chilli – das Freiburger Stadtmagazin

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SATIRISCH Karikaturisten arbeiten weiter POLITISCH Das Schicksal der Familie Ametovic HISTORISCH Nazi-Terror gegen Jugendliche ARENA IM ANFLUG Wie es nach dem Bürgerentscheid fürs SC-Stadion weitergeht mit THEMENHEFT Bauen & Wohnen Ausgabe 02- 03/15 2,50 Euro Ausgabe Februar 11. Jahrgang / #106 Was da wieder los ist: Termine & Partys 14.02. – 15.03.15 VINCENT LACOSTE CHARLOTTE GAINSBOURG AB 19.2.2015 IM KINO

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Eine kleine Leseprobe der Februar-Ausgabe 2015

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SatiriSchKarikaturisten arbeiten weiter

PolitiSchDas Schicksal der Familie Ametovic

hiStoriSchNazi-Terror gegen Jugendliche

arena im anflugWie es nach dem Bürgerentscheid fürs SC-Stadion weitergeht

mitthemenheftBauen & Wohnen

Aus

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oAusgabe Februar

11. Jahrgang / #106

Was da wieder los ist: Termine & Partys 14.02. – 15.03.15

Vincent Lacoste cHaRLotte GainsBoURG

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CHILLI EDITORIAL

Februar 2015 CHILLI 3

EinE ArEnA, EinE AbschiEbung und dAs

gEsicht dEr ErdE Jasager gegen neinsager – 58:42

Freiburg bekommt eine neue Fußball-Arena. Am 1. Februar strömten knapp 78.500 Menschen an die Urnen des fünften Bürgerentscheids in der Geschichte der Stadt Freiburg. Und die Jasager ge-wannen die Partie mit 58:42 gegen die Neinsager. Alles in trockenen Tüchern also? Nein, die Gegner prüfen nun, ob sie gegen den Bau klagen wol-len. So war es auch in Mainz bei der Coface-Arena. Die aber ja bekanntlich dennoch gebaut wurde. Wie es in Freiburg weitergeht, lesen Sie in unserer Titelgeschichte. Lesen kann auch der Freiburger Geographie-professor Rüdiger Glaser – im Gesicht der Erde. Er fragt sich in seinem neuen Buch, wie viel Mensch die Erde wohl verkraften kann. Und ob-wohl er keine apokalyptischen Bilder entwerfen will, werde der Druck auf die Erde und die Res-sourcen noch bis ins Jahr 2050 zunehmen.Verkraften musste die siebenköpfige Roma-Fami-lie Ametovic ihre Abschiebung aus Freiburg nach

Serbien. Ins „sichere Herkunftsland“ – kurioser-weise war diese Formel in einer Pressemitteilung des baden-württembergischen Integrationsmi-nisteriums tatsächlich in Anführungsstrichen gesetzt. Eine Abschiebung, nach der Sozialbür-germeister Ulrich von Kirchbach von der EU for-dert, gegen Länder schärfer vorzugehen, die mit Minderheiten inakzeptabel umgehen.Gefordert ist auch Till Neumann, der als Redak-teur von einer regionalen Tageszeitung nun zu den chillisten gekommen ist, weil unser lang-jähriger Mitarbeiter Felix Holm sich beruflich doch noch einmal umorientiert. Der Neue durf-te dann gleich mal seine erste Titelgeschichte schreiben. Zudem gibt es viele andere Magazingeschich-ten und ein Sonderheft, das sich dem aktuell wichtigsten Thema überhaupt in Freiburg widmet: dem Wohnen. Bleiben Sie, bleibt uns gewogen.

Herzlichst, Ihr Lars Bargmann,Chefredakteur & die chillisten

Klares Votum: Die klare Mehrheit der am Thema Stadionneubau interessierten Freiburger stimmte pro SC Freiburg.

Liebe Leserinnen & Leser,

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Gestatten, Till Neumann. Chillist seit 1. Februar. Nachfolger von Felix Holm. Große Fußstapfen, wie man weiß. Warum ich hier bin? Wo denn sonst? Journalist mit Wahlheimat Freiburg (und Straßburg) und Hang zu würzigen Themen – also chilli. Interessen? Musik mit Beat und Bass, Frankreich mit allem drum und dran, Sport mit Ball oder ohne. Bobbele bin ich keins. Es sei denn der Odenwald wird annektiert. Schlechte Idee. Nach dem Abi hat’s mich hierher gezogen. Das

Flair der Stadt, der Charme der Berge, das Drei-ländereck. Viele gute Argumente. Studiert habe ich hier und in Straßburg (Französisch, Spanisch, Journalismus). Dann ging’s als Tageszeitungsvo-lontär und -redakteur nach Lahr und Oberndorf. Jetzt wieder Freiburg. Ich schreibe nicht nur Artikel, sondern auch Songs. Als Teil des deutsch-französi-schen HipHop-Duos Zweierpasch. Bitte nicht irri-tieren lassen. Es gibt einen Zwillingsbruder. Wenn ich mal nicht zurückgrüße. Er war’s!

