Gasschutz Und Luftschutz 1932 Nr.9 September 1932

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    Gasschutz

    und

    Luftschutz

    Zeitschrift fr das gesamte Gebiet des Gas- und Luftschutzes

    der

    Zivilbevlkerung

    Mitteilungsblatt amtlicher Nachrichten

    Schriftleitung: Dr. Rudolf Ha

    .n

    slian und Prsident Heinrich Paetsch in Berlin

    He ra usgeber: Dr. August SchrimpH in Mnchen

    NR. 9

    BE RL

    IN , IM SEPTEM BE R 19 32

    2. JA H RGA NG

    Oberlt.

    a.

    D. v. Fichte: Wie werden Luftangriffe durchgefhrt? F. Gcisler: Abrstungskonferenz u. Deut.

    scher Luftschut z_Verband . Bericht u. Beschlsse des "Sonderkomitees f chemische u. bakteriologische Waffen"

    vom 18.-31.

    5.

    32, bestimmt fr die Hauptkommission der Abrstungskonferenz. Prsident Pactsch: Selbst.

    schutz im Luftschutz. A. Gieslcr: Gedanken zum Problem der ffentlichen Warnung. Luftmanver u. Luft.

    schutzbunge

    n.

    Auslandsnachrichten. Gasgefahren des tglichen Lebens. Technische Nothilfe. Technik des

    Luftschutzes: Dr. Treichel: Knstlicher

    le

    be . o.bel'postrat GoecLe : Gasschut z fr grenznahe Orte. Dr. v. Rhlc:

    Brandb ombenlsohung? Univ ersit t K

    ni

    gsberg im L u f t s c h u t ~ Stahlh elm

    .Gassc

    hut.z,bung. Referate. Lite ,

    ratur . Patente und

    Geb

    rauchsmus

    te r

    .

    An unsere

    Leser

    Verlag und

    Schriftleitung

    von

    "

    Gasschutz und

    Luftschutz" befin

    den

    sich

    seit

    1. September in Berlin NW 40, In

    den

    Zelten 22, Fernsprecher: A 1, J ger 01 41

    Wie

    werden Luftangriffe durchgefhrt

    Oberl

    eu

    tn ant a. D.

    v o n

    F

    i h

    t e, Berlin

    In nicht allzu ferner

    Zeit

    wird endlic.h .der Tag

    gekommen sein, an dem der Luftsc.hutzgedanke

    a'uch

    n

    Deutsch1and Geme

    in

    g

    ut

    aller Sc'hkhten

    der

    Bevlkerung .geworden sein wird. Eine Reihe von

    Persnliohkciten wird berufen

    werd

    e

    n,

    sich

    aktiv

    an

    der

    Lsung

    des

    Luftschutzproblems zu beteili.

    gen, um im Ernstfa lle

    auf verantwortungsvollem

    Posten fr

    das

    W ohJ des gesamten Volkes zu

    handeln.

    Will man sich gegen cine Gefahr sc.htz.en,

    so

    ist

    es das wichti s te, da man diese Ge fahr ~ a n z k'lar

    erkennt. ur dann

    kann

    der Schutz oder

    die Ver

    .

    teidigUllJg am

    wirksamst,en gestaltet werden . In dem

    vorliegenden Falle ist es demnach fr jeden, der

    sich irgendwie mit der Organisation eines

    Luft.

    sohutzes beschfti,gt,

    unbedingterfordeclioh,

    da er

    we

    i, wie Luftangriffe durc.hgefbrt

    werden und

    mit

    welc.her Art ci n

    es

    Angriffs er Tm ei,nzelnen Falle

    2)

    U rechnen hat.

    Bei den nachfolgen.den Aru f'hrungen

    setze

    ich

    dio verschiedenen

    Hauptarten

    von Bomben

    (Spr.eng., Gas. und Brandbomben), die

    bei

    Luft.

    angriffen

    verwandt

    werden knnen, sowie deren

    Wirkungen a

    ls

    bekannt voraus,

    da

    da rber schon

    heute zur Genge gesprochen und gesohrieben wor.

    den ist.

