BUNDmagazin BaWü 3/2012

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[ 3 - 12] BUNDmagazin Baden-Württemberg 1 Mehr Energieeffizienz! Deutschland gilt als Vorbild in Sachen Atomausstieg und Aus- bau der erneuerbaren Energien. Unter der amtierenden Bundes- regierung kommt die Energiewende allerdings kaum mehr voran. Auch die Länder stehen in der Verantwortung, die Nutzung von Wind und Sonne, Wasserkraft und Biomasse voranzutreiben. Zur Energiewende gehört nicht minder eine Politik für mehr Energie- einsparung und höhere Energieeffizienz. Denn je weniger Energie wir verbrauchen, desto weniger muss bereitgestellt werden. In den Energieszenarien und -konzepten auf Bundes- und Landesebene sind klare Ziele zur Verringerung des Energiebedarfs formuliert. Was jedoch fehlt, ist eine verbindliche und beherzte Politik, um diese Ziele zu erreichen. Sie brächte nicht nur ökologische, sondern auch ökonomische Vorteile. (Fortsetzung Seite 3) Inhalt Friedberg/fotolia.com A+++ Baden-Württemberg BUNDmagazin 3-2012 BUND Landesverband Baden-Württemberg www.bund-bawue.de Editorial Der Preis der Energiewende | 2 | Intern Beschlüsse von Bad Boll | 2 | Aktuell Mehr Energieeffizienz | 3 | BUND-Meldungen | 4 – 5 | Aktiv Bürgerbeteiligung mit Biss | 6 – 7 | Naturschutz Nationalpark Schwarzwald | 8 – 9 | Aktiv Naturverträgliche Windkraft | 10 | Jugendbegleiterprogramm | 11 | Jugend BUNDspechte unterwegs | 12 | Plastic World Project | 13 | Regionen Biogasanlage Hahnennest, Kindergeburtstag in der Natur, Regionalmeldungen | 14 – 15 | Interview Umweltberater Günter Tillinger | 16 | Termine Mitgliederversammlung | 16 |

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BUNDmagazin des BUND Landesverband Baden-Württemberg Thema: Mehr Energieeffizienz! A+++

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Mehr Energieeffizienz! Deutschland gilt als Vorbild in Sachen Atomausstieg und Aus- bau der erneuerbaren Energien. Unter der amtierenden Bundes-regierung kommt die Energiewende allerdings kaum mehr voran. Auch die Länder stehen in der Verantwortung, die Nutzung von Wind und Sonne, Wasserkraft und Biomasse voranzutreiben. Zur Energiewende gehört nicht minder eine Politik für mehr Energie-einsparung und höhere Energieeffizienz. Denn je weniger Energie wir verbrauchen, desto weniger muss bereitgestellt werden. In den Energieszenarien und -konzepten auf Bundes- und Landesebene sind klare Ziele zur Verringerung des Energiebedarfs formuliert. Was jedoch fehlt, ist eine verbindliche und beherzte Politik, um diese Ziele zu erreichen. Sie brächte nicht nur ökologische, sondern auch ökonomische Vorteile. (Fortsetzung Seite 3)

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A+++Baden-WürttembergBUNDmagazin 3-2012

BUND Landesverband Baden-Württembergwww.bund-bawue.de

Editorial Der Preis der Energiewende | 2 | Intern Beschlüsse von Bad Boll | 2 |

Aktuell Mehr Energieeffizienz | 3 | BUND-Meldungen | 4 – 5 | Aktiv Bürgerbeteiligung mit Biss | 6 – 7 |

Naturschutz Nationalpark Schwarzwald | 8 – 9 | Aktiv Naturverträgliche Windkraft | 10 |

Jugendbegleiterprogramm | 11 | Jugend BUNDspechte unterwegs | 12 |

Plastic World Project | 13 |Regionen Biogasanlage Hahnennest, Kindergeburtstag in der Natur, Regionalmeldungen | 14– 15 |Interview Umweltberater Günter Tillinger

| 16 | Termine Mitgliederversammlung | 16 |

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Die Landesdelegiertenversammlung tagte vom 21. bis 22. April in Bad Boll. Hier die wichtigsten Beschlüsse im Überblick:

Der BUND verlängert seinen Naturschutzschwer-punkt »Schmetterlingsland Baden-Württemberg« bis Ende 2015. Mehr Zeit für noch mehr BUND-Gruppen, sich mit Aktionen und Projekten daran zu beteiligen. Erfolgreiche Bausteine sind bislang die Wanderaus-stellung »Lebensräume für Schmetterlinge«, die An-lage von Demonstrationsflächen und die einjährige Ausbildung zu »Schmetterlings-Guides«. Auch die Öf-fentlichkeitsarbeit dazu will der BUND forcieren.

Das Amt der/des Vorsitzenden des BUND Baden-Württemberg wird ab 2013 von einem Ehrenamt mit Aufwandsentschädigung in ein bezahltes Wahlamt (Vollzeit-Stelle) umgewandelt.

Mit der Resolution des BUND Baden-Württemberg zum Nationalpark Schwarzwald bekennen sich die Delegierten klar zur Einrichtung des Nationalparks. Sie erwarten von dem Projekt eine Stärkung der Natur und Artenvielfalt, einen Schub für Wirtschaft und Tou-rismus und einen Gewinn für Erholung und Bildung (siehe auch unsere Naturschutzdoppelseite 8/9).

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

die Stimmen werden wieder lauter, die mit allerlei Ar-gumenten daran arbeiten, die Energiewende schlecht- zureden. Ein beliebtes Beispiel ist die Behauptung, die erneuerbaren Energien seien schuld an den steigen-den Strompreisen. Wer das behauptet, täuscht die Ver-braucherinnen und Verbraucher. Ein Blick auf die Entwicklung der Strompreise macht deutlich, dass von den zehn Cent Preisanstieg der letzten Jahre lediglich drei Cent auf den Ausbau der Erneuerbaren zurückgehen. Mehr als zwei Drittel der Preissteigerung haben nichts mit den erneuerbaren Energien zu tun. Hauptursache hingegen ist die Ver- teuerung der fossilen Energieträger wie Kohle und Erdöl.

Die Bundesregierung hält die Belastung durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) für Verbrauche- rinnen und Verbraucher künstlich hoch, da sie immer mehr industrielle Großverbraucher von der EEG-Um-lage befreit und die Kosten auf die restlichen Strom-verbraucher abwälzt. Künftig müssen die Kosten der Energiewende so verteilt werden, dass alle einen ge-rechten Anteil leisten.

Ja zum Nationalpark, ja zum Sellerieschnitzel

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Das beste Mittel gegen Kostensteigerungen ist die Erhöhung der Energieeffizienz und die konsequente Einsparung von Energie. Hier ist auch die Landes-regierung in der Pflicht. Sie muss günstige Rahmen-bedingungen und Anreize für Einsparungen schaffen.

Jeder einzelne kann einen Beitrag zur Energiewen-de und zum Energiesparen leisten. Zum Beispiel durch intelligentes und vorausschauendes Heizen. Wer seine Wohnung geschickt einrichtet, kann auch das Tageslicht besser nutzen und kommt länger ohne elek-trisches Licht aus. Und das Beste ist: Die Sonne schickt keine Rechnung. Also was spricht dagegen, ihre Kraft zu nutzen?

Genießen Sie den Sommer und die Sonne – vielleicht bei einem Besuch im geplanten Nationalpark Schwarzwald?

Ihr

Berthold Frieß Landesgeschäftsführer

Überwiegend vegetarisch geht es künftig auf Ver-anstaltungen des BUND-Landesverbandes zu. Anstoß gab die Praxis der BUNDjugend Baden-Württemberg, die bereits seit über 20 Jahren mit gutem Beispiel vorangeht (siehe auch unsere BUNDjugend-Seite 13). Der BUND will damit auch seiner Vorbildfunktion für eine ökologische Lebensweise gerecht werden.

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Fortsetzung von Seite 1Energiewende braucht mehr EffizienzDie Vorteile der Energieeffizienz liegen auf der

Hand. Als Energieressource steht sie sofort zur Verfügung, sie ist wirtschaftlich, sauber und sicher. Schon nach wenigen Jahren zahlen sich Maßnahmen und Investitionen etwa zur Stromeinsparung in der Regel aus. Welches Potenzial hier schlummert, zeigt eine Berechnung des Wuppertal-Instituts. Der zufol- ge kann durch die Umsetzung von wirtschaftlichen Stromeffizienzmaßnahmen bis 2020 mehr Strom ein-gespart werden, als alle Atomkraftwerke in Deutsch-land produzieren.

