Die Wirtschaft 04/14

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Legendär seit 1945 Das Magazin des Österreichischen Wirtschaſtsverlags Nur wenige Familienunternehmen werden zu Dynastien. Sechs Firmen, die zeigen, wie man alt wird und dabei jung bleibt. Echte Klassiker 4 2014 P. b. b., Verlagspostamt 2340 Mödling, Zul.-Nr. GZ 02Z030737 M Postnummer 3 www.wirtschaftsverlag.at

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Legendär seit 1945

Das Magazin des Österreichischen Wirtschaftsverlags

Nur wenige Familienunternehmen werden zu Dynastien. Sechs Firmen, die zeigen, wie man alt wird und dabei jung bleibt.

Echte Klassiker

42014

P. b. b., Verlagspostamt 2340 Mödling, Zul.-Nr. GZ 02Z030737 M Postnummer 3 www.wirtschaftsverlag.at

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Alexander Strasoldo weiß, was echte Klassiker ausmacht. Für das Wiener Dorotheum bewertet er Gemälde alter Meister und erlebt manchmal wahre Überraschungen.

Was macht einen Klassiker aus? Das ist schwer zu sagen, weil dieser Begriff subjektiv ist. Ein Bild, das immer wieder reproduziert wird und einen hohen Wiedererkennungs-wert hat, ist in den meisten Fällen als Klassiker zu bezeichnen. Die gera-de in der Albertina ausgestellten Werke „Feldhase“ und „Betende Hän-de“ von Dürer sind solche Beispiele.

Wie wird der Wert eines Kunstwerks bemessen? Wir beobachten den Markt über Datenbanken. Sie geben Auskunft, wel-che Ergebnisse ähnliche Werke eines bestimmten Malers auf Auktionen erreichten. Daneben sind der Erhaltungszustand und Provenienz wich-tige Faktoren. Ebenso wie die Echtheit. Da gibt es immer wieder Zu- und Ab-schreibungen. Warum?

Da ist eigentlich nie das letzte Wort gesprochen. In jeder Generati-on kommen neue Gutachter, die dem Œuvre manchmal neue Werke zurechnen oder andere aussondern, was öfter geschieht. Ein Beispiel ist Rembrandt, dem früher mehr als tausend Bilder zugeschrieben wurden. Heute ist es nur mehr ein Zehntel davon.

Also wird heute genauer untersucht. Wie geht das? Wir holen Gutachten international anerkannter Spezialisten ein, auf deren Basis wir die Bilder mit korrekter Zuschreibung verkaufen kön-nen.

Erlebt man bei Auktionen Überraschungen?In den meisten Fällen überschätzen die Verkäufer den Wert der Werke. Es gibt aber auch Überraschungen. Vor einigen Jahren versteigerten wir ein Bild von Frans Francken II., dessen eigentlicher Wert ursprünglich weit unterschätzt wurde, weil es damals nichts Vergleichbares von die-sem Maler gab. Nachdem die ursprüngliche Schätzung bei 40.000 bis 60.000 Euro lag, waren wir und vor allem der Verkäufer begeistert, als auf der Auktion 6,1 Millionen erreicht wurden.

Echte Klassiker

Ein Experte für Kunstklassiker im Interview

Dor

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4 die wirtschaft Nr. 4 | April '14

IMPRESSUMMedieninhaber, Herausgeber und Verleger: Österreichischer Wirtschaftsverlag GmbH, Grünbergstraße 15/1, A-1120 Wien, T (+43 1) 546 64-0, F (+43 1) 546 64-528, Geschäftsführer: Thomas Zembacher, DVR-NR.: 0368491, Chefredaktion Österreichischer Wirtschaftsverlag Gesamtleitung: Stefan Böck, (sb), T (01) 546 64 – 380 E [email protected], Chefredakteur: Stephan Strzyzowski, (str), T (01) 546 64-381 E [email protected], Chef vom Dienst: Daniel Nutz, (dn), T (01) 546 64-388 E [email protected], Redaktionelle Mitarbeit: Florian Gasser, Alexandra Rotter, Heinz Erdmann, Clemens Rosenkranz, Hannes Offenbacher, Harald Koisser, Gregor Josel, Daniela Schröder, Nina Brnda, Fotos: Simon Jappel, Thinkstock, Anzeigenverkauf: Erhard Witty, T (01) 546 64–283, E [email protected], Anzeigenservice: Renate Weber, T (01) 546 64-482, E [email protected], Grafik Design: Antonia Stanek, Sibylle Exel-Rauth, Illustration: Barbara Rettensteiner, Silvia Ungersböck, Hersteller: Berger Ferdinand und Söhne GesmbH, 3580 Horn, www.berger.at, Aboservice: Aboservice Österr. Wirtschaftsverlag, T +43/1/361 70 70-570, F +43/1/361 70 70-9570, E [email protected] • www.die-wirtschaft.at • http://www.facebook.com/diewirtschaft • Aus Gründen der Textökono-mie verzichten wir auf geschlechtsspezifische Formulierungen.

Inhalt

Coverschwerpunkt: Echte Klassiker Ein Experte für Kunstklassiker im Interview / Fünf Fragen zu seinem Beruf ......................................................................... 3 Echte Klassiker im Portrait / Sechs Firmen, die zeigen, wie man alt wird und dabei jung bleibt ..................................................... 8-15 Harald Koisser macht Mut / Die Kraft der Beständigkeit ........................................................................................................................... 16

Wall Street in Innsbruck? / In Tirol könnte eine Börse für KMU entstehen ............................................................................................... 18 Wenn es dunkel wird / Wie realistisch das Szenario eines Strom-Blackouts ist .......................................................................................... 20 Helfer beim Energiesparen / Was Energiespar-Contracting bringt ......................................................................................................... 22 Im Fort Knox der Daten / Ein Lokalaugenschein in zwei Datencentern ...................................................................................................... 24

Persönlich gefragt / Was der Fairtrade-Chef unter Verantwortung versteht .................................................................................................. 27 Nachhaltigkeit in Zahlen / Eine Grafikseite zum Thema CSR ....................................................................................................................28 Wie ich Kraft tanke / Winzer Leo Hillinger geht kitesurfen ............................................................................................................................. 30 Denkender Kühlschrank, schlaue Kleidung / Trends der Mobilkommunikation ..................................................................... 32 Gut gelegen / Worauf man bei der Auswahl des Geschäftslokals achten muss ..................................................................................................... 34 Bürokultur zur Miete / Kunst verschönert triste Arbeitsstätten .................................................................................................................... 36 Hybride fürs Business / Die Topmodelle aus dem innovativen PKW-Segment ........................................................................................... 37 Offenbachers Asphaltgeschichten / Der Kia Optima Hybrid im Test ................................................................................................. 40

Geschäftsidee des Monats / Eine Schachtel mit Ideen ............................................................................................................................... 41 Ein paar klare Worte, bitte! / Zum Versagen der Wirtschaftsprüfung ...................................................................................................... 42 Eine Frage des Bären / Wie ein deutsches KMU alte Marken aufkauft und aufpoliert ................................................................................. 44 Hoffnungen aus Übersee / Obama-Biograf Christoph von Marschall im Interview ................................................................................. 48

Böck macht Schluss / Europas Elite ...................................................................................................................................................................50

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Bei der „Mona Lisa“ sind sich alle einig, auch „Star Trek“ lässt wenig Zwei-

fel aufkommen, und selbst die „Kuschelrock Volume 13“ zählt irgendwie zu

den echten Klassikern. Zumindest nach dem vierten Bier. Doch was ist es, das

einen Klassiker ausmacht?

Welche Merkmale sind es, die alle Klassiker aufweisen. Mal sehen! Was haben

der Gameboy, Dr. Sommer, „Zurück in die Zukunft“, Legosteine, „Knight

Rider“, Converse, „La Boum – die Fete“, Frucade, Vespa, Karl May, Chanel Nr.

5, Levis, Schwedenbomben, „Star Wars“, Jules Verne, Hubba Bubba, das Zippo,

Bud Spencer, Twinni, „Sissi“, „Tatort“, der „Musikantenstadl“, das Billy-Regal,

der VW-Golf, Peter Alexander, „Die unendliche Geschichte“, Jolly-Buntstifte,

der Big Mac, Micky Maus, Hula-Hoop-Reifen, Yps mit Urzeitkrebsen, Harley-

Davidson, „Ben Hur“, das Hahnenkammrennen, „Dirty Dancing“, die Kasperl-

post, „Biene Maja“, „Faust“, das kleine Schwarze, Kracherl, Tixoband, Tolstoi,

Monopoly, Thonet-Möbel, die Beatles, Mannerschnitten und das „Fliegende

Klassenzimmer“ gemeinsam?

Richtig! Jeder kennt sie, viele lieben sie, manche waren sogar auf ihre Art neu

und wegweisend. Andere haben sogar unsere Kultur beeinflusst. Und allesamt

haben sie einen gewissen Traditionswert erlangt. Genau darin liegt vermutlich

die Kunst, auf die es ankommt. Denn vom One-Hit-Wonder zum Kultobjekt für

viele Generationen zu werden ist extrem schwierig. Zu rasch verändern sich

Geschmäcker, fegt ein Update das vorhergehende beiseite. Dennoch schaffen

es manche Unternehmer sogar über Jahrhunderte, Kunden anzuziehen, ihrer

Tradition treu und dennoch am Puls der Zeit zu bleiben. Wie das geht, haben

wir bei ein paar der ältesten heimischen Betriebe für diese Ausgabe erfragt.

Und wenn es schon um rüstige Senioren geht, darf ich an dieser Stelle eine

kleine Jubelmeldung in eigener Sache loswerden: Die Wirtschaft, selbst eine

ältere Dame mit beinahe 70 Jahren, hat bei der aktuellen Leseranalyse Ent-

scheidungsträger mit einer Reichweite von 11,7 Prozent voll abgeräumt. Wir

jubeln und finden es besonders schön, dass Sie, liebe Leserin und lieber Leser,

unsere Arbeit zu schätzen wissen. Wir sagen artig Dankeschön und wünschen

viel Spaß bei der Lektüre!

Stephan Strzyzowski, Chefredakteur

[email protected]

„Tradition ist Bewahrung des Feuers

und nicht Anbetung der Asche.“

Gustav Mahler

Klassikaner unter sich

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Wer weiß, wann der richtige Zeitpunkt

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Echte KlassikerNur wenige Familienunternehmen werden zu Dynastien. Sechs Firmen, die zeigen, wie man alt wird und dabei jung bleibt.

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Einfühlungsvermögen und RücksichtnahmeWie führt man ein Unternehmen 300 Jahre lang über neun Generationen hinweg? In Gars

am Kamp hat es mit harter Arbeit, Sinn für das Gemeinwohl und Mut zur Innovation geklappt. Text: Stephan Strzyzowski

Es sind nur ein paar Schritte vom modernen Bürogebäude der Fir-ma Kiennast rüber zum historischen Hauptplatz von Gars am Kamp. Dort, auf Nummer 7, befindet sich ein uraltes G’wölb, an dem seit 1585 durchgehender Geschäftsbetrieb herrscht. Die Familie Kiennast werkt an diesem Standort seit 1710. Und zwar ohne Unterbrechung, wie der Geschäftsführer Herbert Kiennast versichert. Schließlich habe man stets mit Lebensmitteln und Gütern des täglichen Bedarfs gehandelt, die dringend gebraucht wurden. So ist es immer noch. Als Handelshaus mit zwei Gesellschaften ist Kiennast heute im Groß- und Einzelhandel tätig. Rund 250 Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen.

Das alte Gebäude am Hauptplatz ist allerdings bei weitem nicht das einzige Erbstück vergangener Zeiten. Da gibt es ein altes Kassabuch von 1725 mit der Unterschrift des Firmengründers zu bestaunen, ein Lehr-brief von 1742 trägt noch immer stolz das pompöse Siegel des Wiener Gremiums, und unzählige Fotos lassen einen in die Vergangenheit des Familienunternehmens zurückreisen. Sie erzählen eine Geschichte, auf die Herbert Kiennast zu Recht stolz ist. Da waren findige Vorfahren, die erfolgreich auf den Verkauf von Rauchwaren gesetzt haben, ein anderer Kiennast wurde nebenbei erster Postmeister von Gars. Dann war da einer, Julius genannt, der 1883 zum Mitbegründer der Postsparkasse wurde und der den Ort als Bürgermeister zur Blüte bringen sollte. Mit besonderem Stolz deutet Herbert Kiennast auf ein Foto aus dem Jahr 1985. Es zeigt die Verleihung des Staatswappens durch Rudolf Kirchschläger.

Seitdem hat sich natürlich einiges getan, der Betrieb wurde moder-nisiert und laufend an die Gegebenheiten der Zeit angepasst. Genau da-rin liegt wohl auch der Schlüssel zum Erfolg, meint Herbert Kiennast auf

die Frage nach dem Überlebensrezept. Jede Generation hat sich mit etwas Neuem beschäftigt. Man hat sich stets den Markterfordernissen ange-passt. Innovativ und neugierig zu sein liegt einem als Kiennast quasi im Blut. Genau wie Disziplin. Seine Mutter war gerecht, aber streng, erzählt er. Herumlungern gab es nicht, dafür immer etwas zu tun.

Ein anderer Erfolgsfaktor lag in der Verantwortung, die man stets für Mitarbeiter und Ort übernahm. Waren doch alle Kiennasts stark mit dem Gemeinwohl und der Entwicklung der Marktgemeinde ver-bunden. Bis zu seinem Vater haben sich alle als Bürgermeister in den Dienst der Gemeinde gestellt. Eine Rolle, die man heute auch ohne das Amt übernimmt. Nicht zuletzt ist es wohl aber die Familie, die so ein langes Bestehen möglich gemacht hat, meint Herbert Kiennast, der das Unternehmen über 40 Jahre voll Eintracht mit seinen zwei Brüdern zusammen geleitet hat. Wie das ging? Mit viel Einfühlungsvermögen und Rücksichtname, schmunzelt der Händler.

Damit es nun auch in Zukunft so friedvoll weitergeht, hat die Fami-lie zeitgerecht den nächsten Generationswechsel eingeleitet. Man hat die sechs potenziellen Nachfolger eingeladen, sich zu überlegen, wer das Unternehmen weiterführen will. Den dreijährigen Prozess haben Proficoaches begleitet, man wollte schließlich nichts falsch machen. Das Vorhaben ist geglückt. Seit 2012 sind die zwei Cousins Julius und Alexander Teil der Geschäftsführung. Auf Reichtum dürfen sich die bei-den allerdings nicht einstellen. „Wir Kiennasts stecken ins Unterneh-men, was wir erwirtschaften. Da gibt’s kein Geld für untätige Erben wie bei den Swarovskis“, erklärt der scheidende Geschäftsführer und hofft, dass die Familienchronik auch noch weitere 300 Jahre verzeichnen wird.

Handelshaus Kiennast in Gars am Kamp

gegründet 1710

Eigentümer in neunter Generation

Überlebensmotto: Disziplin und Innovation

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Traditionsreicher GerstensaftSeit 514 Jahren wird im Zillertal Bier gebraut. Damit bedient man einen kleinen

regionalen Markt. So soll es auch über die 16. Generation hinaus bleiben. Text: Florian Gasser

Bier als austauschbare Massenware ist Martin Lechner zuwider. „In einem Gasthaus bestellt man ein Bier und bekommt irgendwas“, ärgert sich der 48-jährige Geschäftsführer von Zillertal Bier, einer Tiroler Brauerei, deren Tradition mehr als ein halbes Jahrtausend zurückreicht. Für Wein hingegen bezahle man gerne mehr und lege Wert darauf, wel-chen man bekomme. Zillertal Bier will das Image des Gerstensaftes ändern. Dosenpaletten gibt es hier keine, stattdessen wird oft in bauchi-gen Gläsern serviert, und einige „Bierspezialitäten“ genannte Produkte werden in einer Champagnerflasche abgefüllt. Bier soll hier kein schnö-des Rauschmittel, sondern edler Genuss sein – und auch so aussehen.

Im Jahr 1500, am Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit, erhielt das „Polsingerhaus“ in Zell am Ziller vom Erzbistum Salzburg das Recht, Bier und Branntwein herzustellen. Es war der Beginn von Zillertal Bier. 66 Jahre später erwarb Josef Hochbichler das Haus und wurde damit Tirols erster freier Bierbrauer. Bis heute ist das Unternehmen im Besitz der direkten Nachkommen Hochbichlers.

Produkt der FrischeEnde 2012 wurde die neue Brauerei in Zell am Ziller eingeweiht. Mitten im Zillertal, eingebettet in die Tiroler Bergwelt, steht das vierstöckige Gebäude mit der imposanten Glasfront. Vor der Eingangstür finden sich auf einer kleinen Grünfläche alle Zutaten, die ein Bierbrauer braucht: Wasser, Gerste und in die Höhe ragende Hopfenranken. 60.000 Hekto-liter Bier werden hier jährlich gebraut – nur für den lokalen Markt, denn außerhalb Tirols sucht man Zillertal Bier vergeblich. „Bier ist ein Pro-dukt der Frische“, sagt Martin Lechner, „und wir machen es nicht künst-

lich haltbar.“ Lange Lieferwege würden die Qualität beeinträchtigen, da verzichtet man in Zell am Ziller lieber auf große Expansionspläne und Geschäfte in weiter Ferne. Der Vorteil davon sei, dass die Wertschöpfung in der Region stattfindet, das erwirtschaftete Geld fließt nicht zuletzt durch Sponsoring lokaler Vereine wieder zurück in die Gesellschaft.

Für das jährliche Gauderfest, zu dem mehr als 30.000 Gäste nach Zell am Ziller kommen, wird ein eigenes Bier gebraut: der Gauderbock, das stärkste Festbier Österreichs. Früher war das Fest ein lokales Ereig-nis für die Landwirte, hier wurden die Absprachen für die Almsaison getroffen. Heute ist es eines der größten Volksfeste überhaupt.

Investition für kommende GenerationenFünfzig Mitarbeiter werken in der Brauerei, 17 Angestellte im betriebs-eigenen Hotel, das eine noch längere Geschichte hinter sich hat. Der Hopfen stammt aus dem Mühlviertel, die Gerste und der Weizen aus Ober- und Niederösterreich. Rohstoffe aus Frankreich wären billiger, „doch wir fahren eine strikte Qualitätsphilosophie“, sagt Lechner.