    Es

    sei in ,diooem Zusammen.hang

    nur

    noch.

    mals darauf hingewiesen. da Luftangriffe

    mit Gas

    .

    bom ben bei weitem nic.ht die gefbrlic'hsten sind,

    da die Wirksamkeit der Gasbomben wesentlich

    von

    ' den meteorologischen und

    geographischen

    Verhltni

    ssen am

    oder im Ziel

    abhngt,

    und zu.

    dem der

    Schutz gegen

    Gas schon mit verhltnis

    .

    mig

    primitiven Mitteln

    berall

    durchgefhrt

    werden

    kann. M. E. kann

    gar nicht

    genug auf

    diese Tatsache hingewiesen

    werden, damit end

    .

    lieh

    Schauerartikel mit "undurchdringlichen

    Gas.

    mauern",

    die in wenigen

    Sekunden

    jede

    Gro

    .

    stadt

    in ein unermeliches

    Leichenfeld

    verwan.

    deln, aus

    der Presse

    verschwinden.

    Derartige

    Auslassun.gen

    sind nm

    dazu angetan, die psycho.

    logische

    Wir1..'l\Jng

    auf die Masse,

    die

    ,der Gegn

    er

    ge

    ra de duroh G asan,griffe erreichen will, zu ver.

    strken,

    anstatt sie a

    bZlUSc.hwohen.

    In

    das Gebiet

    der Angst.

    und

    Wildmacherej ge.

    hrt auch die Fabel von dem durch Bomben.

    geschwader ver,dunkelten Himme

    l.

    Wir wiss

    en

    ganz

    gena.u, da unsere Nachbarn mit aUen ihn,en zu

    G ebote

    stehenden

    Mitteln ihre LuftrstuJlcf

    bettei

    .

    ben.

    Es darf aber

    auoh nioht vergessen

    r d e n

    da

    die Luftwa

    ff

    e

    in der Hand

    eines Staates ein

    sehr wertvolles, aber a

    ucth sehr

    ernpnndsemes In.

    stliument ist,

    das

    man nur

    dann voU

    aufs Spid

    setzen wird, wenn

    der

    Einsatz einen wirklich loh.

    nenden, also mgJichst kriegsentsc.h.ej,denden Erfolg

    verspricht.

    Allerdinrgs bedeutet fr einen Gegner der Einsatz

    seiner Luftstrei

    tkrft

    e gegen

    neutschJ

    and

    ja

    gar

    kein "aufs Spiel setzen", denn Deutsohlands vllige

    Wehrlosigkeit

    in der Luft und in der

    Luftverteidi

    .

    gung ermg'liohen dem

    Gegner das

    Auerachtlassen

    jeder

    Vorsioht vor einer Abwehr, so da

    er

    seine

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    Angriffsflge als rein

    e x e r z i e r m i ~ e

    bungsflge

    durchfhren kann.

    SomH wird man

    in

    Dootschland

    bei

    Luftangriffen

    mit

    der berraschung rechnen msscn, da der

    Gegner von den derzcitigen

    Grundstzen

    der

    Guft;

    taktik, wie

    sie

    nachstehend behandelt werden,

    vllig abweicht. Vielmehr

    wird der Gegner

    seine

    Bomben so werfen, wi,e

    es

    i m fr

    j.eweiHg

    zu

    erreichende Absicht

    am

    gnstigsten erscheint.

    Das Fehlen

    der

    aktiven Abwehr in Deutschland

    hat

    aber

    noch einen weiteren, u.

    U.

    sehr e m p f i n d ~

    liohen Nachteil.

    Der

    Gegner kann

    beHebdg

    T u

    sch

    ung

    smanver in

    der Luft a'usfhren

    mit dem

    Zweck,

    auf

    einem

    Fluge

    mit einem bestimmten

    Angriffsziel

    mglichst

    viele

    Stdte, I n d u s t r i e

    zentren

    u. .

    in Alarmzustand

    zu

    versetzen. Das

    b

    ede

    utet immer

    Beunruhigung der

    Bevlkcrung,

    Minderung der Produktion

    und hnliche ble

    Folgen. In

    einem abwehrstarken Lande werden

    Bombengeschwader fast

    stets den krzesten

    n

    und Abflugweg

    whlen, ganz

    abgesehen davon,

    da

    die Besatzungen

    durch jede Abwehr moralisch

    beeinflut

    werden und dadurch

    Treffmglichkeit

    und

    Treffsicherheit

    stark

    herabgemindert werden.

