Die Vegetationsentwicklung seit dem Höhepunkt der letzten...

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88 Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland – Klima, Pflanzen- und Tierwelt Die Vegetationsentwicklung seit dem Höhepunkt der letzten Eiszeit Dieter Anhuf, Achim Bräuning, Burkhard Frenzel und Max Stumböck Das Klima erscheint dem Menschen für die Spanne seines Lebens als eine dau- erhafte Größe. Erst in jüngster Zeit, seitdem es gesichert ist, dass der Mensch vor allem durch die Verbren- nung fossiler Energieträger die mengen- mäßigen Anteile der in der Atmosphäre vorhandenen Gasbestandteile verän- dert, beginnen wir, uns um die zukünfti- ge Klimaentwicklung zu sorgen. Aber zu langen Stillstandsperioden und sogar zu einem temporären erneuten Vorrü- cken der Gletscher, letztmalig während der Jüngeren Tundrenzeit . Insgesamt war der Prozess jedoch unumkehrbar, denn durch die zeitliche Verlagerung des sonnennächsten Erdabstands auf den Sommer der Nordhalbkugel (heute 3. Januar) erhielt diese zu Beginn des Holozäns ca. 7% mehr Sonneneinstrah- lung als heute ( Beitrag Anhuf/ Czeplak/Hoppmann, S. 40). Im ausge- henden Spätglazial, etwa um 13.000- 11.500 v.h., waren bereits große Teile Europas wieder bewaldet, wenn diese Wälder auch noch sehr licht waren. In- folge der Klimabesserung war die Tund- renvegetation in Schleswig-Holstein bis auf die heutige dänische Grenze zurück- gewichen. Südlich davon beherrschten boreale Birken-Kiefernwälder weite Gebiete Mitteleuropas bis über die Mit- telgebirgsschwelle hinaus. Weiter süd- lich bis an den Alpenrand dominierten Kiefernwälder, in die Birken eingestreut waren. Die sommergrünen, klimatisch anspruchsvollen Laubbäume wie Buche und Eiche waren zwar noch nicht nach Mitteleuropa eingewandert, doch hatte ihre Ausbreitung aus den zahlreichen Refugien Südeuropas bereits begon- nen. Für diese Zeit, in der die Men- schen nur in kleinen Gruppen als Jäger und Sammler umherzogen, die Großsäu- gerfauna durch die Jagd allerdings Was nutzt dem Menschen das Wissen von der Vegetationsgeschichte in der jüngsten erdgeschichtlichen Vergan- genheit? Wie erwähnt, sehen wir uns mit einem sich rasch ändernden Klima konfrontiert, dessen zukünftige Auswirkungen auf Natur und Mensch wenig bekannt sind. Um mögliche Konsequenzen solcher Ver- änderungen abschätzen zu können, be- dient sich die Forschung globaler Zirkula- tionsmodelle, die die Prozesse in der At- mosphäre und in den Ozeanen compu- tergestützt simulieren und damit zu pro- gnostizieren helfen. Die Gültigkeit sol- cher Modelle muss anhand von Klima- und Vegetationsdaten aus Gegenwart und Vergangenheit überprüft werden. Das Klima der erdgeschichtlichen Ver- gangenheit muss indirekt aus Klimaarchi- ven erschlossen werden. Ein Weg dazu ist die Rekonstruktion der vormaligen Pflanzendecke, die über den Vergleich mit den heutigen Bedingungen Rück- schlüsse auf das ehemalige Klima er- laubt, aber auch auf vom Klima induzier- te, bzw. auf einwanderungsabhängige, biotische Prozesse. Ein Modell, das die Umweltbedingungen der Vergangenheit verlässlich simulieren kann, ist auch in der Lage, zukünftige Klima- und natürli- che Landschaftsveränderungen annä- hernd vorherzusagen – eine wichtige Vo- raussetzung für Entscheidungen in Poli- tik, Wirtschaft und Gesellschaft. Glazialrelikt Zwergbirke: Das heutige Verbreitungsgebiet der Zwergbirke umfasst Skandinavien und kleine Areale in den Hochlagen der Alpen sowie vereinzelte Vorkommen im Harz, im Bayerischen Wald und im Erzgebirge. Wie sich an Moorfunden nachweisen lässt, war dieser Zwergstrauch im Spätglazial (etwa 15.000-11.560 v.h.) in Europa flächendeckend verbreitet. auch wenn das Klima konstant erschei- nen mag, so zeigt ein Blick in die jüngs- te erdgeschichtliche Vergangenheit (Quartär), dass tatsächlich gravierende Temperatur- und Feuchtigkeitsschwan- kungen zwischen Kaltzeiten (Glazialen, je 80-100.000 Jahre Dauer) und Warm- zeiten (Interglazialen, ca. 10-15.000 Jahre Dauer) das Charakteristische die- ser Epoche sind. Gegenwärtig befinden wir uns in einer Warmzeit (Holozän) , die bereits seit 11.560 Jahren andau- ert. Aber noch vor etwa 22-20.000 Jah- ren, d.h. während der letzten Kaltzeit, die im Norden als Weichsel- und im Süden als Würmeiszeit bezeichnet wird (etwa 115.000-11.560 Jahre v.h.), war das Landschaftsbild Europas erheblich anders als heute. Im Folgenden soll die Entwicklung der europäischen Vegetati- on anhand wichtiger Zeitabschnitte dar- gestellt werden. Hierbei ist zu beachten, dass der Mensch während der letzten 7000 Jahre in zunehmendem Maße den Wandel von einer Natur- zu einer Kul- turlandschaft verursacht hat. Der Höhepunkt der letzten Kaltzeit Vor 22-20.000 Jahren waren die Ausläu- fer des skandinavischen Eisschildes bis ins heutige Schleswig-Holstein, in den Süden Brandenburgs und bis nach Mit- telpolen vorgerückt . Der Weltmee- resspiegel war infolge von Verdunstung und Eisbildung auf den Landmassen ge- genüber heute um gut 100 m abgesenkt ( Beitrag Behre, Bd. 2, S. 76), so dass große Teile der Nordsee Festland waren. Die eisfreien Gebiete Schleswig-Holst- eins sowie der heutigen deutschen und holländischen Nordseeküste und das nördliche Niedersachsen waren von ei- ner Vegetation bedeckt, die der heuti- gen arktischen Tundra ähnelte, doch war sie sehr reich an Steppenelemen- ten. Der gesamte Raum südlich davon bis zu den vergletscherten Alpen wies als Folge des kalttrockenen Klimas sehr verschiedene Typen einer waldlosen Steppentundra auf, in der mächtige La- gen von Lössstaub abgelagert wurden. Bevölkert wurden diese Landschaften von heute ausgestorbenen Großsäugern wie dem Mammut, dem Wollnashorn, dem Riesenhirsch und dem Höhlenbä- ren. Auch die heute noch lebenden Ar- ten Moschusochse und Rentier waren vertreten. Das Spätglazial Mit Beginn des Spätglazials um 17.000 v.h. beschleunigte sich der Rückzug der Eisschilde. Die lokalen Gletscher der europäischen Mittelgebirge (u.a. Schwarzwald, Bayerischer Wald und Harz) schmolzen schnell ab. Dieser Pro- zess verlief nicht kontinuierlich. Es kam

