich bin auch auf der Baustelle eher der, der die Ruhe bewahrt. Zudem haben Pascal und ich eine klare Aufgabenteilung gemacht, wir haben jeden Arbeitsschritt definiert und uns beraten. Jeder hat gleichwertige Aufgaben übernommen. Wenn es Proble-me gab, steckten wir die Köpfe zusammen und suchten eine Lösung. Das war unsere Strategie und die ist aufgegangen.

Habt ihr an den Sieg geglaubt?P: Nein. Ich habe keine Sekunde mit dem Sieg gerechnet. Während des Wettkamp-fes sowieso nicht, da war es zweitrangig. Wir hatten es mit den anderen Teams so gut, es war null Konkurrenzdenken. Dass wir dann gewonnen haben, hat mich ein-fach nur überrascht und super gefreut.

S: Ich habe erst an einen möglichen Sieg gedacht, als die besten drei Teams aufs Podest gerufen wurden. Natürlich hab ich mir schon gewünscht, Gold zu gewinnen. Aber während der ganzen vier Tage war alles offen. Erst als man am Schluss die fertigen Arbeiten von allen ansehen konn-te, waren kleine Unterschiede festzustel-len. Nach dem Sieg haben sich alle mit uns gefreut. Ich glaube, jeder hat uns die Goldmedaille gegönnt, so wie auch ich sie jedem der Teams gegönnt hätte.

Im Nachhinein, gibt es etwas, das ihr anders machen würdet?P: Als wir unsere Objekte nach Ablauf der Zeit nochmal ansehen konnten, war natür-lich der eine oder andere Fehler zu sehen. Da denkt man schon, hätte ich doch dies oder jenes anders gemacht. Aber schluss-endlich haben wir unser Bestes gegeben.

S: Ich hätte wohl mein eigenes Werk-zeug mitgenommen. Wir durften unsere Kiste mitnehmen, ich kam aber mit leeren

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Händen. Ansonsten ist man im Nachhinein natürlich immer schlauer. Aber im Grossen und Ganzen hat es schon gepasst, was wir während der vier Tage geleistet haben.

Wie sehen eure Zukunftspläne aus?P: Ich bin froh, habe ich jetzt wieder et-was Zeit für mein Hobby, das Motocross-Töfffahren. Ohne meine Maschine bin ich nur ein halber Mensch. Mein Chef meint, durch den Sieg an den Swiss Skills wür-den sich für mich mit Sicherheit ein paar Türen öffnen. Auf jeden Fall mache ich nächsten Sommer die Vorarbeiterschule.

S: Ich habe von der Implenia einen unbe-fristeten Vertrag bekommen. Das heisst, ich kehre nach dem Militärdienst zurück. Auf dem Plan stehen die Vorarbeiter- und danach die Polierschule. Ob ich vielleicht am Ende als Bauführer im Büro lande, weiss ich noch nicht. Im Moment möchte ich auf jeden Fall draussen arbeiten.

Frage zum Schluss: Was geben die Strassenbau-Schweizer Meister den neuen Lernenden im 1. Lehr-jahr für Tipps mit auf den Weg?P: Ich rate den Neuen, auf jeden Fall im Unterricht aufzupassen. Das ist schon die halbe Miete. Ich habe am Anfang in der Schule nicht so richtig mitgemacht, mir wurde aber schnell klar, dass ich so nicht weiter komme. Sobald ich mich zusam-mengerissen habe, lief alles viel einfacher.

S: Mein Tipp ist, hört immer auf die älteren Kollegen auf der Baustelle. Die haben viel Erfahrung und ihr könnt davon profitieren. Nicht immer alles besser wissen – zuhö-ren und lernen. Auch in der Schule lohnt es sich, aufzupassen. Wenn man während des Unterrichts dabei ist, muss man gar nicht mehr so viel lernen in der Freizeit.

Das Zelt der Strassenbauer zog viel Publikum an. Während der vier Wettkampf-Tage war immer etwas los.

Es lärmte, staubte, war heiss – und spannend.

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BERUFSWAHL

«EINE GUTE AUSBILDUNG IST UNS WICHTIG.»Die Lehrlingsverantwortlichen im Betrieb nehmen ihre Aufgabe ernst. Denn ziehen alle am gleichen Strick, steht einer erfolgreichen Lehre nichts im Weg.