    Bei Luftangriffen hM

    man

    zunchst

    2lwei

    groe

    Gruppen

    zu Unterscheiden, und zwar Tag und

    N

    ach

    t a n g r

    i

    f

    f

    Tagangriffe.

    Der wesentlichste

    Unterschied

    bezglich

    der

    An ,

    griffs ta.ktik bei Tage und bei Nacht bestelht darin,

    da Tag a n g r i f f e im al1gemmnen in g e s c h l o s s c

    nen

    Verbnden durchgefhrt werden, whrend bei

    Nachtangriff

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    gefhrlichsten

    sein

    werden,

    da

    zu diesen Angriffen

    hauptschlidh schwere Minenbomben

    Verwendung

    fin.den.

    Eine ,

    dritte Art des

    Tagangriffs ist die

    des

    aus;

    gesprochenen.

    T i

    e fan g r i f f s, d. h.

    sowohl An

    und

    Abmarschweg,

    als

    auch

    der

    Angriff selbst

    werden

    in ganz

    niedrigen Hhen (20

    bis

    25

    m)

    geflogen.

    Der Hauptvorteil dieser Art des Luft

    angriffes

    ist

    der,

    da

    die gegnerische

    Erdabwehr

    nicht

    Jagdflieger) so

    gut

    wie vollstndig

    unwirh

    sam

    wird,

    da

    einmal die

    Winkelgeschwindigkeit

    des

    Ziels

    in so

    niedrigen Hhen

    eine so groe

    ist,

    da

    die

    Waffen nicht mehr

    folgen

    knnen,

    und auerdem Wlder

    ,

    Straenbume,

    Huser,

    kleine

    Erhebungen von

    dem

    Angreifer

    als

    Deckung

    gegen

    Sicht ausgenutzt werden

    knnen.

    Die Orientierung

    ist in diesem Falle

    natrlich

    auerordentlich

    schwer

    unn stellt an

    die B

    e-

    satzungen, besonders an

    die

    Fhrer,

    groe An

    for,derungen.

    Derarti

    .ge Angriffe knnen auch nur

    von s01chen Gesdhwa

    dern

    gdlo.gen

    werden

    , die ber

    eine erhebliche bung in ,dieser Bezehung

    v e r f ~ e n

    Fr

    den

    Angegriffenen kann ein derarti,ger Angriff

    natrlioh sehr berraschend kommen, da

    der

    Flug

    meldedien

    st

    nur

    sehr

    sohwer die genaue .Richtung,

    in der ,gef,logen wird, feststellen kann.

    Eine

    letzte

    und besond

    ere Art

    desTagangriffs

    ist

    der

    An 'g r i f f im S t 'u r z f lug.

    Er

    wjrd in d.er

    Weise durchgefhrt, da

    ei

    nzelne Flugzeuge aus

    einem Verbande her3lUs fast

    senkrecht

    a

    uf

    ein

    An

    ~ r i f f s z i e l herabstoen

    und

    eine Sprengbombe

    :1US

    ganz niedrig,er Hhe abwerfen. Bezglich Treff

    sicherheit s01len mit dieser Art des

    A n ~ r i f f s

    recht

    gute Resultat,e erzielt worden sejn. Angewendet

    wird dieser Angriff auf kleine oder einzelne

    Ob

    jekte

    von ,geringer Ausdehnun,g, aber entsprechen;

    der Wichtigkeit (Elektrizittswerke u. .).

    ber

    Zweckmigke.it

    der

    Vernebelung derartiger

    Objekt

    e gehen bekanntlich die

    M e ~ n u n g e n

    noch

    ziemlich auseinander. Sicher ist , ,

    da

    eine einiger

    schu tzge

    dank

    en in der Bevlk

    er

    ung zu frdern,

    sondern

    auch,

    und darauf kommt

    es

    hauptsch.

    lich an, bei d

    er Durchfhrun

    g praktisch mitzu .

    arbeiten.