Keine Aktionäre und keine Gesellschafter sitzen dem Geschäftsfüh-rer im Nacken, die Dividenden aus dem Unternehmen holen wollen. Oft werde in Dinge investiert, die sich erst in fünf bis zehn Jahren amortisie-ren oder noch später. „Wir, für unsere Generation, hätten etwa den alten Standort saniert und keine neue Brauerei gebaut“, sagt Lechner. Es wäre billiger gewesen. Doch die Entscheidung fiel mit Blick auf die nachfol-genden Generationen: „Wir können nachhaltig sowie vorausschauend über Generationen hinweg planen und sind nicht Shareholder-Value-gesteuert.“

Zillertal Bier in Zell am Ziller

gegründet 1500

geführt in 16. Generation

Überlebensmotto: in Generationen denken

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Neugieriger TraditionsbetriebAls Händler von Glaswaren genießt Lobmeyr einen Ruf von Welt.

Das über die Generationen tradierte Erfolgsgeheimnis: Mut zur Offenheit. Text: Daniel Nutz

Fast unscheinbar wirkt das Geschäft in der Wiener Kärntner Straße von außen. Seit 1823 firmiert der Glasspezialist Lobmeyr in der Hauptstadt. Welchen weltweiten Eindruck das Wirken des heute in sechster Gene-ration geführten Familienbetriebs hinterließ, merkt man erst, wenn man das zweite Obergeschoß betritt. Dort eröffnet sich ein Museum mit Stilklassikern aus 190 Jahren Familiengeschichte. Reduziert bis detailverliebt gibt sich das Sortiment: mit den Klassikern – Gläsern, entworfen von Josef Hoffmann, Oswald Haerdtl oder Adolf Loos – bis hin zu den zeitgenössischen Produkten wie dem Trinkbecher „Liquid Skin“ von LucyD, welchen die Besucher auch im New Yorker Museum of Modern Art bewundern können. „Lobmeyr findet man in jedem bedeu-tenden Museum für angewandte Kunst“, sagt Leonid Rath stolz. Er führt gemeinsam mit zwei Cousins seit 14 Jahren die Geschicke des Wiener Glasmeisters, in dessen Werkstätten nicht nur traditionelle Handwerks-techniken über Dekaden hinweg tradiert wurden, sondern auch bahn-brechend Neues entstand, wie etwa der erste elektrische Luster der Welt, welchen man in Kooperation mit Thomas Edison für die Wiener Hof-burg herstellte.

Freiheiten geben„Offen und neugierig zu sein war immer das Erfolgsgeheimnis der Lob-meyrs“, sagt Rath. Das habe sich stark in der Auseinandersetzung mit den Designkünstlern gezeigt. Ein Streit seines Ururgroßonkels Ludwig Lobmeyr mit Adolf Loos über die Zylinderform des heute legendären Trinkservice No. 248 ist dokumentiert, aber nur ein Beispiel, wie Rath

erklärt. Es war letztlich gut, dass man die Künstler schließlich gewähren ließ, sie fast alle Freiheiten hatten, meint Rath. Vieles ging gut: Daraus entstanden die heute zu bestaunenden Klassiker. Manches ging schief, und das gibt den Nachfolgern Mut. „Glücklicherweise sind auch unse-re Vorgänger mit manchen Entscheidungen richtig danebengelegen“, sagt Rath, „sonst würden wir uns vor Ehrfurcht ja auch gar nichts selbst zutrauen.“

Ungewisse Investments Und genau das Wagnis sei letztlich das Geheimnis gewesen, dass Lob-meyr noch heute an bester Adresse firmiert, während andere Tradi- tionsunternehmen aufgrund der fortschreitenden industriellen Ferti-gung zusperren mussten. Das Erfolgsgeheimnis? „Nicht jedes Invest-ment rechnet sich auf den ersten Blick. Aber diese Investitionen trotz-dem zu tätigen ist der Vorteil eines Familienunternehmens.“ Ludwig Lobmeyr blieb vor hundert Jahren großteils auf seiner Kollektion für die Kölner Werkbundausstellung sitzen. Heute sind das genau die Produkte, die man zu den Klassikern zählt und deren Verkauf rund die Hälfte des Geschäfts ausmacht. Mit der anderen Hälfte will man selbst ein Erbe für die Nachfolgegenerationen schaffen. In einigen Wochen wird man seine neuen Arbeiten in Mailand zeigen. „Ich kann nicht erklären, wieso wir das machen und wann sich das genau rechnet“, sagt Rath. „Vielleicht erntet erst die nächste Generation die Früchte“, sagt er, während er einen zufriedenen Blick auf die eigene Kollektion wirft. Aber das würde ja auch ganz gut zur Firmentradition passen.

J. & L. Lobmeyr in Wien

gegründet 1823

in sechster Generation geführt

Überlebensmotto: Offenheit

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Der GewürzkaiserKotányi ist ein Familienbetrieb in vierter Generation. Seinen Erfolg in

der Gewürzbranche verdankt das Unternehmen vor allem dem Osten. Text: Nina Brnada

Am Anfang war der Paprika, und dieser wuchs in der ungarischen Stadt Szeged, in einem Winkel des Landes, der sich zwischen Serbien und Rumänien schiebt. Dieser Ort galt als Paprika-Eldorado, dort lebte ein gewisser Janos Kotányi. Er war damals einer von vielen Händlern. Dass sein Name noch ein Jahrhundert später von Wien bis Wladiwostok die Produkte in den Supermarktregalen zieren würde, das hätte sich Kotányi damals wohl nicht träumen lassen. Eine Paprikamühle und ein „ganz persönliches Mischrezept“, wie es heißt, legten im Jahr 1881 das Fun-dament für eine der wichtigsten Gewürzfirmen Europas. Das Logo, den rot-grün-weißen Kotányi-Schriftzug samt Firmengründungsjahr, kennt jeder, der hin und wieder am Herd steht. Das Unternehmen befindet sich auch 133 Jahre nach dessen Gründung zu 100 Prozent in Familien- besitz. Die Geschichte von Kotányi ist ein Stück weit auch tragische österreichische Zeitgeschichte: Die jüdische Familie Kotányi wurde von den Nationalsozialisten enteignet, der Großvater starb im Konzen-trationslager Dachau. Nach dem Krieg wurde dann der Familienbesitz restituiert.

Besinnung auf die WurzelnDie Zentrale der Firma liegt heute in der Kleinstadt Wolkersdorf nörd-lich von Wien. Das war nicht immer so, einst war Wien-Döbling der Sitz der Firma, wohin es den Urgroßvater Janos Kotányi aus der ungarischen Provinz gezogen hatte – und wo er auch die letzten zwei Jahre vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs als k. u. k. Hoflieferant fungierte. Der heutige Besitzer Erwin Kotányi, Janos Kotányis Urenkel, übernahm das

Unternehmen genau hundert Jahre nach dessen Gründung, im Jahr 1981. Damals war Erwin Kotányi 24 Jahre alt, seine Firma hatte rund 40 Mit-arbeiter. Heute beschäftigt Kotányi 540 Personen. Grund für den Erfolg war auch die Besinnung auf die eigenen Wurzeln, auf Osteuropa. „Wir wurden bereits in Osteuropa tätig, bevor sich internationale Handels-ketten dort angesiedelt haben“, sagt Erwin Kotányi. Ob in Zagreb oder in Warschau, im Supermarktregal bietet sich einem heute eine breite Palette an Produkten in verschiedensten Verpackungen von Kotányi. Paprikapulver ist nur eines davon. Das Sortiment umfasst daneben Gewürze von Safran über Oregano bis zu Fenchel-Samen. Darüber hin-aus berücksichtigte Kotányi im Zuge der Ausweitung seines Geschäfts in den Osten auch regional unterschiedliche Geschmäcker. So gibt es beispielsweise eigens kreierte Gewürzmischungen für das balkanische Fleischlaberl Pljeskavica oder für Altböhmische Erdäpfel.

Neue Facetten entdeckenDer Markt sei allerdings inzwischen gesättigt, sagt Erwin Kotányi. Nicht neue Produkte müssten deshalb heute erfunden, sondern deren unterschiedliche Facetten ausgeleuchtet werden. So wie beispielswei-se bei der Einweg-Gewürzmühle, die für den Esstisch gedacht ist. Sie zählt heute zu den erfolgreichsten Innovationen im Haus Kotányi und wird in zahlreichen Ländern von den Kunden stark nachgefragt. „Frisch gemahlene Gewürze haben ein ganz anderes Aroma“ erklärt Kotányi. „Produktinnovationen sind heute für den Erfolg wesentlich, unsere erfolgreichste Innovation der letzten Jahre sind die Gewürzmühlen.“

Kotányi in Wolkersdorf

gegründet 1881

in vierter Generation geführt

Überlebensmotto: Blick auf die eigenen Wurzeln

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Tu felix Gmachl nubeDas Romantikhotel Gmachl ist der älteste Familienbetrieb des Landes.

Wie man in 23. Generation die 780-jährige Geschichte weiterführt. Text: Daniel Nutz

Wer die alte Gaststube des Romantikhotels Gmachl betritt, muss schon mal den Kopf einziehen. Der Türstock stammt nämlich noch aus einer Zeit, in der für deutlich kleinere Menschen gebaut wurde. Seit 1334 gehen hier die Gäste aus und ein. Darunter waren nicht nur die Erzbi-schöfe aus dem nahen Bistum Salzburg, sondern auch gekrönte weltli-che Häupter. Als Erinnerung daran schmücken noch heute die Konter-feis von Kaiser Franz Joseph und seiner Gattin Sisi eine Wand der alten Wirtsstube. Zur Eröffnung der ersten Zugverbindung zwischen Wien und Salzburg war das Kaiserpaar auf Besuch – und hinterließ bleiben-den Eindruck, wie sich an Friedrich Gmachls Gesichtsausdruck able-sen lässt: „Den Kaiser hat ja nicht jeder zu Gast“, sagt der Seniorchef des heute ältesten Familienunternehmens Österreichs, während er im sogenannten Kaiserzimmer des Hotels sitzt und in der Firmenchronik blättert. Von den Habsburgern habe man sich auch einiges abgeschaut, erzählt Gmachl. Zum Beispiel die Heiratspolitik: „Es gibt hier in der Gegend kaum einen Wirt, mit dem wir nicht verwandt sind.“

Zwischen Alt und NeuGmachl selbst hat sich vor neun Jahren zurückgezogen, um Platz für die nächste Generation zu machen. „Die Tradition ist uns wichtig“, sagt Friedrich Hirnböck, der gemeinsam mit seiner Frau Michaela Hirn-böck-Gmachl das Hotel seither führt. Aber Verantwortung gegenüber der langen Geschichte heiße eben auch, nach vorne zu blicken. Darum beschloss man, um die 700 Jahre alten Grundmauern ein modernes Wellnesshotel mit Haubenküche und einen 1.500 m2 großen Spa zu bau-

en. „Um den Weiterbestand des Hotels zu sichern, darf keine Generation auslassen. Investieren heißt, für die Kinder einzuzahlen“, sagt Friedrich Hirnböck. Denn so viel ist sicher: Eines Tages soll eines der drei Kinder des Paares das Haus in der 24. Generation weiterführen.

Mehrere StandbeineDass Übergaben nie ein leichtes Thema sind, weiß man im Hause Gmachl aus eigener Erfahrung. „Alle Jungen meinen, so wie die Alten tun, kann es nicht weitergehen“, sagt Senior Gmachl. Aber dieses Rei-ben an der Tradition sei letztendlich sogar ein Überlebenselixier seiner Familie gewesen. Denn zum Erfolgskonzept des ältesten Familienbe-triebs gehörte stets, sich auf mehr als ein Standbein zu stellen. „Frü-her betrieb unsere Familie eine Landwirtschaft, eine Metzgerei und ein Gasthaus. Wenn das Geschäft wo schlecht ging, fingen wir das woanders auf“, sagt Seniorchef Gmachl. Er selbst hat das Gasthaus zu einem Hotel ausgebaut und zur Haupteinnahmequelle gemacht. Die Landwirtschaft und die Metzgerei gibt es zwar immer noch, aber das Geschäft wird seit-her vermehrt mit Feriengästen und dem Festspielpublikum gemacht. Sein Schwiegersohn erweiterte diese Zielgruppe. Wer heute durch das Hotel geht, sieht Entspannungssuchende, Geschäftsreisende, Pär-chenurlauber und manchmal auch Profi-Fußballmannschaften, die im nahen Salzburger Stadion gegen das Leder treten. Einmal war auch das Nationalteam hier, erzählt Hirnböck. Nach einer schlechten Vorstellung wurde die Mannschaft dann von Hotelgästen beinhart ausgepfiffen. So etwas hätte es zu Kaisers Zeiten wohl nicht gegeben.

Romantikhotel Gmachl in Elixhausen bei Salzburg

gegründet 1334

in 23. Generation geführt

Überlebensmotto: mehrere Standbeine und kluge Heiratspolitik

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Feuer statt AscheAls ältestes Bankhaus des Landes überstand Spängler schon so manche Krise: indem

man unkontrollierbare Risiken scheut und seine Kernkompetenzen weiterentwickelt. Text: Daniel Nutz

Es war Ende des 16. Jahrhunderts, als die ersten Spänglers Wein und Sei-de aus Südtirol in das Bistum Salzburg gegen Salz handelten (aus Sinn fürs Geschäft ließen sich die Spänglers schließlich in Salzburg nieder). So wurde im Jahr 1828 der Grundstein des ältesten Bankhauses Öster-reichs gelegt. Auf 186 Jahre Firmenhistorie blickt man heute zurück. Diese hatte auch ihre dunklen Seiten. Die Große Depression steuerte auf ihren Höhepunkt zu, als die Pleite der Creditanstalt beinahe auch das Bankhaus Spängler in den Abgrund riss. „Als kleine Bank ist man natürlich sehr anfällig“, sagt Helmut Gerlich, der heute als erster Fami-lienferner den Posten des Vorstandsvorsitzenden besetzt. Das beinahe Ende des ältesten Bankhauses des Landes hat aber auch zu einem nach-haltigen Bewusstsein geführt. Nie mehr wollte man Risiken eingehen, die das Bestehen des Hauses gefährden könnten.

Finger weg von komplizierten GeschäftenHeute sitzt Gerlich in der Wiener Dependance der Salzburger Bank mit Blick auf den Stephansdom und kann sich um einiges entspannter fühlen als viele Kollegen. Denn sein Haus kam bislang deutlich besser durch die Krise als andere. Schließlich vergab man nur 60 Prozent der Einlagen in Kredite weiter und hielt die Kernkapitalquote bei hohen elf Prozent. Werte, die man in Vorkrisenzeiten vielerorts als risikoscheu bezeichnet hätte. Doch als in Folge der Lehman-Pleite die Banken auf-hörten, sich gegenseitig Geld zu borgen, entpuppte sich der konserva-tive Weg als goldrichtig. Obwohl der Terminus „konservativ“ Gerlich eigentlich gar nicht gefällt. Hätte man den Blick nicht stets nach vorne

gerichtet und sich angepasst, würde es die Bank vermutlich längst nicht mehr geben, stellt der Vorstand klar. Man habe allerdings die Finger von Geschäften gelassen, die man nicht verstanden habe und sich auf die Weiterentwicklung des Kerngeschäfts konzentriert.

Neue GeschäftsfelderWas damit gemeint ist? Rund die Hälfte des Umsatzes fällt heute in das Wertpapiergeschäft. Dieses hat man nach dem Wegfall des Währungs-wechsels durch die Euro-Einführung bewusst als Standbein ausgebaut. Wobei man dabei auf solide Anlagestrategien setzt. „Zocker sind bei uns sicher nicht richtig“, so Gerlich. Die andere Hälfte bestreitet man mit dem klassischen Zinsgeschäft, also Spareinlagen und Krediten. Wobei Spängler seit einiger Zeit auf Familienbetriebe fokussiert. „Nachdem wir selbst einer sind, haben wir natürlich darin eine Kernkompetenz.“ Die Unternehmenskunden umwirbt man mit einem Plus an Service. Ein Schwerpunkt liegt etwa auf den Unternehmensnachfolgen. „Finanzie-rung ist dabei nur ein Thema von mehreren. Eigentlich gibt es immer irgendwo Konflikte“, sagt Gerlich. Darum biete man auch beratende Unterstützung wie Mediation an. Hat man wie das Bankhaus Spängler selbst eine fast 200-jährige Geschichte, kann man manchmal auch mit eigenen Weisheiten helfen. Wenn es um Ratschläge geht, zitiert Gerlich selbst auch gerne den großen Komponisten Gustav Mahler, der gesagt hat: „Tradition ist die Weitergabe des Feuers und nicht die Anbetung der Asche.“ Nach diesem Motto will der Vorstandschef das Bankhaus Späng-ler auch durch die stürmische See der Krise und zu neuen Ufern führen.

Bankhaus Spängler in Salzburg

gegründet 1828

Eigentümer in siebenter Generation

Überlebensmotto: Keine Geschäfte eingehen, die man nicht versteht

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16 die wirtschaft Nr. 4 | April '14

Der Erneuerungszwang ist zu einer sozialen Phobie geworden. Es muss immer das neueste Modell sein. Man will ja schließlich vorne dabei sein, auch wenn wir nicht mehr wissen, wo genau das ist. In einem Theaterstück, das ich geschrieben habe, lasse ich einen Mann ausru-fen: „Treue ist Sabotage an der Produktion. Eine Untugend! Wir sind doch in unserer Familie allen Dingen und Marken gegenüber absolut untreu.“

Diesen gesellschaftlichen Zwang zur Untreue ertragen wir aller-dings kaum, weil sie unserer tiefverwurzelten Sehnsucht nach Bestän-digkeit widerspricht. Ich denke, wir haben uns vor allem durch die rasante Entwicklung der Telekommunikation mit ihren immer neuen Features ein Problem mit der Beständigkeit und der Treue eingetreten, so wie man sich einen Nagel in den Schuh eintritt. Ich hatte einmal einen Nagel im Schuh. Die Spitze des Nagels hat zuerst meine Socken angeritzt, und ich konnte mir die Löcher nicht erklären. Dann, je mehr ich damit herumgegangen bin, hat es begonnen, wehzutun. Richtig weh. Genau so weh tun auch die dauernden Updates in allen Lebens-lagen, mit denen ich konfrontiert werde. Ich mag nicht alles an mir andauernd erneuern. Das bringt mich um meine Wurzeln. Ich habe den Nagel aus meinem Schuh gezogen und dann genau zehn Jahre lang das Betriebssystem meines Computers nicht erneuert. Ich kann heute noch mit Programmen umgehen, die Sie gar nicht mehr kennen.