Stromsparen – das muss jedem gefallen, denn wer Strom spart, spart auch Geld. Zum Beispiel mit dem Austausch von Heizungspumpen, wie sie fast jedes Gebäude hat. Schätzungsweise gibt es in Baden-Würt-temberg etwa drei Millionen solcher Heizungspum-pen. Rund 80 Prozent davon sind ungeregelt, das heißt sie laufen fast das ganze Jahr hindurch, unabhängig vom tatsächlichen Bedarf. Ersetzt man sie durch eine moderne, geregelte Hocheffizienzpumpe, die bedarfs-gerecht arbeitet, sinkt der Stromverbrauch deutlich. Im Privathaushalt kann das bis zu 150 Euro pro Jahr ausmachen. Die Investition in die neue Pumpe von rund 300 Euro rechnet sich also nach zwei bis vier Jahren.

Die Neuanschaffung eines effizienteren Gerätes kann aber auch einen gegenteiligen Effekt haben. Ein neues effizientes Fernsehgerät zum Beispiel reduziert den Stromverbrauch deutlich. Gönnt man sich beim Neukauf jedoch zugleich einen größeren Bildschirm, schmilzt die Differenz zum bisherigen Gerät schnell dahin. Neben der Effizienz gilt es deshalb auch die Suffizienz – also die Genügsamkeit – politisch zu stär-ken, um dem übermäßigen Verbrauch von Gütern und damit von Stoffen und Energie entgegenzuwirken.

Baden-Württemberg hat das Zeug zum Musterländle Schon richtig: Die wichtigsten Effizienzvorgaben legt die Europäische Union fest und der Bund setzt sie in nationales Recht um. Doch auch die Länder haben durchaus Möglichkeiten, mehr für die Energieeffizienz zu tun. Baden-Württemberg kann hier eine Vorreiter-rolle einnehmen.

Vordringliche Aufgabe ist es, auf Bundes- und EU- Ebene darauf zu drängen, dass die EU-Energieeffizienz- richtlinie nicht weiter abgeschwächt wird. Zudem sollten die Vorgaben aus Brüssel lediglich als Mindest- normen verstanden werden, die man in der Umset-zung auch übertreffen kann.

Baden-Württemberg sollte sich auf nationaler Ebe- ne für den Top-Runner-Ansatz stark machen. Seine Grundidee: Die effizientesten Geräte auf dem Markt werden zum Standardmaßstab für die nächste Pro- duktgeneration. Ineffiziente Geräte dürfen dann nicht

mehr angeboten werden. Der BUND fordert seit lan-gem, diesen Ansatz verbindlich zu machen. Das wür-de Schwung in die Entwicklung hocheffizienter Geräte bringen und ihre Präsenz auf dem Markt ausbauen. Gerade Baden-Württemberg mit seiner Vielzahl inno-vativer Unternehmen in Maschinenbau und Elektro-industrie könnte das als Wirtschaftsstandort stärken. Zumal sich gerade Energieeffizienztechnik zum Ex-portschlager entwickelt.

Nicht zu unterschätzen ist die Vorbildfunktion des Landes. Mit der energetischen Sanierung landes- eigener und kommunaler Gebäude, dem Einsatz effi-zienter Technik und der Einführung von Umwelt- und Energiemanagementsystemen sollte das Land voran-

gehen. Unternehmen, Kirchen, andere Einrichtun- gen und Privathaushalte können dem guten Beispiel folgen. Dabei sollten sich die öffentlichen Träger am bestmöglichen Standard orientieren. Es würde jedoch zu kurz greifen, nur auf Freiwilligkeit, Marktwirtschaft und Nachahmereffekte zu setzen. Es bedarf weiterer politischer Steuerungselemente, sprich ordnungs- rechtlicher Vorgaben und finanzieller Anreize, die zum Handeln motivieren. Dazu zählt die Weiterentwicklung des Erneuerbaren-Wärmegesetzes Baden-Württem-berg und der Förderprogramme des Landes.

Ländersache ist es auch, den Markt zu überwa-chen und die Einhaltung von Vorgaben zu überprüfen. Erhebliche Lücken sind etwa bei Kontrollen der Ge- schossdeckendämmung oder der Energieverbrauchs- kennzeichnung von Produkten zu schließen.

Erneuerbare Energien – zum Verschwenden viel zu schadeEffizienzstrategien schränken unsere Bedürfnisse und lieben Gewohnheiten nicht ein, sie sind daher sicher leichter umzusetzen als manch eine umstrittene Form der Energieerzeugung. Trotzdem wird es kein Spazier-gang, die noch unerschlossenen Potenziale zu nutzen. Die Einsparungsziele zu erreichen, ist eine Grundvo-raussetzung für das Gelingen der Energiewende. Denn zum einen sind auch regenerative Energien zum Ver-schwenden viel zu schade. Zum anderen hängt der Bedarf an neuen Stromleitungen und Energieerzeu-gungsanlagen entscheidend davon ab, wie Effizienz und Suffizienz im Gesamtprojekt Energiewende zum Zug kommen.

Franz Pöter, Referent für Umweltpolitik des BUND Baden-Württemberg

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A+++Die Kategorie A+++ zeigt im Rahmen der Energiever-brauchskenn-zeichnung die derzeit effizien-testen Haushalts-geräte an.

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Der Schienenverkehr gerät finanziell unter Druck. Im schlimmsten Fall könnte jeder achte Nahverkehrszug gestrichen werden. Denn für 2013 rechnet das Verkehrsministerium damit, dass bis zu 60 Millionen Euro zur Bestellung regionaler Züge feh-len. Verantwortlich dafür sind vor allem steigende Kosten. Besonders die Trassen- und Bahnhofsgebühren haben sich drastisch erhöht. Ein

Nahverkehr in Bedrängnisschon 2003 mit der Bahn abge-schlossener, extrem überteuerter Verkehrsvertrag sowie der Einsatz von Regionalisierungsmitteln zum Bau von Stuttgart 21 engen den Spielraum zusätzlich ein.

Zwar hat die Landesregierung bekundet, sie werde alles tun, die bestehenden Angebote im Schie-nenverkehr trotz steigender Kosten zu erhalten. Das aber geht dem

Die Landesregierung hat am 2. Mai 2012 den Startschuss für die im Koalitionsvertrag festge schriebene FSC-Zertifizierung des Staatswaldes gegeben. Für den BUND ist dies ein Quan tensprung im Vergleich zur bisherigen PEFC-Zertifizierung. Die ökologischen und sozialen Stan-dards werden zukünftig deutlich höher sein als bisher. Nach FSC-Kriterien bewirtschaf tete Wälder

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BUND nicht weit genug. Die Schie-ne ist das Rückgrat einer klima-schonenden Verkehrspolitik. Jeder Stillstand ist hier ein Rückschritt. Gefragt sind mehr und bessere Zugverbindungen. Die Regierung muss nun Farbe bekennen und finanzielle Prioritäten für den regio-nalen Schienenverkehr setzen. Alles andere wäre ein Armutszeugnis für Grün-Rot.

FSC-Zertifizierung der Staatswälder kommt

20 Jahre FFH-Richtlinie – BUND zieht BilanzDer BUND hat die Landesregierung aufgefordert, die Fauna-Flora-Ha-bitat-Richtlinie (FFH) engagierter umzusetzen. Zwar sind mittlerweile 11,6 Prozent der Landesfläche als FFH-Gebiete nach Brüssel gemel- det worden. Dies ist, wie die BUND- Landesvorsitzende Brigitte Dahl-bender betonte, durchaus zufrie-denstellend. Allerdings gibt es auch noch einige Schwachpunkte und

offene Posten. Vor allem im Hinblick auf die Fertigstellung der vorgeschrie- benen Managementpläne und die vermehrte Ausweisung von Natur-schutzgebieten innerhalb von FFH- Gebieten ist noch einiges zu verbes-sern. Das gilt auch für die Beteiligung von Naturschutzverbänden, wenn Eingriffe in einem Natura-2000-Ge-biet anstehen, sowie in den Berei-chen Biotopverbund und Monitoring.

Die Wildkatze hat es schwer, sich von den Rheinebenen, ihrem Haupt- verbreitungsgebiet in Baden-Würt-temberg, über den Kaiserstuhl in Richtung Schwarzwald auszubrei-ten. Die letzten möglichen »grünen Korridore« werden durch ein inten- sives Verkehrsnetz gerade in dieser Region stark eingeschränkt. Des-halb bildete sich am Kaiserstuhl eine Arbeitsgruppe, die die Umset-zung des regionalen Biotopver-

bunds mit befördert und kritisch begleitet.