DANIEL DUBACH

Bauführer und Lehrlingsverantwortlicher

Hirt AG, Biel

RICO PONATO

Firmeninhaber und Lehrlingsbeauftragter

Rico Ponato AG, Hombrechtikon

WAS IST ALS LEHRLINGSBEAUFTRAGTER WICHTIG?Als Lehrlingsbeauftragter bin ich Ansprechperson sowohl für den Lernenden wie auch für den verantwortlichen Polier. Ich frage regelmässig nach dem Lernfortschritt und sehe mir die Arbeits-bücher an. Zusammen mit dem Lernenden bespreche ich, wo er noch Hilfe braucht oder auf welchem Gebiet es etwas aufzuholen gibt. Man muss den Lernenden Zeit lassen. Manchmal klappt es nicht auf Anhieb. Geduld bringt oft am meisten.

WIE KOMMEN SIE ZU IHREN LERNENDEN?Unser Ziel war eigentlich, jedes zweite Jahr einen Strassenbauer-Lehrling einzustellen. Doch wir bekommen so viele gute Bewer-bungen, dass wir uns entschieden haben, jedes Jahr einen neuen Lernenden auszubilden. Viele stammen aus landwirtschaftlichen Be-trieben oder Handwerkerfamilien und haben dadurch ein sehr gutes handwerkliches Geschick. Macht der Lehrling seine Sache gut, so biete ich ihm nach der Lehre eine Stelle in unserer Firma an. Mir ist es wichtig, dass die jungen Leute auch nach der Ausbildung eine Chance bekommen und ihr berufliches Wissen vertiefen können.

WAS GEBEN SIE IHREN LERNENDEN PUNKTO ARBEITSSICHERHEIT AUF DEN WEG?Unsere Lernenden bekommen von uns natürlich zu Lehrbeginn ihre persönliche Schutzausrüstung. Ohne die geht nichts auf der Baustelle. Alles Weitere wird dann direkt auf den Baustellen ge-zeigt. Zudem legen wir in den Baracken Broschüren und Informa-tionen der Suva auf.

RICO PONATO AGGrüningerstr. 20, 8634 Hombrechtikonwww.rico-ponato.chAnzahl Lernende: 1 Strassenbauer pro Lehrjahr

WIE NEHMEN SIE IHRE VERANTWORTUNG ALS LEHRLINGSVERANTWORTLICHER WAHR?Bei uns ist der Polier die erste Ansprechperson der Lernenden. Mir ist wichtig, dass die Lernenden bei uns gut auf das Berufs-leben vorbereitet werden. Deshalb bespreche ich mit ihnen peri-odisch die vereinbarten Ziele. Wenn nötig, gebe ich am Samstag auch mal Nachhilfe oder schicke die Lernenden zu einem Polier, der sich bei einem Thema besonders gut auskennt.

WIE BEREITEN SIE IHRE LERNENDEN AUF DIE GEFAHREN AM ARBEITSPLATZ VOR?Am ersten Tag der Ausbildung setze ich mich mit dem neuen Lernenden zusammen und bespreche alles, was ihn während der Lehrzeit erwartet. Dazu gehören natürlich auch die Arbeits-sicherheit und der Gesundheitsschutz. Jeder hat seine persön-liche Schutzausrüstung dabei. Für spezielle Arbeiten haben wir natürlich zusätzliche Schutzmassnahmen.

WELCHE MÖGLICHKEITEN HABEN DIE LERNENDEN NACH DER LEHRE?Bei uns können die Lernenden im Betrieb weiterarbeiten, wenn sie sich bewährt haben. Unsere Lernenden erstellen gegen Ende der Lehre in Eigenverantwortung ein kleines Objekt. Da zeigt sich re-lativ gut, was sie können. Ich finde es wertvoll, wenn jemand nach der Ausbildung ein oder zwei Jahre auf dem Beruf bleibt. Wenn er danach die Vorarbeiter- und Polierschule machen möchte, unter-stützen wir ihn gerne.

HIRT AGLänggasse 28, 2504 Bielwww.hirtbau.chAnzahl Lernende: 1 – 2 Strassenbauer pro Lehrjahr

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BERUFSWAHL

KEIN EINFACHER ENTSCHEIDDie falschen Arbeitskollegen? Die falsche Lehrstelle? Oder der falsche Beruf? Manchmal passt in der Lehre gar nichts. Patrizia Hasler hat untersucht, warum Lehrverträge aufgelöst werden.

Es gibt Lehren, die werden beendet, noch bevor sie fertig sind. Ein Lehrverhältnis auf-zulösen ist verpönt. Oft wird nur im engs-

ten Familien kreis darüber gesprochen. Für viele Jugendliche – und meistens auch für den Lehrbe-trieb – ist eine Lehrvertragsauflösung ein einschnei-dendes Ereignis. Der Entscheid, den Lehrvertrag aufzulösen, wird deshalb nie leichtfertig gefällt.