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  • 88Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland – Klima, Pflanzen- und Tierwelt

    Die Vegetationsentwicklung seit dem Höhepunkt der letzten EiszeitDieter Anhuf, Achim Bräuning, Burkhard Frenzel und Max Stumböck

    Das Klima erscheint dem Menschen fürdie Spanne seines Lebens als eine dau-erhafte Größe. Erst in jüngster Zeit,seitdem es gesichert ist, dass derMensch vor allem durch die Verbren-nung fossiler Energieträger die mengen-mäßigen Anteile der in der Atmosphärevorhandenen Gasbestandteile verän-dert, beginnen wir, uns um die zukünfti-ge Klimaentwicklung zu sorgen. Aber

    zu langen Stillstandsperioden und sogarzu einem temporären erneuten Vorrü-cken der Gletscher, letztmalig währendder Jüngeren Tundrenzeit �. Insgesamtwar der Prozess jedoch unumkehrbar,denn durch die zeitliche Verlagerungdes sonnennächsten Erdabstands aufden Sommer der Nordhalbkugel (heute3. Januar) erhielt diese zu Beginn desHolozäns ca. 7% mehr Sonneneinstrah-lung als heute (�� Beitrag Anhuf/Czeplak/Hoppmann, S. 40). Im ausge-henden Spätglazial, etwa um 13.000-11.500 v.h., waren bereits große TeileEuropas wieder bewaldet, wenn dieseWälder auch noch sehr licht waren. In-folge der Klimabesserung war die Tund-renvegetation in Schleswig-Holstein bisauf die heutige dänische Grenze zurück-gewichen. Südlich davon beherrschten� boreale Birken-Kiefernwälder weiteGebiete Mitteleuropas bis über die Mit-telgebirgsschwelle hinaus. Weiter süd-lich bis an den Alpenrand dominiertenKiefernwälder, in die Birken eingestreutwaren. Die sommergrünen, klimatischanspruchsvollen Laubbäume wie Bucheund Eiche waren zwar noch nicht nachMitteleuropa eingewandert, doch hatteihre Ausbreitung aus den zahlreichen� Refugien Südeuropas bereits begon-nen. Für diese Zeit, in der die Men-schen nur in kleinen Gruppen als Jägerund Sammler umherzogen, die Großsäu-gerfauna durch die Jagd allerdings