Ausgangspunkt war eine Regional- konferenz zur Wiedervernetzung des

Grüne Korridore für die Wildkatze

tragen zum Erhalt der Biodiversität bei. In diesen Wäldern bleiben be-stimmte Bereiche unbewirtschaftet, zudem wird verstärkt Alt- und Tot-holz stehengelassen.

FSC ist das bei weitem bekann-teste und marktgängigste Label für nachhaltige Waldwirt schaft. Mit der Zertifizierung sorgt das Land dafür, dass Holz aus baden-württember-gischen Wäldern besser vermarktet

werden kann. Der BUND hält es für notwendig, dass sich auch private und kommunale Wald-besitzer anschließen, um gemeinsam mit dem Staatsforst an einer mög-lichst flächen deckenden FSC-Zertifizierung des baden-württembergi-schen Waldes zu arbeiten.

Vor 20 Jahren ist die FFH-Richtlinie als EU-weites Naturschutz-Instru-ment in Kraft getreten. Sie verpflich-tete die Mitgliedsländer, Gebiete, die bestimmte Lebensraumtypen und/oder Arten aufweisen, an die EU zu melden und unter Schutz zu stellen. Zusammen mit den EU-Vo-gelschutzgebieten bilden die FFH-Gebiete das europaweite Schutzge-bietsnetz Natura 2000.

Kaiserstuhls, zu der bereits im Frühjahr BUND-Landesverband und die Forstliche Versuchs- und For-schungsanstalt (FVA) in Endingen am Kaiserstuhl geladen hatten. Ge-kommen waren knapp 100 Vertreter verschiedener Fachrichtungen. Auf dem Programm standen Vorträge zum aktuellen Stand der Planungen, zur Wildkatze und ein Überblick zur Entwicklung der Landschaft sowie Exkursionen in die Umgebung.

Die Vorträge der Regionalkonferenz können auf www.bund-bawue.de/wildkatze, Rubrik »Netze des Lebens« herunter-geladen werden.

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Der BUND engagiert sich für eine bäuerliche Landwirtschaft und eine echte Reform der EU-Landwirt-schaftspolitik. Sollen die Steuermil-liarden weiter mit der Gießkanne über die Fläche verteilt werden oder sollen öffentliche Gelder nur noch für öffentliche Güter verwen-det werden? Die Vorschläge der Kommission vom Herbst 2010 und Herbst 2011 machten Hoffnung, dass künftig alle Zahlungen an die Erfüllung ökologischer Mindestan-forderungen geknüpft und Subven-

tionen für Großempfänger gekappt werden sollten.

Aber die Befürworter eines »Wei- ter so« schlafen nicht. Derzeit ver-

Der BUND hat Eckpunkte für ein Biosphärengebiet im Südschwarz-wald vorgelegt. Für das Vorhaben machen sich Landesregierung und Umweltverbände gemeinsam stark. »Ein Biosphärengebiet im Südschwarzwald wäre als eines der bedeutendsten Großschutzge-biete des Landes ein Leuchtturm mit Strahlkraft über die Landes-grenzen hinaus«, sagte BUND-

Diese sind sowohl für den Erhalt der Artenvielfalt als auch kulturhistorisch von Bedeutung. Auch für die Aus-weitung der Bannwaldflächen ist der Südschwarzwald ein idealer Ort.

Es gilt sicherzustellen, dass das Biosphärengebiet mit ausreichen-den Mitteln ausgestattet wird und dem bestehenden Naturpark Südschwarzwald keine Gelder weg-nimmt.

Bauernhöfe statt Agrarindustrie

Eckpunkte für Biosphärengebiet im SüdschwarzwaldLandesvorsitzende Brigitte Dahl-bender.

Der Plan ist die logische Fortfüh-rung des erfolgreichen Naturschutz-großprojektes Feldberg-Belchen-Oberes Wiesental. Daher muss dem Naturschutz auch entsprechendes Gewicht zukommen.

Ein wichtiges Ziel des Biosphä-rengebiets ist die Sicherung der Allmendweiden und Mähwiesen.

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suchen sie, die Reform durch um- fangreiche Ausnahmeregelungen zu durchlöchern. In den kommen-den Monaten werden die entschei- denden Beschlüsse fallen. Der BUND mischt sich ein. Im April kamen zahlreiche Landwirte mit 170 Traktoren zu einer Kundgebung anlässlich der Bundesagrarminister-konferenz in Konstanz zusammen. Im Gespräch mit Politikern, aber auch durch Druck in der Öffentlich-keit wird der BUND weiter Position beziehen.

Zukunft für die Natur, durch ein Vermächtnis an den BUND.

Danke für Ihre Unterstützung!

Wir haben gemeinsam viel erreicht. Und wir haben viel vor. Die Zukunft der Natur beginnt jetzt. Mit Ihnen?

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Bürgerbeteiligung mit Biss

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P restigeprojekte wie Stuttgart 21, Pumpspeicher-werke in idyllischer Landschaft oder Straßenpla-

nungen mit zweifelhaftem Bedarf – die Liste des Un-muts gegen von der Politik und Wirtschaft geplante Vorhaben ist lang. Immer mehr Menschen fühlen sich bei wichtigen Projekten übergangen. Doch viele Bür-gerinnen und Bürger wollen sich nicht damit abfin-den, dass Entscheidungen »im stillen Kämmerchen« ausgehandelt und »von oben herab verordnet« wer-den.

Politik und Verbände haben sich das Thema zu ei-gen gemacht und rufen nach mehr Bürgerbeteiligung. Doch Vorsicht ist geboten: Mancherorts verbirgt sich der Wolf im Schafspelz und wo Partizipation drauf-steht, ist nur eine Alibiveranstaltung drin. Dann sollen Überzeugungs- und Marketingkampagnen lediglich die Akzeptanz für Großprojekte und prestigeträchtige Vorhaben erhöhen und die Bürgerinnen und Bürger »mitnehmen«.

Doch genau das ist mit Bürgerbeteiligung nicht ge-meint. Vielmehr geht es um ernsthafte, transparente Mitsprache- und Mitentscheidungsmöglichkeiten. Sie sollen den Raum dafür schaffen, um im ergebnisof-fenen Diskurs die möglichst besten Lösungen zu erar-beiten.

Wesentliche Eckpunkte: Je früher desto besser (Grundsatzanhörung/vorgelager- te Öffentlichkeitsbeteiligung): Schon die grundsätz-lichen Planungsziele eines Projektes müssen mit den Bürgerinnen und Bürgern diskutiert werden. Heute ist das in der Regel nicht der Fall – bei nahezu allen Planungen kommt die Bürgerbeteiligung erst dann ins Spiel, wenn die Politik das »Ob überhaupt« bereits entschieden hat. Hier gilt es gegenzusteuern.

Im Vertrauen (Mediationsverfahren): Das Vertrauen in die staatlichen Genehmigungsbehörden ist vielerorts er-schüttert. Die Lösung könnte eine unabhängige Media- tion sein, eine Person, die die Bürgerbeteiligung im Auf- trag durchführt. Im Mediationsverfahren sollten die Be- teiligten auch neue Gutachten in Auftrag geben können.

Fair geht vor (Transparenz aller Entscheidungsgrund-lagen): Alle planungsrelevanten Unterlagen werden rechtzeitig und vollständig zur Verfügung gestellt. Es besteht ausreichend Zeit für Einwendungen.

Klar geregelt (Gesetzliche Verbindlichkeit): Die Art und Weise der Bürgerbeteiligung und die genauen Abläufe müssen im Planungsrecht gesetzlich verbindlich ver-ankert werden. Wachsweiche »Kann-Bestimmungen« reichen nicht aus.

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Geht es nach dem Willen der grün-roten Landesregierung, soll Bürgerbeteiligung in Baden-Württemberg bald zur Regel werden. Doch der Weg dorthin ist steinig und nicht immer ist klar, was unter Partizipation eigentlich zu verstehen ist. Wir beschreiben, wie eine bessere Beteiligung konkret aussehen kann.

Das Sechs-Punkte-Pro-gramm des BUND zur Bür-gerbeteiligung finden Sie unter: www.bund-bawue.de/ buergerbetei-ligung-sechs-punkte

Für direktere Beteiligungs-formen setzt sich das »Bündnis für mehr Demo-kratie« ein: www.volksent-scheid-bw.de, www.mitent-scheiden.de

»Kongress für Beteiligung«, Stuttgart, Mai 2012 (unten und rechts)

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Für mehr direkte DemokratieVor allem auf kommunaler und Landesebene, da wo Bürgerinnen und Bürger genau wissen, worum es geht, sollten sie mehr über Sachfragen abstimmen können. Dabei stehen Bürgerentscheide und Volksabstimmun- gen nicht in Konkurrenz zum repräsentativen System, sondern sie bereichern das politische Leben. Sie fördern politisches Interesse, regen intensive Dialoge über Sachfragen an und erlauben der Bürgerschaft, eigene politische Initiativen zu starten.