Die Menschen haben heute echte Sorgen mit den Verwerfungen und dauernden Umbrüchen. Das ist ein Schrei nach Beständigkeit, den man heute kaum auszustoßen wagt, um nicht als spießig etikettiert zu wer-den. Vielleicht dürfen wir als Wirtschaftstreibende ein wenig dazu bei-tragen, den Menschen Vertrautheit und Sicherheit zu geben. Ja, uns gibt es seit 200 Jahren. Wir machen das ganz genau so wie anno dazumal. Nein, die Zusammensetzungen haben sich nicht geändert. Wie erleich-ternd und wohltuend. Mein Bruder führt heute ein Friseurgeschäft in der Wiener Innenstadt, und das hat er von unserem Vater übernommen, und der hat es von seinem Vater übernommen. KundInnen kennen teil-weise alle Generationen von „Friseur Koisser“ und fühlen sich familiär eingebettet. Mein Bruder hat noch ganz altmodische handgeschriebene Karteikarten, wo noch mit väterlicher Handschrift vermerkt ist, welche Farbmischungen die Frau Hofrat bekommt.

Wenn ich daran denke, ertrage ich es gleich besser, dass dieser Artikel, den Sie gerade lesen, morgen schon wieder Altpapier ist.

Der Autor: Harald Koisser schreibt philosophische Bücher und ist Herausgeber des Mutmacher-Magazins „wirks“.

www.wirks.at, www.koisser.at. www.mutmacherei.net

Folge 30: Die Kraft der Beständigkeit

Unsere Wirtschaft lebt von permanenter Erneuerung. Warum eigentlich? Sie könnte genauso gut von der Kraft der Beständigkeit leben. Die Menschen

brauchen gerade heute Verlässlichkeit, Sicherheit und das gute Gefühl, aufgehoben zu sein. Das nächste Update darf ruhig warten.

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Wall Street in Innsbruck?Finanzierung: Für die meisten KMU ist ein Börsengang kein Thema.

Ein Schweizer will das ändern und in Tirol eine Börse für Mittelständler eröffnen. Doch am Projekt scheiden sich die Geister.

Text: Daniel Nutz

Der klassische Bankkredit ist noch immer die beliebteste Finanzie-rungsform der heimischen KMU. Dieser mache bei kleinen und mitt-leren Unternehmen rund ein Viertel des Gesamtkapitals aus, kalkuliert die KMU-Forschung. Das Altbewährte ist allerdings heutzutage immer schwieriger zu bekommen. Denn gerade wenn es um Innovationsfinan-zierungen geht, sind mittlerweile jene Banken rar gesät, die bei schwe-rer zu kalkulierenden Risiken noch mitgehen. Alternativen sind gefragt.

Hohe BörsenkostenEine von vielen KMU meist im Voraus ausgeschlossene Option ist eine Erhöhung des Eigenkapitals über die Börse. Dabei kann es durchaus sinnvoll sein, darüber nachzudenken – zumindest wenn sehr kapital-intensive Investitionen wie Übernahmen anstehen, wie Wiener-Börse-Vorständin Birgit Kuras meint. Um auch KMU den Weg an die Börse schmackhaft zu machen, veranstaltet die Wiener Börse darum laufend Workshops, bei denen über die Rahmenbedingungen von Aktienemis-sionen und börsennotierten Anleihen informiert wird. Kuras stellt aller-dings klar: „Ein Unternehmen muss eine innere Börsenreife erlangen, bevor es die vollen Vorteile eines Börsenganges ausschöpfen kann.“ Fakt ist, dass die Firmen bei der Umwandlung des Unternehmens in eine AG der Öffentlichkeit tiefe Einblicke geben müssen. Dazu zählt die Veröf-fentlichung von kursrelevanten Informationen ebenso wie eine peri-odische Berichtspflicht sowie die Offenlegung von Beteiligungen. Was manche abschreckt, kann im Nachhinein aber auch ein Vorteil sein, wie Kuras folgert: „Viele der Unternehmen betonen noch Jahre nach ihrem Börsengang, dass sie von diesem Mehr an Transparenz und – damit ver-

bunden der Bekanntheit in der Öffentlichkeit – profitiert haben.“ Was bleibt, sind allerdings die Kosten, welche sich bei einer Kapitalerhö-hung auf einmalig zehn Prozent des Emissionsvolumens plus laufende Kosten von jährlich mehr als 100.000 Euro belaufen. Laut Einschätzung von Finanzierungsexperten ist ein klassischer Börsengang so erst ab einem Kapitalbedarf von mindestens 20 bis 30 Millionen Euro sinnvoll.

Idee der AlpenbörseUnternehmen, deren Finanzierungsbedarf weit unter dieser Börsen-grenze liegt, will Kurt Beatus Müller mit seinem Projekt „Alpenbörse“ zu mehr Kapital verhelfen. Geht es nach dem gebürtigen Schweizer, soll in Tirol künftig eine Börse für KMU die Tore öffnen.

„Die Eigentümerfamilien, die Banken und auch die Förderstellen fallen zunehmend aus, wenn es um die Finanzierung von Innovation geht“, beklagt er. Darum sollen viele Einzelaktionäre den Mittelstand finanzieren. Wie das angesichts der hohen Kosten gehen soll? Bis zu 20 KMU könnten sich zu einem Cluster zusammenschließen, eine Holding gründen und somit gemeinsam an die Börse gehen, meint Müller. Der Vorteil bei dieser Konstellation: Die Unternehmen könnten ihre Rechts-form der GmbH beibehalten und müssten nur etwa 25 Prozent der Anteile zur Verfügung stellen. Laut Müllers Vorstellungen könnte sich so jedes einzelne KMU über die Börse zwei bis zwölf Millionen frisches Eigenkapital holen. Geclustert soll übrigens nach Branchen und Regio-nen werden. Die Alpenbörse würde nach Müllers Vorstellungen einmal die Woche in Innsbruck für den Handel geöffnet und für alle KMU des Alpenraums – also Schweiz, Südtirol, Süddeutschland und Österreich

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– zugänglich sein. Einziges Problem: Bislang konnte der Schweizer nicht die von der FMA verlangte Grundfinanzierung von 15 Millionen Euro, die über fünf Bankhäuser als Teilhaber erfolgen muss, aufstellen. Nachdem Müller bei den heimischen Banken keine Partner gefunden hatte, stand das 2009 gestartet Projekt schon vor dem Aus. Jetzt glaubt der frühere Fondsmanager aber mithilfe von Partnern aus der Schweiz und Deutschland vor dem Durchbruch zu stehen. „Einzelne Bankvor-stände haben wir schon überzeugt. Nun muss die Sache nur mehr von den Aufsichtsräten abgesegnet werden. In spätestens vier Monaten sind wir so weit“, prophezeit Müller, der aufgrund des liberalen Börsenge-setzes unbedingt am Standort Österreich festhalten will. Das anschlie-ßende Prüfverfahren der FMA würde eine Öffnung der Alpenbörse frühestens in etwa einem Jahr erlauben. Vorausgesetzt, es läuft alles glatt.

Wenig Liquidität und TransparenzOb eine KMU-Börse tatsächlich große Zugkraft bei Investoren entwi-ckeln kann, ist allerdings zu unklar. Tatsächlich ist bekannt, dass gera-de Großanleger wie Versicherungen und Rentenfonds schon jetzt gro-ße Bögen um illiquide Märkte machen. Ein weiterer Grund: fehlende

Berichte und zu wenig Einblicke in die Geschäftsgebaren. Müller ent-gegnet diesen Einwänden, indem er seine Alpenbörse als Finanzplatz des nachhaltigen Unternehmertums positionieren will. „Der Mittel-stand im Alpenraum performt jetzt schon besser als die großen Kon-zerne, obwohl sie es von den Rahmenbedingungen schwerer haben.“ Wenn die KMU eine Nachhaltigkeitsstory erzählen könnten, würden sie auch die auf grünes und ethisches Investment fokussierten Investoren ansprechen – und deren Zahl sei stark im Steigen, meint Müller.

Weitere AlternativenSkeptisch gegenüber Plänen, Mittelständler über Cluster an die Börse zu bringen, zeigt sich dagegen Finanzexperte Peter Voithofer von der KMU-Forschung. Seiner Meinung nach sei das Zusammenwürfeln in Clustern ein Problem: „Woher weiß ein Aktionär, dass dort nicht einzelne faule Unternehmen drinnen sind?“ Voithofer glaubt, dass KMU auch abseits der Börse einige eigenkapitalähnliche Instrumente finden können, die je nach Größenordnung des Finanzbedarfs besser geeignet sind als Bör-sengänge. Er meint dabei den Mittelstandsfonds sowie unterschied-liche Arten der stillen Beteiligung oder Minderheitenbeteiligung, die mittlerweile schon weit verbreitet sind.

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Wie gefährlich Stromausfälle für Österreichs Wirt-schaft sind, haben wir bei Barbara Schmidt, General- sekretärin von Österreichs E-Wirt-schaft, und Michael Bruch, Risk-Experte von Allianz Global Corporate & Specialty SE, erfragt.

Wie groß ist die Gefahr von Blackouts in Österreich?Österreich hat momentan eine der sichersten Stromversorgungen Euro-pas. Jeder Verbraucher hatte im Jahr 2012 im Durchschnitt ungeplant 34 Minuten keinen Strom. Österreich liegt damit europaweit an drittbester Stelle. In den USA liegt dieser Wert fünf- bis zehnmal höher. Die Dauer der ungeplanten Versorgungsunterbrechungen, die nicht auf Naturer-eignisse zurückzuführen sind, ist stetig gesunken. Kurze Ausfälle und Netzschwankungen, die speziell für Industrieunternehmen ein Problem sind, nehmen aber insgesamt zu und sind aktuell das größere Problem, da es zu Datenverlusten oder Betriebsunterbrechungen kommen kann.

Wodurch werden Stromausfälle ausgelöst?Meistens spielen verschiedene Ursachen wie Bedienungsfehler, techni-sche Fehler, äußere Einwirkungen, aber auch steigender oder stark volati-ler Strombedarf zusammen und führen in einer Kettenreaktion zum Aus-fall. In Österreich werden etwa 50 Prozent der ungeplanten Stromausfälle durch Naturereignisse wie Blitze, Stürme, Schnee oder Eis verursacht.

Ein weiterer Faktor ist der steigende Anteil von schwankendem und nicht voll prognostizierbarem Strom im Netz.

Welche Rolle spielt die Energiewende für diese Schwankungen?Die Leistung der volatilen erneuerbaren Energien, allen voran Wind und Photovoltaik, hat im vergangenen Jahrzehnt besonders in Deutschland stark zugenommen. Das ist für Österreich relevant, da wir stark mit unseren Nachbarländern vernetzt sind. Der aktuelle Koalitionsvertrag in Deutschland sieht nun ehrgeizige Ausbauziele von 40 bis 45 Prozent

für erneuerbare Energien bis 2025 vor. Lagen die Ursachen der Eingriffe also früher vor allem bei Lastschwankungen infolge von Kraftwerks-ausfällen, muss der Netzbetreiber mittlerweile verstärkt wegen nicht vorhersehbaren Einspeise- und Verbrauchsänderungen eingreifen. Netzbetreiber geraten mit dem Ausbau der volatilen Stromproduktion zunehmend in die Rolle des Krisenmanagers der Energiewende.

Die erneuerbaren Energien lassen sich also nur schwer ins Netz integrieren? In Österreich steigen die Anforderungen an die Netze drastisch: Bis 2020 wird sich die installierte Windleistung zumindest verdreifachen und die Leistung der Photovoltaikanlagen auf das Zwölffache steigen. An heißen, wolkenlosen Sommertagen dürfte dann kein konventionel-les Kraftwerk mehr in Betrieb sein, weil der Strom aus erneuerbaren Energien Vorrang im Netz hat. Gefahren ergeben sich dann aus der Kombination von steigender Netzbelastung in Verbindung mit Verzöge-rungen bei dringend nötigen Ausbaumaßnahmen. Das führt zu immer häufigeren Verletzungen der Sicherheitsregeln für Übertragungsnetze, insbesondere der Vorschrift, dass das Netz ausreichend Kapazität auf-weisen muss, um den Ausfall einer Leitung zu verkraften. Netze, die den künftigen Anforderungen gerecht werden sollen, müssen nicht nur viel stärker ausgelegt, sondern auch viel smarter sein, um die enormen tech-nischen Herausforderungen meistern zu können. Müssen beispielswei-se Windturbinen abgestellt werden, weil der Wind zu stark weht, kön-nen innerhalb kurzer Frist Leistungslücken in der Größenordnung von zwei Großkraftwerken entstehen.

Wenn es dunkel wirdEnergie: Es ist die Horrorvorstellung jedes Unter- nehmens: Der ganze Betrieb läuft auf Hochtouren, und plötzlich fällt der Strom aus. Auch wenn solche Zwischenfälle in Österreich immer seltener werden, steigt die Gefahr eines größeren Blackouts. Wir wollten wissen, woran das liegt.Text: Stephan Strzyzowski

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Wie kann das Problem gelöst werden?Vor allem durch Netzausbau. In Österreich sind im Bereich der Übertra-gungs- und Verteilnetze bis 2020 Investitionen von 7,1 Milliarden Euro geplant. Die EU rechnet mit Investitionserfordernissen von 23 bis 28 Milliarden Euro allein für Übertragungsnetze in den kommenden fünf Jahren. Gleichzeitig sind die Netztarife in Österreich, die von der Regu-lierungsbehörde festgelegt werden, seit der Liberalisierung um 650 Mio. Euro gesunken. Damit haben die Netzbetreiber weniger Geld für Inve-stitionen zur Verfügung.

Wo sollen dann die Mittel herkommen?Bezahlen muss am Ende immer der Stromkonsument, da der Strom-preis alle Systemkosten enthält.

Welche Kosten verursachen Blackouts?In Österreich würde ein einstündiger Blackout an einem Wochen-tag zwischen 7 und 20 Uhr Kosten von rund 60 Millionen Euro ver-

ursachen, wobei der Großteil der Kosten bereits nach den ersten Minuten anfällt. Ein Blackout von zehn Stunden würde in Öster-reich einen Gesamtschaden von mehr als 536 Millionen Euro verur- sachen.

Wie können sich Unternehmer schützen?Zunächst sollte eine Risiko-Identifikation und Bewertung erfolgen: Wie verwundbar sind die Standorte oder Supplier bezüglich Stromausfäl-len, und welche Auswirkungen hätten sie auf das Unternehmen? Dann gilt es, den Ernstfall zu simulieren und Notfallszenarien zu üben. Zur Risikominderung kann auch eine Eigenstromversorgung über eigene Kraftwerke beziehungsweise eine Notstromversorgung für kritische Standorte beitragen. Zudem sollten Unternehmer ihr Blitzschutz-konzept prüfen. Auch mehrere unabhängige Stromeinspeisungen von unterschiedlichen Netzbetreibern können helfen. Zu guter Letzt sollte eine Versicherungslösung für Betriebsunterbrechungen vor- liegen.

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Hinter dem spröden Wort Energie-Contracting verbirgt sich eine auf den ersten Blick bestechende Idee: Ein Betrieb überträgt die Umsetzung umfassender Energiesparmaßnahmen oder den Bau einer Energiever-sorgungsanlage an einen externen Dienstleister. Da dieser die finanzi-elle Verantwortung für die Energielieferung oder konkrete Einsparziele übernimmt, führt dieser den Betrieb einer Anlage möglichst kosten-günstig durch. Vorteil für den Contracting-Kunden: Er spart sich Inve-stitionen mit langen Laufzeiten.

Wenig Bewusstsein über EinsparpotenzialeBetriebe haben sich aber nur zögerlich für dieses Konzept erwärmt: Auch wenn Contracting als Dienstleistung schon relativ gut entwickelt sei, werde die Marktentwicklung noch immer stark von Bund, Ländern

und Gemeinden getragen, weiß Monika Auer von der Österreichischen Gesellschaft für Umwelt und Technik, kurz Ögut. Der Grund: einerseits das mangelnde Bewusstsein über die Einsparungspotenziale, anderer-seits eine noch mangelnde Bekanntheit des Instruments.

Allerdings werde das kommende Energieeffizienz-Gesetz mit Zie-len für die Betriebe einen Schub für betriebliches Energie-Contracting bringen, erwartet Auer. Grundsätzlich würden die Potenziale vom Unternehmensgegenstand abhängen: Besonders interessant ist das Instrument jedenfalls dort, wo viel gewärmt und gekühlt wird.

Was sind die Vorteile? Der Vorzug des Modells: Der externe Dienstleister trägt beim Energie-spar-Contracting die Finanzierungskosten und refinanziert diese durch

Helfer beim Energiesparen

AUSSER BETRIEB

Energiekosten: Anbieter von Energie-Contracting versprechen KMU eine niedrigere Stromrechnung. Wann die Auslagerung an einen

externen Anbieter sinnvoll ist.Text: Clemens Rosenkranz

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einen Teil der erzielten oder vereinbarten Einsparungen. Beim Anlagen-Contracting gibt es keine bindende Einspargarantie, der Contractor errichtet und betreibt die Anlage auf eigenes Risiko und eigene Kosten für einen Kunden. Dieser zahlt dafür einen Grundpreis und einen ver-brauchsabhängigen Arbeitspreis. Im Regelfall übernimmt der Kunde nach zehn Jahren die Anlage.