SCHWARZES BRETT

6 CHILLI Februar 2015

Zehn Jahre, 106 Ausgaben, mehr als tau-send Artikel: chilli-Redakteur, Hobby-As-tronaut und Trendchecker Felix Holm schreibt seit der Stunde null fürs chilli. Zunächst während des Studiums, dann als Volontär, später als Redakteur. Doch jetzt zieht es den 33-Jährigen zurück in den Be-ruf, den er einst studiert hat: Grundschul-lehrer. Zum Abschied hat er die vergange-nen zehn Jahre noch mal Revue passieren lassen.

„Von allen Gesprächspartnern am meis-ten beeindruckt haben mich in all den Jahren viele außergewöhnlichen Men-schen, die nicht so sehr im Fokus stehen: Michael Nehls, der das Race Across Ame-rica gefahren ist, Klaus Keppler, der Piratenschätze im Indischen Ozean hebt oder Thomas Kuban, der Nazi-Doku-Filmer, der un-dercover unterwegs war und sein Leben riskiert hat, um aufzu-klären. Oder auch Emilie Bär, die Bäuerin, die 60 Jahre lang auf dem Münstermarkt gearbeitet hat.Durch diese Menschen fängt man an, die Gesellschaft mit anderen Augen zu sehen – etwa, wenn man sich mit Frauen unterhält, die sich um Zwangsprostituierte kümmern. Oder der Mann, der Menschen mit Kinderwunsch seinen Samen im In-ternet anbietet. Man merkt: Solche Dinge passieren direkt in der Nachbarschaft.Für mich waren das die interessantesten Begegnungen – und nicht die Interviews mit Stars. Ich habe Prominente wie die Ärzte, Silbermond, Nora Tschirner oder alle SC-Trainer der letz-ten Jahre interviewt. Wenn man bei denen mal an der Fassade kratzt, merkt man, dass sie zuweilen gar nicht so interessant sind. Oder nicht interessant sein dürfen: Viele von ihnen sa-gen Halbwahrheiten, weil es aus PR-Gründen notwendig ist.

Überhaupt die PR: Als ich Klaus Eberhar-tinger interviewt habe, den Sänger der österreichischen Band „Erste Allgemeine Verunsicherung“, hat der mir richtig coo-le, weil witzige und markante Antworten gegeben. Dann habe ich ihn eine Woche später im Radio gehört, wo er dem Jour-nalistenkollegen mit exakt denselben Sätzen geantwortet hat – wohlgemerkt auf andere Fragen. Für einen Journalis-ten, der nach der Wahrheit sucht und der um Exklusivität bemüht ist, ist so etwas ein Schlag ins Gesicht.Das nährt die kritische Haltung: Man fängt an, nur wenig von dem zu glau-ben, was einem erzählt wird. Im Internet werden solche Menschen schnell Hater

genannt, dabei hat das gar nichts mit Hass zu tun – irgend-wann ist man einfach zu viel angelogen worden, als dass man Sachen einfach so abnickt.am anfang war ich natürlich noch unerfahrener. Ich erinnere mich, wie ich in Volker Finkes Büro gesessen bin und fast ehr-fürchtig seine Antworten protokolliert habe. Außerdem habe ich mich damals schwer getan, mich in die Normen zu fügen. Wenn es Kritik von erfahrenen Redakteuren gab, habe ich mich persönlich angegriffen gefühlt. Heute weiß ich: Journalismus ist mindestens zu 50 Prozent Handwerk – und eben nicht nur Talent. Das macht mir auch Hoffnung für mein weiteres Berufsleben: Man kann selbst komplizierte Dinge erlernen. So sehr ich mich jetzt auf das Referendariat freue, einiges werde ich auch vermissen. Vor allem die Freiheit, mich über alles in-formieren zu dürfen und die Möglichkeit, hinter Kulissen zu blicken. Und den guten Kaffee auf den Pressekonferenzen.“ aufgezeichnet von Tanja Bruckert

good byE, FElix!

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Februar 2015 CHILLI 7

BLOss Keine Tiere Stop! Der Autofahrer will gerade herzhaft in sein Frikadellenbrötchen beißen, mit der Rech-ten das Lenkrad im Griff, die Linke führt den Happen zum Mund und dann kommt es ra-send näher, das knallrote Schild am Rennweg. Gut, dass er ausnahmsweise die Gleitsichtbrille aufhat. Denn unter den vier weißen Großbuch-staben steht auf einem Aufkleber: eating ani-mals. Was tun? Anhalten? Nicht reinbeißen? Er legt das Brötchen zur Seite. Rechts ranfahren. Schild mit dem Handy fotografieren. Dann geht’s weiter. Die Straße ist frei. Und das Bröt-chen? Hmm. Egal. Einfach reinbeißen. Und das nächste Mal nicht über den Rennweg fahren.

fasT and furiOus Wer würde nicht gerne mal eine richtige Ver-folgungsfahrt erleben? Ein betrunkener Auto-fahrer hat's ausprobiert. Als ihn die Polizei in Vogtsburg kontrollieren will, gibt er Gas. Die Beamten rasen mit Blaulicht hinterher, die Bruce-Willis-Kopie lässt sich nicht aufhalten. Auch nicht, als er auf einen Bordstein fährt und seinen Vorderreifen verliert. An einem Rebhang kommt der Raser erneut vom rechten Weg ab und bleibt mit seinem Auto stecken. Ein Polizist versucht, ihn über die Beifahrerseite zum Aufge-ben zu bringen, doch der Rennfahrer vom Team „Besoffen“ gibt erneut Gas und schleift den Po-lizisten einige Meter mit. In Bickensohl wird er schließlich gestoppt. Seine Rennfahrt wird ihn teuer zu stehen kommen, ob er wenigstens die Filmrechte an Hollywood verkaufen kann?