Dazu sind folgende Änderungen im Landesrecht notwendig, wie sie der BUND fordert:

Änderung der Gemeindeordnung Kommunale Bürgerbegehren und Bürgerentscheide wollen wir erleichtern. Dazu muss der Landtag die Gemeindeordnung ändern. So sollen beispielsweise Bürgerentscheide auch zu Fragen der Bauleitpla- nung zulässig werden. Zu streichen ist für die Einrei- chung eines Bürgerbegehrens die 6-Wochen-Frist (nach Bekanntgabe des Gemeinderatsbeschlusses), auch soll ein Vorschlag zur Kostendeckung der ver- langten Maßnahme nicht mehr zwingend erforder- lich sein. Und das Zustimmungsquorum beim Bürger- entscheid – es liegt derzeit bei 25 Prozent der Stimm-berechtigten – soll gestrichen, zumindest aber stark

abgesenkt werden. Dieses Paket könnte die einfache Mehrheit im Landtag umsetzen. Änderung der LandesverfassungLandesweite Volksbegehren sind zu erleichtern, in-dem die Unterschriftenhürde von 16,6 Prozent auf fünf Prozent der Wahlberechtigten gesenkt wird – dann würden statt bisher 1,25 Millionen zukünftig knapp 400.000 teilnehmende Menschen ausreichen. Auch das Verfahren selbst soll erleichtert werden. So sollen die erforderlichen Unterschriften nicht nur in Amts-stuben, sondern auch auf der Straße gesammelt wer-den können; die Frist für die Eintragung sollte von zwei Wochen auf sechs Monate verlängert werden. Außerdem sollte das Quorum bei Volksabstimmungen – es liegt derzeit bei 33,3 Prozent der Wahlberechtigten – gestrichen, zumindest aber deutlich reduziert werden. Dieses Paket benötigt eine Zwei-Drittel-Mehrheit im Landtag. Dr. Brigitte Dahlbender, Landesvorsitzende des BUND Baden-WürttembergKlaus-Peter Gussfeld, Referent für Verkehr und Raumordnung des BUND Baden-Württemberg

Beteiligung auf der Straße und am Runden Tisch. Oben und rechts: Stuttgart 21, unten links: Pumpspeicher-kraftwerk Atdorf

Aktuell informieren und mitdiskutieren www. facebook.com/BUNDbawue

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Durchatmen für Mensch und Natur: Nationalpark Schwarzwald

Baden-Württemberg soll im Nordschwarzwald einen Nationalpark bekommen. Ein Glücksfall für Mensch und Natur. Doch noch sind so manche Ängste und Zweifel auszuräumen. Regine Einfeld, Regionalgeschäftsführerin des BUND Nord-schwarzwald berichtet vom Stand der Dinge.

Dezember 2011. In der rustikalen Darmstädter Hüt-te im Wald beim Ruhestein wird es immer enger,

die Luft knapper, das Stimmengewirr lauter. Menschen unterschiedlichster Herkunft drängen sich im viel zu kleinen Raum, um den Verein Freundeskreis National-park Schwarzwald aus der Taufe zu heben. Sein Ziel: Menschen für den Nationalpark zu begeistern und sei-ne Vorteile, auch für Tourismus und Wirtschaft aufzu-zeigen. Jetzt ist die Chance da, die neue Landesregie-rung steht hinter dem Projekt.

Inzwischen hat der Verein über 200 Mitglieder, im-mer mehr Prominente unterstützen die Nationalpark-idee. Auch der BUND ist voll dabei und wirbt für den Nationalpark. Vielerorts haben BUND-Gruppen Ver-anstaltungen oder Infostände organisiert, den Freun-deskreis mit Spenden unterstützt und Leserbriefe ge-schrieben. Denn noch sind in der Region erhebliche Widerstände zu überwinden.

Der Natur auf die Sprünge helfenNach internationalem Standard muss ein National-park eine naturnahe und unzerschnittene Waldfläche von mindestens zehn mal zehn Kilometern im Besitz der öffentlichen Hand umfassen. Zum Vergleich: Der bestehende Naturpark Schwarzwald Mitte-Nord ist dreißig Mal so groß. Das Ministerium für den Länd-lichen Raum hat Anfang 2011 einen 17.000 Hektar großen Suchraum vorgegeben. Er setzt sich aus drei Gebieten mit reinem Staatswald zusammen, rund 30 Prozent sind bereits ausgewiesene Naturschutzgebiete oder Bannwälder.

Die Kriterien einer großflächigen, ungestörten Na-turentwicklung erfüllt der Nordschwarzwald erst in Teilen. Auch in anderen deutschen Nationalparks kam deshalb das Instrument eines »Entwicklungs-Nationalparks« zum Einsatz. Innerhalb von 30 Jahren

wort löst hier bei vielen Empörung aus. Den »Entzug der Identität« prangert die Interessengemeinschaft »Unser Nordschwarzwald« auf ihrer Homepage an. Angstthema Nr. 1 ist der Borkenkäfer. Auch eine »Sper-rung« des Nationalparks für die Bevölkerung wird an die Wand gemalt – wider besseres Wissen.

Es bleibt spannendIm Herbst 2011 hat die grün-rote Landesregierung einen Beteiligungsprozess in der Region initiiert, 1.600 Fragen aus der Bevölkerung kamen dabei zusammen. Wie geht man nun damit um? Ein Gutachten zwei-er renommierter Büros soll Klarheit schaffen. Beglei-tet von Experten aus der Region werden in sieben Arbeitskreisen die wichtigsten Themen diskutiert: von Holzwirtschaft und Infrastruktur über Tourismus, Bor-kenkäfergefährdung bis zu Wildtiermanagement und Biodiversität. Voraussichtlich Ende 2012, Anfang 2013 soll das Gutachten vorliegen.

Für die Einrichtung eines Nationalparks müsste dann der Landtag ein entsprechendes Gesetz beschlie-ßen. Das will die Landesregierung aber nicht gegen den Willen der Bevölkerung in der Region durchset-zen. Es bleibt also spannend!

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schafft man damit durch steuernde Maßnahmen die Voraussetzungen. Um zum Beispiel dem Borkenkä-fer das Leben schwer zu machen, werden fichtendo-minierte zu naturnäheren Waldbeständen mit Tanne und Buche umgebaut. Danach kommt in der Kernzo-ne, 75 Prozent des Nationalparks, die Natur zum Zug. Widerstände haben TraditionEinem ersten Anlauf zu einem baden-württember-gischen Nationalpark Anfang der 90er Jahre war kein Erfolg beschieden: Zu groß war damals der Widerstand der Kommunen. Stattdessen entstand der Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord, im Mittelpunkt die Bedürf-nisse des Menschen: Freizeit und Tourismus. 2010 – noch vor dem Regierungswechsel – flammte die Natio-nalpark-Diskussion erneut auf.

Bad Wildbad, Seewald, Baiersbronn – überall große Schilder und Autoaufkleber, darauf rot durchgestri-chen der Schriftzug »Nationalpark«. Bereits das Stich-

Blick von der Rastanhütte

Im Bannwald Wilder See In Nationalparks gilt die Devise »Die Natur sich selbst und ihren eigenen Gesetzen überlassen«. Wer es erleben möchte, sollte einen Ausflug in den mit hundert Jahren ältesten Bannwald des Landes »Wil- der See« unternehmen. Hier geht es in der Tat wild zu: Kleine Keim- linge auf Baumruinen, riesige alte Tannen und Fichten, undurchdring-liche Pflanzendickichte und licht- durchflutete Waldlücken. Mit etwas Glück zeigt sich der seltene Drei- zehenspecht, eine Art, die in Baden- Württemberg bereits Anfang der 80er Jahre als ausgestorben galt. Nicht nur aus der Spechtperspek- tive sehen Nationalparks paradie-sisch aus: Die Artenvielfalt ungenutzter Wälder ist um ein Vielfaches größer als die unserer Wirtschaftswälder.

Im Bannwald (oben) fühlen sich Dreizehen-specht und Raufußkauz (Mitte) wohl

Den BUND-Flyer »Ja zum Nationalpark Schwarzwald« und Plakate kann man bestellen unter: (077 32) 1507-0, [email protected] Mehr Infos: www.bund-bawue.de/nationalpark

Sagen Sie »Ja zum Nationalpark Schwarzwald« und helfen Sie dem BUND, seine guten Argumente zu verbreiten. Spenden Sie per Überweisung auf das Spendenkonto-Nr. 4 088 100, BLZ 692 500 35, Sparkasse Singen-Radolfzell Oder erteilen Sie uns online eine einmalige Einzugsermächtigung: www.bund-bawue.de/spenden Stichwort: Nationalpark Schwarzwald Vielen Dank!