Wann lohnt sich Energie-Contracting? Ein wesentlicher Parameter für das Instrument ist das Verhältnis von Kosten und Aufwand. Es gibt eine Untergrenze, wo sich Contracting nicht mehr lohnt, so Friedrich Kapusta vom Energieinstitut der Wirt-schaft (EWI). Er beziffert dieses Limit grob mit 50.000 Euro Energie- bzw. Investitionskosten für Anlagen. Zweitens müssen sich Einspa-rungsmaßnahmen auch in den relativ kurzen Abschreibungszeiten für die nötigen Investments rechnen.

Ein Hemmschuh sind laut Kapusta die Nebenkosten von zehn bis 15 Prozent für den Contracting-Nehmer. Konkret geht es dabei um Mehrausgaben für Administration, Vorbereitung, Dokumentation oder den Einbau von Messgeräten. Wobei dieser Mehraufwand beim Anlagen-Contracting weniger tragisch zu Buche steht wie beim Ein-spar-Contracting. Überhaupt sei Letzteres mit dem Risiko veränderter Nutzergewohnheiten während der Laufzeit eines Contracting-Vertrags verbunden. „Man muss sehr gute Verträge haben, damit am Ende alle zufrieden sind“, sagt Kapusta. Ein guter Jurist ist bei Contracting ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg.

Kein Kapitalbedarf für die Investitionen

Professionelles Energiemanagement und Risikoauslagerung

Deutliche Steigerung der Energieeffizienz

Erhaltung und Verbesserung des Wertes von Gebäuden und Anlagen

Kosten können höher sein als bei Eigeninvestition

Contractor bekommt tiefen Einblick in Firmen- innenleben

Kontrolltätigkeiten und Überwachung weiterhin beim Nutzer

Komplexe Vertragsgestaltung birgt versteckte Risiken

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Im Fort Knox der DatenIKT: Ein Besuch in zwei Datencentern zeigt: Hier handelt es sich um wahre Burgen

der Sicherheit. Doch Unternehmen sollten bei der Datensicherheit trotzdem nicht nur auf die Experten vertrauen. Denn Sicherheitslücken lauern oft in der eigenen Firma.

Text: Alexandra Rotter

Datenzentren sind wahrlich nichts besonders Aufregendes. Sie sehen überall mehr oder weniger gleich aus. Daten sieht man dort nicht, son-dern lediglich hunderte oder gar tausende Server, die nicht viel mehr tun als Lärm und Wärme zu erzeugen. Und dennoch wird um sie viel Aufhebens gemacht, denn was hier „gelagert“ wird, gilt als das Gold des 21. Jahrhunderts, mit dem man so ziemlich alles anstellen kann, was man will – im Guten wie im Schlechten.

In der Datenburg von MicrosoftDie WIRTSCHAFT wollte es genau wissen und besuchte darum das von Microsoft betriebenen Data Center in Dublin. Schon vor dem Eintritt ist klar: Hier wird die Kunst der Inszenierung angewandt, um das graue Datenzentrum mit einer Aura von Uneinnehmbarkeit zu versehen. Als Journalist muss man im Vorfeld ein „Non Disclosure Agreement“, also einen Geheimhaltungsvertrag, unterschreiben. Man darf also weder

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Im Inneren sehen Datencenter sehr ähnlich aus. Viel zu sehen gibt es dort nicht.

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Datenschutzexperte Andreas Krisch erklärt, worauf KMU beim Thema Datenschutz achten müssen.

Woher weiß ich, ob meine Daten im Datenzentrum wirklich sicher sind?Als Laie kann man das nur sehr schwer einschätzen. Es helfen Zertifizierungen, nach denen man sich richten kann, wie etwa die ISO 27000. Ein zweiter Aspekt sind die Daten in der Cloud: Da sollte man sehr gut aufpassen, wem der Cloud-Betrieb gehört. Wenn die Daten bei einer Firma aus den USA liegen oder auch nur bei einer Tochterfirma eines amerikanischen Unternehmens, hat der amerikanische Staat vollen Zugriff darauf, wenn er möchte.

Was ist die Gefahr bei Cloud-Diensten?Das Grundkonzept der Cloud ist, dass Daten dorthin geschoben werden, wo es am praktischsten oder am billigsten ist. Wenn die Daten in Europa liegen, gibt es beim Datenschutz kein Problem, denn hier gilt das europäische Datenschutzrecht. Man muss sich aber trotzdem überlegen, ob die Personen, die auf die Daten zugreifen, ihrer Sorgfaltspflicht nachkommen.

Das heißt: Selbst wenn eine Firma alle Vorkehrungen getrof-fen hat, können Mitarbeiter durch das Benutzen von Cloud-Diensten wieder Sicherheitslücken erzeugen?Ja. Weil der Zugriff mittels privater Computer Gefahren birgt. Zu-dem sollte man die Neugier der Mitarbeiter nicht unterschätzen. Eine Untersuchung hat herausgefunden, dass jeder zweite Zugriff der Mitarbeiter auf sensible Daten aus Neugier passiert ist. Da sollten Unternehmen jeden Zugriff mitprotokollieren.

Sie beraten Unternehmen in Bezug auf Datensicherheit. Wie gehen KMU mit dem Thema um?Ich habe den Eindruck, es herrscht eine fatalistische Sichtweise vor, nach dem Motto: Ich kenne mich nicht aus, es wird schon nichts passieren. Leider ist das Thema noch immer zu kompli-ziert, aber man muss sich damit beschäftigen.

Für kleinere Unternehmen ist das nicht einfach. Hat es Sinn, das Thema auszulagern?Man sollte zuerst ein Konzept machen und die für das eigene Unternehmen wichtigen Kernbereiche identifizieren. Erst dann sollte man einen IT-Dienstleister suchen, der einen dabei unter-stützt.

Welche Hausaufgaben sollte jedes Unternehmen machen?Erstens: Backups erstellen. Das klingt selbstverständlich, wird aber selten gemacht. Zweitens: Zugriffs- und Zutrittsberechti-gungen festlegen: Wer darf auf welche Informationen zugreifen und aus welchen Gründen? Drittens: Den Computer nicht offen zugänglich lassen, wenn man den Arbeitsplatz verlässt – das passiert häufig und ist besonders in Unternehmen mit Kunden-kontakt ein Risiko. Viertens: Elektronische Datenbanken müssen an das Datenverarbeitungsregister gemeldet werden.

über den Ort des Datenzentrums, noch über Sicherheitsvorkehrungen wie Kameras oder auch über Namen von Partnerunternehmen, etwa von welchen Firmen die Hard- oder Software im Datenzentrum kommt, berichten.

Auch beim Rundgang wird darauf geachtet, dass tunlichst keine Information zu viel nach außen tritt. Niemand darf sich ohne Beglei-tung eines Microsoft-Mitarbeiters bewegen, essen, trinken und rau-chen sind ebenso verboten wie fotografieren oder filmen, und selbst der Schreibblock hat hinter der Sicherheitsschleuse nichts verloren. Dass der Reisepass abgegeben werden muss und kopiert wird, versteht sich von selbst. Nach dem Rundgang durch das mehrstöckige Gebäude, das im Wesentlichen aus Gängen, riesigen Serverräumen und schweren Sicherheitstüren besteht, fragt man sich, ob es für einen Angreifer von außen wirklich nötig ist, diese moderne Burg auf physischem Weg zu bezwingen. Es ist kaum vorstellbar.

Fingerabdruck und Halle-in-Halle-SystemAuch ein Lokalaugenschein in einem Datenzentrum in Wien, das vom holländischen börsennotierten Unternehmen Interxion betrieben wird, bietet ein ähnliches Bild: Hier darf zwar der Schreibblock mit hinein, dafür muss seit kurzem jeder, der die Serverräume betritt, einen Finger-abdruck abgeben, wobei versichert wird, dass diese Daten nach einem Tag wieder gelöscht werden. 24 Stunden am Tag sind zahlreiche Video-kameras in und außerhalb des Gebäudes im Einsatz.

Wer hier unbefugt hineinwill, müsste entweder das Sicherheitsper-sonal und das technisch ausgeklügelte Sicherheitssystem überlisten oder mindestens zwei massive Ziegelwände durchbrechen, da es sich um eine Halle-in-Halle-Architektur handelt. Auch vor Naturgewalten ist dieser Ort weitestgehend geschützt: Nicht nur für den Brandschutz ist gesorgt, auch die Lage des Datenzentrums wurde hinsichtlich Erd-bebengefahr, Gefahr vor Überflutungen und sogar bezüglich der Wahr-scheinlichkeit von Terrorakten ausgewählt. Im Fall von Stromausfällen übernehmen Batterien sowie Dieselgeneratoren die Versorgung.

Andere GefahrenquellenWolfgang Mader, Geschäftsführer der Huemer Data Center GmbH, hat hier wie viele andere Unternehmer einen Teil der 11.000 Quadratmeter großen Fläche angemietet, um Server unterzubringen. Physisch sind die Daten seiner Kunden somit geschützt, dafür bürgen unter ande-rem auch Zertifizierungen wie ISO/IEC 27001 und ISO 22301. „Man hat hier seine Hausaufgaben gemacht. Man braucht sich keine Sorgen über die physische Sicherheit zu machen“, sagt Mader. Doch er fügt hinzu: „Man kann auch in einem hochsicheren Environment unsichere Daten haben.“

Wer mit wichtigen und sensiblen Daten wie etwa Kundendaten oder Forschungsergebnissen zu tun hat, sollte sich also keinesfalls darauf ausruhen, dass sich diese Informationen ohnehin an einem sicheren Ort

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Immer ein bisschen anders.

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befinden. Schon wenn ein Mitarbeiter auf eine der bekannten Cloud-Dienste zugreift und über diesen Weg Daten transferiert, um auch vom privaten PC darauf zugreifen zu können, sind sie mitunter nicht mehr ausreichend geschützt.

Daten außer Landes?Denn wo genau die Daten liegen, wenn sie „in der Cloud“ sind und wer darauf Zugriff hat, lässt sich für den Einzelnen meist schwer feststellen. „Ein Unternehmen, das IT-mäßig schon alles tut, um seine Daten zu schützen, muss auch seinen Mitarbeitern genügend Schutz gewähren, damit sie nicht zum Ziel von Attacken und selbst zur Schwachstelle in der Verteidigung der Sicherheit des Unternehmens werden“, sagt Wolf-gang Mader. Unternehmen, die ganz sichergehen wollen, betreiben oft-mals über einen IT-Dienstleister Alternativen zu Dropbox und Co. Ein Vorteil dabei: Die Daten liegen nachweislich in Österreich. Außerdem rät Mader zu folgenden Schritten: „Das Unternehmen kann einen vir-tuellen Arbeitsplatz einrichten, der auch privat genutzt werden darf. Es sollte die Mitarbeiter über Gefahren durch das Nutzen sozialer Netzwer-ke aufklären und Virenschutz sowie Firewall zur Verfügung stellen, die auch privat verwendet werden dürfen.“

Insbesondere KMU sind laut Mader häufig der Meinung, für ihre Daten würde sich ohnehin niemand interessieren. „Wenn es um die Entwicklung von Hard- und Software geht, ist es offensichtlich, dass ein erhöhtes Schutzbedürfnis besteht. Aber wie sieht es bei einem Spenglerunternehmen aus?“, fragt Mader. Auch hier besteht Interesse an Daten, auch wenn es nicht so offensichtlich ist. Mader verweist etwa darauf, dass sich jedes Handwerksunternehmen mittlerweile an Aus-schreibungen beteiligt: „Gerade Kalkulationen, Gehaltsdaten, Daten der Mitarbeiter und Offerte sind ein gefundenes Fressen für Mitbewerber und der Schlüssel, um dieses Unternehmen knapp, aber erfolgreich zu unterbieten.“

Mit welchen Sicherheitsmaßnahmen ein Unternehmen sei-ne eigenen und die Daten der Mitarbeiter schützt, muss individuell geklärt werden. Doch eines ist fix: Wer sorglos Daten durch den Äther schickt und glaubt, mit einem Virenschutzprogramm abge-sichert genug zu sein, geht jedenfalls ein hohes Risiko ein und stellt ein leichtes Opfer dar. Mader: „Wenn Sie auf der Straße gehen, und da liegt ein Geldschein am Boden, werden Sie ihn eher aufheben als irgendwo einzubrechen und einen Safe zu knacken, um zu Geld zu kommen.“

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Verantwortung: Wie Fairtrade-Geschäftsführer Hartwig Kirner die Welt ein bisschen besser machen will und warum er wenig Chancen auf einen echten Systemwechsel sieht.

Interview: Stephan Strzyzowski, Illustration: Silvia Ungersböck

Persönlich gefragt

„Wir brauchen ein Regelwerk, das gegen Verantwortungslosigkeit vorgeht“

Als Fairtrade Geschäftsführer setzen sich dafür ein, dass sich Öster-reichs Konsumenten gegenüber Produzenten von Produkten wie Bananen oder Kaffee verantwortungsvoll verhalten. Wie viel Ver-antwortung kann man denn heute von den Menschen verlangen?Jeder erwachsene Mensch trägt Verantwortung für sich selbst, seine Familie, aber auch für die Gesellschaft. Ohne Verantwortungsbewusst-sein würde sie nicht zusammenhalten. Ich bin im Jahr der Mondlandung geboren, als der Mensch den Blick zum ersten Mal von außen auf die Erde gerichtet hat. In meiner Kindheit war das Bild von diesem Planeten, den wir alleine in weiter Ferne bewohnen, sehr präsent – und damit auch die Überzeugung, dass wir aufeinander achten müssen. Ich bin über-zeugt davon, dass der Mensch ein soziales Wesen ist. Wir dürfen unser Verantwortungsgefühl nur nicht unterdrücken.

Woran liegt es, dass wir es beim Konsum so gerne beiseiteschieben? Vermutlich daran, dass man die Verantwortung in der großen Masse nicht so stark spürt; dass man glaubt, nichts ausrichten zu können. Ver-antwortung ist aber universell, man trägt sie nicht nur für das unmittel-bare Umfeld, sondern auch für das Wohl der Menschheit. Die Vorstellung ist natürlich manchen Menschen zu viel. Aber es sind halt viele Tropfen, die das Fass zum Überlaufen bringen.

Wie überzeugen Sie Menschen mit sehr geringem Einkommen davon, teurere Fairtrade-Produkte zu kaufen?Es ist in Österreich eine kleine Gruppe, die bei Nahrungs-mitteln auf jeden Cent schauen muss, und für die habe ich Verständnis. Ein Großteil kann sich aber ethische Produkte leisten. Zudem heißt fair produziert nicht unbedingt teurer. Es geht außerdem nicht nur um Finan-zielles, sondern auch um die Art, wie wir konsumieren. Darum, dass man nur kauft, was man braucht, dass man das Licht abdreht – das kann jeder machen.

Wie sieht für Sie das Idealbild einer fairen Welt aus?Ich würde mir wünschen, dass jeder Mensch gleiche Startchancen bekommt. Egal ob reich oder arm, egal wo auf der Welt: Jedes Kind sollte die gleichen Möglichkeiten haben, glücklich zu werden. Ein zufriedenes Leben zu führen, müsste doch für alle Men-schen möglich sein.

Was tun Sie persönlich, damit es ein bisschen fairer zugeht?Ich versuche nach dem Kategorischen Imperativ zu leben und andere so zu behandeln, wie ich selbst behandelt werden möchte. Wenn das jeder tun würde, hätten wir die Welt, die wir uns alle wünschen.

Sie waren vor Ihrer Tätigkeit als Geschäftsführer bei Fairtrade bei P&G, Coca-Cola und HP tätig. Wie hat das Ihre Vorstellung von ver-antwortungsvollem Unternehmertum geprägt?Ich habe gesehen, dass auch in Konzernen Menschen arbeiten, denen Werte am Herzen liegen. Nur sind die großen Konzerne aufgrund ihrer Quartalsdenke diversen Zwängen ausgesetzt. Ihre kurzfristige Herange-hensweise ist leider ein globales Problem und auch ein Desaster für die Unternehmen selbst.

Wünschen Sie sich ein stärkeres politisches Regelwerk, um dem entgegenzuwirken, oder reichen Selbstverpf lichtungen?Das Gesetz ist nicht zum Schutz der Stärkeren und der Unehrlichen da, sondern für die Schwächeren und Ehrlichen. Wenn ein Unternehmen ehrlich agiert, läuft es Gefahr, von Konkurrenten, die mit unlauteren Mitteln agieren, unterlaufen zu werden. Ja, CSR ist gut, aber wir brau-chen auch ein Regelwerk, das gegen Verantwortungslosigkeit vorgeht.

Sehen Sie eine realistische Chance auf so einen Systemwechsel? Wenn ich bedenke, was seit 2008 passiert ist – nämlich gar nichts –,

zweifle ich sehr stark daran. Wir wissen alle, dass wir den Finanz-markt regeln müssen, doch es passiert nichts. Dafür werden hier-

zulande vor allem die KMU zu Tode geregelt.

Kann der faire Handel hier als Korrektiv zumindest einen kleinen Beitrag leisten?

Er kann nicht alles Übel aus der Welt schaffen. Er kann aber dazu beitragen, die ungleiche Verteilung zu verringern.

Es gibt hunderte Millionen Menschen, die von weniger als einem Dollar pro Tag leben müssen, und im Gegensatz dazu gehört die Hälfte des Wohlstands weniger als einem Prozent der Menschheit. Die-se ungleiche Verteilung führt zu Pro-blemen. Wir wollen dazu beitragen, dass die Armut von Kleinbauern- und Arbeiterfamilien reduziert wird und die Einkommensschere dadurch verringert wird.

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Nachhaltigkeit in ZahlenDie KMU-Forschung Austria hat in Kooperation mit die WIRTSCHAFT in einer Studie erhoben, wie nachhaltig der heimische Mittelstand agiert und welche Chancen CSR Unternehmern bietet. Die gesamte Studie erhalten alle Teilnehmer der „KMU Tagung“ am 14. Mai. Vorab, ganz exklusiv, ein paar der zentralen Fakten.Text: Stephan Strzyzowski, Infografik: Sibylle Exel-Rauth

3 Dimensionen bestimmen Nachhaltigkeit:

1] Ökologische Nachhaltigkeit: Eine Lebensweise, welche die natürlichen Lebensgrundlagen nur in dem Maße bean-sprucht, wie diese sich regenerieren

2] Ökonomische Nachhaltigkeit: Eine Gesellschaft sollte wirt-schaftlich nicht über ihre Verhältnisse leben, da dies zwangs-läufig zu Einbußen nachkommender Generationen führt

3] Soziale Nachhaltigkeit: Eine Gesellschaft, die so organisiert ist, dass sich soziale Spannungen in Grenzen halten und Kon-flikte auf friedlichem und zivilem Wege ausgetragen werden

60 % der KMU setzen auf umwelt-

und ressourcenschonende Produktionsmethoden.