LasT samuraiFilmreife Szenen, die Zweite: Eine Frau betritt die Handyabteilung eines Elektromarkts und zieht ein Samurai-Schwert, das sie drohend über ihrem Kopf schwingt. Kill Bill 4? Im Namen des Schwertes? Die mit dem Samurai tanzt? Wir wissen es nicht – gegenüber dem Verkäu-fer gab die Frau lediglich an, ein Handy umtau-schen zu wollen. Eine filmreife Umtauschaktion – Drama, baby! –, die jedoch in einer psychiatri-schen Einrichtung endete. tbr/tln/bar

nAchgEwürzt!grieCHisCHe regierung

Griechenland hat eine neue Regierung. Und die Kanzlerin ist empört. „Da wird doch das Gyros in der Pfanne verrückt! Diese Wahl war nicht mit mir abgesprochen! Hier fahren gleich die Affen Panzer!”

Ja, die Griechen haben von Merkel gelernt und sich gedacht: Jetzt treffen wir auch mal eine alternativlose Entscheidung!

Der neue Chef heißt Alexis Sirtaki von der Partei Kithara, nee, Tsat-sikis von Retsina, nee Tsipras von Syriza, so, jetzt. Leichter zu merken: Sexy Alexis! Das schärfste Chili am Strauch Europas. Ein knuspriger Populist, volles Haar auf dem Kopf und voller Flausen im Kopf.

Das unterscheidet Deutschland von Griechenland: Bei den Grie-chen wirst du so Regierungschef, in Deutschland nur FDP-Chef. Nachdem Adonis Tsipras sein Amt angetreten hatte, hat er direkt die Troika rausgeschmissen. Troika, das ist so ’ne Art Restaurant-tester für Staaten. Tsipras hat eine lange Liste mit Ideen: Schul-denschnitt, Wiedereinstellung für Staatsbedienstete, 13. Monats-rente, den 48-Stunden-Tag, übers Wasser gehen …

Und eine Koalition mit den Rechten. Das dürfte auch das Einzige sein, was ihm erstmal gelingen wird. Das wäre so, als ob Gregor Gysi und der AfD-Lautsprecher Bernd Lucke zusammen Deutsch-land regierten.

Griechenland, das ist irgendwie sooo 2009, plötzlich spricht man wieder von der Finanzkrise. Das ist sehr ärgerlich für die EZB. Ma-rio Draghi hat schon gesagt: „Wir können jetzt nicht schon wieder eine neue Finanzkrise haben. Wir von der EZB bereiten die nächste mit unserer Zinspolitik doch gerade erst vor!”

Ich würde mir wünschen, dass Angela Merkel über ihren Schat-ten springt und die Griechen rettet, ein harter Schuldenschnitt: „Wir machen jetzt einfach ’ne Wiedervereinigung mit Griechen-land. Dann können die ganzen Rentner aus Dresden da unten fürs Abendland demonstrierten.”

florian schroeder

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Florian Schroeder, Kabarettist, studierte in Freiburg, lebt in Berlin und vergibt die chilli-Schote am goldenen Band.

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E xakt 45.629 Freiburger haben beim fünften Bürgerentscheid in der Geschichte der Stadt Freiburg für

eine neue Fußballarena am Wolfswinkel gestimmt. Damit war das nötige Quorum erreicht und der Planungsauftrag an die Politik vergeben. Insgesamt wanderten knapp 78.500 Menschen an die Wahlur-nen. 58:42 gewann am Ende der Sportclub ein nicht immer faires Spiel. Damit steht dem Bau eigentlich nichts mehr im Wege. Oder doch? Die Wogen sind längst nicht geglättet zwischen Pro- und Contra-Frak-tion. Die Gegner eines 110 Millionen Euro teuren Stadions erwägen zu klagen. Leise bläst der eisige wind über die weite grüne Fläche. Im Schatten des mannsho-hen Maschendrahtzauns, der den Flug-platz am Wolfswinkel eingrenzt, wiegen sich Grashalme. Krähen picken geruhsam

mit ihren Schnäbeln in die Wiese. Nichts lässt an diesem sonnigen Februartag erahnen, dass hier in etwa vier Jahren 35.000 Herzen rasen könnten. In der neu-en Spielstätte des SC – heißersehnt und verteufelt zugleich.wenige Meter weiter spiegelt die Szene-rie viel eher die Stimmungslage der ver-gangenen Wochen in Freiburg wieder. Ein Presslufthammer malträtiert den Boden der Berliner Allee. Laut und schmutzig geht es zu auf der Baustelle für die Verlän-gerung der Straßenbahn an die Messe – und damit auch an die neue Arena. Laut und zuweilen schmutzig, so könnte man auch den Wahlkampf beschreiben. Die standortgegner arbeiteten mit Me-thoden, die als Verschwörungstheorien gescholten wurden. So hatte die Bürger- initiative (BI) Pro Flugplatz kurz vor dem Entscheid Flugblätter an Mieter von Stadt-