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    Was nutzt dem Menschen das Wissenvon der Vegetationsgeschichte in derjüngsten erdgeschichtlichen Vergan-genheit?

    Wie erwähnt, sehen wir uns mit einemsich rasch ändernden Klima konfrontiert,dessen zukünftige Auswirkungen aufNatur und Mensch wenig bekannt sind.Um mögliche Konsequenzen solcher Ver-änderungen abschätzen zu können, be-dient sich die Forschung globaler Zirkula-tionsmodelle, die die Prozesse in der At-mosphäre und in den Ozeanen compu-tergestützt simulieren und damit zu pro-gnostizieren helfen. Die Gültigkeit sol-cher Modelle muss anhand von Klima-und Vegetationsdaten aus Gegenwartund Vergangenheit überprüft werden.Das Klima der erdgeschichtlichen Ver-gangenheit muss indirekt aus Klimaarchi-ven erschlossen werden. Ein Weg dazuist die Rekonstruktion der vormaligenPflanzendecke, die über den Vergleichmit den heutigen Bedingungen Rück-schlüsse auf das ehemalige Klima er-laubt, aber auch auf vom Klima induzier-te, bzw. auf einwanderungsabhängige,biotische Prozesse. Ein Modell, das dieUmweltbedingungen der Vergangenheitverlässlich simulieren kann, ist auch inder Lage, zukünftige Klima- und natürli-che Landschaftsveränderungen annä-hernd vorherzusagen – eine wichtige Vo-raussetzung für Entscheidungen in Poli-tik, Wirtschaft und Gesellschaft.

    Glazialrelikt Zwergbirke: Das heutigeVerbreitungsgebiet der Zwergbirke umfasstSkandinavien und kleine Areale in denHochlagen der Alpen sowie vereinzelteVorkommen im Harz, im Bayerischen Waldund im Erzgebirge. Wie sich an Moorfundennachweisen lässt, war dieser Zwergstrauch imSpätglazial (etwa 15.000-11.560 v.h.) inEuropa flächendeckend verbreitet.

    auch wenn das Klima konstant erschei-nen mag, so zeigt ein Blick in die jüngs-te erdgeschichtliche Vergangenheit(Quartär), dass tatsächlich gravierendeTemperatur- und Feuchtigkeitsschwan-kungen zwischen Kaltzeiten (Glazialen,je 80-100.000 Jahre Dauer) und Warm-zeiten (Interglazialen, ca. 10-15.000Jahre Dauer) das Charakteristische die-ser Epoche sind. Gegenwärtig befindenwir uns in einer Warmzeit (Holozän)�, die bereits seit 11.560 Jahren andau-ert. Aber noch vor etwa 22-20.000 Jah-ren, d.h. während der letzten Kaltzeit,die im Norden als Weichsel- und imSüden als Würmeiszeit bezeichnet wird(etwa 115.000-11.560 Jahre v.h.), wardas Landschaftsbild Europas erheblichanders als heute. Im Folgenden soll dieEntwicklung der europäischen Vegetati-on anhand wichtiger Zeitabschnitte dar-gestellt werden. Hierbei ist zu beachten,dass der Mensch während der letzten7000 Jahre in zunehmendem Maße denWandel von einer Natur- zu einer Kul-turlandschaft verursacht hat.