    Ebenso

    wichtig ist

    aber auch

    die

    1it.

    arbeit

    der groen

    Or

    gani

    sa tion

    en, die

    den

    Haus'

    und Grundbesitz

    auf der einen Seite, die

    Mieter

    auf

    der anderen Se

    ite in

    sich

    zusammenfassen

    .

    Der

    Deutsche Luftschutzv

    e

    rband wird

    im

    Ein.

    vernehmen mit den zustndigen

    Behrden in allen

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    den Orten, in denen berhaupt Luftschutzma

    .

    nahmen

    eingerichtet

    werden,

    Beratungsstellen

    fr

    den Selbstschutz der Zivilbevlkerung einrichten

    mssen

    unter gleichzeitiger

    Herrichtung von

    Musterr umen sowohl

    fr

    den

    Ke

    ller.

    als

    auch

    fr

    den Feuersch

    ut

    z. Die Feuerwehr und

    au

    ch

    die

    Baube

    hrde werden

    hier

    mit dem Luftschutzv

    er.

    band

    eng

    zusammenarbeiten

    mssen.

    Auch

    die

    Ausbildung der Luftschutzwarte fr

    ihre Sonderaufgaben mu in gemeinsamer

    Arbeit

    zwischen

    Luftschutzverband und Behrde

    er.

    folgen.

    In

    Abendk

    ursen werden

    sowohl die poli.

    zeilichcn als

    auch

    feuertechnischen

    Fragen

    wie

    auch

    sc

    hlielich

    praktische Anwe

    i

    sungen

    zum

    Ausbau

    der

    Sammel

    sch

    utzrum e

    von sachverstndigem

    Personal

    gel

    ehr

    t

    werden

    mssen. Eine

    Ausbildung

    in

    der ers

    t

    en

    Hilfe

    durch Vermittlung

    des Roten

    Kreuzes oder sons

    ti

    ger

    karita tiv er Verb

    nde

    drfte

    die A usbildung

    der Luftschutzwarte zweck.

    mig ergnzen.

    Zusammenfassend

    kann also gesagt werden,

    da

    das

    g

    roe

    beso

    nd ers

    wichtige

    Ge

    biet des

    Selbstschu tzes der Bevlkerung A ufgabe

    der

    hi

    er.

    fr geeigne ten

    Verbnde, insonderheit

    des Deut.

    schen Luftschutzverbandes,

    ist,

    und da

    im

    Gegensa

    tz vie

    ll

    e

    icht

    zu

    mancher

    Verbandsttig"

    keit, die

    nur

    allzu

    leicht in

    Vereinsmeierei aus.

    artet,

    hier

    praktische

    Arbeit

    hinunter

    bis

    zur

    Kle

    inarb

    eit

    in jedem Haushalt geleistet werden

    mu, eine

    Aufgabe,

    die nur

    dann erfllt werden

    wird,

    wenn der

    De

    utsche Luftschutzverband

    se

    lbst in Aufbau und Gliederung

    sich

    fr die

    Er.

    fllung

    seiner Ttigkeit arbeitsfhig macht

    und

    solche

    Mitglieder

    fr die

    fhrenden

    rtlichen

    Stellen zu

    gewinnen versteht,

    die gewillt

    sind,

    unter

    Zurckstellung

    eigenen

    Geltungsbedrf.

    nisses die

    oft

    schwierige

    Arbeit der

    berzeugung

    der Mitmenschen

    zur

    Mitarbeit

    zu

    bernehmen

    und sie

    unt

    er

    sachlicher Anleitung zur

    B

    et

    tig

    ung

    an

    dieser

    Selbsthilfe

    auch

    un t

    er Einsatz kleiner

    finanzieller Opfer zu

    bringe

    n.

    Ich

    hoffe,

    durch meine Ausfhrungen das

    Pro