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Kontakt zum Verein Freundes-kreis Nationalpark Schwarzwald: www.pro- nationalpark- schwarzwald.de

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In Baden-Württemberg spielte Windstrom bisher kaum eine Rolle. Die alte Landesregierung hatte wenig Interesse, den Weg für die Windkraft frei zu machen. Doch Grün-Rot will sie forcieren. Der BUND unterstützt den Ausbau der Windkraft, ohne die Natur aus den Augen zu verlieren.

Anfang Mai hat der baden-württembergische Land- tag mit dem neuen Landesplanungsgesetz die

rechtlichen Hindernisse für den Ausbau der Wind- energie aus dem Weg geräumt. Zugleich stellte die Landesregierung den Windenergieerlass vor, in dem Planungs- und Genehmigungsvorgaben konkretisiert werden.

Das sind notwendige und längst überfällige Schrit-te, denn ohne die Nutzung der Windkraft wird auch hierzulande die Energiewende nicht zu schaffen sein. Die Potenziale für einen Ausbau in der Größenord-

nung, wie sie die Landesregierung plant, sind sicher-lich vorhanden. Nun kann es also losgehen.

Zu den Neuregelungen gehört, dass die Regional-planung keine Ausschlussgebiete mehr für Windkraft-anlagen definieren darf. Umgekehrt können die Kom-munen in eigener Regie geeignete Flächen für die Windkraftnutzung festlegen. Bislang lag die Planungs-hoheit ausschließlich bei den Regionalverbänden. Sie konnten Vorranggebiete ausweisen, alle anderen Flä-chen wurden damit automatisch zu Tabu-Zonen für Windkraftanlagen.

Die neuen Regelungen werden Anfang 2013 Gültig-keit erlangen. Das verschafft den Planungsbehörden einen gewissen Vorlauf, um einem befürchteten Wild-wuchs entgegenzutreten.

Bei aller Euphorie für die Windkraft – dem BUND als Umwelt- und Naturschutzverband ist es wichtig, dass Natur- und Artenschutz nicht unter die Räder kommen. Jeder Eingriff in die Natur ist möglichst gering zu hal-ten. »Windrad ja oder nein« – die Grundsatzfrage wird zumeist nicht zur Diskussion stehen. Es geht vielmehr darum, den für alle Beteiligten besten Standort zu finden und das Umfeld der Anlagen entsprechend zu gestalten. Eine gewisse Portion Kompromissbereit-schaft müssen alle Beteiligten aufbringen. Unter die-ser Voraussetzung kann ein naturverträglicher Ausbau der Windkraft in Baden-Württemberg gelingen.

Windkraft BUND will naturverträgliche Nutzung

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Dialogforum: Erneuerbare Energien und Naturschutz

Der geplante Ausbau der Windkraft in Baden-Württem-berg wird viele Ortsverbände des BUND mit konkreten Planungen konfrontieren, Konflikte werden nicht ausbleiben. Ein Gemeinschaftsprojekt von BUND und NABU will dazu beitragen, Konflikte zu vermeiden oder zu deren Lösung beizutragen. Das auf zwei Jahre ange-legte Projekt »Dialogforum« bietet dazu zielgruppen- spezifische Informationen an. Zwei Projektreferenten werden ehren- und hauptamtlich Aktive aus Umwelt- verbänden, interessierte Bürgerinnen und Bürgerschulen. Das Angebot richtet sich auch an Planungsträger und deren Personal. Geplant ist darüber hinaus die Entwick-lung regionaler Leitlinien für einen naturverträglichen Ausbau erneuerbarer Energien.

Rhein-Neckar-Odenwald: BUND-Regionalverband eröffnet Diskussion um Standorte

Der BUND Rhein-Neckar-Odenwald hat bereits Ende 2011 eine Diskussion zur Windenergienutzung und möglichen Windstandorten angestoßen. Damit wollen die Aktiven die öffentliche wie auch innerverbandliche Diskussion zur Windenergie in der Region voranbringen und einen positiven Beitrag zur Energiewende leisten. Auf Grund-lage des Windatlas Baden-Württemberg und der gemein-samen Position der BUND- und NABU-Landesverbände vom November 2011 hat der BUND-Regionalverband beispielhaft windhöffige Standorte untersucht. Die Verantwortlichen wollen geeignete Standorte in die Diskussion einbringen, aber auch solche benennen, an denen keine Windkraftanlagen gebaut werden sollten. Eine wichtige Rolle für den Diskussionsprozess hat die Unterstützung der BUND-Aktiven vor Ort gespielt, auch die Zusammenarbeit mit anderen Naturschutzverbänden war erfreulich. Die Ergebnisse sind in einem aktuellen Positionspapier veröffentlicht, das kostenlos erhältlich ist. Darin bewertet der BUND in der Region insgesamt mindestens 15 der windhöffigsten Standorte als nach aktuellem Kenntnisstand geeignet zur Nutzung der Windenergie, 21 untersuchte Standorte als ungeeignet. Weitere 20 Standorte müssten besonders untersucht und bewertet werden. www.bund-rhein-neckar-odenwald.de/windenergie

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www.bund- bawue.de/ themen_ projekte/ energiewende/windenergie

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Künftig werden sich mehrere regionale Ansprech-partner um den reibungslosen Ablauf kümmern: An-fragen von Schulen weitergeben, Einsatzorte für Ju-gendbegleiter vermitteln, Materialien zur Verfügung stellen, bei Krankheitsvertretung behilflich sein und beraten, wenn es mal Probleme gibt. Ein weiteres Ziel ist die Vernetzung der Jugendbegleiter untereinander. Koordinationsstellen sind die BUND-Umweltzentren. Außerdem sollen Projektideen zur nachhaltigen Ent-wicklung neu in das Curriculum einfließen und einen Beitrag zur UN-Bildungsdekade leisten.

Am Wochenende vom 9. bis 11. November findet der nächste Praxisworkshop in der Ökostation Frei-burg statt. Dieser Qualifizierungs-Workshop bietet Ju-gendbegleiterinnen und -begleitern und denen, die es werden wollen, umsetzbare Anregungen und Beispiele für die Praxis.

Heide Bergmann, Ökostation Freiburg

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Peppige Angebote für GanztagesschulenBUND-Jugendbegleiterprogramm neu aufgelegt

Draußen in der Natur sein, etwas erforschen, bauen, erfinden, eine Umweltwerkstatt oder Schülerfirma

gründen – das ist ein willkommener Ausgleich für den Schulalltag, der den Kindern und Jugendlichen eine Menge abverlangt. Mittlerweile ist ein umfängliches Betreuungsangebot an den Ganztagesschulen entstan-den. Umweltthemen machen zwar nur einen kleinen Teil aus, insgesamt steigt der Bedarf in Baden-Württem- berg aber stetig an, denn die Schulform ist im Aufwind.

In Baden-Württemberg sind im Auftrag des BUND mittlerweile 70 Jugendbegleiterinnen und -begleiter an Schulen mit Ganztagsbetreuung tätig. Sie bringen Kindern Natur- und Umweltthemen spielerisch nahe. Menschen, die diese Aufgabe ehrenamtlich überneh-men möchten, bildet der BUND in einer Fortbildung über drei Wochenenden aus.

Jetzt hat der BUND die Möglichkeit, die Betreuungs- angebote an den Schulen auszubauen und qualitativ zu verbessern. Für das Projekt »Jugendbegleiter für Natur, Umwelt und nachhaltige Entwicklung« hat das Umweltministerium eine Anteilfinanzierung über-nommen. Start ist zum neuen Schuljahr, das Projekt dauert zunächst zwei Schuljahre.

Ganztags an der Schule sein – das bringt’s: Die Schüler lernen vieles, was nicht im Schulbuch steht, die Eltern wissen ihre Kinder in guten Händen. Zu den vielfältigen Betreuungsange-boten an Ganztagesschulen zählt auch das Jugendbegleiter-programm des BUND. Es bietet den Kids spannende Naturerlebnisse als Abwechslung zu Deutsch und Mathe. Jetzt kommt frischer Wind in das Programm.