    Der Höhepunkt der letztenKaltzeitVor 22-20.000 Jahren waren die Ausläu-fer des skandinavischen Eisschildes bisins heutige Schleswig-Holstein, in denSüden Brandenburgs und bis nach Mit-telpolen vorgerückt �. Der Weltmee-resspiegel war infolge von Verdunstungund Eisbildung auf den Landmassen ge-genüber heute um gut 100 m abgesenkt(�� Beitrag Behre, Bd. 2, S. 76), so dassgroße Teile der Nordsee Festland waren.Die eisfreien Gebiete Schleswig-Holst-eins sowie der heutigen deutschen undholländischen Nordseeküste und dasnördliche Niedersachsen waren von ei-ner Vegetation bedeckt, die der heuti-gen arktischen Tundra ähnelte, dochwar sie sehr reich an Steppenelemen-ten. Der gesamte Raum südlich davonbis zu den vergletscherten Alpen wiesals Folge des kalttrockenen Klimas sehrverschiedene Typen einer waldlosenSteppentundra auf, in der mächtige La-gen von Lössstaub abgelagert wurden.Bevölkert wurden diese Landschaftenvon heute ausgestorbenen Großsäugernwie dem Mammut, dem Wollnashorn,dem Riesenhirsch und dem Höhlenbä-ren. Auch die heute noch lebenden Ar-ten Moschusochse und Rentier warenvertreten.

    Das SpätglazialMit Beginn des Spätglazials um 17.000v.h. beschleunigte sich der Rückzug derEisschilde. Die lokalen Gletscher dereuropäischen Mittelgebirge (u.a.Schwarzwald, Bayerischer Wald undHarz) schmolzen schnell ab. Dieser Pro-zess verlief nicht kontinuierlich. Es kam

  • 89 Die Vegetationsentwicklung seit dem Höhepunkt der letzten Eiszeit

    bereits zum Abzug veranlasst hatten,kann man einen Einfluss des Menschenauf die Vegetation noch weitgehendausschließen.

    Das mittlere HolozänGegen 11.560 v.h. setzte durch das viel-seitige und rasche Einwandern der ver-schiedensten Pflanzenarten und dasständig wärmer und feuchter werdendeKlima eine stürmische Vegetationsent-wicklung ein. Im Atlantikum (ca. 9000-6000 v.h.) waren die Durchschnittstem-peraturen sogar um 1-2 Grad höher alsheute. Beherrschten zum Ende des Spät-glazials noch boreale Waldsteppen Mit-teleuropa, so wurden diese zunächst sehrschnell von Kiefern-Birkenwäldern,dann von der Hasel verdrängt. Durchdie Einwanderung � thermisch und� hygrisch anspruchsvoller Gehölzebreiteten sich ab etwa 9000 v.h. dichtesommergrüne Mischwälder aus. Wäh-rend der Mittleren Wärmezeit (Atlanti-kum), dominierten weithin Eichen-Lin-den-, an feuchteren Standorten Ulmen-Eschen-Bergahornwälder. Ab etwa 6800v.h. wanderten in der Südhälfte Mittele-uropas Buchen und Tannen ein �.

    Die subalpinen Lagen des Alpenrau-mes wurden zu dieser Zeit von Nadel-wäldern und Krummholzgebüschen be-herrscht. Hier hatte sich die Waldgren-ze schnell, doch oszillierend nach obenverschoben. Waren zu Beginn des Spät-glazials die Wälder der zentralen Ostal-pen auf Höhenlagen unter 1400 m be-schränkt, so stieg die Waldgrenze immittleren Holozän bis auf 2400 m an.Die bis dahin weit verbreiteten Kiefernund Lärchen wurden durch die um 8000

    v.h. eingewanderte und sich aggressivausbreitende Fichte in die Waldgrenzre-gion verdrängt �.

    Im Gegensatz zur Buche kam dieFichte von der Balkanhalbinsel und ausMittelrussland, aber in weniger bedeu-tendem Maße auch aus offenbar weitverstreuten kleinen Refugien des west-norwegischen Küstenbereiches, die heu-te unter Wasser liegen �. Überwiegendvon Südosten kommend breitete siesich insbesondere in die Gebirgslagenaus und ist von dort auch in weiterwestlichen Gegenden heimisch gewor-den, wenn auch nur sehr langsam, weildort zunächst die Hasel die Wälder do-minierte.