bauwohnungen verteilt. Darin prophezei-te sie im Falle eines Stadionbaus steigen-de Mieten. Es ginge sogar um Leben und Tod, hieß es. Denn durch Luftverwirbe-lungen könnten Rettungshubschrauber nicht mehr im Wolfswinkel landen. „Ein zynisches Spiel mit Ängsten der Leute“, schimpfte Maria Viethen, Fraktionsvorsit-zende der Grünen im Rathaus. „Infam und geschmacklos“, fand Oberbürgermeister Dieter Salomon das Vorgehen.Doch auch die pro-Fraktion ließ sich nicht lumpen. Salomon geißelte in der „Süd-deutschen Zeitung“ die Verschwörungs-theorien der Gegner als „Pegida ohne Islamophobie“. Das ist „Polemik ohne Intellekt“, konterte Stadtrat Klaus-Dieter Rückauer (Fraktionsgemeinschaft Frei-burg-Lebenswert/Für Freiburg) in einer hitzigen Gemeinderatsdebatte zwei Tage nach dem Bürgerentscheid. Seine Fraktion

ArEnA im AnFlugWie es naCH dem Ja Beim BürgerenTsCHeid für ein neues sC-sTadiOn WeiTergeHT von Till Neumann

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TITEL POLITIK

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wehrte sich vehement dagegen, als Ver-schwörungstheoretiker, Rechtspopulisten und Wutbürger dargestellt zu werden. Das sei eine dreiste Diffamierung enga-gierter Bürger. Rückauer forderte gar eine Entschuldigung vom OB. Dieser lehnte ab. „Ich hoffe, dass bei den Gegnern die Ein-sicht reift, dass sie das Gegenteil dessen erreicht haben, was sie eigentlich wollten“, sagte Salomon.Längst sind nicht alle Gemüter abge-kühlt nach dem „wichtigsten Sieg der letz-ten 20 Jahre“, wie Sportclub-Präsident Fritz Keller am Wahlabend jubelte. So lässt Udo Harter, Flugschulleiter und Teil der Bürger- initiative Pro Flugplatz, offen, ob er gegen das Stadion klagt: „Das Ergebnis des Bür-gerentscheids ist rechtens. Aber es kann unsere Flugsicherheitsbedenken nicht aus dem Weg räumen.“ Eine Landebahn in 180 Meter Entfernung zum Stadion fin-

det er gefährlich. „Ruhig schlafen könnte ich, wenn es 400 Meter wären.“ Wobei er weiß, dass das wieder andere Probleme bringen könnte. Denn will man weiter weg vom Stadion, muss dieses näher Rich-tung Wohngebiet oder Wald. Ein Standort

an der Autobahn wäre für Harter immer noch die deutlich bessere Lösung. Nun will der Flugschulleiter die Untersuchung der Flugsicherheitsbehörde abwarten, der die BI auch ein eigenes Gutachten zuge-schickt hat. Bestätigt diese die Gefahr fürs Fliegen, erwägt er eine Klage. Seine Hoff-

nung, das Stadion am Wolfswinkel noch verhindern zu können, ist „sehr groß“. Der Dialog sei ihm weiter wichtig. wie auch horst Bergamelli, Vorsitzender des Bürgervereins Freiburg-Mooswald. Der zeigte sich nach dem Ja zum Wolfswinkel enttäuscht, aber einsichtig: „Das Ergebnis ist eindeutig, da kann man nichts ändern.“ Er sucht nun das Gespräch mit Stadt und Sportclub. Die Stadion-Planung will er kri-tisch begleiten, um „Auswüchse zu verhin-dern“. Klappt das, ist er überzeugt, dass die neue Arena die Lebensqualität in seinem Viertel „nicht wesentlich verschlechtert“. auch in einer stellungnahme der BI Pro Wolfswinkel heißt es, man wolle den Pla-nungsprozess „aufmerksam verfolgen“. Die BI kritisiert, dass die Stadtteile nach dem St.-Floriansprinzip entschieden hät-ten. Soll heißen: Je weiter weg vom Stadi-on, desto mehr Ja-Stimmen.

so sieht's aus? Nein, das ist kein realer Plan

für die Arena, sondern der Entwurf des Lahrer

Architekten Daniel Löprich, der für seine

Masterarbeit die futuristische SC-Arena für den

Wolfswinkel entworfen hat.

Viel Polemik auf dem Platz

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Der fünfte Bürgerentscheid in der Ge-schichte Freiburgs hat die Stadt in zwei Lager geteilt. OB-Sprecher Walter Preker findet das normal. Es brauche nun Zeit, bis die Gräben wieder zugeschüttet sind. Die Ängste der Gegner, wegen des millio-nenschweren Neubaus würde etwa Geld für Bildung fehlen, oder die Anwohner