Patrizia Hasler hat bei den Strassenbauern und Maurern nach Gründen gesucht, die zu Lehrabbrü-chen führen. In diesen Berufen werden Lehren zwar nicht häufiger als in den meisten anderen Berufen abgebrochen. Nach Meinung von Patrizia Hasler kann mit den richtigen Massnahmen aber manche Lehrvertragsauflösung vermieden werden.

Viele Schwierigkeiten beginnen bereits mit der fal-schen Berufswahl. Jugendlichen mit wenig Selbst-vertrauen fällt es besonders schwer, sich für einen Beruf zu entscheiden. Oft sind sie sich ihrer Stär-ken nicht bewusst. Eine bessere Betreuung bei der Berufswahl könnte hier Abhilfe schaffen.

ERFOLGREICHE LEHREN NÜTZEN ALLENDie Unternehmen könnten die Zahl der Lehrabbrü-che senken, indem sie zum einen ihre Auswahlverfah-ren verbessern und zum andern die Lernenden wäh-rend ihrer Ausbildung noch enger begleiten. Gerade zu Beginn der Ausbildung sind eine gute Betreuung und konkrete Unterstützungsangebote besonders hilfreich. «Es ist wichtig, den Jugendlichen die Auf-merksamkeit zukommen zu lassen, die sie benöti-gen.» Davon profitieren nicht nur die Jugendlichen, erfolgreiche Lehren nützen auch den Unternehmen.

ERFOLGSERLEBNISSE MOTIVIERENJugendliche und junge Erwachsene haben ein grosses Bedürfnis nach Orientierung und Sicher-heit: Eindeutige Regeln, klare Kommunikations-wege, eine vertrauensvolle Ansprechperson und ein gutes Arbeitsklima sind wichtige Voraussetzun-gen für ein stabiles Lehrverhältnis. Regelmässige Erfolgserlebnisse und ab und zu ein Lob steigern die Motivation, sich im Beruf zu verbessern. Oft wird von den Jugendlichen erwartet, dass sie be-reits beim Beginn ihrer Lehre hochmotiviert sind. Doch dies ist gerade nach einer schwierigen Schulzeit nicht immer der Fall.

Patrizia Hasler,

Projektleiterin

Berufsbildungspolitik,

Schweizerischer

Baumeisterverband

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SCHWARZ- ARBEIT

Bei der IMP Bautest AG in Oberbuchsiten schaut man genau hin, unter anderem beim schwarzen Gold der Strasse.

Wie setzt sich Asphalt zusammen, ist alles drin, was rein

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TECHNIK

GRIFFIG ODER NICHT?Wie fit ist der Belag, der schon länger in Gebrauch ist? Mit dem Seitenkraftmess-fahrzeug prüft die IMP Bautest AG seine Griffigkeit. Das Fahrzeug hat ein fünftes Rad, das leicht quer steht. Die Kraft, die auf das fünfte Rad wirkt, wird gemessen und auf einen Computer übertragen. Die Auswertung zeigt, wie griffig die Strassen-oberfläche ist.

ASPHALTQUALITÄTDie Probe kommt in einer Kartonschachtel direkt von der Baustelle (Bild links). Dar-aus wird ein Teil in der Mikrowelle erhitzt. Anschliessen wird das Gemisch mit Lö-sungsmittel und Ultraschall vom Bitumen getrennt. Übrig bleibt der Sand-, Kies- und Splitanteil. Dieser wird im Sieb-Turm ma-nuell gesiebt und die einzelnen Kompo-nenten gewogen. Und schon weiss man genau, wie sich der Asphalt von der Bau-stelle zusammensetzt.

WIE WEICH IST DER BELAG?Hier stellt die IMP Bautest AG den Asphalt auf eine harte Probe: Für den Test wird ein Kasten mit dem Belagsabschnitt darin auf 60 Grad Celsius aufgeheizt. Dann fahren zwei im Kasten montierte Testräder je 30 000 mal vor und zurück – eine ganze Nacht lang. Am Morgen wird dann ausge-wertet: Ist eine Spurrinne entstanden und wenn ja, wie tief ist sie?

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ADAM KÄMPFT

Adam Mohamed, 19, ist dreifacher Schweizer Meister im Thaiboxen und angehender Gleisbauer. Sechsmal Training pro Woche

und den Notenschnitt auf einer 5 halten – Adam hat Kampfgeist.