    Der wachsende Einfluss desMenschenDas Holozän ist die Epoche, in der derMensch begann, die Umwelt durch seinHandeln nachhaltig zu verändern. DerÜbergang vom nomadischen Jäger- undSammlertum zu einer Dauerbesiedlungmit Ackerbau und Tierhaltung setzte inKleinasien schon vor 11.000 Jahren undin Südosteuropa um 9000 v.h. ein undverbreitete sich gegen 6800 bis 6600v.h. schnell über das mittlere und west-liche Europa. Begleitet war diese Ent-wicklung von einer Ausbreitung wichti-ger Kulturpflanzen, die aus den Step-penregionen Vorderasiens stammen, wiez.B. einzelnen Weizenarten (Dinkel,Einkorn, Spelz), der Gerste, Erbsen,Bohnen und Lein. Aber auch zahlreiche„Unkräuter“, stammen aus dem Vorde-ren Orient. Bis zum Übergang der Kup-ferzeit (etwa 5000 v.h.) lagen die meis-ten bäuerlichen Siedlungen in den

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    Lösslandschaften. Wälder wurden inimmer stärkerem Maße für die Anlagevon Äckern, Wiesen und Weiden gero-det. In dieser Zeit begann die Entste-hung der atlantischen Heiden in Nord-westdeutschland und die der Steppen-heiden des südlichen Mitteleuropas.

    Einwanderung der BucheEiner unserer wichtigsten Waldbäumeist die Rotbuche, die etwa seit demHochmittelalter aus forstwirtschaftli-chen Gründen großflächig durch dieraschwüchsige Fichte ersetzt wurde. Die� Refugialräume der Buche während derletzten Kaltzeit befanden sich in Südita-lien und im östlichen Südeuropa. Diemit der spätglazialen Klimabesserungeinsetzenden Wanderungsbewegungenerfolgten entlang zweier Hauptrouten

    . Die eine führte ab 12.000 v.h. überdie Apenninenhalbinsel zu den Westal-pen und über Frankreich bis ins südli-che Großbritannien, die zweite verliefab 14.000 v.h. über den Balkan und

    Mitteleuropa bis nach Südschweden.Zwischen Einwanderung und Massen-ausbreitung verstrichen zwischen 500und 2500 Jahre.

    Seit vor etwa 4000 Jahren war derMensch in der Lage, mittels des neuaufgekommenen Werkstoffs Bronze �����

    Kiefernpollen durch Lichtmikroskop betrachtet

  • 90Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland – Klima, Pflanzen- und Tierwelt

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    Pollenanalyse

    Die Pollenanalyse nützt den Blütenstaub(Pollen) der Blütenpflanzen und die Spo-ren anderer bedecktsamiger Pflanzen.Jede Pflanze produziert diese unver-wechselbaren und extrem widerstands-fähigen Mikrofossilien in einer Größe von1/100 bis 1/10 mm in großer Zahl. Damitkönnen auch nach Jahrtausenden Pflan-zenfamilien, Gattungen und manchmalsogar Arten identifiziert und frühere Ve-getationsverhältnisse erschlossen wer-den. Bedingung ist allerdings, dass diedurch Wind, Insekten oder Vögel verbrei-teten Pollen und Sporen unter Luftab-schluss in Seen oder Mooren abgelagertwurden.

    Einer der häufigsten Pollentypen unsererBreiten ist der der Kiefer (� Foto). DieserBaum produziert pro Blüte durchschnitt-lich 160.000 Pollenkörner, die durch ihreseitlichen Auswölbungen erstaunlich gutflugfähig sind und manchmal über Hun-derte von Kilometern verfrachtet wer-den.

    Radiokarbondatierung

    Mit der Identifizierung der ehemaligenVegetationszusammensetzung ist nochnichts über den Zeitabschnitt ausgesagt,in dem diese Vegetation vorhanden war.Zur Altersbestimmung bedient man sichentweder der Jahrringanalyse (Dendro-chronologie) oder jahreszeitlich geschich-teter Seeablagerungen (Warven) bzw.physikalischer Prozesse, wie z.B. der 14C-oder Radiokarbondatierung. Radioaktives14C wird in der � Stratosphäre durch en-ergiereiche Strahlung erzeugt und ge-langt in die gesamte Atmosphäre, wo esbei der � Fotosynthese von Pflanzen undvon Tieren aufgenommen wird. Nachdem Tod eines Organismus wird die inseinem biologischen Material enthaltene14C-Menge nur noch durch radioaktivenZerfall bestimmt, dessen Halbwertszeit5730 Jahre beträgt. Aus dem Restgehaltan 14C in den Fossilien lässt sich somitdas Alter bestimmen.