würden unter Lärm zu leiden haben, kann er nachvollziehen. Es gelte zu beweisen, dass die Befürchtungen unberechtigt sind. Auch Preker schließt Klagen nicht aus. Baubürgermeister Martin haag ist über-zeugt, dass das Projekt durch den „inten-siven Planungsvorlauf“ auf festen Füßen steht. Er hofft aber, dass „nichts Unvorher-gesehenes passiert“. In den vergangenen Jahren sei in Deutschland nicht ein großes Stadion gebaut worden, ohne dass ge-klagt worden sei. Ein Runder Tisch ist für Haag der richtige Weg. Er will dafür auch Stadion-Gegner und SC-Fans ins Boot ho-len. Alle könnten aber nicht mitmachen. „Der Arbeitskreis muss arbeitsfähig blei-ben.“ Mit 200 Leuten gehe das nicht. salomon ist „sehr zuversichtlich“, dass das Stadion gebaut wird. Noch nie in sei-ner Amtszeit habe es eine Vorlage an den Gemeinderat gegeben, die so gewissen-haft erstellt worden sei wie die Drucksa-che G 14/183 zum Stadion. Und über eben diese sei nun klar entschieden worden. Das Volk gefragt zu haben hält er für rich-tig: „Mehr als ein Votum der Bürgerschaft kann es nicht geben.“ Wie die Arena letzt-lich aussehen werde, sei noch völlig offen,

sagt Haag. „Wir wollen ein schönes Stadi-on, das nach Freiburg passt.“ Funktional, auch in energetischer Hinsicht. Fanta-sieren will er nicht. Das hat dafür Daniel Löprich gemacht. Der 33 Jahre alte architekt aus Lahr hat als Masterarbeit eine futuristische SC-Are-na für den Wolfswinkel entworfen. Sein Modell soll an einen fliegenden Fußball erinnern und die Form des SC-Wappens aufnehmen. Die Multifunktionalität, die für das neue Stadion geplant ist, hatte Löprich schon 2011 im Auge: Seine Arena mit Photovoltaikdach dient auch als Kon-zertstätte und beherbergt Hotelzimmer und Büroräume. Was reizvoll klingt, kostet aber „eher in Richtung Allianz-Arena“, also etwa 340 Millionen Euro. Das ist das Drei-fache dessen, was Freiburg derzeit als Ge-samtkosten für Stadion und Infrastruktur veranschlagt hat.Und wer baut das stadion? Klar ist bisher nur, dass die SC Stadion Freiburg GmbH & Co. KG für das neue Rund als Bauherrin

auftreten soll. Gerüchten, nach denen es bereits Absprachen zwischen Rathaus und dem Freiburger Bauunternehmer Peter Unmüssig gegeben haben soll, tritt Preker energisch entgegen: „Das ist Quatsch!“wer auch immer das stadion planen und bauen wird, ein Restrisiko gibt es in jedem Fall. Das weiß auch Salomon. Wenn der SC in die 3. Liga absteigt, „stim-men die Eckpunkte des Finanzierungs-konzepts nicht mehr“. Trotz des derzeiti-gen Abstiegskampfes rechnet damit aber wohl keiner. auch nicht die Krähen auf der wiese am Wolfswinkel. Sie wühlen lieber gemäch-lich mit ihren Schnäbeln im kalten Gras. Nur wenn man auf sie zuläuft, flattern sie geschwind davon – als hätten sie doch vom Zoff um ihren Nahrungsplatz Wind bekommen. Doch die Aufregung legt sich rasch. Ein paar Meter weiter landen sie und picken weiter. Ein paar Jahre geht das dort noch. Dann rollen die Bagger an. Vorausgesetzt, es geht alles glatt.

TITEL FUSSBALL

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bürgerentscheidinfO

46,5 prozent der Freiburger ab 16 Jahren haben gestimmt: 58,2 Prozent (45.629 Wähler) für den Bau, 41,8 Pro-zent (32.790) dagegen. Viele hatten damit gerechnet, dass das Quorum von 25 Prozent nicht erreicht wird. Die dafür nötigen 42.284 Stimmen wurden um mehr als 3300 überbo-ten. Die höchste Wahlbeteiligung gab es in Mooswald-West (67,4 Pro-zent). Dort war auch der Anteil der Nein-Sager am größten (72,6 Pro-zent). Gefolgt von Mooswald-Ost

mit 56,4 Prozent Gegenstimmen. In 9 von 112 Wahlbezirken hatten die Geg-ner die Nase vorn. Dazu zählen die vier Wahlbezirke im Mooswald, zwei in Landwasser, einer in Betzenhau-sen-Bischofslinde und zwei der drei Wahlbezirke im Vauban. Die abstimmung war der fünfte Bürgerentscheid in der Geschichte Freiburgs. Nur beim Bürgerentscheid zum Konzerthaus 1988 hatte es mit 50 Prozent eine noch höhere Wahlbe-teiligung gegeben. tln

matchwinner: Nils Petersen mit Hattrick Klare ansage: Vor dem wichtigen 4:1 über Frankfurt war die Botschaft der SC-Fans schon klar.

»kein runder tisch mit

200 leuten«

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66 CHILLI april 2012

casperxoxoFOUR MUSIC

casperxoxoFOUR MUSIC

äl JAwAlAblAckForEst voodoo: roAd to EldorAdoJaWa reCOrds

[dunkElbunt]mountAin JumpEr[dunKeLBunT reCOrds]

Noch bis zum 15. März können sich Bands für das zweite Fürstenberg Lokal Derby (lokalderby.fuers-tenberg.de) bewerben. Dem Sieger winken 3000 Euro und ein Auftritt auf dem ZMF in Freiburg. Im Vorjahr hatte die Freiburger Band Otto Normal den Bandcontest gewonnen. Inzwischen hat die sechs-köpfige HipHop-Truppe sogar vor 100.000 Leuten an der Berliner Mauer gespielt. Im Rückblick hat ein Keks den Unterschied gemacht, erzählt Rapper Peter Stöcklin (32) chilli-Redakteur Till Neumann.