Die Decken sind niedrig, die Wände unverputzt, der Boden mit Matten ausgelegt: In Petars Gym im zwei-

ten Untergeschoss in einem unscheinba-ren Gebäude in der Berner Innenstadt gibt es weder Wohlfühlzonen noch sonstigen Schnickschnack. In einer Ecke befinden sich ein paar Garderobenhaken, ein Dusch-vorhang schirmt gegen neugierige Blicke ab. Gegenüber steht ein grosser Kühl-schrank mit Wasser und Red Bull. An den Wänden jede Menge Pokale des mehrfa-chen Thaibox-Weltmeisters Petar Majasto-rovic. Hier ist er der Meister und wer zu ihm kommt, will arbeiten. Hart arbeiten.

SECHSMAL DIE WOCHEEiner seiner besten Schüler: Adam Mohamed. Der 19-jährige dreifache Thai-box-Schweizer Meister schwitzt und schuf-tet zurzeit sechsmal pro Woche in Petars Gym. «In zwei Wochen steht ein Kampf an», erklärt Adam. «Bis dahin trainiere ich jeden Tag, ausser Sonntag.» Seit rund fünf Jahren ist der 19-Jährige mit ägyptischen

Wurzeln unter den Fittichen des ehemali-gen K1-Kämpfers und Andy Hug-Schülers Petar Majastorovic. Adam: «Normalerwei-se trainiere ich dreimal pro Woche. Thai-boxen ist eine der härtesten Sportarten der Welt.» Sagt’s und steigt wieder in den Ring – ausgestattet mit Knie- und Armschonern, Zahnschutz und Boxhandschuhen.

SCHLAFEN IM ZUGDa bleibt nicht viel Zeit für anderes. «Ich bin nicht so der Party-Typ. Wenn ich mal aus-gehe, gehe ich höchstens mit meinen Kol-legen etwas trinken.» Denn Adam ist nicht nur in Bezug aufs Thaiboxen ehrgeizig: «Ich habe dieses Jahr meine Lehre als Gleis-bauer angefangen. Zurzeit habe ich einen Notenschnitt von einer 5.» Und so soll es auch bleiben, denn Adam hat sich bereits erkundigt: Für die von ihm geplante Wei-terbildung müssen seine Noten gut sein. Auch wenn das bedeutet, dass er jeden Abend von seinem Blockkurs in Sursee mit dem Zug nach Bern zum Training und wieder zurück fährt. «Ein bisschen stressig

ist es schon, aber ich mache die Haus-aufgaben während der Fahrt und manch-mal schlafe ich auch noch eine Runde.» Eine gute Lehre zu absolvieren ist Adams höchstes Ziel. Das Thaiboxen ist und bleibt ein Hobby. Trotzdem: «Ich möchte natürlich noch viele Kämpfe machen und Titel holen. Am besten so fünf bis zehn Wettkämpfe pro Jahr. Aber eine Profikarriere ist in der Schweiz schwierig.»

5-KILO-BALL UND EIN BLAUES AUGEZurück in den Trainingskeller: Adams Wett-kampfvorbereitungen laufen auf Hochtou-ren. Er trainiert mit Sparring-Partner Mikel Colaj im Ring. Die beiden werfen sich 5-Kilo-Bälle zu und schieben Liegestützen dazwischen. Gekämpft wird anschlies-send mit harten Bandagen: Im Thaiboxen wird mit den Beinen gekickt und mit den Fäusten geschlagen. Im Training trägt man Schutzkleidung, während dem Kampf sind nur der Tief- und der Zahnschutz erlaubt. Man bangt um Adams schönes, strahlend weisses Gebiss. «Bis jetzt ist noch alles da.

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FREIZEIT/PORTRAIT

Auch die Nase wurde mir noch nie gebro-chen – und das bleibt hoffentlich so», lacht Adam. Trotzdem sind noch letzte Schatten eines blauen Auges zu sehen. Doch mit blauen Flecken muss man während eines Kampfes rechnen. Der Kampf geht über fünf Runden, eine Runde dauert zwei Minu-ten. Heute im Training werden 12 Runden à zwei Minuten gekämpft. Nach einer Stunde sind die Kellerwände feucht, die Spiegel beschlagen und die Kämpfer ausgepowert.

AM SONNTAG EIN KEBABWoher nimmt Adam die Energie für den harten Sport und den anstrengenden Schul- und Arbeitsalltag? Wenn er nicht an der Schule ist, gibt es nach der Arbeit ei-nen kurzen Powernap, bevor er ins Training geht. Der Rest ist Kopfsache, meint Adam: «Ich rauche und trinke nicht und ernähre mich gesund. Ich finde das Essen an der Berufsfachschule in Sursee super: Es hat ein Buffet und immer genügend Salat und Gemüse. Wenn ich zwischendurch Hun-ger kriege, trinke ich viel Wasser und esse

Obst.» Adam hat strikte Regeln. «Wenn ich jetzt mit Rauchen anfangen würde, wäre ich schlechter im Training. Ich bin mir selber lieb und verzichte darauf.» Eine Ausnahme gönnt sich der sympathische Kämpfer aber doch: «Am Sonntag ist Trainingspause und da gönn ich mir meist einen Kebab.»