50 % der Konsumenten kaufen keine

nachhaltigen Produkte, weil sie nicht sicher sind, ob die

Versprechen der Anbieter auch der Realität entsprechen.

64 % der heimischen Mittelbetriebe

entwickeln Geschäftsmodelle, mit denen sie eine Win-win-Situation

für das Unternehmen und die Gesellschaft erzeugen können.

Top-3-Chancen durch CSR:» Produktionssicherheit

» War for Talent

» Mitarbeiterzufriedenheit/ Motivation Top-3-Risiken

ohne CSR: » Strafzahlungen

» Produktionsausfall

» Gewinnverlust

KMU müssen vor allem vier zentrale Handlungsfelder beachten:

Markt Mitarbeiter Umwelt Gesellschaft

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Gründe, warum KMU auf Nachhaltigkeit setzen:

1] Stärkung des Kundenvertrauens und der Kundenbindung

2] Unternehmenssicherung

3] Stärkung der Mitarbeiterbindung

4] Umsatzsteigerung

5] Rekrutierung neuer Mitarbeiter

6] Reputationsgewinn allgemein

7] Erleichterung bei der Kreditaufnahme

8] Höheres Interesse von Investoren

78 % der Österreicher denken, dass das Konzept der „Nachhaltigkeit“ zu einem dauerhaften Umdenken in der Gesellschaft führen wird.

42 % der heimischen Unternehmer haben Gewinne im Zeitraum der letzten fünf Jahre für Maßnahmen im Bereich Nachhaltigkeit/verantwortliches Unternehmertum verwendet.

81 % der Österreicher sind davon überzeugt, dass KMU sich gegenüber der Gesellschaft verantwortungsvoll verhalten.

58 % der Österreicher sind davon überzeugt, dass Großbetriebe sich gegenüber der Gesellschaft verantwortungsvoll verhalten.

46 % der Österreicher denken, dass Unternehmen dem Einfluss, den sie auf die Gesellschaft haben, mehr Bedeutung schenken als noch vor zehn Jahren.

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der Unternehmen geben an, dass Veränderungen in den Bereichen Umwelt und Soziales Chancen für innovative neue Produkte und Dienstleistungen mit sich bringen.

der Konsumenten fühlen sich weltweit bereits für den Kauf nach-haltiger Produkte verantwortlich.

der Österreicher sind bereit, für umweltfreundliche Marken mehr zu bezahlen.

der Mittelbetriebe leben nachhaltige Werte aus Tradition.

der KMU sieht sich moralisch zu nach-haltigem Wirtschaften verpflichtet.

der heimischen Kleinbetriebe wol-len mit CSR ihre Risiken reduzieren.

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n den Unternehmen verantwortlich ist:

1] Eigentümer,

Geschäftsführung

2] Presse-/PR-Abteilung

3] Vorstand

4] Eigene Abteilung

Exklusiv für Leser von dieWirtschaftKMU Tagung – Zukunftsmodelle für den Mittelstand. Wo liegen die Chancen der KMU, welche Faktoren werden uns in Zukunft voranbringen, von wem können wir am meisten lernen, wer inspiriert uns? Infos: www.kmu-tagung.at

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Wie ich Kraft tanke

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Der Wind reißt den Kite in die Höhe, und Leo Hillinger rast über das Wasser davon. Er durchpflügt mit seinem Board den aufgewühlten Neusiedler See, als wäre er Profisportler und nicht Winzer von Beruf. Immer wieder hebt er ab und gleitet meterhoch in die Luft. „Ein Sport, der volle Konzentration benötigt, der einem aber im wahrsten Sinne des Wortes auch das Hirn durchlüftet“, lacht Hillinger und wischt sich sein nasses Haar aus dem Gesicht. Wenn man nur einen Steinwurf vom See entfernt aufwächst, liegen Sportarten wie das Kitesurfen natür-

lich nahe. Sich dafür Zeit zu nehmen musste er allerdings auch erst lernen. Früher, da habe er rund um die Uhr gearbeitet und alles dem Aufbau seines Unternehmens geopfert – Freizeit, Familie und sogar Gesundheit. Mittlerweile lässt er es gemächlicher angehen. Die Zeit, die er beim Kiten mit seinem Sohn verbringt, ist für ihn heute unersetzlich, ruft Hillinger durch den Wind und winkt noch einmal zum Abschied, wäh-rend die beiden davonsausen.

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Windows XP geht in Rente: Wie KMU jetzt umsteigenDer Support für Windows XP wird endgültig eingestellt. Dies kann gravierende Folgen für Unternehmen haben. Ein Umstieg auf das moderne Windows-8.1-Betriebssystem bietet nicht nur optimalen Schutz, sondern auch zahlreiche Neuerungen für eine bessere Benutzung.

Ab wann gibt es für Windows XP keinen Support mehr?Der Countdown läuft: Am 8. April 2014 stellt Microsoft den Support für das mittlerweile über zehn Jahre alte Betriebs-system Windows XP endgültig ein. Das bedeutet, dass es ab diesem Zeitpunkt keine Aktualisierungen, Sicherheitsup-dates oder technischen Support mehr von Microsoft geben wird. Zeitgleich endet auch der Support für Microsoft Office 2003. Höchste Zeit daher für kleine und mittlere Betriebe, auf ein neues Betriebssystem umzusteigen – denn es geht um die IT-Sicherheit im Unternehmen.

Welche Gefahren bestehen für KMU?Noch immer setzen rund 25 Prozent aller österreichischen KMU Windows XP ein – und wissen nicht, welchen Gefahren sie sich dadurch aussetzen. Denn das bevorstehende Ende des Supports kann gravierende Folgen für Unternehmen haben: Softwareprobleme, längere Ausfallzeiten, höhere Wartungskos-ten, keine Ansprechpartner mehr und ein allgemein erhöhtes Sicherheitsrisiko. Ein Umstieg auf das modernste Microsoft-Betriebssystem kann alle diese Sorgen auf einen Schlag lösen.

Welche Vorteile bringt der Umstieg auf Windows 8.1?Windows 8.1 macht Anwender und Unternehmen fit für die Zukunft. Der Fokus des neuesten Betriebssystems von Microsoft liegt dabei auf neuen Möglichkeiten in den Bereichen Mobile Computing, IT-Verwaltung und Sicherheit. Mit den ver-besserten Schutzfunktionen, der Geräte-Verschlüsselung und zahlreichen weiteren Neuerungen wie etwa dem gewohnten Start-Button und der integrierten Suche ist Windows 8.1 eines der modernsten Betriebssysteme, die derzeit erhältlich sind.

Wie steige ich um?Ob der PC die Systemanforderungen von Windows 8.1 er-füllt, lässt sich mithilfe des Windows Upgrade Assistenten

überprüfen. Dieser steht auf www.windows.com zum Herunterladen bereit: Einfach hier im Suchfeld „Upgrade Assistent“ eingeben. Erfüllt der PC die Anforderungen, kann man einfach per Neuinstallation zu Windows 8.1 wechseln. Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung findet sich ebenfalls auf www.windows.com: einfach in das Suchfeld „Upgrade Win-dows XP“ eintippen. Ist der Rechner jünger als drei Jahre, stehen die Chancen gut, dass das Upgrade problemlos geht. Für alle älteren Geräte gilt: Alle aktuellen PCs sind leistungs-stärker, leichter und eleganter als je zuvor – und zu einem weitaus geringeren Durchschnittspreis zu haben.

Best Practice: Prutscher Laboratory SystemsDas innovative KMU Prutscher Laboratory Systems ist auf die Planung sowie Errichtung von Laboratorien mit höchsten Qualitätsansprüchen spezialisiert und vertraut im Unterneh-mensalltag auf die kombinierte Lösung aus Windows 8.1 und Office 365.

Dem technologischen Führungsanspruch verpflichtet„Die Anforderungen unserer Kunden könnten unterschied-licher nicht sein. Damit wir diese überall und jederzeit bestmöglich erfüllen können, setzen wir auf eine Kombina-tion aus modernster Hard- und Software“, erklärt Johannes Leutner, Geschäftsführer von Prutscher Laboratory Systems. Mit Windows 8 bzw. 8.1 in Verbindung mit Office 365 hat das KMU eine maßgeschneiderte Lösung gefunden, die im Tagesgeschäft alle Freiheiten bietet und dabei auch die Faktoren Kosteneffizienz, Sicherheit, Zusammenarbeit und Datenverfügbarkeit berücksichtigt.

Informationen zum Supportende von Windows XP: www.microsoft.at/eos

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Windows XP (links) ist in die Jahre gekommen, Windows 8.1 (rechts) erfüllt heutige und künftige Anforderungen.

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Denkender Kühlschrank, schlaue Kleidung

INTERNET DER DINGE

Immer mehr Alltagsgegenstände werden miteinander ver-bunden. Von der Haustechnik über Autos und Maschinen bis hin zu Zahnbürsten. Der Netzausrüster Ericsson rechnet damit, dass bis 2020 bereits 50 Milliarden Geräte miteinander vernetzt sein werden. Das stellt klarerweise neue Ansprüche an die Netze. Beim Ausbau der Infrastruktur setzt die Indu-strie vor allem auf den superschnellen LTE-Funk. Gleichzei-tig gibt es aber immer mehr Sicherheitsfragen zu bedenken. Wenn immer mehr Geräte miteinander kommunizieren, steigt gleichzeitig die Möglichkeit der Manipulation. Berich-ten zufolge nutzten Kriminelle bereits internetfähige Kühl-schränke zum Versenden von Spam-Nachrichten.

SICHERHEITSLÖSUNGEN

Aufgrund der Snowden-Enthüllungen herrscht bei Konsu-menten und Unternehmen gehörige Verunsicherung. Einige Firmen reagieren auf die Geheimdienst-Schnüffeleien mit eigenen Angeboten. Die holländische Suchmaschine Ix-Quick verspricht, die diskreteste Suchmaschine der Welt zu sein. Die Firma Blackphone will im Sommer ein weitgehend abhörsicheres Smartphone auf den Markt bringen. Details zur Ausstattung des Handys sind allerdings noch offen. Das Schweizer Start-up Sixsq will mit Angeboten zur sicheren Datenspeicherung punkten. Security wird zunehmend zu einer Geschäftsgrundlage.

TECHNOLOGIE ZUM ANZIEHEN

Tragbare Computertechnologien werden den Alltag von Nut-zern verändern. Im laufenden Jahr sollen die Computer-Brille Google Glass sowie smarte Uhren von Herstellern wie Sam-sung den Markt umrühren. Was der Anwender davon hat? Die Kommunikationsgeräte werden zunehmend in Alltagsacces-soires und -Kleidung integriert. In der Business-Welt könnten Aktentaschen also bald der Vergangenheit angehören.

In kaum einer Branche läuft der Innovationsmotor derzeit schneller als in der mobilen Kommunikation. Sieben Trends, welche die Geschäfts-welt prägen werden.Text: Daniel Nutz

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MOBILE BANKING

Banken müssen immer heftiger um ihre Kunden kämpfen. Direktbanken setzen den klassischen Geldhäusern zu. Die traditionellen Häuser werden daher ihre Services gerade im Online- und Mobile-Sektor weiter ausbauen müssen. Die Optimierung des mobilen Angebots steht darum im Fokus vieler Banken.

MOBILES BEZAHLEN

In den Entwicklungsländern ist das Bezahlen mit dem Handy schon längst gang und gäbe. Aufgrund eines sehr löchrigen Banknetzes nützen in vielen Ländern Menschen die SMS-Funktion ihres Handys, um Zahlungen abzuwickeln. Entge-gen breitbrüstiger Ankündigungen der Branche hat sich das Bezahlen via Smartphone bei uns noch nicht durchgesetzt. Das Problem: Die Angst vor Missbrauch konnte den Handy- nutzern vonseiten der Industrie noch nicht genommen wer-den. Das soll sich nun aber ändern. Beim Mobile World Con-gress in Barcelona verkündeten Samsung und PayPal eine Allianz, damit Kunden mit ihrem Fingerabdruck auf dem Smartphone einen Zahlungsvorgang autorisieren können.

INDOOR-NAVIGATION

Die mobilen Navigationsmethoden werden immer genau-er. Mittels WLAN oder iBeacons kann man punktgenau in Gebäuden navigieren. Damit entstehen auch ganz neue kommerzielle Möglichkeiten: Nutzer können zum Beispiel beim Betreten oder Vorbeigehen eines Shops Gutscheine oder Informationen direkt aufs Smartphone erhalten. Auch in Sachen Datensammlung werden Unter-nehmen profitieren: In Form von Headmaps können Bewegungsströme aufgezeichnet und für geschäftliche Zwecke ausgewertet werden.

ALTERNATIVE BETRIEBSSYSTEME

Derzeit beherrschen Apples iOS und das Android-System von Google den Markt. Sie treiben mehr als 90 Prozent aller Smartphones an. Doch es gibt Versuche, Alternativen zu ver-breiten. Dazu zählen Firefox OS und Ubuntu, die auf Open Source setzen und ihren Quellcode im Internet veröffentli-chen. Nokia arbeitet mit einer Alternativ-Version von An-droid ohne Google-Dienste. Zudem wird erwartet, dass Win-dows Phone 8 Marktanteile gewinnen wird. Welches Betriebs-system auf dem Handy, Tablet oder Gadget läuft, spielt eine wichtige Rolle, weil Entwickler ihre Apps daran anpassen. Entsprechend gibt es viele Zusatzprogramme nur für die ver-breiteten Systeme.

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Gut gelegen?Immobilien: Nur wer das passende Geschäftslokal hat, kann am

Konsumkuchen mitnaschen. Aber welche Kriterien sind bei der Auswahl der Wunschimmobilie ausschlaggebend?

Text: Heinz Erdmann

„Einkäufe per Computer werden niemals die Freuden des persönlichen Einkaufens ersetzen können“, behauptete der amerikanische Trendfor-scher John Naisbitt schon vor geraumer Zeit. Und tatsächlich trüben Online-Shops das Interesse der Konsumenten am stationären Handel kaum. Außerdem kommt die Konjunktur in etlichen Ländern endlich wieder in Schwung. So verwundert es nicht, dass laut einer aktuellen Studie des Immobiliendienstleisters CBRE global tätige Einzelhändler wieder umfangreiche Expansionspläne hegen.

Der attraktivste Markt ist dabei Deutschland, wo vierzig Prozent der befragten Retailer 2014 neue Geschäftslokale eröffnen wollen, gefolgt von Frankreich und Großbritannien. Doch die Alpenrepublik braucht sich nicht zu verstecken. Mit 22 Prozent belegt sie ex aequo mit China den vierten Platz. Walter Wölfler, Head of Retail CEE bei CBRE, merkt dazu an: „Österreich gilt als stabiler und interessanter Markt sowie als Tor zur CEE-Region. Die Zahl der kaufkräftigen Touristen steigt ebenso wie die Anzahl der Fünf-Sterne-Hotels. Diese Fakten sowie die Tatsa-che, dass in den letzten Jahren Luxus-Geschäftsflächen in der Wiener Innenstadt geschaffen wurden, machen den Standort für internationale Retailer interessant.“

International teure Top-AdresseDas macht sich naturgemäß auch preislich bemerkbar. Wer an Öster-reichs Top-Adresse am Wiener Kohlmarkt Handel treiben möchte, muss tief in die Tasche greifen. Gemäß dem aktuellen Geschäftsflächenbe-richt des heimischen Immobiliendienstleisters EHL kratzen die Mie-ten ebendort mit bis zu 350 Euro pro Quadratmeter und Monat bereits am europäischen Spitzenfeld. Aber ist so eine Lage wirklich ein Muss? Welche Prioritäten gilt es, bei der Auswahl der Geschäftsflächen zu set-zen? „Zuallererst muss der Unternehmer wissen, welche Kunden er sich erwartet, und vor allem, was er sich leisten kann“, rät Jörg Bitzer, Leiter der Abteilung Einzelhandelsimmobilen von EHL, und verweist darauf, dass die Höhe der Miete mit einem Anstieg der Passantenfrequenz kor-respondiert. Sprich, besser frequentierte Lagen sind wesentlich teuer als weniger frequentierte. Und das trifft auf ganz Österreich zu.

Auch in puncto Ausstattung und Raumaufteilung ist der Mieter gefragt. Der heimische Markt präsentiert sich diesbezüglich vielfäl-tig. „Am häufigsten nachgefragt werden Lokale mit 100 Quadratme-tern Verkaufsfläche – idealerweise gerade geschnitten – und mit einer Front zwischen acht bis sechs Meter“, so Bitzer. Ins selbe Horn stößt

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Reinhard Prüfert, Geschäftsführer der Örag Immobilien Vermittlungs-gesellschaft mbH: „Die Mikrolage, also das unmittelbare Umfeld des Geschäftslokals wie die Verkehrsinfrastruktur oder die Passantenströ-me, ist zwingend zu prüfen.“ Als Tipp für eine gute Location, die quasi in den Startlöchern scharrt, verweist Prüfert in der Bundeshauptstadt auf das Areal um den neuen Hauptbahnhof im zehnten Bezirk. Dortigen Nebenlagen könnte ein Boom à la Neubaugasse oder Karmelitermarkt blühen. Und gerade bei Nebenlagen sind österreichweit manche „Loka-le“ besonders verlockend. Vor allem Flächenreduktionen bei Banken, Post oder Polizei haben dem Markt in letzter Zeit zusätzliche Angebote beschert.