chilli: Wie groß war der Schub nach dem Sieg 2014?stöcklin: Der Bierschub war gewaltig! Wir kriegen als Sieger ja ein Jahr lang zwei Kästen Fürsten-berg pro Monat. Das Paket aus 3000 Euro Gage, ZMF-Konzert und Biersponsoring ist fett! Bloß war bei uns die Terminfindung fürs ZMF schwierig. Wir sollten als Vorband der Sportfreunde Stiller spielen. Haben dann aber vor der Rapperin Fiva gespielt. chilli: Was ist das Spannendste, das euch seitdem passiert ist?stöcklin: Wir haben zum 25. Jahrestag des Mauer-falls am Brandenburger Tor gespielt. Da waren auch Clueso, Fanta 4 und Udo Lindenberg. Ein krasses Er-lebnis. 100.000 Leute standen vor der Bühne. chilli: Was ist der Schlüssel zum Erfolg bei einem Bandcontest?stöcklin: Man braucht ein Cookiemonster! Wir ha-ben beim Lokalderby aus der Not eine Tugend ge-macht. Unser Keyboarder ist ausgefallen. Wir haben einen Schauspieler als Cookiemonster engagiert. Du brauchst etwas, das bei den Leuten im Kopf bleibt. Der Knackpunkt war, als das Cookiemonster einem Jungen vor der Bühne einen Keks gegeben hat. Dieser Keksmoment hat den Unterschied aus-gemacht.

Erster Gedanke beim Reinhören in die neue E.P. des Freiburger Quintetts „Äl Jawala“: Billy the Kid. Großaufnahme seiner Augen, kurz bevor er zur Waffe greift. Was nicht ganz dazu passt: Er steht mitten im Schwarzwald.cowboys im schwarzwald? Auf „Road to Eldorado“ ist alles möglich. Inmitten der für die Gruppe typischen Balkan- Beats und Reggae-Elemente mischen die Freiburger im namengebenden Song „Road to Eldorado“ ein breites Spek-trum von weiteren sofort erkennbaren Stilrichtungen, darunter Western-Film- musik, Bellydance, HipHop und Oriental. Diese Kombinationen klingen raffiniert und lassen immer wieder neue stim-mungsvolle Bilder im Kopf entstehen. Der zweite Song auf der Platte ist ein rein instrumentaler Klezmer-Hit, ein Tanzlied, das auf jüdischen Hochzeiten gespielt wird, und dem Äl Jawala ihre eigene Note verpassen.Der insgesamt drei Lieder umfassen-de Tonträger ist Teil eines laufenden Bandprojekts. Im Rahmen ihrer Serie „Black Forest Voodoo“ sollen im Lauf von mindestens einem Jahr alle zwei Monate eine neue E.P. oder Single er-scheinen.Und der name? Die Songs lösen tat-sächlich einen Voodoo-Effekt aus: Das unbewusste, unkontrollierte Mitwip-pen der eigenen Körperteile zu den Liedern. sophie radix

stimmungsvollE bildEr»dEr kEksmomEnt« turbulEntE zEitrEisE

Es scheint zur zeit das ultimative Erfolgs-rezept zu sein: Man nehme Musik, die noch nie einen Club von innen gesehen hat – vom schwedischen Wiegenlied bis hin zum irischen Volkstanz –, kombiniere sie mit elektronischen Beats und schon hat man einen dancefloor-tauglichen Hit erschaffen.Der österreichische Musiker und Produ-zent Ulf Lindemann alias [dunkelbunt] ist darin ein absoluter Meister. Für seine aktuelle Platte hat er mehr als 15 Mu-sikstile aus unterschiedlichen Ländern auferstehen lassen, umgesetzt mit Inst-rumenten wie der chinesischen Pipa, der griechischen Bouzouki oder der hawaii-schen Slide-Gitarre. Erinnern soll das an die Gründungsjahre der USA, als Siedler von überall her ihren Sound mischten.so kombiniert der song „Egal“ Blue-grassmelodien mit deutschem Rap, das Volkslied „Varvinda Friska“ – gesungen auf schwedisch – ist mit Reggae-Beats hinterlegt, und „Flat Foot Boogie“ ist ein überwiegend instrumentaler Ausflug in den Elektroswing. Ein Ausflug, der nicht fehlen darf, ist Lindemann doch einer der Hauptdarsteller der österreichischen Elektroswing-Welle.Bei so vielen verschiedenen stilrich-tungen liegt die eigentliche Kunst darin, die einzelnen Stücke zu einem flüssigen Gesamtwerk zusammenzufügen. Und Lindemann meistert diese Kunst: So tur-bulent seine Zeitreise, so stimmig ist sie. Tanja Bruckert