Arbeitsmaterialien und einen Praxis-leitfaden finden Sie unter: www.bund-bawue.de/themen_projekte/ jugend/jugendbe-gleiter/ arbeitsmaterialien_praxisleitfaden

Weitere Informa-tionen zum BUND-Jugendbegleiter-Programm und zum Workshop:Ökostation Freiburg, Ralf Hufnagel, (07 61) 89 23 33, ralf.hufnagel@ oekostation.de

Natur erleben macht Spaß

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10.11.2012: Umweltbildung im Doppelpack Am 10. November finden Umweltbildungstag und türki-scher Umwelttag erstmals gemeinsam im Haus der Wirt- schaft in Stuttgart statt. Die Federführung hat der BUND-Landesverband. Der BUND-interne Umweltbildungstag bietet allen Aktiven Gelegenheit zu Erfahrungsaustausch und Vernetzung. Die gemeinsamen Veranstaltungsphasen mit dem türkischsprachigen Umwelttag (mit deutscher Übersetzung), den der Verein Yes̨il Çember zum zweiten Mal koordiniert, stehen allenTeilnehmenden offen. Nähere Informationen in Kürze über alle BUND-Verteiler sowie den Newsletter und die facebook-Seite des BUND-Landesverbandes.

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BUNDjugendBaden-WürttembergRotebühlstraße 86/170178 Stuttgartfon 0711-61970-20fax [email protected]

Die Idee scheint naheliegend: Kinder mit und ohne Migrations-hintergrund lernen spielerisch die Natur in ihrer Umgebung kennen und knüpfen dadurch eine engere Verbindung zu ihrer Heimat. Das ist das Konzept des Kinderprojekts BUNDspechte der Naturschule Konstanz. Doch an der Umsetzung hapert es noch, denn bei Teilen der Zielgruppe ist dieses Angebot noch zu wenig bekannt.

Die Naturkindergruppe Spechte des BUND besteht nun gut fünf Jah-re. Einmal im Monat unternehmen die Kinder der dritten und vierten Grundschulklasse gemeinsame Ausflüge in die Natur: gehen auf Exkursion ins Ried, sind mit dem Förster unterwegs oder schauen Imkern über die Schulter. Im Som-mer ist man den Schmetterlingen auf der Spur.

Natur hautnah erleben, auf Bäu-me klettern, Tiere beobachten, das kommt bei den Kindern gut an. »Aber leider bekommen ausländi-sche Familien von unserem Pro-gramm oft gar nichts mit«, sagt die Initiatorin des Programms, Sabine Schmidt-Halewicz. »Die Eltern konnten oft die Flyer auf Deutsch nicht so gut verstehen«, erklärt sie. Deshalb kommt man der vielspra-chigen Zielgruppe entgegen: Flyer

erscheinen nun auf Italienisch, Serbisch, Tür-kisch und Rus-sisch. Die städ-tische Integra-tionsbeauftragte unterstützt das Projekt. Jetzt er-

halten auch die muttersprachlichen Lehrkräfte von Integrationssprach-kursen das Informationsmaterial der BUNDspechte. Zusätzlich wer-den die BUND-Aktiven und an dem Projekt Beteiligten der Naturschule interkulturell geschult.Melden können sich für die BUNDspechte noch Kinder von 8 bis 10 Jahren, die Lust auf gemein-same Ausflüge in die Natur haben. Weitere Infos: Tel. (075 31) 92 80 86, [email protected], www.naturschule-konstanz.de

Ein Gefühl von HeimatMit den BUNDspechten hinaus in die Natur

Mutter und Vater, die sich gemeinsam um ihre Kinder kümmern: In der Tierwelt gibt es diese Art des Fami-lienlebens sehr selten. Bei den Säugetieren sorgt häufig nur die Mutter für die Jungtiere. Eine von wenigen Ausnahmen in un-serer heimischen Tierwelt ist der Rotfuchs. Rotfuchs-männchen und -weibchen bleiben oft mehrere Jahre oder sogar ihr ganzes Le-ben zusammen. Wenn die

Jungfüchse im Alter von drei bis vier Wochen den Bau verlassen, spielt und tobt die ganze Familie gerne draußen herum.

Viel öfter als bei Säugetieren gibt es bei den Vögeln Familien mit Mutter, Vater und Kind. Nur ein Beispiel von vielen ist die Dohle. Bei diesem schwarzen Rabenvogel bleibt ein Paar lebenslang zusammen. Gemein-sam wählen sie einen Nistplatz und bauen auch beide am Nest. Für das weiche Auspolstern der Nestmulde zum Schluss ist dann aber ausschließlich das Weib-chen zuständig. Während das Weibchen die Eier bebrütet, wird es vom Männchen gefüttert. Weitere Tipps und viel Wissens-wertes über Pflanzen und Tiere gibt es im Manfred Mistkäfer Magazin, es erscheint viermal im Jahr. Infos und Bestellung: www.naturtagebuch.de oder Telefon (07 11) 619 70 24

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Manfred Mistkäfers NaturforscherInnen-Camp: Spaß und Erkenntnis garantiert.

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In den Ozeanen sammeln sich im-mer größere Mengen von Plastik-müll an. Allein der im Nordpazifik rotierende Müllteppich ist schät-zungsweise so groß wie Zentraleuro- pa. Plastik erzeugt Umwelt- und Gesundheitsprobleme. Die BUND- jugend Heidelberg hat mit ihrem »Plastic World Project« auf die Zu-sammenhänge aufmerksam ge-macht: Drei Tage fuhren 16 Jugend-liche mit vier plastikgeschmückten Kanadiern den Neckar entlang, die Aktion gipfelte in einer Performance auf der Heidelberger Neckarwiese.

»Plastic World Project«Demonstration auf dem Neckar

Am 28. Juni 2012 startete das Projekt unter der Leitung von BUNDjugend-Sprecherin Ma-rina Langkamp. Die Jugend-lichen aus ganz Baden-Würt-temberg kamen zu den Vorbe-reitungen an einem Zeltplatz

in Neckargerach zusammen. Bei schönem Wetter und mit hervor-ragender Unterstützung durch die Mitarbeiter des BUND Heidelberg verbanden sie je zwei Boote zu einer Art Gespann. Eins trug als Blickfang eine etwa zwei Meter gro- ße Hand aus Plastikflaschen, die eine Weltkugel hielt. Das zweite transportierte einen schwarzen Sarg, in dem symbolisch die Kon-sumgesellschaft samt Plastik zu Grabe getragen wurde. Dann ging es auf den Neckar. Die Menschen am Ufer reagierten berührt. Höhepunkt

des Projekts war eine Theaterper-formance, die viele Zuschauer und das Echo der regionalen Presse fand. Professionelle Unterstützung bei der Erarbeitung der Performance leistete Matthias Paul vom Tikk-Theater. Zum Abschluss verteilten die in Morphsuits gekleideten BUNDjugendlichen selbst gestaltete Postkarten mit Proble- men und Lösungsvorschlägen rund um das Thema. Stephan Pucher, Mit-arbeiter des BUND Heidelberg, war zufrieden: »Ein wirklich tolles Projekt, das gezeigt hat, dass Kunst und Öko-logie eng zusammenspielen können.«

»Fleisch und Fisch müssen wieder eine Sonderstellung im Wochen-menü bekommen« – dieses Ziel for-muliert die Studie »Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt« von BUND, EED und Brot für die Welt. Auf dem Weg dahin hat die letzte Landesdelegiertenver-sammlung des BUND einen guten Schritt gemacht: Veranstaltungen des BUND werden künftig über-wiegend vegetarisch verpflegt. Die klimaschädlichen Effekte des hohen Fleischkonsums sind uns schon

lange bekannt. Es ist gut, dass der BUND seine Forderungen auch im eigenen Alltag umsetzt. Die Ini-tiative für die Entscheidung kam von der BUNDjugend, die bereits seit Jahren positive Erfahrungen mit vegetarischer Verköstigung sammelt. Da lag es nahe, diesen Ansatz auch dem BUND schmack-haft zu machen. Der Antrag wurde ausführlich diskutiert, am Ende der Debatte fand er – leicht verän-dert – eine Mehrheit, zur Freude der BUNDjugend.

Auf zum JAK 2012!

Die Vorbereitungen des diesjähri-gen Jugendaktionskongresses (JAK) laufen auf Hochtouren, so viel steht schon fest:

Der JAK findet in den Herbstfe-rien, vom 30. 10. bis zum 4. 11. statt. Und zwar in Heidelberg, Freie Wal-dorfschule, Mittelgewannweg 16.

Alles dreht sich um Ernährung, das Jahresthema der BUNDjugend Baden-Württemberg. In Workshops setzten wir uns theoretisch und praktisch damit auseinander, was wir essen. Drumherum lassen wir es uns natürlich gut schmecken und erleben ein buntes Kulturprogramm!Weitere Infos ab Herbst unter: jugendaktionskongress.de, auf bundjugend-bw.de/jugendaktions-kongress und facebook.com/jugend-aktionskongress

BUND-Veranstaltungen werden vegetarischer

Mitgliederversammlung der BUNDjugend Baden-Württembergam 2 .12. 2012, 9.30 bis 15 Uhr, BUND-Umweltzentrum Mannheim, Käfertaler Straße 162, 68167 MannheimMitglieder und Aktive sind herzlich eingeladen. Tagesordnung in der kriZ 2/2012 oder unter: www.bundjugend-bw.de/mitgliederversammlung-2012

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Eine Biogasanlage mit Vorbild-charakter ist bei Pfullendorf in Betrieb gegangen.