Aber was muss mein neuer Verkaufsraum eigentlich können? Auch hier gilt das Prinzip der Nutzeranalyse. Einheitliche Deckenhöhen oder gängige IT-Standardausstattungen wie man sie beispielsweise bei hei-mischen Büroimmobilien findet, gibt es bei Verkaufsflächen mit Aus-nahmen von Shopping-Centern und Fachmarktzentren nicht. Wo gera-de Shopping-Center auch in der Mietvertragsgestaltung eine Besonder-heit aufweisen. Neben einer pauschalierten Mindestmiete fällt in den Einkaufstempeln der Moderne eine zusätzlich Umsatzmiete an.

Apropos Einkaufszentren: Laut dem EHL-Geschäftsflächenbericht sind diese gefragt wie noch nie. Vor allem in Wien übersteigt das Ange-bot die Nachfrage bei weitem – trotz starker Neuflächenproduktion. Allein heuer rechnen die Experten mit zusätzlichen 60.000 Quadratme-tern (Hauptbahnhof, Goldenes Quartier, City Gate im Norden der Stadt, Erweiterung Auhofcenter) in der Donaumetropole. „Die Vorvermietung für alle vier großen Projekte verläuft ausgezeichnet“, weiß Bitzer.

Trend zu Pop-up-StoresAber wie sehen die Mietverträge für Geschäftsflächen aus (siehe Kasten)? Auch hier gibt es zahlreiche Varianten, wobei der unbefristete Mietver-tag einer aussterbenden Gattung anzugehören scheint. Gängige Praxis ist eine vereinbarte Mietvertragsdauer zwischen fünf und zehn Jahren. Danach wird neu verhandelt. Neben den klassischen langfristigen Mie-ten setzt sich nun auch in Österreich ein neuer internationaler Trend immer mehr durch. Pop-up-Store nennt sich das neue Trendkonzept bei Handelsimmobilien. Stores tauchen dabei ebenso überraschend auf, wie sie wieder verschwinden. Und das an möglichst originellen Orten wie in ehemaligen Fabriks-, Markthallen oder in anderen leerstehenden Gebäuden. Wer sich auf den Trend einlässt, muss zwar nicht so langfri-stig planen, aber dafür immer wieder aufs Neue die Lage prüfen.

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Bürokultur zur Miete Immobilien: Zeitgenössische Kunst ist für viele Unternehmen ein Imagefaktor

geworden. Wem der Miró fürs Büro aber zu teuer ist, für den gibt es die wesentlich günstigeren Mietvarianten – steuerschonend versteht sich.

Text: Heinz Erdmann

Wenn Valentin Kenndler über sein Business spricht, ist die Begeisterung nicht zu überhören. Kein Wunder, denn Kenndler, Geschäftsführer der Kunstvermietung und Kunsthandels GmbH artware, hat es sich zum Ziel gesetzt, vermehrt Kunst und Kultur in den Büro- und Arbeitsalltag heimischer Unternehmen zu bringen. „Aktuelle Kunst im Unternehmen wirkt nach innen und außen“, ist er vom Nutzen überzeugt. „Nach innen schafft sie Kommunikations-, Diskussions- und Reibungsflächen für Mitarbeiter. Nach außen transportiert sie ein gewisses Image, repräsen-tiert eine innovative und offene Unternehmensstruktur und unterstützt zudem das Selbstbildnis eines Unternehmens“, so Kenndler.

Mietkosten steuerlich absetzbarDer Haken an der Sache: Kunstankauf ist ein teures Vergnügen. Den Van Gogh hinterm Schreibtisch, den Mondrian im Besprechungszimmer oder den Picasso in der Teeküche wollen sich nur die allerwenigsten Unternehmen leisten. Überdies ist der Erwerb von Kunstwerken hierzu-lande nicht absetzbar. Und: „Viele trauen sich nicht, direkt in Kunst zu investieren. Die Eintrittsschwelle dafür ist sehr hoch, auch weil oftmals der kunstgeschichtliche Hintergrund fehlt“, weiß Kenndler. Sein Alter-nativvorschlag: Kunst zur Miete – voll steuerlich absetzbar.

Über 4.000 Werke zeitgenössischer Künstler hält er für stilbewus-ste Unternehmer zur Miete bereit. Unter den Machern finden sich so klingende Namen wie Herbert Brandl, Franz West, Günther Domenig oder Peter Kogler. Laut Kenndler haben sich in der Vergangenheit streng limitierte Druckgrafiken in einer Größe 70 x 100 cm besonders gut als „Mietkunst“ bewährt: „Das fördert die Einheitlichkeit.“ Potenzielle Kun-den finden sich in fast allen Segmenten. „Oftmals sind es aber Unter-nehmen, die im Dienstleistungssektor tätig sind und kein konkretes Produkt erzeugen – also Kommunikationsbüros, Consulter oder Anwäl-te“, so der Artware-Boss.

Verrechnung auf FlächenbasisAber was kostet nun ein Brandl für die Chill-out-Zone? „Wir verrechnen nach Fläche. Eine 3 x 3 Meter große Fläche kostet 1.700 Euro jährlich, jede weitere Fläche 700 Euro“, erzählt Kenndler. Im Preis sind allerdings alle Nebenkosten wie Auswahlberatung, Rahmung, Transport oder Ver-sicherung bereits inkludiert. Üblicherweise behalten Unternehmen die Mietobjekte zwischen drei und fünf Jahren, in manchen Fällen auch länger. Ein weitere Vorteil der Mietvariante: Die Werke können jederzeit und je nach Belieben gegen andere ausgetauscht werden.

Für Unternehmen, die keine Produkte herstellen, ist Kunst ein gute Möglichkeit, konkretes Image zu transportieren.

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Neue Hybride fürs Business

Fuhrpark: Der Hype um E-Fahrzeuge ist etwas abgeflaut. Kein Wunder. Hinsichtlich Reichweite und Ladeinfrastruktur sind diese doch noch eingeschränkt.

Die WIRTSCHAFT hat sich darum das derzeit innovative Segment der Hybride vorgenommen und stellt die Top-Business-Modelle vor.

Text: Gregor Josel

LEXUS CT 200H

Bereits seit 2011 ist der CT200h auf dem Markt, nun hat Lexus den hybriden Kompakten umfangreich über-arbeitet. In der Einstiegsversion stößt der neue Lexus-Hybrid nur noch 87 Gramm CO2 pro Kilometer aus und verbraucht kombiniert nur noch 3,8 Liter Benzin auf 100 Kilometer. Die neue NoVA beträgt für den CT 200h beträgt nur zwei Prozent. Der Einstiegspreis liegt bei 29.820 Euro.

Nach dem erfolgreich eingeführten S 400 HYBRID startet nun auch das zweite Hybridmodell der Mercedes-Benz S-Klasse in den Markt: Der S 300 BlueTEC HYBRID begnügt sich im kombinierten Zyklus mit 4,4 Liter Diesel pro 100 km, stößt

115g CO2/km aus, und erfüllt die Kriterien der Ener-gieeffizienzklasse A+. Beim S 300 BlueTEC HYBRID kombiniert Mercedes-Benz den 2,2-Liter-Vierzylinder-Dieselmotor mit 150 kW (204 PS) Leistung mit einem leistungsstarken Hybridmodul. Zu haben ist das neue Oberklassen-Hybridmodell mit Stern ab 86.150 Euro inklusive fünf Prozent NoVA.

MITSUBISHI OUTLANDER PHEV

Eine perfekte Kombi-nation aus emissionsfreier, inner-städtischer Mobilität und vollumfänglichen Assets eines komfor-tablen Geländewagens bietet der neue Mitsu-

bishi Outlander PHEV mit seinem Plug-in-Hybridan-trieb. Rein elektrisch kommt der Outlander PHEV rund 50 Kilometer weit, was für den durchschnittlichen täg-lichen Weg zur Arbeit ausreichend ist. So ist man unter der Woche rein elektrisch unterwegs, setzt bei weiteren Fahrten dann aber zusätzlich auf den 121 PS starken Benzinmotor. Durchschnittlich ist so im Hybrid-Betrieb ein Verbrauch von 1,9 Litern (44 g CO2 / km) möglich, bei einer Reichweite von rund 800 Kilometern. Der neue Outlander PHEV startet demnächst in Österreich und ab voraussichtlich 49.000 Euro.

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DIRECT RESPONSE HYBRID

Mit dem Q50 bietet Infiniti eine eindrucksvolle und äußerst komfortable Alternative zu den üblichen

Business-Limousinen à la BMW 5er oder Audi A6 und Co. Den Q50 hat Infiniti auch als Hybridmodell im

Programm, das auf eine Kombination aus 302 PS starken V6-Benzinmotor und 50

kW starken E-Motor setzt. Die Systemlei-stung von insgesamt 364 PS macht den Q50

Hybrid zu einem echten Sportler, der trotz beeindruckender Fahrleistungen durch-

schnittlich nur 6,2 Liter auf 100 Kilometern verbraucht und dabei 144 g CO2 / km aus-

stößt. Mit Heckantrieb ist der Q50S Hybrid ab 53.698 Euro zu haben.

Mit Allrad ab 57.441 Euro.

MERCEDES S 300 BLUETEC HYBRID

Für Unternehmen, die keine Produkte herstellen, ist Kunst ein gute Möglichkeit, konkretes Image zu transportieren.

Page 38: Die Wirtschaft 04/14

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BMW I8

Kommenden Juni startet BMW mit der

Auslieferung des neuen Plug-In-Hybrid-

Supersportlers i8. Rein elektrisch

erreicht der i8 einen Topspeed von

120km/h und verfügt über 37 Kilometer

Reichweite. Zusätzlich zum 96 kW starken E-Motor verfügt der

umweltschonende Supersportler über einen Dreizylinder-Ben-

zinmotor mit 231 PS und kommt somit auf eine Gesamtleistung

von 362 PS. Den Sprint auf 100km/h schafft der i8 in nur 4,4

Sekunden, der Durchschnittsverbrauch im EU-Testzyklus liegt

bei 2,1 Liter auf 100 Kilometer. Den Praxisverbrauch gibt BMW

mit unter fünf Litern an. Der Preis für den grünen Supersport-

ler von BMW liegt bei 129.900 Euro.

VW GOLF GTE

Ebenfalls voll alltagstauglich wie ein

Standard-Modell, aber wahlweise rein

elektrisch unterwegs ist der neue VW Golf

GTE, der ebenfalls auf Plug-in-Hybrid-

Technologie setzt. Ist der GTE mittels

Steckdose voll aufgeladen, kommt er

emissionslos bis zu 50 Kilometer weit. Im

Hybrid-Modus leistet der Golf GTE mit seinem

1,4-Liter-TSI-Benziner mit 150 PS und dem E-Motor mit

102PS kombiniert beeindruckende 204 PS und ist bis zu

222 km/h schnell. Die Gesamtreichweite liegt im Hybrid-

Modus bei 939 Kilometern, der Durchschnittsverbrauch

bei nur 1,5 Litern, und der CO2-Ausstoß bei 35 Gramm pro

Kilometer. Der Marktstart erfolgt im kommenden Herbst,

die Preise werden bei knapp über 35.000 Euro beginnen.

Page 39: Die Wirtschaft 04/14

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Trend: Plug-in-HybridDer Plug-in-Hybrid vereint die indivi-duellen Vorteile der Welt der E-Mobili-tät und den Bereich der Verbrennungs-motoren. Dabei können Batterien auch mittels externen Stromanschlusses geladen werden. Dieser Antrieb er-möglicht es, tägliche kürzere Strecken rein elektrisch zurückzulegen, verfügt aber zusätzlich über einen klassischen Verbrennungsmotor, um volle All-tagstauglichkeit zu gewährleisten: Bei klassischen Hybrid-Fahrzeugen dient der E-Motor lediglich zur Unterstüt-zung des Standardantriebs.

PEUGEOT CROSSOVER 3008

Bei Peugeot ist seit einigen Monaten auch

der Crossover 3008 als Hybrid zu haben. Er

setzt auf einen klassischen Hybrid-Antrieb

dessen Full-Hybrid-Antriebskonzept einen

2,0-Liter- HDi-Dieselmotor mit 163 PS mit

einem 27 kW starken E-Motor verbindet. Der Verbrauch

beläuft sich auf nur 3,4 Liter je 100 Kilometer, was CO2-

Emissionen von 88 g/km entspricht. Der Fahrer kann

zwischen vier verschiedenen Betriebsmodi – Auto, ZEV,

Allrad und Sport – wählen, wobei im ZEV auch kurzzeiti-

ges, rein elektrisches Fahren möglich ist.

Der Einstiegspreis liegt bei 34.290 Euro.

Page 40: Die Wirtschaft 04/14

40 die wirtschaft Nr. 4 | April '14

Es kann Fluch und Segen sein, unterschätzt zu werden. Das gilt im Busi-ness wie in der Autobranche gleichermaßen. Der Nachteil des Unter-schätztwerdens: Man wird nicht mal zum Stellen eines Angebotes ein-geladen und bekommt den Auftrag nicht. Der Vorteil: Man kann den Überraschungsmoment für sich nutzen. Die Erwartungen übertreffen. Positiv auffallen und begeistern.

In dieser Situation befindet sich KIA. Der südkoreanische Herstel-ler, der inzwischen von Hyundai übernommen wurde, kam als absoluter Außenseiter in den europäischen Markt und schaffte mit attraktiven Preisen einen guten Start. 2012 lag der Anteil an den österreichischen Neuzulassungen 3,8 Prozent, was einem Plus von 13,4 Prozent gegen-über 2011 entspricht. Doch genug der Fakten.

Dieser Test war auch meine Premiere in einem KIA. Ich verband zunächst vor allem zwei Attribute mit der Marke: günstiger Preis und schönes Design. Und wahrlich, der neue Optima ist nicht umsonst für sein Design ausgezeichnet worden. Formschöne Linien, ansprechendes Lichtdesign und die Neuheit des Modells machen ihn zum Hingucker. Da würde sich die große Aufschrift „Ja, ich bin ein KIA. Leider geil, nicht?“ gut aufs Auto passen und viele zum Schmunzeln bringen.

Doch wie ist er nun um seine inneren Werte bestellt? Ich übernahm den Optima in Salzburg und machte mich auf nach Innsbruck, dann weiter nach Lienz, vorbei am Großglockner. Autobahn, steile Bergstra-ßen und gemütliche Landstraßen – alles war dabei. Und ich war über-rascht. Sehr sogar. Denn der Wagen fühlte sich richtig gut an. Auch wenn das Hybrid-System sicher nicht für rasante Bergstraßen ausgelegt

ist, so überzeugt es umso mehr in der Ebene. Es ist ein entspanntes Glei-ten, das auch beim Verbrauch hält, was es verspricht. Auf sechs Liter Verbrauch komme ich ohne Selbstgeißelung. Das flüsterleise Anfahren im Elektromodus bleibt außerdem eine faszinierend angenehme Ange-legenheit. Das, kombiniert mit der tollen Ausstattung, lässt in mir ein „Oberklassen-Feeling“ hochkommen.

Letztendlich muss ich sagen: Ich habe ihn unterschätzt und bin dar-um umso mehr überrascht. KIA katapultiert sich in meiner Markenwelt aus dem Nirwana auf Augenhöhe mit europäischen Marken. So wird es wohl vielen gehen, die einsteigen und ein paar Kilometer mit ihm fah-ren. Das Gute für KIA: Die positive Überraschung führt zu einer höheren viralen Kraft. Denn Überraschungen bleiben im Kopf hängen und man erzählt gerne von ihnen. So wie ich jetzt eben.

KIA Optima Active Pro Hybrid Motor: 2,0-Liter-Benziner mit 110 kW (150 PS)E-Motor: Magnet-Synchromotor mit 35 kW (48 PS) mit 5.3 AhBeschleunigung 0–100 km/h: 9,2 SekundenMaximales Drehmoment: 180 Nm (Benziner), 205 Nm (Elektro)Verbrauch auf 100 km: 5,1 l (Mischwert) bei 119 g/km (CO2)Preis: Ab 37.410,– Euro (inkl. NOVA und 20 % MWst.)www.kia.at

Im Test: KIA Optima Hybrid Unterschätzter Schönling

Offenbachers Asphaltgeschichten

Hannes Offenbacher ist Unternehmer und Neudenker. Er bloggt auf www.bessergehtsimmer.at

Han

nes

Offe

nbac

her

Page 41: Die Wirtschaft 04/14

die wirtschaft Nr.4 | April '14 41

Was wir toll finden: Dass eine Tätigkeit, die unter anderen Bedingungen

extrem nervt, auch spielerisch erledigt werden kann.

Was uns überrascht: Dass man für 390 Euro ein wirklich sinnvolles Management-Tool

erhält. Man bedenke nur, was eine Beraterstunde kosten kann.

Was man sich von der Idee abschauen kann:Den Spaßfaktor und den Susi-Sorglos-Charakter. Was gibt es

schließlich Schöneres, als ein Hilfsmittel an die Hand zu bekommen, das eine komplexe Aufgabe einfach werden lässt?

Unser Wunsch: Alle Bedienungsanleitungen sollten genauso aufgemacht sein.

Über 260 Einzelteile stecken in der InnovationsBox: von der Anleitung bis zur Uhr.

Geschäftsidee des Monats

Die Idee:

So viel steht fest: Unternehmen müssen laufend innovieren. Leider gestaltet sich der Weg zur tollen Idee aber nicht immer ganz einfach. Braucht es doch einen strukturierten Prozess und auch die passenden Arbeitsmaterialien, um zu einem sinnvollen Ergebnis zu kommen. All das finden Unternehmer jetzt in einer praktischen Schachtel mit dem Namen InnovationsBox. Sie ist so groß wie eine Schuhschachtel und wie ein Gesellschaftsspiel aufgebaut – mit einfacher Schritt-für-Schritt-Anleitung und inklusive aller Materialien. Vier bis sechs Per-sonen sollen damit in der Lage sein, bis zu 100 Ideen in fünf Stunden zu entwickeln. Der klar strukturierte Innovationsprozess führt sie dazu durch fünf Etappen – von der Erstellung des Briefings bis zur Auswahl der besten Ideen.

Die Vorteile:

Wer eine Idee braucht, muss die InnovationsBox nur noch unter den Arm klemmen und kann in jedem beliebigen Raum Ideen entwickeln. Sie soll dabei helfen, das Zeitbudget für die Entwicklung neuer Ideen kalkulierbar und die Kosten überschaubar zu machen. So wird es auch möglich, komplexe Innovationsprozesse selbstständig durchzufüh- ren.