MIT 16 GEGEN DIE GROSSENSeinen ersten Schweizer Meister-Titel holte sich Adam bereits mit 16 Jahren. «Ich war der Jüngste, im Endkampf musste ich ge-gen einen Gegner antreten, der 33 Jahre alt war. Wenn der mich getroffen hätte, wäre ich k.o. gegangen.» So ist ihm Adam aber aus dem Weg gegangen, hat getänzelt und seine Schläge gezielt gesetzt – und am Ende gewonnen. «Bei meinen ersten Kämpfen war ich sehr nervös vorher. Jetzt ist es nicht mehr so schlimm. Ich weiss, dass meine Familie da ist, meine Freunde und meine Kollegen aus dem Training. Das gibt mir Sicherheit.» Zudem betet Adam vor jedem Kampf. Anschliessend werden seine Hände bandagiert, sein Trainer Petar gibt

die letzten Anweisungen und dann steigt er in den Ring. «Es braucht schon Mut, um zu kämpfen. Manche kommen einfach ins Trai-ning, die wollen nie in den Ring. Für mich war aber immer klar: Ich will kämpfen.»

IM RING ODER GAR NICHTSo wild Adam auf die Kämpfe im Ring ist, so wenig will er ausserhalb des Trainings-kellers von Aggressionen wissen: «Na-türlich wurde ich schon provoziert. Aber darauf lasse ich mich nicht ein. Wenn je-mand kämpfen will, dann kann er das im Ring machen. Auf der Strasse drehe ich mich weg und gehe davon.» Lernt man das auch im Training? «Wer auf Strassenkämp-fe aus ist, kommt in Petars Gym nicht weit. Ich habe hier Respekt gelernt. Ich würde meinem Trainier nie widersprechen. Und genauso ist es auch im Berufsleben mit meinem Chef.» Respekt, gute Noten, ge-sunder Lebenswandel. Man könnte mei-nen, Adam sei ein ganz Sanfter. Wenn er aber in den Ring steigt und die Fäuste in Stellung bringt …

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FREIZEIT/PORTRAIT

Auch ohne Zahnschutz ist Adams Lächeln strahlend und

(noch) lückenlos. Aber: «Mit blauen Flecken oder einem Veilchen

muss man immer rechnen.»

Adam gewann bereits drei Kämpfe durch k.o. Als Neuling

mit 16 Jahren musste er aber auch mal unten durch. Bei den

Wettkämpfen unterstützt ihn sein Vater im Publikum. Manch-

mal kommt auch seine Mutter. «In Bern habe ich viele Fans.»

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AUSFAHRT

IMPRESSUM

HERAUSGEBER:

Berufsfachschule VerkehrswegbauerPostfach6210 SurseeTel. 041 922 26 [email protected]

REDAKTION UND INSERATE:Matthias ForsterFachverband InfraPostfach8042 Zürich 044 258 84 [email protected]

REDAKTIONSKONZEPT UND TEXT:Sibylle Ambs-Keller – www.die-textwerkstatt.ch

GESTALTUNG/LAYOUT:Eclipse Studios – www.eclipsestudios.ch

FOTOS:Ben Zurbriggen – www.ben-zurbriggen.ch

DRUCK:Galledia AG – www.galledia.ch

AUFLAGE:5500

CONGRATULATIONS

02

01

3 DINGE …… DIE MAN (NICHT) UNBEDINGT WISSEN MUSS

03

Dario Bigi aus Lachen hatte die richtige Antwort auf das Quiz in der August-Ausgabe und das nötige Glück dazu: Ein Hoodie und ein T-Shirt im Strassen-bauer-Look gehören ihm. Das B. Magazin gratuliert und wünscht viel Spass!

SCHAU GENAU!Quizfrage

Auf welcher Seite ist der oben gezeigte Bildausschnitt? Schick deine Antwort bis 10. Februar 2015 an [email protected]. Mit etwas Glück gewinnst du bei der Verlosung ein Hoodie und ein T-Shirt!

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Eine Zahl mit 93 000 000 006 Nullen nennt sich Quindezilliquingentillinillimillion.

Männer lügen 20 Prozent häufiger als Frauen.

Queen Elisabeth II. ist ausgebildete Automechanikerin und Lastwagen-Fahrerin.

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www.ich-will-strassenbauer-werden.ch

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