Biogasanlagen gibt es viele. Allein in Baden-Württemberg waren im Januar dieses Jahres fast 800 Anla-gen mit 300 Megawatt elektrischer Leistung installiert. Doch diese ist besonders. Vier Bauernhöfe in der

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Region Bodensee-Oberschwaben Wenig Mais im Hahnennest

duktion von Sanitärtechnik und Strom für 1.000 Vier-Personen-Haus- halte erzeugt. Die Betreiber halten dabei hohe Nachhaltigkeits-Standards ein und lassen die gesetzlichen Min-destansprüche deutlich hinter sich.

Neben den vier Landwirten wa-ren bei der Planung auch der BUND Baden-Württemberg und die Sanitär-Firma Geberit mit im Boot. Durch langfristige Abnahmeverträ-

ge und die Verpflichtung auf Nach-haltigkeit hat das Unternehmen das anspruchsvolle Konzept erst ermöglicht. Es basiert auf einem für Deutschland richtungsweisenden Kriterienkatalog, der weit über das gesetzliche Minimum wie auch über das neue Erneuerbare-Ener-gien-Gesetz (EEG) hinausgeht.

Ausgezeichnete KlinikDie Luisenklinik in Bad Dürr-heim erhielt zum zweiten Mal das fünf Jahre gültige BUND-Gütesiegel »Energie sparen-des Krankenhaus«. Mit der Aus- zeichnung würdigt der BUND bundesweit Kliniken, die ih-ren Energieverbrauch deut- lich senken und damit zum Klimaschutz beitragen. Mitt-lerweile verfügt das Haus über drei Photovoltaikanlagen, ein Blockheizkraftwerk und eine Holzpelletheizung, die bis zu 70 Prozent des Bedarfs für Heizung und Warmwas-

ser deckt. Zusätzlich sind die Gebäude zum Teil komplett wärmegedämmt, die Beleuch-tung ist großflächig auf LED-Technik umgestellt worden. Die seit 2004 eingesparte Energiemenge entspricht dem Verbrauch von fünfzig Einfa-milienhäusern.

BUND-Landesgeschäfts-führer Berthold Frieß erklär- te: »Mit den Maßnahmen zeigt die Luisenklinik, dass sie erfolgreich ein nachhal-tiges Konzept für den Klima-schutz umsetzt.« Bundesweit haben bislang 35 Kranken-häuser die hohen BUND- Kriterien erfüllt. www.energiesparendes- krankenhaus.de

Flächenfraß im HeckengäuEin Landschaftsverbrauch von erheblichem Ausmaß droht in der Gemeinde Weissach, Kreis Böblingen. Dort beansprucht der Sportwagenhersteller Por-sche für die Erweiterung des Entwicklungszentrums (EZW) neue Gewerbeflächen. Die Ge-meinde Weissach will dafür 28 ha, das entspricht 41 Fußball-feldern, im Flächennutzungs-plan 2025 festschreiben. Das Gelände liegt in der Kernzone des PLENUM-Gebiets Hecken-gäu, die geplante Erweiterung steht im Kontrast zu dessen Zielen: dem Erhalt und der

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Entwicklung des Heckengäus als Kultur- und Erholungsland-schaft sowie der Sicherung von Lebensräumen für wildlebende Pflanzen und Tiere. Da Porsche dort, wie auch in Mönsheim, Enzkreis, weitere Grundstücke zu Höchstpreisen erwirbt, drohen auch diese Flächen für Landwirtschaft und Natur-schutz verlorenzugehen. Bei den BUND-Ortsverbänden Heckengäu und Weissach for-miert sich der Widerstand. Neben Informationsveranstal-tungen und einer Bürgerver- sammlung wurden die zustän-digen Ministerien um Stellung-nahme gebeten. Für den Herbst sind weitere Aktionen geplant. www.bund-weissach.de.

Die Uni Hohenheim hat dem Projekt eine sehr positive Ener-gie- und Klimabilanz attestiert. Entschei-dend dafür sind der hohe Gülleanteil, der weitgehende Verzicht auf Mineral-dünger, die kurzen Transportwege und das überzeugende Wärmekonzept.

Ortschaft Hahnennest haben sich zusammengetan, um eine 2 Mega-watt-Biogasanlage mit einer Investi-tionssumme von 10 Millionen Euro zu bauen. Hier werden stündlich 1.000 Kubikmeter Rohgas erzeugt und zum größten Teil aufbereitet ins Erdgasnetz eingespeist. Ein Drit-tel dieses Bio-Methangases kauft die Pfullendorfer Firma Geberit. In einem neu gebauten Blockheizkraft- werk wird damit Wärme für die Pro-

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Die Anlage wird zu mindestens 50 Prozent mit Gülle, biologischen Abfällen, Reststoffen und Biomasse aus der Landschaftspflege bestückt, die aus der näheren Umgebung stammen. Bis 2017 soll der Anteil von Maisäckern in den vier Land-wirtschaftsbetrieben von 38 auf 35 Prozent sinken. Die Betreiber verzichten auf Grünland-Umbruch, blumenreiche Grünlandflächen wollen sie weiter extensiv nutzen. Es sollen weder Monokulturen entstehen, noch gentechnisch ver-änderte Organismen zum Einsatz kommen. Die Landwirte und ihre Gaskunden verpflichten sich über-dies zu energieeffizienter Nutzung der Biomasse, einer optimalen Gasausbeute und zu konsequenter Abwärmenutzung im Blockheiz-kraftwerk mit einem Wirkungsgrad von mindestens 70 Prozent. Dies alles ist in einem 10-Punkte Kata-log vereinbart, dessen Einhaltung jährlich von einem unabhängigen Gutachter überprüft wird. www.bund-bawue.de/themen_ projekte/energiewende/biomasse

Region Südlicher OberrheinKindergeburtstag in Wald und Wiese»Beeil dich, beeil dich«, bekommen oft schon die Kinder im Alltag zu hören. Beim BUND Ortenau möch-te man andere Wege gehen. Staunen über eine Schnecke, einen Mistkäfer oder ein eingerolltes Blatt – das geht nur behutsam und ganz vorsichtig, vielleicht auch nur im »Schnecken-tempo«.

Umweltpädagogische Arbeit ist einer der Schwerpunkte der Ortenauer. Ihr umfangreiches An-gebot richtet sich an Schulen und Kindergärten, an Veranstalter von Ferienprogrammen und Familien. In Zusammenarbeit mit Naturpä-dagoginnen veranstalten sie Wild-kräuterwanderungen, Naturerleb-nisstunden, Familiennachmittage und Kindergeburtstage. Auch zur naturnahen Umgestaltung von Spielflächen bieten sie Beratung. 48 Veranstaltungen kamen im ver-gangenen Jahr zusammen.

Das Besondere: Viele dieser BUND-Angebote kann man buchen. Als Abwechslung für Schulklassen oder Kindergartengruppen, als Aus-flugsangebot für Familienzentren sind die Naturerlebnisstunden will-kommen. Eltern oder Erzieherinnen haben ein Stück Arbeit weniger, die

angesagt statt Lesen und Schrei- ben. Der Miniaturgarten ist zunächst nur eine Plastikkiste, die kunstvoll mit Zeitungen ausgelegt, dann mit Humus-erde aufgefüllt wird – eine schweißtreibende Arbeit, bei der alle mit Feuereifer dabei sind. Gepflanzt wird, was Spaß macht: Tomaten und Bohnen, Gewürzkräuter oder hübsche Blumen. Ein Pflanzplan an je- der Kiste verrät den Inhalt. »Mit den Kistengärten übernehmen die Kinder Verantwortung und erfahren unmittelbar die Wirkung ihres Tuns«, erläu-tert Christoph Schulz seinen Ansatz. Die Kreissparkassen-stiftung Heilbronn unterstützt das Projekt finanziell.

Trauer um Willi SchöllhornBestürzung und Trauer hat der frühe Tod von Willi Schöllhorn beim BUND am Bodensee aus- gelöst. Schöllhorn zeigte, was ein Mitarbeiter einer Unteren Naturschutzbehörde bewe-gen kann. Seit seinem Dienst-antritt 1983 beim Landratsamt Bodenseekreis hatte der BUND in ihm einen kompetenten und engagierten Ansprechpartner.