Der Anbieter:

Das ideeomat-Team besteht aus zwei Damen, die interdisziplinäres Wis-sen und aktuelle Forschung in Tools für Arbeit und Leben verpacken. Elisabeth Samhaber unterstützt als Managerin von Forschungs-, Kunst- und Medienprojekten seit Jahren Menschen dabei, Ideen voranzutreiben und zu realisieren. Ihre Partnerin Johanna Gradauer konzentriert sich darauf, Arbeitsräume so zu gestalten, dass die kreativen Kräfte zwischen Produktivitätsdruck und Innovationsanspruch lebendig bleiben. www.ideeomat.at

Ausgefallen, witzig, innovativ: Die WIRTSCHAFT präsentiert in jeder Ausgabe ein neues Businessmodell, das Schule machen

könnte. Die Redaktion freut sich über Tipps und Infos: [email protected]

Einfach mal aus der Box denken

Page 42: Die Wirtschaft 04/14

42 die wirtschaft Nr. 4 | April '14

Wer kontrollieren sollteFinanzlöcher, wie sie jetzt im Burgtheater aufgetaucht sind, entstehen nicht von heute auf morgen. Es gibt schließlich ein Budget, das keine Überraschungen zulassen sollte. Zudem gibt es in Kapitalgesellschaften und größeren GmbHs einen Aufsichtsrat. Dieser überprüft das Risiko-management sowie das interne Kontrollsystem und erstattet den Gesell-schaftern darüber Bericht. Der externe Wirtschaftsprüfer baut darauf auf und muss dann ebenfalls beurteilen, ob das Kontrollsystem auch aus seiner Wahrnehmung und Prüfpflicht funktioniert. Deswegen ist ein Hervortreten eines solchen Loches äußerst unwahrscheinlich.

Absicht oder Versehen?Der Abschlussprüfer prüft allerdings nicht jeden einzelnen Geschäfts-fall, er prüft vielmehr stichprobenartig. Das interne Kontrollsystem, das offenbar bei den letzten medial hochgekochten Fällen nicht ausreichend überprüft worden ist, sollte also zweimal gecheckt worden sein – durch den Aufsichtsrat und durch den Wirtschaftsprüfer. Zudem müssenGesellschaften dieser Größenordnung nach dem Vier-Augen-Prinzip agieren. Doch wenn diese vier Augen betrügerisch zusammenspielen, ist es schon möglich, das interne Kontrollsystem zu unterlaufen.

Was passiert, wenn etwas passiert?Der Abschlussprüfer hat bei Wahrnehmung seiner Prüfaufgabe festzu-stellen und zu warnen, wenn er einen Verstoß gegen Gesetz und Satzung oder eine Bestandsgefährdung feststellt. Wenn er also ein Finanzloch bemerkt, muss er das in einem Frühwarnbericht dem Aufsichtsrat und der Geschäftsführung kundtun. Öffentlich wird es damit aber nicht. Im Abschlussbericht hat er anzumerken, dass er von seiner Frühwarn-pflicht Gebrauch gemacht hat. Die Bestandsgefährdung muss dann

beseitigt werden, da es sonst kein Testat gibt. Wenn Sie also ein Loch von 13 Millionen feststellen, müssen Sie sich überlegen, wer das bezahlt.

Eine Frage der VerantwortungGeorg Springer, Aufsichtsratsvorsitzender der Bundestheater-Holding, hat in einem Interview zugegeben, dass er Mitverantwortung trägt. Er ist allerdings erst nach einiger Zeit als Aufsichtsratsvorsitzender zurückgetreten und hat seine Position als Geschäftsführer der Hol-ding behalten. Das zeichnet doch ein sehr eindeutiges Bild, was man in Österreich unter Verantwortung versteht. In Deutschland müsste man sofort zurücktreten und zwar von allen Funktionen. Ausgehend von dem, was im Burgtheater passiert ist, muss man sich also fragen, was uns vielleicht noch bei Volksoper und Staatsoper erwartet, wo Springer ebenfalls Aufsichtsratsvorsitzender gewesen ist. Doch der Aufsichts-ratsvorsitzende ist immer nur so stark wie sein Aufsichtsrat.

Schlechte Leistung wegen Dumpings Bei dem Auswahlverfahren des Abschlussprüfers spielen sich leider furchtbare Dinge ab, da hier ein enormer Preiskampf eingesetzt hat. Dieses Dumping führt dazu, dass Prüfungen zu sehr niedrigen Preisen angeboten werden. Natürlich kann aber nur in einem Ausmaß gearbei-tet werden, das auch bezahlt wird. Die Leistung muss deshalb immer schlechter werden, auch wenn das abgestritten wird. Weil alle versu-chen, durch Bestpreise das Mandat zu erhalten, geht die Qualität der Abschlussprüfung verloren und damit der Mehrwert, den sie bringen könnte. Denn der Prüfer sieht bei entsprechender Zeit sehr viel, worauf er dann hinweisen kann. Im Aufsichtsrat müsste man deshalb stärker darauf achten, ob die Lei-stung mit den Kosten zusammenpasst.

Diesmal zum Thema: Aufsicht und Prüfung

Wenn in staatsnahen oder „systemrelevanten“ Unternehmen enorme Finanzlöcher auftauchen, stellt sich die Frage: Hätte das nicht früher bemerkt werden müssen? Alfred Brogyányi, Vizepräsident der Kammer der Wirtschaftstreuhänder, erklärt, wo es krankt.

Interview: Stephan Strzyzowski

... bekommt auch nicht die volle Leistung, ...

... kritisiert Alfred Brogyányi .

Ein paar klare Worte, bitte!Fl

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Wer bei der Abschlussprüfung den kleinsten Preis bezahlt, ...

Page 43: Die Wirtschaft 04/14

ÖKOLOGIE

NACHHALTIGES WIRTSCHAFTEN

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Page 44: Die Wirtschaft 04/14

44 die wirtschaft Nr. 4 | April '14

Eine Frage des BärenDer kleine Wasch- und Reinigungsproduzent Fit im ostdeutschen Hirschfelde

wächst rasant. Er kauft und poliert bekannte Marken auf, die bei Konzernen ins Abseits geraten sind. Was große Hersteller nervt, das kann kleine stark machen.

Wenn sie es schlau angehen. Text. Daniela Schröder

Wolfgang Groß steht in einem Raum voller Waschmaschinen. Er trägt einen dunkelblauen Anzug, über seine Krawatte zieht sich ein Muster aus Palmen, Segelschiffen und Männchen in Hängematten. Groß schiebt sich die Lesebrille in die Haare und bohrt die Nase in ein weißes Frotteehandtuch. „Kopf-, Herz- und Basisnote, wie bei einem guten Par-fum“, sagt er und philosophiert über die Kraft der Düfte.

Groß (62) ist Inhaber und Geschäftsführer des kleinen Wasch- und Reinigungsmittelherstellers Fit GmbH im sächsischen Hirschfelde. Der Raum mit den zwei Dutzend Haushaltswaschmaschinen ist das Test-labor des 200-Mitarbeiter-Unternehmens. „Duft ist bei uns ganz klar Chefsache“, sagt Fit-Marketingleiter Markus Jahnke und zwinkert. „Macht ja auch Spaß“, sagt Groß und riecht am nächsten Handtuch.

Die Düfte im Frotteestoff stammen aus Plastikflaschen mit rosa-farbenem, hellgrünem, gelbem und blauem Inhalt, das Etikett der Fla-schen zeigt ein fröhliches Bärchen. Kuschelweich heißt die Weichspü-ler-Marke. Im Spätsommer 2009 kaufte Groß sie dem Konsumgüterkon-zern Unilever ab. Seit der Übernahme geht bei Fit der Umsatz durch die Decke. Schon 2010 sprang er von 38 auf 58 Millionen Euro, ein Viertel davon entfiel auf die Marke mit dem Bären. 2012 verbuchte der Mittel-ständler einen Rekordumsatz von knapp 120 Millionen Euro – gut 40 Prozent davon spülte Kuschelweich in die Kasse.

Eine echte Erfolgsgeschichte. Allerdings knüpfte Fit mit dem neu-en Produkt nicht da an, wo der Konzern aufgehört hatte. Im Gegenteil. Groß und seine Mitarbeiter polierten die berühmte Marke wieder auf, schöpften brachliegende Potenziale aus und entwickelten das Produkt in Punkten weiter, die bei Verbrauchern in Deutschland als entschei-dende Kaufkriterien zählen.

Was Groß und Klein unterscheidetEin international agierender Hersteller dagegen will globale Marken entwickeln und führen. Dabei orientiert er sich an den Kundenwün-

schen in den umsatzstärksten Märkten. Mehrere Varianten einer Marke zu unterhalten, um die Verbrauchervorlieben in verschiedenen Ländern und Regionen zu bedienen, das zahlt sich aus Konzernsicht nicht aus. Zudem braucht Markenführung Weitsicht und eine langfristig angeleg-te Strategie, schließlich lebt eine Marke vom Vertrauen der Verbraucher. Die konzerntypische „Umsatz jetzt“-Denke steht dem jedoch im Weg.

Bei Unilever war Kuschelweich zuletzt ins Abseits geraten. Im Jahr 2000 hatte der Konzern ein Wachstumsprogramm gestartet und straffte sein Portfolio, dabei konzentrierte er sich auf die Spartenführer in Eu- ropa und auf die globalen Goldesel. Nationale Marken wie Kuschel-weich, 1969 von Unilever selbst für den deutschen Markt konzipiert, brachten zu wenig ein. So begann eine Abwärtsspirale: Erst schrumpfte das Werbebudget, dann der Marktanteil, daraufhin wieder das Werbe-budget. Am Ende machte die Traditionsmarke mit dem Bären nur noch mickrige viereinhalb Prozent des Weichspüler-Marktes aus.

Das Geschäft mit der Wäschepflege gilt als knallhart. Günstige Han-delsmarken sind weiter auf dem Vormarsch, die Discounter rufen eine Schnäppchenschlacht nach der anderen aus, ein Großteil des Umsat-zes läuft über Sonderaktionen. Das Produktmerkmal weiche Wäsche ist längst ein Muss, auch ein attraktiver Duft gilt mittlerweile als Pflicht. Besonders für Markenprodukte ein insgesamt schwieriges Umfeld.

Eine Marke mit Strahlkraft Als Groß von Handelspartnern hörte, dass Kuschelweich zu haben sei, rief er trotzdem sofort bei Unilever an. Stimmt, hieß es dort, wollen wir verkaufen. Der Fit-Chef war elektrisiert. Allein schon der Name! Ein kla-res Versprechen der Produktleistung, komprimiert in einem Adjektiv. Dazu das kuschelig weiße Bärchen, wie es sich entspannt in einen Stapel flauschiger Handtücher fallen lässt. Ein Klassiker der Fernsehwerbung, kaum jemand, der beim Namen Kuschelweich nicht an den jahrzehnte-lang ausgestrahlten TV-Spot denkt. „Mir war klar, dass die Marke Strahl-

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die wirtschaft Nr.4 | April '14 45

kraft besitzt“, sagt Groß. „Es gab keinen Grund, der gegen sie sprach.“ Genau die richtige Einstellung, meint Andreas Pogoda von der Hambur-ger Markenberatung Brandmeyer. Zwar sei das Prüfen aller Zahlen und Fakten beim Kauf einer Marke Pflicht, ein Durchleuchten der Bilanz, nicht anders als beim Kauf eines Unternehmens. „Aktueller Umsatz und Gewinn sollten aber nicht ausschlaggebend sein“, sagt Berater Pogoda. „Entscheidend ist die Kraft der Marke: Wie stark ist ihre Einzigartigkeit, wie stark ist ihr Image in den Köpfen der Kunden verankert?“

Auf die Markentreue der Verbraucher verließ sich Fit-Chef Groß schon bei seinem Start tief im Dreiländereck Deutschland-Polen-Tschechien. Der promovierte Chemiker aus Mannheim hatte lange für Konsumgüter- und Pharmakonzerne gearbeitet, erst in der Forschung, später im Marketing. Anfang der 1990er wollte er sich selbstständig machen. Und fand auf der Suche nach der passenden Firma das Fit-Werk an der Grenze zu Polen, Produktionsstätte des gleichnamigen DDR-Spülmittels. Nach der Wiedervereinigung lag der Betrieb am Boden, plattgewalzt vom Boom der Westprodukte.

Aber Fit war nicht nur das Ost-Synonym für Geschirrreiniger, es war eine Allzweckwaffe, fast schon ein Mythos. 1954 auf den Markt gekommen, seitdem benutzt zum Teller spülen, Fenster putzen, Autos waschen, Läuse bekämpfen. Dazu die henkellose Flasche, geformt wie der Rote Turm, das Wahrzeichen von Chemnitz. Ganz schön gestrig. Doch Groß sah in der alten Ostmarke Zukunftspotenzial, er setzte auf ein Revival der vertrauten Produkte. „Tradition spielt eine große Rolle“, sagt er. „Was man gewohnt ist, das möchte man bewahren, das ist bei Marken ganz genau so.“

Tatsächlich ging es für Fit im Osten schnell wieder aufwärts, nach und nach führte es auch der Handel im Westen. Damit der Hersteller wachsen konnte, war eine Marke jedoch zu wenig. Groß entschied sich für den Einstieg ins Waschmittelgeschäft, kaufte Anlagen und Maschi-nen, investierte in sein Labor. Eigentlich sollten Handelsmarken dazu

kommen. Dann erfuhr Groß, dass sein ehemaliger Arbeitgeber Procter & Gamble kurz davor stand, die Waschmittelmarken Rei, Rei in der Tube und Sanso zu verkaufen. Auch der US-Konzern straffte zu der Zeit sein Portfolio und stieß wieder ab, was ihm vor Jahrzehnten die Tür in den deutschen Markt geöffnet hatte. Groß bekam den Zuschlag.

Seitdem streckte er immer wieder die Fühler aus, streute in der Branche, dass er sich für weitere Marken interessiere, sicherte sich den Rückhalt seiner Banken. Als die Kaufoption Kuschelweich akut wurde, war der Fit-Chef vorbereitet. Zumindest auf das Finanzielle. Denn die Aufgabenliste bei Kuschelweich war lang.

Groß begann mit dem Drehen an der Kostenschraube. Um die Wege in der Produktion kurzhalten und dem Handel einen attraktiven Preis bieten zu können, investierte er kurz nach dem Kuschelweich-Kauf in neue Maschinen, seitdem stellt er die Flaschen und Verschlüsse für sei-ne Produkte im eigenen Werk her.

Das Design der Kuschelweich-Flasche gab Unilever nicht mit ab, denn der Hersteller nutzt es auch für seine Weichspüler in ande-ren europäischen Märkten. Wie ein großer Unternehmensappa-rat in solchen Punkten tickt, das kennt Groß aus seinem früheren Arbeitsleben. „In einem internationalen Konzern darf nicht jedes Land reinquatschen“, sagt er. Was bedeutet: Die Entscheidung über ein Produkt fällen die Manager des Marktführer-Landes. Und weil ein Konzern dezentral produziert, müssen die anderen Länder auch Neuheiten übernehmen, die sich für sie nicht rechnen, etwa eine aufwändige Flaschenoptik.

Schneller entscheiden, Kosten reduzierenGroß dagegen bestimmt selbst, wie seine Verpackungen aussehen. Das Fit-Team stellte die Form der Kuschelweich-Flasche von geschwungen auf viereckig um. Was für die Flasche bedeutete: 40 Prozent weniger Gewicht und besser in den Transportkarton zu packen.

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Fit-Geschäftsführer Wolfgang Groß hat die Marke Kuschelweich wieder belebt. Der Kuschelbär musste natürlich mit dabei sein.

Page 46: Die Wirtschaft 04/14

46 die wirtschaft Nr. 4 | April '14

Für Groß ist die hohe Fertigungstiefe ein Muss, um möglichst günstig fertigen und dem Handel attraktive Preise bieten zu können. Kunden kümmert das nicht. Argumente wie Arbeitsplätze und Umwelt-schutz dagegen zählen für viele Verbraucher. Entsprechend zog Fit die Werbung auf. „Kuschelweich zurück in Deutschland!“, verkündeten Printanzeigen, betonten den Treibhausgas-Spareffekt der kürzeren Transportwege und den Jobfaktor der Produktion vor Ort.

Das entscheidende Merkmal des Produktes aber sei der Duft, sagt Groß. In der Startphase durfte Fit die Kuschelweich-Parfums von Uni-lever nutzen. „Auf Dauer überlassen wollte der Konzern sie uns jedoch nicht“, sagt Groß, schließlich plante das Unternehmen nicht den Ver-kauf seiner kompletten Weichspüler-Sparte, son-dern nur das Abstoßen einer lokalen Marke.

Anders als große Wettbewerber beschäftigt Fit keine eigenen Duftentwickler. Groß beauf-tragte Parfumhersteller mit dem Kreieren neuer Düfte. Ein Marktforschungsinstitut testete die Vorschläge: Was nicht ankam, ging zum Ver-bessern zurück an die Parfümeure. Einmal pro Monat trafen sich 15 Fit-Mitarbeiter plus Chef, um die Umfrage-Sieger zu bewerten. Insgesamt dauerte der Prozess länger als ein Jahr. Entspre-chend hoch waren die Kosten. „Doch Duft ist ein komplexes Thema“, sagt Groß, „und sein Stellenwert bei einer Kaufent-scheidung nicht hoch genug einzuschätzen.“

Was die Entscheider in einem Konzern natürlich ebenfalls wissen. Doch sie haben auch in diesem Punkt weniger Freiheiten als eine klei-ne Firma. Zwar verkauft ein internationaler Hersteller seine Produk-te unter anderen Markennamen, was in Deutschland und Österreich Kuschelweich heißt, das heißt in England Snuggle, in Frankreich Cajoli-ne, in Italien Coccolino. Beim Duft aber, erzählt der ehemalige Konzern-mann Groß, gelte bei den Großen der kleinste gemeinsame Nenner: „Vom Nordkap bis nach Sizilien muss man sich auf ein Parfum einigen, das alle Verbraucher akzeptieren.“

Bei vier Düften orientierte sich Fit an den Vorgänger-Versionen, zwei weitere entwickelte das Unternehmen selbst – Favoriten in den Verbraucherumfragen, die es auf dem deutschen Markt früher jedoch nicht gab. Die Neuen füllten offensichtlich eine Marktlücke, denn die blumig riechende und die vanillige Sorte verkaufen sich mit am besten. Was beweist: Auch beim Produkt selbst gelang es Fit, das Potenzial der berühmten Weichspüler-Marke auszuschöpfen.