    Die Ermittlung vorzeitlicher Vegetationsverhältnisse

    Werkzeuge herzustellen, mit denen manleichter Wälder roden konnte als mitSteinbeilen oder den zu weichen Kup-fergeräten. Dadurch änderte sichvielerorts die Zusammensetzung derWälder: Eichen, Ulmen, Linden undEschen wurden in großem Maß gefällt,so dass sich die � Schattholzart Buchean vielen Stellen beträchtlich ausbrei-ten konnte, auch wenn ihr Holz gernezur Herstellung von Holzkohle verwen-det wurde.

    Während der Bronzezeit wurden auchdie alpinen Hochlagen verstärkt ge-

    nutzt, denn die alpinen Matten ober-halb von 1800-2300 m bildeten hervor-ragende natürliche Viehweiden. Aberdie Tiere weideten auch im Grenzbe-reich der Wälder, so dass die alpineWaldgrenze herabgedrückt und die Aus-breitung von Krummhölzern wie Lat-sche und Grünerle sowie der Alpenro-sen (� Foto) gefördert wurde.

    In Mitteleuropa setzte etwa um 2700v.h. die Eisenzeit ein, die bis zum Be-ginn des römischen Kaiserreiches an-dauerte. Immer häufiger wurde Eisen fürdie Herstellung von technischen Gerä-

    Das Radiokarbonalter entspricht nichtgenau unseren Kalenderjahren, da deratmosphärische Gehalt an radioaktivemKohlenstoff in der erdgeschichtlichenVergangenheit geschwankt hat. Das 14C-Alter muss also geeicht, d.h. kalibriertwerden. Diese Kalibrierung des Radiokar-bonalters wird durch Jahrringchronologi-en ermöglicht. Je weiter man in die Ver-gangenheit zurückgeht, desto größerwird die Abweichung beider Altersanga-ben �. Zu Beginn des Holozän vor ca.11.500 Jahren beträgt der Unterschiedzwischen den beiden Zeitskalen rund1500 Jahre, um die ein 14C-Datum korri-giert werden muss.

    Dendrochronologie

    Die Gunst oder Ungunst des Witterungs-verlaufes während eines Jahres zeichnetsich in breiten oder schmalen Jahrringenvon Bäumen ab. Dadurch können die Zu-wachsmuster von Eichen (Quercus roburund Quercus petraea) aus dem Alpenvor-land, aus Niedersachsen und aus Irlandsynchronisiert und Hölzer unbekanntenAlters datiert werden., können letzteredatiert werde.

    Durch die Datierung historischer Hölzerbekannten Alters mit subfossilen Höl-zern, etwa aus unterschiedlich altenFlussterrassen, konnte für Mitteleuropaeine mehr als 10.000 Jahre umfassendeEichenchronologie seit der Wiederein-wanderung des Baumes nach der letztenKaltzeit erstellt werden �. Aus noch äl-teren Zeiten sind meist nur Waldkiefern(Pinus sylvestris) zu finden, die bereits ca.2000 Jahre früher wieder eingewandertwaren. Die Ablagerung von Eichenstäm-men während des Holozän erfolgte nichtkontinuierlich,vielmehr häufen sichStammfunde in bestimmten Zeithorizon-ten �. Hierin dokumentieren sich Ände-rungen des Abflussregimes, die z.T. aufKlimaänderungen, v.a. aber auf den frü-hen und starken Eingriff des Menschenin den Landschaftswasserhaushalt zu-rückzuführen sind.

  • 91 Die Vegetationsentwicklung seit dem Höhepunkt der letzten Eiszeit

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    ten und Gegenständen des Alltags ver-wendet. Eisenerze konnten leichter alsBronze gewonnen werden, der Rohstoffwar gleichmäßiger verteilt. Der Einsatzvon Geräten, von Kalk und Dung führtezu einer Zunahme und Ausweitung derlandwirtschaftlichen Produktion. DieBevölkerung wuchs rasch. Es entstan-den Mähwiesen und permanente Äcker.Die wichtigste technische Neuerungwar sicherlich die Entwicklung bessererPflüge, die eine Ausweitung der Land-

    Rostblättrige Alpenrose (Rhododendronferrugíneum)

    wirtschaft in ungünstigere und un-fruchtbare Regionen ermöglichte als esdie schon im Neolithikum genutztenHakenpflüge vermochten. Die politi-schen Unruhen und Bevölkerungsbewe-gungen der Völkerwanderungszeit verur-sachten jedoch in vielen europäischenLandschaften einen starken Rückgangder gerodeten Flächen, teilweise aucheine Etablierung neuer Waldtypen, wieder Eichen-Hainbuchenwälder (�� Bei-trag Bohn/Welß, S. 84).