MUSIK REZIS

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casperxoxoFOUR MUSIC

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Es gibt Musik und was für welche! Wer hat das nicht so oft schon schmerzlich erfahren müssen, wie die Geschmackspolizei. Es gibt aber auch Musik, die es noch nicht gibt, die sogenannte Zu-kunftsmusik. Denn auch die Musik hat eine Ver-gangenheit, eine Gegenwart und eine Zukunft. Das aktuelle Album von Unheilig zum Beispiel ist leider schon geschehen, ein neues soll und darf es nicht geben, dies gilt es zu verhindern, es muss Zukunftsmusik bleiben.Dieser „Künstler“ gibt zwar vor, ein Einsehen zu haben und keine weiteren Alben mehr zu veröffentlichen, aber kann man Subjekten mit derart hoher krimineller Energie Glauben schenken? nein, man darf ihnen gar nichts schenken. Aus dieser Zukunftsmusik darf keine Gegen-wartsmusik werden. Wir haben es in der Hand, unsere Kinder und Kindeskinder sollen einmal Besseres hören, es gilt jetzt, dafür zu sorgen, dass die Zukunftsmusik sich qualitativ und auch sozusagen vom Feeling her verbessert. Bei „Deutschland sucht den Superstar“ zum Beispiel, gerade dort wird über Zukunftsmusik entschieden.alle sind in der pflicht, es geht um die Zu-kunftsmusik eines jeden, auch wenn es jetzt noch eine ist, die nach nichts klingt. Irgend-wann ist es Gegenwartsmusik. Und dann sitze ich wieder am Schreibtisch und muss vor gro-ben musikalischen Verfehlungen warnen – das Kind ist dann aber schon in den Brunnen gefal-len. Helfen Sie uns und machen Sie sich nicht gemein mit denen, die uns heute schon mit ihrem „Oeuvre “ auf die Nerven gehen. Eine Zu-kunft darf es für solche Musik zukünftig nicht mehr geben.

Auch in Zukunft allgegenwärtigRalf Welteroth, Geschmackspolizei Freiburg

wanda aus wien sind fast so etwas wie die Band der Stunde, zumindest, wenn es um Austropop (oder auch -Rock) geht, der derzeit eine Renaissance erlebt. Zusam-men mit dem Nino aus Wien oder auch Bilderbuch bilden sie die Speerspitze ei-ner neuen Generation von Musikern, die aus der österreichischen Kapitale kom-men und auch immer mehr Gehör in Deutschland finden. Wanda bringen auf ihrem Debütalbum vieles mit und auf den Punkt, was es braucht, um eine grö-ßere Aufmerksamkeit zu erregen.„amore” ist ein Versprechen, das zu großen Teilen eingelöst wird, es geht um Liebe, Leidenschaft, Sehnsucht, alles mit Witz, Esprit und einer gehörigen Portion Wiener Schmäh garniert.Die Gitarre schrammelt, der Beat treibt den Sänger Marco Michael „die Band heißt wie ich“ Wanda vor sich her, oder auch mal umgekehrt. Die Texte machen Spaß und treffen oft ins Schwarze oder absichtlich auch mal knapp daneben.Das Ganze geht unter Zuhilfenahme von Beat-Anleihen der Sixties, auch mal Rich-tung Falco (der Kommissar, you know?) oder Ambros (der mit dem Zentralfried-hof!), wird aber nie zur bloßen Kopie.anspieltipps sind das großartige „Bolog-na“, „Jelinek“, „Schickt mir die Post schon ins Spital“ oder auch das programmati-sche „Ich will Schnaps“. Auf nach Bolog-na also – oder erst einmal nach Wien. So oder so – leiwand!

ralf Welteroth

wiEnEr schmäh

steven wilson veröffentlicht Ende Fe-bruar mit „Hand. Cannot. Erase“ sein viertes Solo-Album und überzeugt dabei erneut mit seiner großen kom-positorischen Gabe. Was der Mann in einem einzigen Song an Ideen verarbei-ten kann, ist aller Ehren wert.Die zum Teil mehr als zehnminütigen Songs sind trotz ihrer Länge nie ein-tönig und bestechen durch erzähleri-schen Reichtum. Auf „Hand. Cannot. Erase.“ bewegt sich Wilson musikalisch zwischen den guten Marillion und Pink Floyd, mit einer gelegentlichen Prise Porcupine Tree.wie bei dem Briten wilson üblich, liegt diesem Konzeptalbum eine wahre Geschichte zugrunde: die der 38-jäh-rigen Joyce Vincent, die 2003 in ihrer Wohnung unter tragischen Umständen starb. Über zwei Jahre lang wurde die Frau nicht entdeckt. Als man sie schließ-lich fand, lag sie zwischen gepackten Weihnachtsgeschenken im flimmern-den Licht ihres Fernsehers. Es verbietet sich, einen Song besonders herauszustellen – und auch das Album nicht von vorne bis hinten zu hören. Es ist in der Tat eine sehr spannende Ge-schichte.produziert hat die Platte Steven Wilson höchstselbst. Im Frühjahr geht er auf Europatournee. Nach Freiburg kommt er nicht, dafür spielt er am 22. März in Stuttgart im Theaterhaus. Hingehen. marc Bargmann

AllEr EhrEn wErt

dEr sounddrEck zur zukunFtsmusik

wAndAAmorEprOBLemBär

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wAAgE 24.09. – 23.10.

helau und alaaf! Du freust dich schon das ganze Jahr auf Karneval, schließlich bist du ein echter Jeck. Büttenreden, Politiker verunglimpfen und Kamelle werfen sind genau dein Ding. Und wenn et Trömmelche jeht, dann jeht bei dir die Party erst richtig los. Dann mach dich jetzt besser mal auf die Socken, der Weg nach Köln ist ganz schön weit.

skorpion 24.10. – 22.11.