Der Fall Fit und Kuschelweich zeige, dass national geführte Marken bei kleinen Herstellern besser aufgehoben sind als bei einem Konzern, sagt Franz-Rudolf Esch, Professor für Markenmanagement an der Euro-pean Business School in Wiesbaden. „Mittelständler schaffen es, auch vernachlässigte Marken wieder zum Glänzen bringen, denn sie können mehr Hingabe und Augenmerk auf das Maßschneidern des Produktes legen als ein Großkonzern.“

Am deutlichsten wird es an der Geschichte des Kuschelbären. In der großen weiten Welt der Wasch- und Reinigungsmittel positionieren sich

Produkte meist über ihre Wirkung. Waschen weißer als weiß, reinigen mit Fünffach-Fleckfaktor, besitzen höchste Fettlösekraft, spülen Wäsche so weich nie zuvor. Technisch nüchtern, ergebnisfixiert. Kuschelweich hingegen setzt nicht auf Funktion, sondern auf Emotionen. Der Bär als Werbefigur verankert die Marke in den Köpfen potenzieller Kunden, verleiht einen Muss-ich-kaufen-Effekt. Neben dem Plüschtier verblasst jedes Produktargument. „Der Bär ist der Kern der Marke“, sagt Groß. „Ein starkes Pfund, das Kuschelweich bereits mitbrachte.“

Keine Marke ohne Bär!Unilever sah es genauso. Als die Kaufverhandlungen so gut wie durch

waren, kam plötzlich der Hammer: Den Kuschel-bären verkaufen wir nicht mit, erklärten die Konzernmanager, der soll weiterhin für unsere Weichspüler in den anderen europäischen Märk-ten werben. Fit-Chef Groß und sein Marketing-mann Jahnke fielen fast von den Stühlen. Der Bär ist das Entscheidende an Kuschelweich, argu-mentierten sie, er ist untrennbar mit der Marke verbunden, das Produkt funktioniert doch nur über das Tier! Aber die Konzernvertreter blieben hart.

Zurück in Hirschfelde heckten Groß und Jahn-ke einen Plan B aus: Wenn die uns ihren Bären nicht geben wollen, dann wollen wir das Recht, uns einen eigenen Bären zu suchen. So klopfte Fit bei Werbeagenturen an. Vier Konzepte für einen Nachfolger-Bären lagen schließlich vor: Panda, Koala, Eisbär, Braunbär. Die Kunden wählten den Braunbären als Werbefigur. Mit ihm siegte der Typ, der dem Vorgänger- modell am ähnlichsten ist. Vielen Käufern ist die Marke aus der eigenen Kindheit vertraut, und wenn sie selbst Eltern sind, kehren sie oft zu ihr zurück. Ein Kundenstamm, der sich halten wird, meinten Groß und sein Team. Außerdem konzentrieren sich die Wettbewerber auf andere Käu-ferschichten und -typen, positionieren ihre Weichspüler als Verwöhn- oder Parfumprodukt. Mit klarem Familienfokus und „Kuschelgarantie“ dagegen tritt seit jeher allein die Mittelpreis-Marke mit dem Bären auf. Ausschließlich über das Internet ließ sich diese Zielgruppe aber nicht erreichen. Fernseh-Spots sind für Fit jedoch kein Thema, viel zu teu-er. Da kam Groß, Vater von zwei erwachsenen Töchtern, auf die Idee mit dem Bärensong. Sein Kalkül: Radiowerbung ist weitaus billiger und erreicht sehr schnell sehr viele Menschen. Also ließ er eine eigene Wer-behymne komponieren.

„Ich bin dein kleiner Kuschelbär von Kuschelweich und riech’ so fein“, singt eine sanfte Männerstimme, jemand klimpert auf einer Gitar-re. Kleine Kinder lieben es. – „Ein Bär, den jeder kuscheln mag und gerne an sich drückt.“ – Erwachsene sehen einen Bären im Handtuchstapel landen, weil sie die Marke automatisch mit der berühmten Fernsehwer-bung von damals verbinden. – „Mein Duft macht Wäsche frisch und dich verrückt.“ Ist zwar der falsche Bär, an den die Verbraucher bei dem Lied denken. Aber die Gefühle passen. Und eine Marke lebt schließlich von Emotionen.

„Was man gewohnt ist, das möchte man

bewahren, das ist bei Marken ganz genau so.“

Wolfgang Groß, Geschäftsführer von Fit

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Eine Initiative der gewerblichen

Immobilienwirtschaft

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Hoffnungen aus ÜberseeFür Obama-Biograf Christoph von Marschall bleiben die USA die

Weltkonjunkturlokomotive. Ein Interview über Erwartungen an das Transatlantische Freihandelsabkommen, das amerikanische Umweltbewusstsein und über die

Entzauberung des US-Präsidenten. Interview: Daniel Nutz

Christoph von Marschall kommt gerade aus dem Frühstückssaal eines Wiener Innenstadthotels. In wenigen Stunden soll der lang-jährige US-Korrespondent, Buchautor und Obama-Biograf beim Kongress der AXA-Investment-Manager seine Sicht zur Weltkon-junktur kundtun. So viel vorweg: Von Marschall glaubt an die wei-tere Vormachtstellung der USA. Im folgenden Gespräch erklärt er, warum.

Ein Blick auf die zentralen Wirtschaftsdaten von 2013 zeigt: Die USA sind zurück als globaler Weltwirtschaftsmotor. Kann das Land die Drehzahl halten?Der Aufschwung in den USA war seit Ausbruch der Krise eigentlich immer doppelt so groß wie in Europa. Jetzt gibt es dort ein BIP-Wachs-tum von 1,8 Prozent, verglichen mit gerade mal einem Prozent in der EU. Das ist aber noch immer recht wenig. Zumal die Erwartungen der Amerikaner viel größer sind. In vorangegangen Krisen erholte sich die Wirtschaft weitaus schneller. Vor allem die Arbeitslosigkeit ist mit sie-ben Prozent für US-Verhältnisse viel zu hoch. Das ist der Hauptgrund, warum Präsident Obama den leichten Aufschwung nicht als Erfolg ver-buchen kann.

Mehr Aufschwung erhofft man sich durch die Transatlantische Freihandelszone. Dabei könnte es sein, dass ganze Sektoren wie die Landwirtschaft ausgenommen werden. Ist hier ein zahnloses Abkommen zu befürchten?Ein Abschluss hätte sicher positiven Einfluss – sowohl auf die USA wie auch auf Europa. Wenn man Branchen rausnimmt, verliert man zwar Durchschlagskraft, aber es ändert nichts am positiven Kernwert. Dieser besteht in der Idee, nicht nur Zölle, sondern auch die nicht tarifären Handelshemmnisse abzubauen.

Bestrebungen, Handelshemmnisse zu reduzieren, gibt es schon lange. Wieso sollte es diesmal klappen?

Weil die USA und Europa nicht mehr alleine die Macht von früher haben, am globalen Markt Standards und Normen zu setzen, nach denen sich die restliche Welt richten muss. Das geht heutzutage nur mehr gemeinsam. Nehmen wir nur das Beispiel E-Mobilität. Es wäre zweifelsfrei nicht gut, wenn jeder Kontinent seinen eigenen Ladeste-cker entwickelt. Wenn sich die Europäer mit den Amerikanern einigen, werden die Chinesen oder Inder aber keinen eigenen bauen. Wir stärken dadurch unsere Vormachtstellung.

Kritiker meinen, die positiven Auswirkungen der Freihandelszo-ne würden überschätzt, während man sich einige Probleme ein-handelt.Wenn ein Abkommen, das auf Normen und Industriestandards aufbaut, zustande kommt, verlängert das die Dominanz der westlichen Staaten auf Jahrzehnte. Das Abkommen hat eine große strategische Bedeutung. Es geht um enorme Sparpotenziale. Nehmen wir nur die Automobil-industrie: Wer heute in den USA und Europa ein Auto auf den Markt bringt, muss jeden Tank oder Blinker separat herstellen, jeden Crashtest doppelt machen. Dadurch entstehen Milliardenkosten. Für den Endver-braucher macht es aber vermutlich wenig Unterschied, ob ein Crashtest mit 50 km/h oder mit 30 mph durchgeführt wird. Solche Hürden gibt es hunderte.

Beim Arbeitsrecht oder manchen Umweltauf lagen gibt es aber teilweise weit auseinanderliegende Positionen. Auch beim Kon-sumentenschutz: Stichwort Gentechnik. Sind diese überwindbar?Wenn man die volkswirtschaftlichen Interessen in den Vordergrund stellt, sind diese Fragen alle lösbar. Bei Konsumthemen könnte man etwa über weitreichende Kennzeichnungen eine Lösung finden und den Markt entscheiden lassen. Wenn die These stimmt, dass Europäer kein Gen-Food kaufen wollen, müssten wir halt auf die Produkte schreiben, dass sie gentechnisch verändert wurden. Man kann dem Endverbraucher die Möglichkeit der Entscheidung geben, ob er es kauft oder nicht kauft.

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Europa fühlt sich den USA manchmal moralisch überlegen. Wir wollen unsere Wirtschaft etwa durch die Energiewende befeuern, während die USA weiter der Energieverschwender Nummer eins sind. Wie sehen uns die Amerikaner?Es herrscht ein tiefer Kulturunterschied. Die Amerikaner schauen negativ auf den Staat und stellen das freie Unternehmertum über alles, während die Europäer stolz auf den Staat sind. Wir haben in Europa so-zial sehr befriedete Verhältnisse. Die Amerikaner sehen sich aber wirt-schaftlich dynamischer. Und sie haben auch recht, man braucht nur auf Patente und Entwicklung zu schauen.

Die USA erzielen das Wachstum aber auf Kosten anderer. Nicht zuletzt zulasten von Umwelt und Klima. Sieht man das Problem in den USA nicht?Man sieht es viel weniger als bei uns. Die USA sind ein großes Land. Eine Umweltbewegung gibt es eher in den Ballungsräumen. In ländlichen Gegenden hat man das Gefühl, dass Raum und Ressourcen unendlich vorhanden sind. Montana hat 900.000 Einwohner und ist so groß wie Deutschland. Man spürt da die negativen Auswirkungen der Industria-lisierung weniger. Darum denkt man natürlich im dichtbesiedelten Europa eher über Umweltthemen nach.

Darum wird vermutlich auch Al Gore in Europa mehr geschätzt als in seiner Heimat. Ähnlich verhält es sich mittlerweile mit Präsident Barack Obama. Warum hat er bei vielen Amerikanern seinen Kredit verspielt?Weil viele das Grundgefühl haben, dass sich in seiner Amtszeit die wirtschaftliche Lage des Volkes nicht verbessert hat. Wenn man durch-rechnet, was man jetzt hat und was man vor zehn Jahren hatte, kommt oftmals nicht mehr raus. In Europa sehen wir das natürlich emotions-freier, aber wir blenden auch viel aus. Etwa indem wir mehr auf seine Außenpolitik fokussieren. Man kann in den USA aber durchaus von einer nachhaltigen Entzauberung Obamas sprechen.

Die radikale Tea Party hat in der Republikanischen Partei erheb-lichen Einf luss gewonnen. Könnte es sein, dass sie gar den näch-sten Präsidenten stellt?Nein. Die Tea Party ist bereits über ihrem Zenit. Ich glaube nicht, dass es eine weitere Rechtsverschiebung geben wird. Die Republikaner müs-sen sich vielmehr damit auseinandersetzen, mit welchem Programm sie mehrheitsfähig sein können. Die Partei muss sich öffnen, wenn sie eine Chance haben will. Dies könnte allerdings zu internen Machtkämpfen führen. Das wiederum ist die Chance der Demokraten.

Könnte politische Destabilität die US-Wirtschaft gefährden? Im Moment sind die USA wohl der attraktivste Wirtschaftsraum. Die Hoffnung der Weltwirtschaft liegt wieder auf Amerika. Die Selbstkor-rekturkräfte in den USA waren immer da. Daran glaube ich auch dies-mal. In den USA gab es beispielsweise keine linken oder rechten Dikta-turen wie in Europa. Man macht dort zwar vieles falsch, aber gleicht es immer wieder aus. Das spricht für die US-Wirtschaft. Die Probleme bei-spielsweise in China sind größer als in Amerika, zumal es in den Staaten jedenfalls höhere Problemlösungskompetenz gibt.

Und wie steht es um Europa?Man leistet sich den Luxus, Probleme nicht zur Kenntnis zu nehmen. Europa tut so, als wäre es eine Insel. Wir entwickeln aber nicht die glei-che Anziehungskraft wie die USA. Wenn wir wollen, dass die besten Wissenschafter zu uns kommen, müssen wir daran etwas ändern.

„Die Amerikaner sehen sich aber wirtschaftlich dynamischer. Und sie haben auch recht, man braucht

nur auf Patente und Entwicklung zu schauen.“

Zur PersonChristoph von Marschall ist Journalist und Buchautor mit Spezialgebiet USA.

Für den „Tagesspiegel“ war er jahrelang als US-Korrespondent in Washington tätig. Über die Präsidentschaft Obama verfasste er drei Bücher.

ZVG

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Stefan Böck ist Chefredakteur des Österreichischen Wirtschaftsverlags und nimmt sich kraft seines Amtes heraus, die letzte Seite mit seinen verqueren Gedanken zu füllen. Schreiben Sie ihm: [email protected]

Böck macht Schluss

Beim Roundtable der Spitzenkandidaten zur EU-Wahl waren nach der Debatte noch die Mikros offen. Lesen Sie

hier das erschütternde Transkript einer Diskussion, die Sie sie so nie in anderen Medien sehen oder hören werden.

Stadler: Na, des war ja wiedermal eine getürkte Debatte. Man will uns mundtot machen.

Mölzer: Komm runter, du machst halt so lange Kettensätze, da wirst halt unterbrochen.

Vilimsky: Richtig. Wir haben klare, kurze Botschaften, mehr kapieren die Wähler nämlich net.

Lunacek: Eure Botschaften sind kurz, böse und komplett sinnentleert.

Freund: Also, ich bin nicht sicher, ob das meine Parteilinie ist, aber …

Karas: … ah, bahnt sich da vielleicht doch noch eine klare Aussage ihren Weg?

Freund: Na heast, ich hab wenigstens eine Partei, für die ich mich nicht genieren muss, du Loser.

Haider-Quercia: Also mein Papa, der hätt’ euch alle in Grund und Boden hätt euch der

geredet, mein Papa.

Mlinar: Mit einem Taferl vielleicht über Schildläuse und Blutschokolade?

Mölzer: Negerküsse, hihi.

Vilimsky: Negerkonglomeratsküsse. (prustet)

Lunacek: Also jetzt reicht’s, ich geh jetzt. Und von euch sagt wiedermal keiner was

gegen die rechten Rülpser.

Stadler: Moment! Erstens simma nimmer auf Sendung, und zweitens hab ich mit denen

nix zu tun, das sind ja alles Verräter, sind das.

Freund: Also, der Kabas sicher nicht, der Kabas …

Karas: Karas! Bist du deppert! Ich heiß Othmar, nicht Hilmar.

Mölzer: Hump! (lacht laut)

Vilimsky: Dump! (prustet) Haha! A bisserl schaust ihm sogar ähnlich

(klopft sich auf die Oberschenkel), am Plakat sogar!

Karas: Also! A bisserl mehr Ernsthaftigkeit tät euch nicht schaden.

Lunacek: Haha, Ernst haftig, der war gut! Ernst und Haft, verstehst? Urlustig!

Den Spruch müss ma plakatieren, ich ruf gleich im Büro an.

Mlinar: Ich hab schon mehr g’lacht. San Sie eingraucht?

Vilimsky: Also i find’s lustig. Dem Kickl fallert so was eh nimmer ein.

Mölzer: (gestikulierend und im Brustton) Wien-darf-nicht-Colorado-werden.

Haider-Quercia: Also, das war noch von meinem Papa, gell, dem ist das eingefallen,

nur die Stadt hat, glaub’ ich, anders g’heißen.

Stadler: Tschikago, Mädel, Wien darf nicht Tschikago werden. Und der Spruch war von mir.

So wie alles Geniale damals von mir zum Jörg kam, wir waren wie Lennon und McCartney,

waren wir.

Freund: Frevler! Beavis und Butthead, allerhöchstens.

Lunacek: Thelma und Louise.

Haider-Quercia: Susi und Strolchi.

Mölzer: Statler und Waldorf.

Vilimsky: Tristan und Isolde.

Mlinar: Scully und Mulder.

Karas: Camillo und Peppone.

Freund: Porgy und Bess.

Lunacek: Batman und Robin.

Haider-Quercia: Frodo und Sam.

Mölzer: R2D2 und C3PO.

Vilimsky: Aronal und Elmex.

Mlinar: Black und Decker.

Karas: Ha und Emm.

Freund: Ketchup & Mao.

Europas Elite

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D i e N e w D e s i g n U n i v e r s i t y

i s t d i e P r i v a t u n i v e r s i t ä t

d e r W i r t s c h a f t s k a m m e r N Ö

u n d i h r e s W I F I

Master

■ Innenarchitektur & 3D Gestaltung

■ Raum- und Informationsdesign*

■ E-Mobility & Energy Management

■ Intellectual Property Rights & Innovations

■ Entrepreneurship & Innovation○

Bachelor

■ Grafik- & Informationsdesign

■ Innenarchitektur & 3D Gestaltung

■ Manual & Material Culture

■ Event Engineering

■ Business & Design○

○ i n P l a n u n g * i n A k k r e d i t i e r u n g

oPeN hoUse 4.+ 5. aPril

N e w D e s i g N U N i v e r s i t yg e s ta lt U N g . t e c h N i k . B U s i N e s s

D ieZUkUNFt wartetNicht

w w w . N D U . a c . atJ e t Z t s t U D i e r e N !

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