Vor allem für die Renaturie-rung von Feuchtgebieten setzte sich Willi Schöllhorn ein. Er hob das landesweit bekannte Interregprojekt »Feuchtgrün-land und Storchenlebensräu- me« der Bodensee-Anrainer-länder aus der Taufe, in dem amtlicher und privater Natur-

schutz von 2005 bis 2008 eng zusammenarbeiteten. Das er-folgreiche Markdorfer Projekt »Storch und Stier« gründete er ebenfalls mit.

Willi Schöllhorn ging ohne Berührungsängste auf ande-re zu, nahm ihre Argumente und Sorgen ernst. Auch in seiner Freizeit begeisterte er sich für den Schutz von Natur und Umwelt, ohne dabei den Menschen zu vergessen. Die BUND-Aktiven am Bodensee vermissen ihn sehr.

Klein-Gärtner„Eikleigafüjeki« ist kein neuer isländischer Vulkan. Hinter der Abkürzung verbirgt sich viel-mehr das BUND-Projekt »Ein kleiner Garten für jedes Kind«. Die Idee hatte Regionalbetreu-er Christoph Schulz vom BUND Heilbronn-Franken, er betreut die Kindergruppen in der Re- gion und auch die »Kleingärt-ner«. Für die Kinder der Grund- schule Nordhausen, Landkreis Heilbronn, war in der Pflanz-zeit also Schaufeln und Säen NO

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Kinder erfahren eine echte Alterna-tive zum üblichen Unterhaltungs-programm mit Playstation oder Topfschlagen. Das Programm reicht von »Landart«, kreativ in und mit der Natur, bis zur Bauernhof-Ralley mit selbstgemachter Butter. Auch für Indianer oder Piraten ist etwas dabei. Das Angebot richtet sich an Kinder von fünf bis zwölf Jahren.Über das Angebot »Kindergeburts-tag in der Natur« informiert ein neuer Flyer, erhältlich beim BUND-Umweltzentrum Ortenau, Tel: (07 81) 254 84, [email protected] oder online: www.bund.net/uz-ortenau

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ImpressumHerausgeber: BUND Landesverband Baden-Württemberg e.V., Marienstraße 28, 70178 Stuttgart, Telefon (07 11) 62 03 06-0, Fax-77, [email protected], www.bund-bawue.deVerlag: BUND-Service GmbH, Mühlbachstraße 2, 78315 Radolfzell-Möggingen, Telefon (077 32) 15 07-0V.i.S.d.P.: Berthold FrießRedaktion: Gisela Hüber, [email protected]: Ruth Hansmann, Runze und Casper Werbeagentur GmbH, Telefon (030) 280 18-145, Fax: -400, [email protected]: Gorbach, Büro für Gestal-tung und Realisierung, Utting am Ammersee und AugsburgISSNO 722-3188 »BUNDmagazin« – E 3098 – Postvertriebsstück, Gebühr bezahlt.Redaktionsschluss für die Ausgabe 4-12ist der 10. 9. 2012Das nächste BUNDmagazin erscheint am 10. 11. 2012

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26 Jahre Umweltberatung beim BUND:Günter Tillinger

Vogelstimmen-exkursion mit Günter Tillinger

Im April hatte er 26 Dienstjahre zusammen. Günter Tillinger ist Um-

weltberater aus Leidenschaft, auch wenn es nicht immer einfach ist, zwi-schen Arbeit und ehrenamtlichem Engagement zu trennen. Aber Dienst nach Vorschrift ist nicht sein Ding.

Sie sagen, Umweltberater sind Exoten beim BUND? Was heißt das? Außer bei uns in Ravensburg bietet der BUND Baden-Württemberg nur noch in Heidelberg eine Umweltbe-ratung an, die sich so intensiv mit Verbraucherfragen, mit Umwelt-schutz im Alltag befasst: kunterbunt und für jeden, ganz konkret und ganz praktisch.

Wer leistet sich außer einem Umwelt-verband noch Umweltberater?Sonst eher Kommunen und Land-kreise. In meinem Fall ist der BUND Arbeitgeber und die Stadt Ravens-burg tut einen ordentlichen Obolus dazu. Als ich damals beim BUND anfing, habe ich mich gefragt, ob das ein sicherer Arbeitsplatz ist. Mittler-weile bin ich einer der dienstältesten Umweltberater in Deutschland.

Beratung vom Zeckenbiss bis zur radioaktiven Belastung – sind Sie ein wandelndes Lexikon?Schon ein bisschen, man braucht sehr viel Allgemeinbildung. Ich bringe ja ein Studium und einige Berufserfahrung mit, dazu kommen meine privaten Interessen, zum Beispiel mein Vogelwissen. Das ist allerdings auch etwas heikel, weil das Hobby und die Erholung in der Natur oft in Arbeit übergehen.

Was ist das tägliche Brot eines Umweltberaters und wo sind die Rosinen?Sich auf dem Laufenden halten, recherchieren, Statistiken anferti-gen, außerdem viele Telefonate und E-Mails – das ist ein beträchtlicher Teil meiner Arbeit. Die Rosinen sind eindeutig die Exkursionen, Vogel-stimmenwanderungen etwa. Aber auch die Arbeit vor Ort, zum Bei-spiel Schadstoffmessungen in einer Wohnung. Das ist Kriminalarbeit, denn Pilze oder Elektrosmog, die sieht man nicht.

Woraus ziehen Sie nach so vielen Jahren Befriedigung bei Ihrer Arbeit?Das Wesentliche ist die Begegnung mit offenen Menschen, die sich wirklich interessieren und nicht nach vorschnellen Lösungen su-chen. Wenn ich am Tag die achte Anfrage habe, wie man nur schnell und sauber ein Wespennest loswird, dann kann das schon mal nerven. Ich will kein Reparaturservice sein, mir geht es darum, wie wir zu einer nachhaltigen Lebensweise kom-men. Nur ein Prozent der Bevöl-kerung befasste sich ursprünglich mit erneuerbaren Energien, aber die richtige Minderheit hat es hin-bekommen, dass wir ein Erneuer-bare-Energien-Gesetz haben. Der schwere Tanker, der in die falsche Richtung läuft, das war in den 80er Jahren ein Bild von Peter Glotz, dem damaligen Geschäftsführer der SPD. Aber: Der Tanker lässt sich doch bewegen, wenn auch oft in sehr langen Zeitabschnitten. Das ist meine Hoffnung und manchmal mein Trost: Das Engagement jedes einzelnen bringt etwas.

Wie wurde denn die »25« begangen?Nichts Spektakuläres, in der Schwä-bischen Zeitung habe ich einen schönen Artikel bekommen. Und von meinem Arbeitgeber zwei Fla-schen Wein und ein Abendessen in einem guten Fischrestaurant am Bodensee, den Gutschein werde ich jetzt mal einlösen.

Das Gespräch führte BUND-magazin- Redakteurin Gisela Hüber

Neue Flyer zu AKW-StandortenZwar wurden letztes Jahr in Baden- Württemberg zwei Atomreaktoren abgeschaltet, doch sowohl in Philippsburg (bis 2019) als auch in Neckarwestheim (bis 2022) ist je noch ein großes Atomkraftwerk in Betrieb. Zudem gibt es an bei-

den Standorten Zwischenlager für hochradioaktiven Müll und soge-nannte Fasslager für schwachradioaktive Abfälle. Der BUND Baden-Württem-berg hat deshalb aktuell zwei Flyer zu den baden-württ-

embergischen Atomkraftwerken Neckarwestheim und Philippsburg erstellt. Sie bieten eine gute Über-sicht über Risiken, Störfälle und Sicherheitsprobleme in den beiden Kraftwerken. Der BUND setzt sich weiter dafür ein, dass alle Atoman-lagen schnellstmöglich abgeschaltet werden und sicherheitsrelevante Nachrüstungen erfolgen, solange die Anlagen noch in Betrieb sind. Zum Download oder zu bestellen unter: www.bund-bawue.de/ themen_projekte/atomenergie

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Mitgliederversammlung des BUND Karlsruhe 17. September 2012, 19 Uhr, Jubez am KronenplatzMit dem Vortrag »Schmetterlinge brauchen unser Engagement« gibt der Naturschutzbeauftragte Dr. Robert Trusch einen Impuls für praktischen Naturschutz und erläu-tert, wie man mittels Stellungnah-men in Planungsverfahren zum Er- halt der Natur beitragen kann. An-schließend Entlastung und Neuwahl des Vorstands. Eingeladen sind alle Mitglieder und Freunde des BUND. Anträge an die MV sind bis spätes-tens 10. 9. 2012 einzureichen.

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