Die Einnahmen des Kripoballs kommen in diesem Jahr Migranten und Flüchtlingen zugute. Was das mit dir zu tun hat? Nichts. Auch wenn du am liebsten vor dem ganzen Fastnachtstrubel flüchten und in ein narrenfreies Land emigrieren würdest – für dich ist das Geld nicht. Verfolgung durch He-xen, Teufel und andere Narren wird als Fluchtgrund nicht anerkannt.

schützE 23.11. – 21.12.

immer musst du dich entscheiden: Stadion oder kein Stadion. Pommes mit Majo oder Senf. Dicke Titten oder Kartoffelsalat. Bei der Kostümwahl kannst du dich vom Liedgut lenken lassen: Du hast drei Haare auf der Brust? Geh als Bär. Du heißt Joana? Verkleide dich als geile Sau. Du setzt dir gerne eine Zwiebel auf den Kopf? Geh als Döner. Als vegetarischer – wir sind hier in Freiburg.

stEinbock 22.12. – 20.01.

Du hast schön gekocht, Blumen gekauft und sexy Unterwäsche angezogen. Schließlich ist heute der romantischste Tag im Jar. Doch für deinen Schatz ist der 14. Februar nicht Valentinstag, sondern Fastnachtssamstag. Die Lösung: Sie verkleidet sich als Schneeflittchen, er als großer böser Wolf und dann feiert ihr eure eigene Fasnetsparty.

wAssErmAnn 21.01. – 19.02.

Du bist rund, prall und schon nach drei Treppenstufen rot im Gesicht. Gut, mit den Neujahrsvorsätzen und dem Diätplan hat es nicht geklappt, aber warum nicht jetzt das Beste daraus machen? Verwandle deine Schwä-chen in Stärken und verkleide dich als Erdbeere! Du bist doch auch sonst ein richtiges Früchtchen.

FischE 20.02. – 20.03.

Eine krumme nase mit warze, schwarze Zähne, verfilzte Haare. Als die Schönheit verteilt wurde, hast du verschlafen. Mach dir nichts draus. Andere zahlen für eine Hexenmaske hunderte von Euro – du hast sie von der Natur geschenkt bekommen. Noch ein Vorteil: Als Hexe verkleidete Wintersportler dürfen am Freitag, den 13. Februar umsonst auf dem Feldberg Ski fahren.

CHILLI ASTROLOGIE

das »BierernsTe«

chilli-horoskop die fasneTsediTiOn VOn HOBBy-asTrOnauTin TanJa BruCKerT

widdEr 21.03. – 20.04.

Du verstehst Fastnacht einfach nicht: Der Bäcker verkauft Scherben. In deinem Lieblingsclub läuft Schlager statt Elektro. Und plötzlich soll es in Ordnung sein, Frauen Bier holen zu schicken, weil sie schon wieder hässlich werden? Da hilft nur eins: Tür zu, Riegel davor und ausharren bis Aschermittwoch. Da ist der Spuk wieder vorbei – versprochen.

stiEr 21.04. – 21.05.

Du hast gehört, dass Frauen auf Männer in Uniform stehen. Also po-lierst du deine Uniformknöpfe auf Hochglanz und marschierst als fe-scher Pilot, Polizist oder Kapitän auf den Ball Verqueer, um dort richtig Eindruck zu schinden. Glückwunsch, viele Avancen bekommst du so bestimmt – nur nicht von Frauen.

zwilling 22.05. – 21.06.

Karawane zieht weiter und du hast schon wieder Durst. Warum sind diese Klöpferle eigentlich immer so klein? Bis man mit denen getrommelt, sich den Deckel auf die Nase gesteckt und angestoßen hat, ist man schon fast verdurstet. Was würdest du darum geben, wenn jetzt Oktoberfest wäre – da haben die Getränke wenigstens eine vernünftige Größe.

krEbs 22.06. – 22.07.

hallo Flieger! Du willst an Fastnacht über allem schweben, lautlos durch die Lüfte gleiten und dir die Wolken von oben anschauen. Dann verkleide dich doch als Segelflieger. Aber überleg dir, wo du feiern gehst, denn in Freiburg ist die Party für dich leider bald zu Ende. Vielleicht lassen sie dich ja in Bremgarten oder Kirchzarten mitfeiern?

lÖwE 23.07. – 23.08.

warum sich als Euromünze verkleiden, wenn man auch ein Hunderter sein kann? Du hältst nichts von Bescheidenheit, sondern verkleidest dich gleich als erfolgreichste Frau des Landes – Deutschlands First Lady. Die blon-de Perücke hast du schon, an den typischen Gesten arbeitest du noch. Und dann geht es als Helene Fischer atemlos durch die Nacht.

JungFrAu 24.08. – 23.09.

Du verkleidest dich als proll. Jogginganzug in Neonfarbe, Feinrippunter-hemd, Vokuhilafrisur mit Schnäuzer – und schon ziehst du „zeig doch mal die Möpse“-grölend durch die Straßen. Was du noch nicht verstanden hast: Fastnacht ist DIE Gelegenheit, mal in eine andere Rolle zu schlüpfen. Warum führst du dich also auf wie immer?

66 CHILLI Februar 2015

Page 11: chilli – das Freiburger Stadtmagazin

Dies war eine Leseprobe der Februar-Ausgabe 2